— Als Aerzte haben sich niedergelassen: die ern Dr. Biel und Gleitzmann in Greifswald, Dr. Dassel in Dortmund.
annover, 27. Oktober. In der 96 en Sitzung des Provinzial - Landtages wurde der Antrag des Verwaltungsausschusses, dem ,, zu Han⸗ nover eine einmalige außerordentliche Unterstützung von 500 S aus den Ueberschüssen des Vorjahres, eventuell des laufenden Jahres zu bewilligen, von der Versammlung ange⸗ nommen.
um Korrigendenwesen hatte der Verwaltungs⸗ ausschuß folgenden Antrag eingebracht; ;
Der Provinzial Landtag wolle beschließen: 1) den ständischen Verwaltungsausschuß zu ermächtigen, eine zweite Korrektionsanstalt für Männer in geeigneten miethweise zu beschaffenden Gebäuden nach Maßgabe des hervortretenden Bedürfnisses zeitweise zu errichten, bei Führung der Verwaltung das für die Korrektionsanstalt zu Himmels thür festgesellte Reglement mit den durch die Verhältnisse gebotenen Aenderungen zu Grunde zu legen, die erforderliche Zuschußsumme aus dem für das Werkhaus zu Moringen bewilligten Juschusse bei ent⸗ sprechender Ermäßigung der Ausgabepositionen des pro 1880 geneh⸗ migten Finanzetats des Werkhauses zu entnehmen und dem nächsten , über die getroffenen Einrichtungen Rechenschaft abzulegen;
t 3 für etwaige bis zum Zusammentritte des nächsten Provinzial⸗ Landtages behufs Beschaffung von Raum für Korrigenden erforderliche Bauten dem ständischen Verwaltungsausschusse eine im Wege der ö. aufzunehmende Summe bis 15 000 j zur Verfügung zu
ellen; 3) die vom ständischen Verwaltungsausschusse und Landes. Direktorium ausgeführte Erweiterung des Gefangenen ⸗ Etablissements in Oerrel nachträglich gut zu heißen.
Nach längerer Debatte wurde der Antrag des Verwal⸗ tungsausschusses angenommen. Hierauf berichteten die Schrift⸗ führer über die Wahlen der Mitglieder des Landtags, die sämmtlich für gültig erkannt wurden. Die Position XXIII. des Finanz⸗Etats für das Landarmen⸗ und Kor⸗ rigendenwesen war bei der Budgetberathung ausgesetzt und wurde jetzt nachbewilligt. Die Ausgabe dafür ist mit 437 161 S6 veranschlagt. Es entfielen auf das Werkhaus zu Moringen 224 737 S, die Korrigenden⸗ und Landarmen⸗ anstalt zu Himmelsthür 31 494 ML, Verzinsung und Amor⸗ tisation 27 430 M, sonstige Ausgaben 1000 S6 Damit war der Finanz⸗Etat erledigt. .
um Ankauf von Ländereien für die Korrektions⸗ anstalt zu Moringen beantragte der Verwaltungsausschuß, ihm eine im Wege der Anleihe zu beschaffende Summe von 20 000 S zur Verfügung zu stellen. Der Schatzrath Hugen⸗ berg begründete diesen Antrag, indem er die größere Zweck⸗ mäßigkeit der Bewirthschaftung eigenen als gepachteten Landes hervorhob. Nach Annahme dieses Antrages wurde die Sitzung
geschlossen.
Bayern. München, 26. Oktober. (Allg. Ztg.“ Der Eisenbahn⸗-Ausschuß der Kammer der Abgeordneten wird bereits an einem der nächsten Tage über die Beschlüsse der Kammer der Reichsräthe bezüglich des Eisenbahn⸗Gesetz⸗ entwurfs in Berathung treten. Nachdem der Artikel 1 des Gesetzentwurfs, so wie er sich nach den Beschlüssen der Zweiten Kammer gestaltet hatte, von der Kammer der Reichsräthe pure abgelehnt worden ist, kann er in der Kammer der Abgeord⸗ neten nicht mehr in Betracht gezogen werden, vielmehr kann es sich nur darum handeln, ob den von der Ersten Kammer beschlossenen vier Linien beigestimmt oder noch die eine oder die andere Linie in den Gesetzentwurf aufgenommen werden soll; an Anträgen hierzu wird es nicht fehlen.
— 27. Oktober. Der erste Ausschuß der Kammer der Abgeerdneten wird in den nächsten Tagen über den Entwurf eines Gesetzes, die Disziplin der Königlichen Staatsbeamten betreffend, in Berathung treten können, da der Bericht an die . heute vertheilt wurde. — Der zweite Ausschuß der Kammer der Reichs⸗ räthe hat heute den Gesetzentwurf, den Malzaufschlag be— treffend, nach zweistündiger Berathung in der Fassung der Abgeordnetenkammer, jedoch mit der Modifikation, daß statt dem 1. November der 16. November als Einführungstermin eingesetzt werde, mit allen gegen 2 Stimmen angenommen. — Die nächste Sitzung der Kam mer der Abgeordneten wird am Mittwoch stattfinden. Auf der Tagesordnung der—⸗ selben steht die Abänderung der Bauordnung und die Malz— aufschlagsnovelle.
Hessen. Darmstadt, 28. Oktober. (W. T. B.) Die Zweite Kammer hat heute ihr Bureau konstituirt; es wurden gewählt Kugler zum ersten Präsidenten, Muhl zum zweiten Präsidenten und Wulfskehl zum Sekretär.
Elsaß⸗ Lothringen. Mülhausen, 28. Oktober. (W. T. B.) Der Statthalter, General⸗Feldmarschall Frhr. von Manteuffel, welchen der Oberst von Strantz, der Ministerial⸗Rath Jordan und der Graf Wilhelm von Bis⸗ marck begleiteten, wurde bei seiner Ankunft auf dem hiesigen, mit Fackeln glänzend beleuchteten und dicht mit Menschen ge⸗ füllten Bahnhofe von dem Kreisdirektor Hammerstein und dem General von Böhn empfangen. Der Statthalter stattete noch an demselben Abend den Spitzen der Behörden und den hier ansäßigen Notablen seinen Besuch ab und nahm dann in einem Gasthofe Nachtquartier.
