1879 / 147 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 26 Jun 1879 18:00:01 GMT) scan diff

die Feststellung eines zweiten Nachtrages zum Reichs haushalts-Etat für das Etatsjahr 1879/80 (Reichsdruckerei)h, und trat sodann in die erste Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die . eines dritten Nachtrages zum

eichshaushalts⸗Etat für das Etatsjahr 1879/80 (Reichstagsgebäude) . Der Präsident des Reichs— kanzler⸗Amts, Staats-Minister Hofmann, glaubte die fort⸗ dauernde Absicht des Reichstags konstatiren zu können, dem Reichstage ein monumentales Gebäude als sichtbares Denkmal der deutschen Einheit zu errichten. Als geeigneter Platz bafür habe immer der des Raczynskischen Palais gegolten, welches jetzt käuflich zu haben sei; der Platz könne durch das Entgegenkommen der preußischen Behörden entsprechend ergänzt werden. Zur Aus—⸗ führung des Projektes empfehle sich die Einsetzung einer ge⸗ mischten Kommission.

Der Abg. Dr. Lucius gab zu, daß es vielleicht andere zweckmäßige Bauplätze außer dem hier vorgeschlagenen gebe und daß vielleicht ein unmittelbares Bedürfniß für einen Neubau nicht vorhanden sei, aber hier liege um ersten Male ein realisirbares Projekt, das allen billigen

ünschen entspreche, vor. Er empfehle deshalb die Vorlage der Budgetkommission zur Vorberathung zu überweisen, denn eine endgültige Lösung müsse möglichst bald in der Reichstagsgebäudefrage herbeigeführt werden, weil davon eine Menge nützlicher Berliner Bauten abhingen. Der preußische Landtag werde sich, ebenso wie die preußische Regierung, in Vervollständigung des Bauterrains entgegenkommend zeigen. Der Abg. Reichensperger brachte gegen den vorgeschlagenen Platz eine Reihe architektonischer Bedenken vor, welche, nach seiner Angabe, von einer Reihe namhafter Berliner Architekten und besonders von dem Berliner Stadt⸗Baurath Blankenstein getheilt würden. Viel geeigneter und finanziell viel vor—⸗ fheilhafter sei der Platz nördlich davon, zwischen Alsenbrücke und Roonstraße. Der Abg. Römer (Hildesheim) bemerkte, er halte den Platz Raczynski für nach Lage und Größe vollkommen geeignet, dagegen werde die Ausführung des Baues immer viele architektonische Schwierigkeiten bieten.

Im Interesse einer endlichen definitiven Erledigung der Angelegenheit trat der Abg. Gerwig für die geschäftliche Be⸗ handlung der Vorlage nach dem Antrage des Abg. Dr, Lucius ein. Dagegen sprach sich der Abg. Marcard in Hinblick auf die finanzielle Lage des Reichs überhaupt gegen, den Bau eines monumentalen Parlamentsgebäudes aus, während der Abg. Frhr. von Maltzahn-Gültz für den Platz Raczynski und für die Ueberweisung der Vorlage an eine Kommission von 7 Mitgliedern eintrat.

6a, Vorlage wurde darauf der Budgetkommission über— wiesen. ;

In Betreff der Liquidationen der auf Grund des Artikels V., Ziffer 1 bis 7 zes Gesetzes vom 8. Juli 1872, aus der französischen Kriegskostenentschädigung zu ersetzenden Beträge genehmigte der Reichstag ohne Debatte folgende Anträge der Rechnungskommission, in deren Namen der Abg. von Reden (Lüneburg) referirte:

Der Reichstag wolle beschließen: vorbehaltlich der Erinnerungen, welche sich bei der nach Artikel V. Absatz 4 des Gesetzes vom 8. Juli 1877 (Reichs Gesetzblatt Seite 289) dem Rechnungshof obliegenden Prüfung ergeben,

A. für den vormaligen Norddeutschen Bund: die als gemein same Kriegskosten nach Maßgabe der Bestimmungen des angezogenen Artikels V. Ziffer 1-7 liquidirten Beträge und zwar; I) die Aus— gaben, welche die Königlich preußische Militärverwaltung für das Etatsjahr 1877778 verrechnet hat, auf 474 309,42 M, nach Abzug 2) der von der Eisenbahnverwaltung für Elsaß Lothringen für diese Zeit verrechneten Einnahmen von 7753,91 4, zusammen auf 166 555,51 M festzustellen;

B. für Baden: sich damit einverstanden zu erklären, daß unter die als gemeinfame Kriegskosten nach Maßgabe des angezogenen Artikels V. anerkannten Ausgaben die nachträglich mit 643 149, 15 6 nachgewiesenen Kosten aus den Jahren 1879 bis i873 bis auf Höhe des an dem früher festgestellten Betrage von 2052 106,3 Æ. (vergleiche Beschluß des Reichstags in seiner Sitzung vom 23. Januar 1875 Stenogra— phische Berichte Seite 1214 in Folge der Rechnungsrevision ent⸗ standenen Ausfalls eingestellt werden.“ .

Die Petition des geschäftsführenden Aus schusses des großen Comitès zur Errichtung des Nationaldenkmals auf dem Niederwald, betreffend die Fertigstellung des letzteren, beantragte der Abg. Dr. Lucius, als Referent der Budgetkom⸗ mission, dem Reichskanzler zur Berücksichtigung bei Aufstellung der nächsten Etats zu überweisen. Der Abg. Windthorst hielt es nicht für angezeigt, bei der jetzigen Finanzlage zwangs— weise Kontributionen von den Steuerzahlern für an sich lobens⸗ werthe aber nicht absolut nothwendige Zwecke zu erheben. Er beantrage deshalb, die Petition nochmals an die Budget⸗ kommisston zurückzuverweisen, da dort nicht genügend erörtert zu sein scheine, ob die in Aussicht genommene Summe auch zur Vollendung des Denkmals ausreichen werde. Der Präsident des Reichskanzler⸗Amts Staats⸗Minister Hofmann bemerkte, daß der Bundesrath über eine diesbezügliche Eingabe des Aus— schusses für das Nationaldenkmal noch keinen Beschluß gefaßt habe, trotzdem könne er erklären, daß der Bundesrath einem Beschlusse des Reichstages, wie ihn die Budgetkommission vor⸗ schlage, nicht entgegentreten werde, und zwar aus dem Gesichts—⸗ punkte, weil der Bau dieses Denkmals den Wünschen der ge— fammten Nation entspreche.

