— Der Bundesrath, die vereinigten Ausschüsse des⸗ selben für das Landheer und die Festungen, für Handel und Verkehr und für Eisenbahnen, Post und Telegraphen, die ver⸗ einigten Ausschüsse für das Landheer und die Festungen und für Eisenbahnen, Post und Telegraphen, sowie der Ausschuß für Rechnungswesen hielten heute Sitzungen.
— Das Staats⸗Ministerium trat heute, Mittags 1 Uhr, zu einer Sitzung zusammen.
— Der Schlußbexicht über die gestrige Sitzung des 6 der Abgeordneten befindet sich in der Ersten eilage.
— In der heutigen (70) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Minister des Innern, Graf zu Eulenburg und mehrere Kommissarien beiwohnten, setzte das Haus die zweite Berathung des Gesetzentwurfs, betr. die Organisation der allgemeinen Landesverwaltung, fort. Die s8. 3—5 und das erste Alinea des 8.7 wurden ohne Debatte nur mit den nach den früheren Beschlüssen des Hauses nöthigen redaktionellen Aenderungen nach den Kom⸗ missionsbeschlüssen angenommen. Darauf wurde die Dis⸗ kussion über den §. 1 eröffnet. Derselbe lautet nach den Beschlüssen der Kommission: . .
Die Verwaltungseintheilung des Staatsgebietes in Provinzen, Regierungebezirke und Kreise bleibt mit der Maßgabe bestehen, daß die Stadt Berlin aus der Provinz Brandenburg ausscheidet und einen Verwaltungsbezirk für sich bildet.
ö Hierzu lag folgender Antrag des Abg. Zelle und en. vor:
Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen: Im §. 1 an⸗ statt der Worte; „daß die Stadt Berlin aus der Provinz Bran—⸗ denburg ausscheidet und einen Verwaltungsbezirk für sich bildet‘ zu setzen: daß die Stadt Berlin einen eigenen Verwaltungsbezirk bildet (5. 2 der Provinzialordnung vom 29. Juni 1876). (
Der Antragsteller wies auf die großen Unzuträglichkeiten hin, welche aus dem Unterschied dieser Vorlage von der frühe⸗ ren, betreffend die Provinz Berlin entstehen würden. Fahrpolizei⸗ Sanitäts- und Feuerpolizei verlangten nothwendig eine kom— munale Vereinigung der umliegenden Ortschaften mit Berlin. Diesen Zweck zu erreichen, bezwecke sein Antrag. Dagegen be⸗ zweifelte der Abg. von Heppe, daß das vom Vorredner vorge⸗ schlagene Mittel, die Bildung einer Provinz Berlin geeignet jei, die von ihm angedeuteten Mißstände zu beseitigen. Die Lokalpolizei der umliegenden Ortschaften werde sich nie in Berlin centralisiren lassen. Das beste Mittel zur Beseitigung der hervorgetretenen Mißstände sei die Inkommunalisirung bebauter Gebiete in Berlin da, wo das Bedürfniß dazu hervor—⸗ trete. Man dürfe die umliegenden Ortschaften nicht von Berlin vergewaltigen lassen, deshalb stimme er gegen den Antrag Zelle. Der Minister des Innern bestritt, daß in der Provinzial-Ordnung die Bildung einer Provinz Berlin verheißen sei. Man habe damals nur den Vorbehalt ge⸗ macht, auf die Sache später zurückzukommen. Erhebe man Berlin zu einer Kommune höherer Srdnung, so entstehe eine unzweckmäßige Häufung und daraus folgende Reibung der Behörden. In einer solchen Bildung erdrücke die natur—⸗ ,, Präponderanz Berlins die Interessen der kleinen um⸗ iegenden Ortschaften. Empfehlenswerth sei nur eine Erweiterung des Kommunalbezirks von Berlin. Der Abg. Dr. Straßmann wies darauf hin, daß Berlin schon jetzt alle einem Provinzial⸗ verbande obliegenden Aufgaben erfülle. Es sei deshalb noth⸗ wendig, daß die umliegenden Ortschaften unter Schonung der Steuerzahler auf denjenigen Standpunkt ihrer kommunalen Insti⸗ tutionen gebracht würden, welche ihren Beziehungen zu Berlin ent⸗ sprechen. Dieser Zweck werde nicht erreicht durch die Inkom⸗ munglisirung kleiner Stücke. Mit Rücksicht auf die Erklärung des Ministers zog der Abg. Zelle seinen Antrag zurück, worauf §. 1 unverändert angenommen wurde. Die Diskussion wandte sich hierauf folgendem Antrage des Abg. Zelle zu:
Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen: Hinter §. 42 folgenden neuen Paragraphen einzuschalten: S. 424. Der Be⸗ zirksrath besteht aus dem Ober ⸗Präsidenten, beziehunge weife dessen Stellvertreter als Vorsitzenden, aus einem vom Minister des In— neren auf die Dauer seines Hauptamtes in Berlin Ter⸗ nannten höheren Verwaltungsbeamten, beziehungsweise dessen Stellvertreter, und aus vier Mitgliedern, welche von dem Magistrate und der Stadtverordnetenversammlung in gemeinschaftlicher Sitzung unter dem Vorsitze des Ober- Bürgermeisters aus der Zahl der zur Theilnahme an den Wahlen der Stadtoerordnetenversammlung berechtigten Bürger gewählt werden. Für die letzteren vier Mitglieder werden in gleicher Weise vier Stellvertreter gewählt. Von der Wählbarkeit ausgeschloffen sind der Ober ⸗Präsident, der Polizei ⸗Präsident, sowie die Mit⸗ glieder des Magistrats und der Stadtverordnetenversammlung.“
Der Antragsteller vertheidigte den Antrag, der bereiks in der Kommission bei der ersten Lesung angenommen, aber in zweiter Lesung nur mit Stimmengleichheit abgelehnt wor— den sei. Der Abg. von Heppe bekämpfte den Antrag, da es unmöglich sei, die kommunale Aufsicht, sowie das Recht der Zustimmung zu Polizeiverordnungen einem Bezirksrath zu übertragen, und die gewerblichen Angelegenheiten besser dem Stadtausschuß überlassen würden. Beim Schluß des Blatts nahm der Abg. Richter (Hagen) das Wort.
