1879 / 116 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 19 May 1879 18:00:01 GMT) scan diff

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bit her auf der Hütte selbst Auflewalzt; man fabrtzirte 3258 t Zink— bleche (4 200 t). Als Nebenprodukte lieferten die Hutten 347 t Zinkgrau. Es wurden im vorigen Jahre 8400 t Rohzink und 3061 t gewalztes Zink verkauft. Die Bleihuütten der Gesellschaft produzirten zu Stolberg 14188ĩt Blei und 19189 Kg Silber, zu Ramsbeck 1770 t Blei und 1893 Ig Silber; im Ganzen 15 9568 t Blei und 204875 kg Silber, gegen 14504 t Blei und 20552 Eg Silber im Vorjahre. Es wurden 14115 t Blei und die ganze Sil berproduktion verkauft. Auf Grund des Beschlusfes der Generalversanmmlung vom 25. Mai 1876, je nach Bedürfniß Obligationen bis zum Betrage von zwei Millionen Mark auszugeben und dafür den 3inefuß sowie die Ausgabe und Verfallfristen festzu— setzen, hat der Verwaltungsrath bisher folgende Obligationen n C00 (S6 zam Zinsfuß von 5 und al part begeben: in 1876 778 Stück im Gesammtbetrage von 466 80) MG,, in 1877 907 Stück im Gesammtbetrage von 544 200 SY, in 1878 471 Stück im Gesammtbetrage von 232 600 SM, Der Rest, be— stehend in 1174 Obligationen mit einem Betrage von 704 405 S, wird je nach Bedürfniß zur Ausgabe kommen. Der Reingewinn der Gesellschaft beträgt pro 1878 357486 S6, wovon 10 ½ für den Reservefond mit 35748 Se abgehen. Es bleiben sonach 321 738 MM Hiervon werden 3 0 Dividende an die Prioritäts Aktien, deren Zahl sich auf 35 482 vermindert hat, mit 319 338 MS bezahlt und bleiben für Vortrag auf neue Rechnung 2400 .

Der Rechnungsabschluß der Bergwerks-Gesellschaft Vereinigter Bonifacius bei Gelsenkirchen ergiebt einen Betriebsverlust von 15094 S. Hierzu kommen für Rentenablösung, Entschädigung und Kosten in Grundbuchsachen und für Grundschuld— briefe zusammen 14218 AÆ, Grundschuldzinsen 29 973 „, Abschrei⸗ bungen 63 222 M, angenommener Verlust auf Außenstände 12 060 46, wonach sich ein Gesammtverlust von 134 506 ½6 ergiebt und die schon zuvor bestandene Unterbilanz sich auf 281 034 S erhöht. Die Be— legschaft hetrug im vorigen Jahre durchschnittlich 677 Mann, der durchschnittlich gezahlte Lohn pro Schicht 2,65 „M und die Leistung pro Mann und Schicht 18,6 Ctr. Der Durchschnittserlös beim Kohlenverkaufe stellte sich auf 23,80 „S pro 100 Ctr. Die Selbst— kosten betrugen pro 16) Ctr. der Förderung nach Abzug des eigenen Verbranches 24,7 4. Die Gesammtförderung betrug in 296 Tagen 3 82656 737 Ctr., der Absatz 3 641 228 tr., der Bestand Ende Ve⸗ zember 19 801 Ctr.

Nr. 12 und 13 (am 1. Mai ausgegeben) der „Zeitschrift für technische Hochschulen“, Organ des allgemeinen deutschen Poly— techniker⸗Verbandes, herautgegeben vom Akademischen Verein der Polytechniker in Hannover (Redacteure Stud. H. Albrecht nnd A. Joseph) hat folgenden Inhalt: Das wirthschaftliche Studium auf technischen Hochschulen, Vortrag von Dr. W. Schaefer, gehalten im Akademischen Verein der Polytechniker zu Hannover; Verbands. An— gelegenheiten; Chronik der technischen Hochschulen zu Berlin, Karls— ruhe und Darmstadt; Vereinsnachrichten: Allgemeiner Polytechniker⸗ Verein zu Aachen, Akademischer Verein zu Darmstadt, Polytechniker— Gesangverein Erato“ zu Dresden, Akademischer Verein „Vorwärts = ju Freiberg, Akademischer Verein zu Hannover; literarische Neuig— keiten; Vermischtes; Inseratentheil.

Halle a. S., 18. Mai. (W. T. B.) Der Aufsichtsrath der Zuckerfabrik Koerbisdorf hat heute nach reichlichen Abschrei⸗ bungen die Dividende für das verflossene Geschäftsjahr auf 5 0so festgesetzt.

Wien, 17. Mai. (W. T. B.) Die Generalversammlung der Carl-Ludwigs⸗-⸗Bahn hat eine Superdividende von 6 Fl. fest⸗ gesetzt; der Juli⸗Coupon wird mit 12 Fl. eingelöst.

Die Generalversammlung der öst erreichisch⸗französischen Staatsbahn genehmigte, daß der Ausfall bei der Linie Temesvar— Orsova im Betrag von 504 256 Fl. provisorisch anf dem Neserve⸗ konto gebucht wurde, und stellte die Dividende auf 5 Fres. fest. Das Gesammterträgniß ist demnach 30 Fretz., und der Julicoupon wird mit 10 Fres. eingelöst. Die austretenden Verwaltungsräthe wurden wiedergewählt.

Die Nachricht, daß die Kotirung der österreichischen Goldrente an der Londoner Stock exchange bewilligt worden ist, wird offiziell bestätigt.

London, 16, Mai. (Allg. Corr) Der Durham-Strike hat mit dem gestrigen Tage sein Ende erreicht. In einer letzten Zusammenkunft zwischen den beiden Vertretern der Grabenbesitzer und Arbeiter verständigte man sich dahin, die Entscheidung dem Schiedsspruche des Grafschaftsrichters Mr. Bradshaw zu unterstellen, welcher sich für eine Lohnherabsetzung von sStK ι für die Gru— bengrbeiter und 6 „½ für die übrigen Arbeiter aussprach. Bies macht dem Strike ein Ende, und werden die Zechen für eine Wieder— aufnahme, der Arbeit am nächsten Montag in Bereitschaft gehalten. Die Arbeiter sind mit diesem Resultate durchweg befriedigt.

Glasgow, 1. Mai. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 261 060 t gegen 175300) t im vorigen Jahre. Zahl der im Betrieb befindlichen Hochöfen 87 gegen 89 im vorigen Jahre.

Verkehrs⸗Anstalten.

