§. 28. Wenn die Haupt- und Residenzstadt Berlin oder deren
viermeiliger Umkreis durch die im 5. 1 Abf. 2 bezeichneten Be⸗ strebungen mit Gefahr für die öffentliche Sicherheit bedroht ist, so können von der vreußischeu Staatzregierung die folgenden An⸗ ordnungen, sowelit sie nicht bereits landes gesetzlich zuläfsig sind,
mit Genehmigung des Bundegratht für die Dauer von längstens
Einem Jahre getroffen werden: 1) daß Versammlungen nur mit vorgängiger Genehmigung der Polizeibehörde stattftn den dürfen; auf Versammlungen zum Zweck einer ausgeschriebenen Wahl zum Reichstag oder zur Landesvertretung erstreckt sich diese Beschraͤnkung nicht; 2 daß die Verbreitung von Druckschriften auft öffentlichen Wegen, Straßen, Platzen oder an anderen öffentlichen
Orten nicht stattfinden darf; 3) daß Personen, von denen ein? Ge ⸗
sährdung der öffentlichen Sicherheit oder Ordnung durch die im §. 1 Abs. 2 bezeichneten Bestrebungen zu besorgen ist, der Aufenthalt in den Bezirken oder Ortschaften versagt werden kann; 4) daß der Besitz, das Tragen, die Einführung und der Verkauf von Waffen verboten, beschränkt oder an bestimmte Voraussetzungen geknüpft wird. Ueber jede auf Grund der vor⸗ stehenden Bestimmungen getroffene Anordnung muß dem Reichs⸗ tage sofort, beziehung weise bei seinem nächsten Zusammentreten Rechenschaft gegeben werden. Die getroffenen Anordnungen sind durch den Reichs- Anzeiger und auf die für landespolizeiliche Verfü⸗ gungen vorgeschriebene Weise bekannt zu machen. Wer diesen Anordnungen oder den auf Grund derselben erlassenen Verfügungen mit Kenntniß oder nach erfolgter öffentlicher Bekanntmachung zu⸗ widerhandelt, wird mit Geldstrafe bis zu eintausend Mark oder mit Haft oder mit Gefängniß bis zu sechs Monaten bestraft.
Der Antragsteller führte aus, daß man die rigorosen Maßregeln des 5. 28 nur auf. das Allernothwendigste be⸗ schränken müsse. Thatsächlich sei der 8. 28 auch bisher nir⸗ gends als in Berlin zur Anwendung gekommen. Der Abg. Kayser bekämpfte den 8. 28 überhaupt und beantragte dessen Streichung. Der 5. 28 sei unvereinbar mit den höchsten Menschenrechten und verhindere jede politische Bewegung in dem betroffenen Kreise. .
Die Herstellung der Ruhe im Stagte, wozu der 3. 28 auch jetzt noch gefordert werde, sei eine Phrase der politischen Fieaktion. Eine Gefahr für den öffentlichen Frieden sei durch⸗ aus nicht vorhanden; wäre das aber der. Fall, dann würde sie nicht durch einzelne Ausweisungen beseitigt. Seine Partei weise jede Verantwortlichkeit von sich für eine That, die etwa ein Ausgewiesener in der Verzweiflung begehen sollte. Er bestreite, daß das Gesetz irgend welchen nennenswerthen Erfolg gehabt habe. Die preußische Regierung allein mache den ihr be⸗ uemen Civilbelagerungszustand, entgegen dem Wortlaut des
esetzes, zu einer ständigen Institution. Beim Schlusse des Blattes hatte der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Staats⸗ Minister Graf zu Eulenburg, das Wort.
— In den deutschen Münzstätten sind im Monat März 1860 an Goldmünzen geprägt worden: 1 813 610 l. Kronen; hiervon auf Privatrechnung 1 688 9890 „6 Vorher waren geprägt: 1268 111 720 160 Doppelkronen, 23 961 800 4 Kronen, 27 969 g25 M6. Halbe Kronen; hiervon auf Privat— rechnung 400 295 0406; hiervon wieder eingezogen 261 880 ib Doppelkronen, 204 650 6e Kronen, 2230 6 Halbe Kronen. Bleiben 1721 418295
Die preußische Verordnung vom 5. Juli 184, betr, das Spiel in auswärtigen Lotterien, besteht, nach einem Erkenntniß des Reichsgerichts, II. Strafs., vom 24. Fe⸗ bruar 1880, noch in vollem Umfange in Kraft. Das Spielen in den in anderen deutschen Bundesstaaten veranstalteten Lotterien und der Vertrieb der darauf bezüglichen Loose ist daher in den alten preußischen Provinzen noch immer strafbar.
— Auf Grund des Reichshaushaltsetats für das Jahr 1880.81 ist durch Allerhöchste Ordre vom 1. d. M. genehmigt worden, daß vier Artillèrie⸗Depot⸗Inspektionen, in Posen, Stettin, Cöln und Straßburg, eingesetzt werden. Die⸗ selben übernehmen vom 1. Mai d. J. ab die gegenwärtig den Fuß⸗Artillerie⸗Brigaden mit obliegende Ueberwachung der ar⸗ filleristischen Vertheidigungs⸗Bereitschaft der Festungen sowie die Leitung und Beaufsichtigung der Verwaltung der Ar⸗ tillerie Depots. Jeder Artillerie⸗Depot⸗Inspektion steht ein Artillerie⸗Depot⸗Inspecteur mit dem Range eines Regiments⸗ Commandeurs vor. Das bei den Stäben der Fuß⸗Artillerie⸗ Brigaden befindliche den und Feuerwerkspersonal tritt zu den betreffenden Artillerie⸗Depot⸗Inspektionen über.
— In diesem Jahre werden Generalstabs⸗Ueb ungs⸗ reisen bei dem Garde⸗Corps und dem J., II., III., V., VI. VII., X., XIV., XV. Armee⸗Corps stattfinden.
— Der Kaiserliche Gesandte am Königlich portugiesischen ofe, von Pirch, hat einen ihm Allerhöchst bewilligten rlaub angetreten. Während seiner Abwesenheit von Lissabon
fungirt als interimistischer Geschäftsträger der Legations⸗ Sekretär von Kleist.
— Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Herzoglich sachsen⸗ altenburgischer Staats⸗Minister von Leipziger, Landesdirektor von Waldeck und Pyhrmont von Sommer⸗ feld und Fürstlich lippischer Kabinets⸗Minister Eschenburg sind in Berlin angekommen; der Herzoglich sachsen⸗alten⸗ burgische Geheime Regierungs-Rath Schlippe ist von hier wieder abgereist.
