1879 / 30 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 04 Feb 1879 18:00:01 GMT) scan diff

Die Ausgrabungen zu Olympia, welche zeit— weilig durch ungünstiges Wetter beeinträchtigt worden waren, aben neuerdings wieder zu einem interessanten Funde ge⸗ ührt. Ein Telegramm vom 2. d. M. meldet nämlich: „Stadion⸗Schranken und Wall aufgefunden. Dreißig Meter Breite. Längenaxe West-Ost. Ganze Länge erhalten.“

Hinsichtlich der diesjährigen größeren Truppen⸗ übungen ist Folgendes bestimmt worden; das 4. Garde⸗Gre— nadier⸗Kegiment Königin nimmt an den Uebungen des VIII. Armee⸗Corps Theil. —Das JL. II. und XV. Armee⸗Corps sollen jedes für sich große Herbstübungen vor Sr. Majestät dem Kaiser abhalten. Dem letzteren Armee⸗Corps werden der Stab und zwei Batterien der reitenden Abtheilung 1. Rhei⸗ nischen Feld⸗Artillerie⸗Regiments Nr. 8, sowie das 2. Badische Feld⸗Artillerie⸗ Regiment Nr. 30 derart überwiesen, daß diese Truppentheile bereits an den siebentägigen Divisions-Uibungen der 36. und 31. Division Theil nehmen können. Aus dem Beurlaubtenstande sind soviel Mannschaften einzuberufen, daß die vorgedachten Truppen mit der in den Friedens⸗-Etats vor⸗ gesehenen Mannschaftsstärke zu den Uebungen abrücken können. Betreffs Zeit und Ort dieser Uebungen bleiben weitere Bestimmungen vorbehalten. Die übrigen Armee Corps haben mit den unten folgenden Ausnahmen elftägige Divisions⸗ Uebungen auszuführen. Behufs dreizehntägiger Uebung im Brigade und Divisions-Verbande sind unter dem Kom⸗ mando des General⸗Majors von Drigalski, Commandeurs der 2. Garde⸗Kavallerie Brigade, in der Provinz Schlesien zu⸗ sammenzuziehen: das Westpreußische Kürassier⸗Regiment Nr. 5 das Westpreußische Ulanen⸗Regiment Nr. 1, zu je 5 Escadrons, das Leib⸗Kürassier⸗Regiment (Schlesisches Nr. 1, das 1. Schlesische Husaren⸗Regiment Nr. 4, das 2. Schlesische Husaren-Regiment Nr. 6, das Schlesische Uanen⸗Regiment Nr. 2, zu je 4 Escadrons, sowie der Stab und zwei reitende Batterien Schlesischen Feld⸗-Artillerie⸗Regiments Nr. 6. Die 16. Division hält, unter Zutheilung des Rheinischen Jäger⸗Bataillons Nr. 8, ihre Uebungen bei Metz ab. Die 57. Infanterie⸗Brigade rückt nach Straßburg. Die 58. Infanterie⸗Brigade hat an Stelle der elftägigen Divisions— Uebungen siebeniägige Detachements-Uebungen. Das Ba— dische Pionier-Bataillon Nr. 14 nimmt nur mit zwei Com— pagnien an den Herbstübungen des XIV. Armee⸗-Corps Theil; die anderen Compagnien verbleiben in Straßburg. Bei dem Garde⸗Corps, J., III., IV., V., VI. und ViI. Armee⸗-Corps haben Kavallerie⸗Uebungsreisen stattzufinden. Im August und September d. J. hat bei Coblenz auf dem Plateau der Feste Alexander eine größere Belagerungsübung nebst Minenkrieg in der Dauer von sechs Wochen bei dem Rheinischen Pionier⸗ Bataillon Nr. 8, unter Heranziehung von je einer Compagnie des Westfälischen Pionier-Bataillons Nr. 7, des Schleswig— Holsteinischen Pionier⸗-Bataillons Nr. 9, des Hannoverschen Pionier-Bataillons Nr. 10, des Hessischen Pionier-Bataillons Nr. 11 und des Badischen Pionier⸗Bataillons Nr. 14 zur Ausführung zu kommen. Ueber die Heranziehung einer Com⸗ pagnie des Pionier⸗Bataillons Nr. 15 hat das Kriegs⸗Mini⸗ sterium nach Lage der Manöver des XV. Armee⸗-Corps Be— stimmung zu treffen.

Hinsichtlich der Uebungen des Beurlaubten⸗ standes für das Etatsjahr 1879/80 ist bestimmt worden: Es werden zu diesen Uebungen aus der Landwehr unv der Reserve einberufen, einschließlich⸗ der vom Kriegs⸗Ministerium festzusetzenden Zahl von Unteroffiz eren, Lazarethgehülfen ꝛc.: a. bei der Infanterie 89 0900 Mann, b. bei den Jägern und Schützen 2400 Mann, (. bei der Feld⸗Artillerie 5069. Mann, d. bei der Fuß⸗Artillerie 3500 Mann, e. bei den Pionieren 2500 Mann, f. bei dem Eisenbahn⸗Regiment 450 Mann, g. bei dem Train 3565 Mann. Die Dauer der Uebungen für die Landwehr und alle Train-Mannschaften die Tage des Zu⸗ sammentrits und Auseinandergehens am Uebungsorte mit ein⸗ begriffen beträgt 12 Tage. Wo es im Interesse der Aus— bildung für wünschenswerth erachtet wird, kann für die Neservisten, je nach Bestinimung der General-Kommandos bezw. obersten Waffen-Instanzen, diese Uebungszeit bis zu 260 Tagen verlängert werden. Die Uebungen der Landwehr⸗ Infanterie finden in Bataillonen, und nur wo lokale oder andere Verhältnisse dieses durchaus bedingen, in Compagnien, die der Landwehr⸗-Fuß⸗Artillerie in Compagnien, wo mehrere derselben den gleichen Uebungsort haben, in Bataillonen, die des Trains in Compagnien bezw. Sanitäts⸗Detachements statt, welche sämmtlich zu diesem Zweck besonders formirt werden. Jäger (Schützen), Pioniere und Train-Mannschaften üben im Anfschluß an die betreffenden Linien-⸗Truppentheile. Der Zeit⸗ punkt der Uebungen wird Seitens der General-⸗Kommandos bezw. obersten Waffen⸗Instanzen nach Vereinbarung mit den ersteren, im Allgemeinen in die Monate April, Mai und Juni d. Is, für die Schiffahrt treibenden Mannschaften in das Winterhalbjahr 1879— 50 gelegt. Die Train⸗-Uebungen finden nach beendeten Herbstübungen der betreffenden Armee⸗ Corps statl. Die Sanitäts⸗Detachements üben zu gleicher Zeit mit den Krankenträgern des Friedensstandes. Aus den Hohen⸗ zollernschen Landen üben die bezüglichen Offiziere und Mann⸗ schaften des Beurlaubtenstandes der Provinzial⸗Armee⸗ Corps ausschließlich der Jäger mit denen des XIV. Armee⸗ Corps gemeinsam. Die Jäger, sowie die im Bezirk des XIV. Armee⸗Corps befindlichen Offiziere und Mannschaften dieser Waffe üben nach näherer Bestimmung der betreffenden Inspektion beim Rheinischen Jäger⸗Bataillon Nr. 8 bezw. Lauenburgischen Jäger⸗Bataillon Nr. 9.

