1879 / 294 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 15 Dec 1879 18:00:01 GMT) scan diff

r 6

——

—— / / // /

gegenüber die Behauptung aufrecht, daß man die ehemals polnischen Landestheile nicht in derselben Weise behandele, wie die deutschen; in Schule und Kirche und in der Verwaltung kehrten die Behörden stets die germanisirende und kulturkämpferische Tendenz her⸗ vor. Besonders bestritt Redner das Wohlwollen der Behörden und bezeichnete den Regierungs-Vize⸗Präsidenten in Bromberg als den den Polen gehässigsten Beamten. Wenn auch die Umwandlung der Namen in letzter Zeit nachgelassen habe, so zeige doch der Bezirk Bromberg eine entschiedene Zunahme. Damit war die Interpellation erledigt. Es solgte die dritte Berathung des Entwurfes eines Ausführungsgesetzes zur deutschen Gebühren— ordnung fürRechtsanwälte. Der Abg. Dr, Schellwitz rich⸗ tete an die Regierung die Frage, ob die Rechtsanwalts⸗ Gebührenordnung auch auf Auseinandersetzungssachen An⸗ wendung finde; er setze dies als selbverständlich voraus, da ja das neue Civilprozeßverfahren auf diese Sachen angewendet wer⸗ den solle. Der Regierungskommissar Geh. Ober⸗Justiz⸗Rath Kurl⸗ baum II. bestätigte diese Auffassung. Das Haus erledigte darauf ohne weitere Debatte die Vorlage nach den Beschlüssen zweiter Lesung. ͤ Es folgte die zweite Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend das Verfahren in Auseinandersetzungs⸗ sachen. Der Referent Abg. Fiebiger empfahl die von der Kommission vorgeschlagenen, nicht sehr erheblichen Aende— rungen. gg Schluß des Blattes begann die Spezialdiskussion.

In Betreff der Verwendung von Surrogaten bei der Tabakfabrikation hat der Bundesrath in seiner Sitzung vom 27. November d. J. beschlossen: 1) Bei der Her— tellung von Tabakfabrikaten ist die Verwendung von Kirsch⸗ und Weichselblättern gestattet. 2) Die Abgabe von den zu 1 genannten Tabaksurrogaten beträgt 65 M für 100 kg nach Maßgabe ihres Gewichts in fabrikationsreifem Zustande.

Die Kommission zur Ausarbeitung des Entwurfs eines deutschen bürgerlichen Gesetzbuchs war am 30. Oktober dieses Jahres zu einer mehrtägigen Be— rathung hier zusammengetreten.

Den Gegenstand der Berathungen, welche vier Sitzungen in Anspruch genommen haben, bildeten, ähnlich wie bei den früheren Berathungen der Gesammtkommission, zunächft mehrere auf den sachlichen Inhalt und verschiedene leitende Prinzipien des Gesetzbuchs sich beziehende Vorschläge der Redaktoren.

Da die von den einzelnen Redaktoren bestimmungsmäßig auszuarbeitenden fünf Theilentwürfe (allgemeiner Theil, Sachenrecht, Obligationenrecht, Familienrecht und Erbrecht) ihrem Abschluß sich nähern, der das Erbrecht enthaltende Theil⸗ entwurf sogar nahezu völlig beendet und gedruckt ist, so konnte die Zahl der von den Redaktoren zur Berathung gestellten Anträge nur eine mäßige sein.

Die Vollendung des Erbrechtsentwurfs und der nahe Abschluß der übrigen Entwürfe hat der Kommission bei . diesjährigen Zusammenkunft Anlaß geben müssen, zugleich das für die Ausarbeitung und Feststellung des Hauptentwurfs zu befolgende künftige Verfahren von neuem in nähere Er⸗ wägung zu ziehen und, im Anschluß an die betreffenden früheren, durch ergänzende Beschlüsse zu regeln. Bei dieser Beschlußfassung durfte erfreulicherweise von der Voraussetzung ausgegangen werden, daß die übrigen Theilentwürfe im Laufe des Sommers 1880 abgeschlossen sein .

Die Kommission wird nach den von ihr unter sorgfältiger Würdigung aller in Betracht kommenden Verhältniffe und auf Grund der bisherigen Erfahrungen gefaßten Beschlüsse in die Spezialberathung der einzelnen Entwürfe erst dann ein— treten, wenn diese insgesammt im Wesentlichen vollendet und gedruckt, auch die einzelnen Kommissionsmitglieder im Stande gewesen sind, mit dem vollen Inhalte derselben sich vorher in genügender Weise vertraut zu machen. Hiernach darf erwartet werden, daß die Berathung der Theilentwürfe noch vor Ablauf des kommenden Jahres beginnen werde.

Ohne Zweifel ist mit der nahen Vollendung der einzelnen Entwürfe ein sehr wesentlicher Theil der der Kommission ge⸗ stellten großen Aufgabe gelöst. Gerade die Ausarbeitung der Theilentwürfe unterlag nach den obwaltenden Umständen be— sonderen und sehr erheblichen Schwierigkeiten, deren Besiegung für gelungen wird erachtet werden dürfen.

Je begründeter aber diese Voraussetzung erscheint, um desto gerechtfertigter ist auch die Hoffnung, daß die Berathung der Theilentwürfe, sowie die demnächstige Ausarbeitung und Feststellung des Haupt⸗ und Gesammtentwurfs nur einen mäßigen Zeitaufwand verursachen und das Endziel in nicht allzuferner Zeit erreicht werden wird.

Für die Förderung der Arbeiten, sowohl in dem gegen⸗ wärtigen als in den folgenden Stadien, verspricht es von günstigem Einfluß zu sein, daß der Vorsitzende der Kommission im Oktober dieses Jahres seinen Wohnsitz nach Berlin zu verlegen vermocht hat und nunmehr in den Stand gesetzt ist, seine Zeit und Arbeitskraft dem wichtigen nationalen Zwecke in höherem Maße zu widmen, als es früher geschehen könnte.