Mit Rücksicht auf die Berechnungen, die behufs eines verglei⸗ chenden Voranschlags für den projektirten Panamakanal angestellt werden, hat der General⸗Konsul der Vereinigten Staaten in Kairo dem Staatsdepartement einen aus amtlichen Quellen geschöpften Bericht erstattet, der über den Suezkanal folgende intereffante Daten enthält: Es stellt fich beraus, daß die gesammten Bau- ko st en des Suezkanaltz 472 921 799 Fr., d. h. 2 2723 907 Doll. betragen haben. Das Vermögen der Gesellschaft besteht in 406 665 Aktien, eine jede zu 500 Fr. Dieselben haben jetzt den Werth von 717 Fr. und vielleicht mehr. Die britische Regierung zahlte dafür 568 Fr. Für diesen Preis kaufte Lord Beaconsfield im Jahre 1875 176 63 Aktien, so daß dabei gegenwärtig ein Gewinn von 5600609 Fr. er⸗ zielt wird, von den großen politischen und kommerziellen Vortheslen zu schweigen. Die Einkünfte aus dem Suezkanal sind von 5 006000 Fr. im Jahre 1879 auf mehr als 30 900 066 Fr. im Jahre 1877 ge⸗ stiegen. Die Ausgaben, mit Einschluß der Zinsen, des Reservefonds [inn. der Ländereien, haben ein Weniges mehr als 17 060 066 jährlich betragen.

Während die Einkünfte stetig zunehmen, nehmen die Ausgaben ab oder bleiben unverändert dieseiben. Mit Abzug des für Zinsen nd Reservefonds gezahlten Betrages belaufen sich die gegenwärtigen Ausgaben auf etwa 5 900000 Fr. jährlich. Für Reinigung des Kanals und seines Zubehörs werden nur ungefähr 2060666 Fr. im Jahre ausgegeben. Die vergleichsweise geringen Kosten für die Unter⸗ haltung des Kanals haben ihren Grund darin, daß weder Schleusen noch Seitendämme, die zerstört werden könen, vorhanden sind. . Ausnahme der gewöhnlichen Reinigungsarbeiten ist wenig zu thun.

Fahrzeuge, die 25 Fuß tief gehen, können den Kanal passiren. Die Distanz, welche hritische Schiffe, die nach Indien gehen, erswaren, heträgt fast 5000 Meilen. Zwei Brittel aller Schiffe, die durch den Kanal gehen, führen die englische Flagge.

Nach eingehender Schätzung kann eine Strecke, die ein Gebiei von 180 Meilen mit einem umfassenden System von Schleusen durchschneidet, höchstens 100 000000 Doll, vielleicht aber noch weniger kosten.

Melbgurne 16 Mai. (B. T. B.) Der Dampfer Siam“ ist mit 244 060 Pfd. Sterl. nach England abgegangen.

Kopenhagen, 17. Mai. (B. T. B.) Der zwischen Korsör und Kiel segelnde Postdampfer „Freya“ mußte in der ver⸗ gangenen Nacht weget eines Maschinenbruchs in Gulstav an der Südspitze von Langeland aufankern, hoffte indeß, heute weiter segeln

zu können. Der Dampfer Dannes ⸗KjoldSamsoe / ist Vormittags nach Kiel abgegangen, um die Fahrt nach Korsör heute Abend wieder

aufzunehmen.

I7T. Mai, Abends. (W. T. B). Der Post dampfer aFreya“ ist nach hier eingegangener Meldung heute Nachmittag

Um 3 Uhr ist. der Dampfer wieder nach Korsör abgegangen, um da⸗ selbst die Maschine zu repariren.

Berlin, den 19. Mai 1879.

Berliner Rennbahn zu Hoppegarten. Frühjahrs meeting 1879. Vierter Tag: Sonntag, mis. Mar Nach⸗ mittags 3 Uhr. Das trübe, regenreiche Wetter der letzten Tage batte auch am gestrigen Sonntage angehalten, und verminderte da— durch den Besuch der Rennbahn in hohem Maße. Die einzelnen Konkurrenzen begannen um 3 Uhr mit: .

1. Mai⸗Rennen. Staatspreis 1600 „M Für zjährige inlän⸗ dische Hengste und Stuten, die nie ein Rennen mit einem ausgesetz ten Preise von 2000 MS und darüber gewonnen haben. 80 „S6 Einsatz. 10 νις Reugeld. Distanz 1800 m. Dem zweiten Pferde die Hälfte der Einsäße und Reugelder. Geschlossen 29. April. Von den 15 Unterschriften, die das Rennen aufwies, erschienen am Pfosten: Prn. Raimund. F. H. „Mars, 565 Eg (John son), 2) des Fürsten Hohenlohe⸗Oehringen br. O. „Director“, 55 kg (Hunter), 3) des Frhrn. Ed. v. Oppenheim hbr. St. „Prinzessin Charlotte“, 535 kg (Sepp), 4) des Grafen Plessen br. St. d (Whiteley, 5) des Grafen Bernstorff⸗Güsdensteenz . 55 kg (Smith), 6) des Hrn. Werner⸗Mulacks dbr. H. „Rusticus“, 35. kg (Gough). „Mars“ siegte leicht mit 24 Längen. Zeit 1 Minute 35 Sekunden. Werth des Rennens: 1920 für Mars! und 429 S für „Director. Wetten: 8: 3. Um 35 Uhr folgte diesem Rennen:

II. Fretes Handicap. Klubpreis 3000 , Für dreijährige und ältere Pferde aller Lander. 156 Einsatz, 85 A6. Reugeld. Distanz 2200 m. Von den Einsätzen und Reugeldern erhält der Sieger „., das zweite Pferd 38, das dritte Pferd 166. Das Rennen hatte 15 Unterschriften, von denen starteten 1) des Prinzen Fr. Hatzfeld a. schwbr. H. ‚Dalham“ 70 kg (Sayers), 2) Kapt. Jos's 4jähr. F. H. „Jules Esfar' 544 kg (Gough), 3) des Hrn. Raimund a. br. H. „Vigeur“ 54 kg (Johnson), 4) des Grafen M. Wolff ⸗Metternich 5jähr. F. H. „Purpte“ 58 jeg (Arnott), 5) des Frhrn. Ed. v. Oppenheim 3 jahr. F. St. „Fabel“ 15 lig (Hibbert). »Dalham“ siegte in dem denkbar langsamsten Galopp spielend um eine Halslänge gegen „Jules Essar“. Zeit 1 Minute 45 Sekunden. Werth des Rennens 35163 A6 für „Dalham“, 775 0 für „Jules Eésar“, 2585 M für ‚Vigeur'. Wetten 2: 1. Um 4 Uhr folgte diesem Rennen: ö

