stark ist. Die Rückkehr unserer Truppen erfolgt erst gegen den 26. September. Zu den Uebungen der Kavallerie⸗Division bei Schrobenhausen hat sich mit anderen fremdländischen Offizieren auch der chinesische Msajjor Tscheng-Ki⸗Tong, Attaché der chinesischen Gesandtschaft in Berlin, eingefunden, wohl der erste chinesische Offizier, der bayerischen Truppen⸗ übungen beiwohnt.
— 2. September. Der Statthalter von Elsaß⸗Lothringzen, General-Feldmarschall von Manteuffel, ist hier ein⸗ 2 und nach kurzem Aufenthalte nach Gastein weiter⸗ gereist.
Sachsen. Dresden, 1. September. Der f Fürst und die Fürstin von Rumänien sind gestern Abend am Hof— lager zu Villnitz eingetroffen.
— Heute Mittag wurde hier das auf dem Altmarkt errichtete, von Prof. Henze entworfene Siegesdenkmal enthüllt. Die Stadt war vom Morgen an aus diesem Anlaß festlichst geschmückt, in allen Kirchen fanden Vormittags Gottes⸗ dienste statt. Um 11 Uhr traf der König mit der Königin, kurz vor den Majestäten der kommandirende General des XII. (Königlich sächsischen Armee⸗Corps, Prinz Georg, nebst Prinzessin Georg, Prinz Friedrich August, Prin⸗ zessin Mathilde und den jüngeren Mitgliedern des Königshauses auf dem Altmarkt ein. Hier waren ferner erschienen: Die Repräsentanten der Königlich sächsischen Armee, die Vertreter der Staatsbehörden, die Geist— lichkeit und städtischen Kollegien, die Angehörigen der geblie⸗ benen Dresdener Krieger, kommandirte Truppen, Invaliden und Militärvereine, Kunstgenossenschaft, Innungen und ge— werbliche Vereine, Gesang⸗ und Turnvereine, Polytechniker und Vertretungen der höheren Lehranstalten, sowie in den benachbarten Straßen ein nach Tausenden zählendes, patrio⸗ tisch begeistertes Publikum. Nach einleitenden Gesängen hielt Ober⸗Bürgermeister Dr. Stübel die Festrede, worauf Ehren⸗ jungfrauen Kränze am enshüllten Denkmal niederlegten. Die Abfingung des Chorals „Nun danket Alle Gott“ und das Ge— läute der Glocken sämmtlicher Kirchen schlossen die Feier.
Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 1. September. (W. T. B.) Der Statthalter, General⸗Feldmarschall von Manteuffel, ist heute Abend 9 Uhr nach Gastein abgereist.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 31. August. (Pol. C.) Der Fürst Milan von Serbien reist heute von Ischl nach Franzensbad ab, um die dort weilende Fürstin abzu⸗ holen und mit derselben über Wien, wo ein mehrtägiger Aufenthalt genommen wird, nach Belgrad zurückzukehren. — Zu den in Galizien stattfindenden Manövern ist eine ser⸗ pvische Militärdeputation, bestehend aus General Lesch⸗ janin, Major Franasevie und Hauptmann Simi, entsendet worden.
Krakau, 31. August. Die Stadt ist bereits vollständig geschmückt, die schwarz-⸗gelben und weiß-rothen Fahnen sind in entschiedener Mehrheit. Auf dem Ring werden große Vor⸗ bereitungen zu dem Freitags Abends stattfindenden Ernte⸗ und Hochzeitsfeste getroffen. Der heute Abends erscheinende „Czas“ bringt im Hauptblatte einen Festartikel in polnischer Sprache und in der Beilage die deutsche Uebersetzung desselben. Die Appartements des Kaisers im Palais Potocki sind elegant und geschmackvoll eingerichtet. Gräfin Potocka traf selbst die letzten Anordnungen. In jedem Salon sind Bilder berühmter alter Meister, Sevres-Vasen und franzö⸗ sische Möbel. Besonders geschmackvoll sind der Speisesaal und das Schlafzimmer ausgestattet. Jeder Train bringt zahlreiche Fremde. Auf der Straße herrscht große Bewegung. Das Wetter ist prächtig. — Achtzig ruthenische Bauern, ge— führt vom Abgeordneten Palanowski, werden heute hier ein⸗ treffen; zahlreiche Abgeordnete, darunter Grocholski und Smolka, sind bereits hier angekommen.
JI r aner, welcher auf der Fahrt von Olmütz hierher auf allen Stationen mit jubelnden Zurufen begrüßt worden war, wurde bei seiner Ankunft hierselbst von der zahlreich herbeigeströmten Bevölke⸗— rung in der herzlichsten Weise empfangen. Bürger hielten die Ordnung aufrecht, welche in keiner Weise gestört wurde. Eine halbe Stunde nach seiner Ankunft empfing der Kaiser, welcher russische Uniform angelegt hatte, den General-Gouver⸗ neur von Warschau, Albedinski.
Czernowitz, 31. August. Die „Czernowitzer Ztg.“ publizirt heute das speziell auf Czernowitz bezügliche Pro⸗ gramm des Kaiserbesuchs. In die Empfangsdeputation von Kimpolung wurden gewählt Johann Koczynski, Georgi Beligian, Franz Geht, Ferdinand Fritsch, Kalman Kahare, Theodor Perkutzan, Wasil Floczea, Swonitza und Makesch. Als Sprecher der Städtegruppe Suczawa-Sereth⸗Radautz wird der Bürgermeister fungiren.
Belgien. Brüssel, 31. August. (K. 3.) Der König befindet sich in Ostende; von dort hat er am 28. d. den Schluß der außerordentlichen Kammersession ausge⸗ sprochen. Der „Moniteur“ bringt außerdem heute das Gesetz, wonach künftighin die Nationalfeste alljährlich am dritten Sonntag des August begangen werden sollen, sowie die gesetz⸗ liche Anweisung von 4 663 865 Fres. 43 Cts. und von 2300 000 Fres,, mit denen das Unterrichts⸗Ministerium den Gemeinden und das Ministerium des Innern den Gemeinden und Provinzen zum Neubau und Einrichtung von Schul⸗ häusern behülflich sein soll.
