bedroht Maidan im Falle eines Ausbruchs von Unruhen. General Goughs Brigade nimmt eine beherrschende Stellung im Norden Kabuls ein; sie rückt am Dienstag nach Zimmen 12 Meilen von Sherpur entfernt) vor, wo sie die nach Ko⸗ istan führenden Straßen dominirt. Die Ghazni⸗Feldtruppen verbleiben in Logar, und die Stellung um Kabul ist ent⸗ sprechend gedeckt. Die Situation ist daher eine durchaus hoff⸗ nungsvolle, obgleich sie zarte Behandlung und Geduld er⸗ heischt, um zum Erfolge zu führen. Der Vizekönig telegraphirt an das Indische Amt unterm 11. d.. „Nachrichten aus Kabul vom 10. d. zufolge befinden sich große Massen Menschen unterwegs, um mit Ab⸗ durrahman in Charikar zusammenzutreffen. Seine Ankunft daselbst ist noch nicht gemeldet worden, und dürfte dieselbe durch Schwierigkeiten bei Ueberschreitung des Hindu Cush Seitens der Truppen verzögert werden. In fämmtlichen Distrikten in der Umrunde Kabuls herrscht gegenwärtig Ruhe. Ayub erreichte Furrah am 30. Juni mit seiner ganzen Streit⸗ kraft. Seine Kavallerie patrouillirt den Fluß Khosh aufwärts. Seine Pläne und Absichten sind nicht bekannt, doch ist der allgemeine Eindruck im Lande der, daß er einen Zusammen⸗ stoß mit den Engländern vermeiden wolle.
Frankreich. Paris, 14. Juli, Nachmittags. (W. T. B.) Die Bevölkerung bewegt sich in großen Massen auf den Plätzen und in den Straßen. Die öffentliche Ordnung ist überall aufrecht erhalten worden. Weder in dem Quartier Pere la Chaise noch in irgend einem anderen Stadttheile ist bis jetzt eine Störung vorgekommen. .
— . 15. Juli. (W. T. B.) Der Präsident Grävy hielt hei der ÜUebergabe der Fahnen folgende An sprache:
Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten, die Ihr die französische Armee bei dieser Feier repräsentirt! Die Regierung der Republik fühlt sich glücklich, sich dieser wahrhaft nationalen Armee gegenüber zu sehen, dieser Armee, welche Frankreich bildet aus feinem besten Theile, indem es ihr seine ganze Jugend giebt, d. h. sein Theuerstes. sein Edelstes und fein Tapferstes. So erfüllt sich die Armee mit dem Geiste und den Gefühlen Frank— reichs, belebt sich mit seiner Seele, und so empfängt Frankreich von der Armee seine Söhne zurück, erzogen in der männlichen Schule der militärischen Disziplin, aus der sie in das bürgerliche Leben die Achtung vor der Obrigkeit, das Pflichtgefühl und den Geist der Hingabe mitbringen, zugleich mit dem Ehrgefühl, dem Patriotismus und den männlichen Tugenden des Waffenhand— werls, welche geeignet sind, Menschen und Bürger zu erziehen. (Leb- hafter Beifall. Ja! Nichts ist dem Lande zu theuer gewesen, um seine Armee herzustellen, an nichts hat es die Armee fehlen lassen, um die Bemühungen des Landes zu unterstützen, und durch Hingabe an die Arbeit, durch Studium, durch Unterricht und durch Disziplin ist die Armee für Frankreich eine Garantie der Ach= tung geworden, die ihm gebührt, und des Friedens, den es er— halten will. Ich beglückwünsche Sie dazu und danke Ihnen. (Er⸗ neuter Beifall.). In diesem Sinne übergiebt Ihnen die Regierung der Republik diese Fahnen. Empfangen Sie sie als Pfand der tiefen Sympathie der Regierung für die Armee, empfangen Sie sie als Zeugen Ihrer Tapferkeit, Ihrer Pflichttreue, Ihrer Hingabe an Frankreich, welches Ihnen mit diesen theueren Zeichen die Vertheidi⸗ gung seiner Ehre, seines Gebietes und seiner Gesetze anvertraut. (Lang anhaltende Hurrahrufe von allen Seiten des Platzes, lebhafte Rufe: Es lebe die Republik! Es lebe die Armee! Es lebe
Gröovy! “)
Die Haltung der Bevölkerung der Stadt wahrend des Festes war eine ordnungsvolle.
Auf, die Uebergabe der Fahnen an die Truppen folgte die militärische Revue, welche in größter Ordnung und unter andauernden enthusiastischen Kundgebungen verlief. Auch während der Festlichkeiten am Nachmittag und Abenb wurde die Ruhe nirgends gestört. Die Volksmassen bewegten sich fröhlich und unter dem Absingen der Marseillaise und anderer patriotischer Lieder, sowie unter Hochs auf bie Re— publik durch die Straßen; auf den öffentlichen Plätzen fanden Tanzbelustigungen statt. Die Illumination der Stadt am Abend war eine überaus glänzende. Gambetta besuchte am Vachmittag zu Wagen mehrere Stadttheile im Innern der Stadt und wurde überall mit Ovationen empfangen. Bei der Revue wurden in Folge der großen Hitze gegen 10 bis 12 Soldaten vom Sonnenstich betroffen; von sonstigen Un—⸗
fällen, die sich im Laufe des Tages zugetragen, ist nichts bekannt.
Türkei. Konstantinopel, 14. Juli. Die „Polit. Korresp.“ meldet von hier: Gerüchtweise verlaute, daß Savfet Pascha zum Minister-Präsidenten und Mufurus Pascha zum Minister des Auswärtigen ernannt werden solle.
— Aus Ragusa, 13. Juli, wird der „Agence Havas“ über den Zusammenstoß der Albanefen und Monte— negriner bei Tusi gemeldet: Die Albanesen griffen die Positionen der Montenegriner bei Golubowska in der Nähe von Tusi an; die Montenegriner mußten sich zurückziehen und ließen einige Todte auf dem Platze. Der Fürst von Monte— negro hat befohlen, möglichst Defensive zu beobachten.
— 14. Juli. (W. T. B.) Die internationale Kom—⸗ mission für Reformen in der europäischen Türkei hat heute die beiden Hauptpunkte bezüglich der Administration und der Finanzen im Prinzip angenommen. Die Kommission genehmigte die Untereintheilung in Vilajets und deren Ad— ministration nach dem von der Türkei vorgeschlagenen Plane. — Nach einem von dem Generalgouverneur von Skutari bei der Pforte eingegangenen telegraphischen Bericht hätten die Montenegriner die Stellungen ange⸗ griffen, weiche die Albanesen bei Vranja und Mata—⸗ gousse eingenommen hätten. Der Angriff wäre am 12. c. Nach⸗ mittags 1/“ Uhr erfolgt, das Gefecht hätte 2 Stunden ge⸗ dauert und mit dem Rückzuge der Montegriner geendet, welche LDOffizier und 12 Mann auf dem Platze gelassen hätten. Der Verlust der Albanesen betrage nur 2 Todte und 3 Ver— wundete. Die Ungleichheit der Verluste auf beiden Seiten rühre davon her, daß die Albanesen verschanzt hinter ihren befestigten Stellungen gestanden hätten und die Montenegriner genöthigt gewesen wären, sie dort anzugreifen.