— S. M. Kanonenboot „Hyäne“, 4 Geschütze, Kom⸗ mandant: Kapitän⸗Lieutenant von Glöden, hat am 3. April er. Callao auf der Reise nach Tahiti verlassen.
Posen, 16. April. In der heutigen 8. Plenarsitzung setzte der Provinzial⸗Landtag u. A. den Generaletat der Provinzialverwaltung der Provinz in Höhe von 2926120 6 fest und vollzog die ta rischrn Wahlen.
Münster, 17. April. In der gestrigen Sitzung des Westfälischen Provinzial-Landtags ist derselbe u. A. über folgende Gegenstände schlüssig geworden: 1) den Zustand der Westfälischen Provinzial⸗Feuer⸗Sozietät und die Resultate der Verwaltung derselben, 2) die Uebertragung der Ver⸗ waltung der Westfälischen Provinzial⸗Feuer⸗Sozietät auf die provinzialständischen Verwaltungsorgane, 3) den Stand des Provinzialfonds zur Beförderung land⸗ wirthschaftlicher Verbesserungen, 4) Gewährung einer einmaligen Beihülfe von 3000 SV für die Landwirthschaftsschule zu Lüdinghausen, 5) Gewährung eines Zuschusses von 1600 zu Kulturversuchen in den Jahnschaftsbezirken Hünsborn, Dttfingen und i ff, 6) Gewährung einer Beihülfe ur ,. rung von Wiesenanlagen in der Gemeinde Kirchilpe, 7) n. für die Unterbringung verwahrloster Kinder, 8) 7 setzung des Etats der Verwaltungskosten der Provinzial⸗ Hülfskasse, 9 Gewährung eines Zuschusses zur Einrichtung einer Idioten ⸗Anstalt, 10) Rechnungen der ständischen Central⸗Kasse, Rechnungen der ständischen Verwaltung,
der doppelten Abgaben von den
Rechnungen des Landarmen⸗ und Arbeitshauses zu Ben⸗ ninghaufen und des Siegener Waisenhaus⸗ Fonds, der Provinzial⸗Feuersozietät, der Provinzial⸗Landtagskasse, über die Verwaltung des Unterstützungsfonds für Wittwen und Waisen verstorbener Straßenaufseher und⸗Wärter, des Landes⸗ Meliorationsfonds und Unterstützungs⸗ und Wohlthätigkeits⸗ fonds für den Regierungsbezirk Arnsberg.
Wiesbaden, 16. April. In der heutigen 6. Plenar⸗ sitzung des Kom munal⸗Landtags wurden nach Verlesung des Protokolls der vorigen Sitzung und Vertheilung der Exemplare die Berichte der Finanzkommission 26 Betreff der Erhebung
indviehbesitzern für den Fonds zur Entschädigung für auf polizeiliche Anordnung ge⸗ ködtetes lungenfeuchekrankes Rindvieh, 2) zum Gesuche des Ge⸗ meinderaths zu Holzheim auf Gewährung einer Beihülfe aus ständischen Mitteln zur Bestreitung von Gemeindeausgaben, 3) zum Gesuche des Kuratoriums der Bergschule zu Dillen⸗ burg um Subventionirung dieser Anstalt, vorgetragen; ad 1 wurde nach dem Antrage der Kommission genehmigt, ad 2 wurde über das Gesuch zur Tagesordnung übergegangen, ad 3 ein Zuschuß von 1800 6 pro 1880/81 bewilligt. Es folgte sodann der Bericht der Wegebaukommission über das Gesuch der Gemeinde zu Lipporn um Bewilligung eines Zuschusses von 900 ½ zu Wegebauten. Dasselbe wird an den kommunalständischen Ausschuß abgegeben. Auf den Be⸗ richt der Eingabenkommission, betreffend das Gesuch des Al. A. Schindler aus Bergnassau um Gewährung einer Beihülfe aus ständischen Mitteln zu der von ihm in Folge des Berg⸗ rutsches hinter seinen Gebäuden gemachten Aufwendungen, wird eine einmalige Unterstützung von 19990 u bewilligt. Der Bericht der Eingabenkommission hinsichtlich der Wahl eines Ausschusses zur Mitwirkung bei der Vertheilung der Landlieferungen auf die Kreise beantragt, diese Geschäfte dem ständischen Ausschufse zu überweisen. Dies wurde zum Be⸗ schlusse erhob en.
Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 16. April. (Els.⸗Lothr. 3.) Der Lande sausschuß berieth in seiner gestrigen ( 43.) Sitzung über Petitionen, betreffend den Branntweinkonsum. Die An⸗ träge der Kommission sind folgende: 1) hohe Besteuerung aller Schankstätten, 2) möglichste Beschränkung des Verkaufs über die Straße und Gleichstellung desselben mit dem Detail⸗ ausschank in Bezug auf die Besteuerung, 3) strenge Maßregeln
egen die heimlichen Schankstätten, 4) energische und strenge
nwendung des Gesetzes über die Verfälschung der Lebens— mittel durch Einsetzung einer administrativen hygieni⸗ schen Kontrole über die Getränke in Bezug auf ihren möglicherweise gesundheitsschädlichen Inhalt. Die Vor⸗ schläge der Kommission wurden angenommen. Hier⸗ auf fand die zweite Lesung des Schanksteuergesetzes statt. Das Gesetz wurde in der Fassung der Kommission mit einigen das Ganze nicht wesentlich modifizirenden Amendements bei namentlicher Abstimmung mit 29 gegen 18 Stimmen ange⸗ nommen. Die wichtigst'n Bestimmungen des Gesetzes sind: 8. 1. Die Lizenzgebühren für den Kleinverkauf von geistigen Getränken werden derart erhöht, daß dieselben: JL. in Gemein⸗ den mit weniger als 2000 Seelen vierteljährlich im Mittel 25 S6; II. in Gemeinden von 2000-10 906 Seelen viertel⸗ jährlich im Mittel 50 „s; III. in Gemeinden über 1ͤ0 000 Seelen vierteljährlich im Mittel 75 S6 betragen, welche die Steuerpflichtigen jeder einzelnen Gemeinde aufzubringen haben, Der niedrigste Steuersatz beträgt bei J. vierteljährlich 15, bei II. 25, bei III. 30 S6 S. 8. Vom 1. Juli 1880 wird die Wein⸗ steuer von 3 M6 auf 1ů50 1 ermäßigt. — Der Antrag Frhr. Zorn von Bulach (Sohn) und Genossen, betreffend die Brannt⸗ weinsteuer⸗Gesetzgebung: „Die Regierung zu ersuchen, bei der Reichsregierung geeignete Schritte dahin zu thun, daß unserem Lande seine eigene Gesetzgebung in Bezug auf die Besteuerung des Branntweins zurückgegeben werde,“ wurde von der Regie⸗ rung als völlig aussichtslos bekämpft, da ihm Vorschriften der Verfassung entgegenständen, überdies aber dies Ausscheiden aus derBranntweinsteuergemeinschaft eine äußerst kostspieliger Grenz⸗ bewachung gegenüber den anderen deutschen Staaten nöthig machen würde. Der Antragsteller modifizirte in Folge dessen seinen Antrag dahin, daß die Regierung ersucht werden soll, auf eine stärkere Besteuerung des Branntweins hinzuwirken, nahm aber, da die Regierung auch diesen Antrag als in den Bereich der , ,,, fallend bekämpfte, den früheren Antrag wieder auf. Derselbe wurde angenommen. — Ein Antrag Kiener und Genossen: „Der Landesausschuß spricht den Wunsch aus, daß es nützlich und wünschenswerth wäre, die Eingangszölle auf den Wein vermindert zu sehen,“ wurde von der Versammlung angenommen.