= Nach der im Reichs⸗-Fisenbahn-Amt auf⸗ gestellten, in der Ersten Beilage veröffentlichten Nachweisun g über die im Monat Oktober d. J. beförderten Züge und deren Ver spätungen wurden auf 5s größeren Eisen⸗ bahnen Deutschlands (exkl. Bayerns), mit einer Ge—⸗ jammtlänge von 28 200,2 kim, an fahrplanmäßigen Zügen befördert: 11 803 Courier⸗ und Schnellzüge, 7. 412 Personen⸗ züge, 45 389 gemischte und 73 879 Güterzüge; an außer⸗ fahrplanmäßigen Zügen: 1574 Courier⸗, Personen⸗- und ge⸗ mischte, und 38 562 Güter⸗, Materialien und Arbeiks— züge. Im Ganzen wurden 660 768 500 Achskilometer be— wegt, von denen 191 594 g22 3 die fahrplanmäßigen Züge mit Personenbeförderung entfallen. Es verspãäteten von den 134 604 fahrplanmäßigen Courier⸗-, Personen⸗ und gemischten Zügen im Ganzen 1777 oder 1,32 pCt., (gegen 9, 95 pCt. in demselben Monat des Vorjahres, und 1356. pCt., im Vormonat) ) Von diesen Verspätungen wurden jedoch 876 durch das Abwarten verspäteter Anschlußzüge hervorgerufen, sodaß aus im eigenen Betriebe der betreffenden Bahnen liegenden Ursachen 901 Verspätungen oder 9, 67 pCt. (gegen 0, si pCt. im Vormonat) der befßrderten Züge ent⸗ standen. In demselben Monat des Vorjahres verspäteken auf 57 Bahnen durch im eigenen Betriebe liegende Urfachen sl Züge, oder (G.50 pCt., mithin GIi7 pCt. weniger. In 0. der Verspätungen wurden 257 Anschlüsse versäumt gegen 179 in demselben Monat des Vorjahrs und 200 im Vormonar).

Der Minister der öffentlichen Arbeiten hat die König⸗

lichen Direktionen der Staats- und unter Staatsverwaltung

stehenden Privateisenbahnen, letztere vorbehaltlich der Zustim⸗ mung der Gesellschaftsvertretungen, ermächtigt, die für die bedraäͤngte Bevölkerung einzelner Kreise Qberschlesiens be⸗ stimmten milden Gaben an Lebensmitteln, Kleidungsstücken, Brennmaterial u s. w. frachtfrei zu befördern. Außerdem haben bereits Ende Oktober d. J. mit Ermächtigung des Ministers die Königlichen Direktignen der Niederschlesisch⸗ Märkischen und Oberschlesischen Eisenbahn für Kartoffel transporte, welche nachweislich für die bedürftige Bevöllerung der oberschlesischen Kreise. beschafft und verwendet werden, eine Ermäßigung um die Hälfte der tarifmäßigen Fracht zuge⸗ standen. Eine gleiche Ermächtigung ist neuerdings auch der Königlichen Direktion der Osthahn ertheilt worden.

Die Adressen und sonstigen Bedingungen, welche zur Verhütung von Mißhräuchen vorgeschrieben sind, und von deren Beachtung die Zuwendung der bewilligten Ver⸗ günstigungen abhängig gemacht ist, gehen den übrigen Direktionen durch die Königliche Direktion der Oberschlesischen Eisenbahn zu. .

Den Privateisenbahn-Verwaltungen ist die Gewährung der nämlichen Erleichterungen anempfohlen worden.

Ein Erbtheilungsvertrag, der eine Reihe von Verhandlungen und Abmachungen enthielt, welche für die Auseinandersetzung der Erhestheilnehmer unter sich und den Gläubigern der Gemeinschaft erforderlich sind, ist, nach einem Erkenntniß des Reichsgerichts, 1V. Civilsenat, vom 10. No⸗ vember d. J., ein einheitliches Rechtsgeschäft, das nur einer Stempelabgabe unterliegt.

Der Kaiserliche Botschafter am, Kaiserlich und Königlichen österreichisch⸗Ungarischen Hofe, Prinz Heinrich VII. Reuß ist von einem ihm Allerhöchst bewilligt gewesenen Ur⸗ laube auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Leitung der Botschaft in Wien wieder übernommen.

Der beurlaubt gewesene Kaiserliche Gesandte am Königlich schwedisch-norwegischen Hose, von Pfuel, ist nach Stockholm zurückgekehrt und hat die Geschäf te der dortigen Kaiserlichen Gesandtschaft wieder übernommen“

S. M. Kanonenboot „Hyäne“, 4 Geschütze, Kom⸗ mandant Kapt. Lt. von Glöden, ist am 11. 8. M. in Monte— video eingetroffen.

S. M. Glattdecks⸗Korvette „Medusa“, 9 Geschütze, Kommandant Korv. Kapt. Matthesen, ist am 12. November er. in George⸗Town (Demerara) eingetroffen.

Rendsburg, 13. Dezember. Heute Nachmittags Asg Uhr ward die 12. Diät des schleswig-holstei⸗ nischen Provinzial-Landtages, in welcher 6 Vor— lagen der Staatsregierung, abgesehen von dem die Vornahme von Wahlen betreffenden, sowie 10 Vorlagen des stän— dischen Ausschusses, 5 Privatpropositionen und ferner von den eingegangenen 98 Petitionen 50 in 30 Berichten erledigt, und in welcher von 6 Ausschüssen 35 schriftliche Berichte erstattet worden sind, von dem Ober-Präsidenten von Boetticher mit einigen bie Thätigkeit des Provinzial-Landtags anerkennenden Worten, sowie mit der Versicherung, daß die gefaßten Be— schlüße, soweit sie der Genehmigung oder weiteren Behandlung der Staatsbe hörden bedürften, genau geprüft und, soweit thun⸗ lich, 9 Berücksichtig ng gezogen werden würden, dem ihm von dem Minister des Innern ertheilten Auftrage gemäß, ge⸗ schlossen, worauf die Versammlung nach einem dreimaligen Hoch auf Se. Majestät den Kaiser und König sich trennte.

