1879 / 4 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 06 Jan 1879 18:00:01 GMT) scan diff

vinzial⸗Steuerdirektoren durch Cirkularerlaß vom 31. v. M. u. 8 darauf aufmerksam gemacht, daß, na der Verein⸗ barung im Schlußprotokoll unter B. zu Artikel 6 des Vertrages, leinene Garne, welche im Grenzverkehr zum Bleichen oder Verweben aus dem Gebiete des einen vertragenden Theiles in das des andern gebracht und gebleicht oder ver⸗ webt zurückgebracht werden, weder in Ketten gelegt noch plom⸗ birt zu sein brauchen; es genüge vielmehr, bei der Ausfuhr ber lebenlfs Einfuhr die Menge und Gattung anzugeben, eventuell Proben zurückzubehalten und bei dem iederaustritt beziehentlich Wiedereintritt die Uebereinstimmung des gebleich⸗ ten oder zu Leinwand gewebten Garnes mit dem ausgeführten rohen Garn nach Gattung und Menge nachzuweisen. Da vor⸗ aussichtlich österreich- ungarischerseits sofort nach dem Inkraft⸗ treten des Vertrages der Veredelungsverkehr an die verein⸗ barten Bedingungen und Förmlichkeiten werde 5 werden, so seien die betheiligten Gewerbetreibenden des Bezirks in geeigneter Weise noch besonders auf dieselben aufmerksam zu machen.

In den deutschen Münzstätten sind bis zum 28. Dezember 1878 geprägt worden, an Goldmünzen: 1244 824 580 S6. Doppelkronen, 399 904 660 M6 Kronen, 27 969 845 S6 Halbe Kronen, hiervon auf Privatrechnung 353 246 030 6. Vorher waren geprägt: 1 244411 1060 t Doppelkronen, 399 370 320 66 Kronen, 27 969 ga5 S Halbe Kronen, hiervon auf Privatrechnung 352 140 580 60 Summa 1 672 699 085 M

In der Untersuchung gegen einen Hausbesitzer, welcher die Wohnung eines seiner Miether zu einem anderen als dem kontraktlich erlaubten Zweck betreten hatte, e g Haus⸗ friedensbruches, hat das Ober-Tribuna durch Er⸗ kenntniß vom 15. November 1878 folgenden Rechtssatz aus⸗

esprochen: Ein widerrechtliches Eindringen in eine fremde

ohnung liegt nicht nur vor, wenn Jemand gegen den aus— drücklich oder durch konkludente Handlungen erklärten Wider— spruch des Bewohners die fremde Wohnung betritt, sondern auch dann, wenn der Eintritt in dieselbe wider den wirklichen, vom Eindringenden auch nur vermutheten oder zu vermuthen— den Willen des Bewohners erfolgt.

Wenn einem schulpflichtigen Kinde von dem Lokal⸗ Schulinspektor ein den gesetzlichen Vorschriften entsprechendes Entlassungszeugniß ertheilt worden ist, obwohl nach den landes⸗ gesetzlichen Vorschriften des betreffenden Regierungsbezirks dem Kinde wegen noch zu jugendlichen Alters oder aus son⸗ stigen Gründen ein Entlassungszeugniß noch nicht hätte er— theilt werden dürfen, so bewirkt, nach einem Erkenntniß des Ober⸗Tribunals (Rheinischer Senat) vom 28. November 18738, das Zeugniß dennoch das Aufhören der Schulpflicht des entlassenen Kindes. Die Eltern desselben können nicht mehr gezwungen werden, ihr Kind wiederum in die Schule zu schicken.

Se. Durchlaucht der Prinz Kraft zu Hohenlohe— Ingelfingen, General-Lieutenant, General Adjutant Sr. Wajestät des Kaisers und Königs und Commandeur der 12. Division, hat sich nach beendetem Urlaub nach Neisse, ebenso der General⸗Lieulenant Graf von Brandenburg L., 88

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Commandeur der 11. Division, nach Breslau zurückbegeben.

Der Kaiserliche Gesandte am Königlich schwedisch⸗nor⸗ wegischen Hofe, von Pfuel, ist nach Stockholm zurückgekehrt und hat die Leitung der Gesandtschaft wieder übernommen.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Senator der . . ern , 31 chroeder ist in Ber⸗ in eingetroffen und der Königlich sächsische Geheime Justiz— Rath Held nach Dresden abgereist. ö

Bayern. München, 2. Januar. Unter den zur Vor⸗ lage an den Landtag vorbereiteten Gesetzentwürfen be⸗ findet sich, dem Vernehmen der „Allg. Ztg.“ nach, auch einer, durch welchen die Besteuerung der anderlager und Wander au ktionen geregelt werden soll. Der Gesetz⸗ entwurf entspricht einem Antrage, den auf Grund einer Pe⸗ tition aus Hof beide Kammern des Landtags im Laufe des Monats Januar v. J. an die Staatsregierung gerichtet hatten.

Das Genera comité des Landwirthschaft ichen Vereins in 86 hat sich, demselben Blatte zufolge, in einer am 21. v. M. abgehaltenen Sitzung, zu der auch aus⸗ wärtige Mitglieder gelaben waren, mit der Zollfrage und jener der in direkten Steuern beschäftigt, zu derselben Stellung genommen und sich in folgender Weise aus⸗ gesprochen:

1) Gs ist zunächst auf Beseitigung der Differentialfracht⸗ tarife auf den , Deutschlands hinzuwirken; 2) neben der Beseitigung der Differentialfrachttarife wird als zweckmäßig anerkannt, für Feldfrüchte, Vieh und Erzeugnisse der Viehzucht, Holz und sonstige Forstprodukte beim Ein⸗ gang an der Grenze eine Gebühr zu erheben, jedoch nur in einem Betrage, welcher nicht geeignet ist, die Preise der Lebensmittel im Inland in fühlbarer Weise f steigern; 3) zur Hebung der Branntwein⸗ und Spiritus⸗ abrikation wäre eine gleiche Besteuerung im Deutschen Reiche anzustreben oder wenigstens die Ausfuhrprämie, welche nord— deutscher Branntwein beim Eingang nach Bayern bezieht, in Wegfall zu bringen; 4) eine Vermehrung der Indtrekten Steuern ist weniger drückend als die Erhöhung der direkten und daher r rn , 5) das Generalcomitèé hat keinen Grund, ich gegen die nführung des Tabakmonopols auszusprechen, hält es aber für angezeigt, das Ergebniß der Enquete abzuwarten.

