1879 / 108 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 09 May 1879 18:00:01 GMT) scan diff

Bold, Silber Neusilber. Alfenide. und Juwelenwaaren aug. Der irma Sy K Wagner 89 28) wurde es gestattet, die lberne Gedenksäule und das Kaiserschwert, welche die Ofsiziere der rmee Sr. Majestät dem Kaiser und König zu Allerhöchstdessen

sechszigjähriger, bezw. siebenzigjähriger Militärjubelfeier übergaben

und welche aus den Ateliers der genannten Firma hervorgegangen, als wahre Meisterstücke der Berliner Goldschmiedekunst ausstellen zu dürfen. Neben zwei dem Privatbesitz Sr. Majestät des Kaisers und

Königs entliehenen silbernen Gruppen, welche die Ueberreichung des Or⸗

dens pour le mérite an den Kronprinzen nach der Schlacht bei König⸗ r und die Niederschrift der Siegesdepesche von Sedan durch den

* er darstellen, erblickt man das kunstvoll gefertigte Horn, das

Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Friedrich Carl zu Seinem

50. Geburtsfeste Höchstdessen Hoflieferanten überreichten, ferner die

silberne Ehrensäulen, welche die Offiziere des II. und VI. Armee-

Corps ihren kommandirenden Generalen von Blumenthal und von

Kirchbach zu deren funfzigjährigen Dienstjubiläen darbrachten.

Mehrere Thalerhumpen stehen neben den prächtigsten Bijouterie

und Juwelengibeiten und den galvanoplastischen Nachbildungen

aus dem Lüneburger Silberschatz. Nicht weniger glän⸗ end ist die Ausstellung der Hofjuweliere S. Friedeberg

Söhne, Unter den Linden 43, deren Juwelen, Gold⸗ und Silber⸗

arbeiten einen wohlbegründeten Ruf genießen. Interessant ist die von

dieser Firma autsgestellte Kollektion roher Brillanten vom Auffinden bis zum Fertigschliff. Von anderen Firmen in dieser Branche seien genannt Behnisch & Co., Blumenstraße 37; Gebr. Friedländer,

Schloßplatz 13; Humbert C Heylandt, Werderstraße 3/4; Franz Mosgau, Markustraße 50; Vollgold C Sohn, Kommandanten⸗ straße 14 und Andere. .

In der gestrigen Sitzung der Stadtverordneten-Ver⸗ sammlung verlas der Vorsitzende folgende Antwort, welche auf die von den städtischen Behörden durch Vermittelung des russischen Botschafters an Se. Majestät den Kaiser von Rußland an⸗ läßlich des gegen Allerhöchstdenselben verübten Attentats gerichtete Adresse eingegangen ist: ö .

Ew. Hochwohlgeboren an mich im Namen der städtischen Be⸗ hörden Berlins unter dem 18. d. M. bei Gelegenheit der glücklichen Errettung meines Allergnädigsten Herrn aus schwerer Lebensgefahr gerichtetes, sehr gefälliges Schreiben hatte ich die Ehre zu empfangen und habe ich nicht ermangelt, die darin ausgesprochenen Gesinnungen der Bürgerschaft Berlins sofort auf telegraphischem Wege zur Kennt niß Sr. Majestät gelangen zu lassen, indem ich zugleich Veran⸗ lassung nahm, den Text Ihrer Zuschrift durch den Reichskanzler Sr. Majestät zu unterbreilen. Auf Spezialbefehl Sr. Majestaͤt wird mir jetzt durch Sę. Durchlaucht den Fürsten Gortschakoff der Auf— trag, Ew. Hochwohlgeboren ergebenst zu ersuchen, den städtischen Be⸗ hörden, sowie der gesammten Bürgerschaft Berlins den Allerhöchsten Dank für die ausgesprochenen Gesinnungen auszudrücken. Indem ich mich mit besonderer Genugthuung dieses mir Allerhöchsten Orts ewordenen Auftrages entledige, benutze ich gegenwärtigen Anlaß, . Hochwohlgeboren meiner ausgezeichnetsten Hochachtung zu ver⸗

ern.

Berlin, den 11. 23. April 1879.

Sr. Hochwohlgeboren dem Herrn von Forckenbeck, Ober⸗Bürgermeister on Berlin. . Di: Versammlung nahm den Antrag des Magistrats an, behufs

Erwägung, in welcher Weise am würdigsten die Kommunalbehörden

v. ODubril.

bei Gelegenheit der Feier der goldenen Hochzeit Ihrer Ma⸗!

jestäten des Kaisers und der Kaiserin ihrer Freude über das Freigniß geeigneten Ausdruck zu geben haben werden, eine gemischte Deputation zu ernennen. . . Von dem Bericht über den Geschäftsbetrieb der städtischen Sparkasse pro 1 Quartal 1879 nahm die Versammlung ohne weitere Bemerkung Kenntniß. Derselbe weist eine Einnahme von 6081531 A 51 3 und eine Ausgabe von 2535 316 M 16 8, mithin einen Ueberschuß von 3546 215 M 35 8 nach, wozu noch 13 445 487 ½ 59 8 Werthpapiere, 9 1243560 S6. Hypotheken, 2000 M Depots bei der Seehandlung und 660 000 Grun dstücks⸗ werth kommt, so daß sich eine Gesammtsumme von 26 486 821 410 18 8 ergiebt. Der Magistrat bemerkt hierzu, daß in dem 1. Quartal d. J. von den disponiblen Beständen 4316361 4 61 3 zum An⸗ kauf von Wechseln, bezw. Schatzanweisungen verwendet worden sind.

Die fünfte Mastviehr Ausstellung in Berlin, ver— anftaltet in den Hallen der Berliner Viehmarkt⸗Aktien⸗Gesellschaft vom Landwirtbschaftlichen Provinzial⸗Verein für die Mark Branden burg und die Nieder ⸗Lausitz und dem Klub der Landwirthe zu Berlin, wird am 14 und 15. Mai stattfinden. Der Katalog weist 175 Aus⸗ steller mit 80 Nummern auf. Ausgestellt werden 412 Stück Rind⸗ vieh, 431 Schafe und 216 Schweine. Von Sr. Majestät dem

Kaiser ist als Ebrenpreis die goldene Staatsmedaille gestiftet wor⸗ den. Der Staats, Minister Dr. Friedenthal hat dem Comits 10 009 4, aus Staat mitteln für Geldpreise zur Verfügung gestellt. Der Klub der Landwirthe, Berlin, hat ein massiv silbernes Theebrett für die vorzüglichste Leistung in Abtheilung C. (Schweine); die Freunde der Merinozucht haben als Ehrenpreis für Merinoschafe eigener Zucht ein „silbernes Schaf‘ gestiftet. Die Geldpreise werden wie folgt vertheilt: Abtheilung A. Rindvieh: 1 Züchter ⸗Ehrenpreis 300 , Z Preise zusammen von 9040 166. Abtheilung B. Schafe: 1 Züchter Ehrenpreis 200 AM, 34 Preise zusammen von 3175 „6. Abtheilung C. Schweine: 1 Züchter ⸗Chrenpreis 200 M, 25 Preise zusammen von 1720 906. Summa 14655 ½ος Außerdem gelangen 40 silberne und 80 Bronze⸗Medaillen zur Vertheilung. . .