— Der . Nummer d. Bl. ist eine Besondere Beilage“ , r enthaltend Entscheidungen des Reichsgerichts, eigefügt.
— Die Bureaux des Ministeriums für Handel und Gewerbe sind am 20. d. M. in das Gebäude Voß⸗ straße Nr. 4 verlegt worden.
= Die Expedition einer Zeitung hat einzelnen Gerichtsschreibern mitgetheilt, daß sie ane n, für die der Zeitung zur Verbffentlichung zu ehenden ge⸗ richtlichen Bekanntmachungen einen . nach Prozenten der eigentlichen Insertionskosten vergüten werde. Der Justiz⸗Minister hat hieraus Veranlassung ge⸗ nommen, die Gerichtsschreiber und Gerichtsvollzieher in einer Verfügung vom 13. d. Mts. vor dem Eingehen auf derartige Angebote zu warnen und sie darauf aufmerkfam zu machen, daß sie durch Annahme von Vortheilen für Handlungen, welche in ihr Amt einschlagen, sich einer Verletzung ihrer Ämis flich⸗ ten schuldig machen und der Gefahr einer Ahndung aussetzen.
— Der Disziplinarhof für nichtrichterliche Beamte trat heute zu einer Sitzung zusammen. ö
Das mündliche Versprechen einer Mitgift an ein Mädchen Seitens ihrer Angehörigen dem Bräutigam ge⸗ , , . kann, nach einem Erkenntniß des Reichsgerichts, Hülfssenats, vom 2. April d. J, von dem Bräutigam nach der Verheirathung nur dann im Klagewege geltend emacht werden, wenn dieses Versprechen entweder ausdrücklich oder durch concludente Handlungen als Gegenleistung für die
Heirath erfolgt ist. Hatten dagegen weder der Bräutigam noch die Angehörigen der Braut zu erkennen gegeben, daß die Mit⸗ gift als Vergeltung für die Cheschließhung von ihnen betrachtet würde, so i a in dem Falle, in welchem der Heiraths⸗ antrag Seitens des Bräutigams und das Mitgiftsversprechen Seitens der Angehörigen der Braut unmittelbar auf einander folgten, das mündliche Mitgiftversprechen nicht klagbar.
— . Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, 8e e g, anhaltischer Staats⸗Minister von Krosigk und Fuͤrstli schwarzburg⸗rudolstädtischer Staats⸗Minister von Bertrab sind in Berlin eingetroffen.
— S. M. S. „Medusa, 9 Geschütze, Kommandant Korvettenkapitän Matthesen, ist am 1. Mai er. in Norfolk eingetroffen.
Bayern. Augsburg, 20. Mai. (Allg. Ztg.) Auf dem vorgestern in Nürnberg abgehaltenen Verbandstage bayerischer Gewerbevereine wurde folgende Adresse an Se. Majestät den König beschlossen: „Auf Grund ein⸗ stimmigen Beschlusses erlaubt sich der Verbandstag bayerischer Gewerbevereine in Nürnberg Sr. Majestät unsereni Aller⸗ gnädigsten König allerunterthänigst den tiefgefühltesten Dank für die durch die Wittelsbacher Stiftung von Neuem bethätigte allerhuldvollste Gesinnung für die Gewerbe in Stadt und Land ehrfurchtsvpllst auszusprechen. Daran wagt er die ehrerbietigste Hoffnung zu knüpfen, daß es Allerhöchst gefallen möge, über die definitioe Bestimmung bezüglich der Verwen⸗ dung der seiner Zeit zur Verfügung stehenden Mittel die Ge⸗ werbevereine des Landes, beziehungsweise den Verband der bayerischen Gewerbevereine durch sein Organ, d. i. den Ver⸗ bandsausschuß und das bayerische Gewerbemuseum in Nürn⸗ berg, gutachtlich zu vernehmen. Allerehrfurchtsvollst der Ver⸗ en sieg bayerischer Gewerbevereine. v. Schorn, J. Vor⸗ itzender.“
Oefterreich⸗Ungarn. Wien, 21. Mai. Se. Majestät der Kaiser ist gestern, den 20. d. M., Morgens von München nach Schönbrunn zurückgekehrt.
— 21. Mai. (W. T. B.) Der englische Botschafter, Göschen, hatte heute Nachmittag eine mehrstündige Unter⸗ redung mit dem Minister des Auswärtigen, von Haymerle, und wurde von letzterem auch zum Diner eingeladen. Göschen wird bereits morgen seine Reise fortsetzen.
Peste 22. Mai. Die „Pester Corresp.“ meldet von kom⸗ petenter Seite, die Verhandlungen der ungarischen Regierung mit der Kreditanstalt in Betreff des Baues der Pest⸗ Semliner Bahn hätten zu keinem Resultate geführt. Die Regierung werde in den naͤchsten Tagen vom Reichsrathe die Vollmacht verlangen, den Bau der Brücken und der Tunnels der Pest⸗Semliner Linie unverzüglich in Angriff zu nehmen und erst im Herbst eine definitive Vorlage auf der Basis noch anzustellender Erhebungen einbringen.
Großbritannien und Irland. London, 20. Mai. Allg. Corr.) Die (bereits telegraphisch im Auszuge mitgetheilte) otschaft der Königin anläßlich der ormellen Er⸗
öffnung des neuen Parlaments lautet wie folgt:
Mylords und Gentlemen! Ich bediene mich der ersten Helegen—⸗ beit, Ihnen nach der jüngsten allgemeinen Wahl und der durch einen Wechsel der Verwaltung erheischten Vorkehrungen zu begegnen.
Die herzlichen Beziehungen, die ich mit sämmtlichen anderen Mächten Europas unterhalte, werden, wie ich hoffe, mich in den Stand 33 im Einverständniß mit denselben die baldige und völ— lige Ausführung des Berliner Vertrages Betreffs wirksamer Re⸗ formen und gleichmäßiger Gesetze in der Türkei, fowie auch mit Be—= zug auf solche Gebietsfragen, die noch nicht in Gemäßheit der Be⸗ stimmungen dieses Vertrages ihre Lösung gefunden haben, zu fördern. Ich betrachte eine solche Ausführung als wesentlich zur Vermeidung weiterer Verwickelungen im Orient.
In Uebereinstimmung mit dieser Anschauung habe ich es für zweckmäßig erachtet, einen außerordentlichen Botfchafter an den Hof des Sultans zu entsenden.
