1879 / 284 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 03 Dec 1879 18:00:01 GMT) scan diff

Im Sanitäts⸗CGerys. Berlin, 20. November. Dr. Trautmann, Ober⸗Stabsarzt 2. Kl. und Regts. Arzt vom Eisen⸗ bahn Regt., zum Ober ⸗Stabsarzt 1. Kl., Dr. Bender, Stabs u. Bats. Arzt vom Jäger- Bat. Nr. 8 zum Ober-Stabsarzt 2. Kl. und Regts. Arzt des Inf. Regts. Nr. 32, Dr. Boehme. Stabs und Bats. Arzt vom Füs. Bat. Inf. Regts. Nr. 85, zum Ober-⸗Stabsarzt 2. Kl. und Regtz. Arzt des Inf. Regts. Nr. 14, De. Bluhm, Stabs⸗ und Bats. Arzt vom Fuͤs. Bat. Inf. Regts. Nr. 41, zum Ober ⸗Stabsarzt 2. Kl. und Regts. Arzt des Hus. Regts. Nr. 5, Dr. Klipstein, Stabs- und Bats. Arzt vom 2. Bat. Inf. Regts. Nr. 118, zum QOber-Stabsarzt 2. Kl. und Regts. Arzt des Inf. Regts. Nr. 41. Dr. Schrader, Stabs⸗ und Bats. Arzt vom Füs. Bat. Garde Gren. Regts. Nr. 2, zum Ober -Stabsarrzt 2. Kl. und Regts. Arzt des 3. Garde Regiments j. F., dieser rorläufig ohne Patent, Dr. Wischer, Assist. Arit 1. Klasse vom Drag. Regt. Nr. 17, zum Stabs⸗ und Bats. Arzt des 2 Bats. Inf. Regt. Nr. 82, Dr. Oelkers, Assist. Arzt 1. Kl. vom Drag. Regt. Nr. 8, zum Stabs⸗ und Bats. Arzt des 2. Bat. Inf. Regts. Nr. 118, Dr. El lerhorst, Assist. Arit 1. Kl. vom Inf. Regt. Nr. Hb, zum Stabs⸗ und Abtheil. Arjt der 2. Abtbeil. Feld⸗Art. Regts. Nr. 16, Dr. Claes, Assist. Arzt 1. Kl. vom Ulanen-⸗Regt. Nr. 16, zum Stabs⸗ und Batz. Arzt des Füs. Bats. Inf. Regts. Nr. 41, Pr. Leistikow, Assist. Arzt 1. Kl. vom Train-Bat. Nr. 4, Dr. Mayer, Assist. Arzt J. Kl. vom 1. Garde⸗Drag. Regt. zu Stabsärzten bei dem medizin. chirurg. Friedrich⸗Wilhelms⸗In⸗ stitut, Bayer, Assist. Arzt 2. Kl. der Res. vom Res. Landw. Bat. Nr. 98, zum Assist. Arzt 1. Kl. der Res., Dr. Leonhardt, Marine Assist. Arzt 1. Kl. von der 2. Matrosen⸗ Division, zum Marine Stabsarzt, vorläufig ohne Patent, befördert. Dr. Essendorfer, Stabsarzt von der Marine, ein Patent feiner Charge verliehen, Dr. Dittmar, Ober⸗Stabsarzt 1. Kl. und Regts. Arzt vom 3. Garde- Regt. z. F., zum Feld⸗Art. Regt. Nr. 11, Dr. Pohl, Ober⸗Stabsarzt 1. Kl. und Regts. Arzt vom Feld ⸗Art. Regt. Nr. II, zum Füs. Regt. Nr. 80, Dr. Richter, Ober⸗Stabtarzt 2. Kl. und Rgts. Arzt vom Drag. Regt. Nr. 8, zum Drag. Regt. Nr. 17, Dr. Lücke rath, Stabs⸗ und Bats. Arzt vom 2. Bat. Infanterie Regts. Nr. 69, zum Jäger⸗Bat. Nr. 8, Dr. Grünert, Stabsarzt, bie her Garn. Arzt von Pillau und kommandirt zur Dienstleist. bei der 2. Abtheil. Feld Art. Regts Nr. 16, als Bats. Arzt zum 2. Bat. Inf. Regts. Nr. 69, Dr. Falkenst ein, Stabsarzt vom medizin. chirurg. Friedrich⸗Wil⸗ helms⸗Instistut, als Bats. Arzt zum 3. Bat. des Garde⸗Füs. Regts., Dr. Bruberger, Stabsarzt vom midizin. chirurg. Friedrich⸗Wil⸗ belms-Institut, als Bats. Arzt zum Füs. Bat. Garde⸗Gren. Regts. Nr. 2, Dr Prahl, Stabs- und Bats. Arzt vom 1. Bat. Inf. Regts. Nr. 84, zum Füs. Bat. Inf. Regts. Nr. 85, Dr. Schattenberg, Stabs⸗ und Abtheil. Arzt von der Reit. Abtheil. Feld⸗Art. Regts. Nr. 5, als Bats. Arzt zum 3. Bat. Füs. Regts. Nr. 365, Dr. De werny, Stabs⸗ und Bats. Arzt vom Füs. Bat. Inf. Regts. Nr 51, als Abtheil. Arzt zur Reit. Abtbeil. Feld ⸗A rt. Regts. Nr. 5, Dr. Pul zner, Stabg⸗ und Aktheil. Arzt von der Reit. Abtheil. Feld ⸗Art. Regts. Nr. 2, als Bats. Arzt zum Füs. Bat. Inf. Regts. Nr. 51, Dr. Sie damgrotzckv, Assist. Arzt 1. Kl. vom Gren. Regt. Nr. 5, zum Kür. Regt. Nr. 5, Dr. Jaehner, Assist. Arzt 1. Kl. vom Füs. Regt. Nr. 38, zum Drag. Regt. Nr. 8, Dr. Schmidt, Assist. Arzt 1. Kl. vom Jäger-Bat. Nr. id, zum Gren. Regt. Nr. 89, Dr. v. Kobylecki, Assist. Arzt 1. Kl. vom Drag. Regt. Nr. 21, zum Inf. Regt. Nr. 50, Dr. Ru deloff“ Assist. Art 1. Kl. vom Inpalidenhause zu Berlin, in die etatsm' Stelle bei dem Gen. und Corps-Arzt des Garde⸗Corpt, Dr. Lin- de nau, Assist. Arzt. 2. Kl. vom Inf. Regt. Nr. 66, zum Ulanen⸗ Regt. Nr. 16, Dr. Ho bein, Assist. Arzt 2. Kl. vom Gren. Regt. Vr. 89, zum Drag. Regt. Nr. 17, versetzt. Dr. Paschen, Ober⸗ Stabsarzt 1. Kl. und Regts. Arzt vom Drag. Regt. Nr. 17, als Gen. Arzt 2. Kl. mit Pens. und der Unif. des Sanitäts-⸗-Corps, Dr. Buch holtz, Stabs⸗ und Bats. Arzt. vom 3. Bat. Füs. Regts. Nr. 35, mit Pension, Dr. Torn waldt, Stabsarzt der Landw. vom 1. Bat. Landw. Regts. Nr. 45, Dr. Farne, Stabsarzt der Landw. von dems. Bat., Dr. Pleuß, Stabsarzt der Landw. vom 1. Bat. Landw. Regts. Nr. 68, Dr. Adams, Stabtarzt der Landw. vom 2. Bat. Landw. Regts. Nr. 29, Dr. Fuchs, Assist. Arzt. 1 Kl. der Landwehr vom 2. Bataillon Landwehr⸗Regiment« Nr. 653, Dr. Rein bach, Assist. Arzt 1. Kl. der Landw. vom Res. Landw. Regt. Nr. 38, Dr. Bau er, Assist. Arzt 1. Kl. der Landw. vom 1. Bat. Landw. Regts. Nr. 13, als Stabsärzte, Dr. Müller, Assist. Arzt 1. Kl. der Landw. vom Res. Landw. Bat. Nr. 33, Dr. Sa- om on, Assist. Arzt 1. Kl. der Landw. vom Res. Landw. Regt. Nr. 35, Dr. Sieckel, Assist. Arzt 1. Kl. der Landw. vom 2. Bat. Landw. Regts. Nr. 71, Dr. Arlt, Assist. Arzt 1. Kl. der Res. vom 1. Bat. Landw. Regts. Nr. 6, der Abschied bewilligt. Froehlich, Assist. Arzt 1. Kl. vom Feld-Art. Regt. Nr. 20, unter Uebertritt zu den Aerzten der Reserve des 1. Bats. Landw. Regts. Nr. 8 Nissen, Assist. Arzt 2. Kl. von der 1. Abtheil. Feld⸗Art. Regts. Nr. 24, unter lebertritt zu den Aerzten der Res. des Res. Landw. Bats. Nr. 36, Dr. Geiß, Assist. Arzt 2. Kl. vom Feld⸗Art. Regt. Nr. 11, unter Uebertritt zu den Aerzten der Res. des Res. Landw. Bats.

