1880 / 6 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 08 Jan 1880 18:00:01 GMT) scan diff

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Regierungs⸗Rath, womit aber weder eine Vermehrung seines Ge⸗ haltes noch eine Veränderung seiner amtlichen Stellung verbunden ei, wurde zur Erörterung der Frage wegen Fortdauer des Mandats er Geschäftsordnungs-Kommission uͤberwiesen. Ferner theilte der Präsident mit, daß eine tabellarische Uebersicht über die sachliche Zuständigkeit der Beschlußbehörden und der Verwal— tungsgerichte, ein Schreiben in Betreff des Ankaufs von Pfer⸗ den für die Gestütsverwaltung und eine Denkschrift über die gemäß des §. 20 des Gebäudesteuergesfetzes vom 21. Mai 1861 ausgeführte erstmalige Revision der Gebäudesteuer⸗Veranlagung eingegangen seien. Darauf setzte das Haus die zweite Berathung des Etats pro 1889/81 mit dem Etat des Ministeriums für Handel und Gewerbe (s. unter Landtagsangelegenheiten) fort. Der Staats-Minister Hofmann wies in seinen ein⸗ leitenden Worten auf die hohe Bedeutung dieses Ressorts in seiner vorbereitenden Thätigkeit für die wirthschaftliche Gesetz⸗ gebung des Reiches hin. Diese Thätigkeit sei keine untergeord—⸗ nete, denn Preußen vereinige alle zu berücksichtigenden wirth⸗ schastlichen Interessen in seinem Gebiet, so daß es mehr wie jeder andere deutsche Bundesstaat in der Lage fei, der Reichs⸗ gesetzgebung für ihr Wirken durchgearbeitetes Naterial zu bieten. Außerdem habe das preußische Handels⸗Ministerium einen ausgedehnten Wirkungskreis in Gewerbekonzessions— und Schiffahrtsangelegenheiten, in dem Verkehr mit den Han⸗ delstammern u. s. w. Der Minister bat um möglichst unver⸗ änderte Annahme des Etats.

Die Abgg. Seyffardt (Crefeld) und Kropp sprachen den Wunsch nach Beseitigung der Mängel des Gefetzes von 1868, betreffend die öffentlichen Schlachthäuser, aus, worauf der Staats⸗Minister Hofmann erklärte, daß ein diesbezüglicher Gesetzentwurf bereits ausgearbeitet sei und vielleicht noch in dieser Session zur Vorlage kommen werde. Bei Kap. 64 Tit. 4 der dauernden Ausgaben wurde im Gegensatz zu dem Antrage

der Budgetkommisston das Gehalt eines Kanzlei⸗Direktors nach

den Forderungen der Regierung bewilligt, dagegen wurde bei Schluß des Blattes im Tit. 8 die Funktionszulage von 1200 S½ς für den Vorsteher des Centralbureaus gestrichen.

Unter Bezugnahme auf den seinem Inhalt nach in Nr. 234 des „Reichs⸗Anzeigers“ de 1879 mitgetheilten Cirkular⸗ erlaß vom 12. September v. J. benachrichtigt der Minister des Innern die Bezirksregierungen in einer Cirkularverfügung vom 20. Dezember v. J., daß die in jenem Cirkular gedachten neueren Bestimmungen in Betreff der Handhabung der Russischen Paßpolizei zwar nur an den BOber⸗-Polizei⸗ meister in Warschau ergangen seien. Da diese Bestimmungen indeß im Wesentlichen nur in einer wiederholten Einschärfung der bereits früher in Rußland allgemein erlassenen Anord— nungen beständen, so würden die außerhalb der Stadt Warschau in Polen sowie in anderen Theilen Rußlands verweilenden Deut⸗ schen Reichsangehörigen sich gleichfalls der Bestrafung aussetzen, wenn sie verabsäumten, jenen, für Warschau speziell republi⸗ zirten Vorschriften auch in anderen Theilen Rußlands nach⸗ ukommen, und es empfehle sich demzufolge, sämmtliche Rei⸗ . welche Pässe nach Rußland nachsuchen, hierauf durch die 1 Behörden jedesmal ausdrücklich aufmerksam zu machen.

Nach der in Nr. 1 d. Bl. ver off entlichten Erklärung vom 31. ö v. J. wegen proyisorischer Verlängerung des Handelsvertrages mit Sesterreich-Ungarn vom 16. Dezember 1878 sollen die Vereinbarungen im Absatz 1 und 2 des Artikel X. des Vertrages in dem als Anlage diesem Vertrage beigefügten Zollkartel und in den hierauf be— züglichen Erklärungen des Schlußprotokolls bis zum 30. Funi 1880 insoweit zur Ausführung kommen, als die bestehenden Gesetze nicht entgegenstehen.

Demnach bleiben, nach einem Cirkularerlaß des Finanz— Ministers vom 4. d. M. die Bestimmungen des Zollkartels bis zu dem bezeichneten Zeitpunkte in Kraft mit Ausnahme:

1M der Vorschriften im 8. 6, soweit hierdurch den deut⸗ schen Ortsvorständen und Behörden die Verpflichtung auf⸗— erlegt ist, im Falle einer vollbrachten oder versuchten Um— gehung der österreichisch⸗ungarischen Zollgesetze den Anträgen der österreichisch- ungarischen Beamten auf einstweilige Beschlag— nahme der Waaren und Festhaltung der Thäter in derselben Weise zu genügen, wie ihnen dies bei Uebertretungen der deutschen Zollgesetze zusteht oder obliegt;

2) der Vorschristen im 5. 12 erster Satz, ferner in den S8. 13 bis 23 und im §. 24 Nr. J bis 3, soweit dieselben sich auf Artikel 17 beziehen, sowie in 8. 24 Nr. 4. Ebenso bleiben die Bestimmungen des Schlußprotokolls zu Artikel 10 des Ver— trages und zum Zollkartel in Kraft, mit Ausnahme der Ziffern 3 und 9 bis 12.

Nach demselben Erlaß ist dahin Anordnung zu treffen, daß alle Waarenführer, welche sich der Absicht einer Ueber—⸗ tretung der österreichisch-ungarischen Zollgesetze verdächtig machen, innerhalb des Grenzbezirks einer besonders scharfen Ueberwachung in Betreff der Beobachtung der diesseitigen Zollvorschriften ngmientlich bezüglich der Transport— kontrole unterworfen und dabei sich ergebende Ueber— tretungen streng geahndet werden.

