1879 / 115 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 17 May 1879 18:00:01 GMT) scan diff

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sidenten zur Sache gerufen und auf den Charakter der Spe— zialdiskussion verwiesen. Schließlich kam derselbe zu der Ronklusion, daß er abweichend von seinen politischen Freun— den für diese Vorlagen stimmen werde, weil damit die über⸗ gewaltige äußere Konkurrenz in, die nöthigen Schranken zurückgewiesen werde. Er sprach die Hoffnung aus, daß auch die Regelung der inneren Konkurrenz folgen werde, indem aus dem Schutzzoll Sozialistik werde. .

Der Kommissarius des Bundesraths Geheime Regierungs⸗ rath Burchard bat, auch den Antrag Klügmann aus den von ihm gegen den Antrag Delbrück geltend gemachten Gründen abzulehnen, weil so vielfache und sehr detaillirte Exemtionen nur zu unnützen Belästigungen der Zollbehörden führten. Nach⸗ dem der Abg. Schlieper für seinen Antrag gesprochen, erklärte der Abg. Stumm, daß er mit dem Abg. Delbrück darüber einver⸗ standen sei, daß die Kratzenfabrikation einer Erleichterung be⸗ dürfe, nur sei er der Ansicht, daß der vom Abg. Delbrück vorgeschlagene Weg dazu nicht der richtige sei, ein von ihm und dem Abg. Hammacher vorgeschlagener Antrag sei vorzuziehen. Die Abgg. Frhr. von Wendt und Dr. Hammacher be— stritten die Behauptung des Abg. Klügmann, daß die Annahme seines Antrages im Interesse der deutschen Huf— nagelfabrikation liege. Beim Schlusse des Blattes hatte der Abg. Sonnemann das Wort.

In den deutschen Münzstätten sind bis zum 10. Mai 1879 geprägt worden, an Goldmünzen: 1262 559 600 S, Doppelkronen, 405 307 370 G6 Kronen, 27 969 925 ½S½ Halbe Kronen, hiervon auf Privatrechnung 376 088 490 S6 Vorher waren geprägt: 1 261 349 080 6 Doppelkronen, 405 307 370 66 Kronen, 27 969 925 66 Halbe Kronen, hiervon auf Privatrechnung 374 877 970 (0 Summa 1 695 541 335 M

Bis Ende April 1879 sind für Rechnung des Reichs an Landes-Silber⸗- und Kupfermünzen zur Einziehung gelangt: A. Lande s-Silbermünzen in Thalerwährung S566 168 752,42 MS, Außercoursgesetzte Landes-Silbermünzen anderer Währungen 210 530 270,985 S6, zusammen A. 1076699 025,ß8 MS B. Kupf ermünzen 3 512 278,65 M, total A. und B. 1 080 211 302,03 M

Nach einem Erkenntniß des Bundesamts für das Heimathwesen kann in den zu seinem Ressort gehö— renden Streitsachen auch bei Nichtbeantwortung der Klage dieselbe abgewiesen werden, wenn die Behauptung, daß der Unterstützte seinen Unterstützungswohnsitz im Bezirk des Ver— klagten habe, nicht auf schlüssige Thatsachen gestützt ist. Neue Behauptungen und Beweismittel können auch in der Beru— fungsinstanz berücksichtigt werden.

Die Eheschließung eines oder einer vaterlosen, durch die Mutter bevormundeten Minderjährigen bedarf, nach einem Erkenntniß des Ober-Tribunals, vom 3. April 1879, im Geltungsbereiche des Allg. Landrechts der Ge— nehmigung des Vormundschaftsgerichts. Vollzieht der Standes— beamte die Eheschließung vor geführtem Nachweise der erfolgten Genehmigung von Seiten des vormundschaftlichen Gerichts, so ist er aus 5. 69 des Reichs-Civilstandsgesetzes mit einer Geld— strafe (bis zu 600 S) zu belegen, selbst wenn er in Unkennt—⸗ niß der landrechtlichen Vorschrift ohne den gedachten Nachweis die Eheschliezung vollzogen hat.

Mecklenburg Schwerin. Schwerin, 16. Mai. (W. T. B.) Se. Kaiserliche Hoheit der Großfürst Michael von Rußland hat mit seiner Gemahlin und seinem Sohne, dem Großfürsten Nicolaus, heute Abend die Weiterreise nach Karlsruhe und Baden-Baden angetreten.

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 15. Mai. Nach dem von der Staatsschulden-Kontrollkommission des Reichsrathes verfaßten, der „Wiener Zeitung“ beiliegenden Ausweise war mit Ende Dezember 1878 der Stand der gesammten konsolidirten Staatsschuld 29042380475 Fl. 73 Kr., hat sich demnach im Laufe des Jahres um 64195574 Fl. Sß31/„ Kr. vermehrt. Dagegen hat sich die schwebende Schuld der im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder um 12551 958 Fl. 391 Kr. und die Grundentlastungsschuld (51 636 g57 Fl. 84 Kr.) um 7 609 738 Fl. 50 Kr. vermindert. Die gemeinsame schwebende Schuld betrug 364 002 389 Fl. und hat sich im letzten Halbjahr um 25 714 212 Fl. vermehrt.

16. Mai. (W. T. B.) Das Herren haus hat bei Berathung des Viehseuchengesetzes anstatt einer drei⸗ jährigen Uebergangsperiode e ne fünfjährige Uebergangs⸗ periode beschlofsen. Vom Abgeordneten hause wurde indeß dieses Amendement des Herrenhauses mit 128 gegen 79 Stim⸗ men abgelehnt. Beide Häuser sind darauf unter den herkömm— lichen Formalitäten geschlossen worden.

Die „Polit. Korr.“ läßt sich aus Konstantinopel melden, Aleko Pascha dürfe trotz der großbulgarischen Agitation auf eine glänzende Aufnahme von Seiten der ostrumelischeun Bevölkerung rechnen. General Obrutscheff habe seine Rundreise durch Ostrumelien behufs Beschwichtigung der Gemüther fortgesetzt.