Man wird hier zum ersten Mal Gelegenheit haben, amerikanische Ochsen auf einer Ausstellung zu sehen. Dieselbe: sind, im vorigen Jahre in Schleswig ausgeschifft, in diesem Winter in einer Oder⸗ brücher Wirthschaft gemästet worden. Professor Dr. Julius Kühn sendet aus dem Hausthiergarten der landwirthschaftlichen Lehranstalt zu Halle a. S. 2 Gxemplare einer französischen Schafrasse La Oharmoisen um diese in Deutschland noch wenig gekannte, für Früh⸗ reife und Mastfähigkeit trefflich geeignete Rasse zur Vergleichung vorzuführen. Von cben dort kommt ein aus der Kalmlcke'schen Steppe importirtes Schaf dr Fetgsteisrasse, so wie zwei in Halle gezüchtete Thiere derselben Rasse. Letztere hatten am Jahrestage ein Gewicht von 170 Pfd., und zeigen damit, daß auch außerhalb ds Heimathlandes eine Gewichthöhe jähriger Thiere möglich ist, wie sie, den Angaben von Pallas nach, dort den ausgewachsenen und ge⸗ mästeten Thieren, welche annähernd 200 Pfd. schwer werden sollen, fast entspricht. ; ö. .

Die Ausstellung wird von früh 8 Uhr bis Abends 7 Uhr ge öffnet sein und ist durch Pferdebahnverbindung von allen Seiten der Stadt leicht zu erreichen.

Die Errichtung einer Deu tschen Herdbuchs⸗Gesellschaft, bezw. einer Gesellschaft zur Förderung der deutschen Viehzüchtung ist, nach Aeußerung aus fast allen Theilen Deutschlands, als ein zeit- gemäßes Unternehmen, welches von der größten Bedeutung für die Entwickelung unserer Viehzüchtung ist, mit Freuden begrüßt worden. Von mehreren Seiten wurde aber hervorgehoben, daß der Plan noch zu neu sei, um schon in nächster Zeit zur Kenstituirung einer Gesell schaft schreiten zu können, daß zuvörderst eine Besprechung der An gelegenheit zwecks Klärung der Ansichten in den weitesten Ansichten stattfinden müsse, um das genügende Verständniß und den nöthigen Eifer für die Sache zu wecken; auch wäre dadurch zur Bildung eines Fomités, welches die weitere Förderung der Angelegenheit in die Hand zu nehmen hätte, die geeignetste Gelegenheit geboten. Für eine dementsprechende Zusammenkunft ist die bevorstehende Mastvieh⸗ Ausstellung in Bellin ausersehen worden. Die Versammlung finde am Mittwoch, den 14. Mai, Abends 6 Uhr, im Klub der Landwirthe (Doro⸗ theenstraße 95 ud 96) statt.

Zur Aufstellung des Cornelius-Denkmals in Düssel⸗ dorf sollte, wie die Düss. Ztg. mittheilt, in diesen Tagen mit dem Aufschlagen der Gerüste begonnen werden. Ueber die der Ent⸗ hüllung am 24. Juni sich anschließende Festlichkeit, welche im Wesent⸗ lichen in einem Redeaktus und einer entsprechenden Feier im Mal⸗ kasten bestehen wird, steht die definitive Beschlußfassung innerhalb des Festeomitẽs bevor.

Posen, 6. Mai. (Pos. Itg.) Die Stadtverordneten Versammlung bewilligte in der heutigen . auf Antrag des Magistrats zum Gedächtniß der goldenen . Kaisers und der Kaiserin 606 1 zur Bildung eines Fonds behufs Förderung der Erwerbsthätigkeit und Erwerbsfähigkeit würdiger Töchter hiesiger Einwohner.

Ueber die Wies ba dener Wasserversendung entnehmen wir dem Rhein. Kurier‘ Folgendes: Die Kurdirektion und die Wies badener Brunnenverwaltung wollten mit ihren ‚Quellprodukten“ sich erst dann dem kritischen Auge der Oeffentlichkeit zeigen, wenn alle Vorbereitungen vollständig beendet seien. Natürliches Wiesbadener Kochbrunnensalz, Wiesbadener Kochbrunnensalz ⸗Pastillen, Wiesbadener Kochbrunnen salz⸗Tabletten, flüssige Wiesbadener Kochbrunnensalz⸗ seife u. s. f., Kochbrunnenwasser in geschmackvoll etiquettir ten Krügen und Flaschen werden sich nunmehr zum Erstenmale in einem schmucken Schaufenster sneue Colonuade I) öffentlich und, wie wir sagen dürfen, einladend präsentiren und darthun, daß Wiesbaden ganz dasselbe mit seinen heilkräftigen Quellen und Produkten zu leisten vermag, wie jeder andere Badeort. ö

Die Pastillen und Tabletten sind in Originalschachteln verpackt, das Kochbrunnensalz und die flüssige Seife in geschmackvollen Flacons

ochzeit Ihrer Majestäten des

.

vorräthig, und es werden Gebrauchganweisungen jedem dieser Quell- produkte beigegeben, so daß der Fremde nunmehr sich hierdurch auch ein originelles, an den Hauptquell unserer Kurstadt erinnerndes An- denken mit in die Ferne nehmen kann. Schon durch die hierher kommenden Fremden wird voraussichlich ein bedeutender Konsum dieser Quellprodukte stattfinden.

Wir hören weiter, daß auch nach außerhalb die Kurdirektion Schritte gethan und Agenten in allen großen Städten für 33 Betrieb engagirt hat, so daß das Wiesbadener Wasser, unfere Salze, Pastillen und Tabletten den Ruf Wiesbadens hoffentlich noch mehr

verbreiten werden.

Aber nicht allein der Ruf . Kurortes, unserer Quellen dürfte eine weitere Verbreitung erfahren; bei entsprechendem Betriebe wird auch möglicherweise ein baarer Gewinn für unsere Stadt er⸗ zielt werden, denn die Verwendung der Quell Versandtwasser und

Quellprodukte anderer Bäder ist überall erstaunlich.