In der 44. Sitzung am heutigen Tage wurde das Schank⸗ steuergesetz in dritter Berathung nach den Beschlüssen der zweiten Lesung angenommen. Ein Antrag Köchlin und Ge⸗ nossen: „Der Landesausschuß möge den Wunsch aussprechen, daß seinen Mitglie dern bie parlamentarische Unverletzlichkeit gewährt werde“, fand einstimmige Annahme. Zu Mitgliedern des Staatsraths wurden in Vorschlag gebracht die Herren Schlumberger, Freiherr Zorn von Bulach (Vater) und Mas⸗ sing. Damit war die Aufgabe des Landesausschusses für die laufende Session erledigt. Präsident Schlumberger erhob sich zu folgender Ansprache:
Meine Herren! Während einer langen, sich auf 4 Monate er⸗ streckenden Session haben Sie den Landeshaushalts⸗ Etat des Jahres 1880,81 berathen, die Budgetsüberschreitungen von 1878/79 geneh migt, die Dechargeberechnung für das Jahr 1875 ertheilt. 7 Gesetze sind von Ihnen angenommen worden; ein Gesetz über die zur Re⸗ produktion verwendeten Hengste, ein Gesetz über die Gewerbegerichte, ein Gesetz über Vergütung der Reisekoften für Schöffen und Ge⸗— schworene, ein Gesetz über Gerichtskosten in Fällen, die von der Reichs⸗Justizgesetzgebung nicht vorgesehen waren, ein Gesetz über Zwangsverkauf von Liegenschaften vor Gericht, ein Forststrafgesetz, um auch diese Materie mit den neuen Justizgesetzen in Einklang zu bringen, endlich ein Gesetz, welches einen Theil der Cirkulationssteuer auf den Wein abschafft, dagegen eine Erhöhung der Lizenzgebühren für den Kleinverkauf geistiger Getränke einführt.
Meine Herren! Unsere diesjährige Session mit einer fast dop⸗ pelten Zahl von Mitgliedern liefert den Beweis, daß unsere Rechte im letzten Jahre bedeutend erweitert worden sind. In diesem Sinne haben Sie eine neue Geschäftsordnung berathen, von Ihren neuen Rechten Gebrauch gemacht, indem Ste zwei aus der Initiative der Versammlung ausgehende Gesetzentwürfe, den einen über die Er⸗ nennung der subalternen Justizbeamten, den andern über die Ver⸗ pachtung der Jagd angenommen haben. Auch zahlreiche Initiativ-⸗ anträge sind eingebracht und von Ihnen berathen worden. Ich be⸗ gnüge mich auf denjenigen hinzuweisen, in Folge dessen Annahme die Wiederöffnung des Kleinen Seminars von Zillisheim zu erwarten . 112 Petitionen sind eingegangen und von Ihnen geprüft worden.
Erlauben Sie mir, meine Herren, Ihnen meinen Dank für das Zutrauen und die mir während der ganzen Session bewiesene Freund⸗
lichkeit auszudrücken, auch dem Herrn Staatssekretär, den Herren Unter⸗Staatssekretären und allen Vertretern der Regierung spreche ich im Namen des Landesausschusses meinen Dank aus für die Bereitwilligkeit, mit welcher sie uns in unseren Berathungen be⸗ hülflich gewesen sind.
Meine Herren! In Folge des Gesetzes vom 4. Juli 1879 ist der Sitz der Regierung nach Straßburg, als Elfaß⸗Lothringens Haupt- stadt, verlegt worden. Se. Majestät der Kaiser haben als Seinen Statt⸗ halter den Herrn Feldmarschall Freiherrn von Manteuffel eingesetzt. Die glücklichen Folgen dieses erfreulichen Ereignisses lassen sich jetzt schon klar erkennen. Wir befinden uns der Regierung näher. Unter der ausgezeichneten und herzgewinnenden Perfönlichkeit des Statt - halters ist unserer Hoffnung für das Wohl des Landes ein weites in eröffnet. In unser Aller Namen bitte ich den Statthalter,
r. Majestät dem Kaiser für die neuen zum Wohle unseres Landes getroffenen Einrichtungen unseren tiefgefühltesten Dank aus— zusprechen. ; 3
Nachdem Freiherr Zorn v. Bulach (Vater) dem Präsiden⸗ ten und den Sekretären im Namen der Versammlung gedankt hatte, verlas Hr. Staatssekretär Herzog die den Schluß der Session verfügende Kaiserliche Verordnung, bei deren Ver⸗ lesung die Versammlung sich von den Sitzen erhob, und er⸗ klärte darauf im Namen Sr. Majestät des Kaisers und im Namen des Statthalters die Session für geschlossen.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 17. April. Nach einer Meldung der „Wr. Allgem. Ztg.“ beschloß das Exekutiv⸗Comits der Rechten, das Kabinet Taaffe unbedingt zu unter⸗ stützen. Der Ezechenklub habe gestern Abends gleichfalls be⸗ schlossen, auf Grund des diesfälligen Referates seiner Vertrauens⸗ männer, sich dem Koalitions⸗Kabinet zur Verfügung zu stellen.
