Es versteht sich von selbst, daß nichts verabsäumt werden wird, was nach dem Ergebniß dieser Prüfung zur Erhöhung der Sicherheit des Betriebes irgend wie beizutragen geeignet erscheint, soweit menschliche Einsicht und gute Disziplin reichen.
— Die drei ersten Artikel der Verordnung vom 26. Februar 1880, betreffend die von Fremden, welche sich in Rumänien aufhalten, zu lösenden Aufenthaltsscheine, sind durch ein Dekret der rumänischen Regierung, vom 24. Mai d. J, wie folgt abgeändert worden:
Art. J. Jeder Fremde, welcher in Rumänien reist oder wohnt, ist verpflichtet, einen Aufenthaltsschein zu lösen. Dieser Aufenthalts- schein wird ertheilt auf Grund eines Passes oder eines Matrikel⸗ scheines, welcher von der betreffenden Gesandtschaft oder dem be · treffenden Konsulate ausgestellt ist. In dem Matrikelschein muß die Nummer angegeben sein, unter welcher der Fremde bei der betreffen · den Schutzbehörde (Gesandtschaft oder Konsulat) immatrikulirt ist. Die Fürstlichen Behörden haben die Ertheilung des Aufenthalts- scheines auf Grund eines Matrikelscheins zu verweigern, wenn der Inhaber des Letzteren eiwiesenermaßen rumänischer Unterthan ist. Die betreffenden Beweisstücke sind in diesem Falle dem Ministerium der Auswärtigen Angelegenheiten einzureichen.
Art. II. Nur die Distrikts⸗ Präfekturen und in Bukarest und Jassy die Polizei Präfekturen haben das Recht, Aufenthaltsscheine zu ertheilen. Ausgenommen sind diejenigen Gemeinden an den Ufern der Donau und der Küste des Schwarzen Meeres, welche nicht Distriktshauptorte sind. In demselben dürfen die Aufenthaltsscheine ertheilt werden durch die Unter⸗Präfekten oder die sonstigen Lekal⸗
beam en. ö Art. III. Jeder Reisende, welcher in Rumänien ankommt, hat,
nachdem er seine Reisepapiere seiner Schutzbehörde vorgelegt hat, . binnen 24 Stunden nach seiner Ankunft auf die Distrikts Präfektur zu begeben, um seinen Paß visiren und sich von der Fürst⸗ lichen Behörde einen Aufenthalteschein ertheilen zu lassen, Von dieser Verpflichtung sind diejenigen Reisenden befreit, deren Aufent⸗ halt im Lande die Dauer von 30 Tagen nicht übersteigt. Diese Be⸗ fugniß zu einem Aufenthalte von beschränkter Dauer wird festgestell durch das auf den Paß gesetzte Visa. Nach Erfüllung der erforder lichen Formalitäten wird der Paß auf der Präfektur zurückbehalten. Der Paßdienst in den Bureaus der sämmtlichen be treffenden Behörden findet ununterbrochen an allen Wochen, oder . bis 8 Uhr Abends statt. Die Ablaufezeit der Aufent- altsscheine ist übtreinstimmend mit derjenigen, welche auf den Paͤssen angegeben ist, festzusetzen. Die Lokalbehörde behält das Recht, die Aufenthalts, Erlaubniß selbst vor dem Eintritt des obigen Zeitpunktes zu widerrufen, wenn der Fremde sich als gemeingefährlich erweisen, oder die öffentliche Ordnung stören, oder sich der Landstreicherei schul⸗ dig machen sollte. In solchen Fällen ist an das Ministerium zu be— richten. Befreit von den Bestimmungen dieses Gesetzes sind ferner diejenigen Fremden, welche ländliches oder städtisches Grundeigen⸗ thum oder industrielle oder Handelsniederlassungen von erheblichem Umfange besitzen, sowie diejenigen, welche seit mindestens 5 Jahren vor Erlaß dieser Verordnung in Rumänien ein Gewerbe betreiben. Der Aufenthaltsschein wird unentgeltlich und ohne daß es eines schriftlichen Antrages bedarf, ertheilt.
— An Einnahmen aus Zöllen und gemeinschaft— lichen Verbrauchssteuern, sowie anderen Einnahmen sind im Reiche für die Zeit vom 1. April 1880 bis zum Schlusse des Monats September 1880, einschließlich der kreditirten Beträge (verglichen mit der Einnahme in dem—⸗ selben Zeitraum des Vorjahres) zur Anschreibung gelangt: Zölle 83 682 612 S CHC 7 196225 S6), Rübenzucker⸗ euer Is zin 3369 6 ( 655 867 c), Saltsteuer 16 943 128 M (4 203 123 S), Tabaksteuer 354 853 MM Ct. 71 562 M), Branntweinsteuer 11 220 801 16 ( - 156 065344, Uebergangsabgaben von Branntwein 57 489 M (4 9190 ), Brausteuer 7 837 371 S6 C 307 486 06), Uebergangsabgaben von Bier 474 346 S (4 26557 S), Summe 165 351 248 ( 6961 247 , Spielkarten stempel 408 248 ½ ( 9185 c9. Wechselstempelsteuer 3 181 385 ½½ς ( — 1396 6), Reichs⸗Poft⸗= und Telegraphenverwaltung 64 943 834 S (4 3 109 365 MsSCã, Reichs- Eisenbahnverwaltung 19 726 5600 ½ς ( 660 478 ). Die zur Reichskasse gelangte Ist-Einnahme abzüglich der Bonifikationen und Verwaltungskosten beträgt bei den nachbezeichneten Einnahmen bis Ende September 1886: Zölle 76 123 832 S6 (— 4955 339 Sc, Rübenzucker⸗ steuer 51 868 720 S, (4 3371 629 AS), Salzsteuer 165 430 766 ½ ( 218 179 66), Tabaksteuer 231 788 . C 66157 M), Branntweinsteuer und Uebergangsabgabe von Branntwein 19781 022 S6 (— 1845 559 S6), Brausteuer und Uebergangsabgabe von Bier 6773 070 S6 64 282 702 (h, Summe 170 209 198 66 (- 2862 231 (6), Spielkartenstempel (einschließlich der Nachsteuer) 518 158 S — 104157 .
