1880 / 207 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 03 Sep 1880 18:00:01 GMT) scan diff

Naha Sima 17. /6. 17.6. Hanam Ura 18.5. 18. 6. Kobe 28. /6ü '. 30/6. Jokohama. (Poststation: Hongkong.) Uebungsgeschwader Kiel 21. /8. 22. /8. Neustadt 27.8. 2. S. Friedrichsort. (Poststation: vom 29. /8. bis inkl. 4/9. Eckernförde, vom 5/9. bis inkl. 10./9. Neustadt in Hol⸗ stein Neustädter Bucht vom 11. /9. bis inkl. 12. /9. Eckernförde, vom 13./9. bis inkl. 14/9. Neustadt in Holstein Neustädter Bucht —, vom 15.9. ab Kiel.

Bayern. München, 1. September. (A. 3.) Der König hat inhaltlich Allerhöchster Entschließung, d. d. Elmau vom 24. v. M, die Bekanntmachung der Kaiserlichen Ver—⸗ ordnung, betreffend die Klasseneintheilung der Militärbeamten des Reichsheeres und der Marine, an die bayerische Armee verfügt und gleichzeitig bestimmt, daß die in dieser Klasseneintheilung erfolgte Zusammenstellung des Unterordnungsverhältnisses der Militärbeamten auch für den Vollzug der §§. 32 und 34 der Disziplinarstrafordnung für das Heer maßgebend zu sein habe.

Reuß j. L. Gera, 31. August. (L. 3.) Der Fürst, die Fürstin, der Erbprinz und die Prinzessin Elisa⸗ beth sind heute aus Baden-Baden und Wildbad auf Villa Heinrichsruh bei Schleiz eingetroffen.

Oesterreich⸗ Ungarn. Krakau, 2. September. (W. T. B.) Der Kaiser ertheilte heute Vormittag nach der Truppenrevue Audienzen, darunter auch einer sehr zahlreichen Deputation von Bauern aus allen Theilen Galiziens. Eine Deputation des Land⸗ tags unter Führung des Landtagsmarschalls trug die Bitte vor, das alte Känigsschloß Wawel in eine Kaiserliche Residenz um— zuwandeln. Die genehmigende Antwort des Kaisers wurde von der vor dem Residenzschlosse befindlichen Vo. ksmenge mit großer Freude begrüßt. Dem „Czas“ zufolge überbrachte der General⸗Gouverneur von Warschau, Albedinski, ein eigen⸗ händiges Schreiben des Kaisers von Rußland an den Kaiser Franz Josef. t

Graz, 1. September. Bei günstigstem Wetter fand heute Vormittag die Eröffnung der Landesausstellung in Anwesenheit des Erzherzogs Karl Ludwig und der Mi— nister Baron Conrad und Grafen Falkenhayn statt. Auf die Begrüßungsrede des Präsidenten der Ausstellungskommission, Baron Washington, dankte Erzherzog Karl Ludwig dem Prä—⸗ sidenten und den Mitgliedern der Ausstellungskommission für das freundliche Willkommen, welches sie ihm dargebracht, schloß mit dem Wunsche, daß das Unternehmen sowohl Steiermark als dem Vaterlande zu Gute kommen möge und beauftragte den Präsidenten, die Ausstellung zu eröffnen. Hierauf wurde dem Kaiser ein dreifaches Hoch dargebracht.

Prag, 1. September. Fürst Milan von Serbien ist, wie die Bohemia“ meldet, gestern zur Kur in Franzensbad eingetroffen.

Lemberg, 1. September. Die Ueberschreitung der Landesgrenze durch den Kaiser wurde durch Fahnen und in manchen Städten auch durch Kanonenschüsse signalisirt. Die Blätter enthalten begeisterte Begrüßungsartikel. Die Bahnzüge auf der Krakauer Route wurden verstärkt. Die ganze fast eine halbe Meile lange Strecke vom hiesigen Bahn— hofe bis zur Statthalterei als Residenz wird mit Masten, Fahnen und Festons geschmückt. Eine zahlreiche Bürgerwache wird die Ordnung aufrecht halten.

Pest, 31. August. Morgen tritt das neue Straf—⸗ gesetzbuch, das Werk so langer Vorarbeiten und Berathun— gen, in Ungarn in Kraft. Der „Pester Lloyd“ sagt in einem Leitartikel darüber: „Nach langem Ringen, nach vielen vergeblichen Versuchen ist endlich ein zwei Jahrhunderte hin⸗ durch angestrebtes Ziel erreicht, und vom morgigen Tage an gilt auch in Ungarn ein kodifizirtes und, wir können es ge⸗ trost sagen, von wissenschaftlich humanem Geiste getragenes Strafgesetz. Der den freien Aufschwung erdrückende Schutt des Gewohnheitsrechts ist nunmehr hinweggeräumt, und auf dem weiten Felde der Strafrechtspflege kann unbehindert neues Leben sprießen. Mehrere Jahre hindurch lag der Entwurf der Oeffentlichkeit vor, und das Strafgesetz über Verbrechen und Vergehen wurde noch am 28. Mai 1878 in beiden Häusern des Reichstages promulgirt. Das Straf⸗ gesetz über die Uebertretungen konnte zwar nicht gleichzeitig mit dem eben genannten Gesetze kundgemacht werden, aber auch für das Studium dieses Gesetzes blieb ein Jahr. So konnte sich die Theorie und Praxis bei Zeiten mit den neuen Gesetzen vertraut machen. Bezüglich der Strafarten sind vom 1. September an ausschließlich die neuen Gesetze geltend, so e, daß die Dauer der Strafe für vor dem 1. September

egangene strafbare Handlungen nach den alten Normen be— messen wird, während die Strafart nur im Sinne des neuen Gesetzes verhängt werden darf. Daß die Strafen nach Mög— lichkeit den Bestimmungen des neuen Gesetzes entsprechend durchgeführt werden, dafür sorgen die aus Anlaß der Einfüh⸗ rung der Strafgesetze erlassenen ministeriellen Verordnungen.“

1. September. Der Erzherzog Joseph ist gestern

zum Kurgebrauche auf der Margarethen⸗Insel eingetroffen.