Am anderen Morgen besichtigte der Statthalter das Stadt⸗ haus, das Bürgerhospital und verschiedene industrielle Eta⸗ blissements. Mittags fand in den Räumen der Kreisdirektion Empfang statt; bei demselben erschienen der Bürgermeister nebst dem Gemeinderath der Stadt Mülhausen, die Mit⸗ glieder des Landesausschusser, des Bezirkstages, des Kreis⸗ tages und der Handelskammer, die Vorsteher der höheren Lehranstalten, die Geistlichkeit der drei Konfessionen, Mitglieder der . und Verwaltungsbehörden, sowie die Vertreter der
Presse. Der Statthalter ließ sich jeden Einzel nen der Erschienenen vorstellen und hatte namentlich mit den Mitgliedern des Ge— meinderaths eine längere Unterhaltung. Zum Schluß sprach der Statthalter seinen Dank für das ihm bewiesene persönliche , Entgegenkommen aus: „Es sei gut sich kennen zu ernen, damit man sich einmal ins Auge ,, habe.“ Vor der Tafel besichtigte der Statthalter dann noch die elsäßische Maschinenbau⸗Anstalt, die Gewerbeschule und das Museum und nahm seinen Rückweg nach dem Gasthofe durch die Cité ouyrière. Bei dem im Gasthofe veranstalteten Diner, an welchem 45 Personen Theil gn g. toastete der Statthalter auf das Wohl der Stadt Mülhausen und der Bürgermeister Mieg⸗Köchlin auf das Wohl des Statthalters. Der Präsident Schlumberger hielt eine Rede , Inhalts, in welcher er seinen Wünschen na . . zur ge⸗ deihlichen Entwickelung des Handels Ausdruck verlieh. Als
der Statthalter seine Rückreise antrat, wurde derselbe wie bei seiner Ankunft von der auf dem Wege zahlreich versammelten Bevölkerung mit begeisterten Hochrufen begrüßt.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 28. Oktober. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Abgeordneten hauses legte der Leiter des Finanz⸗Ministeriums, Sektionschef Chertek, das Finanzgesetz und den Budgetvoranschag pro 1880 vor, mit der Bitte, das Haus möge die Regierung in den Stand setzen, das perfekt gewordene Finanzgesetz noch vor dem Beginne des nächsten Jahres der Sanktion des Kaisers zu unterbreiten. Auf den Inhalt der Vorlage eingehend, schickte Chertek voraus, daß die Regierung eifrig be⸗ strebt sei, die Lasten, welche die Deckung der Staats⸗ erfordernisse der Bevölkerung auferlegt, möglichst zu erleich— tern. Dieses solle geschehen durch Vertheilung größerer In⸗ vestitionen im ungefähren Betrage von 9 Millionen der nächsten 4 Jahre auf eine längere Reihe von Jahren, durch Ersparnisse auf allen Verwaltungsgebieten, sowie durch Ver⸗ wendung eines Theiles des mobilen, leicht realisirbaren Staats⸗ vermögens. Das Minder⸗Erforderniß bei dem Ministerium des Innern beträgt 211 604 Fl., bei dem Ministerium für Landesvertheidigung 3130 Fl., bei dem Unterrichts⸗Ministerium 488 833 Fl., bei dem Handels⸗-Ministerium 169 054 Fl., bei dem Ackerbau⸗Ministerium 2265 740 Fl. und bei dem Justiz⸗ Ministerium 631 832 Fl. Durch Vollendung der Grund⸗ steuer⸗Regulirungsarbeiten in diesem Jahre ist die Finanz verwaltung in der Lage, für 1380 Ü/, Millionen für die Grundsteuerregelung weniger zu beanspruchen. Die bei den einzelnen Zweigen des Finanz⸗Etats erzielten Erspa— rungen ergaben insgesammt 5 245 000 Fl. Die Verzehrungs— steuer und Restitutionen sind um 11 23 000 Fl. höher und die Verzinsung der Staatsschuld um 2742580 Fl. höher ein— gestellt. Die Schuldentilgung beansprucht 1880 8 0ol2 5692 Fl. weniger. Bei der Präliminirung des Beitrages zu den ge⸗ meinsamen Angelegenheiten hatte die Erhöhung der Resti⸗ tutionen eine Reduzirung des Ansatzes der Zollüberschüsse um 5002 000 zur Folge. Die Etats des Reichs-Finanz— Ministeriums und des Ministeriums des Auswärtigen dürften nahezu unverändert bleiben. Der bei dem Erforderniß für das Heer wieder zu berücksichtigende Mehraufwand für die Reservistenübungen von 2223266 Fl. und das Mehrerforder⸗ niß durch das Einquartierungsgesetz von 1 873 340 Fl. wer— den durch Ersparungen in den verschiedenen Zweigen der Heeresverwaltung bedeckt, so daß bei Annahme einer Schlußziffer des Budgets für das Kriegs-Ministerium pro 1880, welche der des laufenden Jahres gleich ist, sich eine effektive Ermäßigung der Erfordernisfse des Heeres um 4 Millionen ergiebt. Bezüglich der Okkupationskosten konstatirte der Leiter des Finanz-Ministeriums, um Befürchtungen und unrichtigen Anschauungen zu begegnen, daß dieselben insgesammt 8 Millionen nicht übersteigen würden, wonach Cisleithanien für 5 488 090 Fl. aufzukommen haben werde, über deren Bedeckung Chertek nach Sanktionirung der Delegations⸗ beschlüsse durch den Kaiser Mittheilung machen werde. Die Gesammtsumme des Erhrdernisses ist auf 412 712 917 Fl. veranschlagt. Bezüglit n der Bedeckung desselben konstatirte der Leiter des Finanz⸗Mönisteriums, daß entsprechend den bis— her bekannten Perzepliongergebnifsen des Jahres 1879 die direkten Steuern gegen das Vorjahr um 760 000 Fl. höher veranschlagt werden konnten. Die Zollerhöhungen gestatten die Annahme eines Mehrertrages von 4 263 500 Fl., die Ver⸗ zehrungssteuer verspricht einen Mehrertrag von 6 155 000 Fl., die gesammte Erhöhung der Einnahinen des Finanz— Ministeriums beträgt 11 357 123 Fl. In Folge der gesetzlichen Theilung des Militärstellvertreter⸗ und Invalidenfonds sind 2 800 900 Fl. als Bedeckung eingestellt. Die Gesammtbedeckung beträgt 399 9965 774 Fl., das Defizit daher 12717 143 Fl. Das Defizit soll ohne Inanspruchnahme eines Kredites gedeckt werden, da die Regierung von dem Grundsatz ausgeht, daß, wenn