1. Januar 1878 bis Ende September 1879 im Betriebe waren und zur Vergleichung gezogen werden konnten, nachstehende, theil⸗ weise auf k Ermittelungen beruhende Daten: die Einnahme aus allen Verkehrszweigen war im September d. J. bei 33 Bahnen — 37,9 Proc. der Gesammtzahl höher und bei 54 Bahnen — 62,1 Proc. der Gesammtzahl geringer, als in demselben Monat des Vorjahres, und pro Kilonieter bei 27 Bahnen — 31,0 Proc. der Gesammtzahl 6 und bei 60 Bahnen — 69,0 Proc. der Gesammtzahl (darunter 18 Bahnen mit vermehrter Betriebslänge) geringer, als in dem⸗ selben Monat des Vorjahres. Die Einnahme aus allen Ver⸗ kehrszweigen vom 1. Januar bis Ende September d. J. war bei 3, Bahnen — 42,5 Proc. der Gesammtzahl höher und bei 50 Bahnen — 37,5 Proc. der Gesammtzahl geringer, als in demselben Zeitraum des Vorjahres, und pro Kilometer bei 31 Bahnen — 35,6 Proc. der Gesammtzahl höher und bei 56 Bahnen — 64,‚4 Proc. der Gesammtzahl (darunter 14 Bahnen mit vermehrter Betriebslänge) geringer, als in dem⸗ selben Zeitraum des Vorjahres. Bei den unter Staats⸗ verwaltung stehenden Privateisenbahnen betrug Ende September d. J. das gesammte konzessionirte Anlagekapital 1 250 UL 200 (98 495 990 6 Stammaktien, 44 595 000 S6. Prioritäts⸗ Stammaktien und 797 621 300 M Prioritäts⸗ Obligationen) und die Länge derjenigen Strecken, für welche dieses Kapital bestimmt ist, 4 441,46 km, so daß auf je 1 km 281 599 Ce ent⸗ fallen. Bei den unter Privatverwaltung stehenden Privat⸗ eisenbahnen betrug Ende September d. J. das gesammte kon⸗ zessionirte Anlagekapital 3 071 059 057 . (1 160 O02 258 M. Stammaktien, 334 887 150 Prioritäts⸗Stammaktien und 1636169 649 M Prioritäts-Obligationen) und die Länge der⸗ jenigen Strecken, für welche dieses Kapital bestimmt ist, 11 978,96 km, so daß auf je 1 km 256 371 S6 kommen.
— Der General-Lieutenant von Kessel, General⸗ Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Prãäses der General⸗Ordens⸗Kommission, hat sich mit mehrwöchentlichem Urlaub nach Wiesbaden begeben.
— Der Contre⸗Admiral Berger ist aus Anlaß seiner Ernennung zum Stations-Chef der Marinestation der Nordsee zur Abstattung persönlicher Meldungen mit Urlaub hier ein—
getroffen.
Hannover, 21. Oktober. In der heutigen dritten Sitzung des Hannovperschen Pravinzial-Landtages wurde auf Antrag des Bürgermeisters Ludowieg eine Petition, das Höfegesetz betreffend, einer Kommission überwiesen. Darauf wurde die Berathung des Finanzetats fortgesetzt. Die Po⸗ sitionen VII. - XII. wurden nach dem Antrage des Ausschusses genehmigt. Die Debatte über Position XVII. (Chausseen, Landstraßen und Gemeindewege) wurde bis zur nächsten
Sitzung vertagt. Bayern. München, 22. Oktober. (Allg. Ztg.) In
der heutigen Sitzung der Abgeordneten kammer moli— virte der Abg. Dr. Daller seinen Antrag auf Vorlage von Gesetzentwürfen zur Einführung einer Wein- und einer Branntwein-Konsumsteuer. Der Abg. Dr. von Schauß beantragte, über den Antrag zur Tagesordnung überzugehen, weil ein Gesetzentwurf über eine Branntweinsteuer bereits in Aussicht gestellt sei, die Weinsteuerfrage aber noch weitere Erhebungen erfordere. Ruppert sprach gegen den Antrag und gegen eine motivirte Tagesordnung: wir 6 schon so viele direkten Steuern, daß er nicht neue verlangen wolle; neue Steuern zu beantragen, solle der Regierung überlassen blei⸗ ben. Dr. von Schauß motivirte darauf seinen Antrag. Nach⸗ dem noch der Finanz-Minister gesprochen, wurde auf Antrag
Jörgs die Debatte geschlossen, und nachdem Dr. von Schguß . Anttan . Ser &äerugß aller abgelehnt.
Baden. Karlsruhe, 23. Oktober. (W. T. B.) Das Ergebniß der Wahlen zur Ständeversammlung ist folgendes: Von den 32 Erneuerungswahlen und 4Ersatzwahlen, welche zur Zweiten Kammer vorzunehmen waren, sind l auf Vationalliberale, 10 auf Klerikale, 2 auf Konservative, 2 auf Demokraten und eine auf einen Abgeordneten von unbestimmter Parteistellung gefallen. Zur Er sten Kammer sind bis jetzt erst 4 Neuwahlen erfolgt. Von den Gewählten sind 2 der Oppo⸗ sition, einer der regierungsfreundlichen Partei zuzuzählen, einer ist von unbestimmter Parteistellung. — Bei den in hiesiger Stadt stattgehabten Wahlen zur Zweiten Kammer wür— den Landgerichts-Direltor Kiefer und Stadtrath Hofmann
gewählt.
Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 23. Oktober. (W. T. B.) . Aus Anlaß des Antrages der Gemeinde Pfaffen⸗ hofen, die Aufnahme einer Anleihe für den Bau einer Bahn von Buchsweiler nach Schweighausen zu genehmigen, hatte sich der Statthalter, General-Feldmarschall Freiherr von Manteuffel, in Begleitung des Obersten von Strantz, des Ministerial⸗Raths Jordan und des Grafen Wilhelm von Bismarck, nach Buchsweiler begeben, um von den Verhältnissen der Bahnanlage Kenntniß zu nehmen. Im Bahnhofe daselbst waren die Gemeindevertreter von Buchsweiler und Pfaffenhofen versammelt, und fand nach er⸗ folgter Vorstellung und Begrüßung derfelben die gemeinsame Besichtigung und Besprechung der Bahnanlagen statt. Der Statthalter besuchte hierauf, begleitet von hem Gemeinde— vertreter und Bezirksmitgliede Petri, das Rathhaus, die höhere Töchterschule, das Gymnasium, die Kirche und' die Synagoge, sowie das Braunkohlenbergwerk. Später fand im „Gasthof zur Sonne ein Diner statt, an welchem 45 Personen theil⸗ nahmen. Hierbei gab der Gemeindevertreter Petri in einem Trinkspruch dem freudigen Dank der Gemeinde für die Anwesenheit des Statthalters als Vertreters Sr. Majestät des Kaisers warmen Ausdruck. Das Er— scheinen des Statthalters beweise, daß derselbe keine Gelegenheit versäume, zu der Bevölkerung des Landes in persönliche Beziehung zu treten, deren Wünsche entgegen zu nehmen und sich von den Bedürfnissen derselben zu über⸗ zeugen. Der Statthalter sei der rechte Mann am rechten Platze. Er (Redner) hege die Ueberzeugung, daß sich die Landesangelegenheiten in wohlwollenden und kräftigen Händen befänden; der Statthalter werde in kurzer Zeit sich die Herzen der Elsaß⸗Lothringer gewinnen. In dat vom Redner auf den Statthalter un ,, Hoch stimmte die Versamm⸗ lung begeistert ein. er Statthalter dankte hierauf und trank auf das Wohl der Städte Buchsweiler und Pfaffen⸗ hofen. Ein zweites von dem Bürgermeister von Pfaffenhofen auf den Statthalter ausgebrachtes Hoch fand den nämlichen Beifall. — Bei der am bend erfolgten Rückreise des Statt⸗ Malters wurde demselben im Bahnhöfe eine musikalische Ovation veranstaltet, während die versammelte Bevblkerung
ochs auf den Statthalter ausbrachte. Seitens der Gemeinden
etweiler, Dossenheim, Hattmatt und Steinbur fanden, als der Statthalter die betreffenden Stationen passirte, ähnliche Kundgebungen statt.
Qesterreich⸗ Ungarn. Wien, 23. Oktober., (W. T. B.) Der Klub des rechten Centrums hat sich gegen den Antrag des Abg. Steudel auf Oeffentlichkeit der Be⸗ rathung des Wehrausschusses ausgesprochen und ferner sich dahin schlüssig gemacht, daß der Antrag des Abg. Fan⸗ derlik wegen Aufhebung des Zeitungsstempels an einen Ausschuß verwiesen werde. Dem letztgedachten Be⸗ schlusse ist auch der Klub. der Liberalen beigetreten. Im Klub der Liberalen wurde vom Abg. Schwab eine orf. pellation angemeldet wegen Einberufung einer österreichisch⸗ ungarischen Handels- und Zollkonferenz zur Vor⸗ bereitung der Grundlagen für einen Handelsvertrag mit Deutschland, sowie wegen Zuziehung von Fachmännern zu dieser Konferenz.
— Die „Polit. Corr.“ enthält folgende Meldungen: Aus Konstantin opel: Der Ministerrath berieth heute über die Sommgtion Montenegros, betreffend die Uebergabe von Gusinje und Plawa. — Aus Bu karest; Die Mächte haben darein gewilligt, daß Rumänien in der Kommission für die Arabtabia⸗Frage mit einer berathenden Stimme vertreten sei und sind in Folge dessen Oberst Arion und Ingenieur Olanescu zu diesseitigen Kommissarien er— nannt worden. — Aus Belgrad; Der nordamerikanische Gesandte in Wien ist hier eingetroffen, um Verhandlungen wegen Errichtung einer dipklomatifchen Vertretung der nordamerikanischen Ü nion und wegen Abschlusses eines Handelsvertrages einzuleiten.
— 24. Oktober. Der Adreßausschuß des Abgeord—⸗ netenhauses hat seine Berathung beendet. Die von der Majorität und der Minorität eingebrachten Adreß-Ent⸗ würfe begrüßen mit Befriedigung den Wiedereintritt der czechischen Abgeordneten, indem sie dabei dem Wunsch nach einer allgemeinen Versöhnung Ausdruck geben. Dieselben be— tonen ferner die Wichtigkeit der Lösung der Wehrfrage unter möglichster Schonung der Steuerzahler, sowie das Erforder⸗ niß, einer Steuerreform und günstiger kommerzieller Beziehungen zum Auslande, namentlich zum deutschen Reiche,. Während der Majoritätsentwurf jedoch auf die Dezentralisation der Verwaltung, auf die gewissenhafte Er— füllung der Staatsgrundgesetze bei Gleichberechtigung aller Volksstämme und die unbehinderte Entfaltung der Wirksam— keit der Landtage Gewicht legt, hebt der Minoritätsentwurf hervor, daß die allgemeine Verständigung keiner weiteren staatsrechtlichen Schritte bedarf und die Vereinfachung der . die einheitliche Staatsleitung nicht weiter schmälern
ürfe.
Pest, 22. Oktober. Wie der „Pest. L.“ meldet, nimmt das Abgeordnetenhaus morgen seine Arbeiten wieder auf, um dieselben nunmehr bis zum Zusammentritt der Dele⸗ gationen ohne jede längere Unterbrechung fortzusetzen. In der morgigen Sitzung sollen die Ausschußberichte Über die Gesetzentwürfe; „Erwerbung und Verlust des Staatsbürger— rechtes und „Verwaltung Bosniens“ zur Vorlage gelangen. Diese Gesetzentwürfe und die Vorlagen des Finanz-Ministers, welche derselbe theils schon gemacht habe, theils gleichzeitig mit der Budgetvorlage noch zu machen gedenke, würden das Arbeitsprogramm des a die Zeit ausfüllen, mährend welcher der Finanzausschuß mit der Vorberathung des Budgets es t t sein merdo. Das Budget selbst werde im Abgeord⸗ netenhause in diesem Jahre im besten Falle nur begonnen werden können; das Budgetgesetz werde mithin kaum in diesem Jahre zu Stande gebracht werden können. — In der morgigen
itzung des Abgeordnetenhauses wird auch, wie das genannte Blatt vernimmt, der Justiz-Minister den Entwurf des Konkurs⸗ gesetzes vorlegen.
