K
ust, und die Kundschaftsbändler bedürsen nur kleinere Posten; die Umsätze erreichen daher keine besondere Höhe. Verkauft wurden Montag 250 Ballen, Dienstag 100 Ballen und heute 120 Ballen. Die Preise sind unverändert und namentlich gute hellfarbige Mittel waare und Prima behaupten sich fest, da nach solchen gute Frage berrscht. Geringe Hopfen und die leichteren Qualitäten sind voll ständig fraglos und. unxerkäuflich. Die Lager sind mit geringen Hopfen überfüllt, bessere Waare ist dagegen nur mäßig vertreten. Gute und schönfarbige Hopfen beginnen jetzt auf den Produktions; plätzen verhältnimäßig selten zu werden. Die Notirungen für die geringen Qualitäten, mangels Umsatzes nur nominell, lauten: Marktwaare mittel 115 — 125 „, prima 135-140 S ; Gebirgs— hopfen 1650— 170 M; Hallertauer gering 120—– 130 ½ , mittel 145 — 165 S, prima 185 — 195 S; Spalter Land, leichtere Lagen, 180— 220 M; Hallertauer Siegelgut (Wolnzach, Au) mittel 165 — 185 M, prima 200-220 M; Württemberger mittel 135 — 150 4M, prima 170 - 180 M; Badischer gering 100— 115 A, mittel 130— 140 M; Polnischer gering 120— 130 „, mittel 135 — 145 4, prima 175 - ig0 Æ ; Altmärker 90— 110 M; Elsässer gering 110— 120 υ , mittel 125— 140 46, prima 166 — 170 MS; Ober⸗Oester⸗ reicher 115—125 M; Lothringer 100 - 120 4M; Belgischer 90 bis 110 0 London, 9g. Dezember. (Allg. Corr) Die Ausweise des britischen Handel samtes für November bekunden wiederum eine wesentliche Besserung der Ausfuhr wie der Einfuhr. Der Ausfuhrwerth für November beträgt 17 051 9565 Pfd. Sterl. gegen 15 961 669 Pfd. Sterl. im November 1878 und 16753 364 Pfd.
Sterl. i Nobember 1877. Die Einfuhr für November erreichte Liner Werth von 34343 338 Pfd. Sterl. gegen 25 684 557 Pfd.
Sterl. im November 1878 und 51 849 648 Pfd. Sterl. im Novem⸗ ber 1877. Faßt man die 11 abgelaufenen Monate des Jahres zu⸗ sammen, dann freilich ist der Ausfall gegen die beiden vorhergehenden Jahre ein bedeutender. Er beträgt nämlich bei den Einfuhrartikeln 124 resp. 44 Millionen Pfd. Sterl. und bei den Ausfuhrartikeln 3 resp. Iz Millionen Pfd. Sterl. — Der Edel metallverkehr ergab in den ersten 11 Monaten folgendes Resultat:
. Import. Export.
1879... . 22 696 740 Pfd. Sterl. 25 834 564 Pfd. Sterl.
14, . 24 554 7843. (.
— 5897 432 Pfd. Sterl. 4 1279 780 Pfd. Ster. — C. T. Getting u. Go, Kaufleute in London und Buenos Ayres, haben ihre Zahlungen eingestellt. Verkehrs Anstalten. Verkehrsbeschränkung auf den Eisenbahnen in Rußland. Auf der Orenburger Eisenbahn ist der Güterverkehr wieder hergestellt.
Berlin, den 13. Dezember 1879.
Auf der gestern im Grunewald abgehaltenen Hofjagd sind in einem, unweit des Sterns mit dunkelem Zeuge ein⸗ gestellten Jagen von
Sr. Majestät dem Kaiser und König: 10 Schaufler und 20 Stück Wild,
Ihren Königlichen Hoheiten dem Prinzen Wilhelm: 7 Schaufler und 26 Stück Wild,
dem Prinzen Carl: 8 Schaufler und 16 Stück Wild,
dem Prinzen . Carl: 9 Schaufler und 8 Stück Wild,
dem Prinzen August von Württemberg: 6 Schaufler und 11 Stück Wild und
der übrigen Jagdgesellschaft: 10 Schaufler und 207 Stück Wild, zusammen also 50 Schaufler und 288 Stück Wild zur Strecke gebracht worden.
Mit der Weihnachtemesse im Architektenhause verbindet sich seit einigen Tagen eine nicht minder interessante, im unteren Saal des Gebäudes arrangirte Aus stellung, welche die Arbeiten der di es⸗ jährigen kunstgewerblichen Konkurrenz um die von dem preußischen Handels ⸗Ministerium bewilligten zwölf Ehren⸗ preise im Gesammtbetrage von 4860 S6 oder vielmehr, da für eine der vier Aufgaben des von dem Kunstgewerbe⸗Museum im Verein mit der Permanenten Bau⸗Ausstellung erlassenen Preisausschreibens der Einsendungstermin verschoben wurde, wenigstens den größeren Theil derselben umfaßt. Fuͤnf Bewerber mit zufammen acht Ein— sendungen betheiligten sich an der Lösung der Aufgabe, die in einer Staffelei mit auflegbarer Mappe ein Ausstattungsstück für ein elegantes Wohnzimmer verlangte; die drei von Schur in Berlin gelieferten Stücke, die sich wenig über das Niveau gewohnter Magazinarbeit erheben, und die gänzlich unbedeutende Arbeit von
Mee fe in Hannover dürften jedoch von vornherein kaum ernstlich in
Betracht kemmen. Durch ihren verständig durchdachten Entwurf, durch wohlthuend harmonische Proportionen und durch ebenso ein⸗ fache konstruktive Anlage wie angemessene und künstlerisch ansprechende DOrnamentation fesselt dagegen die von Sch aum gezeichnete, von B Scherk in Berlin in verschiedenfarbigen Hölzern gediegen aus— geführte Arbeit, die in dem aus drei kräftigen Balken und den sie fest verbindenden Querstäben bestehenden, darch saubere Intarsur und maßrolles Schnitzwerk dekorirten Gestell die Staffelei als selbstän⸗ diges Geräth mit voller Rücksicht auf dessen praktische Bestimmung ebenso geschickt aufbaut, wie sie andererseits die abnehmbare Mappe, die ein dem Charakter des Deckels als solchen angepaßtes Flach ornament erhalten hat, zu der ihr gebührenden Geltung bringt und sie in Formen und Verhältnissen mit der eigentlichen Staffelei zu ruhig geschlossener, vornehmer Gesammtwirkung verbindet. Einen nicht minder günstigen Eindruck erzielt ferner die durchweg in