1879 / 102 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 01 May 1879 18:00:01 GMT) scan diff

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36. Plenarsitzung des Deutschen Reichstages, Freitag, den 2. Mai 1879, Vormittags 11 Uhr. Tagesordnung:

Wahl eines Schriftführers. Fortsetzung der zwei— ten Berathung des En wurfs einer Gebührenordnung für Rechtsanwälte, auf Grund des mündlichen Berichts der VI. Kommission. Erste Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend den Zolltarif des deutschen Zollgebiets. Erste Berathung des Entwurfs eines Gesetzes wegen Erhebung der Brausteuer. Erste Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Erhöhung der Brausteuer. Erste Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Besteuerung des Tabaks. Erste Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Erhebung einer Nachsteuer vom Tabak und von Tabak— fabrikaten.

Königreich Preußen.

Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den General der Infanterie zur Disposition und Chef des 4. Rheinischen Infanterie⸗Regiments Nr. 30, von Wer— der, bisherigen kommandirenden General des XIV. Armee⸗ Corps, in den Grafenstand zu erheben.

Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den seitherigen Bürgermeister Reisch der Stadt Deutz, in Folge der von der dortigen Stadtverordnetenversammlung getroffenen Wiederwahl, in gleicher Eigenschaft für eine ferner— weite zwölfjährige Amtsdauer zu bestätigen.

Ministerium der öffentlichen Arbeiten.

Der Königliche Landbaumeister von Perbandt zu Aachen ist in gleicher Eigenschaft an die Königliche Regierung zu Düsseldorf versetzt worden.

Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten.

Felix Mendelssohn-Bartholdy-Staats⸗ Stipendien für Musiker.

Am 1. Oktober er. kommen 2 Stipendien der Felix Mendelssohn-Bartholdy'schen Stiftung zur Ausbildung be— fähigter und strebsamer Musiker zur Verleihung. Jedes der⸗ selben beträgt 1500 6 Das eine ist für Komponisten, das andere für ausübende Tonkünstler bestimmt. Die Verleihung erfolgt an Schüler der in Deutschland vom Staat sub⸗— ventionirten musikalischen Ausbildungsinstitute, ohne Unterschied des Alters, des Geschlechts, der Religion und der Nationalität.

Bewerbungsfähig ist nur Derjenige, welcher mindestens ein halbes Jahr einem der genannten Institute angehört. Ausnahmsweise können preußische Staatsangehörige, ohne daß sie diese Bedingungen erfüllen, ein Stipendium empfangen, wenn das Kuratorium für die Verwaltung der Stipendien auf Grund eigener Prüfung ihrer Befähigung sie dazu für qualifizirt erachtet.

Die Stipendien werden zur Ausbildung auf einem der betreffenden, vom Staate subventionirten Institute ertheilt, das Kuratorium ist aber berechtigt, hervorragend begabten Bewerbern nach Vollendung ihrer Studien auf dem Institute ein Stipendium für Jahresfrist zu weiterer Ausbildung (auf Reisen durch Besuch auswärtiger Institute 2c.) zu verleihen.

Sämmtliche Bewerbungen nebst den Nachweisen über die Erfüllung der oben gedachten Bedingungen und einem kurzen selbstgeschriebenen Lebenslauf, in welchem besonders der Studiengang hervorgehoben wird, sind bis zum 1. Juli er. an das unterzeichnete Kuratorium Berlin, NW., Unter den Linden Nr. 4 einzureichen.

Den Bewerbungen um das Stipendium für Komponisten sind eigene Kompositionen nach freier Wahl, unter eidesstatt— licher Versicherung, daß die Arbeit ohne fremde Beihülfe aus— geführt worden ist, beizufügen.

Die Verleihung des Stipendiums für ausübende Ton— künstler erfolgt auf Grund einer am 30. September cr. in Berlin durch das Kuratorium abzuhaltenden Prüfung.

Berlin, den 1. April 1879.

. Das Kuratorium für die Verwaltung der Felix Mendelssohn-Bartholdy⸗Stipendien. Foachim. Fr. Kiel. Carl Eckert.

Die Nummer 17 der Gesetz-Sammlung, welche von heute ab zur Versendung gelangt, enthält unter Nr. 38637 die Verordnung, betreffend die Verleihung der Rechte einer Synagogengemeinde an die altisraelitische Kultus— gemeinde zu Wiesbaden. Vom 24. März 1879. Berlin, den 1. Mai 1879. Königliches Gesetz-Sammlungs-Amt.

, auf Grund des Reichsgesetzes vom 21. Oktober 1878. Auf Grund des 5. 12 des Reichsgesetzes gegen die ge— meirgefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Oktober 1878 wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß ge— bracht, daß die vom 5. bezw. 12. und 19. April 1879 da—⸗ tirten Nummern 14, 15 und 16 des 3. Jahrganges der in Genf erscheinenden und von J. Ph. Becker redigirten perio— dischen Druckschrift: „Le Préeurseur. Grgane démo- cratique social des associations des travailleurs“ nach S§. 11 des gedachten Gesetzes durch die unterzeichnete Landespolizei— behörde verboten sind. Berlin, den 28. April 1879. Königliches Polizei⸗Präsidium. von Madai.

Aichtamtlich es. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 1. Mai. Se. Majestät der Kaiser u nd König, Allerhöchstdessen Befinden fortdauernd ein vortreffliches ist, empfingen, wie „W. T. B.“ aus Wies

baden meldet, gestern den Geheimen Legations⸗-Rath von

Bülow und heute den Chef des Militärkabinets, General— Major von Albedyll, zum Vortrage.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz kam gestern Vormittag nach 11 Uhr vom

Neuen Palais bei Potsdam nech Berlin und nahm im hie— sigen Palais die Meldung des General-Majors von Becke—⸗ dorff, beauftragt mit der Führung der 1. Division, und des Königlich bayerischen Majors Freiherrn von Hartmann ent— gegen. Außerdem ertheilte Se. Kaiserliche Hoheit dem Kriegs— Minister General von Kameke Audienz. Mittags um 1 Uhr erfolgte die Rückkehr nach Potsdam.