In einem Cirkularerlaß vom 5. d. M. macht der Finanz⸗ Minister darauf aufmerksam, daß nach jener Erklärung, nach— dem die Bestimmungen im Artikel 6 des Vertrags vom 16. Dezember 1878, in dem Schlußprotokoll zu em Ar⸗ tikel Litt. A. und B., sowie die mittelst Noten vom 16. De— ember 1878 gegenseitig mitgetheilten Detailvorschriften außer

irksamkeit gesetzt worden sind, die bisherige vertragsmäßig zugesicherte Zollfreiheit für rohes leinenes Handgespinnst und für rohe ungebleichte Leinewand, welche auf der Grenzlinie von Leobschütz bis Seidenberg nach Bleichereien und Lein⸗ wandmärkten in der Provinz Schlesien, sowie auf der Grenz—⸗ strecke von Ostritz bis Schandau im Königreich Sachsen ein⸗ geht, vom 1. Januar d. J. ab aufhört, und daß von dem gleichen 566 an bezüglich des Veredlungsverkehrs mit Oesterreich⸗Ungarn diesseits lediglich die Vorschriften im . 115 des Vereinszollgesetzes und die hierzu ergangenen Ausführungsbestinimungen zur Anwendung kommen.

Eine unterm 7. Januar d. J. ergangene Allerhöchste Ordre bestimmt, daß die Post- und Telegraphen-Ver⸗ waltungsgeschäfte für Charlottenburg und Westend vom 1. April d. J. ab von der Kaiserlichen Ober⸗Postdirektion in Potsdam auf diejenige in Berl in übergehen.

Der General Lieutenant von Drigalski, Comman⸗ deur der Kayallerie⸗Division des XV. Armee⸗Corps, ist mit Urlaub von Metz hier eingetroffen.

Merseburg, 7. Januar. (Magd. 3tg.) In der heu⸗

wurde die Vorlage des Provinzialausschusses, betreffend die Uebernahme der Verwaltung und Unterhaltung von Pro⸗ vinzial⸗Chausseen durch die Kreise, an eine Kommission von 15 Mitgliedern verwiesen. Demnächst wurde nach längerer Debatte beschlossen, die zweite Lesung der Vorlage des Aus⸗ schusses, betreffend den Entwurf eines Reglements über die Fürsorge für die Hinterbliebenen der Beamten des Proyvinzial⸗ verbandes, im Plenum vorzunehmen. Hierauf vertagte sich der Landtag auf Donnersteag.

Sachsen. Dresden, 7. Januar. (Dr. J.) In der Ersten Kammer standen heute auf der Tagesordnung die Schlußberathung über das Königliche Dekret, die mit der Forthildungsschule gemachten Erfahrungen betreffend, und die Petitionen der Dorfgemeinden im Amtsbezirke Sayda, sowie des Rittergutsbesitzers Lichtenstein auf Lawalde und Ge⸗ nossen, die Herabsetzung der Fortbildungsschulpflicht auf 2 Jahre betreffend. Nach längerer Debatte wurde in Ueber⸗ einstimmung mit der Zweiten Kammer bei dem Königlichen Dekrete Beruhigung gefaßt, die genannten Petitionen der Staatsregierung zur Kenntnißnahme überwiesen, der Beitritt zu dem hierbei gefaßten Beschlusse der Zweiten Kammer, die Staatsregierung zu ersuchen, dem nächsten Landtage eine wei⸗ tere Vorlage über die ferneren, bezuglich der Fortbildungs⸗ schule gemachten Erfahrungen zu machen, aber abgelehnt.

Die Zweite Kammer begann die Berathung des Etats der Justizberwaltung. An Kap. 17, Justiz-Ministerium nebst Kanzlei und Sportelfiskalat, welches von der Finanzdeputation mit einigen Abänderungen zur Bewilligung empfohlen wurde, knüpfte sich eine Art Generaldebatte, die sich namentlich ver⸗ breitete über die allseitig beklagte Höhe der Gerichtskosten und über die Regulirung des Gerichtsvollzieher⸗ und des Friedens— richterinstituts. Die Kammer bewilligte das Kapitel in der von der Deputation beantragten Höhe und nahm einen Antrag

sucht wird, beim Bundesrathe auf die Abänderung des Ge⸗ richtskostengesetzes und Herabsetzung der in demselben festge⸗ stellten Kostenbeträge hinzuwirken. Zwei Anträge der Abgg. Lehmann und Oehmichen, welche in der Hauptsache eine Er⸗ weiterung des Friedensrichterinstituts verlangten, wurden der Gesetzgebungsdeputation überwiesen. Die Debatte über Kap. 18, Oberlandesgericht 2c, wurde bald nach ihrer Eröff— nung auf morgen vertagt.

Heute früh ist der General⸗Adjutant Sr. Majestät des Königs, General⸗Lieutenant Krug von Nidda, gestorben.

Baden. Karlsruhe, 6. Januar. S. K. H. der Erb großherzog hat heute Abend die Residenz verlassen, um nach Freiburg zurückzukehren.

(K. 3.) Eine Verordnung des Handels⸗Ministeriums vom 2. Januar enthält eine im Einverständnisse mit dem⸗ Ministerium des Innern zum Vollzuge des §. 139. der deutschen Gewerbe-Ordnung und des §. 3 der landesherrlichen Verordnung vom 30. Januar 1879 erlassene Dienst—⸗ anweisung für den . Der Fabrik⸗ inspektor soll in seinem Wirkungskreife nicht an die Stelle der ordentlichen Polizeibehörden treten, seine Aufgabe be viel⸗ mehr darin, durch Ergänzung der Thätigkeit dieser Behörden, sowie durch fortlaufende Beobachtung derselben und' durch sachverständige Berathung des Handels⸗Ministeriums und der . eine zweckentsprechende und gleichmäßige Aus⸗ führung der Bestimmungen der Gewerbeordnung und der auf Grund derselben erlassenen Vorschriften zu bewirken. Dabei soll er durch eine wohlwollend kontrolirende, berathende und vermittelnde Thätigkeit die Interessen der Gewerbsunternehmer, der Arbeiter und des Publikums in billiger Weise zu ver— mitteln und den Arbeitgebern wie den Arbeitern gegenüber eine Vertrauensstellung zu gewinnen suchen, welche ihn in den Stand setzt, zur Erhaltung und Anbahnung guter Beziehungen zwischen beiden mitzuwirken. Der Fabrikinspektor ist unmittelbar dem Handels-Ministerium unterstellt, bel dem er als das regelmäßige Organ sachverständiger Begutachtun in seinem Geschäftsgebiete zu fungiren und dem er ier einen umfassenden Jahresbericht uͤber seine amtliche Thätigkeit zu erstatten hat.

