— Der General⸗Licutenant von Tilly, Direktor des Departements für das Invalidenwesen im Kriegs⸗-⸗Ministerium, ist von seiner Dienstreise hierher zurückgekehrt.
Bayern. Würzburg, 8. Juni. (W. T. B.) In der heutigen Schlußsitzung der Wanderversammlung der bayerischen Landwirthe, welcher Se. Königliche Hoheit der Prinz Ludwig beiwohnte, sprach Freiherr von Thün⸗ gen⸗Roßbach gegen die neuen direkten St euerreform⸗ entwürfe des Finanz-Ministers von Riedel. Die Versamm⸗ lung nahm hierauf einen Antrag des Freiherrn von Thüngen gegen die Reformentwürfe an und setzte eine Kommission ein zur Ausarbeitung von Detailvorschlägen. Die Kommission besteht aus dem Freiherrn von Thüngen, Baron Lerchenfeld und Dr. Buhl. Der Minister des Innern von Pfeufer protestirte Lee die Aeußerung des Freiherrn von Thüngen, daß die
eamten alle Schuld an der schlimmen modernen Gesetzgebung trügen, und erhob ferner dagegen Einspruch, daß der abwesende Finanz⸗Minister aggressiv in die Diskussion gezogen werde. Der Minister des Innern verließ hierauf die Versammlung. — Zum nächsten Versammlungsort wurde Speyer gewählt.
Sachsen. Dresden, 8. Juni. Das „Dr. J.“ schreibt: Auf Befehl Sr. Majestät des Königs wird aus Anlaß des Ablehens Ihrer Majestät der Kaiserin von Rußland der Kriegs⸗ Minister General der Kavallerie von Fabrice sich in außer— ordentlicher Mission nach St. Petersburg begeben, um da— selbst ein Allerhöchstes Kondolenzschreiben zu überreichen. Die Abreise des Kriegs-Ministers ist auf Donnerstag festgesetzt.
Desterreich⸗ Ungarn. Wien, 8. Juni. (W. T. B.) Sämmtliche Landtage wurden heute in feierlicher Weis unter Hochrufen auf den Kaiser mit patriotischen Ansprachen der Vorsitzenden, welche in Prag, Innsbruck, Czernowitz und Zara in beiden Landessprachen gehalten wurden, eröffnet. In Salzburg erklärte die der verfassungstreuen Partei ange— hörige Minorität, so lange die Ernennung des Landeshaupt— manns und seines Stellvertreters nicht erfolgt sei, an den meritorischen Verhandlungen nicht theilnehmen zu können. In Lemberg sprach der Landesmarschall Wobzicki die Hoffnung auf Gewährung der Dezentralisation der Verwaltung aus, welche nach der Verfassung zulässig sei.
Laibach, 8. Juni. Im Landtage gelangte heute eine Erklärung der atio nalen Minorität zur Verlesung, worin dieselbe ihr Bedauern darüber ausspricht, daß die Re⸗ gierung der vorjährigen ö um Auflösung des angeblich illegalen Landtags keine Folge gegeben habe. Die Minorität müsse auch jetzt auf ihrem vorjährigen Standpunkte beharren und nehme nur aus patriotischen Rücksichten an den Be— rathungen des Landtags Theil. Der Vorwurf der Illegalität wurde vom Landeshauptmann und vom Landespräsidenten zurückgewiesen. .
Pest. 8. Juni. Der Wehraus schuß beschlaß, die Be—
rathung des Gesetzentwurfs, betreffen die Revi on des
Wehrgesetzes, bis zur Herbstsession zu vertagen. Der Mi— in, . hottẽ eine noch im Laufe der jetzigen Session Wollt sd. erathung für wünschenswerth erklart, damit die zohlthaten einzelner Abänderungen schon bei der nächsten WKushebung zur Geltung kämen. gram, 8. Juni. Der Banus Peijacsewich hielt in der Landtagsversammlung eine Ansprache, worin derselbe erklärte, daß er als Banus über den Parteien stehe und daß er mit der Unterstützung aller guten Patrioten den Wohlstand und die Zufriedenheit des Landes herbeizuführen hoffe. Der Ausgleich werde übermorgen vorgelegt. Die Ansprache des Banus wurde mit Beifall aufgenommen.
Schweiz. Bern, 7. Juni. (N. Zürch. Ztg.) Die Session des Nationalraths wurde, da Präsident Künzli abwesend ist, von dem Vize⸗Präsidenten Burkhardt (Basel) mit einer kurzen Ansprache eröffnet. Zum Präsidenten wurde mit 95 von 107 Stimmen Burkhardt gewählt, zum Vize-Präsidenten im dritten Wahlgange mit 58 von 107 Stimmen Ruchonnet.
Im Ständerath hob der abtretende Präsident Stehlin in längerer Ansprache die hohe Bedeutung des Obligationen⸗ rechtes hervor. Gewählt wurden: als Präsident im ersten Wahlgang der bisherige Vize-⸗Präsident Sahli, als Vize-Prä⸗ sibent im zweiten Wahlgange Kappeler. Dann folgte die Berathung der Staatsrechnung für 1879 bis zu den Ausgaben des Justizdepartements.
Belgien. Brüssel, 8. Juni. (W. T. B.) Bei den heute stattgehabten Wahlen zur Repräsentanten⸗ kammer haben die Liberalen in Virton und Neuschateau zwei Sitze gewonnen. In Bastogne, Marche und Louvain wurden bie bisherigen klerikalen Deputirten und in Philippe⸗ ville, Arlon und Nivelles die bisherigen liberalen Deputirten wiedergewählt. In Brüssel erhielten die von der Association libérale aufgestellten Kandidaten in 40 Bureaus eine Majo— rität von etwa 4000 Stimmen.
— 8. Juni. (W. T. B.) Weiterer Meldung zufolge ging die von der liberalen Assoziation aufgestellte Kandidaten—⸗ siste hier mit einer Majorität von 5400 Stimmen durch. In den Wahlbezirken Dinant, Malines, Dixmude und Furnes wurden die katholischen Kandidaten wiedergewählt. In Namur trug der katholische Kandidat den Sieg davon; im Uebrigen sind daselbst noch 3 Stichwahlen nothwendig. In Antwerpen ging die von der katholischen Partei aufgestellte Kandidatenliste mit 200 Stimmen Majorität durch. In Brügge wurde ein katholischer Kandidat gewählt; außerdem sind 2 Stichwahlen erforderlich.
— 8. Juni, Abends. (W. T. B.) Nach dem nunmehr vorliegenden Resultate der heute stattgehabten Wahlen zur Repräsentantenkammer haben die Liberalen, abgesehen von den noch erforderlichen 4 Stichwahlen, jetzt eine Majorität ö. 12 Stimmen, während dieselbe früher 10 Stimmen etrug.
