1880 / 208 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 04 Sep 1880 18:00:01 GMT) scan diff

Tarifs vom 29. Februar 1840 für die genannten Chaussee— strecken unter dem 18. August 1880 Allerhöchst verliehen worden.

Das Brückengeld für die Benutzung der Przemsa⸗ Brücke bei Brzezinka im Kreise Kattowitz, Regierungsbezirk Oppeln, ist durch einen unter dem 8. August 1880 Aller höchst vollzogenen Tarif geregelt worden.

Die Reichsbank, hat den Diskont auf 5 Pro— zent und den Lombardzinsfuß auf 6 Prozent erhöht.

Nach Nr. 27b. der von dem Finanz⸗-Minister zur Ausführung der Hinterlegungsordnung unter dem 29. Juli 1879 erlassenen Bestimmungen findet die Einziehung der Valuta für ausgelooste oder gekündigte Werth⸗ papiere oder der Umtausch von solchen, die Beschaffung neuer

ins- oder Diridendenscheine und die Einlösung fälliger . oder Dividendenscheine durch die Hinterlegungs⸗ kassen nur unter den dort näher bezeichneten Voraussetzungen statt. Diese Voraussetzungen sind zur Zeit vorhanden bei: 1) den Staatsschuldscheinen, 2) der konsolidirten 41 prozenti⸗ gen Anleihe, 3) der konsolidirten 4prozentigen Anleihe, 4 den verschiedenen nicht konsolidirten 4prozentigen Anleihen vom Jahre 1860, 1853, 1853, 1862 und 1868 (a., 5) der Prämien⸗ Anleihe vom Jahre 1855, 6) den Kurmärkischen Schuld⸗ verschreibungen, ) den Neumärkischen Schuldverschreibungen, 8s) den Stammaktien der Niederschlesisch Märkischen Eisenbahn, Tg). den Prioritätsaktien Ser. J. und ll. der Niederschlesisch⸗ Märkischen Eisenbahn, 19) den Prioritäts-Obligationen Ser. I., II. und III. der Niederschlesisch⸗Märkischen Eisenbahn, 11) den Stammaktien der Münster⸗Hammer Eisenbahn, 12) den Prioritäts-Obligationen der Münster⸗Hammer Eisen⸗ bahn, 13) den Prioritäts-Obligationen der Anleihen von 1844 und 1862 der Taunus⸗-Eisenbahn, 14) den vormals Schles⸗ wigschen und Holsteinschen Domanial-Obligationen, 16) den vormals Hannoverschen Obligationen Litt. S., 165 der vor— mals Kurhessischen Prämien⸗Anleihe vom Jahre 1845, 17) der vormals Kurhessischen Anleihe vom Jahre 1863, 18) der vor— mals Nassauischen Anleihe vom 21. Juli 1837, 19) der vor⸗ mals Nassauischen Prämien⸗Anleihe vom Jahre 1837, 20 der vormals Nassauischen Anleihe vom Jahre 1851, 21) der vor— mals Nassauischen Anleihe vom Jahre 18653, 22) der vormals Nassauischen Anleihe vom Jahre 1858, 23) der vormals Nassauischen Anleihe vom Jahre 1859, 24) der vormals Nassauischen Anleihe vom Jahre 1862, 25) der vormals Hessen⸗Homburgischen Anleihe vom Jahre 1859, 26) den Staatsanlehen der vormals freien Stadt Frankfurt a. M vom Jahre 1839, 1844, 1846, 1848, 1857, 1858. Der Justiz-Minister hat dieses Verzeichniß den Justiz⸗ behörden, und insbesondere den Vormundschaftsgerichten durch eine allgemeine Verfügung vom 21. v. M. und der Finanz⸗ Minister durch einen Cirkularerlaß vom 29. v. M. den Re⸗ gierungen ꝛc. zur Nachachtung mitgetheilt.

Nach einem Erkenntniß des Reichsgerichts vom 4: März d. J. ist für die Ermittelung der Grenze zwischen einem See und einem Grundstück der mittlere Wasserstand entscheidend.

Wenn eine am letzten Tage vor Ablauf der Revis ion s⸗ frist durch die Post beförderte Revisionsanmeldung deshalb verspätet in den Einlauf des Gerichts gekommen ist, weil die an das Gericht adressirten Poststücke gegen den bisherigen Ge— brauch von dem Botenpersonal des Gerichts an demselben Tage nicht mehr abgeholt wurden, so begründet nach einem Beschluß des Reichsgerichts, J. Strafsenats, vom 31. Mai d. J, dieser Umstand keine Wiedereinsetzung in den vorigen Stand; das verspätet angefochtene Urtheil ist nicht mehr an— fechtbar. Der Angeklagte ist weder durch ein Naturereigniß, noch durch einen anderen unabwendbaren Zufall an der Ein⸗ haltung der Revisionsfrist verhindert worden, vielmehr trifft den Angeklagten selbst die Schuld, wenn er erst im letzten Augenblicke und ohne sich der sicheren Abholung zu verge⸗ wissern, seine Revisionsanmeldung der Post übergab und so die Frist versäumte.“

Der hiesige Großherzoglich hessische Gesandte Dr. Neidhardt ist vom Urlaube zurückgekehrt und hat die Füh⸗ rung der gesandtschaftlichen Geschäfte wieder übernommen.;

Der General⸗Lieutenant von Hartmann, In— ö der Kriegsschulen, ist von Urlauͤb hierher zurück gekehrt.