III. Tribünen-⸗Rennen. Klubpreis 1500 „S für 3jährige und ältere inländische und österreichisch-ungarische Pferde, 100 „S0 Eins., halb Reugeld. Distanz 200 m. Dem zweiten Pferde die Hälfte der Einsätze u. Rengelder; von den 13 Unterschriften erschte⸗ nen nur am Pfosten 1) des Prinzen Fr. Hatzfeldts 4ähr. F. H. Achilles“ 62 kg (Sayers), 2) des Fürsten Hohenlohe -⸗Oehringen 3iähr. br. H. „Blue ⸗Rock' 605 kg (Hunter), 3) des Frhrn. Ed. v. Oppenheim 4jähr. schwbr. St. Hessenpreis“ 60 kg (Sopp). „Achilles“ legte sich von vorn herein auf den ersten Platz und hielt ihn auch bis zum Schluß. Er ging nach Gefallen mit 5 Längen durchs Ziel. Zeit. 1 Minute 42 Sekunden. Werth des Rennens 1300 ι für „Achilles“, 400 A für „Blue Rock. Wetten 7: 3. * Um 4 Uhr schloß sich diesem Rennen an:

LV. Piraten-Handicap. Klubpreis 1500 Herrenreiten für dreijährige und ältere inländische und österreichisch · ungarische Pferde. 60 ν Einsatz, 30 A6 Reugeld. Distanz 1800 m. Dem zweiten Pferde zwei Drittel der Eins. und Reugelder. Das Rennen haue 17 Unterschriften, von diesen erschienen am Ablauf: 1) Fürst Hohen⸗ lohe⸗Oehringens 4 jähr. br. H. Harmonium“, 69 kg (Reit. Frh:. v. Langen); 2) des Baron B. Wesselenyi's 6 jähr. br. St. Hebra⸗n, 4 ke (Reit. Prinz Fr. Hatzfeldt); 3) des Grafen Solms Baruth jähr. F. H. „Stel, 74 Kg (Reit. Besitzers; 4) Neut. v. Witz. lebens (1. Garde Drag. Regt.) a. schw. St. Miß Ella“, 68 Kg (Reit. Lieut. v. Blumenthal vom 2. Garde ⸗Ulan. Regt); 5) Lieut. v. Tresckows J. (3. Ulan.Regt.) 4j4hr. br. St. Nur zu“, 65 Eg

(Reit.: Besitzer) Nach einem sehr schönen Rennen ging „Harmonium' vor „Zebra“ mit 4 Länge Vorsprung durchs Ziel. Zeit 1 Min. 50 Sek. Werth 19495 S dem Sieger, 220 M für Zebra“. Wetten 5: 3. Es folgte um 5 Uhr:

T. Verfaufs-Rennen. 13600 „S, Für dreijährige u. ältere inländ. u. österreichisch‚ngarische Pferde. 60 M Eins., ganz Reug. Distanz 1600 m. Der Sleger wird gleich nach dem Rennen ver- steigert und fällt ein etwaiger Mehrbejrag über den angesetzten Ver⸗ kaufspreis der Rennkasse zu. Am Pfosten erschienen: I) des Frei⸗ herrn Ed. von Oppenheim 4 jähr. F. St. „Distel“ (1600 Mp). 593 kg Sopp), 2) des Lieut. Grashey 4jäaͤhr. br. H. „Sefer Pascha! (2000 MM, 68 Eg (Millne), 3) Kapt. Jos's 3 jähr. F. St.“, Sen= gull“ (1000 „), 51 Eg (Hunter). „Distel“ ging mit 1 Länge durch Ziel. Zeit 1 Min. 36 Sekunden. Werth des Rennens 1740 Ma, welche „Distel“ erhielt. Wetten 3: 1. Die Siegerin wurde kür 1800 A4 vom Lieut. von Blumenthal bei der Auktion erstan den. Die Rennkasse erzielte somit einen Ueberschuß von 800 ½ Den Schluß des Tages bildete um 53 Uhr:

VI., Togirhaus-Steeple-Ehase. Handicap. Klubyreis 1800 6. HexrenReiten. Für Pferde aller Länder. 100 60 Ein— satz. 50 „S Reugeld. Distanz 4600 m. Daß dritte Pferd rettet den Einsatz. Der Rest der Einsätze und Reugelder zwischen dem ersten und zweiten Pferde getheilt. Bon den 14 Unterschriften er= schienen am Ablauf: 1) Lieut. v. Schmidt -⸗Paulis (3. G. Ul.) 6 jähr. br. W. . Ligurian“ 717 Eg (Reit. Lieut. v. Kramsta vom Garde Kür. Regt.), 2) Lient. v. Goßlers (Garde⸗Hus. Regt) a. br. St. Adina? 0.8 (Reit, Lieut. v. Tresckom J. v. 3. Ul. Rgt.), 3) Hrn. 8. Oehl⸗ schlägers 5 jähr. schwb. St. „Little Emily“ C65 g (Reit. Lieut. Girf. Dohna vom Garde⸗Drag. Regt. ), 4 Lieut. v. Goßlers (Garde · Huf. Regt) a. hr. St. Kühlte: 56 kg (Reit. Lieut. v. Blumenthal von 2 Garde Ul. Regt, Frhrn. E. v. Falckenhausens 4. br. St. „WNemesis? 7343 kg (Reit. Lieut. v. Tresckoꝛ II. vom 3. Garde Unlan Regt), des Prinzen Fr. Hatzfeldt a. br. W. George“ 775 Kg (Reit. Frhr. v. Cramm), desselben 5 jähr. F. St. „Parabel“ 65 kg (Reit. Besitzer) stürzte, des Lieut. Simon (9. Drag. Regt.) a. F. St. Cypresse 623 kg (Reit. Besitzer).

Die Bahn, welche zu durchlaufen, war die große Steeple⸗Chase⸗ Bahn, zu welcher der Start sich hinter der Rofenhecke befindet und die dann über Tribünensprung, Steinmauer, Bullfenz in die freie Bahn einlenkt und an dem gewöhnlicher. Ziel für Flachrennen vor der Tribüne endet. Prinz Hatzfeldt hatte erklärt mit „George“ gewinnen zu wollen. Dieser nahm vom Fleck die Führung, gefolgt von. ‚Ligurian“, dann „Cypresse', „Parable“, Adina“ dund den übrigen. Beim Tribünensprung, den „George“ etwas zu turz und mit den Hinterbeinen ins Wasser gerieth, kam der Reiter“ von „Gypresse' beinahe zu Fall; gewandt schwang er sich zwar in den Sattel wieder zurück, allein es schien ihm an den Gurten ein Unglück passirt zu sein, und da die Stute auch die Steinmauer refünrte, so gab er das Rennen auf. Am Bullfenz kam „Parabel“ zu Fall und beschädigte sich hierbei den rechten Hinterfuß, so daß auch ihr Reiter an cer Fortsetzung des Kampfes verhindert war' Ihr Stallgenosse „George“ wollte ohne sie das Rennen nicht Fort⸗ setzen; hartnäckig verweigerte er am großen Fließ seinem geschickten Reiter den Gehorsam und verführte hierdurch Nemesis“ zu gleicher Untugend, so daß beide Pferde gleichfalls hier außer Gefecht gesetzt

wurden. Die übrigen machten scharfes Rennen. Ligurian“ zeigte mit ziemlich weitem Vorsprung den übrigen Dreien den Weg, und diese folgten einander. in Zwischenräumen von s bis 12 Längen: Adina“ ging als zweite, hinter dieser „Little Emily“, zuletzt Kühlte'. Am vorletzten Hinderniß versuchte ‚Adina“ zu dem Wallach aufzukommen. Nach scharfem Rennen siegte ‚Ligurian“ leicht und nach Gefallen

mit 12 Länger. Werth des Rennens 2245 M für Ligurian“, 440 6 für „Adina“, 109 M für „Emily.

um 2 Lihr mit Passagieren und mit der Post von Kiel eingetroffen.

