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Berichtigung. In dem unserer Bekanntmachung vom 1. Juli d. J., die 45. Drämientiebung deg vormals. Kurhessischen Staats. Lotterie ⸗ Anlehns vom Jahre 1845 betreffend, beigefügten Verzeichnisse Nr. II. der in den Vorjahren gezogenen Serien des obigen Anlehns, aus welchen Prämienscheine noch rückständig sind, muß es Serie 1445 statt Serie Nr. 1454 und Serie Nr. 52651 statt Serie Nr. 5200 als aus der 41. bezw. 44. Gewinnziehung rückständig beißen. Die angegebenen beiden Serien Nr. 1454 und 5206 sind über⸗ haupt noch nicht gezogen worden. Cassel, den 28. Juli 1880. Königliches , , , nn,
J. V.: Mittler.
Per sonalver änderungen.
Königlich Preußische Armee.
Grnennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. Bad Gastein, 20. Juli. Marth, Hauptm. à la suite des Inf. Regts. Nr. 55 und Vorstand des Festungsgefängnisses zu Wesel, in gleicher Eigenschaft zum Festungs—⸗ gefängniß in Spandau, v. Rantzau, Rittm und Vorstand des Festungs⸗ gefängnisses zu Spandau, in gleicher Eigenschaft zum Festungsgefängniß in Wesel, versetzt. — 22. Juli. v. Alten, Major vom Großen Generalstabe, als Abtheil. Commandeur in das Feld- Art. Regt. Nr. 26, Abel, Hauptm. à la suite des Feld-⸗Art. Regts. Nr. 2 und Lehrer an der vereinigten Art. und Ing. Schule, unter Entbindung von diesem Verhältniß und unter Ueberweisung zum Großen General⸗ stabe, in den Generalstab der Armee, versetzt. Ausfeld, Pr. Lt. von der 2. Ingen. Insp, zur Dienstleist. bei dem Inf. Regt. Nr. 66 kommandirt. .
Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Bad Ga stein. 20. Juli. Gamrgdt, Pr. Lt. a. D., zuletzt im Inf. Regt. Nr. 44, der Charakter als Hauptm. verliehen. — 22. Jul i. Graf v Klinckowstroem, Pr. Lt. a. D., zuletzt von der Res. des Kür. Regts. Nr. 3 der Charakter als Rittm. verliehen. Theu rich, Hauptm. g. D., zuletzt von der Landw. Fuß-Art. des Res. Landw. Regts. Nr. 38, die Erlaubniß zum Tragen der Unif. der Offize. der Landw. Fuß-⸗Art. des VI. Armee ⸗Corps ertheilt.
Aichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 31. Juli. Se. Majestät der Kaiser und König haben, laut Meldung des „W. T. B.“ aus Gastein, die Badekur in den letzten Tagen in gewohnter Weise fortgesetzt. An einer Ausfahrt wurden Se. Majestät gestern durch ein heftiges Gewitter verhindert.
Die Abreise Sr. Majestät ist auf den 9. k. M. festge— setzt und wird über Aussee und Ischl erfolgen.
— Sr. Majestät Schiff Prinz Adalbert“, an dessen Bord Sich Se. Königliche Hoheit der Prinz Heinrich befindet, ist am 30. Juli glücklich in Simonstown (Südafrika angekommen.
— Ob und inwieweit im Expropriationsverfahren in Preußen bei der Entschädigungs berechnung die späteren Anlagen auf der enteigneten Fläche mit zu berechnen seien, in Bezug auf diese Frage hat das Reichsgericht, 1III. Hülfs— senat, in zwei am 26. Mai 1880 ergangenen Erkenntnissen folgende Sätze ausgesprochen: Alle Nachtheile zwar, welche dem Grundbesitzer durch die Enteignung entstehen und mit ihr in ursachlichem Zusammenhange stehen, müssen auf Grund der Enteignung ersetzt werden, nicht aber solche Nachtheile, welche ohne Rücksicht auf die uten g durch eine spätere Benutzungsart der expropriirten Stellen verursacht werden und als nachbarliche Beschwerden sich herausstellen. Nachtheile demnach, wenn sie auch später erst hervortreten, müssen im Expropriationsverfahren vergütet werden, wenn fie aus der Thatsache der Enteignung hervorgehen, wie bei⸗ spielsweise, daß dem Grundbesitzer der Zugang zu dem ihm verbleibenden, hinter dem enteigneten Areal liegenden in re g n durch eine Bahnanlage auf dem exproprüir⸗ ten Theil erschwert, oder daß ihm die Aussicht von feiner Hofesstätte nach denselben durch eine Dammanlage entzogen wird. Dagegen bleiben solche Nachtheile, welche durch die Anlage erst später entstehen und in ihrer Art auch entstanden sein würden, wenn die Enteignung lediglich Nachbarland be— troffen hätte, wie z. B. eine Benachtheiligung durch Luft⸗ und Lichtentziehung oder eine theilweise Eigenthumsbeschränkung der dem Expropriaten verbleibenden Grundstückstheile dadurch, daß er mit Rücksicht auf die Feuergefährlichkeit der auf dem expropriirten Terrain zu errichtenden Anlage in einer bestimm—⸗ ten Entfernung von derselben keine Baulichkeiten aufführen kann, — von der Berücksichtigung bei der Bemessung des außerordentlichen Werthes ausgeschlossen, und der nach dieser Richtung hin benachtheiligte Expropriat hat in einem beson⸗ deren Verfahren auf Grund der einschlägigen allgemeinen Ge⸗ setzgebung seine Schadensersatzansprüche sgeltend zu machen.
Bayern. München, 29. Juli. 4 gigz Das Staats-Ministerium des Königlichen Hauses und des Aeußern erläßt im „Gesetz und Verordnungsblatt“ eine die Einfüh⸗ rung des Betriebsreglements für , . Deutschhands in Bayern betreffende Bekanntmachung, durch welche an dem unterm I7. 6. 1874 veröffentlichten Eisenbahn⸗Betriebgreglement eine Reihe Aenderungen vorge⸗ nommen werden. Die neuen Bestimmungen werden mit dem J. August d. J. in Kraft treten und finden öuf Sendungen der Militärverwaltung insoweit Anwendung, als sie gegenüber den dafür bestehenden besonderen Vorschristen erleichtern de Transportbedingungen enthalten.