die Lage Oesterreichs gründlich geändert werden solle, das Normalerforderniß des Staates nicht mehr durch Schulden⸗ machen gedeckt werden soll. Die Regierung beantragt zu— nächst mehrfache Aenderungen der Stempel- und Gebühren— kosten. Die Gebühren für Gewinne aus der Zahlenlotterie und Privatlotterien sollen auf 20 Prozent erhöht werden und dürften somit eine Mehreinnahme von 1 806 600 Fl. bieten. Die Erhöhung des Spielkartenstempels wird mit einem Mehr⸗ ertrag von cireg 80 000 Fl. in Anschlag gebracht. Die Ein⸗ führung einer fixen Stempelgebühr für Geldempfangsbestäti⸗ gungen in Handelskorrespondenzen und für Nachnahmescheine wird mit einem Ertrage von 360 000 Fl. berechnet. Die Auf— hebung verschiedener Gebührennachlaff soll 2 570 0600 Fl., eine mäßige Stempelerhöhung für gerichtliche Eingaben eine Mehreinnahme von. 7560 600 Fl. ergeben, aus der Steigerung der Gebühr von Versicherungsverträgen wird eine Mehreinnahme von 129090 Fl. berechnet. Die Ge⸗ sammteinnahme aus diesen Posten wird auf 5 800 000 Fl. veranschlagt. Die Regierung glaubt ferner, unter gleichzeiti= ger Einführung einer Perbrauchsabgabe für inländisches Mineralöl eine Erhöhung des Petroleumszolls von 3 auf 8Fl. eintreten lassen zu sollen, was eine Mehreinnahme von 4 800 000 Fl. sichern würde. Die Vorlage betreffend den Branntweinverschleiß läßt eine Einnahme von 11 Millionen erwarten. Der Ertrag dieser Maßnahmen zusammen würde das Defizit nahezu decken, da aber das Inkrafttreten dieser Gesetze kaum vor Ablauf des ersten Quartals zu erwarten ist, so mußte die Regierung darauf Bedacht nehmen, die Minder⸗ eingänge durch vorübergehende Maßnahmen zu decken. Sie legt daher einen Gesetzentwurf vor betreffend die Erhebung einer zehnprozentigen Gebühr von dem Personenverkehr auf Eisenbahnen und Dampfsschiffen, welches Gesetz jedoch nur für das Jahr 1880 in Kraft treten soll; ferner einen Gesetzentwurf, welcher die Umlage eines Betrages von 4 Mil⸗ lionen unter dem Titel „Ergänzungssteuer / beantragt. Diese Ergänzungssteuer wird alle Staatsangehörigen mit einem Jahreseinkommen von über 1400 Fl. treffen, soll aber nur 1880 erhoben werden. Um aber das Gleichgewicht im Staatshaushalte auch für die Zukunft sicher zu stellen, wird die Regierung sich bemühen, den Verwaltungsaufwand zu reduziren und das Abgabenwesen bleibend und durchgreifend zu reformiren. Die Regierung beabsichtigt demnächst, die n nn, einer allgemeinen Einkommensteuer, sowie die Durchführung der Steuerreform in Bezug auf die Grund⸗, Gebäude⸗, Erwerbs⸗ und Rentensteuer, sowie endlich die Be⸗ steuerung der Aktiengesellschaften.
geben.
— Die Polit. Korr.“ meldet aus Konstantinopel: Morgen soll abermals eine Konferenz der griechisch⸗ türkischen Kommission stattfinden. Die Hoffnung auf eine direkte Verständigung zwischen den griechischen und türkischen Delegirten ist gering. — Aus Belgrad: Zwischen dem Minister⸗Präsidenten Ristie und dem Gesandten der Ver—⸗ einigten Staaten ist ein Handelsvertrag auf der Grundlage des Meistbegünstigungsrechtes, sowie eine Konfular—⸗ konvention unterzeichnet worden. In Belgrad soll ein nord—⸗ amerikanisches General⸗Konsulat errichtet werden. — Die serbische Synode hat die Unabhängigkeit der serbischen Kirche proklamirt und beantragt die Ernennung des Metro— politen Michael zum Primas von Serbien.
Pe st, 28. Oktober. Der Finanz-⸗Minister Szapary hat heute im Unterhause das Budget vorgelegt und dabei ein Exposé gegeben, welches den bereits; mit⸗ getheilten Daten entspricht. Außer den bereits signalisirten Gesetzentwürfen wurden vom Minister ferner noch Gesetz⸗ entwürfe über die Erhöhung des Steinölzolles, sowie über die Abschaffung der Luxussteuern vorgelegt.
Großbritannien und Irland. London, 27. Oktober. (Allg. Corr.) Die Königin hat von sämmtlichen einfluß— reicheren indischen Fürsten Telegramme erhalten, worin diese Ihre Majestät zu der erfolgreichen Beendigung der Ex— pedition nach Kahul beglückwünschen. Die Absender geben der Versicherung ihrer loyalsten Gefühle und ihrer Bereitwil⸗ ligkeit Ausdruck, der britischen Sache in jeder Weise zu dienen, die in ihrer Macht liegt.
Aus Kushi (wia Djellalabad) telegraphirt der Spezial— Korrespondent des „Standard“, vom 26. ds.:—
General Goughs Brigade, die sich auf dem Wege zur Entsetzung der das verschanzte Lager im Shutargardan hal⸗ tenden Streitmacht befindet, kam heute hier an. Oberst Money, der jenen Posten befehligt, meldet, daß er von tausenden von Mangals umzingelt sei. Er signalisirt uns per Helio— graph, daß er sich behaupten könne; aber unsere Signalisten können Blitze sehen und den Donner schwerer Geschütze hören, und somit ist es klar, daß es dort heiß hergeht. Die Verbin⸗ dung mit Ali Khel ist schon seit vielen Tagen abgeschnitten. General Gough marschirt morgen mit dem 5. Punjab⸗ Infanterie⸗Regiment und vier Geschützen nach dem Shutar— gardan. Das 5. Punjab⸗Kavallerie⸗Regiment bleibt hier bis zu seiner Rückkehr. Sollte sich die Position im Shutar— gardan als unhaltbar erweisen, so wird sie geräumt werden, und Oberst Money kehrt mit seiner aus dem 2. Seikhs— Regiment und der Bergbattetie bestehenden Streitkraft mit General Goughs Corps hierher zurück. Sollte sich indeß der Feind nach dem morgen stattfindenden Treffen zerstreuen und die Straße nach Ali Khel offen lassen, dann wird Oberst Money mit seinem Kommando im Shutargardan bleiben und General Gough mit seiner Brigade nach Kabul zurückkehren.
