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— Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz nahm im Laufe des gestrigen Vormittags die Meldung des Flügel⸗Adjutanten Grafen von Wedel entgegen, empfing um 1 Uhr den Geheimen Aber⸗Regierungs⸗Rath Dr. . und ertheilte hierauf einer Deputation der Salz⸗ wirker⸗Brüderschaft aus Halle eine Audienz.
Bayern. München, 1. Januar. (Allg. Ztg.) Gestern Mittag wurde die feierliche Einführung des Sber⸗Regierungs⸗ Raths Frhrn. von Pechmann als Polizei⸗Direktor der k— und Residenzstadt München durch den Regierungs⸗Rath
altz als Regierungs⸗Kommissar vollzogen.
Anhalt. Dessau, 30. Dezember. (Mgdb. Ztg.) Nachdem von Sr. Hoheit dem Herzoge die für die Landes⸗ ynode zu ernennenden fünf Mitglieder bestimmt worden, ist als Tag des Zusammentritts der Synode Mittwoch, der 7. Januar, festgesetzt. Für die Dauer der Verhandlungen ist ein Zeitraum von 14 Tagen angenommen worden, innerhalb dessen die zu machenden Vorlagen erledigt sein müssen und auch erledigt sein können. Die Synobe besteht aus 39 Mit⸗ gliedern. Was die Aufgaben derselben betrifft, so ist die wichtigste von allen die Berathung der Vorlage wegen der allgemeinen Einführung der Union. Weiter wird ihr dann obliegen, eine Matrikel über Aufbringung der Synodalkosten festzustellen, ferner wird sie die Bußtagsfrage beschäftigen, und endlich werden noch einige andere minder wichtige An⸗ gelegenheiten zur Verhandlung kommen.
Todte,
Pest, 1. Januar. auf die Regelung der Handelsbeziehungen der Monarchie mit Deut schland vezügliche Lerordnungen. — Vom Grafen Julius Andrassy, der gegenwärtig auf seiner Besitzung Tisza⸗Dob weilt und deswegen die Glück⸗ wünsche der liberalen Partei nicht persönlich entgegennehmen konnte, ist, wie der, Pest. L.“ meldet, an Baron Bela Banffy folgendes Telegramm eingelaufen: „Ich kann erst am 6. d. M. nach der Hauptstadt kommen. Ich bedauere, der mir zugedachten Ehre nicht theilhaftig werden zu können und bitte Dich, den Betreffenden bei dieser Gelegenheit meinen Dank auszudrücken.“ Baron Banffy hat dem Grafen Andrassy die Glückwünsche der Partei im telegraphischen Wege ausgedrückt. Das betreffende Telegramm lautet: „In Folge, des ehrenden Auftrages der liberalen Partei habe ich die Ehre, Ew. Excellenz, als gewesenem Minister des Aeußeren der Monarchie, weisem Staatsmanne, treuem und ausgezeichnetem Patrioten, dem Manne von her⸗ vorragendem Charakter, dem ausgezeichnetsten Mitgliede unse⸗ rer Partei, Kraft und Wohlsein, Glück im Familienschoße und langes Leben im Interesse des Vaterlandes zu wünschen.“ Ueber den heutigen Gratulations⸗Empfang der liberalen Partei bei dem Minister-Präsidenten Tisza veröffentlicht die „Pester Corxrespondenz“ einen Bericht. In der Rede, mit welcher der Minister⸗-Präsident die Ansprache des Sprechers der Partei beantwortete, vermied derselbe jedes nähere Eingehen in eine konkrete Frage. Bezüglich der Ver⸗ gangenheit ef an t? er sich darauf, die Orient⸗Aktion der Monarchie und die Etablirung der Verwaltung in den okkupirten Ländern als korrektes Vorgehen hervor⸗ zuheben, wobei er jedoch die Bemerkung einfließen ließ, daß der schwerere Theil der Aufgabe vielleicht erst noch bevorstehe. Sodann gedachte er noch der Annahme des Wehrgesetzes als einer That, durch welche Ungarn sich selbst den größten Dienst erwiesen habe; bezüglich der Abrüstungsfrage erklärte er, daß die Monarchie . wohl nicht voranschreiten könne, daß aber gewiß alle erufenen Faktoren in der Monarchie bereit sein werden, das Geeignete zu thun, wenn die Zeit für die Realisirung dieser Mee, gekommen sein werde. Die Zukunftsfragen berührte der Minister-⸗Präsident nur leise und flüchtig. Auch das neue Jahr werde schwere Aufgaben zu lösen haben; er wies auf die Schwierigkeiten hin, mit welchen der materielle Aufschwung des Landes im Innern wie nach Außen zu kämpfen haben werde, und knüpfte daran die Versicherung, daß die Regierung der Nothlage gegenüber ihre Schuldigkeit thun werde. s
Belgien. Brüssel, 30. Dezember. (Cöln. Stg.) Der „Moniteur“ veröffentlicht heute das Gesetz, wonach der belgisch-französische Handelsvertrag noch sechs Monate über den Tag hinaus, an welchem der allgemeine , ö Frankreich verkündigt sein wird, Gültigkeit be⸗ alten soll.
Großbritannien und Irland. London, 31. Dezem⸗ ber. (Allg. Corr. Die „London Gazette“ meldet die Ernen⸗ nung des Legationssekretärs Lascelles zum britischen Agenten und General⸗Konsul für Bulgarien.
Das Indische Amt empfing gestern nachstehende De—⸗ pesche vom Vizekönig: „Roberts telegraphirt vom 27. d. M. aus Kabul, daß General Baker mit 1709 Mann In⸗ fanterie, der Guiden⸗Kavallexie und vier Geschützen nach Kohistan abmarschirte. Die Wälle um Shirpur herum werden erhöht und die Position in sonstiger Weise verstärkt. Maho⸗ med Jan hat Musa Khan nach Wardak gefühtt. In die Um⸗ gegend von Kabul kehrt die Ruhe rasch zurück.! — General Bright berichtet: Oberst Norman in Gundamuck wurde gestern (29. Dezember) von Azmatullah Khan und den Häupt⸗ lingen von Lughman mit ca. 20909 Anhängern angegriffen. Der Feind wurde zurückgeworfen. Unser Verlust beträgt zwei darunter Lieutenant Wright von der Königlichen
Artillerie, und einen Blessirten. Norman rückt heute vor, um Sehbaba und Latabund aufs Neue zu besetzen.