In Betreff der Rekrutirung der Armee für 1879/80 haben Se. Majestät der König das Nachstehende be⸗ stimmt: . Entlassung der Reservisten. Die Entlassung der zur Reserve zu beurlaubenden Mannschaften hat bei den⸗ jenigen Truppen, welche an den Herbstübungen Theil nehmen, am ersten oder zweiten Tage nach Beendigung derselben, bezw. nach dem Wiedereintreffen in den Garnisonen, stattzufinden.

ür alle übrigen Truppentheile ist der 30. September der päteste Entlassungstag der Reservisten. Die Entlassung der zu halbjähriger aktiver Dienstzeit eingestellten Trainsoldaten ist am 31. Oktober d. Is, bezw. am 30. April k. Is, die der Dekonomie⸗Handwerker am 30. September d. IS. vorzunehmen. Beurlaubungen von Mannschaften zur Disposition der Truyppen⸗ theile haben an den Entlassungsterminen insoweit zu erfolgen, daß Rekruten nach Maßgabe der unter II. bezeichneten Quoten zur Einstellung gelangen können. II. Einstellung der Rekruten. . Dienst mit der Waffe sind einzustellen: bei den Bataillonen der älteren Garde⸗Infanterie⸗Regimenter, denen des 1. Rheinischen Infanterie⸗ Regiments Nr. 25, des 3. Rh inischen Infanterie⸗ Regiments Nr. 29, des 5. Pommerschen Infanterie⸗ Regiments Nr. 42,

des 8. Ostpreußischen Infanterie Regiments Nr. 45, des 2. Niederschlesischen Infanterie⸗Regiments Nr. 47, des 7. Brandenburgischen Infanterie⸗Regiments Nr. 60 je 225 Rekruten; bei den übrigen Bataillonen der Infanterie, Jäger und Schützen je 190 Rekruten; bei jedem Kavallerie⸗Regiment mindestens 159 Rekruten; bei den reitenden Batterien min⸗ destens je 25 Rekruten; bei den übrigen Feld⸗Batterien min⸗ destens je 30 Rekruten; bei den Bataillonen des Rheinischen Fuß⸗Artillerie Regiments Nr. 8 und des Fuß⸗Artillerie⸗ Regiments Nr. 15 je 2090 Rekruten; bei den Übrigen Fuß⸗ Artillerie und den Pionier⸗Bataillonen je 169 Rekruten; bei den Bataillonen des Eisenbahn⸗Regiments mindestens je 135 Rekruten; bei jeder Train⸗Compagnie zu dreijähriger aktiver Dienstzeit mindestens 15 Rekruten, zu halbjähriger aktiver Dienstzeit im Herbst d. J. und im Frühjahr k. J. je 44 Re⸗ kruten. An Dekonomle⸗Handwerkern haben sämmtliche Truppentheile mindestens ein Drittel der etatsmäßigen Zahl einzustellen. Die Einstellung der Rekruten zum Dienst mit der Waffe hat bei sämmtlichen Truppentheilen in der Zeit vom 4 bis 8. November d. J. zu erfolgen; nur die für die Unteroffizierschulen, sowie die als Oekonomi⸗Handwerker aus⸗ gehobenen Rekruten sind am 1. Oktober dieses, und die Quote der Trainfoldaten für den Frühjahrstermin am 1. Mai k. J. einzustellen.

Der Zusammentritt des Lehr⸗Infanterie-Ba⸗ taillons findet in diesem Jahre am 17. April statt.

In den deutschen Münzstätten sind bis zum 25. Januar 1879 geprägt worden, an Goldmünzen: 1247 535 760 S Doppelkronen, 403 850 799 S Kronen, 27 969 845 S Halbe Kronen, hiervon auf Privatrechnung 359 903 340 L. Vorher waren geprägt: 1246 946 900 Doppelkronen, 402 650 330 C6 Kronen, 27 969 925 60 Halbe Kronen, hiervon auf Privagtrechnung 357 953 390 (Me Summa 1 679 356 395 6

Der Kommunal-Landtag der Kurmark er— ledigte die dem Plenum vorzulegenden rückständigen Sachen in . vierten und fünften Plenarsitzung am 28. und 31. v. Mts.

In der vierten Sitzung nahm der Landtag von den letzten drei Eingängen Kenntniß und überwies dieselben den zuständigen Ausschüssen. Unter den Land⸗-Feuersozietätssachen verwarf er mehrere Rekursgesuche und nahm den Entwurf eines neuen Land-Feuersozietäts-Regl ments nach dem Antrage der Direktion und dem Vorschlage seines Ausschusses an. Der neue Entwurf stellt sich bei geringen materiellen Abänderungen, welche namentlich durch die veränderte Gesetzgebung und die neuen Münzen und Maße herbeigeführt sind, im Wesentlichen als eine neue Re— daktion der bisherigen im Reglement selbst und 9 dazu er⸗ gangenen Nachträgen zerstreuten Bestimmungen dar. Endlich genehmigte der Landtag die neuen Etats der Land-⸗Feuersozietét pro 18890 bis 1882 und vermehrte das Bureaupersonal der Centralverwaltung nach deren Antrage. Mit besonderem In⸗ teresse nahm der Landtag den Bericht seines Kommissars und stellvertretenden Vol, tzenden über die Auseinander⸗ setzung zwischen dem Pchwinzial⸗- und dem Kurmärki⸗ schen Kommunalverbande in Folge des Ueberganges des Ean darmenwesens Letzterem auf Ersteren ent⸗ entgeßen. Durch ben desfallßgen Vertrag vom 28. Juli v. J. hat die Kurmark von der Provinz eine in drei Raten an

die einzelnen Kreise zu zahlende Abfindung erhalten, welche das Entgelt für die Mehrleistungen des Kommünalnerhandss auf dem Gebiete der Landarmenpflege über das gesetzliche Maß hinaus bildet.

