1880 / 96 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 24 Apr 1880 18:00:01 GMT) scan diff

der Rechtsanwalt Götz in Eltville, unter Anweisung seines Wohnsitzes in Eltville, .

der Rechtsanwalt Ernst Ebel in Rüdesheim, unter An⸗ weisung seines Wohnsitzes in Rüdesheim, .

der Rechtsanwalt Bauer in Höchst, unter Anweisung seines Wohnsitzes in Höchst.

Versetzt sind: der Amtsgerichts⸗Rath Sattig in Glogau als Landgerichts⸗Rath an das Landgericht daselbst, der Amts⸗ 6 Cleinow in Angermünde an das Amtsgericht n Glogau, der Amtsgerichts⸗Rath Hausleutner in Rawitsch als en ger hte rer an das Landgericht in Posen, der Landgerichts⸗Rath Herden in Oppeln als , an das Amtsgericht in Groß⸗-Strehlitz, der Amtsgerichts⸗Rat Wipperm ann in Tecklenburg als Landgerichts-Rath an das Landgericht in Münster, der Amtsgerichts-⸗Rath Klein in Braunfels als Landgerichts⸗Rath an das Landgericht in Lüne— burg, der Amtsrichter Vel thuysen in . an das Amtsgericht in Mühlhausen i. Th. und der Amtsrichter von ö offshausen in Lichtenau (Reg. Bez. Cassel) als Land⸗ richter an das Landgericht in Paderborn. .

In die Liste der Rechtsanwälte sind eingetragen; der Regierungs⸗Assessor . D. He dem ann bei dem Landgericht J. in Berlin und der Gerichts⸗Assessor Reusch bei dem Amts⸗ gericht in Neustadt⸗Magdeburg. .

In der Liste der Rechtsanwälte sind gelöscht: der Rechts⸗ anwalt, Justiz⸗ Rath von Schenck bei dem Landgericht in Arnsberg und der Rechtsanwalt Kallenbach in Strasburg bei dem Landgericht in Thorn. .

Dem Notar, Rechtsanwalt Keller in Worbis ist vom . ab der Wohnsitz in Nordhausen angewiesen.

Die nachgesuchte Dienstentlassung ist ertheilt; dem Ersten Staatsanwalt bei dem Landgericht in Cleve Ringe mit Pension, dem Landgerichts⸗Rath Sud eck in Altona behufs Uebertritts in den Dienst der freien Stadt Hamburg, dem Amtsgerichts Rath Lambrecht in Burg mit Pension, dem Notar, Justiz-Rath von Hagen in Stendal und dem Notar, Juftig ath Kittel in Wongrowitz.

er Ober⸗Landesgerichts⸗Rath Moschner in Posen, der Erste Staatsanwalt bei dem Landgericht in Nordhausen Hr. Tuchen und der Rechtsanwalt, Justiz-Rath Haase in Tön⸗ ning sind gestorben.

Hauptverwaltung der Staatsschulden.

Liste der aufgerufenen und der Königlichen Kon⸗

trole der Staatspapiere in dem Etats jahre 1879/80

als gerichtlich für kraftlos erklärt nachgewiesenen Staatspapiere.

J. Staatsschuldschein e. Litt. F. Nr. 14731 14732 über 100 Thlr.

II. Staatsanleihe von 1850. Litt. D. Nr. 4567 über 100 Thlr.

III. Staat s⸗Prämienanleihe von 1855. Ser. 478 Nr. 47 728, Ser. 494 Nr. 49 366, Ser. 708 Nr. 70778, Ser. 1322 Nr. 132174 über 100 Thlr.

IV. Staatsanleihe von 1862. Litt. B. Nr. 2725 über 500 Thlr.

V. Staatsanleihe von 1867. C. itt. F. Nr. 8280 über 25 Thlr. a

VI. Konsolidirte 4 / prozentige Staatsanleihe. Litt. B. Nr. 33 840 33 841 50 276 über 1000 Thlr., Litt. C. Nr. 20452 20453 27 259 49069 64 317 64 318 64319 64 320 64 321 über 500 Thlr., Litt. D. Nr. 41 465 45 757 45 7568 45 769 45 760 45 761 über 200 Thlr., Litt. E. Nr. 46158 57 775 über 100 Thlr.

VII. Vormals Kurhessische Prämien⸗Lotterie⸗ anleihe von 1845. Ser. 423 Nr. 10553, Ser. 511 Nr. 12 761, Ser. 4282 Nr. 107 037, Ser. 6132 Nr. 153 284 über 40 Thlr.

VIII. Vormals Nassauische Prämienanleihe von 1837. Nr. 27 143 655 655 69 171 über 25 Gulden.

IX. Vormals Nassauische Anleihe von 1868. Litt. J. Nr. 916 917 2681 über 500 Gulden, Litt. F. Nr. 755 1257 über 100 Gulden.

X. Vormals Nassauische Anleihe von 1862. Litt. N. Nr. 3441 über 100 Gulden.

Berlin, den 2. April 1880.

Königliche Kontrole der Staatspapiere. Arndt. Loose. Hammerdörfer.

Bekanntmachung.

Dem Markscheider⸗Kandidaten Franz Dietrich ist die Konzession zum Betriebe des Markscheider⸗Gewerbes von uns ertheilt worden. Derselbe wird seinen Wohnsitz in Walden⸗ burg nehmen.

Breslau, den 20. April 1880.

Königliches Ober-Bergamt.

Aichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 24. April. Se. Majestät der Kaiser und König begaben Sich heute Vormittag zur Besichtigung der drei Bataillone des Ersten Garde⸗ Regiments z. F. nach Potsdam.

Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der

Kronprinz traf heute früh 7“ Uhr, von Eisenach kommend,

ier wieder ein und begab Sich um 9! Uhr mit dem Kaiser⸗ ichen Extrazuge nach Potsdam.

