1879 / 206 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 03 Sep 1879 18:00:01 GMT) scan diff

Feier wurde bereits gestern Abend durch einstündiges Glocken⸗ geläute eingeleitet, welches heute früh wiederholt wurde. Seitens der Schulen wurde der Tag durch gemeinsame Aus⸗ flüge in die Umgegend gefeiert. Auf dem Friedhofe fand an den Gräbern der hier verstorbenen deutschen und französischen Soldaten eine der Bedeutung des Tages entsprechende Feier⸗ lichkeit statt. Abends ist Festmahl im zoologischen Garten.

Cassel, 2. September. (W. T. B.) Die Sedanfeier wurde in herkömmlicher Weise unter allgemeiner Betheiligung der Bevölkerung durch Gottesdienst in den Kirchen und einen Festzug nach der Karlsaue begangen, woselbst eine Festrede gehalten wird, an welche sich Gesangvorträge anschließen.

Elberfeld, 2. September. (W. T. B.) Das Sedan⸗ fest wurde hier unter allgemeiner Betheiligung der Bevölke⸗ rung begangen. Nachmittags 3 Uhr bewegte sich ein Festzug, an welchem über 20 Vereine mit ihren Fahnen theilnahmen, durch die reich geschmückten Straßen der Stadt. Abends findet eine Illumination des Rathhauses und zahlreicher an⸗ derer Gebäude, sowie der Anlagen des Verschönerungsvereins auf den umliegenden Höhen statt. ö

Dresden, 2. September. (Dresd. Journ.) Die Feier des heutigen Tages wird hier, begünstigt vom schönsten Wetter, in der in früheren Jahren üblichen Weise begangen. Es wehen vom Königlichen Schlosse herab neben der Hausflagge in den deutschen und sächsischen Landesfarben; die König— ichen und städtischen Gebäude, wie auch eine große Anzahl von Privatgebäuden der innern Stadt und der Vorstädte sind reichlich mit Flaggen geschmückt. Die kirchliche Feier des Tages hatte bereits vorgestern (Sonntag) stattgefunden. Sämmtliche Ministerien, die denselben unterstehenden König— lichen Behörden und die Geschäftsstellen der städtischen Ver⸗ waltung, wie auch die hiesige Börse haben heute ihre Expe⸗ ditionen geschlossen. Die höheren Lehranstalten und Schulen feierten den Tag durch Festakte. Auf dem Altmarkte fand Mittags 12 Uhr eine Musikaufführung statt. Von Mittags an wird eine große Anzahl von Geschäftslokalen geschlossen bleiben. Die verschiedenen Konzertlokale haben patriotische Musikaufführungen angekündigt. Die Militärvereine werden den Tag durch Konzert, Ball und gesellige Zusammenkünfte festlich Bei Beginn der Dunkelheit werden alle öffent⸗ lichen Plätze durch Gaspyramiden erleuchtet. J

Leipzig, 2. September. (W. T. B.) Die diesjährige Sedanfeier übertraf an Großartigkeit und allgemeiner Betheili⸗ gung die der Vorjahre. Nachdem gestern Abend eine Vorfeier am Napoleonstein durch Freudenfeuer, Gesang, Festrede und Festkommers stattgefunden, ertönte heute Morgen Weckruf durch die Straßen, die den herrlichsten Flaggenschmuck angelegt haben; sämmtliche Geschäftslokalitäten waren geschlossen. Hierauf fand eine Feierlichkeit an der Friedenseiche im Rosenthal statt. Um 11 Uhr war Festgottesdienst und nach Beendigung desselben Festmusik vom Balkon des Rathhauses und des Theaters. Nachmittags 2 Uhr ent— wickelte sich der Festzug, bestehend aus 12 Innungen, 27 Vereinen mit 25 Fahnen und Bannern und 8 Musik⸗ corps. Derselbe bewegte sich durch die Straßen nach dem Markt, wo nach einer Musikaufführung durch die Musikcorps der beiden in Leipzig und Möckern liegenden Infanterie— Regimenter der Ober-Bürgermeister, Dr. Georgi, die Festrede hielt, an welche sich der Gesang eines Festliedes schloß.

ierauf ging der Zug durch die Straßen nach dem neuen

chützenhause, wo größere Festlichkeiten stattfinden. Der Fest⸗ platz war Abends durch elektrisches Licht erleuchtet, die Plätze der Stadt glänzend illuminirt.

Chemnitz, 2. September. (W. T. B.) Das Sedanfest wurde heute früh mit einer Reveille eingeleitet. Mittags be— gaben sich die Militärvereine in festlichem Zuge nach dem Kirchhofe, wo die Einweihung der Grabmonumente für die ö begrabenen Krieger stattfand. Die Schulen begingen den

ag durch Festakte, die politischen Vereine durch besondere Feierlichkeiten.

Weimar, 2. September. (W. T. B.) Der Sedantag ist heute Vormittag hier, wie in den benachbarten thü⸗ ringischen Städten, durch Festgottesdienst und Schul— feierlichkeiten festlich begangen worden. Heute Abend findet hier ein Festzug statt; an mehreren Punkten werden Freuden— feuer angezündet.

Ham burg, 2. September. (W. T. P.) Zur Feier des Sedantages sind sämmtliche Thürme und öffentlichen Gebäude, sowie eine große Zahl von Privatgebäuden und die im Hafen liegenden Schiffe reich beflaggt. Morgens fand Glockengeläute von sämmtlichen Kirchthürmen statt. In den Kirchen wur— den Festgottesdienste abgehalten und in den Schulen Festakte veranstaltet. Abends hatten die wissenschaftlichen und ge— selligen Vereine zur Feier des Tages Zusammenkünfte.

Gestern Mittag hat auf dem Schlachtfelde von Fehrbellin die feierliche Enthüllung der zum Andenken an den Sieg des Großen Kurfürsten errichteten Gedenksäule , , zu welcher Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit

er Kronprinz am 18. Juni 1875, als dem zweihundertjähri⸗ gen Erinnerungstage der Schlacht, den Grundstein gelegt hat.

