1879 / 288 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 08 Dec 1879 18:00:01 GMT) scan diff

fast ausschließlich und Gerste zum größten Theil aus Oester⸗ reich eingebracht wurden. Die Einfuhr von Hafer aus Ruß⸗ land überwog nur unbedeutend diejenige aus Oesterreich.

Durch anhalten den Sch neesturm sindauf den el saß— lothringischen Bahnen, insbesondere auf den Linien Basel⸗Mülhausen⸗Weißenburg, Straßburg⸗Avricourt und Hagenau⸗Saargemünd erhebliche Betriebsstörungen eingetre⸗ ten. Soldaten und Arbeiter sind an allen bedrohten Bahn— strecken zur Hülfeleistung aufgeboten.

Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Königlich bayerischer Ober⸗-Zollrath Schmidtkonz und Großherzoglich hessischer Ministerial⸗Rath Mülãlßrꝛr sind hier eingetroffen.

Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Staatssekretär des Ministeriums für ir enim Herzog und Königlich bayerischer Ober-Regierungs-Rath Herrmann sind von Berlin wieder abgereist.

S. M. Kanonenbost „Wolf“, 4 Geschütze, Komman— dant Korvetten-Kapitän Becks, hat am 25. September er. den Hafen von Chefoo verlassen, ankerte am 27. desselben Mts.˖ bei Tientsin, ging am 6. Oktober in See, erreichte am 10. Ok⸗ tober den Hafen von Newchwang, verließ denselben am 14. traf am 15. wieder vor Chefoo ein, ging am 16. in See und

ankerte am 19. Oktoher er. vor Shanghai. S. M. S. „Hansa“ war am 4. November in Callao.

Bayern. München, H. Dezember. (Allg. Ztg.) Bei der Vorberalhung der vier Steuergesetzentwürfe in der heutigen Sitzung der Abgeordnetenkammer beantragten die Ahgg. Freiherr von Stauffenberg, Dr. Jörg und Pr. Mar— quardsen, dis Gesetzentwürse an einen besonderen Ausschuß von 21 Mitgliedern zu verweisen; dieser Ausschuß solle die Befugniß erhalten, vorbehaltlich der Bestimmungen der Ge— schäftsordnung der Kammer, seine Geschäftsordnung selbst fest⸗ zustellen. Freiherr von Stauffenberg begründet den An— trag im Wesentlichen damit, daß bei der großen Wichtigkeit der Reform der direkten Steuern die Gesetzentwürfe ein— gehende, ernstliche Vorberathungen und Vorarbeiten nöthig machen, welche während der kurzen Dauer der dermaligen, sowie der im Sommer bevorstehenden Landtagssession nicht möglich sein würden. Deshalb solle die Stagtsregierung um Vor— legung eines Gesetzentwurfes zur Berufung der Gesetz⸗ gebungsausschüsse ersucht werden, welche aber dahin zu be⸗ schränken seien, daß der Kammer vorbehalten bleibe, bei der seinerzeitigen Berathung der Gesetzentwürfe über jeden einzelnen Artikel unbeschränkt berathen und beschließen zu können. Der Redner betonte die Pflicht der Landesvertretung, das System der direkten Steuern festzustellen und zu fördern, und bat die Kammer, die Steuerreformfrage nicht vom Partei⸗ standpunkt aus zu behandeln, da sie von diesem Standpunkte aus nicht, jedenfalls nicht zum Heile des Landes, gelöst wer⸗ den könne. Der Abg. Br. Jörg schloß sich den Ausführungen des Vorredners in allen Punkten an und zwar Namenz feiner politischen Freunde. Der Antrag wurde hierauf mit Ein⸗ stimmigkeit angenommen. Die Kammer berieth dann den Antrag des Frhrn. von Hafenbrädl bezüglich einer Abänderung des Gesetzes wegen der Einrichtung des die Kunststraßen befahrenden Fuhr⸗ werks. Nach kurzer Debatte wurde der Antrag mit 69 gegen 61. Stimmen abgelehnt. Die nächste Sitzung wird am Mittwoch künftiger Woche stattfinden; für dieselbe steht auf der Tagesordnung die Vorberathung des Gesetzentwurfs, be⸗ treffend die Neujahrsgelder der Ifraeliten. Sodann folgt. die Berathung des Etats der Staatseisenbahnen.

Die seit dem 1. d. M. an den Sitzen der acht Kreis⸗ regierungen zur Berathung der Kreisangelegenheiten ver— sammelten Landräthe haben bei der Konstituirung ihrer Bureaux meist die früheren Präsibenten und Schriftführer wiedergewählt.

Unser Stadt magistrat hat heute in einer Vor— mittags- und einer Abendfitzung den Gemeinde-Etat pro 1880 berathen und schließlich mit allen gegen drei Stimmen beschlossen, daß für das genannte Jahr eine Gemeinde⸗Umlage von 110 Prozent der Staatssteuer erforderlich sein wird, um 20 Prozent mehr als im laufenden Jahre.

Baden. Karlsruhe, 4. Dezember. (K. 3.) Eine neue landesherrliche Verordnung bestimmt in Betreff der weltlichen Feier der Sonn- und Festtage, daß den in 8. 1 der Verordnung von 1869 aufgeführten Feiertagen für die Gemeinden, in welcher die katholische . allein Pfarrrechte hat, der Frohnleichnamstag, für die Gemeinden, in welchen die evangelische Konfession allein Pfarrrechte hat, der Charfreitag hinzutritt. Eine zweite Verordnung bestimmt, daß vom 24. April 1880 an in jeder zöort ef h nß, so viele Lehrer anzustellen sind, daß auf einen dauernd nicht mehr als 100 Schulkinder kommen; nur aus sehr erheblichen Gründen können es mehr sein, jedoch nie über 130. = In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer wurde von den Abgg. Stäf, von Feder, Fiestr u. a. eine Interpellation an die Groß⸗ herzogliche Staatsregierung eingebracht: Welche Stellung die⸗ ,, dem im Reichstage vorgeschlagenen W ucherge setz einnehme.

