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die vorbereitenden Schritte der Regierung, die Gewährun von 10 000 6 für Wegeanlagen in den fiskalischen Wal⸗ dungen, die Anträge auf kräftigeren Betrieb der fiskalischen Braunkohlengruben und auf endliche Inangriffnahme der längst versprochenen Westerwälder Eisenbahn, sowie die Ge⸗ währung von 10 000 66 Seitens des Ministers des Innern zur Unterstützung der Nothleidenden. Er theilte mit, daß er bereits im Januar an Ort und Stelle 4 Unterstützungs— bezirke mit Vorständen gebildet und das Unterstützungswesen geregelt habe, und konstatirte, daß bei seiner Anwesenheit 11 dem Westerwalde in vergangener Woche ihm allseitig versichert worden sei, daß Niemand Noth gelitten. Inzwischen sei im Januar schon in Wiesbaden ein Co⸗ mité zusammengetreten, um milde Gaben zu sammeln; es hätten Wohlthätigkeitsvorstellungen stattgefunden, und es sei auf diese Weise gelungen, außer den direkt auf den Wester⸗ wald gesandten Liebesgaben circa 11 000 „S aufzubringen, und sei ihm von dem Comité diese Summe zur Beschaffung von Saatfrucht zur Disposition gestellt worden. Er habe für dieselbe, welcher noch aus der Staatsunterstützung 6000 S hinzugekommen seien, in der Provinz Sachsen Kartoffeln, Hafer und Gerste, lauter zeitigreifende Frucht bester Qualität, ange— kauft, und seien zur Zeit 2800 Ctr. sächsische Zwiebelkartoffeln, S00 Ctr. Hafer und 100 Ctr. Gerste bereits auf dem Wester⸗ walde angekommen oder dorthin unterwegs. Die Vertheilung dieser Saatfrucht unter die einzelnen Gemeinden sei von ihm in voriger Woche geregelt worden, und hoffe er, daß auf diese Weise der Nothstand beseitigt sei.
Der Abg. Böhner erkannte gern an, daß für den Ober— westerwald ausgiebig gesorgt sei, glaubte aber, daß auf der mittleren Terrasse desselben noch Mangel an Saatfrucht sei. Hr. von Wurmb sprach die Hoffnung aus, demselben ebenfalls noch mit den vorhandenen Mitteln abhelfen zu können.
Der Böhnersche Antrag wurde hierauf der Eingaben⸗ kommission zur schleunigen Prüfung überwiesen, ob noch etwas in dieser Angelegenheit zu thun sei.
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Gotha, 8. April. (Goth. Ztg. Der gemeinschaftliche Landtag für die Herzog— thümer Coburg und Gotha ist auf den 19. April d. J. nach Coburg einberufen worden.
Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 7. April. (Els.⸗ Lothr. 969 Der Landesausschuß hat seine während dreier Wochen unterbrochene Session mik der gestern Nach— mittag abgehaltenen 37. Sitzung wieder aufgenommen. Gegenstand der Tagesordnung war der Gesetzentwurf über Erhöhung der Lizenzgebühren für den Kleinverkauf von geistigen Getränken (Erste Lesung). Der Unter⸗Staatssekretär Dr. Mayr leitete die Diskussion durch eine ausführliche Darlegung der der Regierung bei diesem Entwurfe vorschwebenden Ziele ein. Der vorgeschlagenen Reform liege ein doppel⸗ ter Gedanke zu Grunde, einerseits sittlich und ökono⸗ misch bessernd vorzugehen, andererseits die Finanzquellen des Landes zu stärken. Bezüglich der ersten AÄbsicht handele es sich vor Allem darum, die Gelegenheit zur Völlerei und zum Trunke zu vermindern, sodann dahin zu wirken, daß nicht diejenigen Beschäftigungsweisen, die als minder produktiv sich darstellen, also der Zwischenhandel, im Staate überwuchern. Wenn nun das Gesetz einen represstven Charakter haben folle, so müsse es sich, wie im Entwurf geschehen, in wenigen Tarifabstufungen bewegen. Es handele sich auch nicht darum, nur eine Steuer mehr zu schaffen, sondern das Gesetz sei gedacht im Sinne eines wichtigen Bruchstückes der wünschenswerthen Steuerreform, welche eine Beseitigung oder Herabsetzung der drückenden Steuern (Mutationsgebühren, Weinsteuer) zum Ziele haben. Es wurde heschlossen, das Gesetz einer Spezialkommission zu überweisen. Seitens des Mitgliedes Köchlin ist ein Antrag auf Erlaß eines Gesetzes, betreffend die Unverletzlichkeit der Abgeordneten, eingebracht worden.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 7. April. Die „N. fr. Presse“ meldet: Der Vertrag mit Serbien ist abgeschlossen und wird wahrscheinlich noch heute unterzeichnet. Die serbische Regierung verpflichtet sich, den Vertrag innerhalb 6 Monaten der Skuypschtina vorzulegen; dagegen ist der serbische Stand⸗ punkt in der bulgarischen Frage angenommen worden. Während die Linie Belgrad⸗Nisch = türkische Grenze innerhalb drei Jahren ausgebaut sein muß, ist für Nisch —ungarische Grenze kein Termin festgesetzt, sondern es ist noch eine Vereinbarung mit Bulgarien zu treffen über die streitigen Punkte bezüglich des Brückenbaues. Bezüglich des Betriebsreglements wird eine besondere Verhandlung mit Ungarn stattfinden und eine be— sondere Konvention zwischen Serbien und Ungarn geschlossen.
— 84, April. (W. T. B.) Gutem Vernehmen nach erfolgt morgen die Unterzeichnung der österreichisch-ferbischen Eisenbahnkonvention.
6, . April. Für Bosnien und die erzego⸗ wina wird — wie der „P. Lloyd“ vernimmt — die Einfüh⸗ rung einer Strafprozeßordnung geplant, damit im Ver⸗ eine mit dem noch im vorigen Jahre dort eingeführten mate— riellen Strafgesetzè das ganze Strafrecht in den okkupirten Provinzen auf eivilisirten Ansprüchen genügenden Grundlagen ruhe. Die diesbezüglichen Verhandlungen werden unter Be⸗ theiligung der ungarischen Regierung in Wien gepflogen.
Großbritannien und Irland. London, 8. April. (W. T. B.) Bei den heutigen Parlamentswahlen haben die Liberalen in den Grafschaften Carmarthen, Donegal und South⸗Leicester je einen Sitz gewonnen. In der Grafschaft Leitrim verloren die Homeruler einen Parlamentssitz an die Konservativen.