Rumänien. Bu farest, 14. Juli. (W. T. B.) Die rumänische Regierung hat in einer Rote an die russische Re⸗ nn über das agitatorische Treiben des ruffischen
onsuls in Jassy Beschwerde geführt. — Im nächsten
Monat sollen in Rumänien große e lier fee lieb nien
stattfinden, und zwar sollen zwei Lager gebi
; den, ö det werden, das eine bei Tzikatschti () in der Stärke von
20 Bataillonen
sollen, folgende Mittheilungen: Die Territorialarmee wird regimenterweise in den Distriktshauptorten konzentrirt, gleichzeitig werden zwei Armee⸗-Corps ein Lager bei Tziganescei an der Jalomnitza, und eines am Sereth in der Moldau beziehen. Im Lager von Tziga⸗ nesci werden 14 Bataillone Infanterie, die Dorobanzen⸗ Regimenter der Nachbardistrikte, 12 Escadronen Kavallerie und die entsprechende Artillerie zusammengezogen. Der Stand des Lagers in der Moldau wird ein wenig schwächer sein. — Die russische Regierung hat hierher Vorstellungen über das Toleriren von Nihilisten in Rumänien ge— richtet und deren Ausweisung verlangt.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 15. Juli. (W. T. B. Der „Regierungs bote“ meldet, daß der Direktor der Kiewschen Reichsbank⸗Abtheilung, Professor Bunge, zum Adjunkten des Finanz⸗Ministers ernannt worden ist.
Danemark. Kopenhagen, 12. Juli. Dem „Hamb. Corresp.“ wird geschrieben: Das politische Interesse wird augenblicklich ausschließlich durch die Verhandlungen des gemeinsamen Ausschusses in Anspruch genommen, der wegen des Heeresgesetzes niedergesetzt worden ist. Die „Berlingske Tidende“ erfährt, daß, da von keiner Seite weitere Aenderungsanträge gestellt worden sind und sich keine Aussicht auf eine Verständigung dargeboten habe, die früher gestellten Anträge dem Ministerium zugestellt worden sind, um diesem Gelegenheit zu Konferenzen mit dem Aus⸗ schusse zu geben. Bezüglich der bisherigen Verhandlungen im Ausschusse verlautet, daß der Führer der Radikalen (Berg) 25 Linien⸗-Infanterie⸗Bataillone, anstatt 20, angeboten habe, welche Offerte jedoch Seitens der Rechten keine Zustimmung fand, da sowohl der Kriegs-Minister, wie die im Reichs⸗ tage sitzenden militärischen Autoritäten erklärt haben, daß Dänemark über mindestens 30 Bataillone verfügen müsse, um einem Feinde in offenem Felde entgegentreten zu können. Die Moderaten haben sich vollständig schweigend verhalten, und auch die Rechte ist sehr zurückhaltend gewesen. Es wird also jetzt hauptsächlich zwischen dem Kriegs⸗-⸗Minister und den Ra— dikalen verhandelt werden, und von dem Resultate dieser Ver— handlungen wird es abhängen, ob in diesem Jahre eine Re⸗ form des Heereswesens zu Stande kommt oder nicht. Man hofft noch, daß es schließlich gelingen wird, die verschiedenen Ansichten einander soweit zu nähern, daß die Vorlage eine Form erhält, welcher beide Things zustimmen können; dazu wird es jedoch noch zeitraubender Verhandlungen bedürfen, so⸗ daß der Schluß der Session kaum vor Ende dieses Monats erfolgen wird. Der Reichstag wäre dann dieses Mal zehn Monate versammelt gewesen.
Südamerika. (W. T. B.) Die chilenische Gesandt schaft in Washington hat Seitens ihrer Jiegierung die Anzeige erhalten, daß ein chilenisches Geschwader vor Callao eingetroffen sei, und daß die zur Cernirung der Stadt erforderliche Truppenzahl gelandet werden würde, falls die Regierung von. Peru die von Chile aufgestellten Friedens—⸗ bedingungen nicht annehmen sollte.
Nr. A6 des 3 Reutscken Handels- Archivs, Wochenschrift
für Handel und Gehöerbe“, herausgegeben im Reichzamt des Innern, hat folgenden Jähalt: Gesetzgebung: Deutsches Reich und Central— Amerika (San Salrador): Außerkrafttreten des Vertrages zwischen Deutschland und San Salvador — Desterreich . Ungarn: Gesetz vom 18. Juni 1880, wegen theilweiser Abänderung der Bestimmungen über die Rübenzuckerbesteuerung. — Verordnung der K. K. Ministerien der Finanzen und des Handels, betreffend die Zollbehandlung der weißgemachten und gefärbten, jedoch nicht gefütterken oder weiter ver⸗ arbeiteten Lamm und Sterblingsfelle. — Desterreich Ungarn und Belgien: Vereinbarung über wechselseitigen Schutz der Fabrik ⸗ und Handelszeichen. — Frankreich und Venezuela: Vereinbarung zum wechselseitigen Schutz der Fabrik. und Handel zeichen. — Italien: Verlängerung des Zwangsumlaufs, der Noten der Emissions— Institute. — Spanten: Vorschriften für den Hafen und Fluß⸗ verkehr von Bilbao. — Befreiung der aus dem Auslande kommen den Schiffe von der konsularischen Visirung des Manifestes in einigen Häfen. — Berichte: Rußland: Beiträge zur Kenntniß der Induftrie Rußlands, insbesondere des Moskauer Fabrikbezirks (Fortsellung). — Handel und Schiffahrtsbericht aus Pernau für 1879. — Handel und Industrie der kaukasischen Statthalferschaft im Jahre 879. — Handels, und Schiffahrtsbericht aus Björneborg für 875. — Nieder lande: Handelsbewegung in Niederländisch⸗Guiang während der Jahre 1878 und 1879. — Groß'ritannien: Handels und Schiff⸗ fahrtsbericht aus Sunderland für 1879. — Leith. — Southampton. = Bridgewater. — Arbrogth. — Dublin. — Singapore. — Port Adelaide. — Sydney. — Neweastle in Neusüdwalesz. — Dänemark: Frederikshavn. — Spanien: Handels und Schiffahrtsbericht aus Cartagena für die Fahre 1878 und 1879. — Schiffahrts und Han⸗ delsbericht aus Bilbao für 1879. — Handels. und Schiffahrtsbericht aus Gijon für 1879. — Cordoba. — Havana. — Vereinigte Staaten von Amerika: Handelsbericht aus New-Orleans für 1875. — Char leston (Südearolina). — Richmond (Virginien). — Oranje · Freistaat: Handelshericht aus Blomfontein für 1879. — Die Nr. 18 des Eisenbahn-⸗ Verordnungs-⸗Blattes, herausgegeben im Königlichen Ministerium der öffentlichen Arbeiten, hat folgenden Inhalt: Erlaß des Ministers der öffentlichen Ärbei— ten vom 26. Juni, betreffend das Reglement für die Prüfung der nicht im Stations-, Expeditions« oder Bureaudienst beschãftigten mittleren und niederen Staats ⸗Eisenbahnbeamten.