Toronto, 5. Mai. (Allg. Korr.) In Stratfort (Provinz Toronto in Kanada) hat eine furchtbare Dynamitexpkofion stattgefunden. Eine beträchtliche Quantität Dynamit wurde behuft der Weiterbeförderung in einen Eisenbahnwaggon gelegt, als es aus einer noch nicht aufgeklärten Ursache erplodirke, wodurch zwei Personen getödtet und mehrere andere verwundet wurden. Das Güäterdepot und die umliegenden Gebäude, sowie eine große Anzaht Waggons wurden durch die Explosion zerstört.

St. Petersburg, 6. Mai, Dem „Golos“ sind von dem be— kannten Reisen den N. M. Prshewalsfkij folgende Mstthei⸗ lungen aus dem Saissan⸗Posten, d. d. 20. März (1. April) zu⸗ gegangen: ;

Am 27. Februar traf ich hier ein und brauchte ganze drei Wochen, um die Expedition vollständig auszurüsten. Zudem hin— derte der tiefe Schnee, der in diesem Winter in der Saissansteppe gefallen ist, auszurücken. Endlich reisen wir morgen von hier und wenden uns nach der Stadt Bulukochoi und von dort oberhalb des

lusses Urung und längs den südlichen Zweigen des Altai, nach

arkul und Chami. Wahrscheinlich treffen wir dort über 1006 Werst von Saissan Ende Mai ein und werden dann sofort, falls die starke Hitze und die Wasserlesigkeit der Chamischen Wüstenei nicht unüberwindliche Hindernisse entgegensetzen, weiter zur Stadt Schatheu (nicht Sutschshe) rücken. Weiter müssen wir den hohen Rand des vorderen Absatzes des Tibetanischen Plateaus ersteigen. Dann kommt eine sumpfige Ebene und wieder das hohe Tibetanische Hochland. Dort ist eine vollständige Wüstenei nur ungeh ure Heerden wilder Thiere leben dort. Fast Tausende von Wersten müssen wir durch die Steppe ziehen, um das Ziel unferer Reise, Lhassa, zu erreichen. Dort werden wir rasten, und sodann werde ich, wenn es möglich ist, das südöstliche Tibet bereisen und, nach Shassa zurückkehrend, mich nach Chotan und Kaschgar begeben. Die ganze Reise denke ich in zwei Jahren auszuführen. Wie weit mir das gelingen wird, wird die Zukunft zeigen.

Ich bin ausgezeichnet ausgerüstet und habe viel Geld. In meiner Begleitung befinden sich: die Fähnriche Eklon und Roko⸗ rowskij, der Präparator Kolomeizow und eine aus drei Soldaten und fünf Trantebaikal-Kosaken bestehende Bedeckung. Außerdem haben wir einen Trantlateur aus Kuldsha, der mit mir die Reise zum Lob⸗Moor gemacht hat, und einen Kirgisen als Führer mit. Letzterer bringt uns nach Chami und kehrt dann nach Saiffan zu2— rück. Dieser wird auch Mittheilungen Über unsere Reife für Sie mitnehmen.

Die Ausrüstung der Expedition läßt nichts weiter zu wünschen übrig. Wir haben zur Verfügung: 13 Berdansche Kugelbüchsen, 22 Revolver des Systems Smit und Wasson, 6 Jagdflinten, 165 05 fertige Kugelpatronen, 110 Pfund Pulver und 12. Pud Schrot, Instrumente für astronomische und meteorologische Beobachtungen, endlich allerlei Gegenstände zur Präparirung von Thleren und zum Sammeln von Pflanzen. Es bleibt nur zu wünschen, daß ich, wie auf meinen früheren Reisen durch Asien, von Gesundheit und Glück begünstigt werde.“

Im Stadt-Theater sollen vor dem Schluß der Vorstellungen noch drei Aufführungen des Volkestücks ‚„Heydemann und Sohn“ zu ermäßigten Preisen stattfinden, und zwar am Sonnabend, Sonntag und Montag.

Im Germania⸗ Theater wird morgen, Sonnabend, das mit so vielem Beifall aufgenommene Töpfer sche Lustspiel Der Pariser Taugenichts repetirt werden. Vorher wird eine einaktige Noxität von N. Sturm: Möllers Pantoffel“, ein Schwank in österreichischer Mundart, zur Auführung gelangen.

Staats Anzeiger, das Central⸗Handelsregister und das Postblatt nimmt an: die Königliche Expedition des Aentschen Reich Anzrigers und Königlich Erenßischen Staats- Anzeigers:

. Berlin, 8. VT. Wilhelm ⸗Straße Rr. 582. * XR

1. Steckbriefe und Untersachungs-Sachen.

2. Subhastationen, Aufgebote, Vorladungen n. dergl.

3. Jerkäufe, Verpachtungen, Submissionen ete.

4. Verloosung, Amortisation, Zinszahlung n. s. w. von öffentlichen Papieren.

Ih serate für den Deutschen Reichs⸗ u. Kgl. pren Oeffentlich er Anz eiger. ö nehmen an: die Annoncen Expeditionen *

5. Industrielle Etablissements, Fabriken

und Grosshandel. Literarische Anzeigen.

Familien- Nachrichten.

6. Verschiedene Bekanntmachungen.

6 S. Theater- Anzeigen. In der Börsen- 9. beilage. XR X

„Invalidendank !, Rudolf Mosse, Saasenstein

& Bogler, G. L. Daube & Co., E. Schlotte,

Büttner & Winter, sowie alle übrigen größeren Annoncen Bureaus.

Subhastationen, Aufgebote, Vor⸗ ladungen u. dergl.

l bool PPxrocla na.

Folgende von der Lebent-, Pensions und Leib⸗ renten · Versicherungẽ gesellschaft Iduna hierselbst aus⸗ gestellten Versicherungsscheine:

J. der Versicherungsschein Nr. 50 391, allge⸗ meine Sterbekasse Tab. A. vom 23. Februar 1863 über 50 Thaler, versichert auf das Leben der verwittweten rau Johanne

scheinen dieser Bekanntmachung ab, spä⸗ testens aber in den 5. Senn m, 1879, Vormittags

1Uhr, vor Herrn Kreisgerichts⸗Rath Metsch an hiesiger Gerichtsstelle, Zimmer Nr. 11, anberaumten Termine anzumelden, widri⸗ genfalls die gedachten Scheine für kraft⸗ los erklärt werden. Halle a. / S., den 19. April 1879. Königliches Kreisgericht.

dem auf

sind.

lich mitgetheilt. LAbötheilung.