Cassel, 12. Dezember. In der heutigen zehnten Sitzung des Lommunal-Landtags für den Regierungsbezirk Easset wurde zunächst über eine Anzahl von Petitionen, betreffend das dem Herrenhause vorgelegte Gesetz über die sogenannte Loosholz-Berechtigung in den früher kurhessischen Landestheilen, berichtet, und beschlossen, dem Hause der Abgeordneten, welchem der Gesetzentwurf wohl in der Kürze zugehen werde, die be— treffenden Materialien mit dem Ersuchen mitzutheilen, das Gesetz abzulehnen und auf eine Ablösung der fraglichen Be— rechtigung Seitens der Königlichen Staatsregierung hin— zuwirken.

Eine größere Anzahl von Mitgliedern des Kommunal— Landtags hatte den Antrag gestellt, auszusprechen, daß der Kommunal⸗Landtag es für Pflicht halte, sich gegen einige Be— stimmungen des dem Hause der Abgeordneten vorgelegten Ent— wurfs eines Feld⸗ und Forstpolizeigesetzes, namentlich bezüglich des Gehens Über unbestellte und nicht gesperrte Grundstücke, des Sammelns von Beeren, Kräutern und Pilzen zu erklären. Der Antrag wurde durch Stimmenmehrheit genehmigt.

Der Bericht des ständischen Verwaltungsausschuffes über die Ergebnisse der kommunalständischen Verwaltung in den Jahren 1877 und 1878 gab zu Ausstellungen keine Ver— anlassung.

15. Dezember. In der heutigen Sitzung wurden noch mehrere bezüglich des Reglements für die hessische Brandver— sicherungsanstalt gestellte Anträge begründet und angenommen, auch der ständische Verwaltungsausschuß zur Veranlassung des Weiteren bezüglich der Bestellung eines Feuersozietäts-Dircktors resp. Landesraths und des demselben zu gewährenden Gehaltes ermächtigt.

Sodann erfolgte eine eingehende Erörterung der Frage, ob die Errichtung einer Landeskultur-Rentenbank für den hiesigen Kommunalverband nothwendig oder wenigstens zu empfehlen sei. Der für diesen Gegenstand niedergesetzte Aus⸗ schuß beantragte zu erklären, daß die Errichtung einer solchen Rentenbank bei den hiesigen Verhältnissen nicht erforderlich und nicht unbedenklich sei, auch zur Zeit kein Grund zu Aenderungen der Einrichtungen der Landeskreditkasse vorliege, zugleich aber dem ständischen Verwaltungsausschuffe anheim zu stellen, dem Kommunal⸗-Landtage entsprechende Vorlage zu machen, sobald sich Veranlassung zu einer Aenderung der Einrichtungen der . im r der Landeskultur ergebe. Nach⸗ dem noch der Zusatz beschlossen worden war, den Verwaltungs⸗ ausschuß um eine Erwägung darüber zu ersuchen, ob die Ver⸗ hältnisse eine Herabsetzung der Zinsen für die Darlehen aus der Landeskreditlasse zu Landesmeliorationen zulaffen, wurde der Antrag genehmigt.

Hiermit waren die Geschäfte des Kommunal⸗Landtages beendigt, und der Landtagskommissar, Oher⸗Präsident Frhr. v. Ende, sprach unter Anerkennung der hoffent ich zum Segen des Bezirkes gereichenden Thätigkeit des Landtags, kraft der von dem Minister des Innern ihm ertheilten Ermächtigung den Schluß des Landtags aus, worauf der Vorsitzende auf das Wohl Sr. Majestät des Kaisers und Königs

unter Wiederholung des bei der Eröffnung kund gegebenen Ausdrucks der Gefühle der Treue und Anhänglichtleit ein Ho ausbrgchte, in welches die Versammlung mit Begeisterung drei mal einstimmte. ö

Bayern. München, 13. Dezember. (Allg. Ztg.) Die Abgeordnetenkammer hat heute den Eisenbahnetat vollständig erledigt. Sämmtliche Ausgabenpostulate im Be⸗ trage von 51 So 547 M wurden gemäß den Ausschußanträgen genehmigt. Der Ueberschuß für die XV. Finanzperiode wird auf. 33 424 576 ( jährlich veranschlagt. Bezüglich der ein— schlägigen Lohn⸗ und Gehaltsaufbesserungen bezweckenden Petitionen der Eisenbahnbediensteten wurde der Antrag dez Ausschusses, dieselben sämmtlich der Staatsregierung zur Wür⸗ digung zu Übergeben, nach längerer Debatte angenommen.

Der dritte Ausschuß der Kammer der Reichs räthe hat den Antrag des Abg. Frhrn. T. von Hafenbrädl, polizei⸗ liche Taxen für Lebensmittel betreffend, mit 4 gegen 2 Stimmen abgelehnt.

Baden. Karlsruhe, 13. Dezember. (W. T. B.) Die Zweite Kammer hat mit allen gegen zwei Stimmen den. Gesetzentwurf über die Erhöhung der Brannt— weinsteuer um 50 pCt. angenommen. Das Gesetz tritt mit dem 20. d. M. in Kraft.

Desterreich⸗ Ungarn. Wien, 13. Dezember. Se. Majestät der Kaiser ist gestern von Gödöllb nach Wien zurückgekehrt.

. (W. T. B.) Das Herrenhaus nahm heute ein— stimmig in zweiter und sofort auch in dritter Lesung die Wehrgesetzvorlage in dem Sinne des Antrages der Kommission an, d. h. unverändert nach der Ji gierungsvorlage und trat mit großer Maporität der vom Abgeordnetenhause beschlossenen Resolution betreff Ersparungen innerhalb des Rahmens der Heeresorgani⸗ sation bei. Bei der Generaldebatte sprachen Baron Koller, Fürst Schönburg, Fürst Carlos Auersperg, Fürst Hugo Salm, Baron Schmerling, Fürst Karl Schwarzenberg für den Antrag der Kommission. Der Minister für Landes verthei⸗ digung, Freiherr von Horst, dankte für die von den Rednern geäußerten patriotischen, opferwilligen Gesinnungen und er— klärte schließlich, daß künftig die Lasten des Eingquartierunge⸗ gesetzes, sowie die Kosten für die militärischen Uebungen aus dem Ordinarium des Budgets für das Kriegs⸗Ministerium bestritten werden sollen, wodurch eine Ersparniß von nahezu 4 Millionen Gulden eintreten würde.

