ergangenen Entscheidungen betreffe, so entspreche es der Natur der Sache, daß dieselben möglichst unmittelbar nach been⸗ digten Ober⸗Ersatzgeschäfte erfolgen. Gerade diese Mitthei⸗ lungen seien wichtig, weil dadurch unnöthige Recherchen der Heimathsbehörde im Sinne des Alin. 5 J. c. vermieden wür⸗ den. Die Militär⸗Ersatz⸗Instruktion vom Jahre 1868 bestimme deshalb im §. 64, daß diese Mittheilungen nach beendetem Departements⸗Ersatzgeschät, und spätestens bis zum 1. November, gemacht werden sollten. Wenn der §. 48.1. der Ersatzordnung in dieser Beziehung den 1. Februar des folgenden Jahres als End termin setze, so lasse sich nicht an— nehmen, daß damit den Ersatzbehörden die Ermächtigung habe gegeben werden sollen, ihre Mittheilungen unbedingt bis zum J. Februar verschieben zu dürfen; es würde damit insbesondere einem Widerspruche mit Alin. 5 des citirten Paragraphen Raum gegeben sein. Es sei vielmehr anzunehmen, daß der 1. Februar als Endtermin in Rücksicht auf 8. 37. 4. ihicd. ge⸗ wählt sei, weil mit diesem Termine (efr. auch 5. 13 Absatz 4 des Reichs-Militärgesetzes) der Nachersatz aufhöre und die zu letz— terem nicht verwendbaren Mannschaften der Ersatzreserve überwiesen werden müßten. Demgemäß seien die Civil-Vor— sitzenden der Ersatzkommissionen nicht nur anzuweisen, die unter Ziffer 1 der Ersatz⸗Ordnung vorgeschriebenen Mitthei⸗ lungen möglichst unmittelbar nach Beendigung des Ober⸗ Ersatzgeschäftes ergehen zu lassen, sondern auch den gemäß Ziffer 5 1. cit. an sie ergehenden Requisitionen unverzüglich nachzukommen.
— Die Tische und Bänke der Schulst uben gehö—⸗ ren, nach einem Erkenntniß des Ober-Verwaltungs—⸗ gerichts vom 29. Juni d. J., zum Inventarium der Schule, nicht aber zu den Schulgebäuden und Schulmeister— wohnungen im Sinne der die Schulbaulast regelnden Bestim— mungen des Allgemeinen Landrechts. Ueber die Verpflichtung der Gutsherrschaften, das Holz zur Beschaffung dieser Uten— silien zu liefern, ist vorbehaltlich des ordentlichen Rechtsweges das Verwaltungsstreitverfahren zulässig.
— Der Königlich dänische Gesandte am hiesigen Aller⸗ höchsten Hofe, Herr von Quaade, ist nach Berlin zurückgekehrt und hat die Leitung der Gesandtschaft wieder übernommen.
— Am Sonntag ist der Wirkliche Geheime Rath Pr. phil. et jur. Keller, welcher am 7. d. Mts. sein fünfzig⸗ jähriges Jubiläum als vortragender Rath im Ministerium der geistlichen 2c. Angelegenheiten gefeiert hatte, nach kurzem Krankenlager verschieden.
— S. M. Kanonenboot „Hyäne“, 4 Geschütze, Kom“ mandant Kapitän⸗Lieutenant von Glöden, ankerte am 2. No— vember er. in Porto Grande und beabsichtigte am 4. November er. die Reise nach Montevideo fortzusetzen.
Sachsen. Dresden, 17. November. (Dr. J.) In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer begründete zunächst der Abg. Dr. Meischner eine Interpellation des In— halts, ob die Staatsregierung gewillt sei, dem gegenwärti⸗ gen Landtage den Entwurf eines Gesetzes gegen die Verun— reinigung der fließenden Wässer vorzulegen, oder doch eine Mittheilung darüber zugehen zu lassen, ob, bez. mit welchen Ergebnissen die Erörterungen über diesen Gegenstand fort⸗ gesetzt worden seien. Der Staats-Minister von Nostitz-Wallwitz erwiderte, daß die Vorlegung eines Gesetzentwurfs beim gegen⸗ wärtigen Landtage noch nicht möglich sei, da die nothwendigen Erörterungen, hauptsächlich in Folge der abnormen Witterungs⸗ verhältnisse dieses Jahres, noch nicht hätten zum Abschluß gebraiht werden können. Die Erörterungen des Landes⸗-Medizinalkollegiums über den Einfluß der Flußverunreinigungen auf die Gesundheits⸗ verhältnisse seien durch den Druck veröffentlicht und hätten zu dem Resultate geführt, daß mit einer einzigen Ausnahme ein direkter Einfluß der Flußverunreinigung auf die größere Ver— breitung bestimmter Krankheiten oder auf die Vermehrung der Sterblichkeit nicht nachweisbar sei. Der Minister ent— wickelte schließlich die Grundzüge des eventuell vorzulegenden Gesetzentwurfs und betonte namentlich, daß das Gesetz nicht zu spezielle Bestimmungen enthalten dürfe, und daß es mit gehöriger Vorsicht abgefaßt und gehandhabt wer— den müsse, wenn man nicht Gefahr laufen wolle, daß die daraus resultirenden Nachtheile größer seien, als die gegen—⸗ wärtigen. Der Interpellant dankte der Staatsregierung für die Fürsorge, welche sie dieser Angelegenheit zuwende. — Die Kammer verwies hierauf das Königliche Dekret, betreffend die Begebung der durch das Gesetz vom 1. März 1878 geschaffenen 3 prozentigen Rente, sowie die Umwandlung der 5prozentigen Staatsschuld in eine 4prozentige, an die Finanzdeputation und bewilligte zum Schluß auf Antrag der bestellten Refe⸗ renten die Ausgabekapitel 1, 2, 6, 8 und 9 des Staatshaus— halts⸗Etats unverändert und Kap. 7 mit einem, nach dem vor⸗ aussichtlichen Bedarfe bemessenen geringeren Betrage.
Baden. Karlsruhe, 16. November. Se. Königliche Hoheit der Großherzog und Ihre Großherzogliche Hoheit die Prinzessin Elisabeth von Sachsen-Weimar haben sich gestern Nachmittag von Ihren Hohen Verwandten verabschiedet und Karlsruhe verlassen, um nach Weimar zu— rückzukehren.