Der Abg. Römer (Hildesheim) trat im Interesse der Vollendung dieses ausgezeichneten Kunstwerks für den Kom— missionsantrag ein, während, sich der Abg. Frhr. von Schor—⸗ lemer⸗Alst für den Antrag Windthorst erklärte. Beim Schlusse des Blattes sprach der Abg. Rickert.

Der Präses der Ober⸗Militär⸗Examinations⸗Kommission, General⸗Major des Barres, hat sich mit Urlaub nach Wiesbaden begeben.

Baden. Baden-Baden, 25. Juni. (WB. T. B) Der russische Botschafter in Paris, Fürst Orloff, ist heute früh hier eingetroffen und im Hotel Europa“ abgestiegen, woselbst auch der Reichskanzler, Fürst Gortschakoff, wohnt.

Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Coburg, 22. Juni. (Goth. Itg.) Der Spezial⸗Landtag des Herzogthums Toburg hat dem Gesetzentwurfe, betreffend die , . von Neubauten und Bauerweiterungen, ohne Diskussion seine Zustimmung ertheilt. Von den dem Landtage noch zugegan— genen Vorlagen sind be n. I) ein Gesetzentwurf Über die Ruhegehalte der Volksschullehrer, wonach nicht mehr die Gemeinden, sondern die Bezirkskassen diese Gehalte zu zahlen, die Gemeinden dagegen jährlich 4 Proz. der etatisirten Lehrerbesoldung an die Bezirkskasse zu leisten haben sollen; 2) ein Gesetzesnachtrag über die Abgaben der Feuerversicherungs⸗ Gesellschaften, wonach die Versicherungsanstalten diese Abgabe von den Versicherten in keiner Form sich wieder erstatten lassen

dürfen. Zuwiderhandlungen werden mit 59 300 6 Geldstrafe eventuell mit Konzessionsentziehung bestraft.

Anhalt. Dessau, 23. Juni. (Magdb. Ztg.) Zu den Vorlagen, welche dem Landtage zugegangen sind und in der jetzt schon versammelten ö sion vorberathen werden, gehört auch ein Ge etzentwurf wegen Abänderung des Civilstaatsdienergesetzes. Soweit die Abänderung nur die richterlichen Beamten betrifft und die Justizorgani⸗ sation nöthig gemacht hat, folgt man, mit Rücksicht auf den Staatsvertrag wegen Anschlusses des Herzogthums an das Ober⸗Landesgericht in Naumburg, den in Preußen geltenden Bestimmungen, dagegen wird unabhängig hiervon noch eine andere, die übrigen Staatsbeamten betreffende Neuerung ein⸗ geführt. Nach 8. 28 des Civilstaatsdienergesetzes kann ein Be⸗ amter unter Belassung des gesetzlichen Wartegeldes in den einstweiligen Ruhestand versetzt werden, wenn er durch eine die Wiedergenesung nicht ausschließende Krankheit länger als ein halbes Jahr an der Besorgung seiner Dienstgeschäfte be⸗ hindert und die baldige Genesung nicht zu erwarten ist. Als Wartegeld wird dem zur Disposition gestellten Beamten die volle Besoldung gewährt. Es mag nun der Fall vorgekom— men sein, daß mik den für die Beamten überaus günstigen Be⸗ stimmungen Mißbrauch getrieben worden, wenigstens hat die Landesvertretung eine andere Regelung als wünschenswerth bezeichnet, und demgemäß soll der Gesetzesparagraph dahin abgeändert werden, daß die Zurdispositionsstellung nicht länger als drei Jahre währen dürfe, und dann die förmliche Pensio— nirung stattzufinden habe. .

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Schwarzburg⸗Sondersnausen. Sondershausen, 24. Juni. (Leipz. Itg.) Nach dem vorläufig aufgestellten und vom Landtage genehmigten Etat für die neu zu errich⸗ tenden Gerichtsbehörden wird der Gesammtaufwand für diese Zwecke ungefähr 167 000 06 betragen und den bisherigen Etatssatz um 2840 ½ überschreiten, doch ist außerdem noch ein Reservesonds im Betrage von 6— 8000 1M in Aussicht genommen. Die verschiedenen richterlichen Beamten sind nunmehr ernannt. Die Gehälter der neuen Amtsrichter sollen sich je nach Dienstalter und Qualifikation auf 3900 bis 4800 6 belaufen. Zunächst sind 13 Amtsrichter für das Land in Aussicht genommen, doch hofft man ihre Zahl später vermindern zu können.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 25. Juni. (W. T. B.) Die „Polit. Corresp.“ meldet aus Sofia: Macedonische Insurgenten unter Führung des Wojwoden Anastas griffen ein türkisches Blockhaus bei Delihar an, mußten sich aber nach mehrstündigem Gefechte und schweren Verlusten zurück— ziehen. In den letzten Tagen fanden wiederholt Zusammen⸗ stöße türkischer Truppen mit Insurgenten statt, die größten— theils unglücklich für die Letzteren verliefen.

Salzburg, 25. Juni. Die hiesigen Landgemeinden wählten zwei konservative Reichsrathsabgeordnete.