Statistische Nachrichten.
Der vom Kaiserlichen statistischen Amt veröffentlichte Band XLI. der Statistik des Veutschen Reichs enthält in feinem IV. Ab- schnitte die Zahlen, welche die Aufnahme des Bestandes der deut⸗ schen Fluß, Kanal-, Haff und Küstenschiffe am 31. De⸗ zember 1877 ergeben hat. Danach waren im Deutschen Reiche überhaupt 17 6585 Fluß⸗, Kanal⸗, Haff, und Küstenschiffe beimathsberechtigt. Dieselben hatten, abgesehen von 313 Schiffen, deren Tragfähigkeit nicht ermittelt werden konnte, eine Gesammt⸗ tragfäbigkeit von 1377 222,0 Tonnen (à 1000 Eg). Unter ihnen befanden sich 251 Personen⸗Dampfschiffe, 62 Güterdampfsschiffe, 198 Schlepp dampfschiffe, 41 Tau. (Ketten) Schiffe, 15 Dampffähren und 17083 Segelschiffe.
Wat das Baumaterial dieser Schiffe anbetrifft, so überwog
Infanterie, 12 Escadronen tillerie, und das gerer Stärke.
Kavallerie und entsprechender Ar— — 16. Juli. (W. T. B.) Die , de Rou⸗
zweite in der Moldau am Sereth in gerin—
manie“ bringt über die bereits signalisirten militärischen Uebungen, welche im August und September stattfinden
Gisen bei den Dampsschiffen; es wurden unter ihnen nur 31 von olz gebaute gezählt. Umgekehrt war dag Verhältniß bei den . fer. unter denen 16 659 hölzerne 424 eisernen gegenüber tanden.
Auf die einzelnen deutschen Staaten vertheilen sich die Schiffe
20, Mecklenburg ⸗Strelitz 95, Oldenburg 184, Braunschweig 16, Anhalt 107. Lübeck 85, Bremen 104, Hamburg 2586, Elsaß⸗ Lothringen 345 Schiffe.
— Die Getreide ⸗ Ein und Ausfuhr Deutschlands war im Monat Mai d. J. nach Ausweis des Maiheftes des Statistischen
Amts folgende: Einfuhr Aus fuhr in Doppelcentnern netto: 74799 134 022 481 331 35191 . 147 322 32 903 Hülsenfrüchte . 13 557 21 185 1 68 157 39 974 . 426 Die Einfuhr von Weizen, Roggen, Hafer und Mais war erheb- lich größer, die Ausfuhr aller hier genannten Fruchtgattungen erheb— lich geringer als im Vormonat. Die Ausfuhr von Kartoffeln betrug bis Ende Mai 1880 . 3749 0902 Doppelcentner,
Weizen. Roggen.
1879 1160986 gegen das Vorjahr mehr 2588 is nerfo.
— Das Centralblatt für die gesammte Unterrichts verwaltung in Preußen veröffentlicht: Nachrichten über die Zahl der vorhan⸗ denen öffentlichen Lehrer, und Lehrerinnenstellen an den preußischen Volksschulen, sowie über die Frequenz der preußischen Schullebrer⸗ und Lehrerinnenseminare im Jahre 1879, denen wir Folgendes entnehmen: Es darf daran erinnert werden, daß sich der Mangel an vorschriftsmäßig geprüften Lehrkräften in der letzten Hälfte des siebenten Jahrzehntes unseres Jahrhunderts in bedrohlicher Weise fühlbar zu machen begann, und daß derselbe bereits am 22. Dezember 1876 einen Beschluß des Hauses der Abgeordneten herbeiführte, durch welchen die Staatsregierung aufgefordert wurde, dem dringenden Be⸗ dürfnisse nach Errichtung neuer und Erweiterung bestehender Schul— lehrerseminare schneller als bisher abzuhelfen. Die Räcksicht darauf, daß unter den versckiedenen Uebelständen, welche mit dem Mangel an autreichenden Kräften für den Volksschuldienst verbunden sind, die Schwierigkeiten der Besetzurg erledigter Stellen mit vorschriftsmäßig geprüften Lehrern besonders unangenehm empfunden wurden, gab Verankassung dazu, bezüglich derselben sta— tistische Nachweisungen aufstellen zu lassen. Die erste derselben wurde 1873 aufgenommen und ergab, daß von 49709 ordentlichen Lehrer⸗ und Lehrerinnenstellen 2780, 2337 Hülfe lehrer⸗ und Hülfslehrerinnen⸗ siellen S6 am 15. Juni 1873 vakant, bezw. nicht vorschriftsmäßig besetzt waren. Eine zwei Jahre später angeordnete neue Ermitte⸗ lung stellte heraus, daß von 52 465 ordentlichen Lehrer- und Lehrerinnenstellen 3728, 2031 Hülfslehrer- und Lehrerinnen stellen 80, zusammen von 54 496 Stellen 4508 vakant waren. Es batte also wohl eine Vermehrung der Stellen überhaupt um 2456 stattgefunden, aber die Zahl der unbesetzten Stellen hatte sich um Ss92 vermehrt. Es waren also 1875 etwa 1509) (wenn man die in das Detail gehende Richtigstellung einzelner Angaben von 1873 durch die Nachweisung von 1876 mit in Betracht nimmt 1377) vorschrifts⸗ mäßig geprüfte Lehrer mehr im Dienste als 1873, aber die Be— setzung der erledigten Lehrerstellen hatte augenscheinlich noch mit den alten Schwierigkeiten zu kämpfen, wie früher; die neu gewonnenen Lehrer wurden verwendet, um Uebelständen zu begegnen, welche sich öffentlich weniger bemerkbar machten, aber das Schulwefen desto schwerer schädigten (Centralblatt 1856 S. 52). Auch die Auf⸗ nahme, von 1877 ergab ein ähnliches Refultat. Nach demselben waren nämlich von 54 916 ordentlichen Lehrer⸗ und Lehrerinnenstellen 3853, 1764 Hülfslehrer⸗ und Hülfslehrerinnen— stellen 728, zusammen von 5ß 680 Stellen 4581 vakant. Die Zahl der Stellen hatte sich also um 2184 vermehrt, gleichzeitig aber auch die Zahl der erledinten Stellen um 73. Die Zuführung von 1377 und 2111 (nämlich 2184 weniger 73), also von 3488 vorschrifts mäßig ge⸗ prüften Lehrern war demnach nicht im Stande gewesen, bezüglich geordneter Wiederbesetzung der erledigten Stellen eine Verbesserung herbeizuführen. Es war offenbar, daß, abgesehen von den Verhältnissen, welche an einzelnen Orten eine Vermehrung der Schulstellen unabweie bar er— fordern, namentlich die Ueberfüllung der vorhandenen Schulklassen, bezw. die gebieterische Nothwendigkeit der Theilung Überfüllter Schulklassen dahin führte, daß die erledigten Schulstellen nach wie vor nicht alle ordnungsmäßig besetzt werden konnten. Um demnach den ganzen Umfang des Lehrermangels festzustellen, wurden Ermitte⸗ lungen über die Zahl der überfüllten Schulklassen angeordnet. Es
ergab sich, daß 8047 Klassen überfüllt waren, davon 27710 Halbtags⸗ schulen, und daß zur Beseitigung dieses Uebelstandes 84 f7 Lehrer erforderlich waren.