In seiner fünften Plenarsitzung dechargirte der Land⸗ tag die Rechnung der Land⸗Feuersozietät pro 1877 und be⸗ willigte der Wittwe und der Tochter des verstorbenen Kastellans eine einmalige Unterstützung aus seinem Dispositionsfonds.

In der am 1. Februar d. J. stattgehabten Schlußsitzung gab der Vorsitzende des Landtags eine Uebersicht der von demselben in der 18tägigen Session erledigten Geschäfte. Darnach sind 40 Vorlagen in 6 Plenarsitzungen und 4 der— gleichen in einer Sitzung des ritterschaftlichen Konvents, und zwar 21 durch Vorbereitung im J. Ausschuß, 12 im II. Aus- schuß und 6 im III. Ausschuß erledigt, ausschließlich des mündlichen Berichts über den Auseinandersetzungsvertrag des Landarmenwesens.

Der Vorsitzende schloß den Landtag mit einem Hoch auf Se. Majestät den Kaiser und König, in welches die Versammlung mit dreifachem begeistertem Rufe einstimmte.

Der Kaiserlich und Königlich österreichisch⸗ungarische Botschafter am hiesigen Hofe, Graf Szächényi hat Berlin mit Urlaub verlassen. Während seiner Abwesenheit fungirt als interimistischer Geschäftsträger der Botschaftsrath Graf von Wolken stein-Trostburg.

Der General⸗Lieutenant von Barby, Kommandant von Hannover, ist nach Hannover, ebenso der General-Lieute⸗ nant von Ferentheil und Grurzpenberg, Kommandant von Stettin, nach Stettin zurückgekehrt.

Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren: Arzt Alexander Fr. Theodor Meyer in Gniewkowo, Dr, med. Gordon in Schubin, Br. Heinrich Gerlach, Direktor der Irren⸗ anstalt Marienthal bei Münster, Dr. Hagemann in Nordkirchen, Dr. Mumm in Südlohn, Dr. Pieper in Lüdinghausen, Dr. Petrasch in Münster, Dr. Salzmann in Neuenkirchen, Dr. Schmitz in Hessen, Br. Lenhartz, Assistenzarzu 1 Klasse in Weilburg.

Baden. Karlsruhe, 3. Februar. (W. T. B.) Die Zweite Kammer hat die Grenzregulirung mit der Schweiz bei Konstanz vorbehaltlich der Genehmigung des Deutschen Reichs genehmigt.

Oldenburg. Oldenburg, 2. Februar. (Weser⸗Ztg.) Unsere Stadt ist in freudiger Bewegung; zahlreiche Flaggen und Fahnen legen Zeugniß dafür ab. Heute Morgen, kurz nach 8 Uhr, wurde dem Erbgroßherzoglichen Pag re eine Prinzessin geboren. Ihre Königliche Hoheit die Erb⸗ großherzogin sowie Ihr Töchterchen befinden Sich wohlauf.

Oesterreich⸗ ungarn. Wien, 4. Februar. Die amt⸗ liche Wiener Zeitung“ veröffentlicht eine Bekanntmachung des Ministers des Innern vom 2. d. M., betreffend die Bedingungen, unter denen den aus Rußland kommenden Reisenden und deren Gepäck der Uebergang über die Grenze gestattet ist.

Pest, 3. Februar. (W. T. B.) In der Konferenz der liberalen Partei erklärte der Ministerpräsident Tisza unter Hinweis auf seine frühere Aeußerung, er werde selbst die Frage des Berliner Vertrages im Hause anregen, sobald das österreichische Herrenhaus über dieselbe schlüssig geworden sei.

Großbritannien und Irland. London, 4. Februar. (W. T. B.) Earl YHarmouth ist zum Controleur des Haus⸗ halts Ihrer Majestät der Königin ernannt worden. Der „Standard“ meldet aus Hazarpir, von gestern: Jakub Khan zieht die Trümmer der afghanischen Streitkräfte die bei Herat und Kandahar, sowie im Khurum⸗ und Khyber⸗ passe standen, rings um Kabul zusammen.

Frankreich. Paris, 1. Februar. (Fr. C.) Der Präsident Grevy hat seine Amtswohnung im Elysée noch nicht in Besitz genommen; einstweilen ist seine Privat⸗ wohnung in der Rue St. Arnaud das Ziel zahlloser Besucher. Es bestätigt sich, daß Herr Gambetta, nachdem er die oberste Leitung der „Republigque frangaise“, wenigstens offiziell, an seinen Freund und Kollegen Spuller abgegeben, seinen Wohnsitz in das Palais Bourbon verlegt, welches er in der nächsten Woche beziehen wird.

