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Nr. 22 des Marine Verordnungs-Blattes“ hat sol⸗ genden Inhalt: Erweiterung der Urlaubs- Kompetenzen in der Marine. — Verordnung, betreffend Abänderung der Bestimmungen über Tagegelder 2c. der Reich beamten. — Tagegelder ꝛc. für Unter⸗ offizlere ohne Portepee und Gemeine. — Umrechnung fremden Ge⸗ wicht. — Minenmaterial für Kadetten⸗Schulschiffe. — Termin- kalender. — Mützenbänder mit dem Schiffsnamen. — Exerzir⸗Regle⸗ ment für Schiffsgeschütze. — Instruktion über ,,, der Ver⸗ sorgungs ⸗Ansprüche invalider Mannschaften vom Feldwebel ꝛe. ab⸗ wärts. — Inhalts⸗Verzeichniß der Schiffsbücherkisten. — Personal⸗ veränderungen. — Benachrichtigungen.
Statistische Nachrichten.
Sum marische Uebersicht der Stu di renden auf der Vereinigten Friedrichs Universität Halle⸗Witten“ berg. Im Sommer -⸗Semester 1879 sind immatrikulirt gewesen 1040; nach Aufstellung der betreffenden Nachweise wurden noch im⸗ matrikulirt 11 zusammen 1051; davon sind abgegangen 273, es sind demnach geblieben 778, dazu sind in diesem Semester gelommen 320; die Gesammtzahl der im matrikulirten Studirenden beträgt daher 1098. Die evangelisch-theologische Fakultät zählt: Preußen 245, Nichtpreußen 25, zusammen 270. Die juristische Fakultät zählt: Preußen g8, Nichtpreußen 5, zusammen 1053. Die medizinische Fa⸗ kultät zählt: Preußen 130, Nichtpreußen 14, zusammen 144. Die philosophische Fakultät zählt: 2. Preußen mit dem Zeugniß der Reife 323, b. Preußen ohne Zeugniß der Reife auf Grund des 5§. 3 der Vorschriften vom 1. Oktober 1879 128, somit Preußen 451, 6. Nicht- preußen 130, zusammen 581. Im Ganzen 1958. Außer diesen imma—⸗ trikulirten Studirenden besuchen die Universität als Hospitanten 32. Es nehmen mithin an den Vorlesungen überhaupt Theil 1135.
Kunst, Wissenschaft und Riteratar.
Die Verlagsbuchhandlung von Gebrüder Pätel in Berlin bat zwei Bände Erzählungen aus dem amerikanischen Leben von Bayard Taylor, ins Deutsche übertragen von Marie Hansen⸗Taylor, veröffentlicht. In dem in Deutschland hechgeachteten, allzufrüh verstorbenen Verfasser erkennt man aus diesen einfachen Erzählungen den tiefen Denker, der sich durch die Uebersetzung des Faust einen Namen in der Literaturgeschichte erworben hat. Die Erzählungen bewegen sich sämmtlich im S
so in der Erzählung „Der Spuk im Blockhause“. Die Ueberfetzerin beherrscht die deutsche Sprache meisterhaft.
— Der Staatsarchivar Dr. Herm. Veltman, seit 1871 zugleich auch Sekretär des Vereins Landeskunde von Osnabrück, hat im Auftrage des genannten Vereins vor Kurzem ein Verzeichniß der Bibliothek und der handschriftlichen Sa Die ersten Anfänge der Eibliothek und Sammlungen des Vereins fü
April
der für Geschicht—⸗ Osnabrück reichen bis in das Gründungsjahr des Vereins, bis ins Jahr 1847, hinauf. Seitdem hat
weniger durch Ankauf, als durch Schtnkungen von Behörden und
Privaten, wie auch durch Schristenaustausch mit verwandten Ver⸗ einen und Gesellschaften von Jahr zu Jahr an Umfang dergestalt /
zugenommen, daß sie gegenwärtig etwa 1500 Bände und an Archi⸗ valien ca. 660 Nummern umfaßt. Unter den Drucksachen jenigen am wichtigster, die sich auf den Landdrosteibezirk Osnabrück, sowie auf Hannover (Ostfriesland) und Westfalen beziehen. dem enthält die Bibliothek Schriften gelehrter Gesellschaften und von Vereinen für Geschichte und Alterthumskunde, Schrif⸗ ten über Diplomatik, Schriftwesen, Chronologie, Heraldit, Sphrastik, Genealogie, Geographie, Alterthumskunde, Kunstgeschichte, ferner Quellen für Geschichte und Recht, Urkunden—
Schriften aus der Rechts- und Staatswissenschaft, unter denen sich
ziemlich viele ältere Werke befinden.
Privatsachen einer ziemlich großen Zahl von Familien Gegenden, sowie über Regierungsangelegenheiten.
der internationalen Bibliothek (Leipzig, F. A. Brockhaus)
— Von
wieder zwei
liegen
Bände vor, der 49. und 50; dieselben enthalten eine Abhandlung in Würzburg über: Die natürli- 18 2 FJpbo j 57 ⸗ ‚. . w. ö , . und 2. Theil mit Wisch im Breuschthale im nächsten Frühjahr begonnen werden soll. M ö z . . . 3 ,,,, . . . I) ö ; Damit wäre die erhoffte Verbindung zwischen dem Saar- und dem Der Verfasser, der sich als Darwinianer bekennt, geht von einem R ff 9 1 G TSgers K 28 s pon ö Ygrwinisten Doch s⸗ uin . — . * 62 2 Ausspruch Jägers aus, etz sci von den Darwinisten doch schon genug dieser Seite her in erwünschter Weise zu Stande gebracht. . (W. T. B.) Der Dampfer
des Professor Karl Semper chen Existenzbedingungen der Thiere, J. 106 Abbildungen in Holzschnitten und 2Wlithographirten Karten).