Großbritannien und Irland. London, 7. Juni. (Allg. Corr.) Die „Daily News“ schreiben: „Die Meldung, daß Herrn Goschens Ansprache an den Sultan, ehe dieselbe gehalten wurde, in Folge der Einwendungen des Sultans abgeändert worden, entbehrt, wie wir erfahren, gänzlich der Begründung. Herrn Goschens Ansprache wurde so gehalten, wie sie ursprünglich abgefaßt worden. Der Ver⸗ zug in dem Empfange des außerordentlichen Botschafters mag in Folge des Sträubens des Sultans entstanden sein, die ihm ertheilten Warnungen entgegenzunehmen, aber keine Ab⸗ änderung, weder in dem Wesen noch in der Sprache der An—
Der Konstantinopeler Berichterstatter des „Stan⸗ dard“ erfährt, daß Herr Göschen nach einer Anfrage bei der englischen Regierung gewisse Stellen seiner Ansprache an den Sultan abänderte, aber den ursprünglichen Text in der Privataudienz, welche dem offiziellen Empfange folgte, repro— duzirte. Der Korrespondent fügt hinzu, auf der Pforte n he große Feindseligkeit gegen Göschen. — Caratheodori
ascha wurde am Donnerstag vom Sultan ersucht, ein Gut— achten über die Lage des Landes abzugeben. Er antwortete freimüthig: es wurde, um eine fremde Einmischung in die inneren Angelegenheiten des Landes so viel als möglich zu vermeiden, nothwendig sein, das Reformprogramm Khaireddin Paschas zu adoptiren.
Mr. Göschen hat dem Sultan die Ueberreichung einer Denkschrift versprochen, welche die englischen Vorschlaͤge und Rathschläge betreffs der in der Türkei nothwendigen Reformen enthalten wird.
Frankreich. Paris, 7. Juni. (Fr. Corr.) Der „Temps“ schreibt: Der „Univers“ und die „Union“ erklären unsere Meldung, daß eine Kongregation um die gesetzliche Anerkennung eingekommen wäre, für unrichtig. Wir erhalten die Nachricht trotz der Ableugnung der beiden klerikalen Blät⸗ ter entschieden aufrecht. Wir fügen sogar hinzu, daß der An⸗ trag der in Rede stehenden Kongregation in der von den De⸗ kreten vom 29. März vorgeschriebenen Form abgefaßt ist und sich heute in der Hand des Ministers des Innern und der Kulte befindet. Zur genaueren Aufklärung des „Univers“ und der „Union“ mag noch dienen, daß die in Rede stehende Kongregation eine weibliche ist, ihren Wohnfitz in einem öst— lichen Departement und ihr Mutterhaus in einem diesem benach⸗ barten Departement hat, daß sie sich dem Unterrichte widmet und ihre Gründung in das Jahr 1868 zurückreicht. Noch mehr, das Gesuch ist mit ausdrücklicher Zustimmung des Bischofs der Diöcese eingebracht worden.
— 8. Juni. (B. TD. B.) In der Deputirten⸗ kammer theilte heute der Kriegs⸗Minister Farre mit, daß die Regierung beschlossen habe, die Fahnen der Republik am 14. Juli an sämmtliche Armee⸗Corps zu vertheilen; gleichzeitig brachte der Minister einen Gesetzentwurf ein, betreffend die Bewilligung eines Supplementarkredites für die bei diesem Anlaß zu veranstaltenden Feierlichkeiten. Der Gesetzentwurf murde an die Budgetkommission über⸗ wiesen. — Blachsre, von der Rechten, richtete eine Interpellation an die Regierung, bezüglich der inneren Politik und sprach sich mißbilligend über die zahlreichen Abberufungen von Militär⸗ und Civil— beamten aus, durch welche der Dienst desorganisirt werde und über welche das Land unzufrieden sei. Der Kriegs-Mi— nister erwiderte auf Nen bezüglich der Militärbeamten ge— machten Vörwurf, indem er erklärte, das, was die Armee desdrganisire, sei das Hineinziehen der Politik in die Armee. Die Interpellation hatte keine weitere Folge. — Die Kammer nahm sodann im weiteren Verlaufe der Sitzung einen Antrag Raspails an, nach welchem der 14. Juli, als der Jahres⸗ tag der Einnahme der Bastille als Nationalfesttag ge⸗ feiert werden soll. — Der Finanz⸗-Minister legte einen Gesetz⸗ entwurf vor, betreffend die Herabsetzung der Zuckersteuer von 70 auf 40 Fres. per 100 Kilo.
Der Senat nahm den Entwurf einer Konvention mit den Vereinigten Staaten an, durch welche die Entschädigungen geregelt werden, welche den in Amerika wohnenden Franzosen für die in dem letzten Sessionskriege erlittenen Verluste zu zahlen sind.
Türkei. Konstantinpel, 25. Mai. Die Zahl der Mekka⸗Pilger, welche bisher alljährlich durchschnittlich 40 0090 betrug, hat sich im vergangenen Jahre auf über 45 0090 belaufen. Um den Unzuträglichkeiten und den Gefahren in sanitärer Beziehung vorzubeugen, welche mit der oft mangel⸗ haften Verproviantirung und namentlich der Ueberfüllung der Pilgerschiffe erfahrungsmäßig verbunden sind, hat der hiesige internationale Gesundheitsrath unlängst ein vom Sultan inzwischen genehmigtes besonderes Regle⸗ ment für die Pilgerschiffe erlassen. Es ist da— durch einem längst hervorgetretenen, auch auf der. internationalen Sanitätskonferenzen in Konstantinopel und Wien lebhaft erörterten Bedürfniß entsprochen wor— den. — Nach den bei der hiesigen Sanitätsverwaltung eingegangenen Meldungen der Sanitätsärzte herrschen gegen— wärtig im Türkischen Reiche keinerlei Epidemien, was um so bemerkenswerther ist, als die in verschiedenen Be⸗ zirken von Kleinasien, Syrien, Mesopotamien und Macedonien herrschende Hungersnoth an einzelnen Punkten aufs Höchste gestiegen zu sein scheint. Besonders groß ist dieselbe in den Distrikten von Neorekoch, Serres, Gumur, Djina und Drama, wo sich die Dorfbewohner von Maisstrünken und den Wurzeln von leontodon tarazacum ernähren. Nach dem Eintritt des Frühlingsregens ist die Noth etwas geringer geworden, da die Frauen auf den Feldern Kresse und Cichorien fanden. Die⸗ jenigen, welche aus Mangel an Mehl große Mengen einer fetten, kreideartigen Erde (Infusorienkalk) genossen haben, sind an den Folgen dieser unverdaulichen Kost gestorben
— 8. Juni. (W. T. B.) Die Botschafter der Mächte
tende Kollektivnote zusammen.
