1879 / 213 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 11 Sep 1879 18:00:01 GMT) scan diff

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Kronprinz und die Erzherzöge theilnahmen. Nach dem Diner verabschiedete sich der Fürst, welcher morgen früh nach Cettinje abreisen wird.

(W. T. B.) Den heutigen Abendblättern zufolge soll die Ernennung von 12 neuen Herrenhausmitgliedern bevorstehen.

(W. T. B.) Ein offizielles Telegramm des Herzogs von Württemberg aus Cainiza, vom 10. d. M., Abends, meldet: Die Kolonne des General⸗ Majors Killie traf heute früh Uhr vor Plevlje ein und zog mit klingendem Spiele durch die Stadt. Zum Empfange der Truppen war ein Bataillon Türken vor der Stadt aufgestellt. Die Truppen bezogen Lager theils bei Avetovina, theils nördlich von Plevlje und brachten sodann ein begeistertes Hoch auf den Kaiser aus. n. . Bevölkerung zeigt sich durch den Einmarsch hoch

eglückt. ; Agram, 9. September. Der Landtag beendete die Spen n be fc des Gesetzes über die Städteordnung, konform den Anträgen des Ausschusses. Morgen findet die dritte Lesung und wahrscheinlich auch die letzte Sitzung statt.

Großbritannien und Irland. London, 9. Sep⸗ tember. (Allg. Corr Im Indischen Amte ist nach⸗ stehendes Telegramm des Vizekönigs vom 7. d. M. eingegangen: „Keine neuen Nachrichten aus Kabul. Die gestrigen Berichte aus Ali Khel melden, daß in Shutargardan und dem jenseits gelegenen Lande die Ruhe nicht gestört worden, und daß die Straße offen sein. Eine aus Ali Khel, vom 6. September, datirte Depesche beginnt wie folgt: „Die früheren Berichte über die Katastrophe werden bestätigt. Der Bote beschreibt, wie Badssah Khan Ort und Stelle des Un⸗ glücks besuchte. Er sah die Leichen des Gesandten, des Stabes und der Escorte. Von letzterer entkamen 9 Reiter, die auf einer Fourage⸗Expedition abwesend waren. Die Vertheidi⸗ gung war eine sehr hartnäckige; der Verlust der Kabulis war ein bedeutender; man schätzt ihn auf über 100. Da die Meu⸗ terer außer Stande waren, den Platz zu stürmen, steckten sie den unteren Thorgang in Brand, und als derselbe nachgab, schwärmten sie nach dem oberen Stockwerke, überwältigten die Vertheidiger und plünderten den Platz. Der Emir rust unsern Beistand an, und Badshah Khan drückt den lebhaften Wunsch aus, sich uns anschließen zu wollen.“

Der „Daily News“ wird aus Allahabad unterm 8. d. M. gemeldet: „General Roberts wird via den Shutar⸗ gardanpaß, unterstützt durch eine Bewegung vom Khyberpasse aus, unverzüglich auf Kabul vorrücken. Die Soldaten der Regimenter, welche sich in Kabul empörten, waren Heratis, die unklugerweise nach der Hauptstadt gebracht wurden. Sie hatten viele Verlegenheiten bereitet, und der Emir versuchte, sie nach Turkestan zu senden, aber sie wollten nicht marschiren. Das ihnen selbst unbewaffnet der Zutritt zum Fort gestattet wurde, war ein Fehlgriff.“

Eine weitere Depesche desselben Blattes aus Allahabad, vom nämlichen Datum, meldet: „Die Heratis⸗Regimenter ver⸗ lassen Kabul. Der afghanische Gouverneur von Herat hat den Behörden seinen Beistand angeboten. In militärischen Kreisen in Simla heißt es, daß General Roberts nicht eher vorrücken könne, bis hinreichende Transportmittel beisammen sind, und der 9. Oktober wird als der wahrscheinliche Tag der Vorwärtsbewegung bezeichnet. Aus anderen zuverlässigen Quellen wird indeß versichert, General Roberts werde in 14 Tagen in Kabul sein. Es befinden sich bereits einige Transportwagen in Kurrum. General Doran befehligt die Unterstützungskolonnen aus dem Khyberpaß. Oberst Colly ist vom Kap telegraphisch hierher berufen worden.

10. September. (W. T. B.) Der Staats sekretär für Indien, Viscount Cranbrook, ist von Hughenden, dem Landsitze Earl Beaconsfields, hierher zurückgekehrt und

. den indischen Rath zusammenberufen; eine Zusammen— erufung des Kabinetsraths ist noch nicht erfolgt. Außer⸗ gewöhnliche militärische Maßnahmen sind ebenfalls noch nicht angekündigt. Bezüglich des Standes der Dinge in Afgha— nistan verlautet, daß die Verbindung zwischen Kabul und den von den englischen Truppen besetzten Posten durch die Afghanen vollständigst unterbrochen sei; der Aufstand habe viel größere Dimensionen angenommen, als ursprünglich ver⸗ muthet wurde, und dürften die Streitkräfte, über die General Roberts zur Zeit verfügt, zur Unterdrückung des Aufstandes nicht ausreichen.

II. September. (W. T. B.) Wie den „Daily News“ aus Lahore, vom 10. d. M., gemeldet wird, rückt die Bri⸗ gade Massey in größter Eile gn Kabul vor, um sich mit den Truppen des Generals Roberts zu vereinigen. Man hofft, daß der allgemeine Vormarsch gegen Kabul in etwa 14 Tagen beginnen werde.

Spanien. Madrid, 9g. September. (Ag. Hav.) Die Wiedereröffnung der Cortes ist auf den 31. Oktober fest—

gesetzt.

Türkei. (W. T. B.) Wie der „Polit. Corresp.“ aus Konstantinopel, unter dem 10. September, gemeldet wird, soll Savfet Pascha den griechischen Bevollmächtigten in der heutigen Konferenz der türkisch⸗griechischen Delegirten ein ausführliches Memorandum überreichen, in welchem die Er—⸗ klärungen Griechenlands widerlegt werden und die Interpre— tation entwickelt wird, welche die Pforte dem 13. Protokolle des Berliner Kongresses geben müsse. Wie verlautet, wären die griechischen Bevollmächtigten angewiesen, vorläufig keine weiteren Erklärungen abzugeben, sondern auf Grund der von

der Pforte dem 15. Protokolle gegebenen Interpretation in weitere Erörterung einzutreten.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 10. Sep⸗ tember. (W. T. B.) Das „Journgl de St. Péters—⸗ bourg“ schreibt: Wir finden in russischen und auswärtigen Zeitungen Informationen über angeblich bereits dekretirte Veränderungen in dem höheren diplomatischen Corps Rußlands. Wir glauben zu . daß diese Mit⸗ theilungen bis jetzt keinen offiziellen Charakter haben.

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.