Der Feier wohnte im Namen der Staatsregierung der Ober Präftbent der Provinz Brandenburg, Staats-Minister Dr. Achenbach, bei; neben demselben erschienen der Staats⸗Minister a. D. Freiherr von Manteuffel, als Vor⸗ sitzender des Provinzial-Landtages, der Regierungs⸗Präsident von Schlotheim aus Potsdam, die Vertreter des Provinzial⸗ und Kreisausschusses, der Geheime Regierungs- und Baurath Spieker, dem die Oberleitung des Baues obgelegen, das Offi⸗ iercorps des 20. Regiments, n Kantonnementsquartiere in der

ähe belegen waren, die Geistlichkeit mit dem General⸗Super— intendenten hr. Brückner an der Spitze, der Bildhauer Professor Albert Wolff und einige andere Herren.

Der Festplatz selbst war auf das Würdigste ausgestattet. Gegenüber der Denksäule, deren vordere Seite an ihrem unteren Theile noch verhüllt war, erhob sich ein geschmackvoller Pavillon; deutsche, preußische und brandenburgische Fahnen wehten von den Masten hernieder, die, unter sich durch Laub⸗ gewinde verbunden, in weitem galbkreise den Festraum ab⸗ , Die Kriegervereine der Umgegend, die Schulen und

urnvereine bildeten Spalier, während sich ein zahlreiches Publikum zur Theilnahme an dem patriotischen Akt einge— funden hatte.

Nachdem von der Versammlung der Choral: „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren“ unter Musikbeglei⸗ tung gesungen worden, übergab der Kreisbaumeister von Lanci⸗ zolle in einer kurzen Ansprache, welche über Zweck und Auf—⸗ bau der Denksäule handelte, dieselbe dem Ober⸗Präsidenten

selbe das Denkmal und schloß, indem sich die Hülle senkte und sich das Medaillon des Großen Kurfürsten zeigte, mit einem och auf Se. Majestät den Kaiser und König, in das die

tönte in dem Gesang der Volkshymne aus.

intendenten Dr. Brückner. Ausgehend von den Worten des

letzten Sonntags⸗Evangeliums: „Sie verwunderten sich über

die Maßen und sprachen: er hat Alles wohl gemacht“, wen⸗

dete der Redner dies auf den Tag von Fehrbellin an. Dieser

sei nicht die einzige Wunderhülfe des Herrn im Laufe unserer

Geschichte; auch in dem siebenjährigen, dem Befreiungs⸗ dem

j.ngsten Kriege mit Frankreich habe sie sich bewährt. Ein

18. Juni, wie der Tag von Fehrbellin, sei auch der Tag von

Belle-Alliance, und an diesem Tage sei der Grundstein zu

dem Denkmal gelegt worden; am Tage von Sedan fielen

die letzten ö. sei dies nicht ein Anzeichen, daß die

roßen Erfolge der Neuzeit nicht hätten errungen werden

önnen ohne diesen Sieg in der Vorzeit? Als das

Unerwartete geschah, der schnelle Marsch vom Rhein zum

Rhin, der kühne Stoß, der den Plan des Gegners zerriß und

seine Linie zersprengte, als das veni, Lidi, vici sich wiederholte, wie staunte die damalige Welt! Nicht blos Deutschland,

wie Turenne meinte, sondern die ganze damalige Welt hat über das kleine Brandenburg ihre Gedanken geändert, Ein gewaltiger Fürst und ein treues Volk standen in bösen Tagen sest zusammen. Hier sah man, was umsichtige Energie, zähe Ausdauer, i zat y Zucht, persönliche Tapferkeit, opferwillige Vaterlandsliebe vermochten. Man ahnte, daß dieses kleine Land noch eine große Zukunft haben werde. An Tagen, wie der bei Fehrbellin mit dem, was vorausging und nachfolgte, hat sich die preußische Kraft erprobt, der preußische Geist entwickelt. Nur derselbe Geist erzeugt dieselhen Früchte. Die Völker werden nur durch dieselben Kräfte erhalten, durch welche sie groß geworden sind. Verdirbt die Volksseele, so verkümmert auch die Volkskraft. Man lasse nur die stramme Zucht ver⸗ künimern, den Wahn sich verbreiten, daß die Sitt— lichkeit eines Volks erhalten werden könne, ohne die religisse Grundlage, die Vaterlandsliebe untergehen in vaterlandsloser Gesinnung so ist unsere Zukunft ge— fährdet. Nicht als ob an der Zukunft, unseres Volkes zu zweifeln wäre. Pessimismus ist nicht die Art des gesunden Patriotismus. Ein Volk, das den Glauben an seine Zukunft aufgiebt, giebt sich selbst auf. Allein große Erfolge bringen große Versuchungen. Wie sind diese bestanden? Was ist allein in den 4 Jahren seit der Grundsteinlegung geschehen? Während wir den Ahnherrn ehrten, haben ruchlose Hände das geliebte Haupt des Kaisers bedroht. Haarscharf sind wir daran vorübergegangen, daß wir das Denkmal zwar enthüllen konnten, aber unser Angesicht verhüllen mußten vor Scham. Es sind Zeiten der tiefsten Demüthigung, in denen wir stehen. Allein „wenn Du mich demüthigest, machst Du mich groß“. Wir sollen lernen den heiligen Streit führen nicht gegen äußere Feinde, sondern gegen die innern, wie Abfall von dem lebendigen Gott, Pietätslosigkeit, Mißachtung göttlicher und menschlicher Ordnungen. Wie im Hand⸗ gemenge auf dem Schlachtfeld stehe darin jeder seinen Mann! Es gilt dem Volk die Güter zu wahren, die es groß gemacht haben, es vor sittlicher Zerfahrenheit schützen, die Zukunft ge⸗ währleisten. Die Geschichte soll die Lehrmeisterin sein, auch der Tag bei Fehebellin er weist uns zu dem Gott, der unserer Feinde Trotz zerblitzet, der unsere Kraft uns schön er— neut, der über den Sternen waltend sitzet von Ewigkeit zu Ewigkeit. In diesem Sinn werde nun das Denkmal seiner Be— stimmung übergeben „den Vätern zum Gedächtniß, der Mit— welt zur Erinnerung, Gott zu Ehren.“ Es möge sein ein Denkzeichen, welche Wege Gott mit unserem Volk gegangen und welche Thaten er durch unsere Väter gethan; ein Mahn⸗ zeichen für das jetzige und die folgenden Geschlechter, daß sie das Vergangene ehren und nicht vergessen ihre gegenwärtige Pflicht; ein Wahrzeichen, daß die Zukunft unseres Volks auf denselben Fundamenten ruht, auf denen seine Vergangenheit erbaut ist. Unser Bekenntniß sei: Der Herr hat Alles wohl gemacht, Eine feste Burg ist unser Gott; unsere Loosung, die alte und doch neue: Mit Gott für König und Vaterland! Mit Gebet und Segen schloß der Redner.

