1879 / 35 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 10 Feb 1879 18:00:01 GMT) scan diff

handlung der Gesetzentwürfe über das Gebührenwesen und die Erbschaftssteuer (Wahl von Ausschüssen für beide Gegen⸗ stände, welche auch während der Vertagung der Kammern in Thätigkeit sein könne), und 3) die Kosten zur Durchführung der Aenderungen in den Bezirken der inneren Verwaltung, sowie zur Ausführung . w , und des Reichs Gerichts verfassungs⸗Gesetzes.

6 8. . (W. T. B.) Anläßlich der Justiz⸗ und Verwaltungsorganisation hat die Regierung von den Kammern für Neu- Erweiterungs⸗ und Herrichtungsbauten einen Kredit von im Ganzen S90 340 ½ς verlangt. Hiervon sollen durch den Verkauf von verfügbar werdenden Amtsgebäuden 53 450 66 und der Rest durch eine Anleihe gedeckt werden. ; ;

Die Abgeordnetenkammer hat den Gesetzentwurf über die Bewilligung eines Kredits von 28 Millionen nach den Anträgen des Ausschusses mit 135 gegen 9 Stimmen an⸗ genommen, ebenso den Antrag auf Beschleunigung der Ab⸗ lieferung der Einnahmen an die Centralkasse. Hierauf wurde nach längerer Debatte der Antrag Kopp bezüglich einer Herabminderung der Militärausgaben trotz des Wider⸗ spruchs des Kriegs-Ministers angenommen.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 8. Februar. (W. T. B.) Die „Pol. Korr.“ meldet aus Konstantinopel: Die Frage des Kostenersatzes fürdie türkischen Kriegsgefangenen ist dahin entschieden worden, daß die Pforte die bis zur Unter— zeichnung des Berliner Vertrages erwachsenen Erhaltungs— kosten vergütet, daß aber hiervon ein entsprechender Betrag für die von den Gefangenen in Rußland geleisteten Arbeiten abgezogen wird. Die Frist für die Ratifikation des definitiven Friedensvertrages ist auf vierzehn Tage festgesetzt. In amtlichen Kreisen wird entschieden bestritten, daß es sich bei den in der Nähe von Tanthi vorgekommenen Krankheits- fällen um die Pest handle, es sei positiv, daß dort lediglich der Flecktyphus aufgetreten sei. ö

9. Februar. Die „Montagsrevue“ schreiht, sie glaube nicht zu irren, wenn sie annehme, daß eine offizielle Mit⸗ theilung des Prager Friedens auch von österreichischer Seite an die dänische Regierung nie erfolgt sei. Artikel 5 des Prager Friedens sei der letzte, nicht dunkle aber doch unauf⸗ geklärte Punkt in dem Venhältnisse Oesterreich⸗ Ungarns zu Deutschland gewesen. Eine Klärung herbeizuführen, den Angelpunkt möglicher Differenzen zu beseitigen, dem Vertrauen der Gegenwart auch das Vertrauen in die Zu— kunft hinzuzufügen, sei ein Gebot der Staatsklugheit wie ein Gebot der loyalen Auffassung der Beziehungen beider Staaten zu einander gewesen. Wenn für Deutschland der materielle Werth des Erreichten auch ein größerer sein möge, so sei für Oesterreich⸗Ungarn der ideale Werth gleichfalls ein nicht unerheblicher. Der Freundschaftsbund zwischen Deutsch— land und Oesterreich Ungarn sei nicht von Individuen und von der wechselnden Strömung der Tagesmeinung abhängig; er ruhe vielmehr auf der gefesteten Basis klarer staatsrecht— licher Beziehungen, gegenseitigen Volksvertrauens und realer dauernder Interessen beider Staaten.

Die durch den Fürsten Lobanoff und Karatheodory zascha gestern Abend erfolgte Unterzeichnung des rus⸗— sisch-türkischen Friedensvertrages wird durch aus Konstantinopel hier eingegangene Nachrichten bestätigt.

Pest, 8. Februar. Das Abgeordnetenhaus hat eute den Anleihegesetzentwurf in der Spezialbebatte unverän— dert angenommen.

Großbritannien und Irland. London, 7. Februar. Die Ernennungen des Earls of Dufferin zum Botschafter in St. Petersburg und des Lord Augustus Loftus zum Gouverneur von Neu südwales sind heut amtlich publi— zTrt worden.

9. Februar. (W. T. B.) Das „Reutersche Bu⸗ reau“ meldet aus Konstantinopel: Die Uebereinkunft Englands mit der Pforte wegen käuflicher Ueberlassung der auf Cypern befindlichen Staatsgüter sei zum Ab— schluß gelangt; ein großer Theil der Liegenschaften verbleibe im Privatbesitze des Sultans.

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Untersuchung der Ursachen der Explosion eines Geschützes auf dem „Thunderer“ eingesetzte Kommission hat in ihrem Berichte konstatirt, daß das Geschütz ein Mal versagt hatte, und daß es in Folge dessen noch einmal geladen und ab— gefeuert wurde, so daß sich also gleichzeitig zwei Ladungen in dem Geschütze befanden. 3

Frankreich. Paris, 8. Februar. Das „Journal officiel vom heutigen Tage veröffentlicht die Ernennung des Deputirten Eyprien Girerd zum Unter-Staatssekretär im Ministerium der Landwirthschaft und des Handels.

W. T. B.) Der Präsident Grevy heute das diplomatische Corps und sprach seine hohe Befriedigung über die ausgezeichneten ziehungen aus, in denen Frankreich zu den auswärti— gen Mächten stehe. Er könne die Versicherung hinzufügen, daß die Regierung der Republik alles ihr nur Mögliche thun werde, um jene Beziehungen zu fkonsglidiren, und er bitte die Vertreter der fremden Mächte, ihren Regierungen seinen Dank zu übermitteln für die Bereitwilligkeit, mit welcher dieselben die Stellung ihrer Vertreter bei der Regierung der französischen Republik geregelt hätten.

