1880 / 244 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 16 Oct 1880 18:00:01 GMT) scan diff

Um 10 Uhr war Gottesdienst angeordnet, für die Katho⸗ liken im Dom, für die Evangelischen in der Trinitatiskirche. n der letzteren hielt in Gegenwart Ihrer Kaiserlichen Maje⸗ läten und der größeren Mehrzahl der Fürstlichkeiten der Superintendent Bartelheim die Predigt, welcher er die Worte; „Der Herr hat Großes an uns gethan, des sind wir fröhlich! (Psalm 126) und „Die Freude an dem Herrn sei darum unsere Stärke“ (Nehemig 8, 10) zu Grunde legte.

Von der Trinitatiskirche aus begaben Sich alsdann Ihre Kaiserlichen Majestäten mit den Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hauses, den fremden Fuͤrstlichkeiten und einem überaus glänzenden Gefolge nach dem Dome, an dessen West⸗ portal Ihre Majestäten von den Mitgliedern der Dombau⸗ verwaltung empfangen wurden. Bei Eintritt in den Dom trat den Majestäten der Domdechant, Weihbischof Baudri, in Beglei⸗ tung von 5 Prälaten, entgegen und begrüßte Allerhöchstdieselben. Hierauf hielt der Dechant folgende Anrede an Ihre Majestäten:

Kaiserliche und Königliche Majestäten! Das Metropolitan⸗Dom— kapitel hat die Ehre, Ew. Kaiserliche und Königliche Majestäten an dem heutigen Tage in seinem Gotteshause allerunterthänigst ehr. erbietigst in Abwesenheit des Eribischofs zu begrüßen. Ew. Majestãt ist vom Allgütigen das hohe Glück beschieden, heute den Schlußstein zu legen auf diesen herrlichen Gottesbau, welcher eine so würdige Stätte für den Dienst des Herrn und zugleich eine Zierde deutscher christlicher Kunst, nun in seiner Vollendung sich vor unseren Blicken erhebt. Zur Feier der Vollendung haben Ew. Majestät den heuti⸗ gen Tag festgesetzt, den Tag, an welchem längere Jahre hindurch wir unsere Gebete und Segenswünsche für Allerhöchstihren Hochseligen Bruder König Friedrich Wilhelm 17. dem Herrn dargebracht haben. Vor 38 Jahren haben Se. Maße stãt der Hochselige König den Grun⸗ stein gelegt zum Fort. und Ausbau dieses Domes, an welchem mehrere Jahrhunderte fast theilnahmlos und müßig vorübergegangen waren. Segen dafür seinem uns ewig theueren Andenken! Innigsten Dank insbesondere Ew. Kaiserlichen und Königlichen Majestät sür die grohe Huld und Gnade, womit Allerhöchstdieselben als Protektor des Gotteshauses das große Werk bis zu dem ersehnten Ziele zu schützen und zu unterstützen fortgefahren haben. Mögen diese Hoff nungen und Wünsche, welche vor fast vier Jahrzehnten Se. König- liche Majestät bei der Grundsteinlegung an die Vollendung unseres Domes geknüpft haben, in Erfüllung gehen, möge bald der heiß⸗ ersehnte Tag erscheinen, welcher der Kirche den Frieden, dem voll⸗ endeten Dome den Hirten wiedergiebt! Gott erhalte, Gott schirme und schütze, Gott segne Ew. Kaiserlichen und Königlichen Majestäten und das ganze Königliche Haus für und für! .

Auf diese Ansprache erwiderten Se. Majestät der Kaiser Folgendes:

Ich freue Mich, hochwürdiger Bischof, Sie an der Spitze des Metropolitan ˖ Domkapitels zu Meiner Begrüßung an der Pforte dieses erhabenen Gotteshauses in dem Augenblicke gegenwärtig zu finden, wo Ich dasselbe betrete, um mit Ihnen Gott dem Herrn für seine glückliche Vollendung Dank zu opfern. Mit Recht erinnern Sie daran, daß der heutige Tag vor Allem dem theueren Andenken Meines in Gott ruhenden Königlichen Bruders gehört, dessen vor achtunddreißig Jahren an dieser hehren Stätte christlicher Gottes⸗ verehrung begonnenes Werk einem weihevollen Ende zuzuführen Mir vergönnt ist. Empfangen Sie Meinen Dank für die Mir, der Kaiserin, Meiner Gemahlin, und Meinem Hause dargebrachten Se— genswünsche, und seien Sie versichert, daß wie stets, so auch an diesem, von der gesammten Nation freudig begangenen Tage das Walten ungetrübten Gottesfriedens allüberall im Reiche das Ziel Meiner unausgesetzten Sorge und Meiner täglichen Gebete bleibt.

Demnächst führten der Domdechant und die Prälaten die Majestäten durch das Schiff des Domes zum Altare im hohen Chor. Dort intonirte der Dechant das Tedeum, welches von einem Sängerchor vorgetragen wurde. Während des Tedeums standen Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin mit dem Gefolge an den Stufen des Altars. Nach dem Tedeum geleiteten der Dechant und die Prälaten die Allerhöchsten Herrschaften bis zur Thür des Südportals.

Inzwischen hatte sich der Domplatz mit einem nach vielen Tausenden zählenden Publikum gefüllt, das Zeuge der er⸗ hebenden Feier zu sein wünschte. Die Häuser prangten in nnn ng und Tannengrün, alle Fenster waren besetzt.

ie Dächer, die Schornsteine, die Erker, kurz Alles, was einen festen Boden hat, boten Stand⸗ und Stützpunkte für die Zu⸗ schauer. Die mächtigen Tribünen waren überfüllt, und bereits seit mehreren Tagen waren keine Billets mehr zu haben.

Als Ihre Kaiserlichen Majestäten aus dem Südportale heraustraten, erfolgte ein freudiges Hurrah der Festgenossen, während ein Kinderchor das erlauchte Paar mit Gefang begrüßte.

