1880 / 198 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 24 Aug 1880 18:00:01 GMT) scan diff

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mend, auf Schloß Mainau ein und beabsichtigte, bis heute Vormittag dort zu verweilen.

Der Redacteur einer großen Zeitung, welcher in Folge einer beleidigenden Annonce im Inseratentheil der Zei⸗ tung wegen Beleidigung angeklagt und in beiden Instanzen verurtheilt war, machte in . Nichtigkeits beschwerde geltend, daß er, mit Rücksicht auf den Organismus einer

roßen Zeitung, um den Inseratentheil sich nicht kümmern önnte, und darin ein besonderer Umstand liege, der seine Strafbarkeit als Thäter ausschließe, zumal der eigentliche Thäter (der Inserent) bekannt sei. Das Reichsgericht, J. Strafsenat, wies die Nichtigkeitsbeschwerde durch Erkennt⸗ niß vom 26. April 1880 zurück, indem es folgende Sätze aussprach: „Als besondere Umstände im Sinne des Preßgesetzes können nur außergewöhnliche Umstände gel⸗ ten, welche auch einen gewissenhaften Redacteur ohne eigenes Verschulden hindern, im Einzelfalle die gesetzlich gebotene Thätigkeit auszuüben. Der Redacteur einer periodischen

Druckschrift ist aber für den ganzen Inhalt verantwortlich

und muß dafür Sorge tragen, daß ihm die zeitige Kenntniß— nahme und Prüfung jeden einzelnen Artikels mit Einschluß der Inserate gesichert bleibt. Die Berufung der Nichtigkeits⸗ beschwerde auf den Organismus einer großen Zeitung und auf die spezielle Redaktion des Inseratentheils ist daher zur Begründung der Straflosigkeit des Verklagten um so weniger geeignet, als gerade Verklagter geständigermaßen die betreffende Nummer der Zeitung als Redacteur gezeichnet hat und nicht festgestellt ist, daß etwa in Gemäßheit des Preßges. 8. 7, Abs. 2 eine andere Person als für den Inseratentheil verantwort—⸗ licher Redaeteur bezeichnet worden sei.“

Wird in Folge eines Umstandes die Eintragung einer vom Grundstücksbesitzer seinem Gläubiger bestellten Hypothek in das Grundbuch verzögert und bestellt inzwischen der Grund— stücksbesitzer für einen folgenden Gläubiger eine zweite Hypo⸗ thek in der übereinstimmenden Absicht des Schuldners und Gläubigers, daß diese Hypothek der zuerst erwähnten folgen solle, während sie thatsächlich vor der ersteren zur Eintragung gelangt, fo kann der Schuldner resp. der erste Gläubiger, nach einem Erkenntniß des Reichsgerichts, III. Hülfssenats, vom 3. März d. J., im Wege der Klage gegen den zweiten Gläubiger die Prioritätseinräumung für die zuerst bestellte Post beanspruchen.

Der Königliche Gesandte in München, Graf von Werthern-Beichlingen, ist mit Unterbrechung seines Urlaubs in München wieder eingetroffen.

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Bayern. München, 23. August. (W. T. B.) Der König hat mittelst Schreibens vom 19. d. M. die Adressen der beiden Kammern des Landtags in huldvollster Weise beantwortet.

Augsburg, 23. August. Der „Augsburger Postzeitung“ zufolge hat das Gesammtepiskopat Bayerns anläßlich des Jubiläumsfestes des Wittelsbacher Hauses eine Hul⸗ digungsadresse an den König gerichtet.

Baden. Karlsruhe, 24. August. (W. T. B.) Die „Badische Correspondenz“, das Organ der badischen Mitglieder der nationalliberalen Partei des Reichstags, bringt heute eine Absage⸗Erklärung an die Sezessionisten der Nationalliberalen im Reichstage.

Württemberg. Stuttgart, 24. August. (W. T. B.)

Der „Staats⸗Anzeiger für Württemberg“ meldet: Se. Kaiser⸗

liche und Königliche Hoheit der Kronprinz habe den Wunsch

. erkennen gegeben, es möchte jeder offizielle Empfang unter⸗

leiben, da Höchstderselbe lediglich in Seiner Eigenschaft als General⸗Inspecteur erscheine.

Sachsen⸗ Coburg Gotha. Coburg, 24. August. (W. T. B.) Der Herzog und die Herzogin von Edin—⸗ burgh sind heute zu längerem Aufenthalt hier eingetroffen.

Cesterreich Ungarn. Wien, 21. August. Die Nach⸗ richt, daß die Verhandlungen mit Serbien abgebrochen worden seien, ist falsch, so meldet man dem „Pest. L.“ von hier; allerdings sei wenig Aussicht vorhanden, dieselben rasch durchgeführt zu sehen. Vor Kurzem seien den serbischen Be⸗ vollmächtigten neue Instruktionen zugegangen. Von öster⸗ reichischungarischer Seite wünsche man hekanntlich den Ver— trag von 1862 mit der Türkei als Basis für den jetzigen

ustand angenommen zu sehen, worauf aber Serbien nicht eingehen wolle, vorgebend, es werde dann auch den anderen Mächten nach der Klausel der Meistbegünstigten die gleichen Vortheile zugestehen müssen. Es schlägt bis zum Abschlusse eines definitiven Vertrages eine Konvention vor, welche Oesterreich⸗Ungarn alle Konzessionen gewähren soll, die den anderen Mächten gemacht worden sind, wozu sich später neue finden dürften. Hierüber fänden im Ministerium des Aeußeren täglich Verhandlungen statt. Zu den meritorischen Verhand⸗ lungen werde erst dann geschritten, wenn eine Basis festgestellt ist. Bis dahin werde Serbien seinen autonomen Tarif auf⸗ recht halten.