Anhalt. Dess au, 3. Januar. Am 24 Dezember v. 3 erfolgte durch den hiesigen „Staats⸗Anzeiger“ die Verbffent⸗ lichung einer Syno dalordnung für das Herzogthum mit folgendem Herzoglichen Erlasse:

Wir, Friedrich, von Gottes Gnaden Herzog zu Sachsen, Engern und Westfalen, Graf zu Askanien, Herr ju Zerbst, Bernburg und Gröbzig ꝛc. ꝛc. ꝛc, haben Uns in Erwägung, daß die Kirchengemeinde⸗ und Synodalordnung, welche Wir mittels nseres Erlasses vom 6. Februar 1875 unter Vorbehalt der Vereinbarung mit der außer⸗ ordentlichen Landes synode, sowie der verfassungsmäßigen Zustimmung des Landtags veröffentlicht haben, nur in ihrem ersten, die Kirchen⸗ betreffenden Theile und den die Ausführung der

irchengemeinde 1dnung bezweckenden Uebergangsbestimmungen zur gesetzlichen Gültigkeit gelangt ist, in ihren übrigen Bestimmungen aber zu Unserem Bedauern wegen mangelnder Uebereiustimmung zwischen Vorsynode und Landes vertretung nicht hat in Wirksamkeit treten können, bewogen gefunden, diesen Unsern Erlaß, sowie die⸗ . . a , welche noch nicht in gesetzliche Wirksamkeit getreten ind, wie hiermit ge— schieht, wieder zurückzuziehen. z )

Da Wir Uns aber als Landesberr und oberster Träger des 3 verpflichtet fühlen, die fast in allen deutschen Staa⸗ ten bestebenden und als heilsam erkannten synodalen Einrichtungen auch in Unseren Landen ohne weiteren Verjug ins Leben zu rufen und dabei zugleich eine Vereinigung der noch getrennt bestehenden KonfesstonAen anzustreben, so haben Wir beschloßsen, den bisher ver= ie Weg aufzugeben und nunmehr eine Synodalordnung, bei welcher zugleich nach dem Muster anderer deutschen Länder von ähn⸗ lichen territorialen Verhältnissen auf eine wesentliche Vereinfachung in der synodalen Vertretung der Kirchengemeinden Bedacht genommen ist, für Unser Herzogthum aus eigener Machtvollkommenheit, wie hiermit geschieht, als kirchliche Ordnung zu erlassen.

Jedoch bleibt für diejenigen Bestlmmungen dieser Ordnung, zu deren voller Wirksamkeit es noch einer Mitwirkung der Landesgesetz˖ ebung bedarf, die landesgesetzliche Regelung unter verfassungs mäßiger Eee lin ne, des Landtags vorbehalten.“

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 4. Januar. Die Polit. Korresp.“ meldet aus Konstantinopel von gestern: Vie in dem russischen Botschaftshotel fortgesetzten Verhand⸗ lungen über den russisch-türkischen Friedenz—⸗ vertrag . einen günstigen Verlauf. Es ist gegründete Hoffnung auf einen baldigen befriedigenden Abschluß derfelben vorhanden. Nach einer verbürgten Aeußerung Karatheodory Paschas hat Fürst Lobanoff bei der Eröffnung der Verhand⸗ lungen in Aussicht gestellt, daß unmittelbar nach der Unter— zeichnung des Friedensvertrages die theilweise Räumung des türkischen Gebietes beginnen werde. Der seit Monaten be— urlaubte türkische Botschafter in London, Musurus Pascha, ist auf seinen Posten zurückgekehrt. Der Grenzregulirungs⸗ Kommissar für Montenegro, Kiamil Pascha, ist nach Al⸗ banien abgereist.

Pest, 5. Januar. (W. T. B) Im Unterhause legte der Finanz⸗Minister Szapary den Voranschlag der Staakts⸗ einnahmen und Ausgaben für das Fahr 1879 vor und erklärte, er werde ein Exposs über dieselben geben, sobald der Finanzausschuß seinen Bericht über das Budget erstatten werde. Nach dem Voranschlag beziffern sich die Gesammt⸗ ausgaben auf 46 902 104 Fl., oder 5 934 669 Fl. mehr als im Vorjahre. Die Gesammteinnahmen werden auf 224 099 766 Fl, oder 4 253 687 Fl. mehr als im Vorjahre veranschlagt. Das Defizit beträgt demnach 22 802 398 Fl., mithin 1 686 952 Fl. mehr als im Vorjahre. Die Mehrausgaben find nament— lich durch den Titel „Staatsschuld“ er , , während die Mehreinnahmen hauptsächlich durch die Konsumsteuern er— zielt worden sind.

Niederlande. Hagg, 2. Januar. (Indep. belge.) Der Kriegs-Minister de Ro van Anderwerelt ist am 30. v. M. gestorben.

Großbritannien und Irland. London, 5. Ja⸗ nuar. (W. T. B.) Nach hier vom Kap eingegangenen Nachrichten ist die Entscheidung der Zulu⸗Grenz⸗ kommission zu Gunsten der Zulus ausgefallen. Die Bot— schaft der , an den König der Zulus fordert

unter anderem die 2 * der Zulu⸗Armee und bie Rack , Stunts uls Restbr c= Ferner wird verlangt, daß

vor diesem Residenten und dem Könige alle Streitigkeiten der Europäer geschlichtet werden, sowie daß Niemand ohne die ustimmung des Residenten ausgewiesen werden dürfe. Die rie ,,, dauern fort, da das Ergebniß der Unterhandlungen zweifelhaft ist.

6. Januar, Morgens. Ueber die beabsichtigte künftige Feststellung der Grenzen gegen Afghanistan erfährt die „Times“: Pischeen, das hurumthal und der westliche Theil des Khyberpasses würden mit Ausnahme der Gebiets⸗ theile zwischen Pischeen und Peiwar und zwischen Peiwar und Jellalabad annektirt werden. Die bie vorgedachten Gebiets⸗ theile bewohnenden Stämme sollten unabhängig bleiben, aber unter den freundlichen Einfluß der englischen Regierung ge⸗ bracht werden. Die „Times“ meint, es sei möglich, daß sich dieses Resultat ohne ein weiteres Vordringen der englischen Ko—⸗ lonnen werde erzielen lassen. Der „Daily T läßt sich aus Jellalabad, vom 3. d. M., melden: Es gehe das Gerücht, daß Jakub R han Fluchtvorbereitungen treffe und wahrscheinlich nach Herat gehen werde. Die Truppen in Kabul seien unbotwäͤßig und zügellos; es stehe ein Volks⸗ aufstand zu erwarten. Der „Standard“ meldet aus Hazarpir, vom 4. d. M., die Truppenabtheilung des Ge⸗ neral Roberts sei in Bukk, unweit des Ortes, wo die Truppen des afghanischen Gouverneurs von Khost kantonnir⸗ 2 Der letztere habe seine Unterwerfung an⸗ geboten.