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Großbritannien und Irland. London, 24. Juni. Allg. Corr.) In der gestrigen Sitzung des Oberhauses erklärte der ger von Eambridge, daß er sich gedrängt fühle, eine kurze Erklärung bezüglich des beklagenswerthen Ereignisses der jüngsten Tage abzugeben. Es könne nur ein allgemeines Ge⸗ fühl der Theilnahme für die ihres Sohnes beraubte Erlauchte Mutter herrschen. Da die Umstände, unter denen der Kgiser⸗ liche Prinz nach Südafrika gegangen, zu Mißverständnissen Veranlassung gegeben haben, so erachte er es für passend, die vom 25. Februar 1879 datirten Einführungsschreiben zu ver⸗ lesen, welche der Prinz an Sir Bartle Fraͤre und Lord Chelmsford mitgenommen habe. Se. Königliche Hoheit verlas hierauf den Brief an Lord Chelmsford, wescher besagt, daß der Prinz aus eigenem Antrieb ausziehe, um als Zuschauer so viel als mög⸗ lich von dem kommenden Feldzuge zu sehen. Der Prinz habe sehnlichst gewünscht, der Armee einverleibt zu werden. Die Regierung habe jedoch einen solchen Schritt nicht für zulässig erachtet. Der Briefschreiber (Herzog von Cambridge) ersuchte jedoch Lord Chelmsford, dem Prizzen so viel zu zeigen als möglich sei. Der Brief schloß mit folgenden Worten: „Der Prinz ist ein prächtiger junger Mann, voll Geist und Ent⸗ schloffenheit und wird sich, da er unter der Artillerie viele alte Freunde besitzt, ohne Schwierigkeiten zurechtfinden; wenn Sie ihm in irgend einer Weise an die Hand gehen können, so bitte ich, dies zu thun. Was ich allein befürchte ist, daß er zu viel Muth und Thatendrang besitzt“ (Der Brief an Sir Bartle Fräère war des gleichen Inhalts). Alles, was ihm (Redner) nach Verlesung dieser Briefe übrig bleibe, sei die Erklärung, daß Nichts geschehen sei, um den jungen Mann in eine gefährliche Lage zu bringen. Ein Jeder bedauere das Vorgefallene; von Seiten der Behörden sei jedoch Nichts ge⸗ schehen, was zu einer solchen Katastrophe hätte führen können. Earl Beaconsfield bemerkte, daß Alle das allgemeine Be⸗ dauern über den Tod des jungen Prinzen theilten, welcher von dem Wunsche beseelt gewesen, dem Lande in der Ferne zu dienen, und dessen Leben in solch grausamer und nutzloser Weise geopfert worden sei. Der Prinz Napoleon habe lange in diesem Lande gelebt, wo er seine militärische Erziehung genossen habe; wäre er am Leben geblieben und hätte die passende Gelegenheit gefunden, so würde er sicher den angeborenen Muth der tapferen Nation bewiesen haben, deren Angehöriger er gewesen. Es sei unmög⸗ lich, in diesem Augenblicke nicht Derjenigen zu gedenken, welche das höchste Interesse an diesem zu frül, entschwundenen Leben gehabt habe; allein bei solchen Veranlassungen seien Trost⸗ sprüche fruchtlos und unmöglich. Die Zeit dürfte jedoch kommen, da die Sympathien eines tapferen und großen Volkes von der trostlosen Mutter gewürdigt werden würden. Nach einigen sympathischen Aeußerungen Earl Granville's wurde der Gegenstand verlassen.

Der „Times“ zufolge nimmt der Rückzug der briti⸗ schen Truppen aus ihren vorgeschobenen Stellungen in Afghanistan seinen Fortgang. Es haben sich einige Aus⸗ brüche afghanischer Barbarei ereignet, aber Major Cavagnari erwartet keine Schwierigkeit in seinem Vorhaben, nach Ca⸗ bul zu gelangen, und glaubt, der Emir werde, gestützt auf das britische Bündniß, es nicht schwierig finden, eine heimische Revolte niederzuwerfen. Major Cavagnari ist überzeugt, daß der Emir, welche Anschauungen er früher auch gehabt haben möge, jetzt den Engländern wohl gesinnt sei.

Nach Berichten aus Calcutta ist es der Polizei und dem Militär beinahe vollftändig gelungen, den im Dekan hausenden Dacoit s (Räuberbanden) das Handwerk zu legen.

25. Juni. (W. T. B.) In der heutigen Unter⸗

haussitzung wurde die zweite Lesung der irischen Uni⸗ versitätsbill fortgesetzt. Die Bill wurde u. A. von Playfair und Gibson bekämpft, von Forster dagegen befür— wortet. Der Staatssekretär des Innern, Croß, erklärte, die Bill sei in ihrer gegenwärtigen *sung unannehmbar für die Regierung. Morgen werde die Regierung im Oberhause selbst eine Bill beantragen, in welcher ihre Ansichten über den in Rede stehenden Gegenstand zum Ausdruck gelangen würden. O'Connor brachte hierauf einen Antrag auf Vertagung der Debatte ein. Der Marquis von . unterstützte diesen Antrag. Harcourt sprach sich miß illigend über das Verfahrene der Regierung aus. Der Schatzkanzler Northeote rechtfertigt das Verhalten der Regierung und erklärte, daß sie sich der Errichtung einer dritten Universität, affiliirter Kollegien und der Dotirung eines konfessionellen Unterrichts widersetze.

Frankreich. Paris, 24. Juni. (Fr. C.) Der heute gewählte Ausschuß des Senats für die Vorlage, betreffend die Rückkehr nach Paris, erklärte sich durchaus dem Vor⸗ schlage günstig und konnte in demselben nur einige Lücken ent— decken. So scheint ihm z. B. die Bestimmung wünschens— werth, es solle in gewissen Fällen jeder Kammer für sich über⸗ lassen bleiben, zu beschließen, daß sie nicht in Paris tagen wolle. Dahin gehöre der Fall, daß der Senat als Staats— gerichtshof über einen Auflösungsantrag, die Deputirten— kammer über die Frage verhandle, ob das Ministerium in Anklagezustand versetzt werden soll. Der Seinepräfekt Herold bemühte sich, jedoch vergeblich, den Luxembourgpalast für den Pariser Gemeinderath zu erhalten. Hr. Fresneau endlich brachte ein ohne Zweifel noch viel aussichtsloseres Amen⸗ dement ein, nach welchem der Sitz der öffentlichen Gewalten noch auf ein Jahr in Versailles verbleiben soll.

Aus Algier wird unter dem 20. Juni amtlich berichtet:

„Die Uled Uzza haben am 18. Juni ibr Lager bei der Colonne des Generals Forgemol aufgeschlagen und Geißeln gestellt. Man meldet ferner die Ankunft der Takerrebat, der Zaasa und der Uled— Smail. Die letzteren gehörten zu der Fraktion der Lahala, in wel⸗ cher der Aufstand zuerst ausgebrochen war. Der General⸗Gouverneur hat dem General Forgemol die Bedingungen bezeichnet, unter wel— chen allein die Empörer wieder in Gnaden aufgenommen werden ksnnten. Die erste ist die sofortige Entwaffnung, die zweite, daß diejenigen, welche die Waffen ergriffen haben, nicht etwa als Krieg— führende, sondern als bezwungene Rebellen behandelt werden. Die Regierung behalte sich für die Ahndung vollkommen freie Hand 6. 69 e Ruhe ist jetzt in allen drei Provinzen von Algerien ge— ichert.