— 1. Januar. (Allg. Corr) Ueber den am 25. v. M stattgefundenen Angriff der n auf das be⸗ festigte Lager des Generals oberts in Shirpur bringt die „Times“ einen ausführlichen Bericht von ihrem Korrespondenten in Kabul, dem Folgendes entnommen ist:
„Ber General empfing am Abend des 22. zuverlässige Infor- mation, daß am folgenden Morgen ein Angriff gemacht werden würde. Das Signal dazu sollte das Anzünden eines Lärmfeuers auf dem Gipfel des Kohl A4mgi sein. Es war auch theils durch Information, theils durch Beobachtung bekannt, daß der Feind am 2. in großer Änzahl sämmtliche Dörfer im Osten und Nordosten von Shirpur befetzt halte, und daß die Streitkräfte hauptsächlich aus Kohistanis beftänden. Weitere Berichte aus der Stadt hatten seit etlichen Tagen der Anfertigung von Sturmleitern, breit genug, um zwei Mann neben einander aufzunehmen, erwähnt. Es wurden demgemäß Befehle ertheilt, daß die Truppen um 4 Uhr Morgens kampfbereit sein sollten. Sämmtliche Geschütze wurden in verschledenen Theilen der Umwallung des Lagers in Po⸗ sitlon gebracht. Die Truppen wurden soweit als möglich bei den ihren Quartieren am nächsten gelegenen Vertheidigungs werten aufge⸗ stellt, mit einer starken Reserve an der Mündung des Behmar nu⸗ Hohlweges. Die Reserve bestand aus dem 92. Regiment und Ab⸗ fheilungen des 72 und 67. Regiments, mit einer Feld und Berg⸗ Batterle und 6 Schwadronen abgesessener Kavallerie, alle unter dem Kommando des Generals Baker. Die Anhöhen von Behmgru wurden von den 3. Sikhs und den 5. Gurkhas besetzt. Eine Ab— theilung der 23. Pioniere und das 5. Punjab ⸗ Infanterie⸗ Regiment besetzten den Hohlweg am westlichen Fuße der Anhöhen. Einige Compagnien des 28. Eingeborenen Regiments und eine Compagnie des 67. Regiments besetzten die östliche Fagade der Redoute. Die Guiden besetzten Behmaru. Die übrigen britischen Regimenter bemannten die Brustwehren und die unseren Baracken am nächsten gelegenen Thorwege. General
Hills. kommandirte vom Thormege Des Hauptquartiers bis zum
Behmaru - Hohlweg und General Gough vom Hohlwege bis Behmarn. Bie Generale Macpherson, Massh und Brownlow theilten unter sich das Kommando über die übrigen Vertheidigungs werke. Wie er⸗ wartet, wurde um 6 Uhr Morgen auf dem Koh i-⸗Asmai das Lärm feuer angezündet. Die Truppen waren alle bereit, und 10 Minuten später entwickelte sich ein scharfes Gewehrfeuer von der von den T7ern besetzten Brustwehr und gegen dieselbe. Demselben folgten geraume Zeit hindurch Gewehrsalven in der Richtung auf Behmaru. Es war dann nahezu voller Tag geworden. Das Feuern schien anzudeuten, daß der wirkliche Angriff gegen Behmaru gerichtet sei. Der Felnd rückte hier mit bemerkens⸗ werther Kühnheit vor und gelangte in den Besitz eines kleinen Dorfes außerhalb der Vertheidigungswer ke, von welchem aus er im Stande war, ein sehr heftiges Gewehrfeuer sowohl gegen die Vertheidigungs—⸗ werke des Dorfes, als auch gegen das Ostende der Anhöhen zu unter⸗ halten. Bie Bergkanonen, welche allein an diesem Punkte benutzt werden konnnten, das Feuer der Guiden 2c. waren außer Stande, den Feind zurückzuwerfen. So entschlofsen war der Angriff und so groß die Stärke des Feindes, hauptsächlich der Kohistanis, an diesem Punkte, daß General Baker we mal Verstärkungen von der Reserve entfandte. Während dieser Angriff fortdauerte, unterhielt der Feind ein sehr lebhaftes Feuer von den Baumgärten und anderer Deckung aus, welches die ganze südliche und westliche Front in Rauch einhüllte. Viele feindliche Kugeln fielen sogar im Innern von Shirpur nieder. Der Feind entwickelte auch große Maffen von Streitern, und geraume Zeit war es nicht gewiß, ob er nicht einen ernsten Angriff auf den Süden und Westen beabsichtige. General Roberts, der von dem, was an den Hauptpunkten vorging, durch den Telegraph und Heliograph gehörig unterrichtet wurde, be⸗ schloß endlich gegen 10 Uhr, jede andene Fühlung mit dem Feinde zu unterlassen, und Tieß vier Kanonen durch den Behmclcu Hohlweg vor— rücken, um ein Kreuzfeuer auf das außerhalb gelegene Dorf zur Geltung zu bringen. Dieses Feuer vertrieb den Feind sehr bald, und seine Verdrängung von diesem autzerkorenen Angriffspunkte ent- muthigte ihn augenscheinlich so sehr, daß die Kohistanis anfingen, aus sämmtlichen Dörfern, die sie bisher in der Richtung nach ihrer Heimath besetzt gehalten hatten, herauszuströmen. Dann bot General Roberts die ganze Kavallerie zur Verfolgung auf, und, selber nach Behmaru reitend, traf er Anstalten, um sämmtliche Dörfer im Ssten und Südosten von Sbirpur zu säubern und diejenigen zu be— setzen, welche die Annäherung der Brigade des Generals Gough am nächften Morgen behindern konnten. Inzwischen war die Kavallerie unter General Massy nach dem Nordosten von Shirpur dirigitt worden und hatte etliche Schaaren der hintersten Flüchtlinge auf⸗ gefangen und niedergehauen, ehe dieselben die Anhöhen erreichen konnten. Als die Kavallerie weiter vordrang, verlor der Feind, der noch immer die übrigen Dörfer nach Osten zu hartnäckig behauptete, fürchtend, daß . Rückzug nach der Stadt abgeschnitten werden würde, den Muth und zog fich nach den Anhöhen von Siah Sang zurück. Sämmtliche Dörfer der Umrunde bis zum Mittelpur te der südlichen Fagade waren vor Anbruch der Dunkelheit vom Feinde gesäubert, und die wichtigeren wurden von unseren Truppen entweder besetzt oder zer⸗ stört. Die Kavallerie, deren Bewegungen höchst wirkungsvoll ge⸗ wesen, kehrte vor Abend nach Shirpur zurück. Um General Goughs Marsch am 24. ganz sicher zu machen, wurde am frühen Morgen eine Streitmacht zur Besetzung der Anhöhen von Siah Sang abge⸗ schickt. Diese Vorsichtsmaßregel war indeß unnöthig, da die ge— sammten Insurgenten⸗Streitkräfte sich in Folge ihrer Niederlage am Dienstag im Laufe der Nacht nach ihrer Heimath zerstreut hatten. Am 24. Nachmittags rückte das 5. Punjab. Infanterie Regiment in Kabul ein und installirte wieder General Hills in sein Amt als Militär⸗Gouverneur. Der Bazar bot ein klägliches Aussehen, die Läden waren zerstört und demolirt und die Geschäfte gänzlich ins Stocken gerathen. Unsere Truppen besuchten auch den Bala Hissar, blieben aber nicht dort, da man es für möglich hielt, daß der Platz unterminirt sei. Er wird sorgfältig untersucht werden. Die Kaval⸗ lerie patrouillirte am 25. auf zwei Routen bis Char⸗A siab, fand aber keinen Feind vor,“ .
