Präsidialvorlagen wegen Abschluß einer Zusatzakte zur Schiffahrtsakte für die Donaumündungen und über den Er⸗ laß von Dienstvorschriften hinsichtlich der Besteuerung des Tabaks u. s. w. sollen demnächst einer ersten Berathung im Plenum unterzogen werden.
Der vom Reichstag angenommene Gesetzentwurf wegen Abänderung des Zolltarifs des deutschen Zollgebiets erhielt nach dem Gutachten der berichtenden Ausschüsse die Zustim—⸗ mung; ferner gelangten zur Feststellung ein Regulativ für die Privattransitläger von Getreide u. s. w., sowie Bestim⸗ mungen, betreffend die Gewährung einer Zollerleichterung bei der Ausfuhr von Mühlenfabrikaten, welche aus ausländischem Getreide hergestellt sind.
Bezüglich der Werthzeichen zur Erhebung der statistischen Gebühr wurde eine Vermehrung derselben durch Herstellung von Stempelmarken über Werthsbeträge von 1, 2, 4, 5 und 10 6 beschlossen. — .
Weiter erhielt ein Präsidialvorschlag die Genehmigung, wonach im Verkehrsinteresse die deutschen Eisenbahnverwal⸗ tungen von der Verpflichtung zur nochmaligen Desinfizirung der zur Viehbeförderung benutzlen, in Belgien entladenen Eisenbahnwagen auf Grund des 5. 3 Abs. 1 des Gesetzes vom 25. Februar 1876 zu befreien sind, so lange übertragbare Krankheiten der Hausthiere in Belgien nicht herrn ,
Sodann kamen eine Anzahl Eingaben zur Erledigung. Dieselben betrafen: die Einführung eines Ausgangszolls für Lumpen; die Beschäftigung von Arbeiterinnen in Glashütten vor dem Ofen; die Beschäftigung jugendlicher Arbeiter in Zwirnereien; die Aufnahme der Malz⸗ und Kaffeebrennereien in das Verzeichniß der Anlagen, welche einer besonderen Ge— nehmigung bedürfen; die Regulirung der Brot⸗ und Fleisch⸗ preise; die Ausstellung in Melbourne.
Den Schluß bildeten Mittheilungen über neuerdings ein— gegangene Petitionen und die Regelung ihrer geschäftlichen Behandlung.
— Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für das Landheer und die Festungen, für Handel und Verkehem und für Eisenbahnen, Post und Telegraphen traten hop zu einer Sitzung zusammen.
— Das Enteignungsrecht ist Allerhöchst verliehen worden: 1) unterm 5. April 1880 dem Kreise Ne ustadt O. / S., Regierungsbezirk Oppeln, für die Grundstücke, welche zum Bau nachfolgend bezeichneter Chausseen erforderlich sind: a. von Neustadt O. /S. bis an die Landesgrenze bei Kröschendorf, b. von Deutsch⸗Rasselwitz nach Altstadt bis zur Zülz der Mauthstraße, . von Twardawa nach Walzen, d. von Wackenau nach der Johannes⸗Linde bei Schweinsdorf, e. von Twardawa nach Friedersdorf, zum Anschluß an die im Bau begriffene Kreischaussee Friedersdorf⸗Ober— Glogau, bezw. von Schwesterwitz bis zur Kreisgrenze in der Richtung auf Trawnik und f. von Dorf Steinau durch die Riegersdorfer Forst bis zum Anschluß an die Provinzial Chaussee Neustadt O.⸗S.⸗Neisse bei Siebenhuben. 2) Unterm 20. April 1880 den Gemeinden Wahlershausen, Nord—⸗ hausen und Niederzwehzen im Kreise Cassel betreffs der Grundstücke, welche zur Herstellung eines Verbindungsweges von der sogenannten Kohlenstraße nach der Cassel-Corbacher Straße beansprucht werden. 3) Unterm 30. April der Stadt Biesenthal, Regierungsbezirk Potsdam, für die zum Bau einer Chaussee von Biesenthal über Rüdnitz nach Bahnhof Bernau erforderlichen Grundstücke.
Dem Kreise Neustadt ist für die oben unter 1. genann— ten Chausseestrecken und dem Kreise Ober-Barnim und der Stadt Bernau, letzterer bezüglich der von ihr zu er⸗ bauenden Anschlußstrecke im gr . Nieder⸗Barnim, für die unter 2. bezeichnete Strecke gleichzeitig auch das Recht zur Erhebung des . verliehen.
Das Fährgeld für die Benutzung der Peene⸗Fähranstalt
zu Stolp, im Kreise Anclam, das Fährgeld für das Uebersetzen
über die Lienau bei Neuteichwalde, im Kreise Marienburg,
mittelst der Fähranstalt im Zuge des Tiegenhof⸗-Brunauer
Kommunikationsweges, sowie die Abgaben für die Benutzung
der Werftanlagen im Ruhrorter Hafen sind durch Tarife,
welche unterm 2. April, 16. April und 20. April 1880 Aller⸗ höchst vollzogen sind, geregelt worden.
— Von der im Verlage von Julius Springer hierselbst erschienenen Schrift des Bberförsters Weise zu Eberswalde: „Ertragstafeln für die Kiefer“, ist Seitens des Mini—⸗ steriums für Landwirthschaft 2c. eine Anzahl von Exemplaren für den Bedarf der Königlichen J angeschafft worden. Ebenso ist von der in demselben Verlage erschienenen Schrift des Professors der Zoologie an der Forstakademie zu Münden, Dr. A. Metzger: „Beiträge zur Statistik und Kunde der Binnenfischerei des Preußischen Stagtes“, im Interesse der Forstverwaltung und auch der Domänenverwal— tung eine Anzahl von Exemplaren hierselbst bezogen worden. Die Exemplare sind den Regierungen für ihre Bibliothek und zur Vertheilung an die Sberförster, bezw. Beamten der Domänenverwaltung, welche größere fiskalische Fischerei⸗ nutzungen unter ihrer Verwaltung haben oder besondere Mühewaltung für die Förderung der Fischzucht bekunden, zu⸗ gefertigt worden.