Großbritannien und Irland. London, 22. Oktober. (Allg. Corr) Der Vize⸗König hat an das Indische Amt folgende Depeschen gesandt:
20. Oktober. General Roberts telegraphirt unterm 14. x. M.: „Die Infanterie und Kavallerie marschirten durch die Straßen Kabuls; das Volk zeigte eine achtungsvolle Hal⸗ tung. Unter den Truppen haben sich drei Cholerafälle ge⸗ zeigt. Die Streitkraft hat ein Lager auf dem Siah Sing be— ogen. Die Kavallerie fand 12 Kanonen aus Ghuzni, die in
er Nähe von Kabul im Stich gelassen worden waren.“ Durch
eine Beschädigung des Telegraphen zwischen Ali Khel und Shutargardan sind seitdem die Verbindungen mit Kabul unter⸗ brochen worden. In Shutargardan wurde am 15. d. N. der Oberst Money von feindfelig gesinnten Stämmen um⸗ zingelt, aber soeben ist die Nachricht eingegangen, daß sich die Angreifer zerstreuten, nachdem sie die authentische Meldung erhalten, daß Kabul in unserem Besitze und zum Entsatz . die Streitkrast in ,, ein Detachement aus Kabul in Khushi angekommen sel.
21. Oktober. General Roberts meldet vom 17. Folgendes: Ein Theil des Magazins im oberen Balar⸗Hissar flog gestern Mittag in die Luft, und seitdem haben mehrere Exptofionen stattgefunden. Es ist nichts übrig geblieben als ein großes Pulvermagazin, welches 250 009 Pfund Pulver enthalten soll; Gewehre, Munition, sowie andere von Shir Ali angehäufte Kriegsvorräthe — alles muß vernichtet sein— . Shasto, der sich mit der Ghurkawache am Thore befand, und eine andere kleine Anzahl Ghurkas, karunter der Subadar-Major, die in der Nähe saßen, wurden in die Luft gesprengt; im 53 gingen ungefähr 20 Leben verloren. Ein Soldat vom 67. Fuß⸗Regiment wurde unten im Garten getödtet. Das
Regiment und die Ghurkas wurden sofort aus dem Balar— Tissar zurückgezogen und befinden sich jetzt mit der übrigen Streitkraft im Lager auf dem Siah Sing. Es liegt kein Goeund zu der Annahme vor, daß die Explosion auf andere Weise als durch Zufall entstand; Pulver und Munition lagen überall umher, jede Vorsichtsmaßregel war ergriffen worden, das Thor geschloͤssen, Wachen ausgestellt und Niemandem der Zutritt gestattet, der dort nichts zu fuchen hatte. Das Be⸗ streben ist jetzt darauf gerichtet, dem Umsichgreifen des Feuers ,, zu thun und das große Magazin zu erhalten, dessen Zerstörung zweifellos beträchtlichen Lebens- und Eigenthums⸗ verlust in der Stadt zur Folge haben würde.“
Aus Simla wird dem Reuterschen Bureau vom 21. d. M. telegraphirt: General Robert hat eine formelle und gründliche Untersüuchung der Umstände eingeleitet, die zu dem Aufstande und der darauf folgenden Niedermetzelung der britischen Gesandtschaft am 3. September führten.“
Ueher die Explosion im Balar⸗Hissar erhält di „Times“ aus Kabul unterm 17. folgenden Bericht: ö Eine große Explosion fand gestern Mitag um 17 Uhr in dem unteren Theil des Magazins im oberen Balar⸗Hissar statt, genau dort, wo die Meuterer ihren Stand genommen hatten, um auf die Gesandtschaft zu feuern. Die 5. Ghurkas lagerten auf der nahe der Stelle, wo die Explosion sich ereignete, und das 67. ment guf der Nordseite und unten im Sommergarten des G Kapitän Shafto, der zur Zeit im Magazin beschäftigt war, vermißt, ebensg ein Soldat des 67. Regiments, der auf einer Mauer oberhalb der Eanplosion signalisirte. Ungefähr 15 Ghurkag werden gleichfalls vermißt. Um 4 Uhr Nachmittags trat dis zweite Explosion ein, die zwei eingeborene Soldaten und einige Vichtkom⸗ battanten außerhalb des Thores des Balar⸗-Hissar tödtete. Die Trup⸗ pen haben sich nach einem sicheren Platz n , Das Feuer wüthete die ganze Nacht hindurch mit gelegentlichen Explostonen, und es brennt noch. Das große Magazin ist noch nicht expfodirt. Die Ursache der Explosion ist unbekannt. 800 00 Patronen von den Vorräthen des Emirs flogen in die Luft. Das 5. Punjab⸗Infan-⸗ terie Reglment, das 5. Punjab-Kavallerie⸗ Regiment und vier Berg geschütze gingen, heute unter General Gough als Es korte eines Transportzuges in der Richtung nach dem Shutargardan ab.“ Ueber den Aufstand der Nagas wird dem Reuter⸗ schen Bureau aus Simla, vom 21. d. M, gemeldet: Fernere Einzelheiten, die aus dem Distrikt Golo Ghat bezüglich der Ermordung Mr. Damants eingegangen sind, befagen, daß' er in Khonama getödtet wurde, wohin er sich mit einer Cökorte bon 85 Mann begeben hatte, um eine von den Nagas dort angesammelte Quantität Munition mit Beschlag zu belegen. Mr. Damant hatte auf keinen Widerstand gerechnet; aber bei seiner Annäherung gaben die Nagas Feuer und tödteten den britischen Commiffair formte die halbe Eskorte. Die Uebriggebliebenen griffen jedoch bie Rebellen an, deren nur wenige entka men. Ein Flügel des 44. Regiments ist nach Golo Ghat beordert worden.
