1879 / 87 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 12 Apr 1879 18:00:01 GMT) scan diff

Ihre Majestät die Kaiserin-Königin wohnte vor⸗ gestern und heute der liturgischen Andacht im Dome bei.

Gestern war Allerhöchstdieselbe bei der Oratorium Auf⸗ führung in der Singakademie anwesend.

Ihre Majestät hat in den letzten Tagen Bethanien, das St. Hedwigs⸗Krankenhaus und die Goßnersche Waisenanstalt besuch .

Am gestrigen Charfreitage fand, in Gegenwart Ihrer Majestäten und der hier anwesenden Mitglieder der König⸗ lichen Famile, ein Hausgottesdienst im Königlichen Palais statt.

Der Bundesrath hielt vorgestern eine Plenarsitzung. Den Vorfitz führte der Präsident des Reichskanzler⸗Amts, Staats⸗Minister Hofmann.

Eine Vorlage, betreffend die weitere Ausprägung von

Goldmünzen, wurde den bezüglichen Ausschüssen überwiesen. Ausschußberichte wurden erstattet über die Gesetzentwürfe wegen Erhöhung bezw. Erhebung der Brausteuer und über den Entwurf einer Verordnung, betreffend die Tagegelder, Fuhrkosten 2c. der gesandtschaftlichen und Konsularbeamten. Die Gesetzentwürfe, sowie der wurden mit einigen Aenderungen genehmigt.

Hierauf wurden Kommissarien zur Berathung von Vor⸗

lagen im Reichstage ernannt. . Endlich wurden einige Eingaben vorgelegt und den be⸗ züglichen Ausschüssen überwiesen.

Nach einer von dem Finanz-Minister nach vorheriger träg t we Der Vert speziell den Wunsch aus, der schweizerische Bundesrath möge

Verständigung mit der Ober-Rechnungskammer erlassenen

CLirkularverfügung, vom 31. v. M., kann es auch nach Ein⸗ führung von Posteinlieferungsbüchern für alle Geld- und! Werthsendungen von mehr als 300 M nicht für entbehr⸗ lich erachtet werden, in allen Fällen, in denen bei Revision einer Spezialkasse Ablieferungen der letzteren an die betref⸗ fende Bezirkshauptkasse von Seiten des Rendanten vorläufig nur mit Postscheinen resp. dem Posteinlieferungsbuche belegt verden konnten, den wirklichen Eingang der Ablieferungs⸗ Die Behörden sind angewiesen worden, künftig demgemäß zu verfahren und Spezialkassen auf⸗ genommenen Protokolle jedesmal über den] erfolgten Eingang

summen bei der Hauptkasse zu kontroliren.

bei Prüfung der über die Revision von

der nach den letzteren nur in der vorher angegebenen Weise belegten Ablieferungssummen von den betreffenden Bezirks— hauptkassen Auskunft zu erfordern.

land sein Beglaubigungsschreiben Überreicht.

Der Legationsrath von Thielau, welcher während der Abwesenheit des Königlichen Gesandten von Alvensleben

herzoglich hessischen Hofe beauftragt worden, ist in Darmstadt eingetroffen und hat die gesandtschaftlichen Geschäfte über— nommen.

Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Königlich sächsischer Geheimer Finanz⸗Kath Zenker, Königlich württem— bergischer Ober⸗Steuerrath von Moser, Großherzoglich meck⸗ lenburg⸗schwerinscher Qber⸗Zolldirektor Ol den burg, Groß⸗ herzoglich sächsischer Geheimer Finanz-Rath Dr. Heerwart sind von Berlin wieder abgereist.

S. M. Glattdeckskorvette Luise“, s8 Geschütze, Kommandant Korvetten⸗Kapitän Schering, ist am 11. April er. in Singapore eingetroffen.

Die „Provinzial⸗Korrespondenz“ wird in der alle belgischen Handelsausschüsse, die zur Regierung in

nächsten Woche am Donnerstag ausgegeben. Bayern. München, 10. April. Das heute Abend er—⸗

Gerichtssitze und die Bildung der Gerichtsbezirke be⸗ treffend. Eine Beilage zu dieser Verordnung enthält die Ein—

richtung der Landgerichte und Amtsgerichte. „8. April.

tigung

ie Hälfte von Preußen wieder zu vergüten ist.

Hamburg, 9. April. (H. Corr) Die Bürgerscaft hat heute den Senatsantrag, betreffend die Ratifikation eines Zusatz vertrages zu der Uebereinkunft der drei freien Hanse— städte vom 30. Juni 1878, betreffend die Errichtung eines gemeinschaftlichen Ober⸗Landesgerichts, endgültig angenommen. Während der allgemeinen Berathung über die Verfassungsrevision trat die Vertagung ein.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 19. April. (W. T. B.)

Die „Pol. Korr. schreibt: Nachdem die Beleidigung kon⸗ statirt worden sei, deren Gegenstand der österreichisch⸗ un garische Konsul in Widdin Seitens dortiger offiziel⸗

ler Organe gewesen, seien Schritte in St. Petersburg ge—

schehen, um eine entsprechende Genugthunng von der

russischen Regierung zu erlangen. Ferner erfährt dieselbe Korrespondenz auf Grund guter Informationen, daß die Ver⸗ handlungen zwischen den Kabineten über die Modalitäten, unter denen das Projekt einer gemischten Okkupation Ostrumeliens realisirbar sei, noch fortdauerten.