St. Petersburg, Donnerstag, 11. September. Das „Journal de St., Pétersbourg“ widerlegt die von Wien aus gemeldete Nachricht von der angeblichen Absendung eines rus⸗ sischen Couriers nach Belgrad, welcher dem Fürsten Milan Instruktionen der russischen Regierung überbringen solle.

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Statistische Nachrichten.

Nach der Arbeit des Kaiserlichen Statistischen Amts über „Die Volkgzahl der deutschen Staaten nach den Zählungen seit 1816 betrug die Bevölkerung im Gebiete des heutigen Deutschen Reichs im Jahre 1816 24 831 396 Einwohner. Sie ver⸗ mehrte sich da sie nach der 56. Volkszählung bekanntlich 42727 360 betrug seitdem durchschnittlich jährlich um O, 90 0; u d zwar im Zeitraum 1816,34 um 1,B16: 1834/52 9,88; 1852/67 O75; 1867s75 9,80 . Die Zählungen des ersten Zeitraums, bis zur Gründung des Zollvereins, sind jedoch noch wenig zuverlässig, und das statistische Amt glaubt annehmen zu müussen, daß die Ver—⸗ mehrung der Bevölkerung in Wirklichkeit etwas geringer gewesen sein mag weil die allmählich sorgfältigeren Zählungen das Ergebniß erhöhten; 1 kann das auf die jährliche Zuwachsrate nicht sehr viel ausmachen. Es darf also angenommen werden, daß der Volkszuwachg in den früheren Perioden keinesfalls schwächer war, als in den späteren, wo namentlich die überseeische Auswanderung einigen Einfluß auf das Wachsthum geübt, bezw. eine raschere Zunahme verhindert hat. Die Bevoölkerungszunahme der größeren Staaten nach ihrem heutigen Territorialbestande war folgende: ,

Preußen: 1816 13706978 Einw.; 1875 25 742 404 Einw.; jährliche durchschnittliche Zunahme 1,03 0s; ;

Bayern: 1816 36070366 Einw.; 1875 5022390 Einw.; jährliche durchschnittliche Zunahme O, 55 G; .

Sachsen: 1816 1194010 Einw.; 1875 2750 586 Einw.; Zu⸗ nahme 1,43 0i;

Württemberg: 1816 1410 684 Einw.; 1875 1 881 505 Einw. ; Zunahme O0, 48 o; ; .

Baden: 1816 10065 899 Einw.; 1875 1507 179 Einw.; Zu⸗ nahme G66 0½9; .

Elfaß⸗Lothringen; 1816 1280 664 Einw.; 1875 1531 804 Einw.; Zunahme O, 29 Go. ö

Nach den Zusammenstellungen des Kaiserlichen Statistischen .. ö. r bett seiner Monatshefte betrug im Reiche die im Jahre : bebaute Ackerfläche . 21 949 323 ha 40,70 / der Gesammtfläche, Ackerweide und Brache . . 3 817 197 ha 7, 16/so

Mithin das Ackerland .. 25 766 520 ha 47, ' 9, ö ferner nahmen ein:

das Gartenland ...... 232 486 ha O,4 /, ö.

, 5 906 804 ha —= 11, , ö

Weiden und Hutungen .. 4392 833 ha S, 2/9 , ö

e,, . 133 845 ha —=— O 200ο0 ,

Dies ergiebt zusammen ein landwirthschaftliches Areal von 36432 490 ha 67,60υ der Gesammtfläche des Reichs. Vom Rest sind 25,70 0 durch Forstland und 6,7 / durch Haus⸗ und Hofräume, W geland, Oed und Unland und Gewässer eingenommen.

Von der landwirthschaftlichen Fläche waren mit Weizen bestellt 1813717 ha, von denen ca. 57 Millionen Zollcentner Körner ge⸗ wonnen wurden; mit Roggen 5942736 ba mit ca. 138 Millionen Centner Körnerernte; Gerste 1627465 ha und ca. 46 Millionen Centner; Hafer 3 747 915 ba und ca. 101 Millionen Centner, Kar⸗ toffeln 2 763 188 ha mit ca. 472 Millionen Centner.

Die Nachweise des statistischen Amts erstrecken sich auf den Anbau und die Ernte aller Feldfrüchte, über welche im vorigen Jahre nach bundesräthlichen Beschlüssen in ganz Deutschland gemein same Aufnahmen gemacht worden sind; jedoch werden in dem erwähn⸗ ten Juliheft der Monatshefte nur die Hauptresultate für das Reich ir tut und stehen noch umfassendere Veröffentlichungen in

ussicht.