Sachsen⸗ Coburg ⸗Gorya. Coburg, 4. Dezember. (Dr. J) Gestern ist eine landesherrliche Verordnung vom 26. v. M. publizirt worden, welche sich auf den Malz⸗ aufschlag im Herzoglichen Amte Königsberg in Tranken bezieht. Auf Grund der Bestimmungen des Staatsvertrages zwischen der Herzoglichen und Königlich bayerischen Staatsregierung, bekreffend den Anschluß des Amtes Königsberg an das Zoll- und Steuersystem Bayerns, wonach die gesetzlichen Bestiminungen über den Malzaufschlag in diesen Amte mit der bayerischen Gesetzgebung in Ueber⸗ einstimmung zu erhalten , sind nach dem Vorgange Bayerns verschiedene Abänderungen des diesseitigen Gesetzes über den Malzaufschlag erfolgt. Unter Rn— derem ist bestimmt, daß von dem Hektoliter unge⸗ brochenen Malzes ohne Unterscheidung zwischen trockenem und eingesprengtem Malze und ebenso von dem Hektoliter des zur Grünmalzbereitung für aufschlagpflichtige Fabrikation bestimm⸗ ten Getreides als Malzaufschlag der Betrag von 4 MS, von dem Hektoliter des zur Bierbereitung bestimmten Malzes der Betrag von 6 16, vom 1. Januar 1882 an der Betrag von 1 M nach der in der Mühle oder am Betriebsorte vorgenommenen Abmessung zu erheben ist. Diese Verordnung, welche nur für das im nördlichen Theile des Königreichs Bayern gelegene Herzogliche Amt Königsberg Gültigkeit hat, tritt mit der Ver⸗ kündigung in Wirksamkeit.

Desterreich⸗ Ungarn. Wien, 6. Dezember. Wie die Pr.“ re er, 6 der Aufenthalt zes Hofes in Gödöllö mit 14. d. M. beendet. Am 15. d. M. langt Ihre Majestät die Kaiserin mit der Erzherzogin Valxrie hier an und verbleibt während des ganzen Winters in Wien.,

Wie die Wiener Abendpost“ schreibt, hat der Kaiser Franz Josef sofort nach dem Eintreffen der Nachricht von dem Attentate auf den Kaiser von Rußland diesem telegraphisch seine Glückwünsche übermittelt. Dem in der Kapelle der russischen Botschaft abgehaltenen Dankgottesdienste wohnte in Vertretung des Kaisers von Oesterreich der General⸗— Adjutant FM. von Beck bei. l

Der Bu dgetausschüß des Abgeordnetenhauses hat die Vorlage der Regierung, betreffend die Forterhebung der Steuern für das erste Quartal 1880, mit einem von dem Abg. Gompertz beantragten Amendement, wonach dem Finanz-Minister 18 Millionen der neu emittirten Rente über— geben werden sollen, angenommen. .

Anläßlich der in den letzten Tagen auf der hiesigen technischen Hochschule stattgehabten Vorgänge hat der Unterrichts-Minister, da die von dem Professorenkollegium angewendeten gütlichen Mittel ohne Wirkung geblieben sind, in einem Erlaß vom heutigen Tage strenge Maßnahmen ver⸗ fügt, den Studirenden eine einjährige Relegation eventuell die Relegation von allen technischen Hochschulen angedroht und nöthigenfalls das Einschreiten der Sicherheitsorgane angeord— net, sowie sür den Fall, daß die Unordnungen fortdauern hf, die Schließung der Anstalt für ein Jahr in Aussicht gestellt.

Der Gesetzentwurf „über die Verlängerung des mit dem Deutschen Reiche am 16. Dezember 1878 abgeschlossenen Handelsvertrages, eventuell über die provisorische Sicherung der bezüglichen Handels— verhältnisse“ lautet im 5. 1:

»Das Ministerium wird ermächtigt, den mit Deutschland am 15. Dejember 1878 abgeschlossenen und am 31. Dezember 1879 ab—⸗ laufenden Handelsvertrag bis zum Abschluß eines neuen Handelsver—⸗ trages, jedoch läugstens bis zum 30. Juni 1880, entweder ganz oder theilweise verlängern zu können. Wenn und insofern der Vertrag nicht verlängert werden sollte, wird das Ministerium auch dazu er— mächtigt, bis zu dem erwähnten Zeitpunkte einzelne Bestimmungen diesez Vertrages im Verordnunzs wege aufrechterbalten zu können, und insofern sich eine asdersgartige Regelung der betreffenden Handels— beziehungen dringend nothwendig erwelsen follte, inzwischea die ent— sprechenden Verfügungen treffen zu können“.

Das Jahr 1878 hat sich, obgleich es an Spielgelegen⸗ heit seinem Vorgänger in keiner Beziehung nachstand (es hatte gleich dem Uunmitelbaren Vorjahre im Ganzen 3874 Lotto— ollelturen und 219 Ziehungen), was sein Gesammterträgniß anbelangt, als das für den Staatsschatz am mindesten gün— stige des letztabgewichenen Trienniums erwiesen. Denn wäh⸗ rend das Totalerträgniß im Jahre 1876 8 306 829 Fl. un im Jahre 18757 8 976 584 Fl. erreichte, minderte sich dasselbe auf den Betrag von 8172 377 Fl. herab. Nur Kärnten, Böhmen, Galizien und Dalmatien haben eine Erhöhung des Erträgnisses aus dem Lottogefälle aufzuweisen.

Wie man dem,„Pester Lloyd“ von hier berichtet, wird auf Anregung des General⸗-Auditors Boroviczka Ritters von Themen in der 4. Abtheilung des Reichs⸗Kriegs⸗Ministeriums schon seit einiger Zeit an einem umfassenden Memoire über den Wucher gearbeitet, welches nach der demnächst zu erwartenden Beendigung als Keitrag zur Wuchergesetzgebung dem Justiz⸗ Minister i c. Je kerreichß und Ungarns übergeben serben wird. Viel mhk fchtift deg Nuditoriats stützt fich auf aintlich erhobenes, statistfsches Material über die Verheerungen, welche der Geldwucher seit 1866 in den Reihen des Offizier⸗ Sorps angerichtet hat. Gleichzeitig schreibt man dem genannten Blatte, daß auch die in allen militärischen Kreisen auf das peinlichste berührende Angelegenheit des im K. RK. Militär— Geographischen Institut kommandirt gewesenen und wegen Defraudation von etwa 5000 Gulden verhafteten Hauptmanns von Pokorny auf Wucherschulden zurückzuführen sei. Da dieser Offizier einen ursprünglich ganz unbedeutenden Schuld⸗ betrag zum Verfallstermin nicht berichtigen konnte, so ver— pfändete er seinem Gläubiger, einem in der Wiener Garnison leider nur zu wohlbekannten Wucherer aus der Leopoldstadt, die Quittung über die halbjährigen Interessen der Heiraths⸗ kaution seiner Frau. Von da aus entwickelten sich sodann die Dinge weiter von Stufe zu Stufe.