— 8. April, Nachts. (W. T. B.) Es sind jetzt 554 Parlamentswahlen bekannt. Gewählt wurden I17 Li— berale, 198 Konservative und 39 Homeruler. Die Homeruler gewannen in Sligo einen ö von den Konservativen.
— (Alg, Corr.) Die Navy List“ für April zeigt mehrere Veränderungen. Admiral Hornby figurirt nicht mehr als Commandeur en chef des Mittelmeergeschwaders und ist durch den Vize⸗Admiral Sir Beauchamp Seymour ersetzt wor⸗ den, der die „Alexandra“ zum Flaggenschiffe gewählt hat. Sir G. Hornby hat bereits die Mittelmeerflotte verlassen, und der einzige andere Flaggenoffizier in jenen Gewässern ist der Contre⸗· Admiral M Crea, Admiral⸗Superintendent in Malta. Die Mittelmeerflotte besteht jetzt aus 20 Fahrzeugen, von denen sechs, und zwar die „Alexandra“, der „Invin⸗ cible, anche, „Rupert“, „Tömeraire“ und „Thunderer“
Panzerschiffe — den „Achilles“, „Agincourt“, „Minotaur“, und „Northumberland“ und 1 Avisoboot; Eontre⸗Admiral Hord führt den Oberbefehl; aber in der Person des Contre⸗ Admirals Waddilove befindet sich ein zweiter Flaggenoffizier bei dem Geschwader. n China ist eine sehr starke britische Seemacht stationirt. Die Stahlkorvette Comus“, welche auf jener Station entweder schon angekommen ist oder in Kurzem dort eintreffen wird, bringt die Zahl der dortigen Schiffe auf 21 — numerisch die größte Flotte unter irgend einem unse⸗ rer Admirale. Allein das chinesische Geschwader besitzt nur ein einziges Panzerschiff, den, Iron Duke“, der die Flagge des Vize⸗ Admirals Robert Coote trägt; es zählt jedoch mehrere starke Korvetten und kräftige Kanonenboote, welche ausgedehnte Kreuzerdienste zu leisten haben. Das nordamerikanische und ostindische Geschwader besitzt zwölf Schiffe, ausschließlich der „Bacchante“, an deren Bord die Königlichen Prinzen sich be⸗ finden, und steht unter dem Befehle des Vize⸗Admirals Sir Leopold M'Clintock, der seine Flagge auf dem „Nordhampton“ aufgehißt hat. Die Stille⸗Meer⸗Flotte umfaßt die zwei Panzerschiffe „Triumph“ und „Shannon“ und acht andere Schiffe unter dem Befehle des Contre⸗Admirals Stirling, während die ostindische Flotte kein Panzerschiff aufzuweisen at, aus zwölf Kriegsschiffen besteht und vom Contre—⸗ dmiral ern,, befehligt wird. Die australischen und afrikanischen eschwader werden nur von Kommodoren befehligt; ersteres besteht aus neun, letzteres aus zehn Schif⸗ fen. An der südöstlichen Küste Amerikas befinden sich vier Schiffe unter einer Art Unterkommando. Mit dem Ver— messungsdienste sind sechs Schiffe betraut. Besonderer Dienst beansprucht in diesem Augenblicke die etwas hohe Zahl von 15 Schiffen, während neun Schiffe heimberufen sind. — Das Kriegsschiff „Dragon“ hat den Befehl erhalten, sich von Mauritius nach Madagascar zu begeben, da der unge⸗ regelte Stand der Angelegenheiten auf letzterer Insel den Schutz britischer Interessen erheischt. Der Ursprung der Ruhe⸗ störungen ist die gewaltsame Wegführung eines Häuptlings durch den Kommodore eines französischen Kriegsschiffes, nach— dem der Häuptling das Eigenthum eines Händlers franzö— 6 Nationalität in der Bai von St. Augustine zerstört hatte. Ein Telegramm des „Standard“ aus Bombay dementirt das Gerücht, Mah omed Jan sei im Kampf mit den Hazaras gefallen, und fügt hinzu: Der Mustaufi ist in Kabul eingetroffen und berichtet, Mahomed Jan befinde sich in Maidan und habe den Entschluß ausgedrückt, bis zum lezten Mann zu kämpfen, Falls die von den britischen Be⸗ hörden angebotenen Bedingungen nicht annehmbar für ihn sein sollten. . „Times“ wird aus Kabul vom 6. d. M. ge— meldet: „Der Mustaufi wird morgen mit einer beruhigenden Botschaft
an die Häuptlinge von Ghazni nach Maidan zurückkehren. Er gr⸗ denkt, bei seiner Rückkehr hierher dieselben mitzubringen, und wür— den alsdann deren Ansichten in Erwägung gezogen werden. Es steht nunmehr unzweifelhaft fest, daß Abdurramen in Tursestan eine gute Aufnahme gefunden hat. Wie ein Gerücht besagt, ist derselbe den Engländern nicht unfreundlich gesinnt.“
Frankreich. Paris, 8. April. (W. T. B.) Die Sprache und die 6 der bo napartistischen Jour— nale bestätigen, daß die beim Erscheinen des Schreibens des Prinzen Napoleon vorhergesehene Spaltung zwischen den kon⸗ servativen und den vorgeschrittenen Bonapartisten bereits ein⸗ getreten ist. Die Journale „Ordre“ und „Estafette“ bringen sehr lebhafte Erwiderungen auf den Artikel Graniers de Cassagnae im „Pays“ und konstatiren, daß zwischen dem Im⸗ perialismus Graniers de Cassagnac und derjenigen Partei, ö ert der Prinz Napoleon sei, keinerlei Gemein sam— eit bestehe.
Die katholischen Journale veröffentlichen mehrere Schreiben, welche von Erzbischöfen und Bischöfen bezüg⸗ lich der Dekrete vom 29. v. Mis. an den Präsidenten ge⸗ richtet worden sind.
Der Generalrath von Marseille nahm mit 18 von 22 Stimmen die Vorfrage an, durch welche jedes Votum gegen die . rete bezüglich der Kongregationen zurückgewiesen wird.