schwarz gebeiztem Birnbaum ausgeführte, in dem Deckelfeld der Mappe mit ornamentalen galvanoplastischen Einlagen ge— schmückte Arbeit von Kiefhaber in Magdeburg, die, im Gegensatz zu jener, Staffelei und Mappe zu einem untrennbar zu— sammenhängenden, in sich wieder reich und zierlich gegliederten archi⸗ tektonischen Ausbau zusammenfaßt und dadurch, daß fie die Vorder—= seite der Staffelei wie eine durchbrochene Wand behandelt, auch die efällige giebelartige Bekrönung derselben, die bei anders gearteter Anlage meist nur als müßige, übermäßig lasteade Zuthat wirkt und deshalb in der Arbeit von Scherk mit vollem Recht fortgeblieben ist, durch aus berechtigt erscheinen, in der sreistehenden, mit dem Vordertheil unge⸗ nügend verbundenen dünnen hinteren Stütze der Staffelei aber einen hin= reichend sicheren Halt derselben vermissen läßt. Von den beiden von Ew. Ph. Meyer in Berlin ausgestellten, von dem Bildhauer Peters ausgeführten Stücken endlich widerspricht die gespreitzt aus— einandergereckte, mit unverhältnißmäßig winziger, viel zu hoch ge— rückter Mappe versehene Staffelei, deren drei dünne Latten gerade unter l alb des auf ihnen ruhenden Aufsatzes am dünnsten werden, leider so sehr jedem Gesetz konstruktiven Aufbaues und orga— nischer, wohlproportionirter Gliederung, daß einzelne zierliche ornamentale Details hierfür in keiner Weise zu entschädigen ver⸗ mögen. Die zweite Arbeit, eine von zwei zusammengekauerten phan⸗ tastischen Greifen getragene prächtige Mappe mit einem in Kinder- figuren die Künste versinnlichenden Reliefbild in vollendet präzisser monumentaler Umrahmung und vier als Eckmedaillons eingefügten Portrgitkupfern, imponirt gleich der plastischen Bekrönung, zwei um eine Muschel gruppirten und von einer jubilirenden Drossel über⸗ wachten Genien, durch originelle Komposttion und durch hohen künst—⸗ lerischen Reiz der meisterhaften Schnitzerei, läßt aber duich die letztere das eigentliche Geräth doch allzusehr überwuchern, und macht nicht hierin allein die Rücsicht auf die praktische Benutzbarkeit zur Nebensache. — Um die Lösung der Aufgabe, die eine Garnitur von Tafelgläsern für den Gebrauch eines gutbürger— lichen Hauseg forderte, konkurriren sechs Aussteller mit zu⸗ sammen acht Kollektionen, von denen drei auf Heckert
in Petersdorf entfaller, — Hie eine durch ein in lichtblauen Emakl⸗ farben aufgesetztes Blumenoraament geschmückt, die, andere, eine von Grem er gezeichnete und gleich denen der ersten Reihe in Handarbeit hergestellten Stücke durch graziöseste Linienführung entzücken, nur durch feine Goldlinien dekorirt, die dritte endlich, die mit Rücksicht auf, die vorgeschriebene Bestimmung um ihres durch die Herstellung in (gleichzeitig vorgeführten) Formen ermöglichten mäßigen Preises willen zumeist in Betracht kommen dürfte, bei treff lichem Material durch gelungene Zeichnung der einzelnen Stücke und durch vorzüg— lichen Krystallschliff ausgezeichnet. Hierzu gesellen Harsch u. Co. in Berlin eine bis auf das etwas schwere Rheinweinglas durch ein. fache Noblesse der Gesammtersckeinung hervortretende Kollektion mit goldenen Rändern und Monogrammen verzierter Gläser, die sich nur schwerlich innerhalb der erforderlichen Preisgrenze halten möchten, und M. Wentzel in Breslau eine mit meisterhafter Gravirung im Stil edler Frührenaissance ebenso ange= messen wie gefällig dekorirte Garnitur von durchweg zierlich und schwungvoll gestalteten Stücken, während Rauter in Ehrenfeld die Wirkung der trefflichen Behandlung durch zum Theil mangelhafte Formen einigermaßen schädigt und Raddaz u. Co,. in Berlin, noch weit mehr aber die Glashüttenwerke Weißwasser in empfind⸗ licher Weise ein einheitliches und stilvoll durchgearbeitetes Gepräge vermissen lassen. — Den verhältnißmäßig am wenigsten günstigen Erfolg hatte endlich die Aufgabe, welche die Anfertigung eines leinenen Tischgedecks init farbiger Borte vorschrieb und fünf Be werber mit je einer Einsendung fand. Von ihnen können Bredereck in Waldenburg mit einem groben naturalistischen Muster und Auer⸗ bach in Sor-u mit einem das ornamentale Motivs des teut— schen Reichsadlerß von neuem mißbrauchenden, von schweren schwarz⸗ weiß . rothen Strelfen eingefaßten Gedecke über— haupt nicht in Betracht kommen, während . Müller in Berlin durch das mit einer breiten, gut gegliederten Borte in Roth und Schwarz im Charakter slavischer Ornamentik verzierte Gedeck durch— aus dem vortrefflichen Ruf seines Etablissements entspricht, für den rothen Faden aber die durch die Aufgabe doch wohl ausgeschlossene Baumwolle verwendet, Trautvetter, Wie fen u. Co. in Wüste—⸗ waltersdorf für ihre dunkelblaue Bordüre im Stil altdeutscher Leinenstickerei eine etwas breitere und vollere Wirkung wünscheng— werth machen und das sehr stattliche Damastgewebe von J. F. Becker in Hilde heim in dem von Fischbach herrührenden, streng stilisirten blauen Kornblumenmuster in Orange-Einfassung mit einer namentlich in den Ecken etwas diffizilen Farbenkombination zu kämpfen hat.
NB. In der Besprechung der ‚Prometheusgruppe“ (Nr. 291 d. Bl.) ist Absatz 3, Zeile 7 v. o. statt „Freiheit“ zu lesen Feinheit“.
Vaterländischer Frauenverein.
