Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal⸗Angelegenheiten.
Der Oberlehrer Dr. Lütjo hann am Gymnasium zu Greifswald ist in gleicher Eigenschaft an das Gymnasium zu Kiel berufen worden.
Bei dem Gymnasium zu Göttingen ist der ordentliche Lehrer Dr. Renner zum Oberlehrer befördert worden.
Königliche Akademie der Künste.
Bekanntmachung.
Der Unterricht in der Königlichen Akademie der bildenden Künste beginnt für das nächste Sommer⸗Semester in Folge nothwendiger baulicher Veränderungen erst am 19. April d. J.
Die Meldungen der neu eintretenden Schüler werden vom 15. bis 17. April d. J. während der Nachmittagsstunden von 2— 4 Uhr im Sekretariat der Königlichen Akademie der bil⸗ denden Künste — Unter den Linden Nr. 38 — entgegen⸗ genommen.
Berlin, den 3. April 1880.
Der Senat der Königlichen Akademie der Künste. Sektion für die bildenden Künste. Hitzig. Ministerium des Innern.
Dem Landrath von Lengerke ist das Landrathsamt im Kreise Schmalkalden übertragen worden.
Kriegs⸗Ministerium.
Der bisherige Amtsrichter Thewalt ist unter Ernen— nung zum etatsmäßigen Militär⸗Intendantur⸗Assessor und unter Ueberweisung zu der Intendantur VIII. Armee ⸗-Corps im Militär⸗Verwaltungsdienste angestellt worden.
Der Intendantur⸗Sekretär Gutsmann von der Inten⸗ dantur VI. Armee⸗Corps ist zum Geheimen expedirenden ö und Kalkulator im Kriegs⸗-Ministerium ernannt worden.
0 oiges vormals Nassauisches Staatsanlehen von 1000000 Fl., d. d. 1. Oktober 1851.
Bei der am 6. d. Mts. stattgefundenen 29. Verloosung der Partial ˖ Obligationen des unter Vermittelung des Bankhauses der Herren M. A. von Rothschild C Söhne in Frankfurt a. M. nego⸗ ciirten 40, igen vormals Nassauischen Staats⸗Anlehens von 1000000 Fl., d. d. 1. Oktober 1851 sind die nachverzeichneten Obligationen zur Rückzahlung auf den 30. Juni 1880 ge⸗ zogen worden:
Litt. A. à 1000 Fl. oder 1714 M 29 g. Nr. 65 66 69 — 3 Stück über 3000 Fl. oder 5142 SM 87 3.
Litt. B. à 500 Fl. oder 857 M 14 9. Nr. 88 114 171 217 240 256 257 276 315 354 395 400 405 577 616 618 629 634 665 681 710 756 791 794 — 24 Stück über 12000 Fl. oder 20 571 ¶M 36 8.
Litt. C. à 300 Fl. oder 514 M 29 3. Nr. 8 89 142 145 147 183 231 249 276 281 356 409 448 452 456 557 575 578 593 597 686 693 706 708 743 777 787 867 932 984 — 30 Stück über 9000 Fl. o der 165 428 S 70 5.
Litt. D. à 100 Fl. oder 171 M 45 85. Nr. 2 29 56 78 95 133 180 225 2490 268 275 292 368 487 505 556 564 578 595 601 629 633 643 749 756 769 799 802 S03 837 865 871 887 910 g64 1018 1029 1039 1048 1200 1229 1292 1360 1419 1425 1440 1472 1536 1556 1599 1687 1710 1736 1769 1797 1806 1818 1821 1937 — 59 Stück über 5g090 Fl. oder 106114 M 37 5. Summa 116 Stück über 29 990 Fl. oder 51 2657 Æ 30 8.
Die Inhaber dieser Partial-⸗Obligationen werden hiervon mit dem Bemerken in Kenntniß gesetzt, daß die Kapitalbeträge, deren Ver⸗ zinsung nur bis zum Rückzahlungetermine stattfindet, bei folgenden Stellen erhoben werden können: bei dem Bankhause der Herren M. A von Rothschild C Söhne in Frankfurt a. M., bei der Königlichen Regierungs-Hguptkasse in Wiesbaden, bei jeder anderen Königlichen Regierungs. und Bezirks Hauptkasse, bei der Königlichen Stgatsschulden-Til⸗ gungskasse in Berlin, bei der Königlichen Kreiskasse in * ankfurt a. M. Die Auszahlung erfolgt gegen Rückgabe der
bligationen und der dazu gehörigen Coupons Ser. III. Nr. 3 bis 8 und Talon. Der Betrag der etwa fehlenden unentgeltlich zurück— zugebenden Zintcoupons wird an dem zu zahlenden Kapitale zurück= behalten. Soll die Einlösung von dergleichen Obligationen weder bei dem vorgenannten Bankhause, noch bei der Königlichen Regierungs⸗ BDauptkasse hier, oder der Königlichen Kreiskasse in Frankfurt a. M., sondern bei einer der anderen Kassen bewirkt werden, so sind Die betreffenden Obligationen nebst Coupons und Talons 14 Tage vor dem Verfalltermine bei dieser Kasse einzureichen, von welcher Dieselben vor der Auszahlung an den Unterzeichneten zur Prüfung æinzusenden sind.
Rückständig sind noch aus den Verloosungen:
pro 30. Juni 1877. D. 1922.
pro 30. Juni 1878. B. 550. D. 1611.
pro 39. Juni 1879. D. 1739.
Die Inhaber dieser Obligationen werden wiederholt zu deren Einlösung aufgefordert. Wiesbaden, den 12. März 1880. Der Regierungs⸗Präsident. v. Wu rmb.
Aichtamtliches. Dentsches Reich.
Preußen. Berlin, 5. April. Se. Majestät der Kaiser und Kön 1 nahmen gestern die Meldung des nach St. Petersburg zurückkehrenden Legations⸗Sekretärs Prinzen von Arenberg entgegen und empfingen Se. Kaiserliche und König⸗ liche Hoheit den Kronprinzen.