Gott“ endigte die erhebende Feier.

welcher dem Geheimen Regierungs- und Baurath Spieker im Auftrage Sr. Majestät des Kaisers und Königs unter anerken— nenden Worten vor der Enthüllung den Kronen⸗Orden 3. Klasse überreicht hatte, unterzog mit den Anwesenden das Denk⸗ mal einer eingehenden Besichtigung. Dasselbe besteht aus einer thurmartigen Säule mit achteckigem Unterbau und ist mit einer Victoria gekrönt. In der Vorderseite des Sockels be— findet sich eine halbkugelförmige Nische, in welcher das Marmor— Brustbild des Großen Kurfürsten, vom Bildhauer Professor Albert Wolff in Berlin ausgeführt, steht. Auf der Plinthe darunter ist eine eherne Tafel mit der Inschrift angebracht: „Hur Erinnerung an den Sieg Kurfürst Friedrich Wilhelm des Großen von Brandenburg. Fehrbellin, den 18. Juni 1675. Die Gesammthöhe des Denkmals, das durch eine Wendeltr ppe im Innern des Bauwerks erstiegen werden kann, beträgt 31,5 m.

von Stosch, hat eine Inspizirungsreise angetreten.

König hat, wie die „Allg. Ztg.“ vernimmt, auf Antrag des Justiz⸗-Ministeriums bestimmt, daß die Richter, Staatsanwälte

und Gerichtsschreiber bei den öffentlichen Gerichtssitzungen vom 1. , 1880 an Robe und Barett zu tragen

haben.

Uebungen der Kavalleriedivision, welche gestern

lichen Hoheit dem Prinzen Georg, begleitet von dem

Dr. Achenbach. Namens der Staatsregierung übernahm der—

ü 1

ersammlung drei Mal begeistert einstimmte. Das Hoch Es folgte nunmehr die Weiherede des General⸗-Super⸗

Mit dem letzten Verse des Chorals: „Nun danket Alle Der Staats⸗Minister Ober-Präsident Dr. Achenbach,

Der Chef der Kaiserlichen Admiralität, Staats⸗-Minister

Bayern. München, 31. August. Se. Majestät der

ie hierzu erforderlichen Detailvorschriften werden einer Zeit vom Justiz-Ministerium erlassen werden.

Sachsen. Dresden, 2. September. (Dr. J.) Die

Vormittag auf den weiten Fluren zwischen Sommerfeld und Taucha vor Sr. Majestät dem König und Sr. König⸗

Kriegs⸗Minister v. Fabrice nebst mehreren höheren Offizieren,

stattgefunden haben, waren vom prächtigsten Wetter be⸗

günstigt. Der König und der Prinz Georg kehrten gegen

1 Uhr in das Königliche Palais zu Leipzig zurück.

Heute Morgen fuhren Se. Majestät der König und der

Georg abermals nach dem großen Exerzierplatze bei aucha.

Württemberg. Schloß Friedrichshafen, 1. Sep⸗ tember. (St. Anz. f. W.) Se. Königliche Hoheit der Groß⸗

herzog von Sachsen ist heute Vormittags 9 Uhr wieder von hier abgereist.

*

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 3. September. (W. T. B.)

Der Fürst von Montenegro ist gestern Abend 10 Uhr hier eingetroffen. Derselbe wurde bei seiner Ankunft auf dem Bahnhofe von dem Statthalter, dem Landeskommandiren⸗ den und dem Polizeipräsidenten begrüßt und mit seiner Be⸗ gleitung alsdann in Hoswagen nach der Burg geleitet.

(W. T. B.) Die beiden Abtheilungen der Rekognos—⸗

irungs-Kommission sind, der „Neuen Fr. Presse“ zu— olge, am 2. d. M. in Plevlje eingetroffen, und zwar die eine über Priboj⸗Priepolje, die andere über Cainica. Die Kom⸗ mission wurde an allen Orten, in welchen sich türkische Gar⸗ nisonen befinden, mit militärischen Ehren empfangen und in Priepolje auch von der Bevölkerung auf das Freundlichste

begrüßt.

Agram, 1. September. (W. Ztg.) Der Landtag hat

seine Sitzungen wieder aufgenommen und die Berathung über den von Starcevie beantragten Gesetzentwurf betreffs, Ab— schaffung der Kollegiengelder an der hiesigen Universität be⸗ gonnen.

Brod, 1. September. (Pr.) Aus Sarajewo vom 29.

August wird gemeldet: Der Vormarsch in das Paschalit von Novibazar ist definitiv beschlossen. Spätestens binnen acht Tagen, wenn die Konzentrirung der Truppen an der Grenze vollzogen ist, wird die Ueberschreitung derselben er⸗ folgen. FMC. Baron König kommandirt das Okkupations— corps. Für etwaige Eventualitäten wird F3M. Herzog von Württemberg an der Grenze des Paschaliks sein Hauptquar— tier etabliren.

Husni Pascha geht mit den österreichischen Truppen über

die Grenze. Derselbe will hier die Frage wegen Rückgabe der Waffen regeln, während die anderen drei ottomanischen Funktionäre zur Rekognoszirung mit den österreichischen Kom— missionsmitgliedern ins Paschalik gesendet wurden.

Die österreichische Kommission besteht aus dem General—

stabs⸗Major Milinkovies, drei Generalstabs-Offizieren, dem Konsulats-Dragoman Herkalovies als türkischem Dolmetsch und einem Telegraphenbeamten.

Morgen und übermorgen marschirt das Regiment Nr. 41,

Freiherr von Kellner, an die Grenze; das Regiment Nr. 76, Freiherr von Knebel, ist hier eingetroffen; auch das 25. und 31. Feldjäger-Bataillon sind zum Einmarsch in das Paschalik designirt.