Der Bundes rath trat am 23. d. M. unter dem Vorsitze des Staats⸗Ministers Hofmann zu einer Plenarsitzung i r n. in welcher: a. der Entwurf eines Gesetzes, betref⸗ end die Kontrole des Reichshaushalts und des Landes⸗ haushalts von Elsaß⸗Lothringen für das Jahr 1879/ñ80, b. der Entwurf einer Novelle zu dem Gesetz vom 13. Februar 1875 über die Naturalleistungen für die bewaffnete Macht im Frieden, C. der Entwurf einer Verordnung über die Tage⸗ . Fuhrkosten und Umzugskosten der Beamten der

. und Marineverwaltung, d. der Entwurf einer An⸗ weisun

betreffend den zum Zwecke der Einziehung von Ge⸗ richtskosten unter den Bundesstagten zu kenn, Beistand, den Anträgen der berichtenden Ausschüsse entsprechend, zur Annahme gelangten.

Eine am 22. d. M. zu Berlin abgeschlossene Uebereinkunft mit Belgien, kraft deren der Handelsvertrag vom 22. Mai 1865 bis zum 30. Juni 1881 mit der Maßgabe in Wirksam⸗ keit bleiben soll, daß diese Verlängerung sich nicht auf die bereits außer Kraft gesetzten Bestimmungen in den Artikeln 7 und 8 des Vertrages erstreckt, sowie ein am 12. Februar d. J. zu Montevideo unterzeichneter Auslieferungsvertrag zwischen Deutschland und Uruguay erhielten ebenfalls die Zustimmung der Versammlung. . .

Weiter kamen verschiedene, auf Elsaß⸗Lothringen bezüg⸗ liche Vorlagen zur Erledigung. Auf Grund der allgemeinen Rechnung uber den Landeshaushalt für 1875 wurde die Ent⸗ lastung und bezüglich der in der Uebersicht der Ausgaben und Einnahmen der Landesverwaltung für die Rechnungs— periode vom 1. Januar 1878 bis 31. März 1879 zusammen⸗ gestellten · Etatsüberschreitungen und außeretatsmäßigen Aus⸗ gaben, vorbehaltlich der bei der Rechnungsrevision sich etwa ergebenden Erinnerungen, die ,,, ,. ausgesprochen. Sodann erhielten die Gesetzentwürfe über die Zwangsvoll⸗ strecking in das unbewegliche Vermögen, sowie über das Forststrafrecht und das Forststrafverfahren, wie solche sich nach den Beschlüssen des Landesausschusses gestaltet haben, die Zustimmung.

Auf den Bericht der Ausschüsse für Zoll- und Steuer⸗ wesen wurde ferner beschlossen, den Großherzoglich mecklen⸗ burgischen Nebenzollämtern J. zu Wismar und Warnemünde die Befugniß zur Abfertigung von Waaren der Nr. 226 und 3 ö Zolltarifs zu anderen als den höchsten Zollsätzen zu ertheilen. . .

Mehreren auf Zollangelegenheiten bezüglichen Eingaben war eine Folge nicht zu geben. Dieselben betrafen die Tarifirung von Cigarrenkistenbrettern, von Kindermilchpulver und die Erhöhung des Zolls für Palmitin. ö

Schließlich wurden, nach Ernennung von Kommissarien zur Vertretung der Vorlagen im Reichtage, die neuerdings eingegangenen Petitionen vorgelegt und Über deren geschäft⸗ liche Behandlung Bestimmungen getroffen.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Zoll⸗ und Steuerwesen und für . und Verkehr, die vereinigten Ausschüsse desselben für Joll⸗ und Steuerwesen und für Justizwesen, die vereinigten Ausschüsse für Zoll- und Steuerwesen und für Rechnungswesen, sowie der Ausschuß für Zoll⸗ und Steuerwesen hielten heute Sitzungen.

Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Reichstages befindet sich in der Zweiten Beilage.

In der heutigen (37.) Sitzung des Reichstages, welcher mehrere Bevollmächtigte zum Bundesrath und Kom⸗ 1 desselben beiwohnten, theilte der Präsident mit, daß nach einem aus dem Reichsjustiz⸗Amt eingegangenen Schreiben das Strafverfahren gegen den Abg. Wiemer sistirt sei. Fer⸗ ner theilte der Präsident mit, daß eingegangen seien: der Auslieferungsvertrag zwischen dem Deutschen Reiche und Uruguay und die Uebereinkunft zwischen Deutsch⸗ land und Belgien, betreffend die Verlängerung des ren,, vom 22. Mai 1865 bis zum 30. Juni 1881.

Ohne Debatte genehmigte das Haus in dritter Berathung die Zusammenstekung der Liquidationen über die aus der französischen Kriegskosten⸗Entschädigung zu ersetzenden Beträge und trat dann in die erste Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Abänderung des Art. 4 des Münzgesetzes vom 9. Juli 1873, ein. Derselbe lautet:

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König von Preußen ze.

verordnen im Namen des Reichs, nach erfolgter Zustimmung des Bundesraths und des Reichstags, was folgt:

An die Stelle des ersten Absatzes des Artikels 4 des Münz⸗ gesetzes vom 9. Juli 1873 (Reichs⸗Gesetzbl. S. 233) tritt folgende Bestimmung:

Der Ge sammtbetrag der Reichssilbermünzen soll bis auf wei⸗ teres zwölf Mark für den Kopf der Bevölkerung des Reichs nicht übersteigen.

