Bekanntmachungen auf Grund des Reichsgesetzes vom 21. Oktober 1878
Das durch meine Bekanntmachung vom 9. Januar d. Is. Reichs⸗Anzeiger Nr. 8) erlassene Verbot der in Hottingen— Urich erscheinenden periodischen Druckschrift „Die Tag⸗
wacht“ erstreckt sich auch auf die Nummern dieses Blattes, welche unter der Aufschrist „Der freie Schw eizer“ zur Ausgabe gelangen. . Berlin, den 15. April 1879. Der Reichskanzler. In Vertretung: Hofmann.
Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung vom 22. No— vember 1878 werden Diejenigen, welche dem verbotenen Verein für kommunale Angelegenheiten des Nord⸗Ost⸗-Distrikts gegenüber Verbindlichkeiten zu erfüllen oder Vermögens objekte desselben in Gewahrsam haben oder Forde⸗ rungen an den Verein zu haben vermeinen, hierdurch aufge⸗ fordert, ihre Verpflichtungen resp. Ansprüche binnen vier Wochen bei dem Liquidator, Polizei⸗Hauptmann von Wolffs⸗ burg, Louisen⸗Ufer Nr. 26. hierselbst, anzumelden.
Die sich innerhalb obiger Frist nicht meldenden Gläubiger werden aller etwaigen Vorrechte verlustig erklärt und mit ihren Forderungen nur an Dasjenige, was nach Befriedigung der ö. meldenden Gläubiger von der Masse noch übrig bleiben sollte, verwiesen werden.
Berlin, den 12. April 1879.
Königliches Polizei⸗Präsidium. Abtheilung II. Schmidt.
Auf Grund §. 6 des Reichsgesetzes gegen die gemein— efährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Okto⸗ T 1878 wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht,
daß das unterm 14. 21. November v. J. von der Königlich Preußischen Regierung in Schleswig gegen die Liedertafel Ferdinand in Barmbeck erlassene Verbot die Liedertafel ODammonia — welche sich als eine Fortsetzung der oben ge⸗ nannten Liedertafel Ferdinand darstellt — nach Maßgabe 55 6 Alinea 3 des citirten Gesetzes mit umfaßt. Hamburg, den 12. April 1879. Die Polizeibehörde. Senator Kunhardt.
Per sonalveränderungen.
Königlich Preußische Armee.
Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen.
m aktiven Heere. Berlin, 123. April. Kleinschmidt, c. Et. vom Inf. Regt. Nr. 72, in das Inf. Regt. Nr. 60 versetzt. Abschiedsbewilligungen, Im Beurlaubten stande.
ezlin, 8. April, Tesis mar, Sec, Et, von der Landw. Inf. des
Bats. Landw. Regt. Nr. 2, mit schlichtem Abschied entlassen.
Beamte der Milits r-Verwaltung. Durch Verfügung des Kriegs⸗Ministeriums. 20. März. Br. Mrilter, Stabs? veterinärarzt rom Feld-⸗Art. Regt. Nr. 25 zum J. Juli c. mit der gesetzl. Pens. in den nachgesuchten Ruhestand versetzt.
Herzoglich Braunschweigisches Kontingent.
5. „April. Frbr. v. Münchhausen, Ser. Lt, im Hus. Regt. Nr. 17, zur persönl. Dienstleist. bei Sr. Hoheit dem Herzog kommandirt.
In der Kaiserlichen Marine.
Berlin, 8. April. Frhr. v. Reibnitz, Kapitän zur See, zum Kommdt. S. M. Panzerfregatte Friedrich der Große‘ für die Dauer der dies jähr. Indienststellung ernannt. Bohlmann, Zeug⸗ Pr. Lt., um Zeughauptm, Thoma, Feuerw. Pr. Lt., zum Fenerw. Pauptm., Henckel, Hanig, Zeug⸗Lts., zu Zeug⸗Pr. Lis, be— fördert.
Kadetten⸗Vertheilung 1879.
1. GSarde⸗Regt. 3. F. als Sec P. U. v. Aren storff, M. T. Eckartsberg L; Unteroff. Bronsart von chellendorffz als char. P. F. Kad. v. Bülow JI. — 2. Garde⸗
; ch v. Wittenau; als char. zarde⸗Gren. Regt. Nr. 1 als zarde⸗Gren. Regt. Nr. 2 als
— Garde⸗Füs. Regt. als P. F. — 3. Garde ⸗Regt. z. F. als char. P. F. Kad. J. Wulffen Garde⸗Regt. z. F. als Sec. Lt. P. U. v. Kalben; als P. F. Un v. Sch oeler. — 3. Garde⸗ Gren, Regt. als char. P. F. Gefr. v. Kuctowski i., Kad. Frhr. v. Blomberg J. — 4. Garde⸗Gren. Regt. als Sec. Xt. Pß. U. v. Haenischz als char. P. F. Gefr. Frhr. Raitz v. Frentz. — Hren. Regt. Nr. I als Sec. Lt. P. Un r. Bü low J. — Iren. Regt. Nr. 2 als P. F. Unteroff. v. Bu s fe. — Gren. Regt. Nr. 4 als char. P. F. Kad. v. From berg. — Gren— Regt. Nr. 5 als char. P. F. Kad. Uebe. — Gren. Regt. Nr. 5 als Sec. Tt. P. U. Berner. — Gren. Regt Nr. Sec. Lt. P. U. v. Hornemann. — Gren. Regt. Nr. 8 als Sec. Lt. P. Ü. v. Dewitz J.; als char. P. F. Kad. Graf Finck v. Fi in 1. — Gren. Regt. Nr. 9 als char. P. F. R Sec. Lt. P. II. v. schůtz. 8 ec. Lt. P. U. v. Ferenth 12 als char. P. F.