Anhalt. Dessau, 7. Januar. (Mgdb. Ztg. Heute Vormittag 101, Uhr wurde im großen Sitzungssaale' des Landtagsgebäudes die erste anhaltische Landessynode nach einem einleitenden Gebet des Ober-Hofpredigers Teich— müller durch den Staats⸗-Minister von Krosigk mit folgender landesherrlichen Botschaft eröffnet:

„Hochwürdige Versammlung! Bei Erlaß der Syaodalordnung vom 14. Dezember 1378 haben Wir als Landesherr und oberster Träger des Kirchenregiments bereits Unseren Entschluß ausgesprochen, zugleich eine Vereinigung der in den köthenschen Landesthellen Unse— res Herzogthums getrennt bestebenden evangelischen Konfessionen anzustreben. Nachdem jetzt die erste, ausnahmsweise noch mit. Rücksicht auf die getrennten Konfessionen gewählte Landessynode auf Unsere Berufung zusammengetreten ist, halten Wir die Zeit sür gekommen, das in jenen Landestheilen früher unterbrochene Werk der Kirchenvereinigung wieder aufzunehmen und die in denselben noch getrennt bestehenden Konfessiongskirchen der in den übrigen Theilen Unseres Herzogthums zum großen Segen be— stehenden Union zuzuführen. Erst nach Vollendung dieses von Un— seren Vorfahren begonnenen und auch Uns am Herzen liegenden Einigungswerkes werden die folgenden Synoden auf Grund der ge— wonnenen einheitlichen Gestalt der evangelischen Landeskirche die für den ferneren gedeihlichen Ausbau derselben dienlichen Maßregeln zum Gegenstande ihrer Berathung und Beschlußfassung zu machen hahen, während die jetzt zusammentretende erste Landes synode wesentlich mit dem vor Allem erforderlichen Unionewerke sich zu be—⸗ schäftigen haben wird. Außer dem diese Hauptangelegenheit betreffen den Gesetzentwurfe werden derselben nur noch solche Gegenstände zur gesetzmäßigen Behandlung zugewiesen, welche entweder mit dem Int⸗—= lebentreten und der Durchführung der Synodalordnung eng zufam— menhängen, oder deren Erledigung keinen Aufschub duldet. Wir geben Uns der Erwartung hin, daß die Landesfynode den ihr ge— stellten Aufgaben mit demjenigen treuen, einträchtigen urd liebevollen Eifer sich unterziehen werde, welcher unter Gottes gnädigem Bei⸗ stande einen glücklichen Erfolg zum Segen unserer evangelischen Landeskirche verhoffen läßt!“

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 7. Januar. (W. T. B.) Wie der Polit. Corresp.“ aus Ragu sa gemeldet wird, haben sich die Albanesen in den letzten Tagen in der Nähe von Gussinje konzentrirt. Man befürchtet einen Angriff auf Montenegro. Die Montenegriner haben beschlossen, in der Defensive zu bleiben.

Pest, 6. Januar. Die Delegationen werden, dem „Pest. L.“ zufolge, ihre Berathungen am 8. d. in Wien wieder

tigen Sitzung des sächsischen Provinzlal-Landtages

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des Abg. Freytag an, durch welchen die Stagtsregierung er-

die Verhandlung über die ihnen zugewiesenen Vorlagen ein⸗ treten. Man hoffe, daß die Delegationen bis zum 26. d. ihre Berathungen beenden werden, so daß dann der ungarische Reichstag seine Wirksamkeit wieder aufnehmen kann.

Die Referenten der Ausschüsse der un garischen Delegation sind wie die „Bud. Corr.“ erfährt bereit, gleich in den ersten Ausschußsitzungen über das betreffende Budget dem Ausschusse zu berichten, respektive in die Ver— handlung einzugehen. Sb der Ausschuß für äußere An⸗ gelegenheiten etwa früher über die äußere Politik selbst, respek⸗ tive über die Prinzipien der Einleitung des Ausschußberichtes diskutiren werde, darüber werde erst der Ausschuß in seiner ersten Sitzung zu entscheiden haben.

Der „Pester Lloyd“ kündigt die baldige Einbringung der schon vor längerer Zeit in Aussicht gestellten Wehr ,,, an, indem er schreibt:

Bekanntlich sind schon seit längerer Zeit zwischen dem gemein samen Kriegs-Ministerium und den Landesvertheidigun 3⸗Minifterien der beiden Reichshälften Verhandlungen im Zuge betreffs Ab— änderung einiger Paragraphen des Wehrgesetzes. Die bezügliche Re⸗ gierungsvorlage hätte gleichzeitig mit jener über die weitere Aufrecht— haltung des Kriegsstandes von 800 006 Mann bis 1889 den beiden Parlamenten zugemittelt werden sollen. Diese Gesetzentwürfe sind aber nicht rechtzeitig fertig geworden und sollen erst kürzlich zum Ab— schlusse gelangt sein, so daß deren Vorlage nach Ablauf der Parlamentsferien zu gewärtigen ist. Nun erfahren wir nachträglich, daß eines der verzögernden Momente in der noch immer schwierigen und nicht gelösten boechesischen Rekrutirungsfrage zu suchen war oder vielleicht auch noch heute zu suchen ist. Diese Frage wurde neuestens auch durch den Umstand verwickelt, daß bei der Ausdehnung des Wehrgesetzes auf das Gebiet voa Spizza die gleichen Grundsätze ,, werden müssen, wie in dem angrenzenden Kreise von

attaro.“

Großbritannien und Irland. London, 8. Januar. (W. T. B.) Die Regierung von Irland hat beschlossen, aus

Den Ueberschüßsen des Kirchen fonds 250 900 Pfd. Sterl. für

Anlage von Bauten zur Steuerung des Nothstandes vor— zustrecken.

Griechenland. Athen, 6. Januar. Wie der „Deutschen Zeitung“ von hier gemeldet wird, wären die grie— chischen Delegirten in Konstantinopel beordert wor— den, sich zur Rückreise bereit zu halten.

Türkei. Konstantinopel, 7. Januar. (W. T. B.) Die englischen Konsuln verlangen in Folge der zunehmenden Hungersnoth in den Distrikten von Baskala und Bayazid, sowie wegen der fortwährend seigenden großen Theuerung in Diabelir und Mosul, daß England pekuniäre Hülfe leiste. —Bulgarische Miliztruppen haben sich mit Ge⸗ walt in den Besitz der griechischen Kirche in Philippo— pel gesetzt. Aleko Pascha hat in Folge dessen die Schlüssel zur Kirche in Verwahrung genommen.