22. August. Se. Majestät der Kaiser beehrt am heutigen Tage mit seiner Anwesenheit die alte österreichische Eisenstadt Steyr, welche das goojährige Jubiläum ihres Bestandes und das 50gjährige Gründungsfest des bewaffneten Bürgercorps feiert. Der Monarch besichtigte im Laufe des Vormittags die Gewerbegusstellung und die Waffen— fabrik von Werndl und verfügte sich Nachmittags nach Wien. Das Volksfest im Prater, welches die Stadt Wien zur Verherrlichung des 50. Geburtsfestes des Kaisers gestern veranstaltete, begann mit Morgenkonzerten in allen Bezirken Wiens und verlief trotz minder günstiger Witterung sehr glänzend; der Besuch zählte nach Hunderttausenden und wur⸗ den die Militärkapellenproduktionen sowie das große Konzert von 1400 Sängern und des Wiener Männergesangvereins mit Jubel aufgenommen. Besonders begeisterte Aufnahme 6 die Volkshymne, so oft sie ertönte, wie denn auch die

olksmassen überhaupt jeden Anlaß benutzten, um ihre An⸗ . lichkeit an den Kaiser und das Kaiserhaus in lebhaftester eise zu bethätigen.

24. August. (W. T. B.) Das „Fremdenblatt“ be⸗ stätigt, daß die Verhandlungen betreffs des Abschlusses eines Handelsvertrages mit Serbien in der nächsten heit noch nicht wieder aufgenommen werden würden. Der

ntrag der serbischen Bevollmächtigten, mit der meritorischen Behandlung zu beginnen und die formalen Fragen in der

Schwebe zu lassen, sei weder von Oesterreich, noch von Ungarn

angenommen worden. Da es nicht abzusehen sei, wann Ser⸗ bien über die Vorfragen zu einem definitiven Entschlusse ge⸗ in über die Bezichtigung der Feigheit heftig tadelnd äußerten.

langen werde, so würden die serbischen Vertreter vorläufig nach Belgrad zurückkehren.

Pest, 21. August. Der Königliche Hof wird, wie „Gyorsfutar“ meldet, wenige Tage vor Eröffnung der Dele— gationen nach der Hauptstadt kommen und nach acht⸗ bis zehn⸗ tägigem Aufenthalte in Budapest zu fünfwöchentlichem Aufent⸗ halte sich nach Gödöllö begeben, woselbst auch Kronprinz Ru⸗ dolf und Erzherzogin Gisela eintreffen werden. Zu den diesjährigen Fuchsjagden wird auch Herzog Ludwig in Bayern erwartet. Oberst⸗Hofmeister Fürst Hohenlohe trifft Anfangs September hier ein, um die Bauten im Gödöllöer Königlichen Schlosse zu besichtigen.

Schweiz. Bern, 16. August. (W. Pr.) Die Frage der Landesbefestigung scheint nunmehr in ein etwas be⸗ schleunigteres Tempo zu kommen; die Blätter melden, daß die mit der Ausarbeitung eines Befestigungsplanes beauf⸗ tragte technische Tommission emsig bei der Arbeit sei und nicht nur an der französischen, sondern auch an der deutschen Grenze ihre Studien mache. Dieser Tage wurde die Situation und die Einrichtung der Festung Aarburg sowie die Hauenstein höhen einer eingehenden Besichtigung, bezie—⸗ hungsweise Rekognoscirung unterzogen. Man trägt sich hiernach mit dem Plane, nicht nur die West⸗, sondern auch die Nord⸗ westgrenze zu befestigen. Die Vorlage des Befestigungsplanes erfolgt in der Wintersession der Bundes versammlung, so daß im Anfange des nächsten Jahres mit seiner Ausführung be⸗ gonnen werden könnte.

Zur Berathung der Verfassungsrevision wird die Bundesversammlung auf den 13. September einberufen. Die Frage, welche der Bundesrath für die Volksbefragung empfiehlt, lautet einfach: „Soll eine Revision der Bundes⸗ verfassung stattfinden?“ Sache der Räthe wird es sein, die Frage spezieller zu formuliren. Von den 56 507 Unterschriften erwiesen sich 3695 als ungiltig, 244 als zweifelhaft. Einen der wichtigsten Gegen— stände auf dem soeben in Solothurn stattfindenden schweizerischen Lehrertage bildet die Rekruten— prüfung. Bekanntlich sind bisher alle Bemühungen der Bundesbehörden, ein einheitliches Schulgesetz zu schaffen, am Widerstande einzelner Kantone gescheitert. Den einzigen Grad⸗ messer zur Ermittelung der Leistungen der Kantone auf dem Gebiete des Schulwesens besitzt die Schweiz eigentlich nur in den Rekrutenprüfungen, die nach bestimmten Gesichtspunkten vorgenommen wurden, bisher aber auch nicht ganz zuverlässig waren, da die einzelnen Kantone in ihrer Handhabung zum Theil weit von einander abwichen. Auf dem Lehrertage wird nun der Versuch gemacht werden, für die Prüfungen ein ein⸗ heitliches Formular zu finden.

21. August. (Wes. 3.) Seit einigen Tagen findet unter der Oberleitung des Generals Ibanef auf der Aarberg—⸗ Neuenburger Straße die internationale Basisvermes⸗ sung statt. Der General wird in dieser Arbeit von einer Anzahl eidgenössischer Genie⸗Offiziere und 12 Genie⸗ und 9 Unteroffizieren der spanischen Armee unterstützt, welche Gene— ral Ibanef zu diesem Zwecke von Madrid mitgebracht hat. Das dabei verwendete Instrument, Eigenthum der spanischen Regierung, wurde auf einem besonders dazu konstruirten Wagen von Madrid nach Aarberg gebracht. Dieses Instru⸗ ment soll das einzige seiner Art sein.

Großbritannien und Irland. London, 21. August. (A. C.) Ein Telegramm des Vizekönigs vom 20. d. meldet: „Die unter dem Befehle des Generals Hughes stehende Brigade kam am 19. d. mit ihrem Hauptquartiere wohl— behalten im Fort Battye an.“ Dem „Standard“ wird aus Quettah gemeldet: Alles nimmt einen befriedigenden Fortschritt und ist es durchaus unwahrscheinlich, daß unsere Truppen irgendwie abgehalten werden dürften, zur be⸗ stimmten Zeit vorzurücken. General Phayre schickte einen Botschafter nach Khelat-i⸗Ghilzai mit einer Depesche an General Roberts, in welcher er demselben volle Auskunft über die Stellung des Feindes vor Kandahar giebt, nebst einem Plane für eine gemeinsame Aktion der beiden Entsetzungskolonnen. Die indischen Berichte melden, daß die Herater Truppen und Stammesgenossen aus dem Zemindawar Lande einen sofor⸗ tigen Angriff auf Kandahar verlangten, da die Briten binnen Kurzem mit überwältigenden Streitkräften herbeirücken dürften. Ayub Khan weigerte sich, den Befehl zum Angriffe zu er— theilen, angeblich, weil es ihm an Sturmleitern fehle, und ein Versuch, die Wälle zu stürmen, ohne vorher Bresche ge⸗ legt zu haben, geringe Aussicht auf Erfolg haben dürfte. Er bah daher, sich der Stadt vermittelst gewöhnlicher Lauf⸗ gräben zu nähern. Dieser Entschluß verdroß die Herater und ö, deren viele sich auf den Heimweg gemacht haben.

