Schweiz. ürich, 29. September. Das hat den Kantonen mitgetheilt, daß laut Berichten über den Wil dst and in den Bannbezirken die Gebirgshühner und an einigen Orten auch die Murmelthiere und Hasen in hohem Maße in der Abnahme begriffen sind. Das Departement empfiehlt zugleich, geeignete Maßnahmen gegen das Raubzeug zu ergreifen und namentlich Prämien fur Erlegung von Thieren, welche der Landwirthschaft und Fischerei besonders schädlich sind, auszusetzen.
Großbritannien und Irland. London, 29. Sep⸗ tember. (Allg. Corr.) Die amtliche „Gazette“ enthält die Meldung, daß deni General⸗Lieutenant Donald Martin Stewart und dem General-Major Frederik Sleigh Roberts das Großkreuz des Bath-Ordens verliehen worden ist.
Nach der jetzt vorliegenden berichtigten Verlustliste fanden durch den Erdrutsch in Naini Tal in Bengalen 40 Euro⸗ päer und 30 bis 40 Eingeborene ihren Tod, und vier Euro— päer wurden verletzt. .
Dem Reuterschen Bureau wird aus der Kapstadt unterm 28. d. gemeldet: Es werden Anstrengungen gemacht, um Mr. Surman (dem Richter im Distrikt Thaba Basigo) Beistand zu senden, da seine Lage in Mohales Hack für kritisch gehalten wird. Weitere Kämpfe sind nicht gemeldet worden.
Der „Times“ wird aus der Kapstadt unter dem 27. d. telegraphirt:
Sir George Strahan ist angekommen und wurde als Admini— strator vereidigt. Brigade. General Clarke veranschlagt die für Ba—« sutoland erforderliche Streitkraft auf 3000 Furoräer. Truppen in dieser Stärke befinden sich unterwegs. Sie bestehen aus beritte⸗ nen Kapschützen, der Landmiliz und Freiwllligen, darunter Detache ments aus der Kapstadt, Port Elizabeth und Grahams Town. Am Sonnabend schifften sich die Kapschützen an Bord des Dampfer Meleose unter großem Enthusiasmus ein; General Clifford, Oberst Bruce und die Musikkapelle des 91. Hochländer⸗Regimentz Jaben ihnen das Geleit nach den Docks. Am 71. d. griffen die 7665 Mann starken Basutos das von Freiwilligen gehaltene Mafeteng an; sie wurden aber auf allen Punkten zurückgeschlagen und sießen' 100 Todte auf dem Kampfplaß zurück. Unter letzteren befand sich auch ein Sohn Lethea's. Der britische Verlust beschränkte sich auf 3 Verwundete.
Dem „Standard“ wird aus Kandahar vom 28. d. gemeldet:
Es wäre ein Irrthum, zu glauben, daß das Land vollstãndig Paeifizirt sei. Der Sieg der Eingeborenen bei Maiwand, durch di Ghazis errungen, gab dem Fanatitzmus einen starken Impuls, und die Mollahs predigen überall eine neue Erhebung und bemänteln die Niederlage durch Roberts damit, daß man fich auf die regulären Truppen Ayubs verlassen habe, und diese im kritischen Augenblick desertirten. Die hier ansässigen Hindus glauben an einen neuen Aufstandsversuch, nachdem sich jetzt die bengalischen Truppen zurück— gejogen haben. Sollte eine weitere Erhebung stattfinden, so dürfte sie im Oktober ausbrechen, weil dann die große jährliche religiöse Zusammenkunft bei der Kapelle im Kakrez⸗Thale abgehalten wird. Oberst St. Johns Ansicht ist., daß der Widerstand aus fsterben und zu keinem Resultate führen werde. Auf seinem Marsche nach Herat herunter ernannte Ayub Gouverneure in allen Distrikten jenfelts des Helmund. Die hiesigen Hindu Kaufleute haben die Nachricht er—⸗ halten, daß sämmtliche Läden ihrer Glaubensgenossen in Herat ge⸗ plündert worden wären.
— 30. September. (W. T. B.) Heute Mittag fand ein Kabinetsrath statt, welchem fämmtliche Minister bei⸗ wohnten. — Der Staatssekretär des Auswärtigen, Lord Granville, wird einige Tage hier verweilen und die Be— suche der Botschafter empfangen.
Die Staatseinnahmen in dem mit dem heutigen Tage zu Ende gehenden Viertel jahre betrugen 17 023 442 Pfd. Sterl. oder 405 220 Pfd. Sterl., mehr als in dem glei⸗ chen Zeitraum des Vorjahres.
— 13 Dttober. W. T. B.) Die Times“ sagt in ihrem heutigen Leitartikel: sie habe guten Grund, zu glauben, daß die im gestrigen Kabinets-Conseil in Erwägung ge⸗ zogenen Informationen Hoffnung auf eine befriedigende Lösung gäben; die Allianz der Mächte sei trotz des Dazwischen— schiebens von Hindernissen wahrscheinlich noch stärker als bis⸗ her geworden.
Griechenland. Athen, 21. September. Der „Pol. C.“ wird von hier geschrieben: „Bis heute sind zehn Altersklassen zu den Fahnen einberufen worden, welche, wenn die Fahnen⸗ pflichtigen sämmtlich und pünktlich eingerückt wären, einen Armeestand von 131 000 Mann bilden könnten. Die Zahl der Eingereihten beträgt aber kaum erst den dritten Theil dieses Standes. Die Zahl der eingelaufenen Reklamationen und Gesuche um Befreiung vom Militärdienste stieg bisher auf 20 099. Trotzdem rechnet die Regierung, bis zum 9g. (21.) Oktober über 60 600 Mann unter den Waffen zu verfügen. Sobald die Bataillone komplettirt sind, werden ihre Komman⸗ danten ernannt und dieselben nach den ihnen angewiesenen pro⸗ visorischen Garnisonsorten gesendet, um dork eingeübt zu werden. Die Divisionsübungen werden in den verschiedenen Feldlagern stattfinden. Vor allen anderen Waffengattungen ist die Artillerie, meist aus Reservisten gebildet, am Besten eingeschult, weshalb denn auch ihre Bewegung von Athen, Ehalkis und Akaruanicu aus nach der Grenze begonnen hat. Ueber die Fortschritte der Ausbildung der vollzähligen acht Freiwilligen-Jägerbatail lone, welche der Grenze zu⸗ nächst kampiren, verlautet keinerlei Detail. Die Infanterie dagegen hat die Bildung ihres 15. Bataillons, dessen Sitz Zante ist, vollendet. Ueber die Kavallerie ist nur so viel zu sagen, daß die Lloyd⸗Dampfer allwöchentlich 280 ungarische Pferde im Piräus ausschifften und noch 600 zu transportiren . Trotz der Schwierigkeit, größere Truppenkörper in den
ropinzialgarnisonen unterzubringen, ist doch die Unterkunft, Bekleidung und Verpflegung derfelben eine vorzügliche und der Gesundheitszustand ein ausgezeichneter. Deshalb wahr⸗ scheinlich mehren sich die De sertionen türkischer Soldaten, Unteroffiziere und Sffiziere, die in zerlumptem Zustande täg⸗ lich über die Grenze kommen und dringend bitten, bei den k aufgenommen zu werben. Die Mobili⸗ irung macht sich weniger in unserer zumeist von weiblichen Kräften und Kindern versehenen Fabriksindustrie als in den Minen⸗ und Hüttenwerken Laurions fühlbar. Mehr als tau⸗ send Arbeiter sind den letzteren durch Einberufung entzogen worden. Die französische „Société des Mines“, deren Direltor Hr. Serpieri, ein Italiener, ist, hat 200 meist sardinische Gruben⸗ arbeiter aus Italien kommen lassen.“
Türkei. Konstantinopel, 30. September. Dem „Reuterschen Bureau“ wird von hier unterm 29. gemeldet, die Botschafter der Mächte hätten ein Protokol unterzeich⸗ net, Inhalts dessen die von den Botschaftern vertretenen Re— gierungen, um einen Beweis der vollständigen Uneigennützig⸗
(N. Zürcher Ztg.) eidgenössische Landwirthschaftsdepartement
von dem serbischen Vertreter in Sofia,
Kriegs-Ministeriums, von Adjutanten begleitet sein gestern die Berathungen über die Modalitäten der für den Bau der serbischen Eisenbahnen zu Konzession beendigt. Gewährung einer Maximal- und Minimaltarifes wurden angenommen, dagegen wurde die beantragte Einführung eines spezifischen Tarifes abgelehnt.