Magdeburg, 3. September. (Magd. Ztg.) Das Sedan⸗ fest ist auch in diesem Jahre in echt patriotischer Weise gefeiert worden. Am Vorabend um 8 Uhr wurde auch diet⸗ mal das Fest mit allen Glocken eingeläutet, um dieselbe Zeit begannen die hiesigen Militärmusikcorps auf dem Alten Markt zu konzertiren und um 9 Uhr war großer Zapfenstreich durch die Straßen der Stadt. Ueber dem Portal des Rath⸗ hauses waren die Kolassalbüsten des Kaisers, des Kronprinzen und des Prinzen Friedrich Carl aufgestellt, umgeben von Blatt⸗ pflanzen, und in sinniger Weise war die Front des Rathhauses durch Fahnen und Wappen geschmückt. Donnerstag Morgen versammelten sich die Schüler der Gymnasien und Realschuken auf dem Domplatz. Nachdem ein Hoch auf den Kaiser aus—⸗ gebracht, marschirten die Schüler unter Vorantritt von Musik— corps nach den verschiedenen größeren Etablissements, wo patr otische Lieder gesungen und Ansprachen gehalten wurden. Um 19 Uhr begann der Festgottesdienst in der Johanniskirche, welchem auch die Spitzen der Königlichen Behörden, die Mit⸗ . des Magistrats und der Stadtverordnetenversammlung

eiwohnten. Um 19 Uhr begann auf dem Alten Markte der Vortrag patriotischer Lieder. Das Volksfest wurde wiederum Nachmittags im Herrenkrug gefeiert. Abends wurde daselbst ein brillantes Feuerwerk abgebrannt. Die meisten Häuser der Stadt hatten auch in diesem Jahre wieder einen Flaggenschmuck angelegt.

Erfurt, 3. September. (Th. Ztg.) Am Vorabend und Morgen des Festtages klangen von den beflaggten Kirch— thürmen hernieder in die geschmückte Stadt feierliche Glocken— klänge. Am Festtage fanden im Dom, in der Barfüßerkirche, sowie in der Synagoge zahlreich besuchte Gottesdienste statt, vor und während derselben hielten die Schulen in ihren betr. Lokalen Festlichkeiten ab. Nachmittags zogen die Schulen mit Musik nach den Vergnügungslokalen.

Emden, 3. September. (W. T. B.) Der österreichische Minister des Auswärtigen, Freiherr von Haymerle, ist, von Norderney kommend, heute Nachmittag 5 Uhr hier durch⸗ gereist.

Bayern. München, 2. September. A. —ͤ König hat an den Reichsrath Grafen von Preysing— enn n nachstehendes Allerhöchste Handschreiben erlassen: .

Mein lieber Graf Preysing! Die Zeit des siebenhundertjäh⸗ rigen Jubiläums Meines Hanses erinnert Mich daran, daß das edle Preysingsche Geschlecht seit sieben Jahrhunderten ununterbrochen durch hervorragende Treue und Anhänglichkeit mit Meinem Hause verbun⸗ den ist. Es drängt Mich, Ihnen als dem Chef der Familie ein Zeichen der hohen Anerkennung zu geben, welche Ich den viel fachen Ver⸗ diensten der Prysing um Krone und Land von Herzen zolle. Em— pfangen Sie, Mein lieher Graf, die Mittheilung, daß Ich Ihnen das Großkreuz des Verdienst⸗Ordens vom heiligen Michael verliehen habe, und seien Sie der aufrichtigen und innigen Werthschätzung ver⸗ sichert, mit welcher Ich bin Ihr wohlgewogener König Ludwig. Elmau, den 24. August 1880.

Sachsen. Dres den, 2. September. (Dr. J.) Der Fürst und die Fürstin von Rumänien haben im Laufe des gestrigen und heutigen Tages mehrere Kunstsammlungen besucht, sowie die Sehenswürdigkeiten der Stadt in Augenschein genommen und werden heute Abend von hier wieder abreisen.

Schwarzburg⸗Sondershausen. Sondershausen, 1. September. (NM. 3) Die Herzogin von Anhalt ist zum Besuche am Hofe des Fürsen in Gehren eingetroffen. Der Fürst und die Fürstin werden am 4. d. M. nach Son— dershausen, wo ihnen ein sestlicher Empfang bereitet wird, zurückkehren. Seitens des Fürstlichen Ministeriums ist dem Präsidium der E schwarzburgischen Kriegerkamerad⸗ schaft die Mittheilung geworden, daß der Fürst Karl Günther das Protektorat über den Landesverband der schwarzburger Krieger⸗ und Landwehrvereine angenommen hat. Die „Schwarzburger Kriegerkameradschaft“ wird am 11 und 12. Sep⸗ tember in Sondershausen einen Delegirtentag und ein Verbandsfest abhalten.

Bremen, 4. September. (W. T. B.) Der österreichische Minister des Auswärtigen, Freiherr von Hay . welcher hier übernachtet hatte, ist heute früh ? Uhr 13 Min. nach Friedrichsruh abgereist; die Familie des Ministers war bereits gestern Abend 10 Uhr 40 Min. nach Frankfurt a. M. weitergereist.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 3. September. Die Mehr— zahl der hiesigen Blätter konstatirt den wahrhaft großartigen Charakter der Empfangsfestlichkeiten in Krakau und giebt der Erwartung Ausdruck, die Kaiserreise werde das Band, das Galizien an das Reich knüpft, nur noch fester knüpfen.

Wie die „Pr.“ aus Serajewo erfährt, hat die Re—⸗ gierung den im vorigen Jahre repatriirten Flücht— lingen, die in Folge der Mißernte außer Stande sind, die an 8090 9090 Gulden betragenden Unterstützungen zurückzuzahlen, die Rückerstattung dieses Betrages erlassen.

Krakau, 3. September. (W. T. B.) Der General— Gouverneur von Warschau, General Albedinski, hat heute Abend die Rückreise nach Warschau angetreten. Der General ist vom Kaiser mit einer mit dem Emaillebild des Kaisers in Brillanten versehenen Schmuckdose beschenkt, sein Gefolge ist durch Ordensverleihungen ausgezeichnet worden.

4. September. Der Kaiser ist heute früh um 5 Uhr von hier abgereist; am Bahnhofe waren die Rotabilitäten zur Verabschiedung erschienen. Ebenso hatte sich eine große Menschenmenge dort eingefunden, welche dem Kaiser lebhafte Ovationen darbrachte.

Agram, 1. September. Heute trat hier der kroa— tische Landtag zusammen, und wird einen der nächsten Gegenstände der Verhandlungen laufende Jahr bilden. Unter den wichtigeren Vorlagen wird sich jene über die Städteordnung befinden. Der Prä⸗ sident heilte mit, daß dem Kaifer aus Anlaß des Allerhöchsten Geburtsfestes Glückwünsche vom Landes— Präsidium unterbreitet wurden, was die Versammlung mit „Zivio“⸗ Rufen zur Kenntniß nahm.