Pest, 6. Dezember. Bei der heute Vormittags vorge— nommenen Restauration des hauptstäbtischen Munizipal⸗Aust⸗ schusses wurde Karl Rath mit 295 gegen 16 Stimmen neuerdings zum Ob er-Bürgermeister gewählt.

Das Oberhaus hat heute die Gesetzentwürfe, be⸗ treffend die Abschaffung der Luxussteuer, die Einführung einer Gewinnsteuer und die Erhöhung des Petroleumzolles an⸗ genommen.

Schweiz. Be rn, 4. Dezember. (Bund.) Der Bundes— an, hat den gesetzhebenden Räthen ein Nachtragskredit⸗ begehren für 1575 im Betrage von 783 315 Fr. (einschließlich 414 024 Fr. erste Amortisationsquote an die Kosten der Gotthardbahn) unterbreitet.

Der Nation alrath hielt gestern mit 41 gegen 38 Stimmen an seiner Priorität in Behandlung der Civilrechts— gesetze fest und begann sodann die Berathung des Gefsetz⸗ entwurfs, betreffend den Schutz der Handels- und Fabrik⸗ marken. Die Aufnahme einheitlicher Strafbestimmungen in das Gesetz wurde nach längerer Debatte mit 4) gegen 37 Stimmen beschlossen.

Der Ständerath gewährleistete die Verfassungsdekrete der Kantone Uri, Genf und Neuenburg. Das von KÜri ent— hält eine Reorganisation des urnerischen Gerichtswesens. Die zwei Genfer Dekrete führen das Fakultativreferendum ein und theilen den Kanton in 24 Abstimmungsorte. Das Neuen⸗ burgische Dekret führt ebenfalls das Fakultativreferendum ein.

Frankreich. Paris, 6. Dezember. (C. 3tg.) Der Senat beginnt am Montag die Budgetberathung. Jules Simon wird am Montag dem Senat seinen Bericht über das Gesetz für den höheren Unterricht vorlegen. = 7. Dezember. (W. T. B.) Die zum Besten der Uehberschwemmten in Murcia projektirte Wohlthätig⸗ keits-Vorstellung im Hippodrom sowie der Verkauf des Journals „Paris⸗-Murcie“ zu gleichem Zweck sind des schlech⸗ ten Wetters und starken Schneefalls wegen auf den 18. 8. M. verschoben worden.

8. Dezember. (W. T. B.) In Cambrai wurde gestern der Republikaner Cirier zum Deputirten gewählt. Der bonapartistische Gegenkandidat desselben, Amigues,

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unterlag.

Spanien. Madrid, 8. Dezember,. (W. T. P.) Daz gesammte Ministerium hat seine Entlassung eingereicht

Italien. Ro m, 4. Dezember. (Italia.) Die „Gazzetta

ufficiale, meldet, daß durch Dekret vom 30. Noveinher“ der Contre⸗Admiral Andrea del Santo auf sein Ansuchen von Marine⸗Ministerium

dem Amte eines General⸗ Sekretärs im enthoben worden ist.

Türkei. Konstantinopel, 5. Dezember. Der „Pol. Corr.“ wird, gemeldet: Für die in Konstantinopel befind— lichen zahlreichen slavischen Angehörigen der öster— reichisch⸗ unggrischen Kolonie griechisch-orien— talischer Konfession ist in der von dem Patriarchen zu diesem Behufe vorläufig angewiesenen Kirche San Nichla ein eigener Gottesdienst eingerichte worden. Der aus Oesterreich berufene Pater Gregoric zelebrirte die erste Messe, welcher Feierlichkeit außer den voll= zählig erschienenen griechisch -orientalischen Angehörigen der österreichischungarischen Kolonie und vieler Stammeg— genossen auch der Kaiserliche und Königliche Bot— schafter mit dem Botschafts- und Konsulatapersonale beiwohnte. KLirchengebete für das Wohl Sr. Majestät des Kaisers Franz Josef und die Absingung der Volkshymne in slavischer Sprache bildeten die erhebendsten Momente der Feier. Die Einführung eines eigenen Gottesdienstes für die orthodoxen Slaven unter österreichischem Protektorate wird von denselben dankbar anerkannt und freudigst begrüßt. Bisher waren die— selben auf den Besuch der entlegenen bulgarischen Kirchen oder der russischen Kirche angewiesen.

Den „Times“ wird unter dem 28. November aus Konstantinopel berichtet: Die Armee⸗Reorganisationslommission hat soeben den ersten Theil ihrer Arbeiten beendigt und da— mit den Beweis geführt, mit welcher Schnelligkeit die Türken Reformpläne auszuarbeiten verstehen, wenn es ihnen wirklich darum zu thun ist. Der großartige Plan der Reorgani⸗ sation der Armee ist in zehn Tagen ausgearbeitet und dem Sultan unterbreitet worden. Die Hauptzüge des Planes sind: Eine Verminderung des aktiven Dienstes auf zwei Jahre für die Infanterie und drei Jahre für die Kavalterie und Artillerie; ein stehendes Heer von 100000 Mann in Friedenszeiten, welches im Falle eines Krieges rasch auf 1L 600000 vermehrt werden kann; die Feststellung des Armee— budgets auf 6 0090 900 türkische Livres; die Konfkription ohne Unterschied der Glaubensbekenntnisse. Der Plan soll die warme Billigung Baker Paschas und des Obersten Dreysse beide sind Mitglieder der Kommission gefunden haben; ob derselbe zur Ausführung kommt, ist noch fraglich. Auf Empfehlung des britischen Botschafters hat der Sultan Rustem Pascha zum General-Gouverneur der Provinz

Erzerum ernannt.

6. Dezember. (W. T. B.). Die nächste Sitzung der griechisch-türkischen Kommission ist noch hinaus— geschohen worden, weil die Pforte in Folge des letzten griechischen Memorandums darauf bezügliche topographische Erhebungen veranlaßt hat. Die Sitzung findet voraussicht⸗ lich am nächsten Montag oder Dienstag statt. Die hier vor— liegenden Nachrichten in Betreff der Uebergabe von Gusfin je an Montenegro lauten befriedigend.

7. Dezember. Der französische Botschafter Fournier hat den Empfang der ihm von der Pforte amtlich mitgetheil— ten Schriftstücke, des Dekretes über die Verwaltung der in- und ausländischen Stgatsschuld und der Finanz⸗ konvention bestätigt, sich jedoch die Würdigung dersel ben seitens seiner Regierung vorbehalten.