2K Wah⸗ 3 egt. 8 . Inf. Regt. Nr. 19 als char. P.
v. Blücher. —
32 als ch F Do llen. — Füs. — Füs. Regt.
Fäs. Regt. Nr. 35 als char. P. F. Sec. Lt. P. U.
— Füs. Regt.
F. Gefr.
— Füf. Regt. Nr. 40 als char.
Inf. Regt. Nr. 41 als char. P.
ĩ Versen. — Inf. Regt. Nr. 4 als P. F. Unteroff. Schleenstein J. — Inf. Regt. Nr. 44 als Sec. L. P. U. Kla e⸗ ber; als P. F. Untersff. v. Roebel; als char. P. F. Kad. Johow. — Inf. Regt. Nr. 45 als Sec. Lt. P. . Gräf . Rirt⸗ berg II.; als P. F. Gefr. Rid el. — Inf. Regt. Rr. 46 als char. P. F. Kad. Wegner, Kad. v. Maffow J — Inf.
Regt. Nr. 47 alt char. P F. Sad. Backe, Kad. v. Wabl en— Jürgas II. — Inf. Regt. Nr. 48 als char. 50 als char. P. F. Kad. v. Ro os ill. — Regt. Nr. 31 alt P. F. Unteroff. v. Sa ck. — nteroff. Solm s. — Inf. Regt. Nr. 53 als S Colson; als char. P. F. Kad. Bacmei ster. — Kad. Rob dewald. — Inf. Regt.
— Inf. Regt. Nr. 58 als
J f Re t. N P. X. Gefr. d. Ve t. n. 9 T. t als P VB 1 Inf. Regt. Nr. 52 V ̃
Regt. Nr. 55 als char. P Nr. 56 als Sec. Lt. P. U. char. P. F. Gefr. Roh de. Bober. — Inf. Regt. Nr. als char. P. F. Gefr. Franquet, Inf. Regt. Nr. 62 als char. P.
— Füs. Regt. Nr. 363) Regt. Nr. 81 al
; v. Nauendorf III., Inf. Regt. Nr. 93 als Sec. Lt.
Regt. Nr. 91 als Sec. Lt ;
.F. Gefr. v. Bothmer J. — P. U. Frhr. v. Forstner; als char. P. F. Gefr. Baron Dige on v. Monteton. — Inf. Regt. Nr. S als P. F. Unteroff. v.
II6 als char. P. F. Kad. s char. P. F. Kad. v. Stülpnagel. — Garde⸗ cke. — Jäger⸗Bat. Nr. 2
. — Jäger⸗Bat. Nr. 3
11. . Jäger Bat.
elbach. — Inf. Re;
char. P. F. Kad. v. F Kad. von der Gr Nippraschk. Frhr. v. Nauen dorf Jäger⸗Bat. Nr. Gefr. Schmidt IV. Falckenheiner; Bat. Nr. 14 als S
F. Kad. v. S
Regt. Nr. 6 als char. P. 7. Kad.
— Drag. Regt. Nr. Regt. Nr. 21 als
1. tter, Geft. s gt. Nr. 4 als char. P. F. Ke us, Regt. Nr. 11 als char. P. F.
Lt. P. U. v. Re u⸗ außeretatsm. ; gt. Nr. 1 als P. F. Unteroff. 3 als P. F. Unteroff. Schle⸗ Fs. Unteroff. Elsner;
Kaas. — Feld⸗Art. Re
art. — Feld⸗Art. Regt. Nr.
— Feld⸗Art. Regt. z now. — Feld -Art. Regt. Nr. 7 als char. P. F. Kad er 1. — Feld⸗Art. Regt. Nr. — Feld⸗Art. Regt.
Rr. 5 als char? P. — Feld ⸗Art. Regt. Nr. 10
als char. P. F. Gefr. v.
Feld⸗Art. Regt. kolows ki.
Schmeling J.
außeretatsm. Nr. 19 als außeretatsm. Each J. — Feld Art. Regt. Nr. 24 als P. F. Unteroff. v. Feld⸗Art. Regt. Nr. 30 als außeretatsm. Sec. Tt. P. boldt. — Garde ⸗Fuß⸗Art. Regt. als außeretatsm. O st rows ki Gefr. Philipsen. — Fuß⸗Art. Lt. P. UL. Bever. — Fuß ⸗Art. Regt. Nr.
Steinmetz J. — Fuß⸗Art. Regt. Nr. 4 als Lt. P. U. Bun sen. — Fuß⸗Art. Regt. J Gefr. Back. — Fuß⸗Art. Regt. Nr. ð
eld⸗Art. Regt.