Philip popel, 7. Juni. (Pr.) Der hier akkreditirte englische General⸗Konsul Mitchel hat einen unbestimmten Urlaub angetreten und dürfte in Folge Wechsels der englischen Politik nicht mehr auf seinen Posten zurückkehren. — Aleko Pascha hat sein Projekt, eine Reise an die europäischen Höfe zu machen, aufgegeben.
Rumänien. Bukaxre st, 8. Juni. (W. T. B.) Das amtliche Blatt veröffentlicht die neuen Vorschriften über die Bedingungen, unter welchen Auslänbern der Auf— enthalt in Rumänien gestattet wird. Durch dieselben werden alle Bestimmungen des Reglements vom 26. Februar d. J, welche als vexatorisch angesehen werden könnten, auf— gehoben. Als Regel gilt, daß alle in Rumänien reisenden oder wohnenden Fremden eine Aufenthaltskarte haben müssen; befreit davon sind aber alle Reisenden, welche sich nicht länger als 30 Tage im Lande aufhalten, sowie diejenigen Ausländer, welche immohile, industrielle oder kommerzielle Etablissements im Lande besitzen, oder welche seit 5 Jahren ein Gewerbe im Lande betreiben. Die Aufenthaltskarten werden gegen Vor⸗ zeigung eines Passes unentgeltlich ausgestellt. Galatz, 7. Juni. (W. Pr.). Das Subcomits der europäischen Do nau⸗Kommission hat bereits ein vor⸗
rede, wie dieselbe ursprünglich entworfen worden, wurde aus Rücksicht gegen diese Stimmung vorgenommen.“ .
läufiges Projekt über das Schiffahrts-Regulativ aus⸗
gearbeitet. Bulgarien hat dasselbe bereits angenommen und!
traten heute zur Berathung über die an die Pforte zu rich⸗
Minister Zankow erklärte, es sei wünschenswerth, daß Oester⸗ reich Ungarn in der Ueberwachungs⸗Kommission nicht blos vertreten sei, sondern auch den Vorsitz darin führe. Bul⸗ garien hat Herrn Minkovies als seinen Delegirten in die Kommission designirt.
Serbien. Belgrad, 7. Juni. (Pr.) Fürst Milan wird nach seinem Aufenthalte in Wien ein Bad aufsuchen, um seine angegriffene Gesundheit herzustellen. — Der Ge⸗ sandte in Paris, Marinovics, wurde auch für London akkreditirt. — Heute, 11 Uhr Vormittags, wurde ein solenner Trauergottesdienst für die Czarin abgehalten.
Bulgarien. Sofia, 7. Juni. (Pr.) Der Fürst hat auf die Bitte des Sabranije die Session bis zum 13. d. M. verlängert. Das Budget des Ministeriums der Justiz und des Unterrichts ist erledigt. Es werden Friedensgerichte eingeführt. In Silistria, Zaribrod und Dubniza werden Seminarien für Lehrer, in Sofia für Lehrerinnen errichtet. Das Gymnasium in Gabrowo wird in eine Realschule ver—⸗ wandelt. Die Volksschulen sind vierklassig.
Nußland und Polen. St. Petersburg, 8. Juni. (W. T. B.). Der „Regierungsbote“ bringt in feiner heutigen Beilage ein Reskript Sr. Majestät des Kai— sers an den Grafen Loris-Melikoff, in welchem es heißt: Die von allen Ständen der St. Petersburger Bevölkerung bei Ueberführung der sterblichen Ueberreste Ihrer Hochseligen Wajestät der Kaiserin aus dem Winter— palais nach der St. Peter⸗Paulskathedrale bekundete Theil nahme habe ihn und die Kaiserliche Familie mit großem Trost in ihrer tiefen Trauer erfüllt. Dieser aufrichtige Ausdruck der Liebe und Treue habe von jeher ein unbestreitbares Zeugniß abgelegt von der zwischen dem russischen Volke und seinem Kaiserhause herrschenden Einigkeit, welche die Vorsehung zum Ruhme und Glücke Rußlands immer unerschüttert erhalten möge. Schließlich beauftragt der Kaiser den Grafen Loris⸗ Melikoff, allen Bewohnern der Residenz seinen herzlichen Dank für die bewiesene Theil nahme auszudrücken.
Nach einer offiziellen Bekanntmachung findet die feierliche Beisetzunng der Leiche der Kaiserin in der St. Peter- und Paulskathedrale morgen Vormittag um 10 Uhr statt.
Amerika. Washington, 5. Juni. (Allg. Corr.) Mr; Cox bereitet in Gemäßheit von Instruktionen des Re— präsentantenhaus-Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten einen Bericht über die Fischereifrage vor, welcher den Gesetzentwurf, den der Äusschuß dem Hause zu befürworten übereingekommen ist, begleiten soll. Der erste Abschnitt des Berichts verfügt, dem Vernehmen nach, die Wiederauferlegung von Zöllen auf Fische und Fischerzeugnisse aus den britischen Provinzen. Der zweite ermächtigt den Präsidenten, diese Zölle aufzuheben, wenn die britische und die amerikanische Regierung wieder im Einvernehmen über die Fischereiartikel des Washingtoner Vertrages sind. Durch Abschnitt III. wird der Präsident autorisirt, Fischer der Vereinigten Staaten an der Ausübung ihrer Privilegien in Gemäßheit des Vertrages zu verhindern, und wenn das Gemeinwohl es erheischt, aufs Neue Zölle aufzuerlegen, bis ein Einvernehmen herge⸗ stellt worden. Der 4. Abschnitt verfügt die Prüfung und Zahlung der Verluste, die amerikanische Fischer durch Ver— letzung des Vertrages erlitten.
Der Senat hat die Ernennung des Herrn James M. Putnam zum Gesandten der Vereinigten Staaten bei Belgien bestätigt.
Chicago, 8. Junt, früh ( d i Ron dention setzte gestern Abend die Abstimmung über die Präsidentschaftskandidaten fort. Bei der 29. Abstimmung wurden für Grant 307, für Blaine 279, für Sherman 9l1, für Edmunds 31, für Washburne 35, für Windom 10 und für Garfield 2 Stimmen abgegeben. Die Versammlung ver⸗ tagte sich sodann auf heute.
— 8. Juni, Abends. (W. T. B.) Die 36. Abstimmung der republikanischen Konvention ergab für Garfield 399, für Grant 306, für Blaine 42, für Sherman 3, für Washburne gleichfalls 3 Stimmen. Sofort, nachdem dieses Ergebniß ver⸗ kündet worden war, stellte der Führer der Anhänger Grants, Senator Conkling, den Antrag, die Ernennung Garfields zum Prä⸗ sidentschaftskandidaten zu einer einstimmigen zu machen. Der Antrag wurde angenommen und Garfield unter enthusi⸗ astischen Kundgebungen der Konventionsmitglieder einstimmig zum republikanischen Präsidentschaftskandidaten ernannt. Die Konvention vertagte sich hierauf bis 5 Uhr Nachmittags, — Der Präsidentschaftskandidat James A. Gar⸗— field war bisher Mitglied der Repräsentantenkammer von Ohio und wurde kürzlich zum Senator für Ohio gewählt.
