für die wissenschaftliche Kommission in Kiel zur Erforschung der deutschen Meere im Interesse der Fischerei ein eigenes Ge⸗ bäude zu errichten. Der Staats⸗Minister Dr. Lucius erkannte die erfolgreiche Thätigkeit der Kommission an, ein Bedürfniß zur Errichtung eines besonderen Gebäudes für dieselbe habe sich aber noch nicht herausgestellt. Bei Kap. 1066 (Landes⸗ meliorationen u. J. w.), und zwar bei Tit. 10 Gu Vorarbeits- und Verwaltungskosten in Landes-, Melio⸗ rations⸗ und Deichbau⸗Angelegenheiten) bat der Abg. Mooren, die der Niers⸗ und Nordkanal⸗ und der Erp⸗Meliorationsgesellschaft gewährten Darlehen in Fortfall zu bringen. Der Minister Br. Lucius sagte die Berücksichti⸗ gung zu. Eine gelegentliche Bemerkung des Abg. Mooren gab zu einer kurzen Debatte über die Frage, ob der Staat in solchen Dingen die Landwirthschaft unterstützen solle, Veranlassung; an derselben betheiligten sich die Abgg. Dirichlet, von Hülsen, Frhr. von Minnigerode und Dr. Löwe (Bochum), Bei dem Dis positihnsfonbs zur Unterstützung der landwirthschaftlichen Vereine beschwerte sich der Abg. von Rozanski darüber, daß die polnischen landwirthschaftlichen Vereine nicht unterstützt würden, Der Staats⸗Minister Dr. Lucius wies darauf hin, daß die Unterstützungen für die landwirthschaftlichen Vereine an die Centralvereine gehen, und daß die polnischen Vereine sich nur mit diesen in Verbindung zu setzen hätten, um auch an den Unterstützungen zu partizipiren. Der Abg. von Ludwig be— klagte sich über die entstellten Berichte der Zeitungen über die Parlamentsverhandlungen und bat den Präsidenten, in Er⸗ wägung zu ziehen, wie diesem Uebelstande abzuhelfen sei. Der Präsident von Köller bemerkte, daß diese Frage vielleicht bei einer anderen Gelegenheit, aber nicht hier beim landwirthschaft⸗ lichen Etat erwogen werden könne. .
Die dauernden Ausgaben, Kap. 103 — 107, wurden hierauf unverändert genehmigt.
Das Haus ging über zu den einmaligen und außer— ordentlichen Ausgaben Kap. 13. Die Budgetkommissionbeantragte die außerordentlichen Ausgaben unverändert zu genehmigen. Auf eine Anregung des Abg. Schmidt (Stettin) erklärte der Minister Dr. Lucius, daß eine Konvention mit England betreffs der Aus⸗ übung der Fischerei an den Küsten nicht bestehe, daß auch im letzten Jahre Belästigungen deutscher Fischer durch englische stattgefunden haben, und daß, um dies in Zukunft zu verhindern, die Stationirung mehrerer Kanonenboote zum Schutz der deutschen Fischer in Aussicht genommen sei. Der pekuniäre Erfolg der Berliner Fischerei⸗Aus⸗ stellung sei insofern ein günstiger, als nicht die gesammte staatliche Garantiesumme gebraucht worden sei; der auf diese Weise erzielte Ueberschuß würde, dem Wunsche des Abg. Schmidt⸗Stettin entsprechend, zu Zwecken der Förderung der Fischerei verwendet werden. Hierauf wurden die außer— ordentlichen Ausgaben, dem Antrage der Budgetkommission gemäß, unverändert genehmigt.
Das Haus ging über zu dem Etat der Gestütsverwaltung (Einnahmen Kap. 33). Bei Schluß des Blattes nahm das Wort der Abg. Hellwig.
— Die von den landwirthschaftlichen Vereinen auf— gestellten vorläufigen Berichte über die dies— jährigen Ernte-Ergebnisse sind inzwischen publizirt worden, und wenn auch schon bei den Etatsberathungen deren im Allgemeinen befriedigendes Resultat konstatirt worden ist, so ö wir doch noch besonders auf sie aufmerksam machen zu sollen.