Du blin, 3. Januar. (Ag. Hav.) Der General Grant un der General NRoyes, Gesandter der Vereinigten Staaten in Paris, sind hier eingetroffen. Dem ehemaligen Präsidenten ist der Ehrenbürgerbrief der Stadt überreicht worden.

Kalkutta, 31. Dezember. Dffizell. Major Gholan Vaktschaband hat nach Durbar berichtet, daß ihm der Em ir am 10. Dezember eröffnete: er habe angesichts des Ver⸗ lustes von Alimusjid und Peiwar, sowie wegen des erschüt⸗ terten Vertrauens seiner Truppen und da er einen weiteren Widerstand für unthunlich halte, beschlossen, bei Rußland Schutz zu suchen und seine Angelegenheit einem europãischen Ko ngresse zu unterbreiten. Ja cu b Khan sei an demselben

age in Freiheit gesetzt und ihm ein Eid abgenommen wor⸗ den, daß er nach den Weisungen des Emirs handeln wolle. Am 13. Dezember habe der Emir darauf Kabul verlassen, nachdem er vorher sein in 70 Lacs Rupien bestehendes Privat⸗ e m, 4 das . *

3. Janugr. fiziell. Der afghanische Ge⸗ neral Wali Mahomed hat dem Genn 33 ein Schr eiben übersendet, in welchem er seine Dienste anbietet. Zugleich theilt Wali Mahomed darin mit, daß Jacub Khan, welcher zu entkommen suche, bewacht werde, und 6 der Smir Schir Ali sich nach St. Petersburg begeben habe. (vergl. Rußland.)

Frankreich. Pa ris, 5. Januar, Nachmittags. (W. T. B. Nach dem vollständig vorliegenden Refultate der heute 3 ten Senatoren wahlen gewannen die Republikaner 1 Sitze. Sãmmtliche früheren Senatoren der republikanischen Partei wurden wiedergewählt. Von den Seitens der konservativen Partei aufgestellten Kandidaten wurden nur 13 gewählt, darunter der gegenwärtige Botschafter in Konstantinopel, Fournier. Unter den nichtwiedergewählten früheren Senatoren der konservativen Partei befinden sich der Marschall Canrobert, . General d Espeuilles, Montgolfier, Dutreil, Belcastel,

Bẽehie, Pourcet und Meaux. Jwei Stichwahlen sind erforderlich.

Abends. Der neue Senat wird aus 119 Mit⸗ gliedern der konservativen und 176, darunter 64 heute ge⸗ wählten, Mitgliedern der republikanischen Partei bestehen. Die 9 werden somit eine Majorität von 57 Stimmen aben.

Die „Agence Havas“ meldet aus Tunis, von heute: Der feen off Generalkonsul hat nunmehr telegra⸗ phisch die Anweisung erhalten, wegen des Vorfalls mit dem k Sancy die erforderliche Genugthuung zu ver⸗

ngen.

6. Januar, früh. Bei der gestrigen Ersatzwahl in Landes wurde de Gavardie tone e . bei der Stichwahl in Toulou se ein Republikaner gewählt.

D 6. Januar, Vormittags. Die neue Majorität des Senats besteht aus gemäßigten Republikanern. Man hält hier die Fortführung der Geschäfte durch das Kabinet Dufaure für wahrscheinlich. Die „République franga ise“ schreibt: Die neue Lage der Dinge lege der Re⸗ gierung neue Pflichten auf; die hartnäckigen Feinde der Re⸗ publik dürften bei den öffentlichen Verwaltungen nicht mehr jene Duldung oder Aufnahme finden, welche das Land ihnen verweigere.

Spanien. Madrid, 3. Januar. (Ag. Hav.) Bu gallal

ist zum Ju stiz⸗Minister ernannt worden. Die amtliche Zeitung veröffentlicht den Auslieferungsvertrag mit England. ;

4 Januar. (W. T. B.) Die Hinrichtung Mon⸗

casi's ist heute früh um Sz Uhr erfolgt; eine große Volks— menge wohnte derselben bei, beobachtete aber die größte Ruhe und Drdnung. . 5. Januar. Nach hier eingegangenen Nachrichten sind in Jerez 7 Mitglieder eines internationialistischen Comité s verhaftet worden; es wurden bei denselben wichtige Schriftstücke vorgefunden und mit Beschlag belegt.

Portugal. Lissabon, 3. Januar. (Ag. Hav.) Der König hat heute in Person das Parlament eröffnet. Die Thronrede kündigt den Vertragsschluß mit England, be— treffend den Bau von Eisenbahnen zwischen den englischen und portugiesischen Besitzungen in Indien und Afrika, an. Die Kammern werden der finanziellen Tage iyre ernste Aufmerksamkeit zuzuwenden haben. Die Regierung beabsich⸗ tigt, die Zahl der Leuchtthürme an den Küsten zu ver— , und die militärischen Bauten zur Vertheidigung Lissabons und der Tajo⸗Mündung zu vollenden.

Italien. Rom, 4. Januar. Der „Osservatore Ro⸗ mano“ schreibt: Das vom Deputirten Mafsimo wegen Bil⸗ dung einer konservativen Kammerpartei veröffentlichte Programm sei für die Katholiken unannehmbar. Die Nach— richt, es sei ein Cirkular an die Bischöfe ergangen, worin den Katholiken die an den politischen Wahlen gestattet worden sei, wird von dem „Osservatore Romano“ für unbegründet erklärt.

6. Januar. Der Minister⸗Präsident Depretis ist in Stradella mit sehr bedeutender Majorität zum De⸗ putirten wiedergewählt worden, desgleichen der Minister des Ackerbaues Majorana in Militello.