— Der Kaiserliche Gesandte in Bern, General der In⸗ fanterie von Roeder, ist unter Benutzung eines ihm be⸗ willigten Urlaubs in Berlin eingetroffen.
— Der General der Infanterie z. D. von Zychlinski, a la suite des 2. Magdeburgischen In fanterie⸗Regiments Nr. 27, ist nach Abstattung persönlicher Meldungen wieder abgereist.
— Der General⸗Lieutenant von Strubberg, General— nspecteur des Militär⸗Erziehungs⸗ und Bildungswesens, hat ich mit Urlaub nach Hannover begeben.
— S. M. Kanonenboot Nautilus“, 4 Geschütze, Kom⸗ mandant Korvetten⸗Kapitän Chüden, ist am 10. September cr. in Sidney eingetroffen.
Württemberg. Stuttgart, 29. Oktober. (W. T. B.) Der „Schwäbische Merkur“ meldet von starken Ueber— schwemmungen, die in fast allen Landestheilen stattgefun⸗ den haben. Der Neckar ist bei Rottweil, Sulz, Rottenburg, Cannstatt, Heilbronn, die Donau ist bei Tuttlingen und Um ausgetreten; ebenso haben in Oberschwaben und im Schwarz⸗ wald Ueberschwemmungen stattgefunden. Gegenwärtig ist das Wasser wieder im Abnehmen.
Baden. Karlsruhe, 28. Oktober. Vorgestern Abend ist die Fürstin von Hohenzollern in Baden⸗Baden ein⸗ getroffen und wird einige Tage dort verweilen.
*. Darmstadt, 29. Oktober. (W. T. B.) Der Großherzog hat sich heute mit dem arb g r gn und sämmtlichen Prinzessinnen Töchtern zum Besu Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten des Kronprinzen und der Kronprinzes sin nach Wiesbaden begeben und kehrt heute Abend von dort wieder hierher zurück.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 28. Oktober. (Dr. J.) In der heutigen Sitzung des Landtags wurde der Etat, dessen gewissenhafte und sorgliche Aufstellung aus der Mitte der Landtags lebhaft anerkannt ward, einem Aus— schusse überwiesen. Vorher war die Regierung bezüglich der Höhe der 1 . interpellirt worden, ob sie geneigt sei, geeigneten Orts auf eine entsprechende Herabsetzung derfelben hinzuwirken. LDie Interpellation wird erst später beantwortet
werden. — Von Seiten der Großherzoglichen Bezirksdirektionen wird nachdrücklich auf eine Bekämpfung des Vagabunden⸗ unwesens durch die Ortspolizeibehbrden hingewirkt.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 28. Oktober. Kronprinz Rudolf hat, wie die „Pr.“ berichtet, heute Vormittag Brüssel verlassen und begiebt sich direkt nach München zum Besuche seiner Schwester, der Erzherzogin Gisela.
Großbritannien und Irland. London, 28. Oktober. (Allg. Corr. Die „Irish Times“ schreibt: Die Arrange⸗ ments der Regierung für die bevorstehenden Staatspro—⸗ zesse sollen nunmehr vollendet sein. Die Zahl der Ange⸗ klagten dürfte voraussichtlich die Zahl dreizehn nicht über⸗ schreiten. Die bereits veröffentlichten diesbezüglichen Namens— listen sollen durchweg unzuverlässig sein und Namen enthalten, die nicht in den Prozeß verwickelt sein werden. Die Verhand⸗ lungen werden selbstverständlich langwierig sein. Die Be⸗ hauptung, daß unter den Mitgliedern der irischen Regierung Meinungsverschiedenheiten bezüglich der Verfolgungen herrschten, ist gänzlich unbegründet. Das gleiche Organ ist der Ansicht, daß. die Verhaftung des Sekretärs des Mr. Parnell auf die Absicht der Regierung schließen lasse, Angelegenheiten zu ver⸗ handeln, die eine direkte Einmischung erheischen. Es werde sogar behauptet, daß die Unterdrückung der Meetings, welche danach angethan sind, den öffentlichen Frieden zu stören, keines⸗ wegs unwahrscheinlich sei. .
Die „Times“ widerlegt die von Lord Salisbury auf— geste te Behauptung, daß die Flottendemonstration gänzlich ihren Zweck verfehlt habe, und schreibt: Die Kund⸗ gebung hat den Hauptzweck, für welchen sie in Scene gesetzt wurde — die Durchführung des Berliner Vertrages bezüglich Montenegros — erreicht. Bezüglich einiger Einzelnheiten wird noch zwischen den Türken und Montenegrinern unter handelt, allein es kann keinem Zweifel mehr unkerliegen, daß die Pforte entschlossen ist, nachzugeben und Dulcigno in Bälde abzutreten. Es ist zu beklagen, daß Lord Salisbury es der Mühe . gefunden hat, einen solchen Erfolg zu ignoriren und hera Euseben, Die Welt sieht auf die Resul⸗ tate und geht über die unbedeutenden Zwischenfälle theilweiser Enttäuschung und Schwierigkeit hinweg. Es ist ganz klar, daß die Demonstration einen großen Eindruck auf den Sultan gemacht und ihm eine Konzession abge⸗ rungen hat, die ihm sehr schwer geworden ist; die Regierung hat Ansprüche auf Anerkennung für diesen Erfolg.
— 29. Oktober. (W. T. B.) Nachrichten aus Cape—⸗ town zufolge, ist der Stamm der Pondos in Ost-Gri— qualand gegen die Engländer im Aufstande; mehrere obrigkeitliche Personen wurden ermordet. Das Dorf Letho— rodi wurde von Kolonialtruppen eingenommen. Im Ba—⸗ sutolande haben mehrere Gefechte stattgefunden.
Frankreich. Paris, 29. Oktober, Mittags. (W. T. B.) Heute früh sind in Perpignan und Marseille gegen die Kapuziner die Dekrete vom 29. März d. J. zur Aus— führung gebracht worben. In Marseille war der Regierungs— kommissar genöthigt, die Thür der Ordensniederlaffung ge— waltsam öffnen zu lassen; mehrere Legitimisten, welche den Ordensangehörigen bei ihrem passiven Widerstande Beistand geleistet hatten, namentlich der Marquis Coriolis und der Redacteur des Journals „Citoyen“ wurden verhaftet. Wie verlautet, würden die Dekrete heute und morgen allgemein, allen nichtautorisirten Kongregationen gegenüber, zur Ausfüh⸗ rung gebracht werden.