Schweiz. Bern, 31. August. (K. 3.) Laut Mit⸗ , . des Bundesraths haben sich die Präsidenten des National⸗ und Ständeraths dahin verständigt, daß in der zur Berathung des Revisionsbegehrens betr. Art. 39 der Bundesverfassung im Sinne der Einführung des Bank— notenmonopols auf den 13. September einberufenen Bundes⸗ versammlung der erstere die Priorität in dieser Angelegenheit haben soll. Wie sich aus dem soeben veröffentlichten Central⸗ bericht der deutschen Hülfsvereine in der Schweiz ergiebt, hat sich deren Gesammtmitgliederzahl im Jahre 1879 von 1758 auf 1751 verringert. Die meisten Mitglieder zählt Basel, nämlich 371, dann folgt Zürich mit 318 und Bern mit 275; St. Gallen zählt 123, Chauxdefonds 124, Genf 157, Lausanne 108, Neuenburg 1098, Winterthur 97, Chur 74 und Aarau 36. Die eigenen Gesammteinnahmen dieser Vereine betrugen 21 278,28 Fr. gegen 17 808,64 Fr. im Vorjahre, haben sich also um 3469,64 Fr. vermehrt. An Beiträgen von den deut⸗ schen Regierungen gingen im Jahre 1879 16 916,34 Fr. gegen 12 237,50 Fr. im Vorjahre ein. Was die Unterstützten betrifft, so ist deren 1 im Jahre 1879 auf 67864 gegen 5409 im Vorjahre gestiegen. Nur Chur, Chauxdefonds und Neuen⸗ burg haben in dieser Beziehung eine Verminderung aufzu⸗ weisen. Ganz besonders nahmen die Meistunterstützungen in Bern und in Basel zu. Im Ganzen betragen die Ausgaben 31 950,95 Fr., was gegen die 21 278,28 Fr. Einnahmen ein Mehr von 9771,71 Fr. ausmacht.

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kurdischer Häuptlinge, eine Liga zu bilden, sei ihm be—

Großbritannien und Irland. London, 1. Sepytem⸗ ber. (A. C.) Die Königliche Macht „Victoria & Albert“

wird in Bereitschaft gehalten, um den Großherzog von Hessen nebst Familie am 13 oder 14. d. M. in Vlissingen an Bord zu nehmen und nach England zu führen. Die König—⸗ liche Jacht „Osborne“ wird demnächst die Prinzessin von Wales nach Kopenhagen führen. Der Erbgroßherzo!g und die Erbgroßherzogin von Mecklenburg-Schwerin sind nebst Tochter von Paris in London angekommen.

2. September. (W. T. B.) Das Oberhaus hat die Bill über die Sparkassen, die Bill über die Verladung von Getreide und die Bill über die Jagd auf Hasen und Kaninchen in dritter Lesung angenommen.

Das Unterhaus hat den Antrag auf Vo nahme der Volkszählung mit Rücksicht auf die Konfession mit 97 gegen 27 Stimmen abgelehnt. In Beantwortung einer Anfrage Bryce's erklärt Unter⸗-Staatssekretär Dilke, die Absicht

kannt, über den Zweck dieser Liga und darüber, ob dieselbe von der Pforte ermuthigt und gefördert werde, gehe ihm aber jede Kenntniß ab. Falls es sich erweisen sollte, daß die Liga Feindseligkeiten gegen die Ehristen Armeniens beab— sichtige, werde der Botschafter Goschen mit Instruktionen über die zu ergreifenden Schritte versehen werden. Im weiteren Verlaufe der Sitzung wurde die Bill, betreffend die Volkszählung in dritter Lesung angenommen. Der Staatssekretär für Indien, Hartington, erwidert auf die Anfrage Lawsons, betreffend die bewaffnete Ein— mischung Englands in eine fremde Angelegenheit, er könne seiner früheren Erklärung wenig hinzufügen, ohne gegen die der Türkei gegenüber zu beobachtende Höflichkeit zu verstoßen; er hoffe, daß Zwangsmaßregeln nicht erforderlich sein würden und wünsche nicht der türkischen Regierung Schwierigkeiten zu bereiten, sondern sie zu stärken und ihren Fort— bestand durch Regelung der jetzt drohenden Schwierigkeiten möglich zu machen. Der Zweck der Versammlung der Flotte sei nur, zu zeigen, daß die Mächte ihre Beschlüsse nicht bei Seite gesetzt sehen wollen. Unter -Staatssekretär Dilke er⸗ klärte Bourke gegenüber, die von den Mächten getroffenen Arrangements seien nicht ganz komplet, doch seien allen Admiralen gleiche Instruktionen zugegangen. Der Senior der Admirale werde die übrigen konsultiren. Der Zweck der Flottendemonstration sei der, zu zeigen, daß ein völliges Einvernehmen zwwischen den Mächten bestehe und der Druck auf die Pforte solle einem Zustande ein Ende machen, welcher eine ständige Gefahr für den europäischen Frieden bilde. Zwangsmaßregeln würden nicht stattfinden, weil sie unnöthig sein würden; er glaube, daß die montenegrinische Frage in kurzer Zeit geregelt werden würde und daß die Flottendemonstration eine gute Wirkung a Regelung der griechischen und anderer Fragen haben werde.

Nach einer amtlichen Meldung des General Roberts vom 29. v. M. empfing der General ein Rechtfertigungs—⸗ schreiben Ayub Khans, worin Letzterer anführt, er sei ge— zwungen worden, die Waffen zu ergreifen. General Roberts antwortete hierauf mit der Forderung der Herausgabe der Gefangenen und bedingungsloser Unterwerfung. Ayub Khan hat sein Lager befestigt; die Partei Musa Khans nöthigt den⸗ selben zum Widerstand?