Nachdem die Hohen Herrschaften im Kaiserpavillon Auf— stellung genommen, erbat sich der Dombaumeister, Geheime Regierungs⸗Rath Voigtel, die Erlaubniß zur Verlesung folgen— der Urkunde:

Der Dom zu Cöln, das ehrwürdigste Denkmal deutscher Bau⸗ kunst, auf dem Boden der alten Colopia Agrippina, an jener Stelle, wo Karls des Großen Erzkaplan Hildebold die dem Apostelfürsten Petrus geweihte Kirche errichtete, von Erzbischof Konrad von Hoch— staden am 15. August 1248 in Gegenwart König Wilhelms von Holland gegründet und von Meister Gerbard von Rile begonnen, wurde in seinem Chorbau vollendet, 1322 durch Erzbischof Heinrich v. Virneburg geweiht. Nach feierlicher Uebertragung der von Kasser Friedrich J. dem Erzbischof Reinald von Daffel 1162 geschenkien Reliquien der heiligen drei Könige, gedieh der Fortbau des füdlichen Tomthurms, durch blutige Fehden häufig unserbrochen, im Jahre 1447 bis zur Höhe von 5h m. Deutschlands Macht und Wohsstand tief erschütternde Ereignisse hemmten für die nächsten Jahrhunderte den Weiterbau. Verlassen und dem Verfall preisgegeben überragte drei Jahrhunderte hindurch der Domkrahnen, das alte Wahrzeichen Cölnt, den in Trummer sinkenden Wunderbau. Der Aufschwung neuen geistigen Lebentz nach den glorreichen Befreiungskriegen 1815 bis 1815, welche Cöln und die Rheinlande mit Preußen vereinten, veran⸗ laßten, nach Auffindung der alten Dompläne, Boisser se, Goethe, Görres und Schinkel zu erfolgreichem Wirken für des Domes Erhaltung. König Friedrich Wilhelm III. befahl 1824, im Jahre der Wiederbesetzung des erzbischöflichen Stuhles von Cöln mit Ferdinand August Grafen Spiegel zum Desenberg, die Herstellung deß Domchors. Ahlert und Zwirner haben diesen Bau his zum Jahre 1840 vollendet. Die ewig denkwürdigen Worte König Friedrich Wilhelm IV.: „Hier, wo der Grundstein liegt, dort, mit jenen Thürmen zugleich, sollen sich die schönsten Thore der Welt erheben“. am 4. September 1842, dem Tage der Grundsteinlegung zum Fortbau des Cölner Domes ge⸗ sprochen, riefen die freudigste Begeisterung wach. Aus allen deutschen Ländern spendeten Fürsten und Volk reiche Gaben. Dombauvereine wirkten mit Ausdauer an des gottgeweihten Tempels Vollendung. Am 14. August 1848 weihte in Gegenwart König Friedrich 1. helms IV. der Erzbischof Johannes von Geissel, nachmals Kardinal, das von König Ludwig J. von Bayern mit kunstreichen Glasgemälden lhnen Kirchenschiff, und am 3. Oktober 18655 bei der Feier der

ollendung des von Zwirner erbauten Südportals sah das dankbare Cöln den Königlichen Protektor und Schirmherrn des Dombaues zum . Male in seinen Mauern. König Wilhelm wohnte am 13. Ok— tober 1363 der Inguguration der mit Autschluß der Thürme in allen Theilen vom Dombaumeister Voigtel vollendeten, durch Weg

nabme der seit 1322 bestehenden Trennungsmauer zwischen Chor⸗- vereinigten Domkirche

bei. Der Ausbau der beiden 160 m hohen Westthürme, unter

und Langschiff zu einem Ganzen dem Erzbischo aulus Melchers begonnen und mit reichen, vom Staate 2 * gewährten Mitteln gefördert, wur ; den von dem Dom-⸗Baumeister Voigtel in der zu hoher Kunsthlüthe herangebildeten Dombauhütte nach 13jähriger erfolgreicher Thätigkeit am 14. August 1880 vollendet. Zum ewigen Gedächtniß an den nach Verlauf von sechs Jahrhunderten glücklich beendeten Ausbau des größten deutschen Domes, des höchsten Bauwerkes der Erde, haben Se. Majestät der Deutsche Kaiser und König von Preußen Wilhelm und Ihre Majestät die Kaiserin und Königin Augusta, Ihre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin, die Prinzen und Prinzessinnen des preußischen Königshauses, nebst den von Sr. Majestät dem 246 geladenen deutschen Fürsten und Hohen Gästen diese Urkunde unterzeichnet, welche in den Schlußstein der Kreuzblume des südlichen Domthurmes niedergelegt werden wird. So geschehen zu Cöln am Rhein, den 15. Oktober 1830, am Geburts- tage des in Gott ruhenden Königlichen Schirmherrn, Königs Friedrich Wilhelm IV., der den Plan zur Vollendung dieses herrlichst en Gottes hauses erfaßt und bis an sein Lebensende gefördert hat, im 260. Jahre der glorreichen Regierung Sr. Majestät des Kaisers. und Königs Wilhelm, dem 3. Jahre des Pontifikates Sr. Heiligkeit des Papstes Leo XIII. Soli Deo Gloria! ;

Nachdem die Verlesung der Urkunde beendet, wurde die— selbe in dem Kaiserlichen Pavillon auf einen Tisch nieder⸗ gelegt, woselbst Se. Majestät der Kaiser und König dieselbe feierlich unterzeichneten. Es folgten Ihre Majestäten die Kaiserin und Königin und der König von Sachsen sowie die übrigen Fürstlichen Personen in der ihnen von der Hofrangordnung zugewiesenen Reihenfolge. Demnächst zeich⸗ neten die Bürgermeister der freien Städte; alsdann folgten die General⸗Feldmarschälle Graf von Moltke und Herwarth von Bittenfeld u. s. w. Der Alt der Unterzeich— nung nahm ungefähr eine halbe Stunde in Anspruch, während welcher eine von Emil Rittershaus gedichtete und von Fer⸗ dinand Hiller komponirte Festkantate vom Cölner Männer— gesangvereine vorgetragen wurde.

Die unterzeichnete Urkunde wurde nunmehr, in eine runde Blechkapsel verschlossen, auf den südlichen Thurm gebracht und dort in den Schlußstein gelegt. .

Hierauf traten Se. Majestät der Kaiser und König einige Schritte vor und hielten die bereits gestern mitgetheilte Ansprache. J ö

Bei Verlesung des letzten Satzes entblößten Se. Majestät Ihr gi. Nachdem Se. Majestät geendet, begrüßte der Ober⸗Präsident der Rheinprovinz Dr. von Bardeleben, als Chef der Domhauverwaltung den Kaiser mit folgender Rede:

Als Ew. Kaiserliche und Königliche Masestät den Befehl zu ertheilen geruhten, daß die Vollendung des Domes zu Cöln noch im Laufe, deg gegenwärtigen Herbstes gefeiert werden solle, da erhob sich ein jubelnder Freudenruf in dieser Stadt und im Lande ringsum. Der brausende Zuruf der Tausende, welche hier versammelt sind, wird Ew. Majestät dies kundthun. Millionen andere, welche an dem heutigen Feste selbst nicht Theil nehmen können, hegen gleich gesinnt in ihrer Brust dieselben Gefühle. .

Und wahrlich der heutige Festesjubel ist ein berechtigter, denn ein gewaltiges Werk ist vollbracht worden. .