2. September. (Pest. L. Ein Königliches Hand— schreiben, de dato Wien vom 24. August, an den Banus Grafen Pejacsevich beauftragt diesen, der Bevölkerung von Kroatien und Slavonien für die anläßlich des Geburtstags— festes des Königs erfolgten Kundgebungen ihrer stets bewährten . den tiefempfundenen und herzlichsten Dank bekannt zu geben.

Ragusa, 31. August. Mit großer Bestimmtheit werden, so meldet das „Prag. A.“, die Panzerschiffe „Custozza— und „Prinz Eugen“ als diejenigen bezeichnet, welche bei der eventuellen Flotte ndemonstration die österrei— chischzungarische Flagge zu vertreten haben werden. Die „Custozza“ führt acht 26centimetrige, der Prinz Eugen“ acht 21centimetrige Krupp⸗Geschütze; jene hat 8000 t Deplace⸗ ment, eine Maschine von 5000 Pferdekraft und eine Fahr⸗ geschwindigkeit von 12 14 Seemeilen, der „Prinz Eugen“ nur 3550 t, eine Maschine von 3000 Pferdekraft und eine Geschwindigkeit von 13,5 Seemeilen. Der Panzer der „Cu⸗ stozza“ ist 22, jener des „Prinzen Eugen“ 21 em stark.

Schweiz. Bern, 31. August. (Allg. 3.) Offizieller Mittheilung zufolge ist dem Nationalrath die erste Be— rathung des Revisionsbegehrens, betreffend Art. 39 der Bundesverfassung, im Sinne der Einführung des Bank— notenmonopols von den Präsidenten der beiden Räthe zu— getheilt worden. Der Ständerath wird inzwischen die Trian—⸗

ulation im eidgenössischen Forstgebiet und den Ankauf des i dul zu Winterthur in Behandlung nehmen. Der Bundesrath hat heute an den vom 6. bis 11. Septbr. nächstens in Brüssel stattfindenden internationalen Kongreß für 89 el und Industrie die Hrrn. Nationalrath Philippin von Neuenburg und Großrath de Seigneux von Genf abgeordnet. Den Herbstmanövern bei Berlin wohnen im Auftrage des eidgenössischen Militär-Departements Oberst⸗Lieutenant Schweizer vom Generalstab und Major Wille vom III. Artil— lerie⸗Regimente bei, und den italienischen Truppenübungen bei Arona Oberst-Lieutenant von Mechel und Artillerie⸗ Hauptmann Favre. Lugano geht mit dem Plan um, sich für die Uebernahme des „Eidgenössischen Schützen— festes“ im Jahre 1883 zu melden, welche Idee allgemeinen Beifall findet, indem man hofft, mit diesem Feste den Kanton Tessin der Eidgenossenschaft wieder etwas nähen zu bringen.

Großbritannien und Irland. London, 2. Septem⸗ ber. (A. C.) Das ministerielle Fischessen fand gestern im Trafalgarhotel, Greenwich, statt. Mit Ausnahme Glad⸗ stone's und Sir Charles Dilke's, der von seinem Rheuma noch nicht ganz hergestellt ist, wohnten dem Essen sämmtliche Mi⸗

) Der

das Budget für das.

nister, Unter⸗Staatssekretäre c,, im Ganzen etwa 40 Personen, bei. Ein Salondampfer . die Gäste von den Stufen des Westminsterpalastes nach Greenwich, wo dieselben bei ihrer Landung von der versammelten Volksmenge warm begrüßt wurden. Die „Grantully Castle“ traf gestern Abend in der Salenbai bei Tabermory ein. Die Seereise scheint Mr. Glad⸗ stone sehr gut bekommen zu haben. Lord Beacons⸗ field hat sich gestern nach seiner Besitzung in Hughenden be— geben, woselbst er die Parlamentsferien zuzubringen gedenkt. Der in Swansea tagende Kongreß der British-⸗Asso— ciation brachte gestern seine Arbelten zum Abschluß, nachdem er die Summe von 1000 Pfd. Sterl. für wissenschaftliche For⸗ schungen während der nächsten 12 Monate votirt hatte.

Der dem Parlament vorgelegte Schriftwechsel mit der britischen Botschaft in Paris, bezüg⸗ lich der französischen Kauffahrteivorlage, schließt mit folgender Depesche Earl Granville's an Mr. Adams; Auswärtiges Amt, 36. Juli 1880. Sir! Ich habe mich mit den Kronanwälten über die Depeschen Lord Lyons vom 2. und 3. d. M. bezüglich der französischen Kauffahrteivorlage berathen. Ich habe Ihnen nunmehr mitzutheilen, daß die Prämien, die für den Bau von Schiffen in Frankreich und für längere Reisen solcher Schiffe entrichtet werden sollen, keine absolute Verletzung der Verordnungen der Handels verträge zwischen Großbritannien und Frankreich ausmachen. Gleich⸗ zeitig läßt sich sehr wohl einwenden, daß solche Prämien dem Geiste und den Absichten jener Verträge entgegen sind, um auf Umwegen gerade die Zwecke zu verfolgen, welche deren Verordnungen in Bezug auf Eingangszölle verhindern sollen. Diese Auffassung des Falls wird bei allen Handel sunter⸗ handlungen mit Frankreich, welche in London geführt werden dürften, im Auge behalten werden; und muß ich bitten, daß gelegentlich Seitens Ihrer Majestät Botschaft in Paris die gleiche Sprache geführt werde. Ich verbleibe ꝛc. Granville.

AUeber den Krieg in Afghanistan liegen in der „A. C.“ folgende neuere Nachrichten vor:

Eine Depesche des Vicekönigs vom 31. August meldet: „Wylie telegraphirt aus Chaman vom 30, daß der Bote, welcher St. Johns Brief vom 26. d. überbrachte, berichte, Ayub stehe mit 23 0500 Mann Truppen am rechten Ufer des Argandab, gegenüber Baba Wali; ein bei Taktipul stehendes Detachement seiner Armee verhindere Boten zu passiren. Bei dem Ausfalle am 16. d. erlitt Ayub schwere Verluste. Der Sohn Ajzads, des Khans von Kharan, hat sich Ayub zugesellt. Sandeman berichtet einen am 28. stattgehabten Ueber⸗ fall von Maris gegen Mall. Die Angreifer wurden von Kavallerie verfolgt und vier derselben getödtet.“ .

