1879 / 103 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 02 May 1879 18:00:01 GMT) scan diff

werden. Für die städtischen Gemeinden werden die Schiedsmänner, deren Amt überhaupt ein Ehrenamt ist, durch die Stadtgemeinderäthe beziehentlich durch die (in mehreren kleineren Städten) zu einem Kollegium ver⸗ einigten Stadtrathsmitglieder und Stadtverordneten gewählt, bedürfen aber der Bestätigung des Ministeriums, Abtheilung für die Hustizangelegenheiten; für die ländlichen Bezirke werden sie von dem genannten Ministerium im Einver⸗ nehmen mit dem Ministerium, Abtheilung des Innern, nach Gehör der Gemeindevorsteher der zum Amtsbezirk gehörigen Gemeinden auf Grund gutachtlicher Vorschläge des betreffenden Landrathsamtes ernannt. Die Ernennung erfolgt auf sechs Jahre. Jeder Schiedsmann erhält einen Stellvertreter. In bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten findet eine Sühneverhandlung nur über vermögensrechtliche Ansprüche statt. Bei den nur auf Antrag zu verfolgenden Beleidigungen und Körperver⸗ letzungen ist der Schiedsmann die zum Zwecke der Sühnever⸗ handlung zuständige Vergleichsbehörde. Die Verfügungen, Verhandlungen, Ausfertigungen erfolgen kostenfrei, dagegen sind Schreibgebühren und baare Auslagen zu entrichten. Durch dieses Gesetz werden die unterm 9. Dezember 1848 eingeführten „freien Gerichtstage“ aufgehoben, und es haben bis zum Amtsantritt der zu berufenden Schiedsmänner die Amtsgerichte die Geschäfte der Vergleichsbehörde bei Beleidi⸗ gungen 5§. 420 der Strasprozeßordnung wahrzunehmen.

Neuß j. L. Gera, 30. April. Se. Durchlaucht der 6 reiste heute früh von hier für einige Wochen nach

iesbaden.

Bremen, 30. April. (Wes. Ztg.) Die Bürger⸗ schaft setzte heute die Berathung des Einführungs⸗ esetzes zu den Reichs-⸗Justizgesetzen fort. Die Dis⸗ ssion, welche fast ausschließlich zwischen Mitgliedern der juristischen Kommission und dem Senatskommissar geführt wurde, betraf eine Reihe von Abänderungsanträgen der juristischen Kommission, über welche eine vorherige Einigung mit dem Senatskommissar nicht hatte erreicht werden können. Die Durchberathung des Gesetzentwurfs wurde auch in der heutigen Sitzung noch nicht zu Ende geführt. Am Schlusse der Berathung meldete Dr. Adami einen Antrag an, dahin ehend, daß das Minimalgehalt der Richter auf 5400 ( estgesetzt werde, anstatt 55600 SP, wie der Gesetzentwurf bestimmt.

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 1. Mai. (W. T. B.) In dem dreistündigen, heute unter dem Vorsitze des Kaisers stattgehabten gemeinsamen Mi nisterrath sind die bereits gemeldeten Vereinbarungen, über welche man sich in den vorausgegangenen gemeinsamen Ministerkonferenzen ge— einigt hatte, endgiltig festgestelllt worden. Die ungarischen Minister sind nach Pest zurückgekehrt. Aleko Pascha ist gestern nach Konstantinopel abgereist.

In einem aus Philippopel vom 20. April datirten Schreiben meldet die „Polit. Korresp.“: Kaiser Alexander habe, von dem bedrohlichen Stand der Dinge in Ost— rumelien informirt, persönlich die Initiative ergriffen, um sein mächtiges Veto gegen die geplanten Erhebungsversuche zu richten. In dem Telegramm an den bulgarischen Exarchen Joseph habe der Kaiser gesagt: „Ich wünsche von Herzen, daß das Land durch friedliche, ruhige Entwickelung innerhalb seiner gegenwärtigen staatlichen Einrichtungen die höchste Stufe des Wohlstandes erreichen möge.“ Weiter bringt die „Pol. Korr.“ folgende Meldung: Aus Konstantinopel: Die ostr ume⸗ lische Kommission hat in Anerkennung der Unstatthaftig— keit, Ostrumelien nach dem Abzug der Russen ohne reguläre Verwaltung und ohne eine organisirte bewaffnete Macht zu lassen, den Wunsch ausgedrückt, daß sich die Pforte mit Ruß— land über den Uebergang der Administration an die neuen Behörden und über die Unterstellung der Miliz und der Gensd'armerie unter dieselben verständigen möge. Zugleich hat die Kommission ihre Mitwirkung angeboten und wird die erforderlichen finanziellen Vorkehrungen treffen. Aus Tirnowa: Fürst Dondukoff-Korsakoff hat gestern der Bevölkerung unter Kanonensalven die Glückwünsche des Kaisers und der Kaiserin von Rußland zur Wahl des Prinzen Alexander von Battenberg zum Fürsten von Bulgarien mitgetheilt. Fürst Do ndukoff ist nach Livadia berufen und tritt bereits morgen die Reise dahin an.

2. Mai. Die „Wiener Zeitung“ veröffentlicht das Gesetz, betreffend die Einverleibung von Spizza, ferner eine Verordnung, durch welche die anläßlich der Pest— gefahr verfügten Beschränkungen rücksichtlich des Uebertritts von Reisenden aus Rußland und Bulgarien aufgehoben werden. Außerdem verbffentlicht die „Wiener Zeitung“ ein ,, . des Kaisers an den Minister des Innern,

aaffe, vom 1. d., durch welches der Kaiser als Zeichen der Anerkennung des patriotischen Sinnes und der hervorragenden Bethätigung künstlerischen Schaffens bei den anläßlich der Feier des 25. Jahrestages der Vermählung des Kaisers ver⸗ anstalteten Festlichkeiten dem Bürgermeister von Wien, Newald, das Komthurkreuz des Franz⸗Josef-⸗Ordens, dem Prof. Makart das Ritterkreuz des Leopold-Ordens und dem Stellvertreter des Bürgermeisters, Uhl, den eisernen Kronen-Orden dritter Klasse verleiht.

Belgien. Brüssel, 1. Mi. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Repräsentanten kammer gab die Weigerung des Bürgermeisters von Brügge, das Cirkularschreiben des Ministers des Innern über den den Unterricht in den Volksschulen betreffenden Gesetzentwurf öffentlich anschlagen zu lassen, zu einer längeren Debatte Veranlassung. Die Rechte beantragte eine Tages⸗ ordnung, in welcher erklärt wird, daß die Schöffenkollegien durch kein Gesetz verpflichtet seien, Cirkularschreiben über einen Gesetzentwurf zu veröffentlichen oder zur Vertheilung zu bringen. Die Kammer beschloß mit 61 gegen 57 Stimmen , Tagesordnung, welche die Regierung beantragt atte.