Das „Reutersche Bureau“ meldet, das hiesige diplo⸗ matische Corps sei einstimmig der Ansicht, daß, wenn die Gerüchte von dem Angriff der Montenegriner durch die Albanesen sich bestätigen sollten, die Pforte eine Verantwortung hierfür nicht treffen könne, da die Pforte alles ihr Mögliche gethan habe, um einen Konflikt zu verhindern. Dem englischen Botschafter Layard sind z u⸗ friedenstellende Berichte aus Kleinasien zugegan⸗ gen, wo sich in Folge kräftigen Vorgehens der türkischen Be⸗ hörden die Lage gebessert hat.

Philippopel, 6. Dezember. Die Budget-Kom— mission der ostrumelischen Provinz al versamm—⸗ lung hat die Aufhebung des Papiergeldes, die Reduzirung der Gehalte der hohen Funktionäre und die Verminderung des Personals in der Verwaltung beschlossen.

Rumänien. Bukarest, 6. Dezember. (W. T. 37 In der heutigen Sitzung der Deputirtenkam mer machte der Minister des Auswärtigen die Mittheilung, daß die italie⸗ nische Regierung die Unabhängigkeit Rumänlens anerkannt und die Ernennung Tornielli's zum italienischen Gesandten beim rumänischen Hofe bestätigt habe.

7. Dezember. Die Deputirtenkammer hat heute mit 71 gegen 42 Stimmen beschlossen, die Eisenbah nvorlage in Erwägung zu ziehen; die definitive Annahme derselben erfolgt voraussichtlich schon morgen. Es gelten einige Abänderungen der Vorlage für wahrscheinlich, die jedoch nicht das Wesen des Gesetzes berühren, sondern demselben eine größere Tragweite sichern sollen.

Bulgarien. Sofia, 6. Dezember. Das „Reutersche Bureau“ meldet von hier: Fürst Alexander habe, nach⸗ dem die Bildung eines liberalen Kabinets vergeblich versucht per dg die Nationalversammlung durch Dekret auf⸗ gel st.

JT. . Dezember. (W. T. B.) Die Auflösung der Nationalversammlung hat die Oppositionspartei in große Bestürzung versetzt; das bisherige Ministerium wird bis auf Weiteres im Amte verbleiben.

Montenegro. Cettinje, 7. Dezember. (W. T. B.) Der montenegrinische Posten bei Velika, 300 Mann stark, wurde am 2. d. M. von angeblich mehreren tausend Albanesen überfallen und hart bedrängt, weshalb 4 bis 5 Bataillone Montenegriner in Aktion treten mußten. Die Albanesen wurden schließlich zurückgedrängt. Die Verluste sind auf beiden Seiten nicht unbeträchtlich. Seitens der Re⸗ gierung sind 2 Bataillone zur Verstärkung abgesandt. Weitere Details fehlen noch.

Nr. 26 des „Armee Verordnungs⸗Blatts“ hat folgenden Inhalt: Verordnung, betreffend die Abaͤnderung beziehungs⸗ weise Ergänzung der Bestimmungen über die Ta egelder, Fuhrkosten und Umzugskosten der Reichs beamten, vom 19. November 1879. Ergänzung der Bestimmungen des §. 32 des Geldverpflegungs Regle⸗ ments für da preußische Heer im Frieden. Amtliche Einführung

Drontheim.

eines Normalhöhenpunktes für das Königreich Preußen. = Verãnde⸗ rung der Packordnung für die Sanitätswagen der Sanitãtsdetache⸗ ments. Die Ersatzbebörden der Ministerial- und der dritten Instanz für Elsaß⸗Lothringen. Eröffnung der Eisenbahn Malchin= Waren und der Eisenbahnstrecke Graudenz⸗Laskowitz.

Nr. 74 des Amtsblatts der Deutschen Reichs-⸗Post⸗ und Telegraphenverwaltung“ hat folgenden Inhalt: Ver⸗ fügungen; Vom 3. Dezember 1879. Statistik des Wagrenverkehrs des deutschen Zollgebiets mit dem Auslande; vom 2. Dezember 1879. Schluß der Post⸗Dampfschifffahrten auf der Linie Hamburg⸗

Nr. 25 des Central-⸗Blatts der Abgaben, Ge⸗ werbe⸗ und Han delsgesetzgebung und Verwaltung in den Königlich Preußischen Staaten enthält: Anzeige der in der Gesetz⸗ Sammlung und im Reichsgesetzblatte erschienen en Gesttze und Ver⸗ ordnungen. Allgemeine Verwaltungsgegenstände: Geldsendungen bis 400 an auswärtige Privatpersonen durch Postanweisungen.

Verfahren zur Erledigung der bei Stempelrevisionen von Notariats⸗

akten streitig gebliebenen Erinnerungen. Verrechnung von Ge⸗ richtskosten und Kostenvorschüssen. Kautionsbestellung der mit den Zwangsvollstreckungen im Verwaltungszwangsverfahren zu beauftra— genden Beamten. Veränderungen in dem Stande und in den Be⸗ fugnissen der Zoll! und Steuerstellen. Indirekte Steuern: Abfer⸗ tigung des nach der Pfalz ausgehenden Bieres und Branntweins. Einfuhrverbot von Weinreben 2c. Behandlung von Retourwaaren, welche wegen Gewährung einer Abgabenvergi tung in das Ausland gesandt worden sind. Personalnachrichten.

Neichstags⸗Angelegenheiten.

Im 1. Gum binner Wablbezirk (Tilsit⸗Niederung! hat von 11 743 abgegebenen Stimmen der Regierungs Präsident von Schliek⸗ mann in Gumbinnen 5890, Hauptmann Wander ˖ Carlberg h833 Stimmen erhalten, 1 ist . der Erstere zum Mitgliede des Reichstages wiedergewählt worden. . ö. in . , Wahlkreis (Emden Leer Nor- den) ist an Stelle des Abg. ten Doornkaat-⸗Koolmann, welcher sein Mandat niedergelegt hat, der Amtsrichter von Beaulieu⸗Mar⸗ conay in Norden mit 5682 gegen 5369 Stimmen, welche der Re⸗ gierungs⸗Rath Fastenau in Berlin erhalten hat, zum Mitgliede des Reichstags gewahlt worden.

Landtags⸗ Angelegenheiten.