In meiner letzten Ansprache an Sie drückte ich die Hoffnung aus, die in Afghanistan ergriffenen Maßregeln würden zu einer schleunigen Regelung der Verhältnisse dieses Landes führen. Seitdem ist die Tapferkeit meiner Truppen fortgesetzt eine hervorragende und die Thätigkeit meiner Regierung in Indien eine unermüdliche ge⸗ wesen. Aber ich habe zu beklagen, daß der im Augenmerk befindliche Zweck noch nicht erreicht worden. Melne Bemühungen werden indeß unaufhörlich auf die Beruhigung Afghanistans und die Herstellung solcher Institutionen gerichtet sein, die zur Sicherung der Unabhän⸗ gigkeit seines Volkes und zur Wiederherstellung freundlicher Bezie⸗ hungen desselben mit meinem indischen Reiche als am geeignetsten befunden werden.
Die indische Finanzlage, wie solche jüöngst zu meiner Kenntniß gelangt ist, hat meine besondere Aufmerksam keit erheischt. Ich habe die Anordnung getroffen, daß Sie über diesen wichtigen Gegenstand mit der vollständigsten Information versehen werden.
Ich lenke Ihre sorgfaäͤltige Aufmerksamkeit auf die im Zusam⸗ menhange mit der Zukunft Südafrikas stehenden wichtigen politischen Fragen. Ich habe das Konföderationsprosekt fortgeseßzt den Behörden und der Bevölkerung in den verschiedenen Kolonien zur günstigen Erwägung empfohlen. Indem ich meine Oberhoheit über Trangvaagl mit seiner verschiedenartigen Bevölkerung aufrecht erhalte, wünsche ich sowohl Vorke hrung für die Sicherheit der eingeborenen Racen zu treffen, als auch den europäischen Kolonisten Institutionen zuzuwen⸗ den, die auf breite und freisinnige Prinzipien der Selbstregierung begründet sind.
Gentlemen vom Hause der Gemeinen!
Ich bemerke mit Befrledigung, daß die Einfuhr und Ausfuhr des Landes sowie andere Zeichen einen Wiederaufschwung des Han⸗ dels andeuten. Aber die jüngst in den Staatseinkünften bemerklich r , Abnahme hält unablässig an. Die Voranschläge der Ein⸗
ünfte, die dem letzten Parlament vorgelegt wurden, waren mit Mäßigung entworfen, aber die seitdem verftrichene Zeit zeigt keine Aus sicht, daß sie überstiegen werden könnten.
Die jährlichen Voranschläge der Ausgaben, soweit dieselben nicht schon bewilligt worden, werden Ihnen rasch vorgelegt werden.
Mylordg und Gentlemen!
Die spãte Jahregzeit, in der Sie Ihre Arbeiten beginnen, wird, so fürchte ich, die fuͤr eine nützliche Gesetzgebung verfügbare Zeit wesentlich kürzen, aber ich hege keinen gie daß Sie von der⸗ selben den besten Gebrauch machen werden.
Das Friedens bewahrungsgesetz für Irland läuft am 1. Juni ab. Sie werden nicht angegangen werden, daffelbe zu erneuern. Mein Wunsch, die Uebel einer sr,, zur Freiheitskürzung zu vermeiden, würde mich nicht veranlassen, in irgend welchem Grade auf die Vollziehung der ersten Pflicht jeder Reglerung, Vorkehrungen für die Sicherheit von Leben und Cigenthum zu treffen, zu verzichten. Aber während ich entschlossen bin, diese heilige Obliegenheit zu er— füllen, kin ich überzeugt, daß die Loyalität und Vernunft meiner irischen Unterthanen mich dazu berechtigen werden, auf die Bestim—⸗ mungen der fest gehandhabten ordentlichen Gesetze zur Aufrechter hal⸗ tung von Frieden und Ordnung zu bauen.
Die vor der Auflösung des letzten Parlaments zur Linderung des Nothstandes in Irland getroffenen gesetzlichen Verfügungen haben
ch für diesen wichtigen Zweck als heilsam erwiesen. Die Frage, etreffs der Hinlänglichkeit der vom Parlament bereits genehmigten Vorschüsse, befindet sich unter meiner Erwägung.
Es wird Ihnen baldigst eine Maßregel unterbreitet werden, die den Zweck hat, den in Bezug auf Beerdigungen auf Kirchhöfen und Gottezäckern entstandenen Streitigkeiten ein Ende zu setzen.
Es wird nothwendig sein, Sie um Erneuerung des Gesetzes für die geheime Abstimmung ayzugehen.
Unter den Hauptgegenständen, die, je nachdem es die Zeit er⸗ lauben wird, Ihrer Beachtung unterbreitet werden dürften, werden sich Gesetzentwürfe befinden zum wirksamen Schutze der Bodenpäch. ter gegen Wildschaden, zur Feststellung der Haftbarkeit von Arbeit. gebern für Unfälle, die Arbeltern zustoßen, nach einem gerechten Prin⸗ zipe, sowie zur Ausdehnung des Städtewahlrechts in Irland.
Auf diese und alle Ihre Arbeiten rufe ich mit Fnb Segen Gottes herab. ch Inbrunst den
— Mr. Plim soll, der, Matrosenfreund“, hat seinen Sitz für Derby zu Gunsten Sir William Harcourts, des neuernannten Ministers des Innern, niedergelegt.
Den „Daily News“ wird aus Cabul, vom 19. ds., gemeldet: „Abdurrahman hat seine Armee entlassen und als Grund dafür angegeben, daß er ihrer Dienste nicht bedürfe, da gegenwärtig keine feindselige Absicht gegen die Engländer bestände. Die Sepoys kehren nach ihren Heim⸗ stätten im Distrikt Cabul zurück.“
— 21. Mai. (W. T. B.] Im Oberhause erwiderte heute auf eine Anfrage De l'Isles, Lord Granville: der Brief Gladstone's an den Grafen Karolyi sei dem Hause zugestellt. Der Marquis von Salis bury erklärte die von Gladstone früher gegen Oesterreich erhobenen Beschuldigungen für unberechtigt und meinte, Gladstone habe dieselben in seinem Briefe nicht zurückgezogen. Was das vom Kabinet beabsichtigte europäische Konzert anbetreffe, so sei ein solches Konzert stets von großen Schwierigkeiten umgeben. Er hoffe, daß die Regierung nicht eine russenfreundliche Politik adoptiren werde. Lord Kimberley bezeichnete die Angriffe Lord Salisbury's auf die auswärtige Politik der Regierung als . und behauptete, daß diese Angriffe nur bezweckten, der Politik der Regierung zu präjudiziren. Lord Beaconsfield sprach sich über Gladstone's Anschuldigungen gegen Oesterreich gleichfalls mißbilligend aus und bestritt, daß Gladstone die— ihn in seinem Briefe an den Grafen Karolyi zurückgezogen abe. Der Herzog von Argyll erklärte, dem Brkefe Gladstone's sei eine Deutung gegeben worden, die niemals beabsichtigt gewesen sei. Damit schloß die Besprechung, ohne daß eine weitere Folge daran geknüpft wurde.