Italien. Rom, 8. Februar. (W. T. B.) Der italie⸗ nische Gesandte Graf Maffei ist auf seinen Posten nach Athen zurückgekehrt. Das Ministerium hat heute der Kammer einen Gesetzentwurf, betreffend die der Ge— meinde Fhorenz zu gewährende Entschädigung, vorgelegt. Nach dem Gesetzentwurf soll der Gemeinde Florenz eine jähr— liche Rente von 2 900 000 Lire unter der Bedingung zuge⸗ billigt werden, daß dieselbe auf alle weiteren Entschädigungs—⸗ ansprüche verzichtet.

Die Opinione“ schreibt: Indem die italienische Regierung dem rumänischen Gesandten erklärt habe, daß sie sich nicht von den übrigen Mächten trennen werde und demzufolge die Unabhängigkeit Rumäniens vor vollständiger Ausführung des Berliner Vertrages nicht anerkennen könne, habe dieselbe doch die Gelegenheit . Rumänien ihre Sympa⸗ thien auszusprechen und dessen legitime Forderungen in der Frage der Abgrenzung der Dobrudscha gegen Silistria hin zu unterstützen.

Die von der Admiralität zur

empfing dabei Be⸗

9. Februar. (W. T. B.) Der König hat heute den An der Abnahme sind hauptsächlich folge vd e Stapelartikel ketheiligt:

rumänischen Abgesandten Rosetti in Audienz empfangen.

Türkei. Konstantinopel, 7. Februar. (W. T. B.) Wie aus Regierungskreisen verlautet, scheint die Pforte in den Gegenvorschlägen, die sie den ihr unterbreiteten finan⸗ ziellen Projekten gegenüber gemacht hat, nicht abgeneigt, eine auswärtige Kontrole der Zollverwaltung zuzuge⸗ stehen, welche so eingerichtet werden könnte, daß den bei den Finanzoperationen betheiligten Interessen alle wünschens⸗ werthen Garantien gewährt würden. Die in Rede stehenden Finanzpläne haben die Zolleinkünfte des osmanischen Reiches zur Basis und bezwecken ausschließlich die Zurückziehung des Papiergeldes und ein Arrangement mit den Inhabern tür— kischer Fonds. 3 K

8. Februar. Der russisch⸗türkische Friedens⸗ vertrag ist vom russischen Botschafter, Fürsten Lobanoff, und vom türkischen Minister des Auswärtigen, Karatheodory Pascha, heute Abend unterzeichnet worden. Die Russen beginnen bereits morgen mit der Räumung des türkischen Gebiets, die binnen 35 Tagen beendet sein soll. Die Ueber⸗ gabe von Podgoritza an die Montenegriner ist nach hier vorliegenden Nachrichten gestern erfolgt, Seitens der Montene⸗ griner wurden mehrere türkische Gebietstheile geräumt.

In Folge von Reklamationen einiger Mächte, darunter Italiens, hat die Pforte über das von französischen Kapi⸗ talisten durch den Marquis von Tocqueville gemachte Fi⸗ nanzprojekt und über die bedingungsweise Ueberlassung einzelner Revenüen ihren auswärtigen Vertretern Aufklärungen zugehen lassen. Nach dem bezüglichen Vertragsentwurf wird die Pforte mit den Inhabern türkischer Schuldtitel direkt verhandeln.

Griechenland. Athen, 9. Februar. (W. T. B.) Die griechische Regierung hat eine Quarantäne von 21 Tagen für alle Provenienzen aus dem Asowschen Meere an— geordnet. Die griechisch⸗türkische Grenzregulirungs— Kommission ist gestern in Prevesa zusammengetreten. Der türkische Kommissar, Moukhtar Pascha, erklärte, daß er keine Instruktion erhalten habe, auf der Basis des Berliner Ver— trages zu verhandeln. Die griechischen Kommissare verlangen dagegen, daß die Verhandlungen auf der Basis dieses Ver— trages geführt werden. Heute treten die Kommissare aber— mals zu einer Berathung zusammen. Die Vermittelung der europäischen Mächte für die griechisch-türkische Grenzregulirung wird als unvermeidlich betrachtet.

Montenegro. Cettinje, 9. Februar. (W. T. B.) Ein Telegramm des Kommandanten Bözo Petrovie aus Pod⸗ goritza bestätigt, daß die Montegriner ohne jeden Anstand Spuz, Podgoritza und Zabliak mit den dazu gehörigen Gebietstheilen besetzt haben.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 9. Februar. (W. T. B.) Nach einem offiziellen Telegramm aus Kon⸗ stantinopel von gestern Abend ist der russisch-türkische Friedensvertrag unterzeichnet worden. Unmittelbar darauf ist die Verständigung davon an die resp. Truppen⸗ Commandeurs ergangen. Die Rückkehr der Truppen geht sofort vor sich. Bezügliche Bestimmungen sind bereits früher getroffen worden. Die Ratifikation wird unverzüglich nach Eingang des Friedensinstruments erfolgen.

Offizielles Telegramm aus Astrachan, von gestern: In Wetljanka und Umgegend kein Kranker. Aus dem Flecken Nicolajewsk, Distrikt Tsarewo, Gouver⸗ nement Saratow, 600 Werst von Astrachan, wird ein Krank⸗ heitsfall gemeldet, der zweifelhaft erscheint; der Gouverneur erwartet näheren Bericht von den Aerzten. Im Dorfe Seli— trennoje und innerhalb des Quarantäne-Rayons sind einige neue Fälle der Epidemie vorgekommen, die tödtlich ver— liefen. Der Gouverneur hat sich sofort an Ort und Stelle begeben. 9 Grad Kälte.

9. Februar, Nachmittags. (W. T. B.) Der General—⸗ Gouverneur Graf Loris-Melikoff ist, wie aus Za— rizin telegraphisch gemeldet wird, heute Vormittag 10 Uhr mit seinem Gefolge dort eingetroffen und von den Behörden und einer sehr großen Volksmenge begrüßt worden. Zur Verstärkung des Sanitätskordons kommen fortdauernd Truppen in und um Zarizin an. Aus verschiedenen Theilen des Reichs, namentlich aus Moskau, gehen große Sendungen von Lebensmitteln und Medikamenten ein, die für das Gouverne⸗ ment Astrachan bestimmt sind. Die Kälte hat in Zarizin seit etwa zwei Tagen wesentlich nachgelassen.