Ueber die Zustände in Irland meldet die „A. C.“ Dubliner Berichten zufolge ist die seit letzten Sonntag be— merkte Beruhigung der Stimmung bei den Landmeetings theil⸗ weise auf die Ankündigung der Regierung zurückzuführen, daß das Gesetz unter allen Umständen aufrecht erhalten werde; der betreffenden Erklärung Mr. Forsters soll an mehreren Orten ganz besonders Erwähnung gethan worden sein. Ein weiterer Grund liegt allerdings in der Aufmerksamkeit, die die Leute der Ernte zuwenden, obgleich dies bei Sonntags— versammlungen nicht eben ins Gewicht fallen dürfte Bemerkens⸗ werth ist, daß die Leiter der Agitation sich diesen letzten Ver⸗ sammlungen noch immer ferngehalten haben und daß der Haupt⸗ redner bei dem Clonmel-⸗Meeting am 29. v. M., ein Mr. Watsch aus der Grafschaft Mays, Mr. O'Connor Power angriff, weil derselbe Mr. Dohn Dillon im Parlamente nicht vertheidigt habe. Besagter Redner empfahl den Pächtern zu überlegen, wie es mit ihnen stehe, was sie dem Kaufmann und Laden⸗ besitzer schuldig und was sie zum Unterhalt ihrer Familien bedürfen da von einer Unterstützung nächstes Jahr keine Rede sein könne bleibe dann noch etwas übrig, so möchten sie zusehen, was sie davon dem Gutsherrn geben könnten; unter allen Umständen aber sollten sie der Landliga beitreten, wo immer sie auch das Geld dazu hernehmen müßten, auch wenn sie es borgen, erbetteln oder stehlen müßten. Zu wieder⸗ holten Malen wurde darauf hingewiesen, daß die Gutsbesitzer ihren Grund und Voden der Eroberung und Konfiskation verdankten; allein im Allgemeinen war der Ton ein ge—⸗ mäßigterer, ausgenommen in Manor Hamilton, wo wie ge— meldet wird, das Oberhaus heftig getadelt wurde.

3. September. Nach einer amtlichen Meldung ist General Roberts am 2. d. Morgens mit seinen Truppen in Kandahar eingetroffen. Die Streitkräfte des Feindes sind beträchtlich. General Roberts unternahm Rekognoszirun⸗ gen und fand, daß der Feind starke Positionen auf den An⸗ höhen inne hat und mit Vertheidigungsarbeiten beschäftigt ist. Sobald General Roberts genügend informirt ist, wird er den Angriff unternehmen. Der Gesundheitszustand der englischen Truppen ist ausgezeichnet.

Während der vergangenen Woche wurden 12 britische und ausländische Schiffbrüche gemeldet, wodurch deren Ge⸗ sammtzahl für das laufende Jahr auf 896 gebracht wird, das ist eine Abnahme von 185 im Vergleich mit der korrespon⸗ direnden Periode des Vorjahres. Der annähernde Werth des verloren gegangenen Eigenthums betrug 426 000 Pfd. Sterl, darunter 310 000 Pfd. Sterl. britisches.

Frankreich. Paris, 1. September. Der „Pol. Corr.“ meldet man von hier: Der Kommandant der an der eventuel—⸗ len Flottendemonstration partizipirenden Geschwader soll die Instruktion erhalten haben, nur im alleräußersten Falle zur Anwendung von Gewalt zu schreiten. Die Situation in Indien und Algerien ist auf diese Instruktion nicht ohne Einfluß geblieben.

2. September. (W. T. B.) Der „Franzis“ erfährt, die von den Kongregationen abzugebende Erklärung sei in Folge eines vom Conseil⸗Präsidenten Freycinet dem päpstlichen Nuntius zu erkennen gegebenen Wunsches

verabfaßt worden. Der Papst habe den Kardinal⸗-Staats⸗ sekretär Nina mit dem Entwurfe der Erklärung beauftragt, Nina habe sich darauf über deren Inhalt mit dem französi⸗

schen Botschafter De sprez verständigt, sodann habe der Papst dieselbe genehmigt und darauf sei dieselbe dem päpstlichen Nuntius in Paris und durch diesen dem Erzbischof von Paris, Kardinal Guibert, übermittelt worden. Letzterer hätte mehreren Bischöfen von der Erklärung Mittheilung ge⸗ macht, diese hätten die Erklärung gebilligt und dieselbe sei darauf dem Minister⸗Präsidenten Freycinet zugestellt worden, der sie endgültig angenommen habe. Die Erklärung sei jetzt an alle Bischöfe Frankreichs gesendet worden, nicht um den Kongre⸗ gationen auferlegt, sondern nur, um denselben vorgeschlagen zu werden. Dem Vernehmen nach hätten schon mehr als 50 Obere von Kongregationen der Erklärung zugestimmt. Dem „Temps“ zufolge hätten zahlreiche kongrega— nistische Institute die Erklärung unterzeichnet, aber auch viele sich bis jetzt der Unterzeichnung enthalten. Die Journale „Union“ und „Gazette de France“ fahren fort, die Erklärung als eine Mystifikation und als eine opportu⸗ nistische Falle lebhaft anzugreifen. Die radikalen Blätter sprechen sich auf das Entschiedenste gegen die Erklärung aus 5 fordern die vollständige und strikte Ausführung der ekrete.

3. September. Das „Journal des Debats“ kann in dem von dem Deutschen Kaiser an die Soldaten des deutschen Heeres erlassenen Tagesbefehl nichts finden, was den französischen Patriotismus verletzen oder was über die Erhaltung des Friedens beunruhigen könnte. Das Journal konstatirt, daß die deutsche Bevölkerung sich Frankreich gegen— über in durchaus friedlicher Stimmung befinde.

Die „République frangaise“ fährt fort, die von den Kongregationen abzugebende Erklärung auf das Schärfste anzugreifen und erklärt, der Minister, der etwas derartiges acceptiren sollte, würde durch die Kammer sofort beseitigt werden. Das Journal „Siécle“ fordert den Conseils⸗ Präsidenten Freycinet auf, Aufklärungen zu geben.