Die Vertagung des Landtags wird, wie nun be— stimmt verlautet, am nächsten Montag erfolgen. Der Wahl⸗ gesetzausschuß der Kammer der Abgeordneten tritt morgen nach der Plenarsitzung zusammen, um das Protokoll über die letzte Berathung festzustellen. — In der am 28. Juli ab⸗ gehaltenen Sitzung des zweiten Ausschusses der Kam— mer der , . erstattete der Referent Freiherr von Pranckh mündlichen Bericht über den Hauptetat der Mälitärverwaltung des Königteichs Bayern für 1880/81 und beantragte, allen Beschlüssen der Kammer der Abgeord⸗ neten die uftimmung erthellen zu wollen. Der Ausschuß trat einstimmig dem Antrage des Referenten bei. Auf den Gesetzentwurf, betreffend den Hauptetat der Militärverwal⸗
tragte auch hier der Referent nach mündlich erstattetem Vor⸗ trage dem durch die Kammer der Abgeordneten unverändert angenommenen Gesetzentwurf zustimmen zu wollen, was ein⸗ stimmig erfolgte.
Württemberg. Stuttgart, 28. Juli. Der „Schwäb. M.“ meldet in einem Extrablatt: Unserem Erlauchten Königs—⸗ hause wie dem ganzen württemberger Lande ist heute große Freude zu Theil geworden. Nach soeben eingetroffenem Tele⸗ gramm ist auf dem Lustschloß Marienwahl bei Ludwigsburg 7 Königliche Hoheit die Gemahlin des Prinzen Willhelm,
rinzessin Marie, von einem Prinzen glücklich entbunden worden. n Ludwigsburg begann aus Freude über die Geburt des Prinzen und das Wohlbefinden der Prinzessin sofort allgemeine Beflaggung der öffentlichen und Privatgebäude.“
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 29. Juli. Der Statt⸗ halter von Galizien, Graf Potoeki, ist gestern aus Lemberg 1 eingetroffen, um an den Berathungen zur Feststellung des
rogramms für die Kaiserreise nach Galizien theilzu⸗ nehmen.
Olmütz. 29. Juli. Die Festungsmanöver in Olmütz, welchen Se. Majestät der Kaiser beiwohnt, finden, nach einer Mittheilung des ‚Mährischen Tagblatt“, in den letzten Äugust tagen statt. Se. Majestät würde am 25. August nach Olmütz kommen.
Krakau, 29. Juli. Nach einem Wiener Telegramme des Czas“ wird der Kaiser am 1. September in Krakau an— ommen ohne i ng irgend eines Ministers. General— Adjutant Baron Mondel ist bevollmächtigt, mit dem Statt halter Grafen Potocki das Programm der Kaiserreise end⸗
gehen dürfte.
Vest, 29. Juli. Im Finanz⸗Ministerium wird jetzt, wie die „Bud. Corr.“ erfährt, mit Rücksicht darauf, daß das Forst⸗ wesen aus dem Finanz-Ministerium ausgeschieden wird, eine ganz neue Organisation der Montan⸗Sektion, respektive eine Neuorggnisirung der Verwaltung der Bergwerke und des Münzamtes durchgeführt.
Großbritannien und Irland. London, 29. Juli. (Allg. Corr.) Die Katastrophe, welche die britischen Waffen neuerdings in Afghanistan betroffen, hat in ganz England die größte Bestürzung und Aufregung verursacht, um so mehr, als man durch die vor einigen Tagen erfolgte Einsetzung und Anerkennung des neuen Emirs Abdurrahman Khan den afghanischen. Zwischenfall als gänzlich beendigt ansah. Die erste Mittheilung über, das Waffenunglück wurde dem Hause der Gemeinen vom Minister für Indien, Marquis von Har⸗ tington, in der gestrigen Nachmittagssitzung gemacht. Der Minister sagte:
Ich bedauere, mittheilen zu müssen, daß ich heute Morgen Nach— richten sehr ernster Art aus Indien empfangen habe. Ich erhielt heute früh folgendes Telegramm von dem Gouverneur von Bombay:
Primrose telegraphirt heute aus Kandahar: Furchtbare Kata— strophe. Die Streitmacht des Generals Burrows ist vernichtet. Wir ziehen uns in die Citadelle (von Kandahar) zurück. General Phayre wurde auf telegraphischem Wege angewiesen, mit allen Truppen, die er aufbringen könne, nach Kandahar zu marschiren. Truppen werden in Chuman zusammengejzogen. Hier endet die Depesche. Ich habe nach Simla telegraphirt, eine weitere Brigade ju entsenden, wenn dies nothwendig sein sollte.“ .
Kurz vor der Aufhebung der Sitzung machte der Minister für Indien weitere Mittheilungen über die Vorfälle bei Kan— dahar. Er sagte:
„Soweit ich im Stande gewesen, es zu ermitteln, — obwohl meine Information nicht sehr genau ist, — war die Brigade unter dem Befeble des Generals Burrows 000 bis 30 0 Mann stark und umfaßte u. A. ein britisches Infanterie Regiment und eine Batterie reitender Artillerie. Ich bin außer Stande gegenwärtig zu sagen, wie stark die Streitmacht unter General Primrofe in Kan— dahar ist, aber, geschwächt wie sie ist durch das Detachement unter dem Kommando von General Burrows, dürfte sie nicht stärker als 1700 bis 2900 Mann sein. Zu der Zeit, wo die Streitkraft der Generals Burrows angegriffen wurde, waren Befehle ertheilt worden, die Garnison in Kandahar durch Truppen unter Genera.
Phayre zu verstärken. Wenn diese Vereinigung bewerkstelligt ist,
dürfte die Streitmacht die von mir angegebene Stärke wahrscheinlich übersteigen.
Ich habe heute Nachmittag zwei weitere Telegramme em— pfangen. Eines vom Vizekönig lautet wie folgt: General Bur— rows ist von Ayub Khan eine ernste Niederlage beigebracht worden.
Er hat seine Kantonnements verlassen und sich in die Citadelle zurück—=
gezogen. Wir schieben Verstärkungen vor, von denen etliche schon unterwegs sind, und wir schicken ansehnliche weitere Verstärkungen von Indien ab. Es därfte nothwendig sein, die Entfendung von
Truppen aus England, die für die diesjährigen Ersatzregimenter b⸗
stimmt sind, zu antizipiren.“
Ich besitze auch ein weiteres Telegramm von dem Gouverneur von Bombay in Erwiderung auf eine Anfrage der indischen Regie—
tung, welche Verstärkungen seine Regierung in dem gegenwärtigen Nothfalle zu liefern im Stande sein würde. Er sagt, er würde e
übernehmen, drei Batterien Artillerie, ein britisches Kavallerie Regi⸗
ment, ein halbes Regiment eingeborener Reiterei, 2 Regimenter euro=
päischer Infanterie und 6 eingeborene Infanterie⸗Regimenter zu liefern.