— Dem „N W. Tagblatt“ wird mitgetheilt, daß die Gesetzvorlage über den Ausbau der bosnischen Bahnen entweder noch in diesem Monate oder zu Anfang des Monats Mai den Parlamenten von Wien und Budapest unterbreitet werden werde. Dieser Gesetzentwurf, welcher im gemeinsamen Finanz⸗Ministerium ausgearbeitet werde, er⸗ scheine, als die erste Thätigkeit des Ministers von Szlavy. Es werde entweder der Bau der bosnischen Bahnen in eigener Regie ersolgen, und dann werde die österreichischische und die ungarische Regierung nach einer erst noch zu bestimmenden Quote sich in die Ausführung des Baues theilen, oder es werde durch Garantieleistung beider Reichshälften der Bau der Bahn ermöglicht. In letzterem Falle würden Oesterreich und Ungarn sich in die Garantieleistung theilen.
Prag, 17. April. Das Namensfest des Kronprinzen Rudolph wurde heute durch solennen Gottesdienst in mehre⸗ ren Kirchen gefeiert. — Die erste Plenarversammlung des neuorganisirten böhmischen Lande skulturrathes ist, wie das „Prager Abendblatt“ meldet, auf den 3. Mai anberaumt.
— Dem „Prager Tagblatt“ wird aus Wien ge⸗ meldet: „Das Handels⸗Ministerium beschloß, die General-Inspektion der österreichischen Bahnen in dem Sinne zu reorganisiren, daß eine Sektion für den Verkehrs⸗ und Baudienst kreirt wird, während das Tarifwesen in das Handels⸗-Ministerium zurückverlegt, dagegen die Rech— ö in das Finanz-Ministerium einbezogen werden
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Schweiz. Bern, 16. April. (Bund.) Nachdem die Einspruchsfrist gegen das Bundesgesetz über den Schutz der Fabrik- und Handelsmarken vom 19. Dezember 1879 mit dem 9. April unbenutzt abgelaufen ist, wird das Gesetz als in Kraft getreten und mit heute vollziehbar er— klärt und das Handelsdepartement eingeladen, die erforder⸗ lichen Anordnungen für die Entgegennahme und die Eintragung
der Marken zu treffen.
Lausanne, 19. April. (W. T. B.) Das Bundes⸗ gericht hat die Ostsektion der versteigerten National⸗ bahn der eidgenössischen Bank, die Westsektion derselben der
Nordostbahn zugeschlagen.
Großbritannien und Irland. London, 16. April. (Allg. Corr.) Mit Ausnahme der Abgeordneten für die schot⸗ tischen Universitäten sowie für Orkney und Shetland sind nunmehr sämmtliche Mitglieder des neuen Parlaments gewählt. Von den Wahlergebnissen des gestrigen Tages ist das der Abstimmung in der Grafschaft Cork erwähnenswerth. Gewählt wurden Mr. Shaw, das Haupt der gemäßigten Ho⸗ meruler, mit 53654, und Mr. Colthurst, ebenfalls ein Home⸗ ruler, mit 3584 Stimmen. Auf den Gegenkandidaten Kettle entfielen nur 3430 Stimmen. — Mr. Parnell hat sich entschlossen, für die Stadt Cork zu optiren. Er hat folglich zwei Sitze zu vergeben. Der für Meath ist für Mr. Sullivan bestimmt, der sein Mandat für die Grafschaft Louth niederzulegen beabsichtigt, und der für die Grafschaft Mayo soll einem bis jetzt noch nicht namhaft gemachten Parteigänger Parnells angetragen werden. — Die Stadt Cork verlieh gestern Parnell das Ehrenbürgerrecht. — Mr. Wright, der neugewählte liberale Vertreter für Nottingham, ist in Bir⸗ mingham gestern ganz plötzlich gestorben.
Die Berichte aus Portsmouth müssen leider erwähnen, daß wieder ein Tag hingegangen ist, der keine Kunde von der „Atalanta“ gebracht hat, während die Besorgnisse mit jeder Stunde steigen. Was an Trostgründen und Ursachen zur Hoffnung vorgebracht werden kann, ist erschöpft, und leider werben die besten Stützen schon wieder genommen. Der west⸗ indische Postdampfer „Para“ war über die Zeit fällig. Man hoffte, der Dampfer sei der „Atalanta“ begegnet und habe sie ins Schlepptau genommen und sich dadurch verspätet. Vt meldet ein Telegramm aus New⸗York, daß der
ampfer „Para“ vor zehn Tagen mit gebrochener Welle gesprochen worden ist. Daß der Kapitän der „Atalanta“ sehr . ist, wird von allen Seiten bestätigt, auch daß das Schiff zwar kein ausgezeichnetes Fahrzeug, aber in jeder Hin⸗ sicht seetüchtig ist. Die Vergleichung mit der „Eurydice“, die bekanntlich bei der Insel Wight kenterte, soll durchaus nicht zulässig sein. Das Eh f ist kürzer als die „Eurydice“, geht liefer und hat sich als fehr stetig bewährt. Die „Atalanta“ 9 über 360 Mann an Bord, die aus verschiedenen Häfen, auptsächlich aus Portsmouth und Devonport gezogen sind. Von der ängstlichen Erwartung, mit welcher man den Nach⸗ richten entgegensieht, macht man sich schwer einen Begriff. Die mündlichen und schriftlichen Anfragen bei der Admiralität eig nach Hunderten. Verständige Seeleute stellen übrigens ie Möglichkeit, daß das Schiff, durch Verlust der Masten und widrige Winde aufgehalten, noch wieder zu Tage kommen werde, nicht in Abrede. .
— 19. April, (W. T. B.) Ihre Majestät die Königin empfing gestern den Earl Beacons field. — Der „Times“ zufolge hätte John Bright den Wunsch, in das neue Ka—
binet einzutreten und sich an der Lösung der irischen Boden⸗
frage zu betheiligen — Das Reutersche Bureau meldet nach der Bombay Gazette“ von gestern: eine Schaar Pathons habe einen Offizier und ein Detachement des 19. Regiments der Bombay⸗Armee jenseits Quett ah niedergemacht, halte die Straße von Quettah nach Kandahar besetzt und habe die Telegraphenverbindung zerstört.