Der Etat der Bauverwaltung einschließlich der Central verwaltung des Ministeriums der öffentlichen Arbeiten für das Jahr vom 1. April 1880 —– 81 weist eine Einnahme nach von 1309597 Mt. gegen 1 134 092 ½. des vorigen Etats, mithin mehr 166 505 A6. Dieses Mehr resultirt zum größten Theil aus den Mehreinnahmen pon 164 860 S, hei der Position „Einnahmen aut der Ruhrschiff⸗ fahrts- u. Ruhrhafenverwaltung“, welche in diesem Etat mit 772000 4 figurirt gegen 617 149 66 des vorigen Ftats. . Die dauern⸗ den Ausgaben schließen ab mit 16 59 805 66. ö 44449 künftig wegfallend) gegen 16294972 ανι, mithin mebr 365 731 Das Ministerium erfordert 679 925 6 (4 21 725 Sp). Die Bauverwaltung 15 825 258 gegen 15 449 172 ½ des vorigen Etats, mithin mehr 376 086 S Die einmaligen und außer⸗ ordentlichen Ausgaben beziffern sich auf 13 929 2366 „„ Unter denselben sind folgende Poften ausgeworfen: Für die Regulirung des Rheins von Bingen abwärts, der Weser von Minden bis Bremen, der Elbe, der Oder von der Mündung der Neisse abwãrte, der Weichsel im Regierungsbezirk Marienwerder 5333 00) 66. Für den Rhein ist für dieses Ctatsiahr, in welchem zunächst die Vorberei— tungen zu der beabsichtigten beschleunigteren und umfassenderen Reguli⸗ rung getroffen werden sollen, einstweilen nur ein Betrag von 1200 000 νε bestimmt worden. Als Zuschuß zu anderweitigen Stromregulixungen sind 500 C00 S6 in Ansatz gebracht. Die dem Etat beigegebene Erläuterung bemerkt hierzu: Es wird beabsichtigt, für die Regulirung der übrigen größeren Ströme dem Landtage so⸗ bald als irgend thunlich gleiche Bau. und Finanzpläne vorzulegen, wie dies bezüglich des Rhein, der Weser, der Elbe und der Oder in der gegenwärtigen Session geschieht. Sohald über den plan mäßigen Lusbau auch dieser Ströme eine Verständigung erzielt sein wird, sollen die für diesen Ausbau erforderlichen Mittel lediglich durch das Extraordinarium verfügbar gemacht und der Etatsfonds des Ordinariums seiner eigentlichen Bestimmung nach nur zu kleineren Neu und Umbauten auf sämmtlichen Strömen, nicht aber mehr zu den Kosten der systematischen Regulirung der großen Schiffahrts⸗ straßen herangezogen werden. Zur Kanalisirung der oberen Netze sind auf die zu 3 450 000 1 veranschlagten Gesammtkosten durch den Etat für 1878,79 als erste Rate 1000 09 Æ. und durch den jetzt geltenden Etat als zweite Rate z00 009 bewilligt. Zur ent. sprechenden Förderung dieses Unternehmenz ist für Lieses Etattjahr die Bewilligung einer weiteren, dritten, Rate von 1000000 S erforderlich. Zur Regulirung des Berliner Schiff⸗ fahrtskanals bei der Belle⸗Alliance⸗Brücke sind 250 O00 . zum Ansatz gebracht. Zum Bau des Em Jade⸗ Kanals und für die in , mit diesen projektirten Bauausführungen sind als 3. Rate 109 000 Æ . in Anspruch genommen. Das Projekt wegen Erbauung des Ems-Jade⸗Kanals, einschließlich der durch dasselbe bedingten Umgestaltung der Hafengnstalten in Emden und der Ent— wässerungtanlagen in einem Theile des sogenannten Emder Petzel⸗ verbandes ist, nachdem die mit den betheiligten Gemeindeverbänden und sonstigen Interessenten eingeleiteten Verhandlungen beendet, nun⸗ mehr und zwar im Wesentlichen in Uebereinstimmung mit den bitheri⸗ gen Plänen, definitiv festgestellt. Nach den bereits surerrevidirten An⸗ schlägen werden die Gesammtkosten, welche früher auf 10026990. über⸗ schlagen waren, eine unerhebliche Steigerung erfahrtn. Seiten der betheiligten Gemeinden und sonstigen Korporationen werden zu den fraglichen Kosten 1 387 300 beigesteuert und sind bereits durch den Staatshaushalts-Etat bezw. für 1874 und 1878/19 resp. 600 000 s und 400 000 A6 bewilligt. Mit Rücksicht auf die für das Baujahr 1880/‚81 nech zur Verfügung stebenden Mittel ist im vorliegenden Etat eine dritte Rate von nur 190 000 M in Anspruch genommen. Im Ganzen sind zum Bau von Schiffahrtskanälen, Schleusen, Häfen ausgeworfen 1 756 20 M Ju Seehäfen und Seeschiff ahrts⸗ verbindungen sind in Unsatz gebracht 3170 456 „. Hiervon sind bestimmt: für den Hafen von Memel, weitere Rate, 189 00 ; für den Hafen von Pillau, weitere Rate, 1 900069 43 für den Hafen von Neufahrwasser, weitere Rate, 612 580 6; für die hinterpommer— schen Häfen, weitere Rate, 317 200 43 Staatsbeihülfe zur Ver⸗ besserung des Elbinger Hafens, Rest, 140 0900 „. Weitere Staatg⸗ beihülfe an die Stadt Hadersleben zur Verzinsung und Amortisation ihrer Hafenschuld, sowie zur Unttrhaltung und Verbesserung des Fahrwassers in der Föhrde 18 675 M Zur Fortsetzung der Boll werksbauten in Swinemünde 50 0 M, zum Neubau der Harburger Hafenschleuse, letzte Rate, 352 900 M6; die Fortsetzung der zum Schutze und zur Grhaltung der ostfriesischen Inseln Borkum, Norderney, Baltrum, Spiekeroog, Juist und Longeroog seit dem Jahre 1374 in größerem Umfange begonnenen Strand⸗ und Dünen ⸗Schutzanlagen macht die Bewilligung einer weiteren Rate von 300 00 M erforderlich. Zum Bau von Straßen, Brücken, Dienstwohnungen werden erfordert: 3190580 16 Hiervon sind aus⸗ gesetzt; zum Neubau der Pregelbrücke bei Wehlau, 1. Rate, 260 O00 u, zum Neubau der Oderbrücke bel Küstrin. 3. Rate, 100 609 M, zum Neubau des Regierungg⸗ und Ober ⸗Präsidialgebäudes in Königsberg, weitere Rate, 560 000 AM, zum Neubau des Dikasterialgebäudes in Danzig, weitere Rate, 600 000 , zum Neubau des Regiergngẽ · gebäudes in Cassel und zur inneren Einrichtung desselben, letzte Rate, 763 730 .