Heute früh hat Sich Se. Kaiserliche Hoheit zu Wagen nach Großbeeren und demnächst mit dem um 81 Uhr von Berlin abgehenden Zuge der Anhalter Bahn über Halle, Eisenach nnd Meiningen zu einer mehrwöchentlichen Brunnen— kur nach Kissingen begeben.

Der Ausschuß des Bundesraths für Rechnungs— wesen trat heute zu einer Sitzung zusammen.

Die in der heutigen Börsen-Beilage mitgtetheilte tabellarische Uebersicht der Wochenausweise deutscher Zettehbanken vom 23. April schließt mit fol— genden summarischen Daten ab: Es betrug der gesammte Kassenbestand der 18 Institute 691 705 000 S oder 4 462 000 mehr als in der Vorwoche und der Wechselbestand 553 161 000 oder 11 397 000 ½ mehr als in der Vorwoche, während die Lombardforderungen mit 76 488 000 S eine Abnahme um 3189 000 Mυι zeigten; es betrug ferner der Notenumlauf S22 368 000 oder 5 609 000 MS mehr; es beliefen sich die sonstigen täglich fälligen Verbindlichkeiten auf 238 742 006 M6 oder 4 631 000 mehr und endlich die an eine Kündigungsfrist gebundenen Verhindlichkeiten auf 48746000 S oder 1223 000 MS mehr als in der Vorwoche.

Der Kaiserliche Botschafter Graf zu Münster ist nach London zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Botschaft wieder übernommen.

Der General der Infanterie von Groß- genannt von Schwarzhoff, kommandirender General des III. Armee— Corps, hat Berlin behufs Inspizirung der Truppen des Corps auf einige Wochen verlassen.

Bayern. München, 29. April. Die „Allg. Ztg.“ schreibt: Die Aufstellung des Haupt-Militäretats für 1879,81 ist, dem Vernehmen nach, im Kriegs-Minister um schon so weit gediehen, daß derselbe in etwa 14 Tagen den Kam mern vorgelegt werden könnte, wenn ihre Einberufung bis dahin möglich wäre. Das ist aber nicht der Fall, viel— mehr können, in Folge der voraussichtlich längeren Dauer des Reichstages, unsere Kammern kaum vor Ende Juni berufen werden, so daß die Verabschiedung des Militäretats auch erst im vierten Monat des Verwaltungsjahres möglich sein wird.

Durch den Weltpostvertrag vom Jahre 1878 wur— den auch für den internen Verkehr Bayerns vielfache Aende— rungen veranlaßt. Die diesfälligen Aenderungen der Post-Transportordnung für das Königreich Bayern haben, mit Allerhöchster Genehmigung, durch Erlaß des Ministeriums des Königlichen Hauses und des Aeußern die Sanktion erhalten.

Das Central⸗Hülfscomité in Aschaffenburg zur Unter— stützung der Nothleidenden im Spessart macht Folgendes dekannt: „Mit Hülfe der aus ganz Deutschland und Oester— reich in so überraschend reichem Maße zugegangenen Liebes— gaben an Geld und Naturalien war es uns möglich, dem in benachbarten Spessart-Gemeinden ausgebrochenen Nothstande kräftig zu begegnen. Nach den Berichten der Lokal-Hülfs— comités ist die Noth im Spessart als gehoben zu betrachten, um so mehr, als die eingetretene milde Witterung Arbeit und Verdienst gebracht hat. Wir sehen uns deshalb veranlaßt, die Sammlung für die Nothleidenden hiermit zu schließen, und ergreifen diese Gelegenheit, wiederholt allen edelmüthigen Gebern und wohlwollenden Gönnern unsern verbindlichsten Dank im Namen der Beschenkten auszusprechen. Ein Rechen— schaftsbericht über die Verwendung der eingegangenen Geld— und Naturalgeschenke wird, soweit dies nicht bereits geschehen ist, veröffentlicht werden, sobald die noch im Gange befind— liche Vertheilung der Saatfrüchte beendigt ist.“

Mecklenburg⸗Schwerin. Der „Leipz. Ztg.“ wird aus Schwerin unter dem 27. April geschrieben: „Die Verhand— lungen über den proponirten Eingangszoll auf land— wirthschaftliche Produkte und Vieh werden kaum irgendwo ein größeres Interesse erregen als in Mecklenburg. Wenige Landstriche giebt es im Deutschen Reiche, deren Wohl und Wehe so ganz von dem Nutzen abhängt, den der Acker— bau und die Viehzucht bringt. Es ist eine alte Maxime der mecklenburgischen Städter: Wenn der Landmann was hat, haben wir alle was. Freilich hatte diese Maxime eine viel durchgreifendere Wahrheit vor einem Menschenalter, als noch nicht der Markt für die Produkte unserer Landwirthschaft durch die Eisenbahnen so unendlich erweitert war. Aber auch jetzt noch ist das ganze Land auf Ackerwirthschaft eiablirt, wie der Rheingau auf Weinbau, und ein Wanken in den Lebens— bedingungen bdieses Grundbetriebes berührt nicht blos die Gutsbesitzer und Pächter, diese freilich zunächst und zumeist, sondern es dringt durch tausend Kanäle bis ins Herz der Städte, wo Handwerk, Handel und Kapital sich dem platten Lande aufs Engste verbunden fühlen. Die Adresse, welche hier von einer konservativen Versammlung am 17. d. M. an den Reichskanzler beschlossen wurde, gedenkt mit Recht dieser gegenseitigen Einwirkung von Stadt und Land. Sie erklärt die gedrückten Preise der landwirthschaftlichen Produkte nicht blos durch die ungehinderte Masseneinfuhr landwirth— schaftlicher Erzeugnisse aus billiger produzirenden Ländern, sondern auch durch die abnehmende Konsumtionsfähigkeit der vaterländischen Industrie und erblickt für das eine wie für das andere Uebel das erste Morgenroth eines beginnenden besseren Tages in den Zollreformen, die der Reichskanzler vorgeschlagen hat. Der Eingangszoll auf inländische Industrie⸗ waaren soll den industriellen Konsumenten zahlungsfähig, der Eingangsjoll auf fremdes Vieh und Getreide die einheimische Landwirthschaft konkurrenzfähig machen.“