11. April. Aus Konstantinopel meldet die „Pol. Korr.“: Die ostrumelische Kommission hat diejenigen Punkte des Statutes erledigt, welche sich auf die Ernennung der Beamten in nichtmuselmännischen Gemeinden, sowie auf die Erhöhung des Tributes aus den nach einer bestimmten Zeit sich ergebenden Einnahmen und auf die Zulässigkeit der türkischen, bulgarischen und griechischen Sprache im amtlichen Verkehre beziehen.

berathen werden. Im Auftrage des Khedive trifft demnächst Talaat Pascha in besönderer, auf den Konflikt des Khe⸗ dive mit den Westmächten bezüglicher Mission hier ein.

gierung ihre Pflicht zu thun wissen wird.“

ü s für die Unter⸗ ser, dem Antrage des Senats gemäß, 66662, , wovon

Säuptling Um beline an den Ufern des F

vorhergegangenen Allarmirung befanden

tritt morgen (26. März) ihren Marsch an. dem Kommando des Generals Lord Chelmsford und zählt

Die Artikel, welche die Grundeigenthums⸗ verhältnisse und die Frage der Reformen in den übrigen Pro⸗ vinzen der Turkei betreffen, sollen zu Anfang nächster Woche schaften wurden sie bei Tagesanbruch von über 4000 Zulus über—

Wie es heißt, hat der Sultan die neuen Vorschläge ge⸗ nehmigt, welche Griechenland in der Grenzregulirungs⸗ frage gemacht werden sollen.

Pest, 10. April. Sämmtliche Minister, welche gegen⸗ wärtig von Pest abwesend sind, finden sich morgen Abends in der Hauptstadt ein. In den nächsten Tagen werden, wie die Pester Korrespondenz“ meldet, wichtige Sitzungen des Winisterrathes abgehalten, in welchen die Regierung in Betreff der Vorlagen schlüssig werden wird, welche den Gegen⸗ stand eines demnächst in Wien abzuhaltenden gemeinsamen Ministerrathes bilden sollen. Bekanntlich handelt es sich um die Vorlagen, betreffend die Administration Bos⸗ niens und der Herzegowina, welche beiden Parlamenten unterbreitet werden sollen. Zu diesem Ministerrathe begeben sich die ungarischen Minister, soweit es bis heute festgestellt ist, am 19. d. nach Wien.

Schweiz. Bern, 9. April. (Bund.) Die inter⸗ nationale Konferenz zur Prüfung des Finanzaus—⸗ weises der Gotthardbahn⸗Gesellschaft wird morgen ihre Schlußsitzung halten. Dieselbe genehmigte im Wesent—

; lichen den Finanzausweis, nachdem ihr sowohl Seitens der No 890 J . ö ö ö 82 ö 8 9 = . Verordnungsentwurf schweizerischen Delegation als auch der Gotthardbahn⸗Direktion

die gewünschten Aufflärungen ertheilt worden waren. Die Konferenz hegt die Ueberzeugung, daß die Bahn zu der devi⸗

sirten Bausumme ausgeführt werden könne, und daß die Ein—

zahlung (5. Rate) auf die Aktien, welche am Tage der Er— öffnung der Bahn (1. Juli 1882) erfolgt und noch 8 Fr. be— trägt, geleistet werden wird. Der Vertreter Italiens drückte

auch seinerseits nach Kräften dahin wirken, daß die Monke Cenere⸗Bahn bald möglichst ausgeführt werde.

10. April. Die internationale Konferenz hat den Finanzausweis der Gotthardbahn von 227 Mill. Fr. als geleistet und für die Ausführung des Baues als genügend erklärt und denselben genehmigt.

Der Bundesrath hat die von der Gotthardbahndirektion eingereichten Profile für die Ausmauerung des großen Gotthardtunnels von 4908— 5900 m auf der Nordseite und von 4709— 5069 m auf der Südseite genehmigt, unter dem Vorbehalte, nachträglich etwa mit Rücksicht auf die Sicher⸗ heit des Bahnbetriebs weiter nöthig scheinende Ausmauerungen zu verlangen.

Belgien. Brüssel, 106. April. (Cöln. Ztg.) Der von

Olin redigirte Bericht der Central-Sektion der Re⸗

Der nach St. Peters burg in außerordentlicher Mission behufs Vertretung des Kaiserlichen Botschafters von Schweinitz entsendete Gesandte von Alvensleben ist dort eingetroffen und hat am 10. d. M. Sr. Majestät dem Kaiser von Ruß⸗

präsentantenkammer über den neuen Schulgesetz⸗ entwurf ist von der Quästur den Abgeordneten eingehändigt worden, damit sie während der Osterferien sich damit beschäf⸗ tigen. Derselbe lautet für die Vorlage sehr günstig und empfiehlt deren Annahme. Er wehrt die Anklagen, Vorwürfe, Angstrufe und Drohungen der klerikalen Partei mit aller Ent⸗

schiedenheit ab und sagt, das Land müsse es erfahren, daß die

! ö , ,, 8 ; 366 ö . ke rel jgiöse Erz inder * NMezse Dis S 8⸗ mit der interimistischen Führung der Gesandtschaft am Groß. Feligiöse Erziehung der Kinder in keiner Weise durch die Staat

schule gefährdet sei. Zum Schlusse heißt es: „Und diejenigen, welche im Fieber des Kampfes zum Widerstande auffordern, wird man daran erinnern, daß das Gesetz nur Eins für alle Belgier ist, und daß, wenn man es selbst mit Ungerechtigkeit und Leidenschaft bekämpfen kann, doch Niemand, wessen Standes er sei und welche Würde er bekleide, das Recht habe, sich der Anwendung des Gesetzes zu entziehen. Vor dem Gesetz giebt es keinen Widerstand, sondern nur Unterwerfung. Die Dro— hungen werden ohne Zweifel mit der Hitze, welche sie erklär— lich macht, verschwinden; sollten sie aber je zu Thaten über—

gehen wollen, so zählen wir auf die Festigkeit der Regierung,

und das Land wie die Kammer sind überzeugt, daß die Re⸗ zu Dr Mi⸗ nister der Auswärtigen Angelegenheiten hat an