— (C. Ztg.) Der Minister des Innern hat an die Präfekten folgendes Rundschreiben gerichtet:
Paris, 2. April. Herr Präfekt! Im Augenblick, wo die Ver— öffentlichung der beiden Dekrete vom 29. in der Preffe eine so leb hafte Polemik hervorruft und die Gegner unserer republikanischen Staatseinrichtungen zu den heftigsten und ungerechtesten Angriffen veranlaßt, bin ich der Ansicht, daß es Ihre Pflicht ist, die Bevöl- kerungen über den Sinn und die Tragweite dieser Dekrete aufzu— klären und sie vor gewissen Verleumdungen zu warnen, welche die feindlichen Parteien sich zu verbreiten bemühen. Wenn man alle Verleumdungen zu analysiren versucht, so lassen sie sich leicht auf zwei Behauptungen zurückführen, denen Sie schnell ein Ende machen können. Einerseits klagt man die Regierung an, daß sie die Rechte und Vorrechte der katholischen Religion angreife; an= dererseits wirft man ihr vor, eine Klasse von Bürgern zu verfolgen. Keine dieser beiden Anklagen hält eine ernste Prüfung aus; aber mit List und Perfidle dargestellt, könnten dieselben, wenn Sie betreffs dieses Punktes nicht genügend wachsam wären, bei der Landbevöl ke⸗ rung Glauben finden. Dadurch, daß die Regierung die nicht erlaub— ten Ordensgesellschaften zur Beobachtung der Gesetze auffordert, ver⸗ letzt sie, so sagt man, die Rechte der katholischen Kirche. Richts ist umichtiger, alsz diese Behauptung. Die Rechte der katholischen Kirche in Frankreich sind durch das Konkordat, die organischen 9 und die zur Ausführung dieser Gesetze erlassenen Reglements und Dekrete bestimmt. Die Regiernng kann an die aus diesen veischiede⸗ nen Akten hervorgegangene Lage nicht die Hand anlegen. Sie können im Gegentheil laut erklären, daß das einzige Ziel, welches sie in dieser Hinsicht verfolgt, ihre strenge und auf⸗ richtige Ausführung ist. Weder das Konkordat noch die organischen Gesetze setzen die Existenz von Ordengsgesellschaften in Frankreich vor⸗ aus. Die Ordenggesellschaften gehören in der That nicht zur Wesen— heit der Kirche. Ihr Bestand oder ihr Nichtbestand steben nicht im Zusammenhang mit der freien Ausübung des Kultus. Portalis war das getreue Echo der wahren Lehren in dieser Sache, als er in dem Bericht, der dem Dekret vom 3. Messidor des Jah— res XII. voranging, sagte: „Die Bischöfe und die Prsester sind von Gott ausersehen, um die Völker zu unterrichten und die Religion den Gläubigen und Ungläubigen zu predigen. Die Drdentgesellschaften gehören nicht zur Hierarchle; es sind der Fundamentalregierung der Kirche fremde Einrichtungen. Er fügte dem hinzu:; „Heute ist das große Interesse der Religion, die Pirten, welche des Tages Last und Hitze zu ertragen haben, zu beschützen, anstatt neben ihnen und Über ihren Köpfen Männer Stellung nehmen zu lassen, welche sie unterdrücken können.“ Die von der Regierung betreffs der nicht erlaubten Ordensgesellschaften verfügte Maßregel greift also in keiner Weise die Religion an. Es ist eine rein politische Maßregel. Alle Rechte der schon anerkannten und ermächtigten Srdensgesellschaften werden voll—
Panzerschiffe sind. Das Kanalgeschwader, welches zuletzt in der I Hbalsttast von Lissabon gekreuzt hat, zählt vier
werden aufgefordert, die Ermächtigung nachzusuchen. Was thut also die Regierung? Sie beschränkt sich darauf, die Ordensgesellschaften zur. Achtung des Prinzips zurückzurufen, von dem Pasquier sagt: „Hier giebt es nur ein Gesetz: das ewige und unabhängige Prinzip des positiven Gesetzes, das nicht gestattet, daß sich irgend eine Ge— sellschaft im Staate ohne die Billigung der großen Staatsgewal. ten bildet. Und Dupin sagte: daß es dem souveränen Pontifex zusteht, eine Ordensgesellschaft zu stiften, daß aber diese Ordent= gesellschaft nur allein durch die weliliche Macht im Staat dbestchen kann. Wenn eine Ordensgesellschaft gegen den Willen derselben errichte und aufrecht erhalten werden könnte, so würde die weltliche Macht zu bestehen aufhören. Der Beschluß der Re— gierung enthält also nichts, was den Rechten der Kirche zuwider⸗ säuft; er ist im Gegentheil durch das Gefühl des Bedürfnuͤffes der Ordnung und der Ruhe in der Kirche wie im Staat eingeflößt wor den. Ich komme hierauf zu der gegen die Dekrete vom 29. März erhobenen Beschwerde. Diese Dekrete greifen die persönliche Freiheit an = — so sagen die Feinde der Regierung — es sind Verfolgunggz⸗ maßregeln. Es bedarf leiner langen Auseinandersetzung, um festzu⸗ stellen, daß diese Anklage nicht mehr gerechtfertigt ist als die vorhergehenden. Um auf dieselbe zu antworten, genügt es, darauf hinzuweisen, daß die Mitglieder der nicht ermächtigken Srdens⸗ gesellschaften am Tage, an dem die Auflösung ihrer Assoziation aus- gesprochen wird, sich genau in der nämlichen Lage befinden werden, wie alle anderen französischen Bürger; daß sie der nämlichen Vortbeil⸗ und der nämlichen Vorrechte genießen werden unter den einzigen Be— dingungen, daß sie sich den Gesetzen unterwerfen und sich nicht in die unterdrückte Körperschaft aufnehmen lassen. Tie Leute nöthigen, in den Bereich des gemeinen Rechts zurückzutreten, hieß niemals dieselben verfolgen, und die, welche dieser Aufforderung den Gehorsam verfagen, würden nicht den Namen von Opfern, sondern den von Rebellen ver⸗ dienen. ⸗ Es steht mir nicht zu, im voraus zu sagen, welche späteren Entschlüsse der Gesetzgeber über die ernste Frage des Assoziationtzrechts fassen wird; ich weiß nicht, in welchem Maße die Ordensgesellschaften daraus Nutzen ziehen können. Aber ich weiß, daß die Assoziationen, welche aus mehr als 20 Mitgliedern bestehen, verboten sind, selbst dann, wenn diese Assoziationen sich in Abtheilungen zersplittern, die weniger als 20 Mitglieder zählen. Ich weiß auch, daß mehrere gerichtliche Ür⸗ theile festgestellt haben, daß die religiösen Affoziationen diesen Bestim⸗ mungen unterworfen sind, selbst wenn es sich um anerkannte Kulten handelt. Es wird den ehemaligen Mitgliedern der aufgelösten Ordeng— gesellschaften nicht mehr gestattet sein, das zu thun, was den übrigen Bürgern verboten ist. Dies ist die einzige Verletzung der persönlichen Freiheit, welche die feindliche Presse bis jetzt gegen die Regierung aufgefunden hat. Dies wird nicht hinreichen, um das öffentliche Mitleid wachzurufen, an das man sich nun wendet. Der allgemeine gesunde Menschenverstand wird diesem Geschrei ein Ende machen, sobald der wirkliche Charakter der Lage dargestellt ist.