Sachsen⸗Weimar⸗Eise nach. Weimar, 29. April. (Th. Korr.) Die Rückkehr Sr. Königlichen Hoheit des Groß— herzogs aus den Niederlanden verzögert sich um einige Tage; Höchstderselbe wird nach den gegenwärtig getroffenen Bestimmungen erst im Laufe der nächsten Woche wieder hier eintreffen. Zur Herstellung der Schöffen- und Ge— schworenenliste ist nunmehr eine Ministerialbekannt⸗ machung veröffentlicht worden, welche die Gemeindevorstände anweist, bis zum 31. Mai ein Verzeichniß sämmtlicher Per— sonen anzufertigen, die zu dem Ehrenamte eines Schöffen oder Geschworenen berufen werden können. Ausgeschlossen sind, abge⸗

sehen von den unfähigen Personen, diejenigen, welche das vor⸗ schriftsmäßige Alter (30 Jahre) noch nicht erreicht haben, noch nicht 2 Jahre lang ihren Wohnstz in der Gemeinde haben, Armenunterstützung empfangen, ferner Minister, Reichs- und Staatsbeamte, welche jederzeit einstweilig in den Ruhestand versetzt werden können, richterliche Beamte, Staatsanwalt— schafts⸗, gerichtliche und polizeiliche Vollstreckungsbeamte, Reli⸗ gionsdiener, Volksschullehrer, aktive Militärpersonen, vor⸗ tragende Räthe der Ministerial Departements, Forst— inspektoren und Bezirksdirektoren. Die Listen werden vom bis 15. Juni eine Woche lang öffentlich ausgelegt. Die Befugnisse und Verpflichtungen, die gesetzlich dem Amts⸗ richter zugewiesen sind, werden einstweilen von den Einzel— richtern versehen. Bis zum 30. Juni sind dieselben den Justizämtern zu überweisen. Bis zur selben Zeit sind für jeden einzelrichterlichen Bezirk je 7 Vertrauensmänner in den Ausschuß zu wählen, der die Schöffen und die Geschworenen zu wählen hat. Für den Bezirk der Justizämter Weimars und Eisenachs sind je 60 Haupt⸗ und je 20 Hülfsschöffen zu wählen. Die Listen behalten Gültigkeit bis zum 31. Dezember 1880. Die Feststellung der Tage für die ordentlichen Sitzungen der Schöffengerichte erfolgt bis zum 2. Oktober d. J.

Sachsen⸗Meiningen⸗Hildburghausen. Meiningen, 28. April. (Magdb. Ztg.) Der heute durch den Präsidenten Dr. Rückert eröffnete Landtag nahm die Regierungsvorlagen entgegen und verfügte über ihre geschäftliche Behandlung. Außer den Eingängen geschäftlichen Eharakters sind folgende zu verzeichnen: Etat auf die Periode 1880,82, die Staats⸗ rechnungen von 1876, Bericht der Handels- und Gewerbe— kammer auf die Jahre 1875/77, acht Gesetzentwürfe zur Aus— führung der Justizorganisation, ebenso zwei hierher gehörige Verordnungen, Propositionen über Abänderung des Pensionsgesetzes und über den Grunderwerb. Für die Justiz— vorlagen wurde eine besondere Kommission gewählt. Se. Hoheit der Herzog ist mit seiner Gemahlin nach der Villa Carlotta am Comersee abgereist.

Bremen, 30. April. (Wes. Ztg.) Von dem Fürsten von Bismarck ist das Präsidium der Reichswähler— versammlung, welche am 24.8. M. im Tivo li zusammen— trat, mit folgendem Schreiben beehrt worden:

Euer Hochwohlgeboren danke ich verbindlichst für das Tele gramm, welches mich von den Beschlüssen der am 24. d. M. ver⸗ sammelten Reichswähler Bremens in Kenntniß setzt. Ich sehe in diesen Beschlüssen eine Ermuthigung, meine auf Schutz der deutschen Schiffahrt gerichteten Bestrebungen fortzusetzen und hoffe, daß es gelingen wird, in der Flaggenfrage die nicht ganz idertischen Inter— essen des Handels und der Schiffahrt zu vermitteln.

Berlen, den 29. April 1879. v. Bismarck.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 30. April. (W. T. B.) Die. „Wiener Abendpost“ schreibt, mit der Wahl des Prinzen von Battenberg zum Fürsten von Bulgarien sei ein weiterer wichtiger Schritt zur Durchführung des Ber⸗ liner Vertrages geschehen. Die Wahl des Prinzen werde bei allen Signatarmächten eine sympathische Aufnahme finden. Die Gerüchte von einer beabsichtigten Personalunion zwischen Bulgarien und Ostrumelien würden durch diese Wahl zum Schweigen gebracht. Der russische Botschafter in London, Graf Schuwaloff, ist in der vergangenen Nacht auf seinen Posten nach London zurückgereist. Bei dem russischen Bot— schafter am hiesigen Hofe, von Nowikoff, fand gestern an— läßlich des Geburtstages des Kaisers Alexander eine sehr zahlreich besuchte Soirée statt. General Igna— tieff is heute aus Italien hier eingetroffen.