Baden-Baden, 17. November. (W. T. B.) Der russische Botschafter in Paris, Fürst Orloff, welcher gestern hier eingetroffen war, hat 6 heute nach Stuttgart begeben, von wo er morgen zurückerwartet wird.
Braun schweig. Braunschweig, 15. November. (Mgdb. Ztg. Der im Juni vertagte Landtag ist auf den 27. Novemher wieder einberufen worden. Derselbe wird sich . mit den Etats für 1880 und 1881 zu beschäfti⸗ gen haben.
DODesterreich⸗Ungarn. Wien, 16. November. In dem Befinden der Frau Erzherzogin Maria Therese ist, dem neuesten Bulletin zufolge, eine kleine Erleichterung eingetreten.
- (W. T. B.) Die Erzherzogin Christine ist heute Abend mit ihrer Mutter mittelst Separat ⸗Hofzuges nach Spanien abgereist. — Der Wehrausschuß nahm unverändert die Regierungsvorlage an. Ein Antrag Czediks, nach welchem die Normalfriedens⸗ stärte 230 990 Mann betragen sollte, wurde ebenso wie alle sonstigen Amendements abgelehnt. Czedik, Rechbauer und Schöffel meldeten kein Minoritätsvotum an.
ö. Prag, 16. November. Die heutige „Bohemia“ meldet: „Ihre Kaiserlichen Hoheiten der Großfürst⸗Thronfolger von Rußland und Gemahlin sind gestern um 10 Uhr Abends mit dem Courierzuge der Staatsbahn auf ihrer Durchreise
— 17. November.
nach Berlin von Wien in Prag eingetroffen. Se. Kaiserliche Hoheit der Kronprinz Erzherzog Rudolph hatte sich in der Uniform seines russischen Regiments zum Empfange des russischen Thronfolgerpaares im Bahnhofe eingefunden. Im Hofsalon war ein Souper von 10 Gedecken vorbereitet. Nach einem Aufenthalte von drei Viertelstunden setzte das russische Thronfolgerpaar die Reise nach Berlin fort.“
Triest, 15. November. Der Ackerbau-Minister Graf Falkenhayn begab sich gestern von hier nach Buje, Mon— tana, Pinguente und Mitterburg, wo er sich Über den herr— schenden Nothstand eingehend erkundigte. Bezüglich der Straßenbauten wäre deren beschleunigte Durchführung er⸗ wünscht, um den Nothleidenden durch die Betheiligung an den Arbeiten eine Unterstützung zuzuführen. Der Minister nahm den Zustand des Quieto⸗Flusses in Augenschein, dessen Regulirung im Interesse der Gesundheitsverhältnisse und des Ackerbaues nothwendig erscheint. Gestern begab sich von hier eine Ministerialkommission nach Aquileja, um den Stand und die Wirksamkeit der Entsumpfungsanlagen zu prüfen und Anträge zu erstatten. Dleselbe Kommission wird sich sodann nach dem persönlich ertheilten Auftrage des Ackerbau⸗Ministers mit der noch wichtigeren Frage der Regulirung und Ent— sumpfung des Quieto-Laufes befassen und ein genaues Gutachten unterbreiten.
Pest, 17. November. In der heutigen Sitzung des Unterhauses wurde die Generaldebatte über die Vorlage, betreffend die Verwaltung Bosniens geschlossen und die Vorlage mit 188 gegen 169 Stimmen als Grundlage für die Spezialdebatte angenommen.
Schweiz. Bern, 15. November. (N. Zürch. Ʒtg) Die Budgetkommission hat ihre Arbeit beendigt. Nach ihren Anträgen betragen die Einnahmen 40599 000 Fr. oder 20500 Fr. mehr und die Ausgaben 40765 423 Fr. oder 8923 Fr. mehr als im Voranschlage des Bundesraths; das muthmaßliche Defizit beziffert sich somit auf 166 423 statt auf 178 600 Fr.
Großbritannien und Irland. London, 16. No⸗ vember. (Allg. Corr) Aus Simla wird dem Reuterschen Bureau unterm 14. dę. gemeldet: General Roberts erließ am 11. d6. eine Proklamation, worin hervorgehoben wird, daß authentischer Information zufolge einige Derjenigen, die dem Vorrücken der britischen Streitkräfte auf Kabul Wider⸗ stand leisteten und seit dem 3. September gegen dieselben ge⸗ kämpft haben, durch den Glauben rre geführt worden seien, der Emir befinde sich als Gefangener im britischen Lager, und deshalb zu den Waffen gegriffen hätten. „Diese Män—⸗ ner,“ — fährt die Proklamation fort — „obgleich keine Re— bellen gegen den Emir, sind Feinde der britischen Regierung. Letztere rächt sich niemals an den Widerstands⸗ losen und ist Willens zu glauben, daß sie alle durch übel— gesinnte Personen getäuscht wurden.“ Es wird demnach eine Amnestie unter der Bedingung verkündet, daß alle Waffen den britischen Behörden ausgeliefert werden. Diejenigen, welche dieser Aufforderung Folge leisten, dürfen unbehelligt nach ihren Heimstätten zurückkehren. Die Proklamation konstatirt indeß ausdrücklich, daß die Amnestie sich nicht auf Soldaten und Civilisten erstrecke, die in irgend einer Weise an dem Angriffe auf die britische Gesandtschaft betheiligt waren, noch auf Solche, die im Besitz von Eigenthum, welches der Gesandt⸗ schaft gehörte, befunden werden, oder die sich der Aufwiege⸗ lung der Truppen und Bevlkerng um Widerstande gegen die britischen Truppen schuldig machten. Solche Personen würden ohne Gnade als Rebellen behandelt werden. — Eine aus 1000 Safes bestehende Streitkrast, die ein Fourage— Detachement des 67. Regiments angegriffen hatte, wurde von General Macpherson unweit der Verbindung der Flüsse Pansher und Kabul zersprengt. Der Feind, der starke Ver— luste erlitt, wurde 6 Meilen weit verfolgt. Der britische Verluß besteht aus 4 Todten und 4 Verwundeten.
In Folge des jüngsten Zusammenstoßes zwischen den Panzerschiffen „Achilles“ und „Alexandra“ Und der auf Grund dessen dem Kapitän des ersteren Schiffes vom Admiral des Mittelmeergeschwaders ertheilten Rüge hat die Admiralität es für räthlich erachtet, den „Achilles“ nach Eng— land zurückzuberufen.