Amerika. Washington, 5. Januar. (Allg. Corr.) Der sogenannte egal tender case“, welcher die Be— fugniß des Kongresses beanstandet, in Friedenszeiten die „legal tender-⸗Eigenschaft von Noten der Vereinigten Staa⸗ ten zu ereiren oder aufrecht zu erhalten, lag heute dem obersten Gerichtshof der Union zur Begutachtung vor. Der Gerichts hof verschob indeß wegen Unpäßlichkeit des Oberrichters Waite die Prozedur, mit der Erklärung, daß Fälle, welche wichtige Verfassungsfragen involviren, von dem Plenum des Gerichts⸗ hofes entschieden werden müßten.

New⸗York, 7. Januar. (W. T. B.) Der Präsident der Republik Peru, General Pra do ist gestern hier angekom⸗ men. Nach dem hier eingetroffenen „Panama Star and Herald“ vom 27. Dezember hätte General Prado erklärt, daß er die Reise nach Europa zum Zweck des Ankaufs von Panzer— schiffen für die peruanische Marine unternehme.

Die Legislative des Staats Maine ist heute ohne Ruhestörung eröffnet worden. Die Republikaner nahmen an der Konstituirung der Kammern nicht Theil; in Folge dessen wählten der Senat und die Kammer ihre Bureaus aus den Reihen der Demokraten.

Aus dam Wolffschen Telegraphen-Bureau.

Rom, Donnerstag, 8. Januar. Der neuernannte öster⸗ reichisch-ungarische Botschafter am hiesigen Hofe, Graf Wimpffen, ist gestern hier eingetroffen.

Landtags⸗Angelegenheiten.

Der Etat des Finanz⸗Minister iums für das Jahr vom 1. April 1880,81 schließt mit einer Einnahme von 14960 784 gegen 1 647 716 M des vorigen Etats, mithin 156932 S Unter dem letzteren Minus figurlren 51 900 M6. Geld und Ordnungs⸗ strafen und 13 450 6 aus herrenlosen Erbschaften. Die Summe der Ausgabe beziffert sich mit 35 659 909 S. (daruater künftig wegfallend 3 522 986 ½ gegen 36218 137 6 des vorigen Etats, mithin 523 128 664 Die Ausgabe setzt sich zusammen aus folgen den Summen: Ministerium 1 019 275 Mt. ( 12 000 Sς); Ober Präsidien und Regierungen, einschließlich der Finanzdirektion nebst Beürkshauptkassen in der Provinz Hannover I1 426 682 S (dar⸗ unter künftig wegfallend 128 494 cee) gegen 10 543 382 SL des vorigen Etats, mithin 877 300 1 mehr. Unter diesem Plus figuriren 820 900 M zur Bestreitung der Portokosten und sonstigen Fracht⸗ gebühren für dienstliche Sendungen. Das Kapitel „Rentenbanken“ erfordert 611 127 M (darunter künftig wegfallend 75 927 S) gegen 612705 des vorigen Ctats, mithin weniger 1577 S6 Bas Kapitel Wittwer⸗ und Waisen⸗Verpflegungsanstalten nimmt 3 254 135 6 in Anspruch (darunter 1 507 655 ς künftig weg- fallend) gegen 3274 0690 M, mithin 19 925 4.Ä Der Zuschuß zur allgemeinen Wittwen · Verpflegungsanstalt in Berlin ist um 31 350 0 geringer in Anschlag gebracht, als im vorigen Ctat. Als Verwaltungs⸗ und Betrie bskosten für den Thiergarten bei Berlin sind ausgeworfen 142 680 ½ (— 1690 M6) Das Kapitel Wartegelder, Pensionen und Unterstützungen nimmt in Anspruch 16307 109 S (darunter 1769 109 künftig wegfallend) gegen 16359 589 4½, mithin 52 479 s Kapitel „Allgemeine Fonds“ schließt ab mit 2940 000 Æν (darunter künftig wegfallend 40 000 M06) gegen 4 259 000 ½,also 1 319 000 4 Hier ist der Posten für Ablösung von Passivrenten und anderen Ver— pflichtungen um 50 000 M erhöht, weil es dringend nothwendig er⸗ schien, nachdem die in früheren Jahren bewilligten extraordinären Fonds verwendet sind, den ordinären Fonds zu erh hen. Im Minus figuriren weiter 1 361 900 M, welche auf verschiedene Verwaltungen übertragen sind. Das Betriebskapital der Generalstaatskasse be⸗ trägt 30 330 0090 M66 Der Bestand bei dem Reservefonds der Rentenhanken am 15. September 1879 betrug in Effekten 5 634 432. . 14, in Baar 23 M 56 8. Der Etat des Ministeriums für Handel und Ge— werbe für das Jahr vom 1. April 188081 weist eine Einnahme von 285 999 M nach gegen 282 425 M des vorigen Etats, mithin mehr 3484 4 Die Summe der dauernden Autgaben beläuft sich

aufnehmen, und werden die Ausschüsse an diesem Tage in

auf 1481 391 S6 (darunter künftig wegfallend 5340 M6) gegen

1437 605 M, mithin mehr 43 786 Von der Hauptsumme wer⸗ den erfordert: für das Ministerium 221 550 ½ (darunter künftig wegfallend 5000 At) gegen 201 800 M, also 19750 S mehr. Der Minister bezieht kein Gehalt. Das Kapitel „Handels und Gewerbe⸗ Verwaltung, schließt mit 03 55 1M ab C 15 883 M. Für die Navigationsschulen, wissenschaftliche und gemeinnützige Zwecke sind ausgeworfen 332 454 66 ( 8155 „). An vermischten Ausgaben sind in Ansatz gebracht 18 850 M, wie im vorigen Etat. An einmaligen und außerordentlichen Ausgaben werden 38 488 M in Anspruch ge⸗ nommen gegen 194 450 ½ς des vorigen Etats, mithin 65 962 (t. weniger, Hiervon sind bestimmt: zu Entschädigungen für aufgehobene gewerbliche Berechtigungen 20 009 „6; zur Wiederherstellung des fiskalischen Emslootsenschooners Borkum“ 12 608 M; zu den Kosten der Erhöhung des südwestlichen Observationsthurms des Navigations- schulgebäudes zu Altona 5800 A0

Statistische Nachrichten.