Der Hof siedelt nächsten Donnerstag von Osborne nach Balmoral über. Die „Morning Post“ erfährt, Mr. Glad⸗ stone beabsichtige nicht, sich nach Madeira zu begeben. Er würde bis zum Schluß der Parlamentssession in London oder dessen Nachbarschaft bleiben. Die projektirte englische Pilgerfahrt nach Lourdes ist in Folge der von Kardinal Manning ausgedrückten Meinung, daß sie zu einer politischen Deutung Anlaß geben könnte, bis zum nächsten Jahre ver⸗ schoben worden.

23. August. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses erklärte der Ober⸗Sekretär für Irland, Forster, es sei keine Veranlassung vorhanden, Ausnahme⸗ gesetze für Irland zu verlangen, da absolut kein Aufstand befürchtet werde. Wenn sich im Laufe des Herbstes oder Winters die bestehenden Gesetze als unzulänglich herausstellen sollten, was er jedoch durchaus nicht erwarte, so würde er keinen Augenblick anstehen, die Einberufung des Parlaments u befürworten, um Ausnahmegesetze zu verlangen. Auf eine

ezügliche Anfrage Finnigans erwidert Mr. Forster, die Ge⸗ wehre der irischen Polizei würden mit Rehposten anstatt mit Kugeln geladen, weil dadurch bei einem Straßen⸗ aufruhr das Leben unschuldiger Personen weniger gefährdet erscheine. Die Antwort Forsters führte eine längere Debatte hre wobei die irischen Deputirten gegen die bei der irischen Polizei eingeführte Neuerung lebhaft protestirten. Der De⸗ putirte Dillon kam hierauf auf eine ihm jung vom Ober⸗ Sekretär Forster ertheilte Antwort zurück, in welcher er (Dillon) der Böswilligkeit und Feigheit bezichtigt worden war, um Forster Gelegenheit zur weiteren Erklärung zu geben.

orster erklärte, er müsse jedes Wort seiner Antwort an

illon aufrecht erhalten. Dillon habe das irische Volk zur Uebertretung der Gesetze, die die Regierung trotz der dagegen

ins Werk gesetzten Agitation aufrecht zu erhalten gedenke aufgehetzt. Die Erklärung Forsters veranlaßte eine mehrstün dige Debatte, in welcher die irischen Deputirten sich namentli

Lord Hartington erklärte schließlich, die irischen Deputirten hätten nichts vorgebracht, was eine Zurücknahme der Beschul— digung der Feigheit rechtfertigen könne. Die Regierung könne gegenwärtig ihre Politik bezüglich Irlands nicht darlegen, sie wünsche aber, die dort k Uebelstände abzustellen. Zugleich forderte Lord Hartington das Haus auf, die unnützen Debatten fallen zu lassen und die Geschäfte, die auf der Tagesordnung ständen (as Ausgabebudget für Irland) zu erledigen. Im Verlaufe der Sitzung erklärte der Staats?“ sekretär für Indien, Hartington, er hoffe, daß, wenn die Be— rathung des Budgets am 30 d. erledigt werde, der Schluß des Parlaments am 6. September erfolgen werde.

Frankreich. Paris, 21. August. Die „Republ. fran.“ giebt weitere Aufschlüsse über Tunis. Die Bona⸗Guelma— Bahn hat ihre Forderung betreffs einer Konzession sür die Bahn von Tunis nach Rhadés zurückgezogen, da der Bay sie durch eine dreifache Konzession entschädigt hat: 1) für die An— legung des bekannten Hafens, 2) für den Bau einer Bahn von Djdeida nach Bizerte und 3) für den Bau einer Bahn von Tunis nach Sousa, welche beiden Linien das schon be— stehende tunisische Netz der Bona⸗Guelma⸗-Bahn vervollstän— digen werden.

(F. C.) Auf den Antrag einer vor einiger Zeit er— nannten, aus Mitgliedern der beiden Kammern, Geschicht—⸗ schreibern und Publizisten bestehenden Kommission trifft das Ministerium des Aeußern Vorbereitungen, um einen Theil seiner Archive der Oeffentlichkeit zu über— geben. Nach einem von dieser Kommission aufgestellten In— ventar umfassen die in den Archiven verwahrten Denkschristen und Dokumente, von der eigentlichen diplomatischen Korrespon— denz abgesehen, 4000 Foliobände. Aus denselben soll zunächst eine „Sammlung der den französischen Botschaftern und Ge— sandten bei den wichtigsten Staaten Europas vom westfälischen Frieden bis zum Jahre 1789 ertheilten Instruktionen“ ver— bffentlicht werden. Der Minister des Innern will für diese Publikation dem Verleger, der sie übernehmen wird, eine Subvention von 2000 Fres. pro Band bewilli⸗ gen. Ein Band soll noch dieses Jahr und drei Bände sollen 1881 erscheinen. Der erste Band wird die Instruktionen der Botschafter Frankreichs in England um— fassen; dann werden der Reihe nach Instruktionen der Bot— schafter bei den Niederlanden, bei Norditalien, der römischen Kurie, Preußen, Oesterreich u. s. w. folgen. Von den mit der Redaktion dieses Werks betrauten Schriftstellern nennt der „Rappel“ die als Quellenforscher schon rühmlich bekannten Herren Armand Baschet, Albert Sorel, Ernest Lavisse und Girard de Rialle. Die Aufstellung der elektrischen Licht— apparate, vermittelst welcher der Hafen von Havre elektrisch beleuchtet werden soll, ist nunmehr in Angriff ge— nommen. Es soll die gesammte Einrichtung noch vor Ende Oktober fertig gestellt sein. Für die Sicherheit des inneren Hafenverkehrs, sowie bedeutende Kürzung der zum Laden und Löschen nöthigen Zeit, namentlich der mit Maschinen arbeiten— den Dampfer ist die Einrichtung von Wichtigkeit.