Statistische Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund⸗ heitsamtgs sind in der 48. Fahreswoche von je Io00 Be⸗ wohnern, auf den Jahregdurchschnitt berechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 22, l, in Breslau 23,l, in Königsberg 28,2, in CGöln 23,8, in Frankfurt a. M. 17,7, in Hannover 14,0, in Cassel 193, in Magdeburg 24,7, in Stettin 17,0, in Altona 21,5, in Straß burg 288, in München 32, in Nürnberg 18, in Äugsburg 32 s, in Dresden 19,3, in Leipzig 23,2, in Stuttgart 147, in Braunfchweig 2950, in Karlsruhe 187, in Hamburg 25, in Wien 264, in Buda—⸗ pest 32, 6, in Prag 31,2, in Trlest 30,9, in Rasel 22, in Brüssel 21,4, in Paris 24,4, in Amsterdam 20.7, in Kopenhagen 36.0, in Stockbolm 19,l, in Christiania 15,2, in St. Petersburg 31,2, in Warschau 24,ö, in Odessa —, in Bukarest 45,5, in Rom s,, in Turin 29,5, in Athen —, in Lissabon 28,2, in London 26,0. iu Glasgow 16565, in Liverpool 28,6, in Dublin zl, 3, in Edinburgh 20,2, in Altxandria (Egypten) 30,9. Ferner aus früheren Wochen: in New⸗ Vork 23,5. in Philadelpbia 13.9, in St. Louiß 117, in Chicago 16,4, in St. Franzisko 135,l, in Calcutta 244, in Bombay 358,8, in Madras 35,2. . ;

Die beim Beginn der Woche an den meisten deutschen Beobach— tungs stationen , , westlichen und südwestlichen Luftströ⸗ mungen gingen bald allgemein in nordwestliche und am 25. in nord⸗ oͤstliche um. Die Temperatur der Luft sank tief unter das Durch schnittsmaß, in Heiligenstadt bis unter 16 Grad GC. Ja den letzten Tagen der Woche ging der Wind unter langsamer Wärme⸗ junghme über Nordwest nach West und Südwest, nur in Süddeutsch— land blieb Nordost vorwaltend. Niederschläge fanden meist in Schnee—⸗ form statt. Der Luftdruck stieg in den ersten Tagen der Woche rasch. Vom 25. an sank er langsam. (.

Die Sterblichkeitsverhältnisse der meisten größeren Städte Europas zeigen im Vergleich zur vorhergegangenen Woche wenig Ver—

London, werden die Sterblichkeits verhältnißzahlen größer. Die allge⸗ meine Sterblichkeitsverdkältnißzahl für die deutschen Städte sank von 2354 der vorangegangenen Woche auf 23,2 (auf 1000 Bewohner und aufs Jahr berechnet). Der Antheil des Saͤuglingsalters an der Ge— sammtsterblichkeit war wenig von derjenigen der vorhergegangenen Woche verschieden. Von 10060 Lebenden starben aufs Jahr berechnet 71 Kinder unter 1 Jahr gegen 70 der Vorwoche (in Berlin 70 zegen 77).

97 ni den Todesursachen erfuhren die meisten Infektionskrank— heiten Rückgänge, nur Masern, Unterleibstyphen und in außer— deutschen Städten auch die Pocken, fanden weitere Ausdehnung. Masern berrschen besonders in Leipzig, Nordhausen, Erfurt, Wien, London, Liverpool und in Kopenhagen. Das Scharlachfieber grassirt in Bukarest und Hamburg und fordert auch in Hagen viel Opfer, hat dagegen in Duisburg und Straßburg nachgelassen. Auch dipbtherische Affektiosen verliefen in Berlin, München, Danzig, Stuttgart, Wien, London milder, in Dresden, Straßburg und Kopenhagen stieg die Zahl der Todegfälle. Sterbefälle an Unterleibs—⸗ typhus wurden in Berlin, München, Neustadt⸗Magdeburg, St. Peters burg und Wien häufiger. Die Zahl der Erkrankungen an Unterleibè⸗ typhuß nahm jedoch in Berlin ab, wogegen sich die an Rückfallefieber mehrten, bis jetzt jedoch mit ungewöhnlich mildem Verlaufe. Todet⸗ fälle an Flecktypbus werden aus London 1, aus St. Petersburg 2 gemeldet. Darmkatarrhe der Kinder zeigten sich fast in allen größeren Städten seltener, auch in München und St. Deters burg ist die Zahl der dadurch bedingten Todesfälle eine namhaft kleinere. Der Keuchhusten hat in Cöln, Elberfeld ab-, in Hamburg wieder etwas zugenommen. Pockentodesfälle waren in Wien, Pest, Prag, Krakau, London,. St. Petersburg, Warschau. Cadix häufiger, in Paris sank die Zahl derselben ein wenig, in Bukarest blieb sie die gleiche wie in der Vorwoche. Aus Genf werden 2, aus Berlin und Danzig je 1 Pockentodesfall gemeldet.