— Nach der im Reichs-Eisenbahnamt aunfgestellten Nachweisung über die Betriebsereignisse resp. Tödtungen und Verletzungen auf deutschen Eisenbahnen — — ausschließlich Bayerns — im ö. 1879 waren im Ganzen zu verzeichnen: 541 Engleisungen und Zusammen⸗ stöße fahrender Zuge (224 Courier⸗, Schnell und Personen⸗ züge, 25 gemischte Züge und 292 Güterzüge resp. leerfahrende Lokomotiven), 844 Entgleisungen und Zusammenstöße beim Rangiren (60 mit, 764 ohne Betriebsstörung) und 1342 sonstige Betriebsereignisse, welche eine Störung des regel⸗ mäßigen Betriebes veranlaßten.
Es verunglückte ein Zug mit Personenbeförderung auf 6396 beförderte Züge dieser Gattung und ein Güterzug auf 4114 beförderte Güterzüge. Bei sämmtlichen Entgleisungen und Zusammenstößen (einschließlich beim Rangiren) kommen auf einen Unfall 5 070 533 Achskilometer aller Züge — gegen 5 S844 349 im Jahre 1856, 5 514 465 im Jahre 1877 und 4377 530 im Jahre 1876.
Von den 562 Fällen, welche zur gerichtlichen Kognition gelangten, wurde in 146 Fällen (46 r, die gerichtliche Untersuchung ohne Erhebung einer Anklage eingestellt, in 55 Fällen (15 Proz.) wurden durch rechtskräftiges Er— kenntniß 15 Personen freigesprochen und 59 Personen zu insgesammt 5 Jahren 4 Monaten und 17 Tagen Gefängniß verurtheilt; 167 Fälle (39 Proz.) sind noch unerledigt. Außer
55265 S6 Geldstrafen, 71 Verweise und 31 * Entlassungen im Dißsziplinarwege verhängt.
Nach der zweiten, die Tödtungen und Verletzungen be⸗ handelnden ,, sind im Jahre 1879 außer 199 Tödtungen und 13 Verletzungen bei beabsichtigtem Selbstmorde im Ganzen 1733 Personen verunglückt (einschließlich der in Folge von Betriebsereignissen Verunglückten), und zwar: 119 Passa⸗ giere (13 getödtet und 106 verletzt), 784 Beamte (137 ge⸗ tödtet und 647 verletzt), 571 Arbeiter (118 getödtet und 453 verletzt), 259 fremde Personen (143 getödtet und 116
verletzt).
Hin den Verletzten sind noch nachträglich verstorben 66, innerhalb 8 Tagen genesen 160, nach 8 Tagen und vor Ab⸗ lauf von 4 Wochen genesen 376, über 4 Wochen krank ge⸗ wesen 3096, über 3 Monat 80, über 6 Monate 22; bei 12 Per⸗ sonen ist eine dauernde Wiederherstellung nicht zu erhoffen; 237 Personen sind noch krank und von 63 ist der Krankheits⸗ verlauf unbekannt.
Von den 1464 Fällen, in denen (ausschließlich durch Un⸗ fälle im Betriebe) Tödtungen und Verletzungen vorkamen, gelangten 902 (62 Proz.) zur gerichtlichen Kognition; von diesen wurde in 820 Fällen (91 Proz.) die Erhebung einer Anklage abgelehnt, in 5 Fällen (0,5 Proz.) wurden durch rechtskräftiges Erkenntniß 2 Personen freigesprochen und 3 Personen zu insgesammt 22 Tagen Gefängniß verurtheilt; die übrigen 77 Fälle (81/4 Proz.) sind noch unerledigt. Außer⸗ dem wurden in 8 Fällen 120 S6 Geldstrafen und 4 Verweise im Disziplinarwege verhängt.
Von sämmtlichen Verunglückungen von Personen — aus—⸗ schließlich der Selbstmorde — entfallen auf:
A. Staatsbahnen und unter Staatsverwal⸗ tung stehende Privatbahnen (bei zusammen 16182 km durchschnittlicher Betriebslänge, 22 063 km durchschnittlicher Geleislänge und 4 289 851 797 geförderten Achskilometern) 10738 Fälle, darunter die größte Anzahl auf die Oberschlesische Bahn (194), die Bergisch⸗Märkische Bahn (144) und die NiederschlesischMärkische Bahn (135); verhältnißmäßig, d. h. unter Berücksichtigung der geförderten Achskilometer und der im Betriebe gewesenen Geleislängen sind die meisten Verunglückungen auf der Oberschlesischen, der Westfälischen und der Bergisch⸗Märkischen Bahn vorgekommen.
B, Größere Privatbahnen — mit je über 150 Rm Betriebslänge (bei zusammen 10363 km durchschnittlicher Betriebslänge, 13 702 km durchschnittlicher Geleislänge und 2647 264 318 geförderten Achskilometern) 644 Fälle, darunter die größte Anzahl auf die Köln-⸗Mindener Bahn (145), die Rheinifche Bahn (136) und die Magdeburg-Halberstädter Bahn (57); verhältnißmäßig sind jedoch auf der Rechten Oder-Ufer Bahn, der Oels-Gnesener und der Berlin⸗-Görlitzer Bahn die meisten Verunglückungen vorgekommen.
C. Kleinere Privatbahnen — mit je unter 150 km Betriebslänge (bei zusammen 1063 km durchschnittlicher Be⸗ triebslänge, 1136 km durchschnittlicher Geleislänge und S5 56l 499 geförderten Achskilometern) 11 Fälle, darunter die größte Anzahl auf die Lübeck-Büchener Bahn (3), die Marien⸗ burg⸗Mlawkaer Bahn (3) und die Tilsit-Insterhurger Bahn (2); verhältnißmäßig sind jedoch auf der Tilsit-Inster⸗ burger, der Crefeld⸗Kreis Kempener und der Marienburg— Mlawkaer Bahn die meisten Verunglückungen vorgekommen.
Von je 13 058 091 Reisenden wurde Einer getödtet und von je 1 601 464 Einer verletzt — gegen 7 245 559 bezw. 2717 084 im Jahre 1878, 16 879 523 bezw. 1673 484 im Jahre 1877 und 11 830 447 bezw. 2967 611 im Jahre 1876 dagegen wurde von den im Betriebsdienst thätig gewesenen Beamten der 946., 1878 der 919., 1877 der 703. und 1876 der 819. getödtet und der 200., 1878 der 215., 1877 der 199. und 1876 der 183. verletzt. Es entfällt eine Verunglückung im Jahre 1879 auf 4 052 330 Achskilometer aller Züge und auf 21 km durchschnittliche Jahresgeleislänge, 1878 auf 4220 325 bezw. 22, 1877 auf 4 249 558 bezw. 21 und 1876 auf 3 819 306 bezw. 18.
