1879 / 258 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 03 Nov 1879 18:00:01 GMT) scan diff

eich ungarn. Wien, 2. November. (W. T. B.) Die . bezeichnet die von den Blättern über eine bevorstehende Ergänzung des . . brachten Meldungen als Erfindungen und bemerkt, . , mentarische Situation lasse diejenige Ergänzung des Ka 6 welche dem Minister⸗Präsidenten Taaffe als . gelte und seinem Programme homogen sei, n, 8 un⸗ thunlich erscheinen. Der demnächst zur Veröffentli . 6. langende Steuerausweis wird bei den direkten Abgaben ein kleines Minus, bei den indirekten Abgaben abermals ein erhebliches Plus dem Vorjahre gegenüber konstatiren.

eiz. Bern, 1. November. (Bund. Der Bu n= 6 in den letzten Sitzungen den Entwurf eines Bundesgesetzes über den Schutz der Fabrik⸗ . dels marken berathen und denselben heute definitiv fest⸗ gestellt. Die Kommission des Nationalraths wird zur Prüfung der Vorlage am 10. November zusammentreten.

oßbritannien und Irland. Lon don, 31. Atober. ng ,. Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin 3u . Marquise of Lorne, kam vorgestern in London an. ü ie Prinzessin wird bis März nächsten Jahres in England weilen. Se. Königliche Hoheit der Großherzog von ö. reiste gestern Abend in Begleitung des Erbgroßherzogs ö. seines Gefolges , . . Morgen kam Farlos von Dover in London an. K der Führer der Home⸗Rule⸗Partei im Unter⸗ hause, hat ein Rundschreiben an sämmtliche irischen Unter⸗ hausmitglieder erlassen, worin er sie auffordert, ihre Namen unter eine an den Premier, Earl Beaconsfield, gerichtete Denkschrift über den Nothstand in Irland zu setzen. . Im Dubliner Stadtrathe brachte das Parlamen 3 mitglied Gram gestern einige Resolu tionen bezüglich der allgemeinen Lage Irlands ein. Mr. Gray . sich in eingehender Weise über die Ursachen aus, ame 9 den augenblicklichen gedrückten Stand des Handels . der Landwirthschaft herbeiführten, und wies nach, daß Iilan im letzten Jahre 30 600 0600 Pfd. St, verloren habe, Irland sei allmählich zu einem ungeheueren Weidelande herahgesunken, ba die in Folge der auswärtigen Konkurrenz sinkenden Preise die Anstrengungen der Farmer erfolglos gemacht hatten. Mr. Gladstone's Landakte habe Fiasco gemacht. Das einzige Aus⸗ kunftsmittel bestehe in der Schöpfung einer Klasse von Bauern Grundbesitzer natürlich bei voller Entschädigung der gegenwärtigen Gutsherrn. Diese Resolution wurde mit allen gegen eine Stimme angenommen. Es wurde ein Comité er⸗ nannt, um Sarl Beaconsfield und dem Unterhause Denk⸗ schriften zu überreichen über die Art und Weise einer allge⸗ meinen Hülfeleistung. Es sollen zu diesem Dwecle her⸗ besserte Wohnungen für die ärmeren Klassen Irlands her⸗ gestellt werden. ö rankreich. Paris, 31. Oktober. (Fr. Corr) Hr. 6 . , bekanntlich vom Senat zum Bericht⸗ erstatter über das Gesetz, betreffend den höhren Unter⸗ richt ernannt ist, hat seinen Bericht fertig. Hr. Simon ist wie Hr. Dufaure ein Gegner des Artikels 7, der die Mit— glieder der nicht anerkannten geistlichen Korporationen von der Ertheilung des Unterrichts ausschließt. Nächster Tage wird der Ordensrath der Ehren—

eai on. über einige ha sig, geen, r n n ien Ehrenzeichen in Fol r eftse wieder in Anspfuch nehmen.

h * fh . Die „Ag. Hau“ theilt den Zeitungen folgende Note mit: „Don Carlos hat sich gestern nach England eingeschifft. Seine Abreise ist durch Mittheilungen veranlaßt worden, die ihn von dem Beschlusse der Regierung benachrichtigten, die politischen Kundgebungen nicht zu dulden, denen seine Anwesenheit kürzlich als Vorwand gedient hat.“

Italien. Rom, 31. Oktober. (Ag. Hav.) Die De⸗ putirtenkammer ist auf den 19. November einberufen worden.

Griechenland. Athen, 1. November. Die Kammer ist heute mit einer Thronrede eröffnet worden. Die Thron⸗ rede konstatirt die bei den allgemeinen Wahlen bewiesene Ordnung und Loyalität, durch welche das Vertrauen des Königs zur Nation gerechtfertigt worden sei und betont die zu den auswärtigen Mächten bestehenden freundschaftlichen Beziehungen. Die Regierung lasse es sich ernstlich angelegen sein, die Bestimmungen des Berliner Kongresses hinsichtlich der griechischen Frage zu verwirklichen; von Tag zu Tag nehme die Lösung der internen Fragen einen glatteren Ver— lauf. Ich bin überzeugt, schließt der König, daß die bedeu⸗ tenden Interessen der benachbarten Staaten und der Beistand der Signatarmächte die eingeleiteten Unterhandlungen zu einem glücklichen Abschluß führen werden, welcher die Absichten des Kongresses verwirklicht. Griechenland muß sich aber auch mit der Ausbildung der Armee beschästigen, denn das wesent⸗ lichste Element, welches die Stellung eines Volkes bestimmt, ist seine Stärke.

Bulgarien. Sofia, 2. November. (W. T. B.) Die erste gesetzgebende Versammlung Bulgariens ist heute vom Fürsten mit folgender Thron rede eröffnet worden:

Als erster Fürst von Bulgarien begrüße ich mit Freude die erste gesetzgehende Versammlung. Nach großen und denkwürdigen Ereig⸗ nissen auf den Thron des neu geschaffenen Fürstenthums gelangt, habe ich mich vor Allem beeilt, dem großherzigen Czar„ Befreier für alle Wohlthaten, mit denen er unser Vaterland überhäuft hat, in meinem

Namen und im Namen des Volks, das mich zum Fürsten gewählt hat, Dank zu sagen. Ich habe geglaubt, auch allen Höfen der anderen Großmächte einen Besuch abstatten zu müssen, die die Existenz des bulgarischen Fürstenthumz feierlich anerkannt haben. Die Eindrücke, die ich von dieser Reise zurückbringe, sind außerordentlich günstige für das Schicksal meines neuen Vaterlandes und sehr ermuthigende für mich selbst. Die so freundschaftliche Aufnahme, welche ich überall gefunden habe, hat mich überzeugt, daß Bulgarien west davon entfernt ist, der Sympathien des aufgeklärten Europa beraubt zu sein und daß es von uns allein abhängen wird, künftig die Wünsche zu verwirklichen, welche man begt für einen regelmäßigen und fried lichen Fortschritt unserer Nation. Bei meiner Ankunft in Bulgarien von allen Bevölkerungskreisen mit Enthusiasmus und Liebe empfan.