Grsßbritannien und Irland. Lon don, 31. August (A. C.) In Irland dauert der Kriegszustand zwischen Guts⸗ herren und Pächtern fort, doch werden neuerdings keine allzu ernsten Gewaltthätigkeiten und Agrarverbrechen gemeldet. Der unter den Auspicien der Landliga getriebene Unfug beschränkt sich lediglich auf Drohbriefe und gelegentliche Brandstiftungen in Fällen, wo den Mandaten der Liga nicht völliger Gehorsam geleistet worden. An der Thür einer Kapelle in Maycarkey, unweit Thoules, fand man eine Bekanntmachung angeschlagen, welche besagte, daß jede Person, die unmännlich genug sei, eine Farm in dieser Ortschaft zu pachten, deren früherer In⸗ haber wegen Nichtzahlung der Pacht exmittirt worden, einen Besuch von „Rovy“ erhalten werde.
Im Unterhause verlas Marquis von Hartington am Montag eine von General Roberts eingegangene De⸗ pesche. Dieselbe ist Khelat⸗-i⸗Ghilzai, 23. August, datirt und lautet: „Die unter meinem Kommando stehende Streit⸗ macht langte heute Morgen hier an. Da die Behörden in Kandahar am 17. d. M. gemeldet, daß sie über reichliche Pro⸗ viantvorräthe gebieten und die Fourage bis zum 1. September
ausreichen dürfte, mache ich morgen Halt, um den Truppen, und insbesondere den Transportthieren und dem Lagergefolge Rast zu gönnen. Die Streitmacht verließ Ghuzni am 16. d. und ist während der letzten acht Tage 136 Meilen marschirt. Die Truppen sind bei guter Gesundheit und Stimmung. Ich beabsichtige von hier in regelmäßigen Stadien vorzu⸗ rücken, damit die Mannschaften fr in Kandahar ankommen. Ich hoffe am 29. mit Kandahar von dem 20 Meilen entfern⸗ ten Robat in heliographischer Verbindung zu stehen. Ich nehme die Garnison von Khelat⸗i⸗Ghilzai mit mir und über⸗ gebe das Fort an Mahomed Sadik Khan, einen Tokichef, der Gouverneur des Platzes war, als wir in 1879 daselbst an⸗ kamen. Der gegenwärtige Gouverneur, Sirdar Shernidel Khan, weigert sich, dort zu bleiben. Wir sind während des Marsches auf keinen Widerstand gestoßen und im Stande ge— wesen, befriedigende Vorkehrungen für Zufuhren zu treffen, insbesondere für die . von Fourage, die in dieser Jahreszeit in Fülle vorhanden ist. Die Kavalleriepferde und die Artilleriemaulesel befinden sich in ausgezeichneter Be⸗ schaffenheit. Die Depesche schließt mit einer Liste der auf dem Marsche entstandenen Verluste an Mannschaften.
— 1. September. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses erklärte der Unter-Stäatssekretär für Indien, Lord Hartington, dem Deputirten Lawson mit Bezug auf die gestern von Letzterem angekündigte Anfrage an die Regierung, betreffend die bewaffnete Einmischung Eng— lands in eine fremde Angelegenheit, daß im Interesse des Staatsdienstes gegenwärtig eine Debatte über die orientalische Frage nicht erwünscht sei. Lawson vertagte in Folge dessen seine Anfrage vorläufig bis morgen. Im weiteren Verlaufe der Sitzung erklärte Lord Hartington, daß der Regierung neuerdings keine Nachrichten aus Afghanistan zugegangen seien. — Der Fortgang der Sitzung führte zur zweiten Lesung der Finanzbill. Die irischen Deputirten verhinderten die zweite Lesung, um damit gegen die heute vom Oberhause erfolgte Ablehnung der Bill über Registrirung der irischen Wähler zu protestiren.
— Nach den neuesten Nachrichten aus Simla vom 1. d. erwartete man heute einen Angriff des Generals Roberts auf Ayub Khan.
— Die „Times“ meldet aus Quetta von heute: General Roberts ist gestern in Kandahar eingetroffen. Ayub Khan hat den Versuch gemacht, Verhandlungen an⸗ zuknüpfen. General Phayre ist mit seiner ganzen Streit⸗ macht abmarschirt, da ein ., mit den feindlichen Truppen bei Taktipul zu erwarten steht.
— 2. September. Dem „Standard“ wird aus Ehaman vom 1. d. M. gemeldet, Ayub Khan habe die Erlaubniß nachgesucht, unbehelligt vorrücken zu dürfen; man glaubt, er beabsichtige nach Kabul zu marschiren.
Frankreich. Paris, 1. September. (W. T. B.) Die Polizeikommissäre fanden sich heute früh in den Unter⸗ richtsanstalten der Jesuiten in Paris, Lille, Poitiers, Toulouse, Montpellier und anderwärts ein, fanden daselbst die Vertreter civiler Gesellschaften und konstatirten die Abreise der Jesuiten. Nur in Poitiers fand der Kommissär sechs Jesuiten, von denen drei sich als Eigenthümer des Hauses erklärten; die anderen drei wurden entfernt, wohei es zu un⸗ bedeutenden Kundgebungen kam. An anderen Orten verlief die Ausführung der Dekrete ohne jeden Zwischenfall.
— Der „Temps“ meldet, daß sämmtliche Oberen der Kongregationen eine Erklärung unterzeichnet hätten, welche offiziell durch den Kardinal Guibert dem Minister⸗Präsidenten Freycinet sogleich nach dessen Rückkehr nach Paris überreicht w erden solle.
Italien. Rom, 29. August. Wie der „Pol. C.“ ge⸗ meldet wird, sind die über den Gesundheitszustand des päpst— lichen Staatssekretärs Kardinal Nina in den letzten Tagen verbreitet gewesenen beunruhigenden Gerüchte unbegründet. Kardinal Nina war von einem leichten Unwohlsein befallen, befindet sich aber bereits auf dem Wege der Besserung. — Der König Humbert wird in Kürze der großen piemonte— sischen Fabrikstadt Biella einen Besuch abstatten und wird da⸗ selbst bei dem Exminister Sella Quartier nehmen. Von dort begiebt sich der König nach Florenz zu den dieses Jahr außergewöhnlich großartigen Herbstmanövern. Seit einigen Tagen sind bereits 32 000 Mann in Florenz konzentrirt, so daß die Stadt einem großen Heerlager gleicht. Zum Theil kampiren die Truppen auf den großen Wiesen der Cascinen vor der Porta di Prato. — Japan hat nach längerer Vakanz wieder einen Gesandten in der Person des Fürsten Nabesima hierher geschickt. Der⸗ selbe ist bereits vor einigen Tagen hier angekommen. — In Kürze wird auch der russische Großfürst Konstantin hier erwartet. Derselbe trifft zur See in Neapel an Bord der Kaiserlichen Jacht „Livadia“ ein.