In. den oberen Räumen der National-Galerie ist am Donnerstag die achte der periodischen Ausstellungen eröffnet worden, welche der Direktor des Instituts, Hr. Dr. Max Jordan hauptsächlich zu instruktiven Zwecken veranstaltet hat. Diefelbe be⸗ steht aus pbotegraphischen und anderen Nachbildungen zahlreicher Werke von Hauptmeistern der veneziani⸗ schen, padugnischen und lombardischen Malerschule des lbõ. und 16. Jahrhunderts einschließlich Leonardo da Vinci. Fra zartolomeo und Andrea del Sarto. Ueber 55 altitalienische Künstler sind hier durch Kopien ihrer Werke vertreten, darunter befonders charatteristisch die Bellini, Tizian, Giorgione, Leonardo da Vinci der ältere Palma, Paul Veronese, Correggio und Mantegna. Ein Katalog mit biographischen Notizen dient zur sofortigen leichten Orientirung in der Kunstgeschichte und macht diese Aus ftellung auch für ein größeres Publikum interessant und fesselnd. ö In der Sitzung der Anthropologischen Gesellschaft vom Sonnahend gab Professor Hartmann einige interessante Mit theilungen über die Patagonier, die Hr. Hagenbeck in aller- nächster Zeit hier vorzuführen gedenkt. Die augenblicklich in Ham⸗ burg sich produzirende Familie besteht aus drei Köpfen, dem Pidjodje seiner Frau Maria und seinem Sohne Luij. Alle drei gehören dem Stamm der Tehuelche an, der im südwestlichen Theile Patagoniens nördlich der Magalhagensstraße seinen Wohnsitz hat und unter chile⸗ nischer Botmäßigkeit steht. Ueber das After der Leute ist bis jetzt noch nichts bekannt geworden; es sind im Ganzen stattliche Erscheinungen. Pidjodje selbst bezeichnet seine Gestalt als mittelgroß, es scheint s. nach als Durchschnitt, der Közhergröße 6 bis S. Kuß ange nmn, werden zu können. In der Physiognomie der Leute liegt ein ge⸗ wisser Ausdruck, der lebhaft an die bildlichen Darstellungen india; nischer Typen erinnert. Der Mann ist der spanischen und nur wenig der englischen Sprache mächtig. Die Kleidung der 3 hat auf der Reise und während des Hamburger J ufenthalts bereits viel von der nationalen Eigenthüm⸗ lichkeit verloren. Die eigentliche Nationaltracht der Tehuelche ist einfach, aber charatteristisch und verfehlt nicht, einen gewissen male⸗ rischen Eindruck hervorzurufen. Um das lange schwarze herabwallende Daar tragen Mann und Frau ein Stirnband, KRodji genannt, aus zuntem Garn gefertigt, an dessen Stelle jetzt freilich geblümte baum⸗ wollene Taschentücher getreten sind, die aber immerhin noch ein an⸗ näherndes Bild der Originaltracht zu geben vermögen. Der Mann trägt inen Mantel aus Lamafell, die Frau hüllt sich in eigenthüm⸗ licher Weise in ein Stück Tuch. Um die Hüften wird eine Becke meist in buntem Muster hergestellt, geschlagen. Die mit höl ernen Sporen versehenen Reitstiefel sind * aus Pferdehaut ge⸗ fertigt. Pidiodse versteht die Art der Schuhmacherei vortrefflich Die Leute führen eine Menge Geräthe und Utensilien mit sich, die dem Beschauer ein Bild der patagonischen Lebensweise geben. ö Als Wohnstätte dienen Zelte, die aus Fellen, die einfach über Stangen gelegt werden, hergestellt sind. Als nationale Waffen führen die Leute den Lasso und den Bolas, die in Leder gefaßte Wurfkugel, mit sich Auch Flinten, Revolver, alte Sattelyistolen, spanische Schwerter . . gn girte preußische Karalleriesäbel benutzen die Patagonjie

Die vielfach geäußerten Wünsche, daß die Berliner Gewerbe, usstel! lung Abends nicht um 6 Uhr, sondẽrn ö srühestens 7 Uhr geschlossen werde, können, wie unz mitgetheilt wird nicht erfüllt werden, weil die Aussteller oder deren Vertreter der Regel nach täglich von Morgens 10 (viele schon von 9) bis Abends 6 Uhr in der Ausstell ung anwesend sind und nach dem Schlusse noch zu Hause ihre Beschäftigung haben. Die Zumuthung der An⸗ wesenheit von 8 bis 3 Stunden noch cine Stunde hinzuzufügen wäre allzu hart. Auch das Aufseherpersonal, welches volle 13 Stan zen (6 bis 8) in Thätigkeit ist (manche treten sogar schon früh um 6 an, csind also 14 Stunden aktiv), läßt sich nicht mehr anstrengen. Der. Anstellung eines doppelten Personals Behufs Ablösung stehen abgesehen vom Kostenpunkte, auch Bedenken entgegen. Den je igen Personen, die erst Abends an Wochentagen von ihrer Beschäftigung frei werden, muß deshalb der Besuch der Ausstellung auch fernerhin

am Sonntag anheimgegeben werden.

. mil Thomas, der in Berlin wohlbekannte Komiker wird bekanntlich in einiger Zeit am Königlichen Schau fp iel? ha u e gein Gatspiel eräffnen. Nachdem feststand, daß zu der am . (Himmelfahrt tag), den 22. D. ö angesetzten Vor⸗ gel ung für die Unt er stützung s kassen des Vereins Berliner Presse ein Lustspiel aufgeführt werden solle, lag es nahe, daß unter Zustimmung des Hrn. General⸗Intendanten Hr. Thomas Sitens der Vertreter des Vereins aufgefordert wurde, schon für diesen Abend eine der Hauptrollen zu übernehmen. Hr. Direktor Maurice vom Hamburger Thalia⸗Theater hat seine Einwilligung gegeben. Neben den ersten Kräften des Schauspielhauses und dem schon genannten Künstler wird übrigens am Donnerstag auch die Triedrich⸗Wilhelmstädtische Bühne durch die Damen Stubel und von Meersberg, sowie durch Hrn. Swoboda im Schau— spielhause vertreten sein.