Frankreich. Paris, 16. April. (Fr. Corr.) Eg sind bis jetzt elf Proteste in Form bischöflicher ö,, den Präsidenten der Republik gegen die Dekrete vom 29. März erfolgt. 5 ;
Die Budgetkommission ist wieder zusammengetreten und hat die Berichterstatter der Unterkommissionen angehört. Im Ganzen geht das Streben dahin, eine Vermehrung der Ausgaben zu vermeiden und im Gegentheil Ersparungen ein— treten zu lassen, um eine bemerkbare Herabsetzung dieser oder jener Steuer zu ermöglichen, An den Etats der verschiedenen Ministerien sind 5—65 Millionen Francs Abstriche gemacht, und da noch einige Berichte ausstehen, hofft man auf 10 . z
estern fanden in ganz Frankreich die Wahlen für den Ober⸗Schulrath statt. -. . ö April. (W. T. B.) Das Journal „Estafe tte“ veröffentlicht einen von Emile Olliver verfaßten Artikel, in, welchem sich derselbe mißbilligend über die von den
Bischöfen gegen die Dekrete vom 29. März c. erlassenen Proteste ausspricht.
— 18. April. (W. T. B.) Das Journal officiel“ meldet die Ernennung des bisherigen Gesandten in Brüssel, Grafen Duchàtel zum Botschafter in Wien und die Ernennung des Senators John Lemoinne's zum Ge— sandten in Brüssel.
Bei der heute in Limoges stattgehabten Neuwahl eines Senators an Stelle des verstorbenen Peyramont wurde Ninard (Republikaner) gewählt. — Eine Note des „Temps“ dementirt formell das Gerücht, daß die Depu—⸗ tirtenkammer vor Ablauf ihres Mandates aufgelöst wer⸗ den solle.
e —
Spanien. Madrid, 18. April. (W. T. B.) Der „Diario“ bringt eine Mittheilung über ein angebliches Geständniß, welches Otero vor seiner Hinrichtung dem Her⸗ zoge von Sexto abgelegt haben soll. Hiernach hätte Otero von einer geheimen Gesellschaft in Toledo, deren Mitglieder ihm selbst unbekannt gewesen wären, den Auftrag erhalten, den König zu tödten. Geld und Waffen seien ihm zu diesem Zwecke geliefert worden, und habe man ihn, falls er die fa Gelegenheit vorübergehen ließe, mit Ermordung edroht.
Italien. Rom, 17. April. (W. T. B.) Die De⸗ putirtenkammer berieth heute das Budget des Kriegs- Ministerium s. — Von den Deputirten Damiani und Capponi wurden Anfragen über die Ausweisung des De⸗ putirten Cavallotti aus Triest angemeldet.
— 18. April. (W. T. B.). In der gestrigen Sitzung der Deputirten kammer machte in Folge der bezüglichen Anfrage des Deputirten Damiani der e erf e en, ident Cairoli Mittheilung über die Schritte der italienischen Re⸗ gierung bei dem Wiener Kabinet, um den Grund der Aus—⸗ weisung des Deputirten Cavalloti's aus Triest zu er⸗ fahren. Der österreichische Minister des Auswärtigen, Baron Haymerle, welcher keine Kenntniß von dem Vorfall hatte, habe sich auf die Vorstellung der italienischen Regierung so⸗ sort telegraphisch um Auskunft nach Triest gewendet und von dort die Antwort erhalten, daß die Ausweisung Cavalloti's von der Polizei angeordnet worden wäre, weil dieselbe aus Anlaß der Anwesenheit Cavalottis Ruhestörungen befürchtete. Baron Haymerle habe darauf den Ausweisungsbefehl sofort widerxufen, indeß sei Cavalloti bereits abgereist gewesen. Der Deputirte Damiani erklärte sich durch diese Auskunft zu⸗ friedengestellt. J
Türkei. Konstantinopel, 17. April. (Wien. 3.) Die Pforte hat vom neu ernannten Vali in Salonichi, Abbedin Pascha, die telegraphische Meldung erhalten, daß er die Organisirung des aus Mohammedanern und Christen bestehenden, 1949 Mann starken Gens'darmerie⸗Corps be⸗ endigt und die Vertheilung desselben in den Sandschaken von Macedonien begonnen habe. Mit Rücksicht auf die in der letzen Zeit erheblich verschlimmerten Sicherheitszustände im Vilajet von Salonichi verspricht sich die Pforte von der neu organisirten Gensd'armerie den günstigsten Erfolg.
— (W. T. B.) Der Großvezier, Said Pascha, hat dem Sultan vorgeschlagen, die Nationalversammlung auf der Basis eines veränderten Wahlgesetzes einzuberufen. — Aus Armenien wird berichtet, daß die Hungersneth daselbst noch andauere; die Pforte hat Maßregeln zur Milderung des Nothstandes getroffen.
— 19. April. Die tür kisch⸗montenegrinische Kon⸗ vention und das Zusatzprotokoll sind von den Botschaftern der Mächte ratifizirt worden. — Die Abreise des italie⸗ nischen Botschafters, Grafen Corti, ist auf morgen festgesetzt.
Philippopel, 18. April. Die außerordentliche Session der Provinzialversammlung ist am 17. d. geschlossen worden. In der Schlußrede sprach der General-Gouverneur seine Befriedigung aus, daß die Versammlung ihre Arbeiten, namentlich die Berathung des Anlcihegesetzes, erfolgreich be⸗ endigt habe und forderte die Deputirten auf, in der nächsten Session das Projekt einer Eisenbahn von Burgas nach Jamboli einer Prüfung zu unterziehen. — In dem Bud⸗ get pro 1880681 sind die Einnahmen mit 73 738 896 Piaster und die Ausgaben mit 72 865 346 Piaster präliminirt.
Skutgari, 17. April. (Pest. 8.) rn Beg und Ali Pascha richteten Namens der albanesischen Liga ein Schreiben an Moukhtar Pascha, worin sie erklären, daß, nach⸗ dem die Pforte durch Bewilligung der montenegrinischen For⸗ derungen ihre Schwäche bekundete, die Liga die Vertheidigung ihres Gebietes selbst übernehmen und so lange fortsetzen werde, bis die Ungbhängigkeit Albaniens erkämpft sei. In hen, Ipek und Rosalia kam es . Zusammenstößen
Pri wischen der Bevölkerung und dem türkischen Militär, welch'
. das Anerbieten gemacht wurde, in den Sold der Liga
zu treten.