— Fuß⸗Art. g . Regt. Nr. 2 als außeretatsm. als außeretatsm. Sec. Lt. außeretatsm. r. 6 als char. P. als char. P. F. Kal außeretatsm. als außeretatsm. Sec. Lis. die dos I.; als P. Fs. die Unteroff. Breu Kad. Quensell.
Wilhelm.
Ja blons ky J. — Ingenieur⸗Corps BV. U. HabscheiL, Fiedler L; als char. P. F.
Berlin, den 12.
Aichtamtliches. Deutsches Reich.
Berlin, 16. April. Kaiser und König empfingen heute ieutenant und Commondeur der 9. Divi Rauch, und Behufs Rückgabe der Vaters, des General⸗Auditeurs Dr. Eisenbahn⸗Regiment mit dem Chef von Wilmowki. Gestern Nachmittag haben Se. Ma Kaiserlich russischen Botschaft attachirten
Se. Majestät der zur Meldung den sion, von Orden seines verstorbenen Fleck, den Hauptriann im Fleck. Hierauf arbeiteten Se. Majestät des Civilkabinets, Wirklichen Geheimen Rath
Preußen.
General ⸗ L
jestät den der hiesigen Fregatten⸗Kapitän von Anlaß seiner Ernennung zum Flügel⸗Adju⸗ tanten Sr. Majestät des Kaisers von Rußland empfangen. Kgiserin-Königin wohnte chter des großbritannischen Botschaftshotel bei. Majestäten werden morgen ge⸗ reisen, von
Nevakhowitsch aus
Ma je stät heute als Pathin der Taufe der To Botschafters Lord Odo Russell im Beide Kaiserliche meinschaftlich bis Frankfurt a. M. Majestät die Kaiserin⸗Königin Sich zu Darmstadt und zum Kurgebrauch nach Ba
wo Ihre einem Besuch nach den begiebt.
Für die Reise Sr. Majestät des Kaisers und Königs nach Wiesbaden sind folgende Bestimmungen getroffen worden:
Donnerstag, den 17. April, Abends 9 Uhr 30 Min. Abreise von Berlin mittels Extrazuges der Potsdamer Bahn Ankunft in Magdeburg 11 Uhr 35 Min. Freitag, den 18. April, früh 12 Uhr 51 Min. Ankunft in Börssum, 1 Uhr 52 Min. in Kreiensen, 4 Uhr in Cassel, 6 Uhr 30 Min. in Gießen, wo der Kaffee eingenommen wird. Von Gießen Weiterfahrt: Morgens? Uhr, Ankunft in Frankfurt a. M. 8 Uhr 10 Minuten, in Wiesbaden 9 Uhr.
Empfang und Begleitung finden auf dieser Reise nicht statt.
— Aus St. Petersburg liegen heute folgende Tele— gramme des Wolffschen Bureaus vor:
— 15. April, Nachmittags. Die Stadt ist in allen Theilen auf das Festlichste geflaggt. Die Freude über die glückliche Srrettung des Kaisers giebt sich durch fort— gesetzte Wationen kund, auch dürfte Abends wieder eine al— gemeine Illumination stattfinden.
Ueber das Attentat werden noch folgende Einzel— heiten bekannt: Der Verbrecher, der nach weiteren Ermittekun— gen den Namen Solowieff führen und etwa 30 Jahre alt sein soll gab zunächst 3 Schüsse auf Se. Majestät ab und feuerte als? dann zum vierten Male, bereits am Boden liegend, wobei, wie gemeldet, ein Schutzmann leicht gestreift wurde; alsdann erfolgte die Abführung nach dem Gebäude der Polizei⸗ präfektur (Stadthauptmannschaft). Se. Majestät der Kanser begab Sich in der Equipage des sofort herbeigeeilten Platz⸗ majors und begleitet von demselben nach dem Winterpalais, woselbst nach wenigen Minuten bereits sämmtliche Mit⸗ glieder der Kaiserlichen Familie erschienen. Ebenso fanden sich in kürzester Frist Tausende von höheren Militärs und Civilbeamten sowie Mitglieder des diplomatischen Corps da selbst ein. Der Kaiser hörte um 11 Uhr, wie gewöhnlich, die Messe; um 12 Uhr wurde ein Dankgebet in der großen Kirche des Winterpalais abgehalten. Inzwischen hatten alle im Palais erschienenen Personen im Weißen Saale Aufstellung genommen., Es war ein unbeschreiblicher Moment voll von tiefer Rührung und freudigem Jubel, als der Kaiser, die Kirche verlassend, die Säle durchschritt und zuletzt in den Weißen Saal eintrat, wo Se. Majestät den Anwefenden seinen Dank für ihre Theilnahme aussprach. Der Kaiser war augenscheinlich ergriffen, aber doch auch fest, ruhig und von gewohnter Milde und Freundlichkeit. Als Sich Se. Majestät um 3 Uhr nach der Kasanschen Kathedrale begab, um dort ein Dankgebet zu verrichten, befand Sich der Kaiser in der gewöhnlichen offenen zweispännigen Equipage und war ohne jede Begleitung.