In Folge des am 3. d. M. zum Besten der nothleidenden Tistrikte Oberschlesiens von uns erlassenen Aufrufs sind bei unserm Schatzmeister eingegangen von Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin 300 SÆe,. Prinzen August von Württemberg 500 Sς, aus Nauen 20 , Frau Hedwig Koene 100 ƽ , Familie F. 20 Mαν, P. M. 50 M, Premier ⸗Lieutenant Simon 5 AM, Frau X8. B. 306 6, Gustav Bild 15 , Frau H. Jacoby 10 AM, Frau Professor Plock— horst 6 „S6, von Ribbeck in Ribbeck bei Nauen 55 „MS, Frau von Vol⸗ lard hier, 15 S6, Seneté⸗Präsident von Holleben 30 , J. G. H.. Berlin, 5 Sυς, „Gutes Beispiel! 15 „½, Frau Professor Kirchhoff und Fräulein Franke 50 ½, Frau Geheimrath Schubarth und Tochter 12 46, R. 3 S, Frau P. 10 ÿ, A. B. 10 8, H. S. 2 AM, A. D. 3 M,. A. K. 3 S6, von S. 2 S, GExcellenz Costenoble 30 e, Frau Geheim⸗Rath Schulz 15 , Fräulein Wiebe 2 S, Rentier Schüler 3 A6, Frau Kriegs⸗Minister v. Ka— meke, Excellenz, 100 S, Ungenannt in Reichenbach bei Dresden 100 ÆA, Ungenannt 3 S, v. B. in D. bei Halle a. S. 50 ½, Gräfin von Schwerin in Tamsel 50 S, Prediger Reuscher in Vietz 10 , Ursinus, Geheimer Ober⸗Regierungs⸗Rath, 30 S, aus Dortmund 15 , Pastor Junghans in Werder bei Jüterbog 7, 50 S,, J. M. 3 , Germar, Geheimer Ober⸗Finanz Rath, 30 ½ , Zweigverein Jastrow 14 S, Frau Gräfin von Bohlen 25 16, Frau v. H. 3 M, Bankier von Krause 250 M, Zweigverein in Potsdam 525 S.
Mit aufrichtigstem Danke für diese Spenden bitten wir, fernere Gaben unserem Schatz meister, Hrn. von Krause, gütigst zugehen zu lassen.
Berlin, den 11. Dezember 1879.
Der Vorstand des Vaterländischen Frauenvereins. Charlotte Gräfin von Itzenplitz.
Der Centralverein für Hebung der deutschen Fluß— und Kanalschiffahrt beschäftigte sich in seiner von auswärts sehr zahlreich besuchten Ausschußsitzung am 10. Dezember mit der Vorlage an den Landtag über die Regulirung des Rheins, der Weser, Elbe, Oder und Weichsel, für welche bekanntlich in der nächsten Etats periode 5 330 009 ½υς‚, aufgewendet werden sollen. Als General⸗ referent sprach sich Hr. Prof. Schlichting ⸗ Charlottenburg zwar für die Bewilligung aus, unterzog aber die bisherigen Methoden der Stromregulirung einer Kritik. Für die einzelnen Ströme waren auf Erfuchen des Vereins durch die betreffenden Handelskammern Spezialreferenten bestellt worden. und zwar für den Rhein: Direktor Fettich⸗ Ruhrort, für die Weser: Fabrikbesitzer Wigand⸗Oeynhausen, für die Elbe: Handelskammer⸗Sekretär Zwicker⸗Mandeburg, für die Oder: Dr. Eras⸗Breslau. Ueber die Weichsel lag ein schriftliches Gut⸗ achten der Handelskammer Danzig vor, das im Auszug durch br. Rentzsch zum Vortrag gelangte. Sämmtliche Spezialreferenten stimmten darin überein, daß die für die Regulirungen jedes einzelnen Stromes aus— geworfenen Beträge, wenn auch hier und da zu knapp bemessen, als Abschlagszahlungen dankend zu begrüßen seien, und die er Ansicht schlossen sich für jedes einzelne Stromgebiet dessen erschienene Ver— treter und Angehörige an. Daneben fehlte es aber nicht an zahl— reichen speziellen Wünschen, von denen als die wichtigsten zu nennen sind: für den Rhein: die Abkürzung der Regulirungsarbeiten statt 18 auf nur 19 Jahre; Vertiefung der Wasserstraße bis Ruhrort bez. Cöln auf 34 — 4m, um Seeschiffen von mäßigem Tiefgang das Auf— wärtsfahren bis zu den rheinischen Kohleneinladeplätzen zu ermöglichen; für die Weser: Verbreiterung der Schleusen, Kanali⸗ sirung der Fulda, Korrektion der Werra; für die Oder: Beschleunigung der auf nur 4 Jahre zu bemessenden Bauten; für die Weichsel: Verhandlungen mit Rußland wegen Regulirung der polnischen Weichsel, Korrektion der Weichselmündungen, Aus— führung der Bauten auf der ganzen preußischen Weichselstrecke durch nur eine Strombau⸗Direktien. — Die Debatte, an der sich auch mehrere der erschienenen Landtagsabgeordneten betheiligten, war sehr lebhaft. Ueber die Nothwendigkeit, mindestens die ausgeworfenen Bausummen durch den Landtag bewilligt zu erhalten, war volle Ein— stimmigkeit vorhanden, dagegen gelangte man trotz mehrstündiger Be⸗ rathungen in Bezug auf die zahlreichen speziellen Anträge nicht zu positiven Beschlüssen, vielmehr wurden dieselben einer Kommission zur Vorberathung bis zur nächsten Sitzung überwiesen. Die Ver— handlungen sollen nach den stenographischen Niederschriften gedruckt und zunaͤchst dem Abgeordneten und Herrenhause überreicht werden.
Für den Weihnachtstisch. Von den Anregungen zu häus— licher Kunstpflege, welche Georg Hirth in München unter dem Titel: Das deutsche Zimmer der Renaisfsance“ heraus giebt, liegt jetzt das zweite Heft vor. Schon jetzt hat diefes für stilvolle Einrichtungen unentbehrliche Werk 92 , Abbildungen von ganzen Zimmern, wie von einzelnen Möbeln, Geräthen zc. ge⸗ bracht, während der begleitende Text sich bisher namentlich mit der Farbe in der Dekoration beschäftigt hat. Das ganze Buch soll 5 Lieferungen umfassen, doch bilden auch schon die jetzt erschienenen jwei ein praktisches Geschenk für Alle, denen die stilvolle Einrichtung ihres Heims am Herzen liegt.