Die gestrigen Morgenblätter besprechen den Bericht der Wehrgesetzkommission des Herrenhauses über das Wehrgesetz. Das „Fremdenblatt“ sagt: Der Bericht ist in jeder Beziehung des großen staaksmänni—Q schen Rufes des Herrenhauses würdig, er lege klar und mit zwingender Logik die Gründe dar, welche für die Bewilligung des Wehrgesetzes in der Fassung der Regierung sprechen. Das Blatt hofft, daß wenigstens ein Theil der bisherigen Opposition sich dem gewichtigen Argumente der Herrenhautz⸗ kommission nicht verschließen werde. Die „Presse“ nennt den Bericht eine Staatsschrift, und zollt insbesondere der Art und Weise Anerkennung, womit der Bericht an das Abgeordneten⸗ haus appellirt, auf die früheren Beschlüsse zu verzichten. Das Extrablatt“ sagt: Die Argumente des Berichts sind von aus schlaggebender Bedeutung für die ganze Frage. Zuerst die

Existenz des Reichs, dann die Sorge um die Beschaffung der Kosten dieser Existenz, dies sei in Kürze der rothe Faden, der sich durch die ganze Motivirung der Kommissionsbeschlüsse zieht.

Die „Polit. Corresp.“ meldet: Aus Belgrad: Fürn Milan hat die Ernennung des bisherigen serbischen Gesandten

in Konstantinopel, Christic, zum ferbischen Gesandten ist Wien und des ehemaligen Minister-Präsidenten Marinovicz zum serbischen Gesandten in Paris vollzogen. Aus Kon— stantin opel: Der montenegrinische Gefandte, ĩ

Nach einer Wiener Meldung der

wurden in einer unter Vorsitz des

gen Angelegenheiten Freiherrn von

Haymerle abgehaltenen Konferenz die Modalitäten, unter

welchen ein provisorischer Handelsvertrag mit Deu t sch⸗

land abgeschlossen werden kann, festgestellt und würden nun—

mehr diese Instruktionen dem Botschafter Grafen Szech enyi

mit der Ermächtigung übermittelt werden, auf Grund“ der—

selben mit der deutschen Regierung einen sechsmonatlichen Ver— trag zu vereinbaren.

Grotzbritannien und Irland. London, 13. De⸗ zember. Nach hier eingegangenen Nachrichten aus der Kap— stadt ist das Fort des Häuptlings Moirosi mit Sturm genommen worden und Moirosi gefallen. Der Angriff auf das Fort des Hauptlings Secocoeni ist aufgeschoben worden.

14. Dezember. (W. T. B.) Ein offiziel les Tel⸗

gramm aus Kalkutta von gestern meldet: Der Feind sammeste sich gestern in bedeutender Stärke in der Umgebung von Beniskah und Indik. General Macpherson be— hauptete seine Stellung oberhalb Balahissar, konnte den Feind aber nicht von der durch ihn besetzten Änhöhe vertreiben. Der Feind nahm dort eine sehr starke Stellung ein und hielt dieselbe mit einer großen Truppenmacht befetzt. General Baker, der inzwischen zurückgekehrt war, griff den Feind l. bei Beniskah an, vertrieb denselben und bemächtigte sich chließlich der Anhöhe. General Macpherson hatte 2 Mann todt, 3 Offiziere und 9 Mann verwundet. Der Bericht Bakers über das Gefecht steht noch aus.

165. Dezember. (W. T. B.) Ein offizielles Tele⸗ gramm des Generals Roberts zeigt an, daß er auf der ganzen Linie siegreich gewesen sei. Der kombinirte Angriff sei für die Nacht des 13. geplant gewesen; die afghanischen Stämme hätten sich in großen Massen angesammelt gehabt und mit den Bewohnern der Stadt Kabul in Verbindung ge⸗ standen; der Verlust des Feindes sei sehr groß. Indeß be⸗ fänden sich noch afghanische Streithaufen in der Nachbarschaft; er werde dieselben, wenn sie sich nicht sofort zerstreuen sollten, aufs Neue angreifen. Der Verlust der Engländer in den

während der drei Tage, stattgehabten Gefechten betrage 43 Todte, darunter 6 Offiziere, und 76 Verwundete, worunter 10 Offiziere. .

(Allg, Corr.) Zu der Verfassungskrisis in der Kolonie Victoria wird aus Melbourne, 9. d, gemeldet: In Folge des Ergebnisses der Abstimmung in der gesetzgebenden Versamm— lung über die Vorlage zur Reform der Verfassung hat die Re— gierung beschlossen, die Maßregel gänzlich fallen zu lassen und zu gleicher Zeit dem Gouverneur die Auflösung des Par⸗ laments empfohlen. Der Gouverneur hat sich mit diesem Antrage bedingungslos einverstanden erklärt, und man erwartet, die Auflösung der Legislatur werde gegen Weih⸗ nachten stattfinden.

Frankreich. Paris, 13. Dezember. Das „Journal officiel“ veröffentlicht heute bereits das Gesetz, welches einen Kredit von 5 00 000 Fres. zur Abhülfe des Nothstandes gewährt, nachdem schon gestern die Namen der Mitglieder der Kom— mission publizirt worden, welche Vorschläge über die Art der Ver— wendung dieser Gelder zu machen haben wird. Ferner meldet das amtliche Blatt im nichtamtlichen Theile von gestern, daß der Ju stiz-⸗Minister seine Entlassung nachgesucht und der Präsident, der Repuhlik dieselbe bewilligt hat. Hr. Leroyer bleibt bis zur Ernennung seines Nachfolgers mit der Leitung der Geschäfte betraut. Der Unter-Staatssekretär der Justiz, Rens Goblet, hat das gleiche Gesuch eingereicht und wird ebenfalls bis zur Ernennung seines Nachfolgers die Geschäfte weiterführen.

(W. T. B.) Die Deputirtenkammer hat den Antrag angenommen, die gegen den Deputirten Baudry d'Asson, den Veranstalter des Bankets der Legiti— misten in Ehalans am 19. November, wegen Aufreizung zum Bürgerkriege eingeleitete gerichtlich Verfolgung einzu— stellen. Der von der Regierung eingebrachte Gesetzentwurf, nach welchem die Banque de France für diejenigen Sum⸗ men, welche sie gezwungen worden war, der Commune von 1871 zu zahlen, entschädigt werden soll, wurde abgelehnt.