Großbritannien und Irland. London, 1. Septem—⸗

ber. (Allg. Corr) Ueber die revolutionäre Bewegung im Dekkan wird der „Times“ unterm 31. v. M. aus Cal⸗ cutta gemeldet: „Die Nachrichten aus Rumpa sind entschieden günstiger: eine 400 bis 500 Mann starke Rebellen-Abtheilung griff eine Abtheilung Sappeurs unter Lieutenant Hamilton in Woodgudiem an, wurde jedoch nach einem scharfen Gefecht mit Verlust zurückgeschlagen. 50 Anhänger Chendriahs wur⸗ den gefangen genommen. Der Führer entkam mit genauer

soth. Den Gefangenen wird der Prozeß wegen Aufruhrs

gemacht werden. Ammall Reddi, einer der Offiziere Chendriahs, hat sich zum König proklamirt und versucht, die Rajahs der benachbarten Berge für sich zu gewinnen; Letztere aber ver⸗ weigerten ihren Beistand. Die 50 Mann starke Leibwache des Gouverneurs ist nach dem Distrikt Godavery aufgebrochen, desgleichen 120 Mann der Kavallerie des Nizams, während die Regierung der Centralprovinzen eine Abtheilung Polizisten gestellt hat. Es herrscht wenig Zweifel darüber, daß mit diesen Verstärkungen der Insurrektionsversuch sehr bald nieder— geworfen sein wird. Die Brigan ten (Dacoits) im Dekkan haben anscheinend ihre Operationen in das Territorium des Nizams verlegt.

Frankreich. Paris, 2. September. (W. T. B.) Die

Großfürstin Katharina von Rußland ist auf der Reise nach Biarritz hier eingetroffen. .

3. September. (W. T. B) Der erste Zug mit

den Amnestirten ist heute früh 4 Uhr hier ein getroffen. Es sind keinerlei Manifestationen vorgekommen und die Ruhe in keiner Weise gestört worden.

Italien. Rom, 2. September. (W. T. B.) Garibaldi

hat gestern Civitavecchia verlassen und ist nach Caprera zurückgekehrt.

Türkei. Wie der „Polit. Corresp.“ aus Konstanti—

nopel, vom 2. September, gemeldet wird, hat die Pforte von Aleko Pascha die Absetzung von 16 Offizieren der o strume—⸗ lischen Miliz verlangt, welche sich gelegentlich eines Ban— kets einer Majestätsbeleidigung gegen den Sultan schuldig gemacht hatten. Dem Vernehmen nach hätte Aleko Pascha indessen ausweichend geantwortet.

Rumänien. Bu karest, 2. September. (W. T. B.) Die

Mittheilungen auswärtiger Journalisten über Unterredun— gen mit dem Minister Boeresco werden von der Regierung im Amtsblatt als Erfindungen bezeichnet.

Nu ßland und Polen. St. Petersburg, 2. Septem⸗

ber. Das „Journal de St. Pétersbourg“ bespricht die phantastischen Kombinationen verschiedener ausländischer

Blätter über den Besuch Sr. Kaiserlichen Hoheit des

Großfürsten⸗-Thronfolgers in Stockholm, der doch lediglich ein Höflichkeitsbesuch sei, und hebt dabei hervor: Wenn Rußland sich glücklich schätze, in vortrefflichen Bezie— hungen mit seinen nördlichen Nachbaren zu leben und dafür

durch den Besuch des Großfürsten⸗Thronfolgers in Stockholm Zeugniß zu geben, wenn es Rußland liebe, auf volle Rezi⸗ prozität zählen zu können, so liege es ihm wenigstens ebenso

sehr am Herzen, eine alte Freundschaft aufrecht zu erhalten

und zu befestigen, welche so oft sich bewährt habe und welche

vorübergehende leichte Wölkchen niemals zu trüben vermocht hätten.

3. September. (W. T. B.) Nach hier eingegangenen

Nachrichten hat an Stelle des verstorbenen Generals Lazareff General Lomakin sofort die Führung der Expedition gegen die Teke-Turkmenen übernommen.

Warschau, 3. September. (W. T. B.) Se. Majestät der Kaiser Alexander ist heute früh nach Alexandrowo abg ereist.

Amerika. New⸗YHork, 30. August. (Allg. Corr.) Mr. Harris Lewis, Präsident des Pachterverbandes im Staate New-York, ist als Kandidat der Greenback⸗Partei für den Gouverneursposten dieses Staates aufgestellt worden.

New-Orleans, 39. August. (Allg. Corr) Das gelbe Fieber kommt hier wieder zum Vorschein. B. Hood, ein Führer der konföderirten Armee

Memphis, 29. August. Die gelbe Fieber⸗Epidemie ier nicht nachgelassen. In der abgelaufenen Woche raffte be 51 Personen hinweg.

Südamerika. (Allg. Corr) Aus Valparaiso wird unterm 7. August (per Telegraph chilenische Flotte hat den la nische Panzerschiff „Huascar“ Das chilenische Panzerschiff „El Almirante Cochrane! kam hier gestern Abend an und ging heute, nach⸗ dem es Kohlen eingenommen, in Begleitung des Transport— schiffes „Matias Cousins“ und des Panzerschiffes Encalada“ in südlicher Richtung ab. Heute, 4 Uhr, wurde das peruani gleitet von dem „Union“, Der „Huascar“ Schiffe in Sicht kamen;

General John ist daran ge—

den „Reuterschen Bureau“ von Lissabon) gemeldet: Befehl erhalten, das peruanis zu verfolgen.

. Nachmittags sche Panzerschiff „Hwuascar“, be— auf der Höhe von Taltal gesehen. als die chilenischen er wurde von dem „Blanco Enca⸗ lada“ verfolgt. Der chilenische Admiral Williams ist zu einer Berathung mit den Marine— nach Valparaiso berufen worden. Tupitza, 6. . sich J g in Kurzem nach der Küste marschiren noch nicht bekannt. ö Unzufriedenheit, wird dementirt.

dampfte nach Süden zu,

und Militärbehörden

August (über Lissabon). Die 5. Division uter Verfassung in Catagaita und wird zu welchem Zweck ist Das Gerücht, es herrsche in der Armee

Marine ⸗Verordnungs⸗Blattes“ folgenden Inhalt: Vervollständigung des §. 5 der Instruktion für die Divisionsschulen. Schiffs apotheke. Personalveränderungen. Benachrichtigungen.

Statistische Nachrichten.