Von desselben Herausgebers For menschatz“ liegen bereits die ersten drei Hefte des Jahrgangs 1880 mit reichem, vorwie gend
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das praktische Bedürfniß berücksichtigen dem Inhalt vor. Beide Werke (im Verlage von G. Hirth in Leipzig und München) sind wohl dazu angethan, unse rem Kunstgewerbe eine sichere, gedie gene Richt. schnur zu geben, und können allen Fachleuten und Dllettanten ange⸗ legentlich empfohlen werden. Ueberdies ist der Preis derselben trotz elegantester Ausstattung ein Üüberraschend geringer.
Aus der Kunstwerkstätte für Lichtdruck, Heliochr omographie lithographischen Farbendruck 2c. des Hof- Kunsthändlers Göom— Gaillard in Berlin ist ein neues Produkt des von Hrn. Galllard eingeführten, auf der Berliner Gewerbeausstellung durch die Staatz— Medaille ausgezeichneten heliochromographischen Verfahrens hervor. gegangen; Charles Hoguets „Letzte Mühle auf dem Mont ⸗Martre“, nach dem Original in der National. Galerie. Dieses Bild, dessen Preis mit 8 ( sehr gering nor— mirt erscheint, zeigt die hohe Vollkommenheit, welche jenes Verfahren erlangt hat und welche im Gesammteffekt dem Original sehr nahe tommt. Bei dieser Gelegenheit machen wir auf das reiche Lager von Oelfarbendrucken des Hrn. Gaillard (Lindenstr. 69) aufmerlsam, wo die besten Erzeugnisse des Oelfarbendrucks zu außerordentlich billi= gen Preisen verkauft werden.
Die Direktion des Residenz⸗Theaters theilt mit, daß für Montag, den 15. Dezember, eine Vorstellung arrangirt worden ist, deren voller Brutto Ertrag zum Besten der nothleidenden Familien in Oberschlesien verwendet werden soll. Frau Josefine Gallmeyer hat sich bereit erklärt mitzuwirken und verzichtet auf jedes Honorar. Das Repertoire des Abends wird aus den drei einaktigen Stücken „Aus Gefälligkeit“, „Lolotte“ und „Gräfliche Irrungen“ bestehen.
— Belle ⸗-Alliance⸗Theater. In der 6. Abtheilung des Volksstücks »Der Rattenfänger von Hameln“ werden mor⸗ gen zum ersten Male 2 neue lebende Bilder arrangirt, betitelt: „Traurige Weihnacht“ nach Fritz Reuters „Großmutting, hei is dod“ und „Fröhliche Weihnacht“ nach Becker. Die Direktion beabsichtigt. da das Stück einen ganz außerordentlichen Erfolg erzielt und für die nächste Zeit einzig das Repertoire der Bühne beherrschen wird, all— wöchentlich 2 neue lebende Bilder einzuschalten.
— Im Germania-Theater ging gestern die angekündigte Novität „Landolin“, Schauspiel in 4 Akten von Gustav Wunsch⸗— mann (nach dem Roman von Auerbach), mit gutem Erfolge zum ersten Male in Scene. Wir kommen auf das Stuͤck noch zurück.
Der Circus Renz, welcher seit Ende vorigen Monats wieder seinen Einzug in Berlin gehalten und sich in dem glänzend renovir⸗ ten Circus der Markthallen installirt hat, übt dem sehr vortheilhaf— ten Rufe gemäß, dessen sich dieses bedeutendste deutsche Institut für equestrische Kunst seit langen Jahren erfreut, wiederum eine große An⸗ ziehungskraft aus, so daß sämmtliche Plätze des weiten Raumes all— abendlich gefüllt sind; und in der That verdienen die aus einem reichhaltigen, mannigfache Abwechselung bietenden, Pro⸗— gramm zusammengesetzen Vorstellungen das rege Interesse, welches sie erwecken. Hr. Direktor Renz hat dafür Sorge getragen, den Berlinern wiederum das Beste zu bieten, was auf dem Gebiete seiner Kunst zu geben ist; denn sowohl die äußere Aus—⸗ stattung in Geschirren, Kostümen 2c. wie auch das Pferdematerial ist durchweg von vorzüglicher Güte und Vollendung und zeigt über— all von feinem Geschmack und trefflicher Kennerschaft alles dessen, was in das Fach der höheren Pferdedressur und Reitkunst schlägt. Ebenso hat Hr. Renz nur solche Kräfte in seiner Gesellschaft, welche das Hervorragendste in ihrer Branche leisten. Um jedem Geschmack Rechnung zu tragen und, besonders der Kinderwelt zu Liebe, ist das mit der eigentlichen Reitkunst und Dressur nicht in unmittelbarem Verbande stehende, jedoch die Pausen zwischen den equestrischen Nummern des Programms angenehm ausfüllende komische Element des Circus wiederum durch eine große An— zahl von Clowns vertreten, welche die schwierigsten, von großer körperliche Kraft und Gewandheit zeugenden Produktionen mit den heitersten, die Lachlust anregenden Intermezzos abwechseln lassen. Unter den equestrischen Leistungen nimmt das Hoheschulereiten und die Vorführung von edlen Pferden, welche sich sowohl durch eine meisterhafte Dressur, wie durch schönen Bau aus⸗ zeichnen für den Freund der höheren Reitkunst eine erste Stelle ein. Daran reihen sich das sehr interessante Reiten von Quadrillen in reichen Kostümen, welche Quadrillen in exactester Weise aus— geführt werden, sowie das Jagdreiten und die verschiedenen Rennen, welche die Sicherheit und Kunst der Reiter, ebenso wie die Kraft und Schulung der Pferde im hellsten Lichte zeigen. Außerdem bietet das Programm eines jeden Abends eine lange Reihe von Piegen der schwierigsten Künste und Evolu— tionen auf gesatteltem und ungesatteltem Pferde, welche von den Damen wie Herren der Gesellschaft stets mit staunenswerther Sicher⸗ heit und Küͤhnheit und mit scheinbar spielender Leichtigkeit aus— geführt werden. Wir müssen uns für heute versagen, auf die einzelnen Leistungen näher einzugehen, behalten uns aber vor, bei späterer Gelegen heit darauf zurückzukommen. Nur die Hauptnummer des Programms: die große equestrische Ballet⸗ Pantomime: „Napoli, oder: Salvator Rosa und die Banditenfürstin“, welche Hr. Direktor E. Renz selbst auf das Glänzendste und Geschmackvollste in Scene gesetzt hat, dürfen wir nicht unerwähnt lassen. Die