Urkundlich c. . Der Unter⸗Staatssekretär Scholz versicherte, daß es nicht in

der Absicht der verbündeten Regierungen liege, sofort von der Rechte, 2 MS Silbergeld mehr auf den Kopf der Bevöl⸗ kerung auszuprägen, in vollem Umfange Gebrauch zu machen, vielmehr werde ihr Vorgehen nur nach der Maßgabe des Bedürfnisses erfolgen. Zur Ausprägung seien nur die vor⸗ handenen Silberbarren und Thaler bestimmt. Der Abg. Dr. Bamberger erklärte, die des Vorredners hätten ihn sehr beruhigt, aber er könne doch nicht unterlassen, auf die Gefahren hinzuweisen, welche aus einer zu großen minder⸗ werthigen Geldeirkulation für jedes Münzsystem erwüchsen. Es sei durchaus nicht an der Zeit, im deutschen Münzsystem schon jetzt Aenderungen in der angedeuteten Richtung eintre⸗ ten zu lassen, aber eine solche Befürchtung liege nach dem vorjährigen Beschlusse der Regierung, betreffend die Sistirung des Silberverkaufs, sehr nahe. Er werde daher in der zweiten Lesung einen Antrag einbringen, welcher hiergegen Vor⸗ sorge treffen solle. Der bg. von Kardor erach⸗ tete die Vorlage nur als einen Theil des Pro⸗ gramms der hh , der reinen Goldwährung, welche mit dem aus der Erhöhung des minderwerthigen Geldbetrages für die Staatskasse resultirenden Gewinne die Verluste decken wollten, die aus den jetzt sistirten, dann aber wieder aufzu⸗ nehmenden Silberverkäufen entständen. So wolle man zur reinen Goldwährung gelangen. Auf diesem Wege würde aber das Land mit Scheidemünzen überschwemmt, und die eigent⸗ lichen Anhänger der Goldwährung müßten konsequent gegen die Vorlage stimmen. Er hoffe, daß das Haus die Vorlage nicht annehmen werde, weil sonst die in Norddeutschland so beliebten , immer mehr aus dem Ver⸗ kehr verschwinden würden. Der Abg. Graf Udo zu Stolberg⸗ Wernigerode führte aus, daß er den n, zur reinen Gold⸗ währung , . für einen Fehler gehalten habe. Wie und wann die Umkehr zur Doppelwährung erfolgen solle, habe bisher niemand angegeben; man müsse also den status quo aufrecht erhalten. In dieser Hinsicht bedürfe die Vorlage einer gründlichen kommissarischen Berathung, welche er be⸗ antrage. Der Abg. Dr. Delbrück hatte beim Schlusse des Blattes das Wort.

Die im Reichs⸗Eisenbahn⸗Amt aufgestel e, in der Ersten Beilage veröffentlichte Uebersicht der Be⸗ triebs⸗Er a, der Ei gn en ng, Deutschlands a chi fh Bayerns für den Monat März d. J. ergiebt für die 89 Bahnen, welche auch schon im ent⸗ sprechenden Monate des Vorjahres im Betriebe waren und

zur Vergleichung gezogen werden konnten, nachstehende theil⸗ weise auf 6 chen Ermittelungen beruhende Daten: die Einnahme aus allen Verkehrszweigen war im März d. J. bei 6 Bahnen 74,16 Proc. der Gesammtzahl höher und bei 23 Bahnen 265,84 Proc. der Gesammtzahl geringer, als in demselben Monat des Vorjahres, und pro Kilometer bei 59 Bahnen 66,29 Proc. der Gesammtzahl 53 und bei 30 Bahnen 33,71 Proc. der Gesammtzahl (darunter 11 Bahnen mit vermehrter ö geringer, als in dem⸗ selben Monat des Vorjahres. Die Einnahme aus allen Ver⸗ kehrszweigen vom 1. Januar bis Ende März d. J. war bei 81 Bahnen 91 Proc. der Gesammtzahl höher und bei 8 3 . 9 Proc. der Gesammtzahl geringer, als in demselben Zeitraum des Vorjahres, und pro Kilometer bei 72 . 80,9 Proc. der Gesammtzahl höher und bei 17 Bahnen 19,1 Proc. der Gesammtzahl (darunter 10 Bahnen mit vermehrter Betriebslänge) geringer, als in dem⸗ selben Zeitraum des Vorjahres. Bei den unter Staats— verwaltung stehenden Privatbahnen, einschließlich der vom Staate für eigene Rechnung verwalteten, betrug Ende März d. J. das gesammte konzessionirte Anlagekapital 2 314 925 000 (646 845 900 Sũß Stammaktien, 147 000 000 MS Prioritäts⸗ Stammaktien und 1521 079 100 ½é Prioritäts⸗Obligationen) und die Länge derjenigen Strecken, für welche das Kapital bestimmt ist, 7683,64 km, so daß auf je 1 Rm 301 280 6 ent⸗ fallen. Bei den unter Privatverwaltung stehenden Privat⸗ bahnen betrug Ende März d. J. das gesammte kon⸗ zessionirte Anlagekapital 2 022 780 557 Sz (S861 705 508 Stammaktien, 232 428 900 MM. Prioritäts-Stammaktien und 928 646 149 6 Prioritäts⸗ Obligationen) und die Länge der⸗ jenigen Strecken, für welche dieses Kapital bestimmt ist, 8045,12 km, so daß auf je 1 km 251 492 M entfallen.