Den statistischen Erhebungen über die im Jahre 1878 im Großherzogthum Baden abgehandelten Polizeiübertretungen, sowie über die vorgekommenen Todesfälle durch Selbstmord und aus zufälligen Ursgchen entnehmen wir nach der ‚Karlsr. Ztg.“ folgende Resultate; Wegen Polizeiübertretunger wurden im Jahre 1818 im Großherzogthum bestrast: von den Bezirksämtern 46519, von den Gexichten 1341, zusammen 47 853 Personen, gegen das lehr Die von den Bürgermeisterämtern a bgehan— delten Polizeiübertretungen beziffern sich einschließlich der Feldfrevel auf 111 351 gegen 114773 des Jahres 1877. Mannheim, Heidelberg, Karlsruhe, Pforzheim, Raftatt, Baden, Frei= burg, Gonstanz, wo die Ortspolizei vom Staate verwaltet wird, ist die Zahl der wegen Polizeiübertretungen Bestraften auf 26 217 ge— des Vorjahres. Die Selbstmorde im Jahr 1878 betrug 283 gegen 775 des Vorjahres. Unter den Selbstmördern waren 257 Männer, 31 Frauen; Katholiken, 115 Evangelische, 4 Israeliten, 13 unbekannter Religion. Gewaltsame Todesfälle aus zufälligen Ursachen (Unglückz⸗ fälle) wurden im letzten Jahre 414 gegen 433 des Jahres 1877 kon— statirt. In Bezug auf die Unglücksfälle wird die größte Ziffer aus dem Kreise Karlsruhe (54), die niedrigste aus den Kreisen Heidel⸗ berg (29) und Villingen (is) verzeichnet.

Vorjahr mehr 6610. In den Städten

stiegen, gegen Gesammtzahl

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Geseke, 27. August. (Magdb. Ztg.) Ein furchtbares, mit Hagel schlag verbundenes Unwetter hat am 22. d. von 4—- 5 Uhr auf unserer Feldmark, die einen Umfang von 21 000 Morgen hat, großen Schaden angerichtet. Während die Stadt selbst und die Gemarkungen westlich und nördlich derselben weniger ge— litten haben, ist die ganze übrige Feldmark, oder doch der bei weitem größere Theil derselben, gänzlich verhagelt. weit sich die Verwüstungen bis jetzt haben festf etwa 9000 M Ertrages vernichtet, während weitere 5000 Morgen gegen 2000 Morgen theils weniger beschädigt.

bedeutender Schaden an Gartengemüsen und Obst. Roggen und nur wenig Weizen eingeerntet; zum Theil stand letzterer, wie auch sämmtlich's Sommergetrelde, noch auf dem Halme. durch, daß in Folge Mäusefraßes im Frühjahre d. J Theil Roggen umgeackert werden mußte und an Sommerfrucht getreten, ist der S Der Gesammtschaden beziffert sich mehr als 360 000 M

Ueber die zu erwartende diesjährige E »Saazer Nachr.“ dem Bericht eines sonst gut unter⸗ ger Hauses folgende Zusammenstellung, in welcher Bayern mit 117606 Ctr. und zwar Spalt mit Land au mit Wolnzach Au 565 000 Ctr., 28 000 Ctr., Aisch, Zenngrund und Bam— Böhmen mit 73 0060 Ctr. und zwar Auscha, Rothland 22 000 Ctr., Dauba, sterreich mit 27 0090 Ctr. und zwar Ober ⸗Desterreich 9000 Ctr., Galizien 8000 Ctr, Steiermark 6066 gen, Kärnten 4000 Ctr.; Deutsch⸗ zwar Württemberg 36 000 Ctr., Baden chLothringen 45 600 Ctr., Polen mit Uebriges Deutschland und zwar Lothringen andie 15 000 Ctr; Belgien

Deckung der Kosten der Deutschen Kollektiv— g zur milchwirthschaftlichen London dom 13. bis 17. Oktober d. FJ. sind, theilung des betreffenden Comités zu Oldenburg,

worden; 1) von dem preußischen Minister für L von dem Großherzoglich oldenburgischen

epartement des Innern 300 S, 3) von dem Sena und Hansestadt Bremen 200 S, 4 schen Ministerium des Innern 2c. 1

Es sind, so ern iht tellen lassen, die almfrüchte

und Hackfrücht. Dazu kommt ein Es war erst der

gelitten haben; sind theils mehr,

ein großer n dessen Stelle cha den jetzt ein um so größerer. nach mäßiger Veranschlagung auf

rute in Hopfen entnehmen die richteten Nürnber

und Kindiug 220900 Ctr., Hallert Hersbruck, Altdorf, Lauf berger Gegend 126090 Etr.; Saaz mit Land 35 000 Ctr., Grünland 16000 Ctr.; Oe

Ctr., Mähren, Ungarn, Siebenbür land mit 150 000 Ctr., und 44000 Ctr., Elsaß mit Deuts Ostpreußen 30 0600 Cir., 10000 Ctr.; Frankreich mit 53 000 Ctr. 13 00 Ctr., Burgund 20 000 Ctr., Norm 70 000 Ctr.

Aus stellun

Altmark 15 009 Ctr.,

Aus stellung nach einer Mit- ,. andwir aft ꝛc. 3000 M, 2 Ministerium, Uven dem Großherzoglich hessi⸗ JI O0 υν, 5) von d mecklenburg strelitzischen Staats ·Ministerium schen Preisrichters für die Londoner Ausstel⸗ s Comités in London voraussichtlich in näch⸗

em Großherzog 9

Ernennung eines deut lung wird Seitens de

ster Zeit geschehen.

Gewerbe und FBandel.