Beziehungen stehen, ein Rundschreiben mit sechs Akten⸗ stücken gerichtet, welche den Handelsverkehr zwischen

schienene Gesetzw und Verordnungsblatt Nr. 19 publizirt die Belgien und Frankreich und die über den Tarif schwe—

Allerhöchste Verordnung vom 2. d. M., die Bestimmung der

benden Verhandlungen betreffen. Ein Königl. Dekret vom gestrigen Tage setzt den Ausschuß ein, der sich mit den

Vorbereitungen zu dem nächstjährigen großen Na tio nalfeste

beschäftigen soll. Zwölf Personen sind dazu ernannt, darunter

die Bürgermeister der Städte Brüssel, Antwerpen, Gent und

Lüttich, sowie auch Graf d'Dultremont, der bei den großen

Ausstellungen in Wien und Paris als Gene ral-⸗-Kommißffar

thätig gewesen ist. Der Bischof von Tournai, Msgr.

Du m ont, ist am 2. . M. in Rom eingetroffen und nachdem

er, eine Messe gelesen, sofort vom Staatssekretär, Kardina

Nina empfangen worden; am 4 hat er eine Audienz beim

Papste gehabt.

Großbritannien und Irland. London, 9. April. (Allg. Corr.) Abermals ind in London Depeschen aus Süd⸗

afrika eingetroffen, welche bis zum 25. März reichen und über eine neue Niederlage der britischen Waffen berichten.

Das R t ö 8 ? 5 7 8 f Das Reuter sche Bureau erhält darüber aus der Capstadt ria St. Vincent folgende Depesche:

„Eine von 104 Mann des 80. Regiments eskortirte Pro—

viant⸗ und Munitionskolonne wurde auf dem Wege

von Derby nach Lüneburg von 4000 . unter dem

usses Intombe bei In Folge einer sich die Mann⸗ wurden aber von der enorm überlegenen Streitmacht des Feindes überwältigt. Kapitän Moriarty und 10 Mann vom S0. Regi⸗ mente wurden getödtet, und 20 gelten als vermißt. Das Schick⸗ sal der Wagenführer ist unbekannt. 40 Mann unter Lieute— nant Harward gelang es, sich nach Lüneburg durchzuschlagen. Major Junker begab sich hierauf mit 150 Mann vom 860. Re⸗ gimente nach dem Kampfplatze und erlangte die Raketen, eine Kanone und die Munition wieder. Auch begrub er die Todten. Zwanzig Wagen mit Proviant und Munition sind verloren gegangen. Die zum Entsatze von Ekowe bestimmte Kolonne Sie steht unter

Tagesanbruch am 12. März angegriffen.

schaften unter Waffen,

5000 Mann.“

Dem „Standard“ werden über die Affaire folgende Einzelheiten gemeldet: Lieutenant Harward, der mit 45 Mann entkam, meldet, daß er mit seinen Leuten auf einem Ufer des Intombeflusses kampirte, während Kapitän Moriarty mit dem Reste der Mannschaft das andere Ufer einnahm. Die Colonne war genöthigt, des Nachts Halt zu machen, da der Fluß zu tief war, um den Uebergang zu gestatten. Obwohl die Mann⸗ vorher etliche Male allarmirt worden waren,

Die Wachtposten sahen den Feind erst, als er

rumpelt. . ĩ ihnen war. Nur 15 Mann von

I5 Schritte vor

Kapitän Moriarty's Abtheilung gelangten über den Fluß zu Lieutenant Harward, obwohl feine Mannschaften ein stetiges Feuer auf den Feind unterhielten. Der Verlust der Zulus war bedeutend, schien aber keinen Eindruck auf ihren Muth zu machen. Der Schauplatz der Ueberrumpelung befindet sich in einer von hohem Grase und Unkraut umgebenen Schlucht so daß die Bewegungen des Feindes leicht maskirt wurden Es wird für höchst unvorsichtig erachtet, daß innerhalb fünf Meilen von Umbeline's Position die Wagen herbeigebracht wurden, und die Mannschaften in denselben schliefen. Außer von den Wachtposten und den Mannschaften des Lieutenant Harward wurde kein Schuß abgefeuert, als man fich ange⸗ griffen sah.

Einem Berichte der Times“ zufolge fand die Ueber⸗ rumpelung während eines starken Nebels statt.

Major Black besuchte mit 27 Freiwilligen den Schau⸗ platz der Schlacht bei Isandula. Die Zulus hatten 196 Wagen auf dem Schlachtfelde in Stich gelassen, aber die Ka— nonen sowie die Munition weggeführt.

Die große Zusammenkunft der Boers hat begon⸗ nen. Die Verhandlungen sind bis jetzt ruhig verlaufen.

Die Transportschiffe „City of Paris“, „City of Venice“, Lady Margaret“, „Slympus“ und „China“ sind mit Verstärkungen aus England angekommen.

In der Capsta dt wurde gestern eine zahlreich besuchte Versammlung abgehalten, in welcher Resolutionen zur An⸗ nahme gelangten, welche die Politik Sir Bartle Frere's billigen und der Regierung des Mutterlandes für die rasche Entsendung der Verstärkungen Dank sagen. .