Durch eine allgemeine Verfügung des Justiz-Ministers vom 19. d. M. sind die Präsidenten der Ober⸗Landes—⸗ gerichte ermächtigt worden, die durch §. 25 der Rechtsanwalts⸗ ordnung der Landes⸗Justizverwaltung beigelegten Befugnisse bezüglich der Bestellung von Stellvertretern für Rechts⸗ anwälte auszuüben, wenn die Vertretung einem im Bezirk des Oberlandesgerichts beschäftigten Referendar, und zwar auf nicht längere Zeit als zwei Monate übertragen werden soll. Gesuche um Anordnung einer Stellvertretung, bei welcher jene Voraussetzungen nicht zutreffen, sind durch den Präsidenten des Ober⸗Landesgerichts mit gutachtlicher Aeußerung dem Justiz⸗Minister einzureichen. In allen Fällen ist davon auszu⸗ gehen, daß einem Rechtsanwalt nur ein Vertreter bestellt werden darf, und daß der Stellvertreter während der Dauer der Ver⸗ tretung seinen ständigen Aufenthalt an dem Orte zu nehmen hat, an welchem der Rechtsanwalt zu wohnen verpflichtet ist. Ferner wird die im 5. 25 der Rechtsanwaltsordnung ge⸗ gebene Voraussetzung für die Anordnung einer Stellvertre⸗ tung in allen Fällen dahin zu verstehen sein, der Rechts⸗ anwalt müsse zeitweise verhindert sein, nicht etwa bloß ein bestimmtes Geschäft wahrzunehmen, sondern seinen Beruf überhaupt auszuüben. Eine Stellvertretung ist daher ins⸗ besondere dann nicht anzuordnen, wenn der Rechtsamwalt an der Wahrnehmung bestimmter Geschäfte durch anderweite Ausübung seines Berufs verhindert ist. Auch ist bei einer ganz kurzen Vertretung besonders zu prüfen, ob und warum dieselbe nicht ohne Mitwirkung der Justizverwaltung durch einen anderen Rechtsanwalt ausgeführt wer— den kann. Die Vervielfältigung der Kräfte eines Anwalts im Wege einer durch die Justizverwaltung anzuordnenden Stellvertretung ist in keiner Weise zu begün⸗ stigen. Endlich darf die Vertretung eines an der Ausübung seines Berufs verhinderten Rechtsanwalts nicht Ilch n als , der zum Vorbereitungsdienst gehörigen Beschäftigung des Referendars bei einem Rechtsanwalt angesehen werden. Dauert die Vertretung länger als eine Woche, so soll die An⸗ rechnung auf die vorgeschriebene Zeit der Beschäftigung nur dann erfolgen, wenn der Vertretung eine mindestens zwei⸗ monatige Beschäftigung bei einem seinen Beruf ausübenden Rechtsanwalt vorangegangen war.

Wird durch die von einer Gemeinde festgesetzte Bau⸗ fluchtlinie einer Straße ein Gebäude getroffen, dessen Eigenthümer dasselbe bis zur Fluchtlinie abträgt, so ist nach einem Erkenntniß des Reichsgerichts, II. Hülfssenats, vom 15. Januar d. J., falls die Gemein de mit dem Eigenthümer über den Entschädigungsbetrag sich nicht gütlich einigen kann, von der Gemeinde an die Regierung der Antrag auf Fest⸗ stellung der Entschädigung zu stellen; dagegen ist sie nicht be⸗ rechtigt, den betroffenen Eigenthümer ohne Weiteres behufs Ausführung seines Entschädigungsanspruchs auf den Rechts weg zu verweisen.

Ist bei Verkündung eines Strafurtheils die Bekanntmachung der Gründe unterblieben, so liegt, nach einem Erkenntniß des Reichsgerichts, II. Strafsenats, vom 20. ,. d. J., darin allerdings eine Gesetzesverletzung. Das Ürtheil kann jedoch deshalb nicht im Wege der Revision an⸗ gefochten werden.

Sachsen. Dresden, 23. April. (Dr. J.) Aus Anlaß des Geburtsfestes Sr. Majestät des Königs brachten heute Vormittags 9 Uhr die Musikcorps derjenigen Regimenter, deren Chefinhaber Se. Majestät der König ist, Allerhöchst⸗ demselben in der Königlichen Villa zu Strehlen eine Morgen⸗ musik dar. Von Vormittags 11 Uhr ab war Empfang im hiesigen Königlichen Residenzschlosse. Die Familientafel, an welcher auch Se. Hoheit der Herzog von Sachsen⸗Altenburg und Se. Hoheit der Prinz Alexander zu Sachsen⸗Weimar Theil nahmen, fand heute in der Königlichen Villa zu Strehlen statt. Mittags 1 Uhr nahm der König auf dem Alaunplatze Parade über die Truppen der Residenz, sowie über das 1. Jäger⸗Bataillon Nr. 12, das 2. Jäger⸗Bataillon Nr. 13, das 1. Husaren⸗Regiment Rr. I8 und die 1. Abthei⸗ lung des 2. Feld⸗Artillerie⸗ Regiments Nr. 28 ab. Die Parade kommandirte der Commandeur der Kavallerie⸗Divi⸗ sion, General⸗Lieutenant Senfft von Pilsach.

Sach sen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 22. April. (Dresd. Journ.) Se. Königliche de eit der Großherzog empfing gestern Abend in Eisena e. Kaiserliche Hoheit den Kronprinzen, welcher heute und morgen auf der Wart— burg weilen wird. Heute früh l1/a Uhr bereits begab sich der Großherzog mit seinem Gast nach Marksuhl auf die Auerhahnjagd. Morgen findet die Jagd in den Wäldern bei Gerstungen statt. Seitens der n, ,, Regierung ist in Bürgel, woselbst bedeutende Töpferei betrieben wird, eine Modellirschule eingerichtet worden, um dem Gewerbe dort eine höhere Entwickelung zu geben. Am 16. tagten in

ena Vertreter der Großherzoglichen und der Herzoglich sächsi⸗ en, sowie der schwarzburgischen und der reußischen Regie⸗ rungen, Gegenstand der Berathung waren verschiedene Punkte der Fischereigesetzgebung.