Nimmt man nun in Betracht, daß außer den vorstehend be⸗ zeichneten, zur Trennung überfüllter Klassen noch Anfang 1878 er— forderlichen 8477 Lehrern zur Besetzung erledigter Stellen um diese Zeit noch gebraucht wurden 4581 Lehrer und daß sich die Zahl der vorschriftsmäßig geprüften Lehrer in der Zeit von 1873 Fis 1877 vermehrt hatte um 3488 Lehrer, so ergiebt sich, daß sich der Lehrermangel 1873 belief auf 16546 Lehrkräfte. Um darzulegen mit welchen Schwierigkeiten die Unterrichts verwaltung trotz dieses günstigen Ergebnisses in Folge des Lehrermangels zu kämpfen hat, dienen folgende Zahlenangaben aus dem Jahre 1878: a. neu eingerichtete, dotirte, zum Theil nach langwierigen Verhandlungen begründet Stellen konnten noch nicht ins Leben treten, weil es an Lehrern fehlte: im Regierungsbezirke Marienwerder 17, Pot dam 15, Liegnitz 39, im Konsistorialbezirke Hanncver 6, in der ganzen Monarchie 9ö, b. gezen 5600 Kinder haben nach erlangtem schulpflichtigem Alter nicht in die Schule aufgenommen werden können, weil dieselbe überfüllt war, darunter im Regierungsbezirke Königsberg 526 Kinder bei 32 Schulen, Gumbinnen 309 Kinder bei 18 Schulen, Marien werder mehr als 670 Kinder bei 19 Schulen, Posen 2131 Kinder bei 79 Schulen, Bromberg 886 Kinder bei 27 Schulen; e. mehr als 150 Kinder kommen auf einen Lehrer an 919 einklassigen Schulen: in Ost« und Westpreußen in 85 Schulen 15375 Kinder in Bran— denburg 86 Schulen 15 085 Kinder, in PsMoümern 16 Schulen 2616 Kinder, in Posen 240 Schulen 51 301 Kinder, in Schlesien 237 Schulen 42 528 Kinder, in Sachsen 50 Schulen S866 Kinder, in Hannover 56 Schulen 9542 Kinder, in Westfalen 83 Schulen 14 856 Kinder, in Hessen⸗Nassau 40 Schulen 6647 Kinder, in Rheinprovinz 25 Schulen 45ę43 Kinder, zusammen 171 109 Kinder.“) d. Unter den 919 Schulen sind solche, in welchen mehr als 205 Kinder auf einen Lehrer kommen: im Regierungsbezirke Königt— berg 4. Gumbinnen 2, Danzig 3. Marienwerder 5, Posen 36, Bromberg 9, Potsdam 2, Frankfurt 9, Breslau 5, Liegnitz 8, Oppeln 23, Merseburg 6, Münster l, Minden 10, Arnsberg 3, Trier 4, im Konsistorialbezirke Hannover 2, Aurich 3, Summa 119 Schulen. Mit Rücksicht einerseils auf das Ergebniß dieser Ecmitte⸗ lungen, andererseits auf die erfreulich vermehrte Frequenz der Seminare sind die Provinzialbehörden angewiesen, unter einander einen bestimm⸗ ten Plan wegen Verwendung des ihnen über das laufende Bedüärfniß, also zur Beseitigung des Lehrermangels, zur Verfügung gestellten Lehr⸗ kräfte zu vereinbaren. Ueber die Besetzung der Lehrerstellen sind auch 1879 im Juni wieder Ermittelungen angestellt worden und haben ergeben, daß sich in den sechs Jahren von 1873 bis 1879 die Zahl der ordent⸗ lichen Lehrer und Lehrerinnen um 7467 vermehrt bat; in dieser Zahl sind aber die 672 ordentlichen Lehrer. und Lehrerinnenstellen mit inbegriffen, in welche frühere Hülfsiehrer⸗ und Lehrerinnenstellen ver⸗ wandelt worden sind. Die wirkliche Stellenvermehrung beträgt alfo 6795. Es ist nun nicht nur das laufende Bedürfniß befriedigt worden, sondern es sind auch diese 67965 neu begründeten Stellen vorschriftsmäßig besetzt worden und hat sich trotzdem die Zahl der erledigten Stellen um 106 vermindert. 8 standen daher im Juni 1879 6901 ((beziehungsweife unt'r Berück⸗ sichtigung der vorerwähnten Ungenauigkeit in den Nachwei⸗
in folgender Weise; Preußen 12252, Beyern 552, Sachsen 439, Württemberg 42, Baden 393, Hessen 227, Mecklenburg Schwerin