Heute hörten Se. Majestät den Vortrag des Chefs des Civil⸗Kabinets, Wirklichen Geheimen Raths von Wilmowski, und empfingen den diesseitigen Botschafter in Wien, Prinzen Heinrich VII. Reuß. Ihre Majestät die Kgiserin und Königin wohnte gestern dem Gottesdienst im Dome bei.
Se. Kaiserliche und Königliche en der Kronprinz und
Prinz Wilhelm dinixten bei den Kaiserlichen Majestäten. hre Majestät die Kaiserin und Königin war Abends in der Generalversammlung des Magdalenen⸗Vereins anwesend.
= In der am 3. d. M. unter dem Vorsitze des Staats⸗ Ministers Hofmann abgehaltenen Plenarsitzung des Bun des⸗ raths erfolgte die Ueberweisung der Praͤsibialvorlagen, be⸗ treffend: a. den Entwurf eines Gesetzes wegen Abänderung des Art. 4 des nzgesetzes vom 9. Juli i873 und b. die erabsetzung des Betrages der Reichs-Kassenscheine zu fünf ark — an die zuständigen Ausschüsse.
vinzialk Landtag von Ostpreußen ist heut 12 Uhr, durch den Königlichen Kommissarius, Ober⸗ von
Ferner wurde über das Pensionsverhältniß mehrerer in den Ruhestand übertretender Kadettenlehrer Entscheidung ge⸗ troffen und zugleich der Reichskanzler allgemein ermächtigt, bei der Pensionirung der an den Militärbildungsanstalten an⸗ gestellten Lehrer in Bedürftigkeitsfällen die Anrechnung der Zeit ihrer etwaigen Beschäftigung an höheren Kommunal— Unterrichtsanstalten als pensionsfähige Dienstzeit zuzulassen, sofern ihre Stellung in diesem Dienste nicht lediglich in einer nebenamtlichen Beschäftigung bestanden hat und ihr gesammtes . in und außer dem Dienste ein pflichttreues ge⸗ wesen ist.
Schließlich gelangte der Gesetzentwurf wegen Erhebung von Reichsstempelabgaben, über welchen ein schriftlicher Bericht der Ausschüsse für . und Steuerwesen, für Handel und Verkehr und für Rechnungswesen vorlag, zur Feststellung.
— Der Bundesrath trat heute zu einer Sitzung zu⸗ sammen.
— Nach der im Reichs⸗-Eisenbahn⸗-Amt aufgestellten in der Ersten Beilage veröffentlichten Nachweisung über die im Monat Januar d. J. auf deutschen Eisenbahnen — ausschl. Bayerns — vorgekommenen Un fälle waren im Ganzen zu verzeichnen: 44 Entgleisungen und 19 Zusammenstöße fahren⸗ der Züge, und zwar wurden hiervon 28 Züge mit Personen⸗ beförderung — von je 4895 Zügen dieser Gattung Einer — und 25 Güterzüge resp. leer fahrende Lokomotiven betroffen; ferner 47 Entgleisungen, 26 Zusammenstöße beim Rangiren und 147 sonstige Betriebsereignisse (Ueberfah⸗ ren von Fuhrwerken auf Wegeübergängen, Defekte an Maschi⸗ nen und Wagen e.).
In Folge dieser Unfälle wurden 1 Passagier, 19 Be⸗ amte und 2 fremde Personen verletzt, 7 Thiere getödtet i 3 ö und 75 Fahrzeuge erheblich, 197 unerheblich eschädigt.
Außer den vorstehend aufgeführten Verunglückungen von Personen kamen — größtentheils durch eigene UÜnvorsichtigkeit hervorgerufen — noch vor: 31 Tödtungen (1 Passagier, 10 Beamte, 12 Arbeiter und 8 fremde Personen), 85 Ver⸗ letzungen (2 Passagiere, 41 Beamte, 32 Arbeiter und 10 an. Personen) und 7 Tödtungen bei beabsichtigtem Selbst⸗ morde.
Faßt man sämmtliche Verunglückungen von Personen — ausschließlich der Selbstmorde — zusammen, so ent⸗ fallen auf:
A. Staatsbahnen und unter Staatsverwaltung stehende Privatbahnen (bei zusammen 16 749 km Be— triebslänge, 22 700 km Geleislänge und 367 973 190 geför⸗ derten Achskilometern) 102 Fälle, darunter die größte Anzahl auf die Oberschlesische Bahn (26), die Badische Staatsbahn (15) und die Elsaß⸗Lothringischen Bahnen (13); auch verhält⸗ nißmäßig, d. h. unter Berücksichtigung der geförderten Achs—⸗ lilometer und der im Betriebe gewesenen Geleislängen, sind die meisten Verunglückungen auf den genannten drei Bahnen vorgekommen.
B. Größere Privatbahnen — mit je über 150 km Be⸗ triebslänge — bei zusammen 10616 m Betriebslänge, 13 926 km Geleislänge und 234 242 071 geförderten Achskilometern 36. Fälle, darunter die größte Anzahl, auf die Cöln⸗ Mindener Bahn (14), die Rheinische Bahn (10) und die Hessische Ludwigsbahn (2; verhältnißmäßig sind jedoch auf der Oels⸗Gnesener, Posen⸗Kreuzburger und Cöln⸗Minde⸗ ner Bahn die meisten Verunglückungen vorgekommen.
C. Kleinere Privatbahnen — mit je unter 150 km Betriebslänge — (bei zusammen 1063 km Betriebslänge, 1I36 km Geleislänge und 6 610 598 geförderten Achskilometern) . und zwar auf der Dortmund⸗-Gronau⸗Enscheder
ahn.
Von den im Ganzen beförderten 11 225 075 Reisenden wurde Einer getödtet und 3 verletzt (auf der Badischen Staatsbahn Einer getödtet und auf den Elsaß⸗Lothringischen Bahnen, der Magdeburg-Halberstädter und Oels-Gnesener Bahn je Einer verletzt.) ;
Von den im Betriebsdienste thätig gewesenen Beamten . von je 13 061 Einer getödtet und von je 2177 Einer verletzt.