TeVDas Wallner-Theater hat am Sonnabend mit einer Novität von G: v. Moser: Harun al Ra schid“, einen sehr guten Erfolg zu verzeichnen gehabt. Freilich pat der Titel wie die Faust auf Auge; viel eher würde dem Inhalt etwa eine Ueberschrift wie „Die Kunstreiterin“ oder „Die Nichte aus Amerika“ entsprechen, indessen klingt der gewählte freilich räthselhafter und verlockender. Das Lustspiel selbst aber hält dafür auch was es verspricht und ist trotz der Unmöglichkeiten, aus denen eg sich zusammensetzt von Anfang bis zu Ende spannend. Jede kritische Ueberlegung weiß der Verfasser sofort durch die über⸗ wältigende Komik der künstlichen Verwickelung, der einzelnen Si— tuationen oder des Dialogs vollkommen wehrlos zu machen, und darin liegt das Geheimniß seiner Erfolge. So wenig darum seine Lust⸗— spiele nach dem Maßstabe der höheren Gattung gemessen sein wollen, so wenig läßt sich über den Inhakt und den Gang der Handlung ernstlich Rechenschaft legen: es ist ein lustig anzusehendes Gebäude, dessen Konstruktion aber auf so schwachem Fundament ruht, daß ein Stein, von seinem Platze gerückt, das Ganze in Trüm⸗ mern stürzen würde. Dabei sind die Motive keinez⸗ Regs neu, und auch die Mittel, den Zuschauer immer wieder zur Heiterkeit hinzureißen, durchaus nicht immer die gewähltesten. Aber was zer erreichen wollte, erreicht der Verfasser durch die geschickte Mache, allem Widerspruch zum Trotz ein bis zum Schluß heiteres und ihm füc den unterhaltenden Abend dankbares Haus. Ver mehr⸗ fache Hervorruf konnte ihm der deutlichste Bewels dafür sein. Die ganz vortreffliche Darstellung, die das Stück am Wallnertheater fand, hatte allerdings einen nicht geringen Antheil an diesem Aus- fall. Namentlich verdient Hr. Blencke fär seine ebenso anstrengende als tüchtige Leistung in der Hauptrokle (Arthur Duval) uneingeschranktes Lob; ja man darf behaupten, daß der Verfasser diesem außerordentlich gewandten Schauspieler für das Gelingen des Ganzen besonders verpflichtet ist. Aber auch die anderen Mitwir⸗ kenden, namentlich Frl. Carlsen, Frl. Meyer, Frl. Schwarz (Kunst— reiterin Rosa Ducombier), Frl. Wismar (Adele Duval, die Nichte aus Amerika), Fr. Walther⸗Trost, Hr. Kurz (in einer vortrefflichen Charge als KLunstreiter Lefort), Hr. Schmidt, Hr. Kafka, Hr. Hertzer, trugen mit ihrem ungezwungenen, flotten Zusammenspiel zu dem Er⸗ folge sehr viel bei.

Redacteur: J. V.: Riedel.

Berlin; H .

Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W. Elsner. Drei Beilagen

leinschließlich Börsen⸗Beilage). (4530)

M 116.

Grste Beilage

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger ind Königlich Preußischen Stangts⸗Anzeiger.

Berlin, Montag, den 19. Mai.

18223.

