1880 / 158 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 08 Jul 1880 18:00:01 GMT) scan diff

Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 7. Juli. (W. T. B.)

Die „El saß⸗Lothringische Zeitung“ erklärt bezüglich der egen die Straßburger Tabaksmanufaktur gerichteten

. daß die Verwaltung im Interesse des Landes und in voller Uebereinstimmung mit der Lanbesvertretung ver⸗ pflichtet sei, das Institut so nutzbringend als möglich zu machen gegenüber der ausgiebigen Konkurrenz der gesammten deutschen Tabaksfabrikation in Elsaß⸗ . Es bleibe nur übrig, den allgemeinen deutschen Markt außßu⸗ suchen und das deutsche Publikum mit dem elsässischen Tabak zu befreunden. Gleichwie bei dem bisher un⸗ angefochten gebliebenen Vorgehen des Münchener Hof⸗ bräuhauses werde auch hier den Konsumenten die Reinheit und Preiswürdigkeit der staatlichen Fabrikate von Genuß⸗ mitteln nur zu statten kommen. Der ursprünglich im Drange der Ereignisse projektirt gewesene Verkauf der Tabaksmanu⸗ faktur sei längst und definitiv aufgegeben; die Landesvertre⸗ tung habe bereitwillig die Mittel zum Betriebe derselben ge⸗ währt, und die auf den Verkauf der Tabaksmanufaktur ge⸗ richtete Agitation werde sich daher als resultatlos erweisen.

Oesterreich⸗NwIngarn. Pest, 6. Juli. Das Amtsblatt beginnt heute mit der Publikation des Gesetzes, betreffend die Einführung des ungarischen Strafgesetzbuchs.

Frankreich. Paris, 7. Juli. (W. T. B.) Die Deputirtenkamm er berieth heute die Am nestievorlage. Cassagnac behauptete, daß das Ministerium am Sonnabend im Senate eine Niederlage erlitten habe und zurücktreten müsse. Ribot (linkes Centrum) verlangte, daß das Ministe⸗ rium seine Ansicht über die Amnestievorlage mittheile. Der Conseils-Präsident de Freycinet erwiderte, daß die Regierung das Amendement Bozérian ablehne, weil die Ausführung seiner Bestimmungen Schwierigkeiten biete. Indeß hätten die Minister, welche Senatoren seien, für das Amendement Bozérian gestimmt, um gewissen muthmaßlichen Annahmen entgegen zu wirken. Die Vorlage sei in einer Fassung, welche den Weg zu einem Ausgleich offen lasse, wieder vor die Deputirtenkammer gelangt. Von Seiten der bongpartistischen Deputirten wurde die Erklärung abgegeben, daß sie für den Kommissionsantrag stimmen würden. Schließlich wurde dieser gestern gemeldete Antrag der Kommission, welcher das Amendement Labiche in sich schließt, angenommen.

Der von den Jesuiten gegen die Ausführung der De⸗ krete vom 29. März c. bei dem Seinetribunal eingebrachte Klageantrag gelangte heute zur Verhandlung. Die Publi⸗ kation des Urtheils wurde auf nächsten Freitag vertagt.

(Fr. C.) Zur Zeit sind von der Amnestie noch S095 Individuen ausgeschlossen; von ihnen sind 139 wegen Mord oder Brandstiftung verurtheilt, und in diese Kategorie fallen als in contumaciam verurtheilt, fast alle Mitglieder der Kommune. 296 von den 806 Individuen haben keine Vor— bestrafung; die anderen 509 sind schon früher wegen ge⸗ meiner Verbrechen verurtheilt worden. In Bezug auf die Form des Verfahrens sind von 865 Ausgeschlossenen 262 in contumaciam und 543 auf contradiktorischem Wege verurtheilt worden. Diese letzteren wiederum zerfallen in folgende Kategorien: 47 sind zu Zwangsarheit verurtheilt und büßen ihre Strafe auf der Insel Nou oder in Guyang ab. Es sind dies lauter Individuen, deren aus Anlaß der Kommune begangene Verbrechen keinen politischen Charakter hatten. 9 Frauenspersonen sind wegen Brandstiftung, Diehstahls oder Mitschuld an der Exekutlon der Geißeln verurtheilt und büßen ihre Strafe in dem Ge— fängnisse von Auberive ab. 10 Individuen sind zu Zucht— hausstrafe, 83 zur Deportation nach einem befestigten Platze, 184 zur einfachen Deportation (unter ihnen 7 Mitglieder der Kommune) verurtheilt und 210 nach einer schwereren Verur— theilung zur Verbannung begnadigt. Unter den 262 Eon— tumaces befinden sich 58 Mitglieder der Kommune. = (C. Ztg.). Der Tribunals-Präsident in Avignon hat sich für zuständig erklärt, die Wiedereröffnung der ge⸗ schlossenen Kapelle vorzunehmen und die Jesuiten' in ihre Anstalten zurückzuführen. Die Kundgebungen der richterlichen Beamten für die Jesuiten dauern fort. Unter den Abschiednehmenden ist Hr. Lacointe, General⸗ abvokat am Kassationshofe. 107 Mitglieder der verschiedenen Parkets sind bis jetzt zurückgetreten. Sieben andere Beamten haben wegen der Jesuiten ihren Abschied genommen.

Türkei. Konstantinopel, 7. Juli. (W. T. B) Die internationale Reformkommission hat einstimmig den Entwurf, betreffend die Organisation der Pro? vinzialadministrations-Räthe, angenommen. Den Vorsitz in denselben wird der General⸗Gouverneur führen. Mitglieder sind die leitenden Beamten der Provinzialver— waltung, die Muftis und Chefs der Kultusgemeinden und acht vom Generalrathe aus seiner Mitte erwählte Personen.

Nach in Ragusg eingegangenen Nachrichten sollen die Montenegriner die bisher bei Dulcigno innegehabten Positionen geräumt haben und sich auf dem Marsche nach Tou si und Podgoritza befinden. Zwischen Mu hame⸗ danern aus Jakovv und Christen aus Fau desi hat ein . stattgefunden, bei welchem einige Türken getödtet wurden.

Allg. Corr) Der „Times“ wird aus Erzerum vom 3. d. gemeldet: „Baker Paschas Mission ist am 28. v., M. hier angekommen. Sie wird binnen Kurzem ihre Arbeiten beendigen und einen Generalbericht über die gegen— wärtige Lage der asiatischen Türkei erstatten. Das in Konstantinopel in Umlauf gesetzte Gerücht, die Mission kehre zurück, ohne ihre Arbeiten beendigt zu haben, entbehrt absolut jeder Begründung.