10. April. (Allg. Korr.) Ihre Majestät die Königin

kehrt, den bis jetzt getroffenen Dispositionen zufolge, am 19. d. Mts. aus Italien nach Windsor zurück. Ueber die Niederlage am Intom biflusse liegt jetzt ein amtliches Telegramm Lord Chelmsfords vor, welches durch Vermittelung des Gouverneurs der Kap— . der Regierung in London übermittelt wurde. Dassselbe autet:

„Bedaure zu melden, daß eine 70 Mann aller Grade starke Abtheilung des 80. Regiments, die von Lüneburg abgesandt wurde, um 18 von Derby kommende Wagen zu eskortiren, am Intombiflusse von einer auf 4000 Mann geschätzten Streitmacht Zulus am Morgen des 12. März überwältigt wurde. So viel man weiß, sind 41 getödtet, darunter Kapitän Moriarty und Civildoktor Cobbin, und 26 wurden zur Zeit der Absendung des Rapportes vermißt. Das Detachement wurde drei Tage am Flusse zurückgehalten, da letzterer nicht passirbar war, was Umbeline, dem Befehlshaber der Angriffs⸗ macht, ohne Zweifel Zeit gewährte seine Pläne zu arrangiren. Der Angriff fand in früher Morgenstunde während eines dichten Nebels statt.“

Weiteren Berichten vom Kriegsschauplatze zufolge zieht Cetewayo in der Umrunde von Ulundi ein Heer von 40 09 Mann zusammen. Es soll jedoch große Unzufriedenheit in seiner Armee herrschen, die nur durch die Furcht vor der britischen Macht zusammengehalten werde. Die Kolonne, welche Ekowe entsetzen soll, besteht aus 6000 Mann unter dem Befehl des General- Majors Crealock. Sie sollte am 28. März den Tugela beim Fort Pearson überschreiten. Sie umfaßt 3800 Mann reguläre Truppen, 1000 Marinesoldaten und 1200 Freiwillige, sowie leichte Kavallerie. Die Schwierigkeiten, die ste zu über⸗ winden haben wird, sind groß. Die Besatzung von ECkowe besitzt Proviant bis zum 6. April.

12. April. (W. T. B.) Die „Times“ theilt mit, der Sultan habe ein Telegramm an den Marguis of Salisbury gerichtet und darin die Vorgänge in Egypten entschieden gemißbilligt, sich auch erboten, den Khedive Ismail Pascha durch Widerrufung des Firmans von 1866 abzusetzen und als Nachfolger desselben Halim Pascha an Bord türkischer Kriegsschiffe nach Alexandrien zu senden. Dieser Vorschlag bilde heute den Gegenstand der Be⸗ rathung der Kabinette von London und Paris. Die „Times“ spricht sich gleichzeitig entschieden gegen jedes über— eilte Vorgehen in der egyptischen Angelegenheit aus. Durch eine Sukstituirung Halim Paschas an Stelle des jetzigen Khe— dive auf die bloße Initiative der Pforte hin werde die Schwierigkeit nicht gehoben, da der Khedive sich widersetzen dürfte, und keine Streitmacht disponibek wäre, seine Unter— werfung zu erzwingen. Durch die Absetzung des Khedive ent— stehe auch eine große Verantwortlichkeit fuͤr England. Letz⸗ teres dürfe indeß vor der Uebernahme dieser Verantwortlich⸗ keit nicht zurückschrecken, wenn dies zur Sicherung der Straße nach Indien nothwendig sein sollte.

Frankreich. Paris, 9. April. (Fr. Korr. Wie man aus Bordeaux meldet, haben dort die Herren Metabier und Octave Bernard ihre Kandidatur zu Gunsten Blan qui 's zurückgezogen, der also jetzt dem Gam⸗ bettisten Lavertujon allein gegenübersteht, Desgleichen sind im 8. Arrondissement von Paris die Konservativen Binder und Dalligny zu Gunsten des Bonapartisten Go delle zurückgetreten, während auf der anderen Seite der Republikaner Des marest seinem Gesinnungsgenossen Cla⸗ mageran, der im ersten Wahlgange die meisten Stimmen erzielt hatte, das Feld räumt.

Wir erfahren, schreibt der, Siecle“, daß die Regierung sest entschlossen ist, jeden Beamten abzusetzen, der eine der Petitionen gegen die Ferry'schen Gesetzentwürfe mit seiner Unterschrift versieht. Man nennt uns einen Gerichts⸗ Präfidenten, der sich in diesem Falle befindet, und gegen den deshalb ein Disziplinarverfahren vor dem Kassationshofe ein⸗ geleitet worden ist.

11. April. (W. T. B.) Gegenüber den Anschauungen der auswärtigen Presse, welche in der egyptischen Frage Differenzen zwischen England und Frankreich annehmen, wird von unterrichteter Seite hervorgehoben, daß von solchen durchaus keine Rede ist, da der zwischen beiden Kabineten stattgehabie Meinungsaustausch ein völlig gemeinsames Vor— gehen beider Mächte in der Frage gesichert hat.

Die Nachricht auswärtiger Blätter, daß Roche fort hier— her zurückgekehrt sei oder zurückkehren werde, ist nicht be⸗ gründet; auch dürfte sich Rochefort nicht unter denjenigen befinden, die noch die Amnestirung zu erwarten haben.

11. April. (Republ. fr. Ein neues Amnestie⸗ dekret, welches sich auf ungefähr 300 Kommune-⸗Verurtheilte bezieht, wird im Ju stiz⸗Ministerium vorbereitet und wird am Sonnabend im Ministerrathe unterzeichnet werden. Die Re⸗ vision der Akten ist heute beinahe vollständig beendet, und wahrscheinlich werden von der nächsten Woche an die Dekrete sich regelmäßig folgen und jedes Mal eine größere Anzahl von Personen umfassen. Man darf die Zahl der Verurtheil⸗ ten, die in jeder Woche amnestirt werden sollen, auf 4 - 500

schãtzen. Der Senator Graf Henri de Grefulhe (von der Rechten) ist gestern gestorben.

Spanien. Madrid, 10. Apri. (Ag. Hav.) Die amtliche Gaceta“ veröffentlicht ein Dekret, durch welches die Ratifikation des Handels- und Schiffahrtsvertra— ges mit Dänemark genehmigt wird. Zahlreiche Depu⸗ tirte der Opposition haben auf ihre Kandidatur ver⸗ zichtet. Der General Jovellar wird zum Präsidenten des oberen Kriegsraths ernannt werden, an Stelle des Generals Zabala, der aus Gesundheitsrücfiichten seine Entlassung gegeben hat. Die Infantin Christine befindet sich auf dem Wege der Besserung.