8. In der Provinz Schleswig-⸗Holstein kommen in dem bezeich⸗ neten Maße überfüllte Volksschulen nicht vor.
w
n 1873 6720) vorschriftsmäßig geprüfte Lehrer mehr im e,. als vor 6 Jahren. Qurch die 6795 neuen Lehrerstellen haben überfüllte Klassen getheilt, für Kinder, welche zu weite Schul= wege hatten, Schulen am Orte errichtet werden können. Bei jeder Theilung einer überfüllten Klasse haben sowohl die der neuen Klasse sberwiesenen, wie die in der alten zurückbleibenden Kinder die Wohl that des besseren Unterrichtes genossen. Werden dabei auch nur je fünfzig Kinder auf eine Klasse gerechnet, so ergiebt sich, daß min— bestens 650 000 preußische Schulkinder jetzt einen besseren Unterricht erbalten, als im Jahre 1873. Wenn die Zahl der unbesetzten Stellen sich nur um 106 vermindert., hat, so ist noch zu beachten, daß die, 3510 erledigten. Stellen auf 58 841 Stellen kommen, die 3616 erledigten Stellen auf 57 046 kamen; d. h. es waren von je 1000 Stellen unbesetzt 1873 55, 1879 61. Endlich ist auch bezüglich der jeder unterrichtlichen Versorgung entbehrenden Stellen eine Verbesserung eingetreten. Die Zahl derselben betrug: 1873 149 (129 bei ordentlichen, 20 bei Hülfe sehrerstellen; 1879 65, also 8.4 weniger. Zur Zeit ist also von etwa 900 Schulklassen je eine ohne jede unterrichliche Persorgung, Trotz alledem darf man sich der , nicht verschließen, daß in einer größeren Zahl von Bezirken der de rermangel noch sehr er⸗ heblich ist, seine Ueberwindung noch nicht die erwünschten Fortschritte gemacht hat, vielmehr noch sehr ernste Anstrengungen erfordern wird, Bie Mittel, welche die Unterrichts verwaltung zur Bekämpfung des Tehrermangels angewendet hat, sind: die Organisation des Präparandenwesens; die Erweiterung der bestehenden Schul⸗ lehrer⸗ und Lehrerinnen Seminare; die Errichtung neuer Se⸗ minare (1870 bestanden einschließlich der inzwischen auf ⸗ gelöften Hülfs Seminare zu Neuenhaus, Düsselthal, Trarbach, GHingst 76 Lehrer⸗ Seminare und drei taatliche Lehrerinnen⸗ Seminare; 1879 bestanden 110 normal eingerichtete Lehrer⸗ und Lehrerinnen ⸗Bildungsanstalten); endlich die Einrichtung von Parallel⸗ furfen an den bestehenden Anstalten, behufs Abhülfe des in dem be— treffenden Bezirke herrschenden Lehrermangels. Im Jahre 1879 wurden 404 Semingristen und Seminaristinnen ausgebildet (3896 mehr als im Jahre 1870); es werden also jährlich etwa 3100 Lehr- amtöaspiranten disponibel, eine Zahl, welche nicht nur das dauernde Bedürfniß deckt, sondern auch zur Ueberwindung det herrschenden Mangels Kräfte übrig läßt.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Der Monatsbericht der Königlich Pxeußischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin für März d. J. (Berlin, Buchdruckerei der Königl. Akademie der Wissenschaften. (G. Vogt.) NW. Universitätsstr. J — In Kommission in Ferd. Dümmlers Verla4sbuchhandlung. Harrwitz und Goßmann) hat fol⸗ genden Inhalt: Websky, über die Berechnung der Elemente einer monoklinischen Krystallgattung. — Peters, über neue Flederthiere (Vesperus Vampyrops) — v. Harold, Beschreibungen neuer von Dtn. Hildebrandt gesammelter Coleopteren. — Schrader, eber den Laut- werth zweier Keilschriftzeichen im Aßyrischen. — Helmholtz, über Bewegungsströme am polarisirten Platina. — Peters, über die von Hrn. Gerhard Rohlfs und Dr. A. Stecker auf der Reise nach der Sase Kufra gesammelten Amphibien. — Mommsen, Festrede zur Feier des Geburtsfestes Sr. Majestät des Kaisers und r n,
— Die Gefängnißperbesserung und der Strafvoli⸗ zug ö. . her von Karl Ful da, Landgerichis ; Rath zu Marburg. Marburg, N. G. Elwertsche Verlags buchhand⸗ lung. Preis 1,20 4 — Die Gefängnißfrage hat eine so tief ein⸗ greifende Bedeutung erlangt, daß wicht genug geschehen kann, das öffentliche Interesse für den eigentlichen Stand der Sache nach allen Seiten hin möglichst zu orientiren und klären, sowie die Ueberzeugung zu befestigen, daß Stadt und Land, bürgerliche und kirchliche Gemeindebehörden und Privatpersonen, sei es vorbeugend oder nachhelfend, unmittelbar oder mittelbar, irgend wie bei der Lösung dieser hochwichtigen Aufgabe sich, zu betheiligen haben und daß die Staatsregierung den dabei ihr in erster Linie zufallenden Antheil nur in dem Maße zu erfüllen vermag, als ihr alle jene Faktoren zusammenstimmend und entsprechend in ein ander greifend, die Hand dazu bieten. Mit der einheitlichen Ree— lung des Strafvollzuges im Deutschen Reiche im Wege der Gesetz—⸗ gebung allein ist es noch nicht gethan. Vor Allem wird man die Bedingungen schaffen müssen, auf Grund deren die praktische Durch⸗ führung eiges solchen Gesetzes zur Möglichkeit gelangt. Hierhin ge⸗ hört in erster Linie die Verständigung über das zum Grunde zu legende Strafsystem, die Beschaffung genügender und geeigneter Räumlichkeiten und vieles Andere mehr. Für die Verhandlungen über die Frage der zweckmäßigsten Einrichtungen der Strafanstalten hat ein neuer, weitere eingehende Forschungen und Vor— schläge bringender Abschnitt begonnen. Die Fortschritte der Straf⸗ rechtswissenschaft und vor Allem das Deutsche Reichs⸗Strafgesetz buch mit seiner Zusatznovelle sind nicht ohne Einfluß auf die Gesetz— gebungsarbeiten in Bezug auf das Strassvstem geblieben. Die Fragen: welche Bedeutung der beabsichtigten Besserung beigelegt, durch welche Mittel sie erreicht werden kann, welche Einrichtung der Strafanstalten zur Bewirkung der Besserung getroffen werden muß und in welchem Zusammenhang diese mit dem Besserungs zwecke steht, sind in den Vordergrund getreten. Der Gefängnißreform sind seit John Howard, dessen Hauptgrundsatz: „mache die Menschen fleißig und du machst sie ehrlich“ als gesund urd praktisch auch vom Londoner Kongresse anerkannt wurde, vier wesentlich verschiedene Systeme zu Grunde gelegt werden. Die Vorzüge und Grundgedanken des einen wie des andern dieser Systeme, besonders aber die der Einzelhaft und des irischen Progressiosystems, sind von einer Reihe hervor ragender Männer fast aus allen Ländern gründlich geprüft und er— örtert worden. Alle älteren Systeme aber haben das Cigenthüm liche, daß sie gewisse Wahrheiten einseitig übertreiben. Mit der am 1. Oktober vorigen Jahres ins, Leben getretenen Organisation der deutschen Gerichte ist eine Reihe reformatorischer und organisatori⸗ scher Arbeiten von hoher Bedeutung auf dem Gebiete der Justiz⸗ gesetz'!ebung und Justizverwaltung abgeschlossen worden. Noch fehit der Schlußstein an dem Bau — die einheitliche Regelung des Strafvollzuges. Beschlossen hat sie der deutsche Reichstag in seiner Sitzung vom 29. Januar 1875. Der preußische Justiz ⸗Minister hat auch bereits einen Entwurf eines Reichs-Gefängnißzesetzes aus— arbeiten lassen, der gegenwärtig dem Bundesrathe zur Feststellung vorliegt Da die Schwierigkeiten in formeller wie in materieller Beziehung groß sind, auch die durch Umgestaltung der Strafanstalten sich ergebenden großen Kosten Bedenken erregen, so wird wohl noch einige Zeit darüber hingeben, ehe der Entwurf an den Reichtztag ge— langen und zum Gesetz erhoben werden kann. In die sem Zeitpunkte hat es der Verfasser der vorliegenden Schrift bei der Wichtigkeit des Gegenstandes, welcher einen Wendepunkt in der Ent— wickelung unseres Gefängnißwesens bezeichnet, für wünschent⸗ werth gehalten, die Ueberjeugung von dem Bedürfnisse einer gesetzlichen Regelung des Strafvollzugs auch weiteren Kreisen zu vermitteln, namentlich aber über die Richtung, in welcher die pro · sektirte Refgrm sich zu bewegen hat, seine Ansichten zu veröffentlichen. Der Verfasser hat sich, wie er in der Einleitung seiner Schrift be— merkt, seit einer langen Reihe von Jahren mit dem eingehenden Studium der Gefängnißverbesserung beschäftigt, die Strafanstalten in Amsterdam und in anderen holländischen Städten, sowie diejenigen Belgiens, Frankreichs, namentlich die in Paris, und die bedeutenderen Strafanstalten in einem großen Theile von Deutschland wiederholt besucht und geprüft. Außerdem habe ihn die Berufsstellung, welche er als früherer kurhessischer Staats- Prokurator bei den Ober— gerichten des früheren Kurstaates und als preußischer Staatsanwalt, als Untersuchungsrichter und als Mitalied des in Strafsachen er⸗ kennenden Gerichtshofs nach einander bekleidet hat, bezw. bekleidet, immer näher mit der Verbrecherwelt bekannt gemacht. So ist der Verfasser allmählich mehr und mehr von der Nothwendigkeit über⸗ zeugt worden, daß das System der Einzelhaft auf die Untersuchungẽ gefangenen und diejenigen Strafgefangenen in Anwendung zu bringen sei, die nur kurze Zeit in Haft verbleiben, daß aber das irische Pro—