Italien. Rom, 22. August. Wie der „Diritto“ er⸗ fährt, acceptire die Pforte in ihrer Antwort vom 19. August die Abtretung Dulcignos an Montenegro, verlange aber eine weitere Fristerstreckung von einigen Wochen. Be⸗ üglich der Grenze im Norden des Skutari⸗Sees möchte sich ie Pforte strikte an die vom PVerliner Kongresse gezogene Trace halten. Diese Trace würde der Pforte, nach der tür⸗ kischen Auffassung, den gewissen Gebietsstreifen belassen, den man mit der Kollektivnote vom 26. Juni Montenegro zu⸗ sprechen wollte. In diesem Gebietsstreifen befindet sich auch die starke Position Dinosch am Zem. Dem „Diritto“ zu—⸗ folge ist die Nachricht über die Ankunft eines russischen Kriegsschiffes in Rustschuk mit Waffen und mit rus— sischen Soldaten an Vord, bis jetzt noch unbestätigt.

Griechenland. Athen, 22. August. (Pest. L.) Die Fregatten „Georgios“, „Pliaxava“ und „Hellas“ werden ausgerüstet und solle noch in dieser Woche nach den jonischen Gewässern abgehen.

(W. Pr.) Die Flotte wird erst nach der Eröffnung der Kammer, die den nöthigen Kredit dazu bewilligen muß, auf den Kriegsfuß gesetzt werden.

Der hiesige Berichterstatter der „Daily News“ meldet: Die griechische Armee gewinnt beständig an Stärke und Muth. Die neuen Rekruten sind ausgezeichnet. Es sind keine großen Lager gebildet worden, aber die Truppen werden in aller Stille nach verschiedenen Punkten der Grenze dirigirt, bereit dieselbe zu überschreiten, sobald der Befehl dazu er⸗ gangen.

Türkei. Konstantinopel, 24. August. (W. T. B.) Die europäische Reformkommission unterzeichnete heute die von ihr verfaßten Provinzialreglements und suspendirte ihre Thätigkeit, nachdem sie ihre Tagesordnung erschöpft hatte.

Dem „Reuterschen Bureau“ wird von hier unterm 20. gemeldet: „Auf Ersuchen mehrerer in Serbien wohnhasten türkischen Unterthanen hat Abeddin Pascha, der Minister des Aeußeren, von der serbischen Regierung ihre Zustimmung zur Herstellung von türkischen Konsulaten in Serbien verlangt. Das serbische Kabinet hat dieses Verlangen be⸗ willigt, vorausgesetzt, daß seitens der Pforte gleiche Erlaubniß für die Ernennung serbischer Konsuln auf türkischem Gebiet mit den aus den Kapitulationen herrührenden Privilegien ge⸗ währt werde. In Beantwortung hierauf beanspruchte die Pforte dieselben Privilegien sowie Konsulats⸗Jurisdiktion für die in Serbien zu errichtenden türkischen Konsulate.“

Philippopel, 16. August. Ueber die Streitkräfte Ost⸗Rumeliens meldet man der W. „Pr.“: In dem von der Provinzial-Versammlung votirten Budget für die Zeit vom 1. Mai 1880 bis Ende Februar 1881 entfallen von den mit ungefähr 73 Millionen Piastern bezifferten Ausgaben 1716 Millionen auf die Erhaltung der Miliza, 67/9 Millionen auf jene der Gensd'armerie, so daß im Ganzen 33 Prozent, also ein Drittel der gesammten Staatsausgaben, den Zwecken der öffentlichen Sicherheit gewidmet sind. Auf dem Papier umfaßt die ost⸗rumelische Miliz 12 Druschinen zu je drei Com⸗

agnien und ein Lehrbataillon. Bei dem gegenwärtigen Stande ind jedoch nur 18 Compagnien effektiv unter den Waffen, während das Lehrbataillon aus einer Infanterie⸗Compagnie, einer Escadron und einer halben Batterie nebst der tech= nischen Abtheilung besteht, was einem Gesammtstande von 13 Stabs-, 118 DOberoffizleren und 5514 Mann entspricht.

Die Assentirung begegnet noch immer den mannichfachsten , und heute noch ißt es sehr fraglich, ob das im rganisations-Statut vorgesehene zweite Aufgebot wirklich im Stande sein wird, weitere 12 Milizbataillone mit Mannschaft auszustatten und außerdem noch einen Ueberschuß von mehreren Reserve⸗Bataillonen zu erzielen. Vorderhand fehlt es gänzlich an Offizieren für dasselbe. Auch die Bewaffnung läßt viel zu wünschen übrig. Die Milizen sind zwar durchwegs mit Krükagewebren ausgerüstet, während die Gensd'armerie Peabodygewehre hat; allein wenn nicht das von Russen in Slivno zurückgelassene Munitions⸗Depot aushilft, so wird es mit dem Bedarf an Munition sehr schlecht aussehen. Man schätzt das im Lande vorhandene Waffenmaterial im Ganzen auf 40 900 Krnka, 6000 Peabody und Martini und 4090 Re⸗ mington. Der Stand der Geschütze beschränkt sich auf vier Stück russische 9 Centimeter-Bronze⸗Kanonen. Janina, 20. August. (Pest. L.) Am 18. d., fand in Arghyro-Castro eine große Versammlung der südalba⸗ nefifchen Stammeshäuptlinge statt, welcher der General-⸗Gouverneur des Vilajets, Mustafa Assim Pascha, der Bruder des türkischen Ministers des Aeußern, Veisil Beg und der ehemalige Kriegs-Minister Osman Pascha beiwohnten. Es wurde beschlossen, alle Gebiete von Epirus und Thessalien gegen Griechenland zu vertheidigen, die Befestigungen von Arta, Prevesa, Mezzovo, Larissa und Janina schleunigst zu beenden und ein allge⸗ meines Volksaufgebot ins Werk zu setzen. Die Stammhäuptlinge eiklärten sich bereit, sofort 43 000 Mann gegen die Grenze zu dirigiren. Der hiesige französische Konsul räth zur Nachgiebig⸗ keit, doch ohne Erfolg. Im Ganzen befinden sich in Epiro⸗ Thessalien 37 000 Mann türkischer Truppen, zu welchen noch 7000 aus Konstantinopel und anderen Theilen des türkischen Reiches gekommene albanesische Freiwillige treten. Die Griechen in der Provinz verhalten sich ruhig.