— 22. Mai. (W. T. B.) Im Unterhause bean⸗ standete Wolff. die Eidesleistung Bradlaughs, weil dieser früher erklärt habe, daß er den Eid nicht für bindend halte. Wolff stellte einen bezüglichen Antrag. Der Premier Gladstone beantragte, die Frage, ob das Haus das Recht habe, eine Eidesleistung zu verhindern, an einen Ausschuß zur Prüfung zu überweisen. Nach längerer, lebhafter Debatte wurde die weitere Diskussion hierüber vertagt. — Glad⸗ stone erwiderte sodann auf eine Anfrage Forester's, der Passus seines Briefes an den Grafen Karoli betreffs gewisser Mächte habe sich auf Rußland bezogen, mit Rücksicht auf einen Artikel im Januarheft der Zeitschrift „ Nineteenth Century! Der Staatssekretär für Indien, Hartington, antwortete Garley: Es ständen über 66 000 Truppen in Afghanistan, einschließlich der Garnison von Peschawur. Die bisherigen Kriegskosten betrügen annähernd 7 155 000 Pd; über 3096000 Pfd; seien für Eisenbahnzwecke verausgabt worden. Sobald die Häuptlinge einen Herrscher in Kabul erwählt hätten, dessen Autorität eine dauernde Freundschast gegen England verheiße, würden die Truppen nach und nach zurück— gezogen werden. — Gladstone entgegnete Ritchie, Graf Karolyi hätte nicht den Wunsch nach Veröffentlichung seines eigenen Briefes ausgesprochen. — Dillwyn gegenüber er— klärte der Unter⸗Staatssekretär der Kolonien, Grant Duff: es sei erwünscht, daß Fräère das Konföderations— werk im Kaplande vollende. — Anläßlich der hierauf fortgesetzten Adreßdebatte erklärte der Unter— Staatssekretär des Auswärtigen, Dil ke: es sei hinlängliche Aussicht vorhanden, daß die griechische Grenzfrage auf der Basis des Berliner Vertrages geregelt werde. Bezüglich Montenegros hätten sich die Mächke über die von' Corti gemachten Kompromißvorschläge geeinigt. — Es erfolgte hierauf die Annahme des Adreßberichts.
Die „Tim es“ veröffentlicht ein Schreiben Lord Beagonsfields, in welchem derselbe auf das Entschiedenste die Richtigkeit des am Donnerstag von sämmtlichen Morgen⸗ blättern gebrachten Berichtes über seine Rede in der kön? servativen Parteiversammlung bestreitet.
Frankreich. Paris, 20. Mai. (C. Ztg) General Campenon wurde an Davousts Stelle zum Befehlshaber der 5. nfanterie⸗Division ernannt, dessen Hauptquartier die Militärschule in Paris ist. — Die Kundgebungen der CLommunards sollen am nächsten Sonntag' mit Versamm⸗ lungen auf den Plätzen des Panthéon und der Bastille be⸗ ginnen. Die Theilnehmer an der ersten Kundgebung ziehen vom Panthéon nach dem Bastilleplatze und alle zusammen alsdann zum Pere Lachaise. — Vom Erzbischof von Bourges und vom Bischof von Saint Brieux sind heute Protest⸗ briefe gegen die Märzdekrete erschienen.
— 21. Mai. (W. T. B.). Die Deputirtenkammer
hat in fortgesetzter Berathung bie für Baumwollfäden von der Kommission vorgeschlagenen Tariffätze abgelehnt. Der Kammer wird vom Conseils⸗Präsidenten de Frey⸗ einet morgen ein neues Gelbbuch in 5 Aktenbänden vor— in. werden, von welchen zwei die griechische Grenz— rage, zwei die Anerkennung Rumäniens und einer die Arbeiten der technischen Delimirationskommission bezüglich der Grenzen der Türkei betreffen.
In einer Versammlung der dem linken Centrum angehörigen Mitglieder gelangte heute eine Zuschrift Léon Say's zur Verlesung, worin derselbe erklärt, daß er die Kandidatur um den Präsidentenposten im Senate annehme. Das linke Centrum genehmigte die Kandidatur Leon Say's. Die Linke des Senats hat sich mit 27 gegen 18 Stimmen, welch letztere auf Loon Say fielen, fur die Kandidatur Le⸗ royers ausgesprochen. In parlamentarischen Kreisen nimmt man an, daß die am Montag stattfindende Plenarversamm⸗ lung aller Gruppen der Linken des Senats die Kandidatur Léon Say's annehmen werde. Leon Say wurde heute vom Präsidenten Grävy empfangen.
Eine heute bei Du fanre stattgehabte Versammlu ng der republikanischen Mitglieder des Senats hat eine Resolution angenommen, in welcher erklärt wird, daß Léon Say im Interesse Frankreichs auf dem Londoner Botschafterposten verbleiben müsse. Einen Kandidaten für die
Präsidentschaft im Senate besch loß die Versammlung erst nach der bevorstehenden gemeinsamen Zusammenkunft der ver⸗ schiedenen Gruppen des Senates aufzustellen.
Die zum Andenken an die am 23. Mai 1871 erschossenen Mitglieder der Commune für nächsten Sonntag projektirte öffentliche Kundgebung wird wahrscheinlich unterbleiben. Die ultraradikalen Journale geben den Rath, auf diese Kund⸗ gebung zu verzichten.