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c, g. 492 8 zlichtam t liches. ai , enn Fenn fe de, don . ö . der Reichstag schig zweite gestricen (47.) Sitzung setzte , Bernthung bes Holttarif. mit; der, Mie usston. der 8 schmiedbares Eisen) fort. Der Abg. Sonne⸗ Position 6b. (schmiedbare , , , mann erklärte, er wundere sich nicht, daß so viele . träge vorlägen, welche Ausnahmebestimmungen zu Gunsten einzelner Industri ezweige verlangten; es würden unzweifelhaft durch die Rückehr zu so hohen Schutzzöllen auch andere Zweige der Eisenindustrie hart betroffen werden. Für Schie⸗ den, Stabeisen u. s. w., sei ein Zoll von 2 . 59 3 vorge⸗ schlagen; dies sei mehr als der autonome Tarif, 3, Industriellen selbst gemacht hätten, verlangt habe. Nach dem Werthe der Waaren berechnet, sei dies für Schienen z. B. ein Zoll von 20–—24 Proz. Der Abg. Stumm lege seinen Werthherechnungen immer den zehn⸗ jührigen Durchschnittspreis zu Grunde; darunter, seien aber 2 bis 3 Schwindeljahre mit übertrieben hohen Preisen, so daß dieser Durchschnitt doppelt so hoch sei, als der jetzige NMarlt⸗ preis. Der Staat brauche die Hälfte des produzirten Schienen⸗ und anderen Materialeisens die große Vertheuerung desselben müsse demnach zum guten Theile direkt aus den Taschen der Steuerzahler bezahlt werden. Die Rückvergütung der Zölle würde für den der Eisenindustrie zugefügten Schaden auch keinen Ersatz schaffen und nur der Großindustrie, nicht der Mittel- und Kleinindustrie zu Gute kommen, man werde damit dieselben schlechten Erfahrungen machen, wie in Belgien. Der Abg. Stumm habe gestern auch zur. Motivirung seines im Vergleich zur Enquete jetzt höheren Anspruchs auf Schutz aus⸗ geführt, daß die letzten Erfindungen den Engländern ein neues Uebergewicht verleihen würden. Der Abg. Stumm habe ausgeführt, daß nur Eisen mit 1,5 pCt. Phosphorgehalt sich zur neuen Stahlbereitung eigne, während Luxemburg kein Eisen unter 1, —2 Proz. Phosphorgehalt erzeuge. Aus der „Times“ vom 123. April aber gehe hervor, daß auch England unter seinen 10 Mill. Tonnen Erze nur 2 Mill, Tonnen von gün— gisterer Mischung habe, hier lägen also die Verhältnisse gleich. Er habe die Ueberzeugung, daß die Eisenindustrie die Krise mit Leichtigkeit ohne Hollerhöhung überwinden könne. Unter der Freiheit des Zolls sei die Eisenaussuhr, auch von Draht, in außerordentlicher Weise gestiegen auf das Zehn- ja Sechszehn— fache. Beim Materialeisen habe in den Jahren 1876 77 der Ueberschuß der Ausfuhr über die Einfuhr 578 000 Centner betragen; 1878 sei die Mehrausfuhr auf 7980 9000 Centner gestiegen. Die Drahtausfuhr habe 18765 noch 65 900 Centner, 1876 160 000 Centner betragen, im ersten zollfreien Jahre 1877 sei sie auf 584 9000 und 1878 auf 1500 000 Centner gestiegen. Ob die Schutz zölle solchehesultate ergeben würden, möchte er bezwei⸗ feln. Frankreich, auf das hingewiesen werde, zeige gerade entgegen⸗ gesetzte Erscheinungen; dort habe die Einfuhr trotz des Schutz— zolles bedeutend zugenommen. Er resümire sich dahin: Die proponirten Zölle auf Stabeisen, Schienen u. s. w. würden die Produktion vertheuern, die Konkurrenzfähigkeit der deut— schen Eisenindustrie vermindern und nur einzelnen bevorzugten Etablissements besonders in Lothringen zu Gute kommen. Die schwächeren Werke würden auf die Dauer neben dieser inlän— dischen Konkurrenz doch nicht gehalten werden konnen; nur werde der Vernichtungskampf ein langsamer sein. Eine all— gemeine Vertheuerung der Produktion sei die nothwendige Folge der hohen Schutzzölle und die Repressalien der anderen Länder würden nicht ausbleiben. Die deutsche Maschinen— industrie, deren Ausfuhr ebenfalls enorm gestiegen sei, werde sich nicht auf der bisherigen Höhe behaupten können. Die verbündeten Regierungen übernähmen, indem sie so exorbitant hohe Schutzzölle in Vorschlag brächten, eine schwere Verant— wortlichkeit; dies auszusprechen halte er sich in diesem Stadium der Verhandlungen für verpflichtet. . Der Abg. Stumm bemerkte, es sei nicht seine Absicht, auf das zu antworten, was der Vorredner hier vorgeführt habe. Er glaube, derselbe habe seine Rede so reproduzirt, wie er sich vorgenommen hatte, sie gestern zu halten. Er glaube, daß kein Mitglied in diesem Hause widersprechen werde, wenn er behaupte, daß der Vorredner nicht blos keinen Punkt seiner gestrigen Ausführung widerlegt, sondern den größten Theil derselben absolut mißverstanden habe. Er möchte dem Abg. Sonnemann deshalb rathen, daß! derselbe diese Rede in aller Muße in der nächsten Woche gehörig durchstudire, außerdem werde der Vorredner in der dritten Lesung nicht verhindert sein, zur Widerlegung seiner (des Redners) gestrigen Ausführungen, noch mehr vorzubringen, als derselbe heute schon reproduzirt habe. Wenn der Vorredner aber glaube, baß seine aus tief innerster Ueberzeugung ausges rochene Ansicht über die ganze deutsche Eisenindustrie der Welt, da er seit vier Wochen mit nichts anderem sich beschäftige als mit diesem Entphosphorungsverfahren und dessen Einrichtung, wenn der Vorredner glaube, daß derselbe das, was er darüber sage, einfach mit einem Zeitungsartikel der „Times“, der viel älker sei, als die neueste Erfindung auf diesem Gehiete, wider⸗ legen könne, so sei derselbe im Irrthum. Wenn wirklich die Hufnagelfabrikanten noch schwedisches Eisen bezögen, so sei das nur eben sehr wenig; wenigstens könne er versichern, daß er mehr derartiges Eisen fabrizire, als importirt werde. . Der Abg. Richter (Hagen) erklärte, wenn der Abg. von Wendt bemerkt habe, daß es auch in Westfalen Werke gegeben habe, die Hufnageleisen herstellten und mit Holzkohlen betrie⸗ ben würden, die aber jetzt still lägen, so müßte man zunächst untersuchen, oh die bestehenhen Holzpreise die Fortsetzung des Betriebes nicht unmöglich machten. Auch hätte man wohl zur besseren Orientirung die Nennung des Namens erwarten dür⸗ fen. Der Abg. Berger habe von einem Puddelstahlwerk ge⸗ sprochen, dessen Namen er nannte, welches derfelbe als vor— züglich eingerichtet rühmte. Was der Abg. Berger aber ver— schwiegen habe, sei, daß das Werk dadurch leide, daß es keine Puddelstahlschienen, sondern Bessemerstahlschienen mache. Ge— rade durch die Konkurrenz des Bessemer Stahls sei die Ungunst der Verhältnisse für Puddelstahlwerke im Kreise Hagen P her— beigeführt, sowie auch, nach dem Berichte der Hagener Handels— kammer vom Jahre 1877, durch den geschmälerten Export. In Bezug auf das Hufnageleisen habe Hr. von Wendt nicht von

e me.

Hufnägeln gesprochen, sondern von Dachschiefernägeln und Schuhnägeln und habe geglaubt, ein Exempel auf Hufnägel zu machen. Aber Hufnägel seien doch ein ganz anderer Artikel als Dachschiefernägel, der Pferdehuf sei doch kein Dachschiefer. Daß man das aussprechen müsse, beweise, wie schwach die gegne— rischen Argumentationen seien. Ferner habe Herr von Wendt gesagt, früher hätten die Werke ganze Lieferungen von Schuh— nägeln gehabt, jetzt hätten sie nichts mehr. Nun werde gleich „hört, hört!“ gerufen, als wenn durch Lieferungen aus dem Auslande die Werke matt gesetzt worden wären. Aber für diese letztere Annahme sei keine Spur von Beweis vorhanden. Es werde ferner exemplifizirt, daß die Begünstigung des schwedischen Hufnageleisens eine Begünstigung des Groß— betriebs sei, sich darauf stützend, daß in Eberswalde Großbetrieb sei, während gerade die Husnagelschmiede von Schmalkalden anführten, daß sie als kleine Leute das schwedische Eisen nicht entbehren könnten. Es sei auch kein künstliches Interesse, das in Eberwalde geschützt werde, sondern es sei eine von Friedrich dem Großen eingerichtete Industrie, die aus Schmalkalden dahin übergesiedelt sei, und das beweise, wie hier die Industrien von Schmalkalden und Eberswalde Hand in Hand gingen. Hr. Stumm trete hier als Sachver— ständiger auf und behaupte, daß die Kleineisenindustrie höchstens 2 Proz. ausländischen Eisens gebrauche. Ein Eisenindustrieller aus Remscheid hahe vor der Kommission ausgesagt, daß er überhaupt 12006 Ttr., von schwedischem Eisen aber 2000 Ctr. gebrauche, mithin nicht 2 Proz., sondern 162, Proz. Dazu komme noch der steierische Rohstahl, den derselbe Industrielle ebenfalls für unentbehrlich erkläre. Man dränge die inländische Industrie, die zur Hälfte Exportindustrie sei, auf schlechtes, theueres inländisches Material, wie solle sie da mit dem Aus⸗ lande konkurriren? Also gerade von jener Seite, der man von vornherein eine besondere Zuverlässigkeit in Bezug auf that— sächliche Angabe beizumessen geneigt sei, werde hier ein Ver— fahren beobachtet, bei dem sehr oft gerade diejenigen Momente nicht angeführt würden, die hauptsächlich in Betracht kämen und die allerdings zu Schlüssen führen müßten entgegen den Absichten.