Ein Vergleich der aus je zwei dieser Zahlen resultirenden geometrischen Mittel ergiebt eine Zunahme der Verunglückun⸗ gen von ca. 4 Proz. gegen das Vorjahr, gegenüber einer Ab⸗ nahme von 2Proz. im Jahre 1878, 14 Proz. im Jahre 1877 und 17 Proz. im Jahre 1876.
— Selbst dann, wenn ein Dritter wirklich Eigenthümer der bei dem Schuldner des Klägers gepfändeten Gegenstände ist, darf er dieselben, nach einem Erkenntniß des Reichs⸗ gerichts, II. Strafsenats, vom 11. März d. J, gemäß 8. 137 Str. G. B. nicht bei Seite schaffen, zerstören oder in anderer Weise der Verstrickung ganz oder theilweise entziehen. Dieses Verbot ist nicht civilrechtlicher, sondern rein strafrechtlicher Natur im Interesse der öffentlichen Ordnung, und die Ueber⸗ tretung desselben aus Unkenntniß des Strafgesetzes macht diese Uebertretung nicht straflos. Wenn also der Eigenthümer von der durch den zuständigen Beamten vollzogenen Pfändung und deren Fortdauer Kenntniß hat und gleichwohl die gepfän— deten Gegenstände, durch deren Verbrauch bezw. Wegbringung am Tage der Versteigerung der Verstrickung entzieht, so tritt auf Grund des 8. 137 des Str. G. B. die Bestrafung wegen Arrestbruchs ein.
— Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Königlich bayerischer Ober⸗Regierungs-Rath Herrmann, Königlich sächsischer Geheimer Finanz⸗Rath ,, Großherzoglich mecklenburg⸗schwerinscher Ober ⸗Zolldirektor OlLdenburg, Großherzoglich sächsischer Geheimer Finanz⸗Rath Dr. Heer⸗ wart und Senator Dr. Versmann aus Hamburg sind von Berlin wieder abgereist.
Württemberg. Stuttgart, 13. Mai. Das auf das
laufende Sommerhalbjahr ausgegebene Verzeichniß der Stu⸗ direnden an der K. Akademie Hohenheim weist 77 Stu⸗ dirende auf, wovon 56 auf die landwirthschaftliche und 21 auf, die sorstliche Abtheilung kommen. Diese Frequenz steht derjenigen des verflossenen Wintersemesters ganz gleich, über⸗ trifft aber diejenige des vorjährigen Sommersemesters (71) um 6 (5 Landwirthe und 1 Forstwirth). Ulm, 11. Mai. (U. Tagbl.) Die umfangreichen Bauten für die vom 4. bis 6. Juni dahier stattfindende landwirth⸗ schaftliche Ausstellung n einen raschen Fortgang. Am Sonntag waren die Ausstellungs Comités unter dem Vorsitze vom Regierungs⸗Rath Rampacher in längerer Sitzung versammelt, um über verschiedene Angelegenheiten zu berathen. Am. Schluffe der Sitzung wurde von dem Vorsitzenden ein Kabinetsschreiben Sr. Majestät des Königs verlefen, worin derselbe seinen Besuch der Ausstellung in Aussicht stellt.
den vorstehend genannten Strafen wurden in 638 Fällen
Desterreich⸗ Ungarn. Wien, 13. Mai. (W. T. B.) Ein offizielles Cammnniqué der „Polit. Corresp.“ konstatirt, daß die dem Schreiben Gladstone's an den Grafen Karolyi vorausgegangenen Auseinandersetzungen lediglich den Charakter eines Gedankenaustausches zwischen Gladstone und Karolyi getragen hätten. In welchem Geiste dieselben gepflogen worden seien, gehe aus einer Stell: eines Privat— schreibens des Grafen Karolyi an Gladstone vom 1. d. M. hervor, worin es heiße, Graf Karolyi gedenke dankbarlichst der Freundlichkeit, mit welcher Gladstone seine Absicht ausge⸗ shrochen habe, seinem (Karolyi's) rein persönlichen Wunsche zu entsprechen und bei nächster Gelegenheit über den Geist seiner Anklagen einige beruhigende und aufklärende Worte zu sagen, welche gewiß die Stellung des Botschafters und die öffentliche Meinung DOesterreich⸗Ungarns bestmöglichst beein— flussen würden.
— In der heutigen Sitzung des Abgeordneten— hauses wurde von der Regierung die Mittheilung gemacht, daß sie die Vorlage über die Elbschiffahrtsakte zu— rückgezogen habe. Zur Annahme gelangte das neue Zucker— steuergesetz, sodann schritt das Haus zur Vornahme der Dele— gar ions wahlen.
Bei der stattgehabten Delegationswahl für Böh⸗ men wurden die von den Liberalen aufgestellten Kandidaten gewählt, nachdem ein Kompromiß von Seiten der Liberalen abgelehnt worden war. Für Mähren wurden die Kandidaten der Kompromiß liste gewählt. Die liberalen Abgeordneten Oberösterreichs und die konservativen Abgeordneten aus Steier⸗ mark enthielten sich der Wahl. Der Präsident theilte mit, daß er zu der nächsten Sitzung die Abgeordneten schriftlich einberufen werde, da eine baldige Vertagung des Hauses zu erwarten stehe. Ein Antrag des Abg. Schönerer, morgen eine Sitzung abzuhalten, wurde abgelehnt.
— 14. Mai. Das „Telegraphen⸗Correspondenz⸗Bureau“ meldet: Nach verläßlichen Mittheilungen ist die von einzelnen Wiener Blättern kürzlich gebrachte Nachricht von einer vollständigen Unabhängigkeitserklärung Albaniens total erfunden.
Prag, 13. Mai. Kronprinz Rudolf ist heute Morgen nach Brüssel abgereist.
Pest, 12. Mai. (Tel. Corresp.-Bur) Die Abreise Ihrer Majestäten, welche ursprünglich für heute Abends in Aussicht genommen war, ist wegen einer leichten Un— päßlichkeit der Kaiserin verschoben worden. Wie ver⸗ lautet, wird Ihre Majestät morgen Vormittags und Se. Ma—⸗ jestät morgen Abends abreisen.