Die Kommission zur Vorberathung des Antrags Boysset auf Aufhebung der Unabsetzbarkeit der richter— lichen Beamten besteht aus 9 Deputirten, welche für den Antrag, und 2 Deputirten, welche gegen denselben sind.

14. Dezember. (W. T. B.) Der Bonapartist Martin ist heute in dem Stadtviertel Champs Elysées zum Munizipalrath gewählt worden.

Spanien. Madrid, 13. Dezember. (W. T. B.) Regierungsseitig wird die Meldung der „Agence Ha⸗ vas“ aus Hendaye, daß Marschall Martinez Campos sich zum Gegner des neuen Ministeriums erklärt habe, und daß bereits 34 Generale um ihre Entlassung gebeten hätten, formell für unbegründet erklärt. Zwischen dem Marschall Martinez Campos und dem Minister-Präsidenten Canovas del Castillo bestehe das vollständigste Einvernehmen, und die Zahl der Generale, welche um ihre Entlassung gebeten hätten, beschränke sich auf 4.

Die „Agence Havas“ vom 15. meldet aus Madrid: Die meisten der jüngst über die innere Lage verbreiteten Nach— richten sind übertrieben oder unrichtig. Nur 6 Generale haben um ihre Entlassung gebeten, Und es ist daraus eine Besorgniß für die Erhaltung der Disziplin in der Armee um so weniger herzuleiten, als keiner dieser Generale ein wirkliches Truppenkommando hatte, alle vielmehr in Ver— waltungsposten beschäftigt sind. Der Minister-Präsident Ca⸗ novas del Castill᷑o und Marschall Martinez Campos hatten gestern eine lange Unterredung und einigten sich schließlich betreffs aller wichtigen Fragen. Gegen die Enthaltung der Minorität des Kongresses von der Theilnahme an den Sitzun⸗ gen hat sich Martinez Campos entschieden mißbilligend aus— gesprochen.

Türkei. Konstantinopel, 13. Dezember. (W. T. B.) Die Pforte hat ein RKundschreiben erlassen, worin sie eine zusammenhängende Darstellung der von Moukhtar Pascha be— hufs friedlicher ebergabe Gussinjes an Montenegro getroffenen Maßnahmen giebt und namentlich hervorhebt, daß Moukhtar Pascha die Behörden aufgefordert habe, Gussinje zu verlassen, und daß die Zugänge zur Stadt militärisch be— setzt worden seien, um Zuzug zu hindern und eine Kapitula⸗ tion der Stadt herbeizuführen. Die Pforte hoffe, Montenegro werde nicht mit Ueberstürzung vorgehen, es sei ein weiterer Aufschub nothwendig, um Blutvergießen zu verhindern.

Philippopel, 14. Dezember. Die Provinzialver— sammlung von Ostrumelien hat zur Unterstützung der Ausgewanderten 10000 Pfd. Sterl. bewilligt.

Bulgarien. Sofia, 12. Dezember. Der Fürst erließ einer Meldung der „Pest. Corr.“ zufolge, eine Proklamation, in welcher er die Nation von seiner Ver⸗ fassungstreue und von seiner Sorgfalt um das allgemeine Wohl versichert.

Montenegro. Cettinje, 12. Dezember. Wie die „Pest. Corr.“ mittheilt, ist Moukhtar Pascha heute vor Gussinje angelangt und hat sofort die Unterhandlungen mit den Albanesen begonnen. Auf friedliche Uebergabe des Ortes ist wenig Hoffnung vorhanden. Aus Plava wandern die Arnguten in großen Massen aus.

Amerika. New⸗Hork, 11. Dezember. (Allg. Corr.) Einer über El Pasco in Colorado eingegangenen Meldung zufolge hat am 5. d. M. ein Kam pf zwischen 100 A pa che— Indianern und Mexikane rn staitgefunden, in welchem 80 Indianer getödtet oder verwundet wurden. ,

In Philadelphia werden großartige Vorbereitungen getroffen für den Empfang des Generals Grant.

Neichstags⸗Angelegenheiten.

Im 4. Magdeburger Wahlbezirk (Stadt Magdeburg und Zubehör), woselbst für den ausgeschiedenen Reichstagsabgeord— neten v. Unruh eine Ersatzwahl erforderlich geworden, haben nach den amtlichen Ermittelungen von 14794 abgegebenen Stimmen: Stadtrath Hr., Weber in Berlin 5ißl Stimnien, Kammergericht Referendar g. D. C. Viereck in Leipzig T6 Stimmen, Eisenbahn Direltor Büchtemann in Berlin 4615 Stimmen, Präsident a. D. Scheele in Magdeburg 6595 Stimmen, Staagts⸗Minister a. D. Pr. Windthorstjin Hannover 225 Stimmen grhalten, so daß zwischen Dr. Weber und Viereck eine engere KWäht stattzufinden hat,. Llens burg, 13. Dezember. (W. T. B.) Bei der im z, Schleswig- Holsteinschen Waghlkreise stattgehabten Reichgtagsstichwahl wurden nach amtlicher Zählung im Ganzen Tööß Stimmen abgegeben, wobon 4 ungfltig wären. Der zum Abgeordneten gewaͤhlke Professor hr. Hinsch ius in Berlin erhielt 3909s, der Gegenkandidat desselben, Oberpräsirent von Bötticher 3673 Stimmen.

nnr, ,

Nr. 76 des Amtsblatts der Deutschen Reichs-Post« und Telegraphenverwaltung“ hat folgenden Jahalt: Ver⸗ fügungen: vom 11. Dezember 1879: Neue Ausgabe der Abthei⸗ lung 1 des Abschnitts v. der Allgemeinen Dienstanweisung; vom 10. Dezember 1879: Neue Ausgabe der Dienstanweisung für Post⸗ agenturen; vom 9. Dezember 1879; Aufbewahrungsfrlst für poßt⸗ lagernde Päckereisendungen im Verkehr mit Oesterreich⸗Angarn; vom LI. Dezember 1879: Eröffnung der Eisenbahnstrecke Lampertheim⸗ Mannheim.