— 17. November. (W. T. B.). Dem Reuterschen Bureau wird aus Malta, vom 16. d. M., gemeldet, der Admiral Hornby habe gestern seinen Befehl vom 12. wieder aufgehoben, nach welchem das englische Geschwader sich bereit halten sollte, binnen vier Tagen nach dem Orient ab— zugehen.
Frankreich. Paris, 16. November. (Journ. off) Durch Dekrete des Präsidenten vom gestrigen Tage wird die Auf— hebung der Generaldirektion der bürgerlichen und finanziellen Angelegenheiten in Algerien und die Errichtung eines Generalsekretariats des General-Gouvernements von Al— gerien verfügt und der Deputirte für Seine⸗et-Oise, Jour— nagulté, mit dem Range eines Staatsraths im außerordent— lichen Dienst, auf diesen Posten berufen.
— 17. November. (W. T. B.) Blignires wird morgen nach Egypten abreisen; da Nu bar Pascha vom Khedive die Erlaubniß erhalten hat, zurückzukehren, so wird er sich am Mittwoch nach Egypten begeben.
Italien. Rom, 165. November. Italie) Wie die „Gazzetta ufficiale“ von gestern Abend meldet, ist durch Dekret vom 2. November der General Cigldini, Herzog von Gasta, auf sein Ansuchen von seinem Posten als Botschafter in Paris enthoben worden.
— 17. . November. (W. T. B.) Se. Majestät der König und der Prinz Amadeus sind heute Abend hierher zurückgekehrt und von der Bevölkerung mit enthusiastischen Zurufen be— grüßt worden.
Türkei. Konstantinopel, 17. November. Der „Polit. Corresp.“ wird von hier gemeldet: Der türkische Botschafter in London, Musurus Pascha, wurde bereits am 14. d. M. beauftragt, dem Marquis von Salisbury die positivsten Zusicherungen über die ernste Absicht der Pforte zu geben, baldmöglichst zur Durchführung der Reformen nicht nur in Kleinasien, sondern auch in den europäischen Provinzen zu schreiten. Musurus Pascha zeigte gleichzeitig die dem— nächstige Berufung Baker Paschas zu einem wichtigen Posten an. — Aleko Pascha wurde am Sonnabend vom Sultan zur Tafel gezogen. ö
. Ein Kaiserliches Irade fordert die Pforte auf, die Reglements für die Reformen der Genehmigung des Sultans zu unterbreiten. Die Veröffentlichung der Regle⸗ ments soll demnächst erfolgen. — Aleko Pascha ist zur
Zeit hauptsächlich mit der Frage der Repatrtirung der muselmännischen Flüchtlinge beschäftigt.
Rumänien. Bukare st, 17. November. (W. T. B.) Die Regierung hat nach vorgängigem Einvernehmen mit dem Metropoliten und Primas, sowie mit der Landessynode den bisherigen Bischof von Nikopolis und apostolischen Vikar der , . Paoli, als katholischen Bischof von Bukarest anerkannt.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 15. No⸗ vember. Dem „Kawkas“ entnimmt die „St. Pet. Ztg.“ Nach⸗ stehendes: „Der Chef der transkaspischen Abtheilung hat aus Krasnowodsk berichtet, daß ein Haufe von etwa 460 Te⸗— kinzen zu Pferde ein 25 Werst nordwestlich von Kras— nowodsk belegenes friedliches turkmenisches Dorf am 11. Oktober überfallen, dasselbe geplündert, gegen 40 Personen beiderlei Geschlechts getödtet und verwundet und mehr als 100 Frauen und Kinder in die Gefangenschaft geschleppt habe. Obschon auf den ersten Alarm zwei Compagnien aus Krasnowodsk auf den Rückzugsweg der Bande entsendet wurden, so hatten die Räuber doch schon vor Ankunft der Compagnien das Weite gesucht.“
Amerika. New⸗York, 13. November. (Allg. Corr.) Die bis jetzt eingegangenen Berichte über die New-Hor ker Wahl ergeben, daß für die noch verbliebenen Staatsämter mit kleinen Majoritäten Republikaner gewählt wurden. Nur der Posten des Ingenieurs gelangte in den Besitz eines Demo⸗ kraten. Es wird allgemein zugestanden, daß die Anhänger der Readjustirung der Staatsschuld eine Majorität in der Legislatur von Virginia besitzen.
Südamerika. (Allg. Corr.) Nach Berichten aus Pa⸗ nama vom 6. d. M. drückt der chilenische Admiral in einem seiner Regierung unterbreiteten Berichte die Meinung aus, der „Huascar“ sei zu sehr beschädigt, um ihn sofort in die chilenische Flotte einzureihen. Von den 216 Mann der Besatzung des „Huascar“ haben nur S6 die Schlacht überlebt, und die meisten derselben sind verwundet.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Von dem Obersten Przewalski hat die ‚Turkest. Ztg.“ nachstehende Nachricht, datirt vom 10. Mai, erhalten: „Wir haben 500 Werst von Saissan zurückgelegt. Alles steht gut; Alle sind ge⸗ sund. Nach Barkul begeben wir uns nicht über Gutschen, sondern den Fluß Buguluk stromaufwärts und von da auf den Kobischen Weg; um einen Monat werden wir in Barkul sein.“ Bald darauf erhielt das Blatt eine Nachricht aus einem Briefe Przewalski's fol⸗ genden IJIhalts: „Die Reise geht bis jetzt glücklich von Statten; wir haben bereits 619 Werst von Saissan, Bulun⸗Tochoi vorüber, den Fluß Uruntscha stromaufwärts gemacht. Am 2. Mai schlugen wir die Richtung nach Barkul und Chami auf dem kürzesten Wege über den südlichen Altai ein. Das Terrain, welches wir passirten, war die garstigste, völlig unfruchtbare Wüste. Besondere Entbeh⸗ rungen haben wir noch nicht erlitten, da wir uns mit vielen Vor⸗ räthen aus Saissan versorgt hatten. Die naturgeschichtlichen For⸗ schungen nahmen einen ausgezeichneten Fortgang. Ueberhaupt geht die ganze Sache sehr gut; wenn es sich auch in Tibet so macht, werden wir Vieles vollbringen.“