Schweiz. Bern, 29. April. Der „Bund“ schreibt: Zu dem Resultat der letztjährigen eidgenössischen Verwaltungs— rechnunz macht der Rechenschaftsbericht des Bundes— raths folgende allgemeine Bemerkungen:

Tie eidgenössische Staatsrechnung für das Hahr 1878 schließt mit einem Vermögensvorschlag von 1163 685 Fr. 83 Ct. Wiewohl das Budget einen Ausgabenüberschuß von 2376000 Fr. vorgesehen hatte, schließt die Verwaltungsrech⸗ nung gleichwohl mit einem Ueberschuß der Einnahmen von 66 585 Fr. 7 Et., welches Resultat theils von Mehreinnah⸗ nen, theils von Minderausgaben herrührt. Die Verwaltungs— zweige, welche am Meisten zu dem günstigen Ergebnisse bei⸗ getragen haben, sind 1) das Militärdepartement durch Mehr— einnahmen und Minderausgaben im Betrage von 1 117 358 Fr. 10 Ct.; 2) das Finanz⸗ und Zolldepartement (Abtheilung Zoll— wesen) im Betrage von 775 783 Fr. 98 Ct.; 3) das Post— und Telegraphendepartement (Abtheilung Postwesen) im Be— trage von 648 489 Fr. 2 Ct. Total 2541 631 Fr. 10 Ct.

Indessen ist zu bemerken, daß sämmtliche übrige De— partements auf den ihnen angewiesenen Krediten größere oder geringere Ersparnisse erzielt haben. Resumirend ergiebt sich das Resultat der Verwaltungsrechnung aus folgenden Ziffern: Mehreinnahmen 1094226 Fr. 50 Ct., Minderausgaben 2755 528 Fr. 71 Ct., Total 3 849 7655 Fr. 21 Ct. Abzu⸗ ziehen: Veranschlagtes Defizit 2376 000 Fr., Nachragskredite 1407170 Fr. 14 Ct., zusammen 3783 176 Fr. 146Ct. Bleibt Einnahmenüberschuß 66 585 Fr. 7 Ct. .

Es darf indessen an dieser Stelle, zur richtigen Darstel⸗ lung der Finanzlage, nicht unerwähnt gelassen werden, daß die Tilgung der verschiedenen Anleihen in den Ausgaben nicht vorgesehen ist. Auf das Anlehen von 1867 wurde zwar eine Rate von 480 000 Fr. abbezahlt, das Betreffniß ist aber dem Amortisationsfonds, welcher zu diesem Zwecke noch bis Ende 1880 reicht, enthoben worden. Die Tilgung des Anlehens von 1871, im Betrage von 15 600 000 Fr., hätte im Berichts⸗ jahre beginnen sollen und wird nunmehr, da sie in 1886 voll— endet sein muß, jährlich durchschnittlich 2230 000 Fr. erheischen. Rechnet man das jüngste Anlehen von 60000650 Fr. hinzu, dessen Heimzahlung nahe bevorsteht, sofern nicht Konversion stattfindet, so hat der Bund einzig für Kapitalrückzahlungen jährlich wenigstens 3 200 900 Fr. bis 3 500 000 Fr. herbeizu⸗ schaffen. Und wird, wie zu erwarten steht, die Subsidie für das Gotthardbahn-Unternehmen fällig, so ist obige Summe für die nächsten Jahre um wenigstens 1 000 000 Fr. zu vermehren, so daß also das Gleichgewicht in den Bundesfinanzen noch keineswegs gefunden ist, welches hauptsächlich auf dem Wege der Revision des Zolltarifs wird gesucht werden müssen.

Großbritannien und Irland. London, 29. April. (Allg. Korr.) Aus Simla wird der „Times“ unter dem 27. d. M. berichtet: Jakub Khan zieht noch immer die Unterhandlungen in die Länge. Es ist noch nichts entschieden, allein die besten Beurtheiler der Lage geben sich der Hoffnung

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hin, daß Jakub Khan einwilligen werde, den Major Cavgg—⸗ nari zu empfangen, und daß das Resultat ein friedliches sein, welches einen Vormarsch auf Kabul unnöthig machen werde, In Gandamak und der ganzen von den britischen Truppen desetzten Linie entlang sind Verschanzungen aufgeworfen worden, Die Khyber-Kolonne, welche noch vor Kurzem als gelähmt betrachtet wurde, soll nunmehr im Stande sein, einen Vormarsch auf Kabul anzutreten. Nachrichten aus Kabul melden, daß die afghanischen Regimenter in schlechter Verfassung seien. Die „Times“ bemerkt dazu, daß die diplomatischen und militärischen Angelegenheiten Afghanistans sich nur langsam vorwärts bewegen. Die wichtigste Nachricht sei, daß Jakub Khan den Masor Cavagnari eingeladen habe, nach Kabul zu kommen und die Einladung wahrscheinlich werde angenommen werden. Zur Erzielung eines bestimmten Resultats sei eine persönliche Begegnung dieser Art absolut nothwendig. Dem Ergebnisfe, sei es gut oder schlecht, könne mit Ruhe ent⸗ gegengefehen werden. Die Dispositionen Jakub Khans oder irgend eines sonstigen Chefs, mit dem wir zu unterhandeln hätten, kämen erst in zweiter Linie in Betracht. Die Haupt⸗ sache sei, daß die englischen Truppen im Besitze der ganzen Linie sich befinden. Bei einem Vormarsche auf Kabul dürfe man vor allem die politischen Konsequenzen nicht außer Augen verlieren, die auch im Falle des unzweifelhaften militärischen Erfolges keineswegs einladender Natur seien. Im Ganzen könne England mit den bisherigen Erfolgen zufrieden sein, da es heute weniger als je zuvor einen Rivalen in dem ganzen Bereiche besitze, das es zu besetzen oder zu beherrschen wünsche. Wenn auch dies das einzige Resultat des afghanischen Krieges sein sollte, so dürfe man sich nicht über die Kosten desselben beklagen. Ueberdies dürfe man den keineswegs geringen ma⸗ teriellen Gewinn nicht vergessen: Indien besitze jetzt die seit so langer Zeit gewünschte sichere Grenze.