Dem Berichte des württembergischen Departements ⸗Chefs der Justiz an den König, d. d. 29. Juli 1879, betreffend die Ju st iz⸗ verwaltung im Königreich Württemberg während des Jahres vom 1. Januar bis 31. Dezember 1878, entnehmen wir folgende An— gaben: Der Etat der Justizverwaltung war berechnet auf 3 418 488 ausgegeben wurden 3 717 465, also mehr 298 8174.½ Der Mehrauf— wand findet seine Erklärun in dem fortwährend starken Anfall von Straf⸗ sachen und der hierdurch bedingten Vermehrung der Zahl der Hülfs⸗ beamten und Steigerung der Kriminalkosten, sowie des Aufwandes für die Strafanstalten. Die Einnahmen der Justizverwaltung an Sporteln, Geldstrafen und Konfiskationen betrugen 1098011 nach Abzug dieser Summe und nach Abzug der den Ka— meralämtern mit 235 885 M zum Wiedereinzug übergebenen Inguisitione kosten berechnet sich der wirkliche Aufwand der Staats— kasse für das Justizdepartement mit 2 619 394 MS gegen 2612 407 im Jahre 1876/77. Was die Strafrechtspflege betrifft, so wurden bei den Ober⸗Amtsgerichten von den 33 678 zu erledigenden Unter suchungen 31467 erledigt, 2271 blieben unerledigt. Die Zahl der Beschuldigten betrug 37246. Von denselben wurden 11 140 ver⸗ urtheilt; hiervon waren 9009 männlichen, 2131 weiblichen Geschlechts; 582 unter 18 Jahren, 9052 zwischen 18 und 50 Jahren, 1506 über 50 Jahre; 9836 Württemberger, 1304 Nicht Württemberger. Unter den 37 246 Beschuldigten befanden sich 7239 in Untersuchungs⸗ haft und 5974 weniger, 1625 mehr als einen Monat. Bei 12589 Endurtheilen der Ober⸗Amtsgerichte wurden 298 Nich⸗ tigkeitsbeschwerden, 8 von der Staatsanwaltschaft, 280 von den Be⸗ schuldigten erhoben, auf 195 wurde wieder verzichtet, 167 wurden vom Kassationshof verworfen, 27 waren von Erfolg, bei 4 stand die Ent— scheidung am Jahresschlusse aus. Bei den Strafkammern der Kreisgerichtshöfe wurden von den 4478 anhängigen Straffällen 272 durch freisprechendes und 3401 durch verurtheilendes Erkenntniß er— . 494 blieben unerledigt. Die Zahl der Beschuldigten betrug 5032, von diesen wurden freigesprochen 585, verurtheilt 4447; unter den Verurtheilten waren 3898 männlichen, 549 weiblichen Geschlechts; 311 unter 18 Jahren, 3803 zwischen 18 und 50 Jahren, 333 über 50 Jahre alt, 3900 Württemberger, 547 Nicht⸗Württemberger. Anträge auf Wiederaufnahme des Verfahrens wurden 26 5 von der Staatsanwaltschaft, 21 von den Verurtheilten gestellt; 20 wurden zurückgewiesen, 6 hatten Erfolg. Bei den Schwurgerichtshöfen lagen im Ganzen 400 Straffälle vor. Erledigt wurden durch freisprechen⸗ des Erkenntniß 51, durch verurtheilendes Erkenntniß 308, unerledigt blieben 37. Die Zahl der Angeklagten belief sich auf 401, von welchen 60 freigesprochen, 341 verurtheilt wurden. Unter den Verurtheilten waren 300 männlichen, 41 weiblichen Geschlechts; 20 unter 18 Jahren, 284 zwischen 18 und 50 Jahren, 37 über 56 Jahre; 276 Württemberger, 65 Nicht Württemberger Im Laufe des Jahres 1878 wurden drei Todesurtheile wegen Mordes gefällt. Durch Königliche Gnade ist die erkannte Todesstrafe in je lebenslängliche Zuchthaus strafe verwandelt worden. Bei der Strafkammer des Ober⸗Tribunals waren im Ganzen 327 Nichtigkeitsbeschwerden anhängig, und zwar gegen Urtheile der Schwurgerichtshöfe 3, der Strafkammern 91, der Ober⸗Amtsgerichte 233, 18 waren von der Staatsanwaltschaft, 309 von den Beschuldigten erhoben. Vrworfen wurden 253, von Erfolg waren 40, durch Verzicht 2c. wurden erledigt 22, zusammen 315. In Verhandlung blieben 12. Anträge auf Wiederaufnahme eines durch rechtskräftiges Erkenntniß beendigten Strafverfahrens waren 16, von den Verurtheilten gestellt, anhängig; dieselben wurden sämmtlich zurückgewiesen. Straffälle wurden nach gepflogener Verhandlung durch Erkenntniß erledigt: bei den Ober⸗ Amtsgerichten 13 755, bei den Strafkammern 4345, bei den Schwur⸗ gerichtshöfen 370, zusammen 18470, von welchen 15 329 verurthei⸗ lende und 31590 freisprechende waren. Im Einzelnen betrug die Zahl der abgeurtheilten Fälle bei. Mord und Mordversuch 7, Kindes⸗ tödtung 8, unzüchtiße Handlungen mit Gewalt und an Kindern 112, Blutschande 15, ef s, Körperverletzung mit tödtlicher Folge 38, Brandstiftung 27, Körperver—⸗ letzung 2490, Diebstahl 3565, he, ,, und Ver⸗ leumdung 6243. Was die Civilrechtspflege betrifft, so waren bei den Ortsgerichten Rechtsstreite anhängig 15 034, erledigt wurden 14300. Bei den Ober⸗Amtsgerichten waren an Givilprozessen zu⸗ sammen 27179 anhängig, erledigt wurden davon 24 966, in Ver⸗ handlung blieben 2213, 1830 mit einer Dauer unter 6 Monaten, 383 mit einer Dauer von 6 Monaten und mehr. Von den erledigten

1 —w—

24966 Prozessen wurden 20 738 mit einer Dauer unter 3 Monaten erledigt, 2081 mit einer Dauer unter 6 Monaten, 1605 mit einer Dauer unter 1 Jahr, 642 mit einer Dauer von 1 Jahr und mehr. Gantprozesse waren bei den Ober ⸗Amtsgerichten anhängig zusammen 4423, erledigt wurden 27935. In 9513 Prozessen, also 35 0lo, betrug der Werth 60 4M, in 4696, also 17, o, betrug der Werth 60-190 M, in 6051, also. 22,3 /, 100 2200 „, in 3547, also 13,0 0, 200 300 Æ, in 1524 Prozessen, also b, 6 o/ 300 409 1

nur bei 40 Prozessen, d. h. O,. 2 09, handelte es sich um 20)00 3000 66 88 Nichtigkeitsklagen

und um über 3000 M nur bei 52 Prozessen. i gegen ortsgerichtliche Erkenntnisse wurden erhoben, 41 begründet ge— funden, 47 verworfen. Gegen Erkenntnisse der Ober Amtsgerichte wurden 230 Berufungen, 76 Nichtigkeitsklagen und 13 Wieder—« aufnahmeklagen erhoben. Bei den Civilkammern der Kreis- gerichtshöfe waren Civilprozesse erster Instanz anhängig 5793, von denen 4729 erledigt wurden und zwar 2878 mit einer Dauer unter 3 Monaten, 868 unter 5 Monaten, 55l unter 1 Jahr, 3532 mit einer Dauer von 1 Jahr und mehr. Von 5463 Prozessen hatten einen Streitwerth von 400 - 600 M 1279 Prozesse oder 23,4 o/ g, von 600—– 1000 1430 Prozesse also 26,2 9, von 1000 2000 M 1120 Prozesse oder 20,5 /p, über 3000 MSH. 783 Prozesse oder 14,3 9/9. Civilprozesse zweiter Instanz waren bei den Civilkammern der Kreisgerichtshöfe anhängig 528, von welchen 458 erledigt wurden. Von diesen 458 Prozessen wurden erledigt mit einer Dauer unter 3 Monaten 253, unter 6 Monaten 150, unter 1 Jahr 41, mit einer Dauer von Jahr und mehr 14. Von den 526 anhängigen Prozessen (2 un— schätzbar) hatten 78 also 14,8 , einen Werth von 1090-200 , 118 also 22,4 / einen Werth von 200 300 M, 94 also 17,9 0/9 einen Werth von 300-400 M, nur 18 Prozesse also 40 hatten einen Werth von über 3000 S Bei der Cipvil—

kammer des Ober⸗Tribunals und Landes⸗Ober⸗Handelsgerichtet waren anhängig zusammen 317 Prozesse. Erledigt wurden von der Civilkammer des Ober⸗Tribunals 209, vom Lan

