1879 / 112 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 14 May 1879 18:00:01 GMT) scan diff

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Im Beurlaubtenskande. Berlin, 10. Mai. Tilly, See. Lt. von der Res. des 1. Hus. Regts. Nr. 8, mit Pens. der Ab—⸗ schied bewilligt.

Königlich Bayerische Armee.

Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen.

Im aktiven Heere. 30. April. Veith, charakteris. Major z. D., Neferent für Ersatz⸗ und Landw. Angelegenbeiten bei der 3

L Inf. Brig, zum Oberst-Lieut. befördert. 4. Mai. Heyse, Sec. Lt. a. D., früher in Königl. vreuß. Diensten, als Sec. Lt. im 11. Inf. Regt. angestellt. 7. Mai. Frhr. v. Fraunberg, Pr. Lt. vom 3. Jäger⸗Bat., zum 11. Inf. Regt, Dütsch, Pr. Lt. vom 9. Inf. Regt., zum 4. Jäger Bat, Lautenbacher, Sec. Lt. vom 6. Chev. Regt. zum 6. Jaf. Regt. versetzt. Die Sec. Lts. des Beurlaubtenstandes: Frhr. v. Heß berg, im 3. Inf. Regt., Stark, Fetz 1. Inf Regt, Scheurer, vom . Inf, Regt, beide zum 15. Inf. Regt., in die Aktivität versetzt.

Im Beurlaubtenstande. 7. Mai. Oldenbourg, Sec. Lt. im 1. schweren Reiter⸗Regt.,, Fleißner, Vetter, Sec. Lts im 1. Chevp. Regt, Schust er, Ser. Lt. im 2. Chev. Regt., Gra b, Pestglozza Tggmers heim, Sec, Lt, im 3. Ghev. Regt. sämmtlich im Beurlaubtenverhältniß, zu Pr. Lts. besördert.

Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. 15. April. Fürthmaier, Pr. Lt. a4. D., des Rechts zum Tragen der Militär— Unif, sowie des Offiz. Titels verlustig erklart.

n,, tung, n, Schütz, Pr. Lt. a. D., zum Lazareth-⸗Insp. beim Garn. Lazareth München in provis. Eigeaschaft ernannt. 2. Mai. Obele, Pr. Lt. a4. D., zum Kas. Insp. bei der Garn. Verwaltung Ingolstadt, Knisß, Pr. Lt. 4. D., zum Lazareth - Insp. beim Garnison-Lazareth

Ingolstadt, sämmtlich in provis. Eigenschaft ernannt.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 14. Mai. Se. Majestät der Kaiser und König begaben Sich heute früh 10 Uhr zur Besichtigung der beiden Garde-Grenadier-Regimenter Kaiser Alexander und Kaiser Franz nach dem Exerzierplatz am Kreuzberge und nahmen um 121 Uhr, von dort zurückgekehrt, in Gegenwart des Kommandanten, General-Majors Grafen von Wartensleben, militärische Meldungen entgegen.

Von 1 Uhr ab arbeiteten Se. Majestät mit dem Chef des Civil-Kabinets, Wirklichen Geheimen Rath von Wilmowski, und empfingen um 4 Uhr den Kaiserlichen Botschafter in Paris, Fürsten non Hohenlohe-Schillingsfürst.

Gestern Nachmittag gewährten Se. Majestät noch dem Ober-Ceremonienmeister Grafen von Stillfried eine Audienz.

J ht Grbornnzesstn von Sachsen-Meiningen, Prinzessin Charlotte von Preußen, ist am Montag, den 12. Mai, Nachmittags zwischen 2 und 3 Uhr, in der Villa Carlotta bei Sanssouci von einer Prinzessin glücklich entbunden worden.

In der heutigen (44.) Sitzung des Reichstages, welcher der Präsident des Reichskanzler-Amts, Staats-Minister Hofmann und mehrere andere Bevollmächtigte zum Bundes— rath und Kommissarien desselben beiwohnten, genehmigte das Haus ohne Debatte in erster und zweiter Berathung den Ge— setzentwurf, betreffend den Uebergang von Gaschäften auf das Reichsgericht. Es folgte die erste Berathung des Uebereinkommens zwischen dem Deutschen Reiche und Großbritannien, betr. das Eintreten des Deutschen Reichs an Stelle Preußens in den Vertrag vom 20. Dezember 1841 wegen Unterdrückung des Handels mit afrika— nischen Negern. Der Abg. Pr. von Bunsen sprach den Wunsch aus, über einige Punkte dieser Vor— lage Auskunst vom Bundesrathstische zu erlangen. Zu— nächst in welchem Umfange seit 1841 deutsche Schrfffe als der Sklaverei verdächtig oder überwiesen aufge— bracht seien? Sodann ob den englischen Kreuzern an der Oftküste Afrikas das Durchsuchungsrecht französischer und amerikanischer, des Sklavenhandels verdächtige! Schiffe zustehe? Ferner ob nach Aufhebung der Sklaverei in ganz Amerika die Haltung einer Kreuzerflotte in den dortigen Gewässern noch erforderlich sei? Endlich ob ebenso wie den englischen Kruzern in Bezug auf deutsche Schiffe, den deutschen Kreuzern, die eventuell an die Ostküste Afrikas entsendet werden könnten, das Aufbringungsrecht englischer Schiffe, die durch ihre Bauart des Sklavenhandels verdächtig sind, zustehen würde? Der Kommissarius des Bunbes— raths, Geheime Legations-Rath Reichardt, führte aus, daß Desterreich schon definitiv und Rußland vorläufig als Mitkontrahenten ihre Zustimmung zu diesem Ueber— einkommen erklärt hätten. Der Vertrag habe seit Bestehen des Deutschen Reiches nicht geruht. Er sei in den vier De— zennien seines Bestehens in Bezüg auf deutsche Schiffe nie zur Anwendung gekommen, sei auch im Ganzen mehr prophylaktischer Natur und werde deshalb auch nie, selbst nach vollständiger Abschaffung der Sklaverei in allen Landern der Erde, überflüssig werden. Eine analoge Stellung für Deutschland wie für Frankreich und Amerika werde sich nur dadurch erzielen lassen, daß man mehr deutsche Kreuzer an die Ostküste Afrikas sende. Die Gegenseitigkeit zwischen Deutschland und Großbritannien sei ausdrücklich stipulirt. Der Abg. Dr. Gareis begrüßte die Vorlage als einen Fortschritt der Humanität. Derselbe sprach den Wunsch aus, daß der Beitritt Frankreichs und Nordamerikas zu diesem Vertrage veranlaßt werde, anne, na die Vollmachten und speziellen Ordres, die nach diesem Ver⸗ trage erforderlich seien, nicht nur stationirten Kreuzern, son— dern auch nach fremden Häfen fahrenden Kriegsschiffen ertheilt würden, und endlich, daß für Deutschland eine Unifizirung der Strafbestimmungen bewirkt werde, die nach diesem Ver—⸗ trage erforderlich seien. Zugleich werde mit dieser Regelung der Strafverhältnisse die Frage der Verfrachtung chinesischer Kulis auf deutschen Schiffen zu erledigen sein. Beim Schlusse des Blattes hatte der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Staats—