Göttingen, 12. November. (Mgdb. Ztg.) Das von dem ver⸗ storbenen Geheimen Regierungs⸗Rath und Direktor des Botanischen Gartens hierselbst, Dr. A. Grisebach, hinterlassene Herbartum ist durch Testament der Univerfität Göttingen vermacht worden. Die Pflanzensammlung zahlt weit über 40 000 Arten aus allen Ge⸗ bieten der Erde und war seit Jabren als das bedeutendste Herbarium bekannt, welches zusammenzubringen einem einzelnen Gelehrten jemals vergönnt gewesen.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Dem jüngst veröffentlichten Berichte des K. K. österreichischen Ackerbau ⸗Ministeriums über den Stand der Saaten und Ernte in Oesterreich⸗Ungarn zu Ende Oktober 1879 entnehmen wir folgende Angaben: Die Temperatur war in der zweiten Oktober⸗ hälfte im Allgemeinen der Jahreszeit angemessen und hielt sich nach den vorliegenden Nachrichten häufiger über als unter der normalen. Die Niederschlaͤge erwiesen sich in Ungarn sehr förderlich für den Fort— gang der Feldarbeiten und die Entwickelung der Saaten; in Galizien aber hinderten sie den Anbau derart, daß derselbe zur Zeit des Berichtes noch lange nicht beendet war und kaum in dem beab— sichtigten Ausmaße wird stattfinden können. In allen übrigen Ländern der Monarchie war der Anbau größtentheils unter günfti⸗ gen Verhältnissen entweder zu Ende oder wenigstens so weit aus geführt worden, daß bezüglich der Vollendung desselben keine Besorg⸗ nisse mehr bestanden. Die zeitlich gebauten Saaten standen mit ver⸗ hältnißmäßig wenigen Ausnahmen befriedigend und hatten sich in Nieder⸗Oesterreich und Ungarn zum großen Theile schon gut best ckt. Besonders schön steht der Rapz. Der Mais ist in Steiermark und Vorarlberg noch ziemlich vollkommen reif geworden und wurde dessen Ernte mit verhältnißmäßig wenigen Ausnahmen, welche Un— garn und Tirol (Bozen) betreffen, beendet. In der Vorarlberg ist die Ernte gut mittels, in der ehemaligen Militärgrenze hin—⸗ gegen „schlecht! ausgefallen. In der Grenze haben auch Hülfen. früchte, Hirse und Buchweijen schlechte Ernte geliefert. Buchweizen war zur Zeit des Berichtes nur in Steiermark und Deutsch-Süd⸗ tirol noch nicht vollends eingeheimst. In letzterem Landestheile hat die Ernte dieser Frucht wegen Schneefalles ein ziemlich schlechtes Ergebniß geliefert. In Kärnten hingegen sind die Buchweizenernten „gut“ bis „sehr gut“ ausgefallen. Bezüglich der Kartoffelernte wird bemerkt, daß in Ost⸗Galizien wegen großer Bodennässe das Ausgraben der Kartoffeln noch immer nicht beendet wurde. Die Ernte der Zuckerrüben und Futterrunkeln wurde zwar in den Nordwestländern und in Nieder -Oesterreich zum größeren Theile be⸗ endet, in Ungarn und in der Bukowina aber waren große Theile derselben noch auf dem Felde, noch größere in Ost⸗Galizien. Die Ernteergebnisse in Bezug auf Quantitaͤt sind im Durchschnitte der vorliegenden Nachrichten gut mittel? in Böhmen, Nieder -Oester⸗ reich und in der Bukowina, „mittel in Mähren, Schlesien und Ungarn, schwach mittel“ bis ( schlecht' in Galizten. Bezüglich Qualität und Polarisation der Zuckerrüben differiren die Angaben sehr; in Böhmen und Schleslen überwiegen die guten, in Mähren die minder guten Nachrichten. Die Stoppelrübenernte in den Alpenländern und Vorländern der Alpen wurde auch größ⸗— tentheils beendet und ist meist „gut mittel! ausgefallen. Dasselbe gilt von der Kopfkrauternte im Allgemeinen. In Galizien läßt sich nur eine ziemlich geringe Ernte von Koofkraut erwarten. Roth⸗ klee hat in diesem Jahre häufig einen ergiebigen dritten Hieb ge— liefert, welcher zum Theil erst im Laufe der Berichtsperiode einge⸗ heimst wurde. Ebenso wurden noch ergiebige St oppelklee⸗Ern⸗= ten eingeführt. In Galizien befinden sich übrigens nicht ganz un⸗ beträchtliche Mengen von Grummet sowie auch von Samenklee auf Wiesen und Kleefeldern, jum Theil in verdorbenem Zustande. Die Weinlese wurde mit sehr wenigen, zerstreut vorkommenden Ausnahmen im Monate Oktober beendet. Das quantitative Er⸗ gebniß läßt sich nach den vorliegenden Nachrichten, wie folgt, taxiren: gut“ big „sehr gut“ im sfüdlichen Ungarn und in Sieben bürgen, mittel! big „gut mittel- im übrigen Ungarn, sowie in Kroatien und der ehemaligen Militärgrenze, mittel“ bis „schwach mittel! in Nieder⸗Oesterreich, Mähren, Krain und Dalmatien, „»schwach mittel! bis „schlecht in Steiermark und Deutsch⸗Südtirol, ehr schlecht in Italienisch⸗ Südtirol, Vorarlberg, Görz und Istrien.
der in Aussicht
Die Qualität Leg Produktes darf im füdlichen Ungarn wie auch im östlichen Theile Mittel Ungarns als „‚aut“‘ bis „ausgezeichnet“, im
übrigen Ungarn und in Kroatien, dann in Nieder⸗Oefsterreich, Steier-
mark und Dalmatien als gut mittel“, in Vorarlberg schlecht' und
nn den übrigen Ländern als mittel“ bis „schwach mittel“ bezeichnet
erden. Die Olivenernte in Dalmatien ist „sehr schlecht' aus—⸗
ecfalen.
Gewerbe und Sandel.