— 16. April, Morgens. Der „Golos“ vernimmt, daß behufs der Fällung des Urtheils über den Verbrecher ein höchstes Strafgericht gebildet werden solle. Mit der Vor— untersuchung sei der Senator Leontieff betraut, welcher bereits zur Erfüllung seiner Aufgabe geschritten sei. Es wird be— stätigt, daß der Verbrecher Alexander Solowjeff heißt; derselbe soll Schullehrer in Toropez, Gouvernement Pleskau, gewesen sein. Die Nachrichten über einen angeblichen Vergiftungs⸗ versuch des Verbrechers bestätigen sich nicht. Das Blut— erbrechen, welches sich bei demselben einstellte, soll eine Folge der Mißhandlungen sein, die Solowjeff bei der Verhaftung durch das Publikum erlitten hat; nur durch die sofortige ener— gische Intervention der Polizei konnte derselbe vom Tode ge⸗ rettet werden.
Als Se. Majestät der Kaiser gestern nach dem Dank— gottesdienste in der Kirche des Winterpalastes unter den im Weißen Saale versammelten Würdenträgern erschien, konnte Se. Majestät wegen der unaufhörlichen enthusigstischen Zu— rufe lange Zeit nicht dazu kommen, zu der Verfammlung zu reden. Nachdem endlich Stille eingetreten war, sagte Se. Majestät etwa Folgendes:
„Die neue Errettung verdanke Er Gottes Vorsehung. Er erblicke darin eine Weisung, daß Sein Leben dem gelieb⸗ ten Vaterlande nech nothwendig sei, welchem Er mit derselben Liebe Seine letzten Jahre widmen werde, mit welcher Er Sein ganzes Leben hindurch dem Vaterlande gedient habe.“
— Der Ausschuß des Bundesraths für Justizwesen trat gestern zu einer Sitzung zusammen.
zum 5. Goldmünzen:
In Gemäßheit des Gesetzes, betreffend die Ausgabe von Reichskassenscheinen, vom 30. April 1874, sind bis Ende März 1879 von Landespapiergeld (is4 298 529 6) 183 085 237,1 M eingezogen und vernichtet wor— den. Auf den definitiven Antheil an Reichskassenscheinen (120 9000 0900 S6) waren 119 999 930 4 in Reichskassenscheinen und 70 S6 baar angewiesen, auf den Maximalbetrag der Vorschüsse (54 889 941,72 66 54 9681 080,865 S6 angewiesen, so daß zur Erfüllung des Maximalbetrags der Vorschüͤsse noch S08 S60, S6 M verblieben. Auf die erwähnten Vorschüsse waren 106977 9690 66 an die Reichshauptkasse bereits zurückgezahlt worden, so daß 163 097 g06 6 in Reichskassenscheinen im Umlauf waren.
— Der Kreisvertretung des Rösseler Kreises ist unterm 1I7. März 18679 ein Allerhöchstes Privilegium zur Aus⸗ fertigung auf den Inhaber lautender Obligationen des Rösseler Kreises im Betrage von 192 000 ½, mit 4 Pro⸗ zent jährlich verzinslich, verliehen worden. Der Erlös soll zur Ausführung der vom Kreise unternommenen Kreis⸗-Chauffee— bauten verwendet werden, nämlich a. von Rössel über Bisch⸗ dorf nach Bischofstein, b. von Bischofsburg über Rydbach nach der Allensteiner Kreisgrenze, (. von Lautern nach Rössel, d. von Freudenberg über Walkeim auf die Provinzialchaussee Siegsrieds walde⸗Seeburg⸗Wieps.
Zur Erwerbung der zu diesen Chausseebauten erforder⸗ lichen Grundstücke ist dem Kreise Rössel unterm 17. Marz 1879 das Enteignungsrecht verliehen worden. Ebenso ist unterm 26. März 1879 genehmigt worden, daß bei dem Ausbau der Chaussee von Gladenbach, über Lohra, Damm, Eisenbahnstation Fronhausen bis Bellnhausen an der Frank⸗ furt⸗Casseler Staatsstraße im Kreise Marburg, Regierungs⸗
bezirk Cassel, hinsichtlich derjenigen zu diesem Straßenbau er— sorderlichen Grundstücke innerhalb der Gemarkung Belln⸗ hau sen, deren Erwerb auf gütlichem Wege nicht zu erlangen ist, das Enteignungsrecht zur Anwendung komme. Ferner unterm 31. März 1879, daß bei der Erwerbung der Behufs Aus— führung von Verbesserungen der märkischen Wasfer— straß en: J. Hohensaa en⸗Spandau⸗Berlin und zwar: 1) Fi⸗ now⸗Kanal, 2) Dranienburger Kanal, 3) Havelstrecke zwischen dem Finow⸗ und dem Oranienburger Kanal, 4) Havelstrecke von Pinnow bis zur Einfahrt in den Berlin-Spandauer Schiffahrtskanal, II. Wasserverbindung von Berlin nach dem Plauer⸗Kanal bezw. bis zur Elbe, III. Spree: I) vom Dä— meritzsee bis Cöpenick, 2) Rüdersdorfer Gewässer von dem Kalksee bis zum Dämeritzsee zur dauernden oder vorüber— gehenden Benutzung notbwendigen Grundstücke nebst etwaigem Zubehör erforderlichen Falles das Enteignungsrecht zur An⸗ wendung gebracht werde.