Südamerika. (Allg. Corr.) Der argentinische Ge— sandte in London telegraphirte en, Mittag: „Der Finanz⸗Minister theilt mit, daß bie Rebellion mit der Unter⸗ werfung unter die Nation alautorität ihr Ende erreicht habe und die Pacificirung vollständig sei. Es herrsche große Freude.“

Dem Reuterschen Bureau wird aus Rio de Janeiro vom 5. d. M. gemeldet: „Hier eingegangenen Nach⸗ richten aus Buenos Ayres zufolge wurden Lebensmittel⸗ zufuhren in die Stadt gelassen. Die Nationaltruppen ziehen sich zurück, und die Proövinzial-Streitkräfte werden aufgelöst.“

sich nirgends konstatiren. längs der böhmischen Grenze an dem Elbsandsteingebiet durch die höher gelegenen Theile des Erzgebirges bis in das Voigtland hinein er⸗ strecken, sind bisher ziemlich seuchenfrei geblieben.

mischen Krankheiten die entgegengesetzten Witterungsvorgänge sowohl fördernd als hemmend zu wirken. gruppiren sich um die großen Städte, jedoch zeigt sich dabei nicht eine besondere Vorliebe für eine oder die andere Beschäftigung der 5 7 wiegender Tertilindustrle nicht eben anders gestellt als die dortigen Kohlendistrikte; 4 . Glauchau hatte hingegen bisher wenig zu leiden, intbefondere war sie günstiger gestellt als die verwandte Industrie in der Lausitz. Es läßt sich nicht nachweisen, daß diejenigen Erwerbszweige, bei welchen das Kind frühzeitig an der Arbeit theilnimmt, wie zum Beispiel in der Webwagren⸗ Diphtherie besonders heimgesucht worden waren; es ist im Gegen⸗ theil eine, auffällige Erscheinung, daß eine nicht geringe Zahl von ausschließlich ackerbauenden Bezirken große Seuchenheerde bildeten. Daraus wiederum wiegend in ungesunden Bezirken eingenistet hat. und dies ist auch eine in England gemachte Erfahrung ganz

Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.

Wien, Donnerstag, 8. Juli. Die amtliche „Wiener Zeitung“ veröffentlicht die österreichisch-serbische Eisenbahn⸗ konvention.

Paris, Donnerstag, 8. Juli. Die Journale der Linken bezeichnen den gestrigen Beschluß der Deputirtenkammer als einen Beweis der Versöhnung, indem die Kammer die volle, einfache Amnestie nicht beschlossen habe, und sprechen die Hoff⸗ nung aus, daß der Senat dem Beschlusse derselben beitreten werde. Das Organ Dufaure's, das „Parlement“ meint, der Senat werde eine ihn erniedrigende Rolle nicht übernehmen; auch die Journale der Rechten sprechen sich im Allgemeinen dahin aus, daß der Senat seine Meinung nicht ändern werde.

Statistische Nachrichten.

Uebersicht der Studirenden an den landwirth⸗ schaftlichen Akademien im Sommer⸗Semester 1880. Land⸗ wirthschaftliche Akademie in Proskau 29 Studirende aus den frühe⸗ ren. Semestern, 1 Neueingetretener, 1 Hospitant, zusammen 31; landwirthschaftliche Akademie in Poppelsdorf 49 Studirende aus den früheren Semestern, 28 Neueingetretene, 3 Hospitanten, zusammen 80; landwirthschaftliches Lehrinstitut in Berlin 11 Studirende aus den früheren Semestern, 106 Neueingetretene, zusammen 117, im Ganzen 89 Studirende aus den früheren Semestern, 135 Neuein⸗ getretene, Hospitanten 228 Studirende. Davon sind aus den Provinzen: Ostpreußen 11, Westpreußen 9, Brandenburg 40, Pom⸗ mern 7, Posen 9, Schlesien 25, Sachsen 25, Schleswig⸗Holstein 1, Hannover 4, Westfalen 9g, Hessen⸗Nassau 5, aus der Rheinprovinz 24. aus den Hohenzollernschen Landen 1 Studitende, aus Preußen 170 Studirende, aus den übrigen deutschen Staaten 31 Studirende, zusammen aus Deutschland 201 Studirende, aus dem Auslande 27 Studirende, zusammen wie oben 228 Studirende.

Ueber die Ausbreitung der Diphtherie im Königreich Sachsen entnehmen wir der „Soc. Corr.“ Folgendes: Im König reich Sachsen trat die Diphtherie zuerst 1861 auf, nachdem ein Jahr ungewöhnlich günstiger Mortalität vorausgegan— gen war. Die erste Epidemie wurde aus dem zwei Skun⸗— den südlich von Dresden gelegenen Dörfchen Kleinzschachwitz berichtet, wo 16 Kinder an der Diphtherie starben. Der Ur⸗ sprung dieser Epidemie ist vollständig dunkel geblieben; es ist nicht ermittelt worden, ob eine Einschleppung stattgefunden, oder ob sie in dem Orte selbst ihren Anfang genommen. Bald faßte die Seuche im Elbthale festen Fuß; von der Umgegend Dresdens aus wanderte die Krankheit in einem Jahre nach drei verschiede nen Rich⸗ tungen. Gleichzeitig wurde aber auch ein großer Theil der Lausitz von ihr befallen. Im Herbst 1862 erschien die Diphtherie in der Stadt Leipzig und den umliegenden großen Industriedörfern. Hier hatte sie augenscheinlich einen für sie günstigen Boden gefunden, denn in keinem andern Bezirke behauptete sie sich mit gleicher Hartnäckigkeit; wahrscheinlich hielt sie hier von den preußischen Grenzprovinzen her ihren Einzug. Noch im selben Jahre trat die Seuche auch in der Stadt Chemnitz und Umgebung auf und forderte namentlich auch in wohlhabenden Familien ihre Spfer. Bei Beginn des dritten Jahres seit dem Auftreten der Diphtherie waren im Königreich nur noch von ihr frei geblieben: Das Elbsandstein gebirge, das obere Erzgebirge zwischen der Weiseritz und der Zwickauer Mulde und das gesammte Voigtland. Schon im Jahre 18665 war der letzte Rest der Elbniederung durchseucht. Nach schwankender Intensität in den darauf folgenden Jahren ist sejt dem Jahre 1872 nach dem Übereinstimmenden Zeugniß der Medhzinal⸗ beamten die Disposition zur Diphtherie eine allgemeine geworden. In der ersten Zeit war die Ausbreitung dieser Krankheit der statistischen Untersuchung nicht zugänglich; erst vom Jahre 1873 ab sind auf Grund der Leichenbestattungsscheine die Morfalitätstabellen von den Bezirksärzten bearbeitet worden. Auf Grund dieses Materials hat sich nun der Assessor im Königlich sächsischen statistischen Bureau, Herr Dr. med. Arthur Geißler, der wichtigen Aufgabe unterzogen, die Ausbreitung der Seuche statistisch zu untersuchen. Dies geschah in der Schrist: „Die Ausbreitung der Diphtherie im Königreich Sachsen seit ihrem Auftreten im Jahre 1861. Von Pr. med. Arthur Geißler. Mit einer Karte. Leipzig. Druck von J. B. Hirsch— feld. 1880. Es sei gestattet, einige der vielen bedeutung vollen Resultate, zu denen, der Verfasser gelangt, mitzutheilen. In dem sechsjährigen Zeitabschnitt, über welchem sich dle Ünter⸗ suchung speziell erstreckt, ftarben an der Krankheit nicht weniger als 15 2566 Kinder, das sind 98,5 69 aller im gleichen Zeikraume daran. Gestorbenen, inkl. der Erwachsenen. Aber auch hier bestätigt sich der bekannte Satz, daß sich alte Pforten des Todes schließen, wenn neue aufgethan werden. Trotz der furchtbaren Aus— dehnung der Diphtherie ist die Sterblichkeit selbst im kindlichen Alter aus dem Rahmen der gewöhnlichen Schwankungen nicht herauß— getreten. In früheren Jahren forderten die Ruhr und andere epide⸗ mische Krankheiten eine nicht geringere Zahl von Opfern.