Der Gesetzentwurf der Regierung, betreffend die Kontu⸗ mazialverurtheilten der Kommune, gelangte gestern in der Deputirtenkammer zur Vertheilung. In den Motiven legt die Regierung ihren Standpunkt in dieser schwierigen Frage sehr offen dar. Die Zahl dieser in contumaciam Ver⸗ urtheilten beläuft sich auf 3400; 923 haben sich seitdem ent⸗ weder freiwillig gestellt oder, da man sie in Frankreich ent⸗ deckte, Rede stehen müssen, so daß jetzt in runder Ziffer 2400 noch im Auslande leben. Das Kontumazialverfahren, sagt der Bericht, führt nach französischem Gesetze nicht eigentlich zu einem Urtheil, sondern nur zur Androhung einer Strafe; sowie der Verurtheilte den französischen Boden betritt, wird er ipso jure wieder ein Angeklagter. Dazu tritt, daß viele Erkenntnisse der Kriegsgerichte naturgemäß sehr eilig, ohne eingehende Prüfung oder auf Grund von Zeugnissen, die durch die Lange der Zwischenzeit viel von ihrem Gewichte verlieren mußten, gefällt worden sind. Auf der anderen Seite würde die Verjährung erst nach 20 Jahren eintreten. Unter diesen Umständen scheint es angemessen, das Begnadigungsrecht ausnahmsweise auch auf die minder Schuldigen dieser Kategorie von Verurtheilten zu erstrecken. Ein allgemeiner Gnadenakt wäre nicht räthlich, da nach den der Regierung zugegangenen Berichten noch gar mancher Contumax in seinen sträflichen Absichten beharrt und der öffentlichen Sicherheit gefährlich werden könnte. Mit der Begnadigung soll endlich, wenn der von ihr Betroffene sich dessen würdig zeigt, auch die Wiedereinsetzung in den Voll⸗ genuß der staatsbürgerlichen Rechte verbunden sein dürfen; doch wird man auch hier nicht allgemein verfahren können, sondern jeden einzelnen Fall prüfen müssen.

353. Februar. (W. T. B.) Der Präsident Greêvy empfing heute im Elyséepalast die Botschafter des Deutschen Reichs, Großbritanniens und Spaniens, welche ihren ersten offiziellen Besuch machten.

Spanien. Madrid, 3. Februar. (W. T. B.) Die mit⸗ telst Ausloosung erfolgende Aushebung zum Militär— dienste ist im ganzen Lande ohne jede Störung von Statten gegangen.

Italien. Rom, 3. Februar. (W. T. B) Bei der

beute in der Deputirtenkammer r ge setten Debatte über die auswärtige Porrrit vertgetdigten Crispi und Gai⸗

roli die in den auswärtigen Angelegenheiten von der Linken befolgte Politik, indem sie auf die schwierige Lage hinwiesen, welche die Partei, als sie zur Regierung gelangte, vorgefunden hätt. Cairoli vertheidigte den Berliner Vertrag und wies nach, daß derselbe weder die Interessen, noch die Prin⸗ zipien Italiens verletze.

Serbien. Nisch, 3. Februar. (W. T. B.) Die Thronrede, mit welcher die Sitzungen der Skupschtina geschlossen wurde, spricht die Befriedigung über die Arbeiten der Skupschtina aus und hebt hervor, daß Serbien durch die Eröffnung neuer Finanzquellen in der Lage sein werde, seinen Verbindlichkeiten nachzukommen. Der Kredit des Landes sei gehoben; vermöge der neuen Gesetze, namentlich vermöge der besseren Justizpflege werde das unabhängige Serbien im Be— sitze verständiger Freiheit das allgemeine Vertrauen genießen.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 3. Februar. (W. T. B.) Die in verschiedenen Zeitungen verbreitete Vach⸗ richt, wonach ein aus Wetljanka Gekommener in Ser⸗ puchow erkrankt sein soll, wird von glaubwürdigster Seite für unbegründet erklärt. .

4. Februar. (W. T. B.) Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin von Mecklen⸗ burg⸗Schwerin haben mit den Prinzen Paul, Johann Albrecht und Wilhelm gestern die Rückreise nach Deutschland angetreten. .

Die Nachrichten aus Astrachan sind günstig. Vor— gestern sind nur zwei Erkrankungen in Selitrennoje vor— k. eine weitere Verbreitung der Epidemie ist nicht erfolgt.

Dänemark. Kopenhagen, 3. Februar. (W. T. B.) Da die Rechte bei den Wahlen zum Fol kething mehrere Sitze der Linken gewonnen hat, zieht die Linke die Prüfung und Gultigkeitserklärung mehrerer Wahlen in die Länge. Für den Fall der Fortdauer eines derartigen Verhaltens der Lin— ken gilt eine nochmalige Auflösung des Folkethings für nicht unwahrscheinlich.

Amerika. Washington, 30. Januar. (Allg. Korr.) Das Repräsentantenhaus-Comits für auswärtige An⸗ gelegenheiten hat eine Refolution angenommen, welche sich zu Gunsten einer recht baldigen Kündigung derjenigen Artikel des Wafshingtoner Vertrages äußert, welche auf die Fischereien Bezug haben.

3. Februar. (W. T. B.) Der Senat hat der vom Präsidenten vorgenommenen Ernennung der Zollbeamten von New-⸗Nork seine Zustimmung ertheilt, obschon der Senator Contling und dessen Partei lebhaften Widerspruch dagegen erhoben.

New-⸗Hork, 31. Januar. (per Kabel.) Mr. Ingalls, ein Republikaner, wurde zum Senator für Kan sas, und Mr. Jonas, ein Demokrat, zum Senator für Louisiana gewählt.

landtages und im Herrenhause. In das Herrenhaus war Graf Solms

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.

Wien, Dienstag, 4 Februar. Das Abgeordnetenhaus hat die zur Berathung vorliegenden Gegenstände bis zur Er⸗ nennung des definitiven Ministeriums von der Tagesordnung abgesetzt. Nachste Sitzung unbestimmt.

Konstantinopel, Dienstag, 4. Februar. Die Pforte, welche wegen eines in Prevesa auf ein griechisches Schiff ab⸗ gefeuerten Kanonenschusses um Aufklärungen angegangen worden ist, hat dem französischen Botschafter gegenüber die Erklärung abgegen, daß nur ein blinder Schuß abgefeuert wurde, um das Schiff vor der Annäherung an dort versenlte Torpedos zu warnen.

Bukarest, Dienstag, 4. Februar. Nach aus Widdin hier vorliegenden Nachrichten ist rumänischerseits allen Pro—⸗ venienzen aus Bulgarien gegenüber die Quarantäne bereits eingeführt. Gleichz itig wurden die rumänischen Behörden an⸗ gewiesen, längs des Pruth einen Sanitätskordon zu errichten, und sind dazu 2 Regimenter beordert worden.