17. Mai. Se. Majestät der Kaiser hat aus Anlaß des Abschlusses der österreichisch-türkischen Konvention dem Großvezier Kheyreddin Pascha und dem Minister des Auswärtigen, Karatheodory Pascha, das Großkreuz des Stephans⸗-Ordens, sowie dem Minister des öffentlichen Unter— richts Munif Pascha, das Großkreuz der eisernen Krone verliehen.

Schweiz. Bern, 16. Mai. Der „Bund“ schreibt: „In einigen auswärtigen Blättern, so letzter Tage wieder in einer Berliner Korrespondenz des „Pester Lloyd“, erhält sich konstant das Gerücht, die russische Regierung habe von der Schweiz die Auslieferung eines flüchtigen Russen verlangt, Namens Turikoff, der in Genf sein solle, und von dem man behaupte, er sei der Mörder des Generals Mesenzoff. Wir 6. nun an kompetenter Stelle über die Sache genaue Er⸗ undigungen eingezogen und in Erfahrung gebracht, daß die Auslieferung eines Turikoff Seitens der rufsischen Regierung niemals auch nur mit einem Worte angeregt oder gar ver⸗ langt worden sei. Damit fallen alle weiteren Kombinationen, welche die auswärtige Presse an die Sache geknüpft hat, von selbst dahin.“

Großbritannien und Irland. London, 15. Mai. (Allln. Korr. Aus Simla wird dem „Reuterschen Bureau“ unterm 14. d. M. gemeldet: Die neulich hier aus Kabul ein— gegangene Mittheilung von dem Tode Mohamed Ibrahim

Khans, ältesten Sohnes des verstorbenen Emirs Shir Ali,;

wird dementirt. Derselbe ist indeß sehr krank. Die Unterhandlungen zwischen dem Emir Jakub Khan und dem Major Cavagnari nehmen ihren Fortgang.

Aus Bombay wird unterm 14. d. M. gemeldet: In der gestrigen Nacht brach in Pu nah eine große Feuers⸗ brunst aus. Die Regierungsschule, der Budmarpalast, sämmtliche Gerichtshöfe, die Post, die Polizeiämter und 50 Privathäuser wurden gänzlich eingeäschert. Der Brand ist seitbem gelöscht worden. Man glaubt, er sei das Werk von Brandstiftern.

(E. C.) Die Befürchtungen, daß Ind ien einer neuen Hungersnoth entgegengehe, erhalten durch folgende Nach⸗ richt des „Standard“ aus Lahore, vom 14. Mai, Be— stätigung: Der Transport von Korn zur Abhülfe der Hungersnoth in Kaschmir ist fehlgeschlagen, theils in Folge des Ausbruchs einer Viehseuche unter den Zugochsen, theils in Fol ge der Hindernisse, die von Unternehmern (Höflingen des Maharadja) bereitet werden.

Im Unterhause erklärte in Beantwortung einer An— frage Harcourts der Schatzkanzler Northeote: Die Regie⸗ rung habe keinerlei Erklärung des Inhalts abgegeben, daß die Russen zur Räumung Bulgariens bis zum 3. August nicht verpflichtet seien. Der Berliner Vertrag habe die Räu— mung auf 9 Monate nach erfolgter Unterzeichnung des Ver— trages festgesetzt; diese 9 Monate seien abgelaufen und die Räumung deshalb im Zuge.

16. Mai. (W. T. B.) Die diplomatische Kor⸗ respondenz zwischen England und Rußland be— züglich der Ausführung des Berliner Vertrages in Ostrumelien ist heute unter die Mitglieder des Parla⸗ ments vertheilt worden. Aus derselben geht hervor, daß zwischen beiden Mächten ein thatsächliches Einverständniß er—

zielt wurde. Die getroffene Vereinbarung wurde in einem hu ; , mittelt werden.

diplomatischen Schriftstück niedergelegt, welches der Pforte mit— getheilt worden ist. England verpflichtet sich in demselben, die Pforte nachdrücklich auf die Nothwendigkeit hinzuweisen, die un— verletzlichen Rechte und administrativen Privilegien aufrecht zu erhalten, welche Ostrumelien ertheilt worden sind. Rußland giebt die Zusicherung, daß, wenn die Bevölkerung Bulgariens und Ostrumeliens nicht friedlicherweise die Institutionen an— nehmen sollte, welche ihr durch den Berliner Vertrag bewil— ligt wurden, diese Bevölkerung keine Unterstützung von Ruß— land zu erwarten haben werde. Rußland werde im Gegen— theil seinen ganzen Einfluß aufwenden, um die Bevölkerung den getroffenen Abmachungen geneigt zu machen.