Turker. Ru st schuk, 27. Dezember. (Pol. Korr.) Die Versammlung der bulgarischen Notablen in Tirnowo, welche die Rolle einer konstituirenden Versamm⸗ lung zu erfüllen hat, wird aus 286 theils gewählten, theils von der Regierung ernannten Mitgliedern bestehen, welche in drei Gruppen zerfallen. Der ersten Gruppe gehören an: a. die Präsidenten der drei Räthe eines jeden Bezirkes (Okrug), nämlich des Munizipal⸗ Administrativ- und Justiz⸗ rathes; da es 38 Distrikte in Nord⸗Bulgarien giebt, so repräsentirt dies 114 Mitglieder; b. die Präsidenten des Ober⸗Administrativ⸗ und des Ober⸗Justizrathes eines jeden Sandschaks (Gubernios); es giebt funf solcher Guber⸗ niums, deren Hauptorte die Städte Rustschuk, Warna, Tir⸗ nowo, Widdin und Sofia sind. Die Präsidenten der Justiz⸗ Räthe werden von der Regierung ernannt, so daß sich also unter den Deputirten der ersten Gruppe 43 von der Regie⸗ rung designirte und 81 von der Bevölkerung gewählte Mit⸗ glieder befinden. Der zweiten Gruppe gehören 120 Deputirte an, welche in 120 Wahlbezirken aus je 10 006 Bewohnern gewählt werden. Wähler ist jeder Bulgare im Alter von 22 Jahren, der ein Eigenthum besitzt oder ein Gewerbe betreibt. Vom Wahlrecht ausgeschlossen sind Dienstleute, Lehrlinge und Tagarbeiter. Die Bevölkerung Nord⸗Bul⸗ gariens wird auf 1200 000 Seelen geschätzt. Der dritten Gruppe gehören an: a. 10 Mitglieder des hohen christ⸗ lichen Klerus, nämlich 9 bulgarische Bischöfe und der grie⸗ chische Bischof von Warna; b. der Musti von Widdin und der Großrabbiner von Sofia; e. 30 Mitglieder, welche der i i n, Gouverneur von Bulgarien zu wählen das Recht besitzt. Er dürfte 10 bis 11 Mahomedaner zur Vertretung der mahomedanischen Bevölkerung designiren, welche auf un⸗ gefähr 100 900 Seelen geschätzt wird. Die Assemblee wird ihren Präsidenten und das Burcau wählen. Die erste Session wird 4 bis 6 Wochen in Anspruch nehmen.

Sera je wo, 3. Januar. (Pest. Lloyd.) Die poli— tische Organ isation Bosniens und der erzegowina ist gänzlich durchgeführt. Die Militär⸗Kommandanten sind bis auf Weiteres Chefs der Kreisbehörden. Zur Besorgung der Geschäfte sind ihnen höhere politische Beamte zugewiesen. Alle verwendbaren früheren türkischen Beamten werden von der Landesregierung übernommen, unterstehen aber den Mili⸗ tär⸗Kommandanten. Von der direkten Steuer verbleiben der engl. die Einkommen⸗, Erwerbs-, Haus- Zins⸗, Ausschank⸗

chaf⸗ und Ziegen euer. Jeder Kreis- und jeder Bezirks behörde ist eine Abtheilung Zaptiehs unterstellt. Die Bestim⸗ mungen türkischer Gesetze bleiben ferner in Kraft. Die Gerichts⸗ organisation ist gleichfalls im ganzen Lande durchgeführt, an die wichtigsten Gerichtshöfe sind ier, ,. Richter berufen; im Uebrigen amtiren die türkischen Kadis.

dtußland und Polen. St. Peter sLburg, 5. Januar. Wenn schon die Pforte die Albanesen aufgefordert hat, der Abtretung von Podgoritza nicht feindselig entgegenzu⸗ treten, und darauf hingewiesen hat, daß der Berliner Vertrag, welcher die Herausgabe von Podgoritza verlangt, ausgeführt werden müsse, so herrschen hier doch noch Zweifel darüber ob die türkische Regierung den aufsässigen Albanesen mit den geeigneten Machtmitteln gegenübertreten werde. Die Agence Ru sse“ giebt diesen Zweifeln Ausdruck und meint daß die faktische Herausgabe Podgoritzas an Montenegro bel Unterzeichnung des definitiven ru sisch⸗türkischen Friedens unter die 2 aufzunehmen sein würde, von denen Ruß⸗ land die Zurückziehung seiner Truppen abhängig mache.

6. Januar. (W. T. B.) Die von London verbreitete Nachricht, daß der Emir von Afghanistan . Schutz nachgesucht hat, findet hier an unterrichteter Stelle keinen Glauben. Ebensowenig liegen Nachrichten vor, welche darauf schließen laffen, daß fich der Emir auf rusfifchen Boden be geben wolle.

Dänemark. Kopenhagen, 5. Januar. (W. T. B.) Der Minister des Krieges und der Marine, General Dreyer, hat sein Portefeuille niedergelegt. Das Kriegs- und das Marine⸗Ministerium sind von einander getrennt, und ist ersteres dem General Kauffmann, letzteres dem bis⸗ herigen General⸗Direktor des Marine⸗Ministeriums, Commo⸗ dore Ravn, übertragen worden.

Afrika. Marocco. Tanger, 24. Dezember. Die von allen Kreisen der hiesigen Bevölkerung mit Ungeduld er— wartete Aufhebung der Quarantäne, welche in den spanischen Häfen) und in Gibraltar **) für die aus Marocco kommenden Schiffe benand, ist nun endlich erfolgt und in den

rößeren Küstenstädten, wie Casablanca und Tanger, haupt⸗ ächlich von den ärmeren Klassen, welche ihren Lebensunter⸗ . bei den Arbeiten im Hafen zu finden pflegen, mit Freuden egrüßt worden. .

Nur die Provenienzen aus Mogador sind in Spanien einer dreitägigen und in Gibraltar einer einundzwanzig— tägigen Beobachtungsquarantäne unterworfen geblieben, da die andauernde starke Sterblichkeit, welche in dem genannten Orte unter den aus dem Innern des Landes zusammen⸗

eströmten Flüchtlingen bis vor Kurzem herrschte, noch immer Car m. wachhält. Es steht jedoch fest, daß auch in Mogador he. eigentlicher Cholera nicht vorgekommen sind. Auch ver⸗ autet neuerdings aus Mogador, wie aus Saffi und Mazagan, daß der dortige Gesundheitszustand ein normaler geworden ist, nachdem die Landbewohner wieder begonnen haben, sich an ihre Wohnsitze zurückzubegeben und ihre Felder zu bestellen.