Am 4. September 1842, als auf Befehl Sr. Majestät des hochseligen Königs Friedrich Wilhelm IV. der Grundstein zu dem Fortbau dieses Domes gelegt wurde, dort an der Stelle, wo jetzt das Südportal mit seinen Bögen, Giebeln und Säulen stolz in die Lüfte ragt. da sprach der König in jener flammenden Rede, deren Eindruck Niemand, der sie zu hören das Glück hatte, jemals ver—⸗ gessen wird, die Worte:

Meine Herren von Cöln! Es begiebt sich Großes unter Ihnen. Dies ist, Sie fühlen eg, kein gewöhnlicher Prachtbau. Es ist das Werk des Brudersinnes aller Deutschen, aller Betkenntnisse. Wenn ich dies bedenke, so füllen sich mein Augen mit Wonne— thränen und ich danke Gott, diesen Tag zu erleben.“

Wat der Erlauchte König damals vorahnenden Geistes ver— kündete, heute ift es volle Wirklichkeit geworden. Der Cölner Dom, dieser deutsche Wunderbau, steht vollendet vor Ew. Kaiserlichen und Königlichen Majestät Augen vollendet durch die großartige Initiative preußischer Könige, vollendet durch die begeisterte Bethei⸗ ligung des gesammten deutschen Volkes und feiner Fürsten, vollendet in der edlen, reinen Gestalt, in welcher unsere Altvordern ihn erdacht hatten, vollendet in der kurzen Zeit von 40 Jahren, welche hin— reichend waren, um den in der Vergangenheit nur zu einem Drittel fertiggestellten Riesenbau seinem ursprünglichen Plane gemäß voll—⸗ ständig zur Ausführung zu bringen.

Der ehrwürdige Dom, dessen Vollendung Ew. Majestät heute feiern, erzählt eine mehr als 600jäbrige Geschichte.

Am 14. August oder wohl richtiger am 15. August dem Tage Mariä Himmelfahrt des Jahres 1248 legte der damalige Erz— bischof von Cöln, Konrad von Hochstaden, ein thatkräftiger Kirchen« fürst, welcher in den kirchlichen und politischen Wirren jener Zeit es waren die letzten Regierungsahre des Kaisers Friedrich I., des Hohenstaufen, eine bedeutende Stellung einnahm, den Grundstein zu dem gegenwärtigen Domchore an der Stelle, wo eine ältere, zum Theil durch Feuer zerstörte Kirche gestanden hatte.

Der Bau, al dessen erster Baumeister Gerhard von Ryle oder Riehl, einem Dorfe in der Nähe Cölns, genannt wird, schritt zum Theil infolge der Streitigkeiten, welche jwischen den Erzbischöfen und den Bürgern Cölns bestanden, nur langsam vorwärts, so daß erst im Jahre 1322 die feierliche Einweihung des vollendeten Chores durch Erzbischof Hermann von Virneburg erfolgen konnte. Der nun mehr begonnene Ausbau des Langschiffes und der Thürme hat un— ter der Ungunst der Zeiten im Mittelalter niemals feinen Abschluß gefunden. Die Bauthätigkeit am Dome ruhte endlich ganz, und seit dem Anfange des 16. Jahrhunderts ragte der alte Domkrahnen auf dem bis zur Höhe von 160 Fuß geförderten südlichen Thurme über Cöln hinaus, ein Wahrzeichen . Macht und Größe. Mehr als drei Jahrhunderte hindurch stand das herrliche Bauwerk in sei⸗ ner großartigen Schönheit, von den durch andere Interessen bewegten Geschlechtern der Menschen nicht mehr verstanden, dem gänzlichen Verfall preisgegeben da.

Erst als nach den glorreichen Befreiungskämpfen in dem zweiten Decennium dieses , eine bessere Zeit für Deutschland anbrach und die wiedergewonnenen Rheinlande der Krone Preußen zugefallen waren, begann auch sofort für den Cölner Dombau esne glückliche Aera. Des hochseligen Königs Friedrich Wilbelm 1j. Majestät, dessen segensreichem Andenken die dankbare Rheinprovinz erst kürzlich ein herrliches Denkmal in den Mauern diefer Stadt errichtet hat, ließ es eine seiner ersten Sorgen sein, den Cölner Dom vor seinem gänzlichen Verfall zu bewahren. Schon im Jahre 1816 wurde als dat dringendste Bedürfniß die Herstellung der Dächer an= geordnet, im Jahre 1824 aber begannen dle beschlofsenen Reparatur arbeiten unter Leitung des Bauinspektors Ahlert und nach dessen Tode im Jahre 1833 durch den später zum Dombaumeister ernannten Bauinspektor Zwirner. Nachdem solchergestalt die Erhaltung der bestehenden, aus der Vorzeit überlieferten Theile des erhabenen Bau—⸗ werks sichergestellt war, konnte an den Fortbau gedacht werden.

Des Hochseligen Königs Friedrich Wilhelm IV. Majestät, wel chen bereits als Kronprinz die von Boissers, Görres, Schinkel und Zwirner angeregte Idee des Fortbaues des Cölner Bomeß begeistert hatte, trat sofort nach Allerhöchstdessen Regierungszantritt im Jahre 1840 an die Verwirklichung dieseg großartigen Planes heran. uf Anregung einer Anzahl kunstsinniger Bürger Cölns bildete sich ein Dombauverein mit der Aufgabe, die Mittel zum Fortbau des Domes bis zur Vollendung zu sichern. Der König bestätigte das Statut dieses Vereins am 8. Dezember 1841 und übernahm dat Protektorat

desselben. Darauf wurde unter Bewilligung eines erheblichen jähr⸗ lichen Staatszuschuffes der Ausbau des Domes nach den von Zwirner entworfenen Plänen angeordnet, denen die durch einen überaus glück= lichen Zufall im Jahre 1814 aufgefundenen alten Bauzeichnungen zur Grundlage dienten. Schon am 4. September 1842 konnte in Gegenwart Sr. Majestät des Hochseligen Königs Friedrich Wil⸗ helm IV., Ew. Kaiserlicher Majestät, als damallgem Prinzen von Preußen, und einer großen Zahl deutscher Fürsten der Grundstein zum Fortbau gelegt und durch den damaligen Coadjutor des Erz—⸗ bisthums, nachherigen Kardinals von Geissel, eingeweiht werden. Wenn Se. Majestät der Hochselige König in der bei jenem Anlaß gehaltenen Rede geäußert hatte: ö ;

„Hier, wo der Grundstein liegt, dort mit jenen Thürmen zugleich sollen sich die schönsten Thore der Welt erheben“, so ist dem hoch⸗ sinnigen Fürsten noch die Freude beschieden worden, diese schönsten Thoren, das Nord- und Südportal des Domes, welches letztere Ew. Kaiserlichen und Königlichen Majestät seine Ausschmückung verdankt, vollendet zu sehen. Am 3. Oktober 1355 wurde in Gegenwart des Königs die Vollendnng der durch Zwirner erbauten Portale durch Aufsetzen der obersten Kreuzblume gefeiert eine Feier, welcher auch Ew. Kaiserlichen und Königlichen Majestäten als Prinz und Prinzessin von Preußen beigewohnt haben.