Minister von Bülow, das Wort.

Am 15. d. M. werden die neuen Staats bahn— strecken von Posen bis Neustettin, von Berlin bis Blankenheim (Settion der Berlin-Wetzlaer Bahn) und dong Cobtlenz nach Trier nebst der Rheinbrücke bei Viederlahnstein dem öffentlichen r e, über⸗ geben. Mit ihnen wird das vaterländische Schienennetz um wichtige Linien bereichert. Von einer regierungsseitigen Ver— anstaltung besonderer Festlichkeiten aus Anlaß dieser für die betreffenden Landestheile so erfreulichen Ereignisse hat auch bei der Moselbahn A bstand genommen werden müssen.

Sicherem Vernehmen nach wird jedoch der Minister der öffent⸗

lichen Arbeiten schon in nächster Zeit etwa gegen Ende dieses Monats die Moselbahn inspiziren und sodann im Laufe des Sommers auch die übrigen oben gedachten Bahnstrecken bereisen.

Bekanntlich hatte der Reichstags-Abgeordnete Lieb— knecht bei der Berathung des Post- Und Telegraphen-Etats in der Sitzung des Reichstags am 28. März auf Aeußerungen Bezug genommen, welche nach einer Nachricht der „Illionis— Staatszeitung“ zwei höhere Postbeamte der Vereinigten Staaten von Amerika, nämlich der General-Postmeister Mr. Key und der Chef des auswärtigen Postdepartements Mr. Black— fan, einem englischen Zeitungsberichterstatter gegenüber wegen Verletzungen des Brie fgeheimnisses in Deutschland ge⸗ than haben sollten. Diese Anfuͤhrungen des Abg. Liebknecht hatten der Reichs-Postverwaltung Veranlassung gegeben, mit dem Postdepartement der Vereinigten Staaten in Verbindung zu treten. Nach der von dem Post . Office Department in Washington jetzt an das General-Postamt gelangten amtlichen Rückäußerung hat zwischen den genannten höheren Postbeam— ten und einem englischen Zeitungsberichterstatter eine Unter— redung über den fraglichen Gegenstand zwar stattgefunden; jene Beamten haben indeß dabei keinesweges die von dem Abg. Liebknecht erwähnten Aeußerungen gethan, sondern im Gegen⸗ theil dem Berichterstat er erklärt: ihre Verwaltung habe keinerlei Kenntniß davon, daß Briefe aus Amerika in Deütschland er— brochen oder absichtlich zurückgehalten würden. Das betreffende Schreiben aus Washington schließt mit folgenden Worten: ,,,, 6h mn. Blackfan) schenken den Aeußerungen über angeb— lich aus politischen Gründen in Deutschland er— folgte Verletzung oder Zurückhaltung von Briefen irgend welchen Glauben; und eben sowenig hat ö , e . betreffenden Herichterstatter irgend eine Ent⸗ , . e stellt wiedergegeben und dadurch einem Mit— gliede des Deutschen Reichstags Gelegenheit ge— boten worden ist, einen unbegründeten Angriff ge ng B en, Uebrigens hat auch bereits die amerikanische Presse die gegen die Reichs-Postverwaltung erhobenen Anschuldigungen als un— zutreffend erkannt. Die in New-Hork erscheimnende „Kriminal— Revue und Allgemeine Gerichtszeitung“ erörterte in ihrer Nummer 10 vom 5. April ausführlich, daß das Gerücht von angeblichen Verletzungen des Briefgeheimnisses in Deutschland jeder thatsächlöichen Grundlage entbehre und zum Theil auf Mißverständnisse, zum Theil auf das Sensations— bedürfniß amerikanischer Berichterstatter zurückzuführen sei.

Der Staatsarchivar Archiv-Rath von Eltester in CLoblenz und der Archivar Schultz in Düsseldorf sind ge— storben.