10. Februar. Wie dem „Golos“ aus Zarizin, vom 9. d. M., telegraphirt wird, traf mit demselben Zuge, mit welchem Graf Loris-Melikoff ankam, auch ein Sanitäts— detachement, bestehend aus dem Professor Jacoby, 5 Stu— denten der medizinischen Akademie und dem Bevollmächtigten Jusseffowitsch, in Zarizin ein. i , .

Offizielles Telegramm aus Astrachan,

9. d. Mts.:; In Wetljanka und den umliegenden Ortschaften kein Kranker. In Selitrennoje erkrankte am 8. 8. M. ein junges Mädchen an der Epidemie. Ueber den gestern gemeldeten Krankheitsfall in Nicolajewsk liegt noch kein weiterer Bericht vor. 8 Grad Kälte. ——

Amerika. Wafhington, 8. Februar. (W. T. B.) Vor der Kommission zur Untersuchung der bei der letzten Präsidentenwahl vorgekommenen Wahlfälschungen wurde heute Tilden vernommen. Derselbe stellte auf das Be— stimmteste in Abrede, daß er von der Einleitung von Ver— handlungen zum Zwecke der Bestechung der Wahlcomités in Florida und Südkarolina Kenntniß gehabt, oder daß er solche Verhandlungen geargwohnt habe.

9. Februar. (W. T. B.) Die Repräsentanten⸗ kammer hat die Bill, betreffend die Armee⸗Reorganisa—⸗ tion angenommen. In derselben wird das Zusammenziehen von Truppen in den Wahlplätzen an den Wahltagen für un— zulässig erklärt.

Gewerbe und Fsandel.

Nach amtlicher Nachricht aus Konstantinopel —ist das für das Sandschak Gallipoli erlassene Verbot der Aus fuhr von Cerealien fernerweit auf die Dauer von zwei Monaten und das Ausfuhrverbot für das Vilajet Trapezunt bis zur nächsten Ernte verlängert worden. 1

Der Ausweis des britischen Handel samtes für Januar bekundet aufs Neue eine erhebliche Abnahme in der Ein und Aus— fuhr des Landes. In Ausfuhrwerth zeigt sich gegen Januar 1878 eine Verminderung von 74 ½ und gegen Januar 1877 von beinahe 11 ,, nämlich E 14196518 gegen K 15123 911 in 1878 und * 15 946080 in 1877. Der Räckgang zeigte sich noch immer

hauptsächlich im Werthe der Ausfuhr, weniger in der Quantität.

Kohlen und Coak, Kupfer, Baumwollgarn, Baumwollfabrikate, Metallwaren, Eisen und Stahl, Zucker, Wollen und Kammgarn stoffe. Gine mäßige Zunahme haben paufzuweisen: Kurz— waaren, Jute und Leinenfabrikate, Dam y fmaschinen und Seidenstoffe. Die Einfuhr verminderte sich im Januar gegen den entsprechenden Monat der beiden vorhergehenden Jahre um 13 resp. 200 / o, nämlich von E 32 899 380 und K 30 669 g56 auf E 26 367 046. Etwa 3 Millionen E der Gesammtverminderun der Einfuhr im Betrage von 44 Millionen E vertheilen sich * folgende neue Artikel: Kaffee, Totalsumme E 417 876 (- 155 2564), Weizen, Totalsumme E 1866634 (— K 558 270), Getreide und Mehl, Totalsumme 1895012 - K 1155 305), Baumwolle, Totalsumme E 3579531 (— E 703 628), Kartoffeln, Totalsumme L43078 (— K 97787), Sämereien, Totalsumme K 616515 C K 655 145), Thee, Totalsumme E 912253 79719, Fremde Weine, Totalsumme A6 527 (— 174 235), Bau⸗ und Brennholz. Totalsumme E 306514 ( —– * 169 502). Andererseits figuriren Zucker, Talg und Schafswolle mit einer mehr oder minder erheblichen Zunahme in der Verschiffung.

Brüßlsel, 8. Februar. (W. T. B) Die Nationalbank hat den Diskont von 34 auf 3 herabgesetzt.

London, 10. Februar. (W. T. B.) Die hiesigen Ma⸗ schinen bauer haben wegen der Reduktion der Löhne um 70 die Arbeit eingestellt.

Glasgow, 8. Februar. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 208 309 Tons gegen 170700 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betrieb befindlichen Hochöfen 86 gegen 88 im vorigen Jahre. .

Washiugtonz 9. Februar. (B. T. B) Die Einfuhr von Vieh aus Canada nach den Vereinigten Staaten ist auf 3 Monate, vom 6. Februar ab gerechnet, verboten.

Verkehrs⸗Anstalten.

Triest, 109. Februar. (W. T. B) Der Lloyddampfer „Iris“ ist mit der ostindisch⸗chinesischen Ueberlandpost heute aus Alexandrien hier eingetroffen.

Southampton, S8. Februar. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Llopd Frankfurt“ ist hier angekommen.

Rom, 8. Februar. (W. T. B.) Die „Gazzetta ufficiale“ veröffentlicht den bereits gemeldeten Erlaß des Ministers des Innern vom 6. d, M. betreffend eine tägige Quarantäne für a l le Provenienzen aus den Häfen des Schwarzen und des Asowschen Meeres, sowie aus den türkifchen, griechischen und montenegrinischen Häfen. Gleichzeitig ist angeordnet, daß auch die Provenienzen aus Aegypten, Tripolis und Tunis den Bestimmungen dieses Erlasses unterliegen.