Wie die in den Jahren 1878 und 1879 vorgenommenen Ermittelungen, beruhen die jetzt angenommenen Zahlen auf den durch die Kreisvereine vorgenommenen Schätzungen.
Bei der Berechnung der Gesammt⸗ und der Hektaren— erträge sind die bei Ermittelung der Anbauverhältnisse im
ahre 1878 gewonnenen Daten, unter Benutzung der im hre 1879 bei Erhebung der Ernteerträge gegebenen Berich— tigungen zu Grunde gelegt worden.
Es ist also angenommen worden, daß alljährlich annähernd dasselbe Areal mit den verschiedenen Hauptfruchtarten be— stellt wird.
Nicht berücksichtigt hat werden können der Ausfall, welcher sich etwa ergiebt durch die möglicherweise stattgehabte Ver⸗ minderung des mit Roggen angebauten Areals durch Um— pflügungen in Folge der Maifröste. Es ist aber nicht anzu⸗ nehmen, daß dieser Ausfall erheblich in das Gewicht fällt, weil die Angabe, daß in größerem Umfange die Umpflügung von Noggenfeldern stattgehabt habe, nur in wenigen der von den einzelnen Kreisen erstatteten Berichten findet.
Die Gegenkontrole der jetzigen Angaben wird die im Fe⸗ bruar stattfindende definitive Feststellung der Ernteergebnisse gewähren.
— Ein Altentheil ist nach einem Erkenntniß des Reichsgerichts, vom 8. Mai d. J, in Ermangelung ent⸗ gegenstehender Festsetzung vom Adjudikatar außer dem Kauf⸗ preise zu übernehmen.
Bayern. München, 25. November. (Allg. Ztg.) Der Steuerausschuß der Abgeordnetenkammer hat die Berathung des Art. 2 des Gesetzentwurfs über die Kapital⸗ rentensteuer heute fortgesetzt und beendet. Der Abänderungs—⸗ vorschlag des Abg. Walter gelangte schließlich zur Annahme. Nach demselben soll die Kapitalrentensteuer in folgender Weise angelegt werden: mit 1,5 Proz. bei einer Jahresrente von über 49 bis 300 S6, mit 2 Proz. von über 306 bis 600 (M, mit 2.5 Proz von Über 600 bis 1000 , mit 3 Proz. von über 1000 bis 3000 6, dann mit 3,5 Proz. über 3600 . Die Berathung ist, unter Annahme einiger Abänderungen, heute bis zu Art. 10 gediehen, womit der erste Abschnitt, „Gegenstand und Maßstab der Kapitalrentensteuer“, erledigt ist. Hervorzuheben dürfte sein, daß der zweite Absatz des Art. 9 — „bayerische Staatsangehörige, welche, ohne einen Wohnsitz in Bayern zu haben, sich dauernd im Ausland auf— halten, sind der Kapitalrentensteuer nicht unterworfen“ — abgelehnt wurde.
Württemberg. Stuttgart, 25. November. (St. A. f. W.) Im Druck erschienen ist der Haupt-Finanzeta) für den 1. April 1881 bis 31. März 1883 nebst Anlagen. Es ist ein Band von 908 Seiten. Der Staatsbedarf pro 188182 ist auf 52 267 817 M6, d. h. 1 590 558 S weniger angesetzt, als der von 1880/81, was in erster Linie von der Verminderung des Bedarfs für die Staatsschuld (— 2384 212 66, nämlich statt 21 740 451 6 nur 19 356 239 0) herrührt. Der Ertrag des Kammergutes (Domänen und Verkehrsanstalten), ist auf 21 383 966 veranschlagt gegen 22 3090509 S, also um 9165435 Mυ geringer. Der durch Steuern zu deckende Theil des Einnahme—
Ludgets beträgt 30 853 851 S½ gegen 31 557 8665 M.