Der Vorsitzende des Ausschusses der Berlin- Pots dam⸗ agdeburger Eisenbahn⸗Gesellschaft erläßt eine Be⸗ annimachung, der zufolge die am 17. d. M. abgehaltene außer⸗ identliche Generalversammlung in Bezug auf den Gegenstand der agesordnung nicht beschlußfähig war. Es wird nunmehr eine eite außerordentliche Generalversfammlung auf den 11. Dezember . J. berufen. Gegenstand der Berathung und Beschlußfassung ist n Antrag, welcher dahin lautet: J „Die Generalversammlung genehmigt den mit der Königlichen Staatsregierung vereinbarten Betriebs⸗ und Neberlassungsvtrtrag, wie solcher der Generalversammlung vom 14. Oktoher er. vorgelegt worden, mit der alleinigen Abänderung, daß in 5. 7 des Vertragt⸗ twurfs an Stelle am 1. Januar 1883 ein früherer Termin, an elchem der Staat zum Umtausch der Aktien gegen Konsels ch verpflichtet, gesetzt werde, und ermächtigt und be— uftragt die Gesellschafts⸗Vorstände, diesen Vertrag mit der
vorhergehenden Abänderung in allen Theilen zu vollziehen“, sowie s dazu von einem Aktionär gestellte Amendement, „daß der Um⸗
tausch der abgestempelten Aktien gegen Konsols gemaͤß der in der
Generalversammlung vom 17. November er. Seiteng des Kommissa⸗ us der Königlichen Staatsregierung abgegebenen Erklärung bereits m 2. Januar 1881 stattzufinden habe. — Wir verweisen hierbei uf das Inserat, betreffend die Vertretung der Afttionäre in der ächsten Generalversammlung.
— In dem am 30. September er. beendigte Betriebs iahre der Weißbier⸗Aktien⸗Brauerei, rorm. H. A. Bolle, wurden gebraut 25 585 hl Bier, angekauft 665 3389 kg Weizen im Betrage von 131 697 S6, 139 410 kg Gerste im Betrage von
22196 SV und 5621 kg Hopfen im Betrage von 8704 S6. Der
urchschnittspreis stellte sich beim Weizen auf 198 A pr. 1000 Eg, bei der Gerste auf 169 S pr. 100) kg, und beim Hopfen auf 77 4A pr. 50 kg. Die Abschreibungen sind, den vorjährigen ent- sprechend, mit 9890 „ berechnet. Die Außenstände haben sich etwas er⸗ mäßigt. Für dubiose Forderungen sind für das abgelaufene Betriebs⸗ jahr 5000 „ reservirt. Die Vertheilung des Reingewinnes geschieht in folgender Weise: Reingewinn pro 1878/79 laut Bilanz 29 546 4, Abschreibung vom Taxwerth des Pferde und Wagen-Contos 2000 M,
Reserve für dubiose Forderungen 6000 (, 50Uso für den Reserve⸗ konds 1077 AS, 106s0 Tantisme für den Aussichtsrath, die Direktion
und Beamten 2047 e, 20/0 Dividende von g00 000 MH. 18 000 A, Gewinnvortrag auf das neue Geschäftsjahr 422 A4.
— Der Cours für die jetzt hier zahlbaren Silber⸗Coupons österreichischer Eisenbahnpapiere ist gestern auf 172,50 , für 100 Fl. österreichisches Silber herabgesetzt worden.
Verkehrs⸗Anstalten.
Der Verein zur Wahrung der . wirth⸗
chaftlicken Interessen in Rheinland und Westfalen
hat in seiner 9. ordentlichen Generalversammlung folgende Resolutionen gefaßt: ö
I Die Verstaatlichung der Eisenbahnen betreffend.
In Erwägung, daß ꝛc. erkennt der Verein an, 1) daß der Ueber⸗
. ang sämmtlicher irgend maßgebender Bahnen in den Besitz, oder in
die Verwaltung des Staats als ein, wenn auch noch nicht abge⸗— schlossener, so doch unaufhaltsamer Prozeß betrachtet werden muß, mit welchem der Verein fortan als mit einer Thatsache zu rechnen hat; 27) daß der Verein nunmehr seine Thätigkeit auf die Bildung solcher Gestaltungen im Eisenbahnwesen zu lenken habe, durch welche die Durchführung des Staatsbahnsystems mit den nothwendigen Ga—⸗— rantien für eine, die Transportinteressen des Volkes dauernd befrie⸗ digende Lösung der Eisenbahnfrage verbunden werde.
II. In weiterer Erwägung, daß ze. hält der Verein für nothwendig, 1) daß die Ausführung des Art. 4 Abs. 8 der Reichsverfassung mit allen Mitteln anzustreren sei; 2) den Erlaß eines die näheren Sestimmungen über die sichere und auernde Trennung der Aufsicht von der Verwaltung enthaltenden
Reicht⸗Eisenbahngesetzts, eine Maßregel, von welcher die Ausführung Des Art. 4 Abs. 8 der Reichsverfassung unbedingt abhängig ist. Der Verein hält daz Zustandekommen dieses Gesetzes für die nächste, unerläßliche Vorbedingung einer endgültigen Regelung des Gisen⸗
bahnwesens im Sinne des Staatabahnsystems.
III. In fernerer Erwägung, daß ꝛc. erachtet der Verein für ge⸗
boten, I)) die Errichtung eines Reichs⸗Eisenbahn⸗-Gerichtshofes, dessen Kompetenz alle streitigen Fälle sowohl zwischen den Verwaltungen und der Aufsichtsbebörde, f¶owie zwischen dem Publikum und den Verwaltungen unterliegen; 2) die Errichtung von Eisenbahnräthen beim Reiche sowie bei den Staatsrerwaltungen. IV. In weiterer Erwägung, daß ꝛe. hält der Verein für erfor⸗ derlich, 1) daß die nach Verzinsung der Eisenbahnschuld des Staates verbleibenden Ueberschüsse aus der Verwaltung der Eisenbahnen zur Verbesserung und Erweiterung des Verkehrswesens, zur Amortisation, sowie zur Bildung eines Reserve⸗ und Erneuerungsfonds verwendet werden, daß dieselben demnach als eine fiskalische Einnahmequelle im allgemeinen Interesse des Staats nicht betrachtet werden dürfen; 2) daß die allgemeinen Tarifnormen und die Normalsätze der Eisen⸗ bahntarife nur durch Gesetz, Abweichungen von denselben lediglich unter Einwilligung des Eisenbahnraths festgestellt werden dürfen.