des Ober⸗Handelsgericht 265. Unter den anhängig gewesenen 317 Prozessen waren 277 Berufungen, 35 Nichtigkeits und 5 Wieder— aufnahmeklagen. Von den erledigten 265 Prozessen wurden mit einer Dauer unter 3 Monaten 2607, unter 6 Monaten 45, unter 1 Jahr 12 erledigt. Von den 242 Prozessen der Civilkammer hatten 58, also 24/0, einen Werth von 600— 1000 „S, 665, also 26, 80, einen Werth von 1000-2000 S, 28, also 11,6 0½, einen Werth von 2000-3000 , 72, also 29, 8 oso, einen Werth von über 3000 6; von den 75 Prozessen des Landes⸗Ober ⸗Handelsgerichts hatten 18, also 240 0½, einen Werth von 600-1000 4ƽ6, 21, also 28,0 *s, einen Werth von 1000 2000 Æ , 28, also 37,3 , einen Werth von über 3000 6. Unter diesen 75 Prozessen waren T1 Handels, streit und 4 Wechselsachen. Der Ausschluß der Oeffentlichkeit wurde 5 Mal verfügt. Ehen wurden dem Bande nach 133, zeit⸗ lich 14 getrennt, für ungültig erklärt 5, für richtig erklärt 4. Der Bericht bemerkt den vorstehenden Daten gegenüber: Die Geschäfte— aufgabe der Ober⸗Amtsgerichte im abgelaufenen Jahre hat sich aber mals, insbesondere auch durch das Anwachsen der Gantprozesse er⸗ höht; die Ziffern des Anfalls und der Erledigungen sind seit dem Jahre 1870 in stetigem Steigen begriffen. Bei den Staatsanwalt— schaften, Strafkammern und Schwurgerichtshöfen ist im Wesent— lichen der gegenüber den früheren Jahren namhaft gesteigerte Zustand des Vorjahres geblieben; bei den Civilkammern der Kreisgerichtshöfe ist eine Zunahme des Anfalls und der Erledigungen zu bemerken. Bei dem Ober⸗Tribunal zeigt sich eine Zunahme im Straf- und ein

urückgehen auf den Stand des Jahres 1876 im Civilverfahren. Die

ahl der Beschuldigten bei den Strafgerichten ist von 25 694 im

ahre 1370 und 41 671 im Jahre 1877 auf 42 679, diejenige der Verurtheilten von 8015 im Jahre 1870 und 15 043 im Jahre 1877 auf 15 928 gestiegen.

Kunst, Wissenschaft und ETiteratur.

Das soeben erschienene Beiheft 7 und 8 zum Militär, Wochenblatt, herausgegeben von v. Witzleben, General ⸗Lieutenant z. D. (Berlin. E. S. Mittler u. Sohn, Königliche Hofbuchhandleng), enthält den Schluß der Biographie: Carl Friedrich Wilhelm von Reyher, General der Kavallerie und Chef des Generalstabes der Armee, von v. Ollech.

Durch das mit dem 1. Oktober er. in Kraft tretende Gerichtsverfassungsgesetz vom 27. Januar 1877 werden bekanntlich in der Begrenzung der Gerichtsbezirke im Reiche wesentliche Aende⸗ rungen hervorgerufen. Da jeder einzelne Geschäftsmann und Ge— werbtreibende ein Interesse daran hat, zu wissen, wo er vor— kommenden Falls Recht zu suchen hat, und Bücher und tabellarische Zusammenstellungen niemals den leichten Gesammtüberblick ge— währen, wie eine graphische Darstellung, so muß die soeben in Carl Heymanns Verlag, Berlin W., erschienene Karte der Gerichtsorganisation im Deutschen Reich, nach amtlichen Quellen bearbeitet, entworfen und gezeichnet von Hugo Knoblauch, Ingenieur und Königlicher Feldmesser, Maßstab 1: 2000000, (Preis 3 ), die bereits im Justiz⸗Ministerialblatt Nr. 29 amtlich angezeigt wurde, als ein eben so zeit. wie zweck mäßiges Unternehmen bezeichnet werden. Auf. derselben sind die Grenzen der Ober⸗Landes⸗ und Landgerichtsbezirke in Rothdruckh, die Sitze der einzelnen Amtsgerichte in Schwarzdruck und der preußische Staat in Blaudruck, hell schraffirt, verzeichnet. Zur schnellen Orientirung ist der Karte ein alphabetisches Verzeichniß sämmtlicher Gerichtssitze beigegeben. Die Karte ist sauber und deutlich ausgeführt.

Land⸗ und Forsiwirthschaft.

Nach dem neuesten Heft (Nr. 27) der Mittheilungen des Her, zoglich anhaltischen statistischen Bureaus ergab die Ernte 18728 im Herzogthum Anhalt vom Morgen: Winterweizen 10,386 Ctr, Sommerweizen 10,0 Ctr., Winterroggen 6,60 Ctr., Sommerroggen 4,14 Ctr., Wintergerste 446 Gtr, Sommergerste 11 Ctr., Hafer 7, 79 Ctr. Körner; 57, 08 Ctr. gesunde Kartoffeln, 135,64 Ctr. Rüben zur Zuckerbereitung, 131,59 Ctr. Rüben zum Füttern; an Stroh 18,85 Ctr. von Winterweizen, 16,91 CEtr. von Sommerweizen, 12,50 Ctr. von Winterroggen, 9,77 Ctr. von Sommerroggen, 8,57 Ctr. von der Winter-, 1290 Ctr. von der Sommergerste, 11,47 CEtr. vom Hafer; 15,74 Ctr. Wiesenheu. Die höchsten Erträge hatten die Kreise Bernburg und Cöthen, die geringsten der Kreis Zerbst.

Die absoluten Ziffern der Ernte waren an

Körner Stroh ꝛc. Ctr. Ctr. Getreide und Hülsenfrüchten: minen nnn, 292 923,59 ho 450 3) Sommerweizen. ö 2133, 13 3 371,6? Winterroggen 822 532, 69 1559 507,35 Sommerroggen. 4602,87 10 859 26 Wintergerste. 23,44 45.0 , 998 6 1a gn k 695 934,46 J 6 6409) J 34, 17 29 25 Mais ; ö 39323 26 6 M) Erbsen. 57 195,12 74 8990] Linsen .. 259735 3 027,9 Speisebohnen 2397,53 1 9629 Ackerbohnen. 6 692, 18 97122) Wicken . 9 129,59 38 973, Lupinen .. 4673295 67 21th] Wickengerste 1573,85 3 013.0) Mengkorn. 13 3765, 39 32 0 8.9! Wickhafer. S606 93 3 103 Wickfutter 5 008,62 29 336,