Die Staatseinnahmen Großbritanniens in dem am 31. Dezember beendeten dritten Quartal des laufenden Finanzjahres betragen, den heute vorliegenden amtlichen Aus⸗ weisen zufolge, 18616557 Pfd. Sterl, gegen 19 069 562 Pfd. Sterl. in dem entsprechenden Quartale von 1878, d. i. eine Abnahme von 453 005 Pfd. Sterl. Die Zölle lieferten 5 3566 000 Pfd. Sterl. gegen 5 484 0090 Pfd. Sterl. im Vorjahre; die Getränkesteuer Excise) brachte 6 450 000 Pfd. Sterl. gegen 6 g90 000 Psd. Sterl.; die Stempelsteuer 2 725 0090 Pfd. Sterl. gegen 2 628 000 Pfd. Sterl.; die Grund⸗ und Gebäudesteuer 26 000 Pfd. Sterl. gegen 26 000 Pfd. Sterl.; die Einkommensteuer 486 0900 Pfd. Sterl. gegen 440 900 Pfd. Sterl. ; die Post 1630 000 Pfd. Sterl. gegen 1513 000 Pfd. Sterl.; die Telegraphenlinien ergaben 365 060 Pfd. Sterl, gegen 326 009 Pfd. Sterl.; die Krondomänen 135 9600 Pfd, Sterl, gegen 140 0090 Pfd. Sterl.; die Zinsen von Vorschüssen 325 520 Pfd. Sterl. gegen 383 151 Pfd. Sterl. und die verschiedenen anderen Einnahmen 1108037 Pfd. Sterl. gegen 1998 411 Pfd. Sterl. Die Ab⸗ nahme in den Quartal-Einnahmen vertheilte sich somit auf die Zölle, die Getränkesteuer, die Krondomänen und die Zinsen der Vorschüsse. Die Gesammteinnahme für die ersten drei Quartale des laufenden Finanzjahres stellte sich auf 54 146 829 Pfd. Sterl. oder Ms 955 Pfd. Sterl. weniger als in der Parallelperiode von 1878, und für das am 31. De⸗ zember beendete Jahr 1879 auf 82 667 017 Pfd. Sterl. gegen
80 484 039 Pfd. Sterl. in 1878, d. i. eine Zunahme von 2182 978 Pd. Sterl.
Frankreich. Paris, 2. Januar. (W. T. B. Ver⸗ spätet eingetroffen) Der „Temps“ bringt Einzelnheiten über den gestern im Palais de l'Elysée stattgehabten Neujahrs⸗ empfang und berichtet dabei Folgendes: Als der Conseils— Präsident de Freycinet die Botschafter einzeln begrüßt, habe der deutsche Botschafter, Fürst Hohenlohe, dem Con⸗ seils⸗Präsidenten den Empfang eines Telegrammes des Fürsten Bismarck angezeigt, in welchem Fürst Bismarck ihn ersuche, dem Conseils⸗Präsidenten de Freycinet seine persönlichen Glück⸗ wünsche auszudrücken und ihm mitzutheilen, daß er, so sehr er das Scheiden des Botschafters St. Vallier bedauere, den lebhaften Wunsch hege, daß die freundschaftlichen und fried⸗ lichen Beziehungen der beiden Länder aufrecht erhalten bleiben möchten. Fürst Hohenlohe habe dann noch in seinem eigenen Namen weitere verbindliche Aeußerungen hinzugefügt und auf die Beziehungen hingewiesen, durch welche seine Familie mit derjenigen Freycinets verbunden sei. Der Conseils⸗Präsident de Freycinet habe seinen lebhaften Dank ausgesprochen und den Fürsten Hohenlohe gebeten, dem Fürsten Bismarck seinen sehnlichen und aufrichtigen Wunsch fuͤr Er⸗ haltung der freundschaftlichen und friedlichen Beziehungen zu übermitteln, durch welche Frankreich und Deutschland mit ein—⸗ ander verbunden seien. Er sei glücklich, daß der Uebermittler seiner Wünsche der Fürst Hohenlohe sei, mit welchem die schon seit langer Zeit zwischen ihren beiderseitigen Familien bestehenden sreundschaftlichen Beziehungen noch enger zu knüpfen ihm zur größten Freude gereichen werde.
Portugal. Lissabon, 2. Januar. (C. Ztg.) Ein Dekret ernennt 25 neue Pairs, darunter Carvalho, Ge⸗ sandter in Rom, und Valmore, Gesandter in Wien.
Türkei. Konstantinopel, 2. Januar. (W. T. B.)
Bezüglich des Ausgleichs -der Differenz zwischen dem —
englischen Botschafter und der Pforte wird versichert, daß in der Audienz, welche der Botschafter gestern beim Sultan hatte, ein Einverständniß dahin erzielt worden sei, daß die bei den Missionären mit Beschlag belegten Papiere zurück⸗ gestellt werden, daß Achmed Tewfik zeitweilig aus Konstanti⸗ nopel entsernt wird und daß der Polizei⸗Minister ein aufklä—⸗ rendes Schreiben an den Botschafter Layard richtet.