Ueber die Zahl, das Lehrpersonal und die Frequenz der ein— fachen und erweiterten Volksschulen, der Fortbildungs—⸗ schulen und Privat-⸗Unterrichtzanstalten im Großherzog⸗ thum Lessen nach dem Stande im Frühfahre 1879 entnehmen wir den „Mittheilungen der Großherzoglich hessischen Centralstelle für die Landesstatistik! solgende Daten: Es bestanden an einfachen Volksschulen in Hessen 986, Davon waren nach dem Bekennt⸗ nisse; gemeinsame 868, epangelische 57, römisch-katholische 53 und israelitische 3; nach dem Geschlecht: ganz gemischte 916, zum Theil gemischte 43, ganz getrennte 27; nach den Schulklassen: einklassige 614, zweiklassige 212, dreiklassige 82, vierklassige 48, mehr⸗ klassige 30; nach dem Schulgelde: ohne Schulgeld 522, mit Schulgeld 454. Das Lehrpersonal bestand im Ganzen aus 1896 Lehrern und Lehrerinnen, und zwar 1783 Volksschullehrern und 113 Volksschullehre⸗ rinnen. Die Zahl der Schulkinder betrug im Ganzen 144 916; da—⸗ von waren 72 585 Knaben und 72 831 Mädchen. Dem Bekenntnisse nach waren von den Schulkindern 98 857 evangelisch, 41 895 römisch—

katholisch, 2805 israelitsch und 1359 anderer Konfesstan. Durch

schnittlich kamen guf 1000 Einwohner 163,9, auf 1 Schule 147, auf eine Lehrstelle 76,4 Schulkinder. Von den Städten des Groß— herzogthums hatte Darmstadt eine konfessionell gemeinsame mehrklassige Volksschule ohne Schulgeld, in der die Schulkinder nach dem Geschlechte ganz getrennt sind und an welcher 28 Lehrer und 6 Lehrerinnen unter richteten. Diese Schule wurde von 1118 Knaben und 1229 Mädchen besucht, von denen 1996 evangelisch, 342 römisch-⸗katholisch, 6 israe⸗ litisch und 3 anderer Konfession waren. Auf 1000 Einwohner kamen hier 63 und auf eine Lehrstelle 69 Schulkinder. Offenbach hatte gleichfall eine konfesstonelQl gemeinsame, mehrklassige Volksschule mit getrennten Geschlechtern, doch mit Schulgeld. An derfelben unterrichteten 235 Lehrer und 6 Lehrerinnen, besucht wurde die Schule von 1082 Knaben und 1169 Mädchen, von denen 1354 evangelisch, Iö0 römisch⸗katholisch, 12 israelitisch und 125 anderer Konfession waren. Hier kamen auf 1000 Einwohner 86,5 und auf eine Lehrstelle 77,6 Schul⸗ kinder. Gießen hatte eine auf gleiche Weise eingerichtete Volksschule mit 12 Lehrern und 890 Schülern, und zwar 384 Knaben und 5s0ß Mädchen, von welchen 819 evangelisch, 69 katholisch und 2Aisrgelitisch waren. Auf. 1000 Einwohner kamen 63,6 und auf eine Lehrstelle 74,2 Schulkinder. Mainz und Bingen besaßen je 2 Volksschulen. In Mainz waren beide Schulen konfessionell ge— meinsam, 1 einklassig und 1 mehrklassig, mit 37 Lehrern und 29 Lehrerinnen und 2513 Schülern und 2292 Schülerinnen, von denen 1353 evangelisch, 3379 römisch⸗katholisch, 35 israelitisch und 38 anderer Konfession waren. Auf 1000 Einwohner kamen 84,3 und auf eine Lehrstelle 2.8 Schulkinder. Von den heiden Schulen in Bingen war eine evangelisch und eine römisch -katholisch, 1 zweiklassig und J mehr⸗ klassig; die Zahl der Lehrer betrug 8, die der Lehrerinnen 5, die der Schüler 950, und zwar Knaben 485. Mädchen 465, von denen 158 evang., 774 röm. kath. und 18 israelitisch waren. Auf 1000 Einw. kamen 14844 und auf 1 Lehrstelle 73.1 Schulkinder. Worms besaß eine mehrklassige Volksschule mit 26 Lehrern und 3 Lehrerinnen, 2294 Schulkinder (1131 Knaben und 1163 Mädchen), von denen 1482 evang., 752 röm. kath., 41 israel. und 19 anderer Konfession waren Auf 1000 Einw. kamen hier 138,8 und auf 1 Lehrstelle 79,1 Schulkinder. Fortbisldungsschulen gab es im Frühjahr 1879 751 einklassige, 83 zweiklassige und 23 drelklassige. Die Zahl der Schüler betrug 21497, von denen 14783 evang, 5705 röm.“ kath., 323 israelitisch und 183 anderer Konsession waren. Auf 1000 Einw. kamen 243, auf 1 Fortbildungsschule 25, und auf 100 Schüler der Volksschulen 29,8 Schüler. In den sechs Städten Darmstadt, Offenbach, Gießen, Mainz, Bingen und Worms existirte je eine dreiklassige Fortbildungsschule. In Darm⸗ stadt betrug die Zahl der Schüler 385 und kamen hier auf 1000 Einw. 103 und auf 100 Schüler der Bolksschulen 344 Schüler. In den übrigen fünf Städten stellten sich diefe Zahlen wie folgt: Offenbach 503 bez. 19,zg und 46,5, Gießen 197 bez. 14,1 und 51,3, Mainz 450 bez. 7,9 und 17,), Bingen 138 bez. 21,6 und 28,6, Worms 276 bez. 16,B, und 244. Privatunterrichts⸗An⸗ stalten existirten im Großherzogthum 73, von denen nach dem Be— kenntnisse 58 gemeinsamh, 2 evan, 8 röm. kath. und 5 israelitisch waren. Dem Geschlechte nach waren 22 gemischte, 14 für Knaben und 37 für Mädchen. Das Lehrpersonal be⸗ stand aus 382 Lehrern, und zwar 193 Lehrer und 189 Lehrerinnen. Die der Schüler betrug 1934, die der Schülerinnen 3668; davon waren 2583 evang., 1960 römisch-⸗kath., 10 israelitisch und 52 anderer Konfession. In der Stadt Darmstadt bestanden 10 Privatunterrichts ⸗Anstalten, von welchen nach dem Bekenntnisse 9 gemeinsam und 1 röm. ⸗kath,, 4 für Knaben und 6 für Mädchen be⸗ stimmt waren, und an denen 43 Lehrer und 35 Lehrerinnen unter richteten. Die Zahl der Schüler betrug 441, die der Schülerinnen 753, von denen 912 evang., 182 röm. kath., 95 israelitisch und 5 anderer Konfession waren. Mainz besaß 12 Privatunterrichts⸗ Anstalten, und zwar nach dem Bekenntnisse 8 gemeinsame, 2 röm. kath. und 2 israelitische, nach dem Geschlechte L1gemischte, 2 für Knaben und g für Mädchen. An diesen 12 Anstalten unterrichteten 56 Lehrer und I4 Lehrerinnen. Die Zahl der Schüler betrug 2022 und zwar 702 Knaben und 1320 Mädchen, von denen 382 dem evangelischen, 1226 dem römisch⸗katholischen, 402 dem israelitischen und 12 anderen Religionsbekenntnissen angehörten. Erweiterte Voltks⸗ schulen bestanden im Großherzogthume im Ganzen 14, von denen 4 gemischte, 6 für Knaben und 4 für Mädchen bestimmt waren, und an denen 81 Lehrer und 15 Lehrerinnen unterrichteten. Die Zahl der Schulkinder betrug 1639 Knaben und 1885 Mädchen, von denen 2757 evangelische, 477 römisch⸗katholische, 185 ifraelitische und 125 anderer Konfession waren.