Italien. Rom, 11. April. (W. T. B.) Wie der Messagiero“ meldet, hat bei Garibaldi eine Ver⸗ sammlung der Führer der demokatischen Partei stattgefunden, behufs Herbeiführung einer Agitation zur Erweiterung des Stimmrechts in der Richtung auf das allge— meine Stimmrecht

Florenz, 11. April. (W. T. B.) Die „Nazione“ meldet, daß außer dem Prozesse wegen des Werfens von Orsinibomben im November vorigen Jahres noch ein anderer Prozeß gegen 8 Mitglieder der Internationale wegen Verschwörung gegen die Sicherheit des Staates begonnen habe.

Türkei. Konstantinopel, 11. April. (W. T. B.) Nachdem die Pforte vom Khedive Aufklärungen über die An⸗ gelegenheit mit Frankreich und England erhalten hatte, ist der türkische Ministerrath zur Erörterung der egyp⸗ tischen Frage zusammengetreten. Ein Beschluß ist noch nicht gefaßt worden, weil die Pforte zuvor die Anschauungen Englands und Frankreichs kennen lernen will.

Serbien. Belgrad, 10. April. (Pol. Korr.) Es ist eine aus Mohamedanern bestehende Deputation aus den Donaustädten Bulgariens in Belgrad eingetroffen, um die Erlaubniß zur Ansiedlung in Serbien zu erwirken. Die Deputation motizirt ihr Ansuchen mit unerträglichen Vexationen von bulgarischer Seite.

Bulgarien. Tirnowa, 10. April. (Pol. Korr.) Die bulgarische Notabelnversammlung hat beschlossen, daß für je 10 900 Einwohner ein Deputirter zu wählen ist, daß die Deputirten Immunität genießen, daß der Fürst, von Bulgarien und dessen Nachkommen der orthodoxen Religion angehören müssen und nur zu Gunsten des zu wählenden ersten Fürsten in konfessioneller Beziehung eine Ausnahme zu machen sei, wogegen dessen Deszendenz im orthodoxen Glauben zu erziehen ist. Die nächste Sitzung findet nach den Oster— ferien statt.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 11 April. (W. T. B.) Die „Agence Ru sse“ schreibt, die Kabinete unterhandelten gegenwärtig über den V ar] chlag der Pforte, statt eine gemischte Okkupation Ostrumeliens eintreten zu lassen, Aleko Pascha zum Gouverneur zu ernennen, welcher allen Theilen sympathisch sei. Die Pforte habe sich ferner bereit erklärt, einer Verlängerung der Macht— befugnisse der internationglen Kom mission auf ein Jahr zuzustimmen; während dieser Zeit wolle die Pforte die

'zunkte nicht militärisch besetzen, in denen ihr das Recht zu⸗ 16 Garnisonen zu halten. Die „Agence Russe“ fügt hinzu, diese Kombination könnte gutgeheißen werden, wenn zwischen den einzelnen Kabineten ein absolutes Einvernehmen bestände, und wenn ihre Sprache gleich unparteiisch und energisch in Konstantinopel, Tirnowa und Sofia sich geltend machte. Das russische Kabinet habe seinerseits seinen Vertretern in der Türkei, in Rumelien und Bulgarien kategorische Instruktionen zugehen lassen. =

Amerika. Washington, 9. April. (per Kabel.) Gestern wurden die Ratifikationen der zwischen den Vereinigten Staaten und Japan geschlossenen Konvention ausge⸗ wechselt, welche gewisse Theile der bestehenden Handelsverträge revidirt und die Handelsbeziehungen zwischen den zwei Ländern weiter ausdehnt. . .

11. April. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Kabinets lenkte der Staats-Sekretär Evarts die Aufmerksamkeit auf die ihm zugegangenen neuesten Nach⸗ richten von den Samoa⸗Inseln. Danach würde der Aus— bruch von Feindseligkeiten zwischen den verschiedenen Parteien als unmittelbar bevorstehend angesehen, und sei daher große Gefahr für das Leben der dort befindlichen Aus⸗ länder. Das ,, ein Kriegsschiff nach den Samoa⸗Inseln zu senden.

. S8. April. (Per Kabel) Die republika⸗ kanische Partei in Michigan hat bei den Wahlen in diesem Staate den Sieg über die Koalition zwischen der demo— kratischen und der Greenback-Partei davongetragen. Das Er—⸗ gebniß der Munizipalwahlen in Qhio zeigt, daß die repu⸗ blikanische Partei auch in diesem Staate eine größere Anzahl von Stimmen erlangt hat. . ö

Philadelphia, 8. April. In der heutigen Sitzung des Senats von Pennsylvanien wurde nach Verlesung einer Zuschrift des britischen Vize-Konsuls, der zufolge die Maul- und Klauenseuche in Philadelphia herrscht, ein Gesetz angenommen, welches Maßregeln zur Verhütung des Umsichgreifens der Krankheit trifft. ;

Asien. Birma. (Allg. Korr.) Aus Rangun wird den „Daily News“ unterm 9. d. M. telegraphirt Die bir⸗ manische Regierung wünscht den Frieden. Sie weigert sich aber die „Schuh⸗Frage“ (das Ceremoniell, wonach die Vertreter auswärtiger Mächte vor dem König ohne Fußbeklei⸗ dung erscheinen müssen) zu lösen. Der Stand der Dinge an der Grenze ist ein düsterer. Die Landbewohner wandern aus, und es werden keine Vorbereitungen für die Bestellung der Felder getroffen. Es ist ein unverzügliches Vorgehen von NVöthen. Große Massen birmanischen Militärs werden nach Tunghu dirigirt. Die dortige Grenzbesatzung ist nicht ver⸗ stärkt worden“.