Bahnen ugshurg, 13. Mai. (WB. T. B.) Der hiesige Magistrat hat, wie die „Allgem. Zeitung“ meldet, beschlossen, auf die Einladung des Berliner Magistrats zur Theilnahme an dem Städtetage folgende Antwort zu ertheilen:

„Unter verbindlichem Danke für die Einladung beehren wir uns mitzutheilen, daß wir von einer Beschickung der für den 17. d. M. nach Berlin berusenen Versammlung Umgang zu nehmen beschlossen haben, weil wir die von Ihnen signali— sirte Gefahr einer Vertheuerung der unentbehrlichsten Lebens— mittel nicht in der Zolltarifvorlage finden und daher auch die als Zweck der erwähnten Versammlung in Aussicht genommene Demonstration gegen die Zolltarifvorlage nicht als motivitt erachten können. Wir sind zwar nicht weniger als andere Stadtbehörden der Pflicht, die Bevölkerung ror drohender Gefahr zu schützen, eingedenk, aber nach unserer Ueberzeugung sind die in der Tarisvorlage proponirten Vieh— zölle und der Zoll von 50 3 auf den Centner Getr ide nicht gefährlich, es verdient vielmehr die weit eher eine beifällige, als eine abfällige Kritik.“

Geffen. Darmstadt, 13. Mai. (W. T. B.) Wie der „Darmstäbter Zeitung“ telegraphirt wird, hat der Kaiser von Rußland den Prinzen von Battenberg zum General-Major und zum Chef des 13. Jäger-Batailons, bei welchem der Prinz den Donauübergang mitmachte, ernannt.

Mecklenburg⸗ Schwerin. Schwerin, 13. Mai— (W. T. B.) Se. Kaiserliche Hoheit der Großfürst Michael von Rußland ist mit seiner Gemahlin und seinem ältesten Sohne, dem Großfürsten Nikolaus, zum Besuche des Groß— herzoglichen Hofes hier eingetroffen.

Anhalt. Dessau, 13. Mai. Der „Anh. Staats-Anz.“ veröffentlicht folgende Danksagung—:

Aus Veranlassung Unseres fünfundzwanzigjährigen Ehe— jubiläums sind Mir und der Herzogin, Meiner Gemahlin, ebenso wie Wir später zu Meinem Geburtstage von Nah und Fern so piele Beweise treuer Anhänglichkeit und Theilnahme in Adressen, Tele— grammen, Gedichten und brieflichen Glüchwünschen zugegangen, daß Ich meist außer Stande gewesen bin, dafür im Einzelnen zu danken.

Ich spreche daher, zugleich im Namen Meiner Gemahlin, Allen, die Uns an jenen für Uns so freudigen Festtagen durch freundliche Theilnahme erfreuet hahen, hiermit öffentlich Unsern aufrichtigen Dank aus.

Dessau, den 11. Mai 1879.

. Herzog von Anhalt.

Schwarzburg⸗Sondershausen. Sondershausen, 12. Mai. (Leipz. Ztg.) Der Landtag des Fürstenthums ist heute nach längerer Vertagung hier wieder zusammen— getreten, um die Justizvorlagen zu erledigen. Die Ses— sion wird nur eine kurze sein, da die ständige Deputation die Regierungsvorlagen schon einer eingehenden Prüfung unter— zogen hat.

Oesterreich-ͤungarn. Wien, 12. Mai. Die „Wiener Abendpost“ bemerkt, daß man anhaltend zahlreichen und ge— wichtigen Stimmen in der europäischen Presse begegne, die mit Befriedigung die erfreulichen Fortschritte erörtern, welche in der Durchführung des Verklner Vertrages und der friedlichen Gestaltung der Verhältnisse im Orient täglich neu zu verzeichnen seien. Die „Wiener Abendpost“ reproduzirt sodann die diesbezüglichen Meldungen der „Times“, des „Siscle“ und der „Nordd. Allg. Ztg.“

Der „Budapester Korr.“ wird von hier gemeldet: Heute um 11 Uhr Vormittags trat im Ministerium des

Tarifvor tage

Aeußern eine aus den Vertretern der österreichischen und ungarischen Regierung bestehende gemischte Konferenz zusammen, welche in erster Reihe die Jastrustionen für die bevorstehenden Vertragsverhandlungen mit Serbien und sodann weitere Instruktionen für die anderseitigen ver— schiedenen gollverhandlungen festzustellen hat. Heute wurde bezüglich der Eisenbahnanschlüsse mit Serbien ein Protokoll vereinbart und morgen werden die Instruktionen bezüglich der speziellen Zollverhandlungen besprochen werden. Es ist Aussicht vorhanden, daß die Verhandlungen dieser ge— mischten Konferenz schon in wenigen Tagen zu Ende geführt sein werden.

Wie die „Presse“ berichtet, hat der Klub des linken Centrums in seiner heutigen Versammlnng sich gegen die Erlassung eines Wahlprogramms oder irgend einer Kundgebung an die Wähler ausgesprochen. Maßgebend für den Klub war die Erwägung, daß seine Prinzipien in seinem Klubprogramme niedergelegt sind, und daß für ihn in dem Vorgehen der an— deren verfassungstreuen Klubs keine Nöthigung liegen könne, in einer besonderen Kundgebung seine bekannten politischen Ueberzeugungen neuerdings zu manifestiren.

6. Mal ( ü , tt, Korresp. wird aus St. Petersburg gemeldet: Der Kriegsdampfer „Konstantin“ holt die bulgarische Deputation zur Be—⸗

grüßung des Prinzen von Battenberg von Varna ab und dürfte dieselbe am 15. d. in Livadia eintreffen. Der neue Fürst reist am 18. Mai nach Wien und tritt von dort aus seine Rundreise nach Berlin, Paris, London und Rom an. Von Rom hegiebt sich der Fürst nach Konstantinopel zur Investitur, betritt in Varna den Boden Bulgariens, leistet in Tirnowa den Eid und nimmt in Sofia seine bleibende Re— sidenz.

Prag, 12. Maj. Der altezechische Club acceptirte gestern einsätimmig eine Resolution, wonach über die Frage der Reichsrathsbeschickung öffentliche Diskussionen wün— schenswerth erscheinen; doch müsse die endgültige Entscheidung den frei gewählten Abgeordneten des staatsrechtlichen Clubs überlassen bleiben. Graf Clam-Martinitz wurde nur für den Fall der Theilnahme des verfassungstreuen Großgrund⸗ besitzes an den Ausgleichsverhandlungen als Vertrauensmann der nationalen Partei in Aussicht genommen.