Pantomime besteht aus 3 Abtheilungen oder Tableaux. Das erste Tableau zeigt eine Herberge in Neapel in der Straße nach Sorrento. Hier wird uns das bunte farben— reiche Volksleben Neapels mit seinen nationalen Tänzen: einem Fischertanz, einer Sieiliaana und einer Tarantella, welche reizend arrangirt sind, vorgeführt nebst mannigfachen humo— ristischen Intermezzos. Das zweite Tableau stellt einen Kampf in den Steinbrüchen des neapolitanischen Appennins dar. Ein reisender Engländer mit seiner Frau, welche mit einem eleganten Ponny⸗Vor— gespann angefahren kommen, werden von Salvator Rofa, dem be⸗ rühmten Maler und Räuber, und der „Banditenfürstin“ Fiammetta mit ihrer Räuberbande überfallen und geplündert; der sich hierbei entspinnende Kampf bietet ein bewegtes, lebendiges Bild, in welchem der Pas stratégique genannte Tanz eine geschmackvoll arrangirte orchestrische Gabe bildet. Die dritte und letzte Abtheilung der Pantomime schildert die mit verzweifelter Gegenwehr verbundene Gefangennahme Fiametta's in Salvator Rosa's Atelier durch Königliche Carabinieri. In dem Atelier, welches ein Meisterflück scenischer Einrichtung ist, gruppirt sich um ein kolossales schön geformtes Modell eines Pferdes in der Mitte des Raumes unter glänzender elektrischer Beleuchtung ein ungemein plastisch wirkendes, gestaltenreiches lebendes Bild. Die ganze Pantomime ist in den Kostumen wie in allen sonstigen sceni⸗ schen Requisiten reich und prächtig ausgestattet und findet den leb— haftesten Beifall, der auch den übrigen Produktionen in vollstem Maße gespendet wird. In der Vorstellung am letzten Donnerstage, um noch ein einzelnes Beispiel anzuführen, fand auch die Schlußpiege, ein großes Hurdle Rennen, welches von Damen und Herren auf 26 schönen Springpferden mit großer Verve und Kühnheit geritten wurde, allgemeine lobende Anerkennung. Um eine angenehme Ab⸗ wechselung in den das Programm bereichernden Ausstattungsstücken zu bieten, hat Hr. Direktor Renz für heute Sonnabend das früher hier mit großem Beifall gesehene Stück: „Ein Karneval auf dem Eise: in ganz neuem Arrangement und glänzender Inscenirung auf das Repertoire gesetzt. Dasselbe soll mit der oben genannten Pan tomime alterniren.
Redacteur: J. V.: Riedel.
Verlag der Exyedition (K e ssel). Druck: W. Elsner. Vier Beilagen (einschließlich Börsen Beilage).
Berlin
6 233.
Berlin, Sonnahend, den 13. Dezember
; Erste Beilage zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
1879.
T s d, -
Aichtamtliches.
Preußen. Berlin, 13. Dezember. Im weiteren Ver⸗ laufe der gestrigen Sitzung des Herrenhauses wurden, nachdem der Referent, Herr von Hehr - Schmol on, und der Regierungs⸗Kommissar, Geheime Regierungs⸗Rath Fastenau, dies befürwortet, die Artikel J. bis III. des Gesetzentwurfs, betreffend die Abänderung des Fischereigesetzes für den preußischen Staat vom 30. Mai 1874, ohne Diskussion nach der Fassung der Regierungsvorlage angenommen.
Der Art. IV. der Regierungsvorlage lautet: .
An die Stelle des ersten Absatzes im 5. 45 des Fischerei⸗ gesetzis vom 30). Mai 1814 tritt folgende Vorschrift; dem Fischereiberechtigten ist gestattet, Fischottern, Taucher, Eisvögel, Reiher, Kormorane, Fischaare und Möven ohne Anwendung von Schießwaffen zu tödten oder zu fangen und für sich zu behallen.
Hierzu stellte der Fürst Hatzfeldt den Antrag, die Worte und Möven“ zu streichen und befürwortete denselben damit, aß die Möve kein der Fischerei gefährlicher Vogel sei. Auch Fürst Lichnowsky schloß sich dieser Meinung an, und der Re⸗ gierungskommissar und der Referent widersprachen im Prin ip dieser Ansicht ebenfalls nicht. Das Haus genehmigte den An— trag und mit demselben den Art. IV.
Als Art. V. hatte der Referent folgenden Zusatz zu dem J . der Fische gegen die Heschädigungen durch Tur— binen können die Minister für Handel und für Landwirthschaft die Herstellung und Unterhaltung geeigneter Vorrichtungen (Git— ter u. s. w) auf Kosten des Gigenthümers rücksichtlich solcher Turbinen jederzeit anordnen, welche nach dem Inkrafttreten dieses Gesetzes angelegt werden. .
Der Referent wies auf den erheblichen Schaden hin, welcher durch die Turbinen der Fischzucht zugefügt werde und welcher unbedingt den Erlaß solcher Bestimmungen fordere. Herr von Rath bestätigte dies und hob gleichzeitig hervor, daß auch durch Wasserräder den Fischen erheblicher Schaden zuge⸗ fügt werde. Er beantragte deshalb, vor dem Worte „Tur⸗ binen“ die Worte „Wasserräder und“ zu setzen. ö
Der Regierungskommissar gab zu, daß die Turbinen der Fischzucht gefährlich seien; in Betreff der Wal rt sn eh jedoch bezweifele er dies, er befinde sich in Bezug auf den Antrag des Herrn von Rath ohne Informationen. Dem Antrag des Referenten ö ,,. nicht ien sein, er bitte
er elben folgende Fassung zu geben: ö ö. . e ö . fir Kandwirthschaft sind befugt, zum Schutz der Fische gegen Beschädigung durch Turbinen bei jeder nach dem Inkrafttreten des Gesetzes erfolgenden Turbinen- anlage dem Eigenthümer der letzteren jederzeit die Herstellung und Unterhaltung von Vorrichtungen (Gitter u. . welche ns Eindringen der Fische in die Turbinen verhindern, auf seine Kosten ufzuerlegen. . ö ; fi . noch die Herren Graf Brühl und Fürst Blücher sich gegen den Antrag von Rath ausgesprochen, zog, der An⸗ tragfteller denselben zurück. Auch der Referent erklärte, daß er feinen Antrag zu Gunsten der von dem Regierungskom⸗ miffar vorgeschlagenen besseren Fassung fallen lasse, und wurde hierauf die von Letzterem vorgeschlagene Fassung und mit diefer das ganze Gesetz mit großer Majorität ängen nme.