Großbritannien und Irland. London, 30. April. (Allg. Korr.) In Madeira ist der Dampfer „Roman“ mit Nachrichten vom südafrikanischen Kriegsschauplatze eingetroffen, die indeß nur bis zum 8. April, also einen Tag später als die in voriger Woche angelangten Berichte reichen. Weitere Kämpfe haben nicht stattgefunden, und außer dem Umstande, daß das von den britischen Truppen geräumte Ekowe jetzt von den Zulus besetzt ist, scheint in der Situation leine bemerkenswerthe Veränderung - eingetreten zu sein. Oberst Pearson und die Garnison von Ekowe kamen am 7. April am Tugelaflusse an. Lord Chelmsford befindet sich

mit seinem Stabe auf dem Wege nach Durban. Der allgemeine Vormarsch in das Zululand wird bald vor sich gehen. Die an haben sich hinter das Insambane⸗-Gebirge zurückgezogen.

as Gerücht, daß Cetewayo den Black⸗Unwolosifluß überschrit⸗ ten gat scheint sich zu bestätigen. Dagegen entbehrt das in Natal coursirende Gerücht, die Boers beabsichtigten, Sir Bartle Frere als Geißel zurückzubehalten, gänzlich der Be⸗ gründung. Zuverlässigen Berichten aus Transvaal zufolge hatten sich die Boers bis zum zweiten April noch zu keinem Vorgehen entschlossen. Sie warteten Sir Bartle Frere's An⸗ kunft ab, um ihm ihre Angelegenheit zu unterbreiten und von ihm ein Versprechen zu erwirken, daß die Annexionspolitik in nochmalige Erwägung gezogen werden würde. In Moritz⸗ burg war das Meeting zu Gunsten Sir Bartle Frere's so einstimmig, daß nur ein einziger Mann gegen das Vertrauens— votum stimmte. In allen Theilen der Kolonie scheinen die Nieder länder und Engländer in der Unterstützung des Gouverreurs einig zu sein. Oberst Northey, vom 60. Schützenregiment, der in dem Gefecht bei Gingihlopvo am 2. April verwundet wurde, ist seitdem seinen Wunden erlegen. Oberst Evelyn Wood befand sich neulich in großer Lebensgefahr. Ein hinter einem Felsen postirter Zulu feuerte auf Oberst Woods Suite. Kapitän Campbell ritt auf den Mann zu und erhielt einen Schuß durch den Kopf. Oberst Wood galoppirte nun mit Kapitän Lloyd hinter ihm vor, worauf der Zulu abermals feuerte. Der Schuß streifte des Obersten Arm und tödtete den Kapitän Lloyd.

Indien. Aus Bom bay wird unter dem 29. d. M. ge⸗ . Der Maharadschah von Vizianagrum sei ge— torben.

Der Spezialkorrespondent des „Standard“ meldet unter dem 29. d. M. aus Gandamuck: Man meldet hier, daß ernste Unruhen in Badakshan ausgebrochen seien. Die Unterhandlungen mit Jakub Khan nehmen einen günstigen Verlauf. Major Cavagnari's Bote befindet sich gegenwärtig in Kabul, von wo er in einigen Tagen mit einer entscheidenden Antwort erwartet wird. Ein Theil der Leibgarde Jakubs ist desertirt. Es ist die Cession der Khyber- und Khurum⸗Pässe und die Aufnahme eines englischen Residenten in Kabul verlangt worden.

(E. C.) Die ,,, neuesten Be⸗ richten zufolge, ernstliche Anstalten getroffen, sich fähig zur Selbstyertheidigung zu machen. Zu diesem Zwecke sind nicht weniger als 5. Gesetze erlassen worden. Eines derselben setzt die Bildung eines Corps berittener Schützen von 1000 Mann fest. Durch das Jeomanry⸗Gesetz wird die Regierung ermäch⸗ tigt, 39090 Mann anzuwerben, auszurüsten und zu organisiren. Das Freiwilligengesetz bestimmt die Bildung von Freiwilligen corps. Das Bürgergesetz endlich setzt die allgemeine Wehr— pflicht für jeden männlichen Einwohner innerhalb gewisser Altersgrenzen fest. Die ganze verfügbare Macht beträgt gegen— wärtig 69000 Mann, die wohlausgerüstet und theilweise ein— exercirt ist.

1. Mai. (W. T. B.) Im Oberhause kündigte heute der Herzog von Argyll an, daß er am 16. d. M. die Aufmerksamkeit des Hauses auf die Ergebnisse der auswär—⸗ tigen Politik des Kabinets in Europa und Asien zu lenken gedenke. Der Marguis von Salisbury ant— wortete auf eine Anfrage des Marquis von Landsdown: die Vorlegung des diplanatischen Schriftwechsels über Egypten werde so aiell und so vollständig erfolgen, als solches das Stadt sferess gestatte, die Vorlegung von Schriftstücken über in der Schwebe befindliche Verhand⸗ lungen sei indeß unnöglich. Er hoffe, daß die Hindernisse, welche der Vorlegung des Schriftwechsels in der Orientfrage entgegenstünden, bald beseitigt sein würden. Earl Granville erklärte: er begreife nicht, wes— halb es unthunlich sein solle, die Schriftstuͤcke über die Ab— setzung Wil sons vorzulegen. Der Premier, Earl Beacons— field, erwiderte: die Führung der Staatsgeschäfte sei in der That unmöglich, wenn die Anschauungen Landsdownes und Granvilles vom Hause getheilt werden sollten. Der Schrift— wechsel werde, sobald dies möglich, ohne jeden Verzug mit— getheilt werden. Earl Kimberley erklärte, daß er das Er⸗ staunen Earl Granvilles über die ,,, der Vorlegung der Schriftstücke vollständig theile. Regierungsseitig erfolgte keine weitere Erwiderung, und fand der Zwischenfall damit seine Erledigung.