Der Ertrag aus den Steuern von Grund und Boden, aus Gebäuden und Gewerben ist wie seither mit 8723 315 6 angenommen, der Ertrag der Kapital⸗, Dienst⸗ und Berufs⸗ einkommensteuer auf 4194909, (statt 3 780 909 also 414 000 S). Bei den Wirthschaftsabgaben ist statt / 7640 355 66 ein Betrag von 9430 236 ( 1789 880 1M) eingesetzt, herrührend von der beantragten, durch eine Denk-. schrift begründeten Erhöhung der Malzsteuer. Bei den Sporteln und Gerichtsgebühren sind statt 1 480 9000 (6 2480 009 M eingesetzt ( 1 Million Mark). Die Summe der Deckungsmittel durch Steuern beträgt 26 404 851 0 C 28510 1809 6, bleibt also hinter dem oben angegebenen Bedarf von 30 883 8651 6 um 4479 09909 4M zurück. Nun sind als Antheil Württembergs an den Zöllen aus der Tabak⸗ steuer 2 800 900 M eingesetzt, und endlich ist als Zuschuß aus dem zur Bestreitung der Tilgungsrate an der Eisenbahnschuld aufzunehmenden Anlehen die Summe von 1565 364 6 pro 1881/82 (und von 2077 337 6 pro 1882/83) vorgesehen; da⸗ durch ergiebt sich pro 188182 ein Unterschuß von 113 546 , pro 188283 ein Ueberschuß von 114 078 6 — Die Leistungen für das Deutsche Reich sind für jedes der beiden Jahre mit 6 960 595 ½υ ( — S67 S6) in den Ausgabenetat eingestellt.
— Der „Schwäbische Merkur“ entnimmt der Etatsvor—⸗ lage, daß die Regierung die Verwandlung der landwirth— schaftlichen Akademie in Hohenheim in eine landwirthschaft⸗ liche Schule ablehnt. Die Kunstgewerbeschule in Stuttgart wird zu einer selbständigen Anstalt unter einem eigenen Vor— stande erhoben.
Sachsen Altenburg. Altenburg, 25. November. (Lpz. Ztg.) In einer noch gestern Abend abgehaltenen Sitzung der Landtagsabgeordneten ist der Geheime Justiz-Rath Dr. Hesse aus Eisenberg zum Vize⸗Präsidenten der Landschaft erwählt worden. Diese Wahl hat die landes⸗ herrliche Bestätigung erhalten. Heute fand die feierliche Er— öffnung des Landtages statt.
Elsaß⸗ Lothringen. Straßburg, 25. November. (Els. Lothr. Ztg) Als Tag des Zusammentritts des Landesausschusses ist, wie wir hören, jetzt der 6. De⸗ zember in Aussicht genommen, da sich annehmen läßt, daß bis dahin der Entwurf des Landeshaushalts-Etats für 1881ñ82 die Zustimmung des Bundesraths erhalten haben wird. Außer dem Etat wird dem Landesausschuß die vorläufige Uebersicht der Einnahmen und Ausgaben für das Etatsjahr 1879,80, sowie die allgemeine Rechnung über den Landeshaushalt für das Jahr 1876 zugehen. , —
Zur Vorlage sist ferner bestimmt ein Gesetzentwurf. be— treffend die Einrichtung der oberen Forstbehörden, wonach vom 1. April 1881 an die bestehenden Forstdirektionen auf— gelöst und deren Befugnisse den Bezirks-Präsidenten über— tragen werden. Sodann liegt es in der Absicht der Re⸗ gierung, den Gesetzentwurf über das Jagdrecht, welchen der Landesausschuß in der vorigen Session aus seiner Ini— tiative beschlossen hatte, in einer, nach gutachtlicher Anhö— rung des Staatsraths abgeänderten Fassung wieder vorzulegen, Auch die Frage der Fürsorge für die wegen Dienstunfähigkeit entlassenen Forstschutzbeamten der Gemeinden und öffentlichen Anstalten, sowie fuͤr die Wittwen und Waisen solcher Beamten