Portugal. Lissabon, 8. April. (W. T. B.) Die Regierung hat nach Macao (China) Truppenverstärkungen abgehen lassen.
Türkei. Konstantinopel, 9. April. (W. T. B.) In das vom Sultan nunmehr genehmigte Budget sind für die Unterhaltung von türkischen Gesandtfchaften in Brüssel, Haag, Stockholm und Washington keine Etats— positionen eingestellt.
Phil ippopel, 31. März. (Wien. Ztg.) Die Pro—⸗ vinzialversammlung entwickelt eine eifrige Thätigkeit, weil die für die außerordentliche Session anberaumte Zeit eine kurze ist. Abgesehen von dem Finanzgesetze, bilden die die Aufnahme einer Anleihe zur Hebung der Landwirthschaft so⸗ wie den Bau der Bahn Burgas⸗-Janiboli⸗Philippopel betreffen⸗ den Vorlagen die wichtigsten Berathungsgegenstände. Die Lage der Landwirthschaft ist eine traurige, die größere Hälfte des Ackerlandes, etwa 500 000 Joch, lag in den letzten Jahren völlig brach, weil es an Arbeits— kräften und Zugvieh fehlte. Die Folgen dieses bedauer— lichen Zustandes treffen nicht nur den Einzelnen, sondern auch den Provinzschatz. W gen Mangels an Zugvieh wurde das Erträgniß, der Getreideernte im vorigen Jahre um eine Million Kilo beeinträchtigt, wodurch die offentlichen Einnahmen einen Ausfall von 60 bis 70 9900 Goldlire erlitten. Die von der Regierung beabsichtigte Unterstützung der Landwirthe erweist sich daher nach jeder Richtung als eine Nothwendigkeit. Von nicht geringerem Einflusse dürfte sich die Bahn Bur gas⸗ Philippopel für den Wohlstand der Provinz erweisen; diese Bahn würde nicht nur den Handel Ost-Rumeliens von der türkischen Metropole emanzipiren, sondern der eigentlichen Kornkammer von Rumelien und Thrazien, der Maritza⸗Ebene, zu, der ihr gebührenden naturgemäßen Bedeutung verhelfen. Die Annahme der in Rede stehenden Vorlagen scheint sonach keinem Zweifel zu unterliegen.
Rumänien. Bukarest, 3. April. (W. Pr.) Die Regierung ist darauf bedacht, eine praktikable Kommunikation mit der Dobrudscha herzustellen und überhaupt diese Provinz zu heben, Küstendsche, das jetzt rumänisch Konstanza ge⸗ nannt wird, ist vor Allem Gegenstand der gouvernementalen Aufmerksamkeit. Ueber die Donau soll zur Bahnlinie Tscher⸗ nawoda⸗Küstendsche eine Brücke gebaut und an dem letzteren Orte ein komfortables Seebad errichtet werden. Wie mit der Lemberg-Czernowitzer Bahn, so hat die Regierung auch mit der Dobrudschabahn Verhandlungen wegen Verstaatlichung derselben begonnen, doch stellt der Verkreter dieser Gesell⸗ schaft solche Bedingungen, daß der Staat dieselben nicht er⸗ füllen kann.
— 8. April, (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer interpellirte bei der Be rathung des Budgets für das Ministerium des Aus— wärtigen der Deputirte Jonesco den Minister des Aus⸗ wärtigen, Boerescu, über das Verhältuiß Rumäniens . den auswärtigen Mächten. Der Minister erwiderte, ie Beziehungen zu allen Mächten seien gute, den Beweis da⸗ für liefere die Anerkennung der Unabhängigkeit Rumäniens Seitens aller Mächte und der Umstand, daß in volkswirth⸗ schaftlicher Beziehung neue Vereinbarungen abgeschlossen wor⸗ den seien. Der Minister fügte hinzu, er glaube, eine wirklich rumänische Politik zu befolg'n, wenn er sich angelegen sein lasse, die guten Beziehungen zu allen Mächten aufrecht zu er⸗ halten, ohne sich zum Werkzeug einer einzelnen derselben zu machen. Der Minister zeigte schließlich die demnächst bevor⸗ stehende Vexöffentlichung von diplomatischen Aktenstlcken mit dem Bemerken an, daß die Kammer sich daraus überzeugen würde, daß das Kabinet beharrlich die Vertheidigung der Landesinteressen sich angelegen sein lasse. Der mit England ab . Handelsvertrag wurde der Kammer heute vor⸗ gelegt.
Bulgarien. Sofia, 7. April. (W. Pr.) Das neue Ministerium ist in folgender Weise gebildet: Der bisherige diplomatische Agent in Konstantinopel und der politische Ge⸗ nosse Balabangws aus dem Jahre 1856, Dragan Zankow, hat das Minister⸗Präsidium und das Portefeuille des Aeußern
ständig aufrechterhalten. Die nicht erlaubten Kongregationen
erhalten. Professor Petko Karawelow, der Kammer⸗-Präsident und Führer der Radikalen, wird Finanz⸗Minister; der bis—
; der Gouverneur von Varna, Stojanow, Justiz— uf . Nachdem der Vertheidiger des Schipkapasses, Jadezky, das Kriegsportefeuille abgelehnt hatte, wurde es Grenroth, einem im letzten Kriege mehrfach genannten russi⸗ schen General, übertragen.
ußland und Polen. St. Petersburg, 9. April.