St. Petersburg, Dienstag, 4. Februar. Offizielles Telegramm aus Astrachan von gestern: In Wetljanka und Umgegend kein Kranker, in Selitrennoje und den benachbar⸗ ten Bezirken 6 Kranke, darunter zwei neu Erkrankte. Zwei Personen sind gestorben. Die Epidemie fährt fort, in den durch die Quarantäne abgesperrten Bezirken lokalisirt zu bleiben. In Tschernoearsk erkrankte eine Person an typhus— artigen Erscheinungen, befindet sich aber auf dem Wege der . Die Epidemie läßt an Heftigkeit nach. 10 Grad lälte.

Nr. 5 des ‚Central⸗Blatts für das Deutsche Reich“, herausgegeben im Reichskanzler⸗Amt, hat folgenden In⸗ halt: Allgemeine Verwaltungssachen: Bekanntmachung, betreffend Rinderpest; Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet. Münz⸗ und Bankwesen: Uebersicht über die Ausprägung von Reichs⸗ Goldmünzen; Statistik der deutschen Banknoten Ende Dezember 1878. Handels- und Gewerbewesen: Ertheilung einer Approbation als Thierarzt. Marine und Schiffahrt: Beginn von Seeschiffer⸗ und Seesteuermanns⸗Prüfungen. Kosulatwesen: Ent⸗ lassung; Exequatur⸗Ertheilung.

Nr. 3 des ‚Armee⸗Verordnungs⸗Blatt“, heraus gegeben vom Kriegs⸗Ministerium, hat folgenden Inhalt: Dies⸗ jährige größere Truppenübungen. Uebungen des Beurlaubten⸗ standes für 187980. Rekrutirung der Armee für 1879/80. Lehr⸗Infanterie⸗Bataillon. Zusammensetzung und Zusammentritt desselben im Jahre 1879. Ausgabe des neuen Etats für die jähr⸗ liche Uebungs⸗ ꝛc. Munition. Zusammenstellung der im Jahre 18578 ergangenen Nachträge zur Instruktion für die Militärärzte zum Unterricht der Krankenträger vom 25. Juni 1875.

Nr. 3 des Central Blatts der Abgaben⸗, Ge⸗ werbe⸗ und Handel sgesetzgebung und Verwaltung in den Königlich Preußischen Staaten enthält: Anzeige der in der Gesetz— Sammlung erschienenen Gesetze und Verordnungen. Allgemeine Verwaltungsgegenstände: Diäten und Reilekonen nicht etatsmäßig angestellter Beamten bei Versetzungen. Umzugskosten civilversor⸗ gungsberechtigter Militäranwärter, welche bei ihrer Uebernahme in die Steuerverwaltung bereits bei anderen Verwaltungen Anstellung gefunden hatten. Veränderungen in dem Stande und in den Be⸗ fugnissen der Zoll⸗ und Siteuerstellen. Personalnachrichten.

Landtags⸗Angelegenheiten.

Graf Friedrich zu Solms-⸗Baruth, erbliches Mitglied des DVerrenhauses, ist am 1. Februar gestorben. Der Verstorbene war Standesherr zu Baruth und als solcher Inhaber einer erblichen Virilstimme im Ersten Stande des brandenburgischen Provinzial-

am 30. November 1854 eingetreten.

Statistische Nachrichten.

Gemäß den Veröͤffentlichungen des Kaiserlichen Gesund heitsamts sind in der 4. Jahreswoche von je 10h Be— wohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben gemeldet; in Berlin 26,8, in Breslau 31 4, in Königsberg 31,6, in Cöln 20,0, in Frankfurt a. M. 20,5, in Hannover 15,9, in Cassel 55 8, in Ha Meburg 23.2, in Stettin 20,3, in Altona 77,2, in Straß burg 22, in München 27,6, in Nürnberg 25,3, in Augsburg 28.6, in Dresden 25.9, in Leipzig 18,6, in Stuttgart 20,3, in Braunschweig 2äbr in Karlsruhe 177, in Hamhurg 27g, in Wien 25 7, in Buda— pest 39.3 in, Prag 39,2 in Triest 39.4, in Basel 37,2, in Brüffel 265, in Paris 28,0, in Amsterdam „1, in Kopenhagen 240, in Stockholm 21, in Christianig 17,1, in St. Petersburg 46, in Warschau 25,5, in Odessa 40, ), in Bukarest 30,7, in Rom —, in Turin Z5,ß, in Athen in Lissabon 34,9, in London 26,l, in Glasgow 284, in Liverpool 31,4 in Dublin 42,9, in Ediaburgh 20.5, in Alerandria (Egypten) 33,8. Ferner aus früheren Wochen: in New⸗ Jork 22,7, in Philadelphia 185,5, in Boston —, in Chicago in San Franzisko 20,3, in Calcutta 53, ), in Bombay 510, in Madratz 35/4.

Die in den ersten Tagen der Berichtswoche an den meisten deutschen Beobachtungs stationen vorherrschenden nordöstlichen Wind⸗ richtungen gingen um die Mitte der Woche an dein meisten Sta— tionen in önliche und südöstliche und gegen Schluß der Woche wieder in nordöstliche, in Cöln über Nordwest in südöstliche Luftströmungen um. Die Temreratur der Luft war in der ersten Wochenhälfte eine niedrige, in Breslau sank das Thermometer am 22. unter 80 C.; in der zweiten überstieg sie an verschiedenen Stationen die Durch schnitts wärme. Niederschläge fanden nur späclich statt. Der Luft⸗ druck sank im Laufe der Woche, zeigte aber gegen Ende derselben wieder steigende Tendenz.

5 Die Sterblichkeitsverhältnisse der meisten größeren deutschen Städte haben sich ef die Vorwoche wesentlich günstiger gestaltet. Die allgemeine Sterblichkeitsverhältnißzahl für die deutfchen Städte sank auf 235 von 27. (auf 1065 Bewohner und aufs Jahr be— rechnet). Sowohl das Säuglingsalter wie die höheren Altersklassen (über 60 Jahre) betheiligten sich in geringerem Maße an der Ge⸗ sammtsterblichteit als in der vorangegangenen Woche.