Die neuesten Drahtberichte aus Afghanistan lauten befriedi⸗ gend. General Roberts langte am 31. August in Kandahar an und gedachte am nächsten Tage Ayub Khan anzugreifen, der, wie bereits gemeldet, am linken Ufer des Argandabflusses eine stark verschanzte Stellung bezogen hat. General Phayre nähert sich mit seiner Streit⸗ macht Taktipul, wo die Vorposten des Heeres Ayub Khans stationirt sind. Es heißt, Ayub habe den Versuch gemacht, Unterhandlungen mit General Roberts anzuknüpfen, allein es verlautet nichts über die Vatur derselben. Ayubs Heer ist durch die Ghilzais und andere Stämme beträchtlich verstärkt worden. In seinem Lager sollen sich auch Hashim Khan, Achmed Ali Khan, Musa Khan und die Gattin des ehemaligen Emirs Jacub Khan befinden.

Dem „Standard“ wird aus Chaman vom 1. d. M. gemeldet: Der Bote, welcher die Nachricht von der Ankunft Sir Fred. Roberts' in Robat überbrachte, meldete, daß der General um jene Zeit am Fieber litt. Ayub Khan hat einen Brief geschri ben, in welchem er sein Bedauern über seine Invasion des Distrikts von Kandahar autdrückt und um Erlaubniß bittet, unbelästigt vorzu— rücken. Man nimmt an, daß er um die Erlaubniß bitten woll:e, sich zurück uziehen; vielleickt aber wünscht er die Erlaubriß zu erlan— gen, mit seiner Armee nach Kabul zu marschiren. Es wird ihm dies nicht so leicht gestattet werden. Ayub befestigt sich sehr stark hinter dem Argandabflusse. Es wird behauptet, daß von seinem Lager viele Desertionen stattfinden und die Truppen von Kabul von den Emissären Abdurrahmans bearbeitet worden sind. Ayub Khan hat denselben auf den Khoran den Eid der Treue geschworen. General Roberts hat den General Phayre ersucht, unverzüglich vorzurücken, da die in Kandahar angehäuften Vorräthe für die vereinigten Armeen genügen. General Phayre dürfte Kandahar voraussichtlich am 4. d. erreichen. Es ist eine neue Linie via Scha Pussund entdeckt worden, auf welcher Zufuhr zu erlangen ist. Phayre führt die 12. Hufaren, eine Feldbatterie, eine reitende Artillerie ⸗Batterie und eine Berg⸗ geschütz⸗Batterie und zwei britische Infanterie⸗Regimenter mit sich.“

3. September. (W. T. B.) Das Oberhaus nahm die Begräbnißbill und die Bill über die Haftpflicht der Arbeit⸗ geber in der vom Unterhause amendirten Fassung an. Lord Enfield verlas im Oberhause ein Telegramm, wonach General Roherts die Streitmacht Ayub Khans ange—⸗— griffen, zerstreut und 27 Geschütze des Feindes erobert hat. Der Feind hat den Argandabfluß aufwärts den Rückzug an⸗— getreten.

Im Unterhause kündigte Lawson für morgen eine Anfrage darüber an, ob die Regierung dem Parlament Ge— legenheit geben werde, seine Ansicht auszusprechen, bevor im Orient ein bewaffneter Zwang in Anwendung gelange. Cowen wünscht, morgen von der Regierung die Versicherung zu erhalten, daß die Flottenmacht Englands, wenn dieselbe zu Gunsten der Nationalität Montenegros verwendet werde, doch nicht gegen die albanesische Nationalität zur Ver⸗ wendung gelange, und wird ferner morgen die Anfrage an die Regierung richten, ob dieselbe wegen Verbürgung des Restes des türkischen Reiches eine weitere Zusicherung er⸗ theilen könne. Lord Churchill will morgen ein Tadelsvotum gegen die Exekutive von Indien beantragen, da deren Mangel an Vorsicht die beispiellose Niederlage des Generals Burrow zuzuschreiben sei. Im Fortgange der Sitzung brachte Parnell einen Antrag ein, dahin gehend, dem 5. 8 der Finanzbill die Bill, betreffend die Registrirung der irischen Wähl er, welche das Oberhaus verworfen hatte, anzuhängen. Der Ober⸗-Sekretär für Irland, Forster, bekämpfte den An⸗ trag als eine zu extreme Maßregel. Forster tadelte in scharfer Weise das Verhalten des Ob erhauses und hob hervor, wenn das Oberhaus die Verachtung des Unterhauses nochmals in ähnlicher Weife dokumentiren sollte, so dürfte die Zeit kommen, wo es nicht nur rathsam, sondern sogar nothwendig fei, eins Veränderung der Verfassung des Oberhauses in Erwägung zu . (Lebhafter Beifall Seitens der Liberalen). Das Unterhaus vertrete das Volk, die Mitglieder des Oberhauses 2. ihre Stellung einfach dem Zufall der Geburt zu danken.

ortheote protestirte energisch gegen solche Aeußerungen gegen

das Oberhaus, die ihn mit höchstem Erstaunen und Bedauern erfüllten, da sie von einem Minister kämen. Der Antrag Par⸗ nells wurde schließlich mit 58 gegen 23 Stimmen verworfen und die Spezialberathung der Finanzbill erledigt.

Der Staatssekretär für Indien, Lord Hartington, empfing heute eine Deputation, welche um die Annek? tirung von Kandahar bat, und erwiderte derselben, er müsse seine im Parlament abgegebene Erklärung aufrecht er⸗

halten. Die Frage erheische reiflichste Ueberlegung, ehe man einen endgültigen Entschluß fasse; durch die Niederlage des Generals Burrow werde der Beschluß nicht erleichtert. Kan⸗ dahar werde von den meisten Militärpersonen für eine wich⸗ tige strategische Position gehalten; um dasselbe gegen den Wunsch der Einwohner zu annektiren, seien aber triftige Gründe erforderlich. Eine Annektirung von Kandahar würde die Regierung sehr weit von ihrem Ziele entfernen, ein mäch⸗ tiges und freundlich gesinntes Afghanistan wiederherzustellen.