Im Jahre 186 schied der begeisterte Förderer des Dombaues, der erste Protektor des Domes, König Friedrich Wilhelm IV., aus diesem Leben, später, aber noch in demselben Jahre, der geniale Dombaumeister, Geheimrath Zwirner. .

Am 20. Februar 1861 geruhten Ew. Majestät das Protektorat des Central⸗Dombauvereins zu übernehmen, die technische Leitung

der Bauarbeiten gingen auf den zum Nachfolger Zwirners ernannten

Dombaumeister Voigtel über.

Nachdem bereits nach zwei Jahren im Oktober 1863 Ew. Ma— jestät der Inauguration der nunmehr in allen Theilen, mit Aus⸗ nahme der Westtbürme, vollendeten und durch Wegnahme der Tren—⸗ nungtmauer zwischen Chor und Langschiff zu einem gewaltigen Ganzen vereinigten Domkirche beigewohnt hatten, konnte am 4. Sep tember 1867, in den Tagen des 25jährigen Jubiläums der feierlichen Grundsteinlegung, an der in ihrer unvergleichlichen Pracht entwickelten Westfagade die Schlußfiale des großen Thürgiebels über dem Daupt · eingange gesetzt werden. Es geschah dies in Gegenwart Sr. Kaiser⸗ lichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen, Höchstwelcher seitdem nebst Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Frau Kron⸗ prinzessin diesem Portal durch das über demselben angebrachte herr liche Glas gemälde einen neuen Schmuck hinzugefügt hat.

Seit dem Jahre 1868 war die Thätigkest der Bauverwaltung auf den Ausbau der beiden Westthürme gerichtet. Um zu diesem Zwecke die Baumittel zu verstärken und einen beschleunigten Ausbau zu ermöglichen, bewilligten Ew. Majestät dem Central. Dombau⸗ Verein auf dessen Antrag eine Prämienkollekte auf eine Reihe von Jahren. Durch bedeutende Vermehrung des Personalgz der Dombau⸗ hütte und energischen Arbeits betrieb, wie dieß die verstärkten Bau mittel gestatteten, gelang es nunmehr, bis zum Schlusse des, Jahres 1876 beide Thürme, zu denen der Dombaumeister Voigtel die Pläne entworfen hatte, bis jur Höhe des vierten Hauptgesims aufzuführen. Der Aufbau der beiden 66 m bohen Helmphramiden erfolgte sodann innerhalb dreier Fahre, von 1877— 1880. Die 8m hohe Kreuzblume des nördlichen Thurmes wurde am 23. Juli, diejenige des südlichen Thurmes am 14. August dieses Jahres versetzt, letztere mit Aus— nahme der obersten Schlußknäufe, welche am heutigen Tage auf Be⸗ fehl Ew. Majestät die soeben vollzogene Urkunde aufnehmen sollen.

Seit diesem feierlichen Akte werden die 160 m hohen West— thüͤrme des Cölner Doms, deren südlicher die mächtige, aus dem von Ew. Majestät geschenkten Kanonenmetall gegossene Kaiserglocke in sich birgt, vollendet und damit das höchste Bauwerk, welches Men schenhand auf Erden bisher errichtet bat, hergestellt.

Hervorragend über alle irdischen Bauwerke, soll der Dom von

Cöln nunmehr den gegenwärtigen und kommenden Geschlechtern 8 ablegen davon, in welchem Geiste Preußens Könige die eiligsten Güter ihres Volkes zu wahren und zu fördern wissen. Dem ersten preußischen Könige, welcher in diesem Lande herrschte, dankt es die Stadt Cöln, daß ihr das Kleinod, ihr Dom, verdankt es die katholische Kirche, daß ihr eines ihrer herrlichsten Gottes häuser, welches unter den vorhergegangenen Regierungen der Ver— nachlässigung, ja, dem vollständigen Verfall preisgegeben war, gerettet und wieder hergestellt worden ist. Der zweite König aus dem Hohenzollernhause aber faßte in seiner für alles Hohe und Schöne erglühenden Seele den großartigen Entschluß, den nur zum kleineren Theile fertigen Riesenbau zu Ende zu führen und in dem Geiste, wie das fromme und kunstsinnige Mittelalter ihn geylant hatte, zur vollen Gestaltung zu bringen. Ew. Kaiserliche und König⸗ liche Majestät endlich, als dem dritten preußischen Könige in diesen Landen, ist es vorbehalten, das vom Vater und Bruder begonnene heilige Werk des erhabensten Kirchenbaues zum herrlichsten Abfchluß zu bringen. Dafür ist Ew. Kaiserlichen und Königlichen Majestãt und Allerhöchstderen erlauchten Vorgängern auf dem k Throne der Hohenzollern der unauslöschliche Dank dieser Stadt, des Rheinlandes, des gesammten deutschen Vaterlandes gesichert.

Gestatten Ew. Majestät, daß ich bei diesem hochfelerlichen An laß im Namen der Dombauverwaltung, welche, nachdem der äußere Autzbau des Domes heute vollendet wird, den größten Theil ihrer Aufgabe als gelöst ansehen kann, angesichts dieser erlauchteu Ver⸗ sammlung, allen denen den Dank aussprechen darf, welche sich um diesen Dombau verdient gemacht haben. .

Da möchte ich zunächst der Männer gedenken, welche in einer Zeit, der die Bedeutung des Cölner Domes als eines gothischen Kirchenbaues in böchster Vollendung nicht mehr verständlich war, dieses Verständniß sich bewahrt und nicht unterlassen hatten, das Interesse für den Dom und dessen Fortbau auf das Lebhafteste an—= zuregen. Ich will hier nur den Namen Sulpiz Boisserse nennen, der durch die Herausgabe seines Prachtwerkes vom Dom zu Cöln den Sinn für das dem Dienste Gottes geweihte Denkmal deutscher Kunst zu einer Zeit zu wecken verstand, wo dasselbe vernachlässigt, , vergangener und vergessener deutscher Größe als Ruine astand.

Aber wenn schon diese Vorläufer der großen Bewegung für die Dombausache unseren Dank verdient haben, so gebührt der Dank in noch höherem Maße den Trägern dieser Bewegung selbst. Es sind dies vor allen die Dombauvereine, an ihrer Spitze der Cölner Central ⸗Dombauverein. Seit ihrer Gründung im Jahre 1842 sind diese unter Allerhöchstem Protektorate stehenden Vereine rastlos und in erfolgreichster Weise bemüht gewesen, Beiträge für den Dom zu sammeln und das Interesse für dessen Bau steis wach zu erhalten. Aber auch der andern zahlreichen Wohlthäter in allen Schichten der deutschen Bevölkerung, an deren Spitze die deutschen Landesherren und freien Städte, welche durch reichliche Schenkungen und Stif— tungen oder in anderer Weise der Dombausache förderlich waren, soll nicht vergessen werden. Ihre Zahl ist zu groß, als daß ich ver⸗ suchen könnte, sie namhast zu machen. Aber einen Namen darf ich nicht verschwelgen, es ist der des edlen und kunstsinnigen Königs Ludwig J. von Bayern Majestät, dessen großartiger Munifizenz der Dom die farbenprächtigen Glatgemaälde des südlichen Seitenschiffes verdankt.