Afrika. Egypten. Kairo, 10. April. (W. T. B.) Die Mitglieder der Enguetekommission haben ihre Stellen als Kommissionsmitglieder niedergelegt.

11. April. Der Rücktritt der Mitglieder der Enquete⸗ kommission für die Finanzen Egyptens von ihren Posten er⸗ folgte wegen der Absetzung des Präsidenten der Kommission, Riaz Pascha, durch den Khedive.

Landtags⸗Angelegenheiten. .

Der „Königsberger Hartungschen Zeitung“ zufolge ist die

Nachricht, der Abgeordnete von Kraatz⸗Wiersbau sei gestorben,

eine irrige. Nicht er, sondern sein Bruder, Hr. von Kraatz⸗Meischlitz, ist gestorben.

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.

Rom, Sonnabend, 12. April. Der „Popolo Romano“ erklärt die Nachricht für unbegründet, daß die Weigerung Ita— liens die Veranlassung zur Aufgabe des Projelts einer ge— mischten Okkupation Ostrumeliens gewesen sei; das Blatt stellt ferner in Abrede, daß die Regierung die Entsendung eines poli⸗ tischen Agenten in zeitweiliger Mission nach Egypten beabsichtige.

Bu farest, Sonnabend, 12. April. Der General⸗Sekre⸗ tär des Finanz⸗Ministeriums Cantacuzeno ist zum General⸗ Direktor der Staatstabaksregie ernannt worden. Der Ver⸗ waltungsrath derselben bestehkt aus: Constantin Rosetti, Joan Ghika, Demeter Ghika, Costinesku, Leca, Constantin Cazotti und Procop Cacotti.

Statistische Nachrichten. Nach Mittheilung des statistischen Bureaus der Stadt Berlin sind bei den biesigen Standesämtern in der Woche vom 30. März bis incl. 5. April cr. zur Anmeldung gekommen: 36 ECheschließungen, 859 Lebendgeborene, 34 Todtgeborene und 607 Sterbefälle. Zur Krankenhaus⸗Statistik in Preußen Stat. Korr.) d.

606. 1 1

18 Von den allgemeinen Krankenanstalten, h. de jenigen Anstalten, welche in der Regel jede Person ohne Rücksicht auf die Art der Krankheit, auf den Stand und die Konfession auf— nehmen, sind in Preußen für das Jahr 1877 beim Könialichen statistischen Bureau Berichte (auf Zähltarten) über 216 516 Krank— beitsfälle eingegangen. Von diesen Fällen wurden in den öffentlichen Heilanstalten 173 5665 oder 8169, in Privatanstalten 42 150 oder 19 behandelt, und zwar sind verpflegt worden:

überhaupt von 100 Männer Frauen Männer Frauen in den öffentlichen Heilanstalten 115 411 58 455 66 34 in den privaten Heilanstalten 33 623 8527 . zusaimmen . 149 034 66 982

Von den Männern befanden sich demnach 770½ in öffentlichen, 23 co in privaten Anstalten, während von den Frauen auf die ersteren o und nur 1399 auf die Krankenanstalten im Privatbesitz entfielen. Dieses Verhältniß ist hauptsächlich wohl daraus zu erklären, 5 die Frauen häufiger als die Männer in ihrer Familie Verpflegung finden, und bei denjenigen Frauen, welche genöthigt sind, eine Heil⸗ anstalt aufzusuchen, öfter die Vermögenslage oder die Art des Leidens derartig ist, daß nur die Ueberweisung an öffentliche Krankenhäuser übrig bleibt. Aus demselben Grunde ist zu erwarten, daß auch die einzelnen Krankheiten bei beiden Geschlechtern in den Heilanstalten mit verschiedener Häufigkeit sich zeigen. Daß und in welchem Maße dies der Fall ist, zeigt für einzelne größere Gruppen folgende Ueber- sicht. In den preußischen allgemeinen Krankenhäusern wurden 1877 behandelt:

8

überhaupt pflegten

Krankheiten: = w. zus.

I) Entwickelungs⸗ krankheiten 2) Infektions⸗ und allgemeine Krank⸗ heiten . 3) lokalisirte Krank⸗ K davon Krank⸗ heiten: des Nerven⸗ systems 6299 des Ohrs... 396 der Augen 3 600 der Athmungs⸗ iganene . der Circulations nn, des Verdauungs⸗ apparats. der Geschlechts⸗ organe . der äußeren Be⸗ deckungen der Bewegungs⸗ nn,, mechanische Ver⸗ letzungen anderweitige . Krankheiten 1687 13,96 251,18 zusammen . 49 034 66 982 216 016110900, 00 1000 00 10909, 90 Belehrender ist es indeß, nicht blos, wie hier, auf größere Gruppen, sondern auf die einzelnen Krankheiten selbst zurückzugehen, welche Männer und Frauen in die Heilanstalten führen; für die—⸗ jenigen unter ihnen, welche sich durch die Häufigkeit des Auftretens, durch Wichtigkeit im medizinalpolizeilichen Interesse und durch Sicher heit der ärztlichen Diagnose auszeichnen, ist dies in folgender Zu⸗ sammenstellung geschehen; dieselbe fährt die Krankheiten nach der Zahl aller behandelten Fälle in absteigender Reihenfolge auf. In den preußischen allgemeinen Krankenanstalten behandelt:

54,06

38 033 360, 95

10 418

& O0 O* 85

deo 0

4730 16134

150,4 43,66

wurden

von je 1000,00 Kranken

überhaupt

Krankheiten: ,

wegen folgender

n n , 7 7, 5 74 H

13,09 44361 56 060 42.22

1) Syphilis K 3) Tuberculose (Schwind⸗ 1 4) ,, , fi , 5) Lungen⸗ un rustfell⸗ * Entzůndung 3 ; 24,33 35,39 6) Quetschungen und Zer⸗ ö ö. re n . ? . 7) Wunden (Stich⸗, Hieb⸗, . Schuß⸗ u. s. w.). 1923 3459) s) Magenkatarrrh.. . 3336 3249 9) Knochenbrüche überhaupt 9 1239 265, 65 10 Geisteskrankheiten 1938 1392: 26, 80 17,26 113 Wechselfiebter 2991 620 9,22 16, 66 12) Chronischer Alkohol is⸗ =. . mus u de, d, , e. 2 854 2.96 14, 13 de. . ö 13) Bösartige Neubildunge . 2s 6 l or 12,40 10, 72 13,79 9,69

1489 17736,

1203 13 09 9,60 13505 625 9 8,966 1395 33 56 . 19 Verbrennung. 1286 3, 61 5 7,6 rr 275 719 702 6, 62 . 14112521 5 35.60 23) Verstauchungen... 812 . 5,43 k 43 24) Verrenkungen... 574 124 34 33 26) Magengeschwür .. 200 291 ; 34 27 22 109 6651 0 81

1 14) Acuter Gelenkrheuma⸗ k l5) Herzkrankheiten 16) Mandel⸗ und Rachen⸗ entzündung. . 17) Nierenerkrankung 18) Flecktyphus

Es ift gewiß bemerkenswerth und bietet einen Beweis für die Richtigkeit der eben gemachten Angaben, daß auch in den Heil- anstalten des Königreichs Sachsen dieselben Verhältnisse, wie sie in vorstehender Tabelle zur Darstellung gelangt sind, beobachtet wurden. Auch dort veranlaßt im Ganzen die Syphilis die meisten Auf— nahmen; und zwar sind von 1060 Frauen, welche in Krankenhäusern 1877 verpflegt wurden, in Preußen 136, in Sachsen 144 wegen dieser Krankheit behandelt worden, d. i. mehr als wegen irgend einer anderen Krankheit, während von 1000 verpflegten Männern in Preußen nur 48, in Sachsen 64 daran gelitten haben. Was das Alter der spphilitisch Erkrankten betrifft, fo betrafen in den preußi- schen Heilanstalten unter 100) Fällen 7 Kinder im ersten Lebensjahre, 18 Kinder im Alter unter 15 Jahren. Berücksichtigt man das weibliche Geschlecht allein, so findet man, daß von je 1060 wegen Syphilis behandelten Frauen 19 im Alter unter 15 Jahren, 16 im Alter von über 15 bis 30 Jahren, 117 im Alter von über 30 Jahren standen, während für 47 das Alter unbekannt blieb. Nach dem Erwerbe verbältnisse waren u. A. von ibli Kranken dieser Art 279 Arbeiterinnen, 187 personal und 364 lebten von der Prostitution.

Nach den Statistischen Nachrichten von den preußischen Eise babnen, bearbeitet von dem technischen Bureau des Ministeriums (Berlin, Ernst u. Korn) waren in Pfeu ßen Ende 1877 17532. 71m öffentliche Eisenbabnen im Betriebe (darunter 423,29 km nichtpreußische Bahnen, wogegen außerhalb Preußen noch 1041,91 km preußisce Bahnen belegen waren). Von diesen Bahnen kamen auf die Provinzen: Ostpreußen 870,95 km (4,97 do), Westpreußen 73692 km (4,20 υ,), Brandeaburn 2262,51 Im (123 o), Pommern 16,990 km (4,66 o, Posen 16189083 km (5 81 G)), Schlesien 2569,21 Em (14, 60 oυάυ–—). Sachsen 1 ), Schleswig⸗ Holstein 742,19 Km (423 6), Hannover 1809.50 Rm (iG. 32 , Westfalen 1603,43 Km (, 15 5, Hessen⸗Nassau 16258, 85 Km (5. 87 ), der Rheinprovin; 2249,94 Km (2,83 (), Hohenzollern 58,52 Em (O,. 33 Y½0.

Auf 1 4Em Flächeninhalt kamen an Eisenbabnen in Ostpreußen A025 Em, Westvreußen 0,029, Brandenburg O5öß, Pommern O. 027, Posen 9036, Schlesien O, 063, Sachsen G 070, Schl swig-Holstei GOtI, Hannover O07, Westfalen O. 080, Hessen⸗Nassau G. 66, provinz O, 084, Hohenzollern O O51 km; im ganzen Staate 0 O50 Em.

Auf 1 Em Eisenbahn kamen Quadrat Kilometer Flächeninhalt in Ostrreußen 42.47, Westpreußen 34.62, Brandenburg 1763, Pommern 36,87, Posen 28,44, Schlesien 15,73, Sachsen 14.21, Schle-wia—⸗ Holstein 24 64, Hannover 21,15, Westfalen 12,60, Hessen⸗Nassau 15,23, Rheinprorinz 11.99, Hohenzollern 19 48; im ganzen Staate 19, 82 bm,

Auf je 10 009 Einwohner entfielen Kilometer Eisenbahnen: Ost⸗ preußen 4,69, Westpreußen 5. 48, Brandenburg 7,24, Pommern 53559, Posen 6,34. Schlesien 666, Sachsen 8,20, Schleswig⸗-Holstein 6.91. Hannover 8, 97, Westfalen 8,45, Hessen⸗Nassau 7,901, Rheinprovinz 5,91, Hohenzollern 8, 82, im ganzen Staate 6 81 km.