Madrid, 8. Fehruar. (W. T. B) Die Regierung hat nunmehr auch für alle Provenienzen aus dem Aegäischen Meere die Quarantäne angeordnet. Alle Kauffahrteischiffe und alle Reisenden haben sich in befonderen Quarantäne⸗lnstalfen wäh⸗ rend eines Zeitraumes von 7 Tagen der vorgeschriebenen Desinfektion zu unterziehen.

Kopenhagen, 9. Februar. (W. T. B.) Der Eistrans⸗ port zwischen Korsör und Nyborg ist eingestellt.

New⸗NRNork, 8. Februar. (W. T. B.) Der Dampfer „Denmark“ von der Nationgl⸗Dampfschiffs⸗Compagnie (C. Messingsche Linie) ist hier eingetroffen.

Berlin, 10. Februar 1879.

Paris, 10. Februar. (W. T. B.) In dem Prozesse gegen den Direktor der Münze zu Bordeaux, FGelebecque, wegen Unterschlagung von Silberbarren hat der Ässifenhof zu Bor—⸗ deaux den Angeklagten zu 6ähriger Einschließung und 115 066 Fres. verurtheilt.

Im Vexein für die Geschichte Berlins sprach am Sonngbend Hr. Dr. Bolle über die Vögel in Berlin, deren hier mindestens 75 Arten vorkommen (während Paris nur 54 aufzuwessen hahe). Von Raubvögeln seien am häufigsten der Wander falke, den Hühnerhabicht, der Thurm⸗ oder Rüsselfalke, der Sperber; ausnahmsweise selbst der Schlangenadler und der Stein- und Seeadler. Von den Eulen sind die Schleier⸗ eule und die mittlere Ohreule häufig; ebenso der Steinkauz. Von anderen Vögeln wurden außer dem Sperling und den Schwal⸗ ben aufgezählt: das Hausrothschwänzchen, der Steinschmätzer, die weiße Bachstelze, Tauben im Zustande der Verwilderung und zahlreiche Singvögel. Vom Specht kommen 3 Spezies vor, von den Raben— vögeln der Kolkrabe und die Nebel rähe. Der Storch hat Berlin längst verlassen. Die Enten sind verschwunden; Möwen und Eie— vögel sind seltene Gäste.

Der zweite Vortrag war von Hrn. Ferd. Meyer und behandelte das Thema: Voltaire und seine Wohnstätten in Berlin!. Der Redner gab aber gleichzeitig eine voll ständige Charakteristik Voltaire's und eine ausführliche Schilderung seines Verhältniffes zum Könige Friedrich II.

Die französische Sch auspieler⸗Gesellschaft im Saal⸗ Theater des Königlichen Schauspielhauses brachte am Sonnabend Los Effrontés“ von Emile Augier zur Aufführung. Das

Lustspiel erschien zuerst am 10. Januar 1861 auf der Bühne des

Théätre- Frangais und wird den besten Arbeiten Augiers zuzezählt. Der Dichter geißelt darin mit beißendem Spotte und großem Frei⸗ muth die Schwachen der damaligen französischen Gesellschaft, ein Umstand, der das Stück für mehrere Monate zum Gegenstand leb⸗ hafter Besprechung machte und auf dem Repertoire erhielt. Auch hier in Berlin ist dasselbe seit Jahren von früheren Aufführungen her bekannt und mit Beifall! aufgenommen worden; es ist seenisch sebr wirksam gearbeitet und zeichnet sich durch feine Charakteristik und gewählten, humorvollen Dialog aus. Die Darstellung des Stückes darf die gegenwärtige Gefell⸗ schaft zu ihren besten Gaben Von den

Rollen treten zwei,

Charrier

Subra

2 6 RaFLe Ine Een mm X erhelt lebhafte AUlnertennünß.

Be 35 Maseflãt die Kaiserin beehrte die Vorstellung mit Ihrem esuche.

Redacteur: J. V.: Riedel.

Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W. Elsner.

Drei Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).

Berlin:

(185)

zum Deutschen Reichs⸗An

̃ Nr. 6 des Centrgl⸗ Blatts für das Deutsche Reich“, berausgegehen im Reichskanzler-⸗Am t, hat folgenden In— balt: Allgemeine Verwaltungs sachen: Bekanntmachung, betreffend Rinderpest; Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet. Zoll! und Steuerwesen: Errichtung einer Uebergangsstelle. Münz und Bankwesen: Uebersicht über die Ausprägung von Reichs Goldmünzen; Goldankäufe der Reichsbank. Handels⸗ und Ge werbewesen: Bekanntmachung, betreffend die Abänderung der Bestimmungen über die Prüfung der Apothekergehülfen. Marine und Schiffahrt; Beginn von Seesteuermanng, und Seeschiffer in, Erscheinen des nautischen Jabrbuchs für 1881.

osulatwesen; Ernennungen; Ermächtigung zur Vornahme von , 8

Nr: 3 des Amtsblatts der Deutschen Reichs: Post⸗ und Telegraphenver waltung hat solgenden ch k: Verfügungen: vom 30. Januar 1879: Ausstellung der Nachnahme⸗ Postanweisungen über die für Nachnahmesendungen vom Auslande eingezogenen Beträge; vem 5. Februar 1559: Post ˖ Dampfschiff⸗ verbindungen zwischen Dänemaik, den Faröer und Island.