Nr. 50 des Ju stiz · Vinisterial · Slatts hat folgenden Inhalt: Verfügung vom 6. Dezember 1879, hetreffend das allge⸗ meine Dienstregister der Gerichtsvollzieher. Allgemeine Verfügung vom 9. Dezember 1879, betreffend die Uebertragung richterlicher Geschäfte an Referendare. Erkenntniß des Königlichen Ober Tribungls vom 9. Mai 1879, betreffend die Auslegung der Posi— tion „Schuldverschreibungen! des Stempeltarifs zum Gesetze vom , . 1822 bejw. der Verordnungen vom 19. Juli und 7. August

Statistische Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlichungön des Kaiserlichen Gesund⸗ heitsamts sind in der 49. Fahre swoche von je 1000 Ve— wohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben emeldet: in Berlin 25,1, in Breslau 24,8, in Königsberg 21,1, in öln in Frankfurt a. M. 24,8, in Hannover 15,6, in Gaffel 18 4, in Magdeburg 23,5, in Stettin 20,0, in Altona 22,1, in Straß burg 844, in München 33,5, in Nürnberg 14,2, in Augtburg 38,7, in Dresden 22,0, in Leipzig 23,2, in Stuttgart 30, 0, in Braunschweig 246, in Karlsruhe 15.6, in Hamburg N,7, in Wien N56, in Buda⸗ pest 2b, 6, in Prag 37,0 in Trlest 36, l, in Basel 7,9, in Brüssel 263, in Pariz 26,5, in Amsterdam 20, ), in Kopenhagen 34,9, in Stockholm 29,4, in Christiania 20,7, in St. Petersburg 314, in Warschau 174, in Odessa 353,4, in Bukarest 40, ), in Rom 31,4, in Turin 27,0, in Athen —, in Lissabon 301, in London 27,2. 1Iu Glasgow 25 4, in Liverpool 37,3, in Dublin 57, l, in Edinburgh 22,8 in Alexandria (Egyxten) 33,4. Ferner aus früberen Wochen: in Rew= Vork 23,4. in Philadelpbia 13.7, in St. Louis 100, in Chieago 14,2, in St, Franzisko 14,7, in Calcutta 26,4, in Bombay 31,2, in Madras 34,9.

Während der Berichtswoche waren an den meisten deutschen Beobachtungsstationen nördliche und nordöstliche Luftströmungen vorherrschend, die am 4. und 5. Dezember in heftige, in Sd und Westdeutschland von ungewöhnlichen Schneefällen begleitete Stärme autarteten. Am Schluß der Woche ging der Wind mehr nach Rord⸗ west, nur in Süddeutschland nach Südwest. Die Temperatur der Luft war eine sehr niedrige. An allen Stationen herrschte strenge Kälte, in Bremen sank das Thermometer bis 250 C. Der in den ersten Tagen der Woche steigende Luftdruck sank am 5. unter Einwirkung der Nordoststürme ungewöhnlich tief, stieg aber am 6. wieder rasch.

Die Sterblichkeitsverhältnisse der meisten größeren europäischen Städte haben sich im Vergleich zur Vorwoche ungünstiger gestaltet. Die allgemeine Sterblichkeitsverhältnißzahl für die deutschen Städte stieg auf 25.9 von 23,2 der vorhergegangenen Woche (auf 1000 Be⸗ wohner und aufs Jahr berechnet). Insbesondere erscheint der Antheil des Säuglingsalters an der Gesammtsterblichkeit gesteigert, so daß von 10 000 Lebenden aufs Jahr berechnet 81 Kinder unter 1 Jahr starben gegen 71 der Vorwoche (in Berlin 78 gegen 70).

Unter den Todesursachen treten die meisten Infettionskrank⸗ heiten häufiger auf, nur Todesfälle an Scharlach⸗ und typhoösen Fiebern haben nachzelassen. Masern gewannen besonders in Erfart, Nordhausen, Hamburg, Liverpool, Prag größere Ausdehnung, in Leipzig, Wien und Kopenhagen hat die Zahl der Opfer etwas abge⸗ nommen. Das Scharlachfieber verläuft in Hamburg, Duisburg, Hagen, Bukarest milder, in Wien stieg die Zahl der Todesfälle daran. Diphtherie wurde besonders in den Städten an der Nordseeküste, Hamburg, Braunschweig, Münster, ferner in München, Stuttgart, Augsburg, Chemnitz, Leipzig, Wien haufiger, in Berlin seltener Todet veranlassung. Todesfälle an Unterleibstyphus mehrten sich in München und Budapest etwas, in Berlin sant die Zahl derselben auf 5. Auch Rückfallgfieber nahmen in Berlin ab. Todesfälle an Flecktyyhus wurden aus Metz, London und St. Petersburg je 1 gemeldet. Der Keuchhusten zeigte sich in Berlin, Leipzig, Hamburg wieder öfter. Darmkatarrhe der Kinder und Brechdurchfälle zeigen im Vergleich zur Vorwoche wenig Veränderungen. Lungenphthisen und entzündliche Erkrankungen der Athmungsorgane führten häufiger zum Tode, in London betrug die Zahl der an letzteren Erkrankungen Gestorbenen 549). Die Pocken zeigen in Wien, Budapest, London, St. Petersburg, Warschau, Odessa Nachlässe, in Krakau, Bukarest und besonders in Paris wurde die Zahl der dadurch bedingten Todesfälle größer, in Prag blieb sie die gleiche wie in der vorhergegangenen Woche. ;

Das soeben ausgegebene Oktoberheft der Monatshefte zur Statistik des Deutschen Reichs enthält, außer den regelmäßigen Nachweisen der Waaren⸗Ein⸗ und Ausfuhr, der Rüben · zuckerversteunerung und der Durchschnittspreise wichtiger Waaren im Großhandel für den betreffenden Monat, Mittheilungen (Tabellen und Erläuterungen) über: I) die Produktion der Bergwerke, Salinen und Hütten im Jahre 1878; 2) die Produktion, Einfuhr, Ausfuhr, Gebrauch und Besteuerung des Tabaks für das Erntejahr 1. Juli 1878/79; 3) die Schulbildung der im Ersatzjiahr 1878/79 in die deutsche Armee und Marine eingestellten Rekruten.

Kunst, Wissenschaft und Kiteratur.