Dem „Publishers Cirkular“ zufolge wurden im Jahre 1879 in England 5834 nene Werke oder neue Ausgaben älterer Werke auf den Büchermarkt gebracht. Den Gegenständen nach geordnet kommen auf die Theologie 775 neue Werke, 311 neue Aus— gaben; auf die klassische Literatur, die Philologie und den höheren Unterricht 613 neue Werke, 115 neue Ausgaben; auf die leichtere Literatur, Romane und dergleichen 607 neue Werke, 1406 neue Ausgaben, auf die Jugendliteratur 153 neue Werke, 61 neue Ausgaben, auf die Jurieprudenz 107 neue Werke, 55 neue Ausgaben, auf Volkswirthschaft, Handelswissenschaft u. s. w. Y neue Werke, 22 neue Ausgaben, auf Kunst und Wissenschaft mit ECinschluß illustrirter Werke 263 neue Werke, 85 neue Ausgaben, auf Reisebeschreibungen, Länderkunde u. s. w. 228 neue Werke, 70 neue Ausgaben, auf Geschichte, Biographie und dergleichen 319 neue Werke, 84 neue Ausgaben, auf Poesie und Dramaturgie 150 neue Werke, 41 neue Ausgaben, auf medizinische Literatur 135 neue Werke, 33 neue Ausgaben, auf periodische Literatur 286 neue Werke, auf Belletristik, Essay Literatur und dergleichen 136 neue Werke, 435 neue

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

In Dresden ist am 3. d. M. der Ober⸗Landbaum 'ister Karl Moriz Hänel aus dem Leben geschieden, ein Künftler, deffen Vame mit der Entwicklung des sächsischen Bauwesens in den letz len Jahrzehnten aufs engste verknüpft ist, und der sich bei aller Stille seines Wirkens viele und große Verdienste erworben hat.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Paris, 5. Januar. (Cöln. Ztg.) Nach dem Berichte der neuerdings zu Paris tagenden Kommission hat die Phylkoxera wiederum bedauerliche Fortschritte gemacht, und die kartographische Darstellung der Phylloxerabezirke, welche jedes Jahr verändert wird, hat den schwarzen Raum, welcher die völlig ergriffenen Landstrecken umfaßt, bedeutend vermehren müssen. Die Hoffnung, welche man auf den Schnee als Zerstörer der Reblaus gesetzt, ist nicht erfüllt worden, denn es bedarf nicht weniger als eines 45 tägigen Schnees, um das Insekt zu tödten; so lange aber hat der Schnee nirgends gelegen. Ein Viertel des französischen Weinlandes ist jetzt zerstört, und da der Werth der französischen Weinkultur auf 15 Milliarden geschätzt wird, läßt sich der Schaden danach bemessen. Alle bisherigen Hülfsmittel und Desinfektionen haben zu nichts geführt. Die gewiegtesten Phylloxeristen verzweifeln, u. A. M. Raynal, Professor der Chemie zu Poitiers, der sich eingehend mit der Reblaus beschäftigt hat. Raynal schlägt als letztes Mittel ein neues radikales Verfahren vor: die Ausrottung der an den Periphe—⸗ rien befindlichen Weingärten und die Schaffung einer neutralen Zone. Die Thäler der Loire und der Seine, das obere Flußgebiet der Rhone und Saone müßten zunächst desinfizirt bezw. ausgerottet werden, um den Norden zu retten; dann die Anpflanzung von Weinstöcken für eine gewisse Zeit eingestellt werden, und zwar auf einem Gürtel von 30 km Breite. Dieses Mittel würde dem Staate ungemeine Kosten verursachen; neben ihm würden sich deshalb die Gemeinden und im Besonderen die Weinbauern daran betheiligen müssea. Ray⸗ nal hält sehr wenig von der vorgeschlagenen Neupflanzung der ange—⸗ fressenen Strecken mit amerikanischen Weinstöcken, obschon dies von anderen Seiten empfohlen wird. Er ist für seine obige radikale

Löfung, und da mitn einmal das Infekt jährlich S5 006 ha neuen

Weinlandes anfrißt, so findet Raynals Vorschlag vielfache Zu— stimmung.

Gewerbe und Handel.

London, 6. Januar. (Allg. Corr.) Die Imperial Bank bringt für das Jahr 1879 eine Dividende von 6 Yo zur Vertheilung. Die Consolidated Bank ist in der Lage, eine Jahres—⸗ dividende von 100 zu vertheilen, den Reservefonds um 2436 Pfd. Sterl. zu erhöhen und 5515 Pfd. Sterl. auf neue Rechnung vorzu— tragen.

London, J. Januar. (W. T. B.) Nach dem Bericht des Handelsamts hat die Einfuhr im Jahre 1879 6481 869 Pfd. Sterl. weniger und die Ausfuhr 1 345242 Pfd. Sterl. weniger als im Jahre 1878 ergeben. Gegen das Jahr 1877 hat ebenfalls eine bedeutende Abnahme stattgefunden, und zwar ist die Einfuhr im Jahre 1879 um 32 Millionen und die Ausfuhr um 7 Millionen geringer gewesen als 1878. Nur im Monat Dezember 1879 hat eine bedeutende Besserung stattgefunden. . .

