— Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Hauses der Abgeordneten befindet sich in der Ersten Beilage
— In der heutigen C7.) Sitzung des Hauses der Ab⸗ geordneten, welcher die Staats⸗Minister Graf zu Eulen⸗ burg und Bitter mit mehreren Kommissarien beiwohnten, theilte der Präsident zunächst mit, daß von dem Abg. von Cuny eine Interpellation, betreffend die Gerichtskosten, ein⸗ gebracht sei; außerdem sei vom Finanz⸗Minister ein Bericht Über den Hinterlegungsfonds eingegangen.
Das Haus setzte darauf die erste Berathung des Entwurfs einer Kreisordnung für die Prorxinz Posen und des Einführungsgesetzes zur Provinzialordnung für diese Provinz fort. Der Abg. von Tiedemann (Bomst) befürwor⸗ tete die Vorlage; die gestrige Rede des Abg. Kantak habe be⸗ wiesen, wie schroff die nationalen Gegensätze in der Provinz seien; deshalb sei es nicht gut gethan, die volle Selbst— verwaltung einzuführen, weil sonst leicht der polnische Terro⸗ rismus die Oberhand erhalten würde. Redner ageceptirte die Bildung des Kreisausschusses aus ernannten Mitgliedern; wolle man etwa die Hälfte wählen, die andere Hälfte er⸗ nennen, so würden sich die ersteren stets als die eigentlichen Vertreter des Kreises betrachten und dadurch einen gefähr— lichen Zwiespalt in die Kommunal verwaltung hineintragen. Der Gedanke, die kommunalen Angelegenheiten dem gewählten Kreisausschuß zu übertragen, dem Landrathe aber die allge— meine Landesverwaltung vorzubehalten, sei noch bedenklicher; denn in politisch aufgeregten Zeiten sei man nicht sicher, daß das Kommunalvermögen mißbräuchlich angewendet werde. Auch die Bildung von Wahlbezirken für den Großgrundbesitz die Ernennung von Provinzial-Landtagsmitgliedern und die Einsetzung von Distriktskommissaren befürwortete der Redner im Interesse des deutschen Elementes in der Provinz. Der Abg. Kantak vertheidigte die! Polen gegen den Vorwurf, daß sie Terrorismus ausüben wollten; sie wollten nur ihre polnische Nationalität bewahren. Die Ernennung der Provinzial⸗ Landtagsmitglieder gehe nur darauf hinaus, die Polen zu ma⸗ jorisiren, das sei auch die Tendenz des ganzen Gesetzes, und deshalb könne die polnische Fraktion dasselbe nicht annehmen. Der Abg. Dr. Windthorst erklärte, daß er stets für die Rechte der Polen innerhalb der staatsrechtlichen Grenzen eintreten werde. Er stimme in dieser Beziehung mit dem ehemaligen langjährigen Vertreter der konservativen Partei, dem verstorbenen Herrn von. Gerlach überein. Da die Polen gleichzeitig Katholiken seien, so sei es sehr natürlich, daß sie in sehr vielen, namentlich kirchenpolitischen Fragen mit der sogenannten ultramontanen Partei zusammen⸗ gehen. Hieraus erkläre sich das Mißtrauen, das man ihnen entgegenbringe. Man behandle sie als grundsätzliche Gegner des Staates und übersehe, daß es in Oesterreich gar keine festeren Stützen der Regierung gebe als die galizischen Polen. Es liege durchaus kein Grund vor, wegen der vor— handenen Gegensätze in der posenschen Bevölkerung der Pro— vinz ein weiteres Maß von Selbstverwaltung vorzuenthalten. Derartige Gegensätze fänden sich auch in anderen Landestheilen, und die Besorgniß liege nahe, daß man insbesondere in den westlichen Provinzen aus demselben Grunde die Selbstverwaltung auf ein Minimum reduziren werde. Dies sei der Grund, weshalb er wünsche, zunächst die Vorlagen für jene Provinzen zu sehen, um davon sein Urtheil und seine Abstim⸗ mung über die jetzigen Entwürfe abhängig zu machen. So lange die Vorlagen für Rheinland und Westfalen nicht bekannt seien, fürchte er das divide et impera.
Der Minister des Innern, Graf zu Eulenburg, erklärte es
für eine sehr bedenkliche Taktik, in politischen Fragen die Abstimmung über eine Vorlage von der Gestaltung einer andern davon völlig unabhängigen Vorlage abhängig zu machen. Es sei dies eine Variation des anderweitig so sehr perhor⸗ rescirten Satzes do ut des. Wenn der Vorredner auf das
Beispiel der galizischen Polen hingewiesen habe, so wolle er nur daran erinnern, daß, als der Monarch bei seiner jüngsten Anwesenheit in Galizien von der Bevölkerung sehr warm empfangen wurde, polnische Blätter dies als un⸗ patriotisch getadelt hätten. Die Erwähnung, daß auch in anderen Provinzen Gegensätze innerhalb der Bevölkerung vor⸗ handen seien, treffe hier nicht zu, denn es sei ein großer Unterschied zwischen politischen und nationalen Gegensätzen. Der Abg. Kantak selbst habe ausgesprochen, daß seiner Partei die Erhaltung der polnischen Nationalität über Alles gehe. Gerade diese Thatsache mache die Regierung bedenklich und rechtfertige die Bestimmungen der Vorlage. Die Debatte wurde hierauf geschlossen, und die beiden Gesetzentwürfe der durch 7 Mitglieder zu verstärkenden Kommission für die Berathung des Zuständigkeitsgesetzes überwiesen.
Das Haus genehmigte hierauf in dritter Berathung den Gesetzentwurf, betreffend die Weichselstädtebahn. Der Rechenschaftsbericht über die weitere Ausführung des Gesetzes vom 19. Dezember 1869, betreffend die Konsolidation preußischer Staatsanleihen, wurde der Rechnungskommission, der Bericht über die bisherige Ausführung des §. 4 des Ge⸗ setzes vom 20. Dezember 1879 und des §. 5 des Gesetzes vom 14. Februar 1889 der Budgetkommission überwiesen.
Beim Schluß des Blattes ging das Haus zur Berathung der Uebersicht von den Staatseinnahmen und Aus⸗ gaben des Jahres 1. April 1879/80 über.