Ohne weitere Diskussion wurden sodann nach Antrag des Referenten die Petitionen von Fischern im Amte Winsen a. d. Luhe und des Fischers P. Stoef und Genassen in Hoopte, Amtes Winsen a. d. Luhe, betreffend Revision der Fischereiverordnungen der Königlichen Staatsregierung als Material für die in Aussicht gestellte Nevision er Ver⸗ ordnungen zum Fischereigesetß vom 30. Mai 1874 über— wiesen. seg, folgte als zweiter und letzter Gegenstand der Tages⸗ ordnung dle einmalige Schlußberathung liher den von der Königlichen Staatsregierung vorgelegten Rechens chaf 46 bericht über die weitere Ausführung des Gesetzes vom 19. De⸗ zember 1869, betreffend die Konsolidation preußischer Staats⸗ anleihen. . . .
Der Referent Graf von der Schulenburg-Angern bean⸗ tragte, die im 5. 8 des Gesetzes vom 19. Dezember 1889 vor⸗ geschriebene Rechenschaft durch den Bericht des Finanz— Ministers als abgelegt anzuerkennen. .
Das Haus schloß sich ohne Debatte diesem Antrage an.
Schluß der Sitzung 3 Uhr, nächste Montag 11 Uhr.
— Im weiteren Verlaufe der gestrigen, 49) Sitzung setzte das Haus der Abgeordneten die dritte Berathung des, Gesetzentwurfs, betreffend den Erwerh mehrerer Privatbahnen für den Stagt fort. Der Abg. Dr. Windt— horst erklärte, das Centrum hätte keine Veranlassung, der Frage nach der Veistaatlichung weiterer Bahnen in der Kommission näher zu treten, da es eine grundsätzlich ablehnende Haltung in dieser Frage einnehme. Das wäre Sache der. Majoritãt gewesen. Nach den beredten Worten des Abg. Miquel hätte er allerdings, wenn auch nicht einen Stillstand, doch ein lang— sameres Tempo in den Ankaufsverhandlungen erwartet, die für den Geldmarkt eine außerordentlich wichtige Frage seien.
Der Minister der öffentlichen Arbeiten Maybach erwiderte:
Ich gestatte mir, ö auf S. 82 der Regierungsvorlage, wo ausdrücklich gesagt ist: ;
irt enn, dieser 4 Unternehmungen kann jedoch die nächste Aufgabe des Staates für den Zweck der Durchführung des Staatzeisenbabnsystems noch nicht als abgeschlofse⸗ be⸗ trachtet werden. Um dieselbe zu einem vorläufigen Abschluß zu bringen, empfiehlt es sich, zugleich der Erwerbung des Berlin Anhalter und des Rheinischen FGisenbahnunter⸗ nehmens näher zu treten, und den Erwerb des Berlin Potõdam⸗ Magdeburger Cifenbahnunternehmens zu geeigneter Zeit, sohald sich eine richtigere Werthschätzung desselben bei den Aktionären Bahn gebrochen haben wird, im Auge zu behalten.
Bie Staatsregierung hat, also auß ihren Anschauungen kein Hehl gemacht. Bezüglich des Standes der. Verhand— lungen mit der AÄnhalter Eisenbahn glaube ich, Ihnen sagen zu können, daß das hohe Haus in dieser Session nicht mehr mit einer Vorlage über deren Erwerbung befaßt werden wird. Nach den statutarischen Bestimmungen dieser Bahn ist ein so langer Zeitraum zwischen den einzelnen Generalversamm⸗ lungen erforderlich, daß selbst, wenn wir über die Bedingungen des Ankauft einig wären, was noch nicht der Fall ist, beinahe der Spät⸗ sommer herankommen müßte, ehe die Angelegenheit Ihrer Beschluß—⸗ assung unterbreitet werden könnte.
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Bezüglich des Potsdamer Eisenbahnunternehmens werden wir, wie ich hoffe, die Ehre haben, bald nach Ihrem Wiederzusammen⸗ ö nach Neujahr Ihnen eine entsprechende Vorlage zu unter— retten.
Was das rheinische Eisenbahnunternehmen angeht, dessen hier auch gedacht ist in den Motiven, so steht es noch sehr dahin, ob wir Ihnen eine Vorlage werden machen können, weil über die Bedingun— . der Ueberlassung, welche wir nur dann als angemessen betrachten önnen, wenn sie das Staatsinteresse nach allen Rücksichten wahren, eine Einigung noch nicht erzielt ist. Sollten wir mit diesen 3 Un— ternehmungen in dieser oder der demnächstigen Session Sie befassen, so hält die Staatsregierung vorläufig in der Hauptsache die Durch führung des Staatseisenbahnsystems für gesichert. Die Gerüchte, welche die Spekulation geschäftig ausstreut uber die Absicht der Re— gierung, bald dirses, bald jenes Eisenbahnunternehmen erwerben zu wollen, bitte ich eben zu betrachten als Gerüchte, welche nur spekula— tiven Zwecken dienen. Ich kann Ihnen die Versicherung geben, daß es der Staatgregierung bisher fern gelegen hat, sich in Verhandlun— gen über derartige Erwerbungen einzulassen.
Der Abg. Richter bemerkte, der Minister habe schon früher einmal den Kreis seiner Pläne — und zwar in sehr kurzer Zeit — erweitert. Im Sommer sei hochoffiziell ver— sichert worden, man dächte gar nicht daran, die Rheinische und die Anhalter Bahn in den Kreis der Erwerbungsprojekte hin— einzuziehen; — gleich darauf sei ebenso hochoffiziell das Gegentheil versichert. Der Minister verweise auf die Motive; zwischen der Abfassung der Motive und heute liege aber die Rede des Abg. Miquel, in der derselbe im Namen der Ma⸗ jorität dem Wunsch nach einer Pause Ausdruck gegeben habe, der nicht berücksichtigt sei. Bei der Potsdamer Bahn mache sich die höhere Forderung gegen früher nur in Beschränkung der Umtauschfrist in Konsols bemerkbar, bei der Rheinischen aber habe die Regierung die Initiative ergriffen und statt 6 Proz. plötzlich 61? Proz. geboten. Und diese Erhöhung sei den Börsenkreisen durchaus nicht unerwartet gekommen; in der Nähe des sogenannten Giftbaumes habe man sich schon im Oktober auf 61“ Proz. eingerichtet. Wer hier der Witterung der Börse mehr geglaubt habe, als Len offiziösen Versiche⸗ rungen, habe dabei ein sehr gutes Geschäft gemacht.