philosophirt, und die Aufgabe trete nun in ihr Recht, die auf die⸗
sem Wege gewonnenen Hrpothesen durch exakte Untersuchungen zu prüfen.“ Er selbst ist der Ansicht, daß. „mit den landläufigen Schlag⸗
worten biogenetisches Grundgesetz oder Fälschung der Ontogenie, Gesetz der Vererbung in korrespondir⸗nden Lebenzaltern oder Korrelation der
Organe, Ontogenie und Phytogenie, Variabilität und Erblichkeit“
u. dgl. nichts mehr anzufangen ist, denn sie sind alle nur in Gesetz⸗
form gekleidete Ausdrücke für eine Summe gleichartiger Erscheinungen, deren eigentliches Wesen durch jene nicht im Mindesten ausgedrückt ist. Sie alle wollen erst wieder für sich erklärt sein. Semper meint, es sei so unendlich leicht, sich Gedanken darüber zu machen, wie wohl dieses oder jenes Faktum hypothetisch zu erklären sei; es sei wenig mühselig, sich einen zu ersinnen, der von gleichfalls hypothetisch angenommenen Grundursachen aus zu dem wirklich beobachteten Resultate geführt habe; wolle man aber den erdachten Entwlckelungsgang durch das Experiment als wirklich oder nothwendig erreichen, so bedürfe man langer Zeiträume und mühevoller Untersuchungen oder man stoße gar auf unübersteigliche Hindernisse. Der Verfasser glaubt, daß die Va— xiabilität noch am ehesten durch exakt angestellte Untersuchungen auf die bewirkenden Ursachen zurückzuführen sein müsse, und fo hat er denn in dem vorliegenden Buch, welchem ein im Lowell⸗Institut zu Boston
im Jahre 1877 gehaltener Cyklus von 12 Vorträgen zum Grunde liegt,
; den Versuch gemacht, nicht auf dem von den Zoologen betretenen unsicheren Wege der Morphologie (der Entdeckung der wirklich
bestehenden Verwandtschaftsbeziehungen zwischen den Thieren), die .
heiten und landwirthschaftliche Fragen bildeten den übrigen Theil der Tagesordnung.
immer eine mehr oder minder große Menge subjektiver Einfälle und zweifelloser Irrthümer“ enthält, sondern durch die Physiologie der Organismen, d. h. durch Auffuchung derjenigen Gesetze, welche erkannt werden durch die Untersuchung der Lebensbeziehungen verschiedener Thierarten zu einander und zu ihren, sie als Art erhaltenden, zer⸗ störenden oder umformenden Lebensbedingungen, die Umwandlung der einen Thierform in die andere zu erklären. In dem zweiten Abschnitt
der unorganischen oder doch leblosen Natur angehören: Rahrung, Licht, Temperatur, unbewegtes Wasser, ruhende Lauft, bewegtes Wasser u. A., im dritten Abschnitt der Einfluß der lebenden Umgebung auf Thiere. Der Verfasser hat für alle diese Einflüsse auf die Variabuität der thierischen Organismen sorgfältig Material gesammelt, aber die bis her gemachten Beobachtungen reichen ihm noch bei Weitem nicht aus, um diesfällige Hypothesen als bewiesen anzunehmen; alle bisherigen Unter⸗ suchungen auf diesem Gebiete könnten nun erst als Grundlage für weitere Forschungen dienen. Wenngleich der Verfasser in dieser echt wissenschaftlichen Objektivität den Darwinisten auch keinen genealo⸗ gischen Stammbaum konstruiren kann, so ist das Buch nichts desto⸗ weniger eine schätzenswerthe Bereicherung der naturwissenschaftlichen Literatur, da es den Leser zahlreiche Phänomen, die unt das Thier reich bietet, verstehen lehrt.
ö —— —
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Seelenleben; sie sind inter⸗ essante psycholegische Studien, in ihrer Einfachheit leicht verständlich. Mitunter freilich erscheint der deutsche Geist spiritistisch angehaucht,
für Geschichte und
mmlungen desselben herausgegeben handschriftlichen und Landezkunde von
. die Vereinsbibliothek unter der Leitung verschiedener Sekretäre, insbesondere des gegenwärtigen, J gen,
Ausie ö ; ö . . ö ö ö 2 het, Bank hat an ihre Aktionäre ein Rundschreiben gerichtet, aus dem
erhellt, daß sie gewillt ist, sich
. Haftpflicht zu verwandeln. JRiumis matik, Haftpflicht zu verwandeln
Die handschriftlichen Samm⸗ lungen, für das hannoverische Territorium und Umgegend mehr oder weniger wichtig, enthalten eine reiche Sammlung von Akten über der dortigen
wissenschaftlichen führt, ist nunmehr vollendet. . 111 . 1
Professor folge wird der Centralverein im
Zuchtstiergenossenschaften sind
⸗ e g. fortgesetzt. des Werkes werden dann alle umbildenden Einflüsse erörtert, welche
Gewerbe und Sandel.
Vom Berliner Pfandbrief⸗Institut sind bis Ende Novem ber 1879 160 8060 M 4 06 0i9ge. 453 687 890 ½ις, 4 osoige und 9 154 100 6 3 06ige, zusammen 52 83 J00 M Pfandbriefe ausgegeben, wovon noch 160 800 M 4 0J0ige, 42 721 800 „ 480 lige und 8 472 300 4 5 oo ige, zusammen 51 354 900 MS Pfandbriefe verzinslich sind. Es sind zugesichert, aber noch nicht abgehoben 1913 409 4, im Laufe des Monats November 1879 angemeldet 11 Grundstücke mit einem Feuerversicherungswerthe von 1 158175 . ᷣ.
Cöln, 2. Dejember. (W. T. B.) In der heutigen außer- ordentlichen Generalversammlung der Rheinischen Eisen⸗ bahngesellschaft waren 8518 Stimmen mit etwa 46 Millionen Mark Aktienkapital vertreten. Der Vorsitzende theilte mit, daß zu der heutigen Tagesordnung folgender Antrag des Schgaff hau enschen Bankvereins eingegangen sei: „Die Generalversammlung wolle die Direktion ermächtigen, mit der Staatsregierung wegen der Verstaat⸗— lichung des Rheinischen Eisenbahnunternehmens in Unterhandlung zu treten. Hierzu hatten Wolfson und Rensdorf aus Hamburg das Amendement eingebracht, hinzuzufügen. „auf Grundlage einer festen Rente von 61 00e. Der Präsident Mevissen theilte mit, daß nunmehr die Stellung der Direktion, nachdem die Hamburger Aktionäre, welche 23 Millionen Mark vertreten, die Bahn gegen eine Rente von H Yo abzutreten beantragten, eine andere geworden sei. Der Staatz— Kommissar Dittmar erklärte, daß er beauftragt sei, das ursprüngliche Gebot von 6 o/o Rente und 106 Baarzahlung für Stammaktien auf 6 0so zu erhöhen, so daß am 1. April 1884 für je 8 alte Aktien 950 S in 4prozent. preußischen Konsols ausgegeben würden. Nach einigen Debatten wurde der Antrag des Schaaffhausenschen Bank vereins mit dem Amendement Wolfson⸗Rensdorf mit 5998 gegen 2225 Stimmen angenommen. Die Direktion hat demnach den Auf⸗
trag erhalten, mit der Staatäregierung wegen Verstaatlichung der M ohen. ᷣ Sil 4 d l är en, ö ö j wirst und, sie für seine Göttin ertlärend, sich einer Blasphemie
Rheinischen Bahn auf Grundlage einer festen Rente von 686 zu unterhandeln.
Nürnberg, 1. Dezember. Leopold Held, Hopfenkommissionsgeschäft.) einigen Tagen wiederum fast vollständige Ruhe eingekehrt.