zusammen 2675 216,61

Körner Stroh Ctr. Ctr. Heckfrüchten und Gemüsen: Kartoffeln, gesunde ö 4023 022, 62 Kartoffeln, kranke 61 h40,72 k . 662.00 Runkelrüben zur Zuckerfabrikation. 8 536 356,75 Runkelrüben zum Futter. 920 335,47 Möhren... ; 21 430, 82 Weiße Rüben . 14 751, 08 ohlrübeen 149 534,79 Kraut und Feldkohl 259 688, 56 2 3 106,00 Unger n nn, n, 34 850,50 zusammen 15 765 590 75 259 688,56 Handelsgewächsen: Winterraps, Rübsen . 7773,39 8. Sommerraps, Rübsen. 517,44 I 1502,25 Lein flache) ; 189,06 260, 72 , 2 892, 92 en ; 121,090 ichorien. 26 630 00 . 10,90 ö 30 424,80 Zwiebeln J 120,090 3 472,90 (Samen) DJ 7h, 00 Kohlsamen . , 264, 00 Spinat. 320, 00 Kümmel . 107 00 Möhne gm een 34, 00 Andere Handelsgewächse 1484,96 10 505,25 zusammen 69 572, 90 1 151,79 Futterpflanzen: ö 266,00 371 598,23 Luzerne 351,60 109 803, 65 Esparsette 550,30 165 888,79 Serradella . 702, 86 Spörgel. .. 9,60 800. 50 G 56, 16 J 26, 54 Andere Futterpflanzen. .... 3 876,75 , 5 821.56 zusammen 1177560 658 575,04

Von den Wiesen 1018056576 Ctr. Heu. ö Die Weiden sind auf 40 432,32 Ctr. Weidewerth geschätzt. Die Weinberge ergaben 404 hl Wein.

Der „Landw. Anz.“ theilt betreffs der Vertilgung des Kar⸗ toffelkäfers Folgendes mit: Bisher hat man in Amerika nur das sogenannte Schweinfurter Grün, welches sehr giftig ist, gegen den Kartoffelkäfer in Anwendung gebracht. Jetzt wird von einem amerikanischen Chemiker in Boston („Journal of Chemistry“) statt desselben karbolsaurer Kalk zur Vertilgung des Käfers empfohlen. Derselbe soll ebenso wirksam sein wie das Schweinfurter Grün, ohne dessen giftige Eigenschaften zu besitzen. Andererseits wollen amerikanische Farmer die Entdeckung gemacht haben, daß Flachs, zwischen die Reihen der Kartoffel gesäet, ein gutes Mittel gegen den Käfer sei. Er soll das betreffende Feld verlassen und nicht mehr dahin zurückkehren.

Die internationale Bienenausstellung, welche am JT. d. M. in Prag auf der Schützeninsel eröffnet wurde, ist, wie die „Prager Zeitung“ berichtet, eine der bedeutendsten Fachausstellun⸗ gen, die Prag jemals gesehen. Auf derselben werden alle Fortschritte versinnlicht, die in den letzten Jahren in der Bienenzucht gemacht wurden. Die Ausstellung ist eine um so umfassendere, als auch das Ausland auf derselben in hervorragender Weise vertreten ist. Mit besonderer Vorliebe wendet sich der Besucher der äußersten ab⸗ geschlossenen Partie auf dem Schießplatze in der Nähe der Schieß⸗ scheiben zu, woselbst Bienenvölker aus den verschiedensten Ländern in den mannigfachsten Wohnungen ausgestellt sind.

Gewerbe und Handel.

Nach amtlicher Nachricht aus Konstantinopel ist die Aus—⸗ fuhr von Datteln aus der Provinz Bagdad bis auf Weiteres ver boten worden.

Der Rechnungsabschluß der Aktiengesellschaft für

Fabrikation von Eisenbahnmaterial in Görlitz ist, wie der „B. Börs.⸗Ztg.“ geschrieben wird, fertig gestellt. Von dem er—⸗ ielten Reingewinn werden 51 000 zu Abschreibungen verwendet, 20 000 Mαι werden auf separates Konto gestellt, 20 000 S dem ordi⸗ nären Reservefond zugeführt und der Rest als Dividende à 6roυ' an die Aktionäre vertheilt. Die Bilanz per 30. Juni er. weist ein Banquier⸗Guthaben von 600 000 S und außerdem diverse Debitoren mit 81 000 MS aus, denen Kreditoren nur in Höhe von 15 000 M. gegenüberstehen.

Im Königreich Sachsen bestanden, nach dem statistischen Jahrbuch auf das Jahr 1880, Anfangs 1878 2806 661m Chausßen mit einem Flächeninhalt von 3090 ha 62,71 a und 898 748 m nicht chaussirte Straßen mit 988 ba 62,29 a Flächeninhalt, zusammen 3 7084090 m Straßen mit 4079 ha 25 a Flächeninhalt.

Die sächsischen Eisenbahnen hatten Ende 1877 eine Länge von 1978,74 km, davon 1716465 km Staatsbahnen und

261,999 km Privatbahnen. Die Länge der vom Staat betriebenen Bahnen 11,651 km Bahnen waren verpachtet, 67, 9)öü5 km Bahnen gepachtet, betrug 1704814 km;

unter Staatsverwaltung standen 136 236 Rm Privatbahnen, unter eigener Verwaltung 94 978 km. Für die Staatsbahnen waren Ende 1877 549 933 922 MS Anlagekapital verwendet, pro Kilometer 320 388 M (im Maximum für Plauen⸗Oelsnitz 498 701 S pro Kilometer, im Minimum 113 248 M für Greiz⸗Brunn), für die Privatbahnen 66 126 429 M oder pro Kilometer 2652 479 ½ (Zittau⸗ Reichenberg 407 425 é, Bockwaer 59 212 SV.). An Lokomotiven waren vorhanden auf den Staatsbahnen 6765 mit 524 Tendern, auf den Privatbahnen 39 mit 20 Tendern; Personen“ wagen auf den Staatsbahnen 1987 mit 76 179 Plätzen, auf den Privatbahnen 86 mit 3068 Plätzen; Passagiergepäck⸗ wagen 325 biw. 8, Güterwagen 18515 bzw. 586 (für einzelne Privatbahnen stellt die Staatseisenbahnverwaltung die Transport mittel, für andere die Güterwagen). Die Ladungsfähigkeit der Gepäck und Güterwagen betrug il9 822 000 kg bzw. 9 465 000 3. ,, . wurden im Jahre 1877 auf den Staatsbahnen von den okomotiven 15 676515 km, von den Personenwagen 129 152991 Achskilometer, von den Güter, und Gepäckwagen 464 930 089 Achs— kilometer; auf den Privatbahnen 874 547 Kin bzw. 6368 517 und

1d zzz Ii aichskilomcter. Der Verbrauch an Feuerungsmaterial betrug auf den sächsischen

Staatsbahnen , ,,. der Pachtstrecken 189 683 679 kg Kohlen und erforderte unter Hinzufügung der Kosten für das Holz zur An— feuerung 2 041 100 4.