— Dem „Pest. Ll.“ wird aus Ragusa, 12. Mai, ge— meldet: Den Bemühungen des französischen und englischen General-Konsuls in Skutari ist es gelungen, den Miriditenfür⸗ sten Prenk abzuhalten, mit den Albanesen gemeinschaftliche Sache zu machen; derselbe kehrt daher noch in dieser Woche mit seinen Leuten nach Orosi zurück. Zufolge Nachrichten aus Skutari haben die Türken die Stadtthore daselbst wieder besetzt und auch eine starke Besatzung in den Konak gelegt.
Schweiz. Bern, 13. Mai. (W. T. B.) In Anbetr cht des demnächst zu erwartenden Urtheilsspruchs im Stabio— Prozesse wird der Bundesrath, dem Vernehmen nach, 3 Compagnien des in Bellinzona stehenden Bündner⸗Ba— taillons nach Mendrisio bei Stabio dirigiren. Die Regie⸗ . von Tessin hat zu diesem Zwecke ebenfalls Militär auf— geboten.
Großbritannien und Irland. London, 12. Mai. (Allg. Corr.) In der gestrigen Sitzung des Unterhauses wurden zunächst Neuwahlen für Mallow an Stelle des zum Generalfiskal für Irland ernannten Mr. Johnson und für Sandwich an Stelle des in die Pairskammer berufenen Mr. Knatchbull⸗Hugessen angeordnet. Die Kabinets⸗Minister Dod⸗ son und Chamberlain wurden vereidigt. Der Sprecher theilte dann mit, er habe ein Schreiben von Mr. Parnell, der für Meath, Mayo und Cork gewählt worden, erhalten, worin er mit⸗ theilt, er hätte sich entschlossen, für Cork zu optiren. Dann wurde von Privatmitgliedern eine Reihe von Interpellationen und An— trägen angemeldet. Mr. Ritchie beabsichtigt Hrn. Gladstone zu fragen, ob er eine Abschrift des Briefes des österreichischen Botschaf— ters vorlegen werde, der zu seiner heute veröffentlichen Erwi— derung Anlaß gegeben. Mr. Taylor kündigte an, er würde demnächst einen Antrag auf Abschaffung der Prügelstrafe in der Marine stellen. — Alsdann beantragte Lord Richard Grosvenor, der parlamentarische Sekretär des Schatzamts, die Niedersetzung eines Sonderausschusses von 19 Mitglie— dern zur Untersuchung der Eidesverweigerung Seitens des Abgeordneten Bradlaugh. Sir H. Drummond Wolff stellte den Antrag auf Uebergang zur Vor— frage. Er bezeichnete den Antrag auf MNiedersetzung eines Ausschusses in diesem Stadium der Konstitution des Hauses als beispiellos, unregelmäßig und einen Eingriff in die Königlichen Prärogative. Die Fälle Pease und Roth— schild wären nicht Präzedenzfälle, da die Einsetzung von Aus— schüssen in diesen zwei Fällen von Kabinets-Ministern entweder beantragt oder unterstützt worden. In Sir Erskine May's Buche heiße es, daß die Geschäfte des Hauses nicht eher be—⸗ gonnen werden könnten, als bis die Gründe für dessen Einberu— fung in der Thronrede mitgetheilt worden. Der General-An⸗ walt sowie der General⸗Fiskal vertheidigten den Regierungs—⸗ antrag, letzterer mit Hinweis darauf, daß derselbe von dem Führer der Opposition unterstützt werde. Nach längerer De⸗ batte wurde der von Sir H. D. Wolff gestellte Antrag mit 171 gegen 74 Stimmen verworfen und der Ausschuß hierauf ernannt. Das Haus vertagte sich sodann für die Pfingst⸗ feiertage bis zum 20. d. M.
In der am 19. d. in Bridgewaterhouse, der Wohnung des Earls von Ellesmere, stattfindenden konservativen Parteiversammlung wird Lord Beaconsfield eine Rede über die gegenwärtige Lage und die Pflichten der konservativen Partei halten.
— 13. Mai. (W. T. B.) Der neuernannte Vize⸗ König von Indien, Marquis von Ripon, hat heute Vormittag über Paris die Reise nach Indien angetreten. — Göschen erklärte auf eine an ihn gerichtete Anfrage, daß er es vorziehe, eine Deputation der Inhaber tüärkischer Bonds, die eine Audienz bei ihm nachsuchen wollte, vor seiner Abreise nach Konstantinopel nicht zu empfangen.
— (W. T. B.) Seitens der Regierung wird die Auf⸗ nahme einer inländischen 41ù½prozentigen Rupien—⸗ Anleihe im Betrage von 313 Laces Rupien, gleich 2608333 Pfd. Sterl., angekündigt. Die Anleihe erfolgt Angesichts der erhöhten Kosten für den Krieg in Afghanistan.
= 14. Mai. (W. T. B.) Hr. Göschen wird sich über Paris
und Wien auf den Botschafterposten nach Konstantinopel be⸗
geben, um noch mit Hrn. de Freycinet und dem Baron von Haymerle zu konferiren.
Frankreich. Paris, 12. Mai. (C. Ztg.) Der Prä⸗ sident des Senats, Martel, hat, weil seine Gesundheit ihm Schonung auferlegt, bis jetzt die Führer der Gruppen des Senats noch nicht empfangen. — Der Kriegs-Minister, der gegenwärtig die militärischen Etablissements in Bourges besichtigt, wird am Sonnabend wieder in Paris zurückerwartet. — Im Ministerium werden weitere Begnadigungen von Communards vorbereitet. — Die Regierung hat verordnet, daß fortan in jedem Jahre am 14. Juli, dem Jahrestage der Einnahme der Bastille, ein Nationalfest abgehalten werden soll. — Außer dem Erzbischof von Bourges und den Bischöfen von Beauvais, Gap, Saint Jean de Maurienne, Saint Brieux und Saint Claude, die sich bis jetzt ruhig verhielten, haben nunmehr 14 französische Erzbischöfe und 76 sranzösische Bischöfe gegen die Märzdekrete Protest erhohen. Auch der „Franggis“ hat sich dem Programme des Widerstandes, das der „Monde“ veröffentlichte, angeschlossen.