Demselben Blatt wird aus Kabul, vom 26. d. M. ge⸗ meldet: Der Kotwal von Kabul und vier andere wurden heute für ihre Betheiligung an der Niedermetzelung der britischen Gesandtschaft gehenkt. Zwischen Ali Khel und dem Shutar— gardan hat ein Kampf stattgefunden, aber der Feind ist ge— schlagen worden und hat große Verluste erlitten, so daß die Verbindungen jetzt wieder offen sind.
Der Spezial-Korrespondent der „Daily News“ in Kabul telegraphirt unter dem 19. ds.:—
Fünf Gefangene, einschließlich Kotwal, der Chef der City— Mollahs, zwei Generale (einer Fürstlichen Abkunft) und ein Chowkidar, werden morgen gebenkt werden. Der letztgenannte General schleifte den Kopf des Majors Cavagnari von der Gesandt⸗ schaft nach dem Bala Hissar.; wo die Leute Kotwals sich desselben bemächtigten. Der Mollah hatte einen Religions krieg gepredigt und den Fanatikern die Fahne ge— Kotwal hatte die Leichen der Guiden über die Mauer in den Festungsgraben geworfen. Auch hatte er in Kabul eine Pro⸗ klamation verbreitet, welche die Mohamedaner zum Kampfe bei Charasiab aufforderte. Es wird behauptet, daß er hierbei nach Be⸗ fehlen des Emirs gehandelt habe, die durch den Sirdar Naik Ma— homed, den Commandeur en-chef der Rebellen, erlassen worden. Die Gefangenen wurden von der Militärkommission unter dem Vorsitz des Generals Massy verurtheilt.
20. Oktober. Die fünf Gefangenen wurden in der Nähe der Ruinen der Gesandtschaftsgebäude gehenkt. Die Kabulesen verhielten sich dabei ruhig. — Die Stämme, welche den Shutargardan blockirt hatten, haben sich nach ihrer Heimath zurückgezogen.
Demselben Blatte wird aus Lahore, vom 25. ds. telegraphirt:
Ungeachtet verschiedener gegenthelliger Gerüchte wird im Khypber—⸗ Paß ernster Widerstand erwartet. — Die Kurram⸗Bergbewohner bedrohen Gandamuk. — Es herrscht wenig Zweifel darüber, daß die Explosion imBalar Hissar das Werk von Verräthern war.
Frankreich. Paris, 28. Oktober. (W. T. B.) Wegen eines vor Kurzem gegen einen Militärtransport auf dem Wege nach Sebdou von marokkanischen Marodeuren ausgeführten Angriffs sind die von der Regierung von Marokko geforderten Genugthuungen in vollem Umfange geleistet worden.
Spanien. Madrid, 28. Oktober. (W. T. B.) Das Journal „Cronista“ meldet, daß der Ministerrath gestern einen Gesetzentwurf, betreffend die Abschaffung der Sklaverei auf Cuba, auf folgender Grundlage angenom⸗ men e, Die Abschaffung der Sklaverei soll unmittelbar bei Veröffentlichung des Gesetzes erfolgen. Die Freigelassenen sollen unter dem Schutze ihrer bisherigen Besitzer bleiben, welche verpflichtet sein sollen, ihnen Lohn zu geben. Acht Jahre hindurch soll am Schlusse eines jeden Jahres der achte Theil der Freigelassenen vollständig frei werden, und zwar durch das Ibo — Außerdem hat der Ministerrath beschlossen, die Zölle auf die Einfuhr von Cerealien nach der Halbinsel Angesichts des Standes der Ernten nicht zu berühren.
Rumänien. Bu karest, 27. Oktober. (W. T. B.) Der Fürst Karl ist gestern in Begleitung des Ministers des Innern Cogalnicegnu zur Inspizirung der Do br udscha ab— gereist. Der Fürst traf heute in Tultscha ein, wo demselben . der Bevölkerung ein enthusiastischer Empfang bereitet wurde.
Amerika. Washington, 28. Oktober. (W. T. B.) Der Schatzsekretär Sherman hielt gestern auf einem Meeting in New-Hork eine längere Rede, in welcher er erklärte; Die republikanische Partei würde niemals von der Politik der Baarzahlung abgehen; die von den Republi⸗ kanern befolgte Finanzpolitik habe den Handel und die . dustrie wieder aufleben lassen und dem Lande Kredit und Ge⸗ deihen gebracht. Trotz der Wiederaufnahme der Baarzahlun⸗ gen sei die Baarreserve im Staatsschatze nicht erschöpft wor⸗ den, denn es befänden sich darin gegenwärtig 172 Millionen
Dollars in Gold und 50 Millionen in Silber, und außerdem finde ein stetiger Zufluß an Gold von Europa dus statt. en gehend auf die golitische Lage hob Sherman hervor: Die Re⸗ publikaner wünschten regelrechte Wahlen und allgemeines Stimm⸗ recht; wenn die Wahlfälschungen Erfolg haben follten, so würde das Land zum Despotismus oder zur Anarchie geführt werden. Der Kongreß habe das Recht, die Wahlen seiner Mit ʒ lieder zu kontroliren; bei aller Achtung vor den Gesetzen der ein— elnen Staaten müßten doch die Gesetze der Vereinigten Staaten die höchsten bleiben. Der Süden habe versucht, die Wähler der Südstaaten durch Schrecken und Gewalt einzu— schüchtern; die Lage des Südens sei daher fast ebenso gefähr— lich, wie im Jahre 1869. Sherman forderte schließlich die Republikaner auf, alle Differenzen zu vergessen und sich zu vereinigen.
New⸗York, 26. Oktober, (Allg. Corr) Die von den Uta⸗Indianern in der White⸗-River⸗Agentur geraubten Frauen und Kinder sind unverletzt den Behörden der Ver⸗ einigten Staaten ausgeliefert worden.
Memphis, 24. Oktober. (Allg. Corr.) Es herrscht an⸗ haltend scharfer Frost, in Folge dessen das gelbe Fieber schwindet. Die von benachbarten Städten gegen Zufuhren autsz Memphis errichtete Quarantaine wird theilweise auf⸗ gehoben.
— 26. Oktober. für erloschen erklärt.
Asien. (W. T. B.) Dem Reuterschen Bureau wird aus Shanghai, vom 1. 2. M., via San . gemeldet, daß die Frage wegen der Foochoo⸗-Inseln noch immer schwebe.
Die gelbe Fieber-Epidemie wird
Erste ordentliche General⸗Syhnode.