Dank sei ferner den ausgezeichneten Baumeistern, denen die technische Leitung des Dombaues bisher obgelegen hat. Sie haben es verstanden, den Geist des deutschen Kirchenbaus in seinen Tiefen zu erfassen und das so Erlernte mit allen Hülfsmitteln moderner Wissenschaft und Technik in edelsten Formen auszuführen. Ich bin deshalb gewiß, daß mit den kunstreich gebildeten und belebten Stein massen dieses Domes, welche uns aus dem 13. Jahrhundert den Namen eines Gerhard v. Ryle, als des ersten Baumeisters, über⸗ liefert haben, auch die Namen der hochverdienten Dombaumeifter des 19. Jahrhunderts auf die Nachwelt ehrenvoll übergehen werden.

Vank aber auch den treuen, fleißigen und geschickten Arbeitern der Dombauhütte, welche, unter der Leitung jener trefflichen Mei er herangebildet, alle die kunstvollen Detailarbeiten des Dombaues in mustergültiger Weise ausgeführt und die untergegangene Kunst der Behandlung gothischer Architekturformen unter ung neu belebt haben.

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Ich möchte der Hoffnung Ausdruck geben, daß sich Mittel finden lassen werden, diese in der Cölner Dombauhütte erwachsene, in ihrer Art einzige Schule deutscher Steinmetzkunst, welche mit der Voll— endung des Cölner Domes ihrer Auflöͤsung entgegensieht, in irgend einer Form der deutschen Kunst zu erhalten.

Endlich aber sollen die gewaltigen Mauern und Thürme dieses Domes Kunde geben von dem Geiste, welcher in dem deutschen Volke lebt und Großes schafft. Denn diesem Geiste, seinem Wiedererwachen, ist es zu danken, daß auch Verständniß und Liebe für den Dom wieder erwachte, daß der Bau des Domes wieder aufgenommen wurde und daß das gesammte Deutschland Fürsten und Völker sich an hee inn, Bau, als an einem großen nationalen Werke, wetteifernd be⸗ theiligten. h . sei mir gestattet, nochmals an die wunderbar treffenden Worte des in Gott ruhenden Königs Friedrich Wilhelm ITV. zu er innern. In der Rede vom 4. September 1842 heißt ez: „Der Geist, der diese Thore baut, ist derfelbe, der vor 25 Jahren unfere Ketten brach, die Schmach des Vaterlandes, die Entfremdung dieses Ufers wandte. Es ist der Geist deutscher Einigkeit und Kraft. Ihm mögen die Cölner Dompforten Thore des herrlichsten Triumphes werden. Er baue! Er vollende!“

Und dieser Geist des deutschen Volkes, derselbe Geist, der auch in unsern Tagen so Großes, so Ungeahntes gewirkt hat, er war es, der, wie es der Königliche Redner vorhersagte, den Dom von Göln gebaut, vollendet hat.

Der Dom, begonnen unter der Herrschaft eines Deutschen Kaisers aus dem gewaltigen Geschlechte der Hohenstaufen versank und verfiel mit dem Verfall des Deutschen Reiches. Jetzt aber, nachdem das Deutsche Reich in seiner Kraft und Herrlichkeit unter dem mächtigen Scepter Ew. Kaiserlichen und Königlichen Majestät glorreich wieder aufgerichtet ist, jetzt gelangt auch der deutsche Dom unter den Augen Ew. Majestät des ersten Deutschen Kaisers aus dem Hause der Hohenzollern, zu seiner Vollendung.

Der gütige Gott, welcher Eurer Kaiserlichen und Königlichen Majestät, welcher uns allen es gegeben hat, den heutigen unvergeß⸗ lichen Tag zu erleben, möge Ew. Majestät theures Leben zum Segen der Völker Deutschlands und Preußens noch lange Jahre erhalten!

Das Deutsche Reich aber, festgegründet wie der Heldenbau dieses Domes, möge bestehen bis an das Ende der Tage!

Nach dem Ober⸗Präsidenten von Bardeleben überreichte der Präsident des Central-Domhauvereins, Konsul Schmitz Löhnis, Ihren Kaiserlichen Majestäten eine Denkschrift mit nachstehender Ansprache:

Ueberwältigt von den freudigsten Gefühlen, die in diesem in der Geschichte unseres Domes einzig dastehenden Augenblicke unser aller Herzen durchdringen und die Augen aller mit Thränen der Wonne und des Dankes erfüllen, kann ich kaum Worte finden, denselben einen der heutigen erhabenen Feier würdigen Ausdruck zu verleihen. Ew. Kaiserliche und Königliche Majestät wollen jedoch in der all— gemeinen großen Begeisterung, die hier auf dem Festplatze, in der ganzen Stadt Cöln, ja im ganzen deutschen Vaterlande herrscht, den Ausdruck des wärmsten und innigsten Dankes, der unbegrenzten Liebe und der tiefsten Verehrung gnädigst entgegenzunehmen geruben, welche dem erhabenen Schirmherrn des Central Combauvereins sämmtliche Vereinsgenossen, alle Bürger dieser Stadt und alle deutschen Brüder darzubringen sich verpflichtet fühlen. Der heutige Fest⸗ und Freuden tag mit dieser so lange und so heiß ersehnten Stunde, in welcher wir, um den vollendeten Dom versammelt, Ew. Kaiserlichen Majestäͤt freudig zujauchzen, wird als ein hoher Ehrentag stets in aller Herzen fortleben, als wichtiger und schöner Gedenktag in der Weltgeschichte ewig eingezeichnet bleiben.

Wer unter uns erinnert sich nicht heute der denkwürdigen, be— deutungsvollen Worte, die vor 38 Jahren, es war am 4. September 1842, Ew. Kaiserlichen und Königlichen Majestät in Gott ruhender, Hochseliger Bruder, König Friedrich Wilhelm IV., gesprochen, deren inhaltschwere Bedeutung in allen Seelen unvergeßlich eingegraben steht; Worte, die wie Hammerschläge an jedes Herz pochten, wie Blitze in jeder Brust zündeten. Es waren eine neue, eine schöne Zeit verkündende prophetische Worte! denn was damals kaum ge⸗— ahnt, kaum gehofft werden konnte, das steht heute im Glanze der Vollendung vor unseren wonnetrunkenen Augen. Mühevoll war die Arbeit, schwierig das Werk und dornenvoll der einzuschlagende Pfad, aber unter dem schönen Wahlspruche des Centraldombauvereins: Eintracht und Ausdauer“ wurden alle Schwierigkeiten beseitigt, alle Mühen überwunden.