Frankreich. Paris, 23. Oktober. (Fr. C.) Der „Tem ps“ bemerkt zu dem Erkenntnisse des Pariser Zucht⸗ polizeigerichts in der Angelegenheit Humberts: Dieser Ausgang des Prozesses war leicht vorauszusehen: die Justiz, einmal in Anspruch genommen, konnte nicht umhin, die be⸗ stehenden Gesetze in Anwendung zu bringen. Da bie Hrn. Humbert und dem radikalen Blatte zur Last gelegten Vergehen unzweifelhaft vorlagen, waren die Richter an den Wortlaut des Gesetzes gebunden und die Verurtheilung der Angeklagten unvermeidlich. Man muß auch gestehen, daß der Haupt⸗ angeklagte den strafbaren Charakter der Worte, um derentwillen er verfoltt worden war, mit seiner Vertheidigungsrede eher, verschlimmert als abgeschwächt hat. Vor * dem Gerichte wie am Grabe des Amnestirten Gras vertrat Hr. Humbert die These von der Rechtmäßigkeit des Aufstandes von 1871. Die Insurgenten der Kommune, sagte er, hätten deine Pflicht erfüllt.“ Eine solche Vertheidigung war nicht darnach angethan, seine Richter zur Milde zu stimmen. Im Allgemeinen darf man sagen, daß Diejenigen, welche am lautesten die Anne st ie sordern, absichtlich die Frage der Humanität und die politische Frage unter einander mengen. Bald fordern sie die Amnestie als einen Akt der Milde, welcher nur einer langen Sühne ein Ziel setzen soll, bald wieder als ein Recht, als eine Anerkennung und sogar Verherrlichung der Kommune. Dieser letztere Standpunkt ist sogar seit der Nückkehr der Amnestirten in den radikalen Versammlungen und Blättern der vorherrschende. Bei der Wahl von Javel wurde die Kandidatur des Herrn Humbert auf dem Boden der Verherrlichung der Kommune aufgestellt und verfochten. Man sagte nicht: Amnestie ist Verzeihung, Ver—⸗ gessenheit. Man sagte: Amnestie ist Recht, Gerechtigkeit, Ver⸗ geltung; ja man verlangte sogar die Apotheose der in Cale—= donien gestorbenen Verurtheilten, deren Gebeine im Triumph nach dem Pantheon gebracht werden sollten. Eben heute noch trägt in Lyon die Kandidatur eines Amnestirten, des Hrn. Louis Garel, für den dortigen Gemeinderath diesen Charakter einer Apologie des Aufstandes, und ein anderer Amnestirter, Hr. Blanqui, zieht mit der Fahne der Kommune von Stadl zu Stadt und denunzirt seinen Zuhörern „die Komplotte, welche in den Höhlen der konservativen Fraktion gesponnen werden“, d. i. im Rathe der Regierung und in den republika⸗ nischen Majoritäten der beiden Kammern. Die Sache der Amnestie hat also durch die Schuld ihrer Vertheidiger selbst aufgehört, eine bloße Frage der Humanität zu sein. Denn wenn es sich für die Männer und Zeitungen, welche aus diesem Anlasse die öfftrriz“ Meinung aufzuregen suchen, nur um den Wunsch handelte, menschlichen Leiden ein Ziel zu setzen, so würden sie nur die Ausdehnung oder höchstens die Verallgemeinerung der Begnadigungen verlangen, da diese ebenso gut wie die Amnestie die Individuen, mit deren Schicksal man die Bevölke— rung zu rühren sucht, der Freiheit und ihrem häuslichen Herde wiedergeben würden. Aber man verschmäht die Begnadigung, weil diese die Verurtheilung der Kommune fortbestehen läßt. Man kümmert sich viel weniger um die Leiden der noch nicht Begnadigten, als man einen politischen Sieg zu erringen und die Amnestie als eine Rechtfertigung des Aufstandes und das Anzeichen einer baldigen Revanche mit Gewalt aufzudrängen sucht. Es handelt sich also um die Frage, ob Kommune oder gesetzliche Republik. Das soll unseres Erachtens die Regie— rung nicht hindern, die ihr noch erübrigenden Maßnahmen der Milde rasch bis an ihre äußerste Grenze zu treiben; aber wir müssen auch gestehen, daß, wenn die Amnestiefrage über⸗ , noch einmal aufgeworfen werden könnte, eine negative
ösung durch die Männer selbst unvermeidlich gemacht wor⸗ den ist, welche die Amnestie als einen Akt der Gerechtigkeit und Wiederherstellung fordern und erklären, daß der Auf⸗ stand von 1871 und die Verbrechen, die ihn begleiteten, die Erfüllung einer Pflicht gewesen ei.
Spanien. Madrid, 22. Oktober. (Ag. Hav.) Der König ist auf der Reise nach Murcia von der Bevölkerung mit unbeschreiblichem Enthusigsmus begrüßt worden. Die Subskfription zu Gunsten der Ueberschwemmten nimmt gewal⸗ tige Dimensionen an: ein einziger Burger von Älicanke hat 8 Millionen Realen (1 600 0060 6) gezeichnet. Der König wird sich nach Cartagena begeben und f dort nach Almeria und Malaga einschiffen.
Italien. Rom, 21. Oktober. (Italie Das Mini— sterium der Auswärtigen Angelegenheiten hat die Abfassung des Han delsvertrages mit Serbien beendet. Mit der 1 Unterhandlungen in Belgrad ist Graf Tormelli
eauftragt.
Ihre Kaiserlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin nebst Höchstihren Kindern am 17.
die Villa Peirano, zwischen Cornigliano und Sestri Ponente,
besucht und längere Zeit dort verweilt, um den Palast, die Kirche, die Gärten, den Park, die römischen Alterthümer und Inschriften zu besichtigen. — Am 18., dem Geburtstage
Wie die „Gazzetta d'Italia“ aus . meldet, haben
Sr. Kaiserlichen Hoheit des Kronprinzen, machten die Hohen Herrschaften einen Ausflug nach Gazzo. Nach der zin; ind Familiendiner und eine kleine Musikaufführung statt. k. Abend war Pegli illuminirt und beflaggt.
Rumänien. Bukarest, 23. Oktober. (W. T. B.)
Das amtliche Blatt berichtet über den Empfang, welcher der
ürstin Elisgbeth von Rumänien durch Ihre Majestäten ken Kgiser Wilhelm und die Kaiser in Augufla in Baden⸗Vaden am 21. d. zu Theil geworden ist und meldet weiter, daß die Fürstin noch eine Woche bei der Familie des ürsten von Hohenzollern auf Schloß Weinburg‘ verbleiben werde, um dann vollständig genesen nach Bukarest zurückzu⸗
ren. th — Der Senat hat heute den von der Deputirten— kammer revidirten Artikel ?7 der Verfassung in der von der Deputirtenkammer beschlossenen Fassung mit 56 gegen 2 Stimmen angenommen. Die Verkündigung des Vokums wurde von den Senatoren und dem anwesenden Publikum mit Enthusiasmus aufgenommen. Alle Redner, welche wäh⸗— rend der heutigen Tebatte sprachen, auch die Führer der DOpposition, hatten den Entwurf unterstützt.
— 24. Oktober. Die „Independencig“ glaubt zu wissen, daß die meisten Mitglieder der mit der Regelung der Arab⸗ tabigfrage beauftragten technischen Kommission von ihren respektiven Regierungen Instruktionen erhielten, dahin gehend, nicht nur zu prüfen, ob es möglich sei, bei Ghirlica eine Brücke über die Donau zu bauen, sondern auch, ob eine solche Brücke in dieser Gegend sich nicht in Abhängigkeit von Arab tabia befände, d. h. ob Rumänien immer über die Straße frei verfügen könnte, welche ihm, Falls Arabtabia bei Bul— Prien verbleiben sollte, den Zutritt in die neue Provinz Dohrudscha verschaffen muß. .