Nr. 80, aus dem aktiven Sanitäts⸗Corps ausgeschieden. Königlich Bayerische Armee.

Ernennungen, Beförderungen und zungen. Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. 20. No— vember. Dam boer, Oberst und Commandeur des 13. Inf. Regts., der erbetene Abschied mit Pens. und mit der Erlaubniß zum Tragen der Unif. bewilligt. 22. November. Frhr. v. Redwitz, vormal. Sec. Lt, unter die Offize. a. D. eingerelht und demf. die Erlaubniß zum Tragen der Unif. des 7. Inf. Regt . ertheilt. 25. Novem ber. Weißmann, Hauptm. und Comp. Chef des , auf die Dauer eines Jahres mit Pens. zur Disp. gestellt.

Im Beurlaubtenstande. 24. November. Den nach⸗ genannten Offizieren des Beurlaubtenstandes der nachgesuchte Abschied ertheilt. Vielwerth, Pr. Lt. des 6. Inf. Regts., Keller, Pr. Lt. des 9. Inf. Regitz, Widnmann, Sedlmayr, Sec. Lts. des 1. Inf. Regts, Ti sch, Heis, Knitl, See. Lts. des 2. Inf. Rezts, Em merling, Sec, Lt. des 4. Inf. Regts., Jörgum, Kirch berger, Braun, Sec. Lts. des 6. Inf. Regis, Gäßler, Kirch⸗ berger, See. Lts. des J. Inf. Regtös, Vogl, Mayr, . n dner, Ger, tz, dez 10. Inf. Regtz., Lindenberger, Pauer, Sec. Lientenants des 11. Infant. Regts. Leonhard, Kießling, Sec. Lts. des 12. Inf. Regts., Keil, Kohlmann, Schönlaub, Sec. Liz. des 13. Inf. Regts., Völker, Mundigl, Kusterer, Schuler, Sec. Tt. des 14. Inf. Regts, Oe chsner, Ritter v. Rogister, Sec. Lts. des 15. Inf. Regts., Lehner, v. Löwenich, Lindner, Kränzlein, Wenninger, See. Lts. des 17. Inf. Regts,, Adlerstein, See, Lt. des 1. Un. Regitz, Raab, Sec. Tt. des 1. Chev. Regts., Röcken schuß, Krazeisen, Sec. Lts. des 3. Chev. Regt. Kisfel, . Lt. des 5. Chev. Regts., Zeiser, Sec. Lt. des 4. Feld⸗A rt. Regts.

Im Sanitätscorps. 24. November. Dr. Fuchs, Assist. i . Klasse des Beurlaubtenstandes, der nachgesuchte Abschied ertheilt.

Beamte der Militär⸗Verwaltung. 20. November. Widem ann, Sec. Lt. a. D., zum Lazareth⸗Insp. in provisor. Eigenschaft beim Garnison-⸗Lajareth Neu⸗Ulm ernannt. 724. No⸗— vember, Glöckel, Zahlmstr. des Beurlaubtenstandes der nach— gesuchte Abschied ertheilt.

. In der Kaiserlichen Marine.

Grnennungen, Beförderungen, Versetzungen e. Berlin, 20. November. Pohl, v. Heeringen, Capelle, Friedrich, Gercke J, Unter ⸗Lts. zur See, zu Lts. zur See beför⸗ dert. Erckenbrecht, Graf v. Bern storff, v. Pustau, Kit t⸗ steiner, Paucke, Jacobsen, Gerstung, Kraufe, Baron v. Schimmel mann, Merten, Seubel, Bredow, Wilde, Engel, Unter Lts. zur See, ein vom 19. Noobr. 1878 datirtes Patent ihrer Charge verliehen. Sucro, Unter⸗Lt. zur See, der Abschied bewilligt.