Das J. H. ft der Annalen der Hydrographie und maritimen Meteorologie“, Organ des Hydrographischen Bureaus und der Deutschen Seewarte, herausgegeben von der Kaiser⸗ lichen Admiralität, 7. Jahrgang, 1879, hat folgenden Inhalt: Erläuterung zu der Stromkarte der , , nach Beobach⸗ tungen vom 28. Oktober bis 9. Dezember 1877. Von A Frantzius. (Mittheilung von der Deutschen Seewarte) Aus den Reiseberichten S. M. S Ariadne, Korv. Kapt. von Werner. I) Wind und Stromverhältnisse im südlichen Stillen Ozean. April-August 1873. 2) Hydrographische Notizen über einige Inseln im sudlichen Stillen Ozean. Qzeanographische Beobachtungen im Atlantischen Qean (18765 und 1878) an Bord S. M. S. „Elisabeth“, Kapt. z. Ste von Wickede. Eingänge von meteorologischen Journalen be der Deutschen Seewarte im Monat September 1878 (Berichte von 10 Schiffen). Aus den Reiseberichten der Bremer Bark Pallas, Kapt. D. Balleer. Reise von Neweastle (N. S. W.) bis Singapore. Vai⸗Juli 1878. (Mittheilung von der Dentschen Seewarte. ) Der Archipel der Neu Hebriden. Zusätze zu der Segelanweisung für die Ostküste von China. Vergleichende Uebersicht der Witterung des Monats Oktober 1878 in Nordamerika und Centraleuropa. (Mit⸗ theilung von der Deutscken Seewarte) Die Nachwirkung magnetischer Einflůsse in eise'nen Schiffskörpern. Kleine hydro⸗ raphische Notizen: 1) 6 zu der Beschreibung der Häfen von

over . 2) Strömungserscheinungen zwischen Malta und Port Said. Dezember 188. 3) Wind. und Strömungsver— hältnisse zwischen Madeira und den Kap Verde'schen Inseln im No— vember 1878. =. 4) Segelanweisung für den Hafen von Port Moorowie. Südküste von Australien. 5 Die Inseln Bampton und Renard. Ostküste von Australien. Tabellen. Karten⸗ beilagen. Anhang: Segelanleitung für die Emsmündung und die ostfricsischen Inseln mit ihren Seegaten. Deutsche Küste der Nord— see. Zusammengestellt von Korv.'Kapt. Holzhauer auf Grund der Vermessungen im Jahre 1878.

Nr. 6 des „Ju stiz⸗Ministerial Blatts“ enthält eine Allgemeine Verfugung vom 3. Februar 1879, betreffend die Aus⸗ führung des Vertrages mit den Vereinigten Staaten von Nord= amerika wegen Auslieferung flüchtiger Verbrecher.

Statistische Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund heitsamts sind in der 5. Jahreswoche von je 1000 Ve⸗ wohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als ge storben gemeldet; in Berlin 24,, in Breslau 27,7, in Königsberg 33,0, in Coln 29,3, in Frankfurt a. M. 23, ), in Hannover 17, 1, in Cassel 20 2, in Magdeburg 31,6, in Stettin 240, in Altona z1,5, in Stra h⸗ burg 36,9, in München 33,0, in Nürnberg 30,8, in Augsburg 38,7, in Dresden 23,64, in Leipzig 16,4, in Stuttgart 20,3, in Braunschweig 28,3, in Karlsruhe 29,1, in Hamburg 27.0, in Wien 29,8, in Buda⸗ pest 38, , in Prag 39,2, in Triest 41,9, in Basel 75,8, in Brüffel 30, l, in Paris 29,0, in Amsterdam 23,1, in Kopenhagen 224, in Stockholm 2144, in Fhristiania 23,4, in St. Petersburg 184, in Warschau 240, in Odessa 445, in Bukarest 40, ), in Rom —, in Turin 28,5, in Athen in Lissabon 38,l, in London 26,72, in Glastzgow 29,3, in Liverpool 35, in Dublin 491, in Edinburgh 24,6, in Alexandria (Egypten) 34,8. Ferner aus früheren Wochen: in New⸗ Tork 240, in Philadelphia 21, “, in Boston —, in Chicago in San Franzisko 19,8, in Calcutta 49,5, in Bombay 50.8, in Madras .

Während der Berichtswoche herrschten an allen deutschen Beobachtungsstationen östliche (nord-, und beim Beginn der Woche auch südöstliche) Luftströmungen, nur gegen das Ende der Woche machten sich in Berlin wieder südöstliche, in München und Göln nordwestliche Windrichtungen geltend. Die im Anfange der Woche milde Temperatur sank in der zweiten Wochenbälfte allgemein, in Konitz bis unter —18 Grad E. Niederschläge erfolgten wenig. Der Gang des Luftdrucks hielt sich mit geringen Schwankungen auf seinem beim Wochenbeginn eingenommenen Standpunkt.

Die Sterblichkeitsverhältnisse der meisten größeren, befonders der deutschen Städte, haben sich im Vergleich 6 Vorwoche etwas un⸗ günstiger gestaltet. Die allgemeine Sterblichkeitsverhältnißzahl für die deutschen Städte stieg von 25,5 der Vorwoche auf 25,8 (auf 1000 Bewohner und aufs Jahr berechnet). Insbesondere erscheint die Sterblichkeit des Säuglingealters gesteigert, fo daß von 166665 Kindern unter einem Jahre im Jahresdurchschnitt 84,4 starben, gegen 79,6 der vorhergegangenen Woche.

Unter den Todesursachen erscheinen von den Infektionskrankheiten Masern und Scharlachfieber in fast gleicher Höhe wie in der Vor⸗ woche, Keuchhusten, Darmkatarrhe, Brechdurchfälle der Kinder, typhöse Fieber, namentlich Flecktyphus vermehrt und nur diphtherische Affektionen in verminderter Zahl. Die Masern verlaufen in Nürn— berg, Fürth, Frankfurt a. M, Pest, Bukarest gutartiger, auch das Scharlach fieber trat in Essen, Elbing, Beuthen, Celle seltener, in Berlin und Duisburg vermehrt auf. Diphtherische Affektionen for⸗ derten in den meisten größeren Städten, wie in München, Augsburg, Dresden, Hamburg, Danzig, Straßburg, Wien, jablreiche Spfer; in Berlin ist ein erheblicher Nachlaß der Epidemie kenntlich. Todes fälle an Unterleibetyphuß wurden etwag häufiger, auch der lecktyxphus zeigt sich in mehreren Städten; so werden vereinzelte

odesfälle daran aus Metz, Bielefeld. Pofen, Danzig, Berlin ge⸗ meldet; doch hat die Cpidemie in Berlin größere Ausdehnung ge⸗ vonnen; es erkrankten in der Berichtgwoche 11 Personen am Fleck vphus, in Breslau 3.— Darmkatarrheé und Brechdurchfäll?è der Kinder erscheinen in Berlin, Manchen, Hamburg, Bretlau und

t. Petersburg in vermehrter Zahl. Die Pockenepidemie in London forderte in der Berichtzwöche wieder 38 Opfer, doch war die ahl der Neuerkrankungen etwas kleiner als in der vorangegangenen Woch. Auch in Genf, Warschau, Dublin, St. Petersburg stieg, in Wien, Budapest, Paris sank die Zahl der Blatferntodesfälle. Aus Prag, Odeffa, Lissabon werden nur vereinzelte . . ge⸗ meldet Die weiteren Nachrichten über die Pest lauten nicht un= günstig. Neue Ausbruchheerde sind nicht konstatlrt worden. Sowohl die auß Moskau wie aus Salonichi gemeldeten Erkrankungen waren Flecktyphen und keine Pestfãlle.