— Am 1. April 1881 tritt die Festung Thorn aus dem Befehls- und Verwaltungsbereiche des J. Armee⸗Corps in den⸗ jenigen des II. Armee⸗Corps über. An demselben Termine wird das 1. und Füsilier⸗Bataillon Gren adier⸗Regiments Prinz Carl von Preußen (2. Brandenburgischen) Nr. 12 von Guben bezw. Sorau nach Frankfurt a. O. verlegt werden.
— Der Minister für Landwirthschaft 2c. hat die Regie⸗ rungen durch Cirkularerlaß vom 26. Oktober d. J. angewiesen, ihm schleunigst eine Uebersicht darüber einzureichen, welchen Fortgang die Aufforstung der zum Staatsforstareal gehörigen Oedländereien während der letzten 3 Jahre ge⸗ habt hat, sowie gleichzeitig darüber, in welchem Umfange solche zur Zeit noch unaufgeforstete Flächen vorhanden sind.
— Das Reichsgericht hat in Uebereinstimmung mit der Rechtsprechung des ehemaligen Ober⸗Tribunals durch Er⸗ kenntniß vom 4. Oktober d. J. (IV. Civilsenat) ausgesprochen: Der preußische Fiskus stellt mit allen seinen Verwaltungs⸗ stellen, sogenannten fiskalischen Stationen, auch soweit das gemeine Recht Anwendung findet, nur ein Rechtssubjekt dar, und die einzelnen Stationen sind nicht als besondere Rechts⸗ subjekte anzusehen; es kann daher in einer Prozeßsache, falls der Fiskus in erster Instanz von einer nicht zur Vertretung in der schwebenden Sache zuständigen Verwaltungsstelle ver⸗ treten und diese Vertretung vom Instanzrichter genehmigt wird,
die Berufung (Appellation) von der zur Vertretung befugten
Verwaltungsstelle ausgehen. Andererseits genügt es zur recht⸗
mäßigen Vertretung des Fiskus in einem Prozeß, wenn einer
mit Unrecht als Prozeßpartei herangezogenen Verwaltungs— stelle die zuständige Verwaltungsstelle als Litisdenunziatin assistirt.
— Die notarielle oder gerichtliche Lession einer Hypo⸗ thek für ein dafür gewährtes Darlehn mit der damit ver⸗ bundenen mündlichen oder schriftlichen Abrede, daß bei Rück— zahlung des Darlehns nebst Zinsen bis zu einem bestimmten Zeitpunkt die Hypothek zurück zu cediren sei, bei nicht pünkt⸗ licher Rückzahlung des Darlehns die Hypothek eigenthümlich dem Cessionar verfallen sein solle, ist nach einem Erkenntniß des Reichsgerichts, J. Hülfssenats, vom 5. Oktober 1880, nicht als eine rechtlich wirksame Cession, sondern als eine ver⸗ schleierte Pfandhingag be der Hypothek zu erachten, mit der Abrede, daß das Pfand bei ausbleibender pünktlicher Zah— lung der Schuld dem Gläubiger für die Schuld zufallen solle. Eine solche Ahrede ist aber im Geltungsbereich des preußischen Allgemeinen Landrechts in Ansehung beider Kontrahenten wirkungslos, und der Cedent kann auch nach dem Ablauf des Zahlungstermins die Rückcession der Hypothek gegen Zahlung des Darlehns nebst den vereinbarten Zinsen bis zu dem Tage, an welchem er Zahlung offerirt, beanspruchen.
— Der General⸗-Lieutenant von Drigalski, bisher Commandeur der Kavallerie⸗Division des XV. Armee⸗Corps, ist aus Anlaß seiner Ernennung zum Commandeur der 19. Division behufs Abstattung persönlicher Meldungen mit Urlaub hier eingetroffen.
Bremen. 10. November. (W. T. B.) Die heute statt⸗ gehabte Versammlung der Bürgerschaft hat den An⸗ trag, eine berichtende Deputation mit der Formulirung der Bedingungen, welche bei einem etwaigen Anschluß Bremens an das Reichszollgebiet von Seiten des Reichs zu er⸗ füllen sein würden, zu beauftragen, mit 76 gegen 45 Stimmen abgelehnt und mit 89 gegen 30 Stimmen einen Antrag an— genommen, in welchem erklärt wird, daß es zur Zeit in— opportun sei, die Freihafenstellung Bremens aufzugeben.
Oesterreich⸗ Ungarn. Pest, 10. November. (W. T. B.) Die ungarische Delegation hat das Budget für die Marine mit einem geringen Abstrich genehmigt.
— Der Minister des Innern hat dem deutschen Theater⸗-Direktor Müller die Abhaltung von Theater— Vorstellungen im ganzen Lande, mit Ausnahme von Pest, bewilligt. Gleichzeitig wurde dem Theater-Direktor Müller bedeutet, daß er sich bezüglich der Abhaltung von Theater— Vorstellungen in Pest an den Stadthauptmann zu wenden habe, der ihm die Bewilligung ertheilen werde, sobald er die Theaterbewilligung von der autonomen Ortsjurisdiktion aus⸗ gewirkt habe.
Agram, 10. November. Der durch das gestrige Erd— beben hier angerichtete Schaden wird, abgesehen von den unberechenbaren Zerstörungen in den Kirchen, auf 3 Millionen
Gulden geschätzt, namentlich ist die Domkirche arg beschädigt
worden. Im Laufe der vergangenen Nacht und heute früh wurden abermals einige schwache Erdstöße bemerkt. Von dem Lande gehen ebenfalls Berichte über dort durch das Erdbeben angerichteten Schaden ein. Der Kaiser hat für die Be— schädigten 10 000 Gulden gespendet.
Schweiz. Bern, 9. November. (Bund.) Das letzte Bulletin der Bundeskanzlei über die Resultate der Re⸗ visionsabstimmung vom z31. Oktober, datirt vom 8. November, Nachmittags 1 Uhr 40 Minuten, ergiebt 259 996 Nein und 120 937 Ja, mithin eine Mehrheit für Ablehnung der Revision von 139 059 Stimmen. Graubünden hat nun 5079 Nein und 9486 Ja, Tessin 8744 Nein und 4741 Ja, und Wallis 13275 Nein und 601 Ja. g
mne ener .