Eines der unzweideutigsten Zeichen des Wiederauflebens der Industrie, sagt das „Journal des Dobats“, ist es immer, wenn die Arbeit in den Bergwerken und metallurgischen Fabriken sich stärker regt. Wir können also mit Vergnügen bemerken, daß die französische Mineralindustrie im ersten Halbjahre 1880 allenthalben die Lebhaftigkeit wiedergewonnen hat, die in den letzten Jahren an einigen Punkten nachgelassen hatte. Dieser Rückgang war zwar nirgends bedeutend gewesen, aber man durfte z. B. für Eisen bedauern, daß die früher erzielten Ziffern sich nicht behaupteten. Diesmal haben wir für die Brennmaterialien, für Gußeisen, Eisen und Stahl nur Besse⸗ rungen zu verzeichnen. Das genannte Blatt bringt folgende statistische Daten:

Das Erträgniß an Steinkohlen und Kohlenblende hatte sich in dem letzten Halbjahr 1879 auf 8 502771 t belaufen; es betrug für die ersten sechs Monate des laufenden Jahres 9120 414 t, also 617 643 t mehr. Lignit, die magere Steinkohle des Südens, wird beinahe nur in dem Becken von Aix gewonnen. Auch dieses hat 277901 gegen 270 576 t geliefert. Diese Gesammtzunahme von 624 968 t mineralischen Brennstoffs hat sicherlich ihre Be⸗ deuung und kann sich nicht aucsschließlich aus der Noth— wendigkeit erklären, die durch einen ungewöhnlich strengen Winter erschöpften Vorräthe an Heizmaterial wieder herzustellen. Von den 9 Millionen Tonnen kommen beinahe 7 aus den drei Becken von Valenciennes, der Loire und Alais. In dem Becken von Valen— ciennes, welches für sich allein 3 935 512 1t liefert, nimmt das De— partement Pas-de-Calais mit 2203446 t den ersten Platz ein. Dann folgt der Nord mit 1778604 t, welches mit einer Differenz von 4000 t auch das Erträgniß des Loiredepartements ist. Bis zum 30. Juni d. J. haben wir ferner 160148 t Gußeisen mehr fabrizirt, als im letzten Halbjahre 1879: S847 335 t gegen

687 187. Hier kommt die Strenge des letzten Winters gar nicht in Frage und der ganze Fortschritt ist auf Rechnung der wieder

in Aufschwung begriffenen Industrie zu setzen. Meurthe-et⸗Moselle ist das Departement, welches bei Weitem das meiste Gußeisen liefert, nämlich 260226 t Nach ihm kommt wieder der Nord mit 109 323 und Saone-⸗et⸗Loire mit 82 93161. Diese drei Departements für sich allein liefern uns über die Hälfte dessen, was der Konsum erfordert. Die Eisenindustrie hatte von unserer Metallproduktion am meisten nachgelassen. Sie hat sich jetzt in allen ihren drei Hauptzweigen wieder belebt. Wir haben 25 634 1 Puddelschienen erzeugt, statt 22 452; 381 044 t verschiedene Eisen, statt 349 286 und 82642 t Eisenblech, statt 74 697. Die Gesammtzunahme be— trägt also 10 385 tt. An Spitze steht abermals das Nord⸗Departement, welches an Schienen über die Hälfte, an verschiedenen Eisen 117 178 und an Eisenblech 14392 t liefert. Dann folgen das Aveyron für Schienen, die Haute⸗Marne für Eisen und die Loire für Eisenblech. Die Stahlfabrikation hatte niemals gelitten; sie nimmt auch jetzt noch von Jahr zu Jahr einen größeren Aufschwung. Man hat im letzten Halbjahr 135827 t Stahlschienen C gegen das vorige Semester 5877 t), 38 0211 t . für den Handel (4 6177) und 9325 t Blech ( 1151) er zeugt.

Das „J. des Deb.“ fährt dann fort: „Es braucht kaum er⸗ wähnt zu werden, daß die Produktion von Stahlschienen schon jetzt fünfmal stärker ist, als die von Eisenschienen. Die letzte⸗ ren werden bald gänzlich aus dem Gebrauch gekommen sein. Die Schienenproduktion wird in zwei oder drei Jahren mit dem Betriebe der jetzt im Bau begriffenen neuen Eisenbahn— linien noch erheblich zunehmen. Wie dem auch sei, das Jahr 1889 hat sehr gut begonnen und nach den uns zugehenden Berichten ist mit Sickerheit anzunehmen, daß der Herbst und der Winter nicht minder hen hal fon ausfallen werden, als das Frühjahr. Wenn die Hüttenbesitzer auch jetzt noch jam⸗ mern, so muß das schon bei ihnen eine unheilbare Krankheit sein. Uebrigens lehrt uns die Geschichte der Industrie und des Handels in Frankreich, wenn wir auf ihre Quellen zurück— gehen, daß schon seit wenigstens zweihundert Jahren die Eisen⸗ und Gußeisen⸗Industrie gedeiht und sich laut beklagt. Selbst die Baumwolle hat weniger Thränen vergossen; sie war aber auch beinahe zu allen Zeiten eine eben fo einträg— liche Industrie.“

Spanien. Madrid, 28. August. Der Minister⸗ Präsident und der Minister des Innern haben sich zur Villegiatur in die baskische Provinz begeben und die dortigen Behörden konsultirt. Die empfangenen Eindrücke und vertraulichen Mittheilungen beweisen, so berichtet die Pol. C.“, daß Präventivmgßnahmen gegen die carlistischen Agitationen in Biscaya, Alava, Guipuzcoa und Navarra dringend nothwendig sind. In den genannten Provinzen befinden sich wohl 39 000 Mann unter dem Kommando des tapferen und energischen Generals Quesada. Aber wenn er auch verfsichert, daß jeder ernste Aufstandsversuch kräftigst unterdrückt werden würde, so ist es darum nicht minder wahr, daß der Klerus der Städte und Ortschasten in seinen baskischen Predigten und bei jeder sonstigen Gelegenheit offen die Sache des Don Carlos ver— tritt. Der Bischof von Viktoria hat Hrn. Canovas erklärt, er wünsche, da er, für einen Liberalen geltend, sich bei seinen Priestern keinen Gehorsam verschaffen könne, zurückzutreten. Er hat auch thatsächlich seine Demission gegeben. Vie Ver⸗