V. In endlicher Erwägung, daß ꝛc. hält der Verein die Be⸗
schleunigung der Einführung der von dem Reiche zu schaffenden In—⸗ stitutionen für dringend nothwendig, damit baldigst eine dauernde gesetzliche Regelung dis Tarifwesens stattfinden könne. II. In Bezug auf die Eisenbahntarife. Angesichts tehenden Verstaatlichung der Eisenbahnen und des vorliegenden Gesetzentwurfes bezüglich einheitlicher Regelung des Gütertarifwesens erachtet die Generalversammlung für erforderlich: . I) daß, um Deutschland konkurrenzfähig mit anderen Staaten Bu machen und zu erhalten, die Eisenbahnfrachten für einheimische Produkte im ganzen Deutschen Reiche so niedrig gehalten werden,
aaals es die wirthschaftlich nothwendige Erhaltung und Entwicklung
des Verkehrswesens irgend zuläßt; 2) daß der jetzt bestehende Reform—⸗
tarif einer eingehenden Revision, ganz besonders in Bezug auf die
Einführung einer zweiten Stückgutklasse mit ermäßigten Sätzen und auf die Bestimmungen für die allgemeinen Wagenklassen, unter⸗ vworfen werde; 3) daß bei eventueller Einführung eines neuen Tarifs,
nach Maßgabe des oben erwähnten Gesetzentwurfg, die Eisenbabn⸗ derwaltungen ermächtigt werden, unter Genehmigung der betreffenden Reichsbehoͤrde, Ausnahmetarife für den Transport von Massengütern 7 . 4) daß mäßige Transittarife für durchgehende aus ländische
Güter — ob steuerpflichtig oder nicht — bewilligt werden, so daß, ohne Schädigung der einheimischen Produktion, der Verkehr auf den deutschen Eisenbahnen in Konkurrenz mit den
aAausländischen Verkehrsstraßen erhalten, respektive weiter entwickelt werde; 5) daß, in Berücksichtigung tief eingreifender Interessen der
rheinisch⸗westfälischen Industrie die Feststellung der Eisenbahn ⸗Güter⸗ Tarife mit Holland und Belgien und deren Seehäfen und ferner mit Luxemburg, k und der Schweiz nothwendig unter freund⸗ schaftlicher Berücksichtigung der gegenseitigen Vortheile erfolgen
müsse, und daß ferner, mit Rücksicht auf, den deutschen Export, die
Tarifsätze nach den holländischen und belgischen Seehäfen nicht höher gehalten werden, als diejenigen Sätze, welche jeweilig auf den Strecken nach den deutschen Nordseehäfen in Geltung sind.
ö III. In Bezug auf die handelspolitischen Be⸗ iehungen und deren vertragsmäßige Regelung wischen Deutschland und Oeste rreich⸗ Ungarn. Der
erein hat die, auf alten politischen Traditionen und auf der theil⸗
weisen Stamm verwandtschaft beider Völler beruhenden engeren Be⸗ ziehungen zwischen Deutschland und Oesterreich⸗Ungarn freudig be— gruͤßt und wünscht, daß dieselben im beiderseitigen Interesse und in Ansehung der vielfach gleichen, mindestens ähnlichen Produktions- ee Tren auch auf das wirthschaftliche Gebiet ausgedehnt werden möchten.
Zu diesem Zwecke bält der Verein zunächst, in Fortführung des be⸗ stehenden Vertraasverhältnisses, durch Abschluß eines neuen Meist— begünstigungsvertrages für geboten. Als wesentliche Bedingungen dieses Vertrages betrachtet der Verein die Erhaltung des im beider seitigen Interesse liegenden Veredlungsverkehrs. Ver Verein spricht sich jedoch in Uebereinstimmung mit den mehrfach geäußerten An sichten der hohen Reichszregierung und des Reichstages mit Ent—⸗ schiedenheit gegen die Fortdauer der, Anfangs lediglich im preußi— schen Interesse stipulirten, jetzt aber der deutschen Leinenindustrie rerbängnißvoll gewordenen freien Einfuhr von Rohleinen über die bekannten deutschen Grenzstrecken aus.
Triest, 17. November. (W. T. B.) Der Lloyd dampfer Espero“ ist heute Nachmittag 13 Uhr mit der ostindisch⸗chine⸗ sischen Ueberlandpost aus Alexandrien hier eingetroffen.
Plymouth, 17. November. (W. T. B. Der Hamburger Postdampfer „Herder! ist hier eingetroffen.
New⸗ York, 17. November. W. T. B) Der Dampfer „Helvetia“ von der National- Dampffchiffs⸗Compagnie (C. Messingsche Linie) ist hier eingetroffen.
Berlin, den 18. November 1879.
Witterungsverhältnisse im nördlichen und mitt— leren Deutschland während des Oktober 1879.
Die Abweichungen, welche das Wetter des diesjährigen Oktober von dem durchschnittlichen Gange der Witterung dieses zweiten Herbstmonats zeigte, waren nicht eben erheblich; mittlere Monatstemperatur und Menge der gefallenen Niederschläge kamen den langjährigen Durch schnittswerthen im Allgemeinen ziemlich nahe, wenn auch die Ver— tbeilung auf die Monotstage keineswegs gleichmäßig war. Der erste Theil des Monats zählte noch eine Reihe schöner und angenehmer Herbsttage; in entschiedenem Gegensatze hiermit wurde nach der Mitte des Monats das Wetter unfreundlich und rauh, und an den östlichsten und den bochgelegenen Stationen fast winterlich. Bald jedoch ward die Witterung wieder etwaz milder und behielt dann bis zu Ende des Oktoher im Allgemeinen den Charakter bei, wie er diesem Theile des Herbstes eigen zu sein pflegt. Der Monat begann auf dem ganzen Beobachtungsgebiete mit ziemlich hohem Barometerstande; dabei herrschte in den öst— lichen Provinzen die polare, in den westlichen die äquatoriale Windesströmung vor; in jenen waren die Tage meist heiter und an den meisten Stationen fielen nur wenig Niederschläge, weiter nach Westen wurden letztere häufiger; die messten der westlichsten Sta— tionen hatten aber schon in den ersten Tagen des Monats häufige, zum Theil anhaltende Regen. Die mittlere Tagestemperatur zeigte auch da, wo Niederschläge fielen, einen nicht unbedeutenden Waärme⸗ überschuß. Mit Ausnahme einiger Stationen im Westen fiel das absolute Wärmemaximum des ganzen Monats auf den ersten oder zweiten Monatstag, es erreichte aber nur an ein paar Orten des mittleren Deutschland, wie die unten folgende Uebersicht zeigt, eine Höhe von 16 