Griechenland. Athen, 22. August. Der „Polit. Corresp.“ wird berichtet: „Die Regierung ist mit der Aus⸗ führung der Mobilisirung unausgesetzt beschäftigt und dabei von ziemlichem Glück begünstigt. Der Erfolg der Ein⸗ berufung der Dienstpflichtigen übertrifft alle Erwartungen, und die Geldmittel fließen vorerst im Land in reichlicher Weise zu und werden sich späterhin auch im Ausland in genügendem Maße finden lassen. Die Opposition, welche gern einen Grund in den ohne Zustimmung der Kammer kontrahirten Anlehen finden möchte, um das Ministerium anzuklagen, wird bei dem großen Erfolge der finanziellen Operationen des Kabinets einen schweren Stand haben. Der Kredit Griechenlands ist zusehends im Wachsen und ist einestheils in der Entscheidung der Berliner Konferenz begründet, indem die beiden Nachbar⸗ provinzen unter einer vernünftigen Administration zu einem wahren Segen für Griechenland werden könnten, anderentheils hat auch der Erfolg des unlängst mit der franco⸗egyptischen Bank in Paris kontrahirten Anlehens der Nationalbank, welches die erstere bekanntlich auf dem Subskriptionswege voll⸗ ständig deckte, es bewirkt, ein mächtiges, zumeist aus Griechen bestehendes, Konsortium von ef Banquiers für griechische Finanzoperationen zu interessiren. Durch eine der Kammer zu unterbreitende finanzielle Kombination wird die franco⸗ egyptische Bank im Verein mit der „Banque de Con⸗ stantinople“ der griechischen Regierung 1060 Millionen Drach⸗ men vorstrecken, wofür 6proz. Obligationen zu 420 Fr. emittirt werden sollen. Nach der Präliminarkonvention verpflichten sich die genannten Banken zwei Raten von je 15 Millionen Francs bereits am 20. August und am 6. September mit der weiteren Verbindlichkeit der Regierung vorzuschießen, den vollen Betrag des Anlehens innerhalb eines Zeitraums von zwölf Monaten in dem Fall auszuzahlen, daß die Obligationen nicht plazirt sein sollten. Die beiden Banken forderten für den Anlehensbetrag, für welchen ausnahmsweise ein Zins von
gleichgestellt. Rüäthe sind der
7is. Prozent gezahlt werden wird, keine Garantie und begnüg⸗ ten sich n c mit der Unterschrift der Regierung. Das An⸗ lehen soll in London und Paris emittirt werden.“«*“
Türkei. Konstantinopel, 27. August. Die „Pol. Corr.“ berichtet von hier: Das von der internationalen Kom⸗ mission ausgearbeitete Gesetz für die Vilajets der europäischen Türkei“ enthält 17 Titel und gegen 450 Artikel. Die Bestimmungen desselben bedeuten einen erheb⸗ lichen Fortschritt. Beispielsweise ist der Medschliß (Provin⸗ zialrath) wählbar und mit so ausgedehnten Befugnissen aus⸗ gestattet, daß er einem kleinen Parlamente gleichkommt. Die von demselben votirten Gesetze bedürfen der Sanktion des Sultans, der jedoch diese Sanktion nicht verweigern darf, wenn das betreffende Gesetz den Prärogativen des Sultans oder den Interessen des Reiches nicht nahetritt. Die Justiz wird gänzlich unabhängig von der Verwaltung erklärt. Die Oeffentlichkeit des Gerichtsverfahrens ist obligatorisch und die nicht muselmännischen Zeugen werden den muselmännischen Die Gerichts⸗Präsidenten und Appellations⸗ unabsetzbar. Prozesse zwischen Privaten und Regierung sind vor den gewöhnlichen Gerichten auszutragen. Alle Strafen, einschließlich die der Ver— bannung, dürfen nur Kraft eines von einem gewöhnlichen Gerichte gefaßten regelmäßigen Gerichtsbeschlusses verhängt werden. Hierdurch erhält der Artitel der türkischen Konsti⸗ tution, wonach dem Souverän das absolute Exilirungsrecht ohne Urtheil zusteht, eine glückliche Amendirung. Was die finanziellen Bestimmungen betrifft, so wurde anfänglich bestimmt, daß die Provinzeinkünfte ausschließlich für Provinz— erfordernisse verwendet werden sollen. Von dem allfälligen Ueberschusse seien 15 Proz. für die Entwickelung des öffent⸗ lichen Unterrichts zu verwenden und der Rest an die türkische Staatskasse abzuführen. Es ist leicht vorauszusehen, daß sich sehr selten ein Ueberschuß ergeben werde. Eben deshalb ver⸗ weigerte der Sultan entschieden seine Zustimmung dazu, daß das neue Gesetz auch für Konstantinopel und dessen Umkreise Gültigkeit haben soll. — Die Delegirten Oesterreich-Ungarns und Frankreichs, Baron von Kosjek und Mr. Aubaret, haben der Kommission ein Memorandum betreffs Ober⸗ Albaniens vorgelegt.