Der Tarif für die Hafenabgaben zu Heiligenhafen, Kreis Oldenburg, Regierungsbezirk Schleswig, ist unterm 16. März 1879, der Tarif, nach welchem die Abgaben für die Benutzung des Hafens und des an demselben befindlichen Lagerplatzes in der Stadt Fischhausen, Regierungsbezirks Königsberg, bis auf Weiteres zu erheben sind, unterm ig. März 1879 und der Tarif, nach welchem die Abgabe für Benutzung der Brücke und der Fähre über den Jura-Fluß bei Klaut' zischken bis auf Weiteres zu erheben ist, unterm 24. März 1879 Allerhöchst genehmigt worden.
Cöln, 15. April. (W. T. B.) Die heute hierselbst im Gürzenich behufs Fassung einer Resolution zur Wirth— schaftsfrage abgehaltene Versammlung war sehr zahl— reich besucht. Die von dem Comité vorgeschlagene Resolution lautet:
Deutschland bedarf zur Entwickelung und Erhaltung seiner produktiven Kräfte neben einer rationelleren Gestaltung des Eisenbahn⸗Tarifwesens einer festen, von nationalen Rück— sichten geleiteten Wirthschafts und Handelspolitik. Zu diesem Zwecke muß der seit dem Jahre 1865 verfolgte Weg verlassen und ein System von Grenzzöllen errichtet werden, wodurch die von der freien internationalen Kon— kurrenz gefährdeten Gebiete der vaterländischen Produktion hinreichend geschützt werden. Diese Zölle sind nach sorgfäl⸗ tiger Prüfung und sachgemäßer Abwägung unter thunlichster Berücksichtigung aller bestehenden Verhältnisse lediglich nach Maßgabe der Gesammtinteressen des Volkes zu bemessen. In Konsequenz der von Sr. Majestät dem Kaiser in der letzten Thronrede ausgesprochenen Meinung ist der Reichstag vor die Aufgabe gestellt, über die nothwendigen Aenderungen in der Wirthschaftspolitik des Reiches zu beschließen. Angesichts des täglich wachsenden Nothstandes erwartet die Versammlung, daß die Lösung dieser Aufgabe baldigst und jedenfalls noch im Laufe der gegenwärtigen Reichstagssession ihre Erledigung finden werde.
Pauli beantragte, an Stelle des zweiten Satzes dieser Resolution solgendes Amendement anzunehmen:
Zu diesem Zwecke muß der seit 1865 verfolgte Weg ver⸗ lassen und ein System von Zöllen eingeführt, beziehungsweise wieder eingeführt werden, durch welches die direkten Steuern, welche die Gewerbetreibenden, besonders die Landwirthschaft in ungerechtfertigter Höhe belasten, zum Theil ersetzt und alle von der internationalen Konkurrenz gefährdeten Gebiete der vaterländischen Produktion hinreichend geschützt werden.
Die Versammlung nahm die Resolution mit dem bean— tragten Amendement einstimmig an und trennte sich mit einem Hoch auf Se. Majestät den Kaiser.
Bayern. München, 14. April. Für die Einberufung der Gesetzgebungsausschüsse der Kammern zur Be— rathung der ihnen vorzulegenden Entwürfe der Gebührenord— nung und eines Erbschaftssteuergesetzes ist, wie die „Allg. Ztg.“ vernimmt, einer der ersten Tage des kommenden Monats in Aussicht genommen.
d, D Se Majestät der König beglückwünschte den Kaiser von Rußland sofort nach dem Eingehen der Attentatsnachricht tele⸗ graphisch zu seiner Erreitung. In der hiesigen griechischen Kirche fand gestern ein Dan kgottesdienst statt, welchem die Mitglieder der russischen Gesandtschaft, der österreichische Gesandte und eine große Anzahl anderer Notabilitäten bei— wohnten.