Schweiz. Bern, 13. Mai. (Bund.) Nach dem neue— sten Bundesblatt“ hat der schweizerische Bunbesrath den Schriftsteller Gehlsen ausgewiesen in Betracht: „daß H. J Gehlsen, abgesehen davon, daß er seit einigen Jahren als Flüchtling in der Schweiz wohnt, ohne diesen Wohnsitz nach Vorschrift von Art. 2 des Niederlassungsvertrages mit Deutschland vom 27. April 1876 legitimiren zu können, das Asyl zu einer aggressiven publizistischen Thätigkeit mißbraucht hat, die mit der völkerrechtlichen Stellung der Schweiz nicht verträglich und geeignet ist, die innere und äußere Sicherheit der Eidgenossenschaft zu gefährden, indem er gegen die be— stehende soziale Ordnung Unzufriedenheit und Widerstand sörderte und speziell in einem neueren, mit seinen Initialen (H. J. G.) gezeichneten und von Bern datirten Artikel in der „Tagwacht“, betitelt „Zur Situation“, der deutschen Sozialdemokxatie die „duldende“ und „abwartende“ Haltung zum Vorwurfe macht und eine „energische Agitation“ empfiehlt, die endlich „draufschlägt“, als „einzige Lösung des Knotens“, wobei es auf den Tod einiger Tausende nicht an— komme.“ Die Ausweisung Danesi's wird damit moti— virt: „I) daß in der Nacht vom 14. auf den 15. März d. J. an den Mauern der Stadt Genf ein rothes Plakat angeheftet wurde, datirt „Italia 14 Marzo 1879, Tipografia dell' Inter- nationale“, worin der italienischen Bourg oisie und Monarchie der gleichzeitige Untergang und dem Könige Humbert der Tod angedroht wird, falls er Passanante hinrichten ließe; 2) daß durch die Untersuchung festgestellt ist, daß Alphons Danesi fragliches Plakat in derselben Druckerei, in welcher er als Direktor angestellt ist, gedruckt hat, und daß er ohne Zweifel

auch für dessen Verhreitung besorgt war; 3) daß in diesem Altenstück ein offener Angriff gegen die staatsrechtliche und soziale Ordnung von Italien, sowie eine eventuelle Drohung gegen das Leben des Staatsoberhauptes dieses Landes ent— halten ist, wodurch die internationalen Beziehungen der Schweiz zu diesem befreundeten Nachbarstaate im Sinne von Art. 70 der Bundesverfassung verletzt worden sind.“

In seinem Jahresberichte über das letzte Jahr spricht sich das eidgenössische Justiz-Departement uber das Flüchtlingswesen dahin aus: Gegen Ende des Jahres 1878 haben sich in einigen Kantonen gewisse Erscheinungen politischer und internationaler Natur gezeigt, die unsere be— sondere Aufmerksamkeit erforderten. Namentlich erschienen in den Kantonen Zürich, Genf und Tessin politische Flüchtlinge aus Deutschland, Italien und Spanien, die, wenn auch nicht unter sich verbunden, doch zum größeren Theile auf politischem und soziglem Gebiete verwandten Zielen zustreben. Infolge des deutschen Reichsgesetzes gegen die Bestrebungen der Sozial— demokratie vom 21. Oktober 187868 und der von dem Königlich preußischen Staals-Ministerium zur Aus— führung jenes Gesetzes für Berlin und Umgebung ver— schärften Polizeimaßregeln und der damit verbundenen Ausweisungen, sowie infolge der gerichtlichen Untersuchungen in Italien wurde es sehr wahrscheinlich, daß eine gewisse An⸗ zahl, der Förderer und Anhänger der Sozialdemokratie und der Internationale nach der Schweiz kommen und von hier aus ihre agitatorische Thätigkeit gegen die Regierungen und gegen die verfassungsmäßigen Zustände anderer Staaten fort— zusetzen versuchen würde. Unser Justiz- und Polizeideparte— ment erließ daher am 7. Dezember an die obersten Polizei— behörden der Kantone Zürich, Bern, Solothurn, Baselstadt, Baselland, Schaffhausen, Tessin, Neuenburg und Genf ein Cirkular, um sie auf den Standpunkt aufmerksam zu machen, den die Bundesbehörden dieser Erscheinung gegenüber einneh⸗ men müssen. In Uebereinstimmung mit den früher schon in ähnlichen Fällen adoptirten Grundsätzen sprach es sich dahin aus: „Wenn auch der Bundesrath auf der einen Seite keines⸗ wegs geneigt ist, das Asyl politischer Flüchtlinge, wie es bis anhin gewährt worden ist, zu schmälern, so ist er doch auf der anderen Seite entschlossen, jeder Thätigkeit solcher Flücht⸗ linge, sei es durch Schrift oder Wort, wodurch die freund⸗ schaftlichen Beziehungen der Schweiz zu anderen Staaten gestört werden könnten, entgegenzutreten.“

13. Mai. (W. T. B.) Der zwischen dem Unternehmer des Gotthardbahn⸗Tunnels, Favre, und der Direktion der Gotthardbahn abgeschlossene Nachtragsvertrag zur Erledigung der hervorgetretenen Differenzen wurde von dem Verwaltungsrath der Gotthardbahn und dem Bundes⸗ rathe ratifizirt und ist somit in Kraft getreten.