gen, habe ich den Thron bestiegen, beseelt von dem glühenden Wunsche, mit allen meinen Kräften zu arbeiten an dem Wohle meines neuen

Vaterlandes. Bei dem Besuche, den ich dem größten Theile des

Fürstenthums kürzlich abgestattet habe, habe ich mit einer wahrhaften

Genugthuung die große Liebe und Anhänglichkeit wahrgenommen,

welche die Bevölkerung meiner Person entgegenbringt, und ich bin glücklich, durch Ihre Vermittelung der ganzen Natfon noch einmal meinen Dank dafür augsprechen zu können. Ich habe bei diesem Besuche Gelegenheit gehabt, die Bedürfnisse des Volkes selbst kennen zu lernen, welche der beständige Gegen⸗

chu. lichkeit und M

l i i ilt einer Fürsorge sein werden. Meine Regierung thei . die gh Dankbarkeit und die unbegrenzte . welche ich und mein gesammtes Volk für den , , und ist, meinen Ideen sich anschließend, bemüht gewesen, die 9 pathien der europäischen Mächte zu erhalten und zu y, , g u meiner großen Genugthuung kann ich die guten und . Beziehungen konstatiren, welche me ne Regierung mit den . barten Staaten ongeknäpft hat. Ich bin bei meinem jüngsten ö suche in Rumänien von dem Fürsten und von der Bevölkerung 66 Zeichen aufrichtiger Sympathie für meine Person und für ; . Farifche Volt empfangen worden, ich betrachte diese Freun shast = beweife als eine Garantie für die Aufrechterhaltung der , en beiden benachbarten Ländern bestehenden guten Beztehungen. enso habe ich von dem Fürsten von Serbien und von seiner Reg 6 unzweideutige Zeugnisse von den sreundschaftlichen r nn n,, von denen dieselben für uns beseelt sind, Ich habe die A sih z . Fürsten von Serbien demnächst einen Besuch abzustatten un. ö. (. darauf, dem Fürsten persönlich ausdrücken zu können, welche Wichtigkei ich den freundschaftlichen und brüderlicken Beziehungen , . Regierung bemüht ist, zu erhalten und weiter zu entwickeln. Die Situa . an der Grenze, welche ungünstig festgesetzt war 66 zu. der ej ö wo meine Regierung eingefetzt wurde, sich voll von Gg hren ig e, hat sich inzwischen Dank den rechtzeitig getroffenen Maßrege . geklärt. Die Schwierigkeiten sind leicht einzusehen, mit denen eine neue Regierung zu kämpfen hatte, welche eben zu neuem politischen Leben berufen worden war, und welche sich in konstitutionell en Formen organisiren sollte; alle einzelnen Verwaltungszweige machten ein Weiterentwicklung und eine Reorganisation no hwendig; Sleich⸗ wohl ist es in der kurzen Zeit., während welcher meine Regierung funktionirt, gelungen, mehrere Gesetzentwürfe a rue ten welche Ihnen zur Genehmigung vorgelegt werden sellen. Es. sind dies Gefetzentwürfe 1) über die administrative Eintheilung des Landes, 2) über die Kommunalverwaltung, 3) über die Srganifation der Verwaltung, 4) über Gensd'armerie, H mehrere Gesetze und Reglements zur Organisation der Telegraphenverwaltung und zum Bau neuer Kommunikations wege 6) über den Telegraphentarif, 7) die Vorlage von Konventionen mit den Nachbarländern über die Post« und Telegraphenverhbindung. 8) ein Gesetzentwurf über die Kirchenperwaltung in dem Jürsten. thum auf der Basis der durch die Konstitution verheißenen Tinheit der bulgarischen Kirche, 9) über die bulgarischen Münzen, 10) über Gewichte und Maße, 11) betreffend die Aufsicht über die arg ver⸗ wüͤsteten Wälder, 12) betreffend die Bergwerke, 133 über die Grund. steuer und über die Erhebung der direkten Abgaben, 14) über die Presse, 15) betreffend eine neue Gerichtsorganisation, 16) über die Einsetzung von Friedensrichtern und die. Uebertragung einiger gerichtlichen Befügnisse an die Gemeindevorsteher, endlich 17) über eine vollständigere und endgültige Organisation des Kassationshofes. Die in Wirksamkeit bestehenden Reglements über den öffentlichen Unierricht

müssen abgeändert und in einer Ordnung klassifizirt werden, Bedürf⸗

welche den nissen des Volkes besser angepaßt ist. In dieser Richtung wird Ihnen meine Regierung einen besondegen Gesetz entwurf vorlegen, welcher auch von der Gründung einer Rechtsschule handelt, ö Gesetzentwürfe und Vorlagen, unter denen sich eine solche über Eisen⸗ bahnen befindet, sind in Vorbereitung. Die bewaffnete Macht des Landes ist auf festen und dauerhaften Grundlagen he de stellt worden; im Interesse des Staates ist zu wünschen, daß das Prinzip der obli⸗ gatorischen Militärdienstpflicht die weiteste Anwendung finde und daß hierbei nur diejenigen Ausnahmen zugelassen werden, welche von einer absoluten Nothwendigkeit sind. Das Jil, das noch zu erreichen übrig bleibt, besteht in der möglichsten Verroll komm nung der Armee in der Kriegskunst und in der Entwicklung der Prinzipien der Ordnung und der Disziplin, damit die Armee zu einer Stütze für die Sicherheit des Staates werden könne ; Die Armee wird dann gleichzeltig zu einer Schule für die Bevölkerung

,,, ! affen r entwickeln ng eines Staafez und iel hee rdhbnetbehrküc ist. Zn dem östliben helle des Cin? des war nach dem Abmarsche der Kaiserlich russischen Armee eine Art von Räuberunwesen ausgebrochen, welches große und gefährliche Dimensionen anzunehmen drohte. Meine Regierung sah ö bei dieser Sachlage dem Lande die Möglichkeit zu seiner ruhigen Entfaltung zu gewähren und um zugleich jedem Zufall vorzubeugen, in die Nothwendigkeit versetzt, über die Provinz Varna und über einige Theile von Rustschuk und Tirnowa den Belagerungszustand zu verhängen. Obgleich die Ruhe in diesen Distrikten noch nicht vollständig wiederhergestellt ist, kann doch konstatirt werden, daß das Uebel sich nicht weiter verbreitet hat und ich habe die Hoffnung, daß dasselbe in kurzer Zeit vollständig verschwunden sein wird. Das Jahresbudget des Fürsten⸗ thums wird Ihnen vorgelegt werden, ebenso eine detaillirte Denk— schrift, aus welcher sich ergiebt, daß, wenn auch unser Vaterland ge⸗ wisse Reichthumsquellen besitzt, welche künftig werden ausgenutzt werden können, die gegenwärtigen Einnahmen doch weit daven ent— fernt sind, eine beneidenswerthe Finanzlage zu zeigen. Ich rechne auf Ihren Patriotismus und auf Ihren gesunden Sinn. Europa hat seine Augen gerichtet auf die erste gesetzgebende Versammlung und wird nach deren Thätigkeit beurtheilen, inwieweit die bulgarische Nation fähig ist, die ihr verliehenen Rechte zu genießen. Ihre weisen und friedlichen Arbeiten werden der ganzen Nation Ehre bringen. Ich erlaube mir Ihnen den Rath zu geben und Sie zu bitten, daß Sie die Zeit nicht mit unfruchtbaren Berathungen ver— lieren, sondern bald möglichst mit der Brrathung der Gesetzvorlagen und des Budgets beginnen, welche Ihre Hauptaufgabe sind. Sie werden damit das Vertrauen Ihrer Wähler rechtfertigen und sich die Billigung der eivilisirten Welt verdienen. Gott nehme Ihre Arbeiten in Schutz. Es lebe Bulgarien! ö Der Fürst wurde mit Enthusiasmus empfangen, das Ver— lesen der Thronrede war wiederholt von Beifallsrufen unter⸗ brochen, am Schlusse ertönten abermals lebhafte Beifallsrufe.