— Ein Telegramm des „Standard“ aus Skutari meldete, daß in Prizrend ein Aufstand ausgebrochen sei, in Folge dessen zwei Kirchen und mehrere Wohnhäuser der Christen geplündert und angezündet wurden; die Garnison wäre unfähig, die Ordnung aufrecht zu erhalten. Diese Nach⸗ richt ist vollkommen unrichtig; es herrscht nicht nur in Prizrend, wo sich Moukhtar Pascha befindet, sondern auch in den der montenegrinischen Grenze am nächsten gelegenen Orten, wie Jakova und Ipek, die vollständigste Ruhe.
Pera, 1. Januar. (W. Pr.) Der Scheik⸗ ul-Islam richtete ein Cirkular an die Vorsteher der Medressehs (Höchschulen) mit der Aufforderung, strenge darauf zu sehen, daß die Softas sich nicht mit den Schriften der christ⸗ lichen Theologen beschäftigen und keinen Umgang mit christlichen Priestern haben sollen. — Der bulgaxische Exarch notifizirte amtlich der Pforte, daß er gleich nach dem⸗ grlechischen neuen Jahre seine Residenz von Sofia nach Phi⸗ lippopel verlegen werde. ö.
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Philippopel, 31. Dezember. Provinzial
wer ammlung hat, einer Meldung der „Presse“ zufolge,
im Sinne des Organisationsstatuts das aus zehn Mitgliedern bestehende Permanenz⸗Comitèéè gewählt. Alle Mitglieder sind Bulgaren, darunter ein Katholik. Die Provinzialver⸗ sammlung hat bereits die Beamtengehälter geregelt: der Generalsekretär des Gouverneurs bezieht ein Jahresgehalt von 1200, die Direktoren von 600, die Präfekten von 456 tür⸗ kischen Pfund.
Serbien. Belgrad, 31. Dezember. Das „N. W. Tagblatt“ meldet: Authentisch verlautet, daß in dem unter Vorsitz des Fürsten gestern in Nisch abgehaltenen Minister⸗ rathe beschlossen wurde, den Wünschen Oesterreich⸗Ungarns in der Eisenbahnfrage insoweit entgegenzukommen, daß die in dieser Richtung zwischen Serbien und der Monarchie be⸗ stehende, in den letzten Wochen akut gewordene Differenz that⸗ sächlich beglichen werden solle. Risties wird daher die Ver⸗ handlungen mit Baron Herbert auf Grund unbeschränkter Vollmachten führen.
Montenegro. Cettinje, 31. Dezember. Der Fürst hat, wie dem „Pest. L. berichtet wird, den Vertretern der Mächte die Zusicherung zukommen lassen, daß er sich vorläufig jedes feindseligen Angriffes auf Gusinje und Pla wa ent— halten werde, wenn er nicht etwa, wie er befürchte, durch einen Angriff der Albanesen hierzu provozirt würde.
— Wie der „W. Pr.“ aus Cattaro, 1. Januar, ge⸗ meldet wird, fordert Moukhtar Pascha von der Pforte eine abermalige Geldsendung von sechsmalhunderttausend Piastern, um dieselben unter die Bewohner von Gusinje und Plawa vertheilen zu können. — Die Bevölkerung Gu⸗ sinjes erklärte, daß sie vor April keinesfalls auf türkisches Ge⸗ biet auswandern könne oder wolle.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 1. Januar. (St. Pet. Ztg.) Aus Taschkent liegt dem „Russ. Iny.“ zufolge die telegraphische Nachricht vor, daß am 23. November die afghanischen Serdare Neik Mahomed Chan, Bruder des verstorbenen Schir Ali Chan, und sein Vetter, der Ulema Hus ⸗ ein Chan mit einem aus acht Personen bestehenden Gefolge daselbst eingetroffen sind. Die Ankömmlinge geben an, sie seien nach der Schlacht bei Kabul geflohen, und bitten um unsere Gastfreundschaft. Eine andere Depesche vom 14. Dezember enthält die Nachricht, der afghanische Serdar Ab⸗ derrahman Chan habe um die Erlaubniß gebeten, seinen Verwandten im Ferghanagebiet einen Besuch machen zu dürfen und sei von dort ins Ausland geflüchtet.
Amerika. Washington, 2. Januar. (W. T. B.) Die Staatsschuld der Vereinigten Staaten hat im Monat Dezember um 4 2651 000 Doll. abgenommen. In der 5 befanden sich ult. Dezember 207 984 000 Doll. in Baar.
Neichstags⸗Angelegenheiten.
München, 2. Januar. (W. T. B.) Bei der am 30. v. Mtt. im 5. Wahlkreise von Mittelfranken (Dinkelsbühl,) stattgehabten Reichstagswahl erhielt Dr, Schreiner, 3658 Stimmen, Regierungs- Rath Luthardt 3638 Stimmen. Es ist eine Stichwahl erforderlich.
Befugnisse Ward ⸗ und
Ansbach, 3. Januar. (W. T. B. Bei der Reichstags; wahl im 3. Wahlkreise von Mittelfranken erhielt Jegel z641 St, Kroeber 2211 St. und Graf Rechtern 1472 St. Es ist somit eine Stichwahl zwischen Jegel und Kroeber nothwendig.
Landtags ⸗Angelegenheiten.
Dem Herrenhause ist ein Gesetzentwurf, lbetreffend die 95 ö . , . besitzern an öffentlichen Flüssen, und die Aufhebung der er⸗ fi Hegungsordnung für das Herzogthum Schlesien und dle Grafschaft Glatz vom 12. September 1765, vorgelegt worden.
Die Motive lauten: ö. . Seit die öffentlichen Ströme einer planmäßigen Regulirung
unterzogen werden, haben an denselben Verhältnisse sich entwickelt, vwelche wesentlich verschieden von denjenigen Voraussetzungen sind,
auf welchen
die in den meisten Landestheilen zur Zeit bestehenden
Rechtsverhältniss⸗ zwischen dem Staat und dem Uferbesitzer beruben.
Der Staat hat es unternommen, durch häufig in fortlaufender
ö Reihe den Strom begrenzende Werke dem Bett der Flüsse die für die Schiffahrt erforderliche Gestaltung zu geben, beziehungsweise zu
erhalten.
Äuf weite Strecken ist eine künstliche Uferbildung durch
. Buhnensysteme, Deckwerke und dergleichen theils angebahnt, theils
. wenigstens geplant.
Alljährlich werden Millionen aus Staats—
mitteln auf diefe Besferungen verwandt, deren kräftige und plan⸗ kehrs und, von Preußen, den regierung bildet.