Christiane Baumgart, geb. Gffner, in Hirsch⸗ berg i. / Schl.,

II. der Versicherungsschein Nr. 4498 vom 390. Juni 1857 über 6 Thaler 28 Sgr. 9 Pf. Einlage bei der Kinderversorgung durch Een ef Beerbung, Jahresklasse 1857, ab. XIIIB. für Franz Karl August Klein, geb. den 4. September 1855 zu Enger,

III. der Versicherungsschein Nr. 48 814 vom 1. Dezember 1862, allgemeine Sterbekasse Tab. A. über 50 Thaler, Versicherungè⸗ summe auf das Leben der Frau Maria Fischer, geb. Neumann, in Breslau,

IV. der Versicherungsschein Nr. 82 843 vom 4. Juni 1867 über 50 Thaler, Versicherungs⸗ summe auf das Leben des Gastwirths Ernst Seemann in Gabitz,

V. der Versicherungeschein vom 11. Mai 1861 Tab. A. Nr. 31 549 über 50 Thaler, Ver⸗ sicherungssumme auf das Leben der Frau Johanne Ernestine Förster, geb. Schneider, in Hund feld,

sind angeblich verloren gegangen.

Es werden Alle, welche an diese Ver⸗ sicherungssummen oder an die darüber aus gestellten Versicherungsscheine aus irgend einem 3 Ansprůche zu haben meinen, aufgefordert, dieselben binnen drei Monaten, vom ersten Er⸗

[4043

schießen,

4170

Verkäufe, Verpachtun gen, Submission en ꝛc.

Die Veränderung der 8 Nr. J. und II. behufs Gewinnung eines Schieß standes zum Kontroll⸗ sowie die Herstellung von 2 Blockwand⸗ Traversen auf dem Terrain der diesseitigen Gewehr⸗ fabrik veranschlagt zu 5400 M soll im Wege der öffentlichen Submission an den Mindestfordern⸗ den vergeben werden und ist hierzu ein Termin auf Dienstag, den 13. Mai d. Is., Vormittags 11 Uhr,

im diesseitigen Bureau angesetzt.

Unternehmungsẽlustige entsprechende Offerten bis zu dem genannten Tage hierher reichen. .

Die Bedingungen, Kostenanschläge und Zeichnungen liegen im diesseitigen Bureau Zimmer Nr. 1 zur Einsichtnahme aus.

Spandau, den 3. Mai 1879.

Königliche Direktion der Gewehrfabrik.

Königliche Ostbahn.

140YM

Bekanntmachung. war:

die Erdarbeiten, Mauerarbeiten, Mauermaterialien, Steinmetzarbeiten,

Pflasterarbeiten, Pflastermaterialien,

wollen den Bedingungen

für den Umbau des gear für den Umbau der Meta

am 30. Mai er., Vormittags 10 Uhr, im Empfangsgebäude auf dem hiesigen Bahnhofe, bis ju welchem Offerten, bezeichnet „Dfferte auf Lie⸗ ferung von Uniform Materialien“ einzureichen Die Bedingungen liegen in der Central⸗Be⸗ triebs · Materialien · Verwaltung hierselbst, sowie auch auf den Uniformkammern zu Berlin, Schneidemühl, Danzig und Königsberg i. Pr. zu? Einsicht aus und werden auch auf portofreie Anträge unentgeld⸗ Bromberg, den 4. Mai 1879. Die Verwaltung der Kleiderkasse.

Bekanntmachung. . Die zu den Erweiterungsbauten der Artillerie- Werkstatt zu Deutz erforderlichen Leistungen und

immerarbeiten incl. Material, den achdeckerarbeiten incl. Material, Hertin, den 5. Mai 1839.

Direktion der Berliner allgemeinen Wittwen⸗

Schmiedearbeiten incl. Material, Klempnerarbeiten incl. Material, Tischlerarbeiten incl. Material, Schlosserarbeiten ine l. Material, Glaserarbeiten inel. Material, Anstreicherarbeiten incl. Material, Eisengußarbeiten incl. Material, ebäudes, dreherei,

für den Umbau der Feilerei und

für den Neubau der Seilerei sollen im Wege der öffentlichen Submisston ver⸗

Die Lieferung der für die Kleiderkasse erforder⸗ 863 werden, wozu ein Termin auf 9 den

lichen, in den Lieferungsbedingungen näher bezeich⸗ u neten Uniformmaterialien, soll im Wege öffentlicher Submission verdungen werden. Submisssiongtermin

3. D. M., Vormittags 19 Uhr, im der Artillerie⸗Werkstatt zu Deutz anbergumt ist. Die Zeichnungen, Kostenanschläge und Bedingun⸗

en liegen daselbst in den gewöhnlichen Bureau— 166 zur Einsicht offen und werden die bis zu

öffnet. Deutz, den 2. Mai 1879.

WVerloosung, Amortisation, Sinszahlung u. f. w. von öffentlichen Papieren.

Sekanntmachung.

(ãcto. 167/55

al3

stützungs kasse aufgenommenen Mitglieder nd.

Pensions ˖ und Unterstützungskasse. Scholz. .

Ich glaube, daß diese Zuversicht auch durch die Rede des

dem genannten Termine eingelaufenen Offerten in Gegenwart der etwa erschienenen Submittenten er⸗

Königliche Direktion der Artillerie · Werkstatt.

In Gemäßheit des §. 8 unseres Reglements vom 3. Sept ember 1836 machen wir bekannt, daß die unter den Nummern 712, 2542, 2633 und 2683 in die Berliner allgemeine Wittwenpensions⸗ und Unter⸗ wegen unterlassener Berichtigung ihrer am J. Januar d. J. n gewordenen Beiträge von uns erkludirt wor⸗

ĩ

Redacteur: J. V.: Riedel.

Verlag der Expedition esseh. Druck: W. Elsner.

Vier Beilagen (einschließlich Börsen⸗ Beilage),

Berlin:

reau

außerdem ein Fahrplan der Main · Weser · ahn.

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger.

M 108.

Berlin, Freitag, den 9. Mai

1879.

ü ;.

Aichtamtliches.

Berlin, 9. Mai. Im weiteren Verlaufe der gestrigen ( 40.) Sitzun seyte der Reichstag die erste Berathung des . etreffend den Zolltarif des deutschen ollgebietes, fort. Nach dem Abg. Dr. Lasker ergriff der 3a ür. des Reichskanzler⸗Amts Staats⸗Minister Hofmann

das Wort:

Ich bin dem Hrn. Abg. Windthorst sehr dankbar, daß er jetzt auf das Wort verzichtet, ich hatte mich übrigens schon vor dein Schlusse der Rede des Hrn. Abg Lasker zum Worte gemeldet.