Südamerika. Rio de Janeiro, 1. Mai. Das Dekret der brasilianischen Regierung vom 26. Dezember v. J.“) wonach die bis dahin den Einwanderern bei ihrer An⸗ siedelung von Staatswegen gewährten Begünstigungen in Wegfall gekommen sind, hat neuerdings eine Verschärfung er— fahren. Während nämlich auch nach Erlaß jenes Dekretes die Einwanderer freie Aufnahme und unentgeltlichen Unter— halt in der Herberge der Regierung noch wie früher erhielten, ist durch Verfügung des Ackerbau⸗Ministers die Schließung der hiesign Einwandererherberge zum J. d. M. an⸗ geordnet worden.
In Folge des Auftretens des gelben Fiebers in hiesiger Stadt werden übrigens alle ankommenden Einwanderer unverzüglich nach der etwa 4 Stunden entfernten Bahnstation Barra de Pirahy befördert, um dort so lange zu bleiben, bis sie nach ihren Bestimmungsorten geschafft werden können.
—
) conf. Nr. 71 des „Reichs ⸗Anzeigers“.
Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.
St. Petersburg, Mittwoch, 9. Juni, Nachmittags 12 Uhr 45 Minuten. Soeben verkünden die Kanonen der St. Peter- und Pauls⸗Festung sowie Artilleriesalven der Bevölkerung die erfolgte feierliche Beisetzung der entschlafenen Kaiserin. Die Feierlichkeit verlief programmmäßig.
Washington, Mittwoch, 9. Juni. Die Repräsentanten⸗ kammer hat einen Gesetzentwurf angenommen, durch welchen der Zoll auf Gerstenmalz auf 25 Cents pro Buͤshel fest⸗ gesetzt wird.
Statistische Nachrichten.
Ueber das Sanitätspersonal im Großherzogthum Hesfen bringt die „Darmst. 3.“ nach den von den Kreiggesund—⸗ heitsämtern aufgestell len Uebersichten Mittheilungen, denen wir die folgenden Angaben entnehmen. Am Schlusse des Jahres 1879 waren
im Großherzogthum 349 Aerzte thätig. Von diesen waren 6 aus= schließlich in Anstalten beschaäͤftigt, namlich die Aerzte des Landes. hospitals Hofheim und der Landesirrenanstalt Heppenheim und 33 zugleich in Militärdiensten. Nach früheren, am 1. April 1876 an. zehommenen Erhebungen Über das Sanitätspersonal gab es damals im Großherzogthum 323 frei praktizirende Aerzte, einschließlich der aktiven Mikitärärjte; es hat sich die Zahl sonach in einem nahezu einjährigen Zeitraum um 20 erhöht, und, während damals 1 Arzt gzuf 538 Einwohner entfiel, berechnet sich nunmehr 1 Arzt auf 2668 Cinwohner. In den Provinzen hatte Starkenburg nach der letzten Aufnabme 133 Freipraktözirende Aerzte (1: 3690 8) darunter 12 Stabsärzte; Oberbessen deren 84 : A3, Ge). darunter 5 Militärärzte, und Rheinhessen 14 1 2337 E.) und hierunter 17 Militärärzte, Von den Kreisen hatten die relativ höchste Zahl der Aerzte die Kreise: Darmstadt 53 (l :1510 GC), Mainz 57 (1: 1930 C.), Gießen 38 (1; 1776 EG.), Friedberg I(f 7169 G.) und Worms I6 (1: 2270 E); die relativ ge, Zahl die Kreise Alsfeld mit 7 (1 : 5214 G). Lauterbach mit (6: 4750 E), Schotten mit 6 (1: 4500 E.), Erbach mit 11 (1: 4382 E- Dieburg mit 13 (1: 4115 G.) und Groß · Serau 9 ¶ 1 : 4044 E.). In den übrigen Kreisen be⸗ rechnet sich im Durchschnitt Arzt auf 3300 E. — Von den h volk⸗ reichsten Städten zählten Mainz 48, Darmstgdt 42. Offenbach s, Worms 15 und Gießen 32 Aerzte. Ven Wun därzten übten am Schlusse des Jahres 1877 nur 8 im Großherzogtbum Praxis aus; ihre Zahl hat sich gegen 1376 um 6 vermindert. Approbirte Zahnärzte wurden 11 gezählt gegen 14 der vorausgegangenen Auf- Fahme. Der Veterinärzte einschließlich der aktiven Militär- Roßärzte waren 60 vorhanden, und von diesen in der Provinz Star⸗ kenburg 27, in Oberhessen 18, und in Rheinhessen 15. Die Zahl der Apotheken hat seit Jahren eine Zunahme nicht er— fahren; dieselbe betrug 10), davvn in Starkenburg 45, in' Oberhessen 34 und in Rheinhessen 28. Im Groß— herzogthum Überhaupt entfällt eine Apotheke auf. 8556! Einw. in Starkenburg auf 8578 Einw., in Oberhessen auf 75090 Einw. und in Rbein hessen auf 9643 Einw. Den 107 Apotheken standen 108 Besitzer oder Verwalter vor; weiter waren in. denselben beschäftigt 75 Apothekergehülfen und 39 Lehrlinge. Die Zahl der Gehülfen hatte fich gegen 1876 nicht unbeträchtlich vermindert; die der Lehr, singe dagegen in demselben Maße erhöht, so daß die Gesammtzahl der' in den Apotheken beschäftigten Personen eine Verminderung nicht erfahren hatte. Hebamm en waren im Großherzogtum 1315 an; gemeldet, davon entfallen auf Starkenburg 425, auf Oberhessen 463 und auf Rheinhessen 427. Geprüfte Heilgehülfen 206, in Starkenburg 112, in Oberhessen 41 und in Rheinhessen 335.