Aber auch Gott der Allmächtige lieh sichtbar diesem großen Werke seinen Segen. Er erhielt uns im Uebermaß die Gunst und das Wohlwollen unserer hoben Protektoren, des Hochseligen Königs Friedrich Wilhelm IV. und Ew. Kaiserlichen und Königlichen Ma— jestät, zu fortdauernden reichen Gaben; er gewann uns das freigebige Herz Ihrer Majestät unserer Durchlauchtigsten Kaiserin zur mächti⸗ gen Unterstützung unserer Bestrebungen; er sicherte uns die Huld so vieler edlen Prinzen und Prinzessinnen des Kaiserlichen Hauses und der Fürsten und Fürstinnen in unserem deutschen Vaterlande; er öffnete uns die Hände Aller, auf daß die deutschen Brüder von den Alpen bis zur Nordsee, vom Memel bis zum Rheinstrome, ja, selbst jene in fernen Landen bis nach jenseit des Weltmeeres uns ihre rei⸗ chen Liebesgaben darreichten, zum Fortbau und zur Vollendung des herrlichsten Gotteshauses. So ist denn unser Dom, dieses schöne Vermächtniß unserer Vorfahren, dieses erhabene Meisterwerk gothi⸗ scher Baukunst, ein großes Gemeingut des ganzen deutschen Volke

eworden. Fürst und Unterthan, Klerus und Laie, Hoch und Niedrig,

*r und Arm, Alle haben an seinem Fortbau geholfen, zu seiner Vollendung beigetragen. Und so ragen denn jetzt diese Steinriesen der hehren Gottesburg, ihre Spitzen friedlich in den grünen Wellen des Rheinstroms widerspiegelnd, mächtig und ehrwürdig weit über Stadt und Land in den blauen Aether hinan.

Dieses großartige, erhabene, nunmehr vollendete Gotteshaus, Jahrhunderte lang dem Verfalle und der Zerstörung preisgegeben, wurde nach der Befreiung Deutschland von der Fremdherrschaft und nach Wiedererlangung deutschen Wesens und des Gefühles deutscher Zusammengehörigkeit, das Symbol eines geeinigten, großen deutschen Vaterlandes. Angesichts der Verwirklichung dieses sehnsüchtig erhofften, nun erreichten Zieles fühlen wir uns begeisterungsvoll von der offenbaren Gottesfügung ergriffen, im Hinblick auf die wahrhaft deutsche Gesinnung und Thatkraft Ew. Kaiserlichen und Königlichen Majestät, unterstützt von den hochherzigen Fürsten Deutschlands.

Als Exinnerungszeichen an den heutigen, auf ewige Zeiten denk würdigen Ehrentag hat der Vorstand des Central · Demhauvereins beschlossen, eine Medaille ausprägen zu lassen, deren Fertigstellung leider nicht hat erzielt werden können, jedoch wird der Vorstand nach deren Vollendung Ew. Kaiserliche und Königliche Majestät und unsere huldreiche Landesmutter, Ihre Majestät die Kaiserin, unter⸗ ac t zu bitten wagen, dieselbe huldreichst entgegennehmen zu wollen.

Damit die Einzelheiten der Geschichte des Domes und sein es Baueß nicht verloren gehen, sondern auch künftigen Geschlechtern auf— bewahrt bleiben, beauftragte der Vorstand des Central · Dombau⸗ vereins dag leider vor einigen Monaten verstorbene Vorstandsmitglied, den städtischen Archivar Herrn Dr. Ennen, das vorhandene urkundliche Material in einer Festschrift zusammenzustellen. Der Vorstand des Central · Dombauvereins erlaubt sich nun heute, Ew. Kaiserlichen und Königlichen Majestäten durch meine Vermittelung diese Festschrift ganz ehrerbietigst und gehorsam zu überreichen und lebt der freudigen Hoffnung, daß Ew. Kaiserlichen und Königlichen Majestäten in dieser Darbringung ein kleines 53 des unterthänigsten Dankes zu erblicken geruhen mögen, der bis zum letzten Athemzuge unser aller Herzen erfüllen wird. .

Möge Gott der Allmächtige, gleichwie er dieses zu seiner Ehre erbaute, vielgegliederte, festgefügte Bauwerk immerdar in seinen gnä⸗ digen Schutz nehmen wird, auch unser gesammtes deutsches Vater—⸗ land stets beschirmen, unter dem gerechten und starken Scepter Ew. Kaiserlichen und Königlichen Majestät und des ganzen Hohenzollern

schen Hauses. Möge Er es beschützen bis in die fernsten Zeiten! Möge der Allmächtige und Allgütige Ew. Kaiserliche und Königliche Majestät an der Se te unserer innigst geliebten Kaiserin noch lange Jahre erhalten zu Ew. Majestät eigenem Glücke und zum Ruhm und zur Ehre unseres deutschen Vaterlandes!

Der Dombaumeister, Geheime Regierungs-Rath Voigtel machte nunmehr dem Kaiser die geziemende Mittheilung, daß die Urkunde in den Schlußstein gelegt und letzterer zur Einsenkung bereit sei. Nachdem Se. Maje⸗ stät ein zustimmendes Zeichen gegeben hatten, eilte der Dombaumeister hinauf in die luftige Höhe, die deutsche Kaiser⸗ standarte und die preußische Königsfahne entfalteten sich an der Spitze des Gerüstes, die Glocken begannen zu läuten, die Kanonen donnerten, der Schlußstein senkte sich langsam um 1 Uhr 25 Minuten in die Kreuzblume, und der Choral: „Nun danket Alle Gott“ stieg zum Himmel empor.

Am Schlusse der Feier brachte der Ober-Bürgermeister Dr. Becker ein Hoch auf Se. Majestät den Kaiser und König aus, in welches die Festversammlung mit Begeisterung ein— stimmte. Mit dem Gesange der Nationalhymne schloß die er⸗ hebende Feier.

Am Nachmittag fanden öffentliche Festkonzerte auf dem Heumarkt, dem Neumarkt und dem Altmarkt statt. Abends war die Stadt prachtvoll illuminirt, der Dom durch elektrisches Licht erleuchtet.

Ueber die heutige Feier meldet das „W. T. B.“:

Cöln, 16. Oktober, Nachmittags 1 Uhr. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin sind soeben unter dem Donner der Geschütze und dem begeisterten Zuruf einer zahllosen Menschenmasse nach Brühl zurückgekehrt. Die Ankunft des Kaiserlichen Paares sowie des Königs von Sachsen und der Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hauses erfolgte kurz vor 11 Uhr, und begaben Sich Dieselben sofort nach dem Kaiserpavillon auf dem Domhofe, wo die hier wohnenden Fürstlichkeiten bereits versammelt waren. Wenige Minuten später zog der historische Festzug am Kaiserpavillon vorüber. Der Hug, welcher über tausend Personen und mehrere hun— dert Pferde umfaßte, war reich an den glänzendsten Kostümen und gewährte einen überaus prachtvollen Anblick. Die Schluß— gruppe bildete der Wagen mit dem vollendeten Dome, von der Germania überragt, umgeben von mit Siegeskränzen ge— schmückten Kriegern des deutschen Reichsheeres.