Serbien. Belgrad. 17). April. (W. Pr.). Der Arnauteneinfall im Toplizer Kreise (bei Kurschumlje) nimmt immer größere Dimensionen an. Die sehr beträcht⸗ lichen Banden wurden von türkischen Truppen verfolgt und bestanden mit diesen ein kurzes aber blutiges Gefecht.
Amerika. Washington, 15. April. (Allg. Corr.) Der Senat hat das diplomatische Budget angenommen, mit einem
Amendement, welches einen General-⸗Konsul in Bu karest
ernennt.
— 17. April. (W. T. B.) Der dem Repräsen⸗ tantenhause vorgelegte Bericht des Ausschusses für auswärtige Ängelegenheiten beantragt, der Prä—⸗ sident Hayes solle unverzüglich Maßregeln ergreifen zur Aufhebung des sogenannten Clayton ⸗-Bulwer⸗Ver⸗ trages mit England. Der Bericht, welcher der jüngsten Botschaft des Präsidenten Hayes, durch die die Aufrechterhal⸗ tung der Monroe-Lehre befürwortet wurde, zustimmt, erklärt, der n , sei dieser Lehre hinderlich und gefährlich und geeignet, die gerechte Politik der Unionsstaaten gegenüber den interozeanischen Kanälen zu hemmen.
— 18. April. (W. T. B.) Eine der chilenischen Ge⸗ sandtschaft zugegangene Depesche aus Panama, vom 10. d., meldet, daß Callao von 6 Dampfern blockürt sei. In en und Lima herrscht große Besorgniß; die Einwohner
Nr. 16 des „Central⸗Blatts für das Deutsche Reich“, herausgegeben im Reichs amt des Innern, hat folgenden In⸗ halt: Allgemeine Verwaltungs sachen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiete. — Münz ⸗ und Bankwesen: Uebersicht Üüber die Ausprägung von Reichsmünzen bis Ende März 1880; — Status der deutschen Notenbanken Ende März 1380; — Statistik der deutschen Banknoten Ende März 1880. — Zoll- und Steuerwesen: Uebersicht über Rübenzuckersteuer, sowie Zucker- Ein, und Ausfubr für März 1380; — Nachweisung der Einnahme an Wechselstempelsteuer in den Monaten April 1879 bis Ende März 1880; — Bekanntmachung, betreffend den Mittelwerth der italienischen Lira Papier bei Berech⸗ nung der Wechselstempelabgabe. — Justizwesen: Bekanntmachung, betreffend die Geschäftsordnung des Reichsgerichts. — Post. und Telegraphenwesen: Uebersicht uber die während des ersten Viertel⸗ jahres 1880 im deutschen Reichs ⸗Postgebiet eingerichteten und gufge⸗ n , — Eee m nrg, : Eröffnung der Hafen⸗
zu Waren. — Marine un iffahrt: Ertheilung von Flaggen⸗ attesten. — Konsulatwesen: Ernennungen. J ö ö Nr. 10 des Armee-Verordnungs-⸗Blatt s hat folgenden Inhalt: Einsetzung von Artillerie⸗Depot⸗-Inspektionen. — General stabs⸗ Uebungsreisen bei den Armee ⸗Corps im Jahre 1380. — Disziplinar⸗ Strafbefugnisse des Commandeurs der Leih ⸗Gensd'armerie. — Dis⸗ lokation des 2. Bataillons 2. Badischen Grenadier⸗Regiments Kaifer Wilhelm. Nr. II90 und des Füsilier⸗Bataillons 3. Badischen Infan⸗ terie Regiments Nr. 111. — Offizierburschen der Kriegsschulen. — Verordnung. betreffend das Regulativ über Ausbildung, Prüfung und Anstellung für die unteren Stellen des Forstdienstes, in Verbindung mit dem Militärdienst im Jägercorps vom 15. Februar 1879. — Feld. Magazin ·˖ Dienstordnung. — Bekanntmachung eines Verzeich⸗ nisses derjenigen höheren Lehranstalten, welche zur Ausstellung gül⸗ tiger Zeugnisse über die wissenschaftliche Befähigung für den ein⸗ jährig freiwilligen Militärdienst berechtigt sind. — Miethsentschädi⸗ gung für servisberechtigte Beamte bei Versetzungen. — Eröffnung der Eisenbahn Crossen ⸗Eisenberg. — Berichtigung des Verzeichnisses der für die Lieferungs verbände der Bundesstaaten festgestellten Vergütungs— sätze für Vorspann. — Benutzung des Oderthor⸗ und des Stadt⸗ Bahnhofes in Breslau als Anfangö⸗ bezw. Endstation bei Beförde—⸗ rung von Kommandog von und nach Breslau auf der Rechten Oder⸗ ufer Eisenbahn. — Berichtigung der Loosnummern ꝛc. Tabelle für 182. — Ergänzung der S§5§. 59, 3 und 61 des Geldverpflegungs— Reglements für das preußische Heer im Frieden. — Nachtrag zur Instruktion für die Behandlung der Feldgeschütze.
— Nr. 7 des Marine Verordnungs-⸗Blattes“ hat folgenden Inhalt: Beamtenqualität der Werftbeamten. — Marine⸗ Etat. — Verhütung von Hitzschlag und Sonnenstich. — Exerzier⸗ reglement für das Legen regulärer Stoßminensperren. — Ersatz⸗ ordnung. — Doppelrechnung für die Besatzungstheile S. M. Kanonen⸗ boote Cyelop“ 1875/79 und „Wolf“ 1878579. — Maschinenraum journal. — Beurlaubungen zur Disposition. — „Militärbehörde“ im Sinne der Vorschriften der Civilprozeßordnung und Strafprozeß⸗ ordnung für das Deutsche Reich. — Schützenabzeichen. — Lootsen des Suezkanals. — Erscheinen einer Karte fuͤr das Deutsche Reich. — HBekleidungekosten. — Kommandozulage. — Personalverändeungen. — Benachrichtigungen.
X Nr; 16 des Justiz: Ministerial Blgtts - hat folgen⸗˖ den Inhalt: Allgemeine Verfügung vom 9. April 1880, betreffend die den Rechnungsrevisoren bei den Landgerichten für Dienstreisen zu gewährenden Tagegelder und Reisekosten. — Allgemeine Verfügung vom 12. April 18860, betreffend die den Gerichtsfchreibern für ihre Mitwirkung bei der Erhebung der Kosten gewährte Dienstaufwands— entschädigung. .