Aus diesem Memorandum mögen folgende wesent⸗ liche Punkte hervorgehoben werden: Sämmtliche Gebirgsstämme, auf die sich die Empfehlungen der Kommissäre beziehen, zählen 92 000 Seelen, worunter 86 000 Katholiken und 12 000 Musel⸗ männer. Es handelt sich um die endgültige Definirung und Sanktion der Privilegien, die sie seit der Zeit des Sultans Mohammed II. genießen. So sind dieselben vom Zehent und von der Grundsteuer befreit. Sie haben ein Gewohnheitsrecht in Civil⸗ und Kriminalsachen, das ohne Ingerenz der türkischen Gerichte von den Stammhäuptern ausgeübt wird. Auch ihre Civilverwaltung be⸗ ruht auf herkömmlichen Gebräuchen, denen sie innigst zugethan sind. Sie sind ferner konskriptionsfrei und haben nur im Kriegsfalle ein militärisches Kontingent zu stellen. Der große Stamm der Miri⸗ diten, der in der Familie Prenk Doda eine förmliche nationale Dy⸗ nastie besitzt, würde demnach von Fürsten aus dieser Familie regiert werden, ohne daß diese einen türkischen Mutesarif zur Seite hätten, wie dies wiederholt vorgekommen ist. Der Miriditen⸗Fürst wäre demnach auch Generalkapitän sämmtlicher Streitkräfte in seinen Ber⸗ gen. Obwohl diese Streitkräfte vom General Gouverneur in Skutari abhängen, so würden dessen Befehle doch nur durch Vermittelung des Generalkapitäns an sie gelangen. Letzterer hätte diese Befehle an die Kapitäne, die heute Batraktars (Fahnenträger) heißen, weiter zu vermitteln. Zur Berathung von Angelegenheiten, die alle Berge betreffen, würden die Bairaktars unter dem Vorsitze des General⸗ kapitäns zusammentreten. Obwohl der Distrikt Chimara vollständig isolirt und von den Bergen getrennt ift, glaubten die Kommissäre die Anwendung desselben Regimes auch auf diesen Distrikt empfehlen zu sollen, weil er ausschließlich von griechisch'orthodoxen Berg- bewohnern bevölkert ist, die in Sitten und Gewohnheiten den alba— nesischen Bergbewohnern vollständig gleichen. (
— 31. August. (Pest L.) Die Truppensendungen an die griechische Grenze dauern fort. Im Ganzen sind bisher ungefähr 3000 Mann abgegangen. — Riza Pascha hat der Pforte telegraphisch mitgetheilt, daß er bei der zunehmenden Gährung unter den Albanesen in dem Augenblicke, wo europäische Schiffe vor Dulcigno er— scheinen würden, eine allgemeine Erhebung in Albanien für unausbleiblich halte und deshalb um Instruktionen bitte.
— Aus Ragusa, 1. September, meldet „W. T. B.“: Nach hier vorliegenden Nachrichten aus Albanien sind weitere 1400 Mann regulärer Truppen in Skutari eingetroffen. Riza Pascha hat strengen Befehl von seiner Regierung erhalten, die Uebergabe des an Montenegro abzu⸗ tretenden Gebietes vorzubereiten. Die Liga hat Freiwillige nach Dulcigno gesandt; dieselben sind in Retova eingetroffen und sollen die Grenze von Colenza bis Koderkol vertheidigen.
Philippopel, 25. August. (P. C.) Die Provinzial⸗ regierung wurde von der Pforte benachrichtigt, daß die Kai⸗ serliche Druckerei in Konstantinopel den Auftrag erhielt, mit der Anfertigung der Spezial-Postmarken für Ost⸗Ru⸗ melien zu beginnen. Dieser Streitpunkt wäre also glücklich beigelegt. Dagegen ist die prinzipielle Frage, ob das Post⸗ und Telegraphenwesen von der Provinzverwaltung oder von der Reichsverwaltung abhängen soll, noch ungelöst. — Die Provinzialregierung beschloß die Herausgabe eines offi—⸗ ziellen Organs. Dasselbe wird unter dem Titel „Pro⸗ vinzbulletin“ vom 1. September an in türkischer, bulgarischer und griechischer Sprache erscheinen.
Numänien. Bukarest, 1. September. (W. T. W.) Der der Regierung nahestehende „Romanul“ erklärt die über bulgarische Banden in der Dobrudscha verbreiteten sensationellen Nachrichten für unbegründet. Die in der Dobrudscha vereinzelt auftauchenden Räuberbanden hät⸗ ten durchaus keine politische Bedeutung, beständen nicht aus Bulgaren, sondern aus brod⸗ und heimathlosen Türken und leisteten den rumänischen Soldaten niemals Widerstand.
Serbien. Belgrad, 31. August. (W. Pr.) Ein vom 18. d. M. aus Ischl datirter fürstlicher Ukas ordnet „für diesen Herbst“ die Einberufung der gesammten Na⸗ tionalmiliz erster Klasse zu achttägigen Manövern an. Die Infanterie Uebungen finden in Bataillonen, jene der Kavallerie in Escadronen statt. Fürst Milan wird für Ende dieses Monats (a. St) hier erwartet.
— 1. September. (W. T. B.) Das amtliche Blatt veröffentlicht eine Konkurrenzausschreibung für die Kon⸗ zession zum Bau der Eisenbahnlinie Belgrad⸗ Vranja mit der Seitenlinie Nisch⸗Pirot. Die Haupt⸗ linie ist 362, die Seitenlinie 91 km lang. Die Haupt⸗ linie muß am 15. Juni 1883 fertig sein, als Schlußtermin für die Einreichung von Offerten ist der 13. Oktober anbe⸗ raumt. Die Kaution beträgt eine halbe Million Franes, die nöthige Expropriation erfolgt durch die Regierung.
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Amerika. Washington, 2. September. (W. T. B.) Die Schuld der Vereinigten Staaten hat im vergange⸗ nen Monat um 12030 000 Doll. abgenommen. Im Staats⸗ schatze befanden sich ult. August 1935 679 000 Doll.
New⸗York, 21. August. (W. 3.) Staatssekretär Evarts hat die bei den Seemächken akkreditirten Gesandten der Ver— einigten Staaten angewiesen, bei den betreffenden Regierun⸗ gen den Zusammentritt einer Konferenz zur Berathung der⸗ senigen Mittel in Vorschlag zu bringen, welche zu gegen⸗ seitigem Schutze gegen die Einschleppung von gel⸗ bem Fieber und Cholera in den Häfen getroffen wer— den können. Als Zeitpunkt für den Zusammentritt der Kon—⸗ ferenz wird der 1. Januar 1881 vorgeschlagen. — Dem Na⸗ tional-Gesundheitsrathe zu Washington ist von Havana aus die Mittheilung zugegangen, daß daselbst wäh⸗ rend der am 14. August beendeten Woche 41 Personen am gelben Fieber und 13 Personen an den Blattern gestorben sind. Während des Monats Juli belief sich die Zahl der in der Stadt Havana verstorbenen Personen total auf 1017, vnter diesen 282 am gelben Fieber bei einer Bevölkerung von 196437.
