Theile der Kreise Frankenberg, Fritzlar, Homberg, Wolfhagen Reg. Bez. Cassel)h, des Cisenbergs und der Eder (Fürsten˖ thum Waldeck; zur Darstellung gekommen. Hinsichtlich des Wegenetzes, der Kreisgrenzen und der Rechtschreibung der Ortt⸗ namen sind sämmtliche Blätter bis auf die Neuzeit ergänzt und berichtigt. Die 4 gedachten Kartenblätter repräsenttren eine Fläche von zusammen 67, 81 geogr. Qu. Meilen. — Nach vorgängiger Be⸗ stellung können diese Kartenblätter durch jede Buch⸗ und Landkarten⸗ Handlung zum Preise von einer Mark pro Blatt bezogen werden.
Der General- Kommisstensdebit ist der Simon Schroppschen ö rn n in Berlin, Charlottenstraße Nr. 61, über⸗ ragen.
Berlin, den 4 Oktober 1879.
Königliche Landes-Aufnah me. Kartographische Abtheilung.
Geerz, Oberst und Abtheilungs⸗Chef.
Bekanntmachung für Seefahrer.
Am 15. d. Mts. beginnt in der hiesigen Staats⸗Navigations⸗ schule die nächste Prüfung zum Schiffer für große Fahrt. .
Die Anmeldungen zu dieser Prüfung sind an den Unterzeich⸗ neten zu richten.
Altona, den 4. Oktober 1879.
Der Navigationsschuldirektor. Engel.
Nichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 7. Oktober. Nach einem Cirkular⸗ erlaß des Ministers des Innern, vom 27. August d. J., ist es Seitens der Königlich niederländischen Staatsregierung unter Berufung auf den preußisch⸗niederländischen Auslieferungsvertrag vom 17. November 1850 neuer⸗ dings für unzulässig erachtet worden, den von diesseitigen Gerichts- und Polizeibehörden ohne Angabe eines Grundes direkt bei niederländischen Polizeibehörden gestellten Anträgen auf vorläufige Festnahme nach den Niederlanden geflüchteter Verbrecher stattzugeben.
Dagegen ist die gedachte Regierung bereit, auch in Zu⸗ kunst Anträgen auf vorläufige Verhaftung von Flüchtlingen, welche sich eines im Auslieferungsvertrage vorgesehenen Ver⸗ brechens oder Vergehens schuldig gemacht, Folge zu geben, vorausgesetzt, daß solche Anträge im dip lomatischen Wege gestellt werden. Diese Erklärung ist dahin erläutert worden, daß es zu einer vorläufigen Verhaftung eines Steckbriefes oder eines der übrigen im Artikel 6 des Auslieferungsvertra— ges vorgeschriebenen Dokumente nicht bedürfe, sondern ein bloßer Antrag der Kaiserlichen Gesandtschaft im Haag genüge; letztere könne diesen Antrag event. auch direkt und telegraphifch an die betreffenden Polizeibehörden in Rotterdam oder Amfter⸗ dam richten.
Hiernach sind die diesseitigen Gerichts- und Polizeibehör⸗ den angewiesen worden, vorkommenden Falles mit etwaigen der Beschleunigung hedürfenden Anträgen wegen vorläufiger Festnahme von solchen nach den Nlederlanden geflüchteten Verbrechern fernerhin sich nicht mehr an die niederländischen Behörden, sondern entweder an den Reichskanzler oder an die Kaiserliche Gesandtschaft im Haag zu wenden.
— Durch Allerhöchsten Erlaß vom 27. August 1879 ist dem Kreise Lyck für die Grundstücke, welche zum Bau der Kreis-Chausseen von Lyck (Sybba) über Regelnitzen, Wisch— niewen, Goldenau, Catrinowen und Sawadden bis zur Landes⸗ grenze bei Tworki, von Kleine Mühle Lyck und Mathildenhof nach Claußen, und von Lyck über Schedlisken und Woszellen nach Grabnick erforderlich sind, das Enteignungsrecht verliehen worden; ebenso unterm 17. September 1879 dem Kreise Rybnick für die zur Fertigstellung der Chausseestrecke von Los⸗ lau his zur Rybnick-⸗Ratiborer Kreisgrenze bei Kraskowitz noch erforderlichen Grundstücke. Dem Kreise ist gleichzeitig das Recht der Chausseegelderhebung 2c. auf der genannten Straße verliehen worden.
Auf die von dem Kreise Weißenfels neu erbauten Chausseen von Weißenfels über Granschütz nach Hohenmblsen und von der Weißenfels-Neuenburger Chaussee über Prittitz Gröbitz nach Stößen finden, nach einem Allerhöchsten Erlaß vom 22. August 1879, die dem Chausseegeldtarif vom 29. Fe⸗ bruar 1849 sub II. angehängten Bestimmungen wegen der Chausseepolizeivergehen Anwendung.
Für die Hafenabgaben zu Eckensund im Kreise Sonder burg ist unterm 13. August 1879 ein Tarif Allerhöchst ge⸗ nehmigt worden.
n.
— Das Ergebniß der heute stattgehabten Wahlen der Abgeordneten werden wir morgen nach den amtlichen Meldungen veröffentlichen. Heute theilen wir unter der Rubrik k vorläufig diejenigen Ergebnisse mit, welche bis zum Schluß des Blattes gemeldet sind.
Bayern. München, 5. Oktober. (Leipz. Ztg.) Se. Majestät der König hat durch Allerhöchste Handschreiben vom J1. d. M. aus Schloß Berg dem Justiz-Minister Dr. von Fäustle die „wärmste Anerkennung für die umsichtige und thatkräftige Durchführung“ der neuen Justizgesetze aus— gesprochen und denselben beauftragt, den mit den einschlägigen Referaten beauftragten Beamten und dem gesammten Personal des Justiz-Ministerlums gleichfalls die volle Allerhöchste Aner— kennung kundzugeben.
Hessen. Darm stadt, 7. Oktober. (W. T. B.) Der Herzog und die Herzogin von Edinburgh haben nach einem sechswöchentlichen Aufenthalte heute Jugenheim ver— lassen und die Rückreise nach London Über Paris angetreten.