General Phayre telegraphirt: „Trümmer ron der Sireitkraft Burrowtz
langen in Kandahar an. Einzelnheiten fehlen noch, aber Ayub Khans
Streitmacht war stärker als man glaubte, und bestand aus 13665 Mann und 36 gut bedienten Kanonen. Phayre hat sich mit Prim—
rose Lerständigt. Die Drähte sind jetzt zerschnitten. General Phayr:
. Oberst Sandeman beabsichtigen, sich im Bolan - Passe zu kon⸗
zentriren.“
Die aufgeriebene Brigade unter General Burrows war
aus folgenden Truppentheilen zusammengesetzt: zwei Bat—
terien reitende Artillerie, das 3. Bombayer Kavallerie⸗Regi⸗
ment, das 3. Scinde⸗Regiment, zwei Compagnien Sappeurs,
6 Lonpagnien des 66. Infanterie⸗Regiments (14 Offiziere und
470. Mann zählend), das 1. und 360. eingeborene Infanterie⸗
Regiment. Die Gesammtstärke der Brigade wird auf ca.
2700 Mann geschätzt.
Das Reutersche Bureau veröffentlicht über die
. des Generals Burrows aus Simla fol⸗
gende Depeschen vom 28. ds.:
General Burrowz hat schwere Verluste erlitten, und seine Streit⸗
macht wurde zersprengt, zur Flucht gezwungen und von dem Feinde
auf drei Meilen verfolgt. ie zieht sich nun in Trümmern nach
Kandahar zurück. Zwei Kanonen gingen verloren.
General Phayre hat Befehle erhalten, seine Streitmacht zu
konzentriten und zur . des Generals Primrose unverzüg⸗ lich nach Kandahar vorzurücken. Seine Komm unikattonglinie ul Indien wird durch die Truppen aus Bombay und Bengalen, denen Befehle zugegangen sind, ohne Verzug abzumarschiren, gestärkt werden.
Dem „Standard“ wird unterm 28. d. M. aus Bom
tung des Königreichs Bayern fuͤr 1880,81, übergehend, bean⸗
gültig festzustellen, weshalb Graf Potocki nicht nach Ischl
. Die Nachrichten aus Kandahar haben in ganz Indien ungeheueres Aufsehen — um nicht Bestürzung zu fagen — erregt, und zerschein der Schlag um so schwerer, als er durchaus unerwartet gekommen ist. Man batte so ganz und gar nicht daran geiweifelt, daß General Burrows Truppen, welche aus drei Infanterie⸗ und eben soviel Karallerie⸗Regimentern bestanden, voll ständig im Stande sein würden, Ayub Khans 12900 Mann irregulärer Truppen in der Kandahar ⸗ Ebene die Spitze zu bieten, daß man auch nicht den Schatten einer Befürchtung für dieselben hegte. Das kurze Telegramm, welches ihre erdrückende Niederlage oder, wie es heißt, Vernichtung meldete, hat ganz Indien erschüttert. Der Vize ⸗König berief sofort nach Empfang der Unglücke botschaft einen Konseil und obgleich einige Hoffnung vorhanden ist, daß unsere Verluste übertrieben worden waren, fo enthalten die späteren kurzen Telegramme nichts, was die Hoffnung ermuthigen könnte, daß ein betraͤchtlicher Theil, wenigstens der Infanterie entkommen sei. Der Consell telegraphirte sofort an den hiesigen Gouverneur um eine Liste der verfügbaren Truppen, und ist es in der That ein glück licher Zufall, daß vor einer Woche auf die Nachricht der Desertion der Infanterie des Vali hin eine ansehnliche Truppenmacht vor⸗ geschoben worden ist. Die größten Befürchtungen werden für den Augenblick für die Sicherheit Kandahars gehegt. Der Verlust dieser Stadt würde ein schwerer Schlag für ung und ein schreckliches Unglück für die Einwohner der Stadt fein, da sie sicherlich als Strafe für den freundlichen Empfang unserer Truppen von deren Ayubs geplündert werden würde, falls er in ihren Besitz gelangte. Aus Kabul vernimmt man, daß bezüglich der Angelegen⸗ heiten in Ghazni bereits Verwickelungen vorliegen und keine Zweifel darüber obwalten daß die Nachricht von der Niederlage einen großen Einfluß auf die Lage in Kabul ausüben muß. Man hält es für sicher, daß die Haltung Ayubg den bislang gehegten Entschluß, Abdur⸗ rahman sich selber zu überlassen und ihm nur eine Geldbewikligung zu gewähren, modifizirt und die Räumung verzögert werden wird' Den Militärs erscheint die ganze Angelegenheit bislang unerklärlich. General Burrow hatte vor zwei Tagen gemeldet, daß er sein Lager in eine defensive Stellung bringen werde, und es widerspricht allen Schätzungen der Widerftandskraft britischer Truppen, daß drei
ag wenter britischer Infanterie durch eine Anzahl afghanischer Ir⸗ 1 aus einer selbst gewählten und ohne 6 mit Sturm⸗ gräben umgebenen Stellung vertrieben werden konnten. Außer der
Infanterie besaß General Burrow drei Regimenter Kavallerie, nebst den 1600 Mann Reiterei des Bali, welche bei der Meuterei der Infanterie desselben ihm Treue bewahrten. Die unter Apub stehenden Truppen werden einschließlich der Ghazi⸗Bauern auf 12. bis 13 060 Mann geschätzt. Dieselben besaßen 35 Kanonen gegen unsere sechs. Vom Vali, welcher den setzten Berichten zufolge im britischen Lager sich befunden hatte, fehlt es ganz an Nachrichten. Zahlreiche Versprengte waren in Kandahar eingetroffen, wie die letzten Telegramme der unterdessen zerstörten Linie meldeten; eins dieser Telegramme, meldet, daß ein Rest der Truppen entkommen ist. Die Thatsache, daß der Verlust von zwei Kanonen besonders gemeldet wurde, berechtigt zu der Hoffnung, daß die anderen vier Kanonen und ein Theil der Truppen wenigstens im Stande waren, sich vom Schlachtfelde zurückzuziehen.
Die Telegraphenlinie ist zerstört worden, und dürfen wir uns auf die Nachricht gefaßt machen, daß das ganze Land von Kandahar bis Pischin gegen uns im Aufstande ist.
Die in Kandghar liegenden Truppen werden auf zweitausend Mann mit zwei Batterien Artillerie geschätzt. General Phayre mit Verstärkungen sollte nahe zur Hand sein. Die bereits don Scinde abberufenen Truppen wurden heute telegraphisch beordert. möglichst rasch vorzurücken. Man glaubt, daß in Madras neue Truppen ge⸗ worten werden dürften. Einstimmig herrscht die Ansicht, daß es absolut nothwendig sei, die unseren Waffen beigebrachte Scharte voll⸗ ständig auszuwetzen.