Amerika. Washington, 1. November. (W. T. B.) Die Staatsschuld der Vereinigten Staaten hat im Monat Oktober er. um 10 363 000 Doll. abgenommen. In der . befanden sich ult. Oktober 229 845 006 Doll. in Gold.

Südamerika. (W. T. B.) Nachrichten aus Valpa—⸗ raiso vom 8. v. M. (über London) bestätigen die Weg- nahme des „Hugscar“ durch die chilenische Flotte. Der „Huascar“ vertheidigte sich lange und tapfer. Sein Kommandant, Admiral Grau, 2 Lieutenants und eine große Zahl der Schiffsmannschaft wurden getödtet oder verwundet. Dem Panzerschiff „Union“, welches den „Huascar“ beglei⸗ tete, gelang es, zu entkommen; dasselbe wurde von chileni⸗ schen Schiffen verfolgt.

Erste ordentliche General⸗Sæynode.

Berlin, 3. November. Im weiteren Verlauf der Sitzung der General · Synode vom Sonnabend kam folgende, von dem Pfarrer Dr. Eiselen (Cickendorf b. Gr. Salze) und Genossen vorgeschlagene Resolution zur Berathung: „Hochwürdige General⸗ Synode wolle be⸗ schließen: 19 mit Bezug auf die Vorschriften in 8. 55 Rr. 10, 5. 68 Nr. 6 der Kirchengemeinde“ und Synodal⸗Ordnung, 5 36 Nr. 1 der General. Synodal⸗Ordnung und 5§. 8 der Verordnung vom 2. Dezember 1874 wird als feststehender Grundsatz anerkannt, daß die Einwendungen der Gemeindeglieder gegen die Lehre des zu

dem geistlichen Amt Designirten und ebenso die Anschul⸗ digungen gegen einen Geisklichen wegen Irrlehre im Diszi⸗

sich, um

linarverfahren nicht allein durch Handlungen in unmittelbarer ., des Amtes, sondern auch durch außeramtliche Erklärungen oder Publikationen begründet werden können. 2) Der Evangelische Orr Wr, wird ersucht, den vorstehenden Grundsatz bei allen in der Rekursinstanz an ihn gelangenden Fällen der bezeichneten Art zur Geltung zu bringen und daher auch dem General⸗Synodal⸗ vorstand die Theilnahme an der Entscheidung nicht zu versagen; ferner aber auch die Konsistorien anzuweisen, sich hiernach in dem einzuleitenden Verfahren zu richten, und sowohl bei Einwendungen der Gemeinde gegen die Lehre eines zum Pfarramt Designirten, als bei den Beschluß sassungen in einer Üntersuchung gegen einen Geistlichen wegen Irrlehre in allen Fällen die gesetzlich vorgeschriebene Zuziehung des Provinzial⸗Synodal- vorstandes nicht zu unterlassen.“ Nachdem der Antragsteller, Psarrer De. Eiselen, seinen Antrag motivirt hatte, bat der Konsistorial⸗Rath und Professor Dr. Klei⸗ nert (Berlin) über den Antrag zur Tagesordnung überzugehen, da die Antragsteller verlangten, daß alle Publikationen, gleichviel, ob dieselben an die Gemeinde, oder an die Gelehrtenwelt gerichtet sind, dem Disziplinargesetz unterstellt werden sellten. Der Konsistorial⸗ Präsident Hegel entgegnete: der Vorredner habe den Inhalt des An— trages falsch aufgefaßt. Daß ein Unterschied gemacht werden würde zwischen wissenschaftlichen Werken und populären Vorträgen, die ge— halten worden sind und gehalten werden sei selbstverständlich. Wissenschaftliche Forschungen sollten in keiner Weise beschränkt werden. Der Präsident. Hermes wies darauf hin, daß die Ausführung des vorliegenden Antrages auf praktische Schwierigkeiten stoßen würde, und ersuchte daher, mit Rücksicht auf das der nächsten General⸗ Synode vorzulegende Disziplinargesetz, den Antrag abzulehnen. Nach⸗ dem noch der Konsistorial⸗Rath und Prosessor Dr. Köstlin (Halle) die Tagesordnung beantragt und der Genera. Superintendent Dr. Erdmann (Breslau), der Professor Dr. Geß (Breslau) und der Hof⸗ prediger Dr. Baur (Berlin) den Antrag befürwortet hatten, gelangte derselbe mit großer Mehrheit zur Annahme. Den ersten Gegenstand der heutigen Tagesordnung beldete die Wahl des General-Synodal vorstandes und des Ge⸗ neral⸗Synodal⸗Rath gs. Auf Antrag des Grafen von Roth kirch⸗Trach wurde Graf von Arnim-Boitzenburg einstimmig durch Atklamation zum Ersten Präsidenten des General-⸗Synodal-Vor⸗ siandez gewählt. Derselbe nahm die Wahl dankend an. Bei der Wahl des Vize⸗Präsidenten wurden 181 Zettel abgegeben. Davon erhielten der Ober-Präsident a. D. von Kleist-Retzow 124. der Konsistgrial⸗ Rath und Professo. Dr. Köstlin (Halle) 56 Stimmen, 1 Zettel war unbeschrieben; demnach ist der Synodale von Kleist— Retzow zum Vize-Präsid enten des General-Synodalvorstandes gewählt; derselbe nahm die Wahl, ebenfalls. dankend an. Während die Wahlkommission die Feststellung der Wahl der Bei—⸗ sitzer vornahm, wurde in die zweite Berathung der Pfarrwahl— ordnung eingetreten. Auf Antrag des Hofpredigers Schrader und des Konsistorial⸗Präsidenten Hegel (Berlin) wurde der Absatz des §. 2 in folgender Fassung angenommen: „Sind mehrere Gemeinden unter einem gemeinschaftlichen Pfarramt verbunden (8. 2 Abs. 2 der Kirchengemeindeordnung), so nehmen die Vertretungen derselben, soweit nicht Rechte Dritter entgegenstehen, an der Gemeindewall Theil Im Uebrigen wurden die §. 1,3, 4, 5, 6, 7, 8. 9 und 10 nach den Beschlüssen der eisten Lesung angenommen. Den 5. 11 beantragte der Geheime Regierungs⸗ und Provinzial-Schulrath Dr. Schrader (Königsberg) in folgender Fassung anzunehmen: „Der Gemeinde⸗Kirchenrath. hat, nachdem der Gewählte angenommen hat, die Wahlverhandlung Lurch den Superintendenten dem Konsistorium zur Berufung des Gewählten einzureichen. Die Berufung darf, abgesehen von dem aus der Ge— meinde erhobenen berechtigten Einspruch nur versagt werden: I) wegen Gesetzwidrigkeit des Wahlverfahrens, 2) wegen Mangels der gesetz lichen Wählbarkeit des Gewählten, 3) wegen Verletzung der Vorschriften des 8. 3 dieses Gesetzes, 4 wegen geistiger oder körperlicher Unfähig⸗ keit der Gewäklten, das Amt zu verwalten. Der Konsistorial⸗ Präsident Hegel beantragte, diesem Antrage noch hinzuzufügen: 9) wegen Mangels an Nebereinstimmung des Gewählten mit dem Sekenntniß der Kirche, und 6) wenn der Gewählte . unwürdiges Derktin um Stlmmen oder durch Mittel auf seine Wahl Einfluß ausgeübt hat.“