— (Nachmittags) Die Dekrete vom 29. März sind heute auch gegen die Rekollekten (Franziskaner) in Rennes und Avignon zur Ausführung gebracht worden. Bei der Aus— führung der Dekrete in Perpignan verlas der Obere der Kapuziner dem Centralkommissar gegenüber die Exkommuni— kation gegen alle Agenten, die an der Ausführung der Dekrete theilnehmen würden. Gegen die in Paris befindlichen Kon⸗ . ist bis jetzt noch keine weitere Maßregel in Vollzug gesetzt.
— (Nachts) Die heute erfolgte Ausführung der Dekrete vom 29. 5 d. J. rief in Avignon große Aufregung hervpor; in Marseille kam es zu einem Handgemenge zwischen den Anhängern der Kapuziner und feindlich gefinnten Gruppen. Die Aufregung legt sich allmählich.
Griechenland. Athen, 28. Oktober. Der „Pol. Corr.“ wird von hier gemeldet: Der Ministerpräfident Ku⸗ munduros hat der Kammer ein Exposé seines poli⸗ tischen Programms gegeben, welches in der Erklärung gipfelt, Griechenland werde allein die Beschlüsse der Mächte durchführen und die Rüstungen in erhöhtem Maße betreiben, um die aktive Armee ohne Reserve auf 80 000 Mann zu bringen. Die Gesandten Griechenlands zu Rom, Sofia und Bukarest sind hierher berufen worden.
Türkei, Konstantinopel, 30. Oktober. (W. T. B.) Wegen , . Insultirung des französischen Vize—⸗ Konsulgts in Varna hat ver hiesige fran ösische Bot⸗ schafter Tissot den Avisodampfer „Betrel“ , . sofort nach Varna abzudampfen.
— Die „Agence Havas“ vom 29. enthält folgende De⸗ pesche aus Ragusa: Die albanesischen Gebirgsbewohner haben Riza Pascha erklärt, daß sie sich einer Besetzung Tusis durch reguläre türkische Truppen nicht widerseßen würden, wenn sich daran nicht die Uebergabe Dulcignos schließe. Riza Pascha, welcher entschlossen sei, Dulcigno zu übergeben, . die Verbindung zwischen Skutari und Dulcigno unter—
rochen, bei Goriza eine i,, regulärer Truppen kon⸗ zentrirt und am linken Ufer der Bojana eine feste Stellung eingenommen. Die Duleignoten seien heftig beun— ruhigt und hätten die St. Georgsbrücke an der Bo jana besetzt, um den regulären türkischen Truppen Wider⸗ stand zu leisten. Montenegro beharre darauf, daß die Türken Dulcigno förmlich übergeben müßten, während Riza Pascha den Platz nur einfach räumen wolle. — Einer weiteren Meldung desselben Blattes zufolge wäre der Gouverneur von Salonichi, Derwisch Pascha, welcher nach anderweiter Meldung den Befehl erhalten hatte, sich mit vier Bataillonen nach Skutari einzuschiffen und die Aktion Riza Paschas zu unterstützen, vom Sultan zum a ernannt und mit Vollmachten zur Uebergabe Dulcignos versehen worden. — Ferner berichtet die Agence Havas“ aus Ragusa, ar Pascha sei seines Postens enthoben und durch Derwisch Pascha ersetzt.
— Aus Castelnuo vo meldet man der „Pol. Corr.“ vom 28: Riza Pascha hat den montenegrinischen Wojwoden
Popo vic verständigt, er mässe die Wiederaufnahme der Ver⸗ handlungen vertagen, bis er neue Instruktionen aus Kon⸗ stantinopel erhalten habe. 7000 Montenegriner kon⸗ zentriren sich neuerlich bei Jutorman, anscheinend in der Absicht, gegen Duleigno vorzurücken.
Serbien. Belgrad, 28. Oktober. Die „Pol. Corr.“ läßt sich von hier telegraphiren: Der zur Bildung eines neuen Ministeriums eingeladene Hr. Marinovic hatte bereits drei Audienzen beim Fürsten Milan. Die Handelsfrage wird als die alleinige Ursache der Demission des Kabinets Ristic bezeichnet, welches unter keiner Bedingung den Forderungen Oesterreichs entsprechen wollte. Weder von Marinovic, noch von der Oppofition, deren Chefs an den Fürstlichen Hof berufen wurden, sei aber eine wesentlich ver⸗ änderte Haltung zu erwarten. — Aus England kommt heute Abends der Minister in Pension, Mijatovich, in Belgrad an, dessen Meinung über die derzeitige Situation ebenfalls abverlangt wurde. Das größte Hinderniß für die Bildun eines neuen Kabinets sei die äußere Politik. Man gebe fi in versirten Kreisen der Befürchtung hin, daß weder die gegenwärtige, noch eine eventuell aus Neuwahlen hervor— gegangene Skupschtina die zu machenden Konzessionen gut⸗ heißen werde. Das neue Ministerium würde, so meint man, nur ein „Herbst-Ministerium“ sein. Bis Sonnabend dürfte die Ministerkrisis beendet sein.
Bulgarien. Sofia, 29. Oktober. (W. T. B.) Die Vationglversammlung hat ihr früheres Bureau mit Slavykoff als Präsidenten wiedergewählt.
— 30. Oktober. Fürst Alexander ist hier wieder eingetroffen; die Mitglieder des Bureaus der Rational— versammlung gingen dem Fürsten zur Begrüßung ent— gegen, während die Minister und Deputirten denselben im Palaste empfingen.
Danemark. Kopenhagen, 29. Oktober. Durch Kö— nigliche Resolution vom 26. d. M. wird der Posten eines Direktors im Kriegs-Ministerium vom 1. November R J. an, gerechnet wieder hergestellt. Zum Direktor des Kriegs⸗-Ministeriums ist Oberst J. J. Bahnson und zum Chef des ersten Departements desselben Oberst-Lieutenant F. F. Jacobi ernannt worden.
— 29. Oktober. (W. T. B. Jütland und Fünen sind gestern von einem heftigen Schneesturm heimgesucht worden. In Folge hiervon sind größere Störungen im Be— triebe der Eisenbahnen eingetreten. Die fällige Hamburger Post ist ausgeblieben.