Nach hier vorliegenden Berichten hat sich auch in Rou— baix die Lage gebessert, und die Zahl der strikenden Arbeiter ist im Abnehmen. Zwei Belgier und ein Hollän⸗ der, welche die Arbeiter aufreizten, sind verhaftet worden.
Griechenland. Athen, 21. Mai. (W. T. B.) Der französische Gesandte beim hiesigen Hose, Tissot, wird mor— gen nach Konstantinopel abreisen, um die Stelle des bisheri⸗ gen französischen Botschafters, Fournier, zu übernehmen.
Türkei. Konstantinopel, 20. Mai. (Pest. L.) Die Mittheilung, welche die Pforte ehegestern den Botschaftern als Erwiderung auf die Kollektiv-⸗-Note vom 3. Mai betreffs der jüngsten Ereignisse in Albanien zugehen ließ, ist sehr kurz gefaßt. Sie behauptet, daß die Mächte über die Ereignisse in Albanien irrig berichtet sein müssen und schlägt die Einsetzung einer internationalen Kommission vor, die an Ort und Stelle die Thatsachen untersuchen soll. Als Beweis ihrer vollständigen Loyalität und ihres guten Willens will die Pforte es den Mächten überlassen, in welcher Form die Untersuchung stattfinden soll. Wenn dann genaue Informationen vorhanden sein werden, werde die Pforte in der Lage sein, die Maßregeln zu erwägen, die zur friedlichen Lösung der Frage geeignet sind. Die Botschafter haben diesen Vorschlag nicht direkt abgewiesen, erachten denselben jedoch übereinstimmend als unannehmbar. Die Vertreter Sester— reich Ungarns und Italiens haben der Pforte empfohlen, einen Kordon türkischer Truppen um die aufständischen albanesischen Distrikte zu ziehen und die Majorität der Botschafter hat diese Empfehlung unterstützt. Der Großvezier erwiderte hierauf, daß an Moukhtar Pascha und den Kommandanten von Sku—⸗ tari bereits Ordres abgegangen sind, die geeigneten Maßregeln zu ergreifen, um die Bildung von Insurgentenbanden zu ver— hindern und jene Personen, welche mit Waffen in der Hand ergriffen werden, vor ein Kriegsgericht zu stellen.
Rumänien. Bukarest, 16. Mai. Der „Allg. Ztg.“ wird von hier geschrieben: „Den Annäherungen gegenüber, welche von Serhien, Bulgarien uünd Montenegro gemacht werden, verhält sich Rumänien bis jetzt durchaus reservirt. Der Vorschlag, einer Münzkonvention dieser Länder beizutreten, wurde von der hiesigen Regierung abgelehnt, weil sie freie Hand behalten will, um sich späterhin für die doppelte Währung in Gold und Silber oder für die einfache Goldwährung entscheiden zu können. Ein Vorschlag der bul— garischen —ᷣ eine Postkonvention mit ihr abzuschließen, wurde auf lange Zeit vertagt, bis nämlich Bulgarien seine eigene Postverwaltung haben würde und dem Pariser Welt⸗ postvertrage beigetreten sei, dann erst hält Rumänien den Zeitpunkt für angemessen, einen Separatvertrag zwischen den beiden Nachbarländern zu schließen. Eine Handelskonvention, welche die serbische mit der rumänischen Regierung einzugehen wünschte, wurde in Bukarest gleichfalls vorläufig abgelehnt, weil die Handelsbeziehungen zwischen Rumänien und Serbien zu geringfügig seien, um eine Handelskonvention opportun erscheinen zu lassen.“
Serbien. Belgrad, 20. Mai. (Pest. L.) Der Fürst ist in Begleitung Risties heute nach Kragujewatz ab⸗ gereist. Die Opposition beschloß vor der Abestimmung über die Eisenbahn-Konvention die Skupschtina zu verlassen, um die Legislative beschlußunfähig zu machen. Deshalb sind sämmtliche Minister schon gestern nach Kragujewatz abgereist, 1j die regierungsfreundlichen Abgeordneten beisammen zu alten.
Nußland und Polen. St. Petersburg, 21. Mai- (W. T. B.) Gegenüber einem Londoner Briefe der „Polit. Corresp.“, in welchem gesagt war, daß England Grund haben würde sich zu freuen, wenn ein Krieg mit China die Auf⸗ merksamkeit Rußlands von Merw und Afghanistan ablenken sollte, daß England dann aber sürchten müsse, daß Rußland die chinesischen Häfen blokire und den Opiumhandel nit Indien paralysire, bemerkt das „Journal de St. Pétersbourg“: Man könne sich versichert halten, daß das gegenwärtige englische Kabinet niemals so kleinliche Gedanken und Wünsche sür einen Ausbruch des chinesi⸗ schen Chauvinismus gehabt habe und zwar aus dem sehr guten Grunde, weil die europäischen Interessen nirgends . solidarische wie in China seien. Diese Solidarität hätten alle Mächte bei der grausamen Verurtheilung Tschung Hows so⸗ fort bekundet, und die bezüglichen Schritte der Vertreter der Mächte bei Bogdo Chan seien nicht blos durch die Humanität diktirt gewesen. Wenn es in dem gedachten Londoner Briefe ferner heiße, England finde, daß Rußland kein Recht habe, eine Gebietsabtretung zu fordern, und man hoffe, eine eng— lische Vermittelung in dem Sinne, daß China das ganze Kuldschagebiet und Rußland eine pekuniäre Entschädigung er— halte, werde erfolgreich sein, so sei von einer englischen Ver⸗ mittelung noch niemals die Rede gewesen, weil eine solche von keiner Seite begehrt worden sei. Ganz unverständlich sei, wen der Londoner Korrespondent meine, wenn er den Ausdruck „England finde“ brauche. Weder das frühere, noch das jetzige englische Kabinet hätten Veranlassung gehabt, derartige Urtheile auszusprechen. ußland wisse am besten die Interessen be⸗ züglich Kuldschas zu beurtheilen, Rußland konne eine Geld— entschädigung 6 acceptiren und könne die seit zwölf Jahren unter seinem Schutze angesiedelte Bevölkerung nicht von den
Chinesen massacriren lassen. ö. China herrsche eine nationale Erregung; dieselbe müsse auf vernünftige Grenzen zurückge⸗ führt werden, wenn sie sich nicht auf alle Beziehungen zu den civilisirten Nationen, England eingeschlossen, erstrecken solle.