Belgien. Brüssel, 10. November. (W. T. B.) Die Aktenstücke, betreffend den Abbruch der diploma— tischen Beziehungen zwischen Belgien und dem päpstlichen Stuhl, sind der Kammer, mit einer Ein— leitung versehen, vorgelegt worden. Die Publikation bezieht sich auf die Darlegung der Ursachen des Zwischenraumes, welcher zwischen der an den Baron d'Anethan am 5. Juni d. J. ergangenen Ordre zur Abreise von Rom und der Noti⸗ fikation des diplomatischen Bruches an den päpstlichen Nuntius in Brüssel (28. Juni d. J.) liegt. In dieser Beziehung geht aus den Aktenstücken Folgendes hervor: An dem Tage, an dem die Abberufung der belg schen Gesandtschaft im Vatikan notifizirt wurde, richtete Kar⸗ dinal Nina ein Telegramm an den Nuntius in Brüssel, in welchem er sich beklagte, daß die Maßregel der bel— gischen Regierung deshalb ergriffen worden, weil die letzte Depesche der Regierung ohne Antwort geblieben sei, und daß er seine Absicht, zu antworten, angekündigt hätte. Der päpstliche Staatssekretär verlangte die Rücknahme der Abberufung des belgischen Gesandten. Der Nuntius in Brüssel kündigte die noch bevorstehende Ankunft der Antwort der päpstlichen Kurie an. Die belgische Regierung, ohne die Abberufung d'Anethans aufzuheben, unterhielt gleichwohl ihre Beziehungen zur Nun— tiatur, weil sie weder verhindern wollte, daß ihr die ver— sprochene Antwort des päpstlichen Stuhles zugestellt würde, noch sich des Mittels berauben wollte, zu einem Urtheil dar— über zu gelangen, ob diese Antwort befriedigender Natur sei. — Die meist sehr umfangreichen Aktenstücke umfassen den Zeitraum vom 7. April bis zum 30. Juni 1880; angehängt sind außerdem die Eirkulare der belgischen Regierung an ihre Vertreter vom 17. Juli und 8. August d. J.
Großbritannien und Irland. London, 9. No⸗ vember. (Allg. Corr) Der „Minotaur“, das Flaggen⸗ schiff des britischen Kanalgeschwaders unter dem Befehle des Contre⸗Admirals Hood, verließ gestern Portsmouth und ging nach Plymouth ab, wo die Panzerschiffe „Northumber⸗ land“, Agincourt“ und „Achilles“ zu ihm stoßen werden. Das Geschwader wird sich dann nach Queenstown begeben, wo es bis auf Weiteres bleiben wird.
In Gegenwart des Prinzen Leopold, des jüngsten Sohnes der Königin, des Lordmayors und der City⸗Behörden sowie einer ungeheueren Volksmenge wurde gestern das Denk⸗ mal enthüllt, welches unweit Fleetstreet zur Erinnerung an die Stätte, wo einst das denkwürdige City⸗ Thor „Temple Bar“ gestanden, errichtet worden ist.
in Kabul vollständige Ruhe. dung Abdurrahmans hat sich nicht bestätigt und wird allge⸗
Aus Kalkutta wird der „Times“ gemeldet: Es liegen keine wichtigen Nachrichten aus Afghanistan vor. In Kandahar war bis zum gestrigen Tage Alles ruhig. Den letzten, etwa 19 Tage alten, Nachrichten zufolge herrschte auch Das Gerücht von der Ermor⸗
mein als falsch angesehen.
Vom Kap der guten Hoffnung werden neue Kämpfe gemeldet. Eine vom 6. d. datirte Depesche aus der Kapstadt besagt, daß am 31. Oktober Moletsaneis Bergfestung von Oberst Clarke's Kolonne erfolgreich erstürmt wurde. Während dieser Operation griff eine 5000 Mann starke feind— liche Abtheilung die Kolonialtruppen an, die Lerothodi's Dorf besetzt hielten. Ehe Verstärkungen ankommen konnten, wurde eine schwache Abtheilung derselben auf allen Seiten umzingelt, wobei fünf Soldaten blieben. Der Feind rückte in großer Stärke vor und zwang die Kolonialtruppen zum Rückzuge und zum Aufgeben ihrer Stellung. Die Tembus haben sich nun— mehr offen empört. Verstärkungen werden nach allen wichti⸗ gen Punkten gesandt.
11. November. (W. T. B.) Die gestrige Sitzung des Kabinetsraths dauerte nahezu vier Stunden. In derselben wurde, wie die „Times, erfährt, die Frage diskutirt, ob im Hinblick auf das amtlich erwiesene Umsichgreifen der Agrarbewegung in Irland nicht eine Vergrößerung der Gewalten der Exekutive geboten sei.
Frankreich. Paris, 10. November. (W. T. B.) Dem „Soir“ zufolge soll der Präsident Grévy ge— äußert haben, daß nach dem Sturze des gegenwärtigen Kabi— nets die einzige logische Maßnahme die Auflösung der Depu— tirtenkammer sein würde. — In dem heute bei dem Minisker— Präsidenten Ferry abgehaltenen Kabinetsrathe haben die Minister ihre Ansichten über die Ergebnisse der Verhandlun⸗ gen der Gruppen der Linken ausgetauscht. Man glaubt, daß das Ministerium bei seinem Beschlusse, seine Enklassung zu geben, beharren werde.
Die Minister traten heute Abend unter dem Vorsitze des Präsidenten Gray im Elysée zusammen; allseitig wurde aner⸗ kannt, daß öffentliche Erklärungen betreffs des Verhaltens der Re⸗ gierung unumgänglich nothwendig seien. Die republikanische Linke wird morgen eine bezügliche Interpellation an das Ka— binet richten.
Die Verhandlungen der verschiedenen Gruppen der Linken der Deputirtenkam mer haben heute noch nicht zu einem Resultate geführt. Die Linke und das linke Centrum sind für das gegenwärtige Kabinet, die äußerste Linke ist dagegen. Von Seiten der Union républicaine wer— den einige Vorbehalte gemacht und erklärt, daß das gestrige Votum der Deputirtenkammer kein Mißtrauensvotum sei, daß aber die gestern beschlossene Tagesordnung beizubehalten sei. Die Verhandlungen sollen morgen fortgesetzt werden.