Der Abg. Cremer gab einige Aufschlüsse aus den Kom— missionsberalhungen, aus denen hervorgehe, daß, wenn das Haus über fernere Verstaatlichungspläne der Bahnen nicht vollständig unterrichtet sei, das nicht Schuld der Regierung, sondern der Kommission sei, aber nicht der Minorität, der er und seine Fraktionsgenossen angehörten, sondern der Majori— tät, der Anhänger des Staatsbahnsystems.
Der Abg. Freiherr von Hammerstein erklärte, in der That konstatiren zu müssen, daß diese Frage in der Kommission nicht unerwähnt geblieben sei. Der Abg. Cremer habe sich schon auf die Stelle im Generalbericht bezogen, welche auf diese Thatsache hindeute. Man finde auf Seite 25 des Ge⸗ neralberichts die Mittheilung, daß, als die Kommission über den Antrag eines Mitgliedes berathen habe, daß das Haus seine Zustimmung zu dem Erwerb dieser Privatbahnen ab⸗ hängig machen solle von dem vorherigen Erlaß eines Garantie⸗ gesetzeß ein Mitglied ausgeführt habe, es lege keinen erheb⸗ lichen Werth, weder auf den vorherigen Erlaß eines Gesetzes, noch selbst auf die vorherige Zusage der Königlichen Staats⸗ regierung, daß sie einen solchen Gesetzentwurf demnächst vor⸗ legen wolle. Dieses Mitglied sei er gewesen, und er habe damals seine Ansicht ausdrücklich damit motivirt, daß, da er es für eine unabweisbare Nothwendigkeit halte, daß, wolle man die Vorzüge des Staatsbahnsystems ganz genießen, man genöthigt sei, rasch und ohne Säumen das Staatsbahn⸗ system zu einem vollen, abgeschlossenen auszuhilden, daß also weitere Erwerbungen von Privatbahnen in sehr naher Aus— sicht stehen müßten, und daß deshalb die Gewißheit ge— nüge, daß die Königliche Staatsregierung nicht wohl an den Erwerb noch anderer Eisenbahnen denken könne, ehe sie ein Gesctz, entsprechend den von der Kommission, beziehungs⸗ weise von dem hohen Hause ausgesprochenen Intentionen bezüglich der Garantien, vorgelegt haben würde. Er habe damals aus— drücklich seinen grundsätzlichen Widerspruch betont gegen die vom Abg. Miquel hier im Plenum gemachten Ausführungen, der, wie vorhin hier erwähnt sei, ausdrücklich eine Pause in der weiteren Verstaatlichung der Privathahnen verlangt habe. Es sei in der Kommission nicht widersprochen, und er dürfe auch wohl seinen Ausführungen gegenüber das „qui tacet conséntire vidétur«“ in Anspruch nehmen.
Der Abg. Berger erinnerte sich einer privaten Aeußerung eines hervorragenden Konservativen, dahin gehend, daß den Konservativen nach Bewilligung der zur Diskussion stehenden Bahnen mindestens fünf Jahre warten wollten, um den wirthschaftlichen, und finanziellen Effekt zu prüfen, ehe sie weiteres bewilligten. Er glaube, es hätte zu den zwei vorliegenden Resolutionen noch eine dritte treten sollen, in der die Regierung aufgefordert werde, mit dem Ankauf neuer Bahnen so lange, zu warten, bis die Re⸗ sultate der jetzt genehmigten klar lägen. Nachdem man die erste Milliarde verausgabt habe, wolle man, da der bekannte Giftbaum sich als willfährig gezeigt habe, auch an die zweite gehen und sich in das Bett, das die Börse und die Wahlen bereitet hätten, vollständig hineinlegen. Wenn die Majorität noch diese weitere Verantwortlichkeit überneh⸗ men zu können glaube, möge sie es thun.
Der Abg. Dr. Miquel erwiderte, er habe nicht im Namen seiner Partei, sondern nur in seinem eigenen den Wunsch ge⸗
äußert, daß man vorläufig mit den Ankäufen von Bahnen nicht
weiter vorgehe, und wünsche auch heute noch, daß man ab⸗ warte, wie sich die finanziellen Resultate der erworbenen Bahnen stellten. .
Der Staats⸗Minister Maybach entgegnete, die Regierung habe dem Hause mit aller Offenheit gesagt, daß sie in weiteren Unterhandlungen stehe; einen Vorwurf könne man der Re⸗ gierung deswegen nicht machen. In den Worten des Abg. Miquel bei der ersten Lesung habe er kein absolutes Veto gegen ein weiteres Fortschreiten erblicken können. Wolle man einmal ein System inauguriren, dann müsse es wirksam ge⸗ schehen; denn wirthschaftliche und sinanzielle Vortheile wüchsen mit der Arrondirung. Nur durch einen bestimmten Abschluß könne der Geldmarkt beruhigt werden und dieser Abschluß
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könne erst in der Erwerbung der drei Bahnen gefunden wer⸗— den, über welche jetzt noch verhandelt werde.
Der Abg. von Rauchhaupt erklärte, es sei eine unerlaubte In⸗ diskretion Seitens des Abg. Berger, Privatäußerungen konservgtiver Abgeordneten hier in die Debatte zu ziehen; dieses Verfahren werde den Mitgliedern der konservativen Partei zeigen, wie weit man sich mit dem Abg. Berger über⸗ haupt noch unterhalten könne. Was die Aeußerung des Ahg. Cremer betreffe, so sei das Schriststück, dessen Existenz derselbe als auffallend bezeichnet habe, einfach auf folgendem Wege entstanden: Er (Redner) habe, wie das Haus eben gehört habe, behauptet, die Vorlage habe eine Lücke, man sehe nicht, was die drei noch zum Kauf stehenden Bahnen kosten sollten. Der Abg. von Wedell habe sich hierauf das Schriftstück von den Re⸗ gierungskommissarien geben lassen und dasselbe zu den Akten Übergeben; es sei während der ganzen Kommissionssitzungen bei den Akten gewesen, der Referent habe es schließlich benutzt, und das sei der auffallende Verlauf, welchen der Abg. Cremer jetzt hier geschildert habe. ö.