Rumänien. Bukarest, 21. August. Ein Commu⸗ niquè im heutigen „Monitorul Officiel“ dementirt. das Gerücht, daß Rumänien seinen Zahlungsverpflicht⸗ tungen nicht nachkommen und seine Schuldigkeit gegenüber Obligationsbesitzern nicht erfüllen könne, mit, dem Hinweis darauf, daß in den öffentlichen Kassen noch niemals so große Baarvorräthe vorhanden gewesen seien, als gerade jetzt.

Bulgarien. Sofia, 14. August. (W. Pr.) Für st Alexander ist vorgestern vom Kloster Rila hier eingetroffen. Auf dem Wege wurden die Pferde seines Wagens scheu. Als er bei diesem Anlasse aus dem Wagen heraussprang, ver⸗ letzte er sich etwas im Gesichte. Nächste Woche begiebt sich der Fürst zu einem mehrwöchentlichen Aufenthalte nach Varna, um Seebäder zu gebrauchen. Die Reise nach Belgrad ist wieder aufgeschoben worden. Der griechische diploma⸗ tische Agent Bisantios ist hier eingetroffen und hat heute seine Kreditive dem Fürsten überreicht. Bis jetzt war Grie⸗ chenland hier nicht vertreten. Im Balkan machen sich neuerdings türkische Räuberbanden bemerkbar. An⸗ fangs dieses Monats erschienen 12 Banditen in Tirnowo, raubten dort ein Mädchen, und beraubten higrauf unweit von Eski-Stambul einen Sistower Kaufmann. Drei Tage darauf erschienen 8 Räuber abermals in Tirnowo, um in ein Haus einzudringen. Die Bewohner setzten sich zur Wehre, worauf die Räuber verschwanden. Der hiesigen Polizei gelang es, eine griechische Räuberbande hier zu entdecken. Die Mitglie⸗ der derselben wußten bis dahin den Verdacht von sich dadurch abzulenken, daß sie fein gekleidet in Sofia herumgingen.

Montenegro. Cettinje, 13. August. Der W. „Presse“ meldet man von hier; Fast alle Nahien haben ihre Kriegskontingente ins Feld geschickt. Die Bataillone der Kutschi, Piperi, Njegusch, Bselovavlitschi, Piwa und Drobnjak haben die Linie Podgoritza⸗albanesische Grenze be— setzt. Diese Truppen sind mit Artillerie reichlich versehen. Nicht weniger als 20 Geschütze werden in dieser Position placirt. Wenn man die Richtung von Podgoritza nach Welje⸗Brdo einschlägt, begegnet man der aus vier Bataillonen bestehenden Reserve der erwähnten Corps. Schabljak wurde von den tapferen Ernojenitschi und den Lesch⸗ janski besetzt. Die Linie Podgoritza⸗Spusch ist mit Truppen reichlich besetzt und Sawa Petropies in Antivari verfügt über 4 Bataillone. Djurovics hat bei Dobra⸗Woda 11 Bataillone und in Mirkovies 1 Bataillon unter seinen Be⸗ fehlen. In diesen Orten sind in den letzten Tagen auch Feld⸗ eschütze eingetroffen. Es wird in militärischen Kreisen ver⸗ ichert, daß in der kürzesten Frist 24 000 Mann an der alba— nesischen Grenze konzentrirt fein würden. Der Fürst beabsich⸗ tigt gegen den 20. August die im Felde stehenden Truppen zu inspiziren.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 18. August. Die neue Instruktionsbatterie mit 8,4 em Hinter⸗ ladungsgeschützen (schwedisches Fabrikat) ist vor einigen Tagen in Christianstad organisirt worden. Die Uebungen wird Major Ankererona leiten; zum Batterie⸗Chef ist Kapitän von Klercker ernannt. Außer je zwei Offizieren vom Svea⸗, Göta⸗ und Wendes Artillerie⸗Regiment sind zwei norwegische Offiziere zu den Uebungen kommandirt.

Amerika. Washington, 20. August. (A. C.) Die Staatseinnahmen der Union in dem am 30. Juni be⸗ endeten Fiskaljahre betragen 333 526 610 Dollars, die Aus⸗ gaben 267 642 957 Doll. Der Ueberschuß (65 883 653 Doll.) wird zur Tilgung der Staatsschuld verwendet. Im Vergleich mit dem vorhergehenden Jahre haben die Einkünfte um 59 699 426 Doll., die Ausgaben um 695 074 Doll. zugenom⸗ men. Die Zölle lieferten 186 522 064 Doll., oder 49 2046 Doll. mehr als im Vorjahre; die direkten Steuern 124 009 375 Doll., oder 10431 763 Doll. mehr als im Vorjahre; die Ver⸗ zinsung der Staatsschuld beanspruchte 95 757 5765 Doll., d. i. 9570 373 Doll. weniger als im vorhergehenden Jahre. Für Pensionen an Invaliden wurden 56777 174 Doll. oder 21 655 692 Doll. mehr als im Vorjahre verausgabt. Die Armee kostete 38 116916 Doll, die Marine 13 536 984 Doll., und die Unterstühung der Indianer 5 945 457 Doll. Die Verkäufe von Staatsländereien erzielten einen Gesammtbetrag von 1016 506 Doll. In Boston versammelt sich am 6. Oktober eine Konferenz von Vertretern aller Exportfirmen und Schiffsrheder in den Vereinigten Staaten behufs Erörterung der besten Methoden zur Wieder⸗ belebung der amerikanischen Schiffahrtsinteressen.