Nach einer Mittheilung des „Reuterschen Bureaus“ richteten die rumelischen Delegirten, Gueschoff und Vancoloff, unterm 23. v. M. ein Schreiben an den Marquis von Salisbury, worin sie den wiederholten Wunsch nach einer Audienz aussprachen, um die Schwierig⸗ keiten der Lage darlegen zu können, und worin sie zugleich erklärten, die Bulgaren Rumeliens hätten das Recht, gehört zu werden, bevor eine neue Regierung eingerichtet werde. Der Marquis von Salisbury habe denselben darauf am 26. v. M. geantwortet: er bedauere, sie nicht empfangen zu können; nachdem aber die Verfassung für Rumelien definitiv angenommen sei, habe die englische Regierung kein Recht mehr, sich einzumischen. Die Delegirten hätten darauf dem Marquis von Salisbury am 28. v. M. ein Memorandum überfandt, worin sie ihre Beschwerden auseinandersetzten.

2. Mai. (W. T. B.) Nach hier eingegangenen Nach⸗ richten aus der Kapstadt, vom 15. April, ist General Chelmsford in Durban eingetroffen und beabsichtigte am L. April nach Moritzburg zu gehen. Obgleich der größte Theil der Truppenverstärkungen gelandet ist, dürfte doch ein neuer Vormaxrsch gegen die Zulus erst in einigen Tagen erfolgen. Die Kolonialtruppen versuchten am 8. April vergeblich den Kraal des w Moirosi zu stürmen; der Verlust der englischen Truppen belief sich hierbei auf 26 Mann. Sir Bartle Frare ist am 16. April in Prätoria eingetroffen. Die Unterhandlungen mit den Boers haben ein befriedigendes Resuliat ergeben.

Frankreich. Paris, 30. April. (Rep. fr.) Am nächsten Montag wird die Budget⸗Kommission ihre Arbeiten wieder aufnehmen. Der Präsident derselben, Brisson, ver⸗ sichert, daß alle Berichte bei dem Wiederzufammentritt der Kammern am 15. Mai fertig vorliegen würden.

1. Mai. (W. T. B). Der rxussische Botschafter in London, Graf Schuwaloff, ist hier angekommen. Der diesseitige Botschafter in Konstantinopel, Fournier, kehrt gegen den 25. d. M. auf seinen Posten zurück und trifft einige Tage vorher ein, ehe die Konferenz der Botschafter zur Regelung der griechischen Grenze zusammentritt.

einer heute abgehaltenen Delegirten versamm— lung von 58 französischen Handelskammern wurde der Wunsch ausgesprochen, daß die Regierung in Bezug auf

den Abschluß neuer Handelsverträge keinerlei Verhand— lungen anknüpfen möge, bevor nicht der Generaltarif an—

genommen und das Zollsystem Deutschlands endültig fest⸗

gestellt sei.

Spanien. Madrid, 29. April. (Ag.

av.) Durch Beschluß des Ministerraths vom gestrigen

age ist die

Ernennung der Senatoren auf Lebenszeit vertagt worden . .

Das amtliche Resultat der . ist noch nicht veröffentlicht. Die bevorstehenden unizipalwahlen haben eine große Bewegung erzeugt.

Türkei. Konstantinopel, 1. Mai. (W. T. B.) Die

Regierung hat, da die Kaimes in sehr starken Beträgen aus

den Provinzen nach der Hauptstadt zurückströmen, eine Ab—

änderung der früheren betreffs der Kaimes getroffenen Maß⸗

nahmen für angemessen erachtet und demgemäß verfügt, daß

das Papiergeld in allen Kassen des ganjen türkischen Reichs

für in Rückstand verbliebene Steuern und Abgaben und zum Werthe von 400 Piastern gleich einem türkischen Pfund

in Zahlung genommen werden soll. Die Regierung hofft

Vortheil zu welche in den der Zahlungsmittel entstehen, abgeholfen und daß das Eingehen der im Rück. stande verbliebenen Steuern erleichtert werde und erwartet, daß durch die Gesammtheit der Finanzmaßregeln, mit welchen

durch diese Verfügung den doppelten erreichen, daß den Unzuträglichkeiten, Provinzen aus der Unzulänglichkeit

dieselbe fortdauernd beschäftigt ist, die wirthschaftliche Lage des Landes überhaupt bald wieder gehoben werde. Die bei

langen, vernichtet werden.

Rußland und Polen. (W. T. B.) Se. Majestät der Kaiser Alexander hat auf das an ihn gerichtete Glückwunsch-Telegramm des bulgarischen Exarchen Joseph dankend geantwortet und dabei dem herzlichen Wunsche Ausdruck gegeben, daß das Land auf dem Wege friedlicher und ruhiger Entwickelung der

ihm verliehenen staatlichen Einrichtungen zum vollsten Wohl⸗

ergehen gelange.

Amerika. Washington, 1. Mai. (W. T. B.) Die Repräsentantenkammer verwarf in ihrer heutigen

Sitzung das vordem von ihr angenommene Armeebudget, ;

hat es somit abgelehnt, gegen das von dem Präsidenten Hayes eingelegte Veto Widerspruch zu erheben.

Die Staatsschuld der Vereinigten Staaten hat im Monat April d. J. um 20 900 Doll. zugenommen. Im , befanden sich ult. April 448 467 000 Döll. in Gold.

Asien. Japan. Yokohama, 10. April. (Allg. Corr.) (via San Francisco.) Die japanische Regierung hat die Loochoo⸗Inseln förmlich annektirt. Der chinesische Ge⸗ sandte hat gegen die Annexion Protest eingelegt und droht mit dem Abbruch der dipl omatischen Beziehungen.

Die Nr. 30 des ‚Amtsblatts der Deutschen Reichs— PVost⸗ und Telegraphenverwaltung“ hat solgenden Inhalt: Verfügungen: vom 25. April 1879. Herstellung einer Post⸗Dampf⸗ schiff verbindung zwischen Deutschland und Mexiko. Vem 26. April 1879. Postanweisungsberkehr mit den Vereinigten Staaten von Amerika. Vom 16. April 1879. Außergewöhnliche statistische Er⸗ mittelungen über den Postpäckereiverkehr auf den Eisenbahnen.

Statistische Nachrichten.

Nach Mittheilung des statistischen Bureaus der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 2. April bis inel. 26. April er. zur Anmeldung gekommen: A4 Eheschließungen, 844 Lebendgeborene, 35 Todtgeborene und 488 Sterbefälle.