Förderung als ein dringendes Bedürfniß des Ver⸗ wiederholt auch von der Landesvertretung anerkannt ist einstweilen in Beschränkung auf die fünf Hauptströme Gegenstand einer Vorlage der Staats— Die Vorauzsetzung für die Wirksamkeit der vor⸗ gengmmenen Arbeiten und demnach für die nützliche Verwendung der
. dafür bestimmten Mittel bildet, die Verfügung über das Flußbett
nebst Zubehör unterhalb der Linie des Uferrandes.
Es bedarf der
näheren Begründung nicht, daß auf die Durchführung der Strom⸗
jzu verhindern.
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regultrungen nicht mit Sicherheit zu rechnen ist, wenn die Bau⸗
perwastung nicht in der Lage sich befindet, die erforderlichen Arbeiten auszuführen und die Beeinträchtigung des Werkes durch Dritte Nach beiden Richtungen reicht das bestehende Recht
9 Theil J. Allg. S.-R. insbesondere haben itzer das nächste Recht, sich den solcher= gestalt gewonnenen d und Boden durch Besitznehmung zuzu⸗ eignen. Allerdings if die Ausüb pflichtung geknüpft, nach Verhältniß ih den Kosten der Arbeiten beizutragen un nahme der Alluvionen durch die Strombauverwaltung nicht ausge⸗ schkossen. Allein diese Vorschrift gewährt nur geringen Nutzen. Selbst von denjenigen Anlandungen, von denen die Strombauverwaltung Besitz zu ergreifen in der Lage war, kann sie den Uferbesitzer nicht
bis zur ordnungsmäßigen Befestigung derselben, sondern nur so lange
ausschließen, biz er jenen Kostenbeitrag geleistet hat. Im Uebrigen aber bildet die Erfüllung der Verpflichtung zur antheil igen Ueber— nahme der Kosten, wie durch die Rechtsprechung auch des Ober⸗ Tribunals (u. a. Erkenntniß vom 9. November 1857, Entsch. Yd. 37 S. 69) festgestellt ist, nicht die Voraussetzung für den Erwerb des Eigen⸗ thums. Zu let terem bedarf es vielmehr nur der Besitzergreifung; der Uferbesitzer kann alsdann zur Erfüllung der Beitragspflicht nur im Wege der Bereicherungsklage herangezogen werden. Diese Auslegung des Ge⸗ setzes berührt das finanzielle Interesse des Staates in, erheblichem Maße, indem der Fiskus bei der Ersatzforderung für die verauslag⸗ ten Kosten in die ungünstige prozessualische Rolle des Klägers ver⸗ setzt wird. In beiden Fällen ist der Strombauverwaltung jedenfalls die rechtliche Möglichkeit entzogen, die Anlandungen gegen den Willen der Uferbefitzer in der für die Regulirung des Stromes erforder⸗ lichen Weise auszubilden. Aus diesem Rechtszustand sind insbeson · dere an der Elbe und Oder bereits die schwersten Mißstände er⸗ wachsen und auf manchen Strecken die Erfolge der Regulirungs,; arbeiten wesentlich beeinträchtigt, ja selbst ganz in Frage gestellt worden. Abhülfe ist, sofern die Durchführung der Korrektion ge⸗ sichert werden soll, dringend geboten. .
Eine nicht minder unumgängliche Voraussetzung für die erfolg- reiche Wirksamkeit der Strombauderwaltung ist die Möglichkeit, natürliche Anlandungen, Inseln und Sandbänke je nach Bedürfniß der Regulirung zu beseitigen oder zu befestigen und auszubilden,
Auch hierfür reichen die bestehenden Rechtsnormen, abgesehen von denjenigen Landestheilen, in welchen nach dem dort geltenden Recht die Ufer oder das Bett öffentlicher Flüsse oder wenigstens die Infeln dem Staat eigenthümlich gehören, nicht aus. Ins besonder⸗ fehlt es an einem Rechtstitel, die Befestigung solcher Grundstücke wider den Willen der Eigenthümer durchzuführen bisher gänzlich.
Daß die Berechtigung der Uferbesitzer, die Ufer zu decken und zu schützen, insofern begrenzt ist, als durch solche Arbeiten weder die Schiffahrt noch die Vorfluth beeinträchtigt werden dürfen, ist in allen Rechtsgebieten Preußens geltendes Prinzip. Bisher fehlt es indessen, insbesondere im Gebiet des Landrechts (68. 239 — 241, Tit. 9, Theil J. Allg. L. R.) an Vorschriften, durch welche die Aus= übung jener Berechtigung auch in solchen Fällen, in welchen die Deckung nicht gleichzeitig als eine Anlage, welche das Anspülch be⸗ fördert, sich darstellt, näher geregelt und die Innehaltung jener Grenze im Voraus gesichert wird. Eine entsprechende Ergänzung des bestehenden Rechts ist daher gleichfalls Bedürfniß.
Ist die Beherrschung des Skrombetts unterhalb des Uferrandes die Voraussetzung für die Stromregulirungen, so würde die Bau⸗ verwaltung doch nicht in der Lage sein, die Arbeiten durchzuführen, wenn ihr nicht die Benutzung der Ufer selbst in gewissem Umfange zugestanden würde. Ihre Beamten und Organe müssen nicht, nur während des Neubaues von Korrektionswerken, sondern jederzeit die Ufer betreten dürfen. Die zur Ausführung von Neubauten und Reparaturen erforderlichen Arbeits und Lagerplätze für Materialien müssen ihnen zur Verfügung stehen, wie nicht minder der erforder⸗ liche Raum für Aufstellung der Vorrichtungen zur Räumung der Ströme und der Raum zur Ablagerung der geräumten Materialien. Sie müssen endlich zur Entnahme des für die Werke erforderlichen Bodens befugt sein. t
Solche Berechtigungen gewähren nur einzelne Provinzialrechte, insbesondere die Schlesische Üfer, Ward⸗ und Hegungsordnung; die Anwendung des Enteignungsgesetzes dagegen ist nach der Natur der betreffenden Arbeiten, welche das zeitraubende Enteignungsverfahren nicht gengtten, oft auch im Voraus hinsichtlich des Umfanges sich nicht übersehen lassen, ausgeschlossen.