In der heutigen Sitzung des Oberhauses beleuchtete der Herzog von Argyll die Resultate der englischen Politik in Europa und Asien, und behauptete, der Zweck derselben, die Macht Rußlands zu beschneiden und ein schnelles Hinschwinden der Türkei zu verhindern, sei nicht er— reicht worden. Argyll griff sodann die Politik der Regierung bezüglich Afghanistans an. Der Premier, Earl Beacons— fiehd, sprach sein Bedauern darüber aus, daß Argyll von Afghanistan gesprochen habe, in dem Augenblicke, wo wir mit einem Gaste, der sich selbst eingeladen hat, aber von uns hochgeehrt ist, im englischen Lager über den Abschluß eines Friedens und Freundschaftsvertrages verhandeln. Die Bemerkungen Argylls könnten diesen Unterhandlungen sche— den. Earl Beaconsfield vertheidigte sodann die Regierung, indem er zunächst einen geschichtlichen Ueberblick über die Ereignisse der letzten Jahre gab. Redner betonte, daß die Räumung von Bulgarien und Ostrumelien durch die russischen Truppen 9 Monate nach dem Austausche der Rati⸗ fikation des Berliner Vertrages beginnen und dann mit Promptheit innerhalb einer angemessenen Zeit beendet werden solle Es könne als wahrscheinlich gelten, daß sich die Räu⸗ mung bis zum 3. August ausdehnen werde. Die Rede Argylls sei ein leidenschaftliches Argument zu Gunsten eines Krieges mit Rußland. Rußland habe die Türkei hesiegt; seine Ansprüche müßten berücksichtigt werden. Die Politik de: Regierung habe darauf abgezielt, die Türkei als einen unah— hängigen politischen Staat zu erhalten; die Regierung sei immer der Ansicht gewesen, daß das einzige Mitrel, die Türkei zu stärken, darin bestehe, die Lage ihrer Unterthanen zu bessern. Earl Beaconsfield erinnerte an das, was urch den Berliner Vertrag erreicht worden sei: Serbien habe durch die Erfüllung der Bedingungen des Berliner Vertrages seine Unabhängigkeit erhalten; in Rumänien beständen zwar noch einige Schwierigkeiten, doch habe er Grund zu glauben, daß dieselben bald beseitigt werden würden. England werde sicherlich auf der Erfüllung der Bedingungen des Ber— liner Vertrages bestehen und, wie er glaube, würden die übrigen Mächte ein Gleiches thun. Die großen Erfolge der Politik der Regierung seien vielleicht der Gegenwart der eng⸗ lischen Flotte und dem festen Ton zuzuschreiben, den dle Regierung in St. Petersburg bezüglich ihrer Absichten ange— schlagen habe; trotzdem müsse er indessen gern anerkennen, daß Rußland den Geist weiser Nachsicht gezeigt habe und auf— richtig wünsche, einen Zustand zu schaffen, den herbeizuführen England es unterstützen werde, nicht nur im Interesse Ruß— lands, sondern im Interesse Aller. Lord Kimberley kri— tisirte ebenfalls die Politik der Ressierung. Der Marquis von Salisbury wies zunächst die Angriffe Argylls bezüglich Afghanistans zuruͤck und hob sodann hervor, was Ostrumelien angehe, so werde durch das in dieser Beziehung getroffene Arrangement die innere Verwaltung von der äußeren getrennt und der Bevölkerung eine selbständige Verwaltung gestattet. Die Vertheidigung des Landes und die Verhinderung einer Insurrektion oder einer Invasion hänge indessen direkt von der Autorität des Sultans ab. Im Falle einer Insurrektion könnten allein tür⸗ kische Truppen herbeigerufen werden; dem Sultan allein stehe das Recht zu, alle Grenzen zu besetzen. In äußeren Ange— legenheiten Ostrumeliens habe daher der Sultan unum—⸗ schränkte Gewalt, während sich letztere hinsichtlich der inneren Fragen allerdings vermindert habe. Er könne sich der Ansicht Kimberley's nicht anschließen, daß der Sultan nur Autorität haben würde, wenn er ein despotischer Herr wäre. Er glaube im Gegentheil, daß der Sultan mit

; y * 9 soj NM 6 ö 7 . f . 2 sehr wesentlicher Gewalt ausgestattet je Benn nur Stagts vative gewählt, außerdem sind 5 Stichwahlen nothwendig, bei

männer gefunden werden könnten, die im Stande wären, ihre

Aufgabe zu erfüllen, so würde das türkische Reich als eine verhältnißmäßig begrenzte Monarchie fortbestehen. Es sei irrig,

zu glauben, daß die Regierung bei der Lösung der orien alischen Frage nur die Interessen der Pforte erwogen habe. Die Re⸗ gierung wünsche die Erhaltung der Türkei, nicht aber in ihrer

srüheren Größe, denn es sei evident geworden, daß die Kraft der Tückei derartig vermindert worden sei, daß sie ihre

frühere Grenzen nicht behaupten könne. Die Regierung

glaube noch, daß die Besetzung Bosniens und der Herze⸗ gowina eines der wichtigsten Ergebnisse im Interesse der Melt il ner daß das Ergebniß des Berliner Vertrages das sei, der Türkei eine Stellung zu geben, welche, falls die Letztere noch die Lebensfähigkeit besitze, deren die Regie⸗ rung sie fähig halte, und Staatsmänner habe, die sie durch die schwierige Krisis hindurchführen könnten, ihr eine ver— längerte Existenz sichern könne. Jedenfalls müßten die ge— troffenen Arrangements die Wirkung haben, die Katastrophe zu verzögern, welche, wenn sie eintrete, für die Welt eine fürchterliche sein müsse. Earl Granville erklärte darauf, er glaube, der Zweck des Angriffes sei erreicht und das Land über die eigentliche Wirkung des Berliner Vertrages unter— richtet. Der Herzog von Argyll zog demnächst seinen Antrag auf Vorlegung der Schriftstücke zurück.

Frankreich Paris, 6 Mai, (Jr,. Rn) Das Plenum des Staatsraths hat heute über die von dem Minister des Innern, Lepére, gegen den Erzbischof von Aix geführte Beschwerde verhandelt. Der Staatsrath besteht aus 22 ordentlichen Mitgliedern, worunter 4 Sektions⸗-Präsi— denten und 1 Vize-Präsident, 15 außerordentlichen Räthen, 24 Requetenmeistern, 1 Generalsekretär, 10 Auditoren erster und 24 Auditoren zweiter Klasse. Stimmberechtigt sind aber nur die 22 (zur Zeit 21) ordentlichen Staatsräthe, und von den außerordentlichen die beiden Vertreter der Ministerien des Innern und der Justiz. Staatsrath Marbeau erstattete den Bericht, demzufolge der Erzbischof von Aix des Mißbrauchs der Amtsgewalt für schuldig erklärt werden soll. Ohne Zweifel wird dieser Antrag noch im Laufe der heutigen Sitzung zum Beschlusse erhoben (laut telegraphischer Meldung geschehen) und der letztere an den Minister des Innern be— hufs BVestätigung durch den Prasidenten der Republik über—

In der Deputirtenkammer wird Lockroy seine Interpellation über die allgemeine Politik des Ministeriums erst am Montag einbringen. Zuvor will derselbe noch am Sonnabend oder Montag an den Kultus— Minister eine Anfrage wegen der Maßnahmen richten, welche er gegen die Geistlichen der Diözese von Aix zu ergreifen gedenke, die ihren Erzbischof zu dem beim Staatsrath gegen ihn anhängig gemachten Prozesse beglückwünscht haben. Hr. Pierre Legrand, Deputirter für Lille, hat heute eine Petition von 25 000 Arbeitern des Norddepartements, welche auf Erhöhung der Zolltarife dringen, auf den Tisch der Kammer niedergelegt.