andere Der

Präsident Hermes bat, den Antrag des Synodalen Schrader anzunehmen,

erachtete aber die Anträge des Synodalen Hegel, weil im Gesetz bereits vorgesehen, für überflüssig. Nachdem der Konsistoral⸗-Präsi= dent Hegel und der Synodale von Kleist⸗Retzow für, Bür— germeister Bötticher (Magdeburg) gegen die Anträge Hegel ge⸗ sprochen hatten, gelangte der 5. 11 nach dem Vorschlage von Schrader mit dem Antrage von Hegel ad 6 zur An— nahme. Der Antrag ad 5 des Antrages Hegel wurde abg lehnt. Das zweite Alinea des §. 11 lautet nach der ersten Berathung: „Im Falle der Nichtbestätigung der Gewählten hat das Konsistorium dieselbe näher zu begründen. Dem Gemeinde⸗ kirchenrath steht darnach die Appellation an den Evangelischen Ober Kirchenrath frei. Auf Antrag des Synodalen Hegel wurde be— schlossen, anstatt der Worte; „darnach die Appellation“ zu setzen: „da⸗ gegen innerhalb 4 Wochen die Berufung“. Ferner wurde beschlossen: in 5. H in der ersten Zeile ‚Die Bewerbung ist nur beim Konsistorium ꝛc. anzu⸗ bringen“, das Wort nur“ zu streichen. Alle weiteren Paragraphen, sowie die gesammte Pfarrwahlordnung gelangten hierauf nach der ersten Berathung unverändert zur Annahme. Der Gesetzentwurf, betreffend die Vertheilung der General-⸗Synodalkosten und der landeskirchlichen Umlagen auf die einzelnen Provinzen, gelangte unverändert, wie in erster Lesung beschlossen, zur Annahme. Dasselbe geschah mit dem Kirchengesetz, betreffend die Abänderung des 5. 14 der Kirchengemeinde und Synodalordnung. Das— selbe wurde in namentlicher Abstimmung mit 124 gegen 54 Stimmen unv rändert angenommen. (Schluß des Blattes.)

Statistische Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund⸗ heitsamts sind in der 43. Fahreswoche von je 1000 Be⸗ wohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 22,5, in Breslau 22,2, in Königsberg 27,8, in CGöln 26,6, in Frankfurt a. M. 19,8, in Hannover 17,3, in Cassel 174, in Magdeburg 28,7“ in Stettin 27,3, in Altona 23,8, in Stra ß⸗ burg 262, in München 37,5, in Nürnberg 21,8, in Augsburg 294, in Dresden 19.6, in Leipzig 20,0, in Stuttgart 22,2, in Braunschweig 23,1, in Karlsruhe 177, in Hamburg 24,8, in Wien 21,5, in Buda⸗ pest 32, 9, in Prag 33,8, in Triest 36,5, in Basel 19,6, in Brüssel 20,7, in Paris 24,4, in Amsterdam 20,9, in Kopenhagen 2577, in Stockholm 17,4, in Christiania 19,, in St. Petersburg 31,4, in Warschau 23,5, in Odessa 33,9, in Bukarest 36,9, in Rom —, ln Turin 22, l, in Athen in Lissabon 30,4, in London 22,55, in Glasgow 18,3, in Liverpool 264, in Dublin 32,3, in Edinburgh 19,0, in Alexandria (Egypten) 36.9. Ferner aus früheren Wochen: in New Jork 21,4. in Philadelphia 14,6, in St. Louis 11,9, in Chicago in St, Franzisco 12,5, in Calcutta 23, s, in Bombav —, in Madras 42,6.

Während der Berichtswoche herrschten an allen deutschen Be— obachtungsstationen westliche und südwestliche Windrichtungen, die am Schluß der Woche fast allgemein in südöstliche, in München in östliche umgingen. Die Luftwäͤrme war während des größten Theils der Woche eine milde, in den letzten Tagen der Woche an vielen Stationen des Mongts mittel übersteigend. Der Luftdruck sank während der Südwestürme in den ersten Tagen der Woche, stieg aber am 20. rasch und behauptete bis zum Schluß der Woche seinen hohen Standpunkt.

Die Sterblichkeitsverhältnisse der meisten größeren Städte zeigen im Vergleich zur Vorwoche nur wenig Veränderung; nur die westeuro⸗ päischen (Paris, London und die größeren englischen Städte)

zeigen größere Sterblichkeits verhältnißzahlen. Die allgemeine Sterblichkeitsverhältnißzahl für die deutschen Städte ist fast die

gleiche der Vorwoche (23,7 gegen 23,8 aufs Jahr und auf 1000 Be⸗ wohner gerechnet) Doch war die Sterblichkeit des Säuglingsalters im Vergleich zur Vorwoche eine wefentsich verminderte, so daß von 10000 Lebenden, aufs Jahr gerechnet, 86 Kinder unter 1 Jahr starben, gegen 93 der Vorwoche (in Berlin 86 gegen 93).