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Großbritannien und Irland. London, 12. Mai. (Allg. Corr.) Ueber den Stand der Angelegenheiten in Transvaal meldet ein in der Kapstadt eingegangenes Telegramm aus Kimberley die folgenden neuesten Ein— zelnheiten:

Der Ober⸗Kommissär Sir Bartle Fröre kam am 10. April in Prätoria an. In Erwiderung auf eine ihm über— reichte Bewillkommnungsadresse erklärte er, er sei gekommen, um darauf zu sehen, daß den bestehenden Gesetzen Gehorsam ge— leistet werde. Die Einwohner würden denselben Schuß ge— nießen, wie die Bevölkerung anderer britischer Besitzungen“. Weiter sagte er wörtlich: „Es giebt Leute, welche glau— ben, das Land könnte wieder aufgegeben werden; aber ich denke man wird in der Schnelligkeit, mit welcher die jüngst nach— gesuchten Verstärkungen gesandt wurden, einen klaren Beweis und eine Bürgschaft dafür erblicken, daß kein Territorium, über welchem einst die britische Fahne geweht hat, jemals wieder aufgegeben werden wird. Tags vorher hatte Se. Excellenz eine Unterredung mit dem Comité der Boers in ihrem Lager. Er gab seinem Erstaunen über das Schreiben des Herrn Pretorius Ausdruck und sagte: „Ich bin als der Vertreter Ihrer Majestät hierber gekommen. Ich wünfche, daß Sie verstehen, daß, wenn ich als dieser Vertreter sage: „ich werde etwas thun“, es gethan werden wird. Sie mögen sich darauf ver— lassen, und ich bitte Sie den anderen Mitgliedern des Comités be— merklich zu machen, wie vergeblich es sein dürste, meine Absicht, das, waß ich auszuführen versprochen habe, in Zweifel zu ziehen. Mr. Bok verlas hierauf eine Adresse, auf welche Se. Excellenz erwiderte: er hoffe, die Führer der Boers würden ihm freimüthig ihre An— schauungen und Wünsche offenbaren, da er dieselben nicht ermittelt hätte. Er sei hierher gekommen, um darauf zu sehen, daß den bestehenden Gesetzen Gehorsam geleistet werde, und nachdem dies gesichert worden, wunsche er, nach Berathung mit den Füuͤh— rern des Volkes, Fürsorge für die künftige Regierung des Landes zu treffen, das, wie er hoffe, bald alle Segnungen des Friedens, der Ordnung und der Wohlfahrt genießen werde.

Se, Excellenz und der Administrator begaben sich sodann mit ihrem Gefolge zu Pferde nach dem Lager. Dort hielt der General— Gouverneur wiederum eine Ansprache, in welcher er hervorhob, daß die Bevölkerung der Kapkolonie vollkommene Unabhängigkeit und Selbstregierung genösse. Transvaal könnte, wenn es dem Rathe seiner weisen Männer folge, dieselben Privilegien besitzen und ge— nießen. In gegenwärtiger Zeit sollten alle Weißen sich gegen den gemeinsamen Feind vereinigen. Hoffentlich würde sein (Sir Bartle Frere's) Besuch einen solchen Stand der Dinge herbeiführen. Mit göttlicher Hülfe würde die Macht der Zulu⸗Nation schließlich gebrochen werden. Er setze sein Vertrauen nicht in die Regimenter sondern in das Recht. Mr. Viljoen und andere Führer erwiderten: sie scien überzeugt, daß, wenn erst die Zulumacht gebrochen sei, alles Uebrige in befriedigender Weise geordnet werden würde.

Aus Gandamak wird der „Times“ unterm 11. d. telegraphirt: „Am Donnerstag Nachmittag stattete Major Cavagnari dem Emir Jakub Khan seinen ersten cere— moniellen Besuch ab. Nach dem Austausche der üblichen Höf— lichkeiten überreichte Major Cavagnari dem Emir einen Kharceta oder Vrief des Vizekönigs. Derselbe ist an ihn unter dem Styl und Titel: „Emir Mahomed Jakub Khan, Vali von Kabul“ adressirt, wodurch er de facto als Herrscher des Landes anerkannt ist. Diese förmliche Anerkennung seiner Stellung ist für den Emir jetzt ohne Zweifel sehr werthvoll. Der Brief giebt dem Beileid des Vizekönigs anläßlich des Hinscheidens Schir Ali's Ausdruck und führt den Major Cavagnari als Bevollmächtigten des Vizekönigs während der bevorstehenden Unterhandlungen ein.

13. Mai. (W. T. B.). In der heutigen Sitzung des Oherhauses erwiderte der Marquis von Salisbury auf eine Anfrage Lord Stanhope's: Was General Obrutscheff über die Ansichten des Sultans und der türkischen Minister hinsichtlich des Balkans gesagt habe, stimme mit der Information üherein, welche die Fiegierung aus Konstan— tinopel empfangen habe. Die Regierung habe keinen Grund, zu glauben, daß der Sultan irgend eine Verpflichtung ein

gegangen sei, welche ihn verhindere, Garnisonen nach dem

Balkan zu senden. Die betreffende Bestimmung des Berliner Vertrages sei indessen nicht eine obligatorische, son— dern eine fakultative. Der Sultan habe das Recht, Truppen nach dem Ballan zu senden zur Vertheidi⸗ gung der. Grenze, aber er könne dies selbstver— ständlich, wie andere Potentaten, thun, wenn es ihm finanziell und politisch am bequemsten scheine. Gewiß bestehe keine Ab— sicht des Sultans, auf die Errichtung von Garnisonen zu ver— zichten. Er (Salisbury) wisse auch nicht, daß irgend welche Absicht vorhanden sei, die Errichtung von Garnisonen auf un⸗ bestimmte Zeit zu vertagen, allein es sei wahrscheinlich, daß dieselben nicht nach dem Balkan gesandt werden würden, be—⸗ vor die Grenze tracirt und die Räumung beendigt sei. Es sei ein Irrthum, zu glauben, daß der Verzicht auf dieses Recht von dem Sultan allein abhänge; selbst angenommen, daß der Sultan so blind wäre waz 'er nicht vermuthe auf ein Recht von so bedeutendem Werthe für ihn zu ver⸗ zichten, so könne er dies doch nicht ohne Zustimmung der Unterzeichner des Berliner Vertrages thun.