Die frequenteste Stelle des unter sächsischer Staatsverwaltung

ö. stehenden Bahnnetzes war wiederum die Strecke zwischen Neumark und Brunn, auf welcher im Jahre 1877 in Summa 31 622 Züge

und außerdem noch 796 einzelne Maschinen verkehrten, also durch—= schnittlich jeden Tag 89 Zugs resp. Maschinenläufe. Ueberhaupt sind auf diesen Bahnen abgelassen worden 332 000 Züge, und zwar:

156 125 Gilzüge, Hs ol Personenzüge, Ss 46 J gemischte Züge, 165 41 Güterzüge.

Befördert wurden im Jahre 1877 im Personenverkehr auf den Staatsbahnen 18288 556 Perfonen (56 021 in Klasse J., 2 420 677

in Klasse il, 12 611298 in Ilz, 338 5sß6 in 15), auf den unter Stagtsverwaltung stehenden Privatbahnen: 1009 370 Personen; auf

mn ö der Muldenthalbahn 493 336 Personen; fernere Gepäcküberfracht auf

den Staatsbahnen 1472, 495 Eg, auf den vom Staat betriebenen Privatbahnen 967 420 Eg; im Güterverkehr 8 783 116243 bzw. 1ẽ102 2659 933 Eg; auf den Privatbahnen 1 126 059 900 Eg. Zurück⸗ gelegt wurden von den Personen auf den Staatsbahnen 469 081 550 Personen⸗Km, auf den vom Staat betriebenen Bahnen 175 857 541, auf der Muldenthalbahn 493 336 Personen Em; von den Gütern 722 281 707 360 bzw. 25 195 508 175 und 2 863 671 170 Kg-Km.

Von den 18288 555 Personen, welche die sächsischen Staats⸗ bahnen benutzten, waren 12 749 068 Billets gelöst worden, wovon allein 6868 494 Stück auf Tourhillets kamen. Der frequenteste Personenverkehr bestand zwischen Dresden und Pottschappel mit 377 252 Personen, diesem folgte Dresden und Meißen mit 307 217 Personen, während sich im Güterverkehr der größte Güteraustausch 2 Leipzig und Zwickau mit 183 315 845 Eg im Binnenverkehre ergab.

Den hauptsächlichsten Beförderungsartikel bildeten die Kohlen

und hier wiederum der sächsische Steinkohlenversandt. Wahrend die Gesammtproduktion der Werke 2 899 846 859 kg betrug, wurden durch die Eisenbahnen aus dem Bezirke von Zwickau 1 624 745 000 kg, von Lugau 281 435 060 kg, von Dresden 300 789 000 Kg, in Summa 2 206 969 000 kg oder 76,11 ½ο der Produktion, abgefahren; es ist dies gegen das Vorjahr eine Abnahme von 79 445 600 Kg. Nicht weniger als eg. 77 5/9 rerblieben von diesen Kohlen auf den Sta— tionen sächsischer Bahnen, von welchen wiederum 70 auf sächsische Stationen kommen, welche außerhalb der Königlich sächsischen Landes⸗ grenzen liegen. Auch aus Schlesien . 116136 600 kg Steinkohlen ein und durch, dagegen erreichte der Braunkohlen ˖ Ein und Durchgang aus Böhmen 1714 864000 9g und aus dem sachsen⸗altenburgischen Abbau⸗ bezirke bei Meuselwitz und Rositz 233 625 000 kg.

Es ergaben Ueberschuß die Staatsbahnen 21 084 489 (4,130 des Anlagekapitals), die Gößnitz⸗Geraer Privatbahn 110 925 4 (2.32 600), Altenburg-⸗Zeitz 265 686 0 (64500), Gaschwitz⸗Meusel⸗ witz 66 O02 S (1,760 CM), Zittau-⸗Reichenberg 450 (Garantle), Bock⸗ waer Kohlenbahn 89 263 Sς, (29,75 ½ , Oberhohndorf⸗Meins dorfer Kohlenbahn 259 840 S. (32,40 o), Birkenberger Kohlenbahn 154 609 M (15,43 0 0.

Im Jahre 1878 sind dem Staatsbahnnetz hinzugetreten die Riesa⸗Lommatz mit Riesa⸗Chemnitz verbindende , 594 km lange Kurve und die neue Verbindungsbahn bei Leipzig (7.960 km).

London, 9. September. (Allg. Corr) Nach den Ausweisen des britischen Handelsamts beträgt der Ausfuhrwerth für den Monat August 1879 17327 308 gegen 17 363 538 E im August 1878 und 17746 662 E im August 1877. Die Ausfuhr für die ersten 8s Monate d. J. 122762 423 * gegen 128 364 795 R im Vorjahre und 130 568093 im Jahre 1877. Der Einfuhrwerth für August betrug 28 335 009 Æ gegen 29 106 823 * im August 1878 und 31 944411 E im August 1577; der Einfuhrwerth für die ersten 8 Monate des Jahres 231 622 804 gegen 255 386 491 E im Vorjahre und 264 293 534 in 1877. Die Weizeneinfuhr im August weist einen Zuwachs von 115 069 in der Quantität und von 10653 , im Werthe auf. Die Metglleinfuhr Großbritanniens ergab in den ersten acht Monaten dieses Jahres folgendes Resultat:

Import. Export.

1879 18412299 X 13 741 879 2 1575 18 265 147 V6 0s is. 1879 210152 6 333 301 London, 9. September. (Allg. Corr) Den Nagel⸗

schmieden in ganz Staffordfhire und Worcestershüre, etwa 10000 an Zahl, wurde am Sonnabend eine Lohnherabsetzung von 10 , angekündigt.

Stockholm, 10. September. (W. T. B.) Die Reich s⸗ Hypothekenbank hat eine 4prozentige, in 60 Jahren rückzahl— bare Anleihe im Betrage von 59 Mill. Franes mit der „Banque de Paris et des Paysbas“ abgeschlossen.

Verkehrs⸗Anstalten.

New⸗-gYJork, 10. September. (W. T. B) Der Hamburger Postdampfer „Wieland“ ist hier eingetroffen.

Berlin, den 11. September 1879.