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Erste Beilage

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Das Kaiserliche statistiscke Amt veröffentlicht in dem lũrzlich herausgegebenen Tejemberheft der Monatshefte zur Statistit des Deutschen Reichs für 1878 auf Grund der unter Aufsicht des eng⸗ lischen Handeltamts im enstom house zu Londyn bearbeiteten monat. lichen Accounts relaring to trade and naylgation of the nited kFingdom- eine Uebersicht der Einfuhr der hauptfächlichsten britischen und irischen Roberzeugnisse und Fabrikate nach Deutschland im Jahre 1578, verglichen mit dem Vor— jahre. Der Gesammtwerth der in dieser Uebersicht namentlich auf⸗ geführten Artikel belief fich auf rund 2789 M Il. Mark gegen 2570 Mill. Mark in 1877 und 30377 Mill. Mark in 1875, hat sich also gegen 1877 um 3,9 Mill. Mark und gegen 1876 um 25. Mill Mark vermindert. Von der nachgewiesenen Abnahme des Verkehrs gegen 1877 entfallen namentlich auf: Roheisen 1,4 Mill. Mark (19.5169, Materialeisen 1.5 Mill. Mark (192 0), Metallwaaren G6 Mill. Mark (13,5 ä c), Kohlen und Koks 2, Ss Mill. Mark (14.709), Baummwollengarn 6,5 Mill. Mark (177 ), Baumwollenwaaren 3, 6 Mill. Mark (14 5, Woil enwaaren aller Art 11 Mi. Mark Goo, Heringe x6 Mill. Mark (9,7 6). Dagegen ist der Einfuhrwermih folgender Artikel in größerem Um fange gestiegen: Rohkupfer um 1,0 Mill. Mark (29, 9505, Eisenbahnschienen um 2,6 Miß Mart (66,6 0υά), Dampf und andere Maschinen um 3.5 Mill. Mark (20,0 υάη᷑), Halb seidenwaaren um 153 Mill. Mark (1180/9), Wollengarn um 7 Mill. Mart („, 3/0, Oel aus Sämereien um 1,1 Neill. Mark (10, 9)lo). Im Einzel nen sind von den wichtigeren Gegenständen dieser Einfuhr folgende ihrem Gesammtwerthe nach namenklich hervorzuheben: Roh⸗ kupfer in Blöcken und Platten für 4429 620.4, (1877 3 450 7490 460), Roheisen für 119753 915 M (1877 13 385 S80 „), Eisenbahnschienen für 6 528 540 Æ (1877 3 879 520 06), Reifeisen und Eisen. und Stahlplatten zu Kesseln 2c. fur 2 633 246 M (167 34535 426 S6). Gu ß⸗ und Schmiedeeisen und andere Eisen⸗ und Stahlartikel für 2988 589. (1877 3 636 600 ε), Metallwaaren und Messerschmiedewaaren für 3797419 6 (1877 4440 920 ), Dampfmaschinen für 46070 540 (1877 2702 689 M, andere Maschinen für 13 986 765 (1877 12299429 „M), Kohlen und Koks für 16 265 210 (1877 199029 829 16), Baumwolle igarne für 44 565 855 , (1877 51 018 240 46), Baumwollenwaaren für 22 351 260 M. (1877 26 084 669 M), Leinengarn für 5 168 346 M (1877 4 693 g80 ), leinene Ellenwaaren aller Art exkl. Segeltuch für 4 667 720 0 (1877 5217 800 „), Juteartikel mit Ausnahme der Säcke für 110241290 6 (1877 10 J54 060 ½), Seide, gesponnen und gezwirnt, für 2974 780 S6 (1877 2 6665 746 A), Halbseidenwaaren für 2421 020 66 (1877 1 119 900 6), rohe Schafwolle für 545 640 . (1877 4 897 080 αιτ6), Wollengarn für IZ 837 820 . (1877 37 086 260 YS), wollene Tuche und Decken, auch gemischt mit anderem Material, für 25 280 040 M (1877 24 65 266 S6), Kammwoll⸗ wagren, rein und gemischt, für 10 327 4560 M (1577 12 475 2230 M, Fußteppiche für L2b5 240 66 (1877 1 430 200 ½ ,. Alkalien für 1 801 820 AM. (1877 5 572 020 M), Oel aus Sämereien für 112014090 46 (1877 10178 200 M), Feringe für 14 3415 180 (1877 16582 280 ½!)