Die Führer der äußersten Linken entwickeln seit einigen Tagen eine besonders lebhafte Agitation. Wie Els— menceau am letzten Sonntag in Paris eine Rede gehalten hat, so sprachen Guyot und Bonnet-Duverdier in Lyon, und am nächsten Sonntag wird, wie die „Revolution frangaise“ anzeigt, Louis Blanc in Troyes eine große politische Rede zum Besten der Amnestirten halten.

16. Mai. (Rép. fr.) In der gestrigen Sitzung des Minister-Conseils theilte der Minister des Innern Lepére die Hauptartikel seines Munizipalgesetz-Ent— wurfs mit. Der Entwurf wird in nächster Zeit der Depu— tirtenkammer vorgelegt werden. Hr. Duvaux wird in der Kammer einen Gesetzentwurf einbringen, welcher die Militär— geistlichen abschaffen soll. .

(Journ. off.) Während der vier ersten Monate des laufenden Jahres hat der Werth der in Frankreich einge— führten Waagren 1438 222 000 Fres. (156 Millionen mehr als in der entsprechenden Periode des Vorjahres), der der . n 84 601 000 Fres. (21,5 Milliionen mehr) be⸗ ragen.

Spanien. Madrid, 16. Mai. (W. T. B.) Die von der „Agence Havas“ verbreitete Nachricht, daß die spanische Regierung in Bezug auf die sozialistische Bewegung von einigen Mächten Noten erhalten habe, ist unbegründet.

tn, Rom, 16 Mai ,,, militare“ erklärt die Nachricht von einem zu erwartenden Dekret, betreffend Aenderungen in der Uniformirung der Armee, für ungenau und verfrüht.

(Gazz. d'Italia. Das Projekt, betreffend den Rück⸗ kauf der römischen Eisenbahnen, überläßt der gegen— wärtigen Gesellschaft nebst einem aus 11 Mitgliedern be— stehenden Verwaltungsrath den Betrieb auf 27 Jahre. Die Regierung dagegen behält sich die Ernennung von 7 Mit— gliedern sowie des Präsidenten des Verwaltungsraths vor, und ebenso die des Betriebsdirektors und des Vize-Direktors. Ferner behält sie sich vor, die Dauer von 2 Jahren des pro— visorischen Betriebes mittelst vorläufiger Benachrichtigung abzukürzen.

Türkei. Pera, 14. Mai. (W. Pr.) Das o strumelische Ministerium wird im Ganzen aus vier Departements, und zwar für Krieg und Polizei, Inneres, Finanzen und Justiz bestehen. Die Träger dieser Portefeuilles sollen den verschie— denen Nationalitäten und Konfessionen angehören.

Konstantinopel, 16. Mai. (W. T. B.) Die hiesigen Journale veröffentlichen eine amtliche Bekanntmachung des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten, worin der Betrieb der zwischen Haydar-Pascha und Izmid (auf der asia⸗ tischen Seite des Marmarameeres) in einer Länge von über 100 km fertig gestellten Eisenbahn zur festen Begebung ausgeboten wird. Das nämliche Verfahren soll auch ein⸗ treten bezüglich der Vollendung der Eisenbahn von Mu— dania nach Brussa, wobei zugleich die Befugniß zur Ver— längerung dieser Eisenbahnlinien ertheilt werden soll. Die Planirungs- und Erdarbeiten auf dieser Eisenbahnlinie sind vollendet und ein großer Theil der Strecke Mudania⸗Brussa ist bereits auch mit Schienen belegt. Das Arbeits— Ministerium ist im Uebrigen noch besonders angewiesen wor—

den, alle für industrielle Unternehmungen oder ähn—

liche Zwecke ihm zugegangenen Submissionsofferten einer eingehenden Prüfung zu unterziehen.

Rumänien. Bu karest, 16. Mai. (W. T. B.) Im ersten Wahlkollegium sind 17 Liberale und 8 Konser⸗

welchen nach dem bisherigen Wahlergebniß die liberalen Kandidaten die meisten Aussichten haben dürften. Unter den gewählten Liberalen befinden sich: Rosetti, Campineanu, Vernesen, Pherekidi, Robescu, General Magheru und Fleva Von bekannten Konservativen sind gewählt: Boerescu, Majo⸗ rescu, Cathargi und Lahovari.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 15. Mai. (St. Pet. Herold. Die Gesetzsammlung veröffentlicht einen

Kaiserlichen Ukas vom 23. April, welcher den Uas vom 5. April d. J. ergänzt und folgendermaßen lautet:

Unser Ramentlicher Ukas an den dirigirenden Senat vom 5. April sezt fest: unabhängig von den Gouvernements, welche den im Ukase genannten General⸗ Gouverneuren anvertraut sind, ihnen auch einige Gegenden der angren⸗ zenden Gouvernemeuts, welche in Folge werden genannt werden, zu unterstellen. ;

Gegenwärtig haben wir es für gut befunden, den General— Gouverneuren von Moskau, Warschau und Kijew, wie auch den zeitweiligen von St. Petersburg, Charkow und Odessa anheimzustellen, in Fällen, wo es nöthig erscheint, den er— wähnten Ukas auch auf die Gouvernements auszudehnen, welche zum Bestande der lokalen Militärbezirke gehören.

Der dirigirende Senat wird nicht unterlassen, die nöthi⸗ gen Anordnungen zur Ausführung dessen zu treffen.“

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17. Mai. (W. T. B.). Nach hier aus Livpa dia, vom 16.8. M, eingegangenen Nachrichten überreichte die gestern ein— getroffene bulgarische Deputation dem Fürsten Alexan— der heute die Atte seiner Erhebung auf den bulgarischen Fürstenthron. Mittags um 12 Uhr wurde der Fürst an der Spitze der Deputation von Sr. Majestät dem Kaiser

Alexander empfangen, wobei der Fürst in französischer Sprache folgende Worte an den Kaiser richtete: „Nachdem ich von der Deputation die Akte meiner Erhebung auf den bul-⸗

garischen Thron empfangen habe, erachte ich es für meine erste Pflicht, Ew. Majestät als Befreier unseres Volkes meine Dankbarket auszusprechen.“ Die Deputation wurde hierauf zur Kaiserlichen Tafel gezogen.

16 Mai, (dt. el Ae) Der tab des

12. Armee⸗Corps trifft aus Burgas am 8. /20. Mai hier ein. Der Rückzug der Truppen aus Rustschuk und Si⸗ listria über Reni nach Bender begann am 29. April (11. Mai).