Nr. 54 des Amtsblatts des Reichs⸗Postamts hat folgenden Inhalt: Verfügungen: Vom 25. Oktober 1880. Post« auftragsverfahren im Verkehr zwischen Deutschland und Frankreich. — Vom 25. Oktober 1880. Statistik über den Postauftragsverkehr mit Belgien. — Vom 25. Oktober 1880. Benutzung der Birken« felder Sekundär-Eisenbahn zur Postbeförderung. — Vom 27. Oktober 1880. Schluß der Post .- Bampfschiffahrten zwischen Frederskshavn und Christianssand. ⸗
— Nr. 31 des Deutschen Handels Archivs, Wochenschꝛift für Handel und Gewerbe, herausgegeben in Reichsamt des Innern, enthält: Gesetzgebung: Niederlande: Nähere Bestimmungen über die Klassifizirung von Zucker zum Zweck der Aceise⸗Erhebung — Frank⸗ reich: Cingangezoll auf die sogenannfen Guineas in der Senegal« kolonie. — Berichte: Deutsches Reich: Danzig. Bromberg. Tilsit. Memel. Frankfurt a. O. Goͤrlitz. Liegnitz. Glogau. Breslau— Erfurt. mden. Flensburg. Lubeck. Gera. Eöln. Aachen. Mainz. Nürnberg. — Rußland: Handelsbericht aus Berdiansk und Mariupol für 1879. — Moßkau (Rußlands Montanproduktion 1879. — Großbritannien: Handelsbericht aus Kapstadt für 1879. — Manchester (Lage der Baumwollindustrie). — Schweden und Nor⸗ wegen: Wirthschaftliche Verhältnisse Schwedens im Jahre 1879 (Fortsetzung). — Italien: Messinag (Seidenernte) — Dänemark: Kopenhagen (Ernte Ausfall in Dänemark). — Bominikanische Re= publik: Handelsbericht aus Puerto Plata für 1879. — Handesbericht aus Santo Domingo für 1879.
— Nr. 40 des Ju stiz⸗Ministerial-Blatts hat folgen⸗ den Inhalt: treffend die Aufbewahrung der älteren Jahrgänge der standesamtlichen Nebenregister. — Erkenntniß des Reichsgerichtz vom 3. April iss: Anspruch des zur Redhibition berechtigten Käufers eines Thieres auf Ersatz der Fütterungskosten. — Allgemeine Verfügung vom 21. Aktober 1880, betreffend die Anfertigung von Uebersichken über die Diensteinnahmen der Gerichtsvollzieher und den Abschluß der allgemeinen Dienstregister.
Statistische Nachrichten.
London, 26. Oktober. (Allg. Corr.) Das vom Handels⸗ amte veröffentlichte Schiff bruchregister für 1878579 ergiebt, daß im vorigen Jahre an den britischen Küsten sich 3002 Schiff— bruͤche ereigneten, wodurch 490 Menschen ihr Leben verloren. Wäh⸗ rend der letzten 25 Jahre haben nicht weniger als 49322 Schlff⸗ brüche stattgefunden, die einen Verlust von 18319 Menschenleben zur Folge hatten. Durch Rettungsboote, den Raketenapparat und andere Mittel wurden im vorigen Jahre 3307 Menschenleben von unter— gehenden Schiffen an den britischen Küsten gerettet.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Emil Palleske, in den weitesten Kreisen als Shakespeare⸗ Vorleser und Biograph Schillers bekannt, ist nach mehrwöchent lichem, schmerwollem Krankenlager am 28. Oktober in seiner Villa zu Thal bei Eisenach entschlafen. Sein erst vor Kurzem erschienenes Buch über „die Kunst des Vortrags“ hat zahlreichen Gebilbeten Be—⸗ lehrung und Anxegung gebracht und darf als literarisches Vermãcht⸗ niß des in rüstigem Mannesglter dabingerafften Vertreters feiner Kunst betrachtet werden. Palleske war als Sohn unbemittelter Eltern am 5. Januar 1823 in Tempelburg (Pommern) geboren.
— Das heutige positive und naiiongle Besitz recht— in seiner Unabhängigkeit von der römischen possessio darzustellen, ist der Zweck einer Schrift, welche Pr. Karl Jo seph Seitz, Landgerichts Rath in. Schweinfurt, vor Kurjem im Verlage von I; Guttentag (D. Collin), Berlin und Leipzig, veröffentlicht hat. Unser heimischer Besitz ist bisher unter der Hülle der römischen
ossessio wiedergegeben worden. Erst in neuester Zeit ist in der
urisprudenz die Ueberjeugung mehr und mehr zur gemeinen Mei⸗ nung durchgedrungen, daß das Wesen der als unser Besitz verwertheten römischen possessio noch keines weges richtig er⸗ faßt sei. Der Versasser der vorliegenden Abhandlung hat bereits im vorletzten Jahrgange von Grünhuts Zeitschrift für das Privat- und öffentliche Recht der Gegenwart feine dogma⸗ tischen Beweise niedergelegt, von welchen er an! daß sie darthun würden, daß die römische possessio bis in die späteste Kalferzeit nie mals das phantasiereiche Gebilden des bisherigen romanistischen und bei uns gemeinrechtlichen Besitzes gewesen fein dürfte. Er behauptet dort, daß allein wir selbst es sind, welche unsern eigenen, uns angeborenen Besitzbegriff in diese antike Lehre hineingetragen, wie die römische possessio in ihrer antiken Wirklichkeit niemals als Besitz und stets nur als das absolute und relatioe ECigenthum dez römischen jus gen tium und deg sog. besseren Rechts auftritt und daß demzufolge die Sub⸗ sumtion unseres heutigen Besitzrechtes unter den römischen Eigen⸗
Allgemeine Verfügung vom 25. Oktober 1886, be⸗
thumsbegriff der possessio als ein Irrthum unserer Civiljurisprudenz
sich erweisen dürfte.