(W. 9 65 Der Zeitung „Molwa; ist die erste Verwar— nung ertheilt worden. Die russische St. Peter sbur⸗ er Zeitung“ erfährt, die Zahl der hiesigen Polizei⸗ geviꝰr-Auffeher solle von 259 auf 1000 erhöht werden. Certeffẽ der von ausländischen Blättern gebrachten Nachricht, die russische Grenze sei von einer 30 0600 Mann zählenden inesischen Armee überschritten worden, will daz nämliche Blatt wissen, es handle sich nur um eine größere Anzahl von chinesischen Arbeitern, die die russische Grenze im Üssurigebiete überschritten hätten, und unter welchen sich mög— licherweise auch frühere chinesische Soldaten befinden könnten. Eharkow, 8. April. (W. T. B.). Vor dem hiesigen Militär-Kreisgerächt haben heute die Verhandlungen in dem Prozesse gegen den dem Adelstande angehörigen ehe⸗ maligen Lehrer Alexander Winogradoff begonnen. Die An⸗ klage lautet auf Verbreitung verbotener Schriften zum Zweck des Umsturzes der bestehenden Regierungsform sowie der
sozialen Ordnung.
35 Gouverneur von Tirnowo, Tischew, Minister des
.
Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.
St. Petersburg, Freitag, 9. April. Das Befinden des . Fürsten Gortschakoff ist in den letzten Tagen ein weniger befriedigendes gewesen; ein gesteigerter Katarrh verursachte Athmungsbeschwerden.
St. Petersburg, Freitag, 9. April. Die „Agence Russe“ erklärt, daß die chinesische Regierung von keiner freniden Macht zu einem feindlichen Verhalten gegen Rußland aufgereizt worden sei; die bezüglich des russisch⸗chinesischen Vertrages entstandenen Schwierigkeiten, sowie die Gefahren, welchen der chinesische Gesandte Tchoung⸗Kao ausgesetzt ge⸗ wesen wäre, seien allein durch die zur Macht gelangte alte chinesische Partei verursacht worden, welche allen Europäern gleichmäßig feindselig gesinnt sei. Es wäre indeß verfrüht, ernsthafte Verwickelungen zu besorgen, da ja die Propositionen der chinesischen Regierung noch gar nicht bekannt seien. Ruß⸗ land wäre nicht gewohnt, einen bereits abgeschlossenen Ver— trag als nicht vorhanden zu betrachten und wenn neue Ver⸗ handlungen nothwendig werden sollten, so. würden dieselben unter . l, , m. he geeigneter wären, die
1sführung des Vertrages zu sichern. , . ar . Freitag, 9. April. Die Newa ist bei Schlüsselburg auf 2 Werst eisfrei. — Bei Riga kam gestern das Eis der Dünga in Bewegung. — In dem Hafen von Reval find gestern fünf Dampfer, welche von Baltischport aus einen durch das Eis geschlagenen Kanal passirten, eingelaufen.
Neichstags⸗Angelegenheiten. . ;
ie XI. Kommission des Reichstages zur Vorberathung des elt h T f betreffend die Abwehr und. . von Viehseuchen, hat sich wie folgt konstituirt: von Wedell⸗ Malchow, Vorsitz en der, Hall, Stellvertreter des Vor⸗ fitzen den, von Bethmann ⸗Hollweg (Ober · Barnim), Sch rift⸗ führer, Pr. Mendel, Schriftführer, von Schalscha, Schrift⸗ führer, Graf von Behr⸗Behrenhoff, von Below, Bieler (Franken⸗ hain), Graf von Chamaré, Freiherr von Dalwigk ˖ Lichtenfels, Graf von Flemming, Graf von n,, Pr. Groß, Haerle, Graf von Holstein, von Lenthe, Pabst Freiherr Norded zur Rabenau von Reden (Lüneburg), Richter (Meißen), von Saucken⸗Tarputschen, Graf von Saurma-Jeltsch, von Schlieckmann, Graf zu Stolberg⸗ Stolberg (Neustadt), Tölke, Freiherr von Wendt, von Werner (Eß⸗
lingen), Dr. Zinn.
Statistische Nachrichten. . tach Mittheilung des st atistischen Bureaus der Stadt Berli sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 27. März bis inkl. 3. April er. jur Anmeldung ge⸗ kommen: 359 Ebeschließungen, 829 Lebendgeborene, 35 Todtgeborene und 560 Sterbefälle. Gewerbe . , J Die „Leipz. Ztg.“ bringt folgenden, vom 8. d. M. datirter Bericht von k. Messe: Die Garledermesse jeigte dieselbe Physiognomie, wie ihre Vorgänger, einen ziemlich raschen Verlauf und lebhaften Verkehr. Die Anwesenheit auslän- discher, besonders österreichischer Käufer trug dazu bei, die gute Stimmung aufrecht zu halten, so daß die Preise der meisten Ledersorten gegen diejenigen der ketzten Michaellsmesse eine ansehnliche Erhöhung erfuhren. Es scheint, daß mit dem Behaupten dieser Position für die nächste Zeit eine wesentliche Schwankung der Werthverhältnisse auf dem Garledermarkte nicht zu erwarten ist. — Ausländische Ar⸗ tikel, besonders Unterleder aus den größeren Fabriken der Schweiz und Belgiens, aus England und Amerika, können gegenwärtig — wegen des seit 1. Januar 1889 dreifach höheren Zollsatzes — nur in bescheidenen Partien auf den Markt gelangenz es zeigt sich in Folge deffen eine größere Beliebtheit für die dasselbe ersetzenden deutschen Fabrikate. Die letzteren finden in allen besseren Appreturen erfreulich guten Absatz, besonders Vacheleder und feine Gattungen Brandsohl/ leder stehen in guter Frage, desgleichen leichtes Sohlleder in geschickt gestellten Häuten, während dergleichen schwere, starke Waare vernachlãs⸗ sigt blieb. — Fahlle der und Kalbleder, sowie Kipse und alle Sorten Blankleder waren unverändert und behielten ihre Preise, wie solche bereits zur diesjährigen Neujahrsmasse bewilligt wurden. Die spezlellen Preise aller dieser verschledenen Artilel varliren ganz außer⸗ ordentlich je nach der besseren oder geringeren Gerbung, Zurichtung und Trocknung der Wagren. — Leider waren auch zur gegenwärtigen Oster Ledermesse erhebliche Quantitäten sehr gering gegerbter und unfolid trockener Waaren zugeführt, welche nur mit Schaden verkauft werden konnten. Gin äußerst reges Leben beherrschte den Schaf⸗ ledermarkt in den Räumen der Georgenhalle. Die Forderungen der Cigner waren zumeist sehr hoch; trotzdem fanden dieselben Gehör, ein deutlicher Beweis für i . animirte Nachfrage und den lebhaften Bedarf in diesem Artikel. . . 96. Die n. orker Hdls. Itg.“ äußert sich in ihrem vom 26. März datirten ochenbericht über die Geschäftslage folgendermaßen: Der vollständige Zusammenbruch der Produkten⸗ spekulation kann, nachdem der Geidmarkt, deren bisherige Stütze zu wanken begonnen hat, nicht mehr lange auf sich warten lassen. Be⸗ reltz sind diese Woche auf westlichen und östlichen Märkten Preise in erfreulich starkem Grade gefallen; große Quantitäten Brodstoffe, Provisionen ꝛc. für Export gekauft worden und unsere neuesten Aus fubrlisten repräsentiren einen weit höheren Totalwerth, als den wöchentlichen Durchschnittsbetrag seit Anfang dieses Jahres; wäre nicht gleichzeitig eine Steigerung der Oceanfrachten, welche den
dem es nur zu bedauern ist, daß er nicht früher kam, beseitigt fürs
Erste alle Befürchtungen einer ungünstigen Gestaltung unserer Han—⸗
dels ⸗Bilanz, denn es bedarf jetzt nur einer weiteren gleichmäßigen
Entwickelung des Exxorts, die 40 Millionen Dollars, um welche
Summe der Import der ersten drei Monate dieses Jahres den der
Parallel Periode vorigen Jahres übersteigt, zu decken. Hat nun auch
im Laufe dieser Woche, theilweise wegen des wieder eingetretenen
kalten Wetters, der Verkehr in einzelnen Zweigen etwas aagenommen,
ist ferner die Situation des Geldmarktes nicht geeignet, um zu neuen
Unternehmungen größerer Tragweite einzuladen, so stehen wir doch,
auf Grund der verbesserten Aussichten unseres Exporthandels nicht
an, die allgemeine Geschäftslage als eine befriedigende zu bezeichnen.