Den letzten Nachrichten zufolge befindet sich General Burrow am Helmund und Ayub Khan mit 4000 Reitern und 46690 Ghazis nebst Mannschaften, die zu ihm gestoßsen waren, in Hyderabad am östlichen Ufer. General Burrow, welcher zu jener Zeit einen nächt lichen Angriff der Truppen Ayubs befürchtete und feine Stellung befestigen wollte, verle te sein Lager und brachte feine Vorräthe, Verwundeten und Bagagethiere in einem Stacket unter. Die Nach⸗ richt von dem Unfall, welcher die Truppen des Generals Burrow betroffen, wurde sofort auf telegraphifchem Wege der Königin ge⸗ meldet und den Horse Guards“ und der Admiralität mitgetheilt. — Der „Times“ wird aus der Kapstadt vom 28. ds. berichtet: Der Agent des Gouverneurs meldete durch den gestern einge⸗ troffenen Eilboten, daß die Angelegenheiten ein besseres Ansehen angengmmen. Letsea, der bedeutendste Häuptling, hat die Botschaft lch gt, daß sein Volk ihn nunmehr unterstütze und er die nöthige Anzahl Leute gesammelt habe, um das dem loyalen Volk abgenom⸗ mene Vieh wieder zu erbeuten. Oberst Griffiths hofft, daß die Re—‚ bellion sich auf Masupha beschränken wird, der Thaba' und Bosigo befestigt sind. Mr. Barkly in Mafeteng hat die nöthigen Ver- theidigungsvorkehrungen gegen Lerothodi getroffen und' die Fin⸗ ., mehrerer lovaler Dörfer mit ihren Vorräthen um fich ge⸗ aart. — 30. Juli. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des UnterhgusFes verlas Lord Hartington ein von heute datirtes Telegramm des Majors Sandeman. Der— selbe zeigt an, daß er behufs Einziehung von Informationen Boten nach Kandahar gejandt habe, daß deren Rückkehr von dort aber erst in etwa 3 Tagen zu erwarten sei. Mel Abdulrahman () und Dubral () hätten fich von ihrem Posten nach Chaman hin zurückgezogen und seien in Catai angekommen. Es gehe das Gerücht von einem bei Catai stattgehabten Gefecht; der Posten sei aber an sich stark genug und überdies seien heute von Chaman aus Unterstützungen dahin abgegangen. Der Angriff auf General Burrows Truppen sei ein sehr heftiger gewesen und der Ver⸗ lust auf beiden Seiten ein bedeutender. Es verlaute von An⸗ sammlungen der Kakais⸗ und Atchakyais⸗Stämme, die in Quetta und Pischin stehenden Truppen . aber stark genug, dieselben niederzuhalten. Lord Hartington fügte der Mel— dung Sandemans hinzu: General Phahre sei noch nicht in der Lage, den Vormarsch zum Entsatze Kandahars antreten zu können. Ueber den Eindruck, den die Vorgänge bei Kanda⸗ har in Kabul gemacht hätten, liege keine Nachricht vor; das Fehlen von diesbezüglichen Nachrichten könne eher als ein beruhi⸗ . Umstand angesehen werdenz der Inhalt der eingegangenen elegramme sei überhaupt nicht alarmirender Natur. Er glaube, daß die in Kabul und auf den nach Kabul führenden Ver— bin dungslinien vorhandenen englischen Streitkräfte allen Even—⸗ tualitäten gewachsen seien. — Das Haus setzte hierauf die zweite Lesung der Fagdbill fort und genehmigte dieselbe ohne besondere Abstimmung.
Im Oberhau se wurde heute die irische Nothstands⸗ bill in dritter Lesung ohne besonder: Abstimmung an⸗ genommen.
Die für Indien bestimmten Truppenverstärkungen betragen 5478 Mann und sind auf vier verschiedene Trans⸗ porte vertheilt. Der erste Transport soll am 3. k. M., der letzte am 12. k. M. England verlassen.
Bei der heutigen Neuwahl zum Parlament in Scarborough wurde der Präsident des Gemeinde⸗-Verwal⸗ tungs⸗-Kollegiums, Dodson, mit einer Majorität von 222
bay gemeldet:
Stimmen gewählt.
— 31. Juli. (W. T. B.) Bei der gestrigen Neuwahl um Parlament in Wigtown wurde Sir John Hay kkonservativ) mit geringer Majorität gewählt.
ankreich. Paris, 29. Juli. (Fr. Corr.) Der en fl von Cherbourg, Vize⸗Admirat Ribourt, ist hier eingetroffen und hat mit dem Marine⸗-Minister eine Unter—
redung gehabt.
Italien. Rom, 30. Juli. (W. T. B.) Der „Osser⸗ vatore Nomano“ veröffentlicht ein Circular des Staats⸗ sekretärs Kardinals Nina, vom 25. d., an die Vertreter des Vatikans als Antwort auf das Rundschreiben des bel⸗ gischen Ministers des Auswärtigen, Frare⸗Orban, an die Vertreter Belgiens. In diesem Circular werden die Behaup⸗ tungen Fräöre⸗Orbans widerlegt und darauf hingewiesen, daß der Abbruch der Beziehungen zwischen dem Vatikan und Bel— gien bereits seit Eintritt Frare⸗-Orbans in das Kabinet einen Theil seines Programms gebildet habe, und daß Frör-⸗-Orban nur einen Vorwand abgewartet habe, dasselbe auszuführen.
Griechenland. Korfu, 29. Juli. (Pest. S.) Der hiesige französische Generalkonsul hat den Gouyerneur davon verständigt, daß das unter Kommando des Vize-Admirals Rizhuet im Pyräus ankernde französische Levante⸗ Geschwader in der nächsten Woche hierherkommen dürfte.
Türkei. Konstant inopel, 29. Juli. Das „Reutersche Bureau“ meldet von hier: Der englische Gesandte Göschen habe in einer Audienz beim Sultan am 27. d. die grie⸗ chische Grenzfrage zur Sprache gebracht, der Sultan habe geantwortet, als konstitutioneller Souverän müsse er die Sorge um die Regelung dieser Frage der Pforte überlassen.
— 29. Juli. Meldung der „Presse“: Die Munitions—⸗ sendungen nach Prevesa dauern fort. Es wird versichert, Derwisch Pascha erhielt vor seiner Abreise nach Salonichi militärische Instruktionen, welche die albanesischen Aspirationen und eine eventuelle Aktion kaum hemmen dürften. .