(OHopfenmarktbericht von Im Geschäft ist seit Die Ex⸗
zorteure verhalten sich ganz ablehnend, und die Kundschaftshändler ĩ Jod a. . n h. Treue gejolgten Braut verscheidet
kaufen nur kleine Posten. Da gegenwärtig sehr kalte Witterung
herrscht, so wird von Seiten der Kundschaftsfirmen nur das Aller.
dringendste verpackt. oß zum größten Theile aus Mittel⸗ und geringen Qualitäten, ein Um— stand, der erschwerend auf das Geschäft einwirkt. im Allgemeinen noch keine nennenswerthe Veränderung erlitten, doch
Die Preise haben ; und n monisirung sind ihnen, wie den Naturalisten und
Die Lagerbestände sind sehr groß, bestehen aber
sind sie mit geringen Ausnahmen nominell, Mittel- und geringe Waare wird einige Mark billiger verkauft. Die Frage ist ganz gering und bezifferten sich deshalb die heutigen Verkäufe auf nur ea. 156
Ballen. — Die Notirungen lauten: Marktwaare mittel 115 — 125 6,
prima 135 — 140 4616; Gebirgshopfen 150 — 170 ½; Hallertauer gering 125—135 SV, mittel 145—155 M, prima 175— 195 ½; Spalter
135 —
Land, leichtere Lagen, 180—220 S6; Württemberger mittel — mittel
150 ½, prima 170 - 190 p; Badischer gering 100 —115 SS,
prima 160 - 170 1½3; Altmärker 90 — 105 S; Elsässer gering 110 120 M, mittel 125— 140 6, prima 155 —165 MS; Ober⸗Oester⸗ reicher 115—125 „S.; Lothringer 110 6
Nürnberg, 1. Dezember. In der gestrigen Versammlung der Delegirten der bayerischen Gewerbe⸗ und Handelskammern wurde die Abhaltung einer Landes⸗In dustrie⸗Aus stellung im Jahre 1882 am hiesigen Platze beschlossen.
(W. T. B) Die
Am ster dam, 2. Dezember. . Bank von
3 nn . SHolland setzte den Preis für Sovereigns und Impérials von 16,62
auf 16,58 herab.
London, 1. Dezember. (Allg. Corr.) Die London a. County
in ein Institut mit beschränkter
, ö,, , n d, e schiffungen der letzten Woche von den atlantischen Häfen der England
Kontinent 20 000, do. von Kalifornien und Dregon nach
0 000 Qrtrs., Visible Supply an Weizen 29
Verkehrs⸗Anstalten.
(Gem. Ztg. f. E. L.)
wöhnlichem Glas ausgeführten Fenstern durch in einfachem Sti
lich die Ersetzung von 6 in den Seitenschiffen befindlichen, in ge, gehaltene Grisaillefenster werden noch im laufenden Verwaltun J jahr der Beendigung entgegengeführt. ! Dres den, 3. Dezember. (W. T. B.) Das Grußenun glück in Zwickau erfolgte bei einer Belegschaft von 150 Mann vo welchen nur gegen 70 gerettet sind. Bis gestern Nachmittag ( ihn waren fünf Leichen zu Tage gefördert worden; die Unbrauchbarkeit des zweiten Fördergerüstes verhinderte eine weitere Rettung; verun⸗ 366 auch beide Steiger. Die Leute arbeiteten in (iner Tiefe von 660 m.
Im Königlichen Opernhause ging vorgestern Abend Die Könlgin von Sabge r Oper, in 4 Alten, nach einem Teri vo Mosenthal, von Karl Goldmark“ zum ersten Male in Scene. etwas dunkel abgefaßte Herkunftszeugniß soll wohl zugleich auf den dich⸗ terischen Antheil des Komponisten hinweisen. Inwieweit freilich die durchsichtige, geschickte Gruppirung der Hauptmomente der Dichtun⸗ sein oder des verstorbenen fruchtbaren Librettisten Derdien sein mag, läßt sich nicht sagen, jedenfalls verdient sie alle n⸗ erkennung. Der Inhalt ist darum auch bald eczählt: Affad, ein junger Kriegs mann und Liebling Salomons, geräth in die Schlingen der berückend schönen, in allen Künsten der Verstellunʒ wohlerfahrenen Königin von Saba, welche in seinem Hof einzuladen er vom Könige beauftragt war. In Jerusalem ange kommen, ver. lockt sie ihn zu einem heimlichen Stelldichein, weist ihn aber'glel darauf vor versammelsem Hofe als einen Fremdling zurück, um 6, lomons Gifersucht nicht zu wecken. Als sich Assad jedoch bei der Vermählungsfeier im Tempel von der Seite seiner Braut, der Tochter des Hohenpriesters, Sulamith, hinweg der Königin zu Füßen
schuldig macht, da läßt sich das Geheimniß nicht länge— Ver König vernichtet zwar das Todesurtheil der Priester, ihn aber selbst aus Eifersucht, da die Königin um sein Leben bittet in die Wüste, wo er unter der Gluth des Samum, jenes verderb' lichen Wüstenorkans den Tod findet und in den Armen seiner ihm in Das der Inhalt. Was die musi⸗ kalische Gestaltung betrifft, so dokumentirt sich der Komponist als zu jenen talentvollen Epigonen gehörig, an denen wir heute nicht (ben Mangel haben. Alles was zur Mache gehört alle Finessen und Bijarrerien moderner Instrumentation und har⸗ Impressionisten unserer heutigen Malerei die kühnsten Farbentontrastirungen, in virtuoser Weise geläufig. Leider fehlen aber dieser heute auf allen Kunstgebieten und so auch in der Musik zur Herrschaft gelangten Richtung, die in den Mitteln so erfinderisch erscheint, die neuen schöpfe⸗ rischen Gedanken. Was sie geben, ist künstlich kompilirt nach bewährten Vorbildern, vor allem immer und immer wieder Richard Wagner, dessen Partituren in offenkundigster Weise ausgebeutet werden.
verbergen. verbannt
So erhalten wir, wenn man so sagen darf, auf Flaschen gezogen
365 100 - 120 υη ); Belgischer 90 bis
Besseres zu sagen. . teristik orientalisch üppigen Lebens weichlich.
eigentlich eine mehr nannte
gestanden, Weizenver⸗
* ) ; 463 . Vereinigten Staaten: nach England 170 000, do. nach dem sammlungen, Chroniken und Nekrologien, Schriften zur Weltgeschichte, reinigten Staate ach England 17 ) h de insbesondere zur deutschen Geschichte und Biographien, sowie Werke
über die Geschichte nichtdeutscher Völker und Territorien, endlich do. an Mais 11437 000 Busphel DD. dn 1 10 6 9 2X .