Statist. Korr) Dem 1877 verstorbenen Direltor der Pariser Sternwarte, Le Verrier, gebübrt der Ruhm, zuerst in Europa den elektrischen Telegraph zu Witterungsdepeschen und Sturmwarnungen benutzt zu haben. Dies geschah im Jahre 1856, anfänglich mit sehr bescheideren Mitteln, sowohl was das Material, als die leitenden wissenschaftlichen Grundsätze angeht. Seitdem wurde nach und nach in fast allen Kulturländern Europas und vereinzelt in anderen Erdtheilen die Witterungetelegraphie ein⸗ geführt und von einigen Staaten (Frankreich, England u. a.) in fo umfassender Weise der Schiffahrt und der Landwirthschaft dienstbar gemacht, daß deren Einrichtungen als mustergültig beieichnet werden dürfen. Können die ausgegebenen Witterungsprognofen und War— nungen auch nicht auf absolute Sicherheit Anspruch machen, und werden sie es, der Natur der Sache nach, niemals können, so sind doch die erzielten Erfolge heute schon von der allergrößten Wichtig⸗ keit, so daß sie nicht allein die darauf verwandten Mittel rechtferti— en, sondern auch zur Einführung und weiteren Ausbildung dieses

weiges des meteorogolischen Dienstes nachdrücklich herausfordern. So wurden z. B. in England Sturmwarnungen gerechtfertigt durch nachfolgende ö Stürme starke Winde überhaupt , 46,7 Oo 21,7 O/o 68,4 0so 66 ,, 893,65 .

Seitdem das Deutsche Reich in der Kaiserlichen Seewarte zu Hamburg eine Centralstelle für maritime Meteorologie erhalten hat, ist auch hier das System der Witterungsprognosen und Sturmwar— nungen weiter ausgebildet und vervollkommnet worden, und es er— freut sich dieser Zweig des meteorologischen Dienstes seit mehr als jwei Jabren einer vortrefflichen einheitlichen Srganisation. Welchen Umfang die Thätigkeit der Seewarte in dieser Richtung angenommen hat, geht daraus hervor, daß im Jahre is?77 an 367 Tagen 2885 Aussichten für Wetter, Wind und Temperatur, im Jahre 1578 aber an 3094 Tagen 2010 Aussichten für die Küste, 2215 Aussichten für das Binnenland (davon 1855 für beide gemeinsam) ausgegeben wor⸗ den sind. Diese Wetterprognosen gelten für Deutschland, insbefon— dere für Norddeutschland und vor Allem für die Küste, die Sturm— warnungen ausschließlich für letztere, über welche mehr als 40 eigens eingerichtete und mit den üblichen Signalen und Apparaten 4ut— gestattete Signalstellen vertheilt sind.

Daß es einer so umfassenden Thätigkeit nicht an Erfolgen fehlen kann, ist naheliegend. Thatsächlich ergiebt eine Vergleichung der ausgegebenen Aussichten mit den wirklich eingetretenen Witte— rungsverhältnissen, daß von den Prognosen bezw. Warnungen mit den nachfolgenden Thatbeständen übereinstimmten (a O für die Küfte, b gleich für das Binnenland)

im Jahre 1878

im Jahre 1877 Aussichten für gut theilweis nicht gut theilweis nicht . Procent

Procent

erlin, Montag, den 10. Februar

Wetter. 67 20 wan, : ,

Temperatur 75 6

überhaupt 69 19 12 22 ö Werden, wie zulässig erscheint, diejenigen Fälle, in denen die Aussichten nur theilweis mit den nachfolgenden Thatbeständen über- einstimmten, zur einen Hälfte den günstigen, zur andern den ungün— stigen m , e so sind von den ausgegebenen Prognosen einge-

troffen (a Küste, b Binnenland)

für Wetter. für Wind

für Temperatur

gern, . Dieses glänzende Ergebniß ist nicht allein für die Wissenschajt ein Triumph, sondern hat auch für wichtige materielle Interessen der Natign eine weitgehende Bedeutung. Schiffe, welche beim Passiren

der Signalstellen das Sturmwarnung⸗Signal beachten, können meist

zeiger und Königlich Preußeischen Staats-Anzeiger.

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noch den sicheren Hafen erreichen oder sich auf die Begegnung des Sturmes vorbereiten, und auslaufende Schiffe werden' durch die Witterungstelegramme gar häufig vor dem Hereinlaufen in eigen Sturm abgehalten. Erhaltung von Menschenleben, Fahrzeugen und deren Ladung ist der unberechenbare praktische Nutzen der Witterungs⸗ telegraphie und der Sturmwar nungen, deren Bedeutung nöch dadurch erhöht wird, daß sie auch den von Str rmfluthen gefährdeten Strand⸗ gebeten zu Gute kommen.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

„Jabresbericht, der Gesellschaft für nützliche Forschungen zu Trier, von 1874 bis 1877, herausgegeben von Dr, Ladner. Mit 3 Tafeln und meteorologiichen Tabellen. Trier, 1878. Fr. Lintzsche Buchdruckerei.

Das vorliegende, ziemlich umfang- und inhaltreiche Heft bringt nach den Gesellschafts nachrichten zunächst einen sehr sorgfältigen Katalog der in Trier geschlagenen römischen Münzen aus der Münz⸗ sammlung der Gesellschaft, aufgestellt von dem Herausgeber. Die Tabelle beginnt mit Münzen des Marcus Äurcfius Claudius II. Gothikus 68 - 270 und endet mit Jovinus, tyrannus 411 - 413. Dann folgen. Nachträge zu Bohls Trierischen Münzen von dem Kammer,. Präsidenten Settegast in Coblenz und Berichte über Münzfunde, Ausgrabungen römischer Waͤlle, Straßen und anderer Baureste, Grabbügel, Funde von Statuen, Inschriften 2c, wie solche namentlich bei dem Moselbahnbau gemacht worden sind. Die Mittheilungen über die Tumuli im Fahrwalde bei Wadern sind durch einen Situationsplan und Abbildungen der aufgedeckten Krüge und Waffen illustrirt. Daran schließt sich eine Abhandlung über die Ruinen bei Commlingen im Thale von Niedermennig auf der Maserei. Der Bau liegt beinahe eine Stunde von der Römerstraße von Metz über Tawern nach Trier, jedoch aur Stunden von dem Conzer Palaste entfernt, aus dem Valentinian'I. bekanntlich viele BGesetze datirt hat, so daß die Annahme, hier habe eine Villa dieses Kaisers, nämlich die Villa Complatum gestanden, nicht zu gewagt er⸗ scheinen mag.