; Unter den Todesursachen haben von den Infektion krankheiten die diphterischen Affektionen wieder an Ausdehnung gewonnen, wäh⸗ rend Masern und Sa arlachfieber meist Rück änge aufwetsen; nur in Straßburg, Metz und Bukarest wurden Masern, in Beuthen O. S. und Celle Scharlachfieber erheblich häufiger Todes veranlassung. Die

ahl der Opfer an Diphtherie war in München, Berlin, Wien,

assel, Dortmund, Gladbach, Budapest u. a. noch immer eine größere. Todesfälle an Unterleibstyphen waren etwas vermehrt, doch ist die Jabi der selben nur in St. P tere burg und Odessa eine erheblichere. Flecktyphus⸗ todes fälle werden aus Königehütte 1, aus London und Bukarest je 2, zus St. Petersburg 12 gemeldet; in Berlin erkrankten daran in der Berichte woche 3. in Breslau 1 Person. Darmkatarrhe und Brech⸗ durchfalle der Kinder wurden an den meisten Orten seltener Todes⸗ ursache, nur in St. Petersburg ist die Zahl derselben etwag ver⸗ mehrt. Die Pocken in London haben wieder größere Ausdehnung gewonnen. In Wien und Budapest ist die Zahl der Todesfälle die

und St. Petersburg etwas vermindert. Aus Magdeburg wiid ein Todesfall an Varicellen, aus Brüssel, Warschau, Odessa, Venedig vereinzelte Pockentodesfälle gemeldet Die bisherigen Er⸗ mittelungen über den Ausbruch der Pest im Gouvernement Astrachen weisen mit großer Wahrscheinlichkeit darauf hin, daß der gegenwartige Ausbruch kein primärer, sondern das Endglied einer vorher unbeachtet gebliebenen Kette von gering fũgigeren Ausbrüchen und Verschleppungen der Seuche ist, die ihren Ursprung im Nordwesten Persiens hat und sich seit dem Jahre 1863-13877 mit kurzen Intervallen in den Ortschaften an der russisch⸗persischen Grenze, wie auch im Euphrat⸗Thale bei Bagdad zuletzt 1877) mehrfach zeigte. Trotz der sorgfältigen Sperrmaßregeln der russischen Regierung wird unter dem 28. Januar ein neuer Infektionsort Keuselitzesa, ca. 100 Werst außerhalb des Cordons, südöstlich von Selitrenoje, gemeldet. Dagegen ist, amtlichen Mit⸗ theilungen zufolge, das Vorkommen von Pesterkrankungen am Bosporus entschieden unwabr.

Sum marische Uebersicht der Zahl der Studi⸗ enden auf der Königlichen Universität zu Kiel im Wänter⸗Semester 1878579. Beim Abschluß der summarischen Uebersicht im Sommer ⸗Semester 1878 betrug die Zahl der Stadi⸗ renden 252, im Laufe des Sommer ⸗Semesters dazugekommen —, somit 252. Nach Ablauf des Sommer⸗Semesters abgegangen 97, demnach geblieben 155. Dazugekommen —. Neu immatrikulirt 56, zurückgekehrt 15, zusammen 71. Die Gesammtjahl der immatriku⸗ lirten und gegenwärtig hier anwesenden Studirenden beträgt demnach 226. Die theologische Fakultät zählt Preußen 25, Nichtpreußen 4, zusammen 29. Die juristische Fakultat zählt Preußen 19, Nicht- Preußen 8, zusammen 27. Die medizinische Fakultät zählt Prerßen ö3, Nichtpreußen 13, zusammen 76. Die Philosophische Fakultät zählt: a. Preußen mit dem Zeugniß der Reife 57, b. Preußen mit dem Zeugniß der Nichtreife nach 5. 35 des Prüfungsreglements vom 4. Juni 1834 —, c. Preußen ohne Zeugniß der Reife 12, demnach 79, d. Nichtpreußen 15, zusammen 94. Im Ganzen 226. Außer diesen immatrikulirten Studirenden besuchen die hiesige Universität als nur zum Hören der Vorlesungen durch Bewil— ligung des Rektors berechtigt: Juristen 12, Mediziner 33, Philo⸗ sorhen 45, zusammen 91. Es nehmen mithin an den Vorlefungen überhaupt Theil 317.

= Der . Russkij Invalid“ bat einen umfangreichen Artikel über die Entwickelung der russischen Streitkräfte im letzten türkischen Kriege 18756 18784 veröffentlicht, aus dem der St. Pet. Herold“ folgenden Auszug mittheilt:

Das System, nach welchem die Entwickelung der Streit⸗ kräfte im Laufe des letzten Krieges stattfand, bestand in Folgen dem: 1). In der Mohbilisirung der Feldtruppen und Kompletirung bis zur Höhe der Etats für Kriegszeiten; ) in der Umwandelung der Festungs⸗ und Lokal⸗ Bataillone in Regimenter und der abgetheilten Kommandos in Bataillone; 3) in der Formirung neuer Ersatztruppen, entsprechend den mobilisirten Feldtruppen; 4) in der Formirung neuer Reserve-⸗Infanterie und Artillerie; 5) in der Einberufung der Kosaken⸗Regimenter und Batterien.

Zu Anfang des Jahres 1876 zählte man in der Armee, die da— mals einen für Friedenszeiten normalen Bestand aufwies: a. bei den regulären Truppen 25 716 Generale, Stabs⸗ und Ober -Offiziere, 4 608 Unter⸗Militärs, 75 589 Pferde; b. in den Kosaken- Heeren 1972 Gengrale, Stabs- und Ober Offiziere, 55 083 Unter⸗Mülitärs und 50 837 Pferde.

Am 1. November 1876 erfolgte der Allerhöchste Befehl, alle Truppen des Kijcwschen, Odessager Charkowschen und einige Truppen des Wilnaschen, Moskauer und kaukasischen Bezirks zu mobilisiren. Es wurden damals mobilisirt: 20 Infanterie⸗ und 8 Kavallerie Divisionen mit den entsprechenden Theilen Infanterie und berittener Artillerie, 3 Schützen urd. 2 Sappeur-Brigaden, 4 Festungs⸗Regimenter, die Festungs ⸗Artillerie von 5 Festungen, 3 lokale Regimenker, 26 lokale Bataillone und 150 lokale Kommandog, und außerdem wurden die entsprechenden 6 (85 Bataillone, 22 Ersatz · Escadrons und 16 Batterien) mobilisirt. Aus den mobilisirten Truppentheilen wurden 6 Armee ⸗Corps (das 7., 8. 9. 105, 11. und 12 Corps) for⸗ mirt, von denen 4 das 8., 9., 1 und 12. Corps zur Bildung der aktiven Armee und zwei zum Schutz der Küsten des Schwarzen Meeres im Odessger Bezirk verwandt wurden. Zur Kompletirung der mobilisirten Truppen nach den Etats für Kriegszeiten wurden einberufen: 224 312 Unter Militärs aus dem Ersatz und 33 166 Kosaken; die Kompletirung des Pferdebestandes geschah durch 62 996 gestellte Pferde, durch den Ankauf von 9670 Pferden (im Kaukasus) und durch 34 642 Kosaken⸗Pferde.