Die Preisvertheilung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues für die große Herbstausstellung in den Räumen der Berliner Gewerbe⸗Ausstellung hat am 9. d. M. im Beisein des Ministers der landwirthschaftlichen Angelegenheiten Dr. Lueius statt⸗ gefunden. Es erhielten: den Ehrenpreis Sr. Majestät des Kaisers (gel⸗ dene Medaille) die Schloßgärtnerei Reuthen bei Spremberg (Ober gärtner Massias) für die Kollektion auserlesener Neuheiten und Schau— pflanzen; den ersten Ehrenpreis Ihrer Majestät der Kaiserin (eine große Vase) der Kommerzien⸗Rath Gruson in Buckau⸗Magdeburg (Obergärtner Leidner) für Croton und Draegenen eigener Zächtung; den zweiten Ehrenpreis der Kaiserin (jwei Blumenvasen) der Ober- gärtner König für die Kultur der Palmen aus dem Ravené'schen Garten. Die große silberne Staatsmedaille erhielten laut Vor⸗ schlag: Hr. Gustav Adolf Schultz auf Eckardsberg, Berlin, für Marktpflanzen, Kunst, und Handelsgärtner Curio in Weißensee für Pelargonien und Begonien, Handelsgärtner Brandt in Charlot—⸗ tenburg für sehr reichhaltige Sortimente neuer und neuester Flor⸗ blumen. Die Vereinsmedaillen, die höchste Auszeichnung, die der Verein alljährlich unabhängig von der jedesmaligen Ausstellung für langjährige Förderung des Gartenbaues ertheilt, wurden der Geh. Kommerzien Räthin Borsig und dem Königlichen Garteninspektor Bouchs zu Theil. Die goldene Vereinsmedaille erhielt Frau Ritter⸗ gutsbesitzer Reichenheim (Obergärtner Haack) für Farne, Gräser, Cyperaceen in dekorativer Ausstattung. Kleine silberne Staats medaillen erhielten: die Herren Kommerzien⸗Rath August Heckmann (Obergärtner Maecker), Kunst⸗ und Handelsgärtner Fricke, Wildpark bei Potsdam, Franz Bluth in Berlin, Kiesewetter in Genthin; außerdem wurden sechs Ausstellern Bronce⸗Staatsmedaillen, 15 Auke⸗ stellern große silberne, 20 Ausstellern kleine silberne, 20 Ausstel⸗ ö und 15 Ausstellern Ehrendiplome

ewilligt.

Tegel und die Humboldt“ so lautete das Thema, über welches der Referendar Dr. juris Holtze am Mittwoch in Tegel auf der Wanderfahrt des Vereins für die Geschichte Berlins einen eingehenden Vortrag hielt. Der Ortsname Tegel bedeutet Ziegelei und kommt schon 1361 vor. Zur Zeit des Großen Kurfürsten war hier ein Jagdschlößchen, welches später zum Amte Schönhausen ge— hörte und seit 1738 gegen 138 Thlr. Zins und mit der Auflage, hier Seidenbau zu treiben, in Erbpacht gegeben wurde. Fünf Pächter scheiterten an dieser Aufgabe, bis der Major und Kammerherr von Humboldt Tegel . und 1766 die Wittwe des letzten Erb⸗ pächters, des Hauptmanns v. Hollwedt, geb. v. Colomb, heirathete. Aus dieser Ehe entsproßten Wilhelm und Alexander v. Humboldt. Jener wurde 1767 in Potsdam geboren; dagegen ist nicht festzu⸗ stellen, ob Alexander 1769 in Tegel oder in Berlin das Licht der Welt erblickte. Jedenfalls ist er 5 Wochen nach seiner Geburt im Dom zu Berlin getauft worden. Ihren ersten Unterricht erhielten die Brüder Humboldt in Tegel; von wesentlichem Einfluß war auf . besonderß der Botaniker Kunth. Im Jahre 1779 starb der

ater, 1787 bezogen die Brüder die Universität Frankfurt a. O., 1796 starb die Mutter, und Wilhelm mit seiner Gattin, geb. von Dachröden, bezog das Schloß. Er ließ dasselbe durch Schinkel

änzlich umbauen, das Innere mit kostbaren Gemälden, Antiken und bgüssen ausstatten, den Park wesentlich verschönern. Hier ist auch die Ruhestätte Kunths mit der Inschrift: Grata quiescentem cultorem arbusta joquuntur. 1829 starb Wilhelms Gattin, und er ließ das schöne Erbbegräbniß der Familie erbauen, in dem jetzt auch die beiden Brüder ruhen, unter der „Spes“, die Tiek nach dem Thor⸗

Hier ruht auch seit 1846 Wilhelms Schwiegersohn, der Minister von Bülow, und seit 1858 seine Tochter, die Generalin von Hedemann.

waldsenschen Original gefertigt hat.

Die kürzlich ausgegebene August Nummer des „Anzeigers für Kunde der deutschen Vorzeit“, Organ des German il schen Museums zu Nürnberg enthält an wissenschaftlichen Mittheilungen: einen Beitrag von W. Wattenbach über den italieni⸗ schen ,, . Benedictus de Pileo nebst einer epistola magistri de Pileo ad Pierium, wahrscheinlich seinen Bruder Bartholomäus, datirt v. J. 1416 aus der Umgegend von Constanz; einen Briefwechsel des Magistrats zu Nürnberg mit dem Magistrat zu Dinkelsbühl wegen einer in Nürnberg zu errichtenden milden Stiftung (vom Jahre 1475), mitgetheilt von G. Schepß, und eine Urkunde aus dem Gräflichen Hauptarchiv zu Wernigerode, mitgetheilt von E. Jakobs, in welcher König Günther dem Edlen Konrad von Trimberg das von seinem nächsten Vorfahren, Kaiser Ludwig, gewährte Ungeld zu Gelnhausen bestätigt (datirt aus Frankfurt, vom Februar 1349).

Besonders intereßsant aber ist aus dem Inhalt der vorliegenden Nummer die Beschreibung der Puppenhäufer im Germani⸗ schen Museum, von Hans Bösch. Keine andere Abtheilung des Museums, heißt es dort, ist so geeignet, uns in das Leben der Vor⸗ zeit zurückzuversetzen, als diese Sammlung häuslicher Alterthümer, die uns in alle Räume der Wohnhäuser der verschiedenen Be⸗ völkerungsklaͤssen, vom Keller bis zum Speicher führt, uns einen Blick auf die Lebensweise und die Gewohnheiten ihrer Bewohner thun läßt und sie uns bei der Arbeit und in der Ruhe, bei Scherz und lustigem Spiele, wie im Leide zeigt. Die bis jetzt vorhandenen Puppenhaͤuser versetzen uns freilich nur bis in das 17. Jahrhundert zurück, da der Lösung der weiteren Aufgabe, das häusliche Leben der früheren Zeit in einzelnen abgerundeten Bildern vorzuführen, sehr bedeutende Hindernisse, nicht nur finanzieller, sondern auch praktischer Art, im Wege stehen; indessen ist das vorhandene dafür um so in—⸗ teressanter, denn die vorerwähnten Puppenhäuser sind Modelle von damals wirklich existirenden Häusern und geben ein so gelungenes Bild der ganzen Einrichtung und Ausstattung bis zu den geringsten Gebrauchs gegenstãnden herab, wie es auf andere Weise kaum je zusammen⸗ gestellt werden könnte. Diese Puppenhäuser gehören zu den Seltenheiten, da sie in Deutschland nur in Augsburg und Nürnberg bekannt waren und wahrscheinlich nur auf besondere Bestellung für die Töch= ter reicher Familien gefertigt wurden, denn sie bildeten ein ziemlich theureres Spielzeug. Paul v. Stetten d. J. sagt in feinen ‚„Ecläute= rungen der in Kupfer gestochenen Vorstellungen aug der Ge⸗ schichte der Reichsstadt Augsburg“ (Augsburg 1765): ‚Bey der Er⸗ ziehung der Mädgen muß ich der Spiel⸗Sachen gedenken, mit welchen manche spiehlten, biß sie Bräute wurden, nehmlich der so⸗