Dem „Temps.“ wird aus dem Lager von Medinah im Aures selbst noch folgendes Nähere berichtet:

„„Der Aufstand ist thatfächlich beendet. Nach den bis⸗ herigen Erfahrungen ist nicht mehr zu verkennen, daß er den Cha— rakter eines Religionskrieges hatte, von einem klugen und ehrgeizigen, in der Zaüia von Djeralla erzogenen Individuen von langer Hand vorbereitet war und. sich rasch verbreiten sollte, wenn der Erfolg des ersten Angriffs auf Rebaa den Erwartungen der Insurgenten ent- sprochen hätte. Die Schnelligkeit, mit welcher die Truppen zu⸗— sammengezogen wurden, und die Energie der Offiziere in dem ersten Gefechte können nicht genug gerühmt werden. Ihnen ist es zu danken, wenn man geringere Verluste als jemals bei der Be— wältigung eines Aufstandes erlitt: im Ganzen etwa zehn Todte und einige Verwundete. Leider ist es, allem Anscheine nach, dem Scherif Mohammed⸗ben⸗Ahdallah ben ⸗Abdherraman ⸗ben · Djerraha ge⸗ . mit etwa hundert seiner entschlossensten Anhänger in südöst⸗ lichster Richtung zu entkommen. Er soll sich durch die Beni⸗Mellud durchgeschlagen und einige Gums, die ihm den Weg verlegen wollten, über den Haufen gerannt haben. Er befindet sich jetzt, wie man glaubt, in der Gegend der Smala von Zeribet el Ued, wo die Gar nison von 25 Spahis unglücklicherweise zu schwach ist, ihn festzu nehmen. Wenn ihn nicht der Gum der Nemencha noch erreicht, wird er wahrscheinlich die tunesische Grenze gewinnen. Der empörten Stämme harrt außer der Entwaffnung eine sehr harte Strafe, ja nach ihrer Schuldbarkeit das Zwiefache bie Zehnfache der jährlichen Steuer; für die Schuldigsten tritt dazu noch das Sequester eines Theiles ihres Grundes und Bodens, für die Flüchtigen das Sequester ihres ganzen Besitzthums.“ .

25. Juni. (Journal officiel. Der zum dritten Male zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Venezuela erwählte General Guzman Blanco ist in Frankreich ein⸗ getroffen und von St. Nazaire über Nantes gestern in Paris angekommen, wo er auf dem Westbahnhofe von den Vertretern des ö Grevy und dem Gesandten Venezuelas empfan— gen wurde.

(W. T. B). Das „Pays“ meldet, Ro uher werde zunächst noch in Chislehurst verbleiben, da sich das Be— finden der Kaiserin Eugenie verschlechtert habe.

Italien. Rom, 23. Juni. (Italie) Das Budget des Narine⸗Ministeriums für das Jahr 1879 beziffert sich auf 49 662 4844 Lire. Sechs Schiffe befanden sich am 1. Januar 1878 im Bau, nämlich die Panzerschiffe „Duilio“, „Dandolo“, „Italia“, „Lepanto“, und die Avisos „Agostino Barbarigo“ und Marcantonio Colonna“. Die Panzerung des erstgenannten Schiffes ist nahezu beendet, und gegenwärtig werden die Geschütze an Bord gebracht. Im Herbst wird der „Duilio“ daher ausgerüstet werden können. Auf dem „Dandolo“ werden zur Zeit die Maschinen eingesetzt, 9. das Schiff wird im ersten Halbjahr 1881 armirt werden önnen.

25. Juni. (W. T. B.) Prinz Alexander von Battenberg ist heute hier eingetroffen und auf dem Bahn⸗ hofe von einem Adjutanten Sr. Majestät des Königs und den Botschaftern Deutschlands und Rußlands mit dem Personal der beiden Botschaften empfangen worden. Der Prinz hat im Palais der deutschen Botschaft Wohnung genommen.

Verona, 265. Juni. (W. T. 2 Gestern fand die feierliche Einweihung des tausoleums von Cu stozza in Anwesenheit Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Amadeus, von Deputationen des Parlaments und der Armee, sowie der Vertreter Oesterreich-Ungarns, des FM. Grafen Thun und des Obersten Ripp, statt. Nach der Ein⸗ segnung der Kapelle ergriff namens der Deputirtenkammer der Deputirte Villa das Wort: Die Schlacht bei Custozza bilde den Abschluß hundertjähriger Kämpfe; nunmehr sei den ehe⸗ maligen Feinden die Aufgabe zugefallen, sich zu dem gemein⸗ samen Kampf für die Civilisation, die Wissenschaft und die Freiheit zu vereinigen; die Erinnerung an das gemeinsame

rab in gustech werde genügen, etwa aufsteigende Wolken zu zerstreuen. Auf den darauf vom General Pianelli an die österreichisch-ungarische Armee gerichteten Gruß erwiederte der Vertreter Besterreichs, Graf Thun, mit dem Dank derselben und sagte, die gemeinsame Bestattung der Gebeine der Tapferen von beiden Armeen sei ein Beweis der zwischen den beiden Völkern und Regierungen bestehenden Freundschaft.

Türkei. Konstantinopel, 24. Juni. (W. T. B.) Aus Regierungskteisen wird lautbar, daß Photiades Pascha für die Forderungen der kretensischen National⸗

versammlung, soweit sie legitim und billig seien, die Sanktion des Sultans erhalten habe 36 . morgen oder übermorgen nach Kreta zurückkehren werde. Der General⸗Gouverneur von Kreta sei ferner von der Pforte autorisirt worden, auf die Einkünfte von den Zöllen der Insel vorweg diejenige Summe zu erheben, welche zur Herstellung des Gleichgewichts in dem Budget der Insel, sowie zur Aus⸗ führung der nothwendigen öffentlichen Arbeiten erforderlich sei. . 25. Juni. Heute hat im Palais des Sultans ein außerordentlicher Ministerrath stattgefunden, wel⸗ cher sich mit der egyptischen Frage beschäftigte. Die in dieser Angelegenheit getroffene Entscheidung wird vor⸗ aussichtlich den Botschaftern noch heute Abend mitgetheilt werden. In diplomatischen Kreisen ist die Ansicht verbreitet, daß der Sultan seine Zustimmung zu der Absetzung des Khedive geben werde.

Amerika. Washington, 33. Juni. (Allg. Corr.) Der Präsident Hayes hat die Armee-Kreditvorlage unterzeichnet, die Justiz-Kreditbill aber aus dem Grunde mit seinem Veto belegt, weil die Maßregel die Ernennung von Vize⸗Marschällen ausschließt, die, wie er behauptet, zur Ausführung des nicht aufgehobenen . betreffend die Beaufsichtigung der Wahlen, nothwendig sind. Weiter giebt der Präsident seine Bereitwilligkeit kund, etwaigen geeigneten Amendements für die Verbesserung der Wahlgesetze zuzu— stimmen, erklärt sich aber außer Stande, in die absolute Auf— hebung derselben zu willigen. Nachdem das Veto des Prä— sidenten dem Repräsentantenhause unterbreitet worden, wurde eine Abstimmung bezüglich der Frage, ob, das Veto bei Seite zu setzen sei, vorgenommen, und die Vorlage fiel schließlich zu Boden, da die Demokraten nicht die erforderliche Zweidrittel⸗Majorität erhielten.