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hängung des Belagerungszustandes über die baskischen Pro⸗ vinzen kann wegen der vom 5. bis 8. September in den Departements stattfindenden Generalrathswahlen nicht dekretirt werden. Der päpstliche Nuntius hat gestern dem Könige das Schreiben des Papstes überreicht, worin derselbe sich bereit erklärt, die Pathenstelle des binnen wenigen Tagen zu erwartenden Königlichen Kindes zu übernehmen. Der Erzbischof von Toledo wird als Delegat des Papstes funktioniren.

2. September. (W. T. B.) Die bei Logrono über den Ebro führende Brücke brach, während ein Bataillon Soldaten über dieselbe hinübermarschirte, zusam⸗ men; ein Hauptmann, 3 Lieutenants und 64 Mann sind in den Wellen des Flusses umgekommen.

Italien. Rom, 2. September. (W. T. B.) Heute hat ein Ministerrath stattgefunden. Das demnächst er—⸗ scheinende Grünbuch enthält Aktenstücke von der Unterzeich⸗ nung des Berliner Vertrags an bis zum 5. Juni 1880. Die englische für die Flotten demonstration bestimmte Schiffsdivision ist gestern von Palermo nach Ragusa ab— gegangen; eine italienische Schiffsdivision begiebt sich ebenfalls nach Ragusa. Die Regierungen von Chili und Peru verhandeln über Einstellung der Feindseligkeiten. Italien, Frankreich und England vermitteln.

Palermo, 3 September. Die italienischen Panzer⸗ schiffe „Roma“ und „Palestro“, sowie der Aviso „Colona“, unter dem Kommando des Contre⸗-Admirals Fincati, sind heute nach dem adriatischen Meere abgegangen.

Griechenland. Athen, 1. September. (Pest. L.) In Leftimo, dem gegen Epirus vorspringendsten Punkte der Insel Korfu, landeten zahlreiche Epiroten, welche sich zum Eintritt in die griechische Armee meldeten. Die Schulen wur— den provisorisch in Kasernen umgewandelt. Das türkische Geschwader, welches im Kanal von Korfu kreuzt, wurde abermals durch drei Schiffe verstärkt.

Türkei. Konstantinopel, 30. August. Dem Reuter⸗ schen Bureau wird gemeldet: Der Ministerrath ist mit der Diskussion der auf die zweite Kollektivnote der Mächte bezüglich der griechischen Grenzfrage zu ertheilenden Antwort beschäftigt gewesen. Man erwartet, dieselbe werde nächste Woche abgegeben werden. Das organische Statut für die türkischen Provinzen in Europa, wie dasselbe von der internationalen Reformkommission adoptirt wurde, ist dem Sultan zur Genehmigung unterbreitet worden. Baker Pascha hatte heute eine Audienz beim Sultan, in welcher letzterer versprach, dessen Vorschläge für die in Kleinasien ein— zuführenden Reformen prüfen zu wollen. Kapitän Trotter wurde von Hrn. Göschen nach Konstantinopel berufen und hat dem Botschafter einen Bericht über die gegenwärtige Lage der Dinge in Armenien erstattet. Kapitän Swaine, der englische Militärbevollmächtigte in Konstantinopel, ist hierher zurückgekehrt und hat Herrn Göschen einen Bericht über die Zustände in Thessalien erstattet. Said Pascha, der Gouverneur vin Aleppo, ist gefährlich krank. Am Sonn⸗ tag unterbreitete der Ministerrath dem Sultan den Text einer Note bezüglich der endgültigen Demarcation der Grenze zwischen der Türkei und Montenegro. Der Sultan sandte den Text zur nochmaligen Prüfung zurück, und heute diskutirte der Ministerrath mit dem Beistande der Mar— schälle denselben abermals und übermittelte dem Sultan das Ergebniß seiner Berathungen. Man erwartet, es werde mor— gen ein Irade erlassen werden, der die Frage endgültig er⸗ ledigt. Baker Pascha ist in seinen neuen Posten installirt worden und arbeitet an der Reorganisation der Gensd'armerie. Baker Pascha hat der Pforte auch einen Plan zur Reorga⸗ nisation der asiatischen Grenzprovinzen unterbreitet. Er empfiehlt die Ernennung von Kommissären mit weitgehenden Vollmachten, deren Autorität durch eine starke lokale Gens⸗ d'armerie, sowie durch reguläre Truppen an verschiedenen Punkten unterstützt werden soll. Die Anwendung des organischen Ge— setzes erachtet er wegen der groben Unwissenheit des Volkes noch als unräthlich.

1. September. (Pest. L) Vor Dulcigno sind zwei türkische Schiffe, die bisher im Hafen von Medua gelegen waren, erschienen. Riza Pascha hat die montenegri— nische Regierung auffordern lassen, einen Kommissär zu ent⸗ senden, mit dem er über die Uebergabe Dulcignos verhandeln könnte. Die montenegrinische Regierung ist bisher dieser Ein— ladung nicht nachgekommen.