Zum 1. Januar 1877 zählte man: a. bei den regulären Truppen 29 383 Generale, Stabs⸗ und Oberoffiziere, 1071 601 Unter⸗ militärs und 148 543 Pferde; b. in den Kosaken⸗Heeren 2529 Generale und Offiziere, 87 765 Untermilitärs, 80 So) Pferde. Von dieser Zahl befanden sich zu Ende 1876: 1) in Bessarabien in der zum Operiren in der europäischen Türkei bestimmten aktiven Armee 188463 Mann; 2) bei den Trappen, welche die Küsten des Schwarzen Meeres zu schützen hatten 73 411 Mann; 3) im Kijewschea Bezirk als Reserve für die aktive Armee 74 170 Mann; 4) im Corps an der kaukasisch⸗türkischen Grenze 58 726 Mann; im kaukasischen Bezirk 134 187 Mann. In der aktiven Armee in der europäischen Türkei zählte man: zu Anfang d. zu Ende d. J. 1877. 8. .

357

121

167

1346

Bataillone. Schwadronen. Ssotnjen Geschütze ; e 59 Zusammen mit den Hülfs. truppentheilen. 188 4683 M. 554 462 M. In der aktioen Armee in der asiatischen Türkei zählte man: zu Anfang d. zu Ende d.

Batalllone.

Schwadronen.

Ssotnjen

.

Zusammen mit den Hülfs⸗

truppentheilen . 56736 M. 112 648 M.

Im kankasischen Bezirk befanden sich zu Ende des Jahres 1877 2024238 Mann, und die Gesammtjahl der sowohl zur Offenstoe als Defensive bestimmten Truppen betrug 315 0090 Mann. Be— rücksichtitt man noch die 73 411 Mann, welchen der Schutz der Küsten des Schwarzen Meeres über ragen war, so erreichte die Ge⸗ sammtjahl der zum Ende des Jahres 1877 ins Feld gestellten Truppen die Höhe von 942 949 Mann.

; 5 vergleichende Tabelle zeigt die Veränderungen der Stärke der Armee vom 1. Januar 1876 bis zum 1. Juli 1878, als die Streitkräfte die böchste Entwickelung erreicht hatten.

Man zählte: Zum 1. Januar . 1876 1877 774 605 1071611

zum 1. Juli 1878

1878 1478495

In den Truppen . In den irregulären Truppen . Zusammen.

regulären 1647795

222

1460 38

1788677.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Von dem Cyklus von Predigten, welche der Superinten⸗ dent O. Pank in der Dreifaltigkeitskirche hierselbst über das zeit⸗ liche Leben im Licht des ewigen Wortes hielt, sind Nr. III.

gleiche der Vorwoche, in Prag, Paris ist fie gesteigert, in Barcelona

(Das Eden der Kindheit) und IV. (Johannes der Taͤufer in der

KLinderstube) im Druck erschienen (Berlin, Friedr. Schulje's Verlag. Preis jeder Nummer 30 9.

Eine gemeinfaßliche Darstellung des bürgerlichen Prozeß⸗ verfahrens, der Gerichtsorganisation und des Konkursrechts nach den neuen Reichs Justizgesetzen gieht Dr. Max Peus guens in seiner kürzlich im Verlage von C. Reißner Gan in Leipzig und Göln erschienenen Schrift: Der 1. Oktober 18794. Angesichts der so nahe bevorstehenden, das Rechts- und Verkehrswesen unseres Vol⸗ les von Grund aus umbildenden Reformen dürfte es für weite Kreise ein Bedürfniß sein, sich über die Bedeutung und Tragweite der eintretenden Neugestaltungen zu unterrichten. Vom 1. Okto- ber 1879 ab wird in ganz Deutschland von einheitlich organisir⸗ ten Gerichten nach einheitlichen Normen und Vorschriften verfahren. Das vorliegende Schriftchen stellt sich die Aufgabe, in gemein—⸗ verständlicher knapper Darstellung ein kurzes Bild der neuen Orga— nisation der Civilgerichte und des Projeßganges in bürgerlichen Rechtsstreitigleiten zu geben. Der Inhalt ist in 5 Abschnitte geglie⸗ dert, von denen der erste sich mit der Organisation und Kompetenz der Gerichte beschäftigt; der zweite behandelt den Prozeß, der dritte die besonderen Arten des Verfahrens. Der vierte Abschnitt stellt die Zwangsrollstreckung dar, während der letzte Abschnitt dem Kon⸗ kursverfahren gewidmet ist. Eine besondere Berücksichtigung haben die Unterscheidungsmerkmale und Abweichungen der neuen Rechtsschöpfung von dem bisher in den Ländern des französischen Rechts geltenden Prozeßrechte gefunden. Den Eingesessenen genannter Rechtsgebiete wird hierdurch das Verständniß der neuen Gesetze wesentlich erleichtert, aber auch für die übrigen Leser sind diese Hinweise auf das französische Recht bei der großen Bedeutung, welche letzteres für die demnächstige Neu⸗ gestaltung des Prozeßrechts gehabt hat, gewiß nicht ohne Interesse. Wiewohl das Schriftchen vorzugsweise zum Gebrauche für den Laien bestimmt ist, so dürfte es doch auch dem Juristen von Fach, der zu eingehender Beschäftigung mit den umfangreichen neuen Gesetzen noch keine Muße gefunden, eine nicht unwillkommene Einleitung in das Studium derselben bieten. Die Schrift ist zu dem Preise von 16ẽddurch jede Buchhandlung zu beziehen.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

London, 31. Januar. (E. C.) Ueber 500 kentische Lande arbeiter, Männer, Weiber und Kinder, die infolge des Strikes wegen versuchter Lohnherabsetzung Seitens der Pächter außer Arbeit gekommen waren und denen dann durch die früheren Arbeitgeber das Verlassen ihrer Hütten anbefohlen war, haben sich nach Neu⸗Süd⸗ Wales eingeschifft.