Bulgarien. Sofia, 23. Oktober. (W. T. B.) Die Neuwahlen für die Deputirten kammer sind meist zu Gunsten der Regierung ausgefallen, die radikale Partei hat kaum 20 Sitze erlangt, eine große Anzahl der gewählten Abgeordneten besteht aus Landleuten. Die Kammer soll am nächten Montag eröffnet werden, wenn bis dahin die er— sorderliche Zahl von mindestens 110 Abgeordneten hier einge⸗ troffen ist.
Asien. (W. T. B.) Den „Daily News“ wird aus Rangoon, vom 23. 8. M., gemeldet: Eine Gesandtschaft, an deren Spitze ein höherer Beamter stehe, habe Mandalay verlassen, um sich nach Sim la zu begeben. Der Vizekönig, Lord Lytton, dürfte es voraussichtlich ablehnen, die Gesandt— schaft zu empfangen. — Die Uebungen der birmanischen Truppen in Minhliva ( dauern fort.
Neichstags⸗ Angelegenheiten.
Im 5. Liegnitzer Wahlbezirk (Kreis Loewenberg) ist der Kultus Minister v. Puttkamer mit 3856 gegen 1646 Skimmen, welche der Kaplan Dr. Herbig in Liebenthal erhalten hat, zum Mitgliede des Reichstags wiedergewählt worden.
Erste ordentliche General-Synode.
Berlin, 24. Oktober. Die General⸗Synode setzte im weiteren Verlaufe ihrer gestrigen Sitzung die Berathung der Trauungs-⸗— ordnung fort. ; .
Nach §. 3 der Kommissionsvorschläge soll in der Regel ein zweimaliges, in Ausnahmefällen ein ein maliges Aufgebot erfolgen, während die Vorlage das einmalige Aufgebot als Regel feststellte. Außerdem ist in diesen Paragraph aus dem gestrichenen 5. 5 die Bestimmung übernommen, daß das kirchliche Aufgebot wiederholt werden müsse, wenn die Trauung nicht innerhalb sechs Monaten nachfolgt. Von verschiedenen Seiten wurde die Wiederherstellung der Vorlage beantragt, weil man die Trauung nicht erschweren dürfe. Der Won ff ref K att Leuschner wollte in der Re el, ein zwei⸗ maliges Aufgebot statuiren. Die General Synode beschlo für den §. 3 folgende Fassung: ‚Der Trauung geht in der Regel zweimaliges, auf Verlangen der Betheiligten einmaliges Aufgebot voraus.“ Ohne Debatte genehmigte die Synode den §. 4, welcher das Pfarramt bezeichnet, bei welchem das Aufgebot erfolgen kann. 8. 5, welcher bestimmt, daß das kirchliche Aufgebot nicht statt · snden solle, bevor der zuständige Standes begmte das bürger⸗ liche Aufgebot angeordnet hat, hat die Kommission abgelehnt, und die General-⸗Synode strich, dem Antrage der Kommission gemaͤß, den 8. 6. Ohne Debatte genehmigte die Spnode die S5. 6 und 7, welche Vorschriften enthalten über Versagung und Dispensation vom Auf⸗ ebot. 8. 8 bestimmt, daß die Trauung in der Regel in der Kirche . solle; geeignetenfalls kann der Geistliche sie im Hause vornehmen. Der Sup. Evertsbusch (Lennep) beantragte, die Trauungen da, wo es herkömmlich sei, im Hause stattfinden zu lassen. Vie Synode trat diesem Antrage bei. Ber 8. 9 bestimmt, daß in der Char⸗ woche keine Trauungen, außer bei unmittelbarer Todesge fahr, stattfinden sollen. Der Pfarrer Behrens wollte die geschlossene Zeit“, wo keine Trauungen stattfinden follen, auch auf die ersten Feiertage der drei hohen Feste, auf den Bußtag und das Todtenfest aus⸗ dehnen. Der Pfarrer Altgelt beantragte, die geschlossenen Zeiten nur da bestehen ju lassen, wo sie schon bestanden. Die General⸗ Synode trat jedoch dem Antrage Behrens bei, mit welchem 9 genehmigt wurde. Ohne Debatte wurden die §§. 10 und 11 angenommen, welche bestimmen, welcher Geistliche zur Vornahme der Trauung befugt ist; ebenfo die 8§. 16— 26, welche mehrere lusführungsbestimmungen enthalten; die Debatte über die 85. i bis 15, wurde ausgefeßzt.
Die General⸗ Synode beschäftigte sich darauf mit Petitionen. Nach J. Id der Kirchengemeinde und Synodalordnung soll der Geist⸗ liche berechtigt sein, Gemeindemitglieder von Amtshandlungen auszu⸗ chließen. Er soll jedoch dem Gemeindekirchenrathe die Sache vor⸗ legen; spricht sich der Gemeindekirchenrath gegen die Zurückweisung bon der Amtshandlung aus, so foll die Zukaffung erfolgen und die ttnaige Beschwerde des Geistlichen keine Sushenfid kraft haben. Bie pommersche Provinzial -Synode hat sich gegen diefe Bestimmung aus hesprochen, und die Kommission für Verfassungsangelegenheiten bean⸗ tragt eine Neuformulirung des 8. 14, wonach eine Beschwerde des FGesstlichen an die Kreis ⸗ Synode Suspensivkraft erhalten soll. Die Dꝛbatte wurde verlagt. Jächste Sitzung Sonnabend 10 Uhr.
—
Statistische Nachrichten.
Nach Mittheilung des st atistischen Bure aus der Stadt Berlin ind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche n 12. Oktober bis inkl. 18. Oktober er. zur Anmeldung ge—⸗ mmen: 344 Cheschließungen, 63 Lebendgeborene, 41 Todtgeborene, sd Sterbefalle aba. Die Ausfuhr aus Ham burg herwärts betrug nach dem
abellenwerk Hamburg Handel und Schiffahrt 1878, in den hen 1576 15 901 365 Brutto⸗Ctr., 1877 22 173 229 Ctr.,, 1878 o bos Ctr,, 1 62279 Ctr. mehr als im Jahre 1577. Von nin, 18,8 ausgeführten Waagren gingen 13 gaz S535 Br. Cir. oder 3 9 nach Großbrifannien (gegen i? G30 235 Ctr. — 6c, ol o in
, 1 616 833 tr. oder 425 0 nach den Vereinigten Staaten ron Amerska (gegen 1 2423 723 Ctr. — 5, 60 o' in 1877), 1 233 195
.