25. Juni. (W. T. B.) Im Senat brachte Burn⸗ side heute eine Resolution ein, in welcher erklärt wird, daß die Bevölkerung der Vereinigten Staaten nicht ohne große Beunruhigung die Versuche sehen könne, welche Sei— tens eines Theiles der europäischen Mächte gemacht würden, um einen Kanal unter ihrer Protektion und Herrschaft durch den Isthmus von Panama herzustellen, und daß solcher Versuch als eine Manifestation feindlicher Gesinnungen gegen die Vereinigten Staaten angesehen werden müsse.

Chicago, 22. Juni. (Allg. Corr) Heute fand hier ein Aufruhr zwischen dem Pöbel und einer Compagnie Frei⸗ williger statt, die sich die „Böhmischen Scharfschützen“ nennen. Letztere machten einen Bajonnet-A Angriff, tödteten eine Person und verwundeten mehrere Andere. Sämmtliche Freiwillige sind seitdem unter der Anklage des Mordes verhaftet worden.

Kunst, Wissenschaft und Titeratur.

In den Tagen vom 3. bis 4. Juni fand zu Münster die neunte Versammlung des Hansischen Geschichts vereins statt. Wegen Verhinderung des (inzwischen verstorbenen) Vorsitzen— den, Professor Mantels aus Lübeck, eröffnete Professor Frensdorf aus Göttingen die Versammlung. Professor Lindner aus Münster hielt einen Vortrag über Die Hanse und Königin Margarethe bis i398. Professor Meyer-Knonau aus Zürich überbrachte den An wefenden die Grüße des Vereins für schweizerische Geschichts⸗ forschung, dessen legt. Publikation er zugleich als Geschenk beifügte Danach trat die Versammlung in die Bespre⸗ chung des vom Vorsitzenden überreichten Jahresberichts ein; Professor Frensdorff gedachte mit warmen Worten der Verdienste des im vorigen Jahre dahingeschiedenen O. A. G.-Raths Dr. C. W. Pauli aus Lübeck, der durch seine Abhandlungen aus dem Lübischen Erbrecht als Darsteller städtischen Lebens im Mittelalter seinen Namen un— vergänglich gemacht habe. Der Bericht widmet auch dem im vorigen Jahre verstorbenen Bremer J. G. Kohl, dem kulturhistorischen Schriftsteller über alle Weltzonen, namhaft auf dem Felde der Forschung über die Geschichte der Geographie, der Handels⸗ und Seewege, der Kartographie, ferner Dr. Meinertzhagen, Konsul Plenge, Richter Dr. Herm. Smidt und Senater Br. Heinrich Smidt, dem eifrigen Mitbegründer und Förderer des Hausischen Heschichts vereins, ehrende Worte der Anerkennung. Ueber den Stand der Arbeiten weiß der Bericht zu melden, daß der achte Band der hanfischen Geschichtsblätter im Drucke nahezu vollendet und auch über die endliche Vollendung des Urkundenbuches mit dem Verleger ein günstiger Kontrakt abgeschlossen ist. Zu bedauern ist freilich, daß Dr. Höblbaum von der Thätigkeit an demselben zurück— tritt, da die Beschäftigung mit demselben ihn in seiner akademischen Wirksamkeit hindert. Der Kassaabschluß des Vereins wies zum erstenmal, Dank dem Geschenke des Verwaltungsraths der Wede⸗ kindschen Preisstiftung, einen wirklichen Saldo auf; ein nicht ge— nanntes Mitglied spendete außerdem 1909 é. so daß das Fort bestehen des Vereins auch nach der finanziellen Seite hin gesichert ist. Es folgte noch ein Vortrag des Qberlehrers Dr. Beckmann aus Mäünster uͤber das Thema: „Die Stadt Münster vor dem Hansegerichte 1454.

Am 4. Nachmittags wurde die Aus stellung we stfälischer Alterthümer und Kunsterzeugnisse besucht. Wohl die wenigsten Festtheilnehmer hatten bis zu ihrer Ankunft ge—⸗ wußt, welche großartige und interessante Ausstellung der Verein für westfälische Geschichte und Alterthümer im Kolle— lum Ludgerianum veranstaltet hatte; alle Kirchen, alle Privat- Westfalens hatten ihre besten Schätze gesandt, und es war ein Genuß, unter der fachkundigen Führung und Erklärung des Professors Nordhoff aus Münster das Bedeutsamste und Hervor⸗ ragendste in Augenschein zu nehmen. Das Festmahl wurde in dem prachtvollen gothischen Rathhaussaal eingenommen. Aus der Reihe der Toaste ist ein vom Professor Frensdorff (Höttingen) auf Waitz ausgebrachter Trinkspruch zu erwaͤhnen; er hetonte die Noth—⸗ wendigkeit, die durch die Einführung der neuen Gerichts verfassung wegfallenden alten Rechtsgewohnheiten und Gebräuche rechtzeitig aufzuzeichnen und ihrer Vergessenheit vorzubeugen. . .

In der zugleich mit dem Hansischen Geschichtsvereine in Münster abgehaltenen 5. k . des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung sprach nach Eröffnung der Versammlung durch den Vorsitzenden, Hrn. Dr. Lübben⸗Oldenburg, Hr. Dr. Breusing, Navigationsschul⸗Direktor in Bremen, über den Wort⸗ schatz des deutschen Sermannes, der zwar ein Gemenge aus den ver⸗ schiedensten Bestandtheilen sei, in welchem aber doch der Grund; stock deutsch geblieben und das deutsche Element im Vergleich mit dem romanischen weit überwiegend sei, Hr. Oberlehrer Dr. Worm stall aus Münster verbreitete sich über die westfälischen Dialekte, welche er in die küstenländische (niedersächsische, die Diöcesen Münster und Osnabrück umfasfende) und in die binnenländische (die rauhe breite diphtongische, bie Diöcesen Minden und Paderborn umfassen de) Mundart eintheilte. Zuletzt versuchte der Redner die historisch⸗ ethnographifcke Begründung der Dialekte, welche ihm vortrefflich gelang. . Ber Jahretzbericht des Vereinz wies bis Mai 387. Mit- glieder auf. In den Vorstand wurde an Stelle des aus Gesundheitẽ· rücksichten scheidenden Hrn. Dr. Nerger⸗Rostock Hr. Gymnasialdirektor H. Krause⸗Rostock gewählt.