Frankreich. Paris, 3. September. (W. T. B.) Die Informationen und Mittheilungen der Journale lassen annehmen, daß über die von den Kongrega⸗ tionen abzugebende Erklärung und über die An— wendung der Dekrete einige Meinungsverschieden—⸗ heit unter den Ministern besteht. Der „Temps“, das Organ des Konseils-Präsidenten Freycinet, er⸗ klärt es für unrichtig, daß die Erklärung dem Konseils⸗Prä⸗ sidenten vorher vorgelegt worden sei und kann nicht begreifen, weshalb gewisse Journale sich über einen in der Hauptsache friedfertigen Schritt des Papstes und des Episkopats so leb⸗ haft erregen und warum sie eine Beschwerde herleiten gegen die Regierung aus einer Erklärung, welcher die Regierung fremd bleibe und welche deren Politik in keinerlei Beziehung verpflichte und binde.

Griechenland. Athen, 2. September. (Pest. S. Die Eröffnung der Kammer findet erst am 22., eventuell 25. d. M. statt.

Türkei. Konstantinopel, 4. September. (W. T. B.) Der Sultan hat ein Irade erlassen, welches von den Bot— schaftern ihren Regierungen mitgetheilt worden ist. Dasselbe genehmigt den Kabinetsbeschluß betreffend die Abtretung des Distriktes von Dulcigno an Montenegro, jedoch unter Aufrechthaltung des status quo rücksicktlich der von den Albanesen oder Montenegrinern besetzten Positionen west⸗ lich des Skutarisees.

Scutari, 2. September. Der W. „Pr.“ meldet man: Wie bestimmt versichert wird, haben die katholischen Bergstämme, mit dem Mirditen-Kapitän an der Spitze, be⸗ schlossen, der Uebergabe von Dulcigno keinen Wider— stand entgegenzusetzen. Nordwestlich von Dulcigno stehen nur mehr 1000 Mann Albanesen; das Prizrender Kontingent ist nach Prizrend zurückgekehrt. In Dulcigno stehen etwa 500 waffenfähige Albanesen.“

Aus Ragusa, 3. September, meldet „W. T. B.“: Nach hier vorliegenden Nachrichten hätte Riza Pascha die Verhandlungen mit der albanesischen Liga abge— brochen und wäre entschlossen, den Kampf gegen dieselbe zu beginnen; zu dem Ende würde eine Bewegung der türkischen Truppen gegen die Lager der Albanesen vorbereitet.

Rumänien. Bukarest, 3. September. (W. T. W.) Zur Begrüßung des Kaisers von Oesterreich wird sich der rumänische Kriegs Minister, General Slaniceano, nach Czernowitz begeben. Auch der hiesige österreichische Gesandte, Graf Hoyos, sowie Deputationen der in Bukarest, Jassy, Galatz und Braila sich aufhaltenden österreichischen Staats— angehörigen reisen zu gleichem Zwecke nach Czernowitz.

Montenegro. Cettinje, 2. September. (Pest. L.) Sämmtliche montenegrinische Truppen werden nach Podgoxritza und Antivaxri beordert, um eventuell zur Be— setzung derjenigen Gebiete schreiten zu können, welche von den Mächten an Montenegro überwiesen werden. Die Fürstliche Regierung will, sobald die europäische Flotte vor Dulcigno erscheint, offensiv vorgehen. Auf einen heftigen Widerstand der Albanesen ist man hier gefaßt.

Schweden und Norwegen. Christiania, 30. August. (B. H.) Von der Marinewerft Carl-Joöhansvaern lief in diesen Tagen ein neues Dampfkanonenboot erster Klasse, Namens „Ellida“ von Stapel. Das Fahrzeug ist aus Holz gebaut, als Bark getakelt und mit voller Segelkraft versehen, besitzt aber daneben eine Dampfmaschine von nominell 756 Pferdekraft, um dem Schiffe, unabhängig vom Winde, eine Fahrt von reichlich 11 Knoten zu geben. Es soll 5 Stück S⸗Centimetergeschütze und hinten im Schiffe eine 12⸗Centimeter⸗ kanone, alle vom neuesten Krupp'schen Hinterladungssystem, führen und hat Raum für Proviant für 130 Mann auf 12 Wochen sowie für 1000 Tonnen Kohlen. Die norwegische Marine besitzt jetzt zwei Fahrzeuge dieser Art. Von den zwei übrigen Kanonenbootklassen, aus welchen die Küstenverthei⸗ digung dem Bauplane der Marine von 1872 zufolge bestehen soll, zählt binnen kurzer Zeit die zweite Klasse 5 und die dritte Klasse 16 Fahrzeuge; das nach dem Plane vorgesteckte Ziel, daß Norwegen in 1833 3 Kanonenböte erster, 9 zweiter und 44 dritter Klasse fertig gebaut haben sollte, werde aber kaum erreicht werden.

Amerika. Aus New⸗Hoxrk, den 18. August, wird der „In— dép, belge“ geschrieben: Die Verhandlungen zwischen den Kabinetten von Washington und Madrid über die Unbill, die zwei amerikanischen Schiffen in den Gewässern von Kuba widerfahren sein soll, dauern fort. Der Aufsichtsdienst, den die Kriegsmarine in den kubanischen Gewässern übt, wird inzwischen thätiger als je gehandhabt. Die Fregatte „Powhattan“ ist nach Ablauf ihrer Dienstzeit sofort von der Korvette „Vandalia“ abgelöst worden. Wegen der Gefahr des gelben Fiebers vermeiden es die amerikanischen Schiffe, in die kubanischen Häfen einzulaufen, sie kreuzen aber in den meist befahrenen Gegenden des Meeres. Wenn die Differenzen mit Spanien nicht vor dem Zusammentritte des Kongreffes bei⸗ fen. sind, wird möglicher Weise das ganze atlantifche Ge— chwader der Union in die Gewässer von Kuba abgesendet. Der Wahlkampf um die Präsidentenstelle der Vereinigten Staaten wird von Tag zu Tag intensiver, besonders in den Staaten, in welchen noch vor der Präsidentenwahl Lokal— wahlen stattfinden. Die Berichte über die Wahlaussichten der beiden Parteien wechseln täglich.“

Südamerika. Aus Buenos-Ayres wird dem Reuter— schen Bureau unterm 8. August gemeldet: Den neuesten Nachrichten aus Chili zufolge ist ein Friedensvertrag entworfen worden, durch den das ganze bolivianische Territo⸗ rium an der Pacific⸗Küste von Chili annektirt werden würde. Bolivia selber würde aufhören, eine unabhängige Republik zu sein und von Peru unter dem Namen „Alta Peru“ annektirt werden. Der projektirte Vertrag stipulirt ferner, daß die Kriegs kosten im Betrage von 40 606 000 Dollars von Peru an Chili bezahlt werden sollen, welch letztere Macht bis zur n . Zahlung die Stadt Tarapaca inz Besitz behalten würde.