— Der Stand der öst erreichisch ungarischen Handels marine war nach einem amtlichen Ausweise am Schlusse des Jahres 1879: 8226 Schiffe mit 3390 672 t Gehalt, 27 426 Mann Besatzung und 18990 Pferdekraft. Der Gattung nach, waren 549 Schiffe weiter Fahrt oder eigentliche Seehandelsschiff: mit 282 571 t, 6978 Mann, worunter 72 Dampfer mit 58 604 t, 2237 Mann und 16600 Pferdekraft; weiter 62 Schiffe der großen Küsten fahrt mit 61435 t, 366 Mann, worunter 4 Dampfer mit 360 t, 37 Mann und 260 Pferdekraft; ferner 1834 Schiffe der kleinen Küstenfahrt mit 27066 t, 5445 Mann, worunter 28 Dampfer mit 1317 t, i860 Mann nud 740 Pferdekraft; ferner 2000 Fischerboote mit 5686 t und 7309 Mann, endlich 3781 verschiedene Boote mit g206 t und 7337 Mann. Von den Gesammtschiffen entfallen auf Triest und sein Gebiet: 487 Schiffe mit 83 8i7 t, 3543 Mann, worunter 77 Dampfer mit 58 604 t, und 16000 Pferdekraft, 50 Schiffe weiter Fahrt mit 24 300 t und 520 Mann; auf Istrien und die quarnerischen Inseln: 1820 Schiffe mit S5 378 t, Fähz Mann, worunter 1 Dampfer mit 35 t und 25 Pferdekraft und 155 eigentliche Seehandelsschifff mit 72284 t und 1465 Mann; auf die gefürsteten Grafschaften Görtz und Gradisca: 289 Schiffe mit 1361 t und 600 Mann, worunter 1L Dampfer mit 19 t und 10 Pferdekraft, aber keine Schiffe weiter oder großer Küstenfahrt; auf Dalmatien: 5134 Schiffe mit 85 479 t, 13 645 Mann, worunter 6 Dampfer mit 163 t und 148 Pferdekraft, dann 125 Schiffe weiter Fahrt mit 61 079 t und 1261 Mann; endlich auf das ungarisch⸗kroatische Küstengebiet: 496 Schiffe mit 69 637 t und 2384 Mann, worunter 3 Dampfer mit 72 Pferdekraft, dagegen 147 Schiffe weiter Fahrt mit 66 305 t und 1495 Mann Bemannung. Auf den Werften und Stapeln der Hafengebiete von Triest, Rovigno, Pola, Lussinpiecolo, Zara, Spalato und Ragusa wuzden 29 Segel⸗ schiffe, S Dampfer (in Triest) und 198 Barken im Gesammtgehalte von 16724 t neu gebaut und 162 Segelschiffe, 93, Dampfer (92 in Triest und 231 Barken im Gesammtgehalte von 133 111t aug gebessert; auf den ungarischen Werften von Fiume, Buccari und Portoré, 5 Schiffe und 2 Barken mit 2686 1 Gehalt neu gebaut, 3 Segler und 1 Dampfer mit 438 t Gehalt ausgebessert. Der Werth der auf den 23 Werften und 18 Stapeln der österreichischen Küste im verflossenen Jahre ausgeführten Neubauten beziffert sich auf ungefähr 2826 175 Fl., jener der Ausbesserungen auf 1321981 Fl.; der Werth der Neubauten auf den 5 ungarischen Werften beträgt approximativ 398035 Fl., der der Aucbesserungen 13409 Fl. Während des Jahres 1879 wurden 7 Schiffe mit 38932 t Gehalt im Auslande angekauft (5 aus England, 1 aus Amerika, 1 aus Italien); dageren 8 Schiffe mit 2450 t Gehalt dorthin verkaust; gescheitert, in Verlust gerathen oder sonst verschollen sind 29 öster⸗ reichische Schiffe mit 11442 t Gehalt.
Kunst, Wissenschaft und Kiteratuz.
Von der im Verlage von Wilhelm Koebner in Breslau erscheinenden Sammlung; ‚Deutsche Vol ksschriften“ sind vor Kurzem wiederum drei Bändchen erschienen: 1) Der sechste und siebente Band zusammengefaßt betitelt sich: Die Habsburger und die Hohenzollern in ihrer deutschen Reichspolitit von Dr. Franz Heyer. Der Verfasser ordnet den Inhalt in folgende Kapitel: Die Habsburger bis zum 0jährigen Kriege. Die Folgen des 30jährigen Krieges und die Kgiser Ferdinand II., Ferdinand III. und Leopold J. Französische Heilkünstler. Stimmen deutscher Publi⸗ zisten aus dem 17. Jahrhundert. Die Mark Brandenburg und die Hohen zollern bis zum großen Kurfürsten. Die beiden ersten Könige in Preußen. Vig Habeburger von Leopold 1. bitz Carl VI. König . II. Maria Theresia. Joseph II. und der Friede zu Teschen.
er deutsche Fürstenbund unter Friedrichs 1II. Führung. Friedrich Wilbelm II. und die Versuche, den deutschen Fürstenbund zu festigen. Keiser Lenpold II. verständigt sich mit Friedrich Wilhelm 11. Kalfer Franz JI. und der Krieg gegen Frankreich. Das Deutsche Reich und Preußen bis zum Frieden von Basel. Kaiser Fran; Tl. undeutsche Politik und Demüthigung durch Napoleon König Friedrich Wilhelm iI. und seine Poliitik bis zum Jahre 1865. Vie Idee eines norddeutschen Kaiserreiches. Preußens Wiedergeburt. Oesterreich im Jahre 15863. Die Erhebung Preußentz. Der Kongreß zu Wien. Sesterreich nach dem Kriege unter Franz J. und Ferdinand J. Preußen unter Fried⸗ rich Wilhelm III. nach dem Befreiungskriege. Oppositlonelle Regungen ; ; z p gung im deutschen Volke. Der Zollverein. Friedrich Wilhelm J. Die Revolution des Jahres 1848 und das Parlament in Frankfurt am Main. Oesterreich unter Kaiser Franz Joseph. Die letzten Regie⸗ rung jahre hi Wilhelms LV. und die neuen Bahnen der preußlschen Politik unter Wilhelm J. Deutschlands Einigung unter Preußens Führung mit Ausschlaß Oesterreichs. — Ver Preis des Doppelbandes beträgt 1 416. — 2) In zweiter Auflage ist als zweiter Band der Deutschen Volksschriften⸗ „Die Gefund“ heitspflege von Dr. Jacobi, Königl. Bezirks Phystkus und Dozent der Staatsarzneikunde an der Universität Breslau, herauz— egeben. Nach einer Einleitung über den hohen Werth der Gefund— beserlene bespricht der erfasser die wesentlichsten Fak⸗ ioren einer verständigen Gesundheitspflege, nämlich: die Wohnung, die Nahrung, die Kleidung und die Haut— pflege; die Thätigkeit und die Ruhez die Erziehung und die Schule, und knüpft daran beachtengwerthe Rathschläge ur Hebung und Ver— breitung der öffentlichen Gesundbeit pflege. Das Bändchen kostet, wie jedes der Bände der „Deutschen Volksschriften', 50 8, bei
Partiebezügen tritt eine wesentliche Preisermäßigung ein. Dieser billige Preis ermöglicht weiten Kreisen den Erwerb dieser Sammlung empfehlengwerther Volksschriften. . . .