11. November. (W. T. B.) In parlamentarischen Kreisen wird die Ministerkrisis als beigelegt betrachtet. Man erwartet, daß die Kammer heute dem Ministerium ein Vertrauensvotum ertheilen und das Ministerium sich bereit erklären werde, die von der Kammer aufgestellte Reihenfolge der Berathung anzunehmen.
— (Fr. Corr.) Der Pariser Gemeinderath hat in der letzten Zeit aus eigener Initiative einen vollständigen Gemeindegesetzentwurf durchberathen und mit 35 Stim⸗ men gegen eine angenommen. Die Hauptbestimmungen sind folgende:
Die Mitglieder des Gemeinderaths können jeden Augenblick auf das Verlangen der absoluten Majorität der eingeschriebenen Wähler abgesetzt werden. Die Wahlen werden von dem Gemeinderath selbst geprüft; mit den Gemeindeämtern ist Gehalt verbunden; an der Spitze der Stadt Paris steht ein Maire mit acht Adjunkten, jener wie diese von dem Gemeinderath aus seiner Mitte gewählt und durch Beschluß desselben jederzeit absetzbar; Maire und Adjunkten bilden einen vor dem Gemeinderathe verantwortlichen Mairieraih, welcher alle Gemeindebeamten ernennt und absetzt; die Givilstandsregister werden von be— sondern Beamten geführt; der Gemeinderath entscheidet unumschränkt über alle Interessen der Gemeinde, seine Beschlüsse sind sofort voll streckkar und bedürfen weder einer Bestätigung, noch können sie einer Einsprache unterliegen; der Gemeinderath kann nur durch ein Dekret des Präsidenten der Republik und aus genau bezeichneten Gründen suspendirt oder aufgelöst werden, in welchem letzteren Falle die Wähler auf den viertnächstigen Sonntag einberufen werden müssen; Form, Umfang und Erhebungsmodus der Steuern wird vom Gemeinderath bestimmt, doch darf dieser keine indirekte Steuern einführen, und die von ihm dekretirten Anleihen müssen von den Wählern erst genehmigt werden; die Stadt Paris leistet keinen Beitrag für die Bedürfnisse der Kulte.
Griechenland. Athen, 9. November. (W. Pr.) Der König wird in der letzten Novemberwoche in Begleitung mehrerer Generalstabs⸗ Offiziere sämmtliche Garnisonen im Königreiche und die Truppenaufstellungen längs der Grenze zu inspiziren beginnen. — Die Heilige Synode hier erklärte sich bereit, einen Theil der Kirchengüter für Kriegszwecke zu opfern. — Ein im Piräus eingelaufener belgischer Dampfer überbrachte vierzig Kruppsche Bordgeschütze für Rechnung der griechischen Kriegsverwaltung. — General Soutzo wurde zum Kommandanten des für den Epirus bestimmten Armee⸗Corps und General Petmezas zum Kom⸗ mandanten des Armee⸗Corps für Thessalien ernannt. — Eine gegenwärtig dem Ministerrathe vorliegende Note Komunduros an die türkische Regierung fordert die letztere zu der Erklärung auf, in welcher Weise dieselbe den auf Griechenland bezüglichen Bestimmungen des Berliner Vertrags nachzukommen gedenke.
Türkei. Aus Ragusa 19. November, meldet, W. T. B.“: Nach hier eingegangenen Nachrichten weigern sich die Ein⸗ wohner von Dulcigno mit Derwisch Pascha zu unter⸗ handeln. Die in Italien ansässigen Albanesen haben an die albanesische Liga die Aufforderung zum Widerstande gerichtet. — Derwisch Pascha hat die Führer der alba⸗ nesischen Liga in freundschaftlicher Veise in Skutari , . und denselben den Rath ertheilt, sich zu unter⸗ werfen.
Serbien. Belgrad, g. November. Der „Pol. Corr.“ wird von hier gemeldet: Der Minister des Aeußern Mijatovie hat unter dem 6. November an die diplomatischen Ver⸗ treter Serbiens im Auslande eine Cirkulardepesche gerichtet, welche sich in folgendem Gedankengange bewegt: Das Bedürfniß, das Land durch Reformen zu regeneriren, sei schon längst und je länger, desto lebhafter empfunden. Alle Patrioten seien der Ueberzeugung, daß Serbien nur als ein im Geiste des wahren Konstitutionalismus konsolidirtes und mit den Garantien eines Rechtsstaates ausgestattetes Land der Zukunft beruhigt entgegengehen könne. Hand
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in Hand mit diesen Reformen müßten Jene gehen, welche die Entwickelung des Handels, der Kommunikations mittel und überhaupt der ökonomischen Zustände des Landes anstreben. Als eines der wichtigsten Mittel zur Erreichung dieses Zieles könne auch die Erhaltung und Entwickelung der freundschaftlichen Beziehungen zwischen den Mächten) und Serbien betrachtet werden. Dieser Zweck werde am ehesten erreicht, wenn Serbien, ohne die Interessen und erworbenen Rechte des eigenen Landes aus dem Auge zu verlieren, be⸗ strebt sein werde, die Rechte anderer Staaten in loyaler Weise zu respektiren und die internationalen von Serbien übernommenen Verpflichtungen durchzuführen. Ich, fährt der Minister fort, werde mich bemühen, in der angedeuteten Richtung vorzugehen, wobei ich auf Ihre eifrige Mitwirkung rechne, damit wir zur Zufriedenheit unseres erhabenen Herr⸗ schers und im Interesse des Vaterlandes unsere Aufgabe lösen
können.
Montenegro. Cettinje, 9. Novemher. (P. C.) Die Chefs der oberalbanesischen Liga sind seit drei Tagen in Tusi versammelt und halten Berathungen. In Skutari sind 500 Arnauten aus Prizrend eingetroffen, und es gewinnt immer mehr den Anschein, daß die Uebergabe Dulcignos nicht ohne Gewaltanwendung zu bewerkstelligen sein wird. — Hier betrachtet man eine von Derwisch Pascha getroffene Verfügung, darin bestehend, daß derselbe Genie⸗ offiziere zur Besichtigung sämmtlicher Positionen von Dul⸗ cigno entsendet hat, als im Widerspruche mit seiner offiziellen Mission befindlich, und glaubt überhaupt Grund zu haben, um alle Schritte Derwisch Paschas mit Vorsicht und Miß⸗ trauen zu verfolgen.