Landtags⸗Angelegenheiten.
Nachdem in Folge Ablebens des Dr. Ed. Zimmermann im 4. Wahlbezirke der Stadt Berlin eine 3 r 3 n zum Ab⸗ geordnetenhause nöthig geworden ist, hat die Regierung zu Potsdam zur Vornahme der erforderlichen Neuwahlen von Wahl— männern den 30. April d J. und für die Wahl des Abgeordneten Freitag, den 7. Mai d. J, festgesetzt, den Stadtrath Friedel zum n und den Stadtrath Hermes zu dessen Stellvertreter ernannt.
Statistische Nachrichten.
Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesand⸗ heitsamts sind in der 15. Jahreswoche von je 1000 Be— wohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben , in Berlin 2ö,2, in Breslau 31,ü8, in Königsberg 26,8, in
öln 27,2, in Frankfurt a. M. 229, in Hannover 20,6, in Cassel 205, in Magdeburg 319, in Stettin 26,1, in Altona 2438, in Straßburg 30,2, in Metz 202, in München 36,2, in Nürnberg 27,6, in Augsburg 38,2, in Dresden 23,9, in Leipzig 29,3, in Stuttgart 20, l, in Braunschweig 28,1, in Karlsruhe 26.09, in Hamburg 25.0, in Wien 365,7, in Buda“ pest 45,5, in Prag 46, 8 in Triest 438, in Basel 30,s, in Brüssel 29,9, in Parlg 30,8, in Amsterdam 335, in Kopenhagen 24.1, in Stockholm 304, in Christiania 25,4, in St. Petersburg 59,2, in Warschau 37,4, in Odessa 41,3, in Bukarest 48,9, in Rom 43,3, in Turin 36,2, in Athen —, in Madrid 42,, in London —, tu Glasgow —, in Liverpool — in Edinburgh — in Dublin — in Alexandrien 6g, 390. Ferner aus früheren Wochen: in New⸗ 6 66. in ; alt in e in 3 4 2, : GChieago
3, in Cincinnati 12,3, in St. Franzisko ?“, in Calcutta 31.3, Bombay 43,ů, in Madras 38,5. . . .
Beim Beginn und in der ersten Hälfte der Berichtswoche herrschten an den mittel. und westdeutschen Beobachtungsstationen südliche und südöstliche, an den süddeutschen südwestliche Luftströmun⸗ gen, die aber am 6. auch nach Südost umgingen, vor. Am JT. ging die Windströmung nach Ost und Nordost und blieb in dieser Rich⸗ tung, nur am 9. fast allgemein bis nach Nord gehend, bis an das Ende der Woche vorherrschend. Die im Anfange der Woche dem Monatsmittel fast entsprechende Luftwärme sank mit dem Umgange des Windes nach Nord. Niederschläge erfolgten besonders in den ersten Tagen der Woche reichlich. Der beim Beginn der Woche sinkende Luftdruck stieg im Laufe der Woche wieder langsam.
Die Sterblichkeitsverhältnisse gestalteten sich in den größere
deutschen und englischen Städten in der Berichtswoche etwas gün—= stiger, während sie in Paris, in den suͤd⸗ und norden ropäischen Städten noch ungünstiger als in der Vorwoche wurden. Die allge⸗ meine Sterblichkeitsverhältnißzahl für die deutschen Städte sank auf 28.1 (von 28,6 auf 1000 Bewohner und aufs Jahr be⸗ rechnet). Insbesondere wurde der Antheil des Säuglingsalters an . ö enn, . Lebenden starben aufs Jahr erechne inder unter ahr gegen 89 der v 3 . 9 * 2 910. 6. , nter den Todesursachen fanden typhöse Fieber und Pocken größere Verbreitung. Diphtherische Affektionen und w — der Kinder wurden seltener. Die Masernepidemieen in Harburg, Amsterdam und Madrid verlaufen milder, dagegen treten sie in Breslau, Berlin, Zwickau, Triest wieder häufiger auf. Auch in Rom, Barcelona, New-Jork und Bomba) herrschen Masern in größerer Ausdehnung. Das Scharlachfieber forderte in Berlin mehr, in Hamburg weniger Opfer. — Diyphtherische Affektionen wurden im Allgemeinen seltener; gesteigert erscheint die Zahl der Todesfälle je= doch in Berlin, Breslau, München, Königsberg. Hamburg, Wien, Paris, New⸗Aork, Chicago u. A. — Die Unterleibstyphus epi demieen in Paris und St. Petersburg zeigen keinen wesentlichen Nachlaß. Rück⸗ falls fieber zeigen sich, besonders in Berlin, wieder häufiger. Auffällig vermehrt zeigen sich Flecktyyhen in Thorn, Braunschweig. Auch aus Elbing Posen, Krakau, Magdeburg, London, Bukarest, Madrid, Minden werden Flecktyphustodesfälle gemeldet, in St. Petersburg sank die Jabl derselben auf 386. — Darmkatarrhe der Kinder haben in Breslau, München, Hamburg, Straßburg nachgelassen, in St. Peters burg und Warschau zeigen sie eine Zunahme der Sterbefälle. — Die Pocten gewannen meist größere Ausdehnung, so in Budapest, Prag, Bukarest, Paris, St; Petersburg, Barcelona, London; in Wien blieb die Zahl der Todesfälle die gleiche wie in der Vorwoche, in Madrid bat sie etwas abgenommen. Aus Triest, Königsberg und Warschau werden 2, aus Beuthen, Halberstadt, Mülheim a. Rh, Krakau, Odessa wird je Pockentodes fall gemeldet. Der Keuchhusten herrschte in Barmen und Amsterdam, in London sank die Zahl der Todesfalle auf 85. — In Madras steigt die Zahl der Todesfälle an Cholera (in der 1. Märzwoche erlagen derselben 40 Personen).