Die starken Regengüsse, deren Wirkung auf den Boden eine gute Ernte erhoffen läßt, und die Aussicht, daß Handel und Wandel nach Aufhebung der Quarantänen bald den früheren Umfang wieder annehmen werden, beleben allgemein das Vertrauen auf die Zukunft, wenngleich augenblicklich noch starke Noth herrscht. .

Lebensmittel werden zwar in größerem Maße bereits eingeführt; aber ihre Preise sind unverhältnißmäßig hoch. So kostet ein Mudd Weizen (1 Mudd 12 Metzen), welches im Jahre 1877 zu derselben Zeit mit 10 Realen 2,10 60 bezahlt wurde, gegenwärtig 40 44 Realen oder 8,10 —= 5, 20

Unter solchen Verhältnissen bleiben die Nothleidenden vorläufig noch auf die private und öffentliche Wohl⸗ thätigkeit angewiesen, die sich denn auch in mannigfacher Weise bethätigt. . .

So fand am 11. d. M. in der Kaiserlich deutschen Ministerresidentur hierselbst ein Konzert statt, in welchem, außer anderen musikalischen Damen der europäischen Kolonie, eine Schwester des Kaiserlichen Ministerresidenten Herrn Weber, 66 die Gemahlin des französischen Gesandten, Mme. de

ernouillet, und die Tochter des englischen Gesandten, Fräulein Al:ce Hay, mitwirkten. . .

Die erzielten Einnahmen, die sich auf die Summe von 1465 Fr. belaufen, sollen 4 Gunsten der Armen der Stadt und der hier noch zurückgebliebenen Flüchtlinge aus dem Innern des Landes verwendet werden.

*) siche Reichs⸗Anz.“ vom 16. Dezember v. J. **) siehe „Reichs⸗Anz.“ vom 2. d. M.

Nr. 1 des Amtsblatts der Deutschen Reichz Post⸗ und Telegraphenverwaltung hat folgenden Inhalt Verfügung vom 28. Dezember 18785 Telegramme der Wahl kommissarlen in Angelegenheiten der Wahlen zum dentschen Reichs⸗ tage und zum preußischen Abgeordnetenhause.

Statistische Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlicher Gesjurd⸗ heitsamts sind in der 52. Jahreswoche von ie 100 Be—⸗ wohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben

emeldet: in Berlin 25,9, in Breslau 31,ů“, in Königsberg 22,7 in Cöln 25,ů5, in Frankfurt a. M. 25,9, in Hannover 20,8, in Cassel 31,0, in Magdeburg 24,1, in Stettin 19,7, in Altona 349, in Stra = burg 25,, in München 32,3, in Nürnberg 26,6, in 3 19,5, in Dresden 24,2, in Leipzig 21,5, in Stuttgart 139, in Braunschweig Ic 7, in Karlsruhe 173, in Hamburg 225, in Wien 273, in Buda⸗ pest 34,2, in Prag 31,8, in Triest 35,3, in Basel 28,5, in Brüssel 24,5, in Paris 2436, in Amsterdam 25,3, in Kopenhagen 187, in Stockholm 25,2, in Christiania 1660, in St. Petersburg 45,7, in Warschau 280. in Odessa 45,4, in Bukarest 41,5, in Rom —, in Turin 32,5, in Athen —, in Lissabon —, in London 277, in Glasgow 36 6, in Liverpool 37,4, in Dublin 38,8, in Edinburgh 24.3, in Alexandria (Egypten) 40,0. Ferner aus früheren Wochen: in New⸗ Vork 22,l, in Philadelphia 116, in Boston —, in Chicago 18,5, in San Franzisko 15,1, in Calcutta 49,4, in Bombay 28,, in Madras 42,2.

In der ersten Hälfte der Berichtswoche waren an allen deutschen Beobachtungsstationen westliche und südwestliche Windrichtungen vor⸗ herrschend. Um die Mitte der Woche ing die Windrose jedoch an den meisten Stationen nach Ost und Südost, und am Schluß der Woche nach Süd und Südwest. Die Temperatur der Luft entsprach in den ersten Tagen der Woche dem Monatsmittel, in den letzten überstieg sie dasselbe jedoch an allen Stationen. Niederschläge er⸗

olgten wenig Der Luftdruck stieg in den ersten Tagen der Woche chnell und hoch, sank aber vom 25. an rasch und tief und begann erst am Schluß der Woche wieder langsam zu steigen.

Die Sterblichkeit verhältnisse der meisten größeren Städte haben sich im Ver leich zur Vorwoche wenig geändert. Die allgemeine Sterblichkeitsverhältnißzahl blieb nahezu die gleiche der vorangegan⸗ 6 Woche (25, gegen 25,9 auf 1060 Bewohner und aufs Jahr

erechn t) Insbesondere wurde jedoch der Antheil des Säuglings⸗ alters an der Gesammtsterblichkeit ein geringerer, der der höheren Altersklassen ein größerer. ;

Unter den Todezursachen zeigen die Infektionskrankheiten im Allgemeinen ein ähnliches Vorkommen wie in der vorangegangenen Woche. Die Masernepidemie in Nürnberg hat noch nicht au (g men, auch in Mainz, Mannheim, Frankfurt a. M. mehren sich die Todesfälle daran und sind in Bukarest sogar auf eine namhafte Höhe

20) gestiegen. Auch das Scharlachfieber tritt in Berlin, Danzig,

ukarest, Pest mit gesteigerter Hestigkeit auf, in Essen, Liverpool und Birmingham erfuhr Die Epidemie keine wesent-⸗ liche Veränderung. Todesfalle an Diphtherie waren in Berlin, München, Hamburg, Wien, Pest, Dresden, Königs⸗ berg, Danzig u. a. noch recht zahlreich. Unterlejbstyphen erscheinen gegen die Vorwoche nicht sehr verändert. Erkrankungen an Flecktyphus waren in Breslau wieder häufiger. Darmkatarrhe der

Kinder und Brechdurchfälle haben im Allgemeinen weitere Nachlässe erfahren, nur in München, Breglau, Stuttgart, Braunschweig war die Zahl der Opfer wieder etwas gestiegen. Lungenphthisen v-ran= laßten etwas mehr Todesfälle, während akute Entzündungen der Athmungsorgane etwas abnahmen und nur in London eine ungewöhn⸗ liche Höhe von 558 erreichten. Das Vorkommen der war in Ei Paris. Qdessa ein der Vorwoche ähnliches, in London, Wien, arschau, St. Petersburg haben die Pocken wieder an Aus dehnung gewonnen. Nach den Aufstellungen des Kaiserlichen statistischen Amts im Oktoberheft der Monatshefte zur Statistik des Deutschen Reichs für das Jahr 1878 war die Saljproduktion des Deutfchen Reichs in den letzten zehn Jahren folgende:

Mineralsalz. Kochsal z. Zusammen. 18668. . 6525 530 Ctr. 5 661 57 Ctr. i 157 637 Ctr. n, 1a, 13 A6 0095 19790... 8996438 6111786 14 208 224 , 181 1030497 ö 6 639136 16936633 1877... 12696 887 . 7 384 424 20 081311 . 9 7 460 89065 19 51927? 1874... 11828 630 8132131 19960761, 1a . 1396 131 S 068 52 22 065199 , 1856... 159201128 , 3 155 209 33 176357, 1877 19 653 843 8 271 834 27 925677

Mineralsalz wurde im Jahre 1877 auf 9 Salzbergwerken als Hauptprodukt und auf 8 anderen Werken als Nebenprodukt ge; wonnen und waren bei dieser Gewinnung 2411 Arbeiter. In Preußen lieferten 5 Steinsaliwerke und 4 Nebenwerke mit 1210 Är⸗ beitern zusammen 7 482 883 Ctr. (1376 5 484 181 Ctr), von welcher Menge auf die in der Provinz Sachsen belegenen Saljwerke allein A421 941 Ctr. (1856 5425 207 Ctr.) entfallen, während das Steinsalzwerk Stetten bei Hohenzollern eine Förderung von so 842 Ctr. (1876 58 272 Ctr.) nachweist. In Bayern förderte das Saljbergwerk bei Berchtesgaden 50 5397 Ctr. (1876 51568 Ctr), in Württemberg die Werke Wilhelms⸗ glück und Friedrichshall 1 297 496 Ctr. (1876 1214977 Ctr.), in Anhalt endlich das in der Nähe von Staßfurt belegene Saljberg⸗ werk Leopoldshall mit 4 Nebenwerken 19 822 865 Ctr. (1876 8270 402 Ctr.). Nach den verschiedenen Arten der Produkte ver⸗ theilt sich die für 1877 angegebene Gesammtproduklion auf 3415725 Ctr. Steinsalz, 634 832 Ctr. Kainit, 15 599 495 Ctr. andere Kalisalze, 340 Ctr. Bittersalze und 751 Ctr. Borajit. Der Gesammtwerth derselben wird auf 7617 0901 4 gegen 59063 765 M in 1876 beziffert und zwar im Durhhschnitt für 1 Ctr. Steinsalz auf 9 * (1876 O, 38s M, für 1 Ctr. Kalisalz auf 0,38 (1876 „40 S).

Produktion von Koch salz findet theils aus Soole, theils durch Auflösen von Mineralsal; oder anderen Rohsalsen in den meisten deutschen Staaten statt. Im Jahre 1877 sind 65 Salinen, welche zusammen 3334 Arbeiter beschäftigten, im Betriebe gewesen und haben 8 271 834 Ctr. Kochsalz im Werthe von 111123728 4 ge⸗ liefert, während die Produktion des Vorjahres 8 155 209 ECtr. im Werthe von 11 054484 M6 betragen hatte. Der Durchschnittswerth für 1 Ctr. Kochsalz berechnet sich hiernach auf 1,34 gegen 1,36 4 in 1876. Die preußischen Salinen (32) waren an der vorstehend angegebenen Gesammtproduktion mit 4 556 436 Ctr. und 5 638 363 4 1876 4501 557 Ctr. und 5 659 314 M) betheiligt und entfallen hiervon auf die Provinzen: Posen ( Sal.“ 343030 Ctr. und 446 419 M (1875 311 730 Ctr. und 417718 M6), Sachsen (6) 2252 3091 Ctr. und 2546466 Æ (1876 22402398 Ctr. und 2537472 S6), Hannover (10 1443 002 Ctr. und 1870 921 . (1876 1427 219 Ctr. und 1900618 M6), Westfalen (9) 415 377 Ctr. und 596 968 ½ (1876 418 930 Ctr. und 634 042 M), Hessen ⸗Nassau (3) 57 874 Ctr. und 85 075 M (1876 55 161 Ctr. und 81 472 46), Röeinland () 222198 Etr. und 47 80 n (1876 20 391 Gtr, und 43513 46), Hoherzollern (1) 32633 Ctr. und 45 054 46 (1876 28 708 Ctr. und 44 475 Æ é). Von den übrigen deutschen Staaten produzirten Bayern (6) S885 410 Ctr., und 1 888 136 M (1876 11686 Ctr. und 1912297 M), Württemberg (4 507 885 Ctr. und 773 988 S (1876 595 890 Ctr. und 785 211 4), Baden (63) 597535 Ctr. und 926 907 Æ (i1876 530 056 Ctr. und 769 668 ), Hessen (2) 243973 Ctr. und 267 355 4 (1876 254054 Gtr. und 29 24 de), Mecklenburg Schwerin (l) 29 4358 Ctr. und 36 798 M (1876 26 112 Ctr. und 32 640 6), Sachsen⸗ Weimar () 44182 Ctr. und 57 437 S (1876 37 780 Ctr. und 49114 4M), Braunschweig (2) 109 390 Ctr. und 122 467 M (1876 106 924 Ctr. und 118 982 S6), Sachsen⸗ Meiningen () 315 631 Ctr. und 429191 66 (1875 326 926 Etr. und 504345 M), Sachsen⸗Coburg⸗Gotha (1) 63 436 Ctr. und 63 436 M (1876 465 350 Ctr. und 73 370 S), Schwarz⸗ burg · Rudolstadt (1) 24 688 Ctr. und 34 560 M (1876 12 821 Ctr. und 17 321 66), Schwarzburg - Sendershausen (1). 8340 Ctr. und 15816 46 (186 9472 Ctr., und 1 997 „6M, 3Reuß j. S. (2) 127 609 Ctr. und 164 975 6 (1876 115931 Ctr. und 1560 709 A), Lippe () 25190 Ctr, und 4 900 M6 (18765 23 600 Ctr. und 41 560 6), und Elsaß⸗Lothringen (6) 717 681 Ctr. und 635 759 (1876 746 070 Ctr. und 642 332 Ac).