gressivsystem weit besser sich bewähre, soßald es sich um Gefangene handele, die zu längeren Strafen verurtheilt seien. ᷣ — Joseph Baer & Go., Buchhändler und Antiguar in Frankfurt a. M., Paris und London, der ein in allen Fãchern der Literatur und Wissenschaften reich assortirtes Lager besitzt, giebt über dasselbe monatlich einen antiquarischen Anzeiger und von Zeit zu Zeit Fachkataloge heraus. So sind jetzt wiederum von Baer & Co. 2 Lagerkatakoge von Schriften über Geschichte Frankreichs und über Entomologie, Conchvliologie und Infusorien⸗ kunde, sowie ein antigugrischer Anzeiger von Werken aus dem Gebiete der orientalischen Linguistik erschienen. Bager's antigungrischer Anzeiger Nr. zol (Juni 1880) ent. hält ein Verzeichniß werthvoller Werke aus dem Gebiete der orienta— lischen Linguistik, Geschichte und Landeskunde.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Dem von dem K. K österreichischen Ackerbau Ministerium
kürzlich veröffentlichten Berichte über den Stand der Saaten in
Oesterreich⸗ Ungarn zu Ende Juni entnehmen wir folgende
Mittheilungen: Die Witterung beförderte in der zweiten Hälfte des
abgelaufenen Monats außerordentlich die Vegetation und in den
meisten Fällen auch die Körnerentwicklung, begůanstigte aber auch das
auf vielen Feldern wachsende Unkraut, außerdem ziemlich häufig die
Lagerung des der Reife sich nähernden Getreides und größtentheils
in Folge derselben, obwohl keineswegs ebenso häufig, die Rostbildung.
Am meisten wurde der Weizen, und zwar namentlich in Ungarn, wo auch der Brand? sich bereits auf manchen Weizensgaten ein⸗
stellte, durch die erwähnten Uebelstände bztroffen. Die Bedeutung
derselben reduzirt sich aber auf ein verhältnißmäßig geringes Maß
bei dem Vergleiche mit der im Allgeineinen sehr geförderten und in
vielen Fällen geradezu prachtvollen Entwickelung und Aucbildung der Körner, welche in Ungarn und den wärmeren Gegenden der Alpen⸗ länder und deren Vorländer vor sich ging, beziehungsweise geht und
der üppigen Entwickelung der Pflanzen in der nördlichen Zone, wo dieselben theils noch schoßten, theils abblühten. Im Allgemeinen darf demnach angenommen werden, daß die schon bieher guten Ernte⸗ aussichten bezüglich dieser Frucht sich noch weiter gehoben haben, — Die neueren Nachrichten bezüglich des Roggens lauten im Allgemeinen besser, als die früheren, waz beinahe ausschließlich auf Rechnung der in vorzüglicher Weise vor sich gegangenen Körnerausbildung kommt. Die Klagen über Lagerfeucht, Rost und Mutterkorn sind verhältniß⸗ mäßig selten. Die Schätzung der quantitativen, erzielten oder zu erhoffen gen Ernteergebnisse dieser Frucht fällt meistentheils sehr wesentlich verschieden aus, je nachdem auf die vielen ausgewinterten, umgestürzten und theilweise durch andere Kulturen ersetzten Roggen⸗ saaten Rücksicht genommen wird oder nicht. Bezüglich der Qualität sind die besten Hoffnungen gerechtfertigt. Die in der südlichen Zone gebaute Wintergerste ist theils bereits eingeheimst, theils wenig⸗ stens geschnitten und ist die Ernte im Ganzen ziemlich gut ausgefallen. Die Sommergerste berechtigt zu den besten Erntehoffnungen in Beziehung auf,. Stroh und Körner, auch in Beziehung auf Quantität und Qualität der letzteren Hafer steht mit wenigen Ausnahmen — des nordwestlichen Theils von öster⸗ reichisch Schlesien und der Erzgebirgsverlagen — vortrefflich und läßt sehr gute Ernten erwarten. Auch die Hülsen früchte, größtentheils in Blüthe, stehen mit sehr wenigen Ausnahmen recht schön. Mais ist in den Alpenländern, namentlich Steiermark, Nerdtirol und Vorarlberg, etwas zurückgeblieben, theilweise gelblich und schwächlich (Folge der Nässe) und hat ziemlich häufig einen lückenhaften Stand, in Ungarn (mit Siebenbürgen und Kroatien) hingegen hat er sich sehr erholt. Der Raps hat Dank der vor— trefflichen Ausbildung der Schoten alle Erwartungen weit über troffen. Der erhalten gebliebene Raps liefert in Ungarn eine gute und verspricht in Mähren eine ziemlich gute, in Galizien etwa eine mittl ece, in Schlesien eine schwach mittlere Ernte. Da aber in Ungarn vielleicht die Hälfte des Anbaues, in Schlesien und Galizien wohl drei Viertheile und darüber zu Grunde gegangen sind, so siad die Ernte⸗Ergebnisse trotz der bedeutenden Besserung nur gering. Ueber den Stand des Flachses liegen recht gute Nachrichten vor, denen keine unguünstigen gegenüberstehen. Dasselbe gilt vom Hanf in der Bokuwina. Hopfen hatte die Stangenhöhe erreicht. Ueber seinen Stand liegen durchgehends gute Nachrichten vor aus Böhmen, Galizien, Ober und Niederösterreich. Kartoffeln, Rüben und Kraut stehen mit verhältnißmäßig sehr wenigen Ausnahmen gut, zum nicht geringen Theile sogar vortrefflich Vom Rothtlee war zur Zeit des Berichts der erste Schnitt größtentheils beendet und mit verhältnißmäßig wenigen, meist Ungarn betreffenden Ausnahmen recht gut ausge allen, obwohl die Ernte schwierig war und die Qualität hie und da etwas gelitten hat. Vom Nachwuchs läßt sich, bisher Gutes hoffen. Weniger als Rothklee entsprach im allgemeinen die Luzerne, noch weniger die Es yarsette. Die Heuernte auf Wiesen war noch ziemlich weit zurück, die Schwierigkeiten der Ernte und die Qualitätsverluste waren viel größer als beim Klee, viele Wiesen standen sodar längere Zeit unter Wasser. Die gunatitatioen Ernteergebnisse sind im Algem:inen
minder entsprechend, lassen sich meist bestenfalls als Mittelernte taxiren, nr in Böhmen kann ein erheblicher Theil auf die Be⸗ zeichnung ziemlich gut“ Anspruch, machen. Der Stand des Weines hat sich etwas verschlechtert, da an vielen Orten die ganze Blüthezeit ungünstig verlief, doch ist in Dalmatien, Croatien und Ungarn, besonders in dessen südlichen Theilen, noch eine Ernte über dem Mittel zu hoffen. In Görz und Istrien stehen noch wenig stens schwache Mittelernten in Aussicht. Tie übrigen Länder haben nur schlechte Ernten zu erwarten, besonders Niederösterreich, Mähren und Tirol. Zu den im Allgemeinen sehr schlechten Aussichten auf Obsternten stehen die Kirschenernten, welche meist gut, sonst aber wenigstens mittelmäßig auefielen oder ausfallen, in erfreulichem Gegensatze. In Bozen kamen am 1. Juli bereits Aepfel auf den Markt. Die guten Autsichten auf die Olivenernte ig Dalmatien haben sich in Folge der häufigen auf die Blüthe gefallenen Reaen wesentlich vermindert. Die Coconsernte ist in Südtirol uad Görz etwa „gut mittel“ ausgefallen.