Die Tossessio sei in Rom dasjenige Gigenthum, welches durch Besitz — corpore et animo domini — u. a.
ledig⸗
lig erworben“ werde, das Eigenthum, dessen Titel (causa, wie dat
römische und, in dem S
atze: französische Recht richtig
erasse), abgeseben
Sausa; das bloße Faktum des Besitzes fel, als deffen K
von
possession vaut titre, auch das der justa lage neben
den Interdikten die actio Publiciaria nachweislich sich ergebe, und welches — auch selbst als bloße sogenante possessio at interdicta — nach dem Zeugnisse eines Paulus (J. 2 P. uti poss. 43, 17) noch
immer „plus juris. oder:
und animus domini zur Seite stehe.
r urie . das bessere Recht oder das Eigenthum gegenüber demjenigen ist, welchem nicht einmal Besitz oder corpus
Sei aber die possessio ein
Eigenthum“, dann könne diese possessio — ein Eigenthum — nicht
unser Besitz sein; und die Frage, lösen übrig bleibe, sei: Was“ Besitzrecht? liegenden Schrift zu beantworten, aus der bisherigen herrschenden, noch „in einem bunten Gemenge“
welche alsdann einzig zu ist denn alsdann unser heutiges Diese Frage nun versucht der Verfasser in der vor⸗ indem er sich die Aufgabe stellt, gemeinrechten Besitzlehre, die römischen Eigenthumsbegriffe
welche
der possessio mit unseren germanischen Besitzbegriffen vermische, die
auch heute noch wahren Begriffe
des besseren Rechtes und Eigen
thums der römischen Ppessessib loszulssen. Der Verfasser beabsichtigt, den Begriff des heutigen deutschen Besitzrechtes aus dem heutigen Rechtsleben, aus der heutigen positiven Gewohnheit und Ueberzeugung
zu erfassen, daß, thumsart“ eine re aliena
erscheine, fremde Sache sich bewähre.
das heutige faktisch Auf diese Weise
en, und kommt durch seine Untersuchung zu dem Refuktate, während die römische possessio als eine römische ‚Eigen⸗ Besitzrecht als das zu besitzen:: als
Recht,
ein jus in
versucht der Verf.
zu zeigen, wie heimische Gewohnheit sowie die bisherige Mißdeu⸗ tung der cömischen possessio uns ein Institut von praktischem und dauerndem Werthe in der That neu geschgffen habe; wie die Aner kennung dieses reinen heutigen deutschen Befitzrechtes in seinen ver⸗ schiedenartigen Anwendungen — beispielswesse in dem deutschen Fauftpfande, dem Retentionsrechte, dem Lehensträger, dem Besißer
unter Eigenthumsvorbehalte eines Dritten,
dem Deposi
Pächter, Miether, Commodatar u. s. w — längst ein pr dürfniß gewesen fei. — In dem letzten Theile feiner Abhandlung giebt der Verf. dann auch eine Darstellung des Verhäͤltniffes dez heutigen absoluten und relativen Eigenthums zum deutschen Besitz⸗
rechte in der Fassung eines Gesetzentwurfes.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Na chweisung der in der Zeit vom 1. August 1879 bis 31. Juli 1880 im
tar, Finder, aktisches Be⸗
preußischen Staate ausgegebenen Jagdscheine.
Bezeichnung Zahl der des
Verwaltungsbezirks. scheine.
unentgelt · gegen Geld ich ausgegebenen Jagd⸗
Summa.
5380 37566 1559 3 3662 57595 7366 1825 3515 28560 1255 5 66s 5 664 647 196 1357 71806 8275 2588 5 935 1542 2151 3 356 1856 2135 1571 5116 2559 5257 2561 3144 3554
65 951 3 750
Regierungsbezirk Königsberg.
. Gumbinnen.
ö ,,,
w Marienwerder
. Potsdam ..
ö Frankfurt..
Pol izei⸗Präsidialbezirk Berlin Regierungsbezirk Stettin . .
ö Götlin.
Stralsund .
.
Bromberg.
Breslau...
Liegnitz ...
Oppeln ...
Magdeburg.
Merseburg.
Gin,
Schleswig .
eibezirk Hannover..
Hildesheim.
Lüneburg ..
Stade...
Osnabrück .
ĩ warn, ..
Regierungtzbezirk Münster ..
Minden ...
Arnsberg ..
Cassel ....
Wiesbaden.
Coblenz ...
Düsseldorf .
.
. 2914
Aachen... 3159
Sigmaringen 337
Recapi tulation.
Provinz Ostpreußen 9140 ö Westpreußen 5 821 Brandenburg .... 15923 7638 8062 17100 18 041 9935 12 535 14 962
O O 0 πO—⸗ͤ;sT s dòe—“
Te n n n n .
Landdro
e .
Schleswig ⸗Holstein . Hannover
Westfalen ? ö Hessen⸗Nassau .... 6435 Rheinprovinz k 368 Hohenzollernsche Lande .... 337
— — — — dòů - O O MO — Q ! d N —
374 242 215 384 423 306 1 215 153 115 185 167 259 163 289 157 159 79 118
5764 3992 2174 4246 2218 71606 1829 3734 3033 1354 5193 3221 6 806 6359 4 646 7337 8432 2667 10953 1942 2181 2856 1850 2135 1591 6138 2697 6390 3449 3816 3695 71027 3874 3217 3205 423
9756
6 420
16653 8 121
8 414
17811 18 436 10053 12 555 15 225 7265
21018 423
Summa 145 777 1878/79 sind ausgegeben ... 152231
152150 158359
mithin 1879, 80 weniger ... 5 57 Gewerbe und Handel.
Die gestrige
ordentliche Generalversammlung der
6209
Neuen
Gas⸗Aktiengesellschaft war von neun Aktionären besucht,
welche zusammen ein Kapital von 1650 00) repräsentirten. Wir entnehmen dem Geschäftsberichte für das am 530.