Indien. Aus Simla wird der „Times“ unterm 27. d. M. gemeldet: Die Regierung hat eine beträchtliche Verminderung der Staatsgusgaben beschlossen. Künftighin sind nur Millionen Pfd. Sterl. für öffentliche Arbeiten gestattet. . ;

1. Mai. (W. T. B.) Bei einem in Middleser stattgehabten Banket der konservativen Vereinigung hielt der Marquis von Salisbury in Erwiderung auf einen Toast eine Rede, in welcher er die Ueberzeugung aus⸗ sprach, daß alle Mächte fest entschlossen seien, die Bestimmun⸗ gen des Berliner Vertrages auszuführen. Auf Ost⸗ rumelien übergehend, hob Salisbury hervor, wenn die dortige Bevölkerung den Berliner Vertrag in loyaler Weise annehme, so werde sie eine große Freiheit genießen; wenn sie dagegen die ihr durch den Vertrag gewährten liberalen Institutionen zurückweise, so würden unvermeidlich Zwangs— maßregeln folgen. Salisbury sprach sich sodann sehr beifällig über die Energie des Sultans, Kheyreddin Paschas und Karatheodory Paschas aus und gab der Hoffnung Ausdruck, daß es denselben gelingen werde, das Reformwerk durch— zuführen; der Fall der Türkei würde für Europa sehr bedenk— liche Konsequenzen haben.

Frankreich. Paris, 29. April. (Fr. Corr.) Das „Journal officiel“ verzeichnet heute die Ergebnisse der Deputirtenwahlen vom 20. d. M., übergeht aber die Wahl Blanqui's in Bordeaux mit Schweigen.

Der neue Civil-General⸗Gouverneur von Algerien, Hr. Albert Grévy, ist in Begleitung des Ge— nerals Saussier, der ihm als Befehlshaber des XIX. Armee— Corps zur Seite gestellt worden, gestern früh um 101½ Uhr an Bord des Kriegsschiffs „Savoie“ in Algier eingetroffen. Die Spitzen der Behörden und die republikanische Bevölkerung der Kolonien bereiteten dem Bruder des Staatsoberhauptes, welcher eine neue Aera in der Verwaltung Algeriens eröffnen soll, eine sehr ehrenvolle Aufnahme.

Die „République fran çaise“ betheuert aufs Neue, daß Frankreich und England in der egyptischen Frage vollkommen einig seien. Man hat vorgegeben, sagt sie, die englisch⸗französische Allianz in Egypten hätte ihre Quelle in Finanzfragen; man möge es sich aber gesagt sein lassen, daß die beiden Staaten, indem sie sich über eine parallele Po— litik rerständigten, von Gründen einer viel höheren Art ge— leitet waren. Allen beiden mußte darum zu thun sein, den Wohlstand in Egypten zu fördern und dieses Land lieber unter ihren eigenen Auspicien als unter fremdem Schutze wieder aufblühen zu sehen. Niemand verlange darum Zwangs— maßregeln; mit solchen würde die französisch⸗englische Allianz den größten Theil ihrer Kraft und ihres Sinnes verlieren. Es genügt, daß die Regierungen von Paris und London, ausgerüstet wie sie sind, den Khedive in den Bann thun; das wird ihn ebenso gut wie irgend eine bewaffnete Demonstra⸗ tion zur Besinnung bringen. Freilich gehört dazu, daß auch nicht die geringste Wolke das Einvernehmen zwischen Frank— reich und England trübe, und daß man auf keiner von beiden Seiten Grund habe, an dem Worte zu zweifeln, welches man sich vor neun Monaten gegeben hat.

30. April. (W. T. B.) Der General⸗Inspecteur, Gene⸗ ral Dou ay ist gestorben.

(Journ. off) Das Ministerium der Marine und der Kolonien hat von der Insel Réunion die traurige Nachricht erhalten, daß diese so oft durch meteoro— logische Störungen geschädigte Kolsnie wieder durch einen Wirbelsturm heimgesucht worden ist. Derselbe hat von der Nacht zwischen dem 20. und 21. bis zum Vormittage des 22. gewüthet und große Verluste nicht nur an materiellen Gütern, sondern auch an Menschenleben im Gefolge gehabt. Der Minister wird, um der unglücklichen Kolonie zu Hülfe zu kommen, bei der Kammer einen Kredit beantragen.

Türkei. Pera, 29. April. Der W. „Pr.“ wird von hier ge— meldet: Die Chefs der albanesischen Liga in Prizrend haben in ihrer Sitzung vom 25. d. M. beschlossen, . ge⸗ meinschaftlichen Berathungen vom 20. Mai bis zum 20. No— vember zu suspendiren. Während dieser Zeit soll ein aus fünf Mitgliedern bestehendes Comité ein neues Organi— ö für die Liga und deren oberste Leitung ent— werfen.

Bulgarien. Tirnowa, 39. April. (W. T. B.) Die Kommisfion, welche beauftragt werden soll, sich zu dem Prinzen von Battenberg zu begeben, um demselben die bulgarische Fürstenwürde anzutragen, wird voraussichtlich noch heute ernannt werden. .