Versetzunger

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Aichtamtlich es. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 3. Dezember. Se. Majestät der Kaiser und König nahmen heute den Vortrag des Wirklichen Geheimen Raths von Wilmowski entgegen und empfingen zur Meldung den Hauptmann Sluyterman van Langeweyde vom 2. Garde⸗Feld⸗Artillerie⸗Regiment, der unter Stellung à la suite dieses Regiments zur Dienstleistung als Adjutant bei dem Chef der Artillexie, General⸗Feldzeugmeister Prinzen Carl von Preußen; Königliche Hoheit, kommandirt ist. Außerdem ertheilten Se. Majestät dem diesseitigen Botschafter in Wien, Prinzen Heinrich VII. Reuß, Audienz.

Im Königlichen Palais findet heute ein Diner zu Ehren des Geburtstages Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin von Baden statt, zu welchem auch der Großherzoglich badische Gesandte nehst Gemahlin geladen sind.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz nahm im Lauf des heutigen Vormittags mili— tärische Meldungen und Vorträge entgegen.

Zum Diner wird Höchstderselbe der Majestäten Folge leisten.

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Ein auf Se. Majestät den Kaiser Alexander von Rußland geplantes mörderisches Attentat ist mit Gottes Hülfe glücklicher Weise vereitelt worden. Der neue Mord— plan auf den unserem Kaiserhause so nahe verwandten Mon— archen ist mit Entrüstung vernommen worden, und überall giebt sich die größte Freude darüber kund, daß der Kaiser der

ihm drohenden Gefahr unversehrt entgangen ist. Die bisher

eingegangenen Meldungen des „W. T. B.“ lauten:

Mos ka u, Dienstag, 2. Dezember, Nachts. Gestern Abend, als sich der Kaiser bereits hier in Moskau befand, verun⸗ glückte ein noch unterwegs befindlicher zweiter Kaiserlicher Zug durch eine Explosion, wobei ein Bagagewagen in die Luft gesprengt wurde und? Waggons entgleisten. Personen sind nicht verletzt worden.

Der „Regierungsbote“ veröffentlicht ferner folgendes Telegramm des Generalgouverneurs von Moskau: Am 1.8. M. Abends 11 Uhr bei der Einfahrt des Zuges mit der Bagage und der Bedienung Sr. Majestät des Kaisers in das 7. Viertel des Rogosh'schen Stadttheils in Moskau erfolgte eine Ex— plosion, in Folge deren der Zug entgleiste, ein Bagagewagen umstürzte und zwei Personenwaggons sich quer über das Ge— leise stellten. Durch die Explosion bildete sich auf der Bahn— fläche eine Grube von 2 Arschin Tiefe, 7 Arschin Länge und 8 Arschin Breite. Ein Unglück mit Personen ist nicht erfolgt. Das Haus, aus welchem die Mine geführt worden war, ist entdeckt und unverzüglich zur Ermittelung der Missethäter ge⸗ schritten worden.

Moskau, 2. Dezember. Aus Anlaß der Ankunft Sr. Majestät des Kaisers fand heute Vormittag 11 Uhr eine Auffahrt im Kremlpalaste statt. Noch bevor der Kaiser in der Versammlung erschien, verlas der Adelsmaxschall die Nachricht von der geltern erfolgten Kath rophe 9 der Eisenbahn,

ö ; . 4, m ät *3ff 6 welche verbrecherisch verchnlaßt erscheint. Tief ergriffen brachte die Versammlung dann enthusiastische Hurrahrufe auf den Kaiser aus. Derselbe erschien kurz nach 12 Uhr im Georgs— saale, nahm von den Vertretern der Stadtgemeinde Brod und Salz entgegen und hielt folgende Ansprache:

IIch freue mich, meine Herren, Sie wiederzusehen, ich gedenke der Treue und Anhänglichkeit, die Sie mir bei Gelegenheit des traurigen Ereignisses am 2. April d. J. bekundet haben. Dieselben Gefühle sind mir aus allen Theilen Rußlands zum Ausdruck ge— bracht worden. Sie werden schon von dem gestrigen Exreignisse er⸗ fahren haben. Gott hat mich und Alle, die mit mir hierher fuhren, exrettet. Nur um Rußland besorgt, habe ich mich dem Schutze der Vorsehung überlassen. Aber der aufrührerische Geist muß ausge⸗ rottet werden. Ich wende mich an Sie und an alle Wehlgesinnten behufs Vertilgung des Uebels, welches Wurzel gefaßt hat, ich wende mich namentlich an die Eltern. Führet Euere Kinder auf den Weg der Wahrheit und des Guten, damit keine Bösewichte, sondern nütz⸗ liche Menschen und gute Bürger Rußlands herangezogen werden.“

Die Rede des Kaisers wurde mit unausgesetzten Jubel— rufen aufgenommen.

= Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Hauses der Abgeordneten befindet sich in der Ersten Beilage.

In der heutigen (I7.) Sitzung des Hauses dar Abgeordneten, welcher der Minister für Landwirth⸗ schaft, Domänen und Forsten Dr. Lucius, ber Justiz-Minister Dr. Friedberg und mehrere Regierungs-Kommissarien bei⸗ wohnten, gelangte folgendes Schreiben Ihrer Königlichen Hoheiten dez Frinzen und der Prinzefsin Friedrich Carl zur Verlesung:

Dem geehrten Präsidium sagen Wir für die Uns gleichzeitig im Namen des Hauses der Abgeordneten zur Feier des Tages Unserer silbernen Hochzeit gütigst ausgesprochenen Glückwünsche, deren Em⸗ pfang Uns besonders erfreute, Unseren herzlichen und verbind— lichsten Dank.

Berlin, den 30. November 1879.

Friedrich Carl, Maria Anna, Prinzessin von Preußen, Herzogin zu Anhalt. An das Präsidium des Hauses der Abgeordneten.

Darauf trat das Haus in die zweite Berathung des An⸗ trages des Abg. Freiherrn von Schorlemer-Alst auf Annahme eines Gesetzentwurfs, betr. die Vererbung der Land götter in der mrhyin; Reßsglen und it den rheinischen Kreisen Rees, Essen, Duisburg und Mülheim an der Ruhr. 5. J lautet:

§. 1. Das Gesetz findet Anwendung auf alle in der Provinz Westfalen und in den Rheinischen Kreisen Rees, Essen, Duigburg und Mülheim an der Ruhr belegenen Landgüter.

Hierzu lagen folgende Anträge vor: 1) von den Abg.

Dr. Köhler und Genossen: Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen: Den Antrag Nr. 35 der Drucksachen der Königlichen Staatsregierung zur Er— wägung der Frage zu überweisen, ob und welche gesetzlichen Be⸗ stimmungen zur Erhaltung der Bauernhöfe in der Provinz West⸗ falen, namentlich durch Aenderung der bestehenden Erbfolge, zu erlassen sind.