Der General-Direktor der Einregistrirung der Domänen und des Stempels hat unter dem 30. April an ö Direktoren der Einregistrirung folgendes Schreiben
richtet: ge Herr Direktor! Die Vermaltung muß nothwendig dn Wechsel oder die Erklärungen in dem Eigenthum und der Nutznießung einer jeden Art (Renten,. Schenkung, Association, Theilung ꝛe. kennen, welche seit dem 1. Januar betreffs der beweglichen und unbeweglichen Güter stattgefunden haben oder in Zukunst stattfinden werden, die unter irgend einem Titel sich im Besitz der nichtermäch—⸗ tigten Ordensgesellschaften befinden. Ich bitte Sie also, die unter Ihrem Befehl stehenden Agenten aufzufordern, Ihnen über diesen Punkt die nothwendigen Mittheilungen zu liefern. Sie werden mir in der möglichst kurzen Zeit fur die Periode bis zum heutigen Tage eine Aufstellung einsenden, welche fur jede Ordensgesellschaft angiebt: I) die Art des Wechsels oder der Erklä— rung; 2) ihr Datum; 3) den Bestand und die Lage der Güter, deren Gegenstand sie sind; 4) die Namen der neuen Eigenthümer. Sie werden in die Spalten der Bemerkungen alle Mittheilungen ein⸗ schreiben, welche geeignet sind, den Charakter und die Wirkungen der Kontrakte klar beurtheilen zu können. Die späteren Wechsel und Er klärungen betreffs des Eigenthums werden in der nämlichen Form und ohne Aufschub zu meiner Kenntniß gebracht werden. Empfan⸗ gen Sie u. s. w. Der General Direktor Leclere.
Dieses Rundschreiben wurde erlassen, weil die Regierung in Erfahrung gebracht hat, daß die Jesuiten und die Übrigen nichtermächtigten Ordensgesellschasten ihre Anstalten und Güter durch Scheinverkäufe in Sicherheit bringen, so daß, falls nach dem 29. Juni die Ordensgesellschaften aufgelöst werden, die Regierung nicht mehr diese, sondern Privatleute vor sich fände, welche ihre bürgerlichen Rechte geltend machen. — Daß die Ordensgesellschaften nach den Befehlen des Vatikans den hartnäckigsten Widerstand leisten werden, geht aus dem (schon gestern erwähnten) „Das Programm des katholischen Widerstandes“ überschriebenen Artikel des „Monde“ hervor. Derselbe besagt im Eingang: „Gegen⸗ über dem schon verwirklichten oder in der Vorbereitung sich befindenden Versuche auf unsere religiösen Interessen, unsere Freiheit und Rechte wird der Widerstand durch alle gesetz⸗ lichen Mittel den Katholiken zur strengen Pflicht. Ueberall, wo der Angriff stattfindet, die Vertheidigung organisiren, dies ist geboten. Zu dieser Stunde ist es unmöglich, daß ein ein—⸗ ziger Katholik nicht vollständig davon überzeugt ist. Um die Wirksamkeit der individuellen Bestrebungen zu sichern, muß es ein Aktionsprogramm und eine allgemeine Leitung geben.“ Nach dieser Einleitung empfiehlt nun der, Monde“ das Programm, welches der Senator Chesnelong, einer der hervorragendsten Kleri⸗ kalen, am 23. April in einer Privatversammlung aufgestellt hat. Die darin gemachten Vorschriften müssen ihm zufolge alle Ka⸗ tholiken befolgen. Die Hauptpunkte des Programms sind fol—⸗ gende: „I) Bildung von Ausschüssen von weniger als 20 Per⸗ sonen, um die religiösen Freiheiten und die Rechte der Fa⸗ milienväter zu vertheidigen; 2) Eintreten der Ausschüsse für die Ordensgesellschaften und die religiösen Freiheiten über⸗ haupt; 3) Verbreitung von Zeitungen, Broschüren und an—⸗ deren Schriften, um die Rechte der beschimpften Wahrheit her⸗ zustellen; 4) Geldsammlungen, um den Krieg gegen die Re—⸗ gierung mit Erfolg führen zu können.“
— 13. Mai. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer wurde bei Fortsetzung der Berathung des Gesetzentwurfs über das Versammlungsrecht zu Art. 9 ein Amendement, wonach ein Polizeikommissar, welcher Versammlungen beiwohnt, zwar das Recht haben soll, ein Protokoll aufzunehmen, nicht aber das Recht, die Versammlung aufzulösen, an die Kommission verwiesen. Das Ministerium hatte sich formell gegen das Amendement erklärt. — Der bonapar⸗ tistische Deputirte Lenglé verlangte die Regierung darüber zu interpelliren, weshalb eine große Anzahl von wegen politischer Vergehen Verurtheilten ohne jedes gerichtliche Vor⸗ verfahren von der Amnestie ausgeschlossen worden sei. Die , beschloß, die Interpellation auf einen Monat zu vertagen.
Griechenland. Athen, 13. Mai. (W. T. B.) Der König und die Königin werden mit ihren Kindern die be⸗ absichtigte Reise nach Dänemark an Bord der „Amphitrite“ über Triest antreten.
Serbien. Belgrad, 12. Mai. (Pol. Corr.) Die ser⸗ bische Regierung rechnet trotz der vehementen gegentheiligen Bestrebungen der Opposition mit Bestimmtheit darauf, eine ansehnliche Majorität für die Eisenbahnkonvention mit Oesterreich⸗Ungarn in der Skupschtina zu erlangen. — 13. Mai. (W. T. B.) Auf eine von der Regierung nach Wien gerichtete Anfrage betreffs Wiederaufnahme der Handelsvertrags-Verhandlungen ist die Antwort hier eingegangen, daß die Handels-Minister der beiden Reichs⸗ hälsten sich zunächst unter einander zu verständigen hätten und daß, sobald dies geschehen, die Verhandlungen mit Serbien stattfinden würden.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 13. Mai. B. T. B.) Der russische Botschafter bei der französischen . Fürst Orloff, ist heute nach dem Auslande ab⸗
reist.
Der neu ernannte Unter richts⸗Minister von Saburoff trifft morgen hier ein und wird erst dann die Leitung des . übertragenen Ministeriums in vollem Umfange über⸗
men.