Señor Roca, der zum Präsidenten der Argenti⸗ nischen Republik gewählt worden, langte hier gestern unter großen Kundgebungen aus Cordova an. Der Provin⸗ zialsen at war gestern Abend der Schauplatz einer stürmischen Scene anläßlich der Diskussion des neuen Anleihegesetzes, welches die Regierung zur Aufnahme von 25 00 005 Dollars zur Deckung der Kosten des jüngsten Krieges autorisirt. Meh⸗ rere Senatoren opponirten der Vorlage, wodurch beträchtliche Aufregung entstand. Die Gegner der Vorlage verließen als⸗ dann den Senat und dieselbe wurde angenommen. Man glaubt, daß dieser Zwischenfall zu einer Schließung der Pro⸗ vinzialkammern Seitens der Nationalregierung führen dürfte. Es ist eine dahin gehende Petition entworfen worden. (Einem späteren, direkt aus Buenos⸗-Ayres in London eingegangenen Telegramm vom 18. August zufolge sind die Kam mernt'au f⸗ ge löst worden.)

Afrika. Aus Kapstadt wird dem Reuterschen Bureau unterm 31. v. M. gemeldet: Sir Bartle Frore hatte eine Unterredung mit mehreren Bas utochefs, und es wurde ein „Pitso“ anberaumt, bei welchem der Gouverneur zugegen sein wird.

Nr. 36 des „Centralblatts für das Deutsche Reich“, herausgegeben im Reichsamt des Innern, hat folgenden Inhalt: Allgemeine Verwaltungssachen: Ausweisung von Aus— ländern aus dem Reichsgebiete. Eisenbahnwesen: Eröffnung von Bahnstrecken.

Nr. 44 des Amtsblatts des Reichs⸗Postamts“ hat folgenden Inhalt: Verfügungen: vom 27. August 1850. Ausgabe einer neuen Telegraphenordnung. Nr. 45. Verfügungen: vom Y. August 1886. Statistik über den Postauftrags verkehr mit Frankreich.

„Nr. 33 des „Ju stiz⸗Ministerial⸗Blatts“ hat folgen⸗ den Inhalt: Allgemeine Verfügung vom 21. August 1880, betreffend die Vorschriften der Nr. Vb. der zur Aus führung der Hinterlegungs— ordnung von dem Herrn Finanz ⸗Minister erkaffenen Bestimmungen. Allgemeine Verfügung vom N. August 1880, betreffend einige Ergänzungen und Abänderungen der Anweisung über die Behandlung der Einnahmen und Ausgaben vom 30. August 1379, der Vor—⸗ schriften über die Fonds verwaltung vom 28. September 1879, der

zestimmungen über die Beschaffung des Schreibwerks vom 4. Sep⸗ tember 1879 (Just. Min.Bl. S. 308) und der Allgemeinen Ver⸗ fügung vom 29. September 1879 (a. a. O. S. 391). Erkenntniß des Reichsgerichts vom 4. März 1880.

Statistische Nachrichten.

Nach Mittheilung des statistischen Bureaus der Stadi Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 22. August bis inkl. 28. August er. zur Anmeldung ge— kommen: 138 Eheschließungen, 825 Lebendgeborene, 22 Todtgeborene und 667 Sterbefälle.

Nach den Uebersichten, welche das Kaiserliche statistische Amt in Band XLI. von S. IV. 2 an über den Bestand der deutschen Fluß, Kanal-, Haff und Küsten schiffe am 31. Dezember 1877 veröffentlichte, betrug die Gesammtzahl dieser Schiffe an dem be— nannten Zeitpunkt 17653 mit einer Tragfähigkeit von 1377227 t zu 20 Ctr.; Dampfschiffe befanden sich hierunter 570 von 31 717 t. Aufgenommen in diesen Nachweis sind nur alle diejenigen Fluß⸗, Kanal- ze. Schiffe, deren Tragfähigkeit 10 t (269 Ctr.) übersteigt; von 313 hierin mitgezählten Schiffen und zwar von 196 Segel⸗ schiffen und 123 Dampfschiffen, blieb die Größe der Tragfähigkeit unbekannt. Verwandelt man behufs Vergleichung mit dem Beftande der Seeschiffe am 1. Januar 1878 die Gewicht-tonne der Fluß⸗ ꝛc. Schiffe in Reg. Tons, so ergiebt sich für die Bestände an Fluß und Seeschiffen folgende Gegenüberstellung:

Am 1. Januar 1875 zählte man:

Segelschiffe: Seeschiffe. . 4469 Schiffe mit g34 556 Reg. Tons, Fluß ⸗˖ ꝛc. Schiffe . 17083 10M 299 ö Da mpfschiffe: Seeschiffe. . 336 Schiffe mit 183 379 Reg. Tons,

Fluß ꝛc. Schiffe. 570 ö ö

Das Kaiserliche statistische Amt veröffentlichte vor Kurzem ig Band XIV. Abth. J. der Statistik des Deutschen Reichs elne Reihe von Uebersichten über den Bestand der deutschen Kauf⸗ fabrteischiffe am 1. Januar 1880, unterschieden nach Heimaths⸗ hafen, Größe, Gattung, Älter, Hauptmaterial, Verbolzung, Beschlag und Chronometerführung, sowie über die Bestandes veränderungen während des Vorjahres, worin Folgendes die Hauptdaten sind:

Die deutsche Kauffahrteiflofte bestand am 1. Januar 1880 aus 4403 Segelschiffen von 974 943 Reg.⸗-Tons Netto⸗Raumgehalt mit 32158 Mann Besatzung und aus 374 Dampfschiffen von 196 343 Reg, Tons mit 8131 Mann Besatzung, zusammen aus 4777 registrir⸗ ten Seeschiffen mit 1171 286 Reg Tons und 40 789 Mann Besatzung. Aufgenommen in diesen Nachweis sind nur diejenigen Schiffe, deren Brutto Raumgehalt 0 ebm = 17, 65 Reg. Tons übersteigt. Ein Vergleich mit dem Bestande des Vorjahres ergiebt, daß die Zahl der Seeschiffe um 27 abgengmmen, der Raumgehalt jedoch um 475 157 Reg. Tons zugenommen hat; im Einzelnen hat bei Segelschiffen die Zahl um 50 abgenommen, der Raumgehalt aber sich um 25 476 Reg. Tons vergrößert, bei Dampfschiffen trat sowohl der Zahl als auch dem Raumgehalt nach eine Vermehrung ein, welche sich auf 25 Schiffe mit 16681 Reg.-Tons bezifferte.