Im Unterhause erwiderte der Unter⸗Staatssekretär Bourke auf eine Anfrage Jenkins': Die Idee einer gemein⸗ samen Aktion Englands und Frankreichs bezüglich der egyptischen Angelegenheiten sei nicht aufgegeben worden. Dillwyn beantragte eine Resolution, in welcher ausgesprochen werden soll, „daß die wachsenden Miß— hräuche der Prärogative und des Einflusses ber Krone Seitens der Minister eine striktere Beobachtung der der Prärogative gesetzten Schranken erheischen.“ Die meisten Redner sprachen sich, unter ihnen namentlich auch Gladstone und Hartington, gegen den Antrag als unzweckmäßig aus. Der Schatzkanzler Northeote wies die gegen Ihre Majestät die Königin erhobenen Angriffe und die Behauptung, daß die Königin die Verfassung verletzt habe, zurück und erklärte, daß er, da der ursprüngliche Antrag durch ein Mißtrauensvotum ersetzt worden sei, die direkte Ablehnu ng desselben bean— . müsse. Schließlich wurde die weitere Berathung

ertagt. .

„Fraukreich., Paris, 14. Mai. (Fr. Korr) In Bezug auf die Ministerkrisis äußert sich die „République frangaise“ wie folgt: „Wir haben, sagt sie, dem Ministerium manchen Vorwurf nicht ersparen können, was uns Männern von so anerkannt guten Abfichten gegenüber nicht leicht fiel. Es sind sogar Fehler begangen worden, die man leicht hätte vorhersehen und vermeiden können. Um Alles zu sagen, das KRabinet läßt sich zu oft durch hedauerliche Eingebungen irre machen, es schenkt unversöhnlichen Gegnern zuviel Rücksicht und seinen zuverlässigsten Freunden nicht genug Vertrauen. Trotzdem möchten wir Alles aufbieten, den Sturz dieses Ministerium zu hintertrei⸗ ben. Es ist für uns noch nicht erwiesen, daß es nicht immer sein Möglichstes gethan hat, und daß ein anderes Kabinet an feiner Statt besser gehandelt hätte. Dieses Ministerium soll nicht uns allein repräsentiren, und wir erkennen das willig an; s

repräsentirt den Durchschnitt der Parteien, welche in beiden Kammern die Majorität bilden, und mit diesen Majoritäten muß man regieren. Wir sehen wohl, daß für andere kühnere Geister andere und bessere Kombinationen schon frisch und fertig sind; ist man aber auch gewiß, damit weiter zu kommen? Ist man gewiß, damit auf die Majorität im Senat und in der Deputirtenkammer rechnen zu können? Darauf sollten uns die Männer antworten, welche uns eine Krise ankündigen, die sie ohne Zweifel zu lösen nicht im Stande wären.“

Der „National“ spricht auf Grund der von den Mi— nistern heute bei Herrn Waddington geführten Vorbesprechun⸗ gen die sichere Erwartung aus, daß dieselben sich morgen über eine Lösung der schwebenden Differenz verständigen würden. Das ist auch sonst die in den hiesigen politischen Kreisen vor— herrschende Annahme. Man glaubt, daß das Ministerium vom Senat vorerst nur verlangen werde, die Rückkehr nach Paris im Prinzip zu votiren, da die thatsächliche Ulebersiede lung aus rein technischen Gründen doch erst frühestens in einigen Monaten wird erfolgen können. Inzwischen werde man auch einen organischen Entwurf über die Polizeipräfektur guszugrbeiten die Zeit haben. In letzterer Hinsicht ist, dem Vernehmen nach, die Errichtung eines Polizei-Ministeriums ins Auge gefaßt, doch wird diefer Punkt jedenfalls mit allen anderen der Zukunft vorbehalten bleiben.

Nachdem die Fabrikanten aus dem Regierungsbezirke Lille den Präsidenten der Republik und den Handels-Minister um Erhöhung der Zölle angegangen haben, sind neuer— dings Deputationen der Arbeiter mit demselben Er— suchen bei dem Präsidenten erschienen. Es waren Arbeiter in Wolle, Leinen, Baumwollen-Spinnerei und Weberei, Metall und Maschinen. Dieselben erklärten dem Präsidenten, daß sie in vollkommenem Einverständnisse mit ihren Fahrikherren handelten; sie seien wie jene überzeugt, daß die Zölle erhöht werden müßten, damit die französische Industrie fich vor der Ueberfluthung von außen halten könne. Bis jetzt hätten sie ihre bisherigen Löhne erhalten; würden aber die Zölle nicht erhöht, so könnten die Fabrikanten das nicht länger fortsetzen. Der Prxäsident Herr Grévy antwortete, daß die Regierung sich ernstlich mit diesen Dingen beschäftige.

6 n , nnn Fah net her vorgetretenen Meinungsverschiedenheiten bezüglich der Organisation der Polizeipräfektur und der Zurückverlegung der Kammern nach Paris sind, dem „Temps“ zufolge, bei— gelegt, und würde das Kabinet ohne jegliche Modi— fikation vor die Kammern treten. Falls in jener Ange— legenheit eine Interpellation eingebracht werden sollte, würde Seitens der Regierung die Erklärung abgegeben werden, daß die Frage bezüglich der Organisation der Polizeipräfektur vollkommen unabhängig sei von derjenigen wegen der Rück— kehr der Kammern nach Paris. Sollten Seitens des linken Centrums in dieser Hinsicht Garantien verlangt werden, so würde das Kabinet betonen, daß es solche Garantien hinläng— lich durch seine gegenwärtige Zusammensetzung, durch seine frühere Haltung und durch sein Programm biete; außerdem würde das Kabinet ein Vertrauensvotum bezüglich dieser Frage verlangen.

Spanien. Madrid, 12. Mai. (Ag. Hav.) Die Munäizipalwahlern haben eine große Majorität für die Regierung ergehen. Gewisse Viertel von Madrid, in denen sonst immer die Opposition siegte, haben diesmal konser— vative Kandidaten gewählt. Der Kampf war sehr lebhaft und die Betheiligung eine allgemeine. Erzherzog Rudolf von Oesterreich und Prinz Leopold von Bayern sind heute nach Valencia abgereist.