Mecklenburg. Schwerin, 5. Oktober. (Leipz. Itg.) Mit dem 1. Oktober haben zu bestehen aufgehört: das Sber— Appellationsgericht in Rostock, die drei Justizkanzleien in Schwerin, Güstrow und Rostock, das Kriminal-Kollegium in Bützow, das Universitätsgericht in Rostock, das Gericht der Burg- und Domfreiheit in Güstrow, sämmtliche Stadt- und Magistratsgerichte, sämmtliche Amts⸗ und Patrimonial⸗ gerichte ꝛc. An die Stelle der aufgehobenen Gerichte treten das 8ber⸗Landesgericht in Ro stock, dessen Sprengel beide Großherzogthümer Mecklenburg umfaßt, drei Landgerichte in Schwerin, Güstrow und Rostock und dreiundvierzig Amts⸗ gerichte. Die Uebersührung in den neuen Zustand der Dinge hat mit dem ersten Tage dieses Monats stattgefunden.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 6. Oktober. (W. T. B.) In der heutigen Bersammlung der Verfassungs⸗ partei waren 161 Abgeordnete anwesend. Dr. Franz Groß wurde durch Akklamailon zum Vorsitzenden gewählt. Der Abg. Dr. Ruß beantragte im Namen des Dreizehner⸗-Comits, die Versammlung wolle beschließen, in allen die Verfassung und ihre Ausführungsgesetze betreffenden Fragen, sowie in formellen Parteifragen, wie zunächst bei der Wahl des Prä⸗ sidiums, der Staatsschulden⸗Kontrollkommission und des Adreßausschusses, beschließen die Mitglieder der Verfassungs⸗ partei gemeinsam. Ein Comité von 21 Mitgliedern bereitet die Berathungen und Beschlußfassungen vor. Dasselbe beruft die Parteiversammlungen ein. Bindend. sind diejenigen Be— schlüsse, welche mit einer Majorität von zweidrittel der an⸗ wesenden Mitglieder gefaßt wurden, wenn diese mindestens der absoluten Mehrheit saͤmmtlicher Parteimitglieder gleichkommt. Bei namentlicher Abstimmung sind die Beschlüsse der einfachen Majorität hindend. Dr. Ruß begründete in längerer Ausfüh⸗ rung diese Anträge, welche schließlich einstimmig angenommen wurden. — Die natio nalen Abgeordneten aus Mähren beschlossen, in ihrer heutigen Sitzung dem czechischen Klub bei⸗ utreten. J? — Die „Presse“ bemerkt, daß auch die Rekonstitution des Clubs des linken Centrums wahrscheinlich geworden sei, da man in den Kreisen der verfassungstreuen Großgrund⸗ besitzer eine selbständige Kluborganisation derselben für sehr wünschenswerth halte. Die Verfassungspartei würde sich dem—⸗ nach auch im neuen Abgeordnetenhause in vier Klubs theilen. — Aus Serajewo, 5. Oktober, berichtet dasselbe Blatt: „Der Putsch von Newesinje kann als gänzlich nieder— geworfen angesehen werden. Die von Mostar entsendeten Truppen sind wieder in ihre Garnison eingerückt. Einzelne der desertirten Panduren treiben sich zwar noch in den Wäl⸗ dern und Bergen umher und verüben Räubereien. Gegen diese sind Patrouillen ausgesendet worden. Der anläßlich dieser Affaire verhaftete serbische Kaufmann Ivanovics wurde auf freien Fuß gesetzt, doch wird die Untersuchung gegen ihn weiter geführt. Hier verlautet, daß der, Herzog von Württemberg gelegentlich seiner Rundreise in der Herzego— wina auch Cettinje besuchen werde.“
— T. Oktoher. Die ezechischen Abgeordneten Böh⸗ mens und Mährens, welchen sich auch die mährischen Groß— grundbesitzer anschlossen, haben die Gründung eines eze chischen Reichsrathsklubs und die Entsendung von 5 Mitgliedern in das Permanenz⸗Comits der Autonomistenpartei beschlossen. Auch die Rechtspartei beschloß, in das letzigenannte Comité 5 Mitglieder zu entsenden.
— In der heutigen Eröffnungssitzung des Abge— ordnetenhauses waren sämmtliche Minister anwesend. Der Minister-Präsident von Taaffe stellte als Alters— präsidenten den Abg. Negrelli vor, welcher nach geleisteter Angelobung die Versammlung mit herzlichen Worten bewill— kommnete, und nachdem die Berufung der Schriftführer er— folgt ist, die Angelobung der Abgeordneten vornahm. Sämmt— liche Abgeordnete leisteten die Angelobung ohne Vorbehalt. Morgen Mittag 12 Uhr wird die feierliche Eröffnung des
auses durch den Kaiser stattfinden. — Baron Haymerle ist heute früh hier eingetroffen.
Pest, 5. ktober. Die „Pester Korrespondenz“ theilt mit, daß der Minister-Präsident die Glückwünsche der Regierung, unde der beiden Häuser des Reichstages Sr. Majestät in Ungarischer Sprache unterbreitete. Die Antwort Sr. Majestät lautete wörtlich: „Mit herzlichem Danke nehme Ich die Glückwünsche Meines ungarischen Mi— nisterrathes und beider Häuser des Reichstages entgegen und erwidere dieselben mit dem aufrichtigen Wunsche, daß unsere, auf das Wohl des Landes gerichteten gemeinsamen Bestrebun⸗ gen vom Segen des Allmächtigen begleitet sein mögen.“
Großbritannien und Irland. London, 5. Oktober. (Allg. Corr) Der Transportdampfer Egypt“ langte am 2. d. M. mit dem 1. Bataillon des 24. Regiments und den Ueberresten des 2. Bataillons dieses Regiments, das bei Isandula so sehr gelitten, vom Kap in Portsmouth an.