In einem gerichtlichen Strafurtheil braucht nach einem Erkenntniß des Reichsgerichts, II. Strafsenats, vom 15. Juni d. J, nicht angegeben zu werden, mit welcher Stimmen⸗ zahl Seitens des Richterkollegiums die dem Angeklagten nachtheiligen Feststellungen erfolgt seien; vielmehr bildet das Zustandekommen des Urtheils mittelst ber gesetzlich erforder⸗ lichen Zweidrittel-Majorität ein durch die Kontrole sämmtlicher Richter geschütztes Internum.

Nimmt Jemand Geld an, von dem er weiß, daß der Geber es durch Umwechselung eines durch eine strafbare Handlung erlangten Sparkassenb uch es erworben hat, so ist er nach einem Erkenntniß des Reichsgerichts, 1Is. Straf— senats, vom 16. Juni d. J., wegen Hehlerei zu bestrafen.

In den deutschen Münzstätten sind im Monat September 1880 an Goldmünzen geprägt worden: 21840001 Kronen, und zwar auf Privatrechnung. Vorher waren geprägt: 1268 111 720 ½ Doppelkronen, 431 274 050 Kronen, 27 969 925 6 Halbe Kronen; hiervon auf Privat— rechnung 407 451 390 16; hiervon wieder eingezogen 301 28046 Doppelkronen, 234 980 6 Kronen, 3375 S Halbe Kronen. Bleiben 1729000260 0

Der Kaiserlich russische Botschafter von Sabouroff hat Berlin mit kurzem Urlaube verlassen. Während seiner Abwesenheit fungirt als interimistischer Geschäftsträger der Botschaftssekretär von Kotzebue.

Se. Durchlaucht der Prinz Eduard von Anhalt, Seconde⸗Lieutenant à la suite des Anhaltischen Infanterie⸗Regiments Nr. 93, ist unter Belassung in diesem Verhältniß in das 1. Garde⸗Dragoner⸗Regiment verse zt worden.

Der Spezial⸗Kommissarius, Regierungs⸗Assessor Coester in Cassel ist zwecks Uebertritts in die kommunalständische Ver—⸗ waltung aus dem unmittelbaren Staatsdienste ausgeschieden, und ist an dessen Stelle die Weiterführung der Spezial-Kom⸗ mission III. zu Cassel dem Oekonomie⸗Kommissarius von Heppe übertragen. Der bisherige Spezial⸗Kommissarius zu Rinteln, Regierungs⸗Assessor Delius ist als Hülfsarbeiter in das Kollegium der Königlichen General-Kommission zu Cassel einberufen, und ist an dessen Stelle der bis dahin beim Kollegium beschäftigte frühere Gerichts⸗Assessor, jetzige Regie⸗ rungs⸗Assessor von Frose zum Spezial⸗Kommissarius in Rinteln bestellt. Der frühere Gerichts⸗Assessor Dr. Ruhbaum ist unter Ernennung zum Regierungs⸗Assessor in die land⸗ wirthschaftliche Verwaltung übernommen und beim Kollegium der genannten Königlichen General⸗Kommission behufs Vor— bereitung zum Spezial⸗Kommissar eingetreten.

S. M. S. „Ariadne“, 3 Geschütze, Kommandant Korvettenkapitän Freiherr von Hollen, ist am 27. August e. in Iquique eingetroffen.

Ueber die Schiffsbewegungen veröffentlicht das Marine⸗Ver.⸗Bl.“ folgende Nachrichten: (Datum vor dem Orte bedeutet Ankunft daselbst, nach dem Orte Abgang von dort.) S. M. S. „Ariadne“ 9/8. Coronel 12,8. 15/8. Valparaiso 19/8. 27,8. Iquique. (Poststation: Panama.) S. M. Knbt. „Basilisk“ Kiel 30,9. zu Probefahrten, . der Nacht in der Eckernförder Bucht; 1110. Kiel. S. M. S. „Bismarck“ 30/9. Wilhelmshaven. (Poststation: Wilhelms⸗ haven). S. M. Knbt. „Cyclop“ 14/7. Shanghai. Letzte Nachricht von dort 3156. (Poststation: Hongkong.) S. M. Knbt. „Drache“ Wilhelmshaven 155. zur Vornahme von Ver⸗ messungen, 7,10. Wilhelmshaven nach beendigten Vermessungen. S. M. S. „Freya“ 21/6. Honolulu 1/7. 458. Port San Louis d' Apra 5/8. 1558. Manilla 18.8. 2158. Hong⸗ kong. Beabsichtigte nach 14 Tagen nach dem Norden von China zu gehen. (Poststation: Hongkong.) S. M. S. „Gnei⸗ senau“ Danzig 12,10. 14719. Kiel. S. M. Ao. „Habicht“ Wilhelmshaven 13110. S. M. S. „Hansa“ 27.8. Montevideo 199. 27,9. Porto Grande, St. Vincent 28/9. 14110. Plymouth 15s 10. nach Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Knbt. „Hyäne“ 30 / 5. Apia 4/ñ6. nach Saluafata und zurück nach Apia 14/7. nach Tonga. (Poststation: Auckland auf Neuseeland.) S. M. Knbt. „Iltis“ 20/9. Singapore. (Poststation: Hongkong.) S. M. Knbt. „Krokodil“ Wilhelmshaven 11510. nach Kiel. S. M. Av. „Loreley“ 12/9. Buyukderé 13/9. nach Kon⸗

nach Plymouth.

stantinopel und zurück. (Poststation: Konstantinopel) S. M. S. „Luise“ 9/8. Port Louis (Mauritius) 118. 14/8. Tamatave (Madagascar) 178. 969. Simonstown 149. (Poststation: Plymouth.) S. M. Brigg Musquito“ 5/9. Kiel. (Poststation: Kiel) S. M. Knbt. „Nautilus“ 2614. Auckland. Neiafu 21.56. 24. /6. Apia 1417. nach Saluafata. 15.7. Apiag. (Poststation: Auckland auf Neuseeland.) S. M. S. „Nymphe“ 10,9. Santa Cruz 15.9. nach Santiago (Cap Verds). Poststation: Demerara.) S. M. S. „Preußen“ Kiel 30/9. 1I1I0. Swinemünde 5/106. 7110. Kiel. S. M. S. „Prinz Adalbert“ 29/9. Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Brigg „Rover“ 5/9. Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. S. „Vic— toria“ 5/9. Gravosa 4.10. nach Teodo. Letzte Nachricht von dort 10/10. (Poststation: Ragusa.) S. M. S. „Vineta“ 7I6. Jokohama 25/8. 28/8. Kobe 31/8. nach Nagasaki. (Poststation: Hongkong.) S. M. Knbt. „Wolf“ 26/7. Shanghai 19,8. nach Chefoo. (Poststation: Hongkong.) Uebungs⸗ geschwader 10/9. Eckernförde 14/9. 14,9. Neustadt 15/9.