Amerika. Washington, 13. Mai. (Allg. Korr.) Im Repräsentantenhause fand heute, ohne vorherige Debatte, eine Abstimmung über die Frage: „Soll das Armeegesetz trotz der Einwände des Präsidenten angenom— men werden?“ statt. Das Resultat war ein Parteivotum von 127 Stinmen für und 97 gegen die Annahme. Die Demokraten und Mitglieder der Greenback-Partei stimmten dafür. Die Vorlage ist also verworfen, da sie nicht die erforderliche Zweidrittel-Majorität erhalten hat.

14. Mai. Der Senat hat mit 37 gegen 25 Stimmen eine Resolution zu Gunsten ber Zahlung der Pensionen mit den, bisher als Spezialfond für die Einlösung des kleinen

Papiergeldes reservirten, 10 000 900 Dollars Greenbacks

angenommen. Das Comité des Repräsentantenhauses hat den Vorschlag, Rationen unter die leidenden Neger⸗ Flüchtlinge in Kansas zu vertheilen, verworfen.

Der New-Yorker Korrespondent der Daily News.“

berichtet Einzelnheiten über die Negerauswanderung

von den Südstaaten nach Kansas. Die Bewegung scheint danach in der Zunahme begriffen zu sein. Man rech⸗ net, daß 10000 Schwarze auf dem Wege nach Kansas durch St. Louis gekommen sind, und glaubt, daß ihre Zahl noch größer gewesen sein würde, wenn die Pflanzer sich weniger energisch gezeigt hätten. Unter den Flüchtlingen herrscht große Noth, und es wurden im ganzen Norden Subskriptionen für dieselhen veranstaltet. Einige der südlichen Zeitungen sprechen bereits die Befürchtung aus, daß die Negerauswanderung beim nächsten Census im Jahre 1880 zu einer Aenderung der gegenwärtigen Vertheilung der Mitglieder führen werde. Die Pflanzer fühlten sich allerorts beunruhigt. Es liegt auf der Hand, bemerkt der Korrespondent, daß die Unzufriedenheit unter den Schwarzen eine allgemeine ist, und es wird Nie mand überraschen, wenn die Bewegung, obgleich sie für den Augenblick sich auf Mississippi und Louisiana beschränkt, früher oder später sich auf die beiden Carolinas und Georgia er— strecken sollte.

Die Regierung hat gewisse Indianer auf freien Fuß gesetzt, und zwar in Folge einer Entscheidung des Bundes— gerichts von Nebraska, daß, in Gemäßheit der Verfassung, die Indianer dieselben Rechte wie die Weißen besäßen, und daß ihre zwangsweise Uebersiedelung von einem Distrikt nach dem anderen gesetzwidrig sei. Die Regierung wird gegen diese Entsch idung bei dem obersten Gerichtshofe appelliren, da sie dieselbe als einen ernstlichen Schlag gegen ihre Indianer— politik betrachtet.

16. Mai, (B. T. B) Das Repräsentanten⸗ haus hat bis jetzt alle zu der Silberbill gestellten Amendements verworfen. Das Amendement, nach welchem das Gewicht für den Silberdollar auf 460 Grains festgesetzt werden sollte, wurde mit 124 gegen 53 Stimmen abgelehnt.

Süd-Amerika. (Allg. Corr) Ueber den Verlauf des Krieges zwischen Peru und Chile wird aus Val— poraiso unter dem 19. April via Lissabon gemeldet: „Am 12. d. M. griffen die peruanische Korvette „Union“ und das Kanonenboot „Pilcomayo“ das chilenische Kanonenboot „Magallanes“ auf der Höhe von Loa an. Der Befehlshaber des „Magallanes“ meldet, daß er die perua⸗ nischen Kriegsschiffe zurückgeschlagen habe, nachdem die „Union“ kampfunsähig gemacht worden sei. Die chile nische Panzer—⸗ Fregatte „Almirante Cochrane“ ist seitdem zu dem „Magallanes“ gestoßen. Die bolivignischen Truppen haben Atacama wieder genommen. Valparaiso wird rasch befestigt. Hier eingegangenen Meldungen aus Jujuj, vom heutigen Datum, zufolge, ist der Pnräsident Daza an der Spitze von 16 060 Mann bolivianicher Truppen abmarschirt, um die Chilenen anzugreifen.“

Aus Santiago in Chile wird unterm 19. d. M. ge— meldet: „Trotzdem die Deputirtenkammer einen Tadelsantrag gegen das Ministerium mit einer Majorität von 31 Stimmen verworfen hat, trat das Ministerium aus dem Amte, und es wurde ein neues Kabinet gebildet, das wie folgt zusammengesetzt ist: Senor Antonio Varas Inneres, Senor Santa Maria Auswärtige Angelegenheiten, Señor Jorge Hungens Justiz, Senor Augusto Matta Finanzen, General Basilio Urrutia Krieg. Eine Deputation ar au⸗ anischer Häuptlinge hatte heute eine Audienz bei dem Präsidenten und erbot sich, ein Kontingent Indianer zum Beistande Chiles zu stellen.“

Einer Meldung aus Callao zufolge, hat Senor Pierola der peruanischen Regierung telegraphisch seine Absicht kundgegeben, von Valparaiso nach Peru zu kommen, um seine Dienste zu ihrer Verfügung zu stellen. Die Regierung hat dieses Anerbieten angenommen.

Nr. 20 des „Central⸗Blatts für das Deutsche Reich“, herausgegeben im Reichskanzler⸗Amt, hat folgenden In— halt: Allgemeine Verwaltungssachen: Verbot einer ausländischen Druckschrift; Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet. Münz⸗ und Bankwesen: Uebersicht über die Ausprägung von Reichs⸗Goldmünzen; Goldankäufe der Reichsbank; Uebersicht über die bis Ende April d. J. eingezogenen Landesmünzen. Finanz-

wesen: Bekanntmachung, betreffend die Ausgabe von Schatzanweisun—

gen im Betrage von 16000 000 „S. Zoll und Steuerwesen: Nach⸗ weisung der Einnahme an Wechselstempelsteuer im Monat April 1879; Personalnachrichten über Reichsbevollmächtigte und Stations- kontroleure; Erweiterung eines Kontrolbezirks; Befugniß einer Steuerstelle. Heimathwesen: Zwei Erkenntnisse des Bundesamts für das Heimathwesen. Eisenbahnwesen: Eröffnung neuer Bahn— strecken und Stationen. Marine und Schiffahrt: Ertheilung von Flaggenattesten.