Die Strikes, deren Ausdehnung die einheimische Industrie mit einer
empfindlichen Stagnation bedrohte, haben hier in New. Jork durch
ein Kompromiß zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern vorläufige
Erledigung gefunden, dagegen sind in verschiedenen Fabrikdistrikten
neue Bifferenzen ausgebrochen. — Das Geschäft am Waaren⸗ und
Produktenm arkt hat auch in dieser Woche wieder einen recht befriedi⸗
genden Verlauf genommen. Daz Befrachtungsgeschäft war animirt,
und wurden 32 Schiffe für volle Getreideladungen gechartet. In
Brodstoffen fand eine allgemeine Baisse statt, die für Weizen
und Maig zu einem lebhaften Exportgeschäft führte. Baumwolle
in disp. Waare war still, und das Termingeschäft belebte sich erst
gegen Ende der Woche. Für Rio Kaffees machte sich eine ver⸗
trauensbollere Stimmung geltend; das Geschäft in reinschmeckenden
Sorten war beschränkt. Für Schmalz und Schweinefleisch herrschte ziemlich reger Exportbegehr, Rindfleisch und Talg fanden dagegen
nur wenig Beachtung. Petroleum, nach anfänglich fester Hal⸗
tung, schließt flau und niedriger. Terpentinöl konnte sich nicht behaupten, während Harz für die gewöhnlichen und mittleren Soeten
fest und für die feineren Sorten etwas höher war. Der Hopfen markt blieb ruhig. Fremde Manufgkturwaagren sind un⸗ verändert. Der Import von Webstoffen betrug während, der heute beendeten Woche 7 866 376 Doll. gegen 2267 560 Doll. in der Pa— rallelwoche des Vorjahres.
Verkehrs⸗Anstalten. . . Ueber die Veränderungen im osterreich isch⸗ungarischen Eisenbahnnetze im Jahre 1879 enthält eine Uebersicht in der „Wien. Ztg.“ u. A. folgende Angaben; Im Jahre 1879 wurden in beiden Theilen der österreichischzungarischen Monarchie im Ganzen 142,34B8 km neue Lokomotiv-Eisenbahnen (gegen 261,905 Em im Vor- jahre) mit 20 neuen Stationen und Haltepunkten und 9 Anschlüssen an die Linien anderer Bahnverwaltungen dem öffentlichen Verkehre übergeben. Die Uebergabe zum Betriebe erfolgte in Theil⸗ strecken, von denen 4 Eigenthum der beiderseitigen Regierungen und die übrigen von drei verschiedenen Gesellschaften waren. An das Aus= land wurden 3 neue Anschlüsse gewonnen und zwar in Pontafel · Porteba, in Predeal und in Orsova⸗Vereiorovg. Anläßlich der am 28. Okto⸗ ber stattgehabten Eröffnung der Strecke Oedenburg- Neufeld der Raab ⸗Oedenburg⸗Ebenfurther Bahn wurde in der Strecke Ebenfurth⸗ Neufeld der Wien. Pettendorf ⸗Wr.Neustädter Bahn der Lokomotiv⸗ betrieb eingeführt. In diesem Jahre ist auch eine Betriebseinstellung zu verzeichnen, indem der Verkehr auf der 19 km langen Strecke Schaboglck-Priesen der Eisenbahn Milsen ⸗Priesen (tomotg) am J. Juli gänzlich eingestellt worden ist. Die bereits am 23. Novem- ber 1878 dem Militärverkehre übergebene Linie Dalya⸗Brod der Königlich ungarischen Staatsbahnen wurde in ihrer Theilstrecke bis Irvekovn am 1. Februar und. in ihrer ganzen Auzdehnung am 1. März 1879 fur den allgemeinen Verkehr eröffnet. Von den neu eröffneten Strecken entfallen auf die im Reichsrathe vertretenen Länder 4 Theilstrecken mit 77, 151 km Bahn⸗ lange, 77, 50 Km Betriebslänge und 14 Stationen; auf die Länder der ungarischen Krone 3 Theilstrecken mit ö. 107 km. Bahnlänge, ö, 107 Km Betriebslänge und 6 Stationen. — Die Bahnen in Bot⸗ nien sind die Verbindungsbahn Brod ⸗Bussud mit J Tarif ⸗Kilo⸗ metern, die 189,6 km lange schmalspurige Bosna⸗Bahn und die 105 Em lange Bahn von Banjaluka nach Doberlin, Erstere wurde am 17. Dezember i879 für den Betrieb eröffnet; die Eröffnung der Bosna⸗Bahn erfolgte . Juni v. J., die der Bahn Banjaluka—⸗ berlin am 24. März 1879.
ö. Triest, 8. April. (W. T. B.) . Der Lloyddampfer „Medea“ ist heute Mittag aus Konstantinopel hier angekommen.
Berlin, 9. April 1880.