Amerika. Washington, 19. Mai. (Allg. Corr.) Der
Präsident Hayes hat Mr. Key, den bisherigen General⸗ postmeister, zum Bundesrichter; Mr. , den jetzigen
Gesandten der Vereinigten Staaten in Konstantinopel, zum Generalpostmeister, und Mr. James Longstreet zum Gesandten bei der Türkei ernannt. — In der heutigen Sitzung des Reprä⸗ sentgntenhauses brachte Mr. Loring eine Bill ein, welche, nach Rekapitulirung der Umstände des Fis 39 r eistreites mit England, in Betreff der Sektion J. (betreffend die Fischereien) der Alte, die dem Washingtoner Vertrage Wirkung verleiht, auf Fische und Fischöl, die aus Kanada in den Vereinigten
taaten importirt werden, Zölle auferlegt und eine Summe
von 125 000 Dollars appropriirt, um die Fischer zu entschä— digen, die unter der n,. Bai⸗Schwierigkeit Verluste er⸗ litten haben. Die Vorlage wurde dem Ausschuß für auswär⸗ tige Angelegenheiten überwiesen. U .
— 21. Mai. (W. T. B.). Die republikanische Konvention von Illinois hat ihre Delegirten beauf⸗ tragt, für Grant als Präsidentschaftskandidaten zu stimmen.
Asien. Birma. (Allg. Corr) Den „Daily News“ wird aus Rang un vom 19. ds. telegraphirt;
Mr, Aitchison hat der birmanischen Gesandtschaft in Thayetmyo mitgetheilt, es sei nothwendig, daß sie für den Augenblick ihre Ge— schäfte ruhen lasse, da Lord Lytton, nachdem er seine Demission ge⸗ geben, seinem Nachfolger freie Hand lassen wolle, die Vertragsan⸗ gelegenheit wieder aufjunehmen oder nicht. Der Marguis von Ripon werde dringendere Geschäfte in Indien haben, vornehmlich im Zusammen⸗ hange mit Afghanistan, und wahrscheinlich keine Zeit übrighaben. Die birmanische Gesandtschaft wird ersucht, den Heimweg anzutreten. — Die Telegraphenverbindung mit Mandalay ist unterbrochen. — Es ist erwiesen, daß die Menschenopfer im April, begannen und nur auf die Vorstellungen der Botschafter, daß die britische Regierung inter⸗ veniren würde, eingestellt wurden. — Im birmanischen Ministerium herrschen fortwährend Streitigkeiten.
Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.
St. Peters burg, Sonnabend, 22. Mai. Stadthaupt⸗ mann Suroff hat sich in einem vom 20. d. datirten Tages⸗ befehl von den Beamten seines Ressorts verabschiedet.
In dem Prozesse wider Michailoff, Weimar und Genossen fand gestern die Beweisaufnahme über die den Ankauf eines Revolvers durch Dr. Weimar und die Besorgung von Gift durch denselben betreffenden Anklagepunkte statt. Die in ge⸗ richtlicher Verwahrung befindliche Droschke und das Pferd, auf welchem nach der Anklage der Mörder Mesenzeffs entfloh, wurden als Beweisstücke den Zeugen vor Augen gestellt.
Heft 3 des Jahrgangs 1880 der Annalen der Hydro— graphie und maritimen Meteorologie, Organ des Hydro—⸗ graphischen Amtes und der Deutschen Seewarte, herausgegeben von dem Hydrographischen Amt der Admiralität, Verlag von Ernst Siegfried Mittler u. Sohn in Berlin, hat folgenden Inhalt: Ueber Erfahrungen mit Thomsonschen Kompassen und über Deoiations—⸗ erscheinungen an Bord der Panzerschiffe des Uebungsgeschwaders von 1879 (mit 8 Holzschnitten im Text und einer Tafel). — Bemerkun⸗ gen über die Windverhältnisse in der Umgebung der Beringstraße smit einem Holzschnitt im Text). Von Kapt. P. F. A. Hegemann (Mittheilung von der Deutschen Seewarte). — Aus den Reiseberich⸗ ten S. M. Kbt. „Nautilus“, Korv. Kapt. Chüden: Sturm zwischen Australien und Neuseeland im November 1879. — Eingänge von meteorologischen Journalen bei der Deutschen Seewarte im Monat Vovember 1879 (Berichte von 10 Schiffen. — Beschreibung einiger Inseln und Untiefen an der Nordwestküste von Australien. — Zu⸗ sätze zur Beschreibung der Insel Vancouver und der Küste von Bri— tisch⸗ Columbia. — Bemerkungen über die Häfen von Manta und Tumaco in Ecuador (Mittheilung von der Deutschen Seewarte). — Längenbestimmung einiger Punkte an den Küsten und auf Inseln des Antillen ⸗Meeres. — Vergleichende Uebersicht der Witterung des Monats Dezember 1879 in Nordamerika und Centraleuropa (Mit- theilung von der Deutschen Seewarte). — Kleine hydrographische Notizen. — Tabellen: 1) Mittel, Summen und Extreme für den Monat Februar 1880 nach den meteorologischen Aufzeichnungen der Normal ⸗Beobachtungsstationen der Deutschen Seewarte. 27) Meteo⸗ rologische und magnetische Beobachtungen, angestellt auf dem Kaiser⸗ lichen Observatorium zu Wilhelmshaven in dem Monat Fe— bruar 1880.