Ein Vergleich mit demselben Monate des Vorjahres er⸗
giebt, unter Berücksichtigung der in beiden Zeitabschnitten geförd erten Achskilometer und der im Betriebe gewesenen Ge⸗ leislängen, daß im Durchschnitt im Januar d. Is. bei 11 Bahnen mehr, bei 19 Bahnen weniger und in Summa ca. 9 Proz. weniger Verunglückungen vorgekommen sind, als in demselben Monate des Vorjahres.
— Wird Jemand wegen qualifizirter Beleidigung aus 5§. 186 des Strafgesetzbuches (wegen Behauptung verächt⸗ lich machender, nicht erweislich wahrer Thatsachen) angeklagt, so darf dem Angeklagten, nach einem Erkenniniß des Reichs—⸗ gerichts, III. Strafsenats, vom 11. Februar 1880, der Be⸗ weis der Wahrheit der beleidigenden Thatsache nicht damit abgeschnitten werden, daß der Richter annimmt, es liege jeden⸗ falls eine nach §. 185 St. G. B. strafbare einfache Beleidi⸗ gung vor, so daß, abgesehen von der Anklage aus §. 186 Str. G. B., der Angeklagte aus 8§. 185 dess. zu bestrafen sei.
— Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Großherzoglich mecklenburg⸗schwerinsche Gber⸗Zolldirektor Oldenburg ist in Berlin eingetroffen und der Bevollmächtigte zum Bundesrath Königlich württembergische Wirkliche Geheime Kriegsrath von Horion nach Stuttgart abgereist.
Der Spezial: Kommissarius, Regierungs⸗Assessor . weg zu Arnsberg ist an die Königliche Regierung zu Wies⸗ baden versetzt, und sind die bisher im Kollegium der König— lichen Genergl⸗Kommission zu Münster beschäftigt gewesenen Regierungs⸗Assessoren Freytag und Helfferich, und zwar Ersterer in Siegen und Letzterer in Arnsberg, als Spezial⸗ Kommissarien stationirt.
W General⸗Lieutenant von Zeuner, Commandeur der 13. Division, ist nach Abstattung persönlicher Meldungen wieder abgereist. .
— S. M. Kanonenboot „Alba troß“, 4 Geschütze, Kom⸗ mandant Korv.⸗Kpt. Mensing j., ist am 4. d. Mts. in Gibraltar eingetroffen.
Königsberg, 5. April. (T. D. Der dritte Pro⸗ Mittags äsidencen orn, eröffnet worden.
Po sen, 4. April. Die zum 21. Provinzial-Land⸗
tage des Großherzogthums Posen einberufenen Ab⸗ geordneten wohnten heute früh um 10 Uhr dem Goitesdienste
in der kalholischen Pfarrkirche ad St. Mariam Magdalenam, bezw. in der evangelischen Kirche St. Pauli bei und versam⸗ melten sich sodann um 121½ Uhr Nachmittags in dem Sitzungssaale des Ständehauses.
Nachdem der Königliche Kommissarius, Ober⸗-Präsident Günther durch eine Deputation benachrich-tigt worden war
in die Mitte der Versammlung und eröffnete den Provinzial Landtag mit folgender Ansprache:
Hochgeehrte Herren!
Nachdem Sie bei Ihrer letzten Versammlung nur einige beson⸗ ders dringende Geschäfte erledigt haben, wird der bevorstehende Pro- K Ihre Thätigkeit in ausgedehnterem Maße in Anspruch nehmen.
Das Haus der Abgeordneten hat bei Berathung eines Antrages auf Annahme eines Gesetzentwurfs. betreffend die Vererbung der Landgüter in der Provinz Westfalen und in einigen rheinischen Kreisen, beschlossen, die Königliche Stantsregierung zu ersuchen, auch für die übrigen Provinzen im Falle des Bedürfnisses Gesetzentwürfe wegen Regelung der Intestaterbfolge in den Bauernböfen den beiden Häusern des Landtages vorzulegen. Dem Allerhöchsten Propositiont⸗ dekrete gemäß werden Sie zu erwägen haben, ob ein Bedürfniß in der angegebenen Richtung in der hiesigen Provinz hervortritt, und in welcher Art bejahendenfalls demselben abzuhelfen sein möchte. Eine bezügliche Vorlage wird Ihnen zugehen.
Der in dem Allerhöchsten Propositionsdekrete an Sie ergangenen Aufforderung zufolge werden Sie ferner, hochgeehrte Herren, mit einem Reglement, betreffend die Unterbringung verwahrloster Kinder, sich zu beschäftigen haben. Nach 5§. 13 des Gesetzes vom 13. März 1878 sind die näheren Bestimmungen über diesen den Kommunal⸗ verbänden übertragenen Verwaltungszweig durch besondere von den Vertretern der Verbände zu erlassende Reglements zu treffen, welche in gewissen Beziehungen der Ministerial⸗Genehmigung unterliegen. Der Entwurf eines solchen Reglements wird Ihrer Beschlußnahme unterbreitet werden.
Sodann wird Ihnen eine Vorlage wegen Gründung einer Landes kultur ⸗Rentenbank gemacht werden. Das Gesetz vom 13. Mai 1879 giebt den Provinzialverbänden die Befugniß, zu bestimmten Zwecken Landeskultur⸗Rentenbanken zu errichten. Von Ihrer Ent schließung wird es abhängen, ob eventuell in welchem Umfange eine solche Bank in der Provinz ins Leben treten soll.
Weitere Vorlagen betreffen die in dem Allerhöchsten Pro⸗ positionsdekrete bezeichneten und andere von Ihnen vorzunehmende Wablen, die Abänderung einiger Bestimmungen des Reglements für die Feuersozietät der Provinz Posen, die Errichtung einer Wiesenbau⸗ schule für die Provinz, Abänderungen der für den Bau der Kunst⸗ straßen geltenden Normativbestimmungen, die Benutzung einiger Provinzialchausseen zur Anleguug von Sekundärbahnen, die Auf⸗ stellung eines Inventariums der Baudenkmäler der Provinz, die Provinzial ⸗Freistellen im Samariter⸗Ordensstift in Craschnitz u. dgl. m.