Verkehrs⸗Anstalten.
New⸗JYork, 14. Juli. (W. T. B). Der Dampfer „Holland? von der National Dampfschiffs⸗ Compagnie 6 Messing'sche Linie) ist hier eingetroffen.
Berlin, 15. Juli 1880.
Auf der Rennbahn zu Hoppe aarten werden am künftigen Sonntag (18) und am nächstfolgenden Sonntag Extra⸗-Renn⸗ tage abgehalten, welche den Freunden des Sport wieder eine interessanke Abwechselung in der langen Pause bis zum Herbstmeeting gewähren werden. An beiden Tagen werden 6 Rennen gelaufen werden. Für den künftigen Sonntag sind folgende Propositionen zu laufen: J. Jul i⸗Rennen. Klubpreis 2000 M Für zweijährige inländische Pferde. Distanz 900 m. Es sind 11 Pferde genannt. Il. Monseigneur⸗Handiegp. Klubpreis 20090 4 Für dreijährige und ältere Pferde aller Länder. Distanz 2000 m, 29 Pferde genannt, von denen 12 die Annahme erklärt. III. Schnellläuferrennen. Klub⸗ preis 120) M Herrenreiten. Für 3jähr. und ältere inländische und öͤsterreichisch ⸗ ungarische Pferde. Distanz 1690 m. Es sind 7 Pferde angemeldet. Verkaufsrennen. Klubpreig 1299 M 2 sährige und ältere inländische und österreichischungarische Pferde. Distanz 900 m. Bis jetzt 5 Pferde genannt, jedoch steht die Unterzeichnung noch offen. V. Ueber raschungs⸗ Hürde nrennen. Klubpreis 1200 ½ο Handicap. Hertenreiten. Für 3 jährige und altere in⸗ ländische und österreichisch⸗ungarische Pferde. Distanz 2200 m. 15 Unterschriften, von denen 5 die Annahme erklärten. VI. Porto⸗ Steeple⸗-Chase. Klubpreis 200 M6 Handicap. Für Pferde aller Länder. Distanz 4500 m. 25 AUnterschriften, von
denen 13 die Annahme erklärt haben. — Die Propositionen für den
25. 1. M., ebenfalls 6, sind noch offer, jedoch ist auch jetzt schon Seitens der Rennpferdebesitzer die Betheiligung sehr zahlreich. — Die Rennen beginnen an beiden Tagen Nachmittags 4 Uhr. Ert a- züge werden vom Ostbabnhof um 2 Uhr 30 Minuten, um 2 Uhr 45 Minuten und 3 Uhr 5 Minuten abgelassen.
Breslau, 14. Juli. (W. T. B.) Nach den, hiesigen Zei⸗ tungen zugegangenen Berichten, ist in der Nacht vom Montag zum Dienstag in der Umgegend von Lauban, Greiffenberg, Flins-⸗ berg und Friedeberg abermals ein Wolkenbruch niedergenan⸗ gen, der sehr großen Schaden angerichtet hat. Der Eisenbahndamm bei Greiffenberg ist in einer Länge von 100 m zerstört.
Literarische Neuigkeiten und periodische Schriften.
Die Samoa⸗Vorlage im Reichstage. Berlin 1880. Druck und Verlag von C. Berg u. v. Holten. ö . Beobachtungs⸗Ergebnisse der im Königreich Pr e u⸗ ßen, im Herzogthum Braunschweig und in den Reichs landen eingerichteten for stlich⸗meteorologischen Sta⸗ tion en. Herausgegeben von Dr. A. Müttrich, Professor an der Kgl. Forstakademie zu Eberswalde und Dirigent der meteorologischen bre nl; des forstlichen Versuchswesens in Preußen. 6. Jahrgang. IVI. April 1880. Berlin, Verlag von Julius Springer. Der Kupferbergbau am bern Ser in Nord- Amerika von Chr. Mosler, Königl. Bergrath und Salinen ⸗Direk⸗ tor in Schönebeck a. d. Elbe. 1IB. und IJ. (Fortserz ing und Schluß) Mit 2 Tafeln und 8 in den Text eingedruckten Holzschnit⸗ ten. Sonderabdruck aus der Zeitschrift für das Berg, Hütten and Salinenwesen im preußischen Staate, Band XXVIII. Berlin, Ver⸗ lag von Ernst u. Korn (Gropius'sche Buch und Kunsthandlung) 90 Wilhelmstraße (nächst dem Architekten ⸗Hause). 1880. Jahrbücher für die deutsche Armee und Maxine. Verantwortlich redigirt von G. von Marses, Major. Bd. XXXXI. Nr. 106. Heft 1 (Juli 1880.) Berlin, 1830. F. Schneider L Co. (Goldschmidt & Wilhelmi) — Inhalt: Die französische Expedition nach Egypten (1798 — 18091) von Spiridion Gopsevic. (Fortsetzung). — Zum 80. Jahrestag der Schlacht bei Marengo. — Die russische Schießinstruktion von 1879. Besprochen von F. von Jagwmitz, Premier ⸗ Lieutenant und Brigade Adjutant. — Untersu hung der Aneroide. Von Reichert, Hauptmann und Compagnie · Chef. — Musterhandlungen der preußischen und deutschen Kriegsmarine. Eine Skizze von A. von Crousaz, Major z. D. —. Aus ausländischen militärischen Zeitschriften. Umschau in der Militär ⸗Literatur ꝛe. Beiträge zur Erläuterung des Deutschen Rechts, in besonderer Beziehung auf das Preußische Recht, mit Einschluß des Handels- und Wechselrechts. Begründet von Dr. J. A. Gruchot. Herausgegeben voa Rassow, Reichsgerichts -⸗Rath, und Küntzel, Land⸗ gerichts / Kath. Dritte Folge. Vierter Jahrgang. — Fünftes Heft. (Der ganzen . . XXIV. Jahrgang.) Berlin. Ver⸗ lag von Franz Vahlen. ).