Die Nr. 32 des „Amtsblatts der Deutschen Reichs⸗ Post⸗ und Telegraphenverwaltung“ hat folgenden Inhalt: Verfügungen: vom 12. Mai 1879: Zeitungsverkehr mit Bayern; vom 9. Mai 1879: Ansatz des einzuziehenden Bestellgeldes auf der Rückseite der Briefe ꝛc. bz. Ablieferungsscheine; vom 10. Mai: Er— öffnung der Eisenbahnstrecke Groß⸗Streblitz⸗Tost; vom 12. Mai 1879: Eröffnung der Eisenbahn Coblenz⸗ (Sraatsbahnhof) Niederlahnstein; vom 127. Mai 1879: Eröffnung der Eisenbahn Coblenz⸗Ehrang (Trier); vom 12. Mai 1879: Eröffnung der Eisenbahn Neustettin⸗ Posen über Schneidemühl; vom 12. Mai 1879: Eröffnung der Eisen⸗ bahn Berlin⸗Sangerhausen.

Sta tistische Nachrichten.

Die Ergebnisse der deutschen Gewerbezählung vom 1. BVezember 1875 sind in diesen Tagen vom Kaiserlichen sta⸗ tistischen Amte in zwei starken Bänden soweit zur Veröffentlichung gebracht worden, als sie sich auf die Zahl der Betriebe, des Perso⸗ nals und einiger Arbe tsmaschinen in den einzelnen Gewerben und im Ganzen beziehen. Genauere Angaben über die Betriebs« und Personalverhältnisse und die Umtriebs⸗ und Arbeits maschinen in allen Gewerbebetrieben, welche mehr als 5 Gehülfen beschäftigen, sollen in einem ähnlich umfangreichen Druckwerke in Kurzem nachfolgen.

Die vorliegende Bearbeitung enthält die Reichsvorschriften über die gewerbestatistiscihe Aufnahme von 1875, die Darstellung des Ver— fahrens bei den früheren entsprechenden Erhebungen des Zollvereins von 1846 und 1861 und eine Erläuterung des für die Aufnahme von 1875 inne gehaltenen Verfahrens, sowohl bezüglich der vom Reiche für die gemeinsame Statistik aller deutschen Staaten ge— stellten Forderungen, als derjenigen Erweiterungen, welche die ein“ e Staaten in verschiedener Weise für ihre Gebiete durchgeführt

aben.

Darauf werden speziell für alle Staaten und ihre größeren Ver— waltungsbezirke, im Einzelnen für je 83 Abschnitte des Reiches, die 204 verschiedenen Arten von Gewerben nachgewiesen, welche die Reichsstatistik unterscheidet. Außer den nöthigen Hauptzusammen— stellungen folgt dann noch eine besondere Uebersicht der Werkstätten des Eisenbahn⸗, Post⸗ und Telegraphenbetriebes.

Die gedachten 204 Gewerbsarten umfassen die Kunst« und Han⸗— delsgärtnerei, die Fischerei, das Berg., Hütten und Salinenwesen, die Industrie mit Einschluß des Bauwesens, den Handel und Verkehr und die Erquickungs⸗ und Beherbergungsgewerbe. Sie beziehen sich also nicht mit auf die Land- und Forstwirthschaft und die persönlichen Dienstleistungen, auch sind die von der Militärverwaltung und der Verwaltung der Kriegsmarine betriebenen Anstalten gewerblicher Natur, der Eisenbahn«, Post« und Telegraphenbetrieb als solcher, das Versicherungswesen, die Heilanstalten, der Gewerbebetrieb der Aerzte aller Art, der Hebammen, des ärztlichen Hülfspersonals und der Todtenbestattung, das Musikgewerbe, das Theatergewerbe und die Schaustellungen aller Art, der Gewerbebetrieb im Umherziehen und die Arbeiten in Besserungs⸗ und Strafanstalten von der Ge— werbeaufnahme ausgeschlossen worden.

In denjenigen Gewerbtarten, über welche die Erhebungen sich erstreckt haben, sind im Deutschen Reiche 2927 955 Gewerbebetriebe gezählt worden, welche mindestens eine Person ausschließlich oder doch hauptsächlich beschäftigten, und außerdem 302 356 Betriebe derselben Kategorien, in welchen Personen nur nebenher arbeiten. In den erstgedachten 2927 955 Betrieben waren am 1. Dezember 1875 6470 630 Personen, darunter 1114619 weibliche, beschäftigt. Unter diesem gewerblichen Personal waren 2412 184 Männer und 532 900 Frauen als Geschäftsleiter, 2521 477 Männer und 549 630 Frauen als Gehülfen und Arbeiter und 422 350 männliche und 32 089 weibliche Lehrlinge thätig. Dabei wurden 531 270 Webstühle, 43419 Wirk- und Strumpfstühle und 141 764 Nähmaschinen mit Trittbewegung gezählt. 2 858 405 Haupt. und 287 711 Nebenbetriebe beschäftigten nicht mehr als je 5 Gehülfen, und zwar die ersteren zufammen 4159 231 Personen; 69 5506 Haupt, und 14 645 Neben betriebe dagegen jeder mehr als 5 Gehülfen, und die ersteren zu— sammen 2311 399 Personen.