Unter den Todegursachen gewannen die meisten Infektionskrank— heiten, insbesondere Scharlachfieber, Diphtherie, typhöfe Fieber und in außerdeutschen Städten die Pocken größere Ausdehnung, während Darmkatarhe und Brechdurchsälle nachlassen. Mafern waren in Barmen und Bochum häufiger und traten in Kopenhagen und Liver— Pool recht bösartig auf. Scharlachfieber herrfchen in Duisburg und Bukarest in außergewöhnlicher Höhe; auch in München, Altona, Gladbach, London steigt, in Hamburg und Liverpool fällt die Zahi der Todesfälle. Wiphtherische Affektionen verliefen gleichfalls in Königsberg, Danzig, Stettin, Stuttgart, Pest, Leipzig, Hamburg, Crefeld, München häufiger tödtlich, in Berlin und Wien hat die Zahl der Todesfälle etwas abgenommen. Typhöse Fieber zeigen fich ebenfalls häuft er in Posen, Straßburg, Frankfurt a4. M., München, St. Petersburg. Sehr heftig wüthen' Thphen in Barce— lona, wo in der Berichtswoche denselben 44 Perfonen erlagen. Todesfälle an Flecktrphus werden nur aus London und St. Peterg⸗ burg (ie 4) gemeldet. Darmkatarrhe und Brechdurchfälle der Kinder erscheinen fast in allen größeren Städten seltener, auch der Keuchhusten hat in Crefeld und in Hamburg weniger Opfer gefordert. Todesfälle an Pocken waren in Paris, Bukarest, Bar⸗ gelona, London, St. Petersburg, Pest, Prag gesteigert, aus Krakau, Birmingham und Kadix wird je 1 Blatterntodesfall, aus Berlin 1 Todesfall an Varizellen gemeldet. Vom 5. bis 11. Oktober er⸗ krankten in Memphis 74 und starben 22 Personen am gelben

Fieber. Kunst, Wissenschaft und iteratur.

Der Statistische Auszug (aus dem von uns mehrfach erwähnten Tabellenwerk) und verschiedene Nachweise in Bezug auf Hamburgs Handelszustände im Jahre 1878, herausgegeben von der Handelskammer in Hamburg, sind erschienen.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Handbuch der landwirthschaftlichen Maschinen. Von H. Fritz, Professor am Eidgenössifchen Polytechnikum in Zürich. Mit 124 Holyschniften nach Zeichnungen des Ver— fassers. Berlin. Verlag von Wiegandt, Hempel & Parey. Ver⸗ lagsbuchhandlung für Landwirthschaft, Gartenbau und Forstwesen. 1880. VIII. u. 566 S. 8.

Tas Werk umfaßt das ganze Gebiet landwirthschaftlicher Ma— schlnen mit Ausschluß der Geräthe und richtet sein Hauptaugenmerk auf die Bestimmung der Leistungen und der Leistungsfähigkeit der—⸗ selben. Die Beschreibung der Maschinen ist deshalb' kur) geh alten, aber die Entwickelungsgeschichte in größerer Ausdehnung behandelt. Die allgemeinen (nicht ausschließlich der Landwirthschaft dienenden) Maschinen, im Besonderen die Motoren (Kraftmaschinen) sind wegen ihrer Unentbehrlichkeit für die Landwirthschaft mit in die Dar— stellung gezogen, wie andererseits auch die Maschinen der mit der Land— wirthschaft verwandten Gewerbe Berücksichtigung finden, so daß eine dem weitverzwzigten Gebiet entsprechende Reichhaltigkeit und Voll— ständigkeit geboten wird. Die Preise der einzelnen Maschinen sind gehörigen Orts eingeschaltet, zum Theil am Schlusse des Buchs zu⸗ sammengestellt. Das Werk ist sowohl für den praktischen Landwirth als für den Lernenden berechnet, zugleich Hand- und Lehrbuch. Die Einleitung beschäftigt sich mit der Darlegung des Stufenganges der Entwicklung der landwirthschaftlichen Maschinen von den rohesten Anfängen bis zum heutigen Höhepunkt, sucht die all⸗ gemeinen Ursachen dafür zu fixiren und schließt mit der Her⸗ vorhebung ihrer Bedeutung für die Kultur überhaupt. Sämmt⸗ liche landwirthschaftlichen Maschinen lassen sich in zehn Abthei— lungen gruppiren: Maschinen zur Bearbeitung des Bodens, zum Düngen, Säen, Ernten, zum Trennen der benutzbaren Theile von Halmen und Stengeln, zur Bereitung vegetabilischer Nahrungs⸗ mittel, desgleichen animalischer, zum Betriebe der Wirthschaft auf dem Hofe, zu verschiedenen Zwecken (Gartenbau, Bienenzucht 2c.) Kraftmaschinen oder Motoren. Die Darstellung selbst folgt jedoch einer anderen Gruppirung, in der Absicht, Wiederholungen zu ver— meiden. Zunächst werden die zur Herstellung der landwirthschafilichen Maschinen dienenden Materialien besprochen: Metalle, Hölzer, Steine, nach der auf ihre besonderen Eigenschaften gegründeten Verwendkarkeit. Seite 20 und 1 wird eine Gewichtstabelle dieser Materialien nach Kubik— decimetern und Kilogrammen gegeben. Der folgende Abschnitt han⸗ delt ron der Festigkelt der Materialien. Das nächste Kapitel, über die einfachen Maschinentheile, 35 Seiten, wird eingeleitet durch eine Auf⸗ zählung der Bindemittel, unter Angabe praktischer Rathschläge über deren Anwendbarkeit und Mittheilung von Herstellungs⸗ methoden, und verbreitet sich dann ausführlich über seinen Gegen⸗ stand, unter Anführung der Erfahrungen über die zweckmäßigste Herstellung und über die Brauchbarkeit derselben. Nach diesen ein— leitenden und allgemeinen Erörterungen wendet sich der Verf zum Hauptinhalte des Werkes und handelt die Naschlnen selbst auf 500 Seiten ab. Er theilt die Maschinen in zwei große Hauptgruppen: kraftaufnehmende (Beweger oder Motoren) und Arbeitsmaschinen. Die letzteren zerfallen in Maschinen zum Messen und Zählen, welche vorweg beschrieben werden, und Maschinen zur Vollziehung mechanischer Arbeiten, die eigentlichen Arbeitsmaschinen. Unter der Rubrik der kraftaufnehmen⸗ den Maschinen finden wir a. Maschinen zur Aufnahme animalischer oder Mus kelkräste (Hebel und Göpel). b. Maschinen zur Aufnahme kon Elementarkräften (Wasserkraft, Wind, Dampf, heiße Luft, Gas). Das sehr aukgedehnte Kapliel der eigentlichen Arbeitsmaschinen um⸗ faßt: I) Trankportmaschinen (Fuhrwerke, Walzen, Karren, Straßen⸗ lokomotiven, Eisenbabnen, S(ilbahnen; Maschinen zum Heben von Lasten, zum Fördern des Wassers ꝛc.),. 2) Pressen, 3) Centrifugal⸗ maschinen, 4) Dampfpflüge, 5) Säemaschinen, 6) Düngerstreumaschi⸗ nen, 7) Pferdehacken, 8) Jätemaschinen, 9) Mähemaschinen, 10) Kar⸗ toffelernfemaschinen, 11) Rübenheber, 19) Maschinen zum Trocknen und Sammeln der geschnittenen Pflanzen (Getreide, Heu), 13) Dresch⸗ maschinen, 14) Maschinen zum Entblätftern der Maiskolben, 15) Schrot, und Mahlmühlen, 16) Wurzelschneidemaschinen, 17) Häcksel⸗ schneidemaschinen, 18) Oeltuchenbrecher, 19 Reinigungs- und Sortir⸗ maschinen, 20) Wurzelwaschmaschinen, 215 Maschinen zum Brechen und Schwingen von Hanf und Flachs, 22) Dörröfen, 23) Futterkoch⸗ apharate, 24) Maschinen zur. Weinbereitung, 25) Maschinen der Milchwirthscha t. Dieser reiche Inhalt des Buches ist sachgemäß geordnet und die Behandlung faßlich und erschöpfend. Zahl⸗ reiche gute Holzschnitte unterstützen das Verstaͤndniß, und der Leser wird durch sorgfältige Zablenangaben über die Leistungs⸗ fähigkeit der Maschinen sicher Drientirt. Ein besonderes Verdienst hat sich der Verfasser durch die hiftorischen Uebersichten, durch die Vergleichung der Leistungsfähigkeit der Mafchinen verschiedener Systeme und durch die Nutzbarmachung der Ergebnisse der Wissen⸗