wird voraussichtlich den Gegenstand einer dem Landesausschuß zu machenden Vorlage bilden. Eine weitere Vorläze soll die Kastbatkeit des Miethers oder Pächters für Brandschäden in der Weise regeln, daß die Haft— barkeit nur bei einem von dem Miether zu vertretenden nachweisbaren Verschulden eintritt. Endlich wird von der Regierung beabsichtigt, einen Gesetzentwurf einzubringen, durch welchen bestimmt wird, daß öffentliche Versteigerungen zum Zwecke des Verkaufs 2c. von Gegenständen des unbeweglichen Vermögens nur durch einen Notar vorgenommen werden dürfen. — Die vorstehend genannten Gesetzentwürfe haben sämmtlich dem Staatsrathe vorgelegen und werden dem Landesausschusse zugehen, sobald der Bundesrath denselben seine Zustimmung ertheilt haben wird. . 2
— Zu Kommissarien des Kaiserlichen Statt⸗ halters behufs Vertretung der Vorlagen aus dem Bereich der Landesgesetzgebung sowie der Interessen Elsaß⸗Lothringens bei Gegenständen der Reichsgesetzzebung im Bundesrath sind in Gemäßheit des 8.7 des Gesetzes vom 4. Juli 1879 er— nannt worden: die Unter⸗Staatssekretäre von Fommer-⸗-Esche, von Puttkamer, von Mayr; der General⸗-Direktor Fabricius, sowie zur Vertretung der Etatsvorlage der Regierungs⸗Rath Dr. Roller.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 25. November. Wie die „Pr.“ vernimmt, gedenkt die Regierung dem Reichsrathe einen Entwurf einer Civilprozeß-Ordnung und ein Gesetz betreffs der Anfechtbarkeit von Rechtshandlun—⸗ gen zahlungsunfähig gewordener Schuldner zu unterbreiten.
Pest, 25. November. Wie „Egyetértés“ erfährt, ist der Gesetzentwurf über die Civilehe, zu dessen Vorlage die Regierung gelegentlich der vorjährigen Budgetdebatte Sei⸗ tens des Abgeordnetenhauses aufgefordert worden war, nun bereits fertig; derselbe sei dieser Tage Sr. Majestät behufs vorgängiger Genehmigung unterbreitet worden und sei es wahrscheinlich, daß der Kultus-Minister den Gesetzentwurf noch während der Verhandlung seines Budgets dem Hause vorlegen werde.
Großbritannien und Irland. London, 25. No⸗ vember, (Allg. Corr.) Aus Irland wird gemeldet: In der Nähe von Borrisokane (Tipperary) wurde vorgestern Abend auf den protestantischen Geistlichen Biddulph geschossen; eben⸗ so bei Longhreg auf einen in seinem Garten sich ergehenden Gutsbesitzer, in beiden Fällen glücklicherweise ohne Erfolg. — Die Hülfsarbeiter des Kapitäns Boycott haben den größten Theil ihrer Aufgabe gelöst, und es sind bereits mehrere mit Getreide beladene Wagen unterwegs nach Dublin.
Aus der Kapstadt wird dem Reuterschen Bureau unterm 22. d6. telegraphirt: Das von den Bafutos unter Jonathan Molappo angegriffene Residenzgebäude in Leribe ist vom Oberst Wavell entsetzt worden. Letzterer erbeutete eine große Anzahl von Rindern.
— 27. November. (W. T. B.) Heute findet in Windsor ein Kabinetsrath statt zur Festsetzung des Tages für den Zusammentritt des Parlaments. — Lord Coleridge ist zum Lord-Oberrichter von England er— nannt worden.
Dublin, 26. November. (W. T. B,) Der Beginn des Staatsprozesses gegen Parnell ünd Genossen ist
vom Gericht nunmehr auf den 28. k. Mts, festgesetzt worden.