Der in diesen Tagen veröffentlichten „Navy List“ zu— folge beträgt die Zahl der gegenwärtig in Dienst ge— stellten Schiffe der britischen Marine 139, ein⸗ schließlich 14 Panzerschiffe. Hiervon ausgeschlossen sind jedoch die Schiffe, welche der ersten Reserveklasse angehören und mit der Bewachung der Küsten betraut sind, somit gleichfalls im Dienste stehen; zu diesen gehören weitere 9 gepanzerte Kriegs— schiffe. Die zahlreichste britische Flotte scheint die unter dem Vize⸗Admiral Robert Coote in China stationirte zu sein: sie zählt im Ganzen 26 Schiffe. Nur eins derselben ist ein Panzerschiff (der „Iron Duke“); dagegen besitzt diese Flotte einige vorzügliche Korvetten und Kanonenboote. Die kleinste Flotte ist dagegen das Kanalgeschwader, welches von zwei Ad⸗ miralen befehligt wird und aus vier Panzerschiffen und einem Avisodampfer besteht. Das Kanalgeschwader steht unter dem Befehle des Vize-Admirals Lord John Hay und des Contre— Admirals Waddilove mit den Flaggenschiffen „Minotaur“ und Agincourt“. Die Mittelmeerflotte besitzt nur einen Flaggen⸗ Offizier, Admiral Hornby, dessen Flagge von dem Panzer⸗ schiffe „Alexandra“ weht; der Admiral hat weitere 5 Panzer⸗ schiffe unter seinem Kommando, nämlich den „Thunderer“, der sich in Malta in Reparatur befindet, den „Taͤméraire“, den „Monarch“, den „Achilles“ und den „Rupert“; im Ganzen zählt das Geschwader 22 Schiffe. Auf der nordamerikanischen und westindischen Station, wohin sich demnächst der „Nort— hampton“ begiebt, um das Flaggenschiff „Bellerophon“ abzu⸗ lösen, befinden sich 15 Schiffe unter dein Befehle des Vize⸗ Admirals Sir E. Ingelfield; während das ostindische Geschwader im Ganzen 13 Schiffe umfaßt, welche unter dem Befehle des Contre⸗Admirals Jones stehen; es ist dies das einzige Geschwader unter dem Befehle eines Admirals, das kein Panzerschiff besitz. Die Pacific⸗Flotte ist in Folge des Krieges zwischen Peru und Chile durch ein Avisoboot und ein zweites Panzerschiff, den „Shannon“ verstärkt worden; die Flagge des Admirals Stir⸗ ling, welcher soeben den Contre⸗Admiral de Horsey im Kom⸗ mando ersetzt hat, weht vom „Triumph“. Das Pacifie— geschwader zählt 11 Schiffe, während 4 weitere Schiffe an der Südostküste Amerikas stationirt sind; das Geschwader am Kap der guten Hoffnung zählt 19 Korvetten und Kanonenboote, das australische Geschwader deren neun. In „besonderen Diensten“ stehen 11 Schiffe, wozu die „Bacchante“ gehört, an deren Bord die Königlichen Kadetten dienen. Mit Vermessungen sind 6 Schiffe beschäftigt; zurückberufen sind 7, wodurch die ganze Zahl auf 139 dienstthuende Schiffe gebracht wird.
— 6. Oktober. (W. T. B.) Dem heutigen Kabinets⸗
Präsidenten des Handels⸗Ministeriums Sandon, welche sich noch, auf Reisen befinden, alle Minister bei. Vor dem Kabinetsrathe hatten der Marquis von Salisbury, der Staatssekretär der Kolonien, Hicks⸗Beach, und der Staatz— sekretär für Indien, Viscount Cranbrook, eine Unterredung mit dem Premier Lord Beaconsfield.
Nach einer, der Regierung aus Simla, vom 5. d. M, zugegangenen Meldung ist General Roberts am 4. durch den Mangel an Transportmitteln in Zahidabad zurück gehalten worden und sollte am 5. bis nach Charafaib, einen Tagemarsch von Kabul entfernt, vorrücken.
— . Dttober, (B. T. B.) In dem gestrigen Kabinetsrath ist bezüglich einer außerordentlichen Sesston des Parlaments noch kein Beschluß gefaßt worden. Ez soll dies vorläufig eine offene Frage bleiben. Die „Times“ bemerkt: Die künftige Politik der Regierung in Bezug auf Afghanistan werde nach der Besetzung von Kabul fes— zustellen sein; sobald dieser Zeitpunkt eingetreten sei, werde eine Konsultirung des Parlaments unerläßlich sein. Indeß glaube das Ministerium, daß dieser Zeitpunkt noch nicht un— mittelbar bevorstehe.
Ottawa, 5. Oktober. (W. T. B.) Eine Verord— nung des Generalgouverneurs von Kanada entbin— det die belgischen Fahr zeuge von der Befolgung der für den Verkehr an den kanadischen Kü sten erlassenen gesetz⸗ lichen Bestimmungen, weil auch die englischen Schiffe zum belgischen Küstenhandel zugelassen seien.
Frankreich. Paris, 6. Oktober. (W. T. B.) Der russische Botschafter, Fürst Orloff, ist heute früh hier einge—⸗ troffen. — Se. Kaiserliche Hoheit der Großfürst Kon— stantin von Rußland ist gestern aus Biarritz hierher zu⸗ rückgekehrt.
Spanien. Madrid, 6. Oktober. (W. T. B.) Die Wiedereröffnung der Cortes ist nunmehr auf den 3. November festgesetzt.
Griechenland. Athen, 5. Oktober. Dem Pester C.“ wird von hier gemeldet; Griechenland will der Pforte eine Geldentschädigung gewähren, wenn dieselbe die Festungswerke von Prevesa nicht zerstören läßt. Der Metropolit von Thessalien begiebt sich nach Konstantinopel, um, bei der griechisch-türkischen Konferenz die Interessen seiner Diözese zu vertreten. .
— 6. Oktober. (W. T. B.) Gestern haben die Wahlen der Deputirten im ganzen Lande stattgefunden und sind überall in vollkommenster Ruhe und Gesetzlichkeit verlaufen.