Vom südamerikanischen Kriegsschauplatze wird gemeldet, daß der chilenische Kriegs⸗-Minister eine Verordnung erlassen hat, nach welcher die Bundesmilizen in sämmtlichen Provinzen zu den Waffen gerufen werden. Dem Anscheine nach geht Chile mit der Absicht um, durch Aufbietung aller nur vorhandenen Streitkräfte die Peruaner zu erdrücken und so dem Kriege ein baldiges Ende zu machen.
Statistische Nachrichten.
Waarenverkehr des deutschen Zollgebiets mit dem Auslande. Dem neuesten für Monat Juli d. J. erschienenen Heft der Statistik des Deutschen Reichs entnehmen wir in Bezug auf den Waarenverkehr des deutschen Zollgebiets folgende Daten:
Vom 1. Januar bis Ende Juli d. J. betrug die gi n in Doppelcentnern:
2103619 3 858 602
von JI. Roheisen, Brucheisen, Luppeneisen, Rohschienen und Inpots . 1198396 Materialeisen, ganz groben und groben Eisenwaaren. . III. feinen Eisenwaaren 3401 33 025 IV. Maschinen KJ 140 205 317938 Von den Gewichtsmengen der in den Gruppen J. und II. zu- sammengefaßten Waaren treffen in der Ausfuhr speziell auf: Roh⸗ eifen 1352 328, Brucheisen 625 086, Luppeneisen, Rohschienen, In⸗ pots 226 205, schmiedbares Eisen in Stäben 821 537, Eisenbahn⸗ schienen 1454 666, rohe Eisenplatten und Bleche 195 8533, Eisen⸗ draht 542 788, ganz grobe Eisengußwaaren 90096, Eisenbahnachsen und Eisenbahnräder 107 531, Röhren aus schmiedbarem Eisen 88 143, Drahtstifte 82 739, andere grobe Eisenwaaren 245 673 Doppelcentner. Von Waaren der Gruppe J. sind im Juli d. Is. allein 281 264 Doppelcentner eingeführt, eirea 71᷑ 900 mehr als im Juni d. J. in keinem der Vormonate hatte die Einfuhr diese Höhe erreicht. Die Einfuhr von Waaren der Gruppe II. stand im April d. Is. mit 45 594 Doppelcentnern am böchsten; in den folgenden drei Mo⸗ naten betrug sie nur noch 35 611 Doppelcentner durchschnittlich. Die Einfuhr von Maschinen hob sich in fast ununterbrochener Steigerung von 15 154 im Januar auf 26394 Doppelcentner im Juli d. Is. — Die Ausfuhr von Waaren der Gruppe J. und II. hatte im Monat März d. Is. die Höhe von 396 531 bezw. 647 263 Doppel centnern erreicht, ging seitdem zurück und betrug im Juli d. Is. nur noch 238 745 bezw. 533 266 Doppeleentner. Dagegen zeigte die Ausfuhr von Waaren der Gruppen III. und IV. noch bis zum Monat Juni d. J. eine steigende Bewegung; im Monat Juli sank jedoch auch diese Ausfuhr und zwar im Vergleich zum Vormonat von 58065 bezw. 63 670 auf 4607 bezw. 61 806 Doppelcentner. Die Einfuhr und Ausfuhr von europäischem Bau⸗ und Nutz— holz hat sich vom 1. Januar bis Ende Juli d. Is. nach dem jüngst erschienenen Julihefte der Statistik des Deutschen Reiches folgender
maßen gestaltet: . Einfuhr Ausfuhr reduzirt auf Festmeter:
153 319 143 578
11.
hartes, roh oder blos mit der Axt ,,,, hartes, gesägt oder auf anderem Wege vorgearbeitet oder zer⸗ kleinert. . S6 560 240 379 989 795 412613
129 425 273 0035 430 443 243 786 694 229.
Zusammen Hartholz: , 88 stßgt e,. .
Zusammen Weichholz: 1402 408
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Aschersleben, 25. August. Der „Magd. Ztg.“ wird ge⸗ schrieben: Die hiesigen Oekonomen leiden schon seit mehreren Jahren unter der übermäßigen Vermehrung der Hamster und dem durch
dieselben verursachten Schaden trotz der alljährlich dagegen ergriffenen energischen Maßregeln. Im Herbste des Jahres 18378 wurden in der etwa 24000 Morgen umfassenden städtischen Feldmark 79 875 Stück Hamster gefangen und dafür an Prämien 798,75 „ von der Stadt⸗ kasse gezahlt. Dennoch mußte man im Jahre 1879 abermals Fang⸗ prämien aussetzen, in Folge dessen 83 436 Stück Hamster zur Ab⸗ lieferung gelangten und einen Kostenaufwand von 843,86 6 ver⸗ ursachten. Man sollte nun glauben, der gefräßige Nager sei durch die fortgesetzte Vertilgung zur Seltenheit geworden. Dem ist jedoch nicht so, denn die Feldpolizeiverwaltung sieht sich abermals genöthigt, eine Fangprämie von 1 F für das Stück zu gewähren. Gleich in den ersten Tagen sind nun täglich durchschnittlich 500 Stück abge⸗ liefert. Diese Zahl dürfte sich fortwährend steigern, da das Regen⸗ wetter die Ernte um vierzehn Tage verzögerte und daher erst ein Theil der Felder den Hamsterfängern zugänglich ist und erst wenig Männer sich mit dieser Arbeit beschäftigen, die außer dem Fanggelde noch Einnahme für das Fell, Fleisch und das in den Höhlen ge⸗ fundene Getreide abwirft.
Gewerbe und Handel.