. Asien. Persien. (Allg. Corr Die „Daily News“ läßt sich aus Teheran und Syra melden:
Abdullah mit 8000 Mann befindet sich acht Meilen von Urm ia. Die Belagerung ist wieder aufgenommen worden. Ein kur⸗ discher Sturm ist mit großem Verlust zurückgeschlagen worden. Der Schwiegersohn Abdullahs wurde getödtet. Die Truppen aus Teheran sind in Aliabad bei Painkaleh eingetroffen. Abdullahs kurdische In⸗ surrektion verursacht große Spannung in den Beziehungen zwischen der Pforte und Persten. Die Armenier leben unter der schrecklichen Furcht, daß beim Rückzug der Kurden aus dem persischen Terri— torium die armenische Frage durch ihre vollständige Vernichtung gelöst werde.
Dem „Standard“ wird aus Teheran berichtet:
Einzelnheiten über die Insurrektion treffen nun allmählig in Tabris ein. Ein Brief von einem Einwohner Sandjbulak meldet, daß während der kurdischen Okkupation alle Einwohner gezwungen wurden, sich gleichfalls als Kurden zu kleiden, und in ihren Häusern gefangen gehalten wurden. Viele Gefangene sind nach der Stadt gebracht worden, die Umgegend ist mit unbegrabenen Leichen bedeckt, und es wird der Ausbruch einer ernsten Epidemie befürchtet. In Folge eines Streites, der zwischen Abdullahs Enkel und feinem Verwandten Hamza Aga ausgebrochen, ist eine Fehde unter den Kurden aus— gebrochen; nur die Mongur, und Zurga⸗Stämme sind dem Scheich treu geblieben. — Ein vom 28. Oktober datirter Brief aus Urmia meldet, daß die Kurden unter Abdullah selber die Stadt während drei Tagen ununter⸗ brochen stürmten, aber mit einem Verlust von dreihunbert Mann zurückgeschlagen wurden. Der Gourerneur und die Truppen zeigten hohen Muth. Alle Dörfer der Umgegend sind zerstört worden. Während der Zerstörung von Digala wurde ein eingeborner protestan⸗ tischer Geistlicher schwer verwundet und ein Dekan getödtet. Die amerikanischen Missionäre beherbergen fünfhundert muselmännische und christliche Flüchtlinge im Missions hause außerhalb der Stadt. Abdullah, welcher vernahm, daß der Mifsionar Labari überfallen und beraubt wurde, ließ die Uebelthäter kreuzigen. Vom Erzbischof Cluzel ist ein, Brief eingelaufen, welcher meldet, daß sowohl er als die Mitglieder der römischkatholischen Mission sich wohl befinden und die Kurden sich zurückgezogen, nachdem sie von den Truppen unter Taimur Pascha geschlagen worden waren.
— Nr. 56 des Amtsblatts des Reichs-⸗Postamts hat folgenden Inhalt: Verfügungen: Vom 7. November 1886. Sta tistik über die zur Bestellung eingegangenen Telegramme; vom 4. No⸗ vember 1880. Neue Ausgabe der Formulare zu den statistischen Nach⸗ weisungen für dasJahr 1881.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Stuttgart, 9. November. Der Münster⸗Baumeister Scheu in Ulm ist gestorben.
— Die Nr. 1950 (Cölner-Dom⸗⸗Fest Nummer) der Illu⸗ strirten Zeitung“ (Leipzig, Verlag von J. J. Weber) ent⸗ hält folzende Abbildungen: Allegorisches Umschlagsbild. — Empfang des Kaiserpaares und der Hohen Gäste durch den Weihbischof Baudri und das Domkapitel im Westportal des Doms. DOriginaljeichnung von H. Lüders. .— Die Feier der Grundsteinlegung am Südportal des Domgt. Originalzeichnung von H. Lüders Gweiseitig) — Das Tedeum im Dom. . ODriginalzeichnung von H. Lüders. — Saß Banket im Gürzenichsaal. Originaljeichnung von F. Waibler. — Der historische Festzug auf dem Neumarkt. Nach einer Zeichnung von L. v. Elliot Gweiseitig). — Die Einfügung des Schlußsteins in die Kreuzblume des südlichen Thurmes. Driginalzeichnung von F. Waibler. — Kuriositäten aus den Gebieten der Heraldik, Sphragistik und Numitmatik: Dag Staatswappen von Siam. 2 Abbildungen: L. Großes Staatesiegel. M Kleines Staats siegel. — Polytechnische Mittheilungen: Dr. H. Bocks Schulbank. Billard⸗Kontroluhr. 2 Figuren. Apparat zur Schaumweinbereitung.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
(Gem. Ztg. für Elsaß⸗Lnothr) Der Tabakbau in Elsaß⸗ Lothringen unterlag im Jahre 1880 zum erstenmale den Bestim⸗ mungen des Gesetzes vom 16. Juli 1879, durch welches einer seits der Zoll und die Steuer vom Tabak bedeutend erhöht und anderer⸗ seits an die Stelle der bisherigen Flaächensteuer die Gewichts steuer gesetzt wurde, neben welcher der erstere Besteuerungsmodus aus prak— tischen Gründen nur für Tabakpflanzungen von geringem Umfange — Grundstücke von weniger als 4 a — beibehalten worden ist.