Desterreich⸗ Ungarn. Wien, 22. April. Wie die „Pr.“ vernimmt, soll morgen eine Konferenz der Obmänner des Abgeordnetenhauses im Bureau, des Präsidenten stattfinden, um die parlamentarische Arbeits⸗ eintheilung bis zum Schlusse der Session festzustellen. Weiter bemerkt das genannte Blatt: „Der gestrige Be⸗ schluß des Legitimations-Ausschusses auf Annul⸗ lirung der Wahlen aus dem oberösterreichischen Großgrundbesitz bildete heute in allen Abgeordnetenkreisen den Gegenstand der lebhaftesten Diskussion. Bei dem Auf⸗ sehen, welches der Beschluß hervorruft, dürften einige nähere Angaben über den Standpunkt der Regierung von Interesse sein. Der Vertreter derselben, Sektionschef Freiherr von Kubin, erklärte im Ausschusse, er verkenne nicht die Zweifel⸗ haftigkeit der Frage und er hob auch die für die eine oder die andere An ficht sprechenden Gründe hervor. Er fügte dann bei, daß das frühere Staats⸗Ministerium unmittelbar nach Er— lassung der Landesordnung und Landtags-Wahlordnung vom Jahre 1861 anläßlich der ersten Wahlen bereits über Be— schwerde verschiedener Besitzer von landtäflichen Häusern in anderen Ländern die Entscheidung in dem Sinne gefällt hat, daß die Besitzer landtäflicher Häuser im Großgrundbesitze nicht wahlberechtigt seien. Der Regierungsvertreter wies schließlich darauf hin, daß es dem Hause zustehen werde, sich Über diese Frage aus dem vorliegenden Anlasse sein Urtheil selbst zu bilden.“ . 23. April. (W. T. B.) Die Regierung hat heute im Abgeordnetenhause die Vorlage wegen Abänderung einiger Bestimmungen des Wehrgesetzes, sowie die Land— sturms⸗Vorlage eingebracht.

Pest, 22. April. Wie hiesige Blätter melden, treffe die gemeinsame Regierung Vorbereitungen zur Aktivirung einer besonderen Sektion für Bosnien und die Herze— gowina. Diese Sektion soll alle kirchlichen, Schul⸗, Justiz— und Verwaltungsangelegenheiten der okkupirten Provinzen besorgen. Bei der Besetzung der Stellen in dieser Sektion sollen zumeist die Beamten der aufzulösenden Militärgrenze berücksichtigt werden. Wie man dem „Pest. L.“ aus Agram schreibt, ist man dort allgemein in gutem Glauben, daß die demnächst beginnenden Verhandlungen der Regnikolar⸗ Deputationen betreffs des finanziellen Ausgleichs zwischen Ungarn und Kroatien nicht blos einem zufriedenstellenden Resultate zuführen, sondern auch in sehr kurzer Zeit beendet sein werden.

Nach einer Mittheilung des „Pester Lloyd“ hat sich Ordödy zur Uebernahme des Postens als Minister für öffentliche Arbeiten und Kommunikationen bereit erklärt. Der diesbezügliche Vorschlag des Minister⸗Präsidenten Tisza y. dem Kaiser in den allernächsten Tagen unterbreitet werden.

Niederlande. Haag, 23. April. (W. T. B.) Die Zweite Kammer hat das Gesetz, betreffend die Abänderung der Zuckersteuer, mit 54 gegen 12 Stimmen genehmigt. Durch dasselbe wird u. A. bestimmt, daß zur Verhütung von Mißbräuchen in solchen Fällen, wo die Farbe des Zuckers zu Zweifeln Veranlassung giebt, eine Prüfung der Beschaffenheit des Zuckers nach einer noch näher zu bestimmenden Methode eintreten soll.

Großbritannien und Irland. London, 22. April. (Allg. Corr.) Der französssche Boischafter, Vize⸗Admiral Pothugau, überreichte gestern Ihrer Majestät der Königin sein Abberufungsschreiben.

Aus Kabul wird den „Daily News“ unterm 19. ds. gemeldet: Die Hazaras griffen Ghuzni an und nahmen es ein. Musa Jan (Jacub Khans Sohn) wurde von Mahomed Jans Bruder nach Wardak geführt. Die vornehm— sten Kohistan-Chefs tra fen heute in Kabul ein. Sie sind freundlich gesinnt. In Maidan ist kein Widerstand zu er⸗ warten. General Stewart sollte morgen in Ghuzni an⸗ kommen.

Aus Bombay wird dem „Standard“ unter dem 20. ds. gemeldet:

Nachdem die telegraphische Verbindung mit Kandahar wieder⸗ hergestellt worden war, wurde sie zum zweiten Male zerstört. Dies hat zu der Befürchtung Veranlassung gegeben, daß der Aufstand der Stämme zwischen Chaman und Kandahar ernster sei, als man an fänglich angenommen hatte. Diese Störungen bedeuten jedoch keine ernstliche Gefahr; die Kakars, ein wohlbekannter Stamm von Land⸗ streichern, haben sich den Abzug General Stewarts von Kandahar zu Nutzen gemacht, um diese Angriffe gegen isolirte Posten zur Aus— führung zu bringen, in der Hoffnung Lee. zu finden Da General Phayre morgen in Quettah eintreffen soll, um einen Aktionsplan mit Sir R. Sandeman zu verabreden, so werden unverzüglich Schritte geschehen, um diesen Zerstörungen Einhalt zu thun und die Kakars zu züchtigen. Die Kabul Brigade unter General Roß, welche sich auf dem Marsch befindet, um General Stewart zu unter stützen, erreichte Urgandeh am Sonntag und setzte ihren Marsch nach Maidan fort.