Alien. Persien. (Allg. Corr.) Aus Teheran meldet eine Reutersche Depesche vom 11. ds.: „Die Hungersnoth in der Provinz Aderbaijan ist im Zunehmen, und die Ernte— aussichten sind schlecht. Das größte Elend herrscht im Distrikt lrimia, wo seit Januar 600 Personen Hungers gestorben
sind. Zwölfhundert Christen haben die Gegend verlassen. In den Hungersnoth-Distrikten kostet der Weizen 60 Pfd. Sterl. per Tonne, in anderen Gegenden ist er billiger.“
Nr. 4 des Ministerial⸗Blatts für die gesamm te innere Verwaltung in den Königlich preußischen Stagten“ hat folgenden Inhalt: Cirkular, das Aufgebot für eine Eheschließung, vor Beseitigung der gesetzlichen Hindernisse, zu er⸗ lassen, betreffend vom 20. November 1879. — Girkular, die ge—⸗ schäftliche Behandlung der Gesuche um Dispensation vom Aufgebot betreffend, vem 27. Februar 1880. — Cirkular, die gesetzlichen Ehe⸗ hindernisse in Rußland betreffend, vom 12. Februar 1880. — Cir⸗ kular, den Anspruch der zu Gerichtsverhandlungen zugezogenen Be⸗ amten auf Gebühren als Zeugen oder Sachverständige betreffend, vom 1. Januar 1880. — Girkular, den rechnungsmäßigen Nachweis der zu einmaligen und außerordentlichen Ausgaben bewilligten Fonds betreffend, vom 31. März 1880. — Erkenntniß des Gerichtshofes zur Entscheidung der Kompetenzkonflikte vom 14. Februar 1880, be⸗ treffend die Frage, ob der Landesdirektor der Provinz Sachsen zu den zur Erhebung des Kompetenzkonfliktes befugten Behörden gehört. §. 3 des Gesetzes vom 8. April 1847. S5§. 87 und 90 der Provinzial⸗ verordnung vom 29. Juni 1875. — Verfügung, wonach freiwillig übernommene Präzipualleistungen nicht zu den Mehrbelastungen der Kreisangehärigen gehören, welche der ministeriellen Genehmigung be⸗ dürfen, vom 18. Februar 1880 — Cirkular, die Bestimmungen über die von Stadtgemeinden in Inhaberpapieren aufzunehmenden Änleihen betreffend, vom 21. Februar 1880. — Cirkular, die Führung des Prädikats „Frau“ Seitens der Oberinnen ze. von Damenstiftern be⸗ treffend, vom 15. November 1879. — Verfügung, die Befugniß der Eisenbahn⸗Direktionen zur Festsetzung von Strafen in Eisenbahn—⸗ polizeikontraventionen betreffend, vom 23. Februar 1880. — Cirkular, die Beibringung der Genehmigung der baupolizeilichen Behörde bei Konzessionirung gewerblicher Anlagen betreffend, vom 2. März 1889. — Verfügung, die zur Ausstellung von Bescheinigungen Behufs Ver— sicherung gegen Feuerschäden, zuständige Polizeibehörde betreffend, vom 2. April 1880. — Bescheid, die Vergütung für thierärztliche Untersuchung des zur Verladung auf Eisenbahnen gelangenden Rindviehs betreffend, vom 22. März 1880. — Allerhöchster Erlaß, die Organisation der Verwaltung der Staatseisenbahnen und der vom Staate ver— walteten Privatbahnen betreffend, vom 24. November 1879. — Allerhöchster Erlaß, Veränderungen in den Verwaktungebezirken der Staatseisenbahnen betreffend, vom 21. Februar 1880. — Cirkular, die Ueberlassung von Erleuchtungsmaterial für den eigenen Bedarf an Unterbeamte des Leuchtfeuerwesens aus Vorräthen der Behörde gegen Vergütung betreffend, vom 15. Februar 1880. — Cirkular, die Bewilligung von Staatsprämien für Ausstellungen von Arbeiten der Handwerkslehrlinge betreffend, vom 24. März 1889. — Verfügung, den Schulunterricht der in den Fabriken beschäftigten Kinder betreffend, vom 31. Januar 1880. — Cirkular, die Entschädi⸗ gung der Feldmesser und Sachverständigen in Auseinandersetzungs⸗ sachen für sog. Liegetage betreffend, vom 26. Februar 1880. — Cirkular, die Schreibgebühren für Postzustellungsurkunden in Auseinander— setzungssachen betreffend, vom 10. März 1880. — Cirkular, die Aus- bildung, Prüfung und Anstellung für die unteren Stellen des Forst— dienstes betreffend, vom 9. März 1880. — Ci kular, die Be⸗ willigung von Vorschüssen für Forstbeamte, Behufs Ausführung von Drainirungen auf ihren Dienstländereien betreffend, vom 19. März 1880. — CEirkular, die Reisekosten⸗ Vergütung für Civilmitglieder der Kreis⸗Ersatz⸗Kemmissionen betreffend, vom 10. Februar 1880. — Cirkular, das Verfahren gegen Wehrpflichtige, welche sich der Wehr pflicht entzogen haben betreffend, vom 21. März 1880.
Landtags⸗Angelegenheiten.
Im 3. Pots damer Wahlbezirk (Prenzlau Angermünde) ist an Stelle des verstorbenen Oekonomie⸗Raths Bosselmann, der Kam⸗ merherr von Risselmann⸗Crussow einstimmig mit 294 Stim⸗ men zum Mitgliede des Hauses der Abgeordneten gewählt worden.
Statistische Nachrichten.
Nach Mittheilung des ftatistischen Bureaus der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 2. Mai bis inkl. 8. Mai er. zur Anmeldung ge—⸗ kommen: 219 Eheschließungen, 824 Lebendgeborene, 39 Todtgeborene und 554 Sterbefälle.
Kunst, Wissenschaft und Ziteratur.
Paris, 13. Mai. (W. T. B.) An Stelle Jules Fav re's r, der Adrokat Rousse zum Mitgliede der Akademie gewählt.