Heft 4: Strömungs« und Temperaturverhältnisse des Meeres bei Island. Von Kapt. N. Hoffmeyer. — Das Emporquellen von kaltem Wasser an meridionalen Küsten. Von E. Witte. — Ueber die, Stürme an der deutschen Küste zu Ende Februar und Anfang März 1880. (Mittheilung von der Deutschen Seewarte.) — Aus den Reiseberichten S. M. Fe'bt. „Nautilus“, Korv. Kapt. Chüden: 1) Reise von Auckland bis Apia im November und Dezember 1875. 2 n ng von Auckland. — Eingänge von metesrologischen Jour nalen bei der Deutschen Seewarte im Monat Dezember 1879 (Be⸗ richte von 7 Schiffen). — Beschreibung eines Theiles der SW, We und NW.⸗Küste der Insel Jamaica. Große Antillen. — Tlef⸗ seelothungen im nördlichen Atlantischen Ocean. — Teifun im Osten der Philippinen im April 1879. (Mittheilung von der Deutschen Seewarte) — Beobachtungen über den Regenfall zu Tanger im Winter 1879/89. (Mittheilung von der Deutschen Seewarte,) — Vergleichende Uebersicht der Witterung des Monats Januar 1880 und der Temperatur des Jahres 1879 jn Nordamerika und Central⸗ europa. Abweichungen der Temperatur des Jahres 1879. (Mit- theilung von der Deutschen Seemarte) — Eis im Südatlantischen Ocean. (Mittheilung von der Deutschen Seewarte.) — Kleine hydrographische Notizen. — Literaturnotizen: 1) Gezeltentafeln für das Jahr 1881. 2) Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. — Tabellen: 1) Mittel, Summen und Extreme für den Monat Mäcz 1880 nach den meteorologischen Aufzeichnungen der Normal ⸗Beobach⸗ tungsstationen der Deutschen Scewarte. 2) Meteorologische und mag⸗ netische Beobachtungen, angestellt auf dem Kaiserlichen Observatorium zu Wilhelmshaven in dem Monat Marz 1880. — Beilagen: LD Tafel zum Artikel; Strömungs⸗ und Temperaturverhaͤltnisse bei Island. 2) Uebersicht der deutschen Aumiralitätskarten.
Kunst, Wissenschaft und Ziteratur.
Das Reichs ⸗Militärgesetz vom 2. Mai 1874 und das Gesetz, betreffend Ergänzungen und Aenderungen des Reichs Militärgesetzes vom 6. Mai 1880, sind soeben im R. von Deckerschen Verlage, Marquardt C Schenck hierselbst, für den Preis von 30 3 pro Exemplar erschienen. Das Ergänzungsgesetz enthält die Be⸗ . wegen der ausgeloosten Militärpflichtigen und der Er— atzreserve.
Gewerbe und Sandel.
Dem in der Generalversammlung der Schlesischen Lebensversicherungs⸗Aktiengesellschaft vom 19. d. M. vorgetragenen Geschäftsbericht entnehmen wir Folgendes: Es ge— langten während des Jahres 1879 zum Abschluß: 547 Kapital- versicherungen auf den Todesfall über eine Summe von 1613 660 4A, 1I0 Kapitalversicherungen auf den Lebensfall über eine Summe von 242 400 MS, 3 Rentenversicherungen auf eine jährliche Rente von 308 * Hierdurch war am Schlusse des betreffenden Versicherunge⸗ jahres nach Abzug aller durch Tod, Rückkauf, Aufgabe 2c. während desselben erloschenen Versicherungen der Bestand auf 2951 Kapital⸗ versicherungen auf den Todesfall über 9796 332 ½ und 337 Ka— pitalversicherungen guf den Lebensfall über 685 626 S angewachfen, während der Betrag der jährlichen Rente ch auf UlI2 ƽ vermindert hat, obgleich die Anzahl der Renten⸗ Versicherungen um 2 gestiegen ist. Die Sterbekassenversicherungen wies'n ultimo 1879 einen Bestand von 289 Versicherungen über 142 800 M auf. Gegen Unfall waren am Schlusse des Ii 1879 versichert: Kollektiv 88 545 Personen mit einer Summe von 598 929 867 „ und individuell 1559 Personen mit einer Summe von 16269 345 M. Die Gesammt ⸗Prämieneinnahme betrug 733 23860 4,
die Gesammteinnahme 1651598 M, die Gesammtaut gabe 1 606 456 M,
der Reingewinn also 45 111 4 Von diesem wurde nach Absetzung
es stat: enmäßigen Betrages für den ˖Kapitalreservefond und der Tantismen an die Aktionäre eine Divivende von 60 ihrer auf die Aktien geleisteten Einzahlungen mit 42 000 M vertheilt.
— Der Geschäftsbericht der Buschtiehrader Sifenbahn für das Jahr 1879 lautet zwar besonders für die B-⸗Linie günstig. Der Reingewinn der A-Linie beziffert sich auf 655 002 Fl, mithin auf 204 898 Fl. mehr als in 1878, der Reingewinn der B.-Linie auf 91143 Fl. Da nun diese Linie im Jahre 1878 mit einem Defhzit von 34 902 Fl, abschloß, so gestaltete sich das Ecträgniß in 1879 um 125215 Fl. günstiger. Auf die schwebende Schuld sind 918 347 Fl. abgezahlt worden. Dieselbe ist sonach auf 18629921. herabgemindert.
Orsosa eine Ver⸗ 983
einschließlich der Linle Temesvar-Orsova (1776 Km), betragen vom 1. Mai bis Ende Dezember 28 628 991 Fl. CM 1189 4535 Fi); die des Ergzänzungsnetzes (209 km) 4 035 591 Fl. ( — 269 484 Fl.) und die der Brünn Rossitzer Bahn (30 Km) 395 709 Fl. ( 323 658 Fl.. Die Betriebseinnahmen des gesammten Netzes (2014 km) betragen 33 080 292 Fl. ( 122 462 Fl.). Die Betriebsausgaben des ge—⸗ sammten Netzes betragen 13 485 163 Fl. (4 345 488 Ff.) Dividendenkonto: Verfügbarer Rest des Reinerträxgnisses vom Jahre 18718 29 990 Fl., Reingewinn des alten Netzes 14751 267 Fl., der Linie Brünn,Rossitz 175 000 Fl., der Berg. und Hüttenwerke und Domänen 607 815 Fl., Saldo des Gewinn und Verlustkonto 399 701 Fl., zusammen 15 663 775 Fl. Da das Zinsen⸗ und Amorti⸗ sations konto 14 698 219 Fl., und Lie Dotirung des Konto für Ober⸗ bau und Fahrbetriebs mittel 246 140 Fl. beansprüchen, derbleibt als Ueberschuß des Reinerträgnisses der Betrag von 719 415 Fl. Nach Abzug der statutenmäßigen Tantisme für den Verwaltungsraih ver— bleiben für die zu vertheilende Dividende 1 375 000 Frs. und ein ver—⸗ fügbarer Rest von 58 648 Fl., welche als erster Einnahmeposten auf neue Rechnung zu übertragen ist.