1. Mai. Fürst Dondukoff Korsakoff hat sämmtliche bisherige russische Beamte in Bulgarien durch bulgarische Beamte ersetzt. Die Deputirtenversammlung hat sich bis zur Ankunft des Prinzen von Battenberg vertagt.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 29. April. (St. Pet. Herold.) Der Gouverneur von Astrachan tele— graphirt an den Minister des Innern unter dem 15.27. April: „Der Gesundheitszustand der Bevölkerung des Gouverne— ments ist sehr gut. Nachdem die ärztliche Besichtigung der gesammten Bevölkerung von Sselitrennoje, die vollkommen gesund befunden wurde, beendet ist, hat man nun die Be— sichtigung der Kalmüken-Lagerstätten begonnen. Wärme 23 Grad.“ ;

1. Mai. (W. T. B.) Ein Telegramm des Gouver⸗ neurs von Orenburg vom 30. April meldet: Das Unter— stützungscomité hat seine Thätigkeit begonnen, da Nahrungs— mittel aus Ssamara eingetroffen sind. Der Brand ist durch Unvorsichtigkeit verursacht worden. Nach genaueren Feststellun⸗ gen sind niedergebrannt: 949 Häuser, 2 Kirchen, 1 Moschee, 4 Mühlen, 292 Läden nebst Lagern von Theer und Kohlen— buden, Bazare von Fleischwaaren, Gemüse, Bau- und Brenn— holz; außerdem das Töchtergymnasium, das Progymnasium, der Klub, das Armenhaus, das Polizeigebäude und die Kam⸗ mer des Friedensrichters. Nach einem Telegramm aus Livadia, vom 30. April, hat Se. Majestät der Kaiser zum Zweck der Unterstützung der Nothleidenden 10000 Rubel nach Orenburg senden lassen.

Dänemark. Kopenhagen, 30. April. (W. T. B.) Se. Königliche Hoheit der Kronprinz von Dänemark begiebt sich morgen über Lübeck nach England. Derselbe wird gegen Ende des nächsten Monats hier zurückerwartet.

Amerika. Washington, 30. April. (W. T. B.) Die Enquetekommission für die Frage der Cirkulation von baarem Gelde hat einen Bericht veröffentlicht, in welchem sie vorschlägt, daß die Importhändler autorisirt werden sollen, das metrische System für Gewichte und Maße zu adoptiren.

Süd-⸗Amerika. (Allg. Corr) Brasilien. Rio de Janeiro, 9. April (per Telegraph von Lissabon). Die Deputirtenkammer hat die Diskussion des Berichts der Finanz-Kommisfion begonnen. Senhor Silveira Martino brachte in der Kammer eine Interpellation ein, welche den Premier befragt, ob er beabsichtige, bei seiner, in Folge der vom Appellhose in Sachen der Banca nacional ge⸗ fällten Entscheidung gegebenen Demission zu beharren. ö Die Kammer lehnte indeß die Dringlichkeit für die Inter— pellation ab.

Chile. Valparaiso, 30. März. (Per Telegraph von Lissabon. In Beantwortung einer Anfrage der chilenischen Regierung hat der peruanische Minister der Aus⸗ wärtigen Angelegenheiten die Existenz eines geheimen Vertrages zwischen Peru und Bolivia, sowie den Ab⸗ schluß eines Schutz- und Trutzbündnisses zwischen diesen Ländern eingeräumt. Der chilenische Gesandte bei Peru, Senor Godoy, forderte hierauf seine Pässe und begab sich von Lima nach Ecuador. Die Nachricht von dem Abschlusse des Vertrages zwischen Peru und Bolivia und der Umstand, daß chilenische Arbeiter in Lima insultirt worden, hat in ganz Chile außerordentliche Erbitterung erzeugt.

Argentinien. Buenos Ayres, 1. April, Ein Abgesandter der schilenischen Regierung ist hier an— gekommen, und auch ein peruanischer Beamter wird er⸗ wartet. Die öffentliche Stimmung in der argentinischen Republik verräth Feindseligkeit gegen Chile. Die argen⸗ tinische Regierung behauptet indeß eine reservirte Haltung.

Uruguay. Montevideo, 2. April. In Folge der Meldung, daß eine neue Invasion in Entre Rios von Corrientes aus beabsichtigt werde, hat der Präsident von Uruguay Truppen längs des Uruguayflusses stationirt, um Eindringlinge daran zu verhindern, von uruguitischem Gebiet aus Beistand zu erhalten.

Peru. Ein bei Lloyds eingegangenes Telegramm aus Lima meldet, daß ein chilenisches Kriegsschiff Pa— bellon de Picea und Huanillos bombardirt habe, die Schleppdampser mit Beschlag belege und die Landungsbrücken zerstöre. Iguigque ist in Blockadezustand erklärt worden, und neutrale Schiffe müssen den Hafen binnen zwei Tagen verlassen.

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Buregn.

Konstantinopel, Mittwoch, 30. April. Die mtliche Note, welche der Minister der Auswärtigen Angelegenheiten an den hiesigen serbischen Vertreter als Antwort auf diejenige Note richtete, in der Seitens der serbischen Regierung Rekla— mationen gegen den Einfall albanesischer Banden in serbisches Gebiet erhoben wurden, besagt: Nachdem der diesseitige Kriegs— Minister telegraphische Nachrichten üher die fragliche Angele⸗ enheit erhalten hatte, wurde der Brigade-General Achmed gin mit hinreichenden Streitkräften nach jenen Orten ge— sandt. Demselben gelang es, 22 der Bandenführer gefangen zu nehmen, von denen W verwundet in seine Hände fielen; ebenso nahm er ihnen alles Vieh ab, welches sie auf ser⸗ bischem Gebiete geraubt hatten. Achmed Pascha setzt seine Operationen gegen die Banden fort, und es ist zu hoffen, daß es ihm gelingen werde, dieselben zu zerstreuen. Im Uebrigen hat der General an allen wichtigen Punkten der Grenze Truppen aufgestellt, und fliegende Kolonnen sorgen an den übrigen Punkten für die Sicherheit der Grenze.

Nr. 8 des Marine⸗Verordnungs⸗ Blattes“ hat folgenden Inhalt: Geldbeschaffung S. M. Schiffe. Verpflegungs⸗ gelder der Vermessungsfahrzeuge. Zulage für Deckoffiziere, kom mandirt bei der Artillerie ⸗Prüfungskommisston. Nachträge ꝛc. zur Instruktion über die Jägerbüchse M. / II. Geschäftsabwickelung nach der Außerdienststellung. Doppelrechnung für S. M. Knbt. Nautilus“, Indienststellung 1576/78. Doppelrechnung für den Besatzungstheil S. M. Knbt. „Cyelop“ 1876,78. Abnahme von Nachsendungen ins Ausland. Arzneibeschaffung in Jokohama. Wechselbegebung in Shanghai. Patriotische Gabe. Geld— beschaffung S. M. Schiffe ꝛc. Angabe über die Ausbildung im Schwimmen in den Führungsbüchern. Inhaltsverzeichniß der Schiff ebücherkisten. Personalveränderungen. Benachrichtigungen.