der Türkei zur Folge haben könnten, Großmächte einzulassen.
(W. T. B.) Die. „Agence Ru sse⸗“ Montenegros in der Dulcigno⸗Frage korrekt. Nach der bisherigen Sachlage habe der Fürst Nikfta nur die Besitz⸗ ergreifung von Duleigno zu vollziehen gehabt, die damit verknüpfte Eventualität eines Krieges mit der Türkei Montenegro zu dem Wunsche berechtige, sich im NVothfalle die thatkräftige Unterstützung der Mächte zu fichern. Die „Agence Russe“ ist von der Aufrechterhaltung des europäischen Ein⸗ vernehmens überzeugt und betrachtet dieselbe als die beste Garantie für eine günstige Lösung.
keit zu geben, mit der sie die Ausführung des Berliner Ver—
trages verfolgten, die Verpflichtung Übernehmen, bei keinem
Arrangement, welches als Konsequenz der behufs Ausführung des Berliner Vertrages in Bezug auf die montenegrinische und griechische Frage vereinbarten Aktion eintreten könnte, irgend welche Gebietsvergrößerung oder irgend welchen aus— schließlichen Einfluß oder irgend welchen kommerziellen Vor⸗ theil anzustreben, der nicht gleichmäßig auch den andern Na— tionen zu Gute kommen würde.
— Die „Agence Havas“ erfährt, alle über das Zusammen—⸗ treten einer neuen Konferenz oder über die Vornahme einer Flottendemonstration im Bosporus umlaufenden Gerüchte seien bis jetzt gänzlich unbe gründet.
— Aus London, 1. Oktober, meldet ‚W. T. B.“: Der Admiral Seymour zeigte dem Ministerium des Auswärtigen telegraphisch an, daß das Gerücht von der Niederbren— nung Dulcignos unbegründet sei. — Auch die Agence Havas“ läßt sich aus Ragusa telegraphiren, daß die Nachricht der Times“ von dem Brande Dulcignos völlig un— richtig sei.
— Aus Ragu sa, 30. September, berichtet W. T. B.“ Wie es heißt, werden die vereinigten Geschwader sich am 4 Oktober nach dem Golf von Kattar o begeben, um dort Anker zu werfen, weil daselbst der Ankergrund sicherer ist, als im Hafen von Gravosa. Der österreichische Aviso, welcher heute Abend von einer Rekognoszirung an der albanesischen Küste zurückgekehrt ist, hat unweit Duleigno eine
türkische Fregatte vor Anker gesehen. — Die Mittheilung
der „Times“ von einer Einäscherung Dulcignos bestätigt
sich nicht.
Serbien. Belgrad, 29. September. (P. C.) Es ist in Aussicht genommen, daß der am 5. Oktober in Belgrad zum Besuche eintreffende Fürst Alexander von Bulgarien Sava Grune, von seinem Hofmarschall, von einem Sektionschef des bulgarischen seinem Privatsekretär und zwei wird. — Der Ministerrath hat
ertheilenden
Die Anträge der Spezial kommission auf Bruttogarantie und Einführung eines
Montenegro. Cettinje, 29. September. (Pol. Corr.)
Montenegro weigert sich, sich auf einen Krieg mit der
Türkei oder auf Unternehmungen, welche einen Krieg mit ohne den Beistand der
Nußland und Polen. St. Petersburg, 1. Oktober ˖ findet die Haltung
während jetzt
Amerika. New⸗-⸗Hork, 28. September. (Allg. Corr.)
General Weaver, der Greenback-Kandidat für die Präsident⸗ schaft, hat ein Rundschreiben erlassen, worin Hancock und Mr. English, die demokratischen Kandidaten für die Präsidentschaft resp. Vize-Präsidentschaft, der Opposition gegen die Greenbackpolitik bezichtigt und jedes Mitglied der Greenback⸗Partei, schen oder republikanischen Kandidaten zuzuwenden versuchen sollte, als Verräther brandmarkt.
er General
welches Greenbackstimmen dem demokrati—
Die irisch⸗amerikanische republikanische Kon—
vention des Staates New-Hork hat Resolutionen an— genommen, welche die Chicagoer „Platform“ acceptiren und Vertrauen in sidentschaft, General Garfield, ausdrücken. stigen sie Schutzzölle und behaupten, daß britische Agenten für den demokratischen Kandidaten, General Hancock, im In⸗ teresse des Freihandels thätig seien.
den republikanischen Kandidaten für die Prä⸗ Auch begün⸗
— 30. September. (W. T. B.) Der Staats—⸗
sekretär Evarts hielt in einer gestern stattgehabten großen Wahlversammlung eine Rede, in welcher er für den gegenwärtig bestehenden Tarif eintrat, dessen wahrer Zweck es, sei, die Löhne der Handwerker und Arbeiter zu schützen. — Die demokratischen Comités des Staates haben eine Erklärung veröffentlicht, worin gesagt wird, die demokratische Partei habe sich verpflichtet, Sezessionskrieges zu acceptiren, Rechte aufrecht zu erhalten, für die Erhaltung des öffea0en Kredits im Staate sowohl wie bei der Nation einzutreten und allen Anträgen, die darauf abzielten, eine Nichtanerkennung der öffentlichen Schuld zu stand entgegenzusetzen.