Berlin, 29. Oktober. Die gestrige (15. Sitzung der General⸗Synode eröffnete der Präsident Graf v. Arnim⸗Boitzenburg egen 44 Ühr Nachmittags. Der Konsistorial⸗Rath und Super inkendent Kretschmar (Königsberg i. Pr.) sprach das Gebet. Den ersten Gegenstand der Tagesordnung bildete der Antrag der Rheinischen Provinzial⸗Synode, betreffend die Ablehnung resp. Niederlegung der Schulinspektion Seitens der Geist⸗ sichen. Der Referent, Superintendent Evertsbusch (Lennep), Präses der Rheinischen Provinzial Synode, ersuchte die Heneral Synode, zu beschließen: „I) Eine rechtliche Verpflich= tung der Geistlichen zur Führung der Schulaufsicht erscheint nicht mehr als begründet; 2) es werde von den Geistlichen er⸗ wartet, daß dieselben im Interesse des Unterrichts und der Er⸗ ziehung der Jugend die Ablehnung, resp. Niederlegung der Schul- aufsicht nur nach desfallsiger motivirter Anzeige an die kirch⸗ liche Aufsichtsbehörde, und zwar erst 14 Tage nach Lieser Anzeige vollziehen. Der Pfarrer Altgelt (Wülfrath in der Rhein provinz) bat, dem von dem Referenten proponirten Antrage zuzu— stimmen. Der Präsident des Evangelischen Ober Kirchenraths Hermes erklärte, der Evangelische Ober- Kirchenrath habe in seinem Erlasse vom Jahre 1875 nicht von einer Dienstpflicht im Interesse des Staates gesprochen. An eine Aufhebung der staatlichen Schulaufsicht könne jetzt nicht gedacht werden. Man befinde sich eben noch mit der Ausführung des Schulaufßshtsgesetzes von 1872 im Uebergangestadium. Es ftehe jedoch zu hoffen, daß in Zukunft von Seiten dez Staates Er⸗ leichterungen eintreten würden, die das Verhältniß der geistlichen Schulinspektoren zu den Staatsbehörden ersprießlicher und würdiger gestalten sollen. Im Hinblick auf diesen Umstand er- fuche er, heute nicht in eine Besprechung über den vor⸗ liegenden Antrag einzutreten. Die Synode beschloß dem⸗ gemäß. Nach einem kurzen Referat des Regierungs ˖ Präsidenten v. Flottwell (Martenwerder) wurde alsdann ohne Debatte beschlossen: „Auf Grund der Bestimmungen der S§S. 14 Abs. 2 und 38 der General⸗Synodalordnung vom 20. Januar 1871 und des Artikels 15, Abs. 2 des Gesetzes vom 3. Juni 1876 erklärt die General · Synode sich damit einverstanden, daß der endgültige Vertheilungsmaßstah für die Kosten der General⸗Synode dahin festgestellt wird, daß diese Kosten auf die Provinzen der Landes Kirche nach Maßstab der Gesammtleistung der evangelischen Ge⸗ meindemitglieder an Klassen. und klassifizirter Einkommensteuer auf— gebracht werden. — Auf Antrag des Gymnasial⸗Direktors g. D. Herbit (Halle) wurde weiter beschlossen: den Evangelischen Oher⸗ Kirchenrath zu ersuchen, bei den Staatsbehörden dehin zu wirken, daß bei Feftsetzung der Ferien an höheren Schulen, einschließ lich der Militärbildungsanstalten, thunlichst darauf Rücksicht genommen werde, daß den Schülern der Besuch des, Gottes. bien stes, sowie die Sonntagsheiligung ni rt verkürt werde. Der Hofprediger Schrader (Berlin) referirte hierauf über Lie Pfarr; wahl⸗Srdnung. Die diesbezügliche Kommission schlit folgende Aenderungen der Verordnung zur Ausführung des 5. 82 Nr. 2 der Kirchen- Gemeinde und Synodalordnung vom 10. September 1873 vor? „dem 5. 7 hinzuzufügen: Sind mehrere Gemeinden unter einem gemeinschaftlichen Pfarramt verbunden. so nehmen auch die Vertretungen der zur Pfarrkirche gehörigen Kirchen privaten Pa⸗ tronats an der Gemeindewahl Theil. Dem § 3 ist folgendes Alineg beizufügen: „In Fällen, wo das kirchliche Interesse es wünschenswerth erscheinen läßt, können mit Genehmigung des Evangelischen Ober⸗ Kirchenraths wahlfähige Personen mit dem erforderlichen Dienstalter §. 4) auch dann, wenn sie noch nicht ordinirt sind, in solche Pfarr nen berufen werden, deren Jahreseinkommen 3690 übersteigt. Der 5. 5. ist folgendermaßen zu fassen: „Die Bewerbung ist nur beim Konfistorium, und zwar schriftlich anzubringen, Dasselbe übersendet die eingegangenen Meldungen dem Gemeinde ⸗Kirchen⸗ rath, Den Geistlichen und Kandidaten ist jedes Werben um Stimmen, sowie jeder Versuch, durch unwürdige Mittel auf die Wahl einzuwirken, dei Vermeidung disziplingrischer Ahndung ver⸗ boten“. Bie beiden ersten Alineas des 8. 6 sing folgendermaßen zu fassen: Der Gemeinde⸗Kirchenrath hat unter Leitung des Super intendenten alle zu einer guten Wahl erforderlichen Vorbereitungen zu treffen. Sowohl die vereinigten Gemeinde ⸗Organe als auch der Gemeinde ⸗Kirchenrath für sich können verlangen, daß die zur Besetzung der Stelle in Aussicht genommenen Geistlichen und Kandidaten nach vorheriger Abkündigung in den Gemeindekirchen des Gemeindebezirks eine Predigt und Kat chisation halten. Die Wahl ist nicht auf diejenigen beschränkt, welche eine Predigt oder Katechisation gehalten haben.“ — Dem §. 9 ist Folgendes hinzuzufügen: Hat der eistliche nicht bereits vor der Wahl eine Gastpredigt gehalten und ist er auch sonst der Gemeinde nicht schon hinlänglich bekannt, fo bat eine Probepredigt und Katechisation stattzufinden. Innerhalb zwei Wochen nach der ersten Bekanntmachung beziehungsweife nach der Probepredigt ann jedes Ge— meindemitglled gegen Lehre, Gaben und Wandel des Gewählten und gegen die Gefetzlichkeit der Wahl bei dem Superjntendenten Ein⸗ fpruch erheben.“ 5. JI. „Der Gemeinde⸗Kirchenrath hat, nachdem der Gewählte angenommen hat, die Wahlverhandlungen durch den Super. intendenten dem Konsistorlum elnzureichen, welches über die Beru⸗ fung des Gewählten befindet. Daz Alinea 2 zu 5. 13 ist folgender= maßen zu fassen: „Erfolgt die erste Erledigung seit dem 1. Ja- nuar 1855. auf andere Weise als, durch den Tod des Stelleninhabers, so wählt die Gemeinde in allen Erledigungsfällen, welche bis zum 1. Januar 1851 eintreten; die Kirchenbehörde dagegen besetzt in dilen gleschartigen Fällen des darauf folgenden Kalender · 6 In gleicher Weife findet vom 1. Januar 1882 ah ein jähr⸗ icher Wechsel zwischen der Besetzung mit und ohne Konkurrenz der Gemeindewahl bei den nicht durch den Tod zum ersten Male erledig⸗ ten Stellen statt. Dem 5. 14 ist hinzujufügen: „Wird