Nr. 25 des „Beihefts zum Marine ⸗Verordnungs⸗ Blatt hat folgenden Inhalt: Entwurf eines englisch⸗deutschen technologischen Wörterbuchs der Seemannschaft. Die russischen Torpedos auf der Donau bei Sulina, Soukum und Batum. Nach welcher Seite krängt ein Schiff beim Beschreiben eines Kreises? Beitrag zur Dampffahrkunst. Statistical rer ort on the health

of the nayy for the vear 1877. Selbstentzündung englischer

Kohlen und Explosionen in Kohlenladungen englischer Schiffe. Litergrische Bengchrichtigungen; 24. Bemerkungen über ein neues Werk über Schiffbau; b. Handbuch der Navigation.

Statistische Nachrichten.

In der in der gestrigen Nummer enthaltenen Notiz über die englischen Unterstützungs⸗Genossenschaften (Friendly Societies) muß es im Eingange lauten, daß 46 Gesellschaften ihre Berichte in unvollkommener und 182 in vollkommner Form gehalten haben. Die Zahl der Mitglieder dieser letzteren beträgt über 260 000 ze.

In den im österreichischen Reichsrathe vertretenen Län dern wurden im Jahre 18978 94318146 Zeitungsexemplare abgestempelt gegen 81 383 857 im Jahre 1879 und 42 975455 im Jahre 1860. Die einzelnen Länder partizipirten an diesen Zahlen wie folgt: Oesterreich unter der Ems 59 591 800 bez. 54 189 034 und 30 851 240, Oesterreich ob der Ems 2173 497 bez. 1486340 und 533 177, Salzburg 2 0684 bez. 118441 und 65 457, Steiermark 4558 474 bez. 4464985 und 1155391, Kärnten 114 699 bez. 109 264 und 102 000, Krain 646 375 bez. 427 880 und 91 500, Küstenland 1 765 005 bez. 1 361 074 und 1293571, Dalmatien 191 400 im Jahre 1873 und 149 600 im Jahre 1870, Tirol und Vorarl⸗ berg 2045156 bez. 1791 234 und 876 00, Böhmen 16566 358 bez. 12119585 und 3916324, Mähren 3 768 995 bez. 2431 223 und 1110098, Schlesien 542 082 bez. 165 407? und 94 059, Galizien 2089 868 bez. 2569 790 und 1082 131, Bukowina 23 731 im Jahre 1878 und 3539 im Jahre 1860. Gegen 1860 hat sich demnach im Jahre 18373 die Zahl der abgestempelten Zeitungsexemplare mehr als verdoppelt, die größte Vermehrung trifft Böhmen. Entsprechend der größeren Anzahl der zur Abstempelung gelangten Zeitungen hat sich auch der inländische Zeitungsverkehr per Post gehoben. Im Jahre 1864 wurden nur 29 Millionen per Post befördert, im Jahre 1868 34 Millionen Stück, 1877 aber 63 Millionen Stück. Der Zeitungsstempel beträgt 1 Kreuzer per Stück für inländische Zeitun⸗ gen, 2 Kr. per Stück für ausländische. Von letzteren wurden 1878 571 645 Stück abgestempelt, 1871 724 523 Stück.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Der Wirkliche Geheime Rath Dr. Sim son feiert heut sein fünfzigjähriges Doktorjubiläum.

In dem diesjährigen Osterprogramm der Realschule II. Ordnung zu Hanau ist den Schulnachrichten die Fortsetzung der Abhandlung des Reallehrers Ludw. Ehlers, „Geschichtliche Entwickelung der französisschen Sprache: Die germanischen Elemente des Altfranzösischen“ vorgedruckt. In alphabetischer Reihen⸗ folge werden altgermanische (gothische, angelosächsische u. s. w) Worte angeführt und an dieselben die der Bedeutung nach entsprechenden Worte der lateinischen und französischen Sprache, sowie auch ganze Sätze, in denen dieselben vockommen, angereiht. Der erste Abschnitt reicht von ‚„Hasa“ bis „Scirau.“

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Das 1III. und IV. Heft der Zeitschrift des Königlich preußi⸗ schen statistischen Bureaus enthält einen (auch als Seperatabdruck erschienenen) Aufsatz über die vorläufigen Ergebnisse der im Jahre 1878 vorgenommenen Ermittelung der land- wirthschaftlichen Bodenbenutzung und des Ernte—⸗ ertrags im preußischen Staate (mit vergleichenden Rück— blicken auf die Erntemengen und Erntewerthe früherer Jahre), von dem Direktor des Bureaus, Geh. Ober⸗Regierungsrath Br. Engel. Bekanntlich wurde in Preußen seit 18465 alljährlich gegen Ende des Jahres eine Erntetabelle veröffentlicht, in der die Ergebnisse der Ernte in Theilzahlen einer Mittelernte (d iese 100 gesetzt) ausge⸗ drückt waren. Im Jahre 1859 trat noch die Erdruschtabelle hinzu, in welcher in absoluten Zahlen angegeben war, wieviel Getreide einer bestimmten Gattung von einer bestimmten Fläche wirklich erdroschen war. Beide Tabellen sind für das Jahr 1878 nicht mehr aufgestellt worden, weil mit diesem Jahre die von dem Bundesrath angeordneten gleichmäßigen statistischen Erhebungen für das ganze Reich begonnen haben, diejenige über die landwirthschaft— liche Bodenbenutzung und diejenige über den Ernteertrag. Beide Erhebungen werden getrennt von einander vorgenommen, die über die Bodenbenutzung nur in etwa fünfjährigen Perioden. Die Ermittelung des Ernteertrags erfolgt alljährlich, aber nicht mehr in Verhältnißzahlen einer Mittelernte, sondern nach dem wirklichen Ertrage pro Hektar nach Gewicht, nach welchen Angaben dann das statistische Bureau die Summen für die Kreise, Bezirke, Pro— vinzen und den Staat zu berechnen hat. So wird für das Jaß 1878 zum ersten Mal der genaue Nachweis einer landwirthschz r lichen Bodenproduktion für das Deutsche Reich geführt wer. IE“ Die vorliegende Arbeit veröffentlicht die auf diese Weise für Pre) Den. gewonnenen vorläufigen Hauptergebnisse mit einigen vergleicke fr aßen mitgetheilten Resultaten der Erhebungen früherer Jahre. 6weise