—. Die Direktion der Marienburg Mlawkaer Eisen⸗ bahn konstatirt in ihrem Geschäftsberichte pro 1378, daß der Ver⸗ kehr aus Rußland in Folge der dortigen schlechten Ernte des Vor⸗ jahres erheblich abgenommen hat, daß dagegen ein sieter Zuwachs in dem Lokalverkehr sowohl als in dem Verkehr von Danzig nach Warschau verzeichnet werden konnte. Es wurden im abgelaufenen Jahre auf der Bahn befördert 241 493 Personen, 688,2 t Paffagier⸗ gepäck und 233 192 t Frachtgut. Die Einnahmen ergahen aus dem Personen verkehr 275 787 , aus dem Guͤterverkehr 1 143 969 M½, aus Extraordinarien 230 317 4M, zusammen 1 651 515 S Hierzu tritt der Vortrag aus dem Jahre 1878 mit 30 31 6, sind zusammen 1682444 4 Die Betriebgausgaben incl. der zu Restausgaben pro 1879 erforderlichen Beträge beziffern sich auf 747 509 Sp. Eg verbleibt sonach ein Ueberschuß von g34 35 S Hiervon waren vorweg zu berichtigen: Rücklagen in den Erneuerungsfonds pro 1879 174 587 106, verbleiben noch 7665 247 46. Diese Summe wird wie folgt ver—⸗ wendet: zur Gewährung einer Diridende von Ho an 12786 6500 M Stamm ⸗Prioritätsaktien 639 300 M, zur Gewährung einer Dividende von oso an 12 786 900 6½ Stammaktien 63 530 6, zur Zahlung der Cisenbahnsteuer 17 598 , als Vortrag auf neue Rechnung resp. zur Verfügung der Generalversammlung 39 419 MS
Brieg, 21. Maj. Auf dem am gestrigen Tage hierselbst abgehaltenen Woll markt wurden 29 Centner gewafchene Wolle von Rustikalbesitzern zum Verkauf gebracht und fast sämmtlich von hiesigen Kaufleuten und Fabrikanten gekauft. Der niedrigste Preis stellte sich pro 50 kg auf 165 6 und der höchste Preis auf 1890 40 Ungewaschene Wolle und Wolle von Dominialbesitzern war nicht zum Ver kauf gestellt. ö
Wien, 2. Mai. (W. T. B.), Wie die „Presse' meldet, hat der Verwaltungsrath der 5 sterreichisch⸗franzssischen Staats bahn eine Dividende von 30 Fres. beschlossen.
Pest, 22. Mai. (W. T. B.) Der Geschäftsbericht der Theißbahn weist eine Gesammt ⸗ Einnahme von 6 153 766 Fl. auf; die Ausgaben beziffern sich dagegen auf 3193743 Fl. Die Direktion beantragte, dem Reservefond 1 202 Fl. zuzuweisen und per Aktie eine Superdividende von 4 Fl. zu vertheilen.
London, 22. Mai. (W. T. B.) Nach einer Meldung der Times“ aus Philadelphia vom gestrigen Tage haben die Reading Railroad Company und Reading Coal aud Iron Com“ pany ihre Zahlungen eingestellt. .
London, 21. Mai. (W. T. B.) Bei der gestrigen Woll⸗ auktion war die Tendenz schwach.
Harre, 21. Mai. (W. T. B) Wollauktion. Flau, Preise 10 niedriger als höchste Preise, 2882 Ballen angeboten, 317 Ballen verkauft.
Verkehrs ⸗Anstalten.
Kursbuch der Deutschen Reichspostverwaltung R. v. Deckers Kommissionsverlag, Marquardt & Schenck in Berlin. Preis 2 M — Die soeben erschienene Mai⸗Juni-⸗Ausgabe ent⸗ hält in 5 nach den Landestheilen geordneten und durch verschie en— farbiges Papier kenntlich gemachten Abtheilungen (deren jede ein · zelne herausgenommen werden kann) die Sommerfahrpläne der Eisenbahnen Europas, die Post⸗ und Dampfschiffs verbindungen, den Ge⸗ bührentarif für Telegramme, den Briefportotarif ꝛc. Die beigefügte Eisenbahn⸗Uebersichtskarte in Schwarz ⸗ und Blaudruck bat eine Bereicherung dadurch erhalten, daß auf der Rückseite neben den Bahnhofsskizzen der größeren Städte ein Verzeichniß derjenigen deutschen Eisenbahnstationen abgedruckt worden ist, in wel⸗ chen sich mehr als ein Personenbahnhof befindet. Schon manchem Reisenden wird, wenn er auf einer Uebergangsstation angekommen, mit Gepäck beladen, den neuen Zug aufsucht, der ihn auf der anderen Eisenbahn weiter befördern sollte, die unangenehme Ueberraschung zu Theil geworden sein, daß die Abfahrt auf einem anderen 2000 oder 3000 m entfernten Bahnhofe erfolgt, und daß bei dem Mangel einer nach diesem Bahnhofe führenden Eisenbahnverbindung die Frist von 290 oder 25 Minuten, binnen welcher der andere Zug fahrplanmäßig abgehen soll, garnicht genügt, um denselben zu errei- chen. Das Verjeichnißz auf der Karte, welches die bezüg—⸗ lichen Angaben über 129 deutsche Eisenbabnstationen enthält, setzt den Reisenden in den Stand, alle solche Umstände vorher in Erwägung zu zieben. Er ersieht daraus beispielsweise, daß in Essen 3 Bahn fe vorhanden sind, daß der Bergisch⸗Märkische vom Rhei⸗ nischen 2080 m, vom Cöln⸗Mindener 1829 m, der Rheinische vom Cöln Mindener Bahnhof 700 m entfernt, daß Verbindungsgeleise für die Personenzüge nicht vorhanden sind u. s. w. Für Berlin ent⸗ bält das Kursbuch noch eine für Comtotre ꝛe. sehr brauchbare Ueber⸗ sicht der Brlef ⸗ und schnellsten Reiseverbindungen nach und von den wichtigsten Orten Europas, in welcher die Stunden der Abfahrt und Ankunft, Beförderungösweg und Beförderungszeit übersichtlich und so= fort auffindbar angegeben werden. Auch ist dieses Kurgbuch das ein · zige, welches die fahrplanmäßigen Nummern jedes einzelnen Eisen—⸗ bahnzuges angiabt.