Alabama
die Resultate des die Gleichheit der politischen
begünstigen, entschiedenen Wider⸗
Statistische Nachrichten. Nach Mittheilung des statistischen Bureaus der Stad
Berlin sind bei den hiesigen Stan deztämtern in der Woche zom 19. September bis inkl. 25. September er. zur Anmeldung ge⸗ kommen: 215 Eheschließungen, 850 Lebendgeborene, 26 Todtgeborene und 630 Sterbefälle.
— „Das soeben ausgegebene Augustheft der Monatshefte zur
Statistik des Deutschen Reichs enthält die auf den Monat August bezüglichen Nachweise: der Waaren Finfuhr und der Rübenzucker Produktion und des Verkehrs mit Zucker, der Durchschnittspreise wichtiger Waaren; ferner eine Statistik der Schulbildung der im Etatsjahre 1879/80 in die Armee und Marine eingestellten Rekruten; ein Verzeichniß neu erschienener statistischer Werke; außerdem Uebersichten über die Pro⸗ duktion von Stärkezucker und die den Weinhändlern gewährten Zoll- begünstigungen für das Finanzjahr 187986.
Aus fuhr;
deutsche
— Nach den vom Kaiserlichen statistischen Amte veröffentlichten
Ergebnissen der Rekrutenprüfungen konnten im Deu tschen Rei ch von 140 881 im vorigen Jahre eingestellten Rekruüfen 2217 * l, 570 weder lesen noch ihren Namen schreiben. Diese Analphabeten werden fast ausschließlich von den öͤstlichen Bezirken: Ost⸗ und Westpreußen, Posen und Oppeln und von Elsaß ⸗Lothringen gestellt. Den höchsten Prozentsatz liefert der
Regierungsbezirk Posen;
es sind dort noch 120 stellung des Lesens und folgen: Marienwerder mit goso, Danzig und Gumbinnen mit gegen 7Tög', Königsberg und Oppeln mit 45 0,ͤ9, Elsaß- Lothringen mit noch über 290. Ein Vergleich der letzten Ergebniffe mit denen früherer Jahre ergiebt, daß die Zahl der Analphabeten überall gefallen ist. Leider gehen die vorliegenden Nachweise nicht weiter als fünf Jahre zurück. Danach scheint aber erfreulicher Weise durchgehends eine stetige Ab— nahme der des Lesens und Schreibens gänzlich Unkundigen einzu— treten, z. B. betrug der Proentsatz in der Provinz Posen 1875 noch LB,, im Jahre 1879 nur 109, in Elsaß ⸗Lothringen 1875 3,5, im Jahre 1875 nur 2,2. In anderen Gebietztheilen des Reichs als den aufgeführten kommen Analphabeten nur ganz vereinzelt vor. — Das im Verlage des Käniglichen Statistischen Bureaus (Dr. Engel) erscheinende amtliche Sammelwerk Preußische Sta⸗ tistik“ bringt in seinem jüngst ausgegebenen TXXXI. Bande den zweiten Theil der definitiven Ergebnifse der Gewerbezählung vom 1. Dezember 1875. Dieser zweite Theil handelt von den Sitzen der Industrie oder der Verbreitung der einzelnen Klassen und Ordnungen der Gewerbebetriebe über die Bezirke und Kreise des preußischen Staates und weist in gesonderten Tabellen auf: 1) für die einzelnen Ordnungen der systemalischen Uebersicht der Gewerbe: die Be⸗ triehs stätten und das Personal derselben in den Provinzen, Regierungs⸗ und Landdrosteibezirken; 2) für die Klassen und Gruppen: die Betriebs maschi⸗ nen und motorischen Kräfte in den Provinzen und Bezirken; 3) für die Klassen und Gruppen; die charakteristischen Arbeitsmaschinen und Vorrichtungen wiederum in den Provinzen und Bezirken, und 4) für die einzelnen Ordnungen: die Betriebsstätten und das Personal in den Kreisen und Orten, soweit sie darin von überstaatsdurchschnitt⸗ licher Bedeutung sind. Diese Publikation ist demnach eine vollstän⸗ dige und umfassende Gewerbegeographie des preußischen Staats, in⸗ dem sie über die Sitze und Kräfte der einzelnen Industriezweige in Preußen eine so dbetaillirte Auskunft giebt, wie keine ähnliche Publikation zuvor. Besondere Erwähnung verdient die vierte Tabelle derselben deshalb, weil sie die gewerblich-geograpbifchen Nachweise bis auf die einzelnen Kreise und Orte mit mehr als 20 050 Bewohner ausdehnt, und zwar nicht nur allgemein, sondern charakteristisch inso⸗ fern, als sie nur diejenigen Kreise und Orte nennt, in welchen der betreffende Gewerbzweig! in einem überstaatsdurchschnittlichen Umfange betrieben wird. Welches der Staatadurchschnitt ist, das wird bei jedem Gewerbe angegeben. So it , nach S. 492 die durchschnittliche Bedeutung des Schuh— machereigewerbes die, daß im ganzen Staate je eine in diesem Ge— werbe erwerbthätige Person auf 126 ortsanwefende Bewohner kommt, oder mit anderen Worten, daß jeder 126. Bewohner des Staates der Schuhmacheret obliegt, oder auch, daß einem Schuhproduzenten 126 Schuhkonsumenten gegenüberstehen. In den auf Seite 492 — 494 genannten Kreisen und Orten kommt aber je ein Produzent auf weniger Konsumenten, d. h. es sind mehr Schuhmacher darin vorhanden, als dem Staatsdurchschnitt entspricht. Die über⸗ staatsdurchschnittliche Bedeutung wird für den einzelnen Ort zur 6rtlichen, für den Kreis zur Kreisbedeutung. In je mehr Orten und Kreisen ein Industriezweig eine überstaatsdurch— schnittliche Bedeutung hat, kann diese selbst sich nur wenig über den Saatgdurchschnitt erheben. Blicken wir 3. B. auf die Huf und Grobschmiederei (S. 392), deren Bedeutungeziffer 334 sst. Die Natur der Dinge macht dieses Gewerbe zu einem allgemein ver— breiteten, darum ragt es nirgends auffallend hervor. Daß Naͤm— liche ist bei allen den Gewerben der Fall, die wesentlich nur für den örtlichen Bedarf arbeiten, ihre Erieugniffe nicht exportiren können. Hingegen wo Letzteres stattfindet, kann die überstaatsdurch— schnittliche Bedeutung sehr weit gehen. Ein Beispiel hierfür sehen wir bei dem Gewerbe der Gold, Silber und Bijouteriearbeiter (S. 384). Während im Staate 3328 Konfumenten einem Produzenten des