= Ueber den Telegraphenverkehr im Großherzogthum Hessen während der Jahre 1877 und 1878 entnehmen wir dem diesjährigen Aprilheft (Nr. A5) der „Mittheilungen der Groß— herzoglich hessischen Centralstelle für die Landesstatistik folgende Angaben: Die Zahl der Stationen betrug im Jahre 1878: 114 gegen 91! im Jahre 18777 die Zahl der aufgegebenen Depeschen: 180215 gegen 187716 Stück; die Summe der dafür erhobenen Gebühren; rot. 173 594 M gegen 182 024 M Eine Telegraphen⸗ station entfällt: auf 67,4 qkm gegen 84,4 qkm und auf 7755 Ein⸗ wohner gegen 717 Einwohner. Es kommen: auf je 1 46m 23,5 bezw. 24,4 Stück Depeschen und 22,6 66 bezw. 23,7 Æ Auf je 1000 Einwohner kommen 2038 bezw. 2123 Stück Depeschen und 1963 ½ bezw. 2059 M Gebühren. Von den in den Jahren 1877 und 1878 im Betriebe gewesenen 91 bezw. 114 Stationen bestand bei 2 Stationen und zwar bei den Telegraphenämtern in Bingen, Darmstadt, Gießen, Mainz, Offenbach und Worms, sowie den Telegramm⸗Annahmestellen in den Bahnhöfen zu Darmstadt und Mainz und im Reichspostgebäude zu Gießen voller Tagesdienst, in den übrigen 82 bezw. 105 Stationen beschränkter Tagesdienst. Am 31. Dezember 1878 waren im Betriebe rot. 1007 km Linien, 3378 Km Leitungen und 201 Apparate, darunter 16 Fernsprecher. Beschäftigt waren 52 Telegraphenbeamte und 15 Telegraphenboten. Von den Telegraphen⸗ ämtern waren 2 selbständige, die übrigen mit den Postämtern ver⸗ einigt. An diesem Verkehr partizipirten die drei Provinzen wie folgt: Starkenburg mit 59 804 Stück aufgegebenen Depeschen und 59 885 M erhobenen Gebühren im Jahre 1978 gegen 60 300 Depeschen und 57 6638 im Jahre 1877; Oberhessen mit 29 062 Depeschen und 23 607 4 gegen 26 953 Depeschen und 21 516 Mn; Rheinhessen mit 91 379 Depeschen und 90 101 ½ gegen 100 45ę33 Depeschen und 102 840 4 Von den Städten hatten den größten Verkebr Darm stadt mit 31 433 Depeschen und 33 445 M gegen 32 278 Depeschen und 31 977 und Worms mit 60 028 Depeschen und 63172 ½, gegen 65 475 Depeschen und 72 994 M.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Man schreibt dem Hann. Cour.“: In der Gegend suüdlich des Dorfes Wehlen, Amt Winsen a. d. Luhe, find von dem Qberförsterkandidaten Hrn. Hilsenberg vor einiger Zeit alte Steinwerkstätten und Spuren von Ansiede lungen aus heidnischer Zeit entdeckt worden. Zwei oder drei größere Steine, oft nur ein einziger, sind von kleineren Steigen und Steinbrocken umgeben und dienten als Unterlage bei dem Schlagen von Feuer steingeräthen, deren Splitter noch umherlagen. Eine Ausgrabung zwischen drei solcher Werkstätten in der Mitte des betreffenden Ter rains, das circa 200 km umfaßt, zeigt erst reinen, dann all⸗ mählich schwarz gefärbten Sand, dann einzelne Kohlenreste und dar⸗ unter eine Pflasterung schwarzgebrannter Steine. Scherben von Ge— fäßen fanden sich nicht, wohl aber sehr zahlreiche Reste von

euersteinfabrikaten, einige mit den offenbaren Spuren des Feuers. ie Stücke charakterisiren sich nach der mehr oder weniger gelun⸗ genen Gestaltung als Messer in verschiedenen Stadien der Vollen— dung, desgleichen Lanzen⸗ und Pfeilspitzen, Schaber und ähnliche Werk;euge. Im Ganzen fanden sich hier wohl über 200) Splitter,

ten dürften, des

Ausbildungsgrad der

der Entrichtung rückständiger Steuern eingegangenen Kaimes o0oder nicht zum Einziehen disponibel 613 140 Mann.

sollen in dem Maße, wie sie in die Hände der Regierung ge⸗

MPOVferden hat das Heer im Frieden 112934. St. Petersburg, 1. Mai. ldies . ͤ die, wie oben mitgetheilt, auf 3 600 000 Mann angegebene Gesammt⸗

zahl des aktiven und Territorial-⸗Heeres, wie sie nach Vollendung der Reorganisation im Jahre 1885 sich stellen dürfte, auf 2 125 8069 Mann reduzirt, indem er sich auf die mit seiner Berechnung ziemlich über⸗ einstim menden x ; Magazine? und die von Sir Garnet Wolseley bezieht. folgenden Kapiteln verbreitet sich der Verfasser alsdann über das innere Leben“ jelnen Truppengattungen, die

mit Sachkenntniß beleuchtet, . Richtungen in den Jahren seit dem Friedensschlusse gemacht hat und mit großem Eifer und Patriotismus andauernd noch macht, auf der

handenen Mängel und Schwächen. d n«och den wichtigen Gesetzen, betreffend den Ausbau des Eisenbahn⸗ netzes vom 23. März 1874 und betreffend den Ausbau der Festungen und die Neuanlagen derselben, gewidmet. Longchamps am 20 Juni und dem Manöver des IV. Armee--Corps im September 1878 beschäftigt sich ein Kapitel, in welchem der Verfasser den Eindruck schildert, welchen die betreffenden Truppen auf ihn gemacht.

Steinkerne und Geräthe. Eine andere derartige Fabrikstätte wurde zwischen den Ortschaften Wilsede und Ober-Haverbeck im Amte Soltau aufgefunden. Hr. Hilsenberg hat in dankenswerther Weise eine charakteristische Auswahl der Fundobjekte und eine genaue Beschreibung der betreffenden Plätze dem Hannoverschen Pro⸗ vinzial Museum übergeben. ö In dem Verlage von Friedrich Luckhardt hierselbst, welcher sich besonders in der Herausgabe von Schriften militärischen Inhalts thätig zeigt, ist neuerdings unter dem Titel: Die Wehrkräfte Fran k⸗

reichs im Jahre 1885 von Fritz Hoenig, Hauptmann a. D.“,

eine Broschüre erschienen, welche es sich, zur Aufgabe macht, die französischen Armeeverhältnisse, wie sich dieselben nach der für das