Vom Berliner Pfandbrief⸗ August 1879 43 282 800 Ma. 436ͤn19ge un sammen 52 398 9090 M Pfandbriefe, 12 387 609 AM. 410 ige 50 341 900 M Pfandbrlefe, ch nicht abgehoben 1 243 500 M; im Laufe S879 angemeldet 7 Grundstücke mit einem Feu von 580 150 Mu . Die diesjährige keramischer Gewerke

Institut sind bis Ende d 2116100 6 650ige, zu⸗ ausgegeben worden, wovon noch und 8 154 3060 S 5 Yig, verzinslich sind. Es sind zugesichert, aber des Monats August erversicherungswerthe

Generalversammlung des Verbandes in Deutschland (Vereinigung der

deutschen Porzellan⸗, Steingut⸗ und Thonwaarenfabriken) wird

9. und 10. September in Berlin stattfinden. Die ien n ,. veiche Tagesordnung des Verbandes, welcher bereits zur Höhe von IO Fabriken angewachsen ist und sämmtliche größeren Unternehmungen , umfaßt, läßt eine zahlreich besuchte Versammlung er⸗

. Die Direktion der Steinkohlen⸗Berabau—⸗ ien⸗ gesellschaft Vollmond macht bekannt, daß, ö , . versammlung vom 30. v. M. die Auflösung der Aktien. esellschaft zum Zwecke der Umwandlung derselben in eine Gewerkschaft be⸗ schlossen hat, 22 Aktionäre durch Konsortialvertrag von demselben Tage sich vereinigt haben, um das Vermögen der Aktiengefellschaft zu erwerben und daraus die Gewerkschaft zu bilden. Den sämmt⸗ lichen Aktionären ist der Beitritt zu diesem Vertrage bis zum ö. . . , ö.

rankfurt a. M., 1. September. (Oelbericht von Wirth Co.) Der letzte Monat verlief in steter Siehe sr 6 n disponiblen Deles waren sehr zurückhaltend, und das Geschäft wurde daher immer geringfügiger, so daß selbst Ereignisse von Wichtigkeit einen dauernden Einfluß auf den Markt nicht auszuüben vermochten, Unter Letzteren ist besonders die lange geplante, erst jetzt zur Ausführung gebrachte sofortige Verschiffung aus Produzen tenhänden durch J. A. Bostwick zu nennen. Dieses Manöver hat den Zweck, die Produzenten noch weiter zu drücken Diese verkaufen ihr Oel natürlich lieber zu jedem Preis an die Agenten der Standard Oil Co, als daß sie es davon laufen lassen. . Haussespekulanten geben sich große Mühe, auf die Preise einjuwirken, indem sie den Bradforddistrikt als erfchöpft bezeichnen und die Produktivität anderer Territorien, wie z. B. Forrest County, zwischen Bradford und Classon County in Frage stellen. Ihre B? mühungen blieben jedoch erfolglos. Certifikate werden mit 663 bis 677 Cents, Rafffnirtes mit 6z bis 67 Gents notirt, Kisten sind je nach Marke und Packung zu 8 bis 164 Cents käufüch, Raphta 4—5 Cents. Die gegenwärtige Produktion Pennsylvantens wird auf 57 000 Faß per Tag geschätzt. Canada produzirt täglich 1200 1300 Faß Rohöl, für welches 55 69 Cents gelöst wird.

Lu bricatingDils sind fest, obgleich die Nachfrage nach Sommer⸗Oelen in Folge der vorgerückten Jahreszeit bedeutend nach gelassen hat. Dagegen sind Winter⸗Oele mehr begehrt. West⸗Va⸗ Natural Dil 29 Gravity wird mit 21 Cents, Neutral ⸗Topaz mit 35 Fents notirt. In Deutschland hat das Mineral⸗Schmier⸗ I -Geschäft einen neuen Aufschwung genommen. Neben den längst eingeführten Delen für Trans missionen, Achsen ꝛc. hat jetzt auch 5 . Mineral⸗Cylinde⸗Oel W allgemeine Verbreitung

nden.

6 1. September. (Allg. Corr. Die Ba umwoll⸗ spinnereibesitzer von Ashton, Stalybridge, Moßkey und Dukinsfield hielten in Manchefter am Freitag eine Ver— sammlung, in welcher beschlossen wurde, eine weitere Herab⸗— setzung der Arbeits löhne eintreten zu lassen. Seitdem die Abwärtsbewegung in den Arbeitslöhnen im Distrikt Ashton begann, haben die Spinner eine Reduktion von 159,½ und die Weber eine solche von 1295 ohne Widerstand er tragen.

Havre, 2. September. (W. T. B. Wollauktion: Träger Verkehr, Buenos⸗Ayres. Wollen 5. niedriger, Montevideo⸗Wollen ver⸗ nachlässigt. Es wurden 2546 B. angeboten und 481 B. verkauft.

New York, 1. September. (W. T. B.) Weizenverschiffungen der letzten Woche von den atlantifchen Häfen der Vereinigten Staaten: nach England 367 000, do. nach dem Kontinent 520 000, ö ö und . 9. England 60 000 Qrtrt.

isible Supply an Weizen l Bushel, do. do. an Mai 12 562 000 Busphel. ö ö

Verkehrs⸗Anstalten.

Das Kursbuch der Deutschen Reichs ⸗Postverwaltung für September⸗Oktober 1879 mit Eisenbahn ⸗Uebersichtskarte in Schwarz⸗ und Blaudruck, ist soeben in R. von Deckers Kommissionẽ verlag, Marquardt u. Schenck (Berlin CO, Rieder— wallstraße 22, Preis 2 ) erschlenen. Dasselbe enthält in 5 nach den Landestheilen geordneten und durch verschieden farbiges Papier kenntlich ge⸗ machten Abtheilungen die Fahrpläne der deutfchen und aus ländischen Eisenbahnen, die Reiseverbindungen der größeren Städte, die Dampf⸗ schiffslinien zwischen europäischen und außereuropäischen Häfen, und außerdem auf dem Umschlage eine Uebersicht der Briefportosätze im Weltpostverein, eine Zeitvergleichungs-᷑ Münze und Wegemaßtabelle, den Gebührentarif für Telegramme und die bestehenden Schlafwagen⸗ einrichtungen. Besonders erwähnenswerth sind die feit Auguft neu hinzugekommenen Rundreisebillets auf der Strecke Nordhausen Cassel Wetzlar, nach Metz, Frankfurt a. M. und der Schweiz; ferner wird im Nachtrage erwähnt, daß wegen des bevorstehenden Umbaues des Frankfurter Niederschlesisch Märkischen) Bahnhofes in Berlin vom 1. September d. J. sammtliche Expreß⸗ Courier⸗, Schnell- und Personenzüge dieser Bahn und der Ringbahn nicht mehr vom Frank⸗ furter, sondern vom Oftbahnhofe abgehen und ebendaselbst ankommen. Gleichzeitig wird eine Dampfverbindung zwischen dem Dresdner und Ostbahnhofe mit II. und III. Wagenklasse im Anschluß an die Courierzüge nach und von Breslau bz. Wien, sowie Königsberg bz. Eydtkuhnen hergestellt.