Wenngleich die Uferbesitzer in der Regel bereitwillig der Strom⸗ bauverwaltung die vorstehend erwähnten Befugnisse eingeräumt haben, so erscheint es doch nothwendig, die Ausübung der erforderlichen Be⸗ rechtigungen nicht von dem guten Willen der Uferadjazenten abhängig zu machen, sondern sie der Strombauverwaltung gegen Entschädigung der letzteren durch Gesetz ausdrücklich beizulegen. Endlich erscheint es geboten, das Deichgesetz vom 28. Januar 1848 (Gesetz⸗ Sammlung Seite 54) dahin zu ergänzen, daß auch die Beseitigung von hoch- stämmigen Bäumen und von Niederholz, sofern sie den Abfluß des
Wassers in einer die Schiffahrt benachtheiligenden Weise beeinträch- tigen, beansprucht werden kann. .
Liegt hiernach ein Bedürfniß zur Abänderung des beste henden Rechts in manchen Beziehungen vor, und ist es, sollen anders die Abänderungen der in der Ausführung begriffenen planmäßigen Re⸗ gulirung den preußischen Wasserstraßen noch zu Gute kommen, nicht thunlich, diese größtentheils das bestehende Privatrecht berührende Reform bis zur Herstellung des deutschen bürgerlichen Gesetzbuches zu vertagen, fo folgt aus dem letztgedachten Umstande mit Noth⸗ wendigkeit, daß die Abänderung über das durch die Bedürfnisse der Strombauverwaltung unbedingt gebotene Maß nicht hinausgehen und sich darauf zu beschränken haben wird, unter thunlichst nahem Anschluß an das bestehende Recht der letzteren die unerläßlichen Be⸗ fugnisse zu ertheilen.
Nicht minder war, da es lediglich um Erweiterung der letzteren im öffentlichen Interesse, nicht aber um eine anderweite Vertheilung der Verpflichtung zur Unterhaltung der schiffbaren Flüsse zwischen Staat und Uferbesitzer sich handelt, davon auszugehen, daß dem Rferbesizer nur das Dulden der erforderlichen Maßnahmen und das Unterlaffen schädlicher Handlungen aufzuerlegen, nicht aber eine thätige Mitwirkung derselben über den gegenwärtigen Rechtszustand hinaus zu beanspruchen sei. .
Im Hinblick auf 8. 115 des Zuständigkeitsgesetzes vom 26. Suli 1575 waren ferner Bestimmungen über die Zuständigkeit zur Ausübung der der Strombauverwaltung zugewiesenen Befug—⸗ nisse und den Instanzenzug beizufügen. Daß diejenigen Rechtsver⸗ hältniffe der Uferbesitzer, welche den Gegenstand dieses Gesetzes nicht bilden, als u. A. die Verpflichtung zur Gestattung des Leinpfades, die Uferbaulast und dergleichen, durch dasselbe nicht berührt werden, bedarf einer besonderen Erwägung kaum.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Die älteste unter den bestehenden deutschen Revuen, das Magazin für die Literatur des Auslandes“, tritt mit der vorliegenden Nr. 1 von 1886. inhaltlich wie seiner äußeren Er⸗ schein ng nach wesentlich verbesserk, in den neuen Jahrgang, seinen 45, ein. Dem Herausgeber, Dr. Eduard Engel hierselbst, ist es ge— lungen, nicht nur kompetente Richter auf literarischem Gebiete aus Deutschland um sich zu scharen, fondern auch bedeutende Namen des Auslandes für das Magazin“ zu gewinnen. Die Nr. 1 des Jahrgangs 1880 enthält u. A. eine Ansprache „An unsere Leser“, in welcher die Redaktion verspricht, den Nebentitel des Blattes zu recht⸗ fertigen, nämlich „kritisches Organ der Weltliteratur“ zu sein. Paul Heyfe hat seine Uebersetzerkunst bewährt an dem Gedichte Ugo Fos⸗ colo's: „Dei Sepoleri (Von den Gräbern). Ein Artikel von Karl Knortz „Ein deutsch-amerikanischer Dichter“ führt die Werke des in Freiligrathscher Manier dichtenden Caspar Butz vor. Professor Max Müller (Oxford) schreibt einen geistvollen Essavy „Ueber Mythen und Volkslieder der Südseevöller“ aus dem sich inter— effante Schlußfolgerungen bezüglich des Fetischismus ergeben. Der vielgenannte französische Romanschriftsteller und Kritiker Emile Zola liefert eine schwungvolle, eigens für das Magazin“ geschriebene Ärbeit über feinen Landsmann Gustave Flaubert und dessen Roman Husducation sentimentale. In einem Artikel von Dr. Julius Frei (Budapest) ‚„Shakespeare in Ungarn“ wird der Einfluß der deutschen Shakefpegre⸗Uebersetzungen auf die Entwickelung der ungarischen Bramatik geschildert. Paul Lanzky in Florenz unterzieht das Auf⸗ sehen machende Werk Mamiani's „Die Religion der Zukunft“ einer Kritik. Vier kleinere abgerundete Arbeiten, darunter Molisre in Rußland“, „Goethe's Stellung in der Weltliteratur“ ꝛe, sowie eine „Bücherschau“ und mehrere Spalten „Literarischer Neuigkeiten“ be⸗ fähigen den Leser, wie es das ‚Maggzin“ verspricht, der Bewegung sämmtlicher Literaturen mit Interesse zu folgen. — Das „Magazin“ erscheint in Leipzig bei W. Friedrich wöchentlich in einer Stärke von 32 Spalten und koster vierteljährlich 4 „t
Gewerbe und Handel.
Vr Frankfurt a. M., 1. Januar. Oel-Bericht von Wirth u. Co.). Obgleich das spekulative Interesse am Petro⸗ leummarkt noch sehr lebhaft ist, so konnten doch weder Rohöl noch raffinirtes die hohen Preise, welche sie zu Anfang des vorigen Monats erreicht hatten, behaupten. Geringe Nachfrage aus Europa und die Gerüchte von der Erbohrung neuer Quellen im Kinzua— Distrikte, die auf ein neues Oelgebiet schließen lassen, trugen dazu bei, dem Markt eine langsam weichende Tendenz zu geben. Trotz aller Anstrengungen der Haufsiers sind die Preise für Rohöl auf 11II Cents, für raffinirtes auf 8ę - 84 Cents, fur Kisten auf 111 Cents zurückgegangen.
Von Pe ru liegen Nachrichten vor, daß ein amerikanischer Bohr⸗ Ingenieur dortselbst größere und bessere Petroleumlager als die von Pennfylvanien und Kalifornien gefunden hat und bereits sehr gutes Brennöl daraus gewinnt. ; .