die Berufung des Gewählten (6. 11) in Folge der wider die Wahl erhobenen Einsprüche oder aus anderen Gründen von dem Konsistorium versagt, so muß eine Neuwahl binnen 6 Wochen vorgenommen werden. Hat auch die zweite Wahl die Genehmigung der Kirchenbehörde nicht erhalten, so kann die Stelle von dem Konsistorium ohne weilere Kon⸗ kurrenz einer Gemeindewahl besetzt werden. Der Referent befürwortete die Vorschläge der Kommission. Der Konsistorial⸗ Präsident Hegel erklärte, er wolle seinen in der Kommission gestell⸗ ten Antrag, die Wahl der Gemeinde auf drei von dem Konsistorium vorzuschlagende Kandidaten zu beschränken, nachdem ihn die Kom ⸗ mission abgelehnt, nicht erneuern, sondern ihn nur dem Ober⸗Kirchen⸗ rathe zur Erwägung anheimgeben. Der Superintendent a. D. Meinhold (Cammim sprach sich gegen das Gemeindewahlrecht aus und bedauerte, daß der Synodale Hegel seinen Antrag zurückgezogen habe. Nachdem noch der Superintendent Claser (Gr. Wanzleben) und der Konsistorial⸗Rath Leuschner (Merseburg) die Vorlage befürwortet hatten, bemerkte der Präsident Hermes: der Ober⸗Kirchenrath erblicke in dem Antrage Hegel eine Verfassungsänderung, zu der trotz einiger betrübenden Vorgänge noch keine Veranlassung vorliege. Auch in dem Vorschlage der Kommission vermisse das oberste Kirchenregi⸗ ment den Nachweis der Dringlichkeit. In der darauf folgen⸗ den Spezialdiskussion wurden die 1 und 2 nach den Vorschlägen der Kommission und §. 3 Al. 2 in folgender Fassung an⸗ genommen: „Sind mehrere Gemeinden unter einem gemeinschaftlichen Pfarramt verbunden, so nehmen die Vertretungen derselben, sofern nicht Rechte Dritter entgegenstehen, an der Gemeindewahl Theil. — Darauf wird die Sitzung gegen 85 Uhr Abends geschlossen. — Nächste Sitzung: heute, Nachmittags 6 Uhr.
Statistische Nachrichten.
Bei der Magdeburger Allgemeinen Versicherungs⸗ Aktiengesellschaft — Abtheilung für Unfallversicherung — kamen im Monat Septem ber 1879 zur Anzeige: 22 Unfälle, welche den Tod der Betroffenen zur Folge gehabt haben, 5 Unfälle, in Folge deren die Beschädigten noch in Lebensgefahr schweben, 33 Un— fälle, welche für die Verletzten voraussichtlich lebenslängliche, theils totale, theils partielle Invalidität zur Folge haben werden, 507 Un— fälle mit voraussichtlih nur vorübergehender Erwerbsunfähigkeit. — Summa 562 Unfälle.
Kunst, Wissenschaft und Ziteratur.
Das „Regierungs⸗ und Nachrichtsblatt für das Fürstenthum Schwarzburg Sondershausen“, welches sich die Pflege der Landesgeschichte sehr angelegen sein läßt, hat im Laufe des verflossenen und dieses Jahres eine Reihe von „Beiträgen zur Kenntniß der Beziehungen, welche zwischen dem Prinzen Wilhelm J. von Oranien (dem Schweigsamen) und dem Grafen Günther Tbl. von Schwarzburg und dessen Hau se stattfanden“, veröffentlicht, die für den Historiker von In— teresse sind, weil sie auf archivalischen Studien beruhen. Der Verfasser, Th. Irmisch, hat nämlich in dem fürstlichen Landesarchiv zu Sondershausen eine beträchtliche Anzahl von Briefen des berühmten Draniers (theilt durchweg von seiner Hand geschrieben, theils von ihm unterzeichnet) an den Grafen Günther den Streitbaren (geb. 1629), sowie mehrere andere Schriftstüte vorgefunden, welche von jenem herrühren oder sich auf ihn beziehen. Diese Ur⸗ kunden sind für eine, eingehende Darstellung benutzt, welche mit dem wichtigen Zeitabschnitte in dem Leben des Prinzen von Oranien beginnt, al er die von Philipp 1J. von Spanien schwer bedrückten Niederlande verlleß und sich nach, Deutschland in die Grafschaft Nassau⸗Dillenburg (jetzt zur preußischen Provinz Hessen⸗ Nassau gehörig) begab, um bald von hier aus unter Verhaͤltaissen, welche nur einen so willenskräftigen Mann, wie der Prinz es war, nicht zu beugen vermochten, jenen wechselvollen, je doch endlich sieg⸗ reichen Kampf zur Befreiuag der Niederlande zu unternehmen, mit dem sein Name für alle Zeiten verknüpft sein wird. —ĩ
Graf Günther war, als sein Vater 1552, am 10. November, in Gehren plötzlich gestorben war, aus Lothringen, aus dem Kaiserlichen Lager vor Metz, zurück nach seiner schwarzburgischen Heimath gegan⸗ gen, zur Unterstützung seiner Mutter und seiner jüngeren Geschwister. Im Dezember 1553 war er auf kurze Zeit am Kaiserlichen Hoflager zu. Brüssel. Im Jahre 15354 nahm er Kaiserliche Kriegsdienste in den Niederlanden, gegen die Franzosen. Als Anführer (Rittmeister) einer aus 400 Mann bestehenden Reiterschaar, die er nicht ohne Mühe zusammengebracht hatte, ging er nach den Niederlanden. Er brach am 15 Juni (am Tage deß heiligen Vitus) von Sondershausen auf; der Zug ging über Halberstadt, Gandersheim und Cöln nach dem Kriegsschauplatze. Unter dem 22. Juni 16554 ernannte der Kaiser den Prinzen von Oranien zum Befehlshaber von 5 Reitr— schaaren (chief des bendes“), unter denen auch die des Grafen. Günther von Schwarzburg aufgezählt wird; es heißt unter Anderm in der Bestallung des Prinzen, daß die Kapitäne und die Lientenants jener Schaaren ohne sein Vorwissen Niemand Abschied geben sollen. So kam denn der Graf zu dem Prinzen in eine bestimmte dienst- liche Stellung. Aus dieser entwickelte sich bald ein näheres auf gegenseitiger Werthschätzung beruhendes, man darf sagen, freund⸗ schaftliches Verhältniß, welches, unerschüttert durch die mannigfach wechselnden Schicksale des Prinzen, bis zu dem Tode beider Männer kaum jemals eine Störung erlitten hat. Dafür legen die Briefe des Prinzen an den Grafen ein zuverlässiges Zeugniß ab. .