Nach den im Druck erschienenen Verhandlungen des Zweiten Provinzial-Landtages der Provin; West. preußen vom 28. bis 26. März 1879 umfaßt die am 1. April 18785 gebildete Provinz Westpreußen 2576597 ha mit 1330078 Einwohnern nach der Zählung vom Jahre 18575 und einem Ist— aufkommen von 51035 052 6 49 3 an direkten Staats steuern. Die Provinz besitzt an , Instituten die Provinzial⸗ Hebeammen ⸗Lehranstalt zu Danzig, die Propinzial-Irren-Heil? und ier enn zu Schwetz, die Provinzial⸗Taubstummenanstalt zu Marienburg und die Provinzial · Besserungganstalt zu Graudenz; ferner 2 Grundstücke in Danzig und 53 Chaussee⸗ Ctablissements. In der Provinz bestehen zwei Ackerbauschulen, zu Wentfin (Kreis Berent) mit 12 Zöglingen und zu Carlsruhe (Kreis Dt. Crone) mit eben⸗ falls 12 Zoglingen. Beide Schulen erhalten Provinzialzuschuß. Der Pferdeversicherungsfonds hatte Ende März 1879 einen Reserv⸗⸗ fonds von 21 270 ι; vorhanden waren am 10. Januar 1378 191 292 Pferde, an Entschädigung für 227 wegen Rotzkrankheit getödtete Pferde wurden 37 6035 . bezahlt; die in 1878 - 79 ein⸗ gezogenen Beiträge ergaben 38 254 Sn. Der Rindviehversicherungsfondz hat? 9541 M Reserde fonds. Der Rindviehbestand betrug am 10. Januar 1878 384 930 Stück. Am Versicherungs beitrag wurden nur 5 43 pro Rind auageschrieben, wag 19 246 6 ergab; die Entschädigungen beliefen sich nur auf 2172 für 18 Stück getödtetes Vieh. Der Pro⸗ vimial⸗Stipendienfonds batte Ende. März 1379 5835 „S. Bestand, der Krankenpflegtfond,s 41 700 „S. in Pfandbriefen ꝛe. und 908 ( bagr; aus den Zinsen des letzteren wurden 46 Arme mit zusammen 947 unterstützt. An unterstützungs bedürftigen Veteranen aun den Feldzügen 18056 —– 1815 lebten in der Provinz Westpreußen im Früh⸗ jahr d. J. noch 141, zu deren Unterstützung 5922 „S in den laufen. den Gtat eingestellt sind. Aus dem Provinzial-Hülftkassenfonds sind der Provinz Wesipreußen inel. der ausstehenden Forde⸗ rungen und Zinsen 1588 935 Æ übe-⸗-wiesen worden. Die Provinz; hat zur Verstärkung des Fonds 2 Millionen Mark 4 prozentige Provinzialobligationen ausgegeben, denen 2 687 477 „6 Aktiva gegenüberstehen. Aus dem Provinzial⸗Melio⸗ rationgfondz sind der Provinz 161 370 S überwiesen worden. Aus— gaben aus diesem Fonds sind nicht vorgekommen, auch lagen Dar⸗ lehnsanträge nicht vor. Das Vermoͤgen des vom Landes direktor am 12. Juni 1878 übernommenen Landarmenwesens belief sich auf 18 066 , baar und 143517 S in Dokumenten. Dazu waren bis ult. März 1879 464192 M Einnahmen ge—⸗ treten, von denen 345 800 „. Ausgaben in Abgang kamen. In der Proyinzial⸗Irrenanstalt zu Schwetz befanden sich Ende Januar dieses Jahres 185 Männer und 184 Frauen. In der Taubstummenanstalt zu Marienburg waren in der Zeit vom 1. Ja⸗ nuar bis 30. September vorigen Jahres 116 Zöglinge untergebracht. Die Taubstummen⸗Hülfsanstalten zu Berent, Danzig, Elbing, Oliva, Pr. Stargardt, Graudenz und Schlochau zäblten 237 Schüler.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Graf Moltke und der preußische Generglstab. Von A. Freiberrn von Fircks, Hauptmann a. D. und Mitglied des König⸗ lichen preußischen statistischen Bureaus. Mit dem Porträt des Ge— neral⸗Feldmarschalls Grafen Moltke. Separatabdruck des 2. Heftes der „Biographischen Blätter aus deutscher Geschichte, (Verlag der Militaria-, Perlagsbuchhandlung für Militär -⸗Literatur 1G. v. Gla⸗ senappJ Berlin W., Blumenthalstraße 10). Diese Schrift enthält eine kurze, aber zuverlässige und umfangreiche Lebensbeschreibung des Chefs des Generalstabs der preußischen Armee, dessen Leben und Wirken mit der Geschichte und Entwickelung des preußischen Generals stabes während der Regierung Sr. Majestaͤt des Kaisers und König— untrennbar verknüpft ist, Außer eingehenden Angaben über die Jugend⸗ ersiehung und den militärischen Bilvungsgang sowie die literarische Thätigkeit des Grafen Moltke, welche anderwärts schon bruchstück⸗ weise veröffentlicht und hier nur kritisch gesichtet in kaapperen For⸗ men wiedergegeben worden sind, ist fast die Hälfte des der ganzen Lebensbeschreibung bestimmien Raumes der Darstellung der Thätig⸗

keit des Grafen Moltke als Chef des Generalstabes der Armee ge⸗

änderungen, nur in den größeren englischen Städten, besonders in

widmet. Diese Abschnitt enthält viel Neues, namentlich ber die Frie deng⸗ thätigkeit des Grafen Moltke, über seine Arbeits⸗ und Denkweise, seine für die innere Entwickelung des preußischen Generalstabes maßgebenden Ansichten und Grundsäße, endlich über seine persönlichen Leistungen während der drei siegreichen Feldzüge des preußischen Heeres in den beiden letzten Jahrzebnten. Auch aus den der Feder deg Grafen Moltle hervorgegangenen Schriften sind charakteristische Stellen auszugsweise mitgethellt worden. Vorangeschickt ist der Lebentbeschreibung des Grafen Moltke eine kurze Darstellung der Entwickelung des Preu⸗ ßischen Generalstabes seit dessen Errichtung unter dem Großen Kur— fürsten, welche u. A. einige weniger bekannte Nachrichten Über Tönig Friedrichs des Großen persönlich der Ausbildung seiner Generalstabs⸗ Offiziere gewidmete Fürsorge, sowie ein ziemlich vollständiges Ver⸗ zeichniß aller früheren General⸗Quartiermeister, bez. Chefs des Generalstabes der Armee enthält. Ein besonderer Abschnitt ist der Beschreibung der allgemeinen politischen Lage zu der Zeit gewidmet, in welcher des jetzigen Kaisers und Königs Majestät als Prinz von Preußen in Vertretung König Friedrich Wilhelms JV. die obere Leitung der Staatsgeschäͤfte übernahm und den Freiherrn, von Moltte, damals einen der jüuͤngsten General⸗Majors, an die Spitze des preu— ßischen Generalstabes berief.

Die Verlagsbuchhandlung von Alexius Kießling bier selbst, Brandenburgstr. 64, hat zum bevorstehenden Weihnachtsfeste auch in diesem Jahre einige neue Gesellschaftsspiele erscheinen lassen:

Warum und Weil oder eine Bibelantwort für Mancherlei, erbauliche Unterhaltung für schristliche Kreise. (Preis: 5 3), welche den kirchlichen Geist in den Familien zu fördern be⸗ weckt. Ghristlichen Bescheerungsvereinen wird bei Abnahme größerer Partien eine bedeutende Preisermäßigugg gewährt. .