Von den weiteren Beiträgen sind zu nennen: der „Bericht über die Funde auf dem runden Witthum und am Jupiterkreuze, beide in der Nähe von Sinz unweit Nennig“ und „Einige Notizen über die römische Niederlassung im Kammerforste zwischen Serrig und Beurig an der Saar“, sowie die Publikation des im Vermodern begriffenen, bisher noch nicht an die Oeffentlichkeit ge⸗ langten Scheffen⸗Weistumbs zu Bischoffs -Drohn. Unter der Ueberschrift „Nalurhistorisches“ ferner macht der Landes— eologe H. Grebe „Geolegische Mittheilungen Über das Vor⸗ ommen des Grünsteins (Hiabas) in der Trierischen Gegend“.

Von besonderem Interesse aber ist die Beschreibung des Römer thors, der bekannten Porta nigra zu Trier, nebst Mittheilungen über die Freilegung desselben im Jahre 1876, von Seyffarth. Bas aus der letzten Zeit der Römerherrschaft herrührende Thor ist eins der bedeutendsten römischen Bauwerke diesseits der Alpen. Dasselbe ist ganz aus großen Sandsteinquadern von gräu— licher Färbung erbaut und besteht aus zwei, durch zwei schmale Zwischenbauten verbundenen Hauptgebäudetheilen von je 29 m Länge und 9 m Breite, die nach der Außenseite hin zur Flankirung der Thore und der dem Thore sich anschließenden Stadtmauern halb kreisförmig, nach der Stadtseite zu gradlinig geschlossen sind. Sie bestehen aus einem 9m hohen Unterbau und drei darüber liegenden, mit Fensteröffnungen versehenen Stockwerken. Die beiden Thoröffnungen, die in dem Unterbau der beiden Zwischen— bauten angebracht sind, sind 4 m breit und 6 m hoch. Die Fagaden des Gebäudes sind im spätrömisch-⸗dorischen Style aus- gebildet und durch vorspringende Halb und Dreipiertelfulen in Felder getheilt, zwischen denen in den oberen Stockwerken mit Rund bögen geschlessene Fensteröffnungen mit Pilastereinfassungen angebracht sind. Das Gebäude macht den Eindruck der Nichtvollendung und ist wahrscheinlich in Folge der Vertreibung der Römer nicht fertig ge— bracht worden. Sämmtliche Architekturtheile, als Säulen, Ge— simse ze. sind nicht zur Ausarbeitung gelangt, woraus man schließen darf, daß die letztere erst nach Fertigstellung des Baues im Rohen er— folgen sollte. Jeder der Hauptbauten enthielt im Innern 4 über einander liegende große Räume, welche die ganze Länge und Breite einnahmen. Letztere haben wohl zur Umwandelung der Porta in eine Kirche Veran⸗ laffung gegeben. Dieser Üümwandelung aber ist die Erhaltung des großartigen Bauwerks zu verdanken. Man verlegt dieselbe in die Zeit des Erzbischofs Poppo (Markgrafen von Oesterreich), 1016 1547. Die Veränderung bestand darin, daß die beiden nach Außen belegenen Thüröffnungen durch Mauern geschlossen, stadtseitig eine große, nach dem oberen Stockwerke führende Freitreppe, außerhalb eine bis zum J. Stock reichende Mauer zur Herstellung einer Terrasse angelegt und das Ganze in der Höhe des Unterbaues verschüttet wurde. Zu Anfang dieses Jahrhunderts wurden diese Umgestaltungen, mit Ausnahme eines Choranbaues aus der letzten Zeit der romanischen Periode auf Befehl Napoleons J. bescitigt und der über dem nord westlichen Theile errichtete Kirchthurm abgebrochen. Die Freilegung des verschütteten unteren Theils wurde in den Jahren - 1815, 16 und 17 auf Anordnung der Königlichen Regierung bewirkt. Da das Ge⸗ bäude aber auch nach dieser Freilegung noch immer mit seiner gan— zen Sockelhöhe im Boden stak, wodurch der Gesammteindruck sehr beeinträchtigt wurde, so genehmigten das Ministerium der geistlichen ze. Angelegenheiten und das Ministerium für Handel ꝛc. auf den Antrag der Königlichen Regierung zu Trier, daß die durch das Thor führende Straße rampenförmig bis auf das in der Römerzeit bestandene Terrain abgetragen werde, ju welcher Aus- führung Se. Majestät der Kaiser und König die hierfür be— antragten Geldmittel zu bewilligen geruhten. Bei der im Jahre 1576 beendigten vollständigen Freilegung des Bauwerks durch Aus schachtung des Terrains wurde innerhalb des Thores eine aus reinem Moselkies konstruirte Römerstraße vorgefunden; außerhalb aber scheint dieselbe zerstört worden zu fein, denn erst in 25 im Entfernung fand sich die Fortsetzung. Auf der Stadtseite fand man O,. 60 m über dieser Römerstraße eine wahrscheinlich aus der fränkischen Zeit her rührende, aus großen Kalksteinplatten gebildete jüngere. Zu beiden Seiten des Thores sind bei der Freilegung auch die noch aus der Römerzeit herrührenden Stadtmauern in ihren Substruktionen aufgedeckt wor⸗ den. Das Thor hat namentlich dadurch große Beschädigungen er fahren, daß in der fränkischen Zeit die eisernen Klammern, er, die Quadern untereinander verbanden, zur Gewinnung dieses GEisens durch Einhauen von Löchern herausgenommen worden sind. Dem Aufsatze liegt ein lithographirter übersichtlicher Plan des Grund⸗ risses der Baulichkeiten bei.

Einen sehr großen Raum nehmen die Aufzeichnungen der Ge—

schenke, Ankäufe und sonstigen Erwerbungen ein, mit welchen dag Provinzialmuseum und die . in den 4 Berichtsjahren be⸗ reichert worden ist. Den Schluß des Hefts bilden die tabellarischen Hauptresultate der Witterungsbeobachfungen, welche an den metecrologischen Sta⸗ tionen in Trier und Birkenfeld in den Jahren 1874 —1877 angestellt worden sind, von bezw. Prof. Flesch in Trier und Dr. Steinhaeuser in Birkenfeld.