Südamerika. Bueno s⸗Ayres. Die „Pol. Corr.“ erhält von hier Berichte vom 2. und 3. Juli über die Be⸗ endigung des Bürgerkrieges zwischen der Pro⸗ vinzial⸗ und der Nationalregierung, denen wir Folgendes entnehmen:

Der für die Provinzialtruppen ungünstige Ausfall der Gefechte vom 21. und 22. Juni hatte in der Stadt die Kriegslust und die zuversichtliche Hoff nung auf den Sieg sehr erschüttert und den ge⸗ mäßigten Elementen das Uebergewicht über die extreme Partei ver⸗ schafft, die den Widerstand bis aufs Aeußerste fortsetzen wollte. Es war auch nicht ermuthigend, in den Straßen die waffenlosen, flüch⸗ tigen Vertheidiger der Stadt zu sehen, die den Kampf gegen die gut ge—⸗ schulten und bewaffneten Nationaltruppen aufnehmen sollten. Gouver neur Tejedor wurde von seinem Freunde Felix Frias, dem früheren Kongreßpräsidenten beschworen, von dem vergeblichen Widerstande gegen die Nationaltruppen abzustehen, und der von ihm zum Chef der Stadtvertheidigung berufene General Mitre, der von 1862 bis 1866 Präsident der argentinischen Republik gewesen, stellte ihm unverhohlen die Unzulänglichkeit der Vertheidigungemittel vor. So fand denn die fortgesetzte Vermittlung des diplomatischen Corps, zu welcher der apostolische Delegat Msgr. Matera die Initiative ergriffen hatte, wenigstend bei dem ent- , Gouverneur Tejedor ein geneigtes Ohr, nicht so aber bei dem siegreichen Präsidenten der Republik, Avellaneda, von dem die Delegirten des diplomatischen Corps, der Ge⸗ sandte Perus und der Geschäftsträger Paraguays, das erste Mal unverrichteter Sache aus Belgrano zurückkehrten. Als sie nun auf den Wunsch ihrer Kollegen mit dem päpstlichen Delegaten zum zweiten Male nach Belgrano gingen, wurde ihnen von dem auf— geregten Präsidenten eben keine freundliche Aufnahme zu Theil. Doch gelang es dem Delegaten, denselben durch eine ergreifende Schilde⸗ rung der Schrecken des Bürgerkrieges zu besänftigen und zur Ein— gehung einer kurzen Waffenruhe und Annahme gütlicher Verhand⸗ lungen zu bewegen. Tejedor sandte darauf den General Mitre mit Voll⸗ machten nach Belgrano, um ein Arrangement nachzusuchen, welches ebrenvoll für die Provinz, wenn auch nicht für ihn selber sein solle. Mitre wurde vom Präsidenten gut aufgenommen und an die an— wesenden Minister gewiesen, mit denen er die Friedenspräliminarien vereinbarte. Die Nationalregierung hatte ihrerseits auch Gründe, den baldigen Friedensschluß zu wünschen. Ihre meist im freien Felde bivouakirenden Truppen hatten unter den Unbilden der Witterung und den Regengüssen des südamerikanischen Winters sehr zu leiden, für die Verwunde en war schlecht gesorgt, aus den Provinzen liefen ungünstige Nachrichten ein, Corrientes hatte für Buenes ⸗Ayres Partei genommen und beiand sich im Aufstande gegen die Nationalregierung, deren finanzielle Hülfsquellen nahezu erschöpft waren. Das Anerbieten des Gouverneurs Tejedor, sein Amt niederzulegen, erleichterte die Vereinbarung. Die Legislative der Provinz Buenos⸗-Ayres nahm am J. Juli Tejedors Entlassungsgesuch an und übertrug die Funktio— nen eines Gouverneurs dem bisherigen Vizegouverneur Moreno, welcher sofort dem Präsidenten die Unterwerfung der Provinz Buenos Ayres unter die Nationalregierung und die Entwaffnung der Pro—⸗ vinzialtruppen anzeigte. Der Präsident ließ dem neuen Gouverneur durch den Minister des Innern, Zorilla, mittheilen, daß, um die Gemüther zu beruhigen, kein politischer noch militärischer Prozeß wegen des Aufstandes eingeleitet werden solle. Die Nationalgarden in Buenos⸗-Ayres werden entlassen, die Freicorps aufgelöst, die Waffen im Arsenal hinterlegt. Ihrerseits machte die Nationalregierung das

ugeständniß, nach Buenos⸗Ayres nur eine Garnison in der früheren Stärke zu verlegen. Der Verkehr in der Stadt wurde wieder frei gegeben und damit das Fallen der so hoch gestiegenen Lebensmittel“ preise erzielt.“

Australien. Queensland. Brisbane, 19. August: (A. C.) Das bezüglich des Budgets beantragte Mißtrauens⸗ votum gegen das Ministerium wurde mit 27 gegen 18 Stimmen abgelehnt.

Stetistische Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund heits⸗Amtes sind in der 33. Jahres woche von je 100 Bt— wohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben ge⸗ meldet: in Berlin 28.3, in Breslau 36,4, in Königsberg 38,6, in Cöln 32,3, in Frankfurt a. M. 19,2, in Hannover —, in Cassel 22,“, in Magdeburg 35.0, in Stettin 44,9. in Altona 37,5, in Straßburg 367, in Metz 11,9, in München 31,3, in Nürnberg 21,7, in Augsburg b,8, in Dresden 25,7, in Leipzig 313, in Stuttgart 224, in Braunschweig 344, in Karlsruhe 19,8, in Hamburg 28, 8. in Wien 22,7, in Budapest 40,9, in Prag 34,7, in Krakau 400, in Basel 23,5, in Brüssel 27,9, in Paris 26,2, in Amsterdam 202, in Kopenhagen 26,l, in Stockholm 262, in Christiania 26,7, in St. Petersburg 41,4, in Odessa —, in Bukarest 26,8, in Rom 32,2, in Turin 37,', in Warschau —, in Madrid 408, in London 25,8, in Glasgow 26,0, in Liverpool 278, in Dublin 35,35, in Edinburgh 20,, in Alexandrien (Egypten) 39,5. Ferner aus früheren Wochen: in New⸗gJork 38, l, in Philadelphia 281, in St. Louis 19,8 in Chicago 39, , in Cincinnati 287, in San Franeisko 14,8, in Calcutta 18,7, in Bombay 27,4, in Madras 31.5.

Die beim Beginn der Woche an den deutschen Beobachtungs—⸗ stationen vorherrschenden südlichen und südwestlichen, in München westlichen Windrichtungen gingen bald, in Süddeutschland erst am 9g. in nördliche und nordwestliche über und blieben auch bis gegen den Schluß der Woche hin vorwaltend, in mittel“, nord und ost . deutschen Stationen vordbergehend mit nordöstlichen, in süddeutschen mit südwestlichen abwechselnd. Die Temperatur der Luft, die in den ersten Tagen der Woche, besonders in Süddeutschland eine Kühle, das Monatsmittel meist nicht erreichende war, nahm zu Ende der Woche wieder zu. Niederschläge, zum Theil in Folge schwerer Ge— witter, waren häufig. Der Luftdruck stieg in den ersten Tagen der Woche rasch, sank aber vom 11. an, zeigte jedoch am Schluß der Woche wieder Neigung zum Steigen.