Was nun die Faktoren betrifft, von welchen man einen Einfluß auf das Umsichgreifen der Epidemie erwarten kann, so stellt Dr. Geißler zunächst fest, daß große Dichtigkeit der Kinderbevblke— rung keine nachweisbare Neigung für Ausbreitung der Epidemie her- vorgerufen hat. Es läßt sich nicht im Entferntesten nachweisen, daß in Familien mit großer Kinderzahl die Krankheit verhältnißmäßig verheerender aufgetreten ist.

Ehe die Seuche ihren Einzug in Mitteleuropa hielt, war man geneigt, dieselbe als cine Küstenkrankheit zu bezeichnen. Indessen schon die Verbreitung der Diphtherie in Frankreich ließ das Irrige dieser Anschauung erkennen, und heute ist kein Zweifel mehr darüber erlaubt, daß sie bis zu jeder Höhe über dem Meere vordringen kann. Allerdings ist zuzugestehen, daß ihre Verbreitung in der Ebene rascher vor sich geht als im Gebirge, mag nun in ersterer die Nei⸗ gung zur Krankheit eine größere sein oder der hier stärkere Verkehr die Aushreitung erleichtern. Nach dem Gebirge hinauf hat die Krankheit in der Regel langs der Flußthäler ihren Einzug gehalten. Natürlich ist hier nicht der Fluß als Ursache der Verbreitung zu beschuldigen, son⸗ dern lediglich der Verkehr auf den Straßen der Thäler und in den an denselben ö Ortschaften. Wasserscheiden wurden nur langsam überschritten. Daß irgend eine Bodenbeschaffenheit einen

abgenommen und am 19. d. M. werden.

Es möchte daber auch verlorene Mühe sein, in dem Schmutz und der Unsauberkeit die Quelle oder wenigstens die Nahrungsstätte der Diphtherie zu suchen. ‚Die vielgemißbrauchte Phrase von dem sozialen Elend, welche sich regelmäßig einstellt, wenn die Aetiologie mit ihrer Weisheit zu Ende ist, verfaͤngt eben nichts gegen die Diphtherie. Die sächsischen Medizinalbeamten berichten ausdrücklich von dem häufigen Auftreten dieser Krankheit nnter den günftigsten äußeren Verhältnissen und bestätigen die früheren Angaben zahlreicher vorurtheilsfreier Aerzte aus anderen Ländern.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

= Mittheilungen über den Stand der Hauptfruchtarten in Preußen am 1. Juli 1880. (Nach Berichten der landwirthschaftlichen Centralverbände.) . (Fortsetzung.)

5) Bezirk des landwirthschaftlichen Centralvereins für die Provinz Sachsen zu Halle a. S. (Regierungsbezirke Carr f ure Merseburg und rfurt.

a. Roggen: Der Roggen hat durch den Frost vom 18. bis 21. Mai mehr oder weniger gelitten; nur in 7 Vereinggebieten ist derselbe unbeschädigt geblieben, dagegen wird der allerdings nur strich⸗ weise angerichtete Schaden (Ausfall an Körnern) in den übrigen 50 Vereinsgebieten von 5 bis auf 60 c geschätzt. Im Stroh ist der Roggen größtentheils kurz geblieben.

Weizen: Der Weizen steht mindestens gut, überwiegend aber vorzüglich; der Halm ist in einigen Bezirken kurz geblieben.

c. So mmer früchte: Mit Ausnahme weniger, ärmeren Boden enthaltenden Bezirke steht die Gerste durchweg ausgezeichnet; dieselbe hat sich selbst da, wo sie vom Frost gelitten, völlig erholt. Der Hafer steht im Durchschnitt gut.

„Kartoffeln: Der bei den Kartoffeln durch den Frost an— gerichtete Schaden ist durch die nachfolgende fruchtbare Witterung vollständig gehoben, so daß der jetzige Stand der Kartoffeln als vor—⸗ trefflich anzusehen ist.

e. Futterkräuter und Wiesenheu: Futterkräuter und Wiesen gaben im Frühjahr in Folge des mangelnden Regens viel fach geringe Erträge, die Futterkräuter sind jedoch für den zweiten Schnitt sehr gut entwickelt.

f. Bemerkungen: Die Rüben gewähren gute Aussichten.

In einigen Bezirken des Centralvereins haben Hagelschläge statt⸗ gefunden, jedoch sind dabei nur Oelsaaten beschädigt worden; auch sind mehrfach, und namentlich in den Kreisen Halberstadt und Oschersleben Ueberschwemmungen rorgekommen, welche auf die davon betroffenen Wiesen einen schädlichen Einfluß ausgeübt haben. Bezirk des Vereins nassauischer Land- und Forstwirthe