Die New ⸗JYJorker Handels-Zeitung“ äußert sich in ihrem vom 26. Dezember 1879 datirten Wochenbericht. folgender ˖ maßen: Zu den mannigfachen nachtheiligen Folgen der wilden Pro⸗ duktenspekulation ist auch die verzögerte Rückkehr der zur Mobili⸗ sirung der Ernten nach dem Westen gesandten Gelder zu zählen, auf welche unser Platz sonst um diese Jahreszeit mit Gewißheit rechnen durfte. Der Süden kann die ihm An fangs des Herbstes gewährten Soulagements nicht eher entbehren, als bis der größte Theil der Baumwolle verschifft ist, und da die Vorbereitung zur Zahlung der Ja⸗ nuar⸗Zinsen und Dividenden für die nächsten 8 Tage große Summen fest⸗ legt, auch der letzte Bankausweis abermals eine bedeutende Abnahme der Reserve ergeben hat, konnte eine ungünstige Wendung des Geldstan⸗ des nicht ausbleiben. Für Call Loans mußte diese Woche durchgehends 7o /o in vielen Fällen neben dieser Rate auch noch eine Provision von Viso pro Tag bezahlt werden, und selbst gegen Hinterlegung von Bundeß⸗ Obligationen oder auf feste Termine von 30-60 Tagen war unter olg nur ausnahmsweise anzukommen. Das neue Zinsgesetz, welches die legale Rate auf 60/0 p. a. herabgesetzt, erwies sich nicht hinder · lich, weil dasselbe erst mit dem 1. Januar in Kraft tritt, auch die Banken davon kaum berührt werden. Die Stimmung am Waaren⸗ und Produkten markt war eine recht feste, wenn auch das Geschäft keine große Ausdehnung erlangte. Für volle Getreideladungen wurden 6 Schiffe gechartert. Für Brod⸗ stoffe entwickelte sich lebhafterer Exportbegehr und stellten sich die Weizenpreise etwas höher. Baum wolle still. Prowvi⸗ sio nen: Für Schmalz gab sich bessere Erportfrage kund, in Folge dessen auch die Preise anzogen. Schweinefleisch fest, Rindfleisch still, Spech geschäftslos. Schiffsbedürfnisse sehr ruhig. Terpentinöl und Hart schließen fest. Theer und Pech geschäftslos. Für Hopfen war mehr Nachfrage, als in den Vorwochen bei festerer Stimmung. Petroleum ohne größere Bewegung. In Rio-Kaffees fanden nur vereinzelte Transaktionen statt. Fremde Manufakturwana⸗ ren: In Seidenstoffen kamen einige spekulatise Abschlüsse zu Stande. In wollenen Kleiderstoffen wenig Leben. Der Import von Webstoffen betrug während der heute beendeten Woche 1262913 Doll. gegen 903 923 Doll in der Parallelwoche des Vorjahres.

Berlin, den 8. Januar 1880.

Bei den Postanstalten in Berlin sind am verflossenen Sylvester- und Neujahrstage 10560 000 Stadtbrief— sendungen (aus Berlin nach Berlin) eingeliefert worden, d. s. 102 009 mehr als 187879. Auf die statistische . zurückgeführt, ergiebt sich, daß jeder Einwohner Berlins einen Brief abgesandt und einen empfangen hat.

In Folge deß Aufrufs des Vaterländischen Frauen Vereins zum Besten der nothleidenden Distrikte Ober schlesiens sind bei dem Schatzmeister bis zum J. d. M. 51 74232 M. eingegangen. Der Noöthstands⸗Ausschuß der verbündeten Vaterländischen Frauen Vereine Schlesiens zu Breslau hat nach seinem letzten Bericht es sür nothwendig befunden, zur Unterhaltung und Erweiterung des Netzes der Vollsküchen, Suppenanstalten und Schulküchen die Summe von 100 000 ½ zur Vertheilung gelangen lassen. Hierdurch, sowie durch die dem Ausschuß bereits vorher erwachsenen Ausgabeag von gleichfalls eirea 100 000 sind die demselben von hier und von anderen Sammelstellen zugegangenen Beträge nahezu erschöpft. Die zur Fortführung des Unterstützungswertes dem Verein zugedachten Gaben nimmt der Schatzmeister desselben, Hr. von Krause, Leip- zigerstraße 45, entgegen.

Mit der soeben ausgegebenen 46. Lieferung schließt der dritte, Steiermark und Kärnten behandelnde Band der Abtheilung »Deutsche Alpen“ des an dieser Stelle mehrfach erwähnten Holzschnitt: Prachtwerks „Unser Vaterlgnd. (Stuttgart, Verlag der Gebrüder Kröner), und es folgt nun in 18 Lieferungen der erste nicht minder reich ausgestattete Band, enthaltend das bayeri che Gebirge und das Salzkammergut, womit dann die Serie vollständig abgeschlossen sein wird. Was den Inhalt der 45. und

Ausgaben Unter keine der genannten Kategorien gehören zum Schluß 422 neue Werke und 94 neue Ausgaben.

schnitte illustrirten Beschreibung von Völkermarkt und Umgebung, dem Jaunthal sammt Nebenthälern und dem Lavantthal. Besondertz beigelegt sind an ylographischen Kunstblättern folgende: Ruine der Burg Landsberg, Bilder aus dem Mürzthale und Bilder aus dem Tragößer Thale, von J. J. Kirchner; ‚Beim Kukurutzschälen⸗, von Mathias Schmid. Der Subskriptlonspreis bleibt auch für die noch folgenden Lieferungen derselbe, in Anbetracht der prachtvollen Ausstattung sehr niedrig bemessene, von 75 8 für die Lieferung.

Die vom Bayerischen Gewerbemuseum in Nürnberg unter dem Titel „Kunst und Gewerbe“ herausgegebene Wochen schrift zur Förderung deutscher Kun stindustrie lredigirt von Dr. Otto von Schorn) kritt mit den bereits vorliegenden drei ersten Nummern in den 14. Jahrgang 1880 ein. Dieselben sind mit dem Medaillonbildniß des Schöpfers der Architekturmalerei Hans Vredeman de Vries (geb. 1527 zu Leeuwarden, gest. in Antwerpen) ge⸗ schmückt, dem auch der einleitende erste Aufsatz gewidmet ist. Die beiden anderen Nummern enthalten einen Beitrag über die Entstehung und Entwickelung der Kunstindustrie in Dänemark. Nebenher gehen wie früher Mittheilungen aus Vereinen, über Schulen, Austellungen, für die Werkstatt, aus dem Buchhandel und kleinere Nachrichten. Die Ausstattung der Zeitschrift ist ebenso gediegen, ja in Bezug auf Kunstbeilagen, Holzschnitte und Zinkotypien, Initialien, Vignet⸗ ten 2c. eher; noch reicher als im abgeschlossenen Jahrgange. Das Kunstblatt der ersten Nummer, darstellend einen prächtigen Krug aus der Sammlung altpersischer Fayencen im bayerischen Gewerbemuseum, ist geradezu ein Meisterwerk modernen farbigen Lichtdrucks, obgleich dazu nur vier Platten benutzt worden sind. Der Druck ist aus der Firma K. Hösch in Nürnberg hervor- gegangen, über deren Verfahren das Feuilleton der beigelegten Mit= theilungen“ des Museums Näheres enthält. Außerdem finden sich im Text zahlreiche Reproduktionen interessanter und mannigfach ver⸗ wendbarer älterer italienischer und deutscher Handzeichnungen, Ent- würfe ꝛc.— Der Abonnementspreis beträgt auch für den neuen Jahrgang nur 15 M jährlich.