Graf Günther trat aber auch in ein nahes verwandtschaftliches Verhältniß zu dem Prinzen, indem er eine Schwester desselben, die Gräfin Katharina von Rassau (geb. am 29. Dezember 1543) heirathete. J
Der erste Brief, welcher uns erhalten ist, ist vom 16. August 1566, der letzte bis jetzt bekannt gewordene vom 28. März 1575. Aus vielen erkennt man das hohe Vertrauen, welches der Prinz in die zuverlässige und rechtliche Gesinnung des Grafen, in dessen Ur theil und reiche Erfahrung und in dessen Gewandtheit in geschäft⸗ lichen Dingen setzte. ; . .
Die Abhandlung schließt mit urkundlichen Mittheilungen über den Todestag des Grafen Günther und über die Heimbringung seiner Leiche aus den Niederlanden. .
München, 26. Oktober. Die Internationale Kunst-⸗ aus stellung, welche heute Abend um 5 Uhr, nach gerade hundert⸗ tägiger Dauer, ohne jede weitere Feierlichkeit geschlossen wurde, war am heutigen Tage von der noch nicht erreichten Zahl von 5160 Per⸗ sonen befucht. Die Gesammtfrequenz wird inkl. der Saisonkarten ca. 220 000 betragen. Morgen begiant bereits die Auelieferung der Werke.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Im Verlage von Wiegandt, Hempel und Parey hierselbst erschien soeben: eng gh und v. Lengerke's verbesserter la nd⸗ wirthschaftlicher Hülfs⸗ und Schreib⸗Kalender auf das Schaltjahr 1880, herausgegeben von Dr. Hugo Thiel, Geh. Reg. Rath und vortragenden Rath im Königlichen Ministerium für Landwirth= schaft, Domänen und Forsten in Berlin, von Dr. Emil v. Wolff, Professor an der K. landw. Akademie und Vorstand der landw. Ver⸗ fuchsstation zu Hohenheim (33. Jahrgang). Dieser altbewährte Kalender, der schon seit Jahren ein unentbehrliches Vademecum vieler Tau- sender deuischer Landwirthe geworden ist, weist auch in diesem Jahre viele wesentliche Verbesserungen auf. Als eine dankenswerthe Neue⸗ rung muß es anerkannt werden, daß das , aus dem ersten Theil in den zweiten Theil gebracht wurde. Der Kalender trägt dadurch in der Tasche nicht so auf, und Herren, welche das Verzeichniß doch lieber bei sich führen, können die ihre Gegend be⸗ treffenden Blätter mit Leichtigkeit aus, dem zweiten Theil heraus- trennen und in den ersten Theil einkleben. Der zweite Theil enthält neben den bekannten Zusammenstellungen der Tandwirthschaftlichen Vereine, Behörden, Lehranstalten, neuen
Gesetzen (darunter auch der neue Zolltarif), Geneglogie der 6 regierenden Häuser u. s. w. eine größer? Arbeit des Prof. Julius Kühn in Halle über die Frage: Worauf soll sich der Landwirth bei seinen praktischen Futterbestimmungen stützen?. Dieser Aufsatz ist wieder in der dem Verfasser eigenen Art geschrieben, welche, aus der vollen Wissenschaft schöpfend, doch namentlich für die Praxks berechnet ist, und in der That soll te es kein Praktiker unterlaffen, diefe auf die reichsten Erfahrungen gestützten Lehren über Fütterung sich zu eigen zu machen.
Gewerbe und Sandel.
Unter dem Titel: ‚Deutsche Monatshefte zur Be⸗ förderung der Erxwerbzthätigkeit unsrer Gewerbe⸗ treibenden; unter Mitwirkung bewährter Fachmänner Heraus- gegeben von Karl Schröder ist im Verlage von Franz Büching in Hof und Leipzig das 1. Heft des J. Bandes einer Zeitschrift er⸗ schienen, welche es sich zur Aufgabe gestellt hat, unter den Ge⸗ werbetreibenden aller Branchen eine bessere Berufsbildung in tech ⸗ nischer, künstlerischer und wirthschaftlicher Richtung durch interessante und gründliche Abhandlungen technologischen, kunstgewerblichen, kulturhistorischen, volkswirthschaftlichen und handels wissenschaftlichen Inhalts zu verbreiten. Monatlich soll ein illustrirtes Heft von 1 bis 5 Bogen Groß ⸗Quart erscheinen und der Preis pro Heft im Jahresabonnement 80 g; einzeln 1, „ betragen. Jede Rummer der deutschen. Monatshefte wird, wie die Verlags buchhandlung mittheilt, in ihrem ersten Theile mindestens 4 —–5 Ab- handlungen enthalten und die obengenannten Wissenschaften, sowie die Interessen der verschiedenen Gewerbe möglichst gleichmäßig berück⸗ sichtigen. Ferner soll die Zeitschrift Mittheilungen über neue Er⸗ findungen und bewährte Verbeßserungen aus dem Gesammtgebiete der Industrie und der Hauswirthschaft bringen. Auch den Gewerbe⸗ vereinen, den gewerblichen Lehranstalten, den gewerblichen und kunst⸗ gewerblichen Ausstellungen, Museen, Mustersammlungen ꝛe. will die Zeitschrift ihre Aufmerksamkeit widmen. Ebenso will sie es als ihre Aufgabe anfehen, die Gewerbetreibenden mit den neuesten Gesetzen und Verordnungen, welche das Gewerbewesen im Allgemeinen oder einzelne Zweige desselben betreffen, vertraut zu machen, und beachtens ⸗ werthe gewerb⸗ und handeleégerichtliche Entscheidungen mitzutheilen. Ferner sollen die Leser von Preisausschreiben sowie von Ehrenbezeu⸗ gungen für hervorragende gewerbliche Leistungen in Kenntniß gesetzt, sowle in jeder Nummer der Hauptinhalt der bedeutendsten technischen Journale und eine Uebersicht über neue Werke aus dem Gebiete der Gewerbe und Kunstgewerbe, der Technologie, Mechanik, Chemie so⸗ wie der Hauswirthschaft mitgetheilt werden. Weiter soll auch über Patentertheilungen auf bedeutungsolle Erfindungen berichtet und den Abonnenten auf Anfragen gewerblichen Jnhalts Auskunft ertheilt werdꝛn. Als Beilage soll jedem Hefte der Deutschen Monatshefte“ ein illustrirter Anzeiger für die Gewerbetreibenden Deutschlands bei⸗ gefügt werden. — Das erste vorliegende Heft der Zeitschrift enthält an größeren Abhandlungen folgende fünf: I) Die Motoren für das Kleingewerbe, ins besondere der Hocksche Sparmotor, 2) Die Ar- beitsleistung des Menschen und der Zugthiere. 3) Die Grundzüge des gothischen Baustylz. 4) Die empfehlenswerthesten Methoden zur Vervielfältigung von Schriststücken und Zeichnungen für geschäftliche 3 5). Aus der Geschichte des deutschen Handwer kerstandes. Der
andwerkerstand bis zur Bildung der Zünfte. Ein alphabetisches 5 und Sachregister soll am Schlusse jedes Bandes beigegeben werden.