Jahr 1885 in Aussicht genommenen Beendigung der in der Ent

wickelung begriffenen Reorganisation der französischen Armee gestal⸗ Näheren zu beleuchten. In einem Journal des sciences militaires

im Junihefte des abgedruckten Aufsatz wird die wirk⸗

vom Jahre 1878

liche Stärke des französischen Heeres wie folgt berechnet: I) ak⸗

tives Heer 2200 900 Mann, ?) Territorial⸗Heer, 1. und 2. Aufgebot

ufa mmen 1 00 099 Mann, demnach Summe des akliven und Ter⸗

ritorial⸗Heeres 3 600000 Mann. Von diesen Mannschaften befinden sich bei der Fahne 478 609 Mann und zwar 49 9000 Mann Marine truppen und 478 600 Mann Landheer. Während der Mobil⸗

machung wären einzuziehen 3121 000 Mann. Von diesen Mannschaften

14000009 Mann, zur Marine 76000 und zum aktiven Heere 1645 000 Mann. Ueber den zum aktiven Heere Einberufenen werden folgende Zahlen gegeben: ausgebildete Reservisten 741 859 Mann, in der zweiten Portion iss bissel 161 600 Mann, einjährige Frei⸗

gehören zum Territorial⸗Heer

willige 38 400 Mann, nur zum Theil ausgebildet (auf Reklamation

entlassen oder gar nicht einbeordert) 89 600 Mann, unaus-gebtidet Den Bedarf an Pferden (Reit-, Pack und Zugpferden) berechnet das „Joarnal der sciences militäires- auf im Ganzen 210700. Von diesen Der Verfasser korrigirt Zeitschrisft dahin, daß er

diese Angaben der genannten

‚Löbellschen Angaben, sowie die des „Blackwood In den im französischen Heere, sowie über die ein— Artillerie und den Train, die und die Kavallerie, indem er auf der einen Seite überall die beachtenswerthen Fortschritte welche die französische Armee nach fast allen

Infanterie

anderen Seite aber sich auch den Blick klar erhält für die noch vor— Besondere Kapitel sind weiter

Auch mit der Parade im

Land⸗ und Forstwirthschaft. Der Lausitzer Fischereiverein hat, wie wir dem Jahres—

bericht der Handelskammer zu Cottbus für 1878 entnehmen, in Cottbus am ersten Herbstjahrmarktstage, dem 2. September v. J., eine Karpfenbörse unter reger Bethelligung von Produzenten und

Käufern abgehalten. Es waren über 50 Teichbesitzer und eine große

Zahl Fischhändler aus Frankfurt a. O., Berlin, Hamburg, Ma de⸗

burg und anderen größeren deutschen Städten erschienen. Das Ge⸗

schäft wollte sich im Anfang nicht recht entwickeln, da Käufer sehr

zurückbaltend waren; als jedoch die Verkäufer sich in einen Preis—

adbschlag fügten, der gegen die 1876 gezahlten Preise ungefähr 15 , gegen 1877 12 M betrug, kamen bedeutende Abschlüsse zu Stande.

Die Preise stellten sich bei Abnahme der Fische am Teich oder Hälter

gegen baare Zahlung und Transport der Karpfen auf Kosten des

Verkäufers bis zur nächsten Eisenbahnstation auf 54 bis 60 46 pro 50 kg je nach Qualität; es erzielten somit die Fische bester Qualität

nur 60 M, während sie im Herbst 1876 mit 75 S bezahlt wurden.

Die verminderte Konsumtionsfähigkeit des Publikums und die immer größere Dimensionen annebh mende Konkurrenz der böhmischen Karpfen drückten die Preise. Wie hoch das Quantum der auf der Karpfenbörse verkauften Fische sich beläuft, läßt sich nicht be—

ö. ziffern, da nähere Angaben darüber nicht gemacht wurden; jedoch . dürfte dasse be jedenfalls sehr bedeutend sein. ö .

l ö Die Karpfen der großen Domäne Peitz sind in den vorerwähnten Verkäufen nicht ein—

begriffen; ein großer Theil davon dürfte erst im Spätherbst ver⸗

schlossen worden sein. Der Cottbuser Karpfenmarkt existirt zwar schon seit Jangen Jahren, wurde aber allmählich immer weniger be— sucht, da die früher isolirte Lage der Stadt, ohne irgend einen Bahnanschluß, den Verkehr und Besuch sehr beschwerlich machte, so daß vor zehn Jahren der Markt nur noch dem Namen nach bestand.

ö Gegenwärtig laufen in Cottbus Schienenwege aus sieben Richtungen ein und gewähren die bequemsten Verbindungen und Reisegelegen⸗

heiten nach und von allen Seiten; daher denn auch die Wiederauf— nahme dieses Marktes durch jährliche Abhaltung einer Karpfenbörfe am jedesmaligen ersten Herbstjahrmarkttage ein zeitgemäßer Ge—

danke war. Gewerbe und Handel.

Die hiesige Neue Gas-⸗Aktien-⸗Gesellschaft (W. Nolte) emittirt eine Prioritäts-Obligationen⸗ Anleihe im Betrage von L00000 n Die Obligationen lauten auf Namen, werden in Stücken über 1000, 500, 200 und 109 4 ausgegeben und sind mit

. 6 os verzinslich; fie unterliegen einer regelmäßigen jährlichen Amor⸗ ttisation mit mindestens I 9e2, welche im Jahre 1881 beginnt.

In der Generaloersammlung der Seutschen Gesellschaft

für uüfbesch fag ea terak wurke Fi? Slckoende fil js, fl die Aktien Litt. B. auf 400 festgesstzt.

In der vorgestrigen Generalversammlung der Aktionäre des

. M echernicher Bergwerks ⸗Aktien vereins wurde die vorge— legte Bilanz pro 1878 genehmigt und die Dividende auf goso festgesetzt. Der Bruttogewinn hat 1512 419 4 betragen, wovon S68 253 S

als Abschreibungen verwendet wurden. Die Gesammtförderung des

ö Vereins bestand in 591 104 Ctr. Bleischmeljerzen und 22 489 Ctr. SGlasurerzen; die Hütte produzirte 320 812 Etr. Blei und 4279 kg

Silber; verkauft wurden 319326 Ctr. Blei, 24 304 Ctr. Glasurerze

uumnd 4279 Ez Silber. Die Belegschaft der Grube und Hütte bestand durchschnittlich in 3387 Mann.