— (W. Pr.) Der Medschidie, der bisher nur bei Zollzahlungen mit 20, sonst aber an öffentlichen Kassen mit 10 Piastern angenommen wurde, wird von nun an überall zu dem Vollwerthe von 20 Piastern angenommen.
ö n tin n , er Albanien schreibt man der „Pol. Corr.“ von hier:
Gestern versammelte der General- Gouverneur Izet Pascha sämmtli he Mitglieder des hiesigen Ligacomits im Konak, um sie zu veranlassen, den übermorgen hier erwarteten Pfortenkommissären Mustapha Pascha und Latif Efendi einen freundlichen Empfang zu bereiten. Der Vali betonte eindringlich, daß der Kaiserlichen Regie⸗ rung der Gedanke ferner denn je liege, den Albanesen Gewalt an— thun zu wollen, daß die Delegirten der Pforte daher durchaus nicht die Mission haben, dem loyalen Bestreben des alba⸗ nesischen Volkes entgegenzutreten, ihrem angestammten Herrscher gegenüber in Treue und Ergebenheit zu verharren. Mustapha Pascha und Latif Efendi hätten vielmehr die Aufgabe, die Wünsche der Al= banesen gründlich kennen zu lernen und einen für Regierung und Volk heilsamen Gedankenaustausch zu veranlassen. Man könne daher vertrauensvoll diesen Kommissären entgegenkommen. Die Comits— mitglieder gingen auf die Intentionen des Vali ein und versprachen,
leich nach Eintreffen der Herren aus Stambul densel 9 ihre Aufwartung zu machen. Auch zeigten sich die Chefs der nordalbanesischen Liga bereit, auf die Bexölke rung beschwichtigend einzuwirken und diese von jeder feind⸗ seligen Demonstration gegen die Kommissäre abzuhalten. Wenn diefe in der That mit keinem anderen Auftrage betraut sind, als Fühlung mit den Notabeln zu gewinnen und den Albanesen Muth zuzusprechen, so dürften sie unangefochten hier verbleiben können. Sobald es sich aber darum handeln sollte, den Widerstand der alba— nesischen Führer gegen die Durchführung der April-⸗Konvention zu brechen oder auch nur zu mildern, jo werden Mustapha Pascha und Latif Efendi ganz gewiß unverrichteter Dinge zurückkehren. Man darf nicht außer Acht lassen, daß im Lager bei Tusi Hodo Bey und dessen fanatischer Adlatus Kolas Aga (.Der Schrecken der Feinde genannt), die einzigen gebietenden Herren sind, und diesen fällt es nicht ein, das von ihren zahlreichen Schaaren okkupirte Terrain aufzugeben. Hodo Bey ließ erst gestern hierher eröffnen, daß er, von den Hotti, Grudi und Clementi bestürm f, nunmehr einer Aktion nicht ausweichen könne und die Montenegriner bei Fun⸗ dina angreifen werde. Man kann daher täglich auf ernste Vorfälle auf der Ebene zwischen Tusi und Podgoritza gefaßt sein. Diese Kampfeslust theilen auch sämmtliche Miriditenstämme,
— 28. Juli. (Pest. L.) Die Liga schiebt alle neu ankom menden Truppen gegen Dul eig no vor. Der Krie osdampfer Iskenseriah“ landete in Duleigno vier Batterien ruppscher Positionsgeschütze, welche für die Liga⸗Armee bestimmt sind. In der Sitzung des Central⸗Ausschusses der Liga erklärten die Kommissäre der Pforte Mustafa Pascha und Abdul Latif Efendi, daß das Verhalten der Albanesen den vollsten Beifall des Sultans habe und daß die Pforte freiwillig kein Gebiet abtreten werde. Dieselben kündigten an, daß die Pforte auf vier Dampfern Hülfstruppen und Munition nach Durazzo
und Duleigno senden werde.
Serbien. Belgrad, 29. Juli. (W. Pr.) 39 den ersten Tagen des August wird Fürst Milan mit der Fürstin Natalie nach Wien kommen. Die Fürstin begiebt sich von hier nach Franzensbad, um die dortigen Bäder zu gebrauchen. Der Fürst reist nach Ischl, um dort die in Ems wegen Er⸗ krankung der Fürstin unterbrochene Kur fortzusetzen. — Die am 23. d. an sämmtliche Natschalniks ergangenen Ordres be⸗ hufs sofortiger Konskription der im Lande befindlichen 1 ist in voller Ausführung begriffen und muß die onskription noch im Laufe der nächsten Woche beendet sein. Das Verfügungsrecht der Eigenthümer über ihre Fuhrwerke wurde für den Fall des Eintretens bestimmt vorgezeichneter Eventualitäten beschränkt. . — Ueber die Mobilisirungsnachrichten die von hier verbreitet worden, erfährt das N. Wr. T.“ Folgendes: Der serbische Ministerrath hat die Mobilisirung und Ausstellung von vier Brigaden, das ist 72900 Mann, beschlossen. Von einer Mobilisirung der ganzen serbischen Armee ist nicht die Rede. Die serbische Regierung begründet die von ihr verfügte Maßregel vor Allem mit der Gährung in Ostrumelien und Bulgarien und will der Gefahr entgegentreten, welche aus der Entfaltung des Nationalitätsprinzips in Bulgarien für sie entstünde. Weiter hält Serbien auch die Lage in Albanien für bedrohlich und besürchtet, daß die Erhebung der Albanesen auch die in Serbien lebenden Albanesen, wie schon so oft, zum Ueber⸗ tritt nach Albanien und zu Ruhestörungen anregen könnte. Diesen Besorgnissen Rechnung tra end, stellt die serbische Re⸗ gierung zwei Brigaden an der bulgarischen und zwei an der albanesischen Grenze auf Die angeordnete partielle Mohbilisirung, wenn Serbien sich einmal zu einer Truppen⸗ Aufstellung entschlossen hat, mußte schon deshalb erfolgen, weil Serbiens Wehrmacht nach dem Milizsystem organisirt ist
— (Pest. L.) Meldung der „Presse“: Als Grund des Stockens der österreichisch⸗-ungarisch-serbischen Ver— handlungen wird die Weigerung der serbischen Delegirten bezeichnet, den gn ere hi de r he Standpunkt anzuer⸗ kennen, wonach der austro⸗türkische Handelsvertrag von 1862 die Basis der Verhandlungen bilden soll.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 30. Zuli. (W. T. B.) Der chinesische Gesandte Tseng⸗Keetzee, Marquis von Y-yong, ist heute Abend 6 Uhr hier eingetroffen. — 31. Juli. (W. T. B.) Ein amtliches Tele⸗ gramm aus Bami, vom 36. d. M., meldet: General Skobeleff unternahm am 13. . M. eine Rekognoszirung in der Richtung nach Geok⸗-Tepe. Nach der am 17. d. M. erfolgten Besetzung Egianys und Batir Kalas unternahm Skobeleff eine weitere Rekognoszirung nach der Gruppe der Aule von Dengil und Geok⸗Tepe, wobei die russischen Truppen auf bedeutende Massen feindlicher Kavallerie stießen. Sie drangen jedoch bis zu den äußeren Mauern der befestigten Aule vor, bewirkten eine Aufnahme des Terrains und kehrten am 22. d. M., nachdem sie einen Angriff der Tekinzen zurückgewiesen hatten, nach Bami zurück. Russischerseits betrug der Gesammtverlust im Laufe von neun Tagen 3 Todte und 8 Verwundete. Unterwegs hatten die russi⸗ schen Truppen dem Feinde außerdem großen Schaden durch Vernichtung der Saat und der Vorräthe beigebracht. Die in Geok⸗Tepe konzentrirten 10 000 Tekinzen, mit denen sich gegen 00 in Merv stehende Truppen vereinigten, fangen bereits an, Mangel an Vorrath zu empfinden. Das Befinden der russi⸗ schen Truppen ist ausgezeichnet.