Meine Herren! Der bisherige Gang der Verhandlung hat, wie ich glaube, zu der Erwartung berechtigt, daß es gelingen wird, über die Zolltarifvorlage zu einer Verständigung zwischen den verbündeten Regierungen und der Mehrheit dieses hohen Hauses ö ge Tn,

rn. Abg. Lasker nicht erschüttert worden ist, und ich glaube es nicht blos des— halb, weil der Hr. Abg. Lasker selbst sich als den Vertreter einer Minoritat gerirt hat, sondern ich baue diese Zuversicht vielmehr auf den Inhalt seiner Rede. . . .

Meine Herren! In Zeiten wie diejenige, in der wir jttzt leben, wo eine große Umgestaltung der Geletzgebung auf finanz- politischem und volkewirthschaftlichem Gebiete eine Noth⸗ wendigkeit ist, wo alle Verhältnisse dahin drängen, eine Reform zu beschließen, in solchen Zeiten, meine Herren, trägt derjenige den Sieg davon, der mit einem positiven Reformprogramm auftritt. Was der Hr. Abg. Lasker vorgetragen hat, war im Wefsentlichen eine negative TLritik des positiven Programmęz, welches die verbündeten Regierungen Ihnen vorgelegt haben und dessen Grundzüge der Herr Reichskanzler bei der Eröffnung der allgemeinen Berathung vor Ihnen ent- wickelt hat. ⸗. ö .

Der Hr. Abg. Lasker verhält sich zu diesem Programm, wie ich bemerkt habe, im Wesentlichen negativ. Er sagt, ich will allerdings die Selbständigmachung des Reichs auf finanziellem Gebiet, aber ohne „Ueberschußpolitik, und nur so weit, daß gerade die Matrikular⸗ beiträge im strengen Sinne, im Betrage von etwa 65 000 000 4, wegfallen. Meine Herren! Damit negirt der Hr. Abg. Lasker jede weiter gehende Reform des deutschen Steuersystems, und doch waren, wie ich meine, die verbündeten Regierungen mit dem Reichstag schon in den letzten Sessionen darüber einverstanden, daß die Beseitigung der Matrikularbeiträge nicht das letzte Ziel der als nothwendig erkannten Reform sein könne. Nein, meine Herren, die Beseitigung der. Matrikularbeiträge, so wichtig sie in politischer Hinsicht für das Reich sein mag, sie ist doch nur das äußere Merkmal für den Weg, den die Gesetzgebung gehen muß, um eine Reform des Steuersystems in Deutschland überhaupt herbeizuführen. r

Der eigentliche Kernpunkt des Resormbedürfnisses liegt darin, daß wir in der Entwickelung unserer indirekten Steuern zurück— geblieben sind, daß wir durch unsere politische Lage genöthigt waren, die finanziellen Bedürfnisse der Staaten durch einseitige Entwickelung des direkten Steuerspstems zu befriedigen, daß sich daraus ein Miß— verhältniß zwischen indirekten und direkten Steuern herausgebildet hat und daß wir dies Mißverhältniß ändern müssen. Dazu aber, meine Herren, brauchen die Einzelstaaten mehr Geld, als wir ihnen zuwenden können, wenn wir nur die Matrikularbeiträge beseitigen.

Wenn wir uns hierauf beschränkten, so würde also für Preußen gerade nur das bestehende Defizit gedeckt sein; aber zu irgend einer Reform im preußischen Steuerfystem wären keine Mittel vorhanden und bei anderen Staaten liegt es meines Wissens sogar so, daß nicht einmal das Defizit . sein würde.

Der Hr. Abg. Lasker hat gesagt: glücklicherweise bewegen sich die Defizits der Einzelstaaten innerhalb der Grenzen, die eingehalten werden, wenn wir nur die Matrifularbeiträge beseitigen. Ich weiß nicht, aus welchen Quellen der Hr. Abg. Lasker diese Meinung schöpft. Nach meinem Wissen ist beispielsweise für Bayern dem Vefizit noch nicht gesteuert, wenn Sie nur die Matrifularbeiträge in dem strengen Sinne des Wortes beseitigen.

Also, meine Herren, in dieser Richtung, was die Reform des Steuersystems betrifft, hat der Hr. Abg. Lasker sich negativ ver⸗ halten, und ich will dabei nur noch statistisch erwähnen, daß seine Annahme, als ob bei uns die Einnahmen aus den Zöllen bereits einen entsprechenden Ertrag lieferten, nicht richtig ist.

Seit der Gründung des Zollvereins haben sich die Erträgnisse der Zölle um höchstens 20½ vermehrt. Sie betrugen auf den Kopf der Bevölkerung in der ersten Zollvereinsperiode vom Jahre 1834 bis 1841 durchschnittlich 2 A; für das Etatsjahr 1877778 haben sie betragen 2 6 69 3. Es ist das also eine Steigerung von nahezu 2M / g. Die Regierungs ausgaben aber haben seit jener Zeit um mehr als 1000ͤ¶ zugenommen. Sie sehen hieraus, wie die Be— hauptung wohl gerechtfertigt ist, daß wir in der finanziellen Ent— wickelung unseres Zollfystems zurückgeblieben sind, und daß es sich hier darum handelt, eine Versäumniß nachzuholen.

Meine Herren! Vollständig negattv hat fich auch, soweit ich es auf⸗ fassen kannte, der Hr. Abg. Lasker verhalten gegenliber der vol kzwirthschaft⸗ lichen Seite der Ihnen vorgeschlagenen Reform. Er hat auf diesem Ge⸗ biete, so weit ich ihm folgen konnte, irgend einen positiven Geda len nicht entwickelt. Er hat sich auf lan len nicht näher eingelassen, er hat selbst in seiner Kritik, wo es auf Einzelheiten angekommen wäre, die Sache nicht gründlich erörtert, und das mag ja wohl daher kommen, daß er den Herrn Regierungskommissar, der heute zuerst sprach, und der, so weit ich es beurthellen konnte, ein ziemlich ver⸗ ständliches Organ besitzt, von seinem Platze aus nicht verstehen konnte. Ich meine, der Hr. Abg. Lasker hätte, wenn er den Re⸗ gige unge gmmissar wirklich nicht verstanden hat, dann es auch unter⸗ affen, sollen, eine Kritst in der Weife zu üben, wie er ez ge— than hat. Er sprach, wenn meine Notijen richtig sind, von kleinen Scherzen“, die der Regierungskommissar sich erlaubt habe. Meine Herren! Vor einiger Zeit hat der Hr. Abg. Lasker auch mir vor— geworfen, daß ich nicht mit genügendem Ernfle irgend eine Frage, die aus dem Haufe gekommen war, beantwortet habe. Ich möchte den Hrn. Abg. Lazker, der ja schon fter gewissermaßen moralische Lektionen hier ertheilt hat, und das mit Vorliche der Regie⸗ Tung gegenüber thut, dringend ersuchen, auch einmal von meiner