Zu Anfang Februar d. J. wurde auf den europäischen Sternwarten eine hochgespannte Erwartung erregt durch ein von der Sternwarte zu Cordoba in der Argentinischen Republik ausgegangenes Telegramm, welches kurz besagte: „Großer Komet passirt die Sonne nordwärts.
Schon nach einigen Tagen wurde diese Erwartung ent— täuscht durch ein zweites Telegramm desselben Ursprunges, welches eben so kurz lautete: „Komet geht südwärts,.
Der Widerspruch wurde dahin gedeutet, daß es sich um einen Kometen gehandelt habe, welcher der Sonne so nahe gekommen sei, daß er, wie der große Komet von 1843, inner⸗ halb weniger Tage bei seinem überaus schnellen Umschwung um die Sonne . Wechsel der Bewegungs⸗
ichtungen erfahren habe. ; . . ,. nd 1 den letzten Wochen nähere Nachrichten über die von den Sternwarten der südlichen Halbkugel, ins— besondere am Kap der guten Hoffnung, angestellten Be⸗ obachtungen jenes Kometen eingegangen, und es hat sich herausgestellt, daß er sich in der That in ganz derselben Bahn bewegt hat, wie der große Komet von 1843, wenngleich er bei Weitem nicht so hell geworden ist, wie jener, welcher bekanntlich zur Zeit seiner größten Sonnennähe am Tage dicht neben der Sonne wahrgenommen wurde. — Der dies⸗ jährige Komet ist aber sonst dem großen Kometen von 1843 auch darin ähnlich gewesen, daß er einen mächtigen, etwa 40 bis 50 Grad langen Schweif entwickelt hat. n
Es wird noch der näheren Untersuchung bedürfen, ob der diesjährige Komet mit demjenigen von 1843 identisch ist, oder ob er blos in derselben Bahn wie jener einherwandert.
In den letzten Jahrzehnten ist es nämlich schon vorge⸗ kommen, daß die große Aehnlichkeit der Bahnen zweier Kometen die Annahme ihrer Identität nahe legte, während doch die verhältnißmäßig kurzen Zwischenzeiten zwischen ihren Erscheinungen in Anbetracht der bedeutend längeren Umlaufẽs⸗ zeiten, welche der ganze Charakter . Bahnen unwider⸗ leglich bedingte, jene Annahme aus chlossen und zu der Folgerung nöthigten, daß die Aehnlichkeit der Bahnen nur von der Gleichheit des Ursprungs der betreffenden Kometen
rrührte. he ei der Berechnung der Bahn des großen Kometen von
1843 hatte sich bisher als das wahrscheinlichste Ergebniß herausgestellt, daß derselbe eine Umlaufszeit von einigen hun⸗ dert Jahren besitzen müsse, während, wenn der diesjährige Komet mit ihm ldentisch wäre, eine Umlgufszeit von nur 37 Jahren herauskommen würde, . Es ist möglich, daß die schwierigen und nur verhältnißmäßig kurze Zeit umfassenden Beobachtungen von 1843 sich auch mit einer Umlaufszeit von 37 (genauer 36,9) Jahren vertragen würden, wenngleich es dann bei der so auffallenden Beschaffenheit dieser Bahn und
vorher öfter gesehen worden ist. Man findet nämlich, wenn man zurückrechnet, erst im Jahre 1106 nach Christi eine Ko⸗ metenerscheinung, deren Verlauf an den Kometen von 1843 erinnert. Diese Erscheinung würde sich übrigens mit einer Umlaufszeit von 36,85 Jahren unter der Annahme ven 20 Umläufen zwischen 106 und 1843 vertragen. . Es wird jedenfalls von Wichtigkeit sein, den diesjährigen Kometen so lange wie möglich mit genauen Messungen zu verfolgen. Er wird in den nächsten Wochen, falls er noch nicht in Folge stark zunehmender Entfernung von der Sonne und der Erde bereits zu lichtschwach geworden ist, auch auf der nördlichen Halbkugel beobachtet werden können; aber von der großen Schweifentwickelung wird vermuthlich nichts mehr wahrzunehmen sein. . . .
Die ganze Sache gewinnt an allgemeinem wissenschaft⸗ lichen Interesse noch dadurch, daß die Bahn der in Rede stehenden Kometen von 1843 und 1889 beinahe die Sonnen⸗ oberfläche berührt, und daß daher alle Wirkungen der Scanen⸗ nähe auf die Kometen sich hier in ganz ungewöhnlichem Maße bemerklich machen müssen.
Auf Allerhöchsten Befehl ist das Reiterfest in Rathenow vom 10 April auf den 14. April verlegt.