art. für seinen Zweck erworben. Die Ausstattung det Buches ist gut.

Gewerbe und Sandel.

Nach dem Geschäftsbericht der Chemischen Fabrik Union für das letzte Geschäftsjahr war der Verlauf der letzten Campagne nicht günstig. Zwar wurden die Säure- wie die Dünger⸗ fabrik trotz der, ungünstigen Lage der Landwirthschaft eben so stark, ja stãrker wie im Vorjahre beschäftigt, das andauernde Sinken der Rohmaterialienpreise verursachte indessen eine solche Panik auf dem Düngermarkte, daß die Preise der Superphotphate in erster Reihe rapide zurückgingen. Die Säurefabrik arbeitete im Ganzen genommen, recht günstig. Das Kommisstonsgeschäft hat sich gegen daz Vor⸗ jahr bedeutend gehoben. Von der Vereinzbank Quistorp u. Go, in Lig. ist der Gesellschaft im Laufe des Jahres theils baar, theils in Effekten die Summe von 169 851 MSL gezahlt, die mit einem Werthe von 26 115 é auf dem Delkredere und Er— neuerungekonto figurirt. Die Forderung an die Vereinsbank Quistorp u. Co. in Liqu, ist dagegen durch den vorjährigen Saldo

bereit.

glichen. Vom Conto dubioso, dessen Saldo im Vorjahre 16660 1. betrug, wurden durch solche 8268 „s abforbirt, so daß auf diesem Konto 9391 M verbleiben, welche Summe durch den Aufsichtsrath um 10 268 . erhöht wurde. Die Abschreibungen erreichten die Höhe von 36087 M Die Dividende ist vom Aufsichtsrath auch in diesem Jahre auf 30/0 festgesetzt worden.

6 vorliegenden neuesten Nummern (40 - 42) der „Wochen⸗ schrift zur Förderung deutscher Kunstindustrie“: „Kunst und Ge⸗ werbe“, herausgegeben vom Bayerischen Gewerbemuseum zu Nürnberg ('redigirt von Dr. Otto von Schorn), bringen an größeren Beiträgen Artikel über die Blechindustrie und ihre gegen⸗ wärtige Ausstellung in Nürnberg (Schluß), sowie über „Australien und die Weltausstellung in Sydney.“ Die beigelegten farbigen Kunftbläfter zeigen: eine Füllung von einem Chorstuhl in San Giorgio maggiore (16. Jahrhundert), einen Bronze Kandelaber italienischer Arbeit aus dem Nationalmuseum in Florenz (16. Jahrhundert) und ein Stoff⸗ muster (l. Jahrhundert) aus dem bayerischen Gewerbemuseum. Auch der Text ist mit zahlreichen Abbildungen geschmückt. Gleichzeitig wird Nr. 21 der „Mittheilungen“ des Mufeumz veröffentlicht.

Nürnberg, 1. November. (Hopfenmarktbericht von deopold Held, Hopfenkommissionsgeschäft) Der Hopfenmarkt zeigt keine Veränderung, und die Tendenz des Geschäftes ist immer noch flau. Die Preise haben in der zweiten Hälfte dieser Woche wiederum etwas nachgegeben. Es ist wahrscheinssch, daß, falls sich das Geschäft nicht bessert, die Zufuhren der nächsten Woche kleinere sein werden, da die Zwischen⸗ und Platzhändler wegen der großen, in der letzten Zeit fortwährend erlittenen Verlufte ziemlich muthlos ge—⸗ worden sind. Die Exporteure kaufen langsam fort, ohne einen größeren Umsatz zu Stande zu bringen; die Kundschaftshändler bleiben im Allgemeinen vorsichtig zumartend. Heute wurden im Ganzen eg, 309 Ballen verkauft, am Donnerstags markte ca. 56060 Ballen. Die Notirungen lauten: Marktwaare gering 95 110 6, mittel 115 125 AM, prima 135 - 140 „,-; Gebirgshopfen 150 170 ν , Hallertauer mittel 140 150 0, prima 75 = 185 AMS; Haller⸗ tauer Siegelgut (Au, Wolnzach) mittel 160 = 180 AS, prima 200 - 220 M; Spalter Land, leichtere Lagen, 190— 220 ½6; Württemberger

140 ½ ; Polnischer gering 120 130 ½, mittel 130 145 S, prima 1690 709. ½Æ½; Elsäffer gering 110 130 „e,, mittel 125— 140 , prima 165—- 165 ½ ; Altmärker 90 195 6; Ober⸗Oesterreicher 115 125 M; Lothringer 100 120 46; Belgische 90 = 5 . London, 3. November. (W. T. B.) Die Getreidezufuhren betrugen in der Woche vom 25. bis zum 31. Oktober: Englischer Weizen 3159, fremder 64 248; englische Gerste 2619, fremde 25 907; engl. Malzgerste 15609; engl. Hafer 1553, fremder 636 O03 QOrtis.; engl. Mehl 15581, fremdes 5579 Sack und 364 Faß. Glasgow, 1. November. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 357 6606 t gegen 199 50901t im vorigen Jahre. Zahl der im Betrieb befindlichen Hoch⸗ öfen 94 gegen 88 im vorigen Jahre.

Berlin, den 3. November 1879.

Hr. Dr.. G. Nachtigal theilt uns mit, daß aus Malta ein Telegramm eingegangen ist, welches meldet, daß die to hlfs'sche Expedition nach Innerafrika die Oasengruppe Kufara erreicht und durchforscht habe, aber daselbst ausgeplündert worden sei. Die Mitglieder derselben, Hofrath Gerhard Rohlfs und Dr. Anton Stecker sind in Folge dessen nach Benghasi zurückgekehrt.