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Der Bär, Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Alterthums kunde“ (Berlin. Nicolaische Verlagsbuchhand⸗ lung, R. Stricker) tritt uns im Jahrgange 1879 in neuem Ge— wande und verbesserter Ausstattung entgegen. Die neue geschmack⸗ volle Titelvignette deutet den Reichthum des dem „Bär“ offen⸗ stehenden Gebiets der Belehrung und Forschung symbolisch an. Der reiche Jnhalt der ersten Nummer bringt neben einer Ansprache der Redaktion an die Freunde vaterländischer Geschichte“ eine ausführ⸗ liche Beschreibung der brandenburg ⸗preußischen Beutestücke in Däne⸗ mark und Schweden aus der Feder des Direktors des Mär—⸗ kischen Museums Stadtrath E. Frledel, nebst Abbildungen; ferner einen Aufsatz von Th. Fontane: „Malchow, eine Weihnachtswan⸗ derung“; eine Abhandlung von i Maurer; Die Artillerie unserer Vorfahren“; endlich kleinere Notizen und Mittheilungen aus dem Verein für die Geschichte Berlins und aus dem Vexein für Heimaths— kunde in Müncheberg. Jedem, der Sinn für vaterländische Geschichte hat, wird Der Bär“ in seiner neuen Gestaltung willkommen sein.

Gewerbe und Sandel.

Der Verwaltungsrath der hiesigen Dis kanto- Gesell⸗ schaft beschloß in seiner vorgestrigen Sitzung, für das letzte Ge⸗ schäftsjahr eine 4/0 Abschlagsdividende zu vertheilen. .

Die Bergbau⸗Gesellschaft Neu- Essen vertheilt für das rerflossene Geschäftsjahr eine Abschlagedividende von 5 Co.

Ein Bericht der Daily News“ aus Leeds giebt etwas günstigere Aussichten über die Lage in den Töpfereibezirken und in der Eisenindu trie von Nord⸗Staffordshire, während in Süd⸗Stafford⸗ sbire und in dem sogenannten Kohlenlande (Black ⸗Country) überhaupt die Nothlage noch wenig nachgelassen. Die Woll= waarenfabrikation in dem westlichen Theile von Jorkshire (West Riding) soll indeß gleichfalls noch sehr daniederliegen. Dor- tige Fabrikanten versuchen die Schuld dem Gesetze zuzuwäljen, das Frauen. und Kinderarbeit beilsamen Einschränkungen unterwirft.

Aus Bristol wird die Gründung einer neuen Bank unteęr dem Titel The Bristol and West of England Bank Eimited) gemeldet. Das Kapital der Bank beträgt eine Million

fd. Sferl. in Aktien à 29 Pfd. Sterl, und die erste Emission . t aus 15 000 Aktien. Die Compagnie ist gebildet worden, um den besten Theil des Geschäfts der fallit gewordenen ‚West of Eng⸗ land Bank“ zu acquiriren. Die neue Bank wird ihren Hauptsitz in Bristol haben und in Bath, Bridgewater, Cardiff, Exeter, Glocester, Kingsbridge, Newport, Swansea, Taunton ꝛc. Komman⸗ diten errichten. .

. Verwaltungsrath der London and Westminster Bank“ hat beschlossen, für das mit dem 31. Dezember beendete Halb⸗ jahr eine Dividende von 7o¶ auf das eingezahlte Attien kapital zur Ver⸗

theilung zu bringen und dem Reservefondz einen Saldo von ca.

60 0M Pfd. Sterl. zuzuweisen, der dadurch die Höhe von ca. 974090 6 gegen gl4 813 Pfd. Sterl. im Juni letzten Jahres erreicht.

Wien, 6. Januar. (W. T. B.) In den Offertverhandlungen bezüglich der neu zu emittirenden 30 Millionen ⸗Pavierrente ift nunmehr mit der Bangue de Paris und der österreichischen Boden- kreditgesellschaft abgeschlossen worden.

London, 4. Januar. (W. T. B) Wie der „Globen meldet. hat die Samenbändlerfirma R. Hud son C Comp. in Leeds und Hull ibre Zahlungen eingestellt. Die Passiva derfelben sollen 195 000 Pfd. Sterl. betragen. Wie verlautet, soll auch die Cornishbank in Truro ihre Zahlungen eingestellt haben. eber die Höhe ihrer Passiva ist nichts ekannt.

6. Januar. (W. T. B.) Die Passiva der fallit gewor⸗ 6 ent ihban betragen zwischen 500 000 und 1 Million

fd. Sterl.

Glasgow, 4. Januar. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roh⸗ eisen in den Stores belaufen sich auf 209 100 Tong gegen 608 6 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betrieb befindlichen Hochöfen 1 gegen 88 im vorigen Jahre.

Washington, 4 Januar. (W. T. B. Der Schatz sekretär Sherman macht die Einberufung von weiteren J0 Millionen z Yer Bonds vom Jahre 1865 bekannt.

Verkehrs ⸗Anstalten.

Vom Berliner Pfandbrief⸗Institut sind bis Ende Dejember 1878 40 359 8900 66 4 prozentige und 3 7601 506 A 5 prozentige, zusammen 49 961 45) MS Pfandbriefe ausgegeben, wovon noch 39 623 709 S 4 prozentige und 8039 700 5pro⸗ zentige, zusammen 47 663 400 ½ Pfandbriefe verzinslich sind. Es sind zugesichert, aber noch nicht abgehoben 2 534 7090 ; in der Feststellung begriffen 5 Darlehnsgesuche auf Grundstücke zum Feuer⸗ versicherungswerthe von 320 400 ; im Laufe des Monats Dezember 1878 angemeldet 5 Grundstücke mit einem Feuerversicherungswerthe von 461 800 4

Triest, 6. Januar. Der Lloyddampfer Ettore“ ist mit der ostindischen Ueberlandpost heute Morgen 8 Uhr aus Alexan⸗ drien hier eingetroffen.

Berlin, 6. Januar 1879.