Der Jahresbericht der Direktion der Sächsischen Kamm⸗ garnspinnerei zu Harthau pro 1879/80 weist ein befriedigendes Resultat nach. Während des abgelaufenen Geschäftsjahres brachte die Gesellschaft an Garn zum Versand: vom Mai bis mit August 1879 110137 kg im Fakturenwerthe von 878 273 Æ, vom September bis mit Dezember 1879 108 046 Eg im Fakturenwerthe von 873 228 M. und vom Januar bis mit April 1886 119152 kg im Fakturen⸗ werthe von 970 158 M, zusammen 337 335 kg im Fakturenwerthe von 2721 659 M gegen 1878/1879 264 19 kg im Fakturenwerthe von 2234426 Æ Der Totalversand an Garn, Kämmlingen, kurzer Wolle, Abgängen ꝛc. belief sich auf 2921 578 S gegen 2517186 A6 in 1878/79. Um den sich bei der Gesellschaft ein⸗ stellenden vermehrten Nachfragen nach ihren Gespinnsten möglichst entsprechen zu können, unterbreitete der Aufsichtsrath einer am 21. April d. J. stattgehabten außerordentlichen Generalversamm⸗ lung den Antrag auf Vergrößerung des Etablissements um 7200 Spindeln. Dieser Antrag gelangte zur Annahme und es ist be⸗ gründete Aussicht, die Anlage im Monat Dezember d. J. dem Be⸗ triebe übergeben zu können. Der Rechnungsabschluß ergiebt ein⸗ schließlich des vom vorigen Jahre vorgetragenen Saldos von 698 a einen Bruttoüberschuß von 248 000 MH, ron welchem Betrage für Abschreibungen auf Gebäude, Grundstück, Maschinen 2c. 156 010 , und für komplette Abschreibung zweifelhafter Außenstände 8485 A, zusammen 164 495 gekürzt, und die darnach verbleibenden 83 505 A6 zur Verfügung der Generalversammlung gestellt werden. Der Auf— sichtsrath wird der Generalversammlung vorschlagen, von den 83 505 4. an die Aktionäre 81 600 S als Dividende von 40 abzuführen und 1905 S auf neue Rechnung vorzutragen.
— Am 19., 20. und 21. d. M. findet in Düsseldorf die dies⸗ jährige Generalversammlung des Centralverbandes Deutscher Industrieller statt. Die Tagesordnung lautet, wie folgt: L. Ausschußsitzung. Am 19. September, Vormittags 10 Uhr, in Düsseldorf: 1) Kurzer Geschäftsbericht. 2) Mittheilung der Anträge der Referenten. 3) Die Währungsfrage. Referent: Hr. Regierungs⸗ Rath Schück. 4) Die Eisenbahnfrachtfrage. Referent: Hr. Reichötagsabgeordnete Dr. Rentzsch. II. Delegirtenversamm⸗ lung. Am 19. September, Nachmittags 5 Uhr: Wahl der Mitglieder des Direktoriums des Centralverbandes III. Generalversammlung. Am 20. September, Vormittags 9 Uhr: I) Geschäftsbericht, erstattet durch den Geschäfts führer, Re⸗ gierunǵ⸗Rath a. D. Beutner. 2) Das gewerbliche Unterrichts wesen. Referent: Hr. General ⸗Sekretär Bueck. 3) Der Einfluß der Freihafenstellung der Hansestädte auf die wirthschaftlichen Verhält— nisse des Deutschen Reiches. Referent: He. Regierungs⸗Rath a. D. Beutner. 4) Das Gesetz über die gewerblichen Hülfskassen vom April 1876. Referent: Hr. Regierungs⸗Assessor Dr. Königs aus Düsseldorf. IV. Den 21. September, Vormittags 8 Uhr, Besuch der Ausstellung. Die Sitzungen werden in der Tonhalle zu Düssel⸗ dorf abgehalten.
— Der Aufsichtsrath der Chemnitzer Papier⸗Fabrik zu Einsiedel bei Chemnitz hat beschlossen, der Generalversammlung die Vertheilung einer Dividende von 109¶½ für das Geschäftsjahr 1879/80 n
— Der Verwaltungsrath der Aktien⸗Gesellschaft für Fabrikation von Eisenbahn⸗Material zu Görlitz hat die Bilanz pro 1. Juli e. geprüft und die Dividende für das verflossene Geschäftsjahr auf 300 (gegen 600 im Vorjahr) festgesetzt.
Nürnberg, 31. August. (Hopfenmarktbericht von Leopold Held.) Unser Markt hatte heute die ansehnliche Zufuhr von ca. 300 Ballen Markthopfen. Es war größtentheils wesche Waare, welche nur zu billigen Preisen Nehmer fand. In Hallertauer, Württem⸗ berger und Badischen blieben die Zuführen ungenügend und konnte die für diese Sorten vorhandene Frage nicht gedeckt werden, trotzdem ist auch in diesen Qualitäten ein Preisrückgang zu verzeichnen, wel cher durch die niedrigen Verkäufe der Markthopfen verursacht wurde. Die Notirungen lauten: Gute trockene Landhopfen 656—75 , feuchte und geringe Landhopfen 50— 60 AMS, Hallertauer, Württem⸗ berger und Badische 85 — 110 A Die hiesigen Kommissionäre haben sich verpflichtet vom 15. September ab nur mehr mit Tara zu ver⸗ kaufen, weshalb der seitherige Uebelstand, die Säcke zurücknehmen zu müssen, in Zukunft hinwegfällt.
London, 1. September. (W. T. B.) Die gestrige Wollauktion war belebt und zum größten Theil fester,.
Washington, 1. September. (W. T. B.) Der Schatz⸗ sekretãr Sherman hat heute wiederum für 250000 Doll. Dbligationen gekauft, und zwar 60½ von 1880 zu 102,48, 60/0 von 1881 zu 104,B78 und 5 o von 1881 zu 102,78.
Berlin, 2. September 1880.