Gewerbe und Handel.

Nürnberg, 24. Juni. (Bericht von Leopold Held, Hopfen · kommisstonggeschäft) Die Haltung des Hopfenmarktzez ist fort während gleich leblos. Die Zufuhren sind nur gering, halten jedoch

beinahe dem Umsatz die Wage. Trotz der geringen Nachfrage und der nahen Erntezeit rig sich viele Eigner zu den gegenwärtigen Preisen noch nicht zum Abgeben geneigt. Es hat dies seinen Grund darin, daß man vielfach glaubt, der Ernteausfall würde durch das in vielen Gegenden die Pflanze heimsuchende Ungeziefer beeinträchtigt werden. Die Spekulation verhält sich jedoch noch vollständig ah wartend, da jedenfalls erst die Witterung der nächsten zwei bis drei Wochen einen entscheidenden Einfluß auf das Gedeihen der Pflanze ausüben wird. Die Lager sind ziemlich gut besetzt, doch bestehen die Lagerbestände hauptsächlich aus gelblichen Mittelqualitäten. Grün⸗ farbige Hopfen bleiben zu nicht allzuhohen Preisen gesucht. Gelb⸗ liche Waare ist fraglos. Die Notirungen sind unverändert. Die Stimmung ist ruhig. g

Gotha, 21. Juni. (Magdb. Ztg) In der gestrigen Sitzung unserer Stadtverordneten wurde das Statut über die Erhebung einer Verbrauchsabgabe von Fleisch im Gemeindebezirke der Stadt Gotha mit einigen Modifikationen und vorbehaltlich einer nochmaligen Endabstimmung angenommen. Alles im Stadtgebiete geschlachtete Vieh, sowie die von auswärts in die Stadt frisch, gesaljen oder ge räuchert eingeführten Fleischnahrungsmittel, Wild, Geflügel, Fische und Fischkonserven sollen nach den Beschlüssen der ersten Lesung einer hiesigen Kommunalabgabe unterliegen, und zwar soll erhoben werden: von einem Ochsen 6 „e, einer Kuh oder einem Stier 4 S, einem Kalbe 1 „, einem Schweine L50 Æ é, einem Stück Schaf⸗ oder Ziegenvieh 50 3, von Roth“, Dam, Schwarz- oder Rehwild für jedes Kilogramm 6 J, von einem Hasen 20 5, von Auerhähnen. Truthühnern, Schnepfen, Fasanen, Birkhühnern, für jedes Stück 50 3, von Kapaunen, Gänsen, Enten, Haselhühnern und französischen Poularden für jedes Stück 20 , von Lachs, Salm, Steinbutt, Dummer, Seezunge, Karpfen, Forelle, Aal, Hecht, Zander und Schollen für jedes Kilogramm 20 8, von Kaviar und Fleischkonserven für jedes Kilogramm 50 3, von Austern für je 100 Stück 1

Bern, 24. Juni. (Bund.) Der Vundesrath bat in Sachen der Gotthardbahn folgenden Beschluß gefaßt:

J. Betreffend den Finanzgusweis. I) Die Gotthardbahn gesellschaft hat durch die am 28. März d. J. dem Bundesrathe ge⸗ machten Vorlagen den Nachweis über den Besitz, resp. die Siche⸗ rung der finanziellen Mittel, deren sie zur Ausführung des gemäß dem Schlußprotokoll der internationalen Konferenz von Luzern und des Vertrages, datirt Bern, den 12. März 1878, festgestellten Bahn⸗ netzes bedarf, in genügender Weise geleistet, und es wird daher diesem Finguzaus weiß die Genehmigung des Bundesrathes hiermit ertheilt. Y) Die in diesem Finanzausweis verzeichneten Mittel dürfen aus⸗ schließlich nur auf die in dem Vertrage vom 12. März 1878 bezeich⸗ nete Hauptlinie Immensee⸗Pino verwendet werden.

. II. Betreffend die Verpfändung. I) Die Bewilligung einer Pfandrechtsbestellung im ersten Rang für die im Art. 4 des am 12. Februar 1878 zwischen der Gotthardbahn und einem Finanz— konsortium abgeschlossenen Nachtragsvertrages, betreffend die Be⸗ schaffung des Bautapitals für die Gotthardbahn genannten Anleihen im Gesammtbetrage von 74 Millionen Fr. auf: a. die bereits im Betrieb stehenden Linien Bigsca⸗Bellinzona⸗Lecarno und Lugano— Chiasso. b. die im Bau begriffenen, resp. in Bau zu nehmenden Linien Immensee-Biasca und Cadenazzo⸗Pino wird ertheilt in der Meinung, daß im Pfandbuch ausdrücklich aufgenommen werden soll, daß die Installationen für den Bau des großen Tunnels, so lange sie nicht bleibend für Bahnbetriebszwecke erworben sein werden, in der Verpfändung nicht inbegriffen sein sollen. 2) Der Entwurf des Pfandbucheintrages, sobald derselbe von der Direktion der Gotthard⸗ bahn genehmigt sein wird, soll den Inhabern der schon ausgegebenen Titel bei den Gesandtschaften in Rom und Berlin, sowie auf dem Bureau des Pfandbuchführers während 14 Tagen zur Einsicht auf⸗ gelegt werden. Die hierüber zu erlassenden kurzen Publikationen sollen je zwei Mal in den Publikationsorganen der Gotthardbahn⸗ gesellschaft inserirt werden.

(N. Zürch. Ztg.) Im Kanton Bern eirkulirt gegenwärtig, dem 5 zufolge, unter den Holzhändlern, Besitzern von Sägen und Wäldern ꝛc6., eine Petition, welche an das eid⸗ genössische Eisenbahndepartement gerichtet ist und das Gesuch ent⸗ hält, daß der Transport inländischen Holzes auf den schweizerischen Bahn en den gleichen Bedingungen wie derjenige ausländischen Holzes unterstellt werden möchte. Die ausländischen Holzhändler bezahlen für ihren Transport nur die Hälfte der Taxen, welche der Transit inländischen Holzes kostet, so daß dem letzteren auf den französischen Märkten die Konkurrenz fast unmöglich wird.