Philippopel, 24. August. (K. Z.) Gestern fand hier eine Versammlung bulgarischer Notablen statt, in welcher man unter Vorsitz des bulgarischen Popen Tileff die Frage der Betheiligung Ostrumeliens an den Bestrebungen zur Besserung der Lage in Macedonien erörterte. Geschow hielt eine Ansprache, welche im Antrage gipfelte, es sei der früher bestandene, im Anfange des Jahres 1877 von den tür⸗ kischen Behörden aufgelöste Macedonische Verein in Konstan— tinopel wieder ins Leben zu rufen. Der Antrag Geschows, welcher betonte, daß hierdurch die Einigung der Bulgaren wesentlich gefördert würde, wurde einstimmig angenommen. Man wählte ein diesbezügliches Comité, darunter Tileff und Geschow; ferner wurde beschlossen, in ganz Macedonien Unter—⸗ comités zu ernennen.

Der Ragusaer Korrespondent des „Manchester Guar—⸗ dian“ schickt via Spezzia ein langes aus Dulcigno 30. p. datirtes Telegramm, in welchem es heißt: „Die albanesischen Rekruten treffen täglich im Lager ein, jedoch in kleinen Ab⸗ theilungen. Es sind bislang etwa 2500 Mann beisammen. Die Katholiken der umliegenden Distrikte werden gegen ihren Willen eingebracht. Der Miriditen-Fürst und die allürten Hochländer Clans beharren noch immer auf ihrem Beschluß, der Sache sern zu bleiben. Die muhamedanischen Führer der gegenwärtigen Bewegung, mit welchen ich gesprochen, geben die schließliche Nothwendigkeit zu, Europa gegenüber nachzu— geben, sie erklären jedoch, daß die albanesische Ehre einer öffentlichen Demonstration bedürfe und daß sie Montenegro gegenüber nicht nachgeben würden.“

Skutari, 25. August. (W. 3.) Wiewohl zwei Nizam⸗ Bataillone in Skutari und zwei in Alessio sich bereits seit einigen Tagen befinden, ist von Vorbereitungen für die Ueber— gabe von Dulcigno noch sehr wenig wahrzunehmen. Alles, was von Vely Riza Pascha zu hören ist, beschränkt sich auf die Versicherung, daß in Konstantinopel der Beschluß prin⸗ ipiell feststeht, Dulcigno an Montenegro gelangen zu lassen.

eber die Durchführung dieses Bi e eg äußert Riza Pascha, noch nicht im Besitze definitiver Instruktionen zu sein. Ueber⸗ dies erklärt er, daß der Ramazan und das nachfolgende Bairam⸗ fest es für die Pforte nothwendig machten, von den Mächten eine Verlängerung der Frist zur Durchführung ihrer bezüglich Dul⸗

cignos gefaßten Entschlüsse zu verlangen. Für gestern entbot Riza Pascha die Chefs der Liga zu einer Besprechung zu sich. Es erschienen nur neun Mann, welche als die entschiedensten Repräsentanten des Widerstandes gelten. Während der Be⸗ rathung sammelten sich vor dem Konak zahlreiche bewaffnete Albanesenhaufen, die gewissermaßen den bei Riza versam— melten Häuptlingen als Sauvegarde dienen sollten. Merk— würdigerweise ist heute das Gerücht verbreitet, daß diese Vor⸗ sicht wohlangebracht war, indem Riza Pascha einen Versuch gewagt haben soll, die bei ihm versammelten Häuptlinge ding⸗ fest zu machen. Nur die in den Straßen versammelten alba— nesischen Sicherheitspikets hätten sein Vorhaben vereitelt. In hiesigen Konsularkreisen hält man die ganze Sache für ten⸗ dentiös ausgesprengt, um den Ernst der Mission Riza Pa— schas plausibel zu machen.

31. August. (Pest. L.) Die Lage Riza Paschas ist eine sehr prekäre. Viele von seinen Truppen deser⸗ tiren zu den Albanesen. Nach Dulcigno sind Miriditen und Prenk Bib Doda, sowie Freiwillige aus Djakova und Ipek abgegangen. Auf die Mittheilung hiesiger Konsuln, daß nächstens europäische Panzerschiffe vor Dulcigno er— scheinen würden, antwortete der Liga⸗Präsident David Efendi, daß dies an der Haltung der Albanesen nichts ändern werde.

Der „Agence Havas“ wird aus Skutari gemeldet: Die Albanesen richteten gestern ein Telegramm an den Sultan, in welchem sie ihren Patriotismus betheuern und ihren Entschluß erklären, bissau's Aeußerste für die Aufrechi— haltung der Integrität ihres Gebietes zu kämpfen.

Serbien. Belgrad, 1. September. (W. Pr.) Nach der Rückkehr des Fürsten Milan sollen die Wahlen für die nach Kragujewaz einzuberufende große Skupschtina ausgeschrieben werden, so daß dieselbe Mitte Oktober zu⸗ sammentreten und über das Gesetz, betreffend die Emanzipation der Juden in Serbien, beschließen würde.

Bulgarien. Sofia, 1. September. (Pr.) Die bul⸗ garische Regierung hat an Rumänien eine Note gerichtet, in welcher die Bukarester Regierung eingeladen wird, ge— meinsame Maßregeln zur Unterdrückung des Räuber⸗ unwesens in der Dobrudscha und in Ostbulgarien zu ergreifen.

Ru stschuk, 1. September. Minister Zankoff ist aus Varna hier eingetroffen und hat die Reise über Tir— nowa nach Sofia fortgesetzt. Fürst Alexander verläßt übermorgen Varna und begiebt sich ohne Aufenthalt auf dem Dampfer „Golubschik“ von hier nach Lom⸗Palanka und von dort direkt nach Sofia.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 31. August. Die „St. Pet. 3.“ meldet: Se. Kaiserliche Hoheit der Groß— fürst Nikolai Nikolajewitsch der Aeltere, General— Feldmarschall, Ober⸗Kommandirender der Truppen der Garde und des St. Petersburger Militärbezirks, General-Inspektor der Kavallerie und des Ingenieurwesens und Präsident der Hauptkommission für Organisation und Ausbildung der Truppen, ist auf seine Bitte des Postens als Ober-Komman⸗ dirender der Truppen der Garde und des St. Petersburger Militärbezirks enthoben worden unter Belassung in allen übrigen Aemtern und Würden. Se. Kaiserliche Ho— heit der Großfürst Thronfolger Cesarewitsch, Com— mandeur des Garde ⸗Corps, ist zum Kommandirenden der Truppen der Garde und des St. Petersburger Militär— bezirks ernannt unter Belassung in den seitherigen Würden. Se. Kaiserliche Hoheit der Großfürst Wladimir Alexan drowitsch, Chef der 1. Garde⸗Infanterie⸗Division, ist zum⸗ Kommandirenden des Garde-Corps ernannt unter Belassung in den seitherigen Würden.