Ctr,. oęder 18 6 nach Frankreich (gegen 1238 295 Ctr. — H, H9 oso in 1577), 790 733 Gtr. eder 332 (R nach den Niederlanden (gegen gas ib Ctr. = 334 e in 1857f. 97 435 Ctr. aber I3 , dnn Belgien (gegen 650 6467 Ctr. — 3,12, in 1577, 651 208 Gtr oder 2,8 so nach Brasilien (gegen 603 869 Ctr. — T2740 in 1877), 93 514 Ctr. oder 212 0½ nach Afrika vom atlantischen Meere (gegen 412553 Ctr. — 1,86 90 in 18377), 414 56s Ctr. oder 1B 74 0½, nach Norwegen (gegen 621 547 Ctr. — 2330 ½ο in 1877), 356 843 Gtr. oder 1,670 nach Spanien und Gibraltar (gegen za4 729 Gtr. Lö o in i877), 340 9383 Ctr, — 1,43 M nach Peru (gegen 205 908 Ctr. — O 95 do in 1877), 298 293 Ctr. — 125 o nach Schweden (gegen 346 507 Ctr. — 156 ½ in 1877, 274 860 Gtr. — 1, 15 0so nach Bremen (gegen 250 5865 Etr. — 1,13 co in 1877), 262 61 Ctr- — 1.10 0½ nach altpreußischen Ostseehäfen (gegen 3683 194 Ctr.— öögböo in 1877, 126 310 Ctr. — G52 do nach der Provinz Schleswig ⸗Holstein (gegen 177139 Ctr. — O. 80 ½ί in is77), 10515 Ctr. — o oh nach der Provinz Hannober (gegen 25 727 Ctr. — O 120 in 1857) u. s. w. J
Der Werth der Seeausfuhr belief sich auf 610 392 000 ., (gegen 663 257 000 S in 1877, 587 711 000 MS ς in 1876), davon 261 559 C00 4s. Verzehrungsgegenstände (gegen 1877 4 7563 665 e, 1 310 009 , Bau⸗ und Brennmaterial ( 154 009 M), 133 9äß 90 ν Rohstoffe und Halbfabrikate (— 36 671 900 SCI, 109 548 009 4½ Manufaktur und Modewaaren ( 5 g983 000 M) und 104 929 000 ML Indnstrie - Erzeugnisse (— 17 600066 90). Außerdem wurden noch II O52 0h S, Kontanten ausgeführt C IgG oss 5. M.
Die wichtigsten Artikel der See⸗Ausfuhr waren Kaffee 17 478 000.6, C 962 G00 , roher Zucker 58 320 000 S, (4 6637000 t), Tabak 9 100060 „. (— 2944 09090 S6), Sprit 12 3885 000 M. Ce 1297 000 e), Gerste 17 859 600 S (4 571 056 AS), Kar⸗ toffeln 12 307 005 ½ (4 3 3876060 6), gesalzenes und geräuchertes
leisch 18720000 , ( 3158 000 M, Butter 14 525 065 M0 aM 5258 000 M), Eier 8 418 000 d (4 245 600 M6, rohes Zink Sbö5 O00 S ( 1860069 ), künstlicher Dünger und Düngerfal; 11 955 9000 M (- 2709 606 „Mö, rohe Schafwolle 6 761 060 . (J. 5688 000 Jo) Twist und Baumwollengarn 8 138 000 M, . 134800 1), Wollen und Halbwollengarn 5 35 900 M 6718600 A), seidene und halbseidene Waaren 5 S9gg Oh MM ( 518 000 AM), Wollen und Halbwollenwaaren 4477600006 C I 643 000 6, Baum⸗ wollenwaaren 35 316000 S ( 936006 Mö, Leinen und Leinen wagren 11 794 600 ½ (— 91I4 000 KM), andere Manufaktur, und Modewagren 10 776 9006 o, ( 3018 000 A), Gummiwaaren 4085000 1995 000 S½6), Lederwaaren 6 899 000 ( 18 000 6), Mobilien und feine Holzwaaren 5 256 000 M 3653 000 MM, Papier und Pappe 5 O38 G5 0 ( 796000 M), feine Eisenwaaren 3536 000 S. ( — 13 248 069 S), Glaswaaren i oo arri . . ö. ( . 6, Zündwaaren 5 — 465 A„ö), und verschiedene Kurzwaaren 18 102 000 pt - 431 000 c). .
Mit den Eisenbahnen und auf der Oberelbe wurden im Jahre 188 22196 450 Netto Ctr. im Werthe von S6 S6 G0 S Fang- geführt, 718 500 Ctr. (3,24 o/ und 3 5ον . (O, 23 ) mehr als im Jahre 1877, außerdem 46751 000 Kontanten, 8 282 000 S 20,32 oö) mehr als im Jahre 1877. Die haupt ächlichsten Gegen⸗ stände dieser Ausfuhr waren Kaffee 190 561 000 11 (4 1345 050 4), Tabak 27 835 000 ½ (— 44450665 A), Cigarren 9090 000 9. Ch bo go Sc), Wein S8 S6 G00 υ6, == ez 1 699 Atũ, Schlachtveh 13 888 009 S9 (— 3166006 Sn), Schmalz 13 864 000 Sus. (— 2 367 000 ), Indigo 5 515060 . (. 1206 000 MÆ/), Salpeter 13 015 00 Mαν 7 2207 005 6), ver⸗ schiedene Droguen und Chemikalien 14015060 M, C 8Sb60 000 4), Roheisen 6 (050 000 M6 ( 927000 „eε), Kupfer und Messing 10731 900 4 (4. 2542 9000 M, Häute 17 260 699 . 6 233 000 ν.), Leder 25 779 000 4 5233 060 MS), Pferde 11 714009 M. CC. 34400090 6M, Petroleum und andere Gasflüssig⸗ keiten 7243 000 M (= 666060 „), Leinöl 6488060 M. e ß O0) n), Schaf⸗ und Shoddywolle 42 472 665 4 C. 17 944 000 6), Baumwolle 25 155 O5) 0 ( 2577 000 M), Twist und Baumwollengarn 46 141 0060 4. — 12569 000 ), Wollengarn 40 004 0090 66 (4 3 0836000 M6, Leinengarn und Zwirn 5 419 060 S6. 4 376 000 M6), Wollen und Halbwollenwaaren II 641 90 66 ( — 280 000 M6), Baumwollenwaaren 27 032 000 M, (4 165900 S½é), Leinen und Leinenwaaren 1274795565 6 go 8 683 000 j, verschiedene Manufaktur und Modewaaren S2 850 M 9 (4 1595 000 M6), Maschinen und Maschinentheile 20 4690 900. 166 (4 1 909 000 dc), Kurzwaaren 8 368 000 0 1412 000 M5), leere Säcke S5 090 Ss (4 4266000 Mt), Passagier und Umzugsgut 17 670 009 M ( 1133 O66 tc).