Der Antrag Klügmann wurde darauf abgelehnt, das Amendement Delbrück dagegen mit großer Majorität angenommen und mit demselben die Position 6h.

Die Positionen von 6c.: Platten und Bleche aus schmied— barem Eisen, rohe 3 MS, polirte 2c. 5 6, und 64.: Draht 3 66 wurden ohne Debatte genehmigt.

Es folgte Pos. 6ê.; dieselbe lautet nach der Regierungs— vorlage:

Eisenwaaren: 1) ganz grobe: a aus Eisenguß pro 100 kg

2,50 A6; H. Eisen, welches zu groben Bestandtheilen von Maschinen und Wagen roh vörgeschmiedet ist; Brücken und Brückenbestand— theile; Anker, Ketien und Drahtseile; gewalzte und gezogene

Art, auch in Verbindung mit Holz; ingleichen Waaren dieser Art, welche abgeschliffen, gefirnißt, verkupfert, verzinkt, verzinnt oder verbleit, jedoch nicht polirt sind, als Aexte, Degenklingen, Feilen Hämmer, Hecheln, Hobeleisen, Kaffeetrommeln und Mühlen, Kochgeschirre, Nägel, Pfannen, Schaufeln, Schlösser, Schraubstöcke, grobe Messer zum Handwerksgebrauche, Sensen, Sicheln und Futterklingen (Stroh messer), Stemmeisen, Striegeln, Thurmuhren, Tuchmacher— und Schneiderscheeren, Zangen u. dergl. pro 100 kg 6 ; (An⸗ merkung zu ez: Ketten und Drahtseile zur Ketten. Schleppschiff⸗ fahrt und Tauerei: freih. 3) feine: 2. aus feinem Eisenguß, als leichtem Ornamentguß, pelirtem Guß, Kunstguß, schmiedbarem Guß; 6. aus schmiedbarem Eisen, polirt oder lackirt; Messer, Scheeren, Stricknadeln, Häkelnadeln, Schwertfegerarbeit u. s. w., alle diese Gegenstände, anderweitig nicht genannt, auch in Verbin⸗ dung mit Holz und anderen Materialien, soweit Fe dadurch nicht unter Nr. 20 fallen, pro 100 kg 24 MÆ; . Nähnadeln, Schreib⸗ federn aus Stahl und anderen unedlen Metallen, Uhrfrurnituren und Uhrwerke aus unedlen Metallen, Gewehre aller Art, pro 100 kg 66 „so Der Abg. Stumm beantragte für diese Position folgende Fassung: ; 9 I) ganz grobe: a, aus ECisenguß pro 109 kg 2,50 4; 6. Eisen, welches zu groben Bestandtheilen von Maschinen und Wagen roh vorgeschmiedet ist; Brücken und Brückenbestand theile; Anker, Ketten

Röhren aus schmiedbarem Eisen pro 160 kg 3 „S; 2) grobe aller

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dadurch der Aachener und Remscheider Industrie ein großer Dienst erwiesen werde.

Der Abg. Schlieper bemerkte, allerdings wer A gesagt habe, und das Rohmaterial mit Zöllen belaste, der müßte B sagen und den Antrag Stumm annehmen. Die Ketten in ihrer größeren Hälfte, namentlich die Drahtketten für Land— wirthschaft und andere Zwecke, bedürften gar keines Schutzes, dieses deutsche Fabrikat stehe unerreicht auf dem Weltmarkt da. Ob dies auch noch nach der Vertheuerung des Eisens der Fall sein werde, lasse er dahingestellt. Anders stehe es mit den Ketten und Drahtseilen für Tauerei und Schleppschiffahrt, in denen England Deutschland überlegen sei. Er sei nicht gegen die Zollfreiheit dieses Artikels, obwohl er erstaunt sei, wie man bei der Gegnerschaft der Regierung gegen alle Exemtionen diese gemacht habe. Er möchte nur fragen, ob die Regierung Vorkehrungen getroffen habe, daß nicht unter der Firma von Ketten für Schleppschiffahrt andere Sorten steuerfrei eingeführt würden.

Der Bundeskommissarius Geheime Regierungs-Rath Burchard erwiderte, er sei kein ausnahmsloser Gegner der Exemtionen, sondern nur solcher, die nicht genügend motivirt seien. Diese Exemtion sei aber begründet. Die Verwendung zur Schleppschiffahrt sei klar ausgesprochen, und der Bundes— rath würde etwaigen Mißbräuchen thunlichst vorbeugen. Er bitte, die Anträge Stumm und Melbeck abzulehnen, weil sie in der Differenzirung zu weit gingen. Die Regierung habe diejenigen Eisenwaaren in eine Klasse zusammengeworfen, bei denen die Arbeit im Verhältniß zum Gewicht gering sei, ob— wohl das bei Ankerketten und gezogenen Röhren nicht ganz zutreffe. Die Unterscheidung in dem Antrase Stumm von abgeschliffenen und gefirnißten Waaren sei in der Praxis zu schwierig.

Der Abg. Melbeck befürwortete das von ihm eingebrachte Unteramendement, das einer Ungleichmäßigkeit abhelfen wolle, die der Entwurf enthalte, indem derselbe den nämlichen Zoll festsetze für Waaren, die bis 2000 und solche, welche nur bis 200 S6 Werth hätten für je 100 kg. Der Zollsatz des An— trages sei ein so minimaler, daß ihn die Industrie wohl er— tragen könne, wie sich der Redner in dreißigjähriger Bekannt— schaft mit letzterer überzeugt habe. .

Der Abg. Dr. Bamberger erklärte sich gegen den Antrag Stumm. Bei diesem Antrag werde der Reichstag über ein Prinzip zu entscheiden haben, über die Tendenz von Petitionen einer gewissen Klasse von Industriellen, die ein doppeltes Ge— sicht hätten, vorne gegen eine Erhöhung ihres Rohmaterials protestirten, hinten aber für den Fall, daß das Haus dies doch thue, einen noch viel höheren Zollsatz verlangten zum Schutze ihrer Fabrikate. Er möchte sich dem Antrage schon um des— willen widersetzen, weil er den großen Nutzen kenne, den die deutsche Industrie aus der Anregung der fremden Konkurrenz