Statistische Nachrichten.
An der Gesammtindustrie Deutschlands betheiligt sich die württembergische Industrie, für welche der Kopfantheil nach der Zahl der Ortsanwesenden 4,4 ½υ ausmacht, nach dem Jahres— bericht der Handels⸗· und Gewerbekammer zu Stuttgart für 1879, am hervorragendsten durch die Fabrikation von Korsetten und Krino⸗ linen, welche 66 0/9 der im Deutschen Reich überhaupt in dieser Branche thätigen Gewerbetreibenden umfaßt. Darauf folgen mit 1590 Käsereien, Kakao und Chokoladefabriken, Nudelfabciken; die ö von Schußwaffen, edlen Metallen, mathematischen In- trumenten, Kaffeesurrogaten, Köhlereien und Stearinfabriken mit je 10—120ͤ9, Brauereien, Glaserei, Buch⸗, Kunst⸗ und Musikalien⸗ handel, Leinewebereien, Instrumenten⸗, Steinwaaren⸗, Essig⸗ und Blechwaarenfabrikation mit je 8—– 90o. .
Die. Baumwollspinnerei beschäftigt in Württemberg 6 (M, die Flachs spinnerei 5 Co, die Baumwollweberei und Maschinenfabritkation je 40o, die Zuckerfabrikation nur 280, der in diesen Branchen in Deutschland überkgupt thätigen Personen. Je weitere Jöso sind Gerber, Seiler, Metzger, Bäcker und Konditoren, je 5 bezw. 60so Uhrmacher, Verfertiger chirurgischer Instrumente, Wirthe, Kupfer⸗ oder Hufschmiede, Holzschneider und Schriftgießer, Papierfabrikanten, Buchdruckereien, Besitzer photographischer Anstalten. .
Was den Antheil an der Gesammtbevölkerung des Königreichs, sowie die relative Bedeutung betrifft, welche hiernach innerhalb der Landesindustrie jeder Gruppe zukommt, so beschäftigen die Gewerbe in Württemberg rund 288 000 Personen oder 150/0 der Bevölkerung, davon entfallen 50 O00 oder 1350 auf die Gruppe der Bekleidung und Reinigung, 130 oder 40 00) auf die Gruppe der Textil industrie, 9goso oder 26 000 auf die Holzindustrie, je Toso oder je 22 009 auf das Handelsgewerbe und die Metallverarbeitung, 6/“ oder 17000 auf die Gruppe der Maschinen und Insitrumente, 3/0 oder 10000 auf die für Papier und Leder, 19/½ oder 27090 auf die polygraphischen Gewerbe, O, o oder 1500 auf die chemische Industrie.
— Von den Beiträgen zur Statistik Mecklenburgs, vom Großherzoglichen statistischen Bureau zu Schwerin, sind das 3. und 4 Hest des 9 Bandes erschienen In Kommission der Stiller⸗ schen Hofbuchbandlung in Schwerin, 1389). Das Doppel heft enthält zunächst die Statistik der Forst⸗ und Jagdfrevel in Mecklen⸗ burg⸗Schwerin von 1852 bis 1876. In diesen 26 jährigen Zeitraum fallen die verschiedenen Forstschutzgesetzperioden: das Forst⸗ schutzgesetzz vm 1. März 1842, das revidirte Forstschutzgesetz vom 21. März 1857 und das in Veranlassung des Straf⸗ gesetz buchs erlassene Forstfrevelgesetz von 1871. In der ersten Persode 1852 —57 kamen in den Großherzoglichen Forst ⸗ Inspektionen I3 270 Frevel, in den Städten 1977 zur Anzeige, in der II. (1858 — 71) 7447 bzw. 1148, in der III. (1871 - 76) 5139 biw. 821, ein Verhältniß wie 100: 56: 39 bzw. 100: 58: 42. Von den Freveln waren Holzfrevel: J. 9309 bzw. 1585, I. 3855 bzw. 732, III. 4565 bzw. 741 (100: 41: 49 bzw. 100: 46: 47); Weide⸗, Gras⸗ und Streuwaldfrevel 1J. 3672 bzw. 257, II. 3231 bzw. 360, III. 217 bzw. 29 (100: 88: 6 bzw. 100: 140: 11; Uebertretungsfrevel . J. 270 bzw. 133, II. 332 bzw. 54, III. 329 bzw. 45 (100: 123: 122 bjw. 100: 41: 34); Wild⸗ und Jagdf evel J. 19 bzw. 2, II 29 bzw. 2, III. 28 bzw. 2 (100: 153: 147 bzw. 100: 100: 100). Der Schaden werth betrug J. 9965,82 66. bzw. 1937.10 M, 1I. 5360, 22 M. bzw. 770 98 , III. 3848,65 M bzw. 546,11 S6 Von den Angeschuldigten wurden freigesprochen J. 568 bzw. 144, II. 292 bzw. 51, III. 321 bzw. 30, verurtheilt J. 12 889 bzw. 1819, II. 7025 bzw. 1111, III. 4695 bzw. 765, zu 1. 15 465,43 biw. 2700, 87 . Geld, 126 h02. bzw. 21 570 Stunden Gefängniß. 3 Stunden Arbeit und in 24 bzw. 45 Fällen zu körper⸗ licher Züchtigung; II. 16 060,4 biw. 2 41 7186 „ Geld, 76 871 biw. 12783 Stunden Gefängniß 1066 biw. 139 Stunden Arbeit und in 16 bzw. 7 Fällen zu körperlicher Züchtigung; III. 11 199,65 bzw. 1646,12 6 Geld, 40 166 bzw. 7007 Stunden Gefängniß, 112 Stun—⸗ den Arbeit. — Ferner enthält das Heft die Ergebnisse der Er⸗ mittelung der Llandwirthschaftlichen Bodenbenutzung und der Ernteerträge im Großerzogthum Mecklen burg ⸗Schwerin im Jahre 1878. Es wurden im Sommer 1878 ermittelt: Acker und Gartenländereien 759 303,7 ha, daoon mit Getreide und Hülsenfrüchten bestellt 418 728,8 ha (41 729,8 ha Winter, 16909 ha Sommerweizen; 155 060,5 ha Winter, 96008 Sommerroggen 17 8775 ha Gerste, 114 133,2 ha Hafer, 24 558,6 ha Heinen. 