1619. Kiel.

Hannover, 14. Oktober. (N. H. Ztg.) Nachdem in der heutigen Sitzung des hannoverschen Provinzial⸗ Landtags die eingelaufenen Schreiben des Ober⸗Präsiden⸗ ten, sowie die Petitionen, worunter auch eine auf die neue Kreisordnung bezügliche, namhaft gemacht worden, wurde zur Wahl der Schriftführer und der verschiedenen Kommissionen geschritten. Die Wahl der Mitglieder derselben erfolgte auf Antrag des Stadtdirektors Rasch durch Akklamation, nachdem die Versammlung dazu die durch die Geschäftsord⸗ nung vorgeschriebene Zustimmung ertheilt hatte. Als Schrift⸗ führer wurden gewählt die Herren Ober⸗Gerichts-Rath v. Lenthe, die Bürgermeister Ludovieg, Pustau und Baurschmidt.

Bayern. München, 13. Oktober. (Allg. Ztg.) In der St. Michaels-Hofkirche wurde heute Vormittag das all⸗ jährliche Traueramt für den Königlichen Stifter und die seither verstorbenen (164) Mitglieder des hohen Militär⸗ Max⸗Jo seph⸗Ordens abgehalten. Unter dem Kommando des Stadt⸗Kommandanten von München, General⸗Lieutenants Grafen von Ysenburg, waren hierzu die verschiedenen Abthei⸗ lungen der hiesigen Garnison in Parade ausgerückt. Nach beendeten Gottesdiensten erfolgte in der Ottostraße der Vorbei⸗ marsch der Truppen vor der Generalität und dem übrigen Offiziercorps, in dessen Mitte auch Se. Königliche Hoheit der Oberst Prinz Arnulf und der Königlich preußische Militär⸗ Bevollmächtigte, Oberst⸗Lieutenant von Stülpnagel, Flügel⸗ Adjutant Sr. Majestät des Deutschen Kaisers, sich befanden.

Ueber das, was aus Bayern für den Cölner Dom bau gespendet wurde, kann mitgetheilt werden, daß von Seiten des auf Veranlassung König Ludwigs J. seiner Zeit gegründeten bayerischen Cölner Dombauvereins in München“ bis zu An⸗ fang Dezember 1878 der Betrag von 348 668 S an den Central⸗Dombauverein in Cöln abgeliefert worden ist. Rech⸗ net man hierzu noch das Erträgniß der Sammlung in den Jahren 1879 und 1880, das noch abzuliefern sein wird, so wird sich ein Gesammtbeitrag für den Dombau aus Bayern von mindestens 350 000 SM ergeben, und zwar abgesehen von den prachtvollen gemalten Fenstern, welche König Ludwig J. dem Cölner Dom spendete und die Se. Majestät aus den eigenen Privatmitteln hatte herstellen lassen. Wie die „Allg. Ztg.“ hört, haben sich heute sehr viele Münchener nach Cöln begeben um der Dombaufeier beizuwohnen.

Hessen. Darmstadt, 14. Oktober. Wie die „Darmst: Ztg.“ meldet, wird der Großherzog gegen Ende dieses Monats aus England zurückkehren. Prinz Heinrich ist heute Nachmittag nach Cöln abgereist. Die Rückreise von Cöln hierher erfolgt am Sonnabend, den 16. d. Mts.

Sachsen⸗ Coburg Gotha. Gotha, 13. Oktober. (Dr. J.) Nach einer dem Landtag gemachten Vorlage be⸗ absichtigt die Staatsregierung die Ruhestandsgehalte und Wartegelder der Volksschullehrer aus der Staatskasse künftig⸗ hin (vom 1. Juli 1884 ab) zahlen zu 3. da einerseits nicht zu verkennen sei, daß die nach dem Volksschulgesetz den eigenen Gemeinden bez. Schulverbänden obliegende Verpflich⸗ tung, für die Ruhestandsgehalte u. s. w. aufzukommen, selbst bei Bewilligung von Staatsbeiträgen, zu einer drückenden Be⸗ lastung derselben werden können, und es im Interesse der Gemein⸗ den und Schulverbände liegen dürfte, nach dem Vorbilde der auf Gegenseitigkeit beruhenden Versicherungsvereine, Einrichtungen zu treffen, welche bezwecken, daß diese einzelnen Gemeinden und Schulverbänden obliegende Last von der Gesammtheit der Gemeinden übernommen werde. Andererseits entspreche diese Maßnahme aus naheliegenden Gründen auch dem Inter⸗ esse der Schule und der Lehrer. Von obigem Zeitpunkt an wurden daher sämmtliche Gemeinden des Herzogthums all⸗ jährlich einen für die , sestzustellenden Beitrag an die Staatskasse zu diesem Zweck zu zahlen haben. Dieser Beitrag wurde nach einem Prozentsatz von dem Gesammt⸗ betrage des jährlichen Diensteinkommens der Lehrer berechnet, ö . sich augenblicklich auf 6,5 Proz. des Gehaltes

elaufen.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 16. Oktober. (W. T. B.) Das „Vaterland“ veröffentlicht ein Cirkular, in welchem zu einem allgemeinen deutsch-⸗konservativen Parteitage für den Monat November in Linz eingeladen wird, um gegen die Behauptungen der liberalen Partei, daß sie allein die Deutsch⸗Oesterreicher vertreten, allein kaisertreu, reichstreu und gesetzestreu sei, feierlich Verwahrung einzulegen.

Pest, 14. Oktober. Wie die Budapester Corr.“ meldet, beabsichtigt der Kommunikations⸗Minister Ordodmy eine voll⸗ ständige Reorganisation seines Ministerin ms. Im Centrale wird ein technischer Rath errichtet, das Ministerium wird in drei Hauptsektionen eingetheilt und über⸗ nimmt, mit Ausnahme der Kontrole der Eisenbahnverwaltun⸗ gen, die Agenden der General⸗Inspektion.

Dem „Pest. L.“ zufolge wurden heute Abends in einer dreistündigen Sitzung die Berathungen der in Angelegen⸗ heit der staatlichen Unterstützung der Fabriks⸗ industrie einberufenen Enquete im Handels-Ministerium fortgesetzt. Inbesondere wurde die Frage erörtert, inwiefern der Großindustrie Begünstigungen bei den Eisenbahntarifen zu gewähren seien.

Sroßbritannien und Irland. Dublin, 15. Oktober. (W. T. B) Alle Personen, welche der Mitschuld an der Er⸗ mordung des Lord Mounthmorris angeklagt waren, sind we, e, . an Beweisen heute wieder in gr n gesetzt worden.