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Die soeben erschienene 17. Lieferung der Meisterwerke der Holz schneidekun st.⸗ (Leiprig, J. J. Weber, Preis f S) ent ˖ hält: König Legr und der Narr. Nach dem Gemälde von Guftap Schauer. — Der Hochthurm des Stephansdoms in Wien. Drigi⸗ naljeichnung von F. Baldinger. — Imogen und Jachimo in Stn J veare s „»Cymbeline“. Nach dem Carton von A. Liezen Mayer. — Die Jagd nach dem Glück. Nach dem Gemälde von R. Henneberg. — Der Erstgeborene. Nach dem Gemälde von C. Wünnenberg. — . . . , . ö dem Aguarell von K.
irner. — Marabut und Sekretär im Zoologischen Garten oln. k . in, . . ö = Im Verlage der Buchhandlung von J. J. Weber in Leipzi ist soeben erschienen: Mikroskopische Fleischbeschau von ng Rüffert, Fleischbeschauer, mit 28 in den Text gedruckten Äbbil⸗ dungen. Die Ueberzeugung von der Nothwen digkeit der Einführung der mikroskopischen Fleischbeschau bricht sich immer mehr Bahn. Die Thatsache, daß durch den Genuß von trichinenhaltigem Fleifche, das von Fleischbeschauern durchgesehen war, trotzdem noch Ünglücksfälle entstanden sind, hat indeß den Beweis geliefert, daß sich Viele damit beschäftigen, ohne die erforderliche Qualifikation zu besitzen. Der Verfasser hat nun diese Broschüre zum Selbstunterricht für Fleisch⸗ beschauer geschrieben und in derselben die Frage- und Antwortform gewählt, weil ihm diese am geeignetsten für ein Werk zu sein schien, welches zur Vorbereitung für Fleischbeschauer bestimmt ist.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Washington, 18. April. (W. T. B.). Der Bericht des landwirthschaftlichen Bureaus konstatirt, daß der ch, Stand des Weizens bis zum 1. d. M. ebenso günstig sei als im Frühjahr 1879.
Gewerbe und Sande.
Die ‚Leipziger Ztg. bringt folgenden, vom 17. d. M. datirten dritten Meß bericht: Der Verkehr in Baumwollgarnen war ein gnimirter; Käufer haben gegen Ende der Börse Preise bewilligt, die sie im Anfange zu geben refusirten. Bei nur mäßigem Entgegen⸗ kommen der Spinner hätten diese vielfach ihre ganze Produktion auf weite Monate hinaus an den Mann bringen können, doch gingen dieselben Lieferungsgeschäften möglichst aus dem Wege, da Garne knapp sind und die Spinner fest darauf rechnen, auch später einer starken Nachfrage gegenüber zu stehen. Verkauft wurden in Web— garnen 38 Warpcops, 42 Pineops durchschnittlich zum Preise von I20 3 pro Zollpfund. Gewebe. In rohen Baumwoll geweben wurde wenig umgesetzt; die Drucker sind noch sehr stark mit Ablie⸗ fern der alten Ordres beschäftigt und interessiren sich daher wenig für momentane Einkäufe. Die Webereien ihrerseits bieten lange nicht so viel aus, als es früher der Fall war und haben sich durch die momentanen Fluktuatlonen des Rohstoffes nicht beeinflussen lassen, halten vielmehr fest auf Preis. Die Forderungen für 19ñ17 Rohkattune gewöhnliche courante Waare bleiben fest 25— 255 9, süddeutsche Konditionen. In ver⸗ edelter Baumwollwaare bleibt das Geschäft anhaltend gut. Große runde Abschlüsse wurden nicht gemacht, dagegen ist für effektiven Bedarf auf kurze Lieferung ein reger Verkehr; für solche Geschäfte werden die geforderten Preise glatt bewilligt. In Leinen waren nur geringe Vorräthe am Markte, die zu höheren Preisen willig Abnehmer fanden. Namentlich schwere sächsische Leinen waren sehr n und konnte der Bedarf hierin kaum ganz gedeckt werden. In chlesischen Halbleinen fanden einige größere Abschlüsse zu esköhten Preisen statt. Besonders gesucht waren geringe Nummern schlesischer Taschentücher, während in besseren Qualitäten na b wie vor vorzugt weise englische begehrt sind. In weißleinenen Monopol ⸗Taschen⸗ tüchern war das Geschäft ein recht befriedigendes, ebenso in halb—= leinenen bunten Tüchern. Baumwollene Foulards verkehrten normal zu mäßig höheren Preisen. In rohen Leinen war der Umsatz gleich Null. Die Leinen und Baumwollwaarenbranche kann im Allge⸗ meinen mit dem Meßresultate zufrieden sein.
— Der von der Bank für Elsaß ⸗Lothringen in Straß⸗ burg im verflossenen Jahre erzielte Bruttogewinn beträgt, wie wir der B. Börs. Ztg.“ entnehmen, 891282 Frs. (1878 710 860 Frs.) Nach Abzug der Spesen ze. und 88 373 Frs. (1878 61 810 Frs.) für schlechte Forderungen bleiben 621 310 Frs. 1878 462 646 Frg.), von denen die Aktionäre 300 00 Frs, als 6c/ Dividende erhalten (1878 5 0G), während 200 000 Frs. (1878 155 055 Frs.) auf Delkredere⸗ konto vorgetragen werden. Das Aktienkapital beträgt 12 Millionen Franes mit 50 o Einzahlung. Die statutarische Reserve enthält 241065 Frs, dle außerordentliche 547, 356 Frs., das Delkrederekonto 429 347 Frsz. Die Centrale der Bank in Straßburg schuldete 2620000 g an Tratten und Depositen, 3 420 0609 Frs. Kredi⸗ toren, besaß dagegen baar und Wechsel 3 510 000 Frö., Effekten S90 000 Frg., Debltoren 3 6380 900 FIrg. Die Filialen der Bank in Metz und Mülhausen hatten 11 400 000 Frs. Verpflichtungen, denen 5 610 099 Frs. in baar und Wechseln gegenüberstehen.
Elberfeld, 17. April. (W. T. B.) Die Generaloersamm⸗ lung der Vaterländischen Feuerversicherun zs ⸗Aktien⸗ gesellschaft hat beschlossen, eine Dividende von 400½ oder 240 pro Aktie zur Vertheilung gelangen zu lassen.
Wien, 17. April. (W. T. 9 . der heutigen Versamm ⸗ lung der Besitzer von Elisabeth⸗Westbahn⸗Prioritäten, in welcher gegen 6 Millionen Stimmen vertreten waren, wurde der Antrag des Kurators angenommen, nach welchem der Ausgleichs
nvorschlag der Verwaltung der Elisabeth⸗Westbahn auf Konvertirung