ge⸗ nannten Gewerbzweiges gegenüberstehen, kommen in der Stadt Hanau auf je 1 solchen Produzenten nur 12 Konsumenten. Es ist daher natürlich und nothwendig, daß die zahlreichen Produzenten von Gold— und Silberwaaren u. s. w. des Orts ibre Erzeugnisse zum größten Theile außerhalb desselben abzusetzen bestrebt sein müssen. Bei den großen Industriezwelgen kommt ganz Aehnliches vor. In der Baum wollspinnerei (S. 429) entfällt 1 Erwerbthätiger auf je 1564 Ortsanwesende; in dem Vororte Linden (Hannover) aber 1 auf je 25, im Kreise Steinfurt 1 auf je 52, in der Stadt Hagen ] auf je 32, in der Stadt Gladbach sogar J auf je 8. Vorstehende Bei. spiele mögen genügen, um den Gebrauch der in Rede stehenden IV. Tabelle klar zu machen und den Werth derselben ins rechte Licht zu stellen. Vereint mit den übrigen drei Tabellen des vorliegenden Bandes giebt jene Tabelle jedem nach der Wichtigkeit eines Gewerbe⸗ zweiges Fragenden darüber Auskunft, ob und wo dieser Zweig sowohl hinsichtlich der Zahl der beschäͤftigten Personen, als auch der Zahl und der Kräfte der Motoren. der Arbeits. und Werkzeug; maschinen von Bedeutung ist. Das mag durch daß Beispiel der Glasfabrikation, d. h. der Glashütten und Glasveredelungsanstalten illustrirt sein. Da unter letzteren die Glasschleifereien, Vergoldereien und Malereien mit inbegriffen sind, so birgt diese Fabrikation auch viele Klein⸗ betriebe in sich. Nach Tabelle 1. (S. 30) ist die Summe der Klein⸗ betriebe 265, worn 357 Haupt. und 8 Nebenbetrichbe; die der Groß⸗ betriebe dagegen ist 41, wovon 236 Haupt. und 5 Nebenbetriebe. Sämmtliche, im preußischen Staate vorhandenen Betriebe dieser Art beschäftigen 16 985 Menschen, die Kleinbetriebe jedoch nur 492, die Großbetriebe 16 493. In den Kleinbetrieben sind erwerbthätig 254 männliche, 19 weibliche Inhaber oder Geschäftsieiter, 147 männliche, 5 weibliche Gehülfen, 76 männliche, keine weiblichen Lehrlinge, über⸗ haupt 477 männliche und 15 weibliche Personen. Von den Groß⸗ betrieben sind 21 das Eigenthum wirthschaftlicher Gefellschaften und Genossenschaften und 1 das Eigenthum einer Gemeinde. Die Per⸗ sonen dieser Großbetriebe sind folgender Art: I) Inhaber oder Ge⸗ schäftsleiter: 299 männliche, 5 weibliche, zusammen 304. 27) Kauf⸗ männisch und technisch gebildetes Aufsichte personal u. s. w.: 476 m., 1Lw3 jzus. 477. 3) Andere Personen und zwar: über 16 Jahre alt 12278 m., 1157 w., zus. 13 435; davon sind verheirathet 6490 und 247, zus. 6737; über 16— 16 Jahre alt 1478 bez. 264, zusf. 1742; über 12— 14 Jahre aft 377 m. 91 w., zus. 468; unter 12 Jahre alt 48 m., 19 w. zus. 67. Unter sämmtlichen Personen sind Lehrlinge 1085 m., 11 w., jus. 1096. Die größte Zahl sämmtlicher Personen befindet sich in den Bezirken Frankfurt, Liegnitz, Arnsberg und Trier; Minden und Aachen stehen ibnen sehr nahe. Nach Tabelle II. (S. 344) verwenden 179 Glashüttenbetriebe oben bezeichneter Art moforische Kraft; 46 allerdings nur Thierkraft, 62 dagegen Wasserkraft von 577 Wasser ⸗Pferdestärken, worunter ein Turbinenbetrieb; 67 Betriebe verwenden Dampfkraft und nutzen dieselbe aus in 68 stationären Maschinen mit 10668 Pferde⸗ stärken und 11 transportablen Maschinen mit S4 Pferde⸗ stärken. Auch ein Gaskraft⸗, und ein Heis luftbetrieb, jener mit 4, dieser mit 2 Pferdestärken, und 2 Bock Windmühlen sind noch gezählt worden. Nach Tabelle III. ist die gesammte Glat= industrie im Staate mit 475 Glas ⸗Schmelzöfen ausgerüstet, worin 5743 Schmelijhafen und 57 Schmelzwannen enthalten sind. Außer⸗ dem sind noch 3566 Glas⸗Strecköfen (für Tafelglas), 1715 Hohlglas⸗ Schleifstände und 174 Spiegel Schleifmaschlnen vorhanden. Ta⸗ belle IV. (S. 382) endlich weist nun darauf hin, in welchen Kreisen bew. Orten von über 260665 Bewohnern die Sitze der Glasindustrie sind, soweit dieselben eine mehr als staatsdurchschnittliche Bedeutung haben. Im ganzen Staate lommt je 1 Erwerbethätiger der oben benannten Ordnung auf 1510 Ortsanwesende. Es sind aber eine Menge Kreise und Orte vor⸗ banden, in welchen dieser Durchschniit überschritten wird. Stark hervorragend ist es der Fall in folgenden Srten und Kreisen, deren glasindustrielle Bedeutung durch dle beigesetzte Ziffer ziemlich genau gem ssen wird: Charlottenburg 172, Kreis Kalauͤ 155, Kreis Sprem⸗ berg 92, Kreis Glatz 217, Kreis Hirschberg 73, Landkreis . 44, Kreis Hoyertwerda 135, Kreis Minden 139, Kreiz Buren 196, Land⸗
der Rekruten bei Schreibens
ihrer Ein— unkundig; dann Bromberg mit 80so,
kreis Bochum 172, Kreis Rinteln 76, Kreis Saarsouis 199, Kreig Saarbrücken 58, Landkreis Aachen 1603.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Itglienische Dichter⸗ und Künst ler ⸗ Profile Kritische Essays von Martino Röder. Leipzig. Verlag von Louis Senf. 1880. XII. u. 247 S. 8. Preis 3 n — Das Werkchen enthält eine Sammlung von Studien über moderne italienische Kunst, deren Mehrzahl der Verfasser bereits früher (unter dem Pseu—⸗ donym Raro Miedtner) als Feuilletonartikel in größeren deutschen Blättern veröffentlicht hatte. Seit längerer eit in Italien ansässig, und in stetem Verkehr mit Künstlern, Schri istellern und Gelehrten snamentlich. Mailändern) schöpft er aus der Quelle, und was er seinen deutschen Landsleuten bietet, ist eine Ehrenrettung der Kunst⸗ bestrebungen des modernen Italiens, gegründet auf eingehende Studien. Demnach ist die Haupttendenz dieser Aufsätze, die sehr verbreitete, seit einem Menschenalter zur Tradition ge⸗ gewordene Ansicht zu widerlegen, als befinde sich die