Durch Allerhöchsten Befehl vom 16. August ist der ältere Rath des Ministeriums der auswärtigen Angelegenheiten, Wirklicher Geheimrath Baron Jomini, mit der Ausübung der Pflichten des Gehülfen des Ministers der auswärtigen Angelegenheiten betraut worden für die Dauer der Ab— wesenheit des Verwesers dieses Ministeriums, Staatssekretärs Wirklichen Geheimraths Giers von St. Petersburg.

1. September. Der „Pol. Corr.“ wird von hier gemel⸗ det: Der Kommandant der europäischen Flotte, welche even⸗ tuell an der Küste Albaniens erscheinen wird, ist an— gewiesen, für den Fall, als ihm die Anwendung von Gewalt— maßregeln unerläßlich erscheint, zumor um neue Instruktionen anzusuchen.

3. September. (W. T. B.) Offiziellen Meldungen zu⸗ folge ist der Kaiser am 31 v. M., Morgens um 9 Uhr, in Charkow eingetroffen, und von den Spitzen der Behörden, Vertretern des Adels und der Stadtgemeinde bei seiner Ankunft auf dem Bahnhofe empfangen worden. Alsdann begab sich Se. Majestät nach Tschugujew, um Nachmittags zwei Uhr daselbst eine Truppenschau abzuhalten. Zu dem darauf folgenden Diner hatten die Spitzen der Civil⸗- und Militärbehörden Einladun⸗ gen erhalten. Am 1. d. fanden im Beisein des Kaisers Manöver statt, nach deren Beendigung der Kaiser Mittags sich nach Charkow zurückbegab, woselbst er die Kathedrale und einzelne Institute besuchte. Um 4 Uhr trat Se. Majestät von da die Weiterreise an, von der massenhaft zusammengeströmten Bevölkerung wurde der Kaiser überall enthusiastisch begrüßt.

Taschkent. Die für den Fall eines Krieges mit China vorgeschobene russische Vorhut befindet sich, wie die russische „St. Petersburger Ztg.“ meldet, in Kuldsha unter der Füh— rung des General⸗Gouverneurs von Turkestan, General-Ad⸗ jutanten Kauffmann J, welcher sich in Bälde zur Truppen— besichtigung nach Karakal begeben wird.

Amerika. New-⸗Hork, 31. August. (A. C) Durch einen Brand an Bord des Dampfboots „Marine City“, während sich . auf der Reise von Mackinac (Michigan) nach Detroit befand, sind zehn Menschenleben verloren ge— angen.

] Hier per Post eingegangene Nachrichten aus Jamaika melden, daß die Stadt Port Antonio durch den Orkan, der die Insel am 18. d. heimsuchte, sehr beschädigt wurde. Es bestätigt sich auch, daß Kingston sehr gelitten.

2. September. (W. T. B.) Präsident Hayes wies in einer von ihm gehaltenen Rede auf die seit der Wiederaufnahme der Baarzahlungen erfolgte anhaltende und schnelle Abnahme der Staatsschuld und auf die An⸗ häufung von Münzen hin und betonte, daß dies wohl zu Ergreifung von Maßregeln ermuthigen dürfe, welche noch nothwendig seien, die Umlaufsmittel auf einen vollkommen gesunden Stand zu bringen.

San Francisco, 30. August. (A. C.) Der chinesische Dampfer „Hochung“ ist hier angekommen, wartet aber

das Vorgehen der amerikanischen Regierung ab, ehe er seine Ladung löscht. Der „Hochung“, welcher chinesische Eigner und Bemannung hat, ist der Pionier des Handels per Dampfer zwischen China und den Ver. Staaten, der nunmehr eröffnet wurde, da die chinesische Regierung das Dekret aufgehoben hat, welches den Chinesen verbot, mit dem Auslande Handel zu treiben.

Südamerika. (A. C.) Aus Lima wird vom 20. Juli berichtet, daß in letzter Zeit keinerlei militärische Be⸗ wegungen von Wichtigkeit stattgefunden haben. Es wurden jedoch Vorbereitungen für die Vertheidigung der wichtigen peruanischen Städte Calla! und Lima getroffen. Die chilenische Flotte auf der Rhede von Callao ist verstärkt worden. Die Ausländer verlassen Lima, während die Bürger täglich exerzieren und Musterung passiren. Die Peruaner glauben über das Doppelte jener Truppenmacht zu verfügen, welche die Chilenen besten Falls ins Feld stellen könnten. Die Einwohner Limas und Callaos haben sich zu einer Re— serve⸗Armee organisirt; nachdem dies vollzogen, fand eine große Parade statt, mit deren Ergebniß der Präsident sehr zufrieden gewesen sein soll. Die Kirchen waren Tag und Nacht gefüllt von Leuten, welche den Schutz des Himmels anflehen, während kirchliche Prozessionen mit Reliquien die Straßen durchzogen.