2) von den Abg. Dr. Windthorst und Genossen: Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen: Den Antrag des Abg. Frhrn. von Schorlemer⸗Alst der Königlichen Staatsregie⸗

rung mit der Aufforderung zu überweisen, dem nächsten Lan einen Gesetzentwurf, nach Anhörung des Provinzial-Landta zulegen, welcher die Nererbung der Landgüter in de yt Westfalen u. s. w. behufs deren Erhaltung . wähnten Antrages regelt. - Zu letzterem Antrage lag folgender Zusatzantrag der Ab Frhr. von Minnigerode und Genossen vor: ge. Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen: Die Königlich Staatsregierung zu ersuchen, auch bezüglich der übrigen Proy lu cn soweit für sie das Bedürfniß nach Regelung der Erbfolge in 6. Bauernhöfen hervortritt, nach Anhörung der Proinziailandta Gesetzentwürfe in gleichem Sinne wie der vorliegende Antrag . . Häusern des Landtages demnächst zur Beschlußf assung vor zulegen. Zu diesem Zusatzantrage hatte der Abgu. von Ludmi folgenden Unterantrag gestellt: 9 Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen: Worte: „in den Bauernhöfen“ zu setzen lebensfähigen Landgütern aller Kategorien“. Der Abg. von Eynern beantragte, in dem Antrage Windthorst in der 4. Zeile das Wort „nächsten“ zu streichen Der Abg. Grumbrecht führte aus, daß er der Tenden; der Vorlage sehr sympathisch gegenüberstehe, daß er aber na seinen Erfahrungen in Hannover sich entschieden gegen die obligatorische Fassung erklären müsse. Das Testiren sei nicht Sache der Landbewohner, das sei kein Mittel gegen die Mißz— stände einer solchen obligatorischen Haltung des 5§. J. Abg. Freiherr von Minnigerode motivirte seinen Antrag mit der, Nothwendigkeit, das Erbrecht nach lokalen Rück sichten zu gestalten, und sprach dabei den Wunsch aus, daß das Reich bei der demnächstigen Abjassung des Civilgesetzbuches von dem ihm in dieser Materie zustehenden formellen Rechte einen äußerst diskretionären Ge— brauch machen möge, damit kein Schematismus eintrete. Aber die Basis für den Bauernstand, ein wichtiger Faktor fur die Erhaltung des Staates, müsse fest gegründet werden. Der Abg. Parisius erklärte sich überhaupt gegen die Vorlage weil derselben für das Bedürfniß, von dem Prinzip des gleichen Erhrechts abzuweichen, keine stringenten Beweise beigefügt seien; namentlich gelte dies von den vom Abg. Frhrn, von Schorlemer angeführten statistischen Daten. Der Wille der Bevölkerung in Bezug auf diese Vorlage sei auch kein einheitlicher, ein Theil derselben wünsche statt des Majorates das Minorat. Die Opposition dürfe man nicht unterschätzen. Der Antrag Schorlemer befördere das Proletariat. Waldeck, der gründliche Kenner bäuerlicher Verhältnisse in Westfalen, ebenso wie viele andere Capacitäten, habe sich gegen eine Aenderung der Gesetzgebung in diesem Sinne ausge— sprochen. Die hannoverischen Verhältnisse paßten nicht zur Uebertragung auf Preußen. Beim Schlusse des Blattes hatte der Abg. Dr. Miquel das Wort.

Durch Allerhöchste Ordre vom 12. v. M. ist dem Kreise Ratibor für die zum Bau von Chausseen: 1) von Zaudi; zum Anschlusse an die Ratibor-Gorzützer Chaussee bei Lubom, 2) von Niedane anschließend an die Chaussee von Kosel nach Ratibor zum Anschlusse an die Ratibor⸗Raudener Chaussee bei Nensa und der Abzweigung von Schichowitz nach Hammer, sowie 3) von Hoschialkowitz nach der Stadt Hultschin erforderlichen Grundstücke daß Enteignungsrecht verliehen worden; ebenso durch Allerhöchsten Erlaß vom 17. November 18679 dem Wegeverbande Westen im Landdrosteibezirke Stade für die zum Ausbau der Verden-Bremer Landstraße auf der Strecke Groß⸗Hutbergen bis zur Grenze des Amts— bezirkes Hoya erforderlichen Grundstücke.

Ferner unterm 24. November 1879 der Staats— bauverwaltung zum Bau einer Straße von Veckerhagen, Provinz Hessen, nach Münden, Provinz Hannover.

Dem Kreise Ober-Barnim ist für die von ihm über— nommene Chausseestrecke von Freienwalde nach Eberswalde durch Allerhöchsten Erlaß vom 24. Oltober 1879 das Recht zur Erhebung des Chausseegeldes ꝛc. verliehen worden; ebenso für die im Bereich des Kreises belegene Strecke der Berlin⸗Prötzeler Chaussee durch Allerhöchsten Erlaß vom 29. Oktober 1879 ingleichem den Gemeinden Schweflinghausen, Mühling— hausen und Vörde im Kreise Hagen für die von ihnen zum Ausbau übernommene Chaussee im oberen Ennepethale von Altenvörde bis zur Burg, durch Allerhöchsten Erlaß vom 5. November 1879;

ießen: Anstatt der

vom 17. November 1879.

Breslau, 1. Dezember. (Schles. Ztg.) der Antrag der Abgg. v. Klitzing und Genossen: „Der Pro— vinzial-Landtag wolle beschließen: an die Königliche Staats— regierung die Bitte zu richten: behufs dauernder Beseitigung wohlbegründeter Nothstandsbefürchtungen in den davon be— rührten Kreisen den alsbaldigen Ausbau einer Sekundärbahn

von Creuzburg über Rosenberg-⸗Lublinitz-Koschentin-Ludwigs— . thal nach Beuthen auf Staatskosten in Aussicht zu nehmen;, ĩ Es folgten Rechnungsprüfungen. Darauf wurden folgende Etats nach dem Antrage des Aus⸗ schusses genehmigt: ber Etat der Provinzial-Irrenanstalten zu Brieg und zu Plagwitz, der Etat des Schlesischen Museum?; für bildende Künste und der Etat des Oberschlesischen Waisen⸗

einstimmig angenommen.