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Aus der im Verlage von Fr. Kortkampf in Berlin erschei⸗ nenden Sammlung von Reichsgesetzen, Text mit Anmerkungen“ lienen bier Hefte vor, deren Inhalt die neuen Zoll⸗ und Steuer⸗ gesetze bilden. Das eine Heft enthält unter dem Titel: Die Zoll⸗ und Steuergesetze vom 15., 16., 18., 19. und 20. Juli 1879 die Gesetze, betr. a. den Zolltarif, diesen selbst mit den Bestimmungen über Tara; — b. die Waarenstatistik; — e. Besteuerung des Tabaks, und d. Steuerfreiheit des zu gewerblichen Zwecken bestimmten Branntweins. — Das zweite Heft enthält das Zollgesetz und den Zolltarif und das Gesetz über die Statistik des Waaren ver kehr s. — Das dritte Heft bietet das Gesetz über die Tabaks steuer, und das vierte Heft diejenigen Nummern des Zolltarifs, auf welche das Gesetz sofort Anwendung gefunden hat, also die Eingangszölle auf Eisen, Getreide, Heli, Maschinen, Materialwaaren u. s. w., die Bestimmungen über Taravergütung, das vorläufige amtliche Waarenverjeichniß, und die Ge— setze über. Waarenstatistik, sowie über Steuerfreiheit des zu gewerblichen Zwecken bestimmten Branntweins. Prak⸗ tische Rücksichten ließen den Herausgeber Abstand nehmen von der Beigabe von Erläuterungen aus den Materialien; statt dessen sind die in den einzelnen Gefetzen , Stellen anderer Reichsgesetze entweder in Noten oder als Beilagen mitgetheilt, und ist besondere Sorgfalt darauf verwendet worden, den Gebrauch der Hefte auch dem Nichtfachmann leicht zu machen. So sind z. B. den einzelnen Paragraphen der Gesetze Inhaltsangaben beigefügt; bei denienigen Wagren, von welchen die neuen Eingangszölle bereits er⸗ hoben werden, sind die Termine, von denen ab sie zu entrichten, so⸗ wie die vom Bundesrath festgestellten Tara ⸗Vergütungsfsätze an. gegeben und diejenigen Waarenbezeichnungen, welche unverändert aus dem früheren alphabetischen Waarenverzeichniß herübergenommen, in dieser Ausgabe wörtlich und vollständig mitgetheilt. Hierdurch, wie durch die Einrichtung, daß sowohl im Waarenverzeichnlß wie im Tarif diejenigen Waaren, von welchen Eingangszölle nicht zu ent⸗ richten, in lateinischer Schrift gesetzt sind, gewinnen die Ausgaben an praktischer Brauchbarkeit. .
— Das Königliche Maxienstifts⸗Gymnasium zu Stettin hat sein diesjähriges Michaelis⸗Programm veröffent⸗ licht. Dasselbe enthält die 1. Abtheilung eines vom Prof. H. Lemcke mit großer Sorgfalt verfaßten Verzeichnisses der Handfchriften und alten Dru cke der Bibliothek des genannten Gymnasiums. Diese 1. Abtheilung beschäftigt sich mit 43 Handschriften, die sich früher in der Camminer Dombibliothek befanden, nach der Saͤkula⸗ risirung des Camminer Domstifts aus dem Camminer Dom nach Stettin auf das Schloß gebracht und dann im Jahre 1827 dem Marienstifts⸗Gymnasium zu Stettin geschenkt worden find, und be— schreibt die einzelnen 42 Codices bibliographisch genau nach ihrer äußeren Form, sowie nach ihrem Inhalt. Diese Bücher sind bon pommerschen Klerikern des 14. und 15. Jahrhunderts, die ihn Prag, Wien oder Bologna studirt hatten und ihren gelehrten Apparat mit in ihre Heimath zurück brachten, theils in Pommern, theils in Italien verfaßt worden, übrigens ihrem Inhalte nach für uns meist von nur geringem Werth, Sie betreffen größtentheils das kanonische Recht und die scholastischen Doktrinen, einige außerdem die für den gottes dien st
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lichen Gebrauch nothwendigen Missalen, verschiedene Schriften des Aristoteles, des Augustinus, des Thomas von Aquino, des Albertus Magnus, des Bischofs Albert von Halberstadt, des Wilhelm von Akam u. A. Darunter befinden sich guch Urkunden über Geschenke an die Kalandsbrüderschaft im 14. Jahrhundert, sowie nekrologische Nachrichten über Camminer Kleriker des 14. und 15. Jahrhunderts, Erklärungen schwieriger Worte des kanonischen und des bürgerlichen Rechts, ein neues Testament in lateinischer Sprache, eine Geschichte der Heiligen, des Festus Breviarium römischer Geschichte u. A. Die Verfasser der einzelnen Handschriften sind, wo möglich, überall an⸗ gegeben. — Der Rest der Handschriften, sowie die Beschrelbung der alten und seltenen Drucke, die sich in der Bibliothek des Marien⸗ stists⸗Symnasiums befinden, ist für ein späteres Programm des ge⸗ nannten Gymnasiums vorbehalten.
8 Gewerbe und Sandel. . Antwerpen, 23. Oktober. (W. T. B.) Wollau ktion Der Markt war sehr belebt und sehr fest. Angeboten waren 1932 B., verkauft wurden 1709 B. Paris, 23. Oktober. (W. T. B.) Die Bank von Frank⸗ reich hat den Diskont von 2 auf 3 0 erhöht.
Verkehrs⸗Anstalten.
Die „Urner Ztg. schreibt: In Göschenen' und Airolo fand diese Woche die letzte Absteckung der Tunnelaxe der Gotthard⸗ bahn statt. Es waltet übrigens nirgends ein Zweifel darüber, daß die Arbeiter in dem Richtstollen von Göschenen und Airolo sich zu Neujahr unter dem Berge zum Neujahrsgruß die Hand drücken werden.
Tr ie st, 24. Oktober. (W. T. B.) Der Lloyddampfer Hö ist aus Konstantinopel gestern Abend hier einge⸗ roffen.