Grad, während es an den meisten Stationen im Osten und Westen 14 Grad nicht erreichte. Auch elektrische Er⸗— scheinunges kamen zu Anfang des Oktober vor. So haite am Mittag des zweiten Oktohäer Münster ein Gewitter. Nachdem am 3. Oktober die Wärme etwas zurückgegangen war, blieb von nun an das Wetter eine längere Zeit konstant. Die mittleren Tempe⸗ raturen der Tage vom 3. bis 10. Oktober wichen Überall fast kaum um einen Grad von einander ab, der Wind wehte vorherrschend aus West, zuweilen mit großer Heftigkeit. Das Barometer stand hoch, war nur geringen Schwankungen unterworfen, fing aber etaa den 8. Oktober etwaß mehr zu steigen an und erreichte in den östlichen Provinzen, etwa den 9. Oktober, das Maximum. Bald darauf fiel es wieder, der Luftdruck nahm aber eben so schnell von Neuem zu und wurde an deu Stationen westlich der Elbe, den 12. Oktober, am größten. Das Steigen und Fallen des Barometers war meist begleitet von einem Umschlag der westlichen Windesströmung nach NW. oder Sw. Was die Niederschläge anlangt, so waren dieselben sehr ungleich vertheilt und an Orten, die in Terselben oder in be—⸗ nachbarfen Provinzen liegen, sehr verschieden. In den östlichen Provinzen katie z. B. Königsberg vom 3. bis 23. Oktober alle Tage, um Theil sehr bedeutende Niedersqläge, während in Bromberg es bis zum 12. Oktober gar nicht, bis zum 19. Oktober aber nur ein paarmal nur wenig reg— nete. In den mittleren Provinzen kamen solche Gegensätze nicht vor, es regnete hier überall alle zwei bis drei Tage. Dagegen zählte während der ersten Monatshälfte in den westlichen Provinzen Claus— thal 12 Tage mit Niederschlägen, Münster deren 10. Cöln 8, Darmstadt 5, Trier und ebenso Diedenhofen in Elsaß ⸗Lothringen vur einen. Wie erwähnt war an den meisten Orten, sowohl denen, welche häufig, als denen, welche selten Niederschläge hatten, die Wärme ziemlich gleich, nirgends stieg das Thermometer noch bis 16 Grad, meist erreichte es nur 13 oder 14 Grade, es sank aber mit Ausnahme der Gebirgsstationen noch nicht bis unter den Ge⸗— friervunkt. Nachdem bald auf den hohen Barometerstand am 12. Oktober ein Fallen des Barometers, bald darauf aber wieder ein Steigen desselben gefolgt war, trat eine Renderung im Winde und überbaupt ein Umschlag in der Witterung ein. Während der Pentade vom 13—17. Oktober wurde die äguatoriale überall von der polaren Strömung verdrängt und die Wärme ging schnell herab. In der folgenden Uebersicht sind für einige Stationen die Temperaturen der diei ersten Monatspentaden, welche keine große Schwankung zeigten, und im Anschluß hieran die Tageswärme des ersten und letzten Tages der 4. Pentade, des 13. und 17. Oktober,
zusammengestellt: 3.—7. 8. —12. 13. Okt. 17. Okt. 8,57 7,02 7.25 1,10, 8,37 7.39 8,2 O77, 8,83 6,53 7,40 O, 53, 356 w ö , Sei , . E ö ln 16675 35 5s ß äs. An den hochgelegenen Stationen, namentlich den des Riesen— gebirges, hatte der 17. Oktober bereits eine negative Tagestemperatur. In Clausthal betrug sie jedoch 130 Grad, dagegen in Großbreiten⸗ bach — 0,53 Grad. In Schreiberhau war sie — 1,00 Grad, in Wang — 33303 Grad. An allen Stationen östlich der Elbe sank am II. Oktober — an den bei Weiten meisten zum erstenmal in diesem Herbst — das Thermometer unter den Gefrierpunlt, auch in den westlichen Provinzen war dieser Tag an mehreren Stationen der erfte Frosttag. Um diese Zeit hatten denn auch die hochgelegenen Stationen bedeutende Schneefälle. Im Riesengebirge fiel der erste bedeutende Schnee in der Nacht vom 14. zum 15. Oktober, heftiges Schneetreiben trat dann am 19, und nachdem eg am 20. stark geregnet hatte, am A,. turd 22. Oktober ein. In derselben Zeit fiel auch im Thüringer Walde (Großbreitenbach) und im Harz (Clausthal) der erste Schnee. Von den Stationen in der Ebene hatte nur Claußen, und zwar am 18. Oktober, einen bedeutenden Schneefall. Nach dieser fast schon winterlichen Zeit fing das Barometer rasch zu fallen an; am 20. Oktober stand es überall am tiefsten während des ganzen Monats, und überall wehte ein heftiger West, und Südwestwind. Die Wärme stieg wieder und zwar viel rascher an den östlichen, als an den westlichen Stationen. An den oben aufgeführten sieben Orten
23. —2. Königsberg 9,26 Brom berg 9, 31 Breslau 10,11 Berlin 10,77 Hannover 10,24 Münster 9, 8c
hatte der 20. Oktober die Temperatur 717 Grad, 8 17 Grad, 1007 Grad, 7,83 Grad, 6,53 Grad, 8,190 Grad und 7,76 Grad. Nach⸗
dem gigen Ende des TWhonatß die Wärme wieder etwas herabgegan⸗ gen war, hielt sich das Wetter ziemlich gleichförmig und der Jah- reszeit entsprechend bis zum Schlusse desfelben. Ber Himmel war zwar meist bedeckt, trübe und neblig, Niederschläge gab es aber in den letzten Tagen des Monats nur wenig. Mittlerer Barometerstand im Oktober 1979 nebst den beobachteten Extremen, Mittlerer Baro⸗ MaxiƷWKumum: Minimum: meterstand: Tag: Stand: Wind: Tag: Stand: Wind: Königsberg 336,30 28 340,95 SO. 20 3236,55 SW. Coni tz 351.25 335.08 NNW. 20 321,35 SSW. Bromberg 336,25 340,43 — 20 326,67 SW. Breslau 332, 72 335,95 NW. 20 323,90 SW. Görlitz 329,96 333.3 29 Torgau 335,07 338,57 NW. 20 325,60 SW. Berlin 335,91 34005 N. 20 326,47 SW. Putbus 335,38 33900 SO. 20 324,43 W. . 338,31 342, MM NW. 20 . annover 336,36 340,9 SW. 20 Lingen 337,51 341,97 NW. 20 Mün ster 336,25 340,55 NW. 20 Cöln 337, 07 311.37 B Aachen 331,08 335,93 NNW. 20 321,86 ; Trier 332 85 337,16 RS. 260 335.1 SVB. Darm stadt 336 16 z54, 195 5B. 26 322653 NW. Mittlere Temperatur des Monats Oktober 1879 nebst den absoluten Wärmeextremen. Ab solutes Ab solutes Mittlere Maxcnum: Minimum: Temperatur: Tag: Stand: : Stand: 5, 16 (5,82) k — * 6 h M4 2 165, .