750 000 Bushel, do. ö Der
120 —= 140 „ƽ ; Polnischer gering 120— 130 ½ , mittel 130 — 145 S½eü, und
wir viel lieber gleich aus der um so lieber, als durch diesen Pro geht. dem Goldmarkschen Werke ist,; trotz mancher schönen Episoden, in denen der Komponsst ersichtlich nach Originalität gerungen hat, auch nicht viel Das Gaze ist bei allem Streben nach Charak— im Einzelnen charafterlos und Dem Assad ist dieselbe zuckersüßliche Cantilene in den Mund gelegt, wie der Königin und der Sulamith, und Salomo gar spielt, ähnlich wie der König in ‚Tristan und Isolde',
lächerliche als imponirende Rolle. Die ge— Tondichtung scheint dem Komponisten vornehmlich als Leitstern gedient zu haben, denn viele Motive, namentlich die der Gartenscene im 2. Akt, erinnern in frappanter Weise daran. Aber auch „Lohengrin“ und „Tannhäuser“ haben bei der Oper zu Gevatter wie denn Assad überhaupt eine Art ins Jüdische über— setzter Tannhäuser ist. Aus der ersteren Tondichtung hat Goldmark soßar nicht verschmäht, die stumme Mimik Elsa's vor König Heinrich zu verwerthen, indem er sie auf den verliebten Assad vor König Salomon übertrug. Auch die naiven Hirtenweisen aus „Tannhäuser“ und „Tristan“ finden sich hier in den Lockruf Sklavin der Königin, Astaroth, metamorphosirt u. s. w.
etiquettirt, was
* M möchten,
schön Quelle trinken
— . 3 I s . 6 der Geist verloren Von
Anderes, wie die Musik zu den großen Aufzügen und die Ballets, welche letzteren schon seit einiger Zeit auf dem Konzerthaus ⸗Programm steben,
Die seit etwa drei Jahren im Bau
befindliche neue Verbindungsstraße zwischen Süd-Lothrin⸗
gen und El saß, welche von Saarburg aus nach dem hohen Vonon Die 6 m
breite Straße berührt bis
die elsässische Grenze in ihrer Gesammtlänge von 36 ki die
Orte: selben in d. . . J dagegen erfährt man, daß mit der Fortsetzung der neuen Straße nach
Hessen, Niedingen und Alberschweiler. D
Breuschthale, zwischen den Bezirken Lothringen und Elsaß, auch von
Southampton, 2. Dezember. 3 des Norddeutschen Lloyd „Main“ ist hier eingetroffen.
Berlin, den 3. Dezember 1879.
Der Landwirthschaftliche Centralverein für Hause seine diesjährige 35. Generalversammlung ab. Dem Generalsekretär Freiherrn von Cannstein erstatteten Jahresbericht zu⸗
r t Der Minister für Land wirthschaft hat auch in diesem Jahre bedeutende Zuschüsse zur Hebung der Rindviehr und Pferdezucht dem Verein zugewendet und
zwar 21 450 ½ zu Prämien, 7000 S' zur Gründung von Bullen—
stationen, 6500 „S für allgemeine Vereinszwecke, zusammen also 34 950 M6 In 10 Thierschauen wurden 2801 Thiere von 1256 Aus⸗ stellern vorgeführt und sind in Summa 26 422 6 Preise vertheilt worden.
3 mit 57 Stieren bestehen. Die landwirthschaftlichen Lehranstasten sind in diesem Jahre nicht vermehrt. Der Kassenbericht wies ein⸗ schließlich 38 830 „S„H . Bestand, eine Einnahme von 69 018 S½ und eine Ausgabe von 31522 S auf. Der bisherige Vorstand wurde für die Jahre 1880,82 wieder gewählt. Interne Angelegen—
(Metz. Ztg) Die Restaurationsarbeiten an der Metzer Kathedrale werden, soweit thunlich, auch während des Winters Bezüglich der Herstellung eines neuen Daches an Stelle des abgebrannten sind die Vorbereitungen sowelt gediehen, daß die Ausarbeitung eines Projektes, welches die Bedachung in Form eines gleichseitigen Dreiecks zur Grundlage hat, angeordnet werden konnte. Dagegen erscheint der projektirte Ausbau des einen Thurmes noch nicht gesichert; es hängt dies von der Untersuchung der Fundamente ab, wo— durch erhoben werden soll, ob dieselben stark genug sind, um eine Mehrbe⸗ lastung zu ertragen. Die Herstellung des verstümmelten Eckportals wird eifrig betrieben, wird aber, da fast sämmtliche Haupttheile, namentlich auch die großen Figuren neu hergestellt werden muͤssen, voraussichtlich längere Zeit in Anspruch nehmen. Die dafür vorgesehenen Kosten sind vor— läufig auf 120 000 AM veranschlagt. Die übrigen im Gang befind— lichen kleineren Reparaturen, nämlich die Wiederherstellung einzelner schadhafter Pfeiler und Ornamente in dem äußeren großen Streb—=
bogensystem, die Reparatur und Erneuerung der großen die Nord⸗ front des Transsepts ausfüllenden gemalten Glasfenster, sowie end⸗
15 neu begründet, so daß zur Zeit ' ,, denselben zu vollendeter Ausführung. . Die Au'stattung ist außerordentlich glänzend, ganz neu eine ö
er Anschluß der⸗ ir Richtung nach Schirmeck harrt noch der Vollendung; ; beflissen
entbehren nicht einer gewissen Originalität in der Taktur und sind ungemein brillant und ohrenschmeichelnd. Hier zeigt sich der Komponist entschieden auf der Höbe seines Könnens, während er bei allem Raffinement der Instrumentation, in welcher die Harfe eine besonders ausgedehnte Anwendung gefunden hat, der Situationsmalerei an Vertiefung vieles schuldig bleibt. Vielmehr wird auch immer da
ist. . Schilderung Effektstück, in welcher freilich die billigen elementaren chromatischen Passagen schon da
ihrige zu einer mächtigen musikalischen Tonmalerei Fieses Kampfes
dramatische
der Elemente beitragen. Ungerecht wäre es auch, nicht anerkennen zu wollen, daß Einzelheiten, wie die Duetts zwischen Salo— mon nnd der Königin im 3. Akt, die Abschiedsseene der Sulamith und besonders die großen Ensembles eine bedeutende Wirkung erzielen, wenn man nur nicht so häufig durch barbarische Cäsuren vor den Kopf gestoßen würde.
Auch sind die Tissonanzen manchmal über die Anforderungen der
den Regierungsbezirk Potsdam hielt am Mittwoch im Englischen vom Kahl, welcher nach Jahre 1879 durch 64 Vereine mit Mayr 4600 Mitgliedern gebildet, zu welcher die 44 zu einer besonderen Vorgang * , , 6 . . Deputation der märkisch⸗ökonomischen Gesellschast zusammengetretenen unmittelbaren Mitglieder zuzurechnen sind.