Die Berichte über die Wirksamkeit der Provinzialständischen Verwaltungen werden Ihnen mit den nöthigen Ausweisen ebenfalls. vorgelegt werden. Sie werden daraus, wie ich annehmen darf, die Ueberzeugung gewinnen, daß es Ihren Verwaltungsorganen ungeachtet der sich immer mehr steigernden Anforderungen an dieselben gelungen ist, ibren Aufgaben zu genügen.
Bei der Erledigung Ihrer hierngch recht umfassenden Geschäfte ber irh Sie, soweit es in Ihren Wünschen liegt, gern nach Kräften unterstůtzen.
Indem ich noch bemerke, daß ein Allerhöchster Landtagsabschied auf die beiden Immediatadressen des 20. Provinzial Landtages, betref⸗ fend die Revision der Gebäudesteuer⸗Veranlagung und die Einfüh⸗ rung von Amtssiegeln für die Behörden der kommunalen Provinzial vexwaltung nicht zu ertheilen gewesen ist, überreiche ich Ihnen, Herr Ländtags. Marschall das Allerhöchste Propositionsdekret vom . März d. J. und erkläre im Auftrage Sr. Majestät des Kaisers und Königs den 21. Provinzial ⸗Landtag des Großherzogthums Posen für eröffnet.“
Münster, 4. April. Heute Mittag 12 Uhr wurde der auf Befehl Sr. Majestät des Kaisers und Königs einberufene Landtag der Provinz Westfalen im Sitzungssaale des hiesigen Ständehauses, nachdem zuvor die Mitglieder des Landtags dem im Dome und in der evangelischen Kirche ab— . Gottesdienste beigewohnt hatten, durch den König⸗ ichen Landtags-Kommissarius, Qber-Präsidenten von Kühl⸗ wetter, mittelst folgender Ansprache eröffnet:
Hochgeehrte Herren!
Se. Majestät Unser Allergnädigster Kaiser und König hat die Einberufung des Provinzial⸗-Landtags für Westfalen auf den heutigen Tag befohlen und mich zu Allerhöchstihrem Kommissarius, den bis⸗ herigen ,,, Freiherrn von Bodelschwingh⸗Plettenberg zum Landtags⸗Marschall und den Freiherrn von Landsberg⸗Steinfurt zum Vize⸗Marschall ernannt.
Indem ich Sie, meine Herren, herzlich will kommen heiße, gereicht es mir zur besonderen Freude, vor Ihnen aussprechen zu dürfen, daß die Verwaltung der Provinzialanstalten und des Vermögens der Provinz seit dem Zusammentritt des letzten Provinzial⸗Landtags mit anerkennenswerther Sorgfalt und Einsicht geführt worden und von den besten Erfolgen begleitet gewesen ist. Die den Provinüalständen übertragene Selbstverwaltung hat sich, bewährt. Die Schwierig⸗ keiten, mit welchen jede neue Organisation nothwendigerweise zu An⸗ fang verbunden ist, sind überwunden.
Im Wege der Verständigung sind die Bedenken beseitigt, welche den von Ihrem Ausschuß entworfenen Reglements sich entgegen—⸗ stellten, und letztere werden, soweit sie nicht bereits genehmigt sind, Ihrer Genehmigung unterbreitet werden. In derselben Weise ist auch ermöglicht worden, die Verwaltung der Provinzial Feuersozietät in die provinzialständische Verwaltung übergehen zu lassen und nicht minder derselben die Unterhaltung der Bezirksstraßen zu übertragen. In 5 beiden Angelegenheiten werden Ihnen geeignete Vorlagen zugehen.
Eine ganz hervorragende Thätigkeit hat die Wegekommission Ihres Ausschusses entwickelt und in lebendigstem . des großen Segeng, den gute Kommunikationen mit sich führen, nicht nur für die Unterhaltung der Straßen Sorge getragen, sondern auch für die Vermehrung derselben durch reichliche Subventionen der Kreise und Gemeinden gesorgt, soweit die der Provinz überwiesenen Mittel reichten. Allgemein wird die Bereitwilligkeit zur Hülfe und die schnelle Erledigung der Unterstützungsanträge gerühmt. Dennoch bleibt noch Viel zu thun übrig und manche Lüde ist im Wegebau noch auszufüllen, daher dringend zu wünschen, daß der Unterstützungs⸗ fonds durch erhöͤhete Zuschläge angemessen verstärkt werde. Auch dürfte die Erfahrung gelehrt haben, daß die in der ersten Organi⸗ sation vorgesehenen technischen Kräfte zu gering bemessen worden und daher einer Vermehrung bedürfen.
Die der Provinzialverwaltung anvertrauten Anstalten befinden sich durchweg im hesten Zustande, erfreuen sich der sorgsamsten Pflege und verdienen theilweise Musteranstalten genannt zu werden. Den beiden Irrenanstalten zu Margzberg und Lengerich ist die dritte im ehemaligen Klofter Marienthal binzugetreten. Ob dem Bedürfniß dadurch auf die Dauer abgeholfen wird, steht dahin. Sollte eine weitere Vermehrung nothwendig werden, so dürfte in Erwägung zu ziehen sein, ob dieselbe blos quantitativ zu bewirken oder ob nicht besser eine Spezialisirung einzutreten habe, indem für Blödsinnige, Epileptische, Creting ze. eine eigene Anstalt hergestellt wird, die eigentlichen Irrenanstalten aber dadurch erleichtert werden.
Die Taubstummenanstalten haben sich durch reichlicheren Zufluß an Taubstummen und an Mitteln g. gehoben. Ich erinnere an die , n, Wilhelm ⸗Augusta Stiftung im Betrage von 100000 A jur Dotirung von Freistellen aus Veranlassung der Goldenen Hochzeit
Ihrer Majestäten.