Cöln, 2. September, 1 Uhr 38 Minuten früh. (Tele⸗ gramm.) Die Englische Post vom 1. September früh, planmäßig in Verviers um 8 Uhr 21 Minuten Abends, ist ausgeblieben. Grund: Verspätete Ankunft des Zuges von Ostende in Verviers. ö
Nach dem „H. Corr.“ bestätigt sich die Nachricht, daß der seit November 1878 vermißte Hamburger Dampfer Madagascar“, welcher sich damals auf einer Reise von Bangkok nach Hongkong befunden halte, durch das englische Kanonenboot „Mazpie“ an der Küste von Hainan gestrandet aufgefunden sei, nicht, vielmehr stellt sich heraus, daß dieselbe lediglich auf einem leeren Gerüchte beruhe. Kaxt. Napier vom ‚Magpie“, welcher um nähere Auskunft ange⸗ gangen war, erklärt, wie das genannte Blatt mittheilt, im Gegen⸗ theil, daß er bei seinen Vermessungsarbeiten zwar die ganze Küste von Hainan untersucht, aber nichts von einem solchen Wrack dort gesehen habe. Die Entstehung des Gerüchts läßt sich vielleicht in folgender Weise erklären: Kapt. Clanchy vom Dampfschiff „Danube“, welcher am 25. Dezember v. J. in Hongkong eintraf, berichtete da⸗ mals, daß einige Fischer aus Hainan ihm erzählt hätten, sie hätten unweit des Nordendes der Paracelsas⸗Klippen die Masten eines Schiffes aus dem Wasser hervorragen sehen. Bei näherer Untersuchung hätte sich ergeben, daß dieselben zu einem gesunkenen, in der Mitte durch⸗ gebrochenen Dampfer gehörten und ein wiederholt nach dem Wrack hinuntergegangener Taucher habe eine solche Beschreibung desselben gegeben, daß es für dat jenige des Dampfers „Madagasear“ gehalten werden müsse. Der Taucher habe ferner berichtet, daß sich noch zahlreiche Spuren von Leichen an Bord des Wracks be⸗ fänden. Seitdem hatte man vergebens nach, den erwähnten chinesischen Fischern gesucht, bis es am 25. Juni dieses Jahres dem englischen und deutschen Konsul zu Hoihow, Herra Scott, gelungen war, einen der Leute aufzufinden. Derselbe bestätigte, daß er den gesunkenen Dampfer bei den Paracelsas gesehen habe und berichtete, daß vom Südende von Hainan ausgehend und einen SSO⸗Kurs steuernd, sie nach 7 tägiger Reise zu einem Felsen gekommen seien, den die Eingeborenen Pakyoi nennen und dort das für den ‚Mada⸗ gascar“ gehaltene Wrack gefunden hätten. Die Masten und der Schornstein waren deutlich zu sehen gewesen. Mit Hülfe dieses Mannes sollte jetzt eine Nachsuchung nach dem Wrack gehalten wer⸗ den und wurde zu diesem Zwecke ein deutsches Kanonenboot vom Norden erwartet. Der Madagascar“ hatte auf seiner letzten Reise eine Ladung Reis und Zinn zum Werthe von 800 000 bis 00090 Doll., sowie etwa 96 chinesische Passagiere an Bord gehabt, und namentlich aus letzterem Umstande waren allerlei Ge⸗ rüchte üher Plünderung des Schiffes und Ermordung der Mannschaft eatstanden, denen jeder wirkliche Grund fehlte. Die eben erwähnte Auffindung jenes chinesischen Fischers, der das Wrack gesehen haben will, hat nun anschei⸗ nend ein phantasierelches Hongkong⸗Blatt zur Erzählung eines ganzen Romanes über den Verlust und die Wiederauffindung des Madagascar“ veranlaßt, woraus dann die Eingangs erwähnte Er⸗ zählung und Berichterstattung nach Europa entstanden ist. Das Kanonenboot „Magpie“ scheint dadurch in die Sache hinein verwickelt worden zu sein, daß ein Angestellter des Konsulats zu Hoihow auch zu gleicher Zeit als Dolmetscher für das Kanonenboot ‚Magpie“ fungirte und so die Aussage des chinesischen Fischers zur Kenntniß der Besatzung des Kanonenboots gelangt und von dieser weiter ver⸗ breitet worden ist.
Das Residenz⸗Theater wurde gestern nach langen Sommer⸗ ferien wieder eröffnet. Mit dem ersten Stück, das man gah, ist die Bühne zu dem Genre ihres alten Repertoirs, zum franzoöͤsischen Sitten⸗ drama zurückgekehrt. „Der Sohn der Coralie“, ein Schau⸗ spiel in vier Akten von A. Delpit, bewegt sich ganz in den Bahnen der früher auf dieser Bühne in Scene gegangenen Stücke und ist nicht weniger als jene eine Verherrlichung Niedrigkeit. Ob solche Scenen, wie sie uns in diesem Stücke vorgeführt werden, in Frank reich Wirklichkeit gewinnen können, lassen wir dahingestellt sein, sie sollten mindestens nicht auf der Schaubühne erscheinen, die dadurch den Charakter eines Instituts der Sittlichkeit einbüßt. „Der Sohn der Coralie“ hat eine Reihe wirklich interessanter Scenen aufzuweisen und giebt dem Autor zur Zeichnung einiger trefflicher Charaktere Gelegenheit; aber das kann nur um so klarer stellen, wie verderb⸗ lich es wirken muß, eine Coralie auf die Bühne ju bringen. — Die Darstellung im Residenz⸗Theater war, wie gewöhnlich, eine gute; besonders ließ das Ensemble nichts zu wünschen übrig. Im Einzelnen verdient an erster Stelle Hr. Keppler Anerkennung, der als Louis de Montijoie sich allgemeinen Beifalls erfreute. Frl. Eppner ((Coralie) führte ihre schwierige Aufgabe recht glücklich durch; Frl. Dinstl (Edith) hat in den ersten drei Akten gefallen, daß der vierte Akt über ihren, der Naivea“ Horizont hinausging, kann man verständlich finden. Frl. Wienrich gab die Cesarine Godefroy recht geschickt; auch Hr. Haack (Notar Bonchamp) und Hr. Paul (Kapi⸗ stän Daniel) trugen zum Erfolge bei.
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Her clrakstgem-— mand Wa em- Hp nc. KexlHlzra, 1. Sept. 1880. Marktpreins nach Ermitt. des R. Pol-P-äs. HNHdöehate Niedrig te
M6 z 23 21 19 20 19 19 20 17 15 17
per 100 Küogr. Für Weizen gute Sorte ö Weinen mittel Sorte Weizen gerings Sorte Roggen gute Sorte Roggen mittel gorts Roggen gering Sorte Gerste guts gorts . Gerste mittel Sorte Gerste geringe Sort. Hafer gute Sorte Hafer mittel Sorte. 16 n, ge one,, 1 6 k . ‚ 6 e ‚ 1 44 Speisebohnen, weindge ö Kartoffeln. Rindleisch von der Keule 1 Kilogr. . Bauchfleisch 1 Kilogr. . gehweinefleisch 1 Kilogr. Kalbfleisch 1 Kilogr.. Hammelfleisch 1 Kilogr.. Butter 1 Kilogtr.. Eier 60 Stück = Karpfen pr. Kilogr. Aunle ö Zander Hechte ö. ö Barsche ö. J Schleie . ö Bleie . ö EKrebze pr. Sebock ..
23 21 19 20 19 18 16 17
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d n e nn mu u n n un O— — — — d D do do C d — — — ö 2 O
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Hees kan, 1 Sep tember (KR. I. 3. Fest.