Von den vorgelegten Jahresberichten der Provinzial— Irrenanstalten und der anstalt pro 1877778 nahm der Landtag Kenntniß. Das Reglement zur Ausführung des §. 18 des Gesetzes vom 13. März 1878, betr. die Unterbringung verwahrloster Kinder in der Provinz Schlesien, welches vom Provinzialausschuß nach vorangegangenen Verhandlungen mit den Ministern des Innern und des Kultus entworfen worden war, wurde vom Dangtegt genehmigt.

schusses über die Ausführung der Beschlüsse des XXVI. Pro— vinzial-Landtages, betr. das Projekt des Oder-Lateral⸗Kanals, nahm der Landtag mit Befriedigung Kenntniß. Ein Antrag der Abgg. Graf Pfeil und Gen.: „die Königliche Staatsregie—

fonds.

rung um baldige Ausführung der Verbindung der Schle . sischen Gebirgs bahn mit Ottendorf resp. Braunau zu ersuchen, ö

fand die Genehmigung der Versammlung. Schließlich er— ledigte der Landtag noch einige Petitionen.

Cassel, 2. Dezember. In der heutigen (5 Sitzung des neunten Kommunal-Landtages des Regierungsbezirks

Cassel erfolgten zunächst geschäftliche Mittheilungen. Daran schloß sich die Berathung über die Gemährung einer Unterstützung zur Restauration des Grabdenkmals des Landgrafen Ludwig III. in der lutherischen Kirche zu Marburg. ; Landtag beschloß, die Prüfung und Entscheidung bezüglich die⸗ ser Unterstützung dem ständischen Verwaltungsausschusse zu

ö. endlich dem Wegeverbande Westen fir die obenbezeichnete Chausseestrecke, durch Allerhöchsten Erlaß

K . ö . ö In der ö heutigen (6.) Sitzung des Provinzial-Landt ages wurde

Provinzial ö Hebeammen ö dehr⸗

Von dem Berichte des Provinzialaus⸗

Der Kommunal⸗

überweisen. Gleiches wurde hinsichtlich mehrerer anderer Ein⸗ gaben beschlossen.

Von dem Abgeordneten Hohmann aus Hilders war der Antrag eingegangen, daß der ständische Verwaltungsausschuß veranlaßt werden möge, den Nothstand in der Stadt Tann an der Rhön näher zu ermitteln und eventuell den dortigen hülfs— bedürftigen Einwohnern eine entsprechende Beihülfe aus kommunalständischen Mitteln zu gewähren. Nachdem vom Kommunal⸗Landtage beschlossen worden war, den Antrag als dringlich zu behandeln, erfolgte die Begründung desselben durch den Antragsteller. Allerseits wurde die Geneigtheit zur Ge⸗ währung der erforderlichen Beihülfe zu erkennen gegeben und auch Seitens des Ober-Präsidenten Mittheilung Über die be—⸗ treffenden Verhältnisse gemacht. Der Antrag wurde schließlich dem Verwaltungsausschusse zur thunlichsten Berücksichtigung überwiesen.

Bei der hierauf folgenden Fortsetzung der Berathung über die Gründung einer Wittwen- und Waisen⸗Versorgungs⸗ anstalt für die Hinterbliebenen kommunalständischer Beamten wurde das betreffende Statut im Wesentlichen nach den An— trägen des Hauptausschusses genehmigt. Die Frage, ob das Statut der Genehmigung der Staatsregierung bedürfe, wurde eingehend erörtert, wobei der Ober⸗-Präsident mehrfach Ver— anlassung zum Eingreifen in die Diskussion fand. Die wei⸗ tere Berathung hierüber wurde bis zur nächsten Sitzung aus— gesetzt.

Gachsen. Dresden, 2. Dezember. (Dr. J.) Die Zweite Kammer beschäftigte sich in ihrer heutigen Sitzung an erster Stelle mit einem Antrage des Abg. Kökert, welcher den Zweck hat, ein kürzeres Verfahren bei Grundstückszusam— menlegungen herbeizuführen. Nach kurzer Diskussion, in welcher sowohl aus der Mitte der Kammer, als von Seiten des Ker— treters der Staatsregierung, Geheimer Rath Schmaltz, die Tendenz des Antrags gebilligt wurde, verwies die Kam— mer den Antrag an die Gesetzgebungs-Deputation. Eine längere und zum Theil erregte Debatte knüpfte sich an den Bericht der ersten Abtheilung über die Wahl im ersten Chemnitzer Wahlkreise, dessen Schlußantrag dahin ging, die Staatsregierung zu ersuchen, über eine Reihe von Thatsachen, welche in einem bei der Kammer ein— gelaufenen Protest behauptet sind, Erörterungen anstellen zu lassen und inzwischen die Wahl des Abg. Ruppert zu bean— standen. Von mehreren Seiten wurden die angeblich vor— gekommenen Wahlbeeinflussungen sebst beleuchtet, was Veran— lassung gab, auch guf die Parteiverhältnisse der Stadt Chem— nitz, auf den Einfluß des Sozialistengesetzes auf öffentliche Wahlen und andere damit zusammenhängende Fragen einzu⸗ gehen. Schließlich wurde der Antrag der Abtheilung ein— stimmig angenommen. Der Titel 1 des außerordentlichen Staatshaushalts⸗Etat: 50 900 S6. Berechnungsgeld zur Ent— schädigung an Stadtgemeinden für die Uebernahme von inner— halb der Städte gelegenen fiskalischen Pflaster⸗ und Straßen— strecken zu eigener Unterhaltung, wurde auf Antrag der Finanzdeputation ohne Debatte bewilligt. j

Baden. Karlsruhe, 1. Dezember. Se. Königliche Hoheit der Großherzog hat heute Mittag die Deputationen der Ersten und Zweiten Kammer der Ständeversammlung in feierlicher Audienz empfangen und von denselben die Adressen auf die Thronrede entgegengenommen.

Mecklenburg Schwerin. Schwerin, 1. Dezember. (Lpz. Ztg.) Ueber den Stand der Finanzen spricht ein landesherrliches Reskript, vom 19. v. M., gerichtet an die Landtags-Kommissarien, sich dahin aus, daß es durch vor— sichtige und sparsame Verwaltung und durch die längere Zeit steigenden Einnahmen aus den Forsten 2c. bis in die letzten Jahre zwar gelungen sei, das Gleichgewicht aufrechtzuerhalten; seit einigen Jahren aber sei, wie überall in Deutschland, so auch hier infolge des Niederganges der wirthschaft— lichen, insbesondere landwirthschaftlichen Verhältnisse die Hauptquelle der Einnahmen, nämlich der Ertrag aus Do— mänen und Forsten, in einer Besorgniß erregenden Abnahme begriffen, andererseits seien die Ansprüche an die landes— herrliche Kasse in dauerndem Steigen, ohne daß ein Herab— gehen erwartet werden dürfe. Das Ministerium hält es daher für unabweisbar, die gegenwärtige Sachlage, wo durch die Reichsgesetzgebung den Einzelstaaten neue und voraussichtlich beträchtliche Einnahmen zugeführt werden, auch zu der noth— wendigen Beseitigung dieses Mißverhältnisses in den landes— herrlichen Finanzen zu benutzen. Hur Erreichung dieses Zweckes, jedoch nicht minder zur Erleichterung der Steuer— pflichtigen, wird durch die dritte Schwerinsche Landtags⸗ proposition eine neue Vereinbarung in Betreff des Steuer⸗ Aversums von 1870 und der nunmehr veränderten Leistungen an das Reich event. Herauszahlungen von Seiten desselben proponirt.