Für die Unterbringung verwahrloster Kinder, soweit das Gesetz vom 153. März 1878 dieselbe als Pflicht den ier n cuf⸗
daß der Provinzial⸗Landtag versammelt sei, begab sich derselbe
at, ist im Wege des Vertrags mit Familien oder Privat⸗ * . worden. Ob den Zwecken des Gesetzes in dieser Weise nachhaltig abgeholfen werden kann, wird den zu machenden Erfahrungen zu überlassen sein und der Aufmerksamkeit der provinzial⸗ ständischen Verwaltung empfohlen. —
Ich habe diesen kuren Bemerkungen nur noch den Dank beizu— fügen, den ich dem Ausschuß gegenüber empfinde, für sein stets bereit⸗ olliges und freundliches Entgegenkommen, das ich um so höber zu schätzen habe, als auch die administrativen Kräfte des Ausschusses sehr knapp bemessen sind und dringend der Verstärkung bedürfen.
Der Landtagsabschied auf die Beschlüsse und Petitionen der lietzten Session ist. bereits in. den, Händen Ihres Per üarscheilkt. Zb. bebe zus demfelben herr. daß 3 in Ter Äbsicht der Staatsregierung liegt, die für, die östliche Hälfte der Monarchie begonnene Form der Kreis- und Provinzialordnung auch auf die Provinz Westfalen auszudehnen. ;
Das Allerhöchste Propositions⸗ Dekret für den auf heute zusam-⸗ menberufenen Landtag habe ich die Ehre, hiermit dem Herrn Mar— schall zu übergeben. Außer den gewöhnlichen Aufgaben jedes Land- zags, ols Wab. en c, verlangt das Dekret eine gutachtliche Meußerung, , ind in weicher Weise in der Provinz Westfalen ein Bedürfniß nach anderweitiger Regelung der Erbfolge in den Bauernhöfen her— vorgetreten ist und, bejahenden Falles, auf welche Art diesem Be⸗
srfniß Rechnung getragen werden kann. . 3 hee n erwähnten Reglements für die Irrenanstalt
Marienküal und für den Uebergang der Provinzial Feuersozietät rr ge Vorlagen gemacht worden in Bezug auf den Bau einer Verbindungsstraße zwischen dem Hundem ⸗ und Cdertbal, einer Scekundärbahn von Cölbe nach Laasphe und einer anderen von Iser ˖ lohn nach Menden, die Theilung des Amtes Bochum uad Bildung eines Amtsbezirks aus den Gemeinden Königssteele, Freißenbruch, Eiberg und Horst, die Vereinigung der Gemeinde Oberbonẽfeld mit der Stadt Langenberg, unter Abtrennung von der Provinz West⸗ falen, Bewilligung eineg Zuschusses zu der rheinisch · westfalischen Hewerbeauestellung in Düffeldorf, eines Zuschusses für den Bau eines Provinzial ⸗Museume, endlich die sonstigen der vorschriftsmäßigen Betheiligung des Landtags zu unterziehenden laufenden Angelegen⸗ ve, wollen hieraus entnehmen, hochgeehrte Herren, daß ein reiches Feld der Thätigkeit Ihren Berathungen gegeben ist. Gottes Segen möge auf denselben ruben, und mögen Ihre Beschlůsse fruchtbringend werden für alle Zukunft unserer Provinz. Mir wird es jur besonderen Ehre und Freude gereichen, vorkommenden Falletz
th und That nach Kräften mitzuwirken. . . ,, Sr. Majestät des Kaisers und Königs eröffne ich
hiermit den 24. Westfälischen Provinzial ⸗Landtag.
Wiesbaden, 5. April. (T. D.) Heute Mittag 12. Uhr fand die Eröffnung des Kommu nal-Landtags des Regie rungsbezirks Wies baden im Sitzungssaale des Reglerungsgebäudes durch den stellvertretenden Landeskom⸗ miffar, Regierungs⸗Präsidenten von Wurmb statt.
Bayern. München, 3. April. Allg. 3tg.) Se Majestät der König hat vorgestern den Fürsten Bismarck zu dessen Geburtstag kelegraphisch beglückwünscht.
Ihre Kaiserliche Hoheit die Prinzessin Giselg wurde gestern Mittag 125 Uhr von einem Prinzen glücklich ent⸗ hunden. Die Tauffeier soll am nächsten Montag statt⸗ finden und ohne besondere, Festlichkeit vollzogen werden, ba die zweitgeborene Prinzessin und Tochter Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Leopold von der Erkrankung am Scharlach noch nicht vollständig genesen ist.
Die Regierungen der. Bodensee⸗Uferstaaten haben sich über die standesamtliche Behandlung der auf dem Bodensee eintretenden Geburts- und Sterbefälle verständigt. Die vereinbarten Bestimmungen werden durch Erlaß des Staats⸗-Ministeriums des Königlichen Hauses und des Aeußeren heute im „Gesetz und Verordnungshlatt“ bekannt gegeben.
— 4. Aprik. (W. T. B.) Die hiesige Polizeidirek⸗ tion hat auf Grund des Sozialistengesetzes die von der deut⸗ schen Volkspartei für morgen Abend anberaumte Volks⸗ versammlung, in welcher der Reichstagsabgeordnete Sonne— mann einen Vortrag über den „Militarismus“ halten wollte, verboten. In Folge dessen wird nur eine Parteiversammlung abgehalten werden.
Baden. Karlsruhe, 3. April. (W. T. B.) Se. gaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz ist heute Nachmittag 3 Uhr nach Berlin abgereist.
Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 3. April. Der 8 , nimmt am Dienstag, den 6. d. M., seine Thätigkeit wieder auf. Auf die Tagesordnung kommt der Gesetzentwurf, betreffend die Erhöhung der Licenzgebühren für den Kleinverkauf von geistigen Getränken.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 2. April. Wie die „Presse“ erfährt, ist bezüglich der Vermählung des Kron⸗ prinzen Rudolf mit dem belgischen Hofe die Verein⸗ barung getroffen worden, daß dieselbe in der zweiten Hälfte des Februar k. J., wahrscheinlich am 21. stattfinden wird.