Sachsen. Dresden, 16. April. Das „Dresden Journal“ meldet: Kaum erst waren die feierlichen Klänge d Istergottesdienstes verrauscht, mit welchen die griechisch-rus— sische Gemeinde in diesem Jahre gleichzeitig mit der abend⸗ ländischen Kirche das höhe Fest beging, und wieder schon füllten sich heute um die Mittagsstunde die schönen Räume ihres Gotteshauses mit Andächtigen zum Dan kgottes⸗ dienste für die glückliche Errettung des Kaisers Alexander aus Mörderhand. Nicht allein die Mitglieder der russischen Kolonie waren, Herren und Damen, ungemein jahlreich erschienen, auch viele Andersgläubige hatten sich, eingefunden, ihrer Theilnahme an dem traurigen Ereigniß, welche den befreundeten Nachbarstaat tief erschüttert, ihrer Freude über des allverehrten Herrschers glückliche Erhaltung Ausdruck zu leihen. Im Auftrage Sr. Majestät des Königs wohnte der Ober-Kammerherr von Gers⸗ dorff dem Gottesdienste bei; außerdem waren auch der Ober⸗ Hofmarschall Freiherr von Könneritz, die Herren Staats Minister sowie die am Königlichen Hofe beglaubigten Ge⸗ sandten von Bayern, Oesterreich und Preußen erschienen. Die russische Gesandischaft, deren Ehef, Hr. von Nelidow, gegen⸗ wärtig in Rom weilt, war durch den Sharge d affaires Kammer⸗ junker Silvansky vertreten. Der Gottesdienst selbst, aus wechselseitigen Gesängen des Geistlichen und eines dor⸗ pelten Männerquartekts bestehend, knüpfte zunächst an das eben begangene Osterfest an, mit der Verkün⸗ digung der Auferstehung Chrifti (éhristos Foskress), reihte dar an innige Dankgebete für das gnädige Walten der Vor— sehung und das don der ganzen Gemeinde auf den Knien mitgebetete Gebet für den Kaiser und schloß, nachdem Erz— priester Rosanow unter Darbietung des Kreuzes zum Kusse in kurzer bewegter Ansprache Herrn von Silvansky ersucht hatte, vor den? Stufen des Thrones den Ausdruck der ein—
müthigen getreuen Empfindungen, welche die Herzen aller An⸗
wesenden heseelen, niederlegen zu wollen, mit den feierlichen längen eines für den Herrscher ein langes Leben erflehenden Gesanges (Mnogaja Ljeta), während der Vertreter Rußlands den Ober⸗Hofchargen, Staats-Ministern und Gesandten seinen
Dank für die durch ihr Erscheinen bekundete Theilnahme aus-
sprach. Von den Thürmen der griechischen Kirche ertönte zu— gleich das Glockenspiel in harmonischem Zusammenklang.
Württemberg. Stuttgart, 15. April. (W. T. B)
Anläßlich der glücklichen Errettung des Kaisers Alexander fand heute in der griechischen Kapelle des Schlosses ein feierliches Tede um statt, an welchem auf Einladung des Königs und der Königin der gesammte Hof theilnahm.
Sachsen⸗Meiningen⸗Hildburghausen. Meiningen,
8. April. (Weim. Ztg.) Der Landtag ist auf den 27. April einberufen. Derselbe wird wesentlich mit Etats und Justiz⸗ vorlagen beschäftigt sein.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 15. April. (W. T. B.)
Die „Wiener Abendpost“ schreibt: „Mit ihrem Monarcher
nehmen die Völker Oesterreichs einen innigen Antheil an dem Geschicke des russischen Kaiserhauses und aufrichtig ist
ihre Freude darüber, daß die verabscheuungswürdige und die
Civilisation der Zeit schändende That glücklich vereitelt wurde.“ — Die „Polit. Korresp.“ meldet aus Konstantinopel:
Ein vorgestern unter dem Vorsitze des Sultans stattgehabter Ministerrath, zu welchem auch die hervorragendsten türki⸗
schen Generale gezogen waren, beschäftigte sich mit der ost— rumelischen Frage, mit der Konvention wegen
Novibazar und mit der griechischen Frage. Auch einige
albanesische Notabeln nahmen an dem Ministerrathe Theil. Es wurde beschlossen, in den nächsten Tagen die Berathung der Details der Konvention bezüglich Novibazars zu beginnen.
— Eine Brigade ostrumelischer Miliz hatte Burgos besetzt.
Schweiz. Neuenburg, 16. April. (W. T. B. dem Prozesse gegen den Redacteur des Journals, garde“, den französischen Staatsangehörigen Brousse, Jury des ersten eidgenössischen Geschworenenbezirks ihr abgegeben auf: Schul dig des Vergehens gegen das recht wegen Vertheidigung des Königsmords.
— —
Niederlande. Haag, 11. April. (C. Ztg. Die Zweite Kammer hat ihre Sitzungen bis zu Ende diefes Monats vertagt, die Erste nimmt ihre Arbeit gleich nach Ostern, am 15. d. M., wieder auf. — Der Marine“ Minister ist nicht unbedenklich erkrankt.
Der General- Gouverneur der ostindischen Kolonien meldet telegraphisch aus Batavia, vom 7. 8. M., daß seit dem 27. März die Eingeborenen keinen neuen An—
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21 — — —
griff gemacht und die niederländischen Truppen ihre Zeltlager B d im Mittelpunkt der militärischen Operationen befestigt, Ero Fähre verta gte Erhöhung, des Kredits für die niederen Geist
viant gesammelt, die Wege verbessert und einige Rekognoszi⸗
— *
rungen haben ausführen können; ferner, daß der Häuptling
von Idragonoi sich unterworfen hat und von anderen Häupt-
lingen Friedensunterhandlungen angeknüpft worden sind, und
daß einer der einflußreichsten Häuptlinge, Pangliina Polim, flüchtig geworden ist; endlich aber auch, daß der Regen noch . e e ij. ⸗ . ö n m , e, el, 1 ahme keineswegs entzo immer nicht aufgehört und das Erdreich fast ganz aufgeweicht, chlagnahme keines wegs entzog
und daß bei dieser ungesunden Witterung die Truppen sehr viele Kranke hätten.