Charakteristik hinaus verwegen, so daß sie mehrfach — wie bei der Scene der Verfluchung Assads — Unruhe und Kopfschütteln erregten.
Die Darstellung war unter der Leitung des Hrn. Musikdirektots dem Tode des Kapellmeisters Eckert die Ein— studirung geleitet hat, eine vortreffliche. Fr. v. Voggenhuber Witelrolle) Hr. Betz (Salomon), Frl. Lehmann (Sulamith), Hr. Fricke (Hoherpriefter), Frl. Seehofer (Astaroth) verdienen gleick= mäßig Lob und wurden, wie auch Hr. Ernst, dem die Partle des Assad nur leider etwas zu hoch zu liegen scheint, wiederholt durch Applaus ausgezeichnet. Von den Ballets fand ein höchst maleri— scher feuriger Tanz von Beduinen und Amazonen, noch mehr aber der reizende Bienentanz, d. h. ein Tanz, welcher die Furcht vor einer Biene und deren Abwehr durch einen Schleier in graziöser Weise pantomimisch zum Ausdruck bringt, vielen Beifall. Dell ' Era und eine Schaar anmuthiger anderer Almeen brachten
prachtvolle Dekoration, welche auf Grund kultur und kunstgeschicht⸗ lichen Details das Innere des berühmten Tempels Salomonis mit der Stiftshütte, der Bundeslade und den Wacht haltenden Cherubim zu rekonstruiren versucht. Zwei andere Räume des Königlichen Palastes zeigten allercings befremdender Weise egyptischen Styl. Der nicht anwesende Komponist, sowie Hr. Musikdirektor Kahl
und Hr. Direktor v. Strantz, welcher die Oper in Scene gesetzt hat,
wurden durch Hervorrufe geehrt. . . . Der Vorstellung wohnten Beide Kaiserliche Majestäten sowie Ihre
Königlichen Hoheiten der Prinz Carl und die Prinzessin Friedrich .
Carl bis zum Schlusse bei.
— Vielfach geäußerten Wünschen, daß der Anfang der Vorstellung im Krollschen Thea ter später statkfinden möge, nachkommend, hat die Direktion angeordnet, daß ron Mittwoch an die Vorstel— lungen an den Wochentagen erst um 7 Uhr, an Sonn- und Feier— tagen um 65 Uhr beginnen werden.
Redacteur: J. V.: Riedel. Berlin — Verlag der Expedition (Kessel). Druck: W. Els ner. Drei Beilagen (einschließlich Börsen⸗Bellage).
Frl.
Erste Beilage
zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
Aichtamtliches.
Preußen. Berlin, 3. Dezember. Im weiteren Verlaufe der gestrigen ( 6.) Sitzung setzte das Haus der Abgeordneten die zweite Berathung des Entwurfs des Sta atshaushalts⸗ Stats für 1880,81 speziell mit dem Etat des Ministeriums des Innern Kap. 91 der dauernden Ausgaben (Polizei⸗ verwaltung in Berlin) fort. Den Abgg. Dr. Zimmermann und Dr. Hänel antwortete der Minister des Innern Graf zu Eulenburg mit folgenden Worten:
Meine Herren! So sehr ich mir vorstellen kann, daß zunächfst der zuletzt von dem Herrn Berredner berührte Gegenstand Ihre Auf- mertsamkeit in Anspruch nimmt, kann ich mir doch nicht versagen, in Beziehung auf das zuerst von ihm Exörterte Einiges anzuführen. Ich theile im Allgemeinen den Standpunkt, welchen er über die Theatercensur und ihre Handhabung ausgesprochen hat, vollständig. Auch ich bin der Meinung, daß dieses sehr schwierige Gebiet der Polizei mit besonderer Vorsicht und mit besonderem Takt gehandhabt werden muß, und ich habe es mir bereits sorgfältig angelegen sein lassen, Mittel zu erwägen und auf Mitte! zu kommen, um Uebel ständen, die in dieser Richtung eintreten können, möglichst vorzu— beugen. Ich muß indessen sagen, daß sich mir bisher die Schwierigkeiten in dieser Beziehung als unüberwindlich heraus gestellt baben, weil die Zuziehung Sachverständiger bei der Durchsicht von Stücken, die aufgeführt werden sollen, leicht zu verschiedenen Meinungen führen und größere Uebelstände herbeiführen kann, als sie gegenwärtig vielleicht eintreten, jedenfalls aber in der überwiegen⸗ den Niebrjahl der Fälle — und dazu gebört auch der von dem Herrn Vorredner näher angeführte — weitaus zu spät kommen würde. Es sind dies Dinge, die eben einer schnellen Entscheidung bedürfen und die Zusammenberufung eines sachverständigen Kollegiums nicht ge⸗ statten. Was den Spezialfall anbetrifft, den er vorgeführt hat, so stehe ich nicht an, mein Bedauern darüber auszudrücken, daß durch das Verbot Berlin um die Fortdauer des Kunstgenusses gekommen ist, welcher durch die Vorstellungen einer so großen Künstlerin wie Madame Ristori, gehoten war. Ich will hinzufügen, daß über das Verbot durchaus nicht dergleichen große Weiterungen geschwebt baben, wie der Herr Vorredner anzunehmen scheint, sondern der Vorgang ist einfach der gewesen, — ich bin in der Lage gewesen, mich darnach näher erkundigen zu müssen, daß über
haupt die Venehmigung zur Aufführung dieses Stückeg nur für ein einziges Mal nachgesucht und ertheilt worden ist; als dann nach träglich verlangt wurde, von Neuem die Aufführung zu gestatten, da allerdings ist die Erlaubniß verweigert worden. Wat nun die
Beurtheilung des Stückes selbst anbetrifft, so habe ich die Aufführung nicht geseben, aber ich habe Gelegenheit gehabt, mich über den In— halt des Stückes ähnlich zu informiren wie der Herr Vorredner, und theile auch darin seine Ansicht, daß die Tendenz des Stückes dahin geht, wenn auch gerade nicht eine Verherrlichung des König⸗ thums von damals darzustellen, so doch in keiner Weise irgend etwas dem Entgegenstehendes zur Darstellang zu bringen. Aber, meine Herren, es kommt nicht die Ten⸗ denz des Stückes an, sondern auch auf die Mittel, mittelst deren man versucht, diese Tendenzen zur Geltung zu bringen. Da muß ich allerdings sagen, daß das in dem Stück in einer Weise geschieht, welche in der That geeignet ist, zu ernsten Be⸗ denken Anlaß zu geben in einer Zeit und in einer Stapt, in welcher bedeutende Theile der Bevölkerung vorhanden sind, welche sich leicht aufregen lassen und in denjenigen Scenen, die der Herr Vorredner als widerwärtig, als . bezeichnet, gerade etwas Vorbild⸗ liches zu erblicken, geneigt sind.