Numänien. Zur Begegnung der Fürsten von Rumänien und Bulgarien schreibt man der „Pol. Corr.“
aus Bu karest, 1. Oktober:
„Die gestern Nachmittags erfolgte Ankunft des Fürsten Alexan⸗ der von Bulgarien in unserer Hauptstadt beschäftigt selbstverständlich alle unsere politischen Kreise im höchsten Maße. Man ist geneigt, diesem Besuche eine viel größere Bedeutung als die einer einfachen Höflichkeitsvisite beizulegen. Zur besseren Beurtheilung der Stim— mung, die unserem neuen Nachbarstaate gegenüber hler im allge— meinen herrscht, sei betont, daß die Rumänen mit großem Selbst— gefühle darauf hinweisen, zur Gründung des neuen Staates Bul⸗ garien auch selbst mit ihrem Blute beigetragen, sowie anderweitige bedeutende Opfer gebracht zu haben. Außerdem habe Rumänien durch seine Gastfreundschaft jenen Bulgaren, die heute in ihrem frei gewor⸗ denen Vaterlande die hervorragendsten Stellen als Minister, Partei ⸗ führer, einflußreiche Deputirte u. s. w. einnehmen, zu allen jenen Zeiten eine schirmende und schützende Zufluchtsstätte gewährt, zu welchen Bulgarien als eine geknechtete fürkische Provinz unter der absoluten Botmäßigkeit der Türkei stand. Bei diesen Verhãltnissen ist es begreiflich, wenn Rumänien von seinem heute ebenfalls freien Nachbarlande nicht nur eine aufrichtige Freundschaft erwartet, son · dern auch jene Achtung desselben für sich in Anspruch nimmt, die es als Mitkämpfer für Bulgariens Freiheit mit vollem Rechte beanspruchen zu können glaubt. Wie nun bei der bekannten großen Dosis nationalen Selbstgefühls auch auf Seite der Bulgaren das Verhältniß dieser beiden Nationen am linken und rechten Donau—⸗ ufer zu einander sich gestalten wird, läßt sich heute mit Entschieden⸗ heit noch nicht sagen. Eine konkretere Gestalt haben dagegen schon heute die Beziehungen der keiden Staaten zu einander. Daß sie die besten sind, beweist der Besuch des Fürsten Alexander von Bulgarien am rumänischen Hofe. Das Organ des gegenwärtigen Kabinets, »Romanul“, geht noch weiter und befürwortet in seinem heutigen leitenden Artikel ein enges Bündniß zwischen Rumänien, Bulgarien, Griechenland, Serbien und Montenegro. Unter sich vereint, wären diese Staaten kräftig genug, allen Angriffen von außen her die Spitze zu bieten.“
Rußland und Polen. St. Petersburg, 4. Oktober. (St. Petersb. Ztg.) Ueber die Expedition gegen die Achal-Teke⸗-Turkmenen schreibt der „Russische Invalide“:
In diesem Jahre erhielten die durch die Feldtruppen des kauka⸗ sischen Militärbezirks verstärkten Truppen des transkaspischen Mili— tärbezirks nach dem Vorgange der 'rüheren zehn Jahre den Befehl, eine Expedition in das Land der Achal⸗TekeTurkmenen zu unter⸗ nehmen. Zweck dieser, wie auch aller früheren Expeditionen war die Pacifikation der transkampischen Steppe und die Sicherung der zwischen Krasnowodsk und Chiva sich hinziehenden Handelsstraße. Die Führung der Expedition wurde dem General⸗Adjutanten La— sarew übertragen (welcher bekanntlich am 13.25. August starb, worauf zeitweilig das Kommando General⸗Major Lomakin übernahm). Zu Anfang August standen die Truppen des Achal⸗Teke⸗Detachements auf der Linie an den Flüssen Sumbar und Atrek von Tersokan, wo die Vorhut Position gefaßt hatte, bis Tschikischljar, wo sich die Hauptmacht befand. Auf dem Zwischenraum zwischen diesen End punkten waren besetzt: der Uebergang Dusrolun am Sumbar, das Fort Tschat und der Ort Tengli. Am 30. Juli (a. St.) begann die Hauptmacht den Vormarsch von Tschikischljar gegen Dus⸗olun. Die Vorhut des Detachements marschirte vorwärts nach Chodsham⸗ kala und Bende⸗senu, wohin nach dem Eintreffen in Dus⸗olun auch die Hauptmacht nachrückte. Am 19. August langte das letzte Echelon der Hauptmacht wohlbehalten in Chodsham⸗kala an. Das Vorrücken des Detachements war in Folge der Hitze und des stellenweise schlechten Wassertz mit großen Beschwerden verbunden. In der Nähe von Chodshamkala wurde die Temperatur niedriger und das Wasser besser. Inzwischen führte die Avantgarde des Flügel ⸗Adjutanten Obersten Dolgorukow auf dem Wege, den die Hauptmacht und der Train einschlug, bedeutende Sappeurarbeiten aus; beim Fluß— übergange wurden Abhänge angelegt, die Wege wurden hergestellt und Brunnen gegraben. Diesen Arbeiten war es zu verdanken, daß Truppen und Train sich frei vorwärts bewegen konnten. Als die Avantgarde von Tersokan gegen Chodsham⸗ kala vorrückte, fand am 6. August mit den Turkmenen ein Scharmützel statt, worauf der Chef der Avantgarde zur Bestrafung des Feindes zwei Sotnien und eine Compagnie gegen seine Nomadenlager marschiren ließ. Das Resultat war, daß den Turkmenen 4000 Hammel abgenommen wur— den. Obgleich von den 5000 Mann stark bei Bende ⸗sene stehenden Turkmenen etwa 1500 Mann den Versuch machten, die Hammel wiederzuerlangen, so wurden sie doch durch Schüsse zurückgetrieben; sie standen von ihrem Vorhaben ab, und bald darauf zog sich die ganze Schaar auf die Nordseite des Kopet⸗dagh zurück. Am 11. August
rathe wohnten außer dem Schatzkanzler Northeote und dem
unternahm Flügel ⸗Adjutant Oberst Dolgorukow mit zwei Kavallerie⸗
kolonnen, welche von Infanterie mit Berggeschützen unterstützt wurden, einen Ueberfall. der feindlichen g ichn erste, gus. zwei Sotnien des Daghestanschen irregulären Reiter ⸗Regiments bestehend, marschirte unter dem Befehl des Oberst Leutenants Wassiltschikow in die Sandwüͤste zu den Kara singer⸗ Brunnen, während die zweite, eine Sfornie Kosaken zäh⸗ lende Kolonne unter dem Kommando des Lieutenantz Slowatschinski gegen das Dorf Niag vorrückte. Durch schnelles Vordringen gelang es dem Lieutenant Slowatschinski, 1250 Kameele zu erbeuten, und beide Kolonnen nahmen dem Feinde gegen 66660 Hammel ab. Nach diesem Zuge konzentrirte sich unsere Avantgarde bei Bende⸗sene. Der diesseitige Verlust am 11. August bestand aus zwei Verwun⸗ deten und einem Perschollenen; dagegen befreite Lieutenant Slowat— schinski einen Soldaten des Alexandropolschen Regiments aus der turkmenischen Gefangenschaft. Am 26. August traf die Avantg arde der Vorhut in dem von seinen Einwohnern verlassenen befestigten Dorf Qurun ein, wohin auch die Hauptmacht nachrückte. Wie General Maur Lomakin berichtet, liegen zwischen Artschman und Durun, auf einer Strecke von 15 Werst, drei Dörfer mit Gärten, in denen Pfirsich⸗ und Maulbeerbäume, Weinftöcke und Baumwolle wachsen; auch findet man dafelbst viel Dschugara, welche noch nicht gereift ist, und Melonenfelder. Weizen und Gerste sind abgeerntet und in Gruben verborgen. Ueberhaupt fand man die Dase besser, als anzunehmen war. Ein seßhaftes Teben in derselben ist vollkommen möglich, da der lehmige Boden bei Bewässerung gute Ernten giebt. — Als die Avantgarde sich Durun näherte, stieß sie in der Nacht vom 25. zum 26. August von Zeit zu Zeit auf Partien berittener Turkmenen. Bis Mitternacht wurde Gewehrfeuer unter⸗ halten, als es den ausgesandten Streifpatrouillen gelang, den Feind zurückzudrängen. Unser Verlust am 25. August beschränkte sich auf einen verwundeten Dragoner. Vom 26. bis zum 28. August konzen⸗ trirte sich die Vorhut bei Hok⸗tepe und Dengil tepe. Ueber die Affaire vom 28. August (. St.), in welcher die Turkmenen mit be— deutenden Verlusten geschlagen und in die Flucht getrieben wurden, ist bereits berichtet worden.