—
Bericht Olins besagt, den Schul gesetzent wurf mit ö5 gegen 2 Stimmen gutgeheißen und zur Annahme zu empfehlen be— schlossen. In der vorangegangenen Berathung der Einzel— sektionen hatten drei (mit 8 gegen 6, mit 16 gegen 4 und mit 9 gegen 8 Stimmen) der Vorlage zugestimmt und drei (mit 12 gegen 8, 9 gegen 8 und 8 gegen 6 Stimmen) die— selbe abgelehnt. Für die Staatsschule waren also 49 Depu— tirte eingetreten und 47 dawider; die übrigen hatten an den Sektionsberathungen nicht theilgenommen.
— 13. April. Sobald die Zweite Kammer nach den Osterferien ihre Sitzungen am 22. d. M. wieder begonnen hat, wird die Regierung einen Gesetzentwurf einbringen, wel— cher die im vorigen Jahre gegen die Betrüglichkeik bei den Wahlen ergriffenen Maßregeln zu verstärken bestimmt ist.
Großbritannien und Irland. London, 14. April. (S. C.) Da zum zweiten Male von Eingeborenen Neu— Guineas englische Unterthanen ermordet worden sind (in jüngster Zeit fiel den Wilden Mr. Irons, ein Sohn eines Londoner Geistlichen, zum Opfer), so ist von Sydney aus ein Kriegsschiff dorthin gesandt worden, um Genugthuung zu fordern. ; . — Allg. Corr.) Ueber die afghanischen Angelegen⸗ heiten schreibt der „Observer“: „Es ist überaus unwahr⸗ scheinlich, daß der gegenwärtige Zustand der Unklarheit, bezüglich des Fortgangs des afghanischen Krieges, noch länger andauern kann. Die Nachrichten Ansangs dieser Woche lauteten etwas hoffnungsvoller; denselben zufolge wünschte Jakub Khan den Frieden und stand noch immer mit Major Cavagnari in Unterhandlung, während die Khugiami⸗Häuptlinge gleichfalls ihre Unterwerfung einreichten und in Dschellalabad erwartet wurden. Ein späteres Telegramm meldet jedoch, daß Yakub Khan die Unterhandlungen abgebrochen habe und die afghanischen Trup⸗— pen zwischen Dschellalabad und Kuschi sich konzentrirten. Es liegt auf der Hand, daß dieser Zustand der Dinge nicht länger fortdauern kann und unsere Truppen zu einer bestimmten Aktion sich entscheiden müssen. Die Anforderungen an die Transport- und Verwaltungsbehörden zur Lieferung von Last— thieren sind durch den Ausbruch einer Viehseuche vermehrt worden; es ist ein enormer Verlust an Kameelen zu beklagen und trotz allen Bemühungen den Verlust zu decken, eine Ber⸗ mehrung der Schwierigkeiten zu konstatiren. Es handelt sich jetzt nicht mehr um die Frage, ob Jakub Khan die Unterhand— lungen absichtlich hinausgezogen habe, wohl aber darum, daß mit aller Energie der Versuch gemacht werde, eine gewaltsame Lösung der Frage herbeizuführen.. ⸗
Im Kriegs⸗-Ministerium ist folgende Depesche von Lord Chelmsford, datirt Madeirg, 31. März, ein— gegangen: „Das 57. und 91. Regiment befinden sich jetzt am unteren Tugela, und 6 Compagnien der 6. Brigade landeten mit Pferden in ziemlich guter Veschaffenheit. Wir werden in einer Woche bereit sein, vorrücken zu können. Die „City of Paris“ und die „Queen Margaret“ sind mit Verstärkungen in der Simons-Bai angekommen.“
Der „Times“ wird aus der Kapstadt, vom 25. v. M., berichtet: „Oberst Word ist von einer sehr erfolgreichen Expedition in das Gebiet der Ohams zurückgekehrt. Tausend Männer, Frauen und Kinder wurden 50 Meilen durch feindliches Gebiet unbehelligt transportirt. Britischer⸗ seits sind keine Verluste zu melden. Etliche Zulus wurden erschossen.⸗
Unter demselben Datum wird per Telegraph über Madeira gemeldet: Die Weiber und Kinder des Zulu⸗
her sich den
im Lager des Obersten
Oham behauptet, die sei
demoralistrt und Cetewayo außer Stande, eine hinreichende
Streitmacht aufzubringen. Se cocoeni soll, wie es heißt,
sehr kühn werden, in Folge dessen wahrscheinlich ein Theil
der aus England ankommenden Verstärkungen nach der Grenze seines Gebietes gesandt werden wird.
Ueber die Angelegenheiten in Birma wird aus Rangun unter dem 13. d. M. gemeldet: Der König Wungyi hat allen Einfluß in Mandalay verlo wiederum die Oberhand. — Aus Tyetyo wird den dard“ unterm 12. 8. M. telegraphirt: „Drei Dampf den hier in Bereitschast gehalten, um Tr e Grenze zu führen, im Falle der König . lich den Krieg erklären llte. In Mandalay immer Ruhe, aber der König fährt fort, Truppen anzusammeln, und es heißt allgemein, er beabsichtige den Krieg. Frankreich. Paris, 13. April. Journal officiel.) Unter 'em 8. d. M. ist durch eine hier unterzeichnete Erklärung der Han dels- und Schi hrtsvertrag mit Portugal
Juli 1866, vom 15. Juli bis zum 31. Dezember verlängert worden. — Das amtliche Blatt veröffentlicht eine nalveränderung der Präfektur—⸗ Käthe. Ferner werden die Wähler von Guyana und negal, welche Kolonien ierdings Vertretung in der Kammer erhalten haben, zur Wahl je eines De einberufen.