Na w Rohner ber eth gestern über die von einigen nordeuropäischen Mächten ein— gegangenen Schreiben bezüglich der Maßregeln zur Unter— drückung der sozialsistischen Bewegung. Es wurde indessen noch keine Entscheidung getroffen.

Italien. Rom, 12. Mai. (Italie) Der Marine— Minister hat Befehl gegeben, die Korvette „Garibaldi“, welche augenblicklich auf der Rhede zu Neapel liegt, nach Chile in See gehen zu lassen.

Der Krieg s-⸗Minister hat Sr. Majestät dem König das Dekret, welches Aenderungen in der Unifor— mirung der Armee einführt, zur Unterzeichnung vorgelegt.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 11. Mai. (Journ. de St. Pét. Der „Regierungs-Bote“ meldet: Durch Entschließung des General-Adjutanten, Grafen Loris Melikoff, die sich auf die von der Versamm— lung aller Sanitätsdetachements-Chefs in der Stanitza Wetljanka, des ärztlichen Personals und der von dem Grafen dorthin entsandten Delegirten gefaßten Beschlüsse gründet, ist die Provinz Astrachan unter dem 10.22. April für voll— sändig gesund erklärt worden. Alle Quarantänen sind ge— schlossen und der Sanitätskordon, welcher sie umgab, aufge— hoben worden.

Se. Majestät der Kaiser hat auf den Bericht des Mini— sters des Innern unter dem 24. April / 6. Mai befohlen, dem Vorschlage des Grafen Loris Melikoff entsprechend, denselben seiner Funktionen als General-Gouverneur von Astrachan, Saratoff und Samara, die ihm zeit weise unterstellt waren, zu entheben und dieses Amt einzuziehen.

14 Mai. (B. T. B.) Se, Kaiserliche Hoheit der Großfürst-Thronfolger hat sich am 13. . M. mit Gemahlin und Kindern nach Peterhof begeben.

Ein Telegramm des Gouverneurs von Oren— burg, vom 13. d. M., meldet, daß nach dem Brande vom 28. v. M., welcher die Hälfte der Stadt vernichtete, am 8. d. Mein neuer Brand ausgebrochen ist, welcher indeß durch das energische Einschreiten der Feuerwehr und des Militärs rasch gelöscht wurde. Am 12. d. M. begann darauf bei sehr starkem Sturmwind die Kosakenvorstadt zu brennen; dieselbe ist zur Hälfte niedergebrannt. Der Mi⸗ litär-Gouverneur von Uralsk meldet, daß am 11. d. ein bei starkem Sturmwinde entstandener Brand einen be— deutenden Theil der Stadt Uralsk eingeäschert habe; es sei keine Möglichkeit dem Feuer Einhalt zu thun; der Brand dauert fort. Ein Telegramm des Gouverneurs von Perm berichtet über den schon gemeldeten Brand in Irbit, daß derselbe 5 Stunden angehalten habe; der dadurch entstandene Schaden werde auf 210 000 Rbl. geschätzt; die Versicherungs⸗ summe betrage 140 000 Rbl. Die Ursache des Brandes sei einer Unvorsichtigkeit zuzuschreiben.

Odessa, 7. Maj. (Int. TelAg.) Heute, um 19 Uhr Vormittags, traf hierselbst mit dem Postzuge Prinz Alexander von Battenberg ein. Dem Prinzen zu Ehren waren auf dem Bahnhof eine Ehrenwache und ein

Musikcorps aufgestellt. Der zukünstige Fürst von Bulgarien wurde von den Generalen Totleben, Ssemeka, Heins und überhaupt von der gesammten Generalsfät empfangen. Hr. Marasli überreichte dem Prinzen Alexander Salz und Irot und das Stadthaupt sowie die Vertreter der slavischen Gesellschaft und des bulgarischen Kloster« begrüßten ihn imit Reden. Der Empfang war überhaupt ein begeisterter. Hunderte von Benl⸗ garen hatten sich auf dem Bahnhof versammelt und riefen Hurrah und Vivat. Um J Uhr Nachmittags reiste der Prinz auf der YJacht „Eriklik“ nach Livadla ab.

Schweden und Norwegen. Sto ckholm, 13. Mai. (W. T. B.) Die Kammern genehmigten in gemeinsamer Sitzung mit 208 gegen 119 Stinimen den Eisenbahnhypo— thekenfond im Betrage von 23 Millionen und beschlossen mit 202 gegen 125 Stimmen den Ankauf der Hallsberg⸗ Mjölbyer Eisenbahn durch den Staat.

Amerika. (Alg. Corr.) Washington, 10. Mai. Die Farbigen-Konvention hat eine Adresse erlassen, welche um Befreiung von dem Drucke, unter welchem die Neger in den Südstaaten gegenwärtig zu leiden hätten, bittet. Der Strike der Stauer und Hafenarbeiter dauert noch immer fort, in Folge wovon die Abfahrt mehrerer Dampfer verzögert wurde. Der Contre⸗-Admiral Parrott ist gestorben.

K Abstimmung der Repräsentantenkammer über den Antrag, die Bill, wonach bei den Wahlen jede militärische Interven⸗ tion untersagt sein soll, des dagegen eingelegten Vetos des Präsidenten ungeachtet zu genehmigen, gaben 127 Kammer— mitglieder ihre Stimmen für den Antrag und 97 Kammer— mitglieder ihre Stimmen gegen denselben ab; die Bill ist daher Mangels der zur Annahme erforderlichen Zweidrittel⸗ Mehrheit als abgelehnt zu betrachten. Der Staats- sekretär Evarts wird, wie verlautet, demnächst die Ver—⸗ handlungen in Betreff der Einführung der Dop del wäh⸗ rung in Siölber und in Gold mit den europäͤischen Re— gierungen wieder aufnehmen.