ö Mn?! ö. ich habe nur noch ein einziges Wort zur Er— läuterung zu sagen. Ich erinnere Sie an die Verherrlichung der Pariser Kommune, welche in allen sozialdemokratischen Organen stets zu lesen stand, und danach bitte ich Sie, zu beurtheilen, wel Ken Eindruck die Darstellung jener Scene auf diese Bevölkerung zu machen geeignet ist.
3 6 Herren, führt mich unmittelbar auf den zweiten, weitaus wichtigeren Gegenstand, den der Herr Vorredner berührt hat. Wie im Vorjahr bin ich sehr gern bereit, die Gründe aus— einanderzusetzen, welche die Königliche Staatsregierung veranlaßt haben, den 8. 28 des Sozialistengesetzes vom 21. Oktober v. J. von Neuem in Kraft zu setzen. . ; R
Ich bin überhoben der damaligen Ausführungen über die gesetz liche Zulässigkeit der Maßregel, da der Herr Vorredner in deeser Beziehang irgend einen Zweifel, der in der That auch nicht besteht, nicht erhoben hat. Die Gründe, welche im Vorjahre zu der An- wendung des 5. 28 des Sozialistengesetzes geführt haben, sind von mir ausführlich sowohl in diesem Hause als demnächst in noch größerer Ausdehnun) im Reichstage, welchem über die Maßregel Rechenschaft abzulegen war, dargelegt worden. 8 diesem Hause bei der Debatte, die darüber stattgefunden hat, vielfach, wie auch jetzt von dem Herrn Vorredner, über die Zulässigkeit und Zweckmäßigkeit einer Gesetzgebung, wie sie daz Sozialistengesetz vom 21. Sktober giebt, gesprochen worden. Aber weder bier noch im Reichstag ist die Begründung der Maß⸗ tegel bemängelt worden, und ich kann mich daher, wenn ich beute auf denselben Gegenstand zurüdkomme, darauf beschränken, nachzu⸗ weisen, daß die Zustände, wie sie im Vorjabre sich dargestellt haben, im Wesentlichen noch fortbestehen.
Dies, meine Herren, ist im vollen Maße der Fall. Die An— wendung des Sozialistengesetzes vom Oktober v. J. und insbesondere der Vollmachten, welche durch den 5§. 28 desselben in die Hände der
Regierung gelegt sind, hat zwar den Erfolg gebabt, daß das Heraut⸗ treten der sozialdemokratischen Agitation in die Oeffentlichkeit, die lauten Kundgebungen, die Verhöhnungen von Recht und Ge⸗ setz hintangehalten und die Agitation auf einen gewissen Kreis beschränkt worden ist. Es ist sogar. nachdem die Maßregel deg §. 28 im vorigen Jahre ergriffen, und wenn auch in mäßigem Umfange, aber mit Entschiedenheit ins Werk gesetzt war, ein gewisser Stillstand und eine gewisse größere Ruhe in der Agitation eingetreten. Das hat aber nicht vorgehalten, sondern nach nicht langer 3e hat man Mittel und Wege gesucht, die alten Ver⸗ indungen nicht nur wieder aufzunehmen, sondern auch auf jede mögliche Weife zu beleben, die Verbote, welche auf Grund des Sozialistengesetzes erlassen waren, zu umgehen. Man hat die Samm⸗ lungen für die Zwecke der Partei fortgesetzt, theils im Geheimen,
ttheils unter der Vorschützung anderer Zwecke, und man hat die Ver⸗ bindung ebensowohl mit den ausgewsesenen Führern, als auch mit den Gesinnungsgenossen im Auslande aufrecht zu erhalten gesucht.
e Der Gesammteindruck, der sich aus der Beobachtung dieser Ver—
hältnisse ergiebt, ist der, daß die Verbindung unter der großen Zahl
allein auf
von Anhängern der Sozialdemokratie, die sich in Berlin befinden,
nach wie vor fortbesteht und daß die Bewegung unter denselben in bedeutender Lebhaftigkeit sich fortsetzt. Wollten Sie an der Richtig · leit dieser Beobachtungen zweifeln, so bin ich in der Lage, Ihnen darüber ein authentisches Zeugniß — eins unter vielen — mittheilen in können. Es ist Ihnen vielleicht bekannt, daß seit einiger Zeit ein deutsches sozialdemokratisches Organ in Zürich erscheint unter dem Titel: „Der Sozialdemokrat“. In demfelben ist der Rechen—⸗ schafts bericht der sozialdemokratischen Reichs tagsabgeordneten erschie⸗ nen und es wird allgemein sozusagen als daz offizielle Organ der
Berlin, Mittwoch, den 3. Dezember
deutschen Sozialdemokratie angesehen. In diesem Blatte befindet sich unter Nr. 4 vom 26. Oktober d. J. ein Korrespondenzartikel aus Berliner Kreisen der Sozialdemokratie, in welchem es heißt:
„Gleichwohl — also trotz der eingetretenen Maßregeln —
gleichwobl aber können wir allen Freunden und Genossen außer⸗
halb. Berlins die beruhigende Versicherung geben, daß die Maß— regelungen hierorts von wesentlichem Einfluß auf den Gang der hiesigen Bewegungen nicht gewesen sind. Im Gegentheil bal sich die Beweaung in sich selbst stark genug erwiesen, um auch ohne
Ne äußeren Bindemittel von Organisation und Presse den inneren
Halt nicht zu verlieren.
So betrachten es die Sozialdemokraten Berlins als ihre nächste Ehrenpflicht, fur die Zurückgebliebenen ihrer ausgewiesenen Freunde und Kampfeggenossen zu sorgen, und sie wurden zunãchst dieser Pflicht in anerkennengwerther Weise gerecht. Ferner ist es
elungen, den äußeren Zusammenhang unter den umfangreichen Arbeiter- reisen, wie er sich im Laufe der Jahre entwickelt batte, in hohem Maße zu erhalten; er ist nach wie vor in schönster Weise vorhanden und bekundet sich bald bier, bald da, bald so, bald so, so weit es sich immer auf eine gute Manier bewerkstelligen läßt, die sich dem
Auge der Polizei entzieht. — Schließlich ist und bleibt auch im
Uebrigen der geistige und gemüthliche Verkehr unter den hiesi en
Genossen außerordentlich rege. Mit gr ßem Interesse, so weit si⸗
ein solches verdienen, wird die allgemeine politische Lage erseßzt.