Während nun aber die neuen Zollsätze nach Erlaß des Gesetzes
sofort in ihrer vollen Höhe in Krast zu treten hatten, vollzieht * die Steuererhöhung für den inländischen Tabak nur successive; es kommt nämlich für die Ernte des Jahres 1880 nur ein Steuerbetrag von 20 ½ , für 1881 ein solcher von 30 M und erst vom Jahre 1882 ab die volle Steuer von 45 M für 160 kg fabrikationsreifen Tabak zur Erhebung. Der Grund für diese stufenweise Einführung der Steuererhöhung liegt darin, daß vor Erlaß des Tabakssteuer⸗ gesetzes ausländischer Tabak in so ungewöhnlich großen Mengen zum früheren niedrigeren Zollsatze eingeführt worden war, daß eine un⸗ mittelbare Anwendung deg vollen Steuersatzes den inländischen Tabak⸗ bau für mehrere Jahre hätte brachlegen müssen. r Diese Rücksicktnahme des Gesetzgebers auf die Interessen der inländischen Pflanzer hat nun im laufenden Jabre ungeachtet der manigfachen Pflichten und Unbequemlichkeiten, welche das neue Be— steuerungtsystem den Pflanzern auferlegt, die Tabakkultur in Elsaß⸗ Lothringen in unerwartetem Maße gefördert. Der Gesammtflächen⸗ inhalt, der im Jae 18809 mit Tabak bepflanzten Grundstücke be⸗ trägt 318 424 a, während derselbe im Jahre 1879 246 385 a und in 1878 gar nur 218 072 a betragen hatte.
Siebt man von dem durch die Zollerhöhung bereits beeinflußten Ergebnisse des Jahres 1879 ab, so ergiebt fich eine Steigerung des
Anbaues von 46 o. Ohne Zweifel hat hierzu auch der ungewöhn⸗ lich hobe Preis beigetragen, welcher für das 1879er Produkt erzielt worden war (15 A für 100 kg getrocknete Blätter gegen 51 MS für das 1878er Erzeugniß).
Verhältnißmãßig bat der Tabakbau die größte Zunahme in Lothringen erfahren; dieselbe beträgt gegenüber dem Jahre 1878 mehr als das Dreifache. Diese Erscheinung erklärt sich wohl aus dem Umstande, daß in diesem Bezirke größtentheils nur Grundstücke von geringem Umfange bepflanzt werden, für welche an Stelle der Ge— wichtẽ steuer die Besteuerung nach Maßgabe des Flächeninhalts zu 3 . . n, . in Lothringen betrieben
ird, geht aus folgender Vergleichung mit den Anbauverhältni des Elsasses hervor. Es beträgt: ! ; fer
. in Lothringen im Elsa Die Zahl der tabakbauenden Gemeinden 342 r 6 ĩ
2 d /. 9593 11342
beflanzten Grundstücke von
weniger als 4 a Flächeninhalt 11883 739 Die Zahl derjenigen von 4 a und darüber 71 22 880 Der Gesammtflächeninhalt der mit Tabak
bepflanzten Grundstücke. 5 604 a 312 820 a
Während demnach im Bezirk Lothringen auf eine tabakbauende Gemeinde durchschnittlich 1644 a und auf je einen Pflanzer O, 58 a Tabakland entfallen, ergeben sich für das Elsaß durchschnittlich 1232 a Tabakland pro Gemeinde und 27,6 a für je einen Pflanzer. Ein Pflanzer in Lothringen produzirt also im Durchschnitt nur ca. 7,7 kg Tabak in fermentirtem Zustande.
x Am meisten konzentrirt sich der Tabakbau in den Hauptamts⸗ bezirken: Colmar (Elz 364 a), Straßburg (67 555 a) und Hagenau (30 432 a), — und innerhalb dieser sind besonders namhaft zu machen die Steueramtsbezirke: Illkirch mit 60 751 a, Erstein mit 56 g30 a, Benfeld mit 55 503 a, Schleitstadt mit 35 401 a, Ober ehnbeim mit 26 187 a, Markolsheim mit 20 010 a, Brumath mit 15 655 a und Barr mit 1170 a.
Den größten Umfang hat der Tabakbau in den Gemeinden Er— stein: 15 222 2, Geispolsheim 14 141 a und Ebersheim 11 416 a. Shhlließlich sei erwaͤhnt, daß die heurige Tabakernte durchschnitt— lich einen guten Ertrag geliefert, und daß dem Vernehmen nach auch in Baden die Tabakkultur in diesem Jahre an Umfang zuge⸗ nommen hat.
Gewerbe und Handel.
Bereits vor mehreren Jahren hatte sich der hiesige Ingenieur⸗
Verein mit der Bildung eines Revisions vereins für Cen mf fl be⸗ schäftigt, angeregt durch die günstigen Resultate und die volle Be⸗ währung der bereits 1869 und spaͤter ins Leben getretenen ähnlichen Vereine in Mannheim, München, Siegen, Pfalz, Magdeburg, Ham⸗ burg, Anhalt u. s. w.. Auch Hr. Dr. Werner Siemens gab dazu mehrfache Anregung, indessen führten diese Bemühungen zu keinem entsprechenden Erfolg. Nun hatte aber 1879 auf Antrag des Hrn. Dr. H. Grothe der Verein für Gewerbefleiß die Zweckmäßigkeit eines Dampfkessel⸗Revisions vereins für Bertin und die Provinz Brandenburg durch seine Abtheilung für Mathematik und Mechanit berathen lassen. Zu gleicher Zeit hatte der Berliner Bezirksverein deutscher Jngenieure über Antrag der HH. Behrens, Simon u. A. dieselbe Frage ventilirt und eine Kommission zur Aufstellung der Statuten ernannt. Die Polytechnische Gesellschaft nahm einen ähnlichen Antrag des Hrn. A. Pütsch auf und wählte ein Comité, Endlich berieth der Verein für chemische Großgewerbe einen ähnlichen Antrag des Hrn. Dr. Martius. Diese großen Vereine entsandten sodann zu einer gemeinschaftlichen Statuten“ berathung unter Vorsitz des Hrn. Veil⸗Meyer besondere Delegirte. Das so durch die größten technischen Vereine Berlins gebüdete Comits hat in einer Reihe von Sitzungen ein Statut ausgearbeitet, dasselbe drucken laͤssen und dem Handels-Minister zur Genehmigung vorgelegt. Bei angestellter Umfrage der