— (Republ. fr.) Zur Vervollstän ö bahnnetzes hat der Minister der öffentlichen Arbeiten den Direktor der Staatsbahnen, Lesguillier, mit dem Bau meh— rerer Linien betraut, welche verschieden Sek
. e bisher getrennte Sek—
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tionen verbinden sollen und etwa siebenhundert Kilometer
Länge betragen werden. folge Linien: Cavignac— Bordeaux, Niort-Montreuil-Bellay, Tours-Savigny, Saumur— Chateau⸗-du-Loir und Auneau-Paris mit besonderem Bahnhof in der Hauptstadt. — (Fr. Corr.) Aus den Verhandlungen des Budget— 8 über den Voranschlag des Kultus— Mänisters vernimmt man noch folgendes Nähere: Der Minister des Innern und der Kulte, Lepere, verwendete sich
bei dem Ausschusse sehr eifrig dafür, daß die im vorigen
lichen um 200 000 Frs. diesmal dem Klerus gegenüber iede alle Gesetze zur Geltung bringe und jeden Uebergriff nach— sichtslos ahnden werde. Der Minister erinnerte bei dieser Gelegenheit daran, daß der Staatsgehalt der Bischöfe der Be— zogen ist, und daß die Regierung nöthigenfalls vor diesem Mittel, die AÄusschreitungen der höhe— ren Geistlichkeit im Zaume zu halten, nicht zurückschrecken
n auftrete,
werde. Hr. Bardoux, der vorige Kultus⸗Minister, gab dem
Belgien. Brüssel, 11. April. (Cöln. Ztg.) Die Cen⸗ tralsektion des Repräsentantenhauses hat, wie der D
Ausschusse gelegentlich einige nähere Aufschlüsse über die Un— terhandlungen, welche mit Rom wegen der Verleihung eines siebenten Kardinalshutes an einen französischen Prälaten, den Bischof Pie von Poitiers, gepflogen wurden. Der Aus— schuß klagte über den Kostenzuwachs, den diese Kardinals— ernennungen für das Budget mit sich brächten; in dem Kon— kordate, sagte er, sind solche außerordentliche Bezüge für die Kardinäle keineswegs verabredet worden. Desgleichen beschwerte sich der Dep. Lockroy über die Erhöhung der Kredite für den Unterhalt und inneren Pomp der Kathe— dralen; damit, meinte er, bewirke man nur das Eine, daß die Erträgnisse der zahlreichen Sammlungen für die Bedürfnisse des Kultus fremden Zwecken aller Ärt zugeführt würden. Der Dep. Floguet beantragte die Wiederherstellung einer vom Senat im Jahre 1877 vereitelten Bestimmung, nach welcher denjenigen Seminarien, die unter der Leitung von Kongregationen stehen, welche vom Staate nicht anerkannt sind, keine Stipendien bewilligt werden dürfen. Der Minister Lepöére erklärte sich bereit, diesen Zusatzartikel im Finanzgesetze
für die niederen Geistlichen und die Seminarstipendien. Die Frage der Bezüge der Kardinäle, Erzbischöfe und Bischöfe wurde noch offen ge— halten, da zu ihr ein Amendement des Dep. Albert Joly vor— liegt, nach welchem diese Bezüge genau den Bestimmungen ge— mäß des Konkordats bemessen werden sollten.
— 15. April. (W. T. B.) Der „Temps“ meldet, die englische und die französische Regierung hätten sich dahin verständigt, den gegenwärtigen französisch-englischen Handelsvertrag, welcher am 31. Dezember c. zu Ende geht, auf weitere 6 Monate zu verlängern, um auf diese Weise dem französischen Parlamente Zeit zu lassen, den all— gemeinen Zolltarif zu berathen und über den neuen Handelsvertrag in Verhandlung zu treten.
Italien. Rom, 15. April. (W. T. B.) Sämmtliche Journale brand marken auf das Hefstigste das Attentat auf den Kaiser Alexander. Die hiesige russische Lolonie richtete ein Glückwunschtelegramm an Se Majestät. — Dem Tedeum, welches gestern Nachmittag in der Kapelle der russischen Botschaft abgehalten wurde, wohnten Vertreter Ihrer Majestäten des Königs und der Königin, des Ministeriums, sowie die Botschafter und andere Notabili—⸗ täten bei.
— (Gazz. d' Ital. Am 12. d. M. ist die Kommission für die Indemnitat der Stadt Florenz wieder zusammen— getreten. Die Ziffer bleibt auf 49 Millionen Lire fixirt, in⸗ dessen ist noch unentschieden, ob die Zinsen dieser Summe seit der Liquidation zu Ende 1877 gefordert werden sollen, wie einige Mitglieder wünschen. Die Berathung ist nun soweit gediehen, daß man bestimmte Resolutionen wird fassen und der zu ernennende Berichterstatter ein Referat an die Kammer gelangen lassen können, bei welcher man die Dringlichkeit zu beantragen beschlossen hat.