29 563, ha Mischfrucht T. s. w.); 40 793,4 ha Hackfrüchte (37 176.83 ha Kartoffeln, 11I2, ha Zuckerrüben); 14 219,7 ha Handelgewächse (19 948, ha Raps und Rübsen, 3053 77 ha Flachs u. s. w.); 91 695, d ha Futter pflanzen (35 134.65 ha Klee); zum Gartenbau g060,7 ha; Ackerweide 986 617,4 ba; Brache 86 is9,! ha. Wiesen waren 103 798,7 ha, Weiden und Hütungen 68 417,65 ha, Forsten und Holzungen 223 734,9 ha, Wege und unbrauchbares Land (einschließlich der Haug. und Hofräume) 108 465,s ha, Gewässer 66 656, ha, ergiebt Gesammtareal 1 330 377 ba. Geerntet wurden im Jahre 1878 vom Hektar Winterweizen 37,39 Ctr. Körner und 86,40 Ctr. Stroh, Sommerweizen 31,59 und 68,60 Ctr., Winterroggen 27,57 und 74,77 Ctr., Sommerroggen 21,36 und 0, 53 Ctr., Gerste 3. und 57, 14 Ctr., Hafer 33,47 und 6221 Ctr., Kartoffeln 197,6 tr. (gesunde), Zuckerrüben 5öd,47 Ctr., Raps u. dgl. 265093 Ctr. Körner und 46, 92 Ctr. Stroh, Klee 788 und 78.06 Ctr. Die Wiesen er⸗ gaben pro Hektar 65,568 Ctr. Deu. Während der Winterweizen im Großherzoglhum Mecklenburg! Schwerin 37,89 Ctr. Körner und sö,46 Ctr. Stroh brachte, ergab derselbe gleichzeitig in Mecklenburg⸗ Sirelitz 31,8 und 79,4 Cir,, in der Provinz Brandenburg 28,2 und 54, ir in Pommern 30,8 und 58,7 Ctr., in Schleswig ˖ Holstein 37,5 und 61 Ctr., in Hannover 29,2 und 53,9 Ctr. In Winterroggen hatten von diesen Ländern bez. Provinzen nur Schleswig ⸗Holstein in
und nur sehr wenige Truppen unter den Waffen stehen.
Körnern (28 Ctr.) einen höheren Ertrag als Mecklenburg⸗ Schwerin,
in Gerste Hannover (40,7 Ctr.), in Kartoffeln Mecklenburg · Strelitz (205,3 Ctr.), in Raps ꝛc. Schleswig Holstein (28,æ Ctr.). Die Ernte 1579, deren Eegebnisse ebenfalls mitgetheilt werden, war geringer als die des Jahres 1878; sie ergab pro Hektar vom Winter⸗ weizen 35,15 Ctr. Körner und 80, 99 Ctr. Stroh, Sommerwelzen 34,47 bezw. 69,87 Ctr., Winterroggen 23,50 und 56,05 Ctr., Som⸗ merroggen 19,85 und 42,46 Ctr., Gerste 3461 und 57,65 Ctr., Hafer 394 und 59,89 Ctr., Kartoffeln 167,27 Ctr., Zuckerrüben 548,19 Ctr. u. s. w. — In einem anderen Aufsatz sind die Kauf⸗ und Pachtpreise der Landgüter in Mecklenburg Schwerin seit dem Jahre 1770 berechnet und mit den Mar ktpreisen der landwirthschaftlicken Produkte verglichen. Es ergiebt sich aus den mitgetheilten Tabellen, daß eine steigende Tendenz der Getreidepreise regelmäßig von einer Steigerung der Kauf⸗ und Pacht preise der Landgüter begleitet wird, daß aber ein Rückgang der Ge⸗ treidepreise nur dann ein Zurückgehen der Güterpreise zur Folge hat, wenn jener Rückgang von längerer Dauer ist. Was die . Zahlen betrifft, so stellt sich im Durchschnitt der Jahre 1770 - 1878 der Kaufpreis der mecklenburgischen Lehengüter pro Hufe (60 bo- nitirte Scheffel) auf 72473 MS, in der Periode 1770-74 auf 24057 1nÆ. 1775-7 auf 17937 4M, 1805—9 67 893 M, 1810—14 39 873 M, 1835 — 39 63 606 , 1855 - 59 131 611 4, 1860 - 64 156 237 AM. 1875 — 78 136 260 A; für Allodialgüter auf 78 828 S, 1770 - 74 20 457 M, 1775 75 20 362 MS, 1805—9 71 253 Mn, 1510 —- 14 39 240 MÆ, 1835 — 39 72 987 S, 1855 - 59 138 905 ½, 1860 — 64 184 831 M, 1875 — 718 163 467 60 Im Durch⸗ schnitt dieser 109 Jahre ist das unbeschränkte Eigenthum um 410oꝑ höher bezahlt worden als das beschränkte, in den Zeiten der theuersten Preise 1855— 78 aber nur um 16.17 Yo. Das Verhältniß des niedrigsten Standes der Güterpreise zu dem höchsten i in dem den
gütern statt 108 839 M 163 467 M Die Pacht und die Erbracht von Domanialhöfen hat in 1770 - 75 30 915 4, 1875 79 145 695 4, im Durchschnitt 1770421879 72 473 S. betragen. Die Schwan⸗ kungen sind viel geringer gewesen, als bei den Preisen der ritterschaftlichen Hufen, aber die gelobte. jährliche Zeit; pacht bei Neuveipachtung von Domanialhöfen geht mit den Kaufpreisen der ritterschaftlichen Hufen fast parallel. In der Periode 1843 — 1879 betrug die Zeitpacht für die Hufe im Doma⸗ nium 5,21 0½υ des Kaufpreises der ritterschaftlichen lehnbaren Hufe, und sie schwankte in den einzelnen fünfjährigen Zwischenperioden nur zwischen 4. 77 und 5,75 o/o des Kaufpreises. Im Vergleich zu den theueren Allodialgütern betrug die Pacht 487 0s09 (424 — . 5d M9) des Kaufpreises. Die Zeitpacht stellte sich in den Jahren 1850 bis 1879 bei den neu veipachteten Domanialhöfen durchschnittlich um 17,7 9 jährlich höher als die Durchschnitte pacht aller verpachteten Höfe. Schließlich wird in diesem interessanten Aufsatz auch die Frage unter ⸗ sucht, in welchem Maße der durchschnittliche Werth einer ritter ⸗ schaftlichen Hufe (600 Scheffel; in der J. Klasse umfaßt die Hufe nur 117,1 ha, in der VIII. mehr als 3252 ha) von der Größe ihres Areals abhängt? Das Resultat dieser Untersuchung ist, daß nach den in den Jahren 1840 —1878 stattgehabten Verkäufen der Werth der Hufe mit der Größe derselben nicht abnimmt; die höchsten Preise erzielten die Hufen III. Klasse (143, 1— 169,1 hy; wenn ihr Kaufpreis — 1 gesetzt wird, so erzielten die Hufen I. Klasse bei Lehngütern nur C989, bei Allodialgütern G6. 