in Wiesbaden. (Regierungsbezirk Wiesbaden.) a. Roggen, b. Weizen, e. Sommerfrüchte: Der Stand der Getreidesaaten im Allgemeinen ist mit Ausnahme einer beträcht⸗ lichen Anzahl Winteräcker im Unterwesterwaldbezirke und mehrerer spät bestellter Kornfelder im Rheingau, welche in Folge des durch den Frost erlittenen Schadens haben umgepflügt werden müssen, meist ein guter und wird größtentheils eine gute, hinsichtlich des Roggens aber nur eine mäßige Mittelernte erwartet. Der Winterweizen und die Sommerfrüchte haben sich von dem Frostschaden, durch die nach folgende fruchtbare Witterung fast vollstaͤndig erholt. Im Stroh ist der Roggen kurz geblieben. d. Kartoffeln: Der Stand der Kartoffeln ist ein sehr günstiger und verspricht derselbe eine sehr gute, beziehungsweise gute Ernte. S. Futterkräuter und Wiesenheu: Der Ertrag an Wiesenhen ist größtentheils als mäßig, wenn nicht als gering zu be— zeichnen, dagegen wird viel Grummet erwartet; das Kleeheu hat ebenfalls nur einen mäßigen, aber etwas besseren Ertrag als das Wiesenheu geliefert; von der zweiten Schur verspricht man sich ein gutes Resultat. f. Bemerkungen: Durch die Winterkälte haben im Bezirk des Vereins die Obstbäume, sowie die Weinstöcke äußerst stark ge⸗ litten, und zwar die ersteren im Allgemeinen mehr als die letzteren; nur in höheren Lagen und trockenen Bodenarten war der Schaden an den Obstbäumen geringer. Auch ist durch Hagelschlag vief Scha— den angerichtet worden, und zwar in einigen Theilen des Kreises Biedenkopf, besonders stark aber in mehreren Ge— meinden der Aemter Mentabaur und Wallmerod, wo— selbst der Schaden oberflächlich auf 40 000 bis 50 000 . geschätzt wird; es sind in diesen Gemeinden speziell die Hopfengärten stark be— troffen worden. Wolkenbruchartige Regen sind nur vereinzelt vorgekommen; diese haben jedoch in einigen Gemeinden des Ober und Unterwester⸗ waldkreises und des Unterlahnkreises, sowie in der Gemeinde Lorch , . 5 n ,. ö. haben in den ersteren ie Aecker un ijesen (namentlich der Heuertrag), in der letzteren die Weinberge stark gelitten. ö r Gewerbe und Handel. Der Geschäftsbericht der Hannover ⸗Altenbekener Eisenbahn für 1879 bestätigt, daß der von Magdeburg ⸗Halberstadt zu deckende Betriebsausfall, welcher im Jahre 1878 5607 M. betrug, im vergangenen Jahre auf 268 278 M zurückgegangen ist. Diese Summe ergiebt sich nach Abzug des Gewinnes aus der mit der Magdeburg⸗Halberstädter Bahn gemeinschaftlich bewirthschafteten Strecke Vienenburg ⸗Grauhof in Höhe von 16 190 66. Dem Srneue⸗ rung fonds, welcher ultimo 1878 einen Bestand von 831 3545 M6 hatte, sind 6144563 M überwiesen worden und schließt derselbe ultimo 1873 mit einem Bestande von 1140 514 S ab. Durch Zuweifung des Betrages von 26 980 46 für verfallene Coupons hat sich der Re= servefonds auf. 57 217 M erhöht. Die Einnahmen, welche 5 625 883 M betrugen, sind gegen das Vorjahr um 217 821 zurückgegangen; die Ausgaben haben sich von 4341 370 Æ im Vor⸗ jahre auf 014397 M, also um 326 973 M vermindert. Der diesjährige Budapester internationale Saat- und Getreidemarkt ist auf den 9. August festgesetzt worden.

, Verkehrs⸗Anstalten.

Die Ruhlaer Eisenbahn won Ruhla nach Wutha, Station der Thüringischen Eisenbahn, führend) sollte heute polizeilich ñ dem Personenverkehre übergeben Die Bahn ist nach Art der Felda Bahn gebaut.

Schutz gegen die Verbreitung der Krankheit dargeboten habe, läßt Die dichten Nadelholzbestande, welche sich

sind Was die meteorologi⸗ schen Einflüsse betrifft, so scheinen wie bei den messten anderen p. Die wesentlichsten Seuchenheerde

In der Chemnitzer Gegend sind die Bistrikte mit vor— die Weberbevölkerung in der Amts hauptmannschaft

und Spielwaaren⸗Industrie, durch die

geht hervor, daß die Diphtherie sich nicht vor— Viele Orte wurden

besonders von der Diphtherie heimgesucht, obgleich fie in der Regel wegen ihrer günstigen Sterblichkeit beneidet zu werden pflegen. 31

Berlin, 8. Juli 1880. Die Ausgrabungen zu Olympia. XXXXV. (S. Nr. 113 d. Bl. v. 15. Mai.) Das letzte olympische Ausgrabungsjahr, an dessen Ende

wir stehen, hat mit einem ebenso überraschenden wie wichtigen Funde abgeschlossen, eines olympischen Siegers, Diadochenperiode.

dem lebensgroßen Bronzekopf

einem Meisterwerke der Es ist das Bildniß eines reifen Mannes, dessen finster

und entschlossen dreinblickendes Antlitz von dichtem, wirrem Haar und Bart tief beschattet und eingerahmt wird. Der Kranz von wildem Oelbaum kennzeichnet ihn als Olympio⸗ niken; die Dick verschwollenen Ohren in bekannter typischer Weise als Pankratiasten oder Faustkämpfer, der die

des Kampfes, welchen er übt, nicht verleugnen kann. Lippen scheinen versilbert gewesen zu sein; sprünglich fehlen

puren Die die Augäpfel, ur⸗ Steinen gebildet, Erhaltung, von

h wahrscheinlich aus farbigen jetz. Im Uebrigen ist die

einigen

Oxydwucherungen abgesehen,

e eine gute. Höhe em genaue Lebensgröße,

wie wir an⸗

nehmen müssen, da es den Hellanodiken oblag, genau darüber zu wachen, daß diesel ve nicht etwa überschritten ürde. a. Wenn Plinius berichtet, daß erst ein dreimaliger olym⸗ pischer Sieg das Recht zur Aufstellung einer Statue von voller Bildniß⸗-Aehnlichkeit verlieh, daß also die übrigen Sieger sich mit typischen Athletenbildern begnügen mußten, so kann darüber gar kein Zweifel sein, daß unser Kopf der ersteren Klasse angehörte, uns mithin das Bildniß eines hochberühmten Olympioniken erhalten hat. Denn die charaktervolle Häßlich⸗ keit seiner Züge ist von dem Künstler in all ihrer brutalen Energie mik einer Unverhohlenheit, ja virtuosen Geflissentlich⸗ keit wiedergegeben worden, welche deutlich zeigt, daß es ihm hierauf recht eigentlich ankam. Uebrigens verräth Alles einen Meister ersten Ranges: Die Sicherheit, mit der der Knochen— bau, das trotzig vorgeschobene Untergesicht, die breite ge⸗ krümmte Nase, die energischen Stirnhügel gegeben sind; die vollendete Wahrheit in der Wiedergabe der Haut, der gespannten sowohl, als der Fältchen und Säckchen um die tiefliegenden, mißtrauisch und scharf aus ihren Höhlen hervorblickenden Augen. Haar und Bart endlich sind von vollendeter Virtuo⸗ fität; diese sich durch- und übereinanderbäumenden Haarmassen, bieses geistreiche Spiel in sorgfältig durcheiselirten Einzel- heiten ist mit einer sicheren Bravour durchgeführt, wie sie erst der Epoche ö. pergamenischen und rhodischen Schulen zur fügung stand. ö