eite eine ganz bescheidene moralische Lektion anzunehmen. Es ist nicht schön, wenn ein Mann, der eine große Ueberlegen⸗ heit gegenüber Vertretern der Regierung besitzt oder zu be tzen . diese Ueberlegenheit in gar so scharfer und empfindlicher Veise geltend macht. Ich glaube, es liegt wirklich im Intereffe iner ruhigen, objektiven Behandlung der Dinge, wenn der Hr Abg. Las ker vielleicht in Zukunst die Güte haben will, von seiner Ucher— legenheit, die ich ja in mancher Beziehung anerkenne, nicht den ver—⸗ letzenden Gehrauch zu machen, den er gewöhniich zu machen pflegt. Vielleicht würde der Hr. Abg. Lasker, wenn er sich etwas weniger von diesem Gefühl der Ueberlegenheit beherrschen ließe, auch es heute unterlassen haben, dem Herrn Reichskanzler vorzuwerfen, daß er die Preußisch⸗ Gebaͤudesteuergesetzebung nicht kenne. Ich laube, der Herr Reichskanzler hat, als er von dem Prozentsatze 9. mit welchem die Gebäudefteuer das Ginkommen des fän lichen Grund⸗ besitzers belgstet, fehr wohl gewußt, weiche landwirthschaftlichen Ge⸗ bäude der Steuer , ,. fe und welche nicht. eine Herren! Der Hr. Abg. Lagker hat bel seiner Kritik des Zolltarifgentwurft Bezug genommen auf die Menge Petitionen, die

dem hohen Hause vorliegen. Er hat die Absicht geäußert, diese Pe— titionen gründlich zu studiren und danach sich sein Urtheil zu bilden über die einzelnen Positionen des Tarifs. Ich kann ja selbstver⸗ ständlich diese Absicht des Hrn. Abg. Lasker nur vollständig würdigen und halte sie für durchaus richtig, aber ich möchte ihm eine gewisse Vorsicht bei dem Studium dieser Petitionen empfehlen. Ich möchte ihm empfehlen, zunächst die Petitionen aus seinem eigenen Wahl⸗ kreise zu studiren, von denen er uns erzählt hat, daß sie sich einander vollständig wiedersprechen; er sagte uns selbst, daß er Petitionen aus seinem Wahlkreise für Getreidezölle und gegen Getreidezölle, für Er— höhung der Industriezölle und dagegen empfangen habe. Meine Herren! Wenn man die Petitionen richtig würdigen will, so muß man vor allen Dingen sich vergegenwärtigen, daß alle di- Zweige der deutschen Erwerbsthätigkeit, die mit dem Tarife zufrieden sind, natürlich keine Ursache haben, Petitionen an den Reichstag zu richten. Sie dürfen also aus der Zahl der Petitionen nicht etwa darauf schließen, wie sich das Verhältniß der Zufriedenen zu den Unzufriedenen unter den deutschen Landwirihen oder In— dustriellen gestaltet. Die Petitionen, die dem Reichstage vorliegen und die in der Regel auch den verbündeten Regierungen mitgetheilt werden, gehen zum Theil dahin, daß sie einen höheren Schutz verlangen, als er im Tarifentwurfe gewährt wird. Ich glaube, auf diese Petitionen wird der Hr. Abg. Lasker schon don selbst keinen allzugroßen Werth legen. Andere Eingaben von solchen Industriezweigen, die geschützt werden sollen, verwahren fich gegen den ihnen zugedachten Schutz, weil sie fürchten, daß nun andere Ra— tionen ähnliche Schutzzölle bei sich einführen. Meine Herren! Ich glaube, die Frage, welche Rückwirkung unser Tarif etwa auf die Tarifbildung anderer Nationen haben wird, läßt sich nicht nach ein⸗ zelnen Industriezweigen beurtheilen Wenn wir auch auf solche Gegenstände, die von uns mehr ausgeführt, als eingeführt werden, gleichwohl einen Schutzzoll oder vielmehr einen Finan zol, wie ich ihn lieber nennen will, legen, dann folgt daraus noch keineswegs, daß andere Staaten, die verhältnißmäßig geringes Interesse an ihrem Export desselben Artikels nach Deutschland haben, durch unser Vor— gehen zu einer Gegenmaßregel veranlaßt werden. Die Schwierig— keit der ganzen zollpolitischen Frage liegt, wie sich das Niemand ver= hehlen kann, in der Verschiedenartigkeit der inländischen Intereffen. Wir haben einen Interessenkampf zwischen verschiedenen Landestheilen, ich meine: zwischen den Küstenstrichen und dem Binnenlande, wir haben einen Interessenkampf zwischen Konsumenten und Produzenten, zwischen Landwirthschaft, Handel und Schiffahrt auf der einen und der In— dustrie auf der andern Seite. Wir haben innerhalb der Induftrie selbst den Interessenkampf, den ich kurz bezeichnen will als den Kampf zwischen Spinnern und Webern. Meine Herren! Wenn man alle Pttitionen, die von dem einen oder andern Standpunkt aus gegen die Vorlage gerichtet sind, als voll kommen begründet ansehen will, so wird man zulctzt nicht wissen, wie denn aus diesem Labyrinth widerstreitender Interessen herauszukommen ist. Aber, meine Herren, ich hoffe und ich hege die feste Zuversicht, daß es im Laufe der Spezial berathung gelingen wird, den Faden zu finden, der aus diesem Laby⸗ rinth herausführt, und ich darf mir vielleicht erlauben, diesen Faden zu bezeichnen. Es ist der Gedanke, daß wir Deutsche, wie wir auf dem politischen Gebiet eine Einheit geworden sind, auch auf dem wirthschaftlichen Gebiet eine Einheit werden müssen, daß wir den wirthschaftlichen Partikularismus, der ja auch hier in dein Hause seine Vertretung gefunden hat, ebenso überwinden müssen, wie wir den politischen Partikularismus zum Heil der Nation überwunden haben Wenn man diesen Gedanken zu Grunde legt, so, glaube ich, wird es nicht schwer sein, die leitenden Gesichtspunkte zu finden, nach denen die verschiedenen Interessen auszugleichen sind. Meine Herren! Ich unterschätze gewiß nicht die Bedeutung des auswärtigen Handels für Deutschland, ich weiß sehr wohl, daß wir darauf angewiesen sind, aus dem Auslaꝗgde Rohstoffe nicht blos zu unserer Ernährung, fon dern auch zum Zweck der Fabrikation zu beziehen. Ich weiß fehr wohl, daß wir exportiren müssen, einmal schon, um unsern Import zu bezahlen, dann aber auch, um überhaupt von unserer Arbeit den größten Ertrag, der möglich ist, zu erzielen. Indessen, meine Herren, bei aller Hochschätzung des Werthes, den der Handel fär Deutffchland hat, behaupte ich doch, und ich glaube, darin werde ich auf Ihre Zustimmung zählen können, der Handel kann nicht allein, auch nicht einmal vor⸗ zugsweise als die Quelle des Wohlstandes der deutschen Nation be— zeichnet werden. Wir sind angewiesen, um wohlstehend zu sein, um reicher zu werden, auf den Ertrag unserer Arbeit, auf den Ertrag einer recht harten Arbeit. Unser Boden, unser Klima sind nicht von der Art, daß wir mit wenig Arbeit viel ernten können. Wenn das aber der Fall ist, wenn ich darin Recht habe, daß die eigentliche Quelle unseres natioualen Wohlstandes in unserer Produktion, d. h. in der Arbeit liegt, die wir auf die Erzeugnisse unseres Bodens und auf solche Erzeugnisse verwenden, die wir in rohem Zustande von auswärts einführen, wenn das richtig ist, dann . auch das Be⸗ streben der deutschen Zoll- und Handelspolitik in erster Linie darauf gerichtet sein, die innere Produktton zu heben. Erst dann, wenn wir im Ganzen mehr Werthe produziren als konsumiren, erst dann kann der Export dieses Ueberschuses und seine Verwerthung im Auß— 9. als ein volkswirthschaftlicher Vortheil für uns in Betracht ommen.