Von „Berlin im Portemonngie“ ist soeben die Jan uar⸗ Ausgabe im Verlage von Hermann Dolfuß. Gneifenaustraße 162 (früher in C. Staude's Verlag), erschienen. Das Büchelchen enthält nicht nur die neuesten Fahrpläne der von Berlin ausgehenden Eifen⸗ bahnen, sondern ist noch um einen (beiliegender) Plan sämmtlicher Pferde bahnen nach amtlichen Angaben vermehrt. . Preis für das kleine Heft und den Plan zusammen beträgt nur

London, 3. Januar. (Allg. Corr) Das hiesige arktische Comits hielt gestern eine Sitzung, in welcher Commodore Cheyne mittheilte, daß ihm in allen Städten, die er seit der letzten Comité- sitzung besucht, die größte Ermunterung zu der von ihm geplanten Luftballon⸗Expedition nach dem Nordpol zu Theil geworden fei. Es wurde beschlossen, unverzüglich nationale Subskriptionslisten im ganzen Lande aufzulegen. Der Lordmayor hat eingewilligt, in der Frage betreffs einer nationalen arktischen Expedition am 7. d. Mts. eine Deputation zu empfangen. Bezüglich der Anwendung von Tuft⸗ ballong als Hülfsmittel zur Erreichung des Poles äußerte Coxwell seine feste Ueberzeugung von deren großem Werthe. Er glaube, daß, wenn einige Verbesserungen, die er in Kurzem zu prüfen hoffe, . wären, die Aussichten auf Erfolg sich wesentlich vergrößern würden.

Wien, 7. Januar. (W. T. B.) Der Eis stoß aus Bayern hat heute Nachmittag Wien passirt, ohne den geringsten Schaden anzurichten.

Lem berg, 7. Januar. (W. T. B. Die Ueberschwemmung der Weichsel nimmt in Folge eines zweiten Dammbruches zu. Es sind abermals mehrere Ortschaften überschwemmt. Der hierdurch angerichtete Schaden ist bedeutend.

Pest, 8. Januar. (W. T. B) In Folge einer Stguung des Eises auf der Waag bei Komorn ist daselbst die Brücke weggerissen worden; das Wasser drängt die Waag aufwärts, das Waagthal ist überschwemmt. . .

Paris, 6. Januar. (Cöln. Ztg) Die Seine fiel heute wieder um einige Centimeter und steht jetzt am Pegel, des Pont Royal auf 4,39 m. Da das Thermometer bei höchst trübem Him- mel wieder auf Null und in der Umgegend selbst unter Null fiel, so wird neue Kälte und neuer Schneefall befürchtet. In der Umgegend litt besonders stark Alfortville; vierhundert Meter Mauer wurden weggerissen, ein Haus zerstört, und ein großer Theil des Ortes steht heute noch unter Wasser. Cin Haus an der Mündung der Marne in die Seine wurde ebenfalls hinweggespült, Niemand kam aber um, da sich die Bewohner noch rechtzeitig in Sicherheit bringen konnten. Ein Theil des Kanals Saint Maur ist noch von Eis bedeckt; dort befinden sich 60 Schiffe mit Kohlen, die in Folge dessen nicht nach Paris gebracht werden können. Auf dem Kanal Saint Martin ist der Verkehr auch noch nicht hergestellt. Auch auf der Seine ist die Schiffahrt wegen des zu hohen Wasserstandes noch nicht wieder eröffnet worden. Von Zeit zu Zeit befahren dieselbe nur einige von der Stadt gemiethete Dampfer, um den Fluß zu besichtigen und das Bauholz und die sonstigen Dinge, welche an die Brücken und die Ufer geworfen wurden, in Sicherheit zu bringen. Die Zufuhr an Lebensmitteln und Brennmaterial nach Paris auf dem Wasserwege ist noch unmöglich, und obgleich die Straßen von Paris heute voll ständig fahrbar sind dieses schließt aber nicht aus, daß der Schnee ungeachtet des Thauwetters in Paris noch massenhaft liegt —, so sind die Preise der Kohlen und Lebensmittel noch keineswegs herab⸗ gegangen.

Im Wallner⸗-Theater fand gestern ein einmaliges Gast⸗ spiel des Hrn. Emil Thomas vom Thalia⸗ Theater in Hamburg statt. Hr. Thomas hatte am 5. d. M. in, Hamburg unter reger Betheiligung der dortigen Theaterkreise sein 25 jähriges Künstler⸗ Jubiläum gefeiert. Die gestrige Vorstellung im Wallner ⸗Theater war eine Nachfeier dieses Jubiläums für Berlin, der Vaterstadt des beliebten Komikers, und gestaltete sich zu einer lebhaften Ovation für ihn. Gleich, nachdem der Vorhang aufgegan⸗ gen, wurde, Hr. Thomas unter einem Tusch des Orchesters mit rauschendem Applaus und einer reichen Spende von umfangreichen frischen Lorbeerkränzen empfangen und wãhrend des ganzen Abends wiederholten sich die Beweise der warmen Theil nahme und Sympathien, welche das Berliner Publikum für den immer wieder gern geiehenen Künstler hegt, dem es so mache heitere Stunde verdankt. Hr. Thomas hatte für den gestrigen¶ Abend drei seiner Glanzrollen gewählt, den „Walter“ in dem einaktigen Lustspiel der „Präsident' von Wilhelm Kläger, den „Barbier Peschken in der Posse „Doctor Peschke' von D. Kalisch und den Häuserspekulant Kälbchen! in der kleinen Posse 1733 Thaler 224 Sgr.“ von E. Jacobson. Obgleich wohl kaum Einer von den estern im Wallner ⸗Theater Anwesenden Hrn. Thomas zum ersten

kale in diesen. Rollen gesehen haben dürfte, versetzte dennoch der vielgewandte Komiker durch seinen drastischen wirkungsvollen Humor das ganze Auditorium, welches das Theater bis auf den letzten Platz gefüllt hatte, in die heiterste, ununterbrochen bis zum Schlusse andauernde Laune. Anerkannt muß daneben wer- den, daß die Mitglieder des Wallner -Theaters den Jubel⸗Gast auf das Beste e , Am Schlusse der Vornellung, als Hr. Thomas wiederholt stürmisch hervorgerufen worden war, erschien der⸗ selbe auf der Bühne, um dem Publikum für die ihm in Berlin stets bewiesene Theilnahme und wohlwollende Aufnahme in bewegten

46. Lieferung betrifft, so wird darin die malerische Beschreibung von Kärnten zu Ende geführt, und zwar mit der durch zahlreiche Holz—⸗

Worten seinen Dank auszusprechen.