— Die Publikation der Ernennung des ungarischen Ab⸗ geordnetenhaus⸗Präsidenten von Szlavy zum Reichs-Finanz⸗ Minister und des Reichs-Finanz⸗Ministers Frhrn. von Hof⸗ mann zum Intendanten der Kaiserlichen Hofbühnen wird — der „Pol. Corr.“ zufolge — erst für den Zeitpunkt erwartet, wenn im ungarischen Abgeordnetenhause jene Eisenbahn⸗ vorlagen der Regierung, deren Vertretung dem Kommuni⸗ kations⸗Minister Hrn. von Pechy zufällt, erledigt sein werden. R von Pechy wird nämlich allgemein als der Nachfolger von , , . im Präsidium des ungarischen Abgeordnetenhauses
zeichnet.
Pest, 2. April. Morgen nimmt das ungarische Abge⸗ ordnetenhaus seine regelmäßigen Sitzungen wieder auf. Die „Bud. Corr.“ hebt besonders hervor, daß Herr v. Szlavy denselben präsidiren werde. Den nächsten Gegenstand der Verhandlung bildet das Budget des Kommunikations⸗-Mini⸗ steriums. Nach Erledigung der Budgetdebatte sollen die auf die Rekonstruktion Szegedins Bezug nehmenden Gesetzentwürfe an die Reihe kommen. Bezüglich des Gesetzentwurfes über den Mittelschulunterricht wird mehrseitig versichert, Minister Trefort wolle das Haus ersuchen, diesen Entwurf womöglich noch vor Vertagung des Reichstages in Berathung zu ziehen. — 3. April. (W. T. B.) Frem ny trifft morgen hier ein, um die Verhandlungen mit der ungarischen Re⸗ gierung . des Ausbaues der ser bisch⸗-ungarischen Anschlußlinie wieder aufzunehmen. Derselbe begiebt sich sodann nach Belgrad, um seine Propositionen auch dem serbischen Kabinet zu unterbreiten.
— 4. April. Ein heute stattgehabter Ministerrath be⸗ schäftigte sich mit den mit den verschiedenen Mächten wieder aufzunehmenden wirthschaftlichen und kommerziellen Verhandlungen und mit den auf die Rekonstruktion Szegedins bezüglichen Gesetzuorlagen. Die letzteren wur⸗
den vom Ministerrathe genehmigt und sollen demnächst dem Unterhause unterbreitet werden.
Großbritannien und Irland. London, 3. April. Die „Allg. Corr.“ schreibt über die Parlamentswahlen: Die Wahlerfolge der Liberalen dauern ununterbrochen fort. Wie man im konservativen Lager darüber denkt, zeigen die nachstehenden resignirten Auslassungen des Standard“. Das Toryblatt schreibt: Angesichts der uns vorliegenden Resultate der gestrigen Abstimmungen würde es nutzlos sein, die That⸗ sache zu ignoriren, daß es nicht länger eine offene Frage ist, ob die liberale Partei beim Zusammentritt des Parlaments eine Majorität besitzt. Der letzten Schätzung zufolge hat die Opposition einen klaren Gewinn von ungefähr, funfzig Sitzen davongetragen. Diese Berechnung liefert den Beweis, daß das mechanische“ Uebergewicht des Konservatismus zu den Phrasen der Vergangenheit gehört. Bei der politischen Kriegführung haben Rückblicke absolut keinen Zweck. Die Anerkennung vollzogener Thatsachen ist die erste Pflicht, welche dem praktischen Politiker zukommt. Jeder gute Kon⸗ servative wird die Ereignisse der letzten Tage beklagen, allein wenn die konventionellen Klagen das Herz erleichtert haben, läßt sich weiter wirklich nichts mehr sagen. Die ministerielle Majorität ist verschwunden. Amt und Macht harren des Griffs der liberalen Partei. Das größte Interesse knüpft sich nunmehr an die Frage, in welcher Weise die Liberalen den von ihnen errungenen Sieg ausnutzen werden.
Bis jetzt wurden im Ganzen 208 Liberale, 125 Konser⸗ vative und 13 Home Ruler gewählt. Die Liberalen haben nunmehr 68 Sitze gewonnen und nur 18 an die Konservativen verloren. Der Reingewinn der Liberalen an Sitzen stellt sich somit auf 50, was bei einer Abstimmung im Unterhause gleich⸗ bedeutend mit 91 Stimmen ist. Im Laufe der gestrigen Ab⸗ stimmung gewannen die Liberalen 17 Sitze und die Konser—⸗ vativen 2. Der konservative Verlust vertheilt sich auf zwei Sitze in Southwark und zwei in Northampton, wo der Atheist und Republikaner Drag ef, und Labouchere, der Heraus⸗ geber des Londoner Gesellschaftsjournals „Truth“ gewählt wurden — und je einen in Aylesbury, Chelsea, Christchurch, Ericklade, Marylebone, New⸗Roß, Salisbury, Shaftesbury, Scarborough, Stafford, Stoke⸗-on⸗Trent — woselbst neben dem Liberalen Br. Kennely auch der Konservative unterlag, War— rington, und Jork — wo der Staatssekretär für Irland, Mr. Lowther, einem Liberalen Platz machen mußte. Die zwei ge⸗ wonnenen Sitze sind die in Bandon und Carrickfergus. Es ist nunmehr beinahe die Hälfte des neuen Unterhauses gewählt.