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Claußen Königsberg Lauenburg i. Po mm. . k Bromberg. Breslau ,, Görlitz Lands krone. ,, Großbrei⸗ n ,, ö Putbus ... Hamburg .. Hannover. . Clausthal. ,, ,,,
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Darm stadt. 67 i, 73) ; ) Bemerkung. Für die Stationen Danzig und Emden, von denen die Tabellen noch nicht eingegangen waren, sind die Nachbar⸗ stationen Lauenburg und Lingen in der Tabelle aufgenommen. Niederschläge im Oktober 1879, ihrer Höhe nach ge—
messen in Pariser Linien. Claußen 15,55 19, 38)
23,15 (16,51) Berlin Königsberg 32,40 (26,47) Putbus 21,98 (20, 30) Lauenburg 12,79 Hamburg 27,48 (29, 04) Conitz 11576 (15,54) Hannover 15,04 (20, 40) Bromberg 6,53 (15,58) Clausthal 32,66 (38, 96) Breslau 14,10 (14,66) Lingen 26,25 (23,69) Wang 33,14 (36,43) Mün ster 3153 (27,57) Görlitz 14,55 (lg, s6j Eszin 17.536 (E21, 66) Lands krone 34,07 (28, 75)
16,49 (13,915 Aachen Torgau 20,77 (16,94) Trier 25,099 (26, 38) 32.18 E666) A.
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Großbreitenbach 38,52 (39,6) Darmstadt
Paul Mosers Notizkalender als Schreibunterlage ist für das nächste Jahr (Verlag des Berliner Lithogr. Instituts, Berlin KW., Potsdamerstr. 110; Preis 2 ) erschienen. Der Kalender (in groß Folioformat) enthält auf 72 Seiten gutem liniirtem Schreib⸗ papier, welches mit weißem Löschpapier durchschossen ist, Raum für die Notizen auf alle Tage des Jahres, ferner einen Comptoirkalender und eine gute Karte des Deutschen Reichs, dann die Bestimmungen über Post⸗ und Telegraphenverkehr mit den Tarifen, über den Bank⸗ verkehr, eine Zeitvergleichungstabelle, Wechsel⸗ und andere Stempel tarife, Münz⸗, Maß⸗, Gewichts und Zinsencechnungstabellen, die Genealogie der europäischen Regentenhäuser, das Marktverzeichniß und anderes für den Geschäftstreibenden interessantes Material, welches dle Brauchbarkeit des Kalenders sehr erhöht.
Im Königlichen Opernhause fand gestern auf Allerhöchsten Befehl eine Aufführung des Ballets „Sardanapal“ von P. Taglioni tatt. Derselben wohnten Se. Majestät der Kaiser, Ihre Kaiser⸗ lichen Hoheiten der Großfürst⸗ Thronfolger von Rußland und Ge⸗ mahlin, Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzen Carl und Wilbelm, die Prinzessin Friedrich Carl, sowie der Erbprinz und die Erb— prinsessin von Sachsen⸗Meiningen bis zum Schlusse bei.
— Im Königlichen Schauspielhause eröffnete gestern Sigra. Adelaide Ristori ein kurzes Gastspiel. Sigra. Ristort kann auf ine lange, ruhmreiche Künstlerlaufbahn zurückblicken; sie zählte zu den hervorragendsten dramatischen Darstellern aller Zeiten und aller Länder, und auch beute noch, in den Jahren nahenden Alters, im Herbste ihres Künstlerlebens, nachdem ihre äußere Erscheinung manches eingebüßt von den Reizen, mit welchen sie in jüngeren Jahren von der Bühne herab das Publikum faseinirte, ist ihr der schönste, höchste Besitz, den sie als Künstlerin ihr eigen nennt, in ungeschwächter Kraft geblieben, ihr bewunderungswürdiges drama tischeg Ingenium. Sigra. Ristori spielte gestern die Medea in der gleichnamigen Tragödie von Le gouvs, welche letzterer einst, wie es auf dem Theaterzettel heißt, „espressa nente“ für sie geschrieben batte. Das Stück, welches dann aus dem Französischen ins Italtenische übertragen worden ist, zeichnet sich nicht durch besondere Vorzüge aus, eben so wenig die neben Sigra. Ristori gestern agirenden Mit- glieder ihrer Gesellschaft, von denen keines über das schauspielerische Mittelmaß binautreicht. Um so glänzender hob sich von dinser matten Folie die strahlende Gestalt ab, zu welcher Sigra. Ristori ibre Medea erhob. Gleich bewundernswerth sind die meister hafte Behandlung der Sprache, der wirkungsvollste Ausdruck der zartesten Gefühle wie der heftigsten Leidenschaften, ebenso wie das lebensvolle Wienen⸗ und Geberdenspiel und das Ebenmaß in Sal tung und Bewegung. Durch diese hervorragende Kunst in der Darstellung der dramatischen Aktion wurde der Gang der Handlung und der Inhalt des Stückes auch Demjenigen deutlich er⸗ schlossen, welcher die italienische Sprache nicht beherrscht, um so mebr, als der Inhalt der Legouvé'schen Tragödie mit dem der. Grillparzerschen Medea im Großen und Ganzen übereinstimmt. Sigra. Ristori, welche von einem früheren Gastspiele im Königlichen Schauspielhause noch im besten Andenken stand, wurde gleich bei ihrem ersten Erscheinen auf der Scene mit lebhaftem Applaus empfangen, dann nach jeder Scene durch Beifallsbeweise nad nach jedem Äftschlusse durch Hervorruf ausgezeichnet.
— Im Residenz- Theater finden nur noch drei Vorstellungen von „Der natürlictoe Sohn“ statt, und kommt am Sonnabend, den 22, neu einstadirt das überaus wirksame Schauspiel Sardou's „Die Bürger van Pont-Arcy“ zur Marstellung. — In der nächsten Woche soll ein Gastspiel der Frau Gall meyer beginnen.
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