Nach den Ermittelungen des Jahres 1878 waren in tät -. von dem 17415 008 ba umfassenden Acker⸗ und Gartenlande U, reußen der Gesammtfläche von 34 823 421 ha) wie folgt bestellt: 1 024 XM. so (5, 85 Co) Weizen, 18 630 ha (M1 M) Spelz, 4 470 113 ha (25, 57 Ho) Roggen, 876 672 ha (5, 03 99) Gerste, 2 482 845 ha (14,14 99) Hafer, 3935 567 ha (2, 25 cυν) Erbsen, 223 145 ha (l,28 () Buchweizen, 1879 239 ha (10,80 5 ) Kartoffeln, 3 300 771 ha (18, 95 9ά) andere Früchte (Mais, Linsen, Bohnen, Wicken, Lupinen, Menggetreide, Rüben, Kohl, Raps, Flachs, Hanf, Mohn, Tabak, Klee, Gras ꝛe.; 1212180 ha (6,9tz υ ) dienten als Ackerweide, 1 553 932 ha G, 92 oo) lagen brach. . , .

Ueber den Durchschnittssatz (5.8 80,ο)) wurden gebaut Weizen in den Provinzen Schlesien 7, 159,, Sachsen 8 43/0, Westfalen 8, s8śYso, Hessen⸗Nassau 1008659, Rheinprovinz 9, 60' . des Ackerlandes der betr. Prorinz; Spelz (O, 1170) in der Rheinprovinz O, S4'9 und Hohenzollern 24,6259; Roggen (25,670 o) in Brandenburg 32,8 /o, Pommern 28,890, Posen 28,58 /0 und Schleswig-Holstein 33450; Gerste (, O30 o) in Posen 7, 36 o, Schlesien 10,470, Hessen⸗Nassau 6,03 o/ und Hohenzollern 9, 929; Hafer (14,14 0/0) in Ostpreußen 14,99 ½,ů Pommern 14,36 ½, Schlesien 14,8chh /o, Schleswig⸗Hol⸗ stein 17,35 o/, Hannover 17,41 6o, Westfalen 17,84 /c, Hessen⸗ Nassau 20,50, Rheinprovinz 17,930/9 und Hohenzollern 16,230; Erbsen (2.26 9) in Ostpreußen 3,46 1,90, Westpreußen 3,98 Yso, Brandenburg 2,37 ½, Pommern 3,11 6,“ und Posen 3,85 0; Buchweizen (1,R28 09), in Schleswig Holstein 4,11 9/0, Hannover 4,33 / 9, Westfalen I,76 o,o und der Reinprovinz 1,69 6 9; Kartoffeln (io, o sso) in Westpreußen 10,99 09, Brandenburg 14,7190, Posen 12,3 /o, Schlesin 14,19 o/o, Sachsen 11,09 o , Hessen-Na ssau 1240 ) und Rheinprovinz 12,99 *½; andere Fruchtarten (1895 /) in Schlesien AI, 33 os, Sachsen 23, 89 , Westfalen 20,30 /, Hessen⸗ Nassau 19,5200, Rheinland 23,87 / und Hohenzollern 26,64 0so. Die Ackerweide (6, 96 o) betrug in Ostpreußen 7,53 os, Westpreußen g. 22 0, Pommern 16732½9 und in Schleswig-Holstein 35,6! Hso. Brach lagen (8, 92 ½) in Ostpreußen 18.56 , Westpreußen 12776 0½, Pommern 12608 und in Posen 14,280ͤ½ (dagegen in Hannover nur 2, 69 0 ). . ö

Der Ernteertrag ergab im Jahre 1878 im Durchschnitt an Kör nern pro Hektar 1694 kg Weizen (in Schleswig-Holstein 2137 kg), 1303 kg Spelz, 1238 kg Roggen (in Schleswig-Holstein 1515 Kg), 1664 kg Gerste (in Sachsen 2075 kg), 1506 Eg Hafer (in Schles⸗ wig⸗Hekstein 1865 Kg), 1176 kg. Erbsen (in Sachsen 1498 kg), 1052 kg Buchweizen (in Schleswig-Holsiein 1342 kg), 9699 kg Kar- toffeln (in Schlesien 12 148 Rg); außerdem 3782 kg Wiesenheu (in Westfalen 4915 kg). Im Ganzen an Körnern in Tonnen zu 1000 9 I) Getreide 2. Weizen 1 734 502 t, b. Spelz 24291 t, (. Roggen 5 533 41 t, d. Gerste 1 458 764 t, e. Hafer 3 708 675 t, zusammen 12 160 173 t ( 2014 181 8654 h). 2) Erbsen 462 372 t. 3j Buch⸗ weizen 230 308 t. 4) Kartoffeln 13 225 968 t. Außerdem 5) Wiesen⸗ heu 12 600399 t. .

Der Strohertrag der Ernse (der in der vorläufigen Uehersicht

noch nicht angegeben ist, vielmehr erst in die definitive Uebersicht