; . zur Erläuterung des Deutschen Rechts, in besonderer Beziehung auf das Preußische Recht mit Einschluß des Handels“ und Wechselrechts. Begründet von Dr. J. A. Gruchot. Herausgegeben von Rassow, Reichsgerichts. Rath, und Küntzel, Land⸗ gerichts⸗Rath. Dritte Folge. Vierter Jahrgang. 1880 (Der ganzen Reihe der Beiträge XXIV. Jahrgang) Beilageheft. Prei 2 ( b0 3. Berlin. Verlag von Franz Vahlen. 1850.
Zeitschrift für Gesetzgebung und Praxis auf dem Gebiete des deutschen öffentlichen Rechtes, herausgegeben ron W. Hartmann, Reichsgerichts⸗Rath. Bd. 6. Hefi 3. Berlin, Carl Heymanns Verlag. 1880. ;
Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes 1880, 6. Heft (Juni), Inhalt: Abhandlungen: Sachliche Würdigung der in Deutschland ertheilten Patente. VI. Klasse 64. Flaschenverschlüsse. Von Jordan und Dr. Schadwill in Berlin, Ingenjeure und Hülftarbeiter im Kaiserlichen Patent⸗ Amt. — Kinematsche Mittheilungen. Der momentane Beschleuni—⸗ gungspol und seine Konstruktion. Von August Ramisch, Lehramts— Kandidat zu Groß⸗Strehlitz. — Amtliche Mittheilungen: Schorn— steinkehtwesen; — Britische Zollordnung von 1876; — Absatz deutscher Industrie ⸗Erzeugnisse in Centralamerika.
Social“ Correspondenz (herausgegeben von Dr. Victor Böhmert und Arthur von Studnitz in Dresden). Allgemeine Aus— gabe. Nr. 26. — Inhalt; Das Absterben der Hausindustrien. — Die Ausbreitung der Diphtherie im Königreich Sach sen — Zur Frage der Auswanderung nach den Donauländern. — Kinder bettelei. — Kinder und alte Leute. — 80 Fälle von Hungertod in London. — Arbeitsmarkt. n
Mittheilungen des Vereins zur Wahrung der ge— meinsamenwirthschaftlichen Interessen in Rheinland und Westfalen. 1880. Nr. 5 und 6. — Inhalt; Referat über die Sitzung des Ausschusses vom 11. Juni 1889. — Die Entwürfe eines Gesetzes, betreffend die Anzeige der in Fabriken und ähnlichen Be—⸗ trieben vorkommenden Unfälle, und von Vorschriften, betreffend den Schutz gewerblicher Arbeiter gegen Gefahren für Leben und Gesund—⸗ heit. — Generalversammlung des Centralverbands Deutscher Indu⸗ strieller in Düsseldorf. ; ,
Journal für Landwirthschaft. Im Auftrage des Central- ausschusses der Königlichen Landwirtbschaftsgesellschaft zu Celle und unter Mitwirkung der landwirthschaftlichen Institute, Laboratorien und Versuchsanstalten deutscher Hochschulen, herausgegeben von Hr. W. Henneberg, ordentlichem Professoðr und Direktor der landwirth⸗ schaftlichen Versuchsstation, und Dr. G. Drechsler, ordentlichem Pro⸗ fessor und Direktor des landwirthschaftlichen Instituts zu Göttingen. Berlin, Verlag von Wiegandt, Hempel u. Parey, Ver lags buchhandlung für Landwirthschaft, Gartenbau und Forstwesen. 1880. XVIII. Band. Heft 2. — Originalabhandlungen: Giebt es bodenbestimmende Pflanzen? Von Prof. Dr. R. Braungart in Weihenstephan. (Fortsetzung) — Zur Frage über die Möglichkeit, der Chlorphyll führenden weder als sa⸗ propbytisch noch als parasitisch bekannten Pflanze durch Darbietung von organischer Substanz die Kohlensäure der Luft entbehrlich zu machen. Von Dr. M. Schmoeger. — Die Einwirkung von saurem Magensaft auf die stickstoffhaltigen Bestandtheile der Mohnkuchen. Von Dr. A. Stutzer. — Wirkungen des Rieselwassers bei der Be⸗ rieselung. Von Br. J. König. — Düngungsversuche auf dem Ver suchsfelde des landwirthschaftlichen Instituts der Universität Göttingen. Von G. Drechsler. — Eine vereinfachte Methode der Weender Rob⸗ faser⸗Bestimmung. Von Dr. H. Wattenberg. — Torf als Einstreu⸗ material für Ställe. Von Dr. H. Wattenberg. — Verschiedenes.
Mittheilungen der K. und K. österreichisch⸗ungaxi⸗ schen Konsulalsbehsrden. Juni 1880. — Inhalt: Deutsches Reich. Leipzig. Die Sstermesse J880. (I) Rauchwaaren, ?) rohe Häute, 3) Leder, 4) Tuche und Tuch wagren, 5) Manufakturwaaren, 6) baumwollene Druckwaaren des Zollvereins, 7) Leinenwaaren,
S) Posamentierwaaren, 9) böhmische Glaswaaren, 10 a, . 11) Spielwagren, 127 Wagrenbewegung), — Schweden und Nor. wegen. Stockholm. Wirthschaftliche Verhältnisse von Schweden 6 Jahre 1879. — Transö. Handel und Schiffahrt im Jabre 1879. — Dttomanisches Reich. Canea. Schiffahrt und. Handelsverkehr von Kreta im Jahre 15.9. — Rethymo. Schiffahrt und Handel im Jahre 1879. — Alessandretta (Syrien) Wirthschaftliche Ver bältnisse. — Brussa. Wirthschaftliche Verhältnisse des Vilajet Hu⸗ davendighiar. — n, , . Ein ⸗ und Ausfuhrhandel
1878. — Personalnachrichten. .
9 . Bär, 3h, Berliner Wochenschrift. Eine Chronik fürs Haus. 8e, von Ernst Friedel und Emil Domi ak. Verlag von Gebrüder Paetel in Berlin. Nr. 28. — Inhalt: Die Pomona von Sanssouci, Erjählung von Georg Rorn (Fort. setzung). — Ein Berliner Patrizierhaus aus dem 18. Jahrhundert von L. Alfieri (mit Illustration). — Prinz Wilhelm und Braut (mit Illustration). — Das Palmenhaus auf der Pfaueninsel von Peinrich Wagener (mit Illustration). — Mit cellen?: Die Inschrift
des Invalidenhauses; Gebrüder Benekens; Briefkast:n.