Frankreich. Paris, 25. November. (C. Ztg.) Das
Journal officiel“ veröffentlicht zwanzig Ernennungen von
räfekten und Unter-Präfekten, wodurch die letzte ewegung vervollständigt wird.
Der päpstliche Nuntius, Msgr. Czacki, hat dem Minister des Auswärtigen, Barthélemy Saint⸗-Hilaire, einen Prote st der römischen Kurie gegen die Ausführung der März— dekrete in Form einer diplomatischen Note überreicht, welche nicht für die Oeffentlichkeit bestimmt ist. Noten derselben Art sind schon früher vom Vatikan an die französische Regierung gerichtet worden.
Die Regierung bereitet einen Entwurf vor, um die Art der Wahl der Gemeinderäthe von Paris zu verändern. Die 20 Arrondissements von Paris sollen, wie im Ministerrathe beschlossen wurde, nicht, wie man zuerst beabsichtigte, in vier, sondern in sechs Wahl⸗ bezirke getheilt werden, wobei zwei Bezirke auf das linke Ufer kommen werden. Zwei Wahlbezirke werden je vier, und vier Wahlbezirke je drei Arrondissements umfassen. Dieser Ent⸗ wurf, der in Gemeinschaft mit dem Seinepräfekten ausgear— beitet wurde, soll der Kammer vorgelegt werden und die Regierung wird eine schleunige Berathung desselben ver— langen, damit er auf die am 9. Januar staktfindenden Ge— meindewahlen anwendbar sei.
— 25. November. (W. T. B.) Im Senat begann heute die Generaldiskussion des Budgets. Nach einer langen Rede Gavardies, welcher die Regierung lebhaft angriff, wurde die Sitzung auf morgen vertagt. .
Vor dem Zuchtpolizeigericht wurden heute in dem Prozeß des Generals de Cissey gegen Laisant und Rochefort die Verhandlungen fortgesetzt.
Laisant beantragte eine achttägige Vertagung behufs Abhörung weiterer Zeugen. Der Antrag wurde abgelehnt. Der Anwalt de Cissey, Robinet Clery, widerlegte hierauf Punkt für Punkt die seinem Klienten gemachten Beschuldigungen und wie auf die von Cissey dem Staate geleisteten glorrelchen Dienste hin. Es folnten darauf die Plaid yers der Advokaten Rocheforts und Laisants. Die weitere Verhandlung wurde sodann auf morgen vertagt. Bei dem Plaidoyer deg Anwaltes Cisseys ertönte aus dem Zuhörerraum Bei⸗ fallsrufen, und der Saal wurde in Folge dessen von den Zuhörern geräumt.
Italien. Rom, 26. November. (W. T. B.) m Deputirtenkammer nahm heute der Justiz-Minister zur Widerlegung verschiedener Behauptungen das Wort, welche in der gestrigen und vorgestrigen Sitzung von Interpellanten aufgestellt worden waren. Hiernächst wurden im Anschluß an die bisher gestellten Interpellationen verschiedene Anträge ein⸗ gebracht. Nach mehrfachen Erwiderungen von Deputirten auf die vom Ministertisch aus gegebenen Erklärungen wurde die Sitzung auf morgen vertagt. — Dem „Osservatore Romano“ n, Vanutelli nunmehr zum Nuntius in Wien ernannt.
Griechenland. Athen, 25. November. (W. Pr.) Die Generale Sutzo, Sapunzaki und Petimezas sind von hier abgereist, um die Truppenaufstellungen zu inspi⸗ ziren. — Der neue französische Gesandte Graf Mou my trifft heute hier ein.
Corfu, 25. November. Gestern sind im Piräus vier Torpedoboote angekommen. Mehrere Beamte des Krupp— schen Etablissements unterweisen die Artillerie in der Hand⸗ habung der Kruppschen Geschütze. Die Punkte, an wel— chen vor der Einfahrt in die griechischen Häfen See⸗ minen gelegt werden sollen, werden vermessen und durch Bojen bezeichnet.