jüngere und jüngste italienische Kunst in einem Stadium des Verfalles, deren Urheber entweder dem Dilettantismus oder der Blasirtheit huldigen. Selbst eine gewisse Gehässigkeit lasse sich diesen Kritikern nicht ab- sprechen, die geflissentlich die große nationale Umwälzung, die sich gegenwärtig in Italien vollzieht und ganz besonders das Kunstleben ergreift, ignoriren; wie denn eine ernste und vorurlheilslose Ver⸗ tiefung in den Gegenstand, vor allem das Sehen mit eigenen Augen in Italien selbst den völligen Ungrund jener Beschuldigungen dar ⸗ thue. — Die Essays sind für einen größeren Leserkreis be rechnet und deshalb im Tone von Plauderejen gehalten, welche den kunstsinnigen Leser, zumal den Laien, anregen sollen, der modernen italienischen Kunst und Literatur eine größere Aufmerksamkeit, als herkömmlich, zuzuwenden. Dadurch hofft der Verfasser die Nachbarländer in künstlerische Fühlung und einander näher zu bringen, wie er denn der manche Berührungspunkte genug zu zeigen weiß. Die einzelnen Kapitel knüpfen an die Hauptvertreter der neuesten italienischen Kunst an: Musiker (Arrigo Boito, zugleich Dichter, Antonio Bazzini, Alberto Mazzuccato, zugleich Krititer, Jacopo Foroni), Maler (Cremona, Cleuterio Pagliano), Architekten (Giuseppe Mengoni), Dichter und Schriftsteller (Salvatore Farina, Pietro Cossa, Giosuè Carducci, Lorenzo Stecchetti, Edmondo de Amieis, Vittorio Bersezio, Giacinto Gallina, Giuseppe Giacosa). Ein Anhang vereinigt fünf Skizzen vermischten Inhalts, darunter eine über spanische Kunst, zwei über italienisches Volksleben. So bietet das Buch einen mannigfaltigen Inhalt, und da der Verfasser es versteht, seine gewandte und von Frische angehauchte Darstellung mit einer Menge pikanter Details zu würzen, so darf er in den Kreisen, für 3 3 schreibt, sicher auf neue Freunde rechnen. Die
16stattung ist elegant. . ö . eg Publikation des Königlich preußischen geodä⸗ tischen Instituts bildet eine Abhandlung über die Best immung des Länge nunterschiedes zwischen den Sternwarten von Göttingen und Altona, von dem Direktor der Königlichen Sternwarte in Kiel, Professor Dr. C. A. F. Peter s. Die Längen⸗ differenz zwischen den Sternwarten von Göttingen und Altona, wie sie aus der von Gauß und Schumacher ausgeführten trigono⸗ metrischen Verbindung, mit der in Göttingen bestimmten Orienti⸗ rung hervorgeht, ist bereits im Jahre 1828 von Gauß in der Schrift: „Bestimmung des Breitenunterschiedes jwischen den Sternwarten von Göttingen und Altona. veröffentlicht worden. Darnach liegt die Mitte der Achse des Meridiankreises in Altona III Toisen westlich von der Mitte des Reichenbachschen Me— ridiankreises in Göttingen. Dieser Meridianabstand entspricht einer Längendifferenz von O, 051 Zeitsekunde. Im Jahre 1866 wurde die Längendifferenz durch Zeitübertraqung:n vermittelst galvanischer Signale ermittelt. Die vorliegende Abhandlung enthält eine Dar— stellung der für dieses Unternehmen getroffenen Anordnung der Be— obachtungen, sowie eine Zusammenstellung der Beobachtungen und der daraus abgeleiteten Resultate. Nach der Längenbestimmung vom Jahre 1866 ist der wahrscheinlichste Werth der Längendiffe⸗ renz: Länge, der Altonaer Sternwarte westlich von der Göttinger Sternwarte in Beziehung auf die Plätze der Reichenbachschen Me— ridiankreise — Os. 152, mit dem mittleren Fehler — Os. 022. Diese Bestimmung weicht demnach von der von Gauß und Schumacher ausgeführten Bestimmung, welche, wie schon aben ange⸗ führt, für diesen Längenunterschied 036051 fand, um Os. 101 ab. In der vorliegenden Abhandlung wird über diese Differenz der beiden Bestim⸗ mungen bemerkt, daß dieselbe ohne Zweifel zum Theil eine Folge davon sei, daß die wirkliche geometrische Oberfläche der Erde nicht genau die Gestalt des von Gauß zu Grunde gelegten Sphäroids habe. Die astronomisch und geodätisch bestimmten Werthe für die Breitendifferenz zwischen Göttingen und Altona zeigten, wie Gauß nachgewiesen habe, aus derselben Ursache einen Unterschied, der größer sei, als daß er sich aus Beobachtungsfehlern erklären lasse.
— Die Nr. 1844 (Cölner Dom ⸗Festnummer vom 2. Oktober 1880) der Illustrirten Zeitung (Leipzig, J. J. Weber) enthält folgende Abbildungen! Allegorisches Umschlagsbild. Ini⸗ tiale zum Festgedicht zum 15. Oktober. — Der Cölner Dom in sei⸗ ner Vollendung Gweiseitig). — Das Domhaufest auf dem Franken— platz zu Cöln am 28. Mai 1845. (Abdruck eines Holzschnitts aus der Illustrirten Zeitung vom 5. Juni 1845.) — Der Cölner Dom vor dem Beginn seines Herstellungsbaues im Jahre 1824. — Die Baumeister und Förderer des Dombaues: Geh. Justiz, Rath Esser, Präsident des Dombau⸗Vereins. Reg. -Rath Dembaumeister Voigtel. Dombaumeister Zwirner. Sulpice Boifferse. — Erzbischof Konrad von Hochstaden. Nach dem Erzbild auf seinem Grabdenkmal. — Meister Gerhard von Riehl. Nach der Statue von Chr. Mohr am Cölner Museum. — Grundriß des Cölner Doms. — Die Kreuz⸗ blume der Hauptthürme des Cölner Doms. — Ansicht von Celn aus der Vogelschau im Jahr 1880. Aufgenommen von Adolf Eltz⸗ ner (zweiseitig). — Schlüssel zur Vogelschauansicht von Cöͤln. — Das Südportal des Cölner Doms. — Das Westportal des Cölner Doms (Haupteingang). — Vas Innere des Cölner Doms wei⸗ seitig). — Figuren aus den neuen GlasgemäldeFenstern des Chor des Cölner Doms. Kompositionen von H. Sagstãätter,. Dat Re⸗ lief am Westportal des Cölner Doms. — Polytechnische Matei lungen: Der Zeitdienst in Berlin: Sternwartenuhr. Städtische Normaluhr. Kontroluhr.