Havre, 25. Juni. (W. T. B Wol lau ktion. Angeboten 2141 Ballen, verkauft 520 Ballen. Geschäft wenig belebt; Preise sehr fest, 5 Centimes unter den bei der Auktion im März gezahlten

Preisen. Verkehrs⸗Anstalten.

Duisburg, 20. Juni. Am gestrigen Tage fand, wie die „Rh-⸗- u. Rhr.⸗»Itg.“ mittheilt, die landeßpolizeiliche Prüfung der Eifenbahnlinie Duisburg⸗Quakenbrüch innerhalb des Re⸗ gierungs bezirk; Düsseldorf statt. Diese neue Strecke, welche am J. Juli d. J. dem Betriebe übergeben werden soll, berührt die Städte Dorsten, Cösfeld, Burgsteinfurt und Rheine. Die Linie Duisburg⸗Quakenbrück ist als Verbindung des rheinischen Eisenbahn⸗ netzes mit Bremen und den Nordseehäfen von Wichtigkeit, weil sie durch die Anschlußbahn Osterfeld - Heißen mit dem westfälischen Kohlen⸗ revier in direkter Verbindung steht und dazu dienen wird, der we st⸗ fälischen Kohle die Konkurrenz mit der englischen in den Nord— seehäfen zu erleichtern.

Southampton, 25. Juni. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd Mosel ist hier eingetroffen.

New⸗York, 25. Juni. (W. T. B.) Der Hamburger 1 Lessing“ ist heute Morgen 8 Uhr hier einge⸗ troffen.

Berlin, den 26. Juni 1879.

In Gemäßheit der von Sr. Excellen; dem Herrn Chef der Kaiserlichen Admiralität unterm 2. Deze mber 18175 erlassenen In— struktion für die Deutsche Seewarte, 8 2 unter 4, wird in Hamburg auf der, der Leitung der dortigen Sternwarte unterstellten 1V. Ab: theilung der Seewarte (Chronometer-Prüfungsinstitut) in der Zeit vom 1. Oktober 1879 bis 1. April 1880 die dritte der alljährlich zu veranstaltenden Konkurrenz-⸗Prüfungen von Marine⸗ CEhronometern abgehalten werden, zu welcher es jedem im Gebiete des Deutschen Reiches, sowie der Schweiz, etablirten Uhr⸗ macher freistehen wird, bis zu sechs von ihm angefertigte Marine Chronometer unter Beachtung der nachstehenden Bedingungen und Tragung der Trantportkosten sowie der Verantwortung, einzusenden.

Die Chronometer werden innerhalb dieses Zeitraums im Ganzen 186 Tage hindurch in den zu diesem Zwecke im Gebäude der Abtheilung 1IV. besonders ein gerichteten Räumlichkeiten, in 10 tägigen Intervallen wiederholt successive verschiedenen Temperaturen von etwa 5 bis 30 Grad der hunderttheiligen Skala ausgesetzt werden, und wird ihr Verhalten, mit Bezug auf die sich dabei etwa . Unregelmäßigkeiten im Gange, sorgfältigst beobachtet werden.

Nach beendigter Prüfung werden die Chronometer ihrer Güte nach so geordnet werden, daß dasjenige Chronometer, bei welchem der Unterschied zwischen dem größten und kleinsten 10 tägigen Gange (Betrag A. Vergleiche den Bericht über die Konkurrenzprüfung von Marine⸗Chronometern, abgehalten auf der Deutschen Seewarte im Jahre 1877, Annalen der Hydrographie ꝛe. 1378, Heft II) Plus dem doppelten Betrage der größten Schwankung im 10 tägigen Gange von einem Intervall zum folgenden (Betrag B ein Mini- mum ist, den ersten Rang in der zu veröffentlichenden Prüfungsliste einnimmt, und die andern Chronometer nach der Zunahme der Summe dieser beiden numerischen , nachfolgen.

Die Kaiserliche Admiralität beabsichtigt, von den geprüften Chronometern, je nach ihrer Güte und den Bedürfnissen der Kaiser⸗

lichen Marine, eine Anzahl mindestens vier anzukaufen, und wird für das erste Chronometer derjenigen Gruppe, bei welcher der Betrag A 2B den Werth von 35 Sekunden nicht erreicht, einen Preis von 1500 4ƽ, für das zweite 1200 M und für die nächsten zwei Chronometer einen Preis von 1009 Æ pro Stück zahlen. Bei weiteren Ankäusen wird die Kaiserliche Admiralität, nach Gutachten der Direktion der Seewarte, den von dem Fabrikanten geforderten und bei der Einlieferung der Instrumente anzugebenden Preis, falls derselbe 900 Æ für das Chronometer nicht übersteigt, jahlen, doch wird es den Fabrikanten, falls sie solches bei der Einlieferung er klären, freistehen, den Verkauf abzulehnen.

. Nach Beendigung der Prüfung wird einem jeden Fabrikanten ein von dem Abtheilungsvorstande unterzeichnetes und mit dem Dienstsiegel der Seewarte, Chronometer · Prüfungs institut, versehenes Attest über das Verhalten der von ihm eingelieferten Chronometer gebührenfrei zugestellt werden.

Ueber die Resultate der Konkurrenzprüfung wird die Direktion

der Seewarte einen eingehenden Bericht in den „Annalen der Hydrographie ꝛc. veröffentlichen, und werden jedem Fabrikanten, welcher sich an derselben betheiligt hat, Exemplare dieses Berichtes zugestellt werden, sowie letzterer selbst auch sonst noch in geeigneter Weise in den sich dafür interessirenden fachwissenschaftlichen Kreisen verbreitet werden wird. Anmeldungen von Chronometern oder sonstige, auf die Prüfung selbst bezügliche Anfragen sind entweder an die Direktion der See⸗ warte oder an den Direktor der Hamburger Sternwarte, Herrn G. Rümker, als Vorstand der Abtheilung I7. der Seewarte, zu adressiren. Der Anmeldung muß der Name des Fabrikanten, welcher die Chronometer konstruirt hat, sowie die Zahl und die Nummer der einzelnen Chronometer beizefügt werden. Sollte die Konstruktion dieser in einzelnen Theilen, namenilich was die Kompensations-Ein⸗ richtungen betrifft, von der gewöhnlichen abweichen, so wäre eine kurze Mittheilung darüber sehr erwünscht.