und rege Aufmerksamkeit wird vor allen Dingen auf den geringsten
Vorgang innerhalb der Partei selbst zugewendet. Mit Jubel
wurden die Breglauer Wahlerfolge aufgenommen, mit Bewun«
derung die großartige Demonstration der Hamburger Genoffen am
Grabe Geibs; mit einem Worte, der Stand der Bewegung bier⸗
selbst ist mit Rücksicht auf die Schwierigkeit der Verhältnisse ein
ganz vortrefflicher zu nennen.“
Meine Herren! Das dürfte Beweis genug sein, daß die Ver— hältnisse seit dem vorigen Jabre nicht eine fo wesentliche Verän- derung erlitten haben, als daß wir auf die Maßregeln, die ung das 8 an die Hand giebt, verzichten könnten.
s bleibt vie Frage übrig: wenn das so ist, ist es dann recht, diese Maßregeln, die anscheinend so wenig Erfolg gehabt haben, weiter fortzusetzen und von denselben Gebrauch zu machen? Ich antworte mit voller Ueberzeugung; ja, es ist nöthig! Dieselden Gründe, welche überhaupt zum Sozialistengesetz gefübrt baben und für dessen Erlaß maßgebend gewesen sind, gelten ebenfo gut für diese Maßregeln. Meine Herren, Präventivmaßregeln — das ist hundert mal gesagt, und ich bin vollkommen überzeugt davon, haben einen beschränkten Werth und ein hbeschränktes Maß der Wirksamkeit. Ist die Folge davon, daß man sie nicht anwenden soll? Gewiß nicht, meine Herren, denn die Uebel, welche ohne deren Anwendung eintreten würden, würden noch viel größer sein.
Ist es nicht eine Wirkung, daß wir durch diese Maßregeln jetzt über ein Jahr hier in Berlin verschont geblieben sind von den lauten Kundgebungen der Tendenzen der Sozialdemokratie, welche einen Theil der Bürger einschüchterte, den anderen mit Abscheu erfüllte und im Ganzen nur daz Resultat hatte, Gesetz und Recht zu ver höhnen und herabzusetzen? Ich meine, das ist ein bedeutender Er— folg, und nun fragt es sich weiter, ist es recht, die schärferen Maßregeln des 5. 28 des Sozialistengesetzes anzuwenden? Zu meinem Bedauern muß ich auch diese Frage besahen. Ja, meine Herren, es ist eine harte und scharfe Maßregel, Jemand auszuweisen aus dem Mittelpunkt seineꝛ Lebens und seiner Familie, und es sind dies Maßregeln, die nur angewandt werden sollen, und — ich glaube mich auf vie stattgefundene Praxis berufen zu können — auch nur statt— gefunden haben in dringenden und flagranten Fällen. Eg ist aber diese Möglichkeit der Ausweisung das einzige Mittel, vor welchem sich die Betreffenden in der That scheuen, und es ist das einzige Mittel, die Agitation in den Schranken zu halten, welche doch zum mindesten i e dia sind, um wenigstens die äußere Ordnung aufrecht zu erhalten.
Darum bitte ich, meine Herren, daß das fortdauern möge, was bisher — wie ich nur anerkennen kann — in großem Maße ge— schehen ist. Die Bemühungen der Behörden, von den Maßregeln, die ihnen das Gesetz in die Hand giebt, einen mäßigen, den Intensionen des Gesetzes entspreckenden Gebrauch zu machen, sind im Großen und Ganzen von einer weit— gehenden Zustimmung der offentlichen Meinung begleitet worzen, und, meinen Herren, dieser letzte Umstand ist es, welcher das größte Ge⸗ wicht mit in die Wagschaäle legt für die Möglichkeit einer Wirksam—⸗ keit dessen, was wir auf diesem Gebiete erstreben.
Die Ruhe der Sozialdemokratie und der Erfolg, daß sie in diesen Schranken gehalten wird, beruht neben der Anwendung dieser Maßregeln zum allergrößten Theil auf der kräftigen Mitwirkung der öffentlichen Meinung des überwiegenden Theils der Bevölkerung in Stadt und Land; möge das auch ferner erhalten bleiben, dann wird es nicht fehlen, daß auch diese Maßregeln, die wir anwenden müssen, nicht blos einen prävenlizen oder repressiven Charakter haben, sondern daß sie auch beitragen werden, die Ruhe und den Frieden zu fördern.
Der Abg. Dr. Röckerath wünschte, daß die Polizei nicht laxer, sondern eher noch schroffer auftrete, namentlich in der Residenz, wo man in den Schaufenstern angeblicher Kunst— händler Dinge sehe, so daß man sich nicht wundern könne iber die Erfahrungen, die man in den Schulen mache. Der Kulturkampf müsse aufhören und der Kirche müsse ein stärkerer positiver Einfluß auf das Volksleben gestattet werden.
Der Abg. Dr. Windthorst wies darauf hin, daß amtliche Inserate an bestimmte Zeitungen gegeben würden, die dadurch eine privilegirte Stellung erhielten; namentlich erhielten die katholischen Zeitungen keine Inserate, auch wenn sie in ihren Bezirken die verbreitetsten wären. Er bitte, falls noch vom Vorgänger des Ministers ein Cirkular⸗Reskript darüber existire, daß dies möglichst bald aufgehoben werde. Noch besser wäre es, wenn man dahin kommen könnte, daß das Inseratenwesen von den politischen Zeitungen vollständig ge⸗ trennt würde, so daß die letzteren sich nur durch den Werth ihres politischen Inhaltes empföhlen. Er bitte den Minister dringend, eine Porschrift dahin zu erlassen, daß die Inserate den Zeitungen übergeben würden, in welchen sie am Weitesten verbreitet seien.
Nach einer Pause meldete sich der Abg. Dr. Windthorst nochmals zum Wort und fuhr fort: Er hätte gehofft, daß der Minister ihm eine Antwort geben würde, derselbe habe nicht geantwortet, deshalb glaube er, daß derselbe die Existenz einer derartigen ministeriellen Verfügung damit konzedirt habe. Er habe seinen Zweck einstweilen erreicht und werde nunmehr eine Anträge stellen, um Weiteres zu erreichen und auch, uin den Minister zum Sprechen zu bringen.