Die Statistik der 5 größten Häfen des europäischen Kontinents giebt den Gesammtvorrath von Petroleum auf 1222165 Faß gegen S877 000 Faß Ende 1878 an. Die Lagerzunahme beziffert sich also auf 43 0so᷑.
Schmiersle (Luhricating Oils) sind fest und Preise steigend. Von Der Marke Globe befindet sich nichts am Markt, andere Winter öle finden zu hohen Preisen Nehmer, zero cold test Oele sind sehr
gesucht. Verkehrs⸗Anstalten.
Triest, 2. Januar. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Saturno“ ist heute Nacht aus Konstantinopel hier angekommen.
Berlin, den 3. Januar 1880.
An Stelle der amtlichen Course, welche während des Winter semesters im Abgeordnetenhause nicht abgehalten werden können, ver⸗ anstaltet der Skenographen⸗Verein zu Berlin in der König lichen Gewerbe Akademie, Klosterstraße 36, Hörsaal U, einen öffent⸗ lichen Unterrichtskursus für Damen und Herren in der verein; fachten W. StolzeschenStenographi e. Der Unterricht beginnt Dienstag, den 13. Januar, findet Dienstag und Freitag Abends von s bis 9 Uhr statt und ist am 27. Februar beendet. Eintrittskarten sind gegen Erlegung von 6 S (für das Lehrbuch und zur Deckung der Unkosten) vorher zu entnehmen: im Abgeordnetenhause Leipziger straße 75, im Bureau des Invalidendank. Marggrafenstraße 51 a, sowie bei dem Kastellan Hrn. Kutscher, Klosterstraße 36. Schrift- liche Anmeldungen sind an den Leiter des Kursus, Hrn. L. Loepert, geprüften Lehrer der Stenographie, 80., Josephstraße 6, zu richten.
Der Jahresbericht des Vereins für Lübeckische Gesschicht und Alterthums kunde über das Jahr 1818 theilt mit, daß im Laufe desselben das 1. Doppelheft 6. Bandes des Lübecker Urkunden Fuchs erschienen, welcher die Jahre 1418 bis 1430 zu um fassen bestimmt sist. Daneben waren die Vorbereitungen vollendet, um ein 19. Heft des vom Verein unternommenen Siegelwerks im Druck erscheinen zu lassen. Dieses Heft enthält Siegel Lübecischer Bürger. Die bis herige Verzögerung der Publikation hat andererseits doch wieder den Vortheil gehabt, daß den vorhandenen Tafeln noch eine weitere hin- zugefügt werden konnte, welche die Abbildungen der im Münchener Staattzarchive aufbewahrten Siegel der Mitglieder des 1408 ausgewanderten alten Raths darstellt. Von der Zeitschrift konnte aus Mangel an Mitteln ein weiteres Heft nicht erscheinen, dagegen sind die in den letzten Jahren eingeführten monatlichen Abendzusammen⸗ künfte während des Wintersemesters 1878 fortgesetzt worden. Ge⸗ meinschaftlich mit dem Verein der Kunstfreunde hat der Verein eine Kommission niedergesetzt, welche die Frage zu berathen hat, ob die Publikationen über Lübecker Bau- und Kunstdenkmäler wieder aufzunehmen bezw. fortzusetzen seien. Die deutsche anthro⸗ pologische Gesellschaft, welche in Kiel tagte, folgte der Einladung
des Vereins und des naturhistorischen Museums zu einem zweitsgigen Befuche, während dessen die Museen und das Hünengrab zu Wald- haufen besichtigt und im Ritzerauer Gehege eine Ausgrabung vor⸗ genommen wurde. Das Museum Lubecense und die kulturhistorischen Sammlungen haben, letztere namentlich durch zahlreiche Zuwen⸗ dungen des Publikums, werthvolle Bereicherungen erfahren. — Die Neuwahl des Vorstandes für die 3 Jahre 1879 bis 1881 übertrug den Vorsitz an Stelle des aus Gesundheitsrücksichten zurück⸗ getretenen langjährigen (inzwischen verstorbenen) Präsidenten, Prof. Mantels, dem Polizei⸗Sekretär Hrn. Pr. jur. Adolph Hach, während die Kaffenführung und das Schriftflhreramt auch ferner von Hrn. Staats ⸗ archivar Wehrmann bezw. Hrn. Dr., jur. Joh. Benda wahrgenommen wird. — Zum 2öjährigen Jubiläum eines Schriftführers, des Hrn. Wehrmann, hat übrigens der Verein ein Veizẽichniß aller seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts in den han sischen und lübeckischen Wochenblättern und Zeitschriften ver= öffentlichten, auf die Geschichte Lübecks bezüglichen Abhand- lungen und Notijen, nach den Gegenständen übersichtlich geord⸗ net, erscheinen lassen, welches Freunden der hansischen Geschichte willkommenes Nachschlagematerial bietet.
Wiesbaden, 2. Januar. (W. T. B. Das R hein-Eis steht von dem Loreleyfelsen bis Mainz fest. In Folge dessen ist ein großes Anschwellen des Rheins und des Mains eingetreten und bei Rüsselsheim ein Dammbruch erfolgt. Rüsselsheim, Kostheim und Floersheim sind überschwemmt. Rüdesheim befindet sich seit gestern Mittag wegen Verstopfung des Binger Lochs unter Wasfer. Ueberall herrscht die größte Besorgniß. Die Hessische Ludwigsbahn hat die Fahrten zwischen Frankfurt a. M. und Mainz eingestellt.
Mainz, 2. Januar. (W. T. B.) Der Bahndamm beim Fort Gustavsburg an der Einmündung des Main in den Rhein ist in Folge der Ueberfluthung zerstört und der Bahnverkehr zwischen Malnz und Mannheim eingestellt worden. — Das Gis im Rhein und im Main hat sich nunmehr seit 115 Uhr Vormittags ohne weiteren Unfall in Bewegung gesetzt.
Worms, 3. Januar. (W. T. B.) Durch plötzlich einge⸗ unter Wasser gesetzt worden. Das Rhein⸗-Eis bei Mannheim und Philippsburg hat sich ebenfalls in Bewegung gesetzt.
Straßburg i. E., 2. Januar. (W. T. B.) Durch die Hochfluth der Ill haben mehrere hölzerne Brücken und Wach⸗ schiffe Schaden genommen. — Aus Metz wird von heute Nach⸗ mittag ein weiteres stetes Steigen der Mosel und ihrer Zuflüsse gemeldet. Gleiche Nachrichten sind üßer den Wasserstand der Saar hier eingegangen. Der Stand des Hochwassers hat denjenigen des Jahres 1844 stellenweise bereits überstiegen.