23. April. (W. T. B.) Gutem Vernehmen nach hat

Gladstone nunmehr die Bildung des neuen Kabinets übernommen. Ein Telegramm der „Times“ aus Kabul, vom heu⸗ tigen Tage, meldet: Die Avantgarde der unter dem General Stewart stehenden Division ist am 20. d. in Ghuzni ein⸗ gerückt. An demselben Tage unternahm eine afghanische Ab⸗ theilung von verschiedenen Stämmen in der Stärke von 15 000 Mann einen Angriff auf den General Stewart, wurde aber mit Verlust von etwa 1000 Todten zerstreut. Der Ver⸗ lust Len. englischen Truppen betrug 17 Todte und 115 Ver⸗ wundete.

Frankreich. Paris, 22. April. Staatsrgth hat heute die Wünsche der Generg gegen die Märzvorlage für null und nichtig erklärt.

Der Senat bildete heute seine Bur eaus; acht Vor⸗ stände gehören der Linken und nur ein Vorstand der Rechten an, In den Bureaus wurden dann die Mitglieder des Pe⸗ titionsgausschusses ernannt; diese Wahl ist wegen der Petitionen betreffs der Märzdekrete von Wichtigkeit; die Wahl ergab sieben Mitglieder der Linken und nur zwei der Rechten.

Unter den neuen Krediten, die der Post⸗ und Tele— ,,, . Cochery verlangt, befindet sich der Kredit ür die Herstellung eines neuen Kabels zwischen Algerien und Frankreich.

em Bericht über das Rekrutirungswesen, welchen

(Cöln. 3 ö *

der Kriegs-Minister den Kammern vorgelegt hat, sind fol⸗ gende Einzelheiten entnommen: Die Klasse von 1878, welche 1879 zog und im letzten Monat Oktober der Armee einverleibt wurde, zählte 295 924 Eingeschriebene. Sie war 9817 Mann stärker, als die von 1877, aber ihr Effektivbestand war unge⸗ fähr der nämliche, wie der der Klasse von 1876. Die Klassen selbst zählen im Durchschnitt 2 000 Mann mehr als vor dem Kriege. Nach der Revision wurde diese Klasse folgendermaßen klassifizirt: 33 545 wurden als dienstuntauglich vom Militärdienst ausgeschlossen; 141 797 (47 Proz.) wurden eingereiht und bildeten das Kontingent; 45 419 (iß Proz.) wurden im In⸗ teresse der Familien vom Militärdienst befreit; 26 906 69 Proz.) waren bereits als Angeworbene, Eingeschriebene im Seedienst oder als Einjährig⸗Freiwillige im Dienst; 4541 (11 / Proz.) waren bedingungsweise entbunden; 2549 für das Unterrichts—⸗ wesen und 1995 für die Kulte; 27 9565 (8 Proz.) waren zu⸗ rückgestellt worden. 2668 junge Leute von der Klasse 1876 und 7155 von der Klasse 1877 wurden 1879 in die Armee eingereiht, so daß das ganze Kontingent von 1879 auf 151 620 Mann vermehrt wurde. Diese wurden folgendermaßen vertheilt; 5827 für den fünfjährigen Seedienst, 126 252 für den fünfjährigen Dienst in der Landarmee und 19 541 für den einjährigen Dienst in der Landarmee. Von den 295 924 Rekruten konnten 41 067 (11,89 pCt.) weder lesen noch schrei— ben, 52 679 (17,80 pCt.) konnten lesen und schreiben, 167 352 (61,381 pCt.) hatten einen entwickelteren Elementar⸗Unterricht erhalten, 94 (9,32 pCt.) hatten in den höheren Elementar⸗ klassen ein Diplom erhalten, 3385 (114 pCt.) hatten ihre Gymnasialstudien gemacht, 7504 hatten nicht selbst gezogen und sich nicht vor den Revisionsräthen gestellt, so daß man über den von ihnen erhaltenen Unterricht nichts feststellen konnte. Die Zahl derer, welche nicht lesen und schreiben können, hat seit 1869 um 4,70 pCt. abgenommen.

253. April. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer beantragte der Deputirte Paul Bert (radikal), die Verpflichtung zur Leistung eines mindestens einjährigen aktiven Militärdienstes auf künftige Religlonsdiener und Lehrer auszu— dehnen. Der Antrag ward von mehreren Seiten bekämpft, weil er den Bestimmungen des Concordates zuwiderlaufe. Die Kammer beschloß indeß die Dringlichkeit und verwies den Antrag an eine besondere Kommission. Im Fortgange der Sitzung wurde die Tarifberathung fortgesetzt und ein Antrag 96 . von Steinkohlen mit 260 gegen 165 Stimmen abgelehnt.

Türkei. Konstantinopel, 22. April. (Pol. Corr.) Die von der Pforte an den Generalgouverneur von Skutari Izzet J Instru ktion lautet dahin, daß der Termin für die Räumung des an Montenegro abge— tretenen Gebietes am 22. d. M. abläuft. Jeder Wider⸗ stand soll rasch unterdrückt werden. Die Mohamedaner, welche auszuwandern wünschen, werden mit Ländereien in den Provinzen Monastir und Kossovo betheilt werden. Be⸗ sondere Boten, welche von Delegirten der Konsulate begleitet werden, sind beauftragt, die montenegrinischen Kommandanten von dem Abmarsche der türkischen Truppen aus den zu räu⸗ menden Orten zu verständigen.

23. April. (G. T. B.) Der „Levant⸗Herald“ ist wegen eines Artikels über Armenien, welcher als aufrührerisch qualifizirt wurde, unterdrückt worden. .

Skutari, 22. April. (Pest. L.) Aus Djakova ein⸗ gelangte Nachrichten melden, daß Mehmed Bodri Beg, Führer der nach Serbien eingedrungenen Arnautenschaar, Verstärkungen von der albanesischen Liga verlangte, da seine zu schwachen Streitkräfte nach heftigen Kämpfen von den Serben zurückgedrängt wurden. In den Städten finden Ver⸗ haftungen von Funktionären der Liga statt. Die Tele⸗ graphenlinien zwischen Prizrend und Novi-Bazar, sowie nach i n. wurden von Liga⸗ Freiwilligen zerstört. Moukthar Pascha verlangte vom Kommandanten in Salo⸗ nichi Verstärkungen.