Der österreichisch⸗ungarische Transitverkehr im

Jahre 1877 erlangte im Jahre 1877 eine ungewöhnliche Aus—=

dehnung. Allerdings zeigte der Durchfuhre verkehr gleich dem inter. nationalen Handelsverkehr auch in den früheren Jahien eine stetige Zunahme, doch stehen die Ziffern für das Jahr 1877 in keinem Ver⸗ hältnisse zu diesem natürlichen Entwicklungsgange. Im Jahre 1857 betrug der Werth der Waarendurchfuhr 114,5 Miss. Fl. und stieg im Jahre 1873 auf 237,8 Mill. Fl. und im Jahre 1876 auf 27,5 Mill. Fl. Im Jahre 1877 aber stieg der Werth der Waarendurchfuhr durch Oesterreick⸗Ungarn plötzlich auf 381,8 Mill. Fl. Dieser schnelle Aufschwung ist dem Einflusse abnormer Verhältnisse zuzuschreiben. Es wurde nämlich in Folge der orientalischen Wirren und der Sperrung der süͤdrussischen Hafenplätze der Verkehr Südrußlands und Rumä⸗ nien, mit Deutschland und den westeuropäischen Ländern zum großen Theile über österreichtsch⸗ un garisches Gebiet gelenkt. Ja selbst der Verkehr zwischen Rußland und Rumänien mußte, da die russischen Bahnen für Kriegszwecke in Anspruch genommen waren, häufig den Weg über Galizien nehmen. Der Hauptantheil des Durchfuhr⸗

verkehrs fällt demnach auch auf den Güteraustausch zwischen Rußland und Rumänien einerseits und Deutschland andererseits Nach Ru— mänien gingen über die österreichische Grenze im Ganzen Halb— fabrikate aus Eisen, und zwar vorzugsweise Eisenbahnschienen 237 297 metr. Ctr.,, Baumwollwaaren 31242 metr. Ctr., Leinenwaaren 30589 metr. Ctr., Schafwollwaaren 13 234 metr. Gtr., Eisen⸗ waaren 69 228 metr. Ctr.,, Wagen aller Art 2628 Stück, Maschinen 32 956 metr. Ctr. Nach Rußland gingen Über die ga— lizische Grenze an Eisen und Eisenbahbnschinen 36 574 metr. Gtr., Baumwollwaaren 2858 metr. Ctr, Leinenwaaren 8953 metr. Ctr., Schafwollwaaren 2954 metr. Ctr., Eisenwaaren 27 182 metr. Ctr., Eisenbahnwagen 720 Stück, Maschinen 43 8865 metr. Ctr. Rach Deutschland gingen, und zwar über die galizisch-preußische Grenze, Getreide 4307 280 metr. Ctr, davon aus Desterreich 1745 244, aus Rußland 2547 195 metr. Cte., Zucker 160 734 metr. Ctr,, da⸗ von aus Oesterreich 50 588, aus Rußland 110145 metr. Ctr. Nach Italien gingen über österreichisches Gebiet ucker 2353 158 metr. Ctr.ͥ, Branntwein 80096, Eisen und Stahl 79 459; Baumwollwaaren 30316; Leinenwaaren 4805, Schafwoll⸗ waaren 12500; Eisenwaaren 27 904 und Maschinen 50 443 metr. Ctr. Auch der Waarenverkehr Deutschlands nach der Schweiz über Tirol hat seit der Eröffnung der Vorarlberger Bahn eine nam hafte Ausdehnung erlangt. Es wurde nämlich im Berichts jahre auf diesem Wege aus Süddentschland nach der Schweiz eingefübrt: Zucker 9432. Getreide 293 060, Mehl 24 564, Kohlen 46 256, Ma—⸗ schinen 1746, Holzwaaren 3631, Glaswaaren 1763, Hol; 11841, Bier 45 267, Branntwein 11 709, Wein 13448 metr. Ctr. Der Transitverkehr, der übler Triest vermittelt wurde, Ganzen 755086 metr. Ctr. Davon sind 515608 metr. Ctr. über Triest ein, und 239 478 ausgetreten, und zwar gelangten zur

Einfuhr zumeist italienische und türkische und zur Ausfuhr deutsche,

russische und serbische Waaren. Die wichtigsten Verkehrsartikel bil⸗ deten Getreide, Mehl, Zucker, Südfrüchte, Häute und Felle, Erzeug— nisse der Textilindustrie, Papier, Holz und Eisenwaaren und Ma— schinen. Die Gesammtmenge der Durchfuhrwaaren er— reichte 5 875 760 metr. Ctr. Davon entfallen auf den Waaren—⸗ austausch zwischen Rußland und Deutschland 3371672 metr. Ctr.! und zwar gingen von Rußland 3270 637 und von Deutschland nach Rußland 101035 metr Cte. Hieran reiht sich der Verkehr zwischen Süddeutschland und Italien mit 1924488 und der Verkehr zwischen Süddeutschland und der Schweiz mit 750 236 metr. Ctr. Von Süddeutschland gingen nach Italien 309 268, nach der Schweiz 651 299 mtr. Ctr. Nach Süd⸗ deutschland dagegen aus Italien 715 220 und aus der Schweiz 98 937 metr. Ctr. Die Donaustraße konnte im Jahre 1877 für den Durch— fuhrverkehr in Folge der politschen Verhältnifse in den unteren Donauländern keine besondere Bedeutung erlangen.

k a. M., 1. Mai. (Delbericht von Wirth K Co.) Die Lage des amerikanischen Petroleum-Marktes hat sich seit unserem letzten Berichte wenig verändert; der Markt war und blieb matt. Raffinirtes Petroleum ist in Folge fortdauern er Zurück⸗ haltung der Raffineure und namentlich der Standard Oil⸗Co., welche an manchen Tagen gar nichts auf den Markt brachte, etwas ge—

stiegen; doch sind die außeramerikanischen Märkte diesem Aufschlag!