Kommissionsmitglieder brei befreundeten Kesselbesitzern ergab sich sofort eine Anzahl von ca. 150 Kesseln, welche den Anfang der Vereintthätigkeit bilden. Der Verein hat sich konstituirt und einen provisorischen Vorstand gewählt, zu welchem unter Anderen gehören Hr. Direktor Simon, Dr. Darm⸗ staedter, W. Wedding, Direktor Rösike, Behrens u. J. Derselbe hat seine Thätigkeit bereits eröffnet. Berlin hat allein ca. II66 Kessel, und in der Provinz Brandenburg wird trotz Rücksichtnahme auf die Revisions vereine zu Frankfurt 4. O. und zu Magdeburg doch noch ein ziemliches Kontingent von Kesseln für den neuen Verein beitritts⸗ bereit sein, sodaß seine Wirksamkeit eine ausgedehnte werden kann. Die Vorzüge einer regelmäßigen öfter wiederholten Prüfung und Kontrolle der Dampfkessel durch Ingenieure und 'speziell mit den Tampfkessel- und Feuerungeswesen vertraute Techniker sind durch die bereits seit Jahren bestehenden Vereine zu demselben Zweck in England, Deutschland, Oesterreich, Schweiz u. s. w. erwiesen. Die Sicherheit und, die Oekonomie des Betriebes gewinnt dadurch wesent⸗ lich und hat diese Art der Revision, wie die vielen Jahresberichte der bestehenden Vereine lehren, noch viele andere Vortheile und Än— nehmlichkeiten für Kesselbesitzer im Gefolge; diefelbe ist eine durch und durch zeitgemäße und rationelle Institution. Als Vor— sitzender des Vereins fungirt Hr. Direktor Simon, Haidestraße, Berlin. — Nach dem Geschäftsbericht der Berliner ⸗Weißbier⸗ Brauerei Aktien⸗Gesellschaft, vormals Cart Landré, für das Geschästejahr 1878/80 hat dieses Jahr folgendes Resultat ergeben: Es wurden abgesetzt: 68 4834 t gegen 68 2453 t in 1878.79. Dies ergiebt eine Zunahme von 238 t. Zu Malz wurden 1289 321 kg. Weizen und 3517 992 EKg Gerste verarbentet. Mit Einschluß des letzten Geschäftsjahres betragen seit Bestehen der Ge— sellschaft die gesammten Abschreibungen 409 249 , die gezahlten Dividenden 1039 500 1½, der Reservefond 68 660 S, 12 000 0 sind in den letzten vier Jahren und fernere 30 000 Æ für das jetzt begonnene Geschäftsjahr von der auf dem Grundstück haftenden Hypo thekenschuld zurückgezahlt worden.
— Die New⸗AYorker Hdls.-tg.“ äußert sich in ihrem vom 29. Oktober datirten Wochenbericht folgendermaßen: Mit Aus— nahme recht bedeutender Umsätze am Brodstoffmarkt, namentlich in Weizen war das Geschäft am Wagren / und Produktenmarkt sehr ruhig. Für Getreidefrachten hat die Nachfrage abermals nach— gelassen, da jedoch das Angebot von Schiffen beschräͤnkt war, haben Raten sich behaupten können; für volle Ladungen wurden im Ganzen nur 19 Schiffe geschlossen. Ba um wolle in disponibler Waare stellte sich bei stillem Geschäft . C. niedriger; Termine verkehrten ebenfalls in, weichender Tendenz. Für Roh zucker blieb eine ruhige Stimmung vorherrschend. Rio Kaffee schließt nach Anfangs etwas lebhafterem? Begehr matt; in west— und ostindischen Sorten fand ein beschränktes Konsumgeschäst statt; letztere fanden für schwimmende Waare mehr Beachtung. Raff. Petroleum verharrte in geschäftsloser Lage, doch wurden Preise bierdurch nicht affieirt. Schmal; hole einen Anfangs der Woche er— littenen Rückgang wieder ein, während Speck in flauer Haltung verkehrte und Rindfleisch nur in kleinen Partien begehrt war. Ter— pentinöl war Anfangs der Woche matt, schließt jedoch, ebenso wie Harz, fest und in steigender Tendenz. Am opfenmar kt zeigte sich etwas mehr Nachfrage, doch hielten Preise sich zu Käufers Gunsten. In fremden Manufakturwaaren war das Geschäft womsößlich noch stiller als in der Vorwoche. Der Import frem“ der Webstoffe betrug für die heute beendete Woche 1 364 187 Voll. gegen 1256 578 Doll. in der Parallelwoche des Vorjahres.
Nürnberg, 9. November. (Hopfenmarktbericht von Leo— pold Held.) Die in dem letzten Bericht angezeigte festere Stimmung hat sich seither fortwährend erhalten. Die stetige Kauflust der Kundschaftshändler, welche große Posten Mittelwaare aus dem Kom missionslager entnahmen, sowie die gute Frage für Export hat die Preise wiederum wesentlich gesteigert. Gejtern und heute war der Geschäftsverkehr ganz besonders lebhaft; es dürfte eine Preis steigerung von 5 10 „ angenommen werden. Die Verkäufe waren viel be⸗ langreicher als die Zufuhren, und es lichteten sich in Folge dessen die Kommissionslager sehr bedeutend. Stimmung sehr fest und animüt.
Die Notirungen lauten: Marktwaare, prima 70-75 , mittel 0 6d 1M, gering 45 - 50 66; Gebirgshopfen, prima S5 -— 95 M, Hallertauer Sigelgut prima ioo — 126 S, fekunda 75 —- 85 M Dallertauer ohne Sigel, prima 90 — 110 1½, sekunda 65 — 75 M, gering 50 = 60 M; Aisch C Zenngr., prima 75 — 85 S, mittel 60 —=65 A6, gering 4 - 50 1½Ʒ ; Württemberger, prima 95—1 10 „, mittel 70 bis s0 M, gering 50 —– 55 S; Badischer, prima 60-75 „Sʒ; Polnischer, prima 95 — 115 , mittel 66— 75 AK; Elsässer prima 85— 960 Sp, mittel 65 — 75 ½ν, gering 50 —55 C
Verkehrs⸗Anstalten.
Southampton, 109. November. (W. T. B) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Ma in“ ist hier eingetroffen.
Berlin, 11. November 1880.