In Karlsruhe ist lam 11. d. M. der Bildhauer Pro⸗ fessor Steinhäuser, geboren 1814 zu Bremen, gestorben.

Domers „Ilias. und Odysseen, im Versmaß der Urschrift übersetzt von F. W. Ehrenthal. Leipzig, Bibliographisches Institut. Nachdem die früher erschienene Uebertragung der Homeri⸗ schen . Odyssee“ von Ehrenthal mit Beifall aufgenommen worden, läßt derselbe Verfasser nun die . Ilias“ in einer Uebersetzung erscheinen, welcher in erster Reihe die Verdeutschung der Dichtung, mit welcher Voß vor ca. 190 Jahren unsere Nation beschenkte, zu Grunde gelegt ist, in welcher aber auch der Fortschritt der deutschen Sprache Ausdruck ge⸗ funden hat. Außerdem ist der Uebersetzer mit, Erfolg bemüht gewesen, dem Sinn und der einfachen Erhabenheit des Driginals näher zu kommen, als es seinen Vorgängern möglich gewesen. Es herrscht in der Ehrenthalschen Uebersetzung des Homer eine Würde der Diktion, welche, hervorgehend aus der Kraft und sorgfältigen Wahl des Wortes, die Großartigkeit des Epos allen zu vermitteln vermag, denen die Lektüre des Originals versagt ist. Die Ausstattung der beiden Bände ist eine durchaus vornehme. Der Preis der Odyssee stellt sich auf 2, 50 Æ, der der Ilias auf 3,50 s

Gewerbe und Gandel.

Stuttgart, 10. Dezember. (Württemb. Staats- Anz) Die Württembergische Notenbank hat den Diskonto fur Platz« wechsel auf 0, den Darlehenszinsfuß auf 5 oo ermäßigt. ö

Glasgow, 13. Dezember. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf. 404 300 Tons, gegen 199 300 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betrieb be findlichen Hochöfen 100 gegen 92 im vorigen Jahre.

Verkehrs⸗Anstalten.

Soeben erschien: Die volkswirthschaftliche Bedeutung der Kanalisirung des Mains von Frankfurt bis zum Rhein.“ Auf Grund der Akten und im Auftrage der DSandelt kammer zu Frankfurt a. M. dargestellt von O. Puls, Syndikus der Han—⸗ delskammer. Frankfurt a. M., im Selbstverlage des Verfassers. Der Inhalt der Brochüre ist folgender: 1) die Mainschiffahrt und die Mainkanalisation. 2) Frankfurt und die Mainkanalisation.

Die Mainkanalisation und der Staat Anlage 1- : Protololle der Konferenzen der vier Mainuferstaaten bezüglich der Mainkanalisarion). Anlage 4: Staatsvertrag vom 14. Februar 1846. Anlage 5: Erklärung der Schiffer; Karte der Kanalisirung des Mains. Der Verfasser schildert zuerst die Bedeutung der Main⸗ schiffahrt: Von alten Zeiten her ist der Main die Lebensader der ibn, begrenzenden Länder gewesen; sein Flußgebiet umfaßt 27 5900 Quadratkilometer und beherrscht blühende und reich bevõlker te Gefilde Mitteldeutschlands. An seinen Ufern erheben sich 350 Ort⸗- schaften, 4) größere und kleinere Städte, darunter Hauytstapelylätze des in- und ausländischen Großhandels, selbst der europäischen Spe⸗ dition und des Transits. Die Mainschiffahrt war schon in frühesten Jahrhunderten zu beträchtlicher Entwicklung gelangt. Schon Karl der Große ließ im Jahre 793 durch 2060 Mann einen Graben auswerfen, welcher die Altmühl mit der schwäbischen Retzat direkt verbinden sollte. Dieses Unter⸗ nehmen wurde durch die Unkenntniß der Arbeiter, aller Wahrschein⸗ lichkeit nach durch das sumpfige Erdreich, wohl auch durch eine Em— pörung der Sachsen vereitelt. Erst nach einem vollen Jahrtausend ward jener großartige Plan wieder aufgenommen, und erst in der Mitte des jetzigen Jahrhunderts wurde die Verbindung der Donau mit dem Main vermittelst des Ludwigskanals vollendet. Bis in die neuere Zeit war der Main mit Passageabgaben be⸗ lastet; im Jahre 1842 wurden dieselben jedoch ermäßigt und 1866 ganz aufgehoben. Trotz dieser Hindernisse nahm der Gütertransport auf dem Main von Jahr zu Jahr zu. 1840 wurde die, Würzburger Rhein und Main⸗-Bampfschiffahrts-⸗Gesellschaft ge= gründet, 1815 begann die Frankfurter Schleppschiffahrts. Gesellschaft ihren Dienst, und um dieselbe Zeit wurde der Donau Main⸗-Kanal den merkantilen und landwirthschaftlichen Interessen der Maingegend dienstbar. Alles dies berechtigte zu den besten Aussichten für die Zukunft. Diese Erwartungen, welche durch die Ausbreitung und Befestigung des deutschen Zoll vereins noch mehr gesichert erschienen, sind nicht in Erfüllung gegangen; der Grund hierfür ist theils in der Versandung und Mangelhaftigkeit des Strombettes, theils in der Anlage von Eisenbahnen, die das Maingebiet nach allen Seiten durchschnitten, zu suchen. Die Versandung des Stromes vermehrte sich besonders durch den niedrigen Wasserstand der letzten Jahre immer mehr, so daß die Schiffahrt, besonders in den Sommermonaten, wo stets die meisten Frachten für die Schiffe vorhanden sind, ganz zum Stillstand kam. Dieser Zustand verlangt dringend Abhülfe; die Handelskammer zu Frankfurt hat nun ein Projekt zur Kanalisation des Main selbst durch Herstellung von Stauanlagen mittelst Nadel⸗ wehren ausarbeiten lassen, dessen Kosten auf 5 250 009 S veran⸗ schlagt sind. Die Stadt Frankfurt hat zur Herstellung aller erfor⸗ derlichen Hafenbauten die Summe von 1 250 000 M6 bewilligt, so daß von der Staatskasse noch 4 Millionen Mark zuzuschießen waren.