Geschäftsjahr folgende Mittheilungen:
1880 fast allgemein eingetretene Be ßen aller ge
hältnisse konnte ihren günstigen Einfluß auf erst in der zweiten Hälfte des licher Weise bemerkbar machen; es
allein die Minderproduktion des
wurde
mit einer Flammenzunahme von 1542, erreicht.
unser
Geschäfts jahres in dadurch ersten Semesters ausgeglichen, sondern noch eine Mehrproduktion gegen das Verjahr von 569 120 ebf, Durch günstige Be⸗ triebsresultate sowie durch die Besserung der russischen Valuta er⸗
Juni beendete Die mit Beginn des Jahres schäftlichen Ver⸗ Geschãft
erfreu⸗
zielten wir auf den Anstalten einen Mehrgewinn, welcher ung in den
Stand setzt, den Aktionären die gleiche Dividende wie im Vorjabr, Das Gesammtresultat des Betriebes auf allen 119904810 Die Zunahme beträgt also 569 4290 ebf Der Durchschnittsverbauch pro Flamme und Jahr 1921 ebf preuß., gegen 1961 ebf preuß. im Vorjabr, hat also Die Gesammtabgabe 119 894 500 An Steinkohlen wurden verbraucht
4516 o, zu gewähren. 22 Anstalten der Gesellschaft 119 335 390 obf im Vorjahr. oder 477 oo. betru ! eine Verminderung erfahren von 20399. auf allen 22 Anstalten beträgt 119 353 379 ebf im Vorjahr.
beträgt
chf
ebf gegen
nicht
gegen
141 239 hl. Daraug wurden produzirt 107 455 800 ebf Preuß. Gas oder pro Hektoliter 760 ebk Preuß. gegen 752 cbf Preuß im Vor⸗ jahr. Aus den vergasten Kohlen wurden 188 922 Koks gewonnen, oder durchschnittlich 133 677, gegen 134,14 0½ im Vorjahr. Von denselben wurden zur Retorten feuerung gebraucht 87 344 hl oder 462469 gegen 45.31 ½ im Vorjahr. Der Reigewinn beziffert sich auf 277 487 1 Hiervon gehen ab zum Reservefonds 13 8 Æ, an Tantièeme für die Direktion und den Auffichtgrath 35 355 S, an Tiridende in Höhe von 29 M pro Aktie 45 υαον!)) 257 500 S Dem⸗ nach bleibt ein Saldorortrag pro 1880/81 von 4617
Die Rohbilanz der Aktiengefellschaft für Bergbau, Eisen⸗ und Stahlindustrie „Union zu Dortmund ergiebt für das Geschäftsjahr 1879/86 einen Bruttoũberschuß der Betriebz⸗ rechnungen von rund 2 400 000 S, wozu an diversen Einnahmen der, Central verwaltung rund 20 060 Mƽ und an Gewinffbortrag de 1878/79 134 169 M treten, so daß das Gewinn ⸗ und Verlustkonto in runder Summe 2560 000 S im Kredit ergiebt. Davon sind ab⸗ zubuchen ca. 220 900 M für Generalunkosten und rund 1356 009 4 an Zinsen für fundirte Schulden und laufende Rechnungen. Von den verbleibenden g980 000 ½ wird eine Dividende von 2c auf das Aktienkapital Litt. A. gejahlt werden können, während 380 000 zu Abschreibungen reservirt werden. .
— In Siettin fand jüngst eine Sitzung des Comités zur Her— stellung der Eisenbahn Stargard ⸗Pyritz ⸗Cüst rin statt, der die Bauunternehmer Herrmann Bachstein, Donath und Reiche, in Firma Davy, Donath u. Co., aus Berlin beiwohnten. Bas Re— sultat der Sitzung war, daß fämmtliche noch nicht untergebrachten Prioritäts⸗ und Stammaktien von einem Finanzkonsortium gezeichnet wurden und der Bau an die genannten Bauunternehmer über⸗
tragen worden ist.
Nürnberg, 28. Oktober. (Hopfenmarktbericht von Leo— pold Held) Bas Hopfengeschäft war heute wesenlich flauer als am Dienstaasmarkte, da der Export Nichts kaufte und in Folge dessen auch die Kundschaftshändler mit dem Einkauf zurückhielten. Bei einer Gesammtzufuhr von ca. 165605 Ballen konnte nur ein Um⸗ satz von ea. 500 Ballen erzielt werden; die Preise sind durchschnitt⸗ lich um 5. M zurückgegangen. Die Notirungen lauten: Markt. waare, prima 55— 65 M, mittel 40-50 M, gering 30-40 1M½ ; Aischgründer, prima 65 — 765 MS, mittel 50 — 66 „6, gering 35 — 40 AM; Elsässer prima 70 — 85 „S, mittel 50 — 60 „, gering 40- 50 40; Württemberger, prima 80 – 90 MS, mittel 55 == 65 „MS, gering 35 — 40 6; Bavdischer, prima 70-85 M, mittel 50 = 66 „6, gering 35 140 4S½ é; Hallertauer, prima 80-90 S, mittel 50 —– 65 S, gering 36— 45 ½½ ; Polnischer, prima 85 — 100 M, mittel 55 - = 65 „; Ge⸗ birgẽ hopfen 65 — 86 Mä; Altmärker 30 - 0 0; Hallertauer Siegel⸗ gut, Au Wollnzacher prima 90— 110 ½, sekunda 56 = 75 S; Spal⸗ ter Land, leichte Lage 85 — 110
St. Petersburg, 30. Oktober. (W. T. B.) Wie verlautet, wird der Verwaltungsrath der russischen Centralbank in seiner heutigen Sitzung über die Liquidation dieser Bank berathen.
Berlin, 30. Oktober 1880.
Das Postamt auf dem Ausstellungsplatze in Düssel dorf hat während der Dauer seines halbjährigen Bestehens im Ganzen die bedeutende Zahl oon 217014 Post⸗ sendungen und 16750 Telegramme zu behandeln gehabt. Aufgeliefert wurden: 145 309 Postgegenstände, darunter 143 332 Briefsendungen, 29 Packet⸗ und W und 2248 Postanweisungen über rund 250 000 S340 Telegramme; stände, darunter 55
r mit durchschnitt⸗ Telegrammen.
Cöln, 30. Oktober, 12 Uhr 32 Minuten früh. (Tel.) Die englische Post vom 29. Oktober früh, planmäßig in Verviers um 8 Uhr 21 Minuten Abends, ist ausgeblieben. Grund: Stürmisches Wetter im Kanal.
Dem Jahrbuch der Königl. preußischen Kun st⸗ sammlungen, J. Band, Supplementheft (Berlin 13880, Weid⸗ mannsche Buchhandlung) entnehmen wir folgende amtliche Be⸗ richte aus den Königlichen Kunstsammlungen:
I. Königliche Museen.
. a. Gemäldegalerie.