Sewerbe und Fsandel.

Vom Berliner? Pfandbrief⸗Institut sind bis Ende Januar 1879 41 622 360 M 43 prozentige und 8732400 4 5 prozentige, zusammen 50 354 700 S6 Pfandbriefe ausgegeben worden, wovon noch 40 880 109 6 4 prozentige und 8 O70 600 S 5pro⸗ zentige, zusammen 148 9560 709 S6 Pfandbriefe verzinslich sind. Es sind zugesichert, aber noch nicht abgehoben 2004 500 M; in der Feststellung begriffen 2 Darlehnsgesuche auf Grundstücke zum Feuer⸗ versicherungswerthe von 132 400 M; im Laufe des Monats Januar 1879 angemeldet 2 Grundstücke mit einem Feuerversicherungswerthe von 132 100 Mt.

Der Aufsichtsrath des Berliner Aquariums hat die Dividende pro 1878 auf 3 pCt., wie im Vorjahre, festgesetzt.

. Der Aufsichtsrath des Chemnitzer Bankvereins bat die Dividende für das Jahr 1878 auf 5 0so festgestellt, o /g weniger, als für das vorangegangene Jahr gezahlt wurde.

Die außerordentliche Generalversammlung der Aktionäre des Siegener Bergwerksvereins Siegenar, vom 1. Februar cr. beschloß einstimmig die Liquidation des Gesellschaftsvermögens. Nach der Ernennung der Liguidatoren fand die Wahl eines Comité behufs Bildung einer Gewerkschaft statt, zu welcher Vertreter von 726 Aktien sofort ihren Beitritt erklärten. Für den Beitritt der übrigen Aktionäre wurde eine Präklusivfrist bis Ende Februar fest⸗ gesetzt und schließlich bestimmt, daß die zu bildende Gewerkschaft in 1000 Kuxe eingetheilt werden soll, und daß für je 3 Aktien 1 Kux erworben werden kann. Die Niedexösterreichische Es gompte⸗Gesellschaft hat im vergangenen Jahr bei einem Aktienkapital von 7009099 F1. ein Reinerträgniß von 729 674 Fl. erzielt. Nach Abzug der Dota—⸗ tionen für die Reservefonds der Kreditinhaber und Aktionäre, sowie der Tantiemen für das Comite der Kreditinhaber und den Verwal- tungsrath im Gesammtbetrage von 127094 Fl. verbleibt zuzüglich des vorjährigen Gewinnvortrages von 3218 Fl. zur Dividendenver theilung ein Betrag von 605 767 Fl. Hiervon sind bereits pro erstes Semester 200 Abschlagsdividende zur Vertheilung gelangt; mithin sind noch disponibel als 6,6 oige Restdividende im Betrage von 33 Fl. per Aktie 462 000 Fl., während 3797 Fl. auf neue Rechnung vorzutragen bleiben.

Der Einlösungkeours für Silbercoupons österreichi⸗ scher Eisenbahngesellschaften an deutschen Zahlstellen ist un⸗ verändert 173 geblieben. Frankfurt a. M. 1. Februar. (Oelbericht von Wirth C Co) Mit dem neuen Jahre scheint das Petroleumgeschäft in ein besseres Stadium getreten zu sein. Die Preise stehen auch beute nicht viel höher als vor einem Monat, doch hat sich der Markt wesentlich befestigt, und das um so mehr, als man in der Produktion und in der Anlage neuer Bohrungen haushälterisch geworden ist. In Europa sind die Lager immer noch so bedeutend, daß größere Zufuhren nicht nöthig sind. Raffinirtes Petroleum kostet nach den neuesten Nachrichten sz a 95 C., United Certificates 1,025 Doll. à 1,05 Doll.

Der Um satz in Rohöl, welcher an der Dil-City⸗Oel⸗Börse im Jahre 1878 gemacht wurde, sowie der Durchschnittspreis eines jeden Monats und des ganzen Jahres ergiebt sich aus folgender Tabelle:

Januar 7850000 Faß, Durchschnittspreis 1,43 Doll. Februar ö 1,661 März 1,58 April 1363 Mai 1,35 Juni .

Juli 98 August 1011 September 86 Oktober 82 November 60961000 923 Dezember 4921 000 955

Total 16 450 0090 Faß, Durchschnittspreis 1,173 Doll.

. Die außerhalb der Börse gemachten Abschlüsse werden auf 2M dieses Umsatzes geschätzt. Der Gesammtumsatz in Qil-City erhöht sich also für das Jahr 1878 auf 917 Millionen Faß Rohöl, was bei 3095 Geschäftstagen einen täglichen Umsatz von 301 09000 Faß oder 354 000 Doll. ergiebt. Die Zahl der im Jahre 1878 in den penn-⸗ sylvanischen Oelregionen vollendeten Bohrungen beträgt 2989 gegen 3954 im Vorjahre. Die Gesammt-⸗Petroleum⸗Ausfuhr Amerikas betrug 1878 rot. 6 987 900 Faß, 1877 7001000 Faß, 1876 30 oo Haß, 15y0 E ad Goo e,

Der Markt für Lubriegting⸗Qils ist fest und namentlich herrscht nach West⸗Virginia⸗Natural-⸗Oils ziemlich lebhafte Nach= frage. Leider ist das Geschäft mit amerikanischen Mineral⸗Ma⸗ schinenölen in Amerika und in Europa zum Tbeil in die Hände von Leuten gerathen, deren Unkenntniß und Unredlichkeit dem Ganzen nur schadet. Es giebt kaum einen Konsumartikel, welcher für den Laien schwerer zu beurtheilen ist als Schmieröl. Die früher wohl renom mirte Marke Globe A. z. B., welche für reines West ⸗Birginia⸗ Natural⸗Dil eingeführt, aber nicht gesetzlich deponirt wurde, wird jetzt in allen möglichen Variationen und für alle Arten von Oelen

angewandt und ist heute mehr ein Gattungsbegriff, als die Marke eines bestimmten Oeles. Wir verkaufen deshalb auch das West⸗