Montenegro. Cettinje, 22. April. (Pest. L.) Die Pforte notifizirte der hiesigen Regierung, daß die Räumung des abgetretenen Territoriums am 23. d. Morgens beginnen und am 25. Abends beendigt sein wird. Der Ein⸗ marsch der Montenegriner erfolgt am 23. Bisher sind nur katholische Albanesen von den Stämmen der Clementi und Malischori ausgewandert. Die Mohamedaner wollen ihr Ge— biet vertheidigen.

Amerika. Washington, 21. April. (Allg. Corr.) Ein amtlicher Bericht von General Miles meldet, daß ein Theil der Indianer, die Anhänger des Häuptlings Sitting Bull sind, sich ergeben wolle.

Der amerikanische Correspondent der Times“ telegra⸗ phirt Einzelheiten über die furchtbaren Wirbelstürme, welche am Sonnabend in Missouri, Jowa, Wisconsin und Kan sas gehaust haben. Dieselben haben großen Scha⸗ den angerichtet; im ganzen Mississippithale wurde eine allge⸗ meine atmosphärische Bewegung beobachtet. Der heftigste Wirbelsturm bewegte sich 160 Meilen weit in nordwestlicher Richtung dem Jamesflußthal (Missouri) entlang. Der schlimmste Schaden wurde in Marshfield, einer Stadt von 16500 Einwohnern, 217 Meilen südwestlich von St. Louis, angerichtet. Der Wirbelsturm erschien im Westen Marshfields und zerstörte mehrere Dörfer. Fünfzig Personen sollen süd⸗ lich von Springfield ums Leben gekommen sein. Der Sturm erreichte Marshfield gegen 6 Uhr Abends und zerstörte die ganze Stadt; dann zog er sich nach Nordosten dem Thale entlang und verschwand etwa 110 Meilen nordwestlich von Marshfield. Als die Hülfszüge aus Springfield am Montag daselbst eintrafen, war fast Niemand zu sehen. Es standen nur noch 14 Häuser, und auch diese waren halb demolirt. Bäume von drei Fuß im Durchmesser sind abgeknickt. Ein großer Theil der Ruinen ist niedergebrannt. Montag Abend waren 78 Leichen heraus⸗ gegraben und 100 Verwundete der Pflege übergeben worden. Viele der Schwerverwundeten dürften kaum mit dem Leben davonkommen. Die Arbeiten unter den Ruinen wurden während der Nacht fortgesetzt. Auch nach der südlich von Springfield gelegenen Gegend, die vom Wirbelsturme fast gänzlich vernichtet, ist ud abgeschickt worden. Die Städte Conway, Northview, Granby, Warrenburg, Gray's Creek und Cuba sind übel zugerichtet worden. Auf den westlichen und Missouri⸗Linien wurden mehrere Eisenbahnzüge zerstört; überall sind Verluste an Menschenleben zu beklagen. Die Zahl der Todesfälle dürfte sich, alles in allem gerechnet, auf 180 be⸗ laufen. Auch auf den Seen 6 s ein furchtbarer Sturm. Vorgestrige Berichte aus Marshfield melden, daß die hal der Todten sich auf 100 belaufen dürfte; es werden noch immer

Leichen aus den Ruinen gezogen. schreiben den Wirbelsturm als entsetzlich. Er erschien als schwarze trichterförmige Wolke mit milchwelßen Streifen, drehte sich wie eine Dampfschraube mit furchtbarer Geschwindigkeit und zerstörte alles auf seinem Wege. Seine Breite betrug etwa eine Meile; er bewegte sich mit schrecklichem Getöse, knickte die größten Bäume, schaͤlte die Rinde von den kleineren Bäumen, wehte die Häuser von ihren Grundfesten und trug Vieh, Schweine, Pferde, Schafe und Geflügel auf große Entfernungen durch die Luft. Der Scha⸗ den wird auf 400 090 Dollars veranschlagt. In California, Missouri, tödtete der Wirbelsturm 16 und verwundete 30 Menschen. In Champaign, Illinois, zerstörte der Sturm theilweise das Staatsuniversitätsgebäude. Aus Janesville, Wisconsin, wird ein Schaden von 1060 000 Dollars gemeldet.

Aus New⸗Hork wird dem Reuterschen Bureau unterm 21. ds. gemeldet: Der Wirbelsturm, der so vielen Schaden in Marshfield, Missouri, anrichtete, dehnte sich nach Arkansas aus, wo er die Stadt El Paso fast vollständig zerstörte. Mehrere Menschen verloren ihr Leben.

San Francisco, 19. April, Kearney, der unlängst wegen aufwiegelnder Reden zu sechs Monaten Gefängniß und 1090 Dollars Strafe verurtheilte Arbeiter⸗Agitator, ist nun⸗ mehr ins Gefängniß abgeführt worden.

Südamerika. (Allg. Corr.) Weiteren Berichten aus Valparaiso, vom 29. März, zufolge zerstörten die chile⸗ nischen Truppen die Telegraphenleitungen, Eisenbahnen und Landungsbrücken in Istlay und Mollendo, aber die Peruaner hatten die Lokomotiven und auch die Geschütze der Fortifikationen vorher nach Arequipa geschafft. Die per ua⸗ nische Korvette „Union“ durchbrach vor einigen Tagen die Blockade von Arica und setzte sich mit dem Gestade in Verbindung. Dem chilenischen Monitor „Huascar“ gesellten sich später die Panzerfregatte „Almirante Coch⸗ rane“ und die Korvette Amazonas“ hinzu, und alle drei Schiffe eröffneten eine Kanonade gegen die „Union“ und die Korvette Man gocapg.“ Einem amtlichen Berichte zu⸗ folge zogen sich die chilenischen Schiffe, in dem Wahne, daß die „Union? kampfunfähig gemacht worden, zurück, worauf das peruanische Schiff einen Ausfall machte und entkam. Der chilenische Gesandte in London hat von der Legation in Buenos Ayres eine vom 20. April datirte amtliche De⸗ pesche erhalten, welche die Meldung von der Blockirung Callaos bestätigt.