Der Minister des Innern, Graf zu Eulenburg, entgegnete, er gehöre nicht zu den Leuten, die in solchem Falle sagten, nun antworte er gerade nicht. Im Gegentheil, ohne Rücksicht auf die Art und Weise, wie er provozirt werde, thue er jetzt
1829.
wie immer seine Schuldigkeit. Wenn ein Minister nicht auf eine gegebene Anregung antworte, so könne es dafür manche Gründe ganz verschiedener Natur geben; einmal weil es in⸗ opportun sei, über schwebende Verhandlungen zu sprechen, das andere Mal, weil die Gewohnheit, über alle Dinge und noch einige andere bei dem Etat zu sprechen, ohne auch bie leiseste Andeutung zu machen, daß man davon sprechen wolle, es geradezu unmöglich mache, stets zur Antwort bereit zu sein. Er möchte in der That die Verwunderung sehen, wenn im englischen Par⸗ lament jemand eine Frage an den Minister ohne vorherige Anzeige richten wollte, mit dem Anspruch auf eine Antwort. Wie solle er bereit sein, in diesem Punkt, der nur im losen Zusammenhang mit dem Etat stehe, zu antworten. Er habe nicht deshalb geschwiegen, weil der Vorredner den gereizten feindseligen Ton auch heute wieder angeschlagen habe, sondern weil ihm die Bestimmungen des Reskriptes, welches allerdings bestehe, daraus mache er keinen Hehl, nicht ganz gegenwärtig seien. Im Allgemeinen sollten die Publikakionen durch ein für alle Mal bestimmte Organe erfolgen, also⸗ im „Staats⸗ Anzeiger“ und in den einzelnen Bezirken in vorher bezeichne⸗ ten Blättern; soweit die Behörden die Publikation in andern Blättern für nothwendig hielten, bleibe dies ihrem Ermessen überlassen. Derartige Vorschriften zu erlassen, habe die Cen—⸗ tralinstanz nicht allein die Befugniß, sondern auch die Pflicht.
Der Abg. Dr. Windthorst bestritt, daß er einen gereizten Ton angeschlagen habe, es sei denn, daß sich sein Organ geändert habe. Allerdings halte er es für das Produkt einer gereizten Stimmung auf Seilen des Ministers, daß ihm keine Antwort zu Theil geworden sei. Die einfache Antwort, man sei nicht , instruirt, wäre vollhlommen genügend gewesen. Er
emerke ausdrücklich und gern, daß ihm jede Feindseligkeit
gegen das Ministerium fern liege, und daß er vor dem Mi⸗ nister des Innern eine besondere Achtung habe. Diese Ge⸗ sinnung könne ihn aber nicht verhindern, jeden einzelnen Fall, der zur Beschwerde Anlaß gebe, jedesmal mit Offenheit und Klarheit zur Sprache zu bringen, da Offenheit und Klarheit allein vor Mißverständnissen behüten könnten. Er werde auf den Gegenstand später zurückkommen, und hoffe, dann nicht dilatorisch behandelt zu werden.
Hierauf wurde die Position im Uebrigen bewilligt, nach⸗ dem nach dem Antrage der Budgetkommission 600 ( Fun! tionszulagen für den Vorsteher des Einwohner-Meldeam? sowie 2160 „M als Besoldung für 2 Boten abgesetzt worden und die diversen persönlichen Ausgaben um 6000 „S6 vermin⸗ dert worden waren.
Es folgte Kapitel 92 (Polizeiverwaltung in den Provinzen). Die Positionen für Königsberg i. Pr., Danzig, Charlottenburg und Potsdam wurden nach dem Etat ge— nehmigt. Bei der Position der Stadt Stettin wurde die Be⸗ n. für einen Bureaubeamten 2. Klasse mit 1650 , gestrichen.
Bei der Position für die Stadt Posen 107 025 ½ brachte der Abg. Kantak die Anwendung des Amtssprachengesetzes auf die Straßenschilder in Posen zur Sprache. In der Stadt Posen seien auf Perlangen des Polizeipräsidenten Staudy sämmtliche Straßenschilder, die seither die deutsche und die polnische Sprache aufwiesen, entfernt und durch solche in deutscher Sprache ersetzt worden. Dadurch seien viele Unzu⸗ träglichkeiten herbeigeführt worden, da die niedere Bevölkerung der deutschen Sprache nicht mächtig sei. Der Magistrat der Stadt Posen, der meist oxer ganz aus Deutschen bestehe, habe sich gegen diese Anwendung des Geschäftssprachengesetzes aus— gesprochen und bei der Regierung sowie bei dem Minister des Innern beschwert. Die Antwort sei aber von dem Minister Maybach und dem Minister des Innern erfolgt und er hoffe, daß der Minister des Innern sich noch anders besinnen werde, da derselbe nur von seinen Kollegen ins Schlepptau genommen sei. Daß man übrigens auch im Gesetze anerkannt habe, daß die polnische Sprache in Ausnahmefällen auch von Seiten des Staates gebraucht werden müsse, beweise die Be⸗ stimmung, daß den Rekruten, welche nicht Deutsch verständen, die Kriegsartikel in polnischer Sprache vorgelefen würden. Er bitte den Minister, die Sache noch einmal in Erwägung zu ziehen und Remedur eintreten zu lassen.
Der Minister des Innern Graf zu Eulenburg erklärte, wenn der Vorredner nicht der Meinung sein sollte, daß die Bezeichnung der Straßennamen zu den Kriegsartikeln gehöre, so werde eine Anwendung des genannten Gesetzes wohl be⸗ rechtigt sein. Denn es handele sich um eine Publikation einer Behörde. Zu Ausnahmen von einem Gesetz sollte man nur in den dringensten Fällen schreiten, und so dringend liege die Sache hier nicht. Der Verkehr in Posen werde sich auch ohne die doppelten Namen behelfen, eine Beschwerde sei bis jetzt noch nicht vorgebracht. Wenn es sich also nur um einen theoretischen Streit handele, liege eine Nothwendigkeit zu Aus⸗ nahmen nicht vor.
Der Abg. Zelle verwahrte sich gegen diese Auffassung des Ministers. Das Sprachengesetz sei von dem Hause nicht in diesem Sinne votirt worden. In der Regel ständen sich Polen und Deutsche in Posen feindlich gegenüber, in diesem Falle aber gingen sie Hand in Hand um diese Maßregel zu beseitigen. Der 5. 57 der Städte⸗Ordnung, auf welcher der Polizei⸗Präsident seine Anordnung begründet habe, beziehe sich nur auf die . wo Kommunalbehörden gesetzwidrige oder gemeingefährliche Beschlüsse gefaßt hätten. Dieser Fall liege doch wahrlich bei den Straßenschildern nicht vor. Er sei auch peinlich berührt worden, als die Dänen mit ähnlichen Maß⸗ regeln in Schleswig⸗Holstein vorgingen, und dasselbe sei heute der Fall, wenn man dergleichen aus Riga und Reval höre. Die Interpretation, welche der Minister vom 8. 1 gegeben habe, stimme nicht mit derjenigen überein, welche die Kom⸗ mission für das Geschäftssprachengesetz im Einverständniß mit der Regierung aufgestellt habe. Eigennamen fielen nicht unter dieses Gesetz. .
Der Abg. Kantak erwiderte dem Minister, daß es eine genügende Beschwerde sei, wenn die zuständige deutsche Kommunalbehörde eine solche erhebe. Würden es die Polen thun, so würde man sie sofort als Agitatoren verdächtigen. Falls nicht eine Remedur der Maßregel durch den Minister erfolge, so werde er durch Anträge eine authentische Inter