Es wird gebeten, die Anmeldungen baldmöglichst zu machen und die Chronometer spätestens in der zweiten Hälfte des Monats Sep tember einzusenden; Chronometer, welche nach dem 1. Oktober in die Hände der Sternwarte gelangen, können nicht mehr zur Konkurrenz- Prüfung zugelassen werden.

Die Chronometersendungen sind direkt an die „Sternwarte Hamburg“ zu adressiren. Bei Sendungen aus dem Innern Deutsch- lands würde es sich empfehlen, die Chronometer, nach zuvor ein geholter Genehmigung der betreffenden Kaiserlichen Postdirektion, an den Eisenbahnstationen den den Post Waggon begleitenden Post—⸗ beamten zur besonderen Fürsorge direkt zu übergeben, und wird ein Beamter der Seewarte die Uhren, falls der Zug, mit dem sie ein treffen, mit Bestimmtheit angegeben werden kann, hier am Bahnhofe in Empfang nehmen.

Bei Sendungen durch die Post werden die folgenden Vorsichts— maßregeln in Vorschlag gebracht:

J. Man setze die Unruhe durch Unterschieben von Korkstückchen oder Papierstreifen fest, so daß jede Bewegung verhindert wird.

I. Man befestige die Kompaß⸗Aufhängung durch Einschieben des Befestigungs armes, oder auf irgend eine andere fest und sicher erscheinende Weise.

III. Man fülle den ganzen Raum zwischen dem Uhrgehäuse und dem hölzernen Kasten mit trocknem, staubfreiem Werg oder mit Papierschnitzeln oder anderem weichen Material aus, um jede Be— wegung des Chronometers zu verhindern.

IV. Der geschlossene Chronometerkasten ist in einem Weidenkorb oder einem etwas elastischen Kasten in einer großen Menge weichen Materials zu verpacken.

J. Zwei Chronometer können in einem Korb verpackt werden, doch so, daß jeder Kontakt zwischen ihnen durch Füllmaterial, Stroh oder Werg, vermieden wird.

Die bei Gelegenheit der bisherigen Konkurrenzprüfungen gemach— ten Erfahrungen veranlassen die Direktion, diese Maßregeln der Be⸗ rücksichtigung der einzelnen bei der Konkurrenz Betheiligten angelegent⸗ lich zu empfehlen.

Ueber den Eingang der Chronometer wird dem Absender eine von dem Abtheilungsvorstande unterzeichnete Bescheinigung zu⸗ gestellt werden, und erfolgt die Aushändigung der Chro— nometer nach beendigter Prüfung gegen Rückgabe dieses Scheines. Sollte es von auswärtigen Uhrmachern gewünscht werden, so können ihnen die Chronometer von Seiten der Seewarte mittelst der Post, in der angegebenen Weise verpackt, wieder zugestellt werden; die Un⸗ kosten der Verpackung werden alsdann mittelst Postnachnahme er— hoben, doch übernimmt die Seewarte für etwaige Beschädigungen keine Verantwortlichkeit.

Die Wiedereinführung der Chronometer in das Zoll vereins gebiet erfolgt zollfrei und werden dieselben einer zollamtlichen Revision nicht unterliegen.

Hamburg, den 20. Juni 1879.

Die Direktion der Seewarte. Dr. Neumayer.

Das Korrespondenzblatt des Niederrheinischen Vereins für öffentliche Gesundheitspflege enthält die

nachstehende Mittheilung: Der Stadtmagistrat zu Würzburg hatte im Jahre 1877 mehrfache Maßnahmen gegen die Verfälschung und Verschlechterung der Lebensmittel in Erwägung gezogen und unter anderm auch die Frage der Zulässigkeit der Bie rpumpen einer Prüfung unterzogen. Nach den Gutachten auswärtiger Sach verständigen sind die Bierpumpen unschädlich, wenn ihnen nur reine Luft zugeführt und sie selbst stets reinlich erhalten werden. Die aus Aerzten und Professoren bestehende Kommission sprach sich aber dahin aus, daß diese beiden Voraussetzungen meist nicht zutreffen, da die Bierpumpen die Luft meist aus dem Keller, aus Küchen und Hausgängen bezögen und die Rohre erfahrungs mäßig rasch großen Ünrath ansetzten und sehr schwer, häufig nur durch Dampf zu reinigen seien und dem Biere ekelerregende Bestandtheile zugeführt würden. Der Stadtmagistrat zu Würzburg hat deshalb die Bierpumpen ortspolizeilich verboten und der Regierungs ⸗Präsident Graf Luxburg demnachst auf die eingelegte Beschwerde von 22 Würz⸗ burger Bierwirthen hin und nach Einholung eines neuen Gut- achtens seitens des unterfränkischen Kreis-Meedizinalcomités das Ver bot bestätigt.

sseldorf, 24. Juni. (Wes. It Die Enthüllung des Corneliusdenkmals fand heute, am Tage des fünfzigjährigen Be. stehens des Kunstoereins für Rheinland und Westfale, bei schönstem Weiter statt. Um 1241 Uhr traf der Festzug auf dem Festplatze ein, bald darauf Se. Königliche Hoheit der Prinz Wilhelm und der Regie rungs⸗Präsident v. Hagemeister. Nach dem Festgesange von Mendels⸗ sohn hielt Professor Camphausen die Festrede, in welcher er Cor nelius Verdienste hervorhob, und gab sodann das Zeichen zur Ent— hüllung. Die Vorhänge fielen um 1 Uhr unter den Beifalls rufen des Publikums. Der Regierung -Präsident v. Hagemeister, der Vor sitzende des Corneliusvmreins, übergab, nachdem er die anwesen⸗ den Ebrengäste und besonders den Prinzen Wilhelm begrüßt hatte, das Denkmal der Stadt Düsseldorf, worauf der Ober- Bürgermeister Becker Namens der Stadt dasselbe übernahm uns ein Hoch auf den Protektor der Künste, Se. Maße stät den Kaiser und König ausbrachte, in das die Menge begeistert einstimmte. Die Musik spielte die Nationalhymne. Professor Widemann aus Mün—⸗ chen legte einen Kranz Namens der dortigen Akademie am Denkmale nieder. Der Schluß der offiziellen Feier fand um 11 Uhr mit dem Festchore für Männerstimmen von Tausch statt. Prinz Wilhelm, von dem Hersteller des Denkmals, Professor Donndorf aus Stuttgart, gesührt, besichtigte das Denkmal und verließ unter freudigen Zurufen der Menge den Festplatz. Eine ungeheure Menschenmasse strömte von allen Seiten herbei, als die trennenden Schranken gefallen waren.