Auf Grund des §. 2 des Gesetzes über die Schonzeit des Wildes vom 26. Februar 1870 in Verbindung mit 8 94 des Zuständigkeits⸗ gesetzes vom 26. Juli 1876 wird die Jagd auf Rebhühner innerhalb des Regierungzbezirks Potsdam mit Ablauf vom

Sonntag, den 16. November d. Is. geschlossen.

Potsdam, den 29. Oltober 1879. Der Bezirks ath.

ö eignissen schwerster Art heimgefucht worden.

Menschen ihres Lebens, über 10 Ooh ihrer Habe, viele Familien ihrer Ernährer beraubt wurden, nur annähernd zu schildern vermocht; eine der blühendsten Provinzen des Landes ist dem Elende preisgegeben;

erme l iche bittere Thränen zu trocknen giebt.

8 Wir Unterzeichnete wenden uns an das Mitgefühl deutscher Herzen. Beispiel gegeben, daß es für die Liebe, für wahre Menschenliebe keine Entfernungen, keine Grenzen der Nationalität, keine Schranken des Bekenntnisses giebt.

zu lindern, sind. ö und dennoch ist ein Aufruf an menschenfreundliche Hülfe noch nirgend

im eigenen deutschen Lande Thränen genug zu trocknen

Nationen vereinigt. Wo immer der Ruf erschallt: JJ Möge dieses Echo auch in deutschen Herzen erklingen! deutsche Hände sich regen, um entsprechend der hohen Achtung, welche zollt wird, den Beweis führen, daß die deutsche Flagge auch Werke . der Liebe aus deutschem Lande an fremde Küsten rägt! Das Hülfscomits für die Ueberschwemmten in der spanischen Provinz Mureia. „Graf von Bengmar, Königlich spanischer Gesandter, . Chrenvorsitzender. Fürst zu Carolgth-Beuthen, Mitglied des Reicht tages,

Vorsitzender. Kommerzien⸗Rath

Geh. Ober J ; ö Ed, Conrad, Ober⸗Bürgermeister von Berlin, Praͤsident des Irfů chien. Kolle

M j 28 Re Mitglied des Reichstages, giums der Kaufmannschast,

stellvertretende Vorsitzende.

Dernburg, Chefredacteur der National - Zeitung, Mitalied des Reichstages, G. Dietrich, Geh. Kemmerzlen⸗Rath, L. Gerson, Kommerzien Rath, Dr. M. Gumbinner, Redacte nr, Wil helm Herz, Geh Koemmerzien⸗Rath, Emil WHinxrichsen, von Hüäkfen, General⸗Intendant der Königlichen Swauspiele, Br. Hermann Klettke, Chefredacteur der Vossischen Zeitung, W. von Kraufe, B. Liebermann, Geh. Kommerien⸗Rath Br. Paul Lindau, von Madai, Polizei⸗Präsident, R. de Palacios, Pindter, Chefredaeteur der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung, Dr. C. Scheib“ ler, Direktor des chemischen Laboratoriums, G. Schweitzer, Re⸗ dacteur der National⸗Zeitung, Anton von Werner, Professor und Direktor der Akademie.

Eugen Landau,

Königlich spanischer General-⸗Konsul, Schatz meister. Wilhelmstr. 70b. Zur Annahme von Beiträgen, über welche s. Zt. öffentlich quittirt wird, erklären sich sämmtliche Mitglieder, insbesondere der Schatzmeister des Comités, Eugen Landau, Wilhelmstr. Ib., gern

von Forckenbeck,

des Delkredere⸗ und Erneuerungskontos in Höhe von 199 607 S6 be⸗

arm, e,, , amm m meer, ee

mittel 140 150 S, prima 1760—- 180 „é; Badischer mittel 12606—

Die spanische Provinz Murcia ist von elen entaren Er⸗

Berichte haben das namenlose Unglück, durch welches ca. 2000

der Barmherzigkeit und Mildthätigkeit ist von Neuem eine weite ] Stätte eröffnet, auf welcher es unsägliche Noth zu lindern und un—

Schon haben England, Frankreich und Belgien uns cin!

Wende man uns nicht ein, daß oftmals näherliegende Noth genug In der gleichen Lage befinden sich ja alle Völker der Erde, ungehört verhallt. Es giebt ein internationales Band, welches alle ar ; im: lt: Wir sind in Noth! ertönt es von allen Seiten zur Antwort: Wir sind zur Hülfe Mögen

seit einer Reihe von Jahren in Spanien dem deutschen Namen ge⸗

der guten

Die heraldisch-⸗genealogische Ausstellung, die der unter dem hohen Protektorat Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Georg stehende Verein ‚Deutscher Herold‘ aus Anlaß der Feier seines 1Rährigen Bestehens veranstaltet hat, ist am Sonntag in den oberen Räumen der Hausmannschen Weinhandlung eröffnet worden. Die Ausstellung, die erste ihrer Art, umfaßt eine Fülle interessanter und meist seltener Alterthümer aus den Gebieten der Genealogie, Heraldik und Sphragistik. In der genealogischen Abtheilung inter⸗ essiren vor Allem die verschiedenen zur Ausstellung gelangten Stammbäume der Hohenzollern, der Habsburger und des Königs⸗ hauses von. Württemberg. Im Uebrigen sind vor Allem reich vertreten die westfälischen, rheinischen und pommerschen Geschlechter. Durch kunstvolle Ausführung zeichnet sich die von Redernsche Ahnentafel aus; dem Familienschatz desselben Geschlechtes entstammt ein kunstvoll gewirkter Bettteppich mit den Wappen der ron Redernschen Ahnen aus dem Anfang des 17. Jahr⸗ hunderts. Ein seltenes Blatt ist ein ausgestelltes Tableau sämmt⸗ licher züricher Patrizierwappen; nicht minder werthvoll ist eine ähn⸗ liche Zusammenstellung der Wappen de r Würzburger Geschlechter. In reicher Zahl und meist koflbar illustrirt find Stammbücher aus dem Ende des 16. und dem Anfang des 17. Jahrhunderts ausge—⸗ stellt. Unter den auggestellten Wappenbildern sind werthvolle Stiche Alb. Dürers, Hans Holbeins, Behams u. A.; unter den Wappen⸗ büchern zeichnen sich durch Alter die von Jost Amann und Virgil Solis, letzteres überhaupt das älteste der vorhandenen Wappen⸗ bücher, aus. Recht zahlreich sind sodann auch Wappenbriefe geadelter Familien vertreten. Cin werthvollegß Unicum ist das zom Rechnung Rath Warnecke ausgestellte Kriegsalbum von 1870/71. Da selbe enthält die mit eigner Unterschrift versehenen Wappen des Kaiserlichen und des Kronpriazlichen Paares, der Prinzen Carl, Fri ed⸗ rich Carl, Alexander, der Könige von Bayern und Sachsen, des Fürsten Bigmarck, der deutschen Generäle u. s. w. In ähnlicher Weise hat Rath Warnecke die Wappen von Dichtern, unter ihnen Geibel, Scheffel u. A. zusammengestellt. Die Abtheilung der Siegel, deren iltestes aus dem Jahre 1155 stammt, weist werthvolle Exem⸗ plare auf. Hr. v. Linston hat aus seiner berühmten Sammlung die Siegel der Geschlechter ausgestellt, die in Eurepa eine Krone tragen. Aeußerst. werthvoll ist der einzig existirende Abdruck des Siegels Maximilians L, das der verstorbene Heraldiker Vo ßberg dem Könige Friedrich Wilhelm IV. zum Geschenk machte., Ein Schrank enthalt werthoolle Schmucksachen, Helme u. J. w.