Während das Nordseegebiet (Bremen und Hamburg) in den letz ten fünf Jahren seine Seglerflotte bedeutend vergrößerte und in Stelle einer ganzen Anzahl, hauptsaächlich für Passagierfahrt gebauter trans⸗ atlantischer Dampfer von sehr beträchtlichem Raumgehalt, kleinere mehr für Frachtfahrt geeignete beschaffte, machte sich im Ostseegebiet das Bestreben kenntlich, in Stelle der durch Verunglückung u. s. w. in Abgang gekommenen Segelschiffe kleinere Frachtdampfschiffe zu erwerben. Die gesammte Kauffahrteiflotte vertheilte sich am 1. Ja⸗ nuar 13360 auf 279 Heimathhäfen, von denen 62 dem Ostseegediet und 208 dem Nordseegebiet angehören. Auf die einzelnen Provinzen bezw. Küstenstaaten entfallen von diesen Häfen:

auf die Provinz Ostpreußen .. 3 mit 104 Schiffen. arenen ö wan men, 60m ö ,, 338 Ostseegebiet . 6 e, m nn 475 Nordseegebiet ] Hannover, östl. Thl. 481 . 354 Vannover, westl. Thl. 682

das Großberzogtyum Mecklenburg⸗ Schwerin . 391

ö Oldenburg. 349

die freie Stadt bead 43 e 320 . . kJ 481 ö

Der Census in 22 Staaten und 3 Territorien der Ver einigten Staaten Amerikas ist vollendet und stellen sich die Resultate desselben im Vergleich mit dem Census von 18760 auf 35411219 C. gegen 26 254 825 im Jahre 1870. Hiernach ergiebt sich eine Zunahme der Bevölkerung von 9156 385 in den betreffenden Staalen und Territorien. Zieht man in Betracht, daß die Censug⸗ resultate von 16 Staaten und 7 Territorien noch nicht in Rechnung gebracht worden sind, so wird man wohl nicht viel fehlgreifen, wenn man annimmt, daß das Endresultat der Volkszählung für die Union eine Bevölkerung von ca. 50 000 000 ergeben wird.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Von dem im Verlage von J. Guttentag (D. Collin) in Berlin und Leipzig bereits in dritter Auflage erscheinenden Werke: Die Civilprozeßordnung für das Beutsche Reich nebst den guf den Civilprozeß bezüglichen Bestimmungen des Gerichts⸗ verfassungsgesetzes und den Einführungegesetzen erläutert, von Dr. J. Struckmann, Geh. Ober Justiz Rath und Landgerichts⸗Präsident, und R. Koch, Kaiserl. Geh. Ober⸗Finanz Rath, Reichs bankjastitia⸗ rius und Mitglied des Reichs bank⸗Direktoriums⸗“, liegt jetzt die dritte Lieferung vor. Dieser Kommentar ist bereits in den beiden ersten Auflagen in zahlreichen sehr günstigen Beurtheilungen als ein unzweifelhaft brauchbares und praktisches Buch anerkannt worden. Die dritte Auflage ist eine abermals vermehrte und verbesserte; es sind die Forschungen und Ansichten der anderen Kommentatoren der Civilprozeßordnung noch mehr als in der zweiten Auflage verwerthet und gesichtet worden, so daß die vorliegende Arbeit unter den Kom⸗ mentaren einen hervorragenden Rang einnimmt. Mit der jttzt er⸗ schienenen dritten Lieferung, deren Preis ebenso wie der der beiden ersten Lieferungen 6 M beträgt, ist das durchaus empfehlenswerthe Werk abgeschlossen.

Der kürzlich ausgegebene 10. Jahrgang der Registrande der geog raphisch statistischen Abtheilung des großen Ge neralstabes erscheint umfangreicher als seine Vorgänger, wenngleich das Bestreben nach sachgemäß möglichster Kürze in ihm nicht zu verkennen ist. In der Anführung von statistischen Angaben über Bevölkerung im Allgemeinen, über Volks⸗ bildung, Landeskultur, Finanz. und gewerbliche Verhält⸗ nisse ist wohl eine Beschränkung auf das Wesentlichste er⸗ folgt, aber die Fülle des Stoffes, welchen die auf den Gebieten der Geographie und Statistik allerwärts gesteigerte Thätigkeit darbietet, die große Rührigkeit, die namentlich in der Erweiterung des Ver⸗ kehrswesens und in der Entwickelung der Heeres einrichtungen der Staaten Europas herrscht, vermehrt die Menge der Thatsachen, über welche die Registrande zu berichten hat und macht das stete An⸗ wachsen des Werkes wohl erklärbar. Es ist eine erstaunliche Masse des interessantesten Materials, welches sich in demselben zur Chgrakterisirung der jetzigen Verhältnisse Europas und seiner Kolonien gesammelt findet.

Von größtem Werthe darunter sind die auf direkten offiziellen Mittheilungen beruhenden Angaben über die Landes vvermessungen, die Nachrichten über das Verkehrswesen und die Wehrverhältnisse der einzelnen Staaten.

Vor Allem aber werden die reichhaltigen Literaturnachweise und Quellenangaben hervorzuheben sein, durch deren so wohlgeordnete Zusammenstellung sich die Registrande fort und fort ein namhaftes Verdienst erwirbt.