Rom, 26. September. (Allg. Ztg) Ein sehr werthvoller in wurde letzter Tage in einem alten Kloster in der Gegend von
atanzaro in Calabrien gemacht. Derselbe besteht in einer großen Anzahl mit silberner Tinte beschriebener Pergament blätter, welche zusammengefügt die gute Hälfte eines griechischen Evangeliums bilden. Die sehr gut erhaltenen Pergamentblaätter sind mit zahlreichen Miniaturen, welche Scenen aus dem Neuen Te sta⸗ mente darstellen, und mit den Bildnissen von vierzig Propheten ge⸗ schmückt. Man hält dafür, daß das Evangelium, von dem jene Pergamentblätter, wie gesagt, den größeren Theil aus machen, das älteste vorhandene sei, wie es denn auch aus dem Ende des fünften oder dem Anfange des sechsten Jahrhunderts herzurühren scheint.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
(St. Pet. Ztg. Die Weinernte in der Gegend von Asow im Bongebiet und in der Krim hat nach der Donschen Biene“ in diesem Jahr die Erwartungen der Weinbauer weit über · troffen. Auch aus Bessarabien lauten die Nachrichten sehr gün⸗ stig. In Rostow am Don werden die besten Sorten Weintrauben zu?2 bis 3, und krimsche Trauben zu 6 und 8 Kop. das Pfd. verkauft.
Gewerbe und Sande.
Wie amtlich aus Warschau gemeldet wird, sind seit unserer neulichen Mittheilung‘) daselbst keine neuen Erkrankungßfälle an der Rinderpest vorgekommen. Dagegen ist die Seuche in dem Dorfe Schmulowizna, Kreis Warschau, aufgetreten, woselbst ein er⸗ kranktes und fünf verdächtige Stück Vieh getödtet worden sind.
*) conf. Nr. 218 des Reichs Anzeigers.
— Die „New ⸗ Nor ker Hdle. Ztg.. äußert sich in ihrem vom 1. v. M. datirten Wochenbericht über den Waaren⸗ und Produktenmarkt folgendermaßen: Das Geschäft am Waaren⸗ und Produktenmarkt war in der verflossenen Woche ziemlich animirt. Brodstoffe bewegten sich in steigender Tendenz; ziemlich bedeu⸗ tende Ankäufe von Weizen und Maig für europälsche Rechnung führten zu einer Belebung des Anfangs sehr matten Frachtenmarktes; für volle Getreideladungen wurden im Ganzen 14 Fahrzeuge gechar⸗ tert. Disponible Baumwolle ist höher und fand Seitens Ex⸗ porteurs und einheimischer Spinner mäßige Beachtung; in Terminen war das Geschäft bei, häufigen Preisfluktuationen äußerst aufgeregt und umfangreich. Die Stimwung am Wollmarkt war bei rasch sich ansammelnden Vorräthen eine äußerst flaue. Rohzucker konnte sich unter dem Druck starken Angebots nur mühsam behaupten. In Rio⸗-Kaffee war es sehr still, während in west⸗ und ostindischen Sorten mãßige Transaktionen stattfanden. Für raffinirtes Schmal, machte sich eine bessere Exportfrage geltend, während. Schweinefleisch und Rindfleisch vernachlässigt waren und Speck die höchsten Preise der Woche nicht behaupten konnte. Hopfen letztjähriger Ernte von feiner Qualität blieb begehrt. Raffinirtes Petroleum stieg bei mäßig lebhaftem Geschäft noch weiter. Harz sowohl wie Terpentinöl schließen fest und in steigender Tendenz. Das Geschäft in fremden Manu fa ktur—= waaren ist noch immer nicht so befriedigend, als man zu dieser Jahreszeit erwarten dürfte. Der Import fremder Webstoffe betrug während der heute beendeten Woche 2912612 Doll. gegen 2784 233 Doll. in der Parallelwoche des Vorjahres. .
Havre, 390. September. (W. T. B.) Wollauktion. An⸗ geboten 1856 Ballen, verkauft 752 Ball. Das Geschäft war belebt, Preise unverändert.
Verkehrs⸗Anstalten.
Trie st, 30. September. (W. T. B.) Der Lloyddampfer Venus“ ist beute Nachmittag aus Konstantinopel hier ein⸗ getroffen.
New⸗ York, 30. September. (W. T. B.) Der Hambur— ger Postdampfer „Westphalia“ und der Dampfer der National- Dampfschiffs⸗ Compagnie (C. Messingsche Linie), „Canada“ sind hier eingetroffen.
Berlin, 1. Oktober 1880.
In der Gemäldegalerie der Königlichen Mu se en deren östliche Hälfte seit der Herstellung der beiden neu eingerichteten Oberlichtsäle dem Publikum wieder in vollem Umfang zugänglich ist, haben in letzter Zeit verschiedene bemerkenswerthe neue Erwer⸗ bungen ihren Platz gefunden. Dicht an der Eingangsthür zu dem ersten jener beiden Räume begegnet der Besucher dem bis her der Samm⸗ lung des Marchese Gino Capponi zugehörigen Brustbild der Maria mit dem Kinde“ von Dürer, das allerdings nicht zu den glücklich sten Schöpfungen des Künstlers zählt und überdies durch eine frühere Restauration merklich gelitten hat, aber doch fůr die Berliner Galerie, die eine wirklich echte Arbeit des Meisters bis jetzt nicht besaß, schon als; solche ein erhöhtes Interesse gewinnt. Von größtem künst— lerischen Werth ist dagegen die kleine, in einem der Suermondt · Kabinete ausgestellte, ziemlich weit durchgeführte Skizze einer Beweinung Christi von Rubens. Den auf weiße Tücher hingestreckten Leichnam des Gekreuzigten, hin ter welchem Maria und Magdalena mit klagender Geberde da⸗ stehen, in vollem Licht von dem dunklen Fond abhebend, imponirt das Bild bei vorzüglicher Erhaltung ebenso durch die Kraft und Feinheit des leuchtenden Kolorits wie durch die vollendete Noblesse der Zeichnung und des Ausdrucks. Nicht minder auserlesene Arbeiten sind sodann die beiden an derselben Wand plazirten Arbeiten von Adriaan von Ostade, das kleine, mit größter Delikatesse im Detail behandelte und durch seinen Schmelz der klargestimmten Farbe ausgezeichnete Bild eines nachdenklich die Flüssigkeit in der hochgehaltenen Flasche betrachtenden „Arztes im Studirzimmer aus dem Jahre 1665, das den Maler in einer bisher in der Galerie noch nicht vertretenen Periode seines Schaffens repräsentirt und das etwa zwanzig Jahre ältere, zu den besten derartigen Schöpfungen des Künstlers zählende große Interieur mit einer lustigen Bauerngesell⸗ schaft? von köstlich humoristischer Auffassung im Vorder⸗ grunde dez meisterhaft vertieften Raumes, in dessen klarem und warmem Halbdunkel weiter zurück noch einige andere in ihrer charakteristischen Bewegung ebenso trefflich beobachtete Fi⸗ guren sichtbar werden. Dasselbe Kabinet hat ferner noch ein lebeng⸗· frisches Brustbild einer behäbigen jungen Frau in schwarzem Kleide mit weißem Häubchen und. Rundkragen von Frans Hals, dem in Berlin besonders reich vertretenen Meister, und die als charakteri⸗· stische Jugendarbeit des Künstlers interessante Figur einer in präch⸗ tiger Gewandung in ihrem mit Waffen und Büchern ausgestatteten Gemach dasitzenden, wohl als Mineroa gedachten jungen Frau von Rembrandt aufgenommen, die gleich senem Portrait bereits frü⸗ her sich im Besitz der Galerie befand, aber erst neuerdings nach gründlicher Restauration zur Aufstellung gelangte. In dem an, die Suermondt⸗Kahinete anstoßenden Oberlichtsaal, endlich präsentirt sich die neueste Eiwerbung, das Kniestück eines jungen, kaum dem Knabenalter entwachsenen vornehmen Italieners in rothem Gewande mit darüber geworfenem schwarzen Ordensmantel, das seinen Autor, dem, Florentiner Francesco Salviatis von einer überraschend günstigen Seite zeigt. Bei kleinstem Maßstab, der es an sich schon zu einer Seltenheit macht, überragt das gediegen durchgeführte Bild an künstlerischer Bedeutung bei Weitem die große Masse der gleichjeitigen Produktion und er— scheint in der noblen Haltung des Dargestellten und in dem mit scharfem Blich beobachteten, von einem leisen Zug von Müdigkeit angehauchten Ausdruck des großäugigen Kopfes als ein in jedem Be⸗ tracht treffliches und fesselndes Meisterwerk der Portraitmalerei.