2 . Zeit, in das zweite oder dritte vorchristliche Jahrhundert, weist auch der geniale Realismus der Porträt⸗ auffassung, an dem erst diese Epoche griechischer Kunst volle Freude und volles Verständniß gewann, Namen jedoch ver⸗ mögen wir weder für den Darsteller, noch für den Dargestell⸗ ten zu nennen, da der Fundort des Kopfes, dicht vor dem Abstich, an dem wir im Nordosten des Prytaneions Halt ge— macht, zu deutlich auf weite Verschleppung hinweist, wir mit⸗ hin eines sicheren topographischen Anhalts für die Identifika⸗ tion der Statue entbehren. .

Daß jene Scheidung zwischen ikonischen und typischen Siegerstatuen für die Zeit der gereiften Kunst wenigstens sicher bestand, dafür hat uns ein anderer glücklicher Fund in derselben Gegend den monumentalen Beleg gebracht. .

Es ist dies ein etwas unter Lebensgröße gehaltener Jüngz— lingskopf aus pentelischem Marmor, der, wie die verschwollenen Ohren zeigen, ebenfalls einen siegreichen Pan⸗ kratiasten darstellen soll. Aber statt der Bildnißähnlichkeit springt hier die direkte Anlehnung an einen praxitelischen, unserem Hermes nahestehenden Typus deutlich in die Augen. Von diesem scheiden den neugefundenen Kopf wesentlich nur einige stärkere Drucker, eine leichte Vergröberung der Formen. Er ist im Vergleich zum Hermes sehr feinsinnig ins Herakles⸗ hafte hinübergestimmt: das kurzgeschnittene Haupthaar ge⸗ drungener gelockt, die Backenknochen schärfer hervorgehoben, die Augen weiter geöffnet und schärfer geschnitten, die Wen⸗ dung des Kopfes lebhafter, gleichsam herausfordernd.

Die Richtung auf volle Bildnißwahrheit konnte sich von diesen typischen Athletenbildungen natürlich erst scheiden, als die Kunst in den Vollbesitz ihrer Mittel gelangt war. In unserem archaischen Epergstoskopfe dagegen geht Typisches und Porträthaftes noch in voller Naivetät neben⸗ und durcheinander (s. Bericht 41). w

Hat sich uns mit der Entdeckung dieser drei Köpfe ein neues Gebiet erschlossen, so vervollständigt und berichtigt das neuaufgefundene Hippodameiahaupt unsere Kenntniß des Dstgiebels in erfreulichster Weise. Wir haben es aus den späken Hüttenmauern über dem Leonidaion hervorgezogen.

Arg verstoßen und entstellt zieht es dennoch durch die Anmuth seines lächelnden Ausdruckes und das echt mädchen⸗ hafte Haargelock an, das, vom Wirbel schlicht nach allen Seiten herabfallend, Stirn, Wangen und Nacken mit doppeltem Ge⸗ ringel umgiebt. Mit diesem Kopfe zusammen gesehen mildert sich auch die Starrheit in der Gewandanordnung dieser Ge— stalt zu einer gewissen herben Sprödigkeit, die sich sehr wohl zu dem Ausdruck jungfräulicher Hoheit schickt.

Nicht vorberestet aber waren wir auf eine so entschiedene Wendung des Hauptes zur linken Schulter hin, wie sie jetzt der genau aufpassende Halsansatz ergiebt. .

Diese Thatsache ist so überraschend und so wichtig, daß sie, nach der Meinung des Unterzeichneten eine Umkehrung der in der Berliner Olympig⸗Ausstellung durchgeführten An⸗ ordnung der fünfgestaltigen Mittelgruppe nöthig macht. Wird diese doch auch dadurch erst mit der Beschreibung des Pau⸗ sanias in vollen Einklang gebracht. .

Die bisherige Aufstellung nämlich ließ die fünf Mittel= figuren in nachstehender Ordnung von links nach rechts auf einander folgen: erst Sterope, dann Oinomaos, von seinem Weibe ab und der Mitte zugewandt, in der Zeus steht; dann Pelops, ebenfalls Zeus zugewandt; endlich Hippodameia. Diese letztere würde bei dieser Aufstellung, wie wir jetzt. sehen, von ihrem Freier Pelops sich völlig abwendend, in die Ecke blicken. Dadurch fallen beide Gestalten gänzlich auseinander, was weder ästhetisch befriedigt, noch dem Sinne der Sage von dem Liebeseinverständniß der Beiden J entsprechen scheint. Ordnet man dagegen umgekehrt: Hippodameia Pelops Zeus Dinomaos Sterope, so wenden sich Pelops Hippodameiag nicht nur zu einander hin, wie in stillem Ge⸗ spräche begriffen, sondern man erhält auch zur Linken wie ur Rechten des Zeus je eine geschlossene Gruppe, wo früher unf Figuren unvermittelt und steif nebeneinander standen. Erst dann gelangt ferner, wie die Beschreibung des Pausanias dies fordert, Dinomaos auf die Seite des Kladeos, Pelops auf die des Alpheios. Erst dann wendet sich Zeus entschieden dem Pelops zu, der damit auf die rechte, die glückverheißende Seite des Gottes zu stehen komnit. Jetzt ist auch das beiderseitige Gefolge in Einklang mit der Stimmung, die in den beiden Hauptgruppen herrscht. Jener Greis vor Allem, der in trübem Sinnen dasitzt, das Unheil gleichsam vorausahnend, das über Oinomaos herein⸗ bricht, befindet sich dann hinter des ODinomaos Rossen. Auf der Seite des Pelops dagegen herrscht rühriges, rüstiges Treiben.

Der vorige Bericht hat die Lücke beklagen müssen, welche durch das Fehlen des Herakleskampfes mit der Hirschkuh in der Metopenreihe des Zeustempels zurückblieb. Jetzt ist auch diese Lücke einigermaßen gefüllt.