Auf 1 Em Eisenbahnen kamen Einwohner:

*

1 ss 8

5 22 2133, e . osen 1578, S n 150 tei Hannover

1115, 1691,

furt a. O. die meisten Eisenba bnen (1 Em auf 882 Einwohner), die wenigsten Gumbinnen (1 Em auf 2386 Einwohner). Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Der Dichter Karl Beck, geboren 1817, ist am 10. d. M. früh in Wäring bei Wien gestorben.

Bekanntlich erscheinen im Verlage des Börsen vereins der deutschen Buchhändler zu Leiprig die Publikationen des genannten Vereins in neuer Folge. Zu denselben gehört das Archiv für Geschichte des deutschen Buchhandels“, welches von der historischen Kommission des Börsenvereins herausgegeben wird. Als 3. Bd. dieses Archivs“ ist vor Kurzem die Schrift von Julius Otto Opel, Die Anfänge der deutschen Zei tungspresse 1609—1650 (268 S.), veröffentlicht worden. Die vorstehende Schrift zeugt, ebenso wie die früheren historischen Arbeiten desselben Verfassers. von genauer, umsich iger Forschung und sorgfältiger Kritik, so daß dieselbe als ein höchst werth⸗ voller Beitrag zur Literatur der Zeitungspresse bezeichnet werden muß. Ist gleich die Presse und ihre Geschichte schon wiederholt Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchung gewesen, so reichen doch alle diese Schriften und Aufsätze nicht hin, um uns über die ersten Anfänge und die allmähliche Entwickelung des Zeitungs wesens, insbesondere Deutschlands, genügend zu orientiren. Es fehlte näm⸗ lich bis jetzt für die früheste Entwickelung der deutschen Zeitungs presse besonders an Nachweisungen noch vorhandener Reste, welche der Betrachtung zur Grundlage dienen konnten. Diese Ueberreste sind viel umfangreicher und mannigfaltiger, als man geahnt bat, so daß unser Urtheil über die Entstehung und früheste Verbreitung der Zeitungen in Deutschland nun auf ziemlich sicheren Unterlagen ruht. So enthält die Bibliothek des Mariengymnasiums in Stettin die interessante „Berlinische Zeitung“ der Jahre 1617— 1621, deren Fortsetzung (Jahrg. 1626) sich in der Königlichen Bibliothek zu Berlin befindet. In den Archiven zu Dresden, Marburg und München stößt man auf zahlreiche ge⸗ druckte Zeitungen zwischen ähnlichen geschriebenen Neuigkeitsberich— ten und Briefen von Gesandten. Eine sehr vorzügliche Sammlung wird ferner jetzt in der Bürger-Bibliothek zu Zürich aufbewahrt. Dieselbe umfaßt, die Reste von Zeitungen aus den Jahren 1633 1649/50. Diese Bände vereinigen 2 Frankfurtische Zeitungen in Hunderten von Nummern, Reste der Straßburger und wahrscheinlich der Leipziger und andere. Die Königliche Bibliothek in München befindet sich im Besitz eines Bandes, welcher neben anderen Flugschriften 2 süddeutsche, wahr scheinlich Münchener Blätter in den beiden Jahrgängen 1628 und 1629 in sich schließt. Die älteste gedruckte Zeitung, welche wir nach⸗ zuweisen vermögen, ein Straßburger Unternehmen, hat sich in dem fast vollständigen Jahrgange 1669 in der Universitätsbibliothek zu Heidelberg erhalten. Einen Jahrgang eines Nürnkherger Blattes (1620) besitzt die Königliche Bibliothek in Berlin, denselben Jahrgang der Hildes heimischen Zeitung das Museum in Hildesheim. Die Königliche Bibliothek zu Stockholm verwahrt unter andern bedeutende Ueber- reste eines nürnbergischen und eines augsburgischen Blattes aus den Jahren 1627 —1631. Alle diese bisher verborgenen Schätze unserer alteren Literatur, welche zugleich eine Bereicherung der Zeitgeschichte bilden, gehoben zu haben, ist das Verdienst des Verfassers der vor stehenden Schrift. Mit Hülfe der vielen, sowohl handschriftlichen als gedruckten, von Opel in den verschiedenen Archiven und Biblio— theken aufgefundenen und sorgfältig benutzten Zeitungen, ist derselbe im Stande gewesen, die Angaben seiner Vorgänger über die deutsche Zeitungspresse im 18. und 17. Jahrhundert und deren Anfänge nicht blos vielfach zu berichtigen, sondern dermaßen zu ergänzen, daß das von ihnen über das Zeitungswesen in Deutschland während jener Jahrhunderte Berichtete, dem von Opel in seiner Schrift Jewonnenen und niedergelezten Resultate gegenüber geradezu unbedeutend, erscheint. Was die Anordnung von Opels Werk über die Anfänge der deutschen Zeitungspresse anlangt, so handelt derselbe im 1. Kapitel zuerst über die Entstehung und Verbreitung der gedruckten Zeitungen im 17. Jahrhundert, theilt sodann Urtheile über den Stand der Novellisten oder Zeitungsschrei⸗ ber aus jener Zeit mit und bespricht zuletzt eingehend die hand—⸗ schriftlichen Zeitungen des 16. Jahrhunderts. Das 2. Kapitel bringt Mittheilungen über das Zeitungsprivilegium der Post, bezüglich dessen frühere Irrthümer berichtigt werden, berichtet über die im 17 Jahr⸗ hundert gegen die Zeitungen geübte Censur, zeichnet den Charakter und das Wesen der Zeitungen im 17. Jahrhundert, zeigt, daß es schon zu jener Zeit offizielle Blätter gegeben, daß schon damals Zeitungs berichti⸗ gun zen vorgekommen und daß die Zeitungen gegen einander polemi-⸗ sirt haben, weist darauf hin, daß die Zeitungen, aus denen an ver⸗ schiedenen Stellen des Buches wiederholt längere Stücke wörtlich mitgetheilt werden, nicht unwichtige Quellen der damaligen histori⸗