Die Sterblichkeit hat in den meisten größeren europäischen, besonders aber in den deutschen Städten, in der Berichtswoche ab genommen. Die allgemeine Sterblichkeitsverhältnißzahl für die deut schen Städte sank auf 28,6 von 29,ð der Vorwoche (auf 100) Be— wohner und aufs Jahr gerechnet) Insbesondere wurde mit der Ab- nahme der Todesfälle an Darmkatarrhen und Brechdurchfällen der Kinder der Antheil des Säuglingsalters an der Sterblichkeit kleiner, so daß von 10000 Lebenden aufs Jahr berechnet in Deutschland 140 Kinder unter 1 Jahre starben gegen 150 der vorhergegangenen Woche (in Berlin 141 gegen 163).

Unter den Todesurfachen haben Darmkatarrhe und Brechdurch fälle in den meisten größeren Städten, wie Berlin, Breslau, Dres— den, Magdeburg, Frankfurt a. M., Straßburg, Wien, Pest, Paris, London, St. Petersburg abgenommen, obgleich die Zahl der durch sie bedingten Todes fälle nech immer eine bedeutende ist; in München, Nürnberg, Augsburg, Leipzig, Hamburg, Braunschweig, Mainz wur den Darmkatarrbe sogar haufiger als in der Vorwoche Todesveran⸗ lassung. Die Ruhr hat in Berlin weniger, in Alexandrien wieder mehr Opfer verlangt. Masern und Scharlachfieber haben in Ham burg uͤnd Cöln abgenommen; erstere in Paris, London, Madrid, letztere in Dresden, Berlin, Düsseldorf, Viersen, London, Stock⸗ holm zugenommen. In Berlin, München, Paris stieg die Zahl der Todesfälle an Diphtherie. Typhöse Fieber wurden in St. Petersburg seltener, auch die Zahl der Todes fälle an Flecktyphus sank daselbst auf 12, aus Krakau und Valencia wurden je 2, aus Thorn, Mülheim a Ruhr, Mannheim, Saragossa je 1 gemeldet. In Madrid kamen Flecktyphen im Monat Juli häusig zur Beobachtung, in der ersten Juliwoche erlagen demselben 33 Personen. Pocken zeigen sich meist in beschränkter Zahl, wie in Wien, Pest, Krakau, London, St. Petersburg, Bukarest, Christigniag, Alexandrien; nur in Prag stieg die Zahl der Opfer wieder auf 10, in Paris auf 42. Aus Königshütte werden 2 Pockentodesfälle ge⸗

meldet. Land⸗ und Forstwirthschaft.

Aus dem Exzgebirge schreibt man dem „Dregd. Journ.“ unter dem 22. August: Nach langer geradezu trostloser Zeit scheinen

sich endlich die Witterunge verhältnisse wieder zum Besseren zu wen⸗ den; überall wird der lang entbehrte Sonnenschein mit Freuden, namentlich von den Landwirthen, begrüßt. Obagleich auch in unserm oberen Gebirge das Getreide bedeutend auswuchs, so ist doch noch, falls die Witterung beständig bleibt, Aussicht auf eine befriedigende Ernte vorhanden; auch die Kartoffeln dürften noch nicht verloren sein. Gott gebe, daß diese Hoffnungen sich verwirklichen! Leider hört man, daß gestern wieder ein Gewitter im oberen Gebirge mannigfachen Schaden verursacht hat. Gewerbe und Sandel.

In der General versammlung der Rathenower opti⸗ schen Indust rie ⸗Anstalt wormals Emil Busch) wurde die Bilanz genehmigt und die Dividende auf 250 festgesetzt. Nach dem Jahresbericht hat der Umsatz des Instituts gegen das Vorjahr zugenommen und dem entsprechend hat sich auch das Gewinnergebniß günstiger gestaltet. Das Gewinn⸗ und Verlustkonto ergiebt nach den Abschreibungen einen Netto ⸗Ueberschuß von 32 364 ÆS , so daß 2390, Dividende zur Vertheilung an die Aktionäre gelangen und ein Ge—⸗ winnvortrag von 1954 4 zu Gunsten derselben für das neue Jahr verbleibt. Ein Vergleich der Konten des diesjährigen Abschlusses mit denen des vorjährigen zeigt einen ferneren, wenn auch geringen Rückgang der Waarenbestände von ca. 3500 S. (359 756 4M gegen 363 135 M) und eine Erhöhung der De⸗ bitoren des Konto ⸗Korrentkontos von ca. 15 000 S (1181 736 6. gegen 166 522 M), während Kreditoren nur in Höhe von 865 ( vorhanden sind. Das Banguier-⸗Guthaben hat sich um ca. 85090 4 günftiger gestaltet. Das Wechselkonto erhielt sich auf dem gleichen Standpunkt wie im vergangenen Jahre auf ca. 23 500 Æ Das Acceptkonto, welches in der Bilanz für 1878,79 noch mit 16500 belastet war, ist durch Einlösung der Accepte ausgeglichen. Das Handlungs ⸗Unkosten⸗ und Betriebskonto erfuhr eine Ermäßigung von ca. 1000 S Der Reservefonds erhöht sich auf 13 032 M.

Aus dem Geschäfts bericht der Harkort'schen Bergwerke pro 1879/ñ80 sind folgende Angaben entnommen: Der Versandt be⸗ trug: Eisenstein 1736270 Ctr. (1879: 1169935 Ctr.), Schwefel⸗ kies 633 400 Ctr. (1878/79 560 400 Ctr., Summa 2363 670 Ctr. gegen 1730 335 Ctr. also 1879,80 mehr 633355 Ctr. Der Fak⸗ zurenwerth stellt sich pro 1879/80 auf 1045430 „, pro is7 8/79 auf 799 795 , also 1879/80 mehr 245 633 ½6 Die gesammten Selbstkosten betrugen 1879/80 nur 56 650 M mehr als 1878,79. In diesem Jabre ist ein Bremsberg von 266 Meter Länge angelegt worden der 12 —15 Wagen zum Lagerplatze der Erze aus einem eutfernteren Theile der Gruben abbremst, wodurch bedeutende Ersparniß an Pferdekraft erzielt wird. Unter den alten Halden hat sich ein mächtiges Lager von Erzen von ca. 13 m Mäch—⸗ figkeit vorgefunden, zu deren Gewinnung jetzt eine Drahtseilbahn von 225 m Länge angelegt wird, um den Abraum schnell und billi nach einer schon abgebauten Stelle zu transportiren. Am 1. Jul dieses Jahres hatte die Gesellschaft inkl. Kasse 909 760 S zur Dis⸗ poßsition nach Abzug aller Verbindlichkeiten, hiervon bei ihren Zahl stellen 680 3386 S Nach Auszahlung der Dividende von 8o pro 1879/80 verbleiben durchschnittlich noch ca. 430 000 M disponibel.