Di- Berücksichtigung Seitens des Staates, welche vom Abgeordnetenhause am 19. Januar 1878 auf Grund einer Frankfurter Petition beschlossen worden ist, verdient die Mainkanalisirung in hohem Grade. Die Heranschaffung der Nahrungsmittel, der Brenn⸗ und Baumaterialien, dieser drei Gruppen, welche für das menschliche Leben absolut nothwendig sind, wird nach Herstellung dieses Kanals nach Frankfurt zu den billigsten Preisen stattfinden. Durch die Beschaffung eines Fahrwassers von mindestens 2 Meter Tiefe dieses Mainkanals wird nicht nur der naturgemäßen Ausbreitung des Abfatzgebietes der Eisenindustrie, und der Steinkohlen des Ruhrbeckens, Westfalens und der Saar außer— ordentlicher Vorschub geleistet, sondern auch der wirthschaftliche Aus— tausch einer Reihe, von Rohprodukten und Fabrikaten zu Gunsten ausgedehnter Bezirke des preußischen Staates und der angrenzenden deutschen Gebiete bewirkt.

Berlin, den 15. Dezember 1879.

Kiel, 14. Dezember, 10 Uhr 48 Minuten Vormittags. Postdampfschiff aus Korsöer ist wegen Treibeises und starken Nebels heute Morgen erst 7 Uhr 5 Minuten in Kiel eingetroffen. In Folge dessen sind die Briefsendungen erst um 7 Uhr 15 Minuten, die Päckereien erst um 11 Uhr 12 Mi⸗ nuten Vormittags von Kiel weiterbefördert worden.

.

Der Nothstand, von welchem Oberschlesien heimgesucht wird, hat das Mitgefühl in den weitesten Kreisen wachgerufen.

Die Organe der Presse haben sich mit Aufrufen zur Zahlung von Geldbeiträgen mit Erfolg an ihre Leserkreise gewendet; die Zeich⸗ 3 an der hiesigen Börse haben bereits eine ansehnliche Höhe erreicht.

Aber weiter, und möglichst schnelle Hülfe ist bei der täglich steigenden Noth dringend erforderlich.

Das unterzeichnete Comits, welches sich die Aufgabe gestellt hat, das eingeleitete wohlthätige Werk mit allen Kräften zu fördern und die Vertheilung der eingegangenen Spenden zu vermitteln, wendet sich daher vertrauensvoll an die stets bewährte werkthätige Hülfs⸗ bereitschaft seiner Miilbürger mit der Bitte um Beiträge an Geld, Kleidungsstücken und Nahrungsmitteln.

Auch die kleinste Gabe ist willkommen.

Zur Annahme von Geldöeiträgen sind sämmtliche Comité⸗Mit⸗ glieder und ferner bereit: ;

1) die Königliche Hofmarschallamtskasse im Königlichen Schlosse,

2 die Königliche Polizei- Präsidialkasse, Molkenmarkt 1, Zim⸗ mer 27,

3) die Kasse des Berliner Pfandbriefamts, Eichhornstr. 5,

4) die Haupt⸗Stiftungskasse, Zimmer Nr. 25 des Rathhauses, Eingang von der Spandauerstraße.

Kleidungsstücke u. s. w. nehmen in Empfang:

I) die Herren Bartz u. Co., Kaiserstr. 41, ;

2) Herr Kommissions⸗Rath Hausmann. Oranienburgerste. 60/63,

3) die Herren Kunheim u. Co., Bergmannstr. 29/30.

4) Herr Fabrikbesitzer G. Schöpplenberg, Linienstr. 155,

5 Herr Kaufmann Steibelt, Roßstr. 3,

6) das Centraldepot der Feuerwehr, Lindenstr. 41.

Berlin, den 14. Dezember 1879. (

Das Comits zur Linderung des Nothstandes in Oberschlesien. Herm. Baschwitz, Banquier, Mohrenstr. 60. Dr. Bertram, Stadt⸗ schulrath, Kurfürstenstr. 14. Dr. Beseler, Professor, Rector hiesiger Königl. Universität, Eichhornstr. 5. Boeckmann, Reg; Baumeister, Pariser Platz 6a. Borchardt, Stadtverordneter, Pots damerste. 52. L. Brückner, Königl. General ⸗Superintendent, Propst, Propststt. 7. Bütow, Geh. Rechnungs⸗Rath in der Admiralitaͤt, Teltowerstr. 5. Dr, Georg v. Bun sen, Mitglied des Reichttages, Maienstr. 1 Villa Bunsen). Conrad, Geh. Kommerzien Rath, Präsident der Aeltesten der Kaufmannschaft, Französischestr. 42. Delbräck, Geh. Kommerzien Rath, Mauerstr. 61 62. F. Dernburg, Chef⸗ Redacteur der National ⸗Zeitung, Französischestr. 51. Dietrich, Geh. Kommerzien ⸗Rath, Vize⸗Präsident der Aeltesten der Kaufmannschaft, Oranienburgerstr. 1I5. Duncker, Bürgermeister, Geh. Regierungs⸗ Rath, Nollendorfplatz, und Kleiststr. Ecke. Eger, Kommerzien⸗Rath, Stadtverordneter, Holzmarktstr. 47. von Erichsen, Bezirksvorsteher, Tempelhofer Ufer 31. Graf zu Eulenburg, Hofmarschall Sr. Kaifer⸗ lichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen des Deutschen Reiches und von Preußen, Wilhelmstr. 59. Dr. von Forckenbeck, Ober“ Bürgermeister. Vorsitzender. Voßstr. 15. Gesenius, Stadtältester, Direktor des Berliner Pfandbriefamts, Eichhornstr. 5. Goldberger, Ludwig Max, Kommerzten Rath, Roonstr. 2. Greiff, Ministerlal⸗ Direktor, Wirkl. Geh. Qber⸗Regierungs Rath, Genthinerstr. 13. Dr. phil. Moritz Gum binner, Potedamerstr. 5. Haase, Geh. Regiernngs⸗Rath, Magdehurger Platz 5. Halske, Rentier und Bürger deputirter, Königgrätzerstr. 115. Oausmann, Kommissions⸗ Rath, Oranienburgerstr. 66 / 63. A. Heckmann, KommerzienRath,