Nach dem Bericht über die Geburten und Sterhe— fälle in München und seinen einzelnen Bezirken während des J. Viertellahres 1879 ist die Einwohnerzahl Münchens für 1. Ja—⸗ nauar 1879 auf 230 000 festgestellt. Daraus berechnet sich für das erste Vierteljahr 1879 bei einer Gesammtzahl der Lebendgeborenen von 2389 eine Geburtenziffer von 41,55 bei einer Sterbefallszahl von 1879 eine Sterblichkeitsziffer von 32,68. Die Vergleichsziffern sind für Geburten im I. Vierteljahr 1878 42,27. für Sterblichkeit 37,8: im IV. Vierteljahr 1878 für Geburten 39,64, für Sterblich—⸗ keit 31,10; im Jahre 1878 für Geburten 40,57, für Sterblichkeit 34,11. Die Tagesdurchschnittszahl betrug für die Lebendgeborenen 2654 für die Gestorbenen 20,88. Die Vergleichszahlen sind für Lebendgeborene im J. Vierteljahr 1878 26,06, für Gestorbene 23 30; im IV. Vierteljahr 1878 für Lebendgeborene 23,91, für Gestorbe e 18,76; im Jahre 1878 für Lebendgeborene 25,12, für Gestorbene 21,12.

Von je hundert Lebendgeboren des 1. Vierteljahres waren 50, 40 Knaben, 49,50 Mädchen, 71,75 ehelich, 28,25 außerehelich, 90,5 t von katholischen, 1438 von israelitischen, 8. M4 von protestanti⸗ schen, O, M4 von anderen Eltern bezw. Müttern. Todtgeboren waren 74 Kinder, auf je hundert 51,35 Knaben, 48,65 Mädchen, 63,51 ehe—⸗ liche. 36,49 außereheliche. Von je hundert Geborenen waren 3,00 todtgeboren, von je hundert ehelichen 2, 7, von je hundert außer ehelichen 3,8h. Zwillingsgeburten haben 29 stattgefunden und zwar 20 in und 9 außer der Ehe. In 16 Fällen waren beide Kinder männlichen, in 6 Fällen beide Kinder weiblichen, in 7 Fällen die Kinder gemischten Geschlechts. Davon waren 8 eheliche Kinder und U außereheliches todtgeboren.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

„Ergänzung zum Generalstaͤbswerk 1866 und 1870— 1871. Biographien, Porträts und Faesimiles der Führer der deutschen Heere bis einschließlich der Führer einer Diviston in den Feldzügen von 1848, 1849, 1864, 1866 und 1870-717. (Kleinere revidlrte Ausgabe des Werkes „Die Generale der deutschen Armee“ .) Sr. Majestät dem Kaiser und König Wilhelm gewidmet. Herausg— gegeben und redigirt von G. von Glasenapp. (Verlag der „Militaria“ Verlagsbuchhandlung für Militärliteratur 1G. von Glasenapp] Berlin W., Blumenthalstraße 10). Die Generalstabswerke über die Feldzüge 1666 und 1870,71 bringen selbstverständlich nur die Namen und Chargen der handelnden Personen ohne eine Charakteristik derselben oder weitere biographische Angaben. Zu einer solchen Charakteristik liefert der Verfasser in dem vor— liegenden Werk das vollständige und geordnete biographische Material, den Rahmen, zu welchem die Beigabe der Porträts in Photographien als eine wünschenswerthe und für spätere Zeiten besonders werthvolle Vervollständigung erscheint. Der Zweck dieses Werkes ist demnach, eine biographische und bildliche Ergaͤnzung zu den Generalstah werken zu liefern. Se. Majestät der Kaiser und König haben die Widmung diefes Werkes anzunehmen geruht. Es werden die

Biographien, Porträts und Faesimiles von 140 Generalen aufge— nommen, und zwar aller Generale, die eine Division oder einen ent— sprechend größeren Truppenkörper vor dem Feinde führten, sowie die der gefallenen Generale. Das Werk bildet somit eine biographische Ruhmeshalle der Führer der deutschen Armee in den Feldzügen 1866 und 1870,71. Alle Biographien sind bis auf die neueste Zeit korrekt weitergeführt.

Das Werk erscheint in 14 Lieferungen mit je 19 Biographien und Porträts, in dem Format des Generalstabswerkes. Die Verlags⸗ handlung hat die besten Kräfte für die Porträt ⸗Reproduktion gewonnen, nämlich? Jos. Albert in München, Fr. Bruckmann in München, J. B. Obernetter in München, Robert Prager in Berlin, Roemmler und Jonas in Dresden; für den Holzschnitt: Professor L. Burger in Berlin. Auch die Ausstattung in Druck und Papier ist vor— züglich. Der Subskriptionspreis ist für die Lieferung von 10 Porträts und Biographien (welche häufig mehrere Seiten einnehmen) auf nur 5 n festgestellt (also für je ein Porträt und eine Biographie nur 50 S). Nach dem Erscheinen des kompleten Werkes tritt der Ladenpreis von 10 M pro Lieferung ein. Allmonatlich erscheint eine Lieferung oder eine Doppellieferung.

Die in einem dauerhaften sauberen Einbande vorliegende 1. Lie⸗ ferung enthält auf 53 Blättern die Porträts mit Facsimiles und biographischen Daten: Sr. Majestät des Kaisers und Königs und der General⸗Feldmarschälle Prinz Carl von Preußen, Graf von Wran⸗ gel, Friedrich Carl, Prinz von Preußen, Friedrich Wilhelm, Kron⸗— prinz des Deutschen Reiches und Kronprinz von Preußen, albrecht, Prinz von Preußen, Graf von Moltke Albert, König von Sachsen, Graf von Roon, und Friedrich Franz, Großherzog von Mecklenburg⸗ Schwerin.