— 7. Oktober. (W. T. B.) Ueber die gemeldete Be— schlagnahme einer hier entdeckten geheimen Druckerei er— fährt die Rußkaja Prawda“ weiter: es seien in Folge dessen gegen 20 Personen, darunter 3 Frauen, verhaftet worden; außer der Druckmaschine und der Schrift sollen auch viele andere beim Typographiren gebräuchliche Gegenstände auf⸗ gefunden worden sein.
Danemark. Kopenhagen, 6. Oktober. (W. T. B.) Der Reichstag ist heute zur ersten Sitzung zusammengetreten. Im Landsthing wie im Folkething wurden die bisherigen Prä⸗ sidenten wiedergewählt.
Amerika. New⸗YJork, 3. Oktober. (Allg. Corr.) Eine Truppenabtheilung von 1500 Mann unter dem Kommando des Generals Crook hat Marschordre erhalten, um die gegen die Indianer perirenden Truppen in Milk⸗Creek zu verstärken.
— 6. . Oktober. (W. T. B.) Von den Unions—⸗ truppen in Colorado sind bisher keine weiteren Nach⸗ richten eingegangen. Nach dem ersten Gefecht mit den In⸗ dianern wurde noch zwei Tage lang Gewehrfeuer gehört. Man befürchtet, daß ein allgemeiner Aufstand der Utah⸗In— dianer ausgebrochen sei, obgleich der Häuptling desselben be—⸗ , haben soll, die Feindseligkeiten einzustellen⸗ Nach hierher gelangten nichtamtlichen Mittheilungen sollen alle Mitglieder der Weiß-Fluß-Agentur niedergemetzelt worden fein.
Der hier eingetroffene „Panama Star and Herald“ vom 2.3. September meldet: In Bucaramanga in San—⸗ tan der (Republik Columbia) hätten die Kommunisten am 9. September einen Aufstand erregt, die Stadt 4 Tage hindurch besetzt gehalten, die Kaufläden geplündert und 3 Kaufleute getödtet. Schließlich seien die Aufständischen mit einem Verlust von mehreren Todten und Gefangenen ge⸗ schlagen worden.
Südamerika. (Allg. Corr.) Ueher den Krieg liegen dem Reuterschen Bureau folgende Berichte vor: Valparaiso, 8. September (via Lissabon). Der Vor⸗ marsch der verbündeten peruanischen und bolivia— nischen Armeen bestätigt sich. Die chilenischen Trup⸗ . n haben Calama geräumt, nachdem sie, wie verlautet, den rt geplündert und in Brand gesteckt hatten. Die Chilenen machten einen erfolgreichen Einfall in bolivianisches Gebiet, jenseits Conchas Blancas, wobei sie Munitionsvorräthe, Nahrungsmittel und Fourage vernichteten und Pferde und Wagen entführten. — Es verlautet gerüchtweise, daß in der Nähe von Iquique zwischen dem peruanischen Widderschiffe Hugs car“ und dem chilenischen Panzerschiffe „Blanco Encalada“ ein Treffen stattgefunden habe. — Die chi⸗ lenische Kammer hat salpetersaure Soda mit einem Einfuhrzoll von 46 Centavos per Kubikmeter belegt, wo⸗ von jedoch das südlich vom 24. Breitengrade fabrizirte für den Zeitraum von 2 Jahren befreit ist.
Landtags⸗Angelegenheiten.
Bei den heute stattgehabten Wahlen zum Hause der Ab⸗ geordneten sind gewählt worden:
Berlin: 1. Wahlbezirk. Kreisgerichts⸗Rath Klotz, Fabrikant Ludwig Löwe.
2. Br. Straßmann.
3. Dr. Virchow.
4. Dr. jur. Zimmermann, Eugen Richter.
Wahlkreis.
8. Liegnitz: Falk, Staats⸗Minister, Berlin.
8 . Potsdam: Wulfs hein, Geheimer Ober⸗Regierungs⸗Rath,
erlin.
3. Stettin: Schmidt, Oberlehrer, Stettin. 1. Posen:; Dr. Hänel, Professor in Kiel. 10. Breslau; Baron von Sauermar, Landrath. 8. Düsseldorf: Dr. Aegidi, Professor. . Wiesbaden: Dr. Petri, Ober- Landesgerichts Rath. 3. Cassel: von Griesheim, Fabrikbesitzer. 20. Hannover: Dr. Köhler, Landgerichts⸗Rath, Göttingen. 3. Cöslin: Graf Baudissin, Landrath, Schievel bein. 1. Arntberg: Dr. Achenbach, Ober Präsident, Potsdam. 3. Cöln: Statz, Justiz⸗Rath, Aachen. . 6. Cassel: Zimmermann, Posthalter, Hertzfeld. Wiesbaden: Dr. Lieber. 19. Fassel: Schreiber, Landrath. 12. Cassel: Koch, Seminarlehrer a. D., Fulda. 14. Cassel: F. Ziegler, Fabrikant. 32. Hannover: von Bennigfen, Landesdirektor, Hannover. 5. Gumbinnen: Wegmann, Gutzbefitzer. 3. Marienwerder: von Lygkows ki, Rittergutebes, Miles cewo. 5. Münster: Graf von Schmising-Kerssenbrock; Frhr.
Droste . Hüls hof zu Böddiker. 5, Cassel: S. Pfannen stiel, Gutsbesitzer, Weidenbrunn. 31. Hannover: Holtermann, Senator, Stade.
Statistische Nachrichten.