Schon früher hatte der Unterzeichnete aus dem Vor⸗ handensein eines nach links niederblickenden Herakleskopfes und eines nach derselben Seite knieenden Beines, zwei Stücken, die sich in keiner anderen Metope unterbringen ließen, auf die Komposition dieser Metope zu schließen versucht. Er hatte

dargestellt gewesen sei, welches Herakles auf dem Rücken der Hindin knieen und ihr Haupt am Geweihe zurückbeugen läßt. Diese Vermuthung ist durch die Auffindung vom Rumpfe der Hirschkuh lediglich bestätigt. Für die im 41. Bericht hervorgehobene Verwandtschaft unserer Metopen mit denen des Theseions ergiebt sich damit ein neuer Beweis. Die übrigen Marmorfunde waren von geringerer Be⸗ deutung. Ein römischer Porträtkopf, aus augusteischer Zeit etwa, verdient nur diese kurze Erwähnung, da er weder von besonders guter Arbeit ist, noch sich, fürs Erste wenigstens, benennen oder unterbringen läßt. Desto erfreulicher ist unsere Ernte an Kleinbronzen ausgefallen, an der besonders die tieferen Schichten des an⸗ tiken Bodens im Norden des Prytaneions und im Westen des Buleuterions betheiligt sind. ; . Der altehrwürdige Typus des nackten, weitausschreitenden blitzschleudernden Zeus mit dem Adler auf der aus⸗ gestreckten Linken ist in nicht weniger als drei vortrefflichen Exemplaren vertreten, deren Vergleichung um so lehrreicher ist, als sie aus verschiedenen Kunstepochen stammen. eus dürfen wir vielleicht auch noch in einer vierten, nördlich vom Prytaneion gefundenen Statuette erkennen, un⸗ zweifelhaft der bedeutendsten unter allen unseren Kleinbronzen schon der Größe nach, denn sie mißt 28 em. Dargestellt ist ein bärtiger, eng in seinen Mantel gehüllter Mann, der in der bekannten starren Haltung archaischer Statuen, mit durchgedrückten Knien dasteht, den linken Fuß vorgesetzt, beide Unterarme in rechtem Winkel vorgestreckt. Die Attribute in den Händen sind bis auf unkenntliche Ansätze verschwunden, und so wären wir für die Deutung dieser igur völlig ohne Anhalt, wenn nicht die frappante Aehn⸗

ichkeit des Kopfes mit einem in der Nähe des Zeustempels ausgegrabenen Zeushaupte (Ausgr. III. Taf. 22) uns wenig⸗ stens ein gewisses Recht gäbe, auf Zeus zu schließen.—

Endlich ist im Westen des Buleuterions das allerliebste Bronzefigürchen eines zum Symposion gelagerten Jünglings aufgefunden worden. Den linken Ellenbogen auf ein Polster gestützt, die Trinkschale in der Hand, die Rechte in lebhafter Bewegung erhoben und den Beschauer anblickend, erinnert er sehr an die archaischen Deckelfiguren gewisser etruskischer Sarkophage. Man muß sich dieselben jedoch in den zierlichsten Styl vom Ausgang des sechsten Jahrhunderts zurückübersetzen, um eine adäquate Vor⸗ stellung von diesem anmuthigen Figürchen zu gewinnen,

Dies sind die beträchtlicheren archäologischen Ergeb⸗— nisse aus den Schlußwochen der olympischen Aus⸗ grabungen, die am 14. Juni zu Ende gingen. Sie haben mehr und Bedeutenderes gebracht, als wir jetzt noch er⸗ warten durften, jetzt wo wir nach allen Seiten hin die Grenzen des heiligen Zeusbezirkes weit überschritten haben. Die völlig unerwartete Entdeckung des ehernen Olympionikenhauptes vor Allem dürfen wir wohl als einen schönen und würdigen Ab— schluß unserer Funde preisen. .

Am 24. d. M. werden die Museen für die Dauer der Sommermonate versiegelt, und noch am selben Tage werden sämmtliche Expeditionsmitglieder Olympia verlassen haben.

In den Herbslmonaten soll im Wesentlichen nur noch eine Aufarbeitung und nochmalige Revision der Ausgrabungs⸗ ergebnisse stattfinden.

Georg Treu.

n der gestern abgehaltenen Generalversammlung des Vereins k zur Förderung des Wohles der Arbeiter, wurden die nachstehend bezeichneten Herren einschließlich der alsbald vorgenommenen Kooptationen in den Centralausschuß des Vereins berufen:

RKommerzien⸗Rath Adler-Buchholz; Bergrath von Ammon— Saarbrücken; Otto Andreä-⸗Mülheim 9. Rhe Handelskammer ⸗Präsi⸗ dent; A. v. Berg⸗Schweinfurt; Dr. Beck-Biebrich a. Rh; C. W. Julius Blancke⸗Merseburg; G. Böhm ⸗Offen bach. 4. M., Landtags Äbgeordneter; Wilh. Büchner Pfungstadt, Mitglied des Reichstags; Professor v. Bulmerineq-⸗Wies baden; Dr. G. Clemm · Ludwigshafen; Münz⸗Direktor Conrad-Berlin; Freiherr v. Cramm auf Burgdorf Braunschweig, Mitglied des Landtags; Kommerzien⸗Rath Jean Dollfus⸗Mulhausen i. E., Mitglied des Reichstags; Gustgv Syckerhoff⸗Biebrich a. Rh.; Rudolf Dyckerhoff-Biebtich a. Rh, Vize ⸗Präsident des Vereins deutscher Cement · Fabrikanten; Di⸗ rektor Euler ⸗Kaiserslautern; L. v. Faber ⸗Stein be Nürnberg, Reichsralh der Kront Bayern; W. Fickentscher⸗Zwickau; J, R. Geith⸗