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.

München, Mittwoch, 14. Mai. Der hiesige Magistrat hat auf die Einladung des Berliner Magistrats zur Be—⸗

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Halberstadt, 9. Mai. (Post) Nachdem die Restau—⸗ ration des Domes fast vollendet worden, ist das Bestreben der Vertreter der Domgemeinde dahin gerichtet, das Andenken einiger für Halberstadt besonders bedeutungs voller Männer dadurch zu ehren, daß die Säulen des Hauptschiffes in dem prächtigen Gottes hause, sowie des nördlichen und südlichen Kreuzarmes durch Statuen der selben geschmückt werden sollen. Durch Beiträge ist es ermöglicht worden, dieselben unter Leitung des Bildhauers Schaper in Berlin ausführen zu lassen. Die bereits aufgestellten Statuen des Johannes Baptista und des Bonifacius finden die größte Anerkennung. In Zwischenräumen von je? Monaten werden Martinus, Augustinäs, die Bischöfe Conrad von Krosigk und Burkhard II., Luther und Me— lanchthon vollendet werden. Als ein Geschenk des Herrn von Hoym steht bereits im südlichen Kreuzarme die Statue Karl des Großen, des Stifters des Bisthums. Auf ein Gesuch des Ober-⸗Dompredigers, Superintendenten Nebe, an Se. Hoheit den Herzog von Braunschweig, gestatten zu wollen, daß neben der Statue des Gründers des Domes, die des Herzogs Heinrich Julius von Braunschweig, welcher den Dom reformirte, aufgestellt werde, ist die Genehmigung sofort eingegangen.

London, 106. Mai. Wie die „Nature“ erfährt, sollte Hr. Keith John st on, der Führer der von der hiesigen geographischen Gesellschaft ausgerüsteten ostafrikanischen Expedition, Ende April sich von Zanzibar nach Dar-es-Salaam begeben, um dort die letzten Vorbereitungen für seine Erforschungsreise nach dem Nyassa⸗See zu treffen.

Gewerbe und Fandel.

Aus dem Geschäftsbericht der Breslau-⸗Schweidnitz⸗ Freiburger Eisenbahn für 1878 sind folgende Mittheilungen entnommen: Die Gesammteinnahmen betrugen 11 548 691 „S oder SI 660 „„ mehr als 1877, in welchem Jahre jedoch erst vom 15. Mai ab die Strecken Königsberg-Steitön und Sor au-Halbstadt in Betrieb gekommen sind. Die Betriebtkausgabe berechnet sich auf 5 428 689 6 Hierzu treten als Rücklage 1) in den Erneuerungs⸗ fonds 874 500 V, Y in den Pensionsfonds 45 633 „S606, so daß die Ausgabe sich beläust auf 6 346 822 M, gegen 6035 012 S6 im Vorfahre. Rechnet man hierzu natürlich die Betriebsausgabe für Königs berg⸗Stettin und Sorgau⸗Halbstadt auf 4 Monate (I. Ja- nuar bis 15. Mai), mit 248 055 S, so würde die Ausgabe pro 1877 sich stellen auf 6 283 0668 SV und erschiene für 1878 eine Mehrausgabe von Cs söß u. Da in 1878 die Ausgabe für den Erneuerungssonds 97 000 „M mehr als 1877 erfor— dert hat, außerdem noch rund 150 000 6 auf die neuen Sxrecken verwendet sind, welche bei zureichendem Baufonds aus diesem berich- tigt worden wären, ergiebt sich eine Minderausgabe in 1378 von ca. 183 9009 ½½ Von dem nach Abzug der genannten Ausgahen vom der Einnahme verbleibenden Ueberschusse mit 5291 869 S6 Fehen ab: I) zur Verzinsung der sämmtlichen emittirten Prioritärsaktien and 2Vbli⸗ gationen 3 562 5060 ½Æ , 27) zur Amortisati on der Priorit its aktien und Obli⸗ gationen A. bis G. 127 00 M, also 3 690 000 αν, so daß die Summe von 1511869 ½ verbleibt. Die ganze Rest summe konr re nicht als Reinertrag zur Vertheilung gelangen, da für die dem Jaufonds vom Erneue— rungsfondt vorgeschossenen Beträge Zinsen zu Ho zu zahlen waren. Der Zinsensumme von 72 358 M trat außerd em hinzu die Rüqlage in den Reservefonds behufs Ergänzung Tessel ben auf 1/5 0/o des Kapitals in Stammaktien und Prioritätsanleiben mit 79 500 4A. Endlich wurden noch für einige im Jahre 18/8 hervorgetretene Bedürfnisse von der Betriebseinnahme 50 000 („6 abgesetzt. Diese drei Posten mit 201 858 g, entnommen von dem Restertrage von 1511 869 M6, belassen als Reinertrag 1319017. 46 Hiervon konnten unter Be⸗ rücksichtigung der mit 31 627 6 zu zahlenden Eisenbahnfteuer als Dividende 31 i des mit 37 952 400 A emittirsen Stammaktien Kapitals, also 1253 453 M vertheilt werden, und verbleiben als Vortrag für 1879 44 93ẽ

Vie St. Peten sburger Internationale Handels— bank hat, wäie früher gemeldet wurde, eine Gesammtdivsdende von 14' /a für 188 erzie g, gegen J2osg in 1867. Die Gefammteinnahmen 6 Han ke betrugen. 27I7 238 Rbi. hiervon entfallen auf Prerision 292 9185 Rb, auf Zinsen 1 147178 Rb, auf Cambio Coursdiffe— renzen 0 43 Rb, auf Effekten. Gomnsdifferenzen 258 773 Rbl.,

iliale Kü. w 165 454 Rbl. Die Ausgaben betrügen 271 150 Rbl, o daß ein Gewinn von 7 116) 97 Rbi. verbh eb Davon ab 122 305 Rll. an die Direltion, verbleiben als Reingewinn

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