Metz, 3. Januar, Nachmittags. (W. T. B.) Die Mosel ist im Fallen. Der Eisgang ist ohne wesentlichen Schaden verlaufen. An der oberen Mosel ist die Gefahr beseitigt.
Wien, 2. Januar. (W. T. B.) Der Eisstoß auf der oberen Donau hat sich gestern Nacht und heute Vormittag von Marbach aus in Bewegung gesetzt und ist heute Vormittag 11 Uhr bis unter Krems vorgedrungen, woselbst der Wasserstand die Höhe von 612 em erreicht hat. Ste in und die umliegenden Ortschaften sind bereits überschwemmt; Krems ist gefährdet. — Die oberen Donauzuflüsse sind im Steigen. Von Tulln bis zur ungarischen Grenze stehen die Eismassen noch.
Ueber das Eisenbahnunglück in Dundee meldet die Allg. Corr.“ vom 1. Januar weiter: Vie Nachforschungen nach dem Wrack der Taybrücke und dem verunglückten Zuge wurden im Verlauf des gestrigen Tages unter günstigeren Verhältnissen betrieben, als dies an den beiden vorausgegangenen Tagen möglich gewesen. Das Wasser war ruhig und verhältnißmäßig rein, so daß die beiden Taucher im Stande waren, die Lage der Trümmer der Brücke und des Zugs genau festzustellen. Ein Wagson dritter Klasse wurde vollständig zertrümmert aufgefunden. Die Lokomotive lag auf der Seite. Bei Abgang der letzten Telegramme waren noch keine Leichen aufgefunden worden. Die Direktoren der Nordbritischen Eisenbahngesellschaft haben gestern eine Sitzung gehalten, um über die Wiederaufrichtung der Brücke Be⸗ schluß zu fassen; man entschied sich dafür, sofort nach der nächsten Sitzung die nöthigen Schritte fur die Wiederherstellung der Ver⸗ bindung zu thun; der Anwalt der Gesellschaft ist beauftragt worden, alle allenfalls nöthigen parlamentarischen Schriftstücke vorzubereiten. Die Direktoren haben für die Gesellschaft 500 Pfd. Sterl. und unter sich weitere 569 Pfd. Sterl. zu Gunsten der Hinterbliebenen der ver⸗ un glückten Passagiere 2c. gezeichnet. Sir Thomas Bouch, welcher die Brücke entworfen, hat die Summe von 250 Pfd. Sterl. beigesteuert.
Einer anderen Mittheilung zufolge sind sämmtliche Waggons des Zuges mit Ausnahme von Dreien aufgefunden worden; auch glaubt man das Wrack eines dieser drei Waggons gefunden zu haben. Von den letzten drei Waggons aber, d. h. einem Waggon 3 Klasse, einem Waggon 2. Klasse und dem Waggon der Conducteurs fehlt jede Spur; ohne Zweifel haben sich dieselben von dem übrigen Zuge losgerissen.
Nach dem für die Subseriptions⸗Redoute im Flora⸗ Etablifsement zu Charlottenburg am Sonnabend, den 7.8 M., ausgegebenen Programm wird das Fest 9 Uhr Abends beginnen. Der Eintritt ist nur gegen Vorzei⸗ gung der besonders ausgegebenen Billets gestattet, welche im Invalidendank — Berlin, Markgrafenstraße Nr. 51 2. — an den Billetkassen des Etablissements und an den öffentlich bekannt ge— machten Stellen nach Einzeichnung in die ausliegenden Listen ver⸗ abreicht werden. Preis des Billeis 3 ̃ Schluß der Zeichnungen am 15. Januar Abendtz. Die Theilnehmer werden ersucht, in Maske oder Domino zu erscheinen. Dominos sind leihweise zum Preise von 3 M an im Etablissement zu haben. Die gesammten Räume des Etablissements sind festlich erleuchtet und dekorirt, die Ballmusik wird von zwei großen Musikchören, abwechselnd Streich⸗ und Militär⸗ musik, ausgeführt, die Tänze von Königlichen Tänzern geleitet werden, Von 1j Uhr ab werden während der Nacht Pferdebahnwagen zur Rückfahrt nach Berlin (pro Person 50 ) bereit sein; ebenso werden Droschken zur Verfügung stehen.
Die Direktion des Residenz⸗Theaters hat den jugendlichen Violinvirtuosen Dengremont für einige Konzerte gewonnen, deren erstes am Neujahrstage stattfand. Der kleine Künstler hat seit feinem hiesigen Aufenthalte im vorigen Jahre in seiner Ausbildung noch Fortschritte gemacht; seine technische Fertigkeit ist auch, ab⸗ gesehen von seiner großen Jugend, er soll gegenwartig erst 12 Jahre zählen, staunengwerth und reicht fast bis an die äußerste Grenze der Möglichkeit. Auch die künstlerische Auffassung und der Vor⸗ frag sind merklich gereift, so daß er schon heute als ein fast vollendeter Violinvirtuose erscheint. Leider waren gestern, Freitag, wo wir Gelegenheit hatten, den Geiger zu hören, die zum Vortrag gewählten Musikstücke nicht von besonderem Kunstwerthe; es waren eine Fantaisie eaprice von Vienrtemps und die Erinneruüng an Haydn von Leonard. Beide Stücke sind nur sogenannte Virtuosen⸗Kom⸗ positionen ohne tiefern Inhalt, die von hervorragenden Geigern ver- faßt, lediglich darauf berechnet sind, die Kunst des Spielers in be⸗ stechender Weise an den Tag zu legen. Für die virtuose Behandlung des Instruments bieten sie freilich einen weiten Spielraum und eine Gelegenheit, durch glänzende Technik zu brilliren, und das hat denn Mauricio Dengremont wiederum in vollstem Maße gethan durch spielend leichte Ueberwindung der größten technischen Schwierigkeiten, welche seinem Instrumente überhaupt geboten werden können. Er erntete den lebhaftesten Beifall. Deutsche Musik wäre uns freilich lieber gewesen, und auch darin leistet ja der junge Künstler recht Tüchtiges, wie wir uns aus seinen vorjährigen Konzerten erinnern. Zwischen den Koanzertpiecen wurden zwei heitere einaktige Stücke von Max Bauermeister „Er macht Visite' und „Sein Freund“ von den hei⸗
mischen Mitgliedern des Residenz⸗Theaters frisch und gefällig gespielt.
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