In dem Vierteljahr vom 1. April bis 30. Juni ist nur ein Bild erworben worden:
Francesco de' Rossi, gen. Salviati, Bildniß eines jungen Edel⸗ mannes (etwa im Alter von 14 Jahren) in rothem geschlitzten Wamms und schwarzseidenem Ueberrock, worauf das Kreuz des Maltheser⸗Ordens. Auf dunklem Grund. Kniestück. Nußbaum⸗ holz, h. O, 109, br. O14. Trefflich erhalten. Auf der Rückfeite findet sich zweimal der Name Salviati; einmal auf einem aufgeklebten Papierblatt in der Schrift des XVI. und ein zweites Mal auf dem Holz in der des XVII. Jahrhunderts. Erworben in Mailand.
Die heiden neuen Oberlichtsäle konnten, nachdem die Anferti⸗ gung des Velum für den großen Saal sich einige Zeit verzögert hatte, am 27. April eröffnet werden. — Die Anordnung der einst⸗ weilen ausgeschiedenen Gemälde in den Depots wurde vollendet und ein neues Verzeichniß derselben nach den verschiedenen Räumen an efertigt. — Im Mai mußten auch die nach Westen gelegenen . wegen des Umbaues theilweise ern, werden.
Meyer.
b. Sammlung der Skulpturen und Gipsabgüsse. a. Abtheilung der antiken Skulpturen.
Im Laufe des 2. Quartals 1880 hat die Abtheilung antiker Originalskulpturen durch Vermittlung des Hrn. Dr. Bode zwei nicht unbedeutende Stücke erworben: nämlich eine angeblich aus dem Mäanderthal stammende
Satyrherme aus Rosso antico. und die bis auf den Kopf, die Arme, welche fehlen, und die Füße, welche größtentbeils reflaurirt sind, vorzüglich erhaltene
Statue eines Satyrs aus der Casa Alberti zu Florenz. fuß Außerdem ging ein in Smyrna erworbener marmorner Tisch— uß ein.
Die Ausarbeitung eines neuen Kataloges der Originale hat durch Orn. Dr. Lange, der provisorisch die Assistentenstelle verwaltet, Fort⸗ schritte gemacht.
Gipsabgüsse nach Antiken wurden in diesem Quartal nicht er—⸗ worben: nur schenkte Herr Friedländer den Steinhäuserschen Kopf, den man zum Parthenonfriese rechnet, im Abgusse. Die von vielen Seiten bisher vermißten Etiquetten für die Gipsabtheilung sind gegenwärtig im Druck.
Die pergamenischen Skulpturen wurden durch das Fragment mit dem Löwen auß Konstantinopel, ein Geschenk des dortigen riechischen Syllogos, sowie durch eine im Garten der Diakoniffen n Smyrna aufgefundene Platte der sog. Telephog-⸗Serie vervoll⸗ ständigt. Außerdem ist die letzte Sendung der aus Pergamon selbst kannn dn, Marmorwerke glücklich uf e und in der Säulen⸗ alle hinter der Nationalgalerie provssorisch untergebracht. Die Atbena⸗ und Zeutzgruppe nebst dem schönen weiblichen Kopf aus Pergamon gelangten zur Aufsstellung. . .
Die Reinigungsarbeiten an den Gigantomachiereliefs gingen in diesem Quartal eiwag langsamer von Statten, da der Lelter
derselben Hr. Freres einen Monat, ein anderer Bildhauer während des ganzen Quartals abwesend waren. Hrn. Freres und seinen Mit⸗ arbeitern sind wieder eine Reihe glücklicher Zusammenfügungen ge⸗ lungen; namentlich kam aber dieser Seite der Arbeiten die Anwesen—⸗ heit des Hrn. Humann, welche wir Sr. Excellenz dem Herrn Minister verdanken, vielfach zu Gute.
Conze.
Sp. Abtheilung der mittelalterlichen und Renaissance⸗Skulpturen. Während eines Aufenthaltes in Italien im Monat März d. J. batte der Unterzeichnete Gelegenheit, eine Anzahl Erwerbungen von Originalen wie von Abgässen für die Abtheilung zu machen, welche — 2 nach verschiedenen Richtungen hin in erwünschter Weise be⸗ reichern. Es sind dies zunaächst folgende Originale: Mino da Fiesole: Relieffigur der Fede. Mehr als dreiviertel lebensgroß. Ein charakteristisches, feines Werk dieseg Künstlers, das für eine öffentliche Sammlung ein besonderes Interesse in dem un⸗ fertigen Zustande hat, in welchem es geblieben ist, indem es in feinen verschiedenen Theilen die technische Behandlung des Marmors von den ersten Anfängen bis fast zur Vollendung zeigt. Verroecchio: Statuette des David. In bemaltem Thon. Von Bedeutung als Skizze für eines der vollendetsten Werke Verrocchio's und der Renaissance überhaupt, für die Bronzestatue im Bargello, ist dieselbe von besonderem Interesse als das einzige mir bekannte echte Aktstudium eines Bildhauers des Quattrocento. Verroecchio: Statuette des kleinen Johannes. Wie die vorige aus gebranntem Thon und bemalt; von seltener Erhaltung. Beide Figuren sind besonders erwünschte Bereicherungen unserer Samm⸗ lung als Werke desjenigen Künstlers, welcher auf die Entwickelung der Renaissance in der zweiten Hälfte des Quattrocento bestimmend einwirkte und für die Ausbildung der Hochrengissance von hervor ragendster Bedeutung, als Bildhauer aber der größte Meister seiner Zeit war. Wir besaßen bisher nur ein Werk des Künstlers — vielleicht auch nur aus seiner Bottega (die irrthümlich Pico della Mirandolg gengnunte Jünglingsbüste aus Thon). — Viese drei Ar⸗ beiten sind in Florenz vom Kunsthändler Bardini erworben.