genannten Docken⸗ Häuser. Darinn war alles, was zu einem Hause und einer Haußhaltung gehörte, im klei⸗ nen vorgestellt, und manche trieben dabey die Ueppigkeit

so weit, daß ein solches SpiehlWerk gegen 1000 Gulden und mehr zu stehen kam.“ Außer den in der Sammlung des Germanischen Museums befindlichen 4 Puppenhäusern (ein fünftes ist unvollstän⸗ dig und daher noch nicht ausgestellt) sind noch einige andere deutschen Ursprungs bekannt; eines aus späterer Zeit und deshalb die des Germanischen Museums ergänzend, besitzt das bayerische Gewerbe⸗ museum zu Nürnberg, ein anderes ist im deutschen Gewerbemuseum zu Berlin, ein drittes im South Kensington Museum zu London. Letzteres war früher im Besitze des Kaufmanns Wiß zu Nürnberg; sein Verlust ist für Deutschland sehr zu beklagen, da es wohl das schönst ausgestattete aller dieser Puppenhäuser ist.

Das älteste der im Germanischen Museum aufgestellten stammt aus der Zeit von etwa 1600, hat sich aber nicht ganz in der ursprünglichen Einrichtung erhallen. Das besterhaltene und am reichsten ausgestattete ist das zweitälteste, vom Jahre 1639. welches von dem Premier Lieutenant Frhra, von Stromer dem Museum unter Eigenthumg—⸗ vorbehalt überlassen worden ist. Es hat einschließlich des Fußes bis zum Ende der Schlöte eine Höhe von 2,59 m, eine Breite von 1,52 und eine Tiefe von 0,52 m und ist, wie jenes ältere, durch ein durch alle Geschosse gehendes Treppenhaus in drei Theile geschieden.

Das Haus enthält drei 6 chosse, in deren unterem sich in der Mitte das Portal mit den Haustennen be⸗ findet, während die beiden Nebenräume durch horizontale

Zwischenwände in zwei Theile getrennt sind. Der untere ent hält rechts Stall und Kammer, links Laden und Waschküche, der obere rechts die Speise⸗ und eine Schlafkammer, links zwei weitere Schlaf⸗ kammern. Im zweiten Geschoß befindet sich rechts des geräumigen Vorplatzes das Wohnzimmer, links die Küche; im obersten rechts des Vorplatzes ein Schlafzimmer, links das Prunkzimmer. Das Dach mit großen Bodenräumen bildet den Schluß. Die Kammern sind getüncht, die Zimmer, welche grüne Kachelöfen enthalten, ge— täfelt; das Wohn- und das Prunkzimmer zeigen getäfelte, das Schlafzimmer und die Vorplätze bemalte Plafonds. Es zeigt uns genau die bis in das geringste Detail gehende Einrichtung eines alten Nürnberger Patrizier- oder reichen Kaufmannshauses des 17. Jahrhunderts und ist dadurch von hervorragendem Interesse für die Kulturgeschichte jener Zeit. Ungefähr derselben Zeit gehört das . ö an; das jüngste stammt vom Ende des 17. Jahr underts.

Ueber einen nach Dr. Rayd ts Methode in der Kieler Bucht unlängst unternommenen Hebungsversuch theilt der ‚„Hannoversche Courier“ Nachstehendes mit: Nachdem Hr. Dr. Raydt am 27. August die zu seinem Versuche erforderlichen 36 1 flüssige Kohlensäure mit Hülfe seiner von der Egestorffschen Maschinenfabrik gebauten Kompressions⸗ pumpe auf der G. Howaldschen Werft in Kiel hergestellt hatte, wurde am 28. August auf der Kaiserlichen Werft, die an demselben Tage von den in Hamburg versammelten Ingenieuren auf ihrer nach Kiel unternammenen Extrafahrt besucht wurde, die erste Hebung nach der neuen Methode ausgeführt. Im Außenbassin der Kaiser⸗ lichen Werft war mit Hülfe des von der Ober⸗Werftdirektion bereit- willigst zur Verfügung gestellten großen schwimmenden Dampf⸗ kiahns auf 32 Fuß Tiefe ein 300900 Pfund schwerer „Anker⸗ stein' versenkt worden. Der zur Hebung bestimmte Ballon von 3m Durchmesser ist aus starkem Segeltuch, welches auf der hiesigen Kontinental⸗Kautschukfabrik mit Gummi imprännirt und überzogen ist, gefertigt. Er ist von einem Seilnetz umgeben, welches aus 32 etwa zolldicken Längsseilen besteht, die durch dünne ringsumher- laufende Quertaue verbunden sind: die Längsseile vereinigen sich oben und unten an einem starken Ringe. Der untere Ring trägt vier Ketten, welche zu dem die Last fassenden Haken zusammen⸗ laufen. Der schlaffe Ballon wurde zur Ausführung des Versuchs mit dem zu seiner Füllung bestimmten Kohlensäure Reservoir verbun⸗ den und an dem zu hebenden Steine befestigt. Im Beisein zahl⸗ reicher Angestellter der Kaiserlichen Werft, sowie eines Theils der die Werft besuchenden Ingenieure, auch des Civilingenieurs J. L. Huber aus Hamburg, der als Autorität in Hebungsangelegenheiten, den technischen Theil des Versuchs leitete, ging der Taucher hin—⸗ unter und öffnete um 12 Uhr 390 Minuten den Verschluß des Re⸗ servoir. Nach 8 Minuten, während welcher die Anwesenden aufs Gespannteste die Meeresfläche beobachteten, erschien der straff auf⸗ geblähte Ballon seine Last tragend an der Oberfläche, stien kräftig emporschießend etwa bis zur Hälfte aus dem Wasser heraus, sank dann wieder zurück und kam nach einigen Schwingungen etwa 1 m hoch aus dem Wasser aufragend zur Ruhe. In dieser Lage sahen ihn die zu einer Vergnügungstour hinausfahrenden In⸗ genieure, welche die Besichtigung der Werft beendet hatten. Obgleich nach den angestellten Vorversuchen sich der günstige Erfolg vorher sehen und rechnungsmäßig bestimmen ließ, so war doch das voll ständige Gelingen des Versuchs als augenscheinlicher Beweis für die praktische Verwendbarkeit der für die ganze Schiffahrt bedeutungs⸗ . Erfindung für alle Zuschauer sehr befriedigend und erfreulich.