Unter Leitung des geprüften Lehrers der Stenographie, Hrn. L. Loepert, Berlin 80., Josephstraße 6, wird an Stelle des amt⸗ lichen Unterrichts im Abgeordnetenhause, welcher nur im Sommer abgehalten werden kann, am Dienstag, den 14. Januar 1879, Abends 8 Uhr, in der Königlichen Gewerbe⸗Akademie, Klosterstraßze 36, Dör⸗ saal 1, ein theoretischer Unterrichtskursus in der verein fachten Stolze'schen Stenographie für Damen und Herren eröffnet werden. Der ganze Kursus umfaßt nur 12 Unterrichts stunden und ist am 25. Februar beendet. Zur Einleitung des Unterrichts wird ein Vortrag über das Wesen der Stenographie am Dienstag, den 14. Januar, Abends 8 Uhr, in der Königlichen Gewerbe⸗Akademie. Klosterstraße 36, gehalten werden, wozu der Zutritt auch Nicht⸗Theilnehmern am Unterricht unentgeltlich freisteht, und wird der Unterricht, vom 17. Januar be⸗ ginnend, Dienstag und Freitag von 8 bis 9 Uhr Abends fortgeführt werden. Zur Deckung der entstehenden Unkosten und für das er⸗ forderliche Lehrbuch sind bei der Meldung von jedem Theilnehmer sechs Mark zu zahlen. Eintrittskarten sind bis zum 13. Januar zu haben in dem Abgeordnetenhause, Leipzigerstraße 75, ferner in der Polvtechnischen Buchhandlung (A. Seydel), Leipzigerstraße 72, König-⸗ lichen Gewerbe Akademie beim Kastellan Hrn. Kutscher, Kloster⸗ straße 36, bei Hrn. G. Honrath, Charlottenstraße 62, in R. Krusche s Buchhandlung, Friedrichstraße 131, an der Karlstraße. Schriftliche Anmeldu gen und Anfragen sind an Hrn. L. Loepert, 80. Joseph⸗ straße 6, zu richten. Im Unterrichtssaale eingehende Meldungen können nur, soweit der Raum reicht, berücksichtigt werden.

London, 4. Januar. (E C.) Einem der Admiralität vom Admiral Hornby zugegangenen Telegramme zufolge wurden bei der Geschützerplosion auf dem Thunderer“ getödtet: 2 Offiziere und 8 Mann, verwundet 33 Mann, darunter 12 sehr schwer. Der ‚Thunderer⸗ ist das mächtigste Panzerschiff der eng lischen Marine, ward 1872 vom Stapel gelassen, aber erst 5 Jahre später in Dienst gestellt. Sein Tonnengehalt ist 407, die Pferde⸗ kraft 6279. Ursprünglich mit zwei 354Ton⸗Geschützen ausgerüstet, wurden diese später durch 38⸗Ton, Geschütze ersetzt. Es ift noch nicht lange her, daß bei einer Maschinenprobe in Portsmouth dem Thunderer“ ein Kessel platzte, wodurch eine große Zahl von Leuten getödtet und verwundet wurde. In Woolwich, wo die 38⸗Ton⸗ Geschütze nach dem sogenannten Woolwich⸗System gebaut wurden, wird der Unfall damit erklärt, daß wahrscheinlich das Laden unvor- sichtig geschehen sei, indem die Ladung nicht gehörig gerammt wurde; an dem Geschütze selbst könne der Fehler nicht liegen.

St. Petersburg, 5. Januar. (W. T. B.). Nach einer tele⸗ . Meldung aus Aftrachan, von heute, ist bald nach der a . der Kosaken aus der asiatischen Türkei im Jen otajewsk⸗ schen Bezirke des dortigen Gouvernements eine epidem ische Krankheit aufgetreten, welche nunmehr von den Aerzten als die Menschenpest erkannt worden ist. Die Epidemie hat sich, noch ehe Quarantänemaßregeln ergriffen werden konnten, nach mehreren Dörfern weiter verbreitet. Der Gouverneur von Astrachan hat zwar energische Schritte gethan, um die strengsten Quarantänema zregeln durchzuführen; nach den vorliegenden Nachrichten hat sich aber die Lage außerordentlich verschlimmert, und ist die Sterblichkeit bereits eine sehr große. Zur Durchführung der Quarantänemaßregeln sind nunmehr Truppen und Aerzte nach Astrachan beordert worden.

Die unter Direkt on des Hrn. Emil Neumann stehende fran zösische Schauspielerge sellschaft brachte am Sonnabend Lady Tartuffe“ von Madame Emile de Girardin zur Auf. führung. Das Stück, welches bereits ein Vierteljahrhundert alt ist e. erschien zuerst in Paris im Jahre 1853), ist auch in Deutsch⸗ and seit Jahren bekannt und wurde noch im r, , . Winter auf der hiesigen Königlichen Bühne, neu einstudirt, mit vielem Bei⸗ falle gegeben. In der Manier und im Stile der Schule Seribe s geschrieben, zeichnet sich dasselbe durch die an den älteren französi⸗ schen Lustspielen bekannten Vorzüge, den geschickten scenischen Auf bau, die spannende Fortführung der Intrigue, die feine Zeichnung der Chgraktere und einen sorgfältig gearbeiteten, gewählten Dial aus. Diese mit großem Berständniß für das auf der Bühne Wirk- same angewendeten Mittel sichern jenen Stücken immer wieder einen Erfolg, wenn es auch dieselben stets wiederkehrenden Ingredienzien und Stoffe sind, welche benutzt werden. So wurde denn auch bei der Wiederaufnahme durch die gegenwärtige Gesellschaft dem interessaaten Intriguenspiele eine freundliche Aufnahme, obwohl die Darstellung im Ganzen nicht über das Mittelmaß hinausreichte. Meme. Claire Bel, welche die Titelrolle spielte, wußte der Rolle nicht diejenige Bedeutung zu geben, welche ihr zukommt; in den dramatisch bewegten Scenen ließ sie es an dem lebensvollen Ausdruck wahrer Leidenschast fehlen und ihrem Intriguenspiele mangelte die nöthige Feinheit und Eleganz. Die Rolle der Jeanne de Clairmont , welche n ben der Titel rolle am meisten hervortritt, stellte Frl. Van Ghöͤle mit mehr Erfolg 2 doch traf auch sie in den Momenten, die einen wärmeren Gefühlt= ausdruck bedingen, nicht voll den echten Ton innerlicher . bewegung. Von den männlichen Darstellern sprachen am meisten 1. 6 Blunio (marschal d Estigny) und Leclere (Hector do

Tneville) an, während Hr. Schaub als Baron des Tourbisres zu

wenig vom Karalier gab. ö

8 . Kaifer wohnten am Freitag der Vor⸗ stellung der französischen Schauspieler⸗Gesellschaft im Saal⸗Theater des Königlichen Schauspielhauses bei.