gezogen habe und weil er nicht gesonnen sei, die deutsche In— dustrie künftig dieses mächtigen Anspornes beraubt zu sehen. Was die Weißblechfabrikanten anlange, so würden sie auch unter diesem Zolle leben können. Der Zoll sei sogar, wie der Abg. Stumm sage, in Wirklichkeit ein höherer, weil die Abfälle, besonders bei den viel verarbeiteten runden Gegenständen, ganz werthlos seien, so daß der Zoll vielleicht mit 119 oder 15, stärker wirken müsse. Er wolle an dieser Stelle seine Andeutung, die er neulich gemacht habe, auseinandersetzen, daß Blechlieferungen, die in Deutsch⸗ and bestellt seien, sich schließlich als englische auswiesen. Ein Bisquitfabrikant im Hamburger Zollvereinsgebiet wäre der Besteller von Waaren, die derselbe aus Deutschland zu er—

halten glaubte, die er aber bei näherer Besichtigung als solch

erkannte, die von England geliefert seien, wobei er. im Sta sei, den Spediteur zu nennen und das Schiff, mit dem Waaren angekommen seien. Er (Redner) behalte sich vor, auf die Angriffe der Herren Stumm und Berger in der dritten Lesung zurückzukommen; er wolle nur bemerken, daß er nicht gesagt habe, daß die Koalition wiederhergestellt sei, sondern, sie wäre bereits soweit wieder gediehen, daß die Herren sich über Preiserhöhungen verständigt hätten und Cirkulare dahin ergangen seien. . Der Abg. Berger erklärte, dem Vorredner bei einer

und Drahtseile; Eisenbahnachsen, Cisenbabnradeisen, Eisenbahn— räder, Puffer. Kanonenrohre, Ambose, Schraubstöcke, Winden,

gezogene Röhren aus schmiedbarem Eisen pro 100 Rg 5,600 . 2) grobe: anderweitig nicht genannte, auch in Verbindung mit Holz pro 100 kg 6,00 ,; 5. ahgeschliffen, gefirnißt, verkupfert, verzinkt, verzinnt, verbleit oder emaillirt, jedoch weder polirt, noch lackirt; ebenso alle Schlittschuhe Hämmer, Beile, Aexte, ordi— näre Schlösser, grobe Messer, Sensen, Sicheln, Striegeln, Thurm uhren, Schraubenschlüssel, Winkelhaken, Holz⸗, Schloß⸗, Rade und Drahtschrauben, Zangen, gepreßte Schlüssel, Dung und Heugabeln, Handfeilen, Degenklingen, Hobeleisen, Meißel. Tuch, Schneider, Hecken und Blechscheeren, Sägen, Bohrer, Schneidtluppen, Ma⸗ schinen, und Papiermesser und ähnliche Werkzeuge pro 16) kg 10 6 Zu diesem Antrage beantragte ferner der Abg. Melbeck: in 26. des Antrages Stumm die Worte „Handfeilen bis Pa— piermesser! zu streichen und als neu einzufügen unter .: Handfeilen, Degenklingen, Hobeleisen, Meißel, Tuch, Schneider Hecken! und Blechscheeren, Sägen, Bohrer, Schneidekluppen, Maschinen⸗ und Papiermesser und ähnliche Werkzeuge 15 6.

Der Abg. Stumm führte aus, die Regierungsvorlage bringe an dieser Stelle der Einfachheit des Tarifs zu große Opfer. Er habe in seinem Antrage eine Reihe von Gegen ständen, die für die Landwirthschaft sehr wichtig seien, um die Hälfte des Zolls von 6 auf 3 66 ermäßigt, dagegen aber auch einige auf den höheren Zoll von 10 (6 gesetzt. Er untersuche nicht, wie sich das finanzielle Ergebniß beider Fassungen zu einander stelle, das sei ihm gleichgültig. Zu seinem Äntrage habe er hauptsächlich den Grund, daß er den Veredelungs— verkehr im Lande nicht leiden lassen wolle. Deutschland habe im Norden eine Reihe von Fabriken von Kochgeschirren. Da Weißbleche aber mit 5 S Zoll belegt seien und diese Fabri⸗ kation mit 20 bis 30 Proz. Abfall arbeitete, so finde sie in einem Zollschutz von 6 6 keinen genügenden Entgelt für die Vertheuerung ihres Rohmaterials. Dieselben Gründe gällen in noch erhöhterem Maße von gewalzten und gezogenen Röh⸗

ren. Er bitte das Haus, seinen Antrag anzunehmen, weil

Hakennägel, Schmiedehämmer, Wagenfedern, Polsterfedern, Brech⸗ eisen, Hemmschuhe, Hufeisen pro 160 kg 3,00 Sm; 5. gewaljte und

anderen besser geeigneten Gelegenheit antworten zu wollen. Der Abg. v. Miller (Weilheim) erklärte, er würde es sehr bedauern, wenn nach dem Rathe des Kommissars und des Abg. Bamberger jede Verbesserung an dem Tarifentwurfe unterbliebe. In den Bergdistrikten an der bayerischen Grenze, die er vertrete, sinde man in den einsamen Thälern Schmiede, welche Tag und Nacht im Schweiße ihres Angesichts ihr Brod mit der Erzeugung von Werkzeugen verdienten, die nur mit der Hand gut gemacht werden könnten. Dieselben hätten von der Natur nur Holz und billige Kohlen, müßten aber all ihr Eisen aus Oesterreich beziehen, weil dieses in der Nähe liege und das steyerische Eisen für diesen Zweck einzig brauchbar sei. Dieses Eisen müßten sie jetzt verzollen. Diese Erzeugnisse würden nun im Tarif mit solchen der gröbsten Art in einen Topf geworfen. Wenn diese Arbeiter aber weiter leben soll⸗ ten, so müsse ihnen ein höherer Schutz gewährt werden, als der von 6 ; deshalb empfehle er den Antrag, Melbecks event. den Stumms; sonst werde man demnächst diese Werk⸗ zeuge von Amerika beziehen, wo man bis vor kurzer Zeit noch alle Werkzeuge von Deutschland bezogen habe, ein Fingerzeig dafür, wie eine Industrie sich entwickeln. könne, wenn sie ge⸗ schützt werde. Erhalte das Haus also diesen Leuten, die Alles, was sie zum Leben brauchten, kaufen müßten, ihre Erwerbs⸗ 6 . 2. . . ö Abg. Dernhurg bemerkte, der Zollsatz für feind Eisenwaaren sei unverändert geblieben, in der Aufzählung der unter diese Position fallenden Gegenstände finde sich jedoch in dem neuen Tarif eine auffallende Lücke. Es handele sich um die Patentachsen, die nach einem auf Anregung der deut⸗ schen Achsenfahrikanten vom Bundesrath gefaßten Beschluß vom 28. November v. J. unter „feine Eisenwaaren“ rangirten. Dieser Zoll sei vom Auslande allerdings bisher dadurch hinter⸗ zogen worden, daß die Patentachsen, die aus drei Theilen be⸗ ständen: der eigentlichen Wagenachse, einer Buchse von Guß⸗

eisen und einer Schraubenkapsel, auseinandergelegt, und diese drei Theile einzeln eingeführt seien. Er erlaube sich die An—