Der Deutsche Verein zur Verbreitung gemeinnütziger Kennt⸗ nisse in Prag hat eine neue Schrift herausgegeben: „Die Ober⸗ fläche der Erde, einer volksverständlichen Geographie physischer oder erster Theil“, von J Lippert. (Mit vielen Holzschnitten. 184 Seiten. Verlag des Deutschen Vereines zur Ver⸗ breitung gemeinnütziger Kenntnisse in Prag. Preis 1 Fl. e,, 3 nee,, ö. W.) Dieses populär gehaltene Lehrbuch berücksichtigt die großen naturwissenschaftlichen Forschungen, welche die Wissenschaft der Geographie umgestaltet haben: es ist keine Aufführung von Namen und Zahlen, sondern eine lebensvolle Einführung in eine einheitliche Auffassung der Gesammtheit aller Erscheinungen der Er oberfläche. Bei dem größeren Umfange, den eine solche Darstel lung annehmen mußte, sind Völker und Staaten einem zweiten Theile vorbehalten, während der er e die Erde als solche behandelt. Das Buch macht zuerst an einem Beispiele das Bild der Karte ver⸗ ständlich und entwickelt, vom Einzelnen ausgehend, die Verhältnisse und Maße der Erdoberfläche. Es stellt dann die Thatsachen zusam⸗ men, welche die Vorgänge der Erwärmung durch die Sonne, die Wärmevertheilung durch das Meer erklären, entwickelt die Gesetze der Bewegung von Wasser und Luft und führt so zum Verständniß der Meteorologie und Klimatologie. Denselben Weg schlägt die zweite Abtheilung ein, welche die Erd⸗— theile und Länder lebendig schildert, wobei auf die klimatischen Er⸗ scheinungen und die Verbreitung der Pflanzen und Thiere besondere Rücksicht genommen wird. Mitteleuropa, namentlich Deutschland und Oesterreich-⸗Ungarn sind dabei besonders ausführlich behandelt worden. Die Abbildungen sind so gewählt, daß sie nur besonders Charakteristisches zur Anschauung bringen, oder, wie die Höhen— zusammenstellungen, der vergleichenden Vorstellung zu Hülfe kommen. Die Art der Darstellung ist eine solche, daß das Bach sich trotz seines wissenschaftlichen Inhalts leicht und angenehm liest.

In den „Times“ wird die fast abenteuerliche Geschichte der Entdeckung eines bisher unbekannten Kunst werkes, das einem der größten Künstler der Renaissance in Italien zugeschrieben wird, berichtet. Es soll nämlich eine Arbeit des Floreatiners Do⸗ natello (1386 1466), des realistischen Regenerators der Plastik in Italien, sein, welche erst jüngst entdeckt und von dem Kensington⸗ Museum in London erworben wurde. Der englische Kunstforscher Robinson berichtet darüber in den Times:: Das Werk ist ein Marmorsarkophag, an dessen Vorderseite die liegende Gestalt einer Heiligen und zwei Engelknaben mit Rauch⸗ fässern in Relief dargestellt sind. Diese Reliefs sollen von außerordentlicher künstlerischer Schönheit sein und besonders die Gestalt der Heiligen in sehr flachem Relief wie auf den Marmor gemalt etscheinen. Robinson hatte vor einigen Monaten von einem Antiquitätenhändler in Venedig eine Photographie des Sark ophages erhalten und will auf den ersten Blick nicht blos den hohen Werth desselben, sondern sogar den Künstler selbst erkannt haben. Auf seine Veranlassung wurde das Objekt durch Vermitt⸗ lung eines italienischen Kunsthändlers in London für das Kensi gton⸗ Museum um eine „verhältnißmäßig sehr kleine Summe“ erworben. Es ist fast unglaublich, wie ein solches Kunstwerk verloren gehen konnte. Der letzte Eigenthümer hatte den Sarkophag in Padua er— worben, wo derselbe in einem Garten oder Weinberge lag und wahrschein⸗ lich schon seit zwei Jahrhunderten als Wassertrog diente, doch war die Seite mit den Figuren nach abwärts gekehrt, weshalb man im Laufe der Zeit die Exsstenz derselben vergessen hatte. Robinson glaubt anzunehmen, daß dieser Sarkephag die Gebeine der heiligen Justind umschloß und in der dieser Heiligen gewidmeten Kirche in Padua stand, wo Donatello zehn Jahre lang lebte und viele seiner Werke arbeitete. Als im Jahre 1627 der Chor der Kirche umge⸗ baut wurde, wurden auch die Reste der Heiligen in einen andern, dem damaligen Geschmack entsprechenden Sarkophag aus kostharem Material gelegt, Donatello's Werk aber entfernt und verschleudert, bis es endlich nach dritthalbhundert Jahren wieder neu entdeckt wor den ist.

München, 15. Mei. Wie die „Allg. Ztg.“ vernimmt, hat Se. Majestät der König genehmigt, daß das Gemälde von Kurzbauer, betitelt Ein ländliches Fest“, mit dem Vor⸗ behalte des Staatseigenthums in der Neuen Pinakothek zur öffentlichen Anschauung ausgestellt werde. An Stelle des ver— storbenen Professors Dr. Johannes Huber ist der Professor der Philosophie Dr. von Prantl zum Mitgliede des Kura toriums des Maximilianeums ernannt worden.

Paris, 15. Mai. Graf Ferdinand de La steyrie, Mit⸗ glied der Akademie der Inschriften, ist gestorben. Seine Geschichte der Glasmalerei (1838 i858) wurde vom Institut mit dem Preise gekrönt. Seine zahlreichen anderen Schriften behandeln die mittel alterlichen Kunstgewerbe, die moderne Malerkunst, die Pariser Bauten, sowie Vorschläge zur Hebung des Geschmacks und jur Förderung des Ackerbaus (.Der Bauer, was er ist und was er sein sollte!).

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Auf Anregung und unter Vorsitz des General-Sekretärs Petersen aus Oldenburg iraten am Mitiwoch Abend im Lokale des Klubtz der Landwirthe hierselbst etwa 50 der hervorrazendsten Land— wirthe aus allen Theilen Deutschlands zusammen, um die Bildung einer Deutschen Viehzucht und Herdbuch⸗Gesellschaft⸗ anzustreben. Es wurde zur Förderung dieses Zweckes ein Comits gebildet, welches den Auftrag erhielt, die einzelnen Viehzüchter, sowie die bestehenden lokalen Viehzucht, und Herdhuchvereine durch Anregung und Klarstellung der Ziele für die Bildung der erwähnten Gesellschaft zu gewinnen und den Statutenentwurf für dieselbe festzustellen. Das Comits soll alsdann möglichst bald ene allgemeine Versammlung der Interessenten zusammenberufen, zu der auch Delegirte der land⸗ wirthschaftlichen Central⸗ und Hauptoereine geladen werden sollen und in der der Statutenentwurf vorgelegt und über die Konstituiruag der Gesellschaft Beschluß gefaßt werden soll. Das Ziel der deutschen Viehzucht. und Herdbuchgesell schaft soll die Hebung der deutschen Viehzucht sein. Dieses Jiel soll erreicht werden durch Herausgabe eines Herdbuches, durch Abhaltung von alljährlich wiederkehrenden wandernden Viehaus⸗