Berlin, den 24. Oktober 1879.
Berlin, 24. Oktober. Heute Nachmittag fand die Trauerfeier für den verewigten Staats⸗Minister von Bülow in der Matthäikirche statt, in welcher die Leiche zu Füßen des mit einem Blumenhain umgebenen Altars auf einem schwarzen Katafalk aufgebahrt war.
Reicher Schmuck von Palmen und Kränzen, Spenden Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin von Mecklenburg⸗ Schwerin, des Reichskanzlers Fürsten von Bismarck und seiner Gemahlin, der hiesigen Botschafter und Gesandten, des Direktors und der Räthe des Auswärtigen Amts, sowie vieler Freunde des Verewigten deckte den Sarg. Die zahlreichen Orden des Dahingeschiedenen waren auf 3 sammtenen Kissen zu Füßen des Sarges . Zu beiden Seiten des Sarges verbreiteten 6 Kandelaber ihr mattes Licht. Zur Linken des Sarges hatten die nächsten Anverwandten Platz genommen. .
Das Schiff der Kirche und die Chöre füllte die zahlreiche Trauerversammlung: das diplomatische Corps, der General⸗ Feldmarschall Moltke, der Vize⸗Präsident des Staats⸗Ministe⸗ riums Graf zu Stolberg, der Minister des Königlichen Hauses Graf von Schleinitz, sämmtliche Staats-Minisker, zahlreiche Generäle, der Direktor und sämmtliche Räthe des Auswärtigen Amts und viele andere distinguirte Personen. — Bald nach 2. Uhr erschienen Se. Majestät der Kaiser, gefolgt von sämmtlichen General⸗Adjutanten und Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Carl und nahmen den Verwandken gegenüber an der rechten Seite des Sarges Platz.
Die Feier begann mit der vom Chor gesungenen Motette: „Selig sind die Todten.“ Nachdem alsdann die Gemeinde Whristus der ist mein Leben“ gesungen, hielt der General— Superintendent Dr. Büchsel die Trauerrede. Der vom Chor vorgetragene Choral: „Sei getreu bis in den Tod“, sowie der Gesang der Gemeinde: „Wenn ich einmal soll scheiden“ schloß die ernste Feier.
Nach der Feier ordnete sich der Trauerzug. Dem sechs⸗ spännigen Trauerwagen folgten die Galawagen des Kaisers, der Prinzen Carl, Friedrich Carl und des zahlreichen Trauer⸗ e Die Beisetzung erfolgte auf dem Zwölf⸗Apostel⸗
irchhof.
Herbstrennen beim Publikum hervorgerufen, haben das Direktorium der Rennbahn zu Doppegarten veranlaßt, noch einen Extra-Renntag zu veranstal— ten und denselben auf den künftigen Sonntag, den 36. d. M. fest= zusetzen. Daß dies Vorgehen auf einer gefunden Basis beruht, geht schon daraus hervor, daß trotz der kurzen Zeit, welche seit Entstehung der Idee zu diesem Projekt und der Ausführung derselben zahlreiche Anmeldangen von Rennpferdebesitzern eingegangen sind, so daß der Verlauf der Rennen am Sonntag ein sehr günstiger zu werden ver— spricht. Es werden nämlich folgende Konkurrenzen gelaufen werden: 1) Macaroni⸗Rennen. Preis 1000 ½, für Ziähr. Pferde aller Länder 800 m (5 Unterschriften), 2 Rococo⸗ Handieap, Preis 1500 M, 3 jähr. u. ältere Pferde aller Länder, 1590 m 3 Unterschr ); 3) Ocarina Jagdrennen, Preis 1009 46, 3 jähr. u. ält. Pferde all. Länd., 500 m (12 Unterschr3; H Fürstenberg⸗Handtegp, Preis 1060 M, 2 jähr. u. ält. Pf. all. Länd,, 1400 m 8 Unterschr. ); 5) Sa binus⸗Hürdenren nen, Handicap ⸗Preis 1000 4M, Herren ⸗Reiten, 2100 m (id Unterschr. ). Die Rennen beginnen um 1 Uhr. Dle Extrazüge fahren vom Ost« bahnhof um 12 Uhr und 12 Uhr 15 Minuten nach Hoppegarten hinaus. Es verspricht dieser Renntag noch ein angenehmes Herbst⸗ vergnügen im Freien zu gewähren.
Wie uns mitgetheilt wird, ist in Folge der Arbeit, welche die Lotterie der Berliner Gewerbe ⸗Aus stellung verursacht hat, die Publikation der Diplom ⸗Liste durch den Druck, welche der mündlichen Verlesung alsbald hätte folgen ollen, verzögert worden. Nachdem soeben den einzelnen Ausstellern, welchen Auszeichnungen zu Theil geworden, die offizielle Benachrichtigung bieruͤber ertheilt wor— den, ist auch der Druck der Diplom ⸗Liste veranfaßt und wird in den nächsten Tagen in den Zeitungen veröffentlicht werden.
Emil Schlagintweit, ein Mitglted jener Familie, die sich um die Erforschung Indiens durch Reisen und wissenschaftliche Ar—⸗ beiten großen Ruhm erworben hat, giebt ein großes Werk heraus, betitelt Indien in Wort und Bild, eine Schilderung, dles indischen Kaiserreichs“, welches ein Gesammtbild dieses mächtigen und produktiven Landes bieten soll. Tas Werk wird durch beinahe 4090 Abbildungen in vollendeter Ausführung geschmückt werden und soll in ea. 35 Lieferungen zu je 17 M im Verlage von Schmidt C Günther in Leipzig erscheinen. London, 24. Oktober. (W. T. B.) Nach bei Lloyds einge⸗ gangenen Nachrichten aus Newyork ist der Dampfer „Pajaro del Oeegno n auf der Fahrt von Havanna nach Ruevitas de Prin— ive im Old Bahama-⸗Kanal am 18. d. verbrannt. 42 Passagiere kamen bei der Katastrophe ums Leben; von der Mannschaft wurden 17 Mann gerettet, welche in New-Orleans eingetroffen sind.
Im Residenztheater wird die erste Aufführung des Dumgs'schen Schauspiels „Der natürliche Sohn“ in der Bearbeitung von Paul Lindau nicht am Sonnabend, sondern erst am Dienstag, den. 28. stattfinden. Was die Besetzung diefes Stückes betrifft, so sind die ersten Kräfte des Theaters, zu denen sich noch der Gast, Hr. Dessoir, gesellt, in demselben thätig.
Das allgemeine Interesse, welches die