Nach dem durch den Direktor JFessen versandten Programm der neu begründeten Handwerkerschule zu Berlin“ wird dieselbe ihr erstes Unterrichtssemester am 10. Oktober eröffnen. Ihrer Aufgabe, Lehrlingen und Gehülfen des Gewerbestandes in ihren Freistunden die ihrem Beruf gemäße zeichnerische, wissenschaft⸗
liche und kunstgewerbliche Ausbildung zu geben, die zu der Praxis
der Werkstatt als nothwendige Ergänzung hinzutreten muß, entsprechen
die Gegenstände des Unterrichts und der Uebungen, die sich auf
Freihandzeichnen. Zirkelzeichnen, darstellende Geometrie, Fachzeichnen für Tischler, Drechsler, Klempner, Schlosser, Maschinenbauer, Maurer, Zimmerer, Steinmetze, Maler, Lithographen, Bildhauer und Goldschmiede, auf Modelliren in Thon und Wachs, auf Mathe—⸗ matik, Physik, Mechanik, Chemie, kaufmännisches Rechnen und Buch⸗ führung erstrecken und auf 23 Kurse mit zusammen 90, auf die Abende von 7—9 Uhr und auf die Sonntag · Vormittage gelegten wöchentlichen Unterrichtsstunden vertheilt sind. Die Wahl. der einzelnen Gegenstände, an denen die Schüler sich zu betheiligen wünschen, ist denselben freigestellt, das Schulgeld auf halbjährlich 6 M für 8 oder weniger als 8 wöchentlichen Unterrichtsstunden, auf 9 es für 12 und auf 12 A für 16 Stunden normirt. — Die Auf— nahmen finden bis einschließlich 8. Ottober an den Wochentagen von 6— 8 Uhr Abends im Schullokal am Werderschen Markt ? statt.
Ueber den Erwerb und Verlust der Reichs- und Staatsangehörigkeit im preußischen Stag te wahrend des Jahres 1879 enthält Heft J. und II. (Januar bis Juni) des zwan · zigsten Jahrganges (1880) der von Dr,. Ernst Engel redigirten Zeitschrift des Königlich Preußischen Statistischen Bureaus“ eine Abhandlung, der wir folgende Mittheilungen entnehmen: In Gemäß⸗
heit der Bundesrathsbeschlüsse vom 23. Mai 1870 bezw. 7. De— zember 1871 sind Erhebungen über den Erwerb und Verlust
der Reichs! und Staateangehörigkeit in den deutschen Bun desstaaten und außerdem über die überseeische Auswanderung fort⸗ laufend anzustellen. In Preußen haben nach diesen Ermittelungen die Staatsangehörigkeit im Jahre 1872 erworben 2713, verloren überhaupt 64 905, darunter Militärpflichtige ohne Eatlassungs urkunde 10 690, im Jahre 1873 4668 bez. 48 580 und 9840, im Jahre 1874 7858 bez. 27560 und 9549, im Jahre 1875 13 648 bez. 23 551 und 10 265, im Jahre 1876 6070 bez. 20 764 und 7640, im Jahre 1877 4513 bez. 18472 und 7773, 1878 4195 bez. 22 483 und 9320, 1879 5437 bez. 21 929 und 7311. Seit dem Jahre 1872 hat sich hiernach bis zum Jahre 1877 die Gesammtzahl der Personen, welche die preu⸗ ßische Staatsangehörigkeit verloren haben, fortdauernd verringert, und zeigt auch das verflossene Jahr im Vergleiche mit dem Jahre 1878, das eine geringe Zunahme gegenüber dem Jahre 1877 nach⸗ wies, eine Abnahme, da im Jahre 1878 18258, im Jahre 1879 aber nur 16492 Personen mehr die Staatsangehörigkeit verloren, als erworben haben. Unter Zugrundelegung der bei der letzten Volks⸗ zählung im Jahre 1875 ermittelten Einwohnerzahl würde der Ver⸗ lust durch Mehrauswanderung im Jahre 1879 auf 10000 der Be⸗ völkerung betragen: in Sstpreußen 3,12, in Westpreußen 19,35, Brandenburg 2,331, Pommern 1023, Posen 15,80, Schlesien 3.58, Sachsen 3,48, Schleswig -⸗Holstein 12,70, Han⸗ nover 10,92, Westfalen 4,98. Hessen⸗Nassau 411, Rhein land 5,55, im ganzen Staate 641. In gleicher. Weise wie die über den Verlust der Reichs⸗ und Staatsangehörigkeit im preußischen Staate gewonnenen Daten zeigen die in den Ein⸗ schiffungshäfen vorgenommenen Ermittel ungen über die deutsche über⸗ seeische Auswanderung für die Jahre 1872 bis 1879 eine stete Ab⸗ nahme der Auswanderung bis zum Jahre 1877, in den folgenden Jahren aber wiederum eine geringe, doch in jedem Jahre steigende Zunahme. Es wurden nämlich aus den drei deutschen Einschiffungs⸗ häfen Bremen, Hamburg und Stettin, sowie ferner aus Antwerpen, d. h. aus denjenigen Hafenplätzen, über welche regelmäßige Nach weisungen vorliegen, überfeeisch deutsche Auswanderer beför— dert: im Jahre 1872 überhaupt 125 650 und zwar von Bremen 66 919, Hamburg 57 615, Antwerpen 1116; im Jahre 1873 103 638 und zwar 48 608 bez. 51 432 und 3598, im Jahre 1874 45112 und zwar von Bremen 1790, Hamburg 24093, Stettin 1536, Antwer,; pen 1576, im Jahre 1875 30 773 und zwar 12613 bez. 15 325 288 und 2066, im Jahre 1876 28 368 und zwar 10972 bez. 12 06; 202 und 4188, im Jahre 1877 21 964 und zwar 9328 bez. 10725; 75 und 1836. im Jahre 1878 24217 und zwar 11329 bez. 11 827; 85 und 9), im Jahre 1879 33 327 und zwar 15 828 bez. 13 165; 245 und 4089, in den Jahren 1872 bis 1879 also zusammen 413 049 überhaupt und zwar von Bremen 193 5046, Ham⸗ burg 197389, Stettin 2411 und von Antwerpen 19745. Die Mehrzahl derselben, nämlich 379 211, wandte sich nach den Ver einigten Staaten von Nordamerika, 17 865 nach Brasilien, 8953 nach Australien; die