— In dem kürzlich erschienenen 1. Vierteljahrsheft XV. Jahr gangs 1380 der „Geschichts blätter für Stadt und Land Magdeburg“ (Mittheilungen des Vereins für Geschichte und Alterthums kunde des Herzogthums und Erzstifts Magdeburg. — Magdeburg, Schäfersche Buchhandlung — A. Rüdiger) theilt der Gymnasiallehrer Dr. G. Hertel eine in der Rathebibliothek zu Magdeburg aufbewahrte gleichzeitige kurze Handschrift über die Be⸗ lagerung der Stadt in den Jahren 1556/61 mit. Der Titel lautet wörtlich: „Von dem Kriege vor Magdeburg, wie es sich darinnen zwgetragen, auch von den Scharmutzeln, so daruor gehalten worden sindt. Wer der Verfasser ist, läßt sich nicht bestimmen, jedenfalls aber ist es ein Magdeburger Bürger gewesen, der mit eigenen Augen sah, was in dieser für Magdeburg so glorreichen Zeit in und außerhalb der Stadt geschab, und der es dann von Tag zu Tage aufzeichnete. Daß die Nachrichten im Ganzen sicher sind, geht aus der Vergleichung mit anderen Schriften hervor; die vollständige Mittheilung der Handschrift ist demnach sehr dankentwerth. — Dgran schließen sich „Beiträge zur Geschichte der Buchdruckerkunst in Magdeburg“, von Friedrich Hülße, Gymnasial⸗Oberlehrer. Diesel ben bilden die Fortsetzung der von dem verstorbenen Archivar Dr. Ludwig Götze in den Geschichtsblättern früher veröffentlichten Samm— lung und Beschreibung der Magdeburger Drucke des 15. Jahrhun⸗ derts; die von ihm begonnene weitere Sammlung liegt auch noch dieser 6 zu Grunde. — Ferner theilt Ph. Wegener eine Reihe von
agen und Märchen des Magdeburger Landes mit, die er aus dem Eine kulturhistorisch äußerst in⸗ teressante und werthvolle Ergänzung dazu bilden die dann folgenden gesammelten Zauber⸗ und Segenssprüche. Von un⸗ mittelbarem Interesse für Magdeburg ist ein Spottgedicht aus dem 16. Jahrhundert, welches Fr. Hülße nach einem alten Drucke der hiesigen Königlichen Bibliothek (4 Blätter) publizirt. Wahnscheinlich ist dasselbe in Nürnberg gedruckt. Der Titel lautet wörtlich: Newe zeytvng, wie zü Magdenburg ain Carmeliten Münch, auß der Sudenburg, der ainen Christlichen Prediger, vor eyner 5 Gemayn hat liegen (lügen) hayssen, Von einem Ersamen weysen Rath, der Altenstat, in gefengknuß gezogen worden. Reym weyß gestelt. — Den Schluß des Hefts bilden zwei Mitiheilungen von Dr. Hertel: das Fragment eines Steuerregisters aus dem 14. Jabrhundert und eine Darstellung der Magdeburgischen Münzwverhält⸗ nisse im 16. Jahrhundert. ö
— Zeitschrift des Harzvereins für Geschichte und g , , herausgegeben im Namen des Vereins von dessen erstem Schriftführer Dr. Eduard Igeob s. XII. Jahrgang. 1879. 3. und 4 Heft. Wernigerode, Selbstverlag des Vereins. In Kommisston bei H. C. Huch in Quedlinburg. 1880. — Mit dem vorliegenden Bande gelangt der 12. Jahrgang der periodischen Publikationen des Harzvereins zum Abschluß. Von dem erfreulichen Wachsthum und Gedeihen des Vereins giebt nicht nur die stattliche Liste der Mitglieder, sondern auch das umfangreiche sachlich ge
Volksmunde gesammelt hat.
ordnete Inhaltsverzeichniß der Veröffentlichungen des Vereins seit
dem Jahre 1868 und das stattliche Verzeichniß der Mit ubeiter an der Zeitschrift sowie ihrer Beiträge, welche dem Bande angehängt sind, Zeug⸗ niß. Die Gesammtzahl der Mitglieder betrug danach 842, davon 25 außer⸗ ordentliche und SI7 ordentliche. Protektor des Vereins ist bekannt- lich Graf Otto zu Stolberg ⸗Wernigerode, Ehrenvorsitzender Graf Botho zu Stolberg⸗Wernigerode. Die größte Betheiligung weisen die Städte Wernigerode (83 Mitalieder — mit Hasserode 87), Wolfenbüttel (73), Quedlinburg (60) und Nordhausen (51) auf. Dann folgen Braunschweig (43), Hal berstadt (25). Blankenburg (27) und Clausthal (21). Berlin ist durch 18 Mitglieder vertreten. Osterode durch L, Hildesheim und Goslar durch je 14, Eisleben durch 12; für Ilsenburg, Aschersleben und Magdeburg beträgt die Zahl je 19, für Sangerhausen und Ballenstedt je 8. — Sein zwölf⸗ jähriges Bestehen hat der Verein gelegentlich der harzischen Gewerbe—⸗ Ausstellung in Wernigerode durch eine dort am 22. und 23. Juli v. J. abgehaltene Hauptverfammlung festlich begangen, während welcher die Mitglieder sich der gastlichsten Aufnahme sowohl von Seiten des erlauchten Protektors als des Ehrenvorsitzenden zu erfreuen hatten. Der bei dieser Gelegenheit von dem Archiv⸗Rath Dr. Ed. Jacob gehaltene interessante Vortrag: Wernigerode am Schluß des Mittel- alters ist erheblich erweitert an der Sitze des vorliegenden Halb⸗ bandes abgedruckt. Dann folgt ein Beitrag von dem Prof. Pr. theol. Nebe,. Pfarrer zu Roßleben, über die Pfalzgrafen von Putelen⸗ dorp und Sommersenburk. Dr. O. Franke schließt seine urkundliche Darstellung der unter eigentbümlichen Umständen erfolgten Arreti⸗ rung des sranzösischen Gesandten Marschalls Belleisle und seiner Ueberführung von Elbingerode nach Windsor (1744 - 45). Die Hierographia Halberstadensis vom Geh. Archiv Rath G. A. von Mülverstedt wird durch einen 3. Abschnitt fortgefetzt, welcher (im Anschluß an die früher gegebene Uebersicht über das Hochstift und die in der Stadt Halberstadt selbst befinelichen Kollegiat⸗ stifter, Klöster, Kapellen und frommen Genossenschaften) ein Verzeichniß der sonstigen in Ortschaften des heutigen Kreises Halberstadt früher und jetzt vorhandenen geistlichen Stiftungen, sowie derjenigen Pfart= kirchen enthält, deren Schutzheilige bekannt geworden sind. Von demselben Verfasser rühren die „Antiqnitates Mariana“, urkundliche Mittheilungen aus der Vergangenheit des Liebfrauenstifts zu Halber stadt, und ein mit mehreren Holzschnitten illustrirter Beitrag zur Münzkunde der Grafen von Wernigerode her. Ueber gräflich stol⸗ bergische Schaustücke (Gnadenpfennige) aus dem 16. Jahrhundert und Wahlsprüche des gräflichen Hauses (mit einer Lichtsteindrecktafel) handelt Ed. Jacobs, über die Herren von Sangerhaufen und ihre Besitzungen Clemens Mienzel. — Unter den vermischten kleineren Beiträgen ist namentlich die Schilderung einer Brockenfahrt des Kronprinzen Friedrich Wilhelm, nachmaligen Königs Friedrich Wil helm IV. von Preußen, am 22. Juli 1814 von Interesse. Der Be⸗ schreibung liegt ein Bericht des damaligen gräflich stolberg -⸗wernige⸗ rödischen Forstmeisters Friedrich Wilhelm v. Hagen zu Grunde. Land⸗ und Forstwirthschaft.