Wir werden reicher in demselben Maße, in welchem der Gesammt⸗ werth unserer Produktion den Gesammtwerth unserer Konsumtion übersteigt und in welchem wir den Ueberschuß unserer Produktion lohnend im Auslande absetzen. Sie sehen alfo, daß ich den Export- handel keineswegs gering schäͤtze, und das haben auch die verbündeten Regierungen niemals gethan. Ich wüßte auch nicht, warum wir bei⸗ spielsweise den Artikel wegen der Meistbegünstigung für uns in die Handelsverträge aufnähmen; warum wir gerade jetzt dem Reichstag eine Ausgabe von 200 M0 ½ε für Wahrnehmung unserer Interessen bei der Ausstellung in Sidney vorschlugen, wenn wir nicht auf den Grport unserer Industrie⸗Erzeugnisse einen hohen Werth legten.

In dritter Linie, meine Herren, steht für mich erst der billige Einkauf. Freilich ist es ein Vortheil für die Nation, wenn sie doch einmal von außen kaufen muß, daß sie es billig thue. Aber das Billig⸗Einkaufen kann für uns nicht als eine Quelle des National⸗ wohlstands betrachtet werden, und deshalb meine ich, wir müssen bei der Abmessung der Zollsätze immer in erster Linie darauf Rücksicht nehmen, wie wir den Gesammtbetrag . inneren Produktion steigern und dann erst, wie wir den Interessen des Erport⸗ und Im⸗ porthandelz gerecht werden. Die ganze Schwierigkeit der rc ruht in der Höhe der Zollsätze und in den Kontroversen, die sich an den Unterschied zwischen Finanzzoll und Schutzzoll anknüpfen. Dieser Unterschiez, mit welchem ja auch die geschäftliche Behandlung der Vorlage einigermaßen zusammenhängt und alle die von mir berührten Gegensätze zeigen sich erst bei der Abmessung der Höhe der Zellsäße. Man kann nicht sagen, daß es gewisse Artikel giebt, die, wenn sie mit dem Zoll be⸗ ier werden, nothwendig einen i tragen und andere, die unter allen Umstäͤnden einen Schutzzoll tragen. Man kann ein System von Finanzzöllen haben, welches wie in England, auf wenige Artikel beschränkt ist und man kann ein System von Finanzzöllen haben, wie die , worin sämmtliche Einfuhrartikel mit Finanz- zöllen belastet sind. Erst dann wird der Ge Mat zwischen Finanz-⸗ ollen und Schutzzöllen wirksam, wenn die Höhe des Zolles so ge—⸗ a errf und dadurch die n l shse geschmälert wird, daß die Er⸗

trägnisse des Zolls abneh men. eine Herren, ich en . das ist die Grenze, die wir für den Schutzzoll ein halten sollen. Wenn wir

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von diesem Standpunkt ausgehen, so bin ich fest überzeugt, wird es, zu einer Verständigung über die Spezialitäten des Tarifeg kommen, zu einer Verständigung, die für die künftige Entwickelung der Wohlfahrt der Nation von Segen sein wird. Wenn dieser Fall eintritt, wenn in Folge der Zolltarifreform, welche wir hier vereinbaren, Handel und Wandel wieder anfangen sich zu heben, wenn die Erwerbszthätigkeit in allen Beru fszweigen wieder auflebt, dann wollen wir den Gegnern dieser . gern den Triumph gönnen, zu sagen, nicht weil, sondern obgleich!“

Hierauf ergriff der Reichskanzler Fürst von Bismarck, 23 , n der letzten Rede in das Haus getreten war, das ort:

Ich hatte heute früh noch nicht die Absicht, in der allgemeinen Debatte wiederum das Wort zu ergreifen, weil meine Ueberzeugung, und ich glaube, auch die der Mehrzahl der Zuhörer, durch die Gegen gründe, die gegen meine Darlegungen seitdem angeführt worden sind, nicht erschüttert war; die meisten derselben bestanden, wie ich das ge⸗ wohnt bin, weniger in einer Kritik der Sache, als in argumentis ad hominem, in Demonstrationen gegen meine Person (ah! ah und es ist mir das ja ziemlich gleichgültig. Ja, meine Herren, an dieser Stelle, von welcher dies ah“ ausgeht, sind diese Demonstrationen zu Hause, und es veranlaßt mich dies, nochmals Akt daxon zu nehmen, damit man weiß, von woher dergleichen kommt, und daß von dort aus die achlichen Diskussionen mit oratorischen Ausschmückungen betrieben werden, die den Frieden und die Verständigung zu fördern nicht ge⸗ eignet sind, es ist das gerade in der Gegend der Fall, wo diese In= terjektionen mich eben unterbrochen haben, und ich sage also, ich hätte darauf so sehr viel Werth nicht gelegt, weil ich es der öffentlichen Meinung besser selbst überlasse, ob sie über meinen Verstand und meinen Charakter günstiger denken will oder nicht, und ob sie ihr Urtheil über mich von meinen politischen Gegnern entnehmen will oder nicht. Ich bin ja, wie Sie wissen, leider in der Presffe, und zwar von verschiedenen Parteien, einem solchen Maße von groben Ehrenkränkungen, von lügenhaften Verleumdungen ausgesetzt gewesen, daß ich in der Beziehung doch ziemlich abgehärtet bin, und hier im Reichstag, auch dort, wo die Herren unruhig werden, kommt ja der⸗ gleichen nicht vor, aber natürlich, die mildere wohlwollende Kritik, der ich hier unterzogen werde, im Vergleich zu der Presse, gegen die bin ich ziemlich abgehärtet. Ich würde also auch darauf nicht reagirt haben, wenn ich nicht heute, ohne die Absicht herzukommen, benachrichtigt worden wäre, daß der Hr. Abg. Lasker über mich verschiedene Bemerkungen gemacht hat, mik der Ge sinnung für mich, die ich kenne und zu schätzen weiß, die aber doch ein Maß voll Verstimmung mir gegenüber zeigt, welches ich gern mildern möchte, wenn es mir gelingt. Ich kann sonst nach dem Maß der Verstimmung, welches aus der Haltung des Hrn. Lasker spricht, immer einen günstigen Barometerstand für meine Politik und für die Politik, die ich glaube, im Namen des Reichs verfolgen zu sollen, entnehmen, und insofern könnte mich das Symptom ja beruhigen, wenn nicht meine persönliche Vorliebe für einen so langjährigen Gegner, von dem ich schließlich sagen kann nach jenem französischen alten Lied; on se rappelle avec pl-isir des cups de peing qu'on s'est donnés. mich das Bedürfniß empfinden ließe, seine Meinung in einigen Beziehungen richtig zu stellen.