Die Chronik des Germanischen Museums zu Nürnberg für Februar⸗März (Beilage zum Anzeiger für Kunde der deutschen Vorjeit“ meldet, daß Se. Königliche Hoheit der Prinz Otto von Bayern die Gnade hatte, dem schon im Vorjahre zur Herstellung der monumentalen Uhr bewilligten Beitrage von 1000 MS neuerdings eine Gabe von 60) „MS folgen zu lassen, so daß das Werk nunmehr bald wird fertig gestelt werden können. Dagegen haben die Sammlungen einen schweren Perlust zu beklagen, indem der der Wolfg. Paul Merkel⸗ schen Familienstiftung angehörige Tafelaufsatz von Wenzel Jamnitzer, welcher seit mehreren Jahren im Musum aufgestellt war, von der Familie des Stifters zurückgenommen wurde. „Dem Vernehmen nach wurde er“ heißt es, „ohne daß wir eine Ahnung von dem beab— sichtigten Verkaufe gehabt hätten, um 609 000 4ÆM an die Kunst—⸗ händler Gebr. Löwenstein in Frankfurt a / M. verkauft!“. — Der An⸗ regung des preußischen Gesandten, Grafen von Werthern in München, die hervorragenden thüringischen Adelsgeschlechter zu Ssiftungen zu veranlassen, haben neuerdings die Herren Graf Brühl in Pförten, Graf Marschall in Dresden und die Herren von Wurmb Folge ge⸗ geben und je 300 ½ zur Stiftung von Fenstern zur Verfügung ge⸗ stellt. — Für das Handelsmuseum sind wieder eine Anzahl Antheil⸗ scheine gezeichnet worden. . . . — Die Maäͤrznummer des „Anzeigers selbst enthält an literarisch⸗ artistischen Beiträgen zunächst den Schluß des „Inventars eines Würzburger Domherrnhofes vom Jahre 1557“ von A. Mörath in Schwarzenberg, dann ein Initial vom 11. Jahrhundert aus der Miniaturensammlung des Museums, Holzschnitt mit begleitendem Text von Dr. A. Essenwein. Dasselbe ist ein treffliches Beispiel der Buchverzierung der romanischen Kunstperiode. Der Charakter des Ornaments erinnert noch an die zur Zeit der Ottonen übliche Orna⸗ mentik der Initialen; die um den Stamm des B kriechenden Drachen, ein aus Ornament gebildeter Mensch, die Fratzen und Thierklauen sind außerordentlich charakteristisch. — Daran reihen sich zwei Ab⸗ bildungen von „‚Wundermenschen'“, dem „Finfuß“‘ und den Cy klopen“, die einem Bruchstück von Enenkels Welichronik, einer Papierhandschrift des 14. Jahrhunderts (in der Bibliothek des Museums) entnommen sind. Weitere von Dr. Essenwein mitgetheilte und erklärte Zeichnungen stellen dar: ein Liebespaar, Paris und Helena, aus dem Kodex des trojanischen Krieges von 1441, vollständig in der Tracht der höheren Stände jener Zeit und deshalb von kulturhistorischem Inter ⸗ esse, und Herkules, Nesfug und Dejanira, aus dem schon früher er= wähnten Kodex der Zerstörung Troja's (ebenfalls im Museum). Lätztere Darstellung ist insofern besonders interessant, als sie die böchst naive Art der Auffassung der Antike noch in dem zu Ende gehenden Mittelalter veranschaulicht: Herkules und Deianira sind durchweg Gestalten des 14. Jahrhunderts in dem Kostü m der vor— nehmen Welt jener Zeit; selbst der Kentaur ist in seinen mensch⸗ lichen Theilen bekleidet. — Endlich wird noch aus dem oben ge⸗ dachten Koder von 1441 eine Abbildung reproduzirt, welche einen Ritter zu Pferde darstellt, dem ein Bote die Ladung zum Turniere überbringt. — Die Nummer schließt mit einem Aufsatz von Hans Bösch in Nürnberg über Margareta von Schwangau, Gemahlin Oswalds von Wolkenstein.
Aus Bad, Gastein wird der „Allg. Ztg.“ geschrieben: Nach einer alten Chronik sollen im Jahre 678 drei Männer von Goldegg (Bauern, Jäger oder Bergleute) einen angeschosse⸗ nen Hirsch über die Bergrücken oberhalb der Klamm“ — der Gebirgspartie zwischen Lend und Gastein — verfolgt und denselben in einem warm rauchqualmenden Bächlein badend und seiner Wunde pflegend gefunden haben. In der Nähe der aufgefundenen Warm⸗ quelle wurden nun im Jahre 680 einige hölzerne Hütten zur Unter- kunft von Badenden errichtet und so der Grund zu dem heutigen in allen Ländern der Erde bekannten und berühmten Badeort gelegt. Als erste Bewohner der Gebirgsgegend, in welcher das heu— tige Gastein liegt, nennt man die celtogallischen Taurigter, von welchen eine kleine Genossenschaft, die Pisontier! Cie heutigen Pinzgauer), in unvordenklichen Zeiten das Thal bevöl- kerten. Von dem der Sprache dieses Volkes entstammenden Namen „Jast“ (die aufwallende Kraft oder den herabstürzenden Fall des Wassers bezeichnend) entstand der Name Jastuna oder, nach dem vor 1559 Jahren als Curialstyl gebrauchten römischen Idiom Gastuna, woraus sich später Castein und Gastein bildete. Es würde zu weit führen, an dieser Stelle ausführliche Details darüber zu geben, daß in der That das heutige Weltbad Gastein seine Geschichte bis in die Zeit vor 1200 Jahren zurückzuführen vermag. Es möge hier ge⸗ nügen, hervorzuheben, daß schon 940 die Grafen von Plaien im Salzburgischen herrschten und 1170 bei Güterverhandlungen Plaien— scher Ministerialen ein Marchardus de Kastung erwähnt ist, daß 180 ein Luitoldus de Gastun als Zeuge in Urkunden des Stiftes Admond und in einer Verkaufsurkunde Diepoldus de Gastun als wappenfähig (mit dem noch heute geltenden Wappen von Bab Gastein erscheint. I‚m Jahre 1219 kam das Gasteiner Gebiet an die Herzoge von Bayern, welche es schon 1279 an das Erzbisthum Saljburg verkauften, 1389 wurde das Gotteshaus zu St. Nikolaus am Badberge (die noch heut existirende alte Kathe drale von Gastein) erbaut, 1436 suchte Erzherzog Friedrich III. von Oesterreich, nachmals römischer Kaiser, als erster, namentlich bekannter Badegast solch' hohen Ranges mit bestem Heilerfolge das Bad auf, ih gründete der Gasteiner Wechtl Conrad Strochner das Armenspital dafelbst, und 1509 erbaute der Baumeister von Böd= stein, Veit Mater, auf dem Felsenstocke zwischen dem donnerãhnlich tosenden Wafferfall und den beißen Quellen ein geräumige höl jernes
aus für Eurgäfte, welches 1652 in den Besitz der Familie Strau⸗ . gelangte. Die höchste Blüthe Gasteins fällt in die Zeit von 1459 — 15665, während welcher der Bergbau, inzbesondere auf Gold, sowie der Handel, eine heute kaum zu ahnende Ausdehnung er⸗ langte und die Quelle großer Reichthümer wurde. Leider versiegte zu Ende des 16. Fahrhunderts diese Quelle wieder aus den in der Ge- chichte näher dargestellten Ursachen, und an die Stelle des kalten i i srat eine andere Segen spendende Gabe der Mutter Erde, nämlich die belebende Wärme, Kraft und Gesundheit bringende Therme von Bad Gastein. Im Jahre 1880 werden es also zwölf Jahrhunderte sein, daß das in der Geschichte der Balneologie Tinzig dastehende Bad Gastein seinen heilbringenden Quell der Menßschheit spendet, und daher will, wie uns mitgetheilt wird, die
der großen Helligkeit, die der Komet im Jahre 1843 entfaltet
reizabfall theilweise paralysirt, eingetreten, so würden die Ver⸗ fe 1 viel umfassender gewesen sein. Dieser Umschwung, von
hat, schwer zu erklären sein würde, daß der Komet nicht schon
Turkommission auch Alles aufbieten, um das zwölfte Sãäculum des Weltkbades in solenner Weise zu feiern.
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