Jelissawetpol. (St. Pet. Ztg.) Urterm 16. April an den Kawkas“ gelangten Nachrichten zufelge haben sich Massen von Heuschrecken im Gouvernement Jelissawetpol und jwar im Rayon der Stadt desselben Namens und in den Kreisen Jelissawetpol, Kasach, Dshewanschir und Schuschin gezeigt. Es sind wirksame Maßrezeln zur Vertilgung der schädlichen Insekten ergriffen worden, und die Bevölkerung ist eifrig bemüht, den Vernichtungskampf mit Erfolg zu Ende zu führen. In einigen Dorfschaften des Kreises Jelissawetpol ist es bereits gelungen, der Plage Herr zu werden.
Gewerbe und Hande.
Auf, der rorjährigen Berliner Gewerbe-Ausstellung erregte der für die Hauptstadt neue Fabrikationszweig Aufmerksamkeit, den der Hoflieferant N. Ehren haus in Berlin ins Leben gerufen hat: die Herstellung schwerer prächtiger stylvoller Seiden⸗Brokatstoffe für Möbel und Gardinen. Diesem Stoff ist jetzt auch ein erster Preis der Weltausstellung in Sydney ertheilt worden.
— In der ordentlichen Generalversammlung der Aktionäre der Deutschen Grundkreditbank am 5. d. M. waren 18 Aktionäre mit 219 Stimmen erschienen, welche 4490 Aktien repräsentirten. Auf Vorlesung des Geschäftsberichts wurde verzichtet, demnächst dem Vorstande Decharge ertheilt und die Vertheilung einer Dividende von 5 oo beschlossen, während der Aufsichtsrath vorgeschlagen hatte, nur 4 ( Dividende zu vertheilen.
Wien, 14. Mai. (W. T. B.) Die Generalversammlung der Karl- Ludwigsbahn hat den Rechnungsabschluß pro 1875 genehmigt und das Absolutorium ertheilt. Der Baukostenvoranschlag pro 1880 im Betrage von 71 700 Fl. wurde genehmigt und der Verwaltungsrath ermächtigt, mit der österreichischen Regierung über die Konzessionsbedingungen für den Bau einer normalspurigen Vtzinal⸗ bahn Tarnopol⸗Husiatyn, event. Tarnopol⸗Skala zu verhandeln und den Bau aus eigenen Mitteln auszuführen. Die Kosten der ersten Linie siad auf 2700 090 Fl. veranschlagt, die Verlängerung bis Skala auf 1500900 Fl. Es wurde ferner beschlossen, eine Superdividende von 5r'so per Aktie zu zahlen, 30 000 Fl. für die Errichtung einer eigenen Schule auf dem Bahnhofe Lemberg zu verwenden und S0 260 Fl. auf die Rechnung für 1880 vorzutragen.
London, 13. Mai. (W. T. B.) aDie gestrige Woll auktion war ruhiger, Kapwollen williger.
London, 14. Mai. (W. T. B.) In Blackburn haben gestern 25 000 Weber die Arbeit eingestellt, um eine Lohnerhöhung von Ho/ g zu erzwingen. Man glaubt, daß der Strike wahrscheinlich noch größere Dimensionen annehmen werde.
Verkehrs⸗Anstalten.
Triest, 13. Mai. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Vesta“ ist heute Nachmittag 11 Uhr von Konstantinopel hier angekommen.
St. Petersburg, 13. Mai. (W. T. B.) Nach ans dem Gouvernement Archangelsk eingegangenen Nachrichten ist die Dwina eisfrei geworden.
Berlin, 14. Mai 1880.
Am 12. Mai verhandelte das Kaiserliche Ober⸗See⸗Amt über den See Unfall des Schooners ‚Wesselina“ von Blumen⸗ thal. Derselbe, geführt von dem Steuermann Hermann Tappe, verließ am 20. August 1879 Hernösand mit einer für Bremen be⸗ stimmten Ladung von 123 Last Dielen, wovon 24 Last auf Deck ge⸗ staut waren. Das Schiff hatte auf der Reise wiederholt mit hefti⸗ gen Stürmen zu kämpfen und erlitt vielfache Beschä⸗ digungen. Am 3. Oktober befand man sich nordöstlich von Norderney, sah um 9 Uhr Abends das Außenfeuerschiff der ‚Weser“ in OSO. und drehte dann bei schwerem westlichen Winde bei. Die⸗ ser nahm in der folgenden Nacht beständig zu und schwere Seen brachen über das Schiff. Gegen 115 Uhr wurde Wasser in demselben bemerkt, welches trotz angestrengten Pumpens immer mehr zunahm. Die Versuche, die über Steuerbord liegende „Wesselina“ auf den anderen Bug zu bringen und nach der ‚Weser“ abzuhalten, mißlangen. Das Schiff füllte sich gänzlich mit Wasser und trieb steuerlos auf der Ladung. Nach Anbruch des Tages verließ die Mannschaft die ‚Wesse⸗ lina' auf dem Rettungsboot eines britischen Dampfers. Un dem⸗ selben Tage wurde die „Wesselina“ von einem Hamburgischen Loot- senschooner aufgefunden und nach Cuxhaven gebracht, dort lens ge⸗ pumpt und mit Hülfe eines Schleppdampfers nach Brake geführt.
Das Seeamt in Brake hat diesen Seeunfall untersucht und seinen Spruch dahin abgegeben, daß die ‚Wesselina“ durch starken Sturm und Seegang sowie durch einige schadhafte Stellen, für welche indeß der Schiffer nicht verantwortlich zu machen, leck ge⸗ worden, 6. das Verlassen des Schiffs durch den hoffnungslosen Zu stand desselben und durch dringende Lebensgefahr geboten gewesen und daß Mängel in der Beladung des Schiffs nicht hervor etreten, insbesondere das Deck nicht überladen gewesen sei. Daß der vor. aussichtlich unausführbare Versuch, die Deckladung zu werfen, nicht
gemacht worden, sei auf den Unfall und dessen Folgen ohne Einfluß