Inns bruck, 2. November. (W. T. B.) Heute ist hier unter Theil nahme der Behörden und unter großem Andrange ber Be vsölke⸗ rung die erste protestantische Kirche in Tirol feierlich ein⸗ geweiht worden.

ö Madrid, 2. November. (W. T. B.) Die Verbindungen zwischen Valencia und Barcelona sind wieder hergestellt. Die un⸗ günstige Witterung dauert noch immer fort. Ün dem Wasser—

stande des Ebro ist jedoch jetzt ein erhebliches Sinken wa hrzu⸗ nehmen.

Un ser Heim in Schmuck und Kunst “. Verlag von Edwin Schloemp in Leipzig. Zweite Lieferung. (Pr. 2 S) Das vorliegende 2. Heft, dieses dem Streben der Gegenwart nach Kunst und Geschmack im Hause gewidmeten, unter Betheiligung namhafter Künstler ins Leben gerusenen Bilderwerks enthält 'eine Bade und eine Speisezimmer⸗Einrichtung, beide Blätter mit Figurengruppen lebendig staffirt. Der Text, aus der Feder des Bauraths Mothes, giebt werthvolle Winke zu einer stylgerechten Einrichtung der Wohnräume.

Im Königlichen Opern hause trat am Sonnabend Sgra. Adelina Patti zum ersten Male als Viokesfta in der gleich namigen. Oper von Verdi auf. Die hervorragende Leistung der Künstlerin in dieser Rolle war noch von ihrem vor— jährigen. Gastspiel in Krolls Theater in frischer Erinnerung und rief auch jetzt wieder allseitige Bewunderung und lebhaftesten Beifall hervor. In glücklichem Vereine verbinder Sgra. Patti mit ihren bewanderungswürdigen Stimmmitteln und shrer hohen Kunst im Gesange in seltener Vollendung dramatische Bar— stellungskraft. So gestaliet sie durch die Macht ihrer künstlerischen Wirkung diese an und für sich so wenig sympathische Rolle zu einem har—⸗ monischen Werke musikalisch⸗dramatischer Kunst von großer Schönheit. Mit Sgra. Patti trat als Gast Sgr. Nicolini in der Rolle des Alfred Germont“ auf, welche der Künstler ebenfalls schon im vorigen Jahre in Krolls Theater dargestellt hatte. Sgr. Ricolini ist ein tüchtiger Sänger, dessen Stimmmittel zwar nicht mehr ganz intakt sind, und dessen Art zu singen nicht ohne gewiffe italienische Sigenthümlichkeiten ist, so wirkt das viele und starke Tremo⸗ iren auf deutsche Ohren nicht angenehm —, welcher aber durch gute Schule und gebildeten Vortrag eine recht gün⸗ stige Wirkung erzielt. Neben den Gästen' zeichnete sich von den heimischen Künstlern vornehmlich Hrh. Betz durch seine überaus

gelungene Durchfahrtung der Rolle des Georg Garmont aus. Wirder⸗ holt mit Sgra. Patti hervorgerufen, mußte der Künstler nach dem zweiten Akte dreimal hinter einander allein erscheinen. Volle An⸗ erkennung verdienen auch die übrigen Mitwirkenden. Das weite Haus war bis auf den letzten Platz gefüllt und folgte dem gebotenen seltenen Genusse mit lebhafter Spannung und augenscheinlicher, sich in eft wiederholten rauschenden Beifallsbezeugungen äußernder Be— friedigung.

Se. Majestät der Kaiser beehrte die Vorstellung mit Seinem Besuche und verweilte bis zum Schlusse.

Im Wallner-Theater ging am Sonnabend ein vier— aktiges Lustspiel, Wohlthätige Frauen“ von Adolf 8'Arronge zum ersten Mal in Seene und erzielte einen durchschlagenden Erfolg. Der Verfasser, der von früheren Stücken her und besonders durch seinen „Doctor Klaus“ beim Berliner Theaterpublikum im besten Andenken steht, hat in dieser Norität sich ein Sujet aus bürgerlichen Gesellschaft gewählt, das ihm Gelegen— heit, giebt, charakteristische Züge edelmüthiger Aufopferung der seltsamen und falschen Wehlthätigteit solcher „wohlthätigen Frauen“ gegenüber justellen, die nur izren Namen in die Oeffent⸗ lichkeit bringen wollen oder es gar auf eigene Vortheile da⸗ bei absehen. L'Arrenge hat mit der an ihm bekannten Sicherheit der Auffassung die Charaktere nach dem Leben und wahr gezeichnet; daß der Humor dabei zum kräftigen Hebel des Erfolges wird, wird bei diesem Autor nicht überraschen. Schon der erste Akt brachte dem Verfasser einen Hervorruf ein, und dieser mußte schließlich doch wohl als der schwächste bezeichnet werden, da er sehr energisch an ein älteres gutes Stück erinnert. Die folgenden Akte aber, und besonders der dritte mit einer Sitzung des Wohlthätigkeits⸗Comités entschieden den Erfolg. Aber auch abgesehen von dem äußeren Erfolge, an dem ja die Darstellung ihren bedeutenden Antheil hat, zeigt diese eue Arbeit mehr noch wie die früberen, daß L'Arronge ein hervorragender Dichter und Humorist ist. Wahre Poesie umschwebt zwei Gestalten, die des invaliden Majors und der Erzieherin, und in dem Vereint diener Hubert hat der Autor eine neue Rolle voller Humor und Witz geschaffen, die dem Kutscher Lubowsky aus „Doctor Klaus“ ohne Schaden für den Dichter folgen durfte. Die Darstellung war, wie gewöhnlich in diesem Theater, fast ohne Tadel. Hr. Kadelburg als Major Rudolf von Rodeck, Hr. Engels als Hubert, Fr. Carlsen als Clementine und die kleine Selma Richter als Julius Möpsel gewannen den größeren Theil des Beifalls für sich. Der Verfasser wurde nach jedem Akt und am Schlusse des Stücks gerufen.

Das Belle ⸗Allianee-Tbeater bringt am Mittwoch bei halben Kassenpreisen Goethe's ‚Faust“ mit Hrn. Jendersky in der Titelrolle zur Aufführung.

Von heute ab befindet sich der Eingang und die Anfahrt zu dem

Flora -Eta blissem ent in Charlottenburg, wie in den früheren Jahren während des Winters, in der Wilmersdorfer Straße.

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