Der Abg. Richter hielt die vom Abg. Berger ecitirte Ansicht eines konservativen Abgeordneten, daß man mit wei⸗ teren Erwerbungen von Privatbahnen wenigstens noch 5 Jahre warten müsse, für eine recht staatsmännische. Es wäre doch sehr zu wünschen, daß bei der jetzigen traurigen Finanzlage dem Eisenbahn-Minister gegenüber den finanziellen Standpunkt etwas mehr vertreten würde. Die Erklärung des Abg. Frhrn. von Hammerstein beunruhige ihn nicht, er sei dagegen überzeugt, daß wenn der Abg. Miquel auf seinem Standpunkt, den derselbe in der ersten Generaldiskussion ver⸗ treten habe, stehen bleibe, sein Einfluß im Hause genügen werde, um weitere Ankäufe zur Ablehnung zu, brin⸗ gen. Was das vom Minister befürwortete Arrondirungs⸗ system anlange, so kaufe man 18900 000 Braunschwei⸗ ger Aktien mit der Berlin⸗Potsdamer Bahn, dann habe man den größten Theil der Braunschweiger Aktien; der Rest befinde sich im Besitz der Bergisch-⸗Märkischen Bahn, und wenn man diesen Rest erwerbe, dann sage man, nun schließe
sich die Bergisch-Märkische Bahn naturgemäß an, und diese
Bahn spekulire schon ganz gehörig darauf. Es sei ja auch der Giftbaum über die Bestrebungen des Ministers sehr er⸗ freut, und die großen Finanzmächte würden die Verstaat⸗ lichung der Bahnen gewiß fleißig befürworten und fördern. Ihm sei glaubwürdig mitgetheilt, der Erfolg der Verhand⸗ lungen mit der Rheinischen Bahn hinge davon ab, daß die Regierung die Dortmund-Enscheder Bahn mitkaufe. Die Dis⸗ kontogesellschaft solle die meisten oder alle Aktien derselben be⸗ sitzen, sie sei wiederum in der Lage durch die in ihrem Besitz befindlichen Rheinischen Altien über den Ankauf dieser Bahnen zu entscheiden und möchte bei der Gelegenheit die alten Ladenhüter Dortmund-Enschede an den Mann bringen. Er spreche dies heute aus, weil er nicht wünsche, daß eine ähnliche Verquickung wie zwischen Magdeburg⸗Halberstadt und Hannover⸗ Altenbeken sich hier wiederhole.
Der Staats⸗Minister Maybach erwiderte, er wolle auf die persönlichen Angriffe des Vorredners nicht eingehen. Er wolle nur erklären, daß die Absicht, durch den Ankauf der Potsdamer Bahn und der in ihrem Besitz befindlichen 18 000 9000 Braunschweiger Aktien den Erwerb der Bergisch⸗ Märkischen Bahn vorzubereiten, nicht vorliege; auch der Er⸗ werb der Dortmund Enscheder Bahn sei nicht beabsichtigt.
Der Abg. Dr. Windthorst bemerkte, die Regierung bleibe bei ihrer Ansicht, auch noch weitere Bahnen zu erwerben, stehen, während der Abg. Miquel dies nicht wünschte. Es wäre aber zu wünschen, daß der Minister eine Definitign von „System“ und „Arrondiren“ gäbe. Der Abg. von Wedell glaube erst im Reichseisenbahnsystem alle Vortheile zu er⸗ blicken, und er möchte sagen, daß das System erst vollendet sei, wenn alle europäischen Bahnen in einer Hand vereinigt seien. Der Appetit sei beim Essen gekommen, und man werde nicht eher aufhören, als bis man alle Eisenbahnen im preußi⸗ schen Staatsgebiet angekauft habe, er möchte nur wünschen, daß man dies nicht in einem Tempo thue, das alle Geldver⸗ hältnisse des Landes auf den Kopf stelle. ö
Der Abg. Baare führte aus, daß die Industriellen, die Hauptbefrachter der Bahnen, sich im Allgemeinen gegen die Staatsbahnen erklärt hätten, weil diese die Konkurrenz be⸗ seitigten; auch er habe dagegen opponirt, aber schließlich sei man zu der Ueberzeugung gekommen, daß eine BPesferung im Tarifwesen nur bei Durchführung des Staatäbahnsystems zu— erreichen sei. Wenn dieses System aber durchgeführt werden solle, dann sei die Verstaatlichung der Berlin⸗ Pots gamer und. Rheinischen Eisenbahn sehr erwünscht, da der An lauf dieser Bahnen dem Staate keine Gefahr, ondern nur großen Nutzen bringen würde. Die finanziellen Bedenken seien nicht erheb⸗ lich, denn die Konsols würden kaum auf den Markt kommen und mit den Prioritäten werde die Regierung langsam
und vorsichtig operiren. Die allerdings kolossale Ver⸗
mehrung der Staatsschuld habe keine Gefahr, da diefelbe auf rentablen Unternehmungen basire. Ein englischer Bankier habe ihm gesagt, die preußischen Koöͤnsols würden einen Weltmarkt haben, wenn sie nicht in so geringem Betrage vorhanden wären. Es müßzten Zinszahl⸗ stellen in London und Amsterdam errichtet werden, um die Anlage ausländischer Kapitalien in Konfols zu exmöglichen. Er müsse den Versuch der Abgg Richter und Windthorst zurückweisen, durch die Aeußerung des Abg. Miguel die ganze Fraktion als gebunden zu erachten; darin täuschten sie sich entschieden. . ;
Der Finanz⸗Minister Bitter entgegnete, er sei dem Vor⸗ redner dankbar für seine Bemerkungen, aber er denke nicht daran, den ausländischen Markt in England und Holland für die preußischen Konsols aufzusuchen, um dort einen größeren, Markt zu finden. Preußen brauche denselben Gott sei Dank! nicht. Sollte Preußen in diese Lage gedrängt werden, dann würde es in die Reihe oerjenigen Staaten zurücktreten, die in ihrem eigenen Lande aicht Kraft genug fänden, ihren Kredit aufrecht zu erhalten; er erinnere z. B. an die Türkei. Außer⸗ dem würde der preußische Staat daun den Schaden bei der Einlösung der Coupons zu tragen haben, da wahrscheinlich hierbei nur die Agenten profitiren würden.
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