nicht gefolgt. Raffinirtes wird mit 93 93 Cents per Gallone, rohes mit oJ Cents per Faß notirt Die Märzproduktion wird auf täglich 48266 Faß, die neu vollendeten Bohrungen auf. 238 angegeben Der Gesammtoversandt aus den Oel⸗ regionen betrug im März 1118759 Faß, also im Durchschnitt pro Tag 36 089 Faß. Da aber täglich 48 266 Faß gewonnen wurden, so wuchs der Gesammtvorrath im Laufe des Monats um 375 627 Faß und betrug Ende März 6618290 Faß. Die Zunahme der Vor⸗ räthe seit Anfang Januar d. Js. beträgt rund it Millionen Faß Oel Für die Beschränkung der Produktion geschieht nichts. Die zwischen den Produzenten und Raffineurs gepflogenen Unter— handlungen und Konferenzen, welche diesen Zweck verfolgten, wurden abgebrochen, weil sich eine Vereinigung der Interessen der Standard Dil Compagnie mit denen der outside Raffineure als unmöglich herausstellte. In amerikanischen Blättern wird be⸗ richtet, die Standard Oil⸗Co. habe für ca. 20 009 Faß „high test“ Oel Fracht nach europäischen Häfen engagirt, welche versandt werden, um die Klagen bezüglich der schlechten Qualität des seit einiger Zeit gelieferten Petroleums zum Schweigen zu bringen; das Oel ssoll größtentheils nach deutschen Häfen verschickt werden, und eine Ladung von 5009 Faß soll bereits nach Bremen abgegangen sein. Wäien, 1. Mai. (W. T. B.) Die Generalversammlung der Elisabethbahn genebmigte den der Hauptsache nach bereits be— kannten Bericht des Verwaltungsrathes, welchem nur noch zu ent · nehmen ist, daß der Verwaltungs rath dem Ministerium seine Ge— neigtheit ausgesprochen hat, einen ansehalichen Beitrag zum A 16 bau der Donau⸗Uferbahn beizusteuern, wogegen ihm aber die Strecke bis oberhalb der Stadlauer Brücke für die Dauer der Konzession ge⸗ sichert sein müsse. Die Anträge bezüglich der Verwendung des Er⸗ trägnisses, auf Brund deren der Julicoupon der 1. Emission mit 57 Fl., die Julicoupons der 2. und 3. Emission mit 5 Fl. in Silber eingelsst werden, wurden ohne Debatte genehmigt. Ueber die von Horch (Mannheim) eingebrachte Resolution, betreffend die Anbahnung eines Ausgleichs über die Zahlung der Obligations Coupons in Gold, wurde die Beschlußfassung bis zur nächsten ordent⸗ lichen oder außerordentlichen Generalversammlung vertagt, damit der Seitens der Verwaltung angebrachten Klage auf Anerkennung der Zahlung in Silber nicht präjudizirt werde und vorher die Ver— sammlung der Obligationsinbaber gehört werden könne. Verkehrs⸗Anstalten.

Zürich, 30. April. (N. Zürch. Ztg.) Mit dieser Woche be⸗ ginnen die Unternehmer der Linie Brunnen⸗-Flüelen der Gott⸗ bardbaghn die Arbeiten an derselben. Bereits sollen 1900 Arbeiter thätig sein, und es soll mit jeder Woche deren Zahl vergrößert

werden. Triest, 2. Mai. 6 T. B.) Der Lloyddampfer „Espero“ ist heute früh 4 Uhr aus Konstantinopel hier ein⸗

getroffen.

Berlin, den 2. Mai 1879.

Straßburg, 28. April. Das „ElIs. Journ. schreibt: Seit acht Tagen sind die Arbeiter des Herrn Chertier unter der Leitung dieses ausgezeichneten Goldarbeiters damit beschäftigt, die in getrie⸗ bener Arbeit hergestellten kupfernen Verzierungen auf die groß en Thüren des Hauptportals am Münst er anjubringen. Die schwierige Arbeit wird noch etwa 3 Wochen in Anspruch nehmen. Schon heute können wir mittheilen, daß auf den beiden Thürflügeln sich zusammen in den oberen Arcaturen 8 sitzende Figuren; in den Rauten und Dreiecken der sechs Füllungen 98 Bilder mit Figuren und 196 Verzierungen aus Blaͤtterwerk; in den Querstreifen 4 Arabesken in geringeltem Laubwerk mit Früchten und auf dem Sockel sechs verschiedene Scenen sich befinden. Außer diesen 312 Bild⸗ hauerarbeiten befinden sich noch auf den Thüren die kleinen bogenförmigen Verzierungen am Obertheile derselben und nahe au 30) getziebene Ein- setzrosen auf den die Rauten bildenden Streifen; außerdem zwei Löwenköpfe mit Klopfringen im Rachen, endlich an jeder Thür zwei Hände, welche eine zum Zuziehen der Thüren als Griff dienende runde Stange halten. Alle diese verschiedenen Verzierungen werden in die Thürberdachung vermittelst eigens zu diesem Zwecke herge— stellter Nägel, nahezu 1600 an der Zahl, angebracht; um die Festig— keit der Verzierung zu vermehren, werden die hohlen Theile derselben durch einen besonderen Kitt vor ihrer Anbringung auf dem Hol; aus gefüllt. Sobald die Arbeiter des Hrn, Chertier ihr Werk vollendet, sollen, sagt man, die großen alten häßlichen Läden des großen Por · tals entfernt und durch neue ersetzt werden, welche jedoch die Thürflügel nur bis zur Hälfte, der Höhe der verzierten Thüren erreichen würden. Dagegen wäre es heute eine bestimmte

betrug im brach und bis zum Morgen des 22. wüthete.

nach Deutschland 1

Sache, zwischen den beiden Strebepfeilern vor dem großen Hauptportal ein eisernes Gitter in gothischem Stil und im Eigaklang mit der Hauptfagade des Doms berzustellen, um das einzi in seiner Art be—⸗ stehende Prachtwerk hauptfächlich des Nachts gegen etwaige Beschädi⸗ gungen zu schützen. Das Gebälk des Daches der neuen Kuppel ist voll ständig aufg stellt, und seit vorgestern ziert das übliche, mit Bändern gezierte Tannenbäumchen die Spitze des Baues. Im Laufe der Woche soll mit der Verschalung begonnen werden; nach Be⸗ endigung dieser Arbeit wird das ganje Dach mit Kupferplatten über—⸗ zogen. Das Dach der Kuppel wird ein kolossales eisernes Kreuz in romanischem Stile überragen; diese Verzierung hat 3m 50 em Höhe von der Spitze des Daches aus. Seit einigen Tagen endlich ist der große Bretterverschlag, welcher faft die Hälfte des Schloßplatzes ein⸗ nahm, verschwunden. Die großen Muͤnsterarbeiten gehen nun mit schnellen Schritten ihrem Ende entgegen.

Teplitz, 2. Mai. (W. T. B.) Gestern Abend ist die Thermalquellen-Hebemaschine in Thätigkeit gesezt worden. Um 6 Uhr 35 Minuten machte der Kolben der Maschine die erste Bewegung. Unmittelbar darauf erschien Thermalwasser im Ver—⸗ theilungskasten, in welchen es nunmehr regelmäßig und reichlich

hineinströmt. Die Maschine arbeitet vorzüglich, so daß der Bedarf an Thermalwasser völlig gesichent erscheint.