Stu ttzgart, 1. September. (Württemb. Staats⸗-Anz) Heute wurde die Eisenbahnlinie Stuttgart ⸗Freudenstadt dem öffent⸗ lichen Verkehr übergeben.

Berlin, den 3. September 1879.

Die Kunstindustrie auf der Berliner Gewerbe— Ausstellung. IV. Galvanoplastik, Guß und Schmiedeei sen. Cf. Nr. 197 d. BI.

Den beiden Firmen D. Vollgold K Sohn und Sy KK Wagner, die innerhalb der Berliner Sllberindustrie den ersten Rang behaupten. verdankt die Ausstellung in den von ihnen ange⸗ fertigten vorzüglichen Nachbildungen des im Besitz des hiesigen Kunstgewerbe⸗Museums befindlichen Lüneburger Rathssilberzengs, und zwar vor Allem in den von Vollgold herrührenden Stücken, zugleich die bedeutendsten Leistungen auf dem Gebiet der Galwvanoplastik, dieser jüngsten unter allen für die Behandlung der Metalle in Be“ tracht kommenden Verfahrungsweisen, die als Reproduktionsmittel plastischer Modelle in Bezug auf unbedingt zuverlässige Treue gegen das Original etwa dieselbe Stellung einnimmt, die für die Dar⸗ stellung in der Fläche unbestritten der Photographie gebührt. Jene ansehnliche Reihe in versilbertem und vergoldetem Kupferniederschlag mit theilweiser Hinzunahme von Handarbeit herg ftellten Pokale, Kannen, Schalen und Schüsseln, die durch Gediegenheit und Präzisien der Ausführung aus der Menge aͤhnlicher Kopien weit, hervorragen und in der eigenthümlichen Färbung wie in jedem Detail der Formen den Originalen so' genau ent- sprechen, daß sie von diesen nur bei eingehendster Prüfung zu unter⸗ scheiden sind, stellt der Leistungsfähigkeit des Berliner kunstgewerb⸗ lichen Betriebes ein höchst ehrenvolles Zeugniß aus und weist zugleich unsere Galvanoplastik nachdrücklich auf das Gebiet hin, auf welchem sie in weitaus erster Linie ein ihr angemessenes und dankbares Ar— beitsfeld findet. Nicht minder glänzende Resultate, wie bei der Repro⸗ duktion alter Originale, lassen sich selbstverständlich auch bei der gal vanoplastischen Ausführung neuer Arbeiten gewinnen, und nichts wäre verkehrter, als unserer Kunstindustrie den Verzicht auf ein so ausgiebiges und bequemes Verfahren anrathen zu wollen. Bemer— lenswerth aber ist es, daß das, was die Ausstellung an derartigen Erzeugnissen vorführt, in überwiegender Mehrzahl auf einer recht tiefen Stufe künstlerischer Bedeutung steht und zunächst nur deutlich zu erkennen giebt, welche Gefahr für die moderne Produktion, die ohnehin schon jedes sicheren inneren Halts durch feste Traditionen

entbehrt, vollends ein Material in sich birgt, das, wie das sich niederschlagende Metall, ! Benutzung kaum noch

; der ausschreitendsten Wi r irgend welches erhebliche gegensetzt, dafür aber der Unsolidität Thür und T Herstellung billigster, ebenso vergãnglicher Dutzendwaare vermag sich hier schranken⸗ e zu ergehen, und so sind denn auch flaue, en mangelhafter Abformung und un⸗ lischen Prozesses, sowie aus einer übel alersparniß hervorgegangene dünne, fast durch⸗ em leisesten Druck widerstehende, schnell sich ab= hten die charakteristischen Ken jener galvanoplastischen Artikel, die in breiter

vorhandene Stück, gleich galvanischen Nachbildung i n nnn , in ie hier den Fuß eines Geräths, dort de dritten Stelle eine orna ö das zufällig in sie hin widerstrebendsten Elemente sammenzwingt. Als natürliche

heit des Materials be selben treten me kunstgewerbliche kung geäußert hat, zi beliebige Gegenstand, teres für jeden anderer ungestörter fortpflanzt und f. der Aus stellung

Hinderniß ent⸗ ; hor desto weiter fnet. Die Neigung zur wie künstlerisch werthloser los in ausgedehnter Weis abgestumpfte Konturen als achtsamer Leitung dez galvani angebrachten Materi sichtit und kaum d nützende Metallschich nzeichen einer Fülle e Masse den Markt ch schlimmer aber ist es, daß nahezu jedes viel aus welchem Stoff es best ht, sich der als direkt verwendbares, wohlfeiles Meodell Flickarbeit zu begünstigen, Körper desselben, an einer mentale Umrahmung, an einer vierten wieder Relief entlehnt und schließlich die zu einem unerquicklichen Ganzen zu—

Folge hiervon ergiebt sich die vollendetste Stil⸗ tnahme auf die auf der besonderen Besch ruhenden Bedingungen der Behandlun hr und mehr zurück, während die, soweit der chwung noch keine wirklich durchgreifende Wir⸗ emlich allgemein verbreitete Meinung, daß jeder welcher Art immer er sein möge, ohne Wei— neine brauchbare Dekoration

hohem Grade eine

einpassende

bilde, sich um so so zerfahrenen Produktion e wa die Firma G. Go—⸗ Aber auch die weit bemerkenswerthere und sichtlich auf eine gesteigerte künst⸗ cht nehmenden Firma Anzahl sehr erfreulicher Ar⸗ chen Mißgriffen fehlen, die ze ausgeführte, dabei aber 3 gehaltene Tischgestelle er⸗ bei dem übrigens die gegen einige Spezialitäten durch geschickte Aetzung dekorirten tischgarnituren 2c, fowie aus einer Art und Bestimmung mit einem ge erzielten, von dem dunkleren F bhebenden und dadurch annähernd rinnernden Ornament bestehen. nur aus dünnem Metallblech gepreßten und d stattlichen Stücke, denen indeß wenigstens ein

unglücklichen Wagnerscher ener hinzugesellen, Beweise der auf dem Gebiet der gediehenen Stillosigkeit. sich die schließlich noch zu erwäh Arbeiten des Bildhauers Wie bekannt, mit echt dekorativem Geschick allerdings frei; sehr eigenthümlich berüh von dem Künstler zugleich auch in Ter führt zu sehen, als ob Form und Mat abhängige Faktoren künstlerischen Scha erst der Stoff die ihm gemäße Form Verletzung sich, wie es hier namentli ins Detail gehenden figürlichen Orna Majolikaschůsseln darthun, sofort aufs empfin Wer all diesen Fehlgriffen gegenüber wie eine echt künstlerische Wirkung, Stil zu nennen gewöhnt sind, in erst Form nicht als etwas Zufälliges un dem Material hinzutritt, sondern sich unmittelbar Beschaffenheit gebotenen und Behandlung