Preußische Klassenlotterie. (Ohne Gewähr.) Bei. der heute beendigten Ziehung der 2. Klasse 163. Königlich preußischere lf fen kotkerie fielen! 1 Gewinn von 12 000 S auf Nr. 70 978. 1 Gewinn von 1800 MS auf Nr. 3553. 1ẽ Gewinn von 300 MS auf Nr. 33 272.
Der Hauptverein für christliche Er bauungsschrif⸗ ten feierte am Mittwoch in der Parochial kirche sein 66. Jahresfest, bei dem Pastor Quandt die Festpredigt hielt. Der Verein hat auch im verflossenen Jahre sich der huldvollen Unterstützung Sr. Majestãat des Kaisers sowie Ihrer Majestät der Kaiserin zu erfreuen gehabt. Die Gesammteinnahmen beliefen sich auf 46 6607 (, die Ausgaben auf 45 688 4, so daß ein Bestand von 919 M. verblieb. Neu. gedruckt und aufgelegt wurden 46 Schriften in zusammen 375 500 Exemplaren. Selt Bestehen des Vereinz sind überhaupt 11 408 609 Exemplare verbreitet worden. Dem Hauptverein stehen 5 in Stettin, Königsberg, Görlitz und Falkenhagen zur
eite.
wurde L
eindruck, den das ca. 4 Me Auf einem 2 Meter ho dessen rechte Vorderecke
— Im Residenz-Theater finden bereits Proben zu Ibsens
Schauspiel „Nora“ statt, in welchem bekanntlich Fr. . Nie⸗ mann ⸗Raabe mitwirken wird. — Belle ⸗Allianee / Theater. Ed. Jacobsons Posse „Der juůngste Lieutenant', welche wegen Heiserkeit des Frl. Ernessine Wegner heute nicht in Scene gehen kann. kommt nun am Sonn abend bestimmt zur Aufführung. Am Sonntag Nachmittag wird Der Rattenfänger von Hameln“ zum 205. Male gegeben.
Literarische Neuigkeiten und periodische Schriften
Mittheilungen des Vereins zur Wahrung der ge— meinsamen wirthschaftlichen Interessen in Rheinland und Westfalen. 18586. Nr. 7, 8 und g. — Inhalt: Referat über die Sitzung des Ausschusses vom 5. Juli 1880. — Referat über die Sitzung des Vorstandes vom 19. September 1880. — Referat über die Sitzung des Ausschusseg vom 28. September 1880. — Schreiben des Vereins an die wirthschaftlichen und industriellen Vereine und Gewerbekammern in Deutschland. — Erlaß des Fürsten Reichs⸗ kanzlers an den Verein. — Schreiben des Vereinspraͤsidenten an die Königl. Eisenbahn⸗Direktion in Berlin. — Schreiben des Herrn Gebeimen Regierungs- Raths Dittmer, früher Vorsitzender des Eisen⸗ bahn⸗Kommissariats in Coblenz. — Die JV. Generalversammlung des Centralverbandes deutscher Industrieller. — Das gewerbliche Unterrichtswesen. (Referat, gehalten von General⸗Sekretär Bueck, in der Generalversammlung des Centralverbandes deutscher In dustrieller am 20. September 1880). — Das englische Haftpflicht gesetz vom . Seytember 1880. — Nachtrag zum Katalog der Bibliothek des Vereins zur Wahrung der gemeinsamen wirthschaft⸗ lichen Interessen in Rheinland und Westfalen. — Transportnoth und Wagenmangel. Von W. T. Mul vany.
Notizblatt des Vereins für Erdkunde zu Darm stadt, des mittelrheinischen geologischen Bereins und des naturwissenschaftlichen Vereins zu Darmstadt (Mit⸗ theilungen der Großherzogl. hess. Centralstelle für die Landes- statistik] Augustheft 1889. — Inhalt: Eisenbahnen Juli 1886. — Preise der gewöhnlichen Verbrauchsgegenstände Juli 1880. — Vergl. meteorol. Beobacht. Juli 1880. — Sterblichkests verhältn. Juli 1880. — Meteorol. Beobacht. zu Darmstadt Juli 1850. — Die landw. Bodenbenutzung und die Ernteerträge 1579. — Volks- schulen, Fortbildungsschülen und Privatunterrichtsanstalten, Frühjahr 1880. — Bergwerke, Salinen und Hütten 1879. — Studirende auf der Landesuniversität, Sommersemester 1880. — Vereinsangelegen⸗ heiten, Verzeichniß der im 1. Halbjahre 1880 den Vereinen zu gesen · deten Schriften.
Sozial -⸗Correspondenz (herausgegeben von Dr. Victor Böhmert und Arthur von Studniß in Bres den). Allgemeine Aus- gabe. Nr. 45. — Inhalt: Hauptresultate der letzten Volkszählungen. — Armenpfleger Erfahrungen. — Vagabundenkrankheit. — Der Em⸗ dener Handarbeits Cursus. — Ein französisches Familisterlum. — Arbeitsmarkt.
r gemeine Literarische Correspondenz, heraus gegeben von Johannes Proelß und Julius Riffert in Leipzig, Verlag von Carl Reißner in Leipzig. Nr. 76. — Inhalt: Popularphilo⸗ sophie, religiöse Aufklärung und Humanitätsideale im achtzehnten Jahrhundert. Von Moritz Brasch. — Der zweite Schriftstellertag des Allgemeinen deutschen Schriftstellerverbandes in Weimar (25. biz 2. September 1889). Bericht des Schriftführers des Verbandes. Schluß) — Kritische Umschau: Novellen: Flörke, Die Insel der Sirenen, bespr. von Julius Riffert; Medisinisches: Reich, Die Ursachen der Krankheiten; Reich, Die Gestalt des Menschen und deren Beziehungen zum Seelenleben, bespr. von Heinrich Rohlfs; Lobstein, J Fr. Lobstein sen., bespr. von Gustav Balke. — Zeitge⸗ schichtliche Msttheilungen. — Fragen und Antworten. — Allgemeiner
deutscher Schriftstellerverband. Protokoll über die Berathungen des
zweiten deutschen Schriftstellertages in Weimar am 26. Se tem ˖ ber 18809. Nach den stenographischen Niederschriften, wr Schriftführer des Verbandes. (Schluß folgt.) — Freies deutsches Hochstift zu Frankfurt a. M. — Änzeigen.