Ham burg, 29. Oktober. (W. T. B.). Gestern Abend ist von hervorragenden hiesigen und anderen Aktionären der Rheinischen Eisenbahn an die Direktion dieser Gesellschaft der Antrag ab⸗ gegangen, eine außerordentliche Generalversammlung zu dem Zweck zu berufen, den von der Regierung vorgelegten Entwurf wegen Ver⸗ staatlichung der Rheinischen Eisenbahn unter der Modifikation zu genehmigen, daß für die Aktien eine Rente von sechs und ein halb Prozent gewährt wird. Die Antragsteller repräsentiren ein Aktien kapital von eirea 23 Millionen Mark.
Antwerpen, 28. Okiober. (W. T. B.) Wollmarkt. Schöne Buenos⸗Ayres⸗Wollen vielfach 5 höher. 2170 B. angehoten, 1489 B. verkauft.
New - Jork, 27. Oktober. (W. T. B.). Weizenver⸗ schiffungen der letzten Woche von den atlantischen Häfen der Vereinigten Staaten: nach England 253 000, do. nach dem Kontinent 180 000, do. von Kalifornien und Oregon nach England 100 000 Qrtrs., Visible Supply an Weizen 23 187 000 Bushel, do. do. an Mais 10 562 000 Busphel.
Verkehrs⸗Anstalten. New⸗Jork, 28. Oktober. (W. T. B.) Der Dampfer „England“ von der National⸗-Dampfschiffs⸗Compagnie (C. Messingsche Linie) ist hier einge re fen.
Berlin, den 29. Oktober 1879.
Bei dem Post- und Telegraphenamte auf der Berliner Gewerbe⸗Ausstellung sind während der Dauer der letzteren 58 428 Sendungen behandelt worden, nämlich 36 828 zur Einlieferung gekommene und 14 418 bestellte Briefe, Postkarten, Drucksachen und Waarenproben, 1598 Rohrpost⸗ sendungen, 4157 Telegramme und 1427 Postanweisungen im Gesammtbetrage von 75 653 M
Bonn, 25. Oktober. (Bonner Ztg) Das Schumann⸗ Denkmal ist nunmehr aus Carrara unversehrt hier angekommen. Der vorgerückten Jahreszeit wegen hat jedoch das Comits für das Schumann ⸗Denkmal beschlossen, die feierliche Enthüllung erst im nächsten Frühjahr vorzunehmen.
Im Residenz-⸗Thegter ging gestern A. Dumas Schau⸗ spiel Der natürliche Sohn“ in einer neuen Bearbeitung von Paul Lindau in Scege. Das Stück zählt gegenwärtig bereits ein Alter von 21 Jahren; es erschien zuerst im Jahr: 1858 auf der Bühne des Theater du Gymnase in Paris, und ist seitdem in ver⸗ schiedenen Uebertragungen auf deutsche Bühnen übergegangen und auch von den französischen Theater⸗Gesellschaften im Saal⸗Thegter des Königlichen Schauspielhauses wiederholt aufgeführt worden. Dasselbe gebört noch jener älteren Produktionsperiode des fruchtbaren Schrift⸗ stellers an, in welcher er, ungeachtet allen Realismus, doch die Grenzen der poetischen Schönheit und Wahrheit einzuhalten be⸗ müht war. L fils naturel zeigt die bedeutende Begabung des Dichters sowohl in der dramatischen Struktur des Stückes, wie in der Zeichnung der agirenden Personen und dem gefeilten sorgfältigen Dialog. Diese Vorzüge des Originals kommen in der
eschickten Bearbeitung von Lindau zu , . Geltung. doch
. der Uebersetzer wohl daran gethan, einzelne anstößige Stellen des Originals zu beseitigen oder doch zu mildern, anstatt dieselben mit augenscheinlichem Behagen und selbstgefälliger Breite aus- zumaleg. Die Darstellung war eine sorgfältig vorbereitete und abgerundete, im Einzelnen wie im Zusammenspiel wohl gelungene. Die Titelrolle spielte als Gast Hr. Paul, ein junger Künstler von bemerkenzwerthem Talente, den vornehmlich ein wohl. klingendes und gut ausgebildetes Organ auszeichnet, während Mimik und Bewegungen noch den Anfänger verrathen. Hr. Dessoir gab die Rolle des Advokaten Hippolyte Frossard mit ansprechender Wärme und vielem Humor. Von den älteren Mitgliedern des Residenz⸗Theaterg zeichneten sich die Herren Keppler und Haackfin den Partieen des Charles Sternay und des Marquis d' Ongebac durch charakteristische Individua ⸗ lisirung aus. Auch die Frauenrollen wurden durch die Damen Fr. Ernst (Marquise d'Qngebac)h, und den Frls. Castelli (Hermine), Wienrich (Henriette Sterngy) und Lacroix (Clara Bignot) so wirk= sam dargestellt, daß die Aufführung einen recht günstigen Eindruck machte und von dem zahlreich erschienenen Auditorium wiederholt mit lebhaften Beifallsbejzeugungen begleitet wurde.