Türkei. Aus Ragusa, 26. November, meldet W. T. B.“: Nachdem Bedri Bey gestern in Kunja die Konvention für die regelrechte und friedliche Uebergabe Dulcignos, welche auf heute Mittag festgesetzt war, unterzeichnet hat, ist Bozo Petrovich mit 4060 Mann und 12 Kanonen nach Dulcigno abgegangen, um die Stadt und die umliegenden wichtigen Positionen zu besetzen. — Die „Polit. Corresp.“ er⸗ fährt, der Akt der Uebergabe und Uebernahme Dul⸗— cignos habe heute seinen faktischen Anfang genommen.
— Wie den „Daily News“ unterm 27. d. aus Dul cigno gemeldet wird, haben die Montenegriner bereits alle Hauptpositionen besetzt.
Rumänien. Galatz, 26. November. (W. T. B.) Die Zulassung der Delegirten Serbiens und Bulga⸗— riens zur Theilnahme an den Berathungen der Don au— kommission soll am 29. d. M. erfolgen. Wie es heißt, würde die Kommission die Ausarbeitung eines neuen Ent— wurfs behufs Regelung der Donauschiffahrt beschließen und es würde demzufolge das österreichische Avantprojekt nicht der erste Gegenstand der Berathung sein.
Serbien. Belgrad, 24. November. Dem Bureau Reuter wird von hier gemeldet: Oberst Nicolich, der ser⸗ bische Delegirte in der Donauschifffahrts-Komission begiebt sich heute Abend auf seinen Posten. Es heißt, die von dem serbischen Kabinet in dieser Kommission zu beobach⸗ tende Haltung werde vorläufig eine reservirte sein.
Montenegro. Cettinje, 26. Novemher. Der „Polit Corresp.“ wird von hier gemeldet: Der Fürst von Monte⸗ negro hat die der Konvention entsprechenden militärischen Maßnahmen zur Uebernahme Duleignos im Laufe des heutigen Tages angeordnet; der designirte Gouverneur Popovich ist bereits von hier abgereist. Derwisch Pascha hat hierher mitgetheilt, daß er persönlich die Uebergabe be⸗ werkstelligen werde. Seitens Montenegros sind die Delegirten der Mächte eingeladen worden, gleichzeitig mit den montene⸗ grinischen Truppen in Dulcigno einzuziehen.
Amerika. Washington, 26. November. (W. T. B.) Nach einem dem Staatssekretär Evarts zugegangenen Tele—⸗ gramm der amerikanischen Kommission in Peking ist von den Bevollmächtigten der Vereinigten Staaten und Chinas ein Handelsvertrag und ein Vertrag, betreffend die Auswanderung, am 17. d. M. unterzeichnet worden. In dem Vertrage über die Auswanderung wird den Ver⸗ einigten Staaten die Kontrole nach Maßgabe der amerika⸗ nischen Gesetze über die Einführung chinesischer Arbeiter zugestanden. Details über den Handelsvertrag sind noch nicht bekannt.
Asien. Per sien. (Allg. Corr.) Aus Teheran wird den „Daily News“ berichtet, daß die Scheichs Abdullah und. Abdul Gardir mit einem Theile ihrer Mannschaften türkisches Gebiet betreten haben. Dreihundert Kurdenköpfe sind in Tabriz angekommen, um dort ausgestellt zu werden.