Das Kaiserliche statistische Amt veröffentlicht in dem jetzt heraus gegebenen Auausthefte der Monatshefte zur Statistit des Deuischen Reichs u. a. Uebersichten über Pro duktion und Konsum tion, Be⸗ steuerxung und steuerfreie Ablafsfung, sowie Einfuhr und Ausfuhr von Salz im deutschen Zollgebiete für das Etatsjahr 1578/79. Danach betrug die Gesammtzahl der Eta⸗ blissements, in welchen salzhaltige Produkte gewonnen werden, 78, darunter 9 Steinsalzwerke, auf welchen das Salz bergmaͤnnisch gewonnen wird, 61 Salinen mit Siedesalzbetrieb und 8 chemische Fabriken der vorbezeichneten Art. Von den Steinsalzwerken befin- den sich Z von den Salinen 21 im Staatsbesitze; 3 Steinfaljwerke und 40 Salinen, sowie die 8 chemischen Fabriken, in welchen Koch⸗ salz dargestellt wird, sind in den Händen von Korporationen, Aktien- gesellschaften oder Privatpersonen. Die Produktion derselben an salinischen Erzengnissen aller Art belief sich im Etatsjahre 1878/79 auf 12 140407 Etr. gegen 11794753 Ctr. im Vorjahre, darunter 1150 600 Ctr. Krystalsalz 87778 616 771 Ctr.), W666 55 Ctr. an- deres Steinsalz (1877.78 2 604221 Ctr.) und 8265 531 Ctr. Siedesalz, (lS77„78 8317 886 Ctr.), während der Rest aus Viehsalzlecksteinen, Pfannenstein und anderen Salzabfällen bestand. Vertheilt man die Produktionsmenge an Krystall⸗, Stein- und Siedesalz nach der geo⸗ graghischen Lage der Werke, so lieferten in der süddeutschen Gruppe die Salzwerke und Salinen in Bayern, Württemberg, Baden, Heffen, Hohenzollern und Elsaß⸗Lothringen 4561 751 Etr. Ider 36,5 oo der Gesammtproduktion von 1878/75. Die mittel deutsche Gruppe, welche die Salzwer ke und Salinen nördlich des Mains in Bayern und Hessen, in den zum Thüringischen Verein gehörenden Staaten, in der Provinz Sachsen und im Herzogthum Anhalt umfaßt, produzirte im Ganzen 5 091050 Ctr. oder 12,5 9o und die nördliche Gruppe mit den nahe zusammenliegenden Salinen in Hannover und West⸗ salen und den wenig zahlreichen zersteuten Werken in Rheinland, HessenNassau, Braunschweig, Mecklenburg und Posen zufammen 2 509 916 Etr. oder 21,6 ο der Gesammtmenge.
Der gesammte Absatz der deutschen Salzwerke, Salinen und chemischen Fabriken von Salzprodukten aller Art wird für 1878/79 auf 12 421 708 Ctr. gegen 11 83 567 Ctr. im Vorjahr beziffert und erfreut sich namentlich der Absatz deutschen Salzes nach dem Aus⸗ lande und den deutschen Zollausschlüssen einer steigenden Zunahme. Es wurden in 187879 im Ganzen ausgeführt 2089 7355 Ch. gegen 1830 696 ECtr. im Vorjahre, davon u. a. nach Rußland 775 258 Ctr. (187778 609 672 Ctr.), deutschen Zollausschlüssen 633 016 ECtr. (187778 536 585 Ctr. ), Oesterreich 294 211 Ctr. (1877/78 257 724 Ctr.), den Niederlanden 114 681 Ctr. (1877778 88 gõz Ctr.), Schweden und Norwegen 109 00 Etr. (1877178 142 466 Ctr. ), Dänemark 71 677 Ctr. (1877178 75 435 Ctr.). der Schweiz 54 112 Ctr. (1877/78 52 299 Ctr.), Afrika 20 062 Ttr. (187778 30 910 Ctr.), der Türkei 16010 Ctr. (1877/78 10000 Ctr.) Diesem Ab⸗ satze deutschen Salzes nach dem Auslande steht die Einfuhr fremden Salzes in das deutsche Zollgebiet gegenüber, welche aber in den letzten beiden Jahren einen Rückgang nachweist. Sie betrug in 1878/79 S840 786 Ctr. gegen 869 093 Ctr. im Vorjahre, darunter aus England 62 7187 Ctr. (1877/78 563 5358 Ctr.), Frankreich 142 989 * 6 tr. (1877.78 194926 Ctr.), der Schweiz 71 980 Ctr— (1877/78 55 161 Ctr.), Portugal 25 142 Ctr. (1877,78 21 519 Gtr). Be⸗ merkenswerth ist die beträchtliche Abnahme der Einfuhr französischen Salzes; im Durchschnitt der Jahre 18753 76 bezifferte sich diefelbe roch auf über 400 000 Ctr. jährlich. — Der Absatz der deutschen Salinen im Inlande betrug 10 087 928 Cir. gegen 9 808 218 Etr. in 1877178, und sind davon 6914146 Ctr. zu Speisezwecken gegen Erlegung der Abgaben abgelassen (1877175 5 988 439 Ctr.) und steuerfrei 4073 782 Ctr. (18776738 3819798 Ctr.) abgesetzt. Der Verkaufspreis des Salzes im Detailhandel hat sich gegen früher nicht geändert; in der Regel beträgt derselbe 19 pro Pfund. An einzelnen in nächster Nähe von Salinen gelegenen Srten wird für gewöhnliches Salz nur 8 9 , in entlegeneren Gegenden bis zu 12 3 pro Pfund bezahlt. Feinere Salzsorten hatten überall einen höheren Preis, bis zu 16 3 pro Pfund.
Der Verbrauch des deutschen Zollgebiets an einheimischem und fremdem Sali belief sich, im Jahre 1878/79 im Ganzen auf 10 928 714 Ctr. gegen 10 677 310 Ctr. im Vorjahre. Von ersterer Menge sind 10087 928 Ctr. oder 92,3 o im Inlande gewonnen und 840 786 Ctr. oder 7,“ c vom Auslande bezogen worden. Auf den Kopf der Bevölkerung berechnet sich für 1878/79 ein Verbrauch von 26, Pfund. Zieht man lediglich den Saljverbrauch zu Speifezwecken in Betracht, so beziffert sich derselbe auf 6 716 575 Ctr. (5 614 146 Ctr. ginheimisches und 702 4532 Czr. ausländisches Speisesalz) oder 165,5 Pfund auf den Kopf der Bevölkerung. Dieser Verbrauch ist der Natur der Sache nach von Jahr zu Jahr ziemlich gleichmäßig. Dieselbe Gleichmäßigkeit des Salzverbrauchs zeigt sich auch für die einzelnen Theile des deutschen Zollgebiets. Selbst in den salzärmeren Gegenden des nordöstlichen Beutschlands wird der Durchschnitts— verbrauch von 15,5 Pfd. pro Kopf annähernd erreicht. Von diesem Speisesaljverbrauch sind im Jahre 1878/79 an Salzsteuer und Salz⸗ zoll 40 127 421 S erhoben worden. während die entsprechende Ein nahme des Vorjahres 40 115 859 A betragen hat. Auf den Kopf der Bevölkerung entfällt im Etatsjahre 1878/79 eine Steuerquote von nicht ganz 1 1
Die steuerfreie Verwendung von Salzprodukten zu anderen, als Speisezwecken, beziffert sich für 1878/79 im Ganzen auf 4221 333 Ctr. gegen 3 g52 404 Ctr. in 1877778. Der bedeutendste Verbrauch denaturirten Salzes findet bei der Viehfütte⸗ rung und bei der Fabrikation von Soda und Glauberfal; statt. Das zur Viehfütterung verwendete Quantum ist sich von Jahr zu Jahr ziemlich gleich geblieben und hat im Durchschnitt für 1873/1873 /79 jährlich ea. 1 800090 Ctr. betragen; dagegen zeigt sich bei der Soda, und Glaubersalzfabrikation eine allmähliche Steige— rung des Salzverbrauchs. Im Einzelnen wurden in 1878/79 steuer⸗ freies Sal; verwendet: zur Viehfütterung 1815 2651 Ctr. (1877576 1747500 Err), in Soda⸗ und Glauberfalzfabritken 1 783 816 Etr. (1877778 1 613347 Ctr.), in chemischen Fabriken und Färbereien 208 660 Ctr, (1877178 152 0962 Ctr.), zur Seifen⸗ und Kerzenfabri⸗ kation 104 872 Ctr. (1877,78 111 452 Ctr), in der Lederindustrie 1093 381 Ctr. (1877/78 101 752 Ctr.), in der Metallwaarenindustrie 64 254 Ctr. (1877/78 45 611 Ctr.), zur Düngung 59227 Gtr. (187778 106133 Ctr), in der Glas. und Thonwaarenindustrie oM 615 Ctr. (1877778 48006 CtrM, zu sonstigen technischen Zwecken 31 256 Ctr. 1877/78 (26 541 Ctr. ).