Paris, 32. April. (Fr. Corr.) Dem Marine⸗Ministerium ist von der Insel Réunion die Meldung zugegangen, daß diefe Kolonie von einer Cyelone beimgesucht worden ist, welche mit außerordentlicher Gewalt in der Nacht vom 20. zum 21. März herein⸗ Am 21. um 125 Uhr Mittags war das Barometer bis auf 727 zurückgegangen, was man seit vielen Jahren nicht erlebt hatte. Die 21 Schiffe, welche am 26. in den verschiedenen Rheden vor Anker lagen, erhielten auf die er ten Anzeichen des Elementar⸗Ereignisses noch rechtzeitig Befehl, in See zu geben, was sie vor dem Verderben gerettet hat Sie blieben einige Tage auf hoher See und kamen dann mit größerer oder geringerer Havarie

zurück. Das englische Schiff China“ scheiterte an der Küfte von

Saint Andrs, seine neun Köpfe starke Mannschaft wurde aber ge— Das österreichische Schiff Volunteers und das englische Schiff ‚Margaret⸗Wilkie“ nahmen die Mannschaften des englischen Schiffes Revival of Cardigan und des italienischen Schiffes „Gloria“ auf. Auf der Infel selbst kamen 35 Personen um, die unter den Trümmern ihrer Häuser begraben wurden oder ertranken. Die Zahl der Verwundeten ist groß. Die meisten öffentlichen und viele Privatgebäude sind mehr oder weniger stark beschädigt; im Museum wurden die Sammlungen, die Bibliothek und das Labo— ratorium unter Wasser gesetzt; von dem Regierungshotel, dem Lyceum und anderen Staatsgebäuden wurden dir Dächer herabge⸗ riffen. Die Straßen sind durchbrochen, mehrere Brücken fortge⸗ schwemmt, die Felder verwüstet, der Mais und die sonstigen Vor⸗ räthe verloren. Kaffee und Vanille haben schwer gelitten, desgleichen die Zuckerpflanzungen, deren Erträgniß um ein Viertel, vielleicht um ein Drittel geschwunden ist. Ia Saint-Denis sind neun Personen ertrunken, mehrere Familien werden vermißt; auch im Innern hat das Unglück eine noch nicht festgestellte Anzahl von Opfern gefordert.

Der Nachtrag zum Berliner Adreßbuch vro 1879 redigirt von A. Ludwig, herausgegeben von W. und S. Loewenthal (Berlin, Sozietät der Berliner Bürgerzeitung vorm. D. Collin W. K S. Loewenthal), ist soeben erschienen. In demselben sind auch bereits die Veränderungen berücksichtigt, welche am 1. April d. J. in den Ressorts der Ministerien eingetreten sind.

Literarische Neuigkeiten und periodische Schriften.

Monatsschrift des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. preuß. Staaten und der Ge⸗ sellschaft der Gartenfreunde Berlins. Redact.: Dr. 8. Witt mack, Gen.“ Sekret. des Vereins 2c. Berlin, in Kommiss. bei Wie⸗ gandt, Hempel C Parey. 22. Jahrg. April 1879. Inhalt: 620. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues. Sitzung des Ausschusses behufs Organisation eines Fortbildungs⸗ unterrichts für jüngere Gärtner. Versammlung der Gesellschaft der Gartenfreunde Berlins. Sitzungen vom 14. und 21. Februar 1879. G. Eichler, Die Ermittelung des Sonnenstandes und des davon abhängigen Fensterwinkels für Treibräume, sowie einige all⸗ gemeine Betrachtungen über Fruchttreiberei. (Schluß) C. Bouché, Ueber dekorative Gräser und Cyperaceen. (Schluß.) C. Koop⸗ mann, Mittheilungen aus Mittel- Asien. —Vermischtes. Literatur.

Forstliche Blätter. Zeitschrift für Forst⸗ und Jagdwesen. Herausgegeben von J. Th. Grunert, Königl. preuß. Sber⸗Forst⸗ meister a. D. ꝛc., und Professor Dr. Bern. Borggreve, Königl. Preuß. Oberförster ꝛé. 16. (3. Folge.) 3. Jahrg. 1879. 5. Heft (Mai). Berlin und Leipzig, 1879. Verlag von H. Boigt. 4. Inhalt: L Aufsätze. Forstliche Reise⸗Frinnerungen aus den Karpathen. Vom Königl. preuß. Forstmeister Guse. Holz als Pflastermaterial. Vom Königl. sächs. Förster G. v. Schönberg. Zur Beantwortung der Frage: Welche Erfahrungen sind in Bezug auf den Unterbau der Eichenhochwaldbestände gemacht warden, und welche Regeln lassen sich für diesen Unterbau herleiten? Vom Großh. hess. Forstmeister Dr. G. Hover. II. Bücheranzeigen. III; Mittheilungen.

Notizblatt des deutschen Vereins für Fabrikation von Ziegeln, Thonwaaren Kalk und Cement. Im Auf⸗ trage des Vereins und unter Mitwirkung von Vereinsmitgliedern redigirt von Dr. Rud. Biedermann. 15. Jahrg, 1. Heft. Berlin. 1879. Zu haben im Bureau des Vereins, Kesselstr. Nr. 7. In⸗ halt: 1. Angelegenheiten des Vereins. Verhandlungen der XV. Generalrersammlung des Vereins. II. Wissenschaftliche und tech⸗ nische Mittheilungen. Ringförmiger Regenerativ. Ofen zum Brennen von Z egeln, Thonwaaren und Porzellan mit Gaserzeuger. Von

William Siemens. . = .

Mittheilungen der K. und K. österreichisch-ungari⸗ schen Konsulats⸗Behörden. Zusammengestellt vom statistischen Departement im K. K Handels⸗Ministerium. 7. Jahrg. 4. Heft. (16. Bd. der Nachrichten über Industrie, Handel und Verkehr“) Wien, 1879. Druck u. Verl. der K. K. Hof⸗ u. Staatsdruckerei. 4. Inhalt: Die landwirthschaftlichen Verhältnisse Württembergs im Jahre 1878. Verkehr österreichisch'ungarischer Handel sfahrzeuge in den Häfen des Vereinigten Königreichs Großbritannien während des Jahres 1878. Wirthschaftliche Verhältnisse von Malta im Jahre 1878. Schiffahrt und Handel von Gent (Belgien) im Jahre 1877. Wirtbschaftliche Verhältnisse der Provinz Sofia (Turkei) im Jahre 1877. Handelt⸗ und Schiffahrt verkehr von Giurgewo (Romanien) im Jahre 1878. Handeleverhältnisse von Kästendje in den Jahren 1877 und 1878. Wirthschaftliche Verhältnisse der Vereinigten Staaten von Amerika, mit besonderer Berücksichtigung auf Rew- Jork. (Schluß) Wirthschaftliche Verhältnisse des Westens von Amerika, mit besonderer Rücksicht auf den Staat Missouri. Personalnachrichten.