Asien. Singapur, 19. Juli. Der „Allg. 3.“ wird von hier geschrieben: Die Annektirung von Tonkin ist eine beschlossene Thatsache. Für den nächsten Septem⸗ ber wird hier die Ankunft einer Abtheilung französischer Truppen erwartet, welche nach Saigun befördert werden, Um die Besetzung vorzunehmen und den Fluß Songkoi für den Dandel zu eröffnen. Die Franzosen haben bereits hier Kon⸗ trakte für Lieferungen von Vorräthen nach Saigun abge⸗ schlossen und 40 060 Dollars ausbezahlt. Um einen Be⸗ griff von der zunehmenden Wichtigkeit dieses Handelsplatzes zu geben, theile ich einige Daten aus dem neuesten offiziellen Bericht über den Handelsverkehr von Singapur mit. Der Totalwerth der aus allen fremden Ländern im Jahre 1879 eingeführten Waaren kelief sich auf 56 278 292 Doll. gegen 47 259 337 Doll. im Jahre 1878 also eine Zu—⸗ nahme von 9018 9655 Doll. Der Totalwerth der nach fremden Ländern ausgeführten Waaren belief sich im Jahre 1879 auf 49 250 238 Doll. gegen 39 421 g21 Doll. im Jahre 1878 also eine Zunahme von 9228 317 Doll. Sonach hat der Ge— sammtwerth der ein⸗ und ausgeführten Waaren in einem einzigen Jahr um 18 249 262 Doll. zugenommen. Aus Atschin haben wir folgende Nachrichten: Es ist eine offizielle Kommission entsandt worden, um Telek Semawe oder Samoi, den einzigen geschützten Hafen an der östlichen Küste, zu untersuchen. Der von ihr erstattete Bericht lautete günstig: es sollen daselbst Kohlendepots und eine Ansiedelung gegründet werden, und man erwartet, daß dieser Hafen in Zukunft ein wichtiger kommerzieller Mittelpunkt werden wird, besonders für den Pfefferhandel. Im eigentlichen Atschin wird eifrig an Herstel— lung von Straßen und anderen Verbesserungen gearbeitet. Die Atschinesen wenden jetzt dem Feldbau größere Aufmerk—⸗ samkeit zu, und man sieht Nachts ungeheure Feuerbrände, welche sie anzünden, um wüste Bodenstriche urbar zu machen. In Gighen und an der nördlichen Küste hat die Seeräuberei so stark überhand ge⸗ nommen, daß alle dortigen Häfen geschlossen wurden, und es ward den Prahus sogar verboten, zum Fischen auszulaufen. Hr. H. O. Forbes, ein englischer Botaniker, hat sich nach Atschin begeben, um die Lampongdistrikte zu erforschen und die Flora derselben gründlich zu studiren. Hr. Forbes hat seit einem Jahre auf Java, in Preanger und Bantam sehr interessante Arbeiten für die niederländische und die britische Re⸗ gierung ausgeführt, und zwar nach einer neuen von ihm er⸗ fundenen Methode, vermöge welcher die Blumen und Blätter ihre natürliche Farbe beibehalten. Die wichtigste Entdeckung, welche er in diesen Gegenden gemacht hat, ist eine bisher ganz unbekannte Methode, Orchideen zu befruchten.

Afrika. (A. C.) Von der Westküste Afrikas über⸗ bringt der in Liverpool am 31. ult. angelangte Postdampfer „Malemba“ die Nachricht, daß das englische Kriegsschiff „Dido“ den Hafen von Braß am 1. September zu blockiüren gedachte, falls nicht die Eingeborenen das dem britischen Schiffe „Cypriote“ gehörige Oel zurückerstatteten. Das erwähnte Schiff scheiterte vor einiger Zeit im Braß⸗ Flusse und dessen Ladung wurde von den Eingeborenen geplündert.

Von dem gegenwärtig im Basutolande wei⸗ lenden Premier⸗Minister der Kap⸗Kolonie, Mr. Sprigg, ist in London folgendes Telegramm eingegangen: „Ich habe die insurgirten Distrikte ohne Eskorte bereist. Ich hatte eine Unterredung mit Jelsea, dem hervorragendsten Häuptling. Er hat für nächste Woche eine Versammlung von Chefs und Häuptlingen einberufen, in welcher die Angelegenheiten zu einem bestimmten Austrage gebracht werden sollen. Die Auf⸗ regung ist im Abnehmen begriffen.“

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Zum 1. Oktober tritt hier eine belgische Flachsberei⸗ tung s⸗Akademie ins Leben. Neben wissenschaftlichen Vorlesungen über die Flachszucht im Allgemeinen und deren Bedeutung für die heutige Landwirthschaft insbesondere wird sie die praktische Aus übung der belgischen Flachberitungsweise als den wesentlichsten Theil ihrer Thätigkeit betrachten, und somit diesen Handelsfruchtbau theocetisch und praktisch lehren.

Ueber den Stand der Trauben schreibt man der Mgdb. Ztg. aus Unterfranken: Durch die fortwährend sehr heiße Witte⸗ rung sind die Trauben sehr vorgeschritten; weiche Trauben findet man in allen Lagen. Nach kurjer Zeit haben wir demnach einen sehr guten Most zu boffen, aber leider ist der Ert ag ganz gering. Wenn auch in einigen Lagen strichweise einige Weinberge recht voll hängen, so läßt sich doch jetzt schon an vielen Weinbergen übersehen, daß der Morgen nicht mehr als eine Butte Trauben tragen wird.

New Jork, 2. September. (W. T. B.) Nach einer aus Havanna hier eingegangenen Meldung beziffert sich der Gesammt⸗ ertrag der diesjährigen Zuckerernte auf Cuba auf 545 400 t, gegenüber 68 000 t des Vorjahres. Die Ausfuhr nach Europa betrug in den letzten 7 Monaten 39 722 t, gegen 137 415 der entsprechenden Periode des Vorjahres. Nach den Vereinigten Staaten wurden in den letzten 7 Monaten 370 255 t exportirt, gegenüber 421 818 1 in der entsprechenden Periode des Vorjahres.

Gewerbe und Gandel.

Die New⸗YPor ker Hdl. Ztg.ů' äußert sich in ihrem vom 20. v. M, danrten Wochenbericht folgendermaßen: Das Geschäft am Waaren⸗ und Produktenmarkt war in der ver⸗

flossenen Woche, wenn auch nicht sehr animirt, doch befriedigend zu nennen. Während Getreidefrachten still waren und fur volle