Wien, 20. August. Die „Deutsche Zeitung“ meldet, daß der „Oesterreichisch⸗Ungarische Lloyd“ von Seite der Regie⸗ rungen in Wien und Budapest die Ermächtigung erhalten habe, das Aktienkapital durch Ausgabe neuer Aktien um einen bedeutenden Be trag zu vermehren. Diese Operation wird auf die bezorstehende Bildung einer Adriatischen Schiffahrt⸗Gesellschaft in Venedig zurück⸗ geführt, von welcher eine ernstliche Konkurrenz für den Lloyd be— fürchtet wird.

Wien, 24 August. (W. T. B.) Semestral Bilanz der Kredit anstalt: Provisionen 524 570 Fl, Zinsen 1511 835 Fl, Devisen 213 047 Fl., Effekten und Konsortial bis 30. Juni 1241 636 Fl, Verschiedenes 62 412 Fl., Gewinn bei ungar. Kredit ˖Gesellschaft 152 774 Fl., Verluste 786 217 Fl., Reingewinn 2 920058 Fl.

Verkehrs⸗Anstalten.

New⸗ York, 23. August. (W. T. B.) Die Dampfer der Rational Dampfschiffs⸗ Compagnie (C. Messingsche Linie) Denmark“ und Helvetia“ und der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Neck ar“ sind hier eingetroffen.

Plymouth, 23. August. (W. T. B.). Ver Hamburger Postdampfer Wieland ' ist hier eingetroffen.

Berlin, 24. August 1880.

Im Anschluß an das durch die Nrn. 144 und 149 des „Reichs⸗Anzeigers“ veröffentlichte Verzeichniß der auf der üusstellung in Sydney prämiirten deutschen Aussteller ist nachzutragen, daß Hrn. Richard Müller auf Hohenlandin für die von ihm ausgestellten Wollproben ein dritter Preis zuerkannt worden ist.

Cöln, 24. August, 1 Uhr 50 Minuten früh. (Tele⸗ gramm.) Die Englische Post vom 23. August früh, planmäßig in Verviers um 8 Uhr 21 Minuten Abends, ist ausgeblieben. Grund: Verspätete Abfahrt von Verviers.

Ihre Majestät die Kaiserin beehrte gestern Nachmittag 2 Uhr die Internationale Ausstellung der Thonwaaren, Ziegel,, Kalk., Cement, und Gyps⸗Industrie mit Ihrem Besuche. Das Autstelltnge gebäude war in aller Eile durch Blatt⸗ pflanzen und blühende Blumen dekorirt worden. Ihre Majestät, durch den Vorsitzenden der Ausstellung, Privat ⸗Baumeister Loeff, ge⸗ führt, nahm zuerst die von dem Grottenerbauer Hoffmann im Vor derbau hergestellten Grotten in Augenschein, lenkte dann, um über die ganze Ausstellung einen Ueberblick zu gewinnen, Ihre Schriite nach der Mitte der Ausstellung, woselhst Allerhöchstdieselbe Sich über den Gesammteindruck dem Vorsitzenden gegenüber lobend aussprach. Von hier gingen Ihre Majestãt zu den Mojalika n Gegenständen und Oefen von Hausleiter u. Eisenbeis in Nürnberg, von welchen Allerhöchstdieselbe einige Einkäufe befahl. Hierauf widmete Ihre Majestät den Vasen von Schröder u. Schuppmann in Potsdam Ihre Aufmerk- samkeit. Bei den Znaimer, Pester, Schweizer, Italienischen, Wiener und Schwedischen Majoliken verweilte Ihre Majestät längere Zeit und sprach Sich wiederholt lobend über die Gediegenheit der Gegenstände aus. Mit großem Interesse verweilte Ihre Maiestät bei dem Schwedischen und Wiener Porzellan, sowie bei den Porzellan⸗ Photographien von C. Brasch in Berlin, bei welch Letzterem Aller⸗ höchstdieselbe das Portrait Sr. Majestät anzukaufen befahl. Dem nächst wurden die technische Abtheilung, insonderheit die Bierkruten⸗ fabrikation und schließlich die ausgestelten Oefen von O. Titel in Berlin besichtigt. Nachdem die Kaiserin dem Vorsitzenden Hrn. Paul Loeff Allerhöchstihre Anerkennung über die Spezialausstellun⸗ gen in huldvollster Weise zu erkennen gegeben hatte, verließ Ihre Majestät unter dem Hurrahruf des zahlreich versammelten Publikums das Lokal.

Vor einiger Zeit wurden, wie bereits mitgetheilt, von einem amerikanischen Ingenieur Carl C. P. Meyer und einem Konsortium Austernbänke in der Ostsee und dem Kleinen Belt an— gelegt, zu welchem Zwecke cirea 15 Mill. Austern in diesem Früh⸗ jahr von Amerika herüber gebracht und an geeigneten Stellen in das Meer versenkt wurden. ;

Wie uns nun mitgetheilt wird, gedeihen die neuen Bänke vor trefflich, die Austern haben in weniger als vier Monaten durch⸗ schnittkich zwei Certimeter an Umfang gewonnen, was an der Zartheit des neuen Schalenansatzes leicht ersichtlich ist.

Der Professor der Zoologle K. Möbius aus Kiel untersuchte in jüngster Zeit die neuen Austernanlagen und konstatirte, daß der Grund,

auf welchem die Austern liegen, vorzüglich geeignet sei für deren Ge⸗ deihen und mehr als reichliche Nahrung für selbe biete, woraus das