Uruguay. Montevideo, 20. März. (Allg. Corr.) Der neue Präsident hat Senor Eduardo Maccachan zum Gouverneur von Requena, Senor Garcia zum Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Senor Penalva zum Finanz⸗ Minister und Senor Santos zum Kriegs⸗Minister ernannt.

Afrika. Egypten. Kairo, 22. April. (Wiener Ztg.) Die internationale Liquidgtionskommifsion, welche durch Dekret des Khedive von Egypten vom 5. April konsti⸗ tuirt wurde, wird alsbald zusammentreten. Rivers⸗-Wilson wird den Vorsitz in derselben führen. Frankreich ist durch LJon d'Airoles vertreten. England und Frankreich verfügen über je zwei Stimmen.

. (Allg. Corr) Aus Alexandrien wird gemeldet, daß König Johann von Abyssinien nach Besiegung der Rebellen Anfangs März einen Triumpheinzug in Ado wa, seiner früheren Hauptstadt, halten werde. In seinem eselge werden sich, wie es heißt, 400 gefangene Rebellen be⸗

nden.

Augenzeugen be⸗

Nr. 17 des „Justiz⸗Ministerial⸗- Blatts“ hat folgen⸗ den Inhalt:; Bekanntmachung vom 14. April 1880, betreffend die Rechts anwaltschaft bei der zu dem gemeinschaftlichen Landgericht zu Meiningen gehörigen Kammer für Handelssachen zu Coburg. Autzzug aus der Verordnung des Herzoglich sächsischen Staats-Heini-= steriums zu Gotha vom 2. Februar 1880. Bekanntmachung des Justiz⸗Ministers vom 15. April 1880, betreffend die Staats⸗Eisen⸗ bahnverwaltung. Allgemeine Verfügung vom 19. April 1880, betreffend die Stellvertretung von Rechtsanwälten.

Neichsᷣtags⸗ Angelegenheiten.

Im 6. Posener Wahlbezirk (Fraustadt) ist der Unter⸗ Staatssekretär von Puttkamer in Straßburg mit 4720 gegen 4331 Stimmen, welche Christoph Joseyh Cremer in Berlin erhalten hat, zum Mitgliede des Reichstags wiedergewählt worden.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Der Milchwirthschaftliche Verein wird am Dienstag, den 4. Mai d. J., Vormittags 10 Uhr, im Klub der Landwirthe in Berlin seine diesjährige Generalversammlung abhalten. Die Tagesordnung lautet: 1) Abänderung der Satzungen. A Förderung einer gleichmäßigeren und besseren Kaäͤsefabrikation. 3) Wie oft sollen Molkerei ⸗Ausstellungen wiederholt werden. 4) Geeignetste Art der Butterverpackung für Postsendungen. 5) Mittheilungen über die Verhältnisse des Butterhandels in Üüberseeischen Ländern und Nutzbar⸗ machung des dortigen Konsums für den Export deutscher Butter. Auch Nichtmitglieder, die sich für die Hebung der Milchwirthschaft interessiren, haben zu dieser Versammlung Zutritt.

München, 22. April. (pz. Ztg. Aus Niederbayern, der Kornkammer Bayerng, kommen 6 erfreuliche Berichte über den Stand der Saatfelder. Selbst in höheren Lagen stehen die Wintersaaten, begünstigt von dem fruchtbaren Wetter, dicht und üppig, und auch die frühen Sommersgaten kommen schon aus dem Boden hervor und zeigen einen guten Stand.

Gewerbe und Sandel.

Dem Rechenschaftsberichte der Magdeburger Lebens Versicherungs⸗Gesellschaft für das letzte Geschäftsjahr ent⸗ nehmen wir, daß bei der Lebens- und Begräbnißversicherung im Jahre 1879 3834 Anträge auf 9445 761 S Versicherungssumme ge⸗ stellt und aus dem Vorjahre übernommen wurden, wovon 2805 An⸗ träge auf 6 536 461 S6 Annahme fanden, während 969 Anträge auf 2 909 300 * theils abgewiesen oder zurückgezogen wurden, theils dem Jahre 1880 zur Erledigung vorbehalten blieben. Der Versicherungs⸗ bestand der Kapitalversicherung belief sich am 31. Dezember 1878 auf 31 422 Policen über 58 252 802 4 , , , und hob sich durch Hinzutritt von 2871 Policen über 6536 461 M auf 34 293 Policen über 64 769 263 6 Versicherungssumme. Von diesen Versicherungen erloschen im Laufe des Jahres durch Tod 620 Po⸗ licen über 986 936 M durch Nichtabnahme der Police, Reduktion der Versicherungssumme, unterlassene Prämienzahlung und Rückkauf 1632 Policen über 3 995 888 M, durch Fälligwerden der Versiche⸗ rungssumme bei Lebzeiten 5 Policen über 21 723 ½ und durch Ab- lauf der Persicherung 33 Policen über 88 932 6, jusammen 22990 Polizen über 5 003 479 „6 Versicherungessumme, so daß Ende 1879 ein Versicherungsbestand von 3200, Policen mit einer Ver— sicherungssumme von 59 765784 1 zur Jahres prämie ron