944, II. Klasse O, 02 bzw. O, 995, VI. Klasse O, 880 bzw. C. 981. — Den Schluß des Hefts bilden die meteorologischen Tabellen pro 1870 und 1871.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Lehrbuch der Allgemeinen Botanik mit Ein schluß der Pflanzenphysiologie. Für den. Gebrauch der Studirenden an Universitäten und Akademien, sowie zum Selbst— unterricht bearbeitet von Dr. J. Reinke, ord. Prof. der Botanik und Direktor des pflanzenphysiologischen Instituts der Universität Göttingen. Mit 295 Original Holzschnitten und einer Tafel in Farbendruck. Ber⸗ lin 1380, Verlag von Wiegandt, Hempel u. Parey (Paul Parey). — Das vorliegende Werk ist dazu bestimmt, den Anfänger in das Studium der wissenschaftlichen Botanik einzuführen und steht auf der Höhe der neuesten Forschungsergebnisse. Der Verfasser verfolgt die praktische Methode der exemplifikatorischen Behandlung, der Er⸗ läuterung an Beispielen, wie sie für die Einführung in eine Wissen schaft mit einer solchen Fülle von Einzelerscheinungen unerläßlich ist. Der gelehrte Verfasser konnte bei der Auswahl der Bei spiele größtentheils die Resultate eigener Forschung benutzen. Die zahlreichen vorzüglichen Illustrationen sind meist nach sorgfaͤlti· gen Präparaten gezeichnet. — Die erste Abtheilung führt den an gehenden Botaniker in die Morphologie ein; sie erläutert ihm den Begriff der Zelle, des Protoplasma's, der Einschlüsse (Chlorophyll 2c.) und veranschaulicht ihm die Zellbildung und Zelltheilung. Im 2. Abschnitt folgt dann die allgemeine Histologie und Entwickelungs. lehre, im 3. die Gliederung und Metamorphose des Pflanzenkörpers in seinen vegetativen Organen, im 4. die Anatomie der Vegetations- organe der Gefäßpflanzen und im , besonders interessanten Abschnitt. die Erscheinungen der Fortpflanzung. Mit dem 58. Abschnitt beginnt die zweite, physiologische, Abthei⸗ lung des Werkeg. Zuerst werden die Vorbegriffe gegeben; dann folgen im 7. Abschnitt die pbysikalischen Bewegungen in der Pflanze, im 8. die chemischen (wie solche u. A. bei den Insekten ver ⸗ zehrenden Pflanzen statthaben, die Gährung hervorrufen 2c. ); der 9. handelt von den Wachsthums bewegungen und der letzte, 19, endlich von den Bewegungen ausgewachsener Pflanzentheile (Reiz- barkeitserscheinungen der Mimosa pudiea, unseres Sauerampfers (Oralis s2cetosellal, Schleuderbewegungen mancher Pilze, welche ihre Sporen gewaltsam auswerfen ꝛC.). — Eine wichtige neueste Ent- deckung freilich konnte nicht mehr ihre Stelle in dem Buche finden und mußte in der Vorrede nachgetragen werden, nämlich die, daß es Gautier inzwischen gelungen ist, das Chlorophyll in krystalli⸗ sirker Form zu erhalten. (Dasselbe bildet durchscheinend grüne Rhombos der, die im Lichte langsam zerstört werden. — Die Ver lagebuchhandlung wird dem Werke, dessen gediegene Ausstattung be sondere ö verdient, einen zweiten, systematischen Theil folgen lassen. .
. . Eiern des Mittelalters aus den Archiven der Stadt Lübeck. Herausgegeben von dem Vereine für Lü— beckische Geschichte und Alterthumskun de. 10. Heft. Lübecker Bürgersiegel Lübed 1879. Ferdinand Grautoff. — Das vorliegende Heft dieser umfass nden sphragistischen Publikation enthält die Siegel Lübecker Rathsmänner und Bürger, und zwar be⸗ innen die der Ersteren mit Nr. 44: von Dalen und enden (alpha—⸗ kun n geordnet) mit Nr. 86: Wullenwever. Der bekannte Kaufmann Jürgen Wullenwever (vermuthlich ein geborner dambur er), welcher Iözß in den Rath und gleich darauf zum Bürgermeister ewählt wurde, 1535 sein Amt niederlegte und 1537 in Wolfenbüttel ingerichtet wurde, führte, wie das mitgetheilte Ringsiegel zeigt, als Wappen einen quergetheilten Schild, darin oben ein nach rechts gebender Löwe, unten zwei Eicheln, über dem Schilde die Buchstaben J. W. Ein Nachtrag von Rathmännerstegeln aus dem Königlich bayerischen Staatgarchiv am Schluß des Hefts bringt die Zabl derselben auf 97. Die in dem vorliegenden Hefte beschriebenen Lübecker Bürger ⸗ siegel reichen von Nr. 49: Hinrik van der Alre bis Nr. 127
einrich Witte. Die beigegebenen 9 lithographirten Tafeln mit Cin oh ge sten sind n n nig sorgfältig ausgeführt.
— Neuestes Städte ⸗Lexikon, enthaltend sämmtliche Verkehrsorte von Europa sowie die bedeutenderen außereuropäischen
ndelspläße 2, herausgegeben von Hermann Mertens, weil. ener fr ãchsischer . — Vierte wesentlich vermehrte Auflage, vollständig umgearbeitet von Ferdinand Har⸗
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