— Allg. Corr.) Den Statistiken des, Bureau Veritas“ zufolge wurden im Monat Augu st d. J. folgende Schiffbrüche gemeldet: 107 Segelschiffe, und zwar 38 englische, 26 amerika nische, 10 französische,? italienische, 6. deutsche, 5 norwegische, 2 österreichische, 2 niederländische, 2 portugiesische und je ] dänisches, griechisches und schwedisches, fowie 5, deren Natijonalitaͤt unbekannt ist. In obiger Gesammtzahl befinden sich 12 Fahrzeuge, die ver⸗ mißt werden. An Dampfern gingen 10 zu Grunde, darunter 5 englische und je 1 belgischer, spanischer, französischer, niederländi= scher und porugiesischer.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Die preußische Reiterei von 1806 bis 1376 in ihrer inn eren Entwickelung. Aus authentischen Aktenstücken darge stellt von Kgehler, Oberst Lieutenant und Commandeur des 2. Schlesi⸗ schen Husaren Regiments Nr. 5. Berlin 1879. Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Königliche Hofbuchhandlung. Preis 7 6 Das vorliegende Buch enthäll eine Reihe von Denkschriften, Instruktionen und sonstigen Erlassen, welche in ihrer Gesammtheit ein thatfächlich treues Bild von dem geben, was die preußische Reiterei durchlebt hat in den sechszig Jahren, von den trübften Zeiten des Vaterlandes bis zu seinen glänzendsten, welche Zeiten zu ihrem inneren Entwickelungsgange in engster Be⸗ ziehung stehen. Diefe Aktenstücke sind theilweife ganz, theilweise
nur im Auszuge gegeben, letzteres da, wo sie Dinge enthalten, welche nicht unmittelbar den vorliegenden Gegenstand berühren. Es finden
sich unter ihnen solche, die bereits an anderer Stelle durch den Druck veröffentlicht worden sind, deren Aufnahme jedoch wegen des Zusammenhanges der Varstellung oder ihrer eigenen Bedeutung unerläßlich war. Der Verfasser hat jene Aktenstücke zeitrecht geordnet, ihre Beziehungen zu einander, ihre Entstehungsgeschichte, ihre Erfolge sowie ihren Einfluß auf die Entwickelung der Waffe dargestellt, und kurze Schilderungen von der Eigenart und Wirksamkeit derjenigen Männer gegeben, deren Thätigkeit von her⸗ vorragendem Einflusse auf jene Entwickelung gewesen ist. Dadurch ist ein klares thatsächlich begründetes Bild davon gegeben, was die preußische Reiterei gewesen und was sie geworden, welch' langer schwieriger Arbeit es bedurft hat, um sie wieder auf die Höhe der Leistung zurückzuführen, welche sie einnehmen muß, soll sie den ihr im großen Heeresverbande zufallenden Aufgaben gerecht zu werden vermßgen. Der Inhalt des Buches erweist, wie das, was heute durch das Placet Sr. Majestät des Kaisers für die Erziehung, Führung und Verwendung der Reiterei wieder maßgebend geworden ist, sich in folger ichtiger Entwickelung aufgebaut hat auf Grund der altehr⸗ würdigen preußischen Ueberlieferung aus der Zeit des großen Königs, sowie der Erfahrungen, welche seitdem von den hervorragendsten Generalen und Reiteroffizeren des Heeres in Krieg und Frieden ge⸗ macht worden sind. An der Spitze des Buches glebt der Verfasser eine einleitende Betrachtung über die Entwickelung der preußischen Reiterei von der Zeit Friedrich des Großen bis zum Jahre 1815, welcher als Motto das Wort des Königs aus dem ytesta- ment politique; du militairer: Im Kriege macht Euch eine gute Reiterei zum Meister des Feldzuges‘, vorangesetzt ist, und welche mit dem Satze anhebt: Die preußische Reiterei war zu den Zeiten Friedrichs des Großen die beste Reiterei der Welt. Dies ist eine Thatsache, welche geschichtlich in ausreichender Weise belegt, einer besonderen Erhärtung wohl kaum mehr bedarf. Sie hatt sich die allgemeine Anerkennung erworben durch ihre Leistungen auf den Schlachtfeldern, wie auf dem Gebiete des Aufklärungs. und Sicherungsdienstes. Zu diesen Leistungen hatte sie befähigt die vor⸗ treffliche Organisation, Erziehung, Führung und Verwendung, welche der große König ihr gegeben. Die vortreffliche Schulung von Füh⸗ rern und Geführten bewährte sich in ihrer Bauer auch über den persön⸗ lichen Einfluß. ihres großen Schöpfers hinaus. Dies bewahrte sich in den Feldzügen der neunziger Jahre des vorigen Jahrhunderts gegen die französischen Revolutions heere. Die preußische Reiterei ging aus allen Gefechten, in denen sie verwendet wurde, sei es in den Ebenen der Champagne, sei es in dem vielfach durchschnittenen Ge— lände der Niederlande, sei es in den Waldbergen der Rheinpfalz, in glänzender Weise als Siegerin über sämmtliche Waffengattungen des Gegners hervor, und als das preußische Heer in seiner Gesammtheit im Jahre 1806 zum ersten Male dem Sieger von Castiglione, Marengo und Austerlitz gegenübertrat, war es die Reiterei dieses Heeres, die ihm ernstliche Besorgniffe einflößte, so daß er seine Marschälle noch in der letzten Stunde vor Beginn der entscheidenden Kämpfe vor ihr warnen zu müssen glaubte, konnte nachmals der General von Clausewitz ihr das rühmliche Zeugniß aus stellen; „Die preußische Kavallerie, in der noch der Geist der Seydlitze und Zieten mächtig fortlebte, behauptete unbestritten eine herborragende Tüchtigkeit. — Nach der einleitenden historischen Betrachtung giebt der Verfasser in den folgenden Abschnitten eine lange Reihe von Gutachten, Denkschriften, In⸗ struktionen und sonstige Erlasse, welche von hervorragenden Generalen und Reiteroffizieren herrühren, welche seit dem Jahre 1815 an der inneren Entwickelung der preußischen Reiterej gearbeitet und der— selben ihre besten Kräfte gewidmet haben. Es finden sich darunter neben Sr. Königlichen Hoheit, dem Prinzen von Preußen, des jetzt regierenden Kaisers Majestãät, welcher den Vorsitz führte in einer von Sr. Majestät dem Könige Friedrich Wilhelm IV. befohlenen Immediatkommission, welche, um eine „Instruktion für die Führung und Verwendung größerer Kavalleriemassen“ zu entwerfen, im Juni des Jahres 184 in Berlin zu sammentrat und neben Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Friedrich Carl, von welchem eine Reihe von Erlassen in das Buch aufgenommen sind, Männer wie Blücher, Borstell, Zieten, Thiele⸗ mann, Wrangel, Stolberg, Moltke, Schmidt und Willisen.