Lia sch, u. Co. repr Kollektion der sehr regsamen lerische Durchbildung ihrer

Paulu. Hoffmann läßt es beiten keineswegs an mannigfachen bedenkli sich ebenso auf mehrere zierliche, in Bron g im Charakter des Schmiedeeisen t „und ganz das Gleiche gilt von G. G eigentlich plastischen Sachen augenblicklich zurücktreten, die aus bronzenen,

Leuchtern, Dosen, Schalen, Schreib Reihe von Gegenständen gleicher auf galvgnischem We lichem Glanz sich a Arbeiten erinn

Erzeugnisse Beda neben einer

ond in weiß an tauschirte einigen dieser aher nicht sonderlich gefälliger Effekt nicht unbedenklich Goethescher

Daß bei e

Ornament Medaillons Opernfiguren

abzusprechen

Ursprungs Galvanoplastik zu üppig

ter Blüt Von solchen schlimmen Her r. i

; ngen halten nenden galvanoplastisch au geführten zum größten Theil längst erfunden und modellirt sind, rt es jedoch, dieselben Mobelle rakotta und Majolika ausge⸗ erial von einander völlig un⸗ ffens wären und nicht vielmehr bedingte ein Gesetz, dessen ch die in Folge der viel zu sehr g. gänzlich mißrathenen findlichste rächt. sich davon überzeugen will und vor allem das, was wir er Linie darauf beruht, daß die on außen her zu aus einer durch streng an⸗

d Beliebig dessen natürliche schmiedeeisernen

gesammten Metallindustie den Ausstellung bilden. Material zu thun, giebig zu fügen, der Wahl der Mittel auf der Werkzeuge beschränkt ist, auf S innersten Natur ; breiten, schweren Ma losem Ansehen, erheischt es, um men, eine reiche und bew nach dieser Seite hin zu viel zu thun, schränkte Elastizität und überschreitbare Grenze s letztere sich überdies niemals in die anderen mechanischen Prozeß verleg individuellem

glänzendsten Theil der gegenwärtigen at es der Kunsthandwerker mit einem das, weit entfernt, sich einer jeden Laune nach⸗ chon dadurch, daß seine Bearbeitung in Anzahl geschickt zu hand aben— chritt und Tritt dem Versuche widerstrebende Formen auf⸗ n ssen von dürftigem und reiz überhaupt nur zur Geltung zu kom— egte Gliederung, während es der Re 14 durch seine immerhin be⸗ Ausgiebigkeit sofort wieder eine feste, un⸗ g und Ausführung welche aschine oder in irgend welchen läßt und deshalb stets

eine geringe

ihm seiner

1 innigsten Bunde unablässig die Eigenart eines

das Hand und Willen in eine

vorzugehen Materials im Auge zu behalten, wohlthätig strenge Zucht nimmt, indem es fort und fort dazu die ornamentalen Formen direkt aus der durch den zu bearbeit Stoff bedingten Technik heraus zu gestalten. Musterung der Arbeiten genügt, um zu erkennen, w und sichere Entwickelung der reichstem Einfluß geworden ist und wie ihr zu Gebote stehenden Ornamentik au Formenkreis, die dem ganzen Betriebe volles Gepräge, sondern auch

den wir in anderen Branchen o etwa auf der anderen Seite zu einer ermüdenden Ein hat. Dieselben bald dünn und schlank emporschie schraubenförmiger Windung aufsteigenden Stäbe, Bänder, die si Streifen theilen anzustreben, volutenartig

Schon eine flüchtige nlich Gruppen ausgestellten ie dieser Zwang für die schnelle senschmiedekunst von segeng= dabei die Beschränkang der f. einen bestimmt umgrenzten nicht blos ein wahrhaft stil⸗ den einheitlichen Charakter verleiht, ft genug vermissen,

in dichten, ansehnlichen

Berliner Ei

doch keineswegs tönigkeit geführt ßenden, bald in ; dieselben breiten ch nach verschiedenen Richtungen hin in schmälere um elastisch gegen die auf ihnen ruhende Last oder aber in mehr oder minder freien Endigungen sich ; tig zusammenzurollen, die gleichen schwungvollen Ranken endlich mit ihren breitblätterigen Blüthen und den aus den Kelchen hervorquellenden zierlichen Spiralen treten uns immer wieder von neuem als beliebteste Theile und zugleich Zierrathen aller Arten von Gitterwerk entgegen; aber mit dem Bewußtsein, über einen stets be⸗ seiten Vorrath angemessener Motive frei und selbständig zu ver. fügen, scheint in gleichem Schritt die Fahigkeit zu steter Vermeh⸗ rung und zu mannigfachster, abwechselungbreicher Ausbildung derfelben gewachsen zu sein. Es sind deshalb nicht Wiederholungen, anmuthige und oft geistreiche Variatione hier und da treten außerdem enitschieden jenem phantastisch eine so hervorragende Rolle spielt und nir Ornamentik breiteren Spielraum

überraschend, ist schließlich die

einer so lebendig sich regenden und, wie di lung gefertigten Arbeiten bewei des Publikums getragenen Tech das im Uebrigen treffliche, von Roet von Stahl u. Sohn ausgestellte Gra etwas zersplitternden Gliederung der Ma

n, denen wir begegnen, und glückliche Versuche auf, auch grotesken Element, das in der älteren deutschen Kunst gends besser am Platze ist, Schmiedeeisens, Im Grunde

gerade auf dem Gebiet e zahlreichen auf Bestel⸗ sen, von entgegenkommender Gunst nik solche Stücke, die es, wie etwa er sehr zierlich gezeichnete, l gitter, in Folge einer sich von wenig rhythmischem Schwung belebten ssen zu keiner rechten und vollen Wirkung bringen

zu gewähren.

Wahrnehmung,