— Im Verlage von J. J. Weber in Leipzig ist soeben erschienen und durch alle Buchhandlungen zu beziehen: Gicht und Rheum a— tismus “. Von Hr. Arnold Pagenstecher, Königl. Sanitäts. Rath und prakt. Arzt in Wiesbaden. Zweite, umgearbeitete Auflage. Mit 12 in den Text gedruckten Abbildungen. Preis eleg. broch. 116 50 3, geb. 2 ƽ 50 9g. — Der Verfasser hat es sich in dieser, bereits in mehrere Sprachen übersetzten Schrift zur Aufgabe gestellt, die Lehre von der Gicht und dem Rheumatismus in den engen Rahmen einer populären Bearbeitung zu fassen. Daß ihm dies gelungen, beweist das baldige Erscheinen einer zweiten Auflage, für welche sich in Folge der wesenklichen Fortschritte der Heilkunde eine vielfache Umgestal⸗ tung der einzelnen Kapitel nothwendig machte. Namentlich erfuhr die Lehre vom akuten Gelenkrheumatismus eine auf die neueren theoretischen Anschauungen und die erfolgreiche moderne Therapie gegründete modifizirte Darstellung. In der Reihe der illustrirten k des Weberschen Verlages bildet diese Schrift den 10. Band.
Gewerbe und Sande.
Nachdem die auf den 24. v. M. berufene außerordentliche Generalversammlung des Aktienvergins des zoolo gischen Gartens zu Berlin, welcher ein Antrag des Vorstan2— des, betreffend die Konvertirung der 6prozentigen Obligationen, vor⸗ lag, nach 8 20 des Gesellschaftsstatuts Mangels Erscheinens der er forderlichen Anzahl von Aktionären sich als nicht beschlußfährg ergeben, hat der Vorstand eine zweite außerordentliche Generalver-⸗ sammlung zur definitiven Beschlußfassung über den betreffenden An⸗ trag auf Montag, den 28. Juni dv. J, Nachmittags 5 Uhr, in das Restaurationslokal des zoologischen Gartens berufen.
Der vorerwähnte Antrag lautet: Die Generalversammlung wolle beschließen: Der Vorstand wird ermächtigt, die in den Jahren 1871 und 1873 emittirten, zu Hoso verzinslichen Obligationen des Vereins in 5oo umzuwandeln, alle zu diesem Zwecke für erforderlich zu er⸗ achtenden Maßregeln vorzunehmen, die dazu nöthigen Verträge zu schließen und insbesondere: I) die vorgedachten Obligatisnen zu kün— digen, zurückzuzahlen und an deren Stelle neue 5ö5so Obligationen zu gleichem Betrage zu emittiren, unter Feststellung der Modalitäten und Amortisationsbedingungen für die neue Emission, 2) den. Be— sitzern der Obligationen, welche sich zum Umtausch der 6Yo Obliga⸗ tionen gegen 5oög bis zu einem vom Vorstand zu bestimmenden Ter⸗ mine bereit erklären, eine Prämie von 100 des Nominalbetrages zu bewilligen. Eine Konvertirung der neu zu emittirenden Anleihe soll vor dem 1. Januar 1891 nicht zulässig sein. Bis zu diesem Zeit« punkt soll die Amortisarien der vorgenannten Anleihe mit mindestens einem halben Prozent und höchstens mit zwei Prozent des Gesammt— betrages erfolgen. Vom 1. Januar 1891 ab kann eine höhere Amortisation eintreten.
— Saaleisenbahn. Wie gemeldet, steht auf der Tages ordnung der auf den 29. d. M. einberufenen Generalversamm⸗ lung ein Antrag der Direktion auf Genehmigung des von ihr ab— geschlossenen Vertrages über Kündigung der 44prozentigen Prioritäts- Anleihe und Aufnahme einer ebenfalls mit staatlicher Zinsgarantie versehenen 4prozent. Anleihe, sowie die Mittheilung, daß der betreffende Vertrag mit dem hiesigen Bankhause Jreob Landau abgeschlossen ist. Auf Grund dieses Vertrages wird die Direktion die ganze 4prozentige Prioritäts-Anleihe für den 31. Dezember 1880 zur Rückzahlung al rari kündigen. Vom 1. Januar 1881 hört jede Verzinsung der Obligationen auf. Die Saaleisenbahn nimmt eine neue, mit 4 00 Zinsen von den betheiligten Regierungen garantirte Prioritäfsanleihe mit 3 396 500 4 auf, welche mit halbjährlichen Zinscoupons vom 1. Juli d. J. an zu versehen ist. Die einzelnen Stücke dieser neuen Anleihe werden nach Nummern und Nennwerth genau den noch nicht ausgeloosten Stücken der jetzigen 4350/‚9 An— leihe entsprechen, und es erfolgt die Tilgung der neuen Anleihe in ganz derselben Weise, in welcher die Tilgung des Restbetrages der alten Anleihe zu erfolgen gehabt haben würde. Zur. Bequemlichkeit der Inhaber der Prioritätsobligationen wird die Rückzahlung außer in Jena, am Sitze der Gesellschaft, auch noch in München, Berlin,
rankfurt a. M., Leipzig und anderen, von dem Bankhaus Jacob Landau etwa zu bezeichnenden Stellen vorgenommen werden.