Freiburger 111,50. Oborachles. 196, 25, R, 149 00, . Orientanleihe 60,50, Brosl. Diskontohanh Wechslerbank 102 50, Schlesischsr Bankverein 109 50 bob, ), Lanrahütte 130,75, Oest. Banknoten 173,10, noten 213,00.
Frama furt a. RL., J. September. (KH. T. Csurse) Fest.
Lond. Wochsel 20,49 Pariser Wechsel 80 809, Wiener Wechael 172.70, K.-Hind. St.-A. 14853. Rheinische do. 1604. Hess. Ludwigsb. 10353. K.-BI. Pr.-Antheils. 13283. Reichsanleihe 100, Reichsbank 1483, Darmstädt. Bank 1523. Meininger Bank 888, Oest.-ungar. bank 719, 50, Kreditakt. 2515, Silberrente 638, Fapierrente 623, Gdoldr. I65, Ung. Goldr. 954, 1860 er Loose 12733, 1864 er Looss — — Ungar. Staatsl. 215,20 Nngar. Ostb.-Oblignrt. II. 86. Böhm. Westbahn 204, RElisabethh. 1665, Nord westbahn 154. Galizier 2443, Franzosen 2465, Lombarden 714, Italiener —, 1877er Russen 933, II. Orientanl. 605, Central-Pacitie 1III.
Lothringer Eisenwerke 93.
Noch Schluss der Börgo: Kreditaktien 2513, Franzosen 2463, Galizier 2444, ungar. Goldrente g9öt.
Franka Curt a. N., 2. September. (MI. T. B.) Anfangscourse. OQesterr. Kreditaktien 2524, Franzosen 2474, Ga- lizier 245], Lombarden 72, Ungar. Goldreute 953. Fest.
Manmahurg, 1. September. (GV. LT. B.) Fest.
Pr. 40/0 Cons. 1004, Hamburger St. Pr. A125, Kreditaktien 2514, Franzosen 6144, Lombard. 180, Ital. Rente —, 1877er Russen —, IH. Orientanleihe —, Vereinsb. 1213, Lanrahütte 131, Norddentsohe 1694, Kommerabank 1213, Angl.-deutsche 77, 5 oυ Amerik. 96, Rhein. Eisenb. St. A. 1604, do. junge 154, Bergisoh-Märk. do. 1193. Berl.-Hamb. do. 238, Altonn-Eiel do. 1593, Diekonto 29e.
HMarmnhbhiurg, 1. September. (SW. T. B.)
Abendbörse. RKreditaktien 252, Franzosen 615, Lombar- den 1795, 1860er Loose 1233. öst. Silberrente 633, do. Papier- rente 674, do. Goldrente 76. Ung. Goldrente g5tz, 1877er Enssen 95, II. Orientanleike 583. III. Orientanleihe 585, Berg. -= Märkische 1193, Laurahütte 131. Liemlich fest, aber sehr still.
Odernf- -b. St. A. 96,00, Bros]. KCroditaktion Russ. Bank-
B.) (Schluss-
VWren, 1. September. (W. T. B.) (Schluss-Course.) Kreditaktien und Renten fest, Bahnen theilweise höher, Speku- lationspapiere s hwach, Angloakiien matt.
Fapierrente 72, S3, Silberrente 73, S9, Qesterr. Goldrente S8, 5, Ung. Goldrents 110.20, 18548r Loose 124,00, 18602 Loose 131 50, 1864er Loose — — . Kreditloose 178,ůV 5, Ungar. Prärml. 111,50, Creditaktion 291, 9909, Franzosen 28575, Lombarden S2, 25, Galizier 282,50, Kaschan- Oderberger 133,50. Pardubitzer 141,50, Hordwestbahn 180,00, Elisabethbahn 193,00. Lemb.-Czern. 169,5). Nordbahn 2465,00, Kronpr.-Rudelf 164,20, Franz-Josef 172.50, Unionbank 113,60, Angl.-Ahustr. 131,8), Wien. Bankvor. 137, 99), Ungar. Kredit 262,50, Deutsche Plätze 57,05, Lond. Fechsel 117,70. Pariser do. 46,45. Amsterd. do. 36, S). Napoleons 9g, 3, Dukaten bB, 57, Silber 100, 00, Marknoten 57, So), Euss. Bank- noten 1,223.
4pprozent. ungar. Bodenkredit-Pfandbriefe 93, 75.
Wiem, 2. September. (GV. T. B.)
Creditaktien 253 00, Franzosen 285 75, Galizier 234 50, Anglo- Austr. 132 60 1860er Loose 131.70, Lombarden S4, 25, Papierrente 72, 923. Silberrente — —, Oesterr. Goldrento 88,0, Ungar. Gold- rente 110.624, Marknoten 57, S3, Napoloons 9,36, 430 / ungar. Boden- kredit- Pfandbriefe —. Günstig.
AM tercdkam., 1. September. (VW. T. E.) (Sehluss-Course,)
Oest. Papierrente Mai- Noybr. vasl. 614, do. Papierrente Febr. - Aug. vas. —, do. Silberrsnte Jannar-Juli vasl. 624, do. Silberrente April-Okt. vas. — do. Goldrente —, Ungar. Goldrente 933, 5 oo Russen von 1877 943. Euss. Präm.- Anl. von 1864 —,. Russ. Präm.-Anl. von 1866 1394, Rusg. grosse Eisenbahnen 1341, Russ. L. Orient- Anleihe 57k, do. II. Orient-Anleihe 574, 50 Tarken d 1865 83, Theissthalloose 933.
Hionmclom., 1. September. (BV. T. B.) Consols 973, Prenss. 40/ Console 99, Italien. Do // Rente 85, Lombarden 74, 30/9 Lombarden do. neue 103, bos9 Russen de 1871 913, Boo Russen Russen de 1873 893, bosg Lurken de 1865 Oesterr. Silberrente 633, do. Yoz·
40/0 barer. Anleihe 984. alte —, de 1872 91, Ho / g 935, 5 oso fundirte Amerikaner 1053, Papierrente —, Ungar. Goldrento 94. Oesterr. Goldrente 6panior 193, 60so nnif. Egypter 624, Silber 52.
Platzdiskont 2390/0.
Aus der Bank flossen hente 91 000 Pfd. Sterl.