Gamburg, 1. Dezember. (H. C.) Der Senat hat heute für das Jahr 1880 den Bürgermeister Dr. Petersen zum ersten Bürgermeister und den Senator Dr. Kirchenpauer zum zweiten Bürgermeister erwählt, welche Beide diese erste Stelle in unserem Staate schon mehrfach eingenommen haben.

Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 2. Dezember. (W. T. B.) Der Bezirkstag für Unter-Elsaß ist heute, nachdem die Berathung der Vorlagen beendet und der Präsident Klein den Mitgliedern für ihre . gedankt hatte, durch den Bezirks⸗-Präsidenten Ledderhofe unter Worten des Dankes und der Anerkennung geschlofsen worden.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 1. Dezember. Die „Montagsrevue“ bestätigt die Nachricht, daß die Regierung noch im Laufe dieser Woche einen Gefetzentwurf einbringen werde, durch welchen sie zur Einhebung der Steuern im ersten Quartal 1880 ermächtigt wird. Der bisherige außer⸗ ordentlich langsame Fortgang der Budgetberathungen im Ausschusse lasse eben eine rechtzeitige Erledigung des Staats— voranschlages im Plenum nicht mehr erwarten.

Wie die „W. Z.“ berichtet, ist der österreichisch⸗ungarische Botschaster in Berlin, Graf Emerich Szechenyi, welcher mehrere Tage in Wien weilte, gestern Abend auf seinen Posten abgegangen.

Pest, 30. November. Se. Königliche Hoheit Herzog Ludwig in Bayern ist, wie der „Pester Lloyd“ meldet, gest ern in Pest eingetroffen.

2. Dezember. (W. T. B.) Im Unterhause wurde heute das Resultat der gestrigen Delegationswahl verkündet; dasselbe entspricht der Kandidatenliste der liberalen Partei. Der Minister-Präsident Tisza legte einen Gesetz.

entwurf vor, betreffend die Verlängerung des finanziellen Aus— gleichs mit Kroatien auf ein Jahr. Das Oberhaus nahm unter Ablehnung sämmtlicher Amendements das W ehr⸗ gesetz in der Fassung der Regierungsvorlage an.

Schweiz. Bern, 1. Dezember. Beide eidgenössischen Räthe sind heute ohne Ansprachen eröffnet worden.

Die „N. Zürch. Ztg. schreibt: Die eidgenössischen Staatsanlehen (nach Abzug der mit Ende 1879 zurück⸗ gezahlten 4 proözentigen Kassenscheine und der im Budget für 1880 vorgesehenen Amortisation) betragen in runder Summe 29 000 009 Frs., die zu 41 Prozent verzinslich sind. Alle von den Anlehen von 186, und 1871 stammenden Obligatio— nen sind halbjährlich kündbar; das Anlehen von 1877 muß auf. 1. Oktober 1680 zurückbezahlt werden. Zu obigen 20 000 000.) Frs. kommen noch in den nächsten Jahren die Gotthard⸗ und Monte-Cenere⸗-Subvention mit 61 Millionen, und der Bundesrath beantragt demgemäß die Summe des neuen Anlehens auf das Maximum von 35 Mill. Frs. festzustellen, zu 4 pCt. verzinslich. Den Inhabern bisheriger eibg. Staatsobligationen würde das Vor— recht eingeräumt, ihre Titel gegen die neuen zu Pari umzu⸗ tauschen. Die Amortisationsperiode des neuen Anlehens würde von 1881 an 35 Jahre betragen; Verzinsung und Rück— zahlung würden während dieser Periode das Jahresbudget mit je 1875 000 Frs. belasten. Rechnet man, was von 1881 an auf das Budget genommen werden müßte, um die Ver— zinsung der gegenwärtig bestehenden Anlehen und die Til— gung, derjenigen von 1867 und 1871 durchzuführen, so vermindert die Eidgenossenschaft in Folge der Änlehens— konversion ihre jährliche Belastung für Änlehens-Zinse und Tilgung von 4 104 000 Frs. auf obige Summe von 1875 000 Frs.; somit ergiebt sich eine jährliche Minderbelastung von 228 000 Frs, Es war dem Bundesrathe ein 3 prozentiges Anlehen zum Kurse von 78— 80 vorgeschlagen, welches wegen des damit verbundenen Kapitalsgewinns namentlich im Aus— lande Abnehmer gefunden hätte und auch finanziell etwas günstiger zu stehen gekommen wäre. Der Bunwegrath aber legt aus politischen Gründen Werth darauf, daß das neue Anlehen vorzugsweise im Lande plazirt werde und hat des⸗ halb einem 4prozentigen Anlehen den Vorzug gegeben.

Niederlande Haag, 2. Dezember. (W. T. B.) Die Zweite Kammer nahm heute das Budget für das Mi— nisterium des Auswärtigen an. Im Laufe der Debatte er— klärte der Minister des Auswärtigen, van Lynden: er hoffe, daß der Auslieferungsvertrag mit Amerika demnächst abgeschlossen werden würde. Der Minister vertheidigte sodann die Handelspolitik der Niederlande und hob hervor: die günstige Lage der Niederlande sei eine Garantie dafür, daß die auswärtigen Mächte erforderlichen Falls mit dem Interesse der Niederlande rechnen würden. Die Niederlassung Over— becks im Norden von Borneo habe keinen politischen Cha⸗ rakter. Die Regierung sei wachsam und habe die Ueberzeu— gung, daß England nicht gegen den Geist des Vertrages von 1824 handeln werde.