27) Deutschland aus der Vogel fchau. Ein geo zraphisches Gesellschaftsspiel mit einem großen Spieltableau (Karte von Deutsch⸗ land) in Farbendruck, 40 sauber colorirten Ansichten⸗Karten zum Auf⸗ stellen und 40 Nummern⸗Karten mit Städtenamen. (Peachtausgabe in Kasten 4 A6, in Mappe 26 6, in Enveloppe 146 61). Die durch die Spielautszweisung näher bestimmten Fragen und Antworten be⸗ zwecken, die geographischen Keuntnisse der Mitspieler zu erweitern resp. zu befestigen. .

3) Das Planeten⸗Spiel, mit einem großen Spieltableau (denLauf der Planeten um die Sonne darstellend), 10 Figurenkarten, 30 Sternkarten und 9 kleinen numerirten Marken zum Besetzen des Tableaus. (Prachtausgabe in Kasten 3 M, in Mappe 2 , in Enveloppe 1 6). Das Spiel trägt der Belehrung insofern Rechnung, als eg die Namen der Planeten und die Aufeinanderfolge derselben im Abstand von der Sonne lehrt, sowie in elementarer Weise die Mond und Sonnenfinsterniß veranschaalicht.

. Im Verlage von Julius Springer hierselbst erschien soeben eine Schrift, betitelt: Die elektrische Beleuchtung‘ von Alex Bernstein, Civil⸗Ingenieur. In dem ersten Abschnitte wird eine allgemein verständliche Darstellung der Entstehung des elektrischen Lichtes gegeben, deren Kenntniß nothwendig ist, um die Eigenthüm⸗ lichkeiten der Anwendung des elektrischen Lichtes, mit denen sich der zweite Abschnitt beschäftigt, zu versteben. Der schwierige theoretische Theil ist mit Geschick derartig populär behandelt, daß man auch ohne spezielle physikalische Kenntnisse sich eine klare Auschauung über die hier zum Vorschein kommenden Erscheinungen bilden kann. Im zweiten Theil wird durch Aufführung von Beispielen die besondere Bedeutung des elektrischen Lichtes klar gelegt und seine Eigenthüm⸗ lichkeiten init denen des Gaslichts verglichen. Hieran schließt sich eine kurze Btsprechung der neueren Bestrebungen in der Erzeugung des elektrischen Lichtes. 16 gute, in den Text gedruckte Holjschnitte erleichtern das Verständniß. Der Preis des fauber ausgestatteten Buchs beträgt 2 0.

Gewerbe und Sande.

Wie aus Warschau gemeldet wird, ist auch auf dem Vor⸗ werke Sluzew, Gemeinde Wilanow, Kreis Warschau, die Rinder⸗ pest*) ausgehrochen. Bis zum 24. v. M. war ein Stück gefallen, während 4 Stück krankes und 87 Stück verdächtiges Vieh getödtet wrd n sind. . 6

Nach aus Belgrad hierher gelangten Nachrichten sind in Ser⸗ bien und zwar in den Kreisen Uschitza und Alexinatz in der Zeit vom 29. Oktober bis 14. November d. J. 89 Rinder von der Rin⸗— derpest“) ergriffen worden. .

Von den erkrankten Thieren sind 33 der Seuche erlegen.

Nürnberg, 5. Dezember. (Oopfenmartthericht von Leopold Held, Hopfenkommissionsgeschäft.) Die Geschäftssitua tion ist vollkommen unverändert. Gute grüne Mittelwaare ist einiger—⸗ maßen gesucht und hält sich im Preise. Die geringeren Sorten sind ganz ungefragt und finden selbst zu den niedrigsten Preis forderungen keine Nebmer. Die Stimmung ist sehr ruhig. Die Notirungen lauten: Marktwaare mittel 115— 125 M, prima 135-140 ½; Gebirgshopfen 150 179 Æ ; Hallertauer gering 120 130 4M, mittel 145 165 S, prima 185 195 „M; Spalter Land, leich tere Lagen, 180 220 4A; Hallertauer Siegelgut (Wolnzach, Au) mittel 165—185 8, prima 200 220 „S; Württemberger mittel 135— 150 S6, prima 170 - 180 M; Badischer gering 100 115 46, mittel 130 140 4A; Polnischer gering 120 - 130 M, mittel 130-145 c, prima 175 195 e; Altmärker 90— 110 MS; Elsässer gering 110— 120 16, mittel 125 140 6, prima 1663 170 ; Ober-Oe ter- reicher 115— 125 ½ ; Lothringer 100— 120 M ; Belgzischer 90 bis 110

Glasgow, 6. Dezember. (W. T. B.) Die Vorrä the von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 3907 600) Tons, gegen 199 300 Tons im voritzen Jahre. Zahl der im Betrieb be⸗ findlichen Hochöfen 99 gegen 92 im vorigen Jahre. .

London, 5. Dezember. (Allg. Corr.) Der „Times“ zufolge wird demnächst eine neue füdaustralische Anleihe im Betrage von 2 Millionen Pfd. Sterl. auf den Markt gebracht werden.

Verkehrs⸗Anstalten.

(N. Zürch. Ztg.) Mit der weichen Masse, auf welche man auf der Nordseite des Gotthardtunnels gestoßen sein soll, und durch welche das langsame Fortschreiten der Arbeiten erklärt wurde, verhält es sich folgendermaßen: Auf der Nordseite des Gotthardtunnels ist man, wie es nach den an der Oberfläche gemachten Erhebungen erwartet wurde, auf eine Schichtenverwerfung gestoßen, in welcher das zẽrquetschte Gestein mit Vorsicht ausgezimmert werden mußte. Diese blos 10 Meter lange Strecke wurde am 9. November angefahren, und erst am 29. kennte die Maschinenbohrung in festem Gestein wieder zur Anwendung kommen. Bei sorgfältiger, fachgemäßer Behandlung bieten solche Fälle keine großen Schwierigkeiten dar; dagegen genügt dieser kleine Zwischenfall, um den Durchbruch des Richtstollens um wenigstens 3 Wochen zu verschieben.

Triest, 8. Dezember. (W. T. B.) ; Aurora“ ö. heute fe 3. . der ostindischen Ueber⸗ landpost aus Alexandrien hier eingetroffen.

ö, 9 Dejember. (WV. T. B.) Der Damp fer „Anglia“ von der Anchor⸗Linie ist am Sonnabend wieder flot geworden und gestern in Glasgow angekommen.

New⸗York, 6. Dezember. (W. T. B.) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Donau und der Dampfer Egypt von der National Dampfschiffs⸗Compagnig (C. Messingsche Linie) sind hier eingetroffen.

3) efr. Nr. 269 des Reichs ⸗Anzeigers “. *) efr. Nr. 273 des „Reichs ⸗Anz.“

Der Lloyd dampfer