. Land⸗ und Forstwirthschaft.
München, 5. Oktober. (Leipz. Ztg. Die heutige Eröff⸗ nung des Oktoberfestes war vom Wetter ausnehmend be⸗ günstigt. Aus allen, auch den entferntesten Landestheilen, wie aus den Nachbarländern Württemberg, Oesterreich und der Schwelz, von der näheren und ferneren Umgebung Münchens zu geschweigen, sind massenhaft Gäste herbeigeströmt. Wohl 150 060 Personen wohnten der feierlichen Preisvertheilung durch den Minister des Innern von Pfeufer an die Landwirthe für das vorgeführte Preisvieh — Pferde, Rindvieh 2e. — und dem darauf folgenden Pferderennen bei. Mit dem Feste ist diesmal auch eine gestern schon eröffnete internationale Ausstellung von Hunden verbunden.
Gewerbe und Handel.
det kh ig 6 Oktober. Die „Leipz. Ztg. theilt folgenden, vom 5. datirten, Bericht über die Nefse in Baumwoltlen- und Leinen“ waaren mit: Baumwollgewebe wurden in dieser Messe auf sehr unregelmäßiger Basis gehandelt. Die Inhaber von Sortiments geschäften bieten in Folge des schlechten Absatzes vieler Artikel fort⸗ während geringere Preise und decken auch bei Konzessionen zuweilen nur den allernothwendigsten Bedarf hierin, während wieder in ein zelnen Fällen die verlangten Preise glatt gewährt worden sind. Die Offerten, welche Seitens des Großhandels vorliegen, sind ziemlich gleichlautend, haben aber auch nur stellenweise zu Abschlüssen geführt, wenn es möglich war, Posten zu finden, die unter dem Eindrücke einer momentan flauen Stimmung abgegeben worden sind, während Webereien im Allgemeinen auf Preise halten. Für 34 Zoll 1/9 Roh⸗ kattune, courante Waaren werden 20 - 21 3 verlangt. Roh⸗ baumwolle ist in den letzten Tagen wieder sehr fest und verursacht ein weiteres Zurückhalten von Seiten der Verkäufer. 36 Warpcops und 42 Pincopß wurden durcheinander zu 94 3 ab Fabrik gekauft. In fast sämmtlichen Leinen waaren war das Geschäft ein nor⸗ males, in deutschen Fahrikaten zu unveränderten, in englischen zu erhöhten Preisen. — Wie immer zur Michaelis Messe, waren auch diesmal Taschentücher fürs Weihnachtsgeschäft stark begehrt. Größere Nachfrage erfuhren namentlich weißbaumwollene Tafschentücher und weißleinene, vorzugsweise Monopol Taschentücher; halbleinene und reinleinene Crease wurden wie gewöhnlich umgesetzt, englische weiße Leinen zur Wäschefabrikation etwas höher bezahlt. Rohleinen⸗Drelle und fertige Säcke waren mäßig gefragt, ebenso Leinengebilde. Bas Gesammtresultat in Leinen., und Baumwoll waaren kann für be⸗ scheidene Erwartungen als genügend bezeichnet werden. — Für deutsche und elsässer gedruckte Baumwollwaaten können die hiesigen tonangebenden Engrosfirmen in keiner Beziehung von dem Verlaufe der diesjährigen Michngelis⸗ messe befriedigt sein. Obgleich die Läger in jeder Hinsicht gut assortirt und mit verschiedenen Neuheiten versehen waren, so daß jedem Wunsche vollkommen genügt werden konnte, kam es zu keinem belangreichen Geschäfte, da sehr viele, fast regelmäßige Meßbefucher fehlten und die geringe Anzahl der Anwesenden nur das unumgänglich Nothwendige einkaufte. Bedingt wurde dies matte Geschäft zum Theil durch das anhaltend schlechte Wetter während des vergangenen Som- merg, wodurch den Detailleuren der größere Theil ihrer Callicos, Brillantés, Madapolames 2c. liegen blieb. In Blaudruckz bester Qualität war der Umsatz befriedigend, namentlich gestaltete sich das Geschäft wieder in den mit Recht bellebten geschmackvollen und halt⸗ baren Cordoxas und Arkansas ziemlich umfangreich. Ein neues viel= farbiges Genre. „Indiana“ machte Aufsehen; der Voöorraih darin wurde rasch geräumt. London, 6. Oktober. (W. T. B.) Die Getreidezufuhren betrugen in der Woche vom 27. September bis zum 3. Oktober: Englischer Weizen 2149, fremder N 899; englische Gerste 766.
fremde 34 832; engl. Malzgerste 13 964; en . 1420, frem der 198 804 Qrtrs.; engl. Mehl 12299 Sack, fremdes 2469 Sack und 5357 Faß.
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