Die Ergebnisse der Abstimmung in den hauptstädtischen Bezirken Southwark, Marylebone, Chelsea, Tower Hamlets und Finsbury sind mit einer einzigen Ausnahme zu Gunsten der liberalen Partei ausgefallen. Diese Ausnahme betrifft den Bezirk Tower Hamlets (Ostlondon), wo Mr. Ritchie, der frühere konservative Vertreter, mit 12489 Stimmen wie⸗ dergewählt wurde. Der frühere liberale Vertreter Samuda mußte indeß seinem Gesinnungsgenossen Bryce Platz machen, der 12 584 Stimmen davontrug. Auf Saniuda fielen nur 10791 Stimmen. In Southwark wurde an Stelle der Kon⸗ servativen Clarke und Beresford zwei Liberale gewählt, Cohen und Rogers. Ersterer erhielt 9693, letzterer 9521 Stimmen. In Finsbury wurden die früheren zwei liberalen Vertreter des Distrikts, Alderman Sir A. Lusk und Mr. W. Me. Cullagh Torrens, Ersterer mit 16,128, Letzterer mit 15 247 Stimmen wiedergewählt. Chelsea wählte den radikalen Sir Charles Dilke wieder und an Stelle des Konservativen Gordon den Liberalen Firth, Ersteren mit 12406, Letzteren mit 12046 Stimmen. Auf die konservativen Kandidaten fielen je etwas über 9000 Stimmen. In Mary⸗ lebone endlich wurde der frühere konservative Vertreter Forsyth durch den Liberalen Grant verdrängt, während der frühere liberale Vertreter Sir T Chambers, der Syndikus der City, wiedergewählt wurde. Die enormen Mehrheiten, mit denen die liberalen Kandidaten gewählt wurden, bekunden die Entschlossenheit der liberalen Waͤhler, die Tories vom Staats⸗ ruder zu verdrängen. Auch die Konservativen zeigten sich äußerst rührig. In Lam beth hat die Parteivertretung durch die Wall keine Veränderung erfahren. . ö
Es heißt, daß, falls Gladstone für Midlothian gewählt wird, Mr. Waddy, der in Sheffield durchgefallene liberale Kandidat, für Leeds aufgestellt werden würde.
Dem „Daily Chronicle“ wird aus Allahabad, vom 31. v. Mts., gemeldet:
Unser Vertreter, der Mustaufi, ist gegen die in der von Mr. Lepel Griffin erlassenen Proklamation angedeutete Lostrennung Caadaharg von dem übrigen Durani Königreich. Der Mustauft intriguirt in Folge dieser Trennung, wie man glaubt, mit Hashien Khan, und nährt die Spposttion gegen die anglorindische Regelung Afghanistans. — Demselben Blatte zufolge hatte Abdurrahman Khan den Titel eines Emirs von Afghantstan und Turkestan ange nommen, Balkh als seine Hauptstadt designirt, der Bevölkerung eine Kriegssteuer auferlegt und Distrikt-gouverneure zur Ausfuhrung sei⸗ ner Dekrete als Emir ernannt.
— Ueber die Resultate der Parlamentswahlen sind beim „W. T. B.“ folgende weitere Meldungen eingegangen:
— 4. April. In East⸗Staffordshire sind die Liberalen Baß und Wiggin gewählt worden; die Liberalen haben da⸗ durch einen Sitz gewonnen. —
— 4. April, früh. Die Liberalen gewannen bei den Parlamentswahlen ferner neue Sitze in; Southampton, Brighton (zwei Sitze), Ashton⸗under⸗Lyne, Stalybridge, New⸗ castle⸗oͤn⸗ Tyne, Stirlingshire, Perthshire, Dumfriesshire und Pembrokeshire, die Konservativen in Coleraine und Helston.
— 5. April, früh. Bis Mitternacht war das Ergebniß von 412 Wahlen bekannt, von den Gewählten gehören 271 zu der liberalen, 141 zu der konservativen Partei. Die Liberalen haben bis jetzt einen Reingewinn von 59 neuj gewonnenen Sitzen zu verzeichnen; wie es scheint, dürften dieselben auch ohne die Homeruler über die Majorität in dem neuen Parla⸗ mente verfügen. ö
— 4. April. (W. T. B.) Dem „Observer“ zufolge ist noch keine definitive Entscheidung darüber getroffen, ob das Ministerium unmittelbar zurücktreten, oder ein Votum des Parlaments abwarten solle. Diese Entscheidung würde erst erfolgen, wenn die genaue Ziffer der liberalen Majorität vor⸗ liege. Nach dem Wahlergebnisse vom letzten Freitag habe sich ein Spezialgesandter zu Ihrer Majestät der Königin Victoria nach Deutschland begeben. Das , . att will ferner wissen, daß Gladstone nicht geneigt sei, in die
Regierung einzutreten, ag seine Parteigenossen Granville
und Hartington in loyaler Weise unterstützen werde. Frankreich. Paris, 2. April. Die „Fr. Corr.“
schreibt: Die Bischöfe Frankreichs werden gegen die De⸗
krete der Regierung in Betreff der Jesuiten ꝛc. pro⸗
testiren, und zwar durch gemeinsame Eingaben nach den kirch⸗ lichen Provinzen, in welche Frankreich zerfällt. Die Bischöfe der Diözese Paris waren gestern zu dem Zwecke bei dem Kar⸗ dinal⸗Erzbischof von Paris versammelt. Es fragt sich übrigens, ob der gesammte Episkopat gegen die Regierung Front machen wird. Nach dem „Telegraphe“ haben vielmehr mehrere Bischöfe sich bereit erklärt, die Regierung bei der Ausführung des Gesetzes zu unterstützen. — Die Kongregationen werden schwerlich die Autorisation des Staates nachsuchen. Man macht dafür geltend, daß eine andere Handlungsweise nur ganz nutzlos eine Anerkennung der Regierungsdekrete be⸗ deuten würde, da doch mit aller Bestimmtheit angenommen werden müsse, daß keine einzige Kongregation von der Majorität der Deputirtenkammer die staatliche Autorisation erhalten werde. Dazu kommt noch, daß ein ., der Kongregationen von vornherein nicht darauf rechnen darf, ihre eventuellen Autorisations⸗ gesuche von der Regierung zur Weiterbeförderung an die Kammer angenommen zu sehen; es sind das alle diejenigen, deren „Mutkerhäuser“ und deren „Obere“ sich im Auslande befinden. Zu dieser Kategorie gehören augenblicklich 17 Kon⸗ gregationen, die 146 Klöster und 1911è Insassen in Frank⸗ reich haben, darunter die Benediktiner mit 14 Klöstern und 239 Mönchen, die Kapuziner mit 31 Klöstern und 406 Mönchen, die Dominikaner mit 20 Klöstern und 293 Mönchen, die Franziskaner mit 26 Klöstern und 409 Mönchen 2c. Die Zahl der nichtautorisirten Kongregationen, welche in Frank⸗ reich ihre „Mutterhäuser“ und ihre „Oberen“ haben, beträgt 33 mit 192 Klöstern und 4011 Mönchen; die bekanntesten unter denselben sind die Karthäuser mit 12 Klöstern und 393 Mönchen, die Oblaten, die Maristen, und vor allen die ö welche letztere 23 Klöster mit 1455 Insassen be⸗ itzen.