Frankreich. Paris, 28. November. (Fr. C.) Der Bericht des Justiz-Ministers und Siegelbewah— rers Leroyer an den Präsidenten der Republik über die Ausführung des Amnestiegesetzes lautet vollständig, wie folgt:

Parjs, 25. November 1579. Herr Präsident! Als Sie zu der Präsidentschaft der Republik berufen wurden, war es eine Ihrer ersten Obsorgen, sich nach dem geaguen Stande aller wegen Theil nahme an dem Aufstande von 1871 verurtheilten Individuen zu er— kundigen. Als Ergebniß einer ersten Arbeit, die ich in Folge dessen veranlaßte, wurde konstatirt, daß die Zahl der von den Kriegs⸗ gerichten oder Schwurgerichtshöfen in kontradiktorischem Verfahren oder in eontumageinm verurtheilten, nicht begnadigten Individueg, die bis zum 31. Fanugr 1879 ihre Strafe noch nicht abgebüßt hatten, sich auf 4511 belief. Obgleich der unmittelbar nach unse rem Kriegsunglücke unter den Augen des siegreichen Feindes ausgeführte Kommune Aufstand das größte aller Verbrechen gewesen ist und immer bleiben wird, haben Sie in Uebereinstimmung mit der großen Mehrhest der Landesver, treter den Augenblick für gekommen gehalten, auf der Bahn der Vergebung weiter zu gehen und aus Rücksichten der Menschlichkeit und der politischen Beschwichtigung die Pforten des Vaterlandes zu öffnen und eine große Anzabl von Verurtheilten, welche mit einem achtjährigen Aufenthalte jenseits der Meere oder in den Landes gefängnissen oder endlich in der Verbannung genug gebüßt haben mochten, in ihre Rechte wieder einzusetzen. In diesem Sinne wurde das Gesetz vom 3. März 1879 von Ihnen vorgelegt und von dem Par— lamente angenommen. Vieses Gesetz erklärte für amnestirt alle wegen politischer Verbrechen oder Vergehen Verurtheilten, die nicht schon zuvor wegen gemeiner Verbrechen oder Vergehen zu mehr als einem Jahr Gefängniß verurtheilt worden, die ferner begnadigt waren oder ihrer Strafe abgebüßt hatten oder endlich Begnadigung oder das Ende ihre Strafe binnen drei Monaten erwirkten, bezie⸗ hungzweise erlebten. In dieser Frist mußten demnach die Akten von 4311 Judividuen geprüft und ferner über den Fall einer großen Anzahl von Individuen entschieden werden, welche das Pariser Zucht— polizeigericht als Abwesende wegen Amtsanmaßung oder willtürli cher Verhaftung während des Kommune -Aufstandes verurtheilt hatte. Diese beträchtliche Arbeit wurde in der von dem Gesetze gesteckten Frist ausgeführt; jeder einzelne Fall wurde gewissenhaft geprüft und war der Gegenstand eiatr begnadigenden oder ablehnenden Ent⸗ scheidung. Ehe ich Ihnen nan die Resultate des Gesetzes vom 3. März 1879 entwickle, muß ich Ihnen die bei der Durch führung dieseg Gesetzes und den Entscheidungen zu Gunsten einer großen Anzabl von Verurtheilten maßgebend gewesenen Ideen darlegen. Zunächst erschien es angemessen und Ihren Absichten, sowie denen des Parlaments entsprechend, von der Wohl that des Amnestiegesetzes rie Mitglieder der Kommune auszu— schließen, die Erwählten jenes strafbaren Aufstandes, in denen er sich gewissermaßen personifizirte und welche in erster Reihe die Ver— antwortlichkeit für die in jener unseligen Periode begangenen Ver— ruchtheiten zu tragen haben. Desgleichen wurde erachtet, daß drei

andere Kategorien der Amnestie nicht theilhaftig werden sollten, nämlich: die Verurtheilten, welche, abgesehen von ihrer Theilnahme am Aufstande, gemeine Verbrechen gegen die Personen (Mord, Todt— schlag, schwere Körperverletzung) begangen hatten, für die kein Auf— ruhr als mildernder Umstand geltend gemacht werden kann, ?) die Ver⸗ urtheilten, welche, abgesehen von ihrer Theilnahme am Aufstande, gemeine Verbrechen gegen das Eigenthum begangen hatten, (Brandstistung, Diebstahl, Unterschlagung); 3) die Verurtheilten, auf denen schon eine Vorbestrafung lastete, und zwar eine solche, die nicht wegen politischer oder wegen leichter, die Rechtschaffenheit und Moral nicht gravirender Vergehen verhängt worden war. Keine politische Partei kann die Amnestie für Mörder, Brandstifter, Diebe und abgestrafte

Verbrecher verlangen; Strafumwandlungen oder Herabsetzungen sind für diese je nach ihrer Aufführung verfügt worden, wie auch sonst in solchem Falle geschieht. Endlich wurde nach eine letzte Kategorie von

Verurtheilten ausgeschlossen und zwar zerfällt dieselbe in zwei Theile. Sie

politischen Rücksicht abgesehen, aus Unwürdigkeitsgründen, die Nie⸗ mand bestreiten kann, einer Gnadenmaßregel nicht theilhaftig werden

darf. Sie umfaßt zweitens eine ebenfalls geringe Anzahl von Män—

umfaßt einmal eine kleine Anzahl von Individuen, welche von jeder

nern, welche, nachdem sie sich in dem Aufstande vom 18. März schwer kompromittirt hatten, im Auslande nach Allem, was man hört, eine Haltung beobachten, die für jetzt jeden Gnadenakt zu ihren Gunsten unmöglich macht. Weit entfernt, der Reglerung der Republik ihren Beistand zu gewähren, „rühmen sie sich', wie einer von ihnen geschrieben hat, „an der Kommune Theil genommen zu haben, daher auch die Niederlage sie keineswegs entmuthigt hätten; sie sprechen in ihren Schriften ven der „schrecklichen Züchtigung, mit welcher das Proletariat einst seine Märtyrer rächen werde“; sie gehören zu der Partei der revolutionären Kommune, welche eine baldige Revanche ankündigt oder sehnlichst herbeiwünscht. Die Regierung kann einer solchen Haltung gegenüber nicht die Waffen strecken; sie ist auch überzeugt, der treue Dolmetsch der Absichten des Parlaments zu sein, indem fie

für diese kleine Gruppe von Verurtheilten jede Gnadenmaßregel ver⸗

sagt. Abgesehen von den eben aufgezählten Kategorien ist das Gesetz vom 3. März 1879 zu Gunsten aller anderen Verurtheilten zur An=