übrigen nach britisch Nordamerika (10706), nach Centralamerika und Mexico (197), Westindien (630), anderen süd⸗ amerikanischen Staaten (3661), Afrika (1233) und Asien (234. Als Gründe für die Auswanderung werden für das in Rechnung stehende Jahr 1879 angegeben: vornehmlich Hoffnung auf Gründung einer besseren Existenz, Nachfolge zu bereits ausgewanderten Angehö⸗ rigen in Folge günstiger Nachrichten von denselben und Gewährung der Mittel zur Auswanderung von ihnen, und Entziehung. von der Militärpflicht. In sehr viel minderem Grade erschienen als Gründe für die Auswanderung: Furcht vor Strafe wegen Ver⸗ gehen und Verbrechen; Schulden, zerrüttete Vermögensverhältnisse und Vermögensauseinandersetzungen; Auslands⸗Reisepaäͤsse, bei deren Ab⸗ lauf die Inhaber nicht zurückgekehrt waren; Verlockung durch Winkel agenten. Oertliche Veranlassung zur Auswanderung hat überall nicht vorgelegen; für einen großen Theil der Ausgewanderten konn⸗ ten aber die Gründe für die Auswanderung nicht ermittelt und an— gegeben werden. Die 1311 Militärpflichtigen pro 1879, gegen welche im Jahre 1879 ein gerichtliches Verfahren stattgefunden hat, sind nur in der Minderheit (16 Königliche Regierungen und Land⸗ drosteien zählen mit Bestimmtheit 731, lassen aber eine Anzahl unbestimmt) solche Personen, die wirklich vor Ableistung ihrer Mili⸗ tärdienstzeit das Land verlassen und sich der Militärbehörde nicht gestellt haben. Die große Mehrheit bestebt: 1) aus Reservisten und Landwehrleuten, die zwar ohne Erlaubniß ausgewandert sind, aber im stehenden Heere ihre Dienstpflicht erfüllt haben; 2) aus solchen Personen, deren Aufenthalt nicht ermittelt werden konnte, von denen aber nicht feststeht, daß sie ausgewandert sind; viele von diesen sind nur verzogen und sind in anderen Aushebungsbezirken ausgemustert, ohne daß der Heimats ⸗Ersatzbehörde entsprechende Mittheilung ge⸗ macht wurde; 3) aus Kindern, die schon in früher Jugend mit den Eltern ausgewandert und in den Stammrollen nicht gelöscht sind; 4) aus Kindern, die gestorben und ebenfalls in den Stammrollen nicht gelöscht sind; 5 aus unehelich Geborenen, die dem Namen nach nicht zu ermitteln waren.
Zürich, 29. September. Der ‚N. Zäürch. Ztg.“ wird vom Rig! geschrieben: Das Wetter ist augenblicklich prachtvoll und die ganze Rundsicht, besonders diejenige nach Süd, Süd⸗Ost und Süd West so wunderbar schön. wie wir sie noch selten gehabt haben. Die Nebel bilden in halber Höhe des Rigi ein Nebelmeer, gleich einem Weltmeer. Die dem Rigi näher gelegenen Berge blicken wie Inseln aus diesem Nebel meere hervor, und im Hintergründe stehen großartig erhaben die Gewaltigsten der Gewaltigen. Die ganze Gebirgskette vom Säntis bis zum Faulhorn liegt von Morgens 8 Uhr bis Mit— tags 1 Uhr wie ein scharf gezeichnetes und mit den schönsten Farben gemaltes Panorama vor uns. Auf dem Titlis erkannten wir durch ein einfaches Fernrohr die Klubhütte, ja sogar das Signal. Eiger, Mönch und Jungfrau erscheinen so nahe, als ob man auf ihre Spitzen Steine schleudern könnte. Wir haben seit einer Reihe von Jahren dem Rigi zu Fuß und mit der Bahn schon hundert Mal unsern Besuch abgestattet, aber noch selten hat uns die Regina mon- tium durch eine so feenhafte Aussicht überrascht und entzückt.
Im Kroll⸗Theater gelangt morgen die Operette Columba von Sapps zur letzten Aufführung, da am Sonntag zum ersten Male die Posse „Nina, oder? Der Mann der Debütantin“, die im National · Theater über 30 Aufführungen erlebte, mit Frl. von Meerg⸗ berg als Nina in Seene geht.
Literarische Neuigkeiten und periodische Schriften.
Sozial⸗Correspondenz (herausgegeben von Dr. Victor Böhmert und Arthur von Studnitz in Bretz den). Allgemeine Aus ˖ gabe. Nr. 39. — Inhalt: Aus der Bettler ⸗ und Vagabondenstatistik. — Gefängnißarbeit. — Gemeinnützigkeit in Basel. — Dirtenbuben . streiche. — Die Lehrlingsfrage in der Schweiz. — Arbeiterzüge. — Arbeitsmarkt. ö .
Die Jandwirthschaftlichen Versuchs⸗ Sta tio nen. Organ für naturwissenschaftliche Forschungen auf dem Gebiete der Landwirthschaft. Unter Mitwirkung sämmtlicher deutschen Versuchs⸗ Stationen herausgegeben von Dr. Friedrich Nobbe, Professor an der Königlichen Akademie und Vorstand der physiologischen Versuchs⸗ und Samencontrol⸗Station zu Tharand. (Berlin, Verlag von Wiegandt, Hempel K Parey), XXVI. Band, Heft 1. — Inbalt:
AUntersuchungen über die dem Boden durch Alkalien entziehbaren
Humugsstoffe; zugleich eine Beleuchtung der Theorie von Grandeau bezüglich der Rolle, welche die organischen Substanzen des Boden bei der Ernährung der Pflanze splelen. Von Dr. Otto Pitsch. — Ueber die Zersetzbarkeit gewisser stickstoffhaltiger, organischer Düage⸗ mittel. Von Dr. Aug. Morgen, Assistenten der Versuchs⸗Station Halle a. S. — Die kultivirten Spörgelarten. Von GE. Möller⸗
Hol st. — Beiträge zur Frage über die Düngung mit Kalisalzen. Von Adolf Maper.