— Die zehnte ordentliche Generalversammlung der Rheinisch⸗ Westfälischen Rüöckversicherungs - Gesellschaft wurde am 29. Mai in M.-Glabbach von siebenzehn Aktionären, welche 408 eigene und 40 fremde, zusammen 448 Stimmen vertraten, abgehalten. Aus dem Geschäftsbericht entnehmen wir Folgendes: Es belief sich in der Transportbranche die Prämieneinnahme abzüglich Cour⸗ tagen ꝛc. auf 1 509 780 M 34 5 aus einem Versicherungskapital von 252 045 341 M½ι, hat sich also gegen die Prämieneinnahme des Vor⸗ jahres mit 791 223 M 21 3 nahezu verdoppelt. Obiger Prämien einnahme tritt hinzu die Prämien- und Schadenreserve aus dem Jahre 1878 mit 307 905 4 55 5. Dagegen wurden verausgabt an Retrocessionsprämien, abzüglich Courtagen 2c. 362 292 Æ 20 8, an Schäden abzüglich des Antheils der Rückversicherer 753 733 6 39 8 und 163 287M 65 3 an Provisionen, Verwaltungs⸗, Organisations kosten und Tantième. Die Schaden. und Prämienreserve per ultimo 1879 wurde auf 793 435 MÆ 79 8 fte ff, wovon 275 869 MÆ 71 9 auf die Rückversicherer resp. Retrocesstonäre entfallen. Die Feuer⸗ branche brachte im verflossenen Jahre eine Prämieneinnahme von 1124197 M 58 g, wozu an Prämien und Schadenreserve ex 1878 421 0566 A 20 3 hinzukamen. Die Ausgaben betrugen 393 221 M 74 3 an Retrocesstonsprämien, 610 983 4 22 an Schäden abzüglich des Antheils der Retrocessionäre und 221 767 6 18 R an Verwaltungs- und Organisationskosten. Für schwebende Schäden und laufende Risiken wurden ultimo 1879 reservirt 47 2994 39 J, worunter 164 424 M6 97 als Antheil der Retrorcessionäre. Die Gesammteinnahmen der Gesellschaft beliefen sich ein schließlich 55 387 4½ 65 3 Ertrag aus Geldanlagen, Polize⸗ geldern, Aktien umschreibegebühren und verfallenen Dividenden auf 3418322 99 32 3, und die Gesammtauggaben inklusive 609 S 83 „, Abschreibung auf Mobilien auf 2495 895 M 86 *, wonach ein Brutto Ueberschuß verblieb von 922 426 „66 46 8, gegen sl0 137 4 81 3 im Vorjahre. Von diesem Ueberschuß kamen in Abzug die Schaden, und Prämienreserve für 1880 mit netto 902 44046. 50 3, so daß sich ein Reingewinn von 19 985 M 96 ergab. Hiervon ging ab die statutarische Einlage in dem Kapital“ Reserve⸗ sond mit 3525 6 94 3 und verblieb somit ein Ueberschuß von 16 4·ę9 6 2 , welcher Betrag, zuzüglich aus dem Extra-Reserve⸗ fond entnommener 6040 M 98 , als Dividende mit 11 96 25 4 pro Aktie — 76 o der statutarischen Einzahlung gn die Aktionäre zur Vertheilung gelangte. Seit dem zehnjährigen Bestehen der Ge⸗ sellschaft sind sonach 1119 0e der geleisteten baaren Einzahlung an Dividenden vertheilt worden, und außerdem hat sich ein Kapital ⸗ und Extrg-⸗Reservefond von 170 523 M 32 3 — 56,8 Cso des eingezahl⸗ ten Aktienkapitals angesammelt, so daß die Garantiemittel der Ge— sellschaft einschließlich der Prämien und Schadenreserve Ende 1879 402963 M 82 8 betragen.
— Aus dem Geschäftsbericht der Compagnie des Chemins de fer de la Suisse Oeeidentale ergiebt sich, daß zwar ein kleiner Reingewinn über die Verzinsung der Prioritätsaktien vorhanden ist, der aber dem Erneuerungsfond überwiesen wird. Der gesammte Reingewinn des Geschäftsjahres 1879 stellt sich auf 984 890 Fr., wovon ö0 G60 Fr. als Hproz. Verzinsung der Prioritätsattien zu verwenden sind und 284 890 Fr. im angedeuteten Sinne benutzt werden. Die 83 sammteinnahmen der Gesellschaft betrugen im Jahre 1879 11735 214,659 Fr. (per Em 24 096,95 Fr.); im Jahre 1878 11331 O92, 22 Fr. (per km 23 267, 13 Fr., also eine Mehreinnahme von 404 12237 3 die Betriebsausgaben hatten sich auf 5 684 601,01 Fr. gestellt. 3 r Verzinfung und zur Amortisation der Prioritätsschulden der Gesell⸗ schaft waren 5 493 994,62 Fr. nothwendig, so daß der ganze Betriebs gewinn nur 556 619 Fr. gegen 438 611 Fr. im Jahre 1878 betrug.
Das ungünstige Resultat, welches zur, Folge hat, daß die Aktien dividendenlos bleiben, setzt der Geschäftsbericht auf Rechnung der
ungünstigen Weinernte und der wenig günstigen Erate der Schweiz überbaupt. Ueberdies habe das schlechte Wetter den Reiseverkehr ungünstig beeinflußt. Im Personenverkehr sind im Jahre 1879 von Neuem 259 103 J weniger vereinnahmt worden; im Güter ⸗ und Vieh⸗Verkehr dagegen 535 9681 Fr. mehr, so daß eine Gesammtmehreinnahme von 275978 Frs, sich ergiebt. Seit dem Jahre 1876 — wo allerdings das schweizerische Bundes- schießen einen großen Einfluß auf den Personenverkehr gehabt hat — sind die Einnahmen im Personenverkehr konstant zurückgegangen; sie waren seit dem Jahre 1873 noch nicht so niedrig, wie sie im Jahre 1879 gewesen sind. Dagegen waren die Einnahmen im Güter⸗ verkehr im Jahre 1879 wesentlich besser als in den Jahren 1877 — 78. Der Berichf hebt hervor, daß nur die Wiederkehr hesserer Ernten, gemeinsam mit der Rückkehr eines schwunghafteren Reiseverkehrs in der Schweiz der Gesellschaft günstigere Resultate zuführen könnte. Die Ronvention, die mit den schweizerischen Nachbarbahnen wegen einer gemeinsamen Vertheilung gewisser Verkehre geschlossen ist, hat nach dem Geschäftsbericht günstige Resultate für die Gesellschaft er⸗ eben. .
; — (N. Zürch. Ztg.) Der Verwaltungstath der Vereinigten Schweizerbahnen hat in seiner Sitzung vom 5. d. M. den Jabresbericht und die Rechnungsabschlüsse pro 1879, die von der Generaldirektion vorgelegt worden waren, genehmigt. Die Divi⸗ der de wurde für die Prioritätsaktien auf 20/0 oder 123 Fe. per Aktie festgesetzt.
gnsrnn, 9. Juni. (W. T. B) Wollmarkt. Zufuhr 506 Ctr. Wäschen mittelmäßig, Geschäft schleppend und flau, etwa 4 verkauft, Preise 160 — 175 4M, geringe Waare etwas weniger, feine etwas mehr. .
Breslau, 9. Juni. (W. T. B) Der hiesige Wollmarkt eröffnete matt; die Umsätze waren belanglos. Die Käufer drücken den Preis. Bei einer Preiskonzession dürfte der Verkehr ver— muthlich reger werden. Die Zufuhr am Markte betrug ca. 1200 Gtr.; der Verkauf auf dem Stadtlager war erheblich mit, einem Preis⸗ aufschlag von 5 — 9 Sn Mittelwollen auch unter vorjährigen Preisen.