Dem „Moniteur universel“ zufolge sind die Leiter der klerikalen Partei noch nicht darüber einig, ob im Senat der Angriff gegen die Regierung in Form einer Inter⸗ pellation oder einer Petitionsdebatte geführt werden soll. Das erstere System hätte den Nachtheil, auf eine Tagesordnung hinauszulaufen, für welche die Freunde vom linken Centrum vielleicht zu stimmen sich nicht entschließen könnten, während eine bloße Verweisung der betreffenden Petitionen an die Regierung eher auf eine Majorität zählen dürfte. Doch ist ein Beschluß hierüber noch nicht gefaßt worden. Dagegen sind nach derselben Quelle die Oberhäupter der Kongregationen unwiderruflich gewillt, die Ermächtigung des Staates nicht nachzusuchen, ihre Auflösung durch die Regierung abzuwarten und gegen diese bei den Gerichten Rekurs zu ergreifen.
Der Minister des Innern hat aus Anlaß der bevor⸗ stehenden Session der Generalräthe an die Präfekten die Instruktion erlassen, daß die Regierung jeden „Wunsch“, welchen diese Versammlungen gegen die Dekrete vom 29. März äußern könnten, als ungesetzlich ansehen würde.
Die Blätter veröffentlichen ein Schreiben des Lar⸗ dinals Manning, worin er sagt: „Es existirt kein Schat⸗ ten der Begründung für die Angabe, daß ich mich in die Parlamentswahlen mische; ich habe mich stets jeder Einmischung enthalten. Dies gebietet mir meine Amtspflicht.“
Italien. Rom, 4. April. (W. T. B.) Ihre Kai⸗ serliche und Königliche Hoheit die Kronprinzessin Victoria folgte heute einer Einladung Ihrer Majestäten , und der Königin zur Theilnahme am Familien⸗
iner.
Der „Popolo Romano“ ist ermächtigt, gegenüber den Kommentaren verschiedener Blätter üher die Unterredung des Generalsekretärs im Ministerium des Auswärtigen, Maffei, mit einem ausländischen Journalisten zu erklären: Maffei habe nur die Ansicht ausgesprochen, daß die italienische Re⸗ gierung die Hoffnung und das Vertrauen habe, die guten Beziehungen mit England stets zu erhalten, welche Partei auch bei den gegenwärtigen Wahlen siegen würde, weil zwischen den Nationen dauernde und höhere Interessen als Personen⸗ und Parteifragen bestünden.
Türkei. Konstantinopel, 3. April. (W. T. B.) Der Sultan hat den Beschluß des Ministerraths genehmigt, welcher den in der Gegenproposition Montenegros be⸗ anspruchten Gebietsaustausch zugesteht.
— 5. April. In offiziellen Kreisen wird versichert, daß die Pforte gegen die Einsetzung einer europäischen Kom⸗ mission zur Regelung der griechischen Grenzfrage keine Einwendung erheben werde, wenn diese Kommission in Kon⸗ stantinopel zusammentrete. — Die Bot schafter Frank⸗ reichs und Italiens werden sich demnächst auf Urlaub be⸗ geben. — Der neu ernannte Großscherif von Mekka, Abdul Matteb Effendi, ist nach Mekka abgereist.
Rumänien. Bukarest, 4. April. (W. T. B.). Die „Independance de Roumanie“ will wissen, daß Calimaki Catargi als rumänischer Gesandter nach Paris zurück⸗ kehren werde.
Serbien. Belgrad, 3. April. (W. T. B.). Die Gerüchte von der Demission des Minister⸗Präsidenten Ristite und seiner Ersetzung durch den früheren Minister⸗ Präsidenten Marinowitsch werden regierungsseitig für unbe⸗ gründet erklärt.
Bulgarien. Sofia, 4. April. (W. T. B.). Heute Vormittag hat die Eröffnung der Nationalversamm⸗ lung durch den Fürsten in Person stattgefunden. Der Er⸗ öffnung ging ein Tedeum in der Kathedrale voraus, welchem der Fürst beiwohnte. Derselbe wurde überall bei seinem Er⸗ scheinen mit überaus sympathischen Zurufen begrüßt. Das gesammte diplomatische Corps wohnte der Eröffnung der Ver⸗ fammlung bei. Der Fürst wurde bei seinem Eintritt in den Sitzungssaal mit begeisterten Hurrahrufen empfangen. In der vom Fürsten in bulgarischer Sprache verlesenen Thron⸗ rede gedenkt derselbe mit warmen Worten seiner Reise nach Rußland und des ihm Seitens des Kaisers Alexander zu Theil gewordenen Empfanges. Der Fürst betont, dabei das ganz besondere Interesse, das der Kaiser Alexander für Bulgarien und dessen Entwickelung, bezeige. Nachdem dann auf die guten Beziehungen zwischen dem Fürsten⸗ thum und den auswärtigen Staaten und die allgemeine Sym⸗ pathie, deren sich Bulgarien in Europa erfreue, hingewiesen worden, geht die Thronrede auf die inneren Angelegenheiten des Landes über und hebt besonders die Nothwendigkeit einer Gesetzgebung für dasselbe hervor, welche ihm eine Drganisa⸗ tion und eine solide Grundlage seiner Entwicklung sichern solle. Es sollen der Versammlung 15 Gesetzentwürfe unter⸗ breitet werden, darunter Gesetzentwürfe, betreffend die Orga⸗ nisation der Polizeigerichte, die höheren und niederen Schulen, die Grundsteuer und die Nationalbank. Die Thronrede er⸗