ammacher⸗Berlin, Mitglied des Reichẽtages und des Abgeordneten 66 Geh. Kommerzien⸗Rath Hugo Haniel ⸗Ruhrort; Th. Haßler⸗ Augsburg, erster Vize⸗Präsident des Centralverbandes deutscher Ju— duskrieller-; Professor Dr. Held-⸗Berlin; Geh. Kommerzien⸗Rath O. Henschel Cassel; Direktor Herget⸗Diez a. L.; 8. Hesse⸗ Heddernheim; Br. v. Heyden. Dresden; Geh. Kommerzien⸗Rath Corn. W. Heyl⸗ Worms; C. Hochstätter⸗Darmstadt; Kammerdirektor v. Haff. Werni . gerode; Oscar v. Hoffmann ⸗Leipzig; E; Holtzmann, Bigitenhof i. S., Mitglied des Resche tages; Geh. Regierungs⸗Rath. Jacobi Lien nit Mitglied des Abgeordnetenhauses; Fr. Kalle ⸗Biebrich a. Rh., Mitglied des Abgeordnetenhauses; Direktor Kirdorf. Gelsen hitchen; R. Köpp-⸗Oestrich a. Rh.; Kommerzien⸗Rath F. Kreiter⸗Apolda (Firma Ch. Zimmermann u. Sohn); Rechtsanwalt Dr. Landgraf⸗ Mannheim; Direktor B. Lehmann Erfurt; Landgerichts; Rath A. ppold Mainz; Staats Minister Dr. Luciut⸗Berlin; Dr. Lucius Frankfurt a. M.; Dr. S. C. Marquart. Bonn; W. Meyer⸗ Gera; Professor von Miaskoweki⸗Basel; ber⸗Bürgermeister Dr. Miquel⸗ Frankfurt a. M., Mitglied des Abgeordnetenbauses; Geh. Kom⸗ merzien Rath Dechelhäufer Dessau, Mitglied des Reichstages; Ed. Dehler⸗Offenbach a. M; Peterg ˖ Neviges. und Elberfeld; Th. Peters Chemnitz; Ir. Julius Post . Göttingen; Eisenbahn⸗ direktions - Präsident Redlich Magdeburg; Kommerzien⸗ Rath 2. Reuleaux- Mainz; Landesdirektor a. D. Rickert · Berlin. Mit⸗ glied des Reichstages und des Abgeordnetenhauses; Adolf Sa⸗ lomon . Berlin; Direktor Schiele Frankfurt a. M; L. F. Seyffardt⸗Erefeld, Mitglied des Abgeordnetenhauses; Dr. Werner Siemens. Berlin, Mitglled der Akademie der Wissenschaften; L. Si⸗ mont Elberfeld; Präsident von. Steinbeis ⸗Leipzig; Geh. Kommerzien rath Stumm. Neunkirchen, Mitglied des Reichstages; Herrschafts · besitzer Tenge⸗Rietberg, Vorsitzender des Vereins deutscher Eisengie⸗ erelen; Br. W. Tobien - Schwelm; Ritterschaftsdirektor von er el rdhchom Mitglied des Reichstages und des Abgeordneten haufrs, Präsident des Deutschen Landwirthschaftsrathes; F. Weyer⸗ mann-Hagerhof bei Honnef; G. Weyland⸗Siegen; H. F. Ziegler⸗ Hanau, Mitglied des Abgeordnetenhauses.

Die Berliner Industrie wird auf der Weltaus stellung zu Melbourne durch 133 Firmen vertreten sein, während in Sydney deren 151 erschienen waren; 70 von ihnen haben sich an beiden Ausstellungen betheiligt, 81 haben nut in Sydney ausgestellt, 6z find durch den Erfolg der ersten Ausstellung bewogen, die Mel bourner Ausstellung zu beschicken, nachdem sie Sydney fern geblieben waren. Außerdem wird die Berliner Künstlerschaft in Melbourne

aus jenen Fragmenten gefolgert, daß die Ereilung der Hirsch⸗ kuh durch Herakles auch hier in dem altgewohnten Schema

d Amberg, Begas, Douzette, Eschke, Grünfeld, Gütgrbock, 5 un Put, Jacob, Jacoby, E. Körner, F. u. Paul Meyer

; ire z 21 ö GCöln; Coburg; Direktor Göckel Frankfurt a. M.; Dr, Grüneberg · Cõln; 587 . Farlich. pan fom bei Berlin; Gustav Hänsel-⸗Pirna; Dr.

heim, Ockel, J. Schrader, Steffeck, Michael und Wilberg in wür⸗ diger Weise repräsentirt werden Die industriellen Aussteller haben ihre Erzeugnisse in 10 Gruppen und 82 Klassen vertheilt.

Die Brieftauben ⸗Gesellschaft 3 Berolina. bierselbst veranstaltete ebenfalls am Sonntag, den 4. Juli, ihr zweites Preis fliegen, und zwar von Altenbeken aus. In Altenbeken, 368 Em Entfernung von Berlin bei 268, m Höhe Über dem Meeresspiegel, am stark bewaldeten Eggegebirge gelegen, wurden die eingesetzten Brieftauben Morgens um 6 Ühr 55 Minuten bei leichtem West⸗ winde aufgelassen. Zu diesem Preisfliegen waren von dem Kriegs Minister General von Kameke und dem Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten, Pr. Lucius, zwei silberne und zwei bronzene Staatsmedaillen als höchste Preise ausgesetzt. Elf Tauben wurden bereits bis 11 Uhr 31 Minuten im Vereinslokal als angekommen konstatirt. Die erste Taube langte bereits um 10 Uhr 38 Minuten 527 Sekunden an mithin hat diese Taube die bedeutende Entfernung von 368,6 Em in 3 Stunden 43 Minuten 52 Sekunden durchflogen; die 2. und 3. Taube trafen zusgänmen um 10 Uhr 39 Minuten 29 Sekunden ein, mithin Flugzeit 3 Stunden 44 Minuten 29 Sekunden, die 4. und 5. nach 3 Stunden 45 Mi— nuten 84 Sekunden. Das dritte große Preisfliegen der „Berolina akt von Cöln, 5b 4,59 km Entfernung von Berlin, am 15. Juli e.

att.

Die an nn mn gr, im Vietoria⸗Theater.