Verkehrs ⸗Anstalten. . Die Eröffnung des neuen Personen⸗ Bahnhofes der Berlin⸗Anhaltischen Eisenbahn hierselbst (Aska⸗ nischer Platz Nr. 6) ist auf den 15. d. Mts. festgesetzt. Der provisorische Bahnhof (am Ausgange der Trebbinerstraße) wird in der Nacht vom 14. zum 15. Juni er, und zwar unmittelbar nach Eintreffen des um 12 Ühr 15 Minuten Nachts hier ankommen⸗ den Courierzuges Nr. 26 für den Personenverkehr geschlossen. Die Abfertigung saͤmmtlicher Personenzüge, der Billetverkauf, die Ge⸗ päckanndhme und „Ausgabe, die Beförderung telegraphischer De peschen 2c. erfolgt demnaͤchst in dem neuen Empfangsgebäude hier⸗ selbst und beginnt mit dem Dienstag, den 15. Juni er., Morgens um 5 Uhr 40 Minuten nach Lichterfelde abgehenden Ldolaljuge Nr. 5I resp. mit dem um 6 Uhr Vormittags nach Halle, Cöthen, Leipzig und Röderau (Dresden) abgehenden Personenzuge Nr. ö. Southampton, 8. Juni. (W. T. B. Der Dampfer des Rorddeutschen Lloyd „Donau! ist hier eingetroffen.
Berlin, 9. Juni 1880.
Internationale Fischereiausstel lung. Die Nieder⸗ lande sind mit einer überaus instruktiven Kollektion auf der Aus⸗ stellung erschienen. Ueber die reiche niederländische Fauna, soweit sie für die Fischerei von Interesse ist, belehren uns die zoologische Ge⸗ sellschaft zu Rotterdam, das Reichsmauseum für Naturgeschichte in Leiden u. A.; die Thierwelt Madagakcars führt uns Dr. Frangois P. L. Polten⸗Scheveningen, die Niederländisch Indiens, allerdings nur in Abbildungen, das Ministerium der Kolonien im Haag und die Koönchylien des malayischen Archipels der Königliche zoologische Verein zu Amsterdam vor. Unter den konseroirten Fischen inter essiren vor Allem die verschiedenen Verwendungen niederländischer Fische zu Fischköder, mit dem dieses Land die Fischereien an der ganzen Westküste Europas his hinunter nach Spanien versorgt. Um die Produktion und den Export konservirter Fische zu erleichtern, läßt die Regierung den Fischereien alle mögliche Unter ⸗ stützung angedeihen; um nur einen Punkt in dieser Beziehung zu er wähnen, sei darauf hingewiesen, daß in den Niederlanden die Fische⸗ reien von der hohen Salzsteuer vollständig befreit snd. Hochinter⸗ essant ist das, was die Niederlande in Klasse II., Geräthe der Fischerei, ausgestellt haben. Die Hauptthätigkeit der niederländischen Fischer absorbirt der Herings fang. Derselbe geschieht mit Hülfe der Vleet, die aus 65 bis 70 einzelnen Netzen besteht, deren jedes 27 m lang und 166 m breit, vermittelst dünner Schnürchen, sogenannter Stalen, mit einer mit Korken (Flooten — etwa 2700 bis 2800 an einer Vleet) versehenen Leine, die Speerreß, verbunden ist, welche ihrerseits durch stärkere Leinen, die Seyzings, an die große Vleetreep befestigt wird. Um das Durchbie zen des Netzes zu verhindern, wird zwischen jeder Haupt oder ganzen Sey⸗ sing noch eine leichte oder halbe Seyzing angebracht. Die Vleetreep und Alles, was daran aufgehängt ist, wird durch eine große Anzahl leerer, wasserdichter Tonnen oder Breels, welche mittelst Breeltaue an ihr befestigt sind, schwimmend erhalten. Habe enge welche zum Wlederanbordholen des Vleet Dampfkrast ge rauchen, fischen jetzt sogar mit 100 Netzen. Für die. Büg⸗ oder Kabliaufischerei werden Leinen gebraucht, von fein gehecheltem Hanf ge⸗ sponnen, woran die Angelhaken vermittelst kleiner Schnürchen, so⸗ genannter Sneunsa, befestigt sind. Jede Leine mißt 41 Faden, 16, früher 14 Leinen zusammen stellen eine sogenannte Bak dar. Jede Bak trägt einen Anker, womit die Büg — die verschiedenen Teinen zusammen — dicht am Meeresboden festgelegt wird; jeder Anker ist wieder durch ein Seil, die sogenannte Bakleine, mit einem schwimmenden hölzernen Kegel verbunden. Die Flundern werden an der Küste in Netzen gefangen, die 17 m lang und 30 em hoch sind; 6 dieser Netze werden, mit einander verbunden, in der Richtung des Stromes aufgestellt. Diese Netze tragen keinen Korb, sind aber mit eiwa 5 kg Blei beschwert, ihre Maschenweite ist 5 = 5,5 em. Nächst den genannten Fischen nimmt die Auster das Hauptinteresse in AÄAnspruch. Der Austernzucht wird in den Niederlanden die höchste Beachtung geschenkt, und die Niederländische Gesellschaft zur Forde⸗ rung der Austernzucht zu Bergen op Zoom hat sich die Pflege der selben zur speziellen Aufgabe gemacht. Die genannte Gesellschaft giebt uns denn auch auf der Austellung eine genaue Darstellung der Zucht, wie sie zu Bergen op Zoom, Tholen und Jerseke geübt wird. Der Untersuchung der Gewässer wird in den Nieder- landen — und das kann bei dem Verständniß, das man der Bedeutung der Fischerei in diesem Lande entgegenormngt, nicht Üüberraschen — die peinlichste Sorgfalt gewidmet. Seit 18575 wird alljährlich an irgend einem Theil der Küste eine Station errichtet, welche genaue Untersuchungen über Bau⸗ und Lebenzweise der zur Meeresfauna der Niederlande gehörenden See—⸗ fhiere anzustellen hat; 1576 war sie in Helder, 1877 in Vliessingen, 15878 und 1879 auf der Insel Terschelling errichtet.
Der Nachbar der Mlederlande, das Königreich Belgien, hat sich offiziell an der a, , nicht betheiligt. . einer Schrift bes Hrn. von dem Bussche über die Fischer Blankenberghes finden wir aus diesem Lande nur das Modell des Austernparkes der Ostender Firma Bettger u. Co, die gleichzeitig einige Geräthschasten in Ab⸗ theilung 3 ausgestellt hat.
Auch Frankreich ist der Ausstellung fern geblieben, obwohl die) Fischerei, und namentlich die künstliche Fischtucht, in diesem Lande auf einer hohen Stufe. der Eantwicke= lung steht. Von den vier Ausstellern, die aus Frankreich er⸗ schienen sind, haben Maré⸗Nantes und Ten sonngau jeune fils Bordeaux Konserven, Longucty⸗Boulogne s. M.. Netzproben und Fr. Giraͤrd⸗Lglle einige interessanfe Werke ausgestellt, die die Herren Barrois und Pr. Paul Halle; zum Verfasser haben.
K