Eine gewiß Manchem willkommene Kartenbeilage veranschaulicht dieses Mal die Veelgestaltung und Vielzerspaltung der augenblicklich in Deutschland und dessen Nachbarlanden vorhandenen und in Gel⸗ tung befindlichen Generalstabskarten, sie wird durch eine Textbeigabe näher erläutert und beweist auf das Augenscheinlichfte, welcher große Fortschritt im Kartenwesen Mitteleuropas durch die jetzt begonnene neue, deutsche Einheits karte im Verhältnisse 1 00 650 er— langt werden wird. Zehn Jahre reicher Arbeit ruhen nunmehr schon auf der Registrande. Aus kleinem Anfange, als bescheidene Beilage des Militär ⸗Wochenblattes, hat fie sich zum selbständigen Werke entwickelt und in steter Fortbildung an Gehalt und Umfang eine anerkennenswerthe Stelle in der Fachliteratur sich zu erringen verstanden. Möge sie rüstig weiter schreiten auf der betretenen Bahn und auch fernerhin Zeugniß ablegen von der mühsamen Thätig⸗ keit des Generalstabes, deren Früchte in dankenswerthester Weife wissenschaftlichen Kreisen allgemein nutzbar gemacht werden. Der Preis stellt sich auf 14 *

Der Hofkunsthändler Edm. Gaillard in Berlin, Kunst⸗ werkstätte für Photographie, Lichtdruck, Heliochromographte, Zinkhoch. ätzung, Photolitographte, lithographischen Farbendruck 2c., hat uns ein in der Grunertschen Druckerei hergestelltes Musterbuch zugesendet, welches die Fortschritte der Phototypie bekundet. In dem kleinen Buche sind durch Buchdruck photographisch verkleinerte Holzschnitte, Federzeichnungen, Kreidezeichnungen, Radirungen auf grundirtem Glase. Gravirungen, Buch- und Steindrucke wiedergegeben, die an Korrektheit, Schärfe und Sauberkeit nichts zu wünschen lassen und die Vollkommenheit des phototypischen Verfahrens, wenigstens bei dem Druck auf glattem Papier außer Zweifel stellen. Das Ver—= fahren, hei welchem die Originale unversehrt erhalten bleiben, empfiehlt sich auch durch seine Billigkeit, da eine nach demselben an⸗ gefertigte Hochdruckplatte nur bis 1043 per Ouadratcentimeter kostet.

Man schreibt der „Presse' aus Larnaka auf Chypern! Beim Suchen nach Bausteinen fanden vor einigen Wochen Arbeiter in Larnaka Skala eine 80 em hohe Skulptur, die durch den Adel der Konzeption und die meisterhafte Behandlung des Sloffes in eine Reihe mit den hervorragendsten Denkmälern altgriechischer Kunst gestellt zu werden verdient. Das Werk stellt eine Jungfrau dar, die sich mit ihrem linken Arme an die Göttin Aphrodste lehnt. Der Körper ist mit dem Doppelchiton bedeckt, während die Status der Göttin mit dem Himation bekleidet ist und die phrygische Thurmkrone auf dem Haupte trägt. Die Figuren sind aus ventelischem Marmor und bis auf das Fehlen der Hände ausgezeichnet erhalten.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Kiel, Ende August. Die „Kieler Ztg.“ meldet, daß die Ernte in Schleswig ⸗Holstein, bei dem wundervollsten Wetter geborgen, alle Erwartungen übertroffen hat. Auf dem Lande wird mit außer ordentlichem Eifer gearbeitet, um die eingeheimste Frucht fortan zu verwerthen. Ueberall sind die Dreschmaschinen, selbst auf Bauer—⸗ stellen, in Thätigkeit.

Gewerbe und FPandel.

Berlin, 4 September. (W. T. B.) Die Londoner Zeitungs nachricht, daß die Reichsbank Silberthaler statt des verlangten Goldes hätte auszahlen wollen, entbehrt jeder thatsächlichen Ünter= lage und sicherem Vernehmen nach wird die Bank wie bisher un— beschränkt Gold autzahlen. Größerem Goldabflusse steht lediglich eine entsprechende Erhöhung des Zinefußes gegenüber.

Vom Berliner Pfandbrief⸗Institut sind bis Ende August 1880 4 599 600 S6 406 ige, 44 257 500 M, 4506 00ige und 9 181 500 16 5ooige, zusammen o8 Hs 600 M Pfandbriefe ausgegeben, wovon noch 4599 600 6 40 / ige, 41 722 500 430 ige und 8 184 6600 4 5 M ige, zusammen 54 506 700 M Pfaadbriefe verzinslich sind. Es sind zugesichert, aber noch nicht abgehoben 3 385 800 6, im Laufe des Monats August 1880 angemeldet 5 Grundstücke mit einem Feuerversicherungswerthe von 415 275 M.

Die Direktion der Preußischen Im mobilien⸗Aktien⸗ Bank hat dem Aussichtsrath die Bilanz und den Geschäftebericht für das 1. Semester 1880 vorgelegt. Es ist nach derselben ein Rein⸗ gewinn von 170 g95 M erzielt worden, welcher einer Verzinsung von ois des eingejahlten Aktienkapitals entspricht. Aus dem Ge— schäftsbericht theilen wir Folgendes mit: Von der Preußischen Boden. Credit Aktien Bank hat die Preußische Immobilien⸗Bank bereits Grundstücke im Betrage von 20 063 960 S. übernommen, so daß nur noch für ea. 8 000090 event. zu übernehmen wären. Die übernommenen Grundstücke, 197 Stück, stehen nach Abzug der Bo nifikation der Preußischen Boden-⸗Credit⸗Aktien⸗Bank laut Bilanz mit 15 680 284 ½ zu Bach, während für etwa noch zu übernehmende Grundstücke das Reserveconto mit 1589 903 MS besteht. Der bie⸗ herige Gewinn an verkauften (Grundstücken, der laut Statut nicht zur Vertbeilung kommt, beträgt laut Bilan 74717 ½ und erhöht sich durch Zinsbonifikatlonen um cira 1500) M0

Königsberg i. Pr., 4. September. (W. T. B.) Die Be⸗ triebseinnahme der Ostpreußischen Südbahn pro August 1880 betrug nach vorläufiger Feststellung: im Personenver ehr s88 223 6, im Güterverkehr 1893 966 n, an Extraordinarien 12000 M, zusammen 294 189 M6; im Monat August 1879 definitiv 301 999 , mithin weniger 7810 ½ ; vom 1. Januar bis ult. August 1880 im Ganzen 2151 110 „, gegen 3107 104 M im gleichen Jeit= raum des Jahres 1879, mithin weniger 955 994 4