Jacopo della Quercia: Die lebensgroßen Holzstatuen der Maria und des Engels. Obgleich des Stucküberzuges und der Bemalung, welche sämmtliche Holzskulpturen in Italien ursprünglich trugen, beraubt, sind diese beiden Statuen aus dem ÄUnfange der Früh⸗ renaissance neben der Größe der Auffassung von einer so fchlichren Vornehmheit, solchem Verständniß des Körpers unter der reichen Gewandung, daß sie dadurch selbst unter den Werken dez großen Schöpfers der Frührenaissance in Siena, Jacopo della Quereia, einen herrorragenden Platz einnehmen. Zwei noch jetzt bemalte (leider aber modern übermalte) freie Wiederholungen diefer Statuen, aller⸗ dings von sehr viel untergeordneterer Arbeit, in der Cossegiata zu San Gimignano tragen die Inschtift: UGG GCXXVI Martino Bartolomei de Senis pinxit. Dadurch wird auch die Zeit der Entstehung unserer Originale annähernd bestimmt. Auf Jachpo della Quercia weist der ganze Charakter der Statuen hin, abgesehen davon, daß keiner seiner Zeitgenossen in Siena zu einer ehen Leistung befähigt war. Erworben vom Blldhauer Brazzini in Florenz. ö
Florentiner Meister: Marmorsockel einer Kirchenstandarde aus dem Ende des XV. Jahrhunderts. Nach dem Typus der sehr reizvollen Cherubimköpfe dem Benedetto Majano am nächsten ver= wandt. Ein ebenso originelles, als meisterhaft durchgebildetes De—⸗ korationsstück des Quattrocento, von köstlicher Farbe des Marmors. Durch den Händler Bardini in Florenz erworben.
Florentiner Meister aus der zweiten Hälfte des Quattrocento: Marmorrelief der Madonna. Ganze Figur, etwa drittel Lebens⸗ größe; auf reichem, vergoldeten Stuhl sitzend; Grund farbig Von einem mir dem Namen nach unbekannten Bildhauer zweiten Ranges, der etwa zwischen Ant. Rossellinoe und Mino mitten inne steht und von dem mir mehrere, unter sich sehr verwandte Werke im Privat besitz vorgekommen sind, das beste dem unserigen ganz ähnlich, ja theilweise ganz gleich bei Mr. Gambier Parry auf Hingham Court in England. Der Kopf der Maria zu hart und unbe z eutend, die ganze Anordnung, Gewandung und der Ausdruck des Kindes aber voll naiven Reizeg. Erworben vom Kunsthändler Zuber in Venedig.
Statuette der hl. Barbara: venezignische Arbeit aus dem An— fange des XV. Jahrhunderts, in der Art der großen Reliefs am Dogenpalast. Aus istrischem Kalkstein; der Kopf in spaäͤterer Zeit, wenn nicht ganz neu eingesetzt. Etwa ein drittel lebensgroß; Hoch⸗= relief an einem Architekturstuͤck anlehnend. Durch den Kunsthändler Zuber von einem Bauunternehmer in Venedig erworben. .
Kleine Statuette eines heiligen Bischoss aus Kohle. Spät⸗ gothische Arbeit. Vom Kunsthändler Zuber in Venedig.
Werkstatt des Verroechio: Bemaltes Thonrelief der Madonna mit dem Kinde. Dasselbe wiederholt in freier Weise das bekannte Marmorrelief des Meisters, welches sich im Bargello zu Florenz be⸗ findet. Erworben vom Kunsthändler Baslini in Mailand; stammt aus der Nähe von Florenz. ͤ . .
Sammlung von sechs bemalten Stuckreliefs, die Madonna mit dem Kinde darstellend; fünf aus dem XV., eines aus dem XXVII. Jahrhundert. Eine Sammlung solcher Werke von guter Qualität und mit alter Bemalung, die sich noch jetzt mit geringen Mitteln zusammenbringen läßt, bietet ein besonderes Interesse, weil darin eine Reihe von untergegangenen Werken hervorragender Meister re⸗ produzirt und uns erhalten sind. Diese Stuckreliefs wurden nämlich im Atelier der Künstler gewöhnlich direkt über dem Driginal⸗ modell abgegossen, und dann unter ihren Augen bemalt, um als Altarstücke in Privatkapellen, Straßentabernakeln u. s. w. zu dienen. Eines der gekauften Stuckreliefs (vom Kunsthändler Guggenheim) reproducirt die schönste mir bekannte Komposition des alten Luca della Robbia, ein anderes ein kleines Madonnenrelief von Mino im Besitz des Mr. Gambier Parry in Hingham Court (England); ein drittes endlich ein großes Relief des South Kensington Museums, das einem sehr eigenthümlichen, etwas plumpen, dem Namen nach unbekannten Nachfolger des Donatello angehört. Alle drei sind mir bisher nicht in Stuckwiederholungen vorgekommen; von ersterem ist das Original verschollen.
An Gipsabgüssen wurden gleichzeitig in Florenz beim Former Lelli eine Anzahl meist kleinerer Reliefs und Büsten von Florentiner Meistern des XV. und XVI. Jahrhuaderts erworben. Darunter seien vier Reliefs der Wickelkinder des A. della Robbia vom Findel⸗ hause der Innocenti in Florenz, ein Marmorrelief Verroechio's sietzt im Privatbesitz zu London), die Madonna del Latte in Sta. Croce von Ant. Rossellinoö, eine Büste von Mino (Bischof Salutati) und eine Jünglingsbüste von A. Pollajuolo (im Bargello) namhaft gemacht. Von neuen Ausgüssen aus den früher im Auftrage des Ministeriums in Florenz ange⸗ fertigten guten Formen sind zu nennen: die vier Medaillon mit den Kardinaltugenden von Luca della Robbia (in S. Miniato), der Brunnenputto Verrocchio's im Hofe des Pal. Vecchio, ein Ma⸗ donnenrelief von A. della Robbia in Sta. Maria Nuova und die Madonnenstatue Ben. da Majanoz in der e,, ö
Bo de.
c. Antiquarium.
In der Zeit vom 1. April bis zum 30. Juni d. J. wurden er⸗ worben:
An Metallgegenständen:
Ein silberner massiver Armring mit einem eingedrückten Gold— blättchen, dag in flachem Relief ein von zwei Kriegern getragenes Bildniß zeigt. (Byjantinisch. Zugleich mit einer Reliestasel in Blei durch Vermittelung des Herrn Humann erworben.
An Edel steinen:
Ein Calcedon mit vertieft geschnittener Darstellung, ein kämpfen der Herkules mit der Eule auf der Schulter. Aus dem Peloponnes.
Aus Agalmatolith ein Formstein aus Kleinasten, zur Abfor⸗ mung alterthümlicher Ornamente, welche sich in den ältesten Funden
von Mykenä wiederfinden. Geschenk des Hrn. Humann.