Der Herr Abgeordnete hat, wenn die Notizen, die ich bekommen habe, richtig sind, gesagt: mein Schriftwechsel mit dem Baron Thüngen habe Alles überholt, was bisher an agrarischen Extra⸗ vaganzen geleistet sei. Liegt darin nicht eine kleine rhetorische Extra— ganz, eher als die agrarische, die mir vorgeworfen wird? Ich habe mich zu dem Schreiben nicht blos berechtigt, sondern auch verpflichtet gehalten. Die Nation hat das Recht, zu wissen, wie ich über die einzelnen Fragen denke, und ich frene mich, wenn die Kenntniß hier von eine möglichst öffentliche und verbreitete wird, denn ich habe darüber nichts zu verbergen. Ich habe mich ausgesprochen gegenüber den sehr scharf accentuirten Klagen des Baron Thüngen Über die Vernachlässigung der landwirthschaftlichen Interessen in der Tarif⸗ frage, um ihm nachzuweisen, daß ich unter Umständen eine höhere Verzollung der landwirthschafklichen Produkte gewünscht hätte, in Bezug auf das Getreide nicht viel höher, denn der Zoll für Getreide, namentlich für die Getreidegattung, die am meisten als Nahrungemittel dient, für den Roggen, soll meiner Meinung nach kein Schutᷣoll sondern ein Finanzzoll sein, und er wird gerade so gut vom Auslande gezahlt werden, wie heute die Mainzer Lederfabrikanten sich beschweren, daß sie jetzt für ibren Im⸗ port in Spanien einen Zoll bezahlen müssen, von dem sie früher frei gewesen sind, und beim Getreide noch viel mehr, weil wir eine so außerordentliche Konkurrenz für den Import von wohlfeilem Ge— treide nach Deutschland haben. Indesfen, das gehört ja in die Spe—= zialdebatte über die Getreidezölle. Wenn ich einem Korrespondenten. der zu mir im Namen von 11000 kleinen Grundbesitzern spricht, Rede stehe und ihm Auskunft gebe über die o⸗ tive, die mich geleitet haben, so ist dergleichen früher doch von Rie— mand angefochten worden, und ich glaube, der Hr. Abg. Lasker als Jurist sollte doch auch wissen, daß man kein Urtheil ohne Gründe giebt. Früher hat man es immer am Minister zu schätzen gewußt, wenn er nicht zugeknöpft war und seine Meinung offen aussprach in Betreff der Interessen des Landes, auf deren Wohl und Wehe er irgend einen Einfluß haben könnte, und ich sollte meinen, man sollte das an mir schätzen, anstatt es als eine „agrarische Extra⸗ vaganz“ zu bezeichnen, als einen Krieg“ zwischen Landwirthschaft und Industrie, zwischen Land und Stadt. Ja, das sieht doch noch anders ars! Man nennt gern jeden Kampf Krieg, der einem unQ— angenehm ist. Es handelt sich hier um eine Rivalität der Inter⸗ essen und um ein Ringen der Interessen mit einander, noch lange nicht um Krieg, es bleibt zwischen Landsleuten, und der Bürger— krieg, der der Phantasie des Hrn. Lasker vorschwebt, ist nicht da.

Wenn ich es nun mir zur Aufgabe stelle, in diesem Kampf der Interessen der Seite, die bisher meines Erachtens unterlegen hat, der Seite der Landwirthschaft und des Grundbesitzes ich bitte das . Lasker wohl zu erwägen, ich habe neulich fast nie von der andwirthschaft, ich habe vorwiegend von städtischem und länd lichem Grundbesitz gesprochen, und der städtische Häuserbesitz leidet unter den Kalamitäten der Steuer, auf die ich nachher zurückkomme, ebenso wie der ländliche wenn sich da ein Minister findet, der seiner⸗ seits für den Theil, der bisher in diesem Kampfe zurückgedrängt wird, der unterlegen hat, der Ambos gewesen ist seit 50 Jahren und sich nun einmal gegen die Hämmer sträubt, wenn für den ein Minister eintritt, sollte man das dankend aner- kennen und nicht sagen, ich triebe die Finanzpolitik eines Besitzers. Ja, ich kann dem Hrn. Abg. Lasker eben so gut sagen, er treibt die Finanzpolitik eines Besitzlosen; er gehört zu denjenigen Herren, die ja bei der Herstellung unserer cke in allen Stadien der Ge⸗ setzmachung die Majorität bilden, von denen die Schrift sagt: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie weben nicht, sie spinnen nicht, und doch sind sie gekleidet ich will nicht sagen wie, aber jedenfallg sind sie gekleidet. Die Herren, die unsere Sonne nicht wärmt, die unfer Regen nicht naß macht, wenn sie nicht zufällig ohne Regenschirm ausge—⸗ gangen sind, die die Mehrheit bei uns in der Gesetzgebung bilden, die weder Industrie, noch Landwirthschaft, noch ein Gewerbe treiben, es sei denn, daß sie sich damit vollständig beschäftigt fühlen, das Volk nach verschiedenen Richtungen hin zu vertreten, und daß sie das das ganze Jahr lang thun, die verlieren leicht den Blick und