Afrika. Egypten. Cairo, 24 November. Dem Reuterschen Bureau wird berichtet: Das Einnahme⸗ und Ausgabe⸗Budget ist nunmehr in seinen Einzeln⸗ heiten beinahe fertig. Es wird für gewiß angenommen, daß die Ausgaben die des Vorjahres nicht übersteigen werden, da Riaz Pascha sich absolut weigert, irgend welche Vermeh⸗ rung der Ausgaben der verschiedenen Departements zu ge⸗ nehmigen, deren Voranschläge die von Sir Rivers Wilson und der internationalen Liquidationskommission festgestellten Sum⸗ men übersteigen dürften. Die britische Regierung bringt die Herren Carver und Royle als Mitglieder der Hülfskommission zur Reform der gemischten Tribunale in Egypten in Vorschlag. Der aus den Generalkonsuln zusammengesetzte Ausschuß zur Re— form der Rechtspflege wird ohne Verzug zusammentreten, und man erwartet, er werde eine baldige Entscheidung zu Gunsten der Aufrechterhaltung des status quo für ein Jahr abgeben. Baron Ring, der französische General-Konsul, ist nach Egypten zurückgekehrt. — Der Khedive hat ein Dekret erlassen, welches Mr. Alonzo Money, das englische Mitglied der Staatsschulden⸗Tilgungskasse, zum Mitglied der Bodensteuer— Kommission an Stelle des englischen General⸗Controleurs, Mr. Auckland Colvin, ernennt. Ein gleichzeitig veröffent— lichtes Dekret schafft die bisher von den Dorf⸗-Scheiks er⸗ hobenen Steuern ab.
Statistische Nachrichten.
Bei der Magdeburger Allgemeinen Versicherungs—⸗ Aktiengesellschaft — Abtheilung für Unfallversicherung — kamen im Monat Oktober 1880 zur Anzeige: 30 Unfälle, welche den Tod der Betroffenen zur Folge gehabt haben; 4 Unfälle, in Folge deren die Beschädigten noch in Lebensgefahr schweben; 36 Unfälle, welche für die Verletzten voraussichtlich lebenslängliche, theils totale, theils partielle Invalidität zur Folge haben werden, 634 Unfälle mit voraussichtlich nur vorübergehender Erwerbzzunfähigkeit: Summa 704 Unfälle.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Von den an dieser Stelle mehrfach erwähnten württem
bergischen Oberamts-⸗Beschreibungen, welche das König— liche statistischtopographische Bureau in Stuttgart herausgiebt (Stuttgart, Verlag von W. Kohlhammer), liegt nunmehr der 60. Band vor. Derselbe enthalt die Beschreibung des Oberamts Balingen. Zu Grunde liegt das frühere erschöpfende Schema: 1) Lage und Umfang, 2) Natürliche Beschaffenheit, 3) Einwohner, 4 Wohnorte, 5) Nahrunge stand, 6) Gesellschaftlicher Zustand, D). Geschichtlicher Ueberblick und Alterthümer. Aus dem letzteren Abschnitt verdient Erwähnung, daß in dem Bezirk Balingen einst das Geschlecht der Zollern begütert gewesen ist Im Jahre 1288 theilte Graf Friedrich der Erlauchte zwischen seinen Söhnen Friedrich dem Ritter und Friedrich dem Jungen in der Weise, daß der Letztere die Herrschaften Schalksburg und Mühlheim (im Oberamt Tuktlingen) erhielt. Dieser Graf, vermählt mit Udelhild, Gräfin von Aichelberg—⸗ Merkenberg (daher sein Beiname von Merkenberg), gestorben um 1302, war der Begründer der Schalke burger Linie des zollerischen Hauses. Sein Nachkomme Graf Friedrich, gen. Mülli, verkaufte am 3. November 1493 seine Herrschaft nebst Balingen und Zubehör an Graf Eberhard den Milden von Württemberg. Die letzten Glieder dieses Schalksburger Stammes, dessen männliche Linie mit ihm am L. April 1408 ausstarb, haben in der Stadtkirche zu Balingen ihre Ruhestätte gefunden, erhalten ist jedoch nur der Grabstein des 1403 in jugendlichem Alter verstorbenen Grafen Friedrich. Von der einst durch Natur und