Ganz besonders groß war die Spannung auf die Darstellung des zweiten Theils des „‚Faust‘, dieses soviel umstrittenen und kommentirten, verspotteten und gepriesenen, gewiß aber von Niemand außer dem Dichter selbst ganz verstandenen Gedichts, das der seeni⸗ schen Vorführung so unüberwindliche Schwierigkeiten entgegen u stellen schien. Ganz abgesehen davon, daß mythische Ungeheuer wie Sphinxe, Greifen, Phorkyaden, Centauren, Papgmäen, Kraniche, Sirenen, den wunderlichen Homuneulus ꝛc. 2c. auf die Bühne zu bringen unmög⸗ lich schien, hat das Ganze auch im Gegensatz zum 1 Theil mehr lyrisch⸗didaktischen als dramatischen Charakter und ist vor Allem so tief philofophischen Gedankeninhalts, daß man das Wag— niß stets wieder aufgab. Ein eminent praktischer Dramaturg und gewandter Regiffeur wie Otto Devrient ließ sich jedoch durch keine Bedenken zurückschrecken. Er merzte mit kecker Hand alles rein Symbolisch⸗Allegorische aus, nahm diejenigen Sceenen, in denen sich das Schicksal Fausts weiter entwickelt und endet, ferner die in denen er selbst, wie in der klassischen Walpurgisnacht, als Me— phistopheleãz eine dankbare Rolle spielt, und strich auch diese so zu⸗ sammen, bis er ein Theaterstück von erträglicher (5 stündiger) Dauer zurecht gemacht hatte. Man mag ihn deshalb schelten und der Ver⸗ stmmelung zeihen, sollte aber doch nicht vergessen, daß die That Devrients durch ein festliches Ereigniß, die Säkularfeier der Ankunft Göthe's in Weimar (1876), veranlaßt wurde, und daß denn doch am Ende eben diese That, welche uns den zweiten Theil, wenn auch nur umrissen, auf der Bühne leibhaftig vorführt, immerhin eine verdienstlich⸗ ist, weil sie uns die großartigste nationale Kunstdichtung nun als abge⸗ rundetes Ganze in der dramatischen Form bietet, in der sie ursprüng⸗; lich gedacht gewesen. Populär wird der zweite Theil des „‚Faust allerdings schwerlich durch die Devrientsche Bearbeitung werden, selbst ulcht in der glänzenden Ausstattung mit Musik und Tanz, in welcher er hier im r i gr . wird, und . ist ent⸗ schieden eine optimistische Selbsttäuschung, wenn man von einem Erfolge der Dichtung als solcher spricht., Eines solchen Massenbeifalls in einer Sonntagsvorstellung würde sich Goethe selbst für sein tief sinnigstes Gedankenwerk sicherlich nicht versehen haben; dieser rauschende Applaus galt vor Allem dem gewandten Bearbeiter, Re⸗ gisser und Arrangeur, und in kaum geringerem Grade man darf wohl so sagen seinem Mitarbelter, dem Komponisten. In der That, die augen und ohrengefällige Ausstattung mit ihren prächtigen Dekorationen, malerischen Gruppirungen, Chor⸗ und Sologefängen, reizenden Ballets und Aufzügen ꝛc. 2c. war ohne Zweifel ein Haupthebel für die vom Publikum kundgegebene Befriedi⸗ gung. Oder war es der Dank dafür, daß ihm die langen geheimniß roll allegorischen Szenen aus der klassischen Walpurgisnacht gnädig er⸗ lassen worden waren, in denen Goethe den naturwissenschaftlichen Streit der Vulkanisten und Neptunisten ausficht? daß ihm erspart worden die mystisch'tiefsinnigen schwer oder gar nicht ver⸗ flandlichen Wechselreden und Aut sprüche der alten griechischen Weisen Thales und Anaxagoras, der Lamien, Empusen und anderer Ungethüme ꝛr. anhören zu müssen? Gerade darin liegt, was die Wirkung auf die gedankenlose Menge betrifft, das Gefährliche der Devrientschen Be⸗ arbeitung, daß sie mit ihren dürftigen Dosen von Fragmenten aus dem Zufammenhange der gedankreichsten Stellen den Schein des ganzen Verständnisses der Dichtung erregt, welches sie doch in dieser Kürzung keineswegö gewähren kann. In Gegentheil, selbst Fausts Strebungen und Schickfale und die an seinen individuellen Irrungen exemplifizirte menschliche Kulturentwickelung wird in der knapperen Form noch problematischer für den Anschauen⸗ der, als sie für den mit Ruhe und Sammlung Lesenden ist. Man hätte denn auch gern auf die Walpurgisnacht mit ihren singenden Sphinxen und Greifen, den Phorkyaden (die ihre undenk⸗ bar scheußliche Häßlichkeit übrigen? wohlweis lich verhüllt hatten) dem Centaur Chiron (der nur sehr flüchtig erschien) und dem rätbsel⸗ haften leuchte aden Homunculus in der Retorte gern verzichtet, wenn dafür das Ändere ausgedehnter erhalten worden wäre. Indessen war ja auf der anderen Seite die Beibehaltung als Analogon zum J. Theile wieder geboten, und so wird der Bearbeiter wohl Recht be⸗

alten. 2. . ! Uebrigens geräth hier die äußere Einrichtung der Mysterienbühne auch manchmal auf Schwierigkeiten. So, ist der Thronsaal des Kaisers im J. Akt nicht eben eine glückliche Anlage zu heißen, eher würde er den Namen reppensaal verdienen; aber der Bearbeiter wollte nun einmal den Wagen des Plutus wieder aus der Höllen⸗ region herauskommen und die himmlische Schönheit der Helena in der oberften Region erscheinen lassen. Der Palast des Menelaus gehört doch aber wohl nicht in diese Region? In der Walpurgis; nachtszene dagegen bewährte sich der Aufbau wieder in höchst malerifcher Weife, gleichwie bei dem Zauberschlosse, Fausts. Auch in der Scene am Meeretstrande, wo Mephistopheles als Schiffer mit seinen Mordgesellen aus dem überbrückten Kanale, der Höllenreglon, herausfährt, während Faust rechts oben (Welt) in dem FThurme fein es Palastes sitzt und ganz oben links das Hüttchen der Alten und das Kirchlein sichtbar werden, welche den Mordbrennern zum Opfer fallen, ist das Prinzip mit Strenge durchgeführt. Außerordentlich effektvoll macht sich selbstverständlich die Schlußszene des Sieges der Engel über Satanas mit ihren Chören und olo⸗ gefängen und der Erscheinung der Mater gloriosa. n , diese von Lassen vorzüglich in Musik eig großartige Sch gf. Apotheofe mit ihrer opernhaften Wirkung entschieden noh inen er gestaltet werden, wenn sie ganz nach den Angaben des Dichters dar⸗ vürde. ; .

ö Ee cfteller der beiden Hauptrollen waren dieselben wie am ersten Tage und verdienten, Hr. Devrient voran der seine an gest en gte Regiethätigkeit neben seiner schauspielerischen, selbst auf der Bühne noch vielfach nachhelfend auszuüben batte alle Anerkennung. Die Helena spielte Fr. Lange, eine stattliche Erscheinung; mit antiker Würde, den Cäphorion' Frl. C. Krause mit Anmuth und Feuer. Alle übrigen Mitwirkenden, die älteren Mitglieder da: Bühne so⸗ wohl, wie die neu angeworbenen, setzten ihr ganzes Können ein, und enen fich hatte or. C. Wei Äniaß, seing Gestaltungsfähigkeit in nicht weniger als drei Rollen an einem Abend zu beweisen. Lob verdient auch für die nicht kleine Aufgabe die es zu lösen hatte, das Orchester unter Leitung des Hrn. Lehnhardt.

Vor Allem aber hat Hr. Direktor Hahn Anspruch auf den Dank des Berliner Publikums, dessen Sache es Ran sein wird, dem mit so vielen Opfern und so großen Mühen ins Werk gesetzten künstlerischen

Unternehmen durch recht zahlreichen Besuch seine Anerkennung aus— zudrücken.