wendung gekommen. Das Resultat war folgendes: Am 8 Juni, alfo

am Ende der von dem Gesetze gesteckten dreimonatlichen Frlst, waren alle zuchtpolizeilich wegen Amtsanmaßung oder will kürlicher Verhaf⸗ tung verurtheilten Individuen ohne Ausnahme begnadigt. Ebenfalls am. 5. Juni hatten von den oben erwähnten 4311 kriegs, oder schwur⸗ gerichtlich Verurtheil ten 3113ihre Gnade und 203 eine Umwandlung ihrer Strafe erhalten. Die Zahl der nicht begnadigten Individuen beläujt sich daher nur noch auf 1158. Seitdem haben Sie und ich es an westerer Obsorge nicht fehlen lassen. In Folge einer nochmaligen Revision haben Sie auf meinen Antrag 368 Verartheilten den Rest ihrer Strafe erlassen und 209 ihre Strafe umgewandelt oder herabgesetzt, so daß jetzt nur noch 830 Kommuneverurtheilte nicht begnadigt und nicht auf freien Fuß gesetzt sind. Von diefen 830 Individuen waren 554 kontradiktorisch, A6 in Contumaciam verurtheilt worden; 65 waren Mitglieder der Kommune gewesen; 89 hatten gemeine Ver⸗ brechen gegen Personen und 106 gemeine Verbrechen gegen das Eigen« thum begangen; 521 hatten Vorbestrafungen; 51 fallen in die letzte Kategorie der von der Amnestie Ausgeschlossenen. Dies, Herr Pä⸗ sident, sind die Resultate des Gesetzes vom 3. Mär; 1875. Sie sind ein sprechender Beweis für den liberalen Geist, mit welchem dieses Gesetz ausgelegt worden ist. Man kann für jetzt nicht mehr ihun, ohne über die Absichten der Majorität, die es votirt hat, hinauszugehen. Genehmigen Sle u. s. w. E. Leroyer.

Dezember. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer erklärte der Minister-Präft dent Waddängton, daß das Ministerium das Verlangen stellen müsse, daß man die Dinge, die man in den Journalen und Vorsälen verbreite, auch auf der Tribüne zur Sprache bringe. Es sei im Interesse des Landes geboten, daß bekannt werde, wer regiere. Kein Ministerium werde sich ein Pro⸗ gramm aufdrängen lassen. Das Parlament habe sich kurz und bündig darüber zu erklären, ob das Ministerium sein Vertrauen besitze oder nicht. Sollte dieses Vertrauen kein vollkommenes sein, so werde sich das Kabinet unmittelbar zurückziehen. Er verlange, daß die Kammer sich voll ständigst ausspreche und ihre etwaigen Beschwerden und Angriffe hier auf der Tribüne zu Sprache bringe. Unter leb— haftem Beifall sovohl aus dem Centrum wie auch von einem Theile der Linken verließ der Präsident die Tribüne. Nach dieser Erklärung wurde die Berathung der auf der Tagesordnung stehenden Vorlagen wieder aufgenommen. Die Sitzung verlief ohne jeden Zwischenfall. Die Bureaux der Linken werden morgen zufammentreten, nachdem dis vier Gruppen der Linken besondere Versammlungen abgehalten haben.

Italien. Rom, 2. Dezember. (W. T. B.) Die De—⸗ putirtenkammer wählte Spantigati und Tajani zu Vize-Präsidenten und setzte sodann die Berathung des Budgets des Ministeriums des Ackerbaues und Handels pro 1880 fort.

Türkei. Philippopel, 30. November. (Pol. Corr.) Die von der türkischen Regierung nach Bulgarien zurückgeschickten und an der bulgarischen Grenze zurückgewiesenen mohameda— nischen Flüchtlinge sterben haufenweise auf den Straßen. Namentlich ist die Situation in den Grenzdistrikten und im Vilajet von Adrignopel eine unbheschreibliche. Die Behörde von Eski⸗Zagra hat um schleunige Entsendung von Hülfe angesucht.

Prizrend, 25. November. Vor fünf Tagen soll, wie die „Polit. Corresp.“ meldet, ein türkischer Munitions⸗ transport, bestehend aus 23 Tragthieren, auf dem Wege zwischen Mitrovica und Novibazar beim Uebergange über die Rogazna Planina von einer etwa 300 Mann starken Arnautenbande überfallen worden sein. Die Escorte, bestehend aus einem Offizier und neun Mann, soll entwaffnet und dann nach Novibazar zurückgeschickt, die Tragthiere dagegen nebst den Führern und der Ladung von den Arnauten weg—⸗

geführt worden sein.

Rumänien. Bukarest, 2. Dezember. (W. T. B.) Das amtliche Blatt veröffentlicht ein Communiqué des Finanzministers, welches erklärt, daß die Regierung keine neue Staatsanleihe emittiren werde und die Gerüchte, die in

Betreff einer neuen Emission von Hypothekarbillets und an⸗

derer gleichartiger Effekten verbreitet worden sind, als bös⸗ willige und unrichtige bezeichnet.

Serbien. Nisch, 2. Dezember. (W. T. B.) Die Skupschtina nahm mit 113 gegen 35 Stimmen eine Adresse an, in welcher sie dem Fürsten ihre vollste Er⸗ gebenheit und der Regierung warme Anerkennung ihrer Thätig⸗ keit ausspricht.

Amerika. Washington, 2. Dezember. (W. T. B.) Im Senat und in der Kammer wurden Resolutionen ein⸗ gebracht, in welchen beantragt wird, daß die Regierung der Gesellschaft zur Herstellung des Kanals in Nicaragua ihren Schutz zugestehe. Der Kammer ging ferner der Antrag zu, daß im Laufe der gegenwärtigen Session keine Abänderung der bestehenden Münzgesetze eintrete. Der Antrag wurde an eine Kommission verwiesen.

Afrika. Egypten. Kairo, 2. Dezember. (W. T. B.) Das amtliche Blatt wird in diesen Tagen den Bericht der Finanzeontroleure veröffentlichen. Dieselben ersuchen darin den Khedive, das Ministerium zu beauftragen, daß das⸗ selbe ein Reglement in Betreff der finanziellen Lage feststelle und versprechen hierzu ihre Beihülfe. Dieses Reglement soll dann der Liquidationskommission, wenn dieselbe bis dahin zu⸗ sammengetreten ist, unterbreitet werden, andernfalls e,. die Controleure, mit der Ausführung des Reglements bezüg⸗ lich der Gläubiger, welche ihre Zustimmung ertheilt haben, zu beginnen. Weiter verlangen die Controleure, daß der Finanz⸗ Minister das Budget zur Einsicht vorlege und zwar den Vor⸗ anschlag der Einnahmen wie der Verwaltungsausgaben für das Jahr 1880, um daraus einen Ueberblick zu gewinnen, welcher Ueberschuß sich für die konsolidirte Schuld als ver⸗— fügbar ergebe.