Kunst außerordentlich stark befestigten Schalksburg haben sich nur noch die Gräben und Walle sowie einige vom Wald wuchs dicht bedeckte Mauerbrocken erhalten. Das Wappen der Stadt Balingen zeigt noch heute das der zollerischen Grafen, einen in 2 schwarze und 2 weiße Felder getheilten Kar wozu, seitdem der Ort württembergisch geworden, noch ein oberes fünftes Feld mit dem württem⸗ bergischen Hirschhorn gekommen ist. Der ehemalige Besitz des zollern⸗ hohenbergischen Zweiges ging 1381 durch Kauf an das Haus Oesterreich über. Hie Stadt Ebingen, welche ihm gehörte, zeigt noch, das gräflich, bohenbergische Wappen, einen querge— theilten Schild mit einem unteren rothen und einem oberen weißen Feld, darüber jetzt das württembergische Hirschhorn. — An Alterthümern namentlich aus römischer (zum Theil noch wohl erhaltene Römerstraßen, Münzen und Geräthfunde 3c) sowie aus altgermanischer (⸗Hügelgräber) und alemannischer Zeit (Reihengräber) ist der Bezirk durchaus nicht arm. — Den größeren Theil des statt⸗ lichen Bandes nimmt die Beschreibung der 31 Hauptortschaften des Oberamts ein. In einem Anhange giebt der bekannte Geologe Prof. Fraas eine Beschreibung der interessanten Linkenboltehöhle bei Snst— mettingen, welche erst in neuerer Zeit dem Pub ikum zugängig ge— macht ist. Die dann folgenden Tabellen enthalten übersichtlich ge⸗ ordnete Angaben über die Verhältnisse der Einwohner, den Vieh— stand, das Flächenmaß die Steuern ꝛc. — Dem gleich den früheren gut ausgestatteten Bande sind außer der sorgfältigen, detaillirten Karte des Bezirks im Maßstabe von 1 zu 16 000 zwei lithogra— phirte Ansichten von Balingen (von 1880 und 1643) und eine weitere von Ebingen beigefügt. — Die Beschreibungen der Kreise Neckarfulm, Künzeltau, Crigilt heim und Ellwangen sollen in Bälde folgen. = Die Schlesische Gesellschaft für vaterländische Kultur in Breslau hat ihren 57. Jahresbericht ausgegeben (Breslau, G. P. Aderholz' Buchhandlung). Derselbe enthäit' den umfangreichen Generalbericht über die Arbeiten und Veränderungen der Gesellschaft im Jahre 1879 und giebt wieder von der Vielfei— tigkeit der wissenschaftlichen und gemeinnützigen Bestrebungen, welche zu pflegen und fördern der Verein sich stets hat angelegen sein lassen, ein lebendiges, erfreuliches Bild. Was die äußeren Verhält⸗ nisse der Gesellschaft betrifft, so ist zu erwähnen, daß, nachdem sie im vorhergehenden Jahre die Feier ihres 75jährigen Bestehens batte begehen koͤnnen, ihr nunmehr auch die Rechte ber juristischen Person, um deren Verleihung sie nachgesucht hatte, mittelst Aller⸗ höch ster KabinetsOrdre vom 27. Januar 1879 verliehen worden sind. Mitglieder zählte die Gesellschaft am Ende des Jahres: 338 wirkliche einheimische, 76 wirkliche auswärtige, 54 Ehren und 2l0 Forrespondirende Mitglieder. Präses ist Hr. Geheimer Medizinal⸗ Rath Prof. Dr. Göppert, zeitiger General-Sekretär Hr. Staats ⸗ anwalt von Uechtritz. Die Sektion für Obst⸗ und Gartenbau zählt für sich 103 einheimische und 300 auswärtige Mitglieder. Der letztgenannten Sektien ist auch im Jahre 1879 von Seiten Des Prov. Szial⸗ Ausschusses der Provinz Schlesien ein Beitrag von 1200 MÆ für die Unterhaltung der Sektion. Baumschule' über⸗ wiesen und derselbe in die Reibe der e m rr gn Unterstützungen gestellt worden. Die Thaͤtiafeit der Gesellschaft bewegte sich in dem Berichtsjahr zumeist innerhalb der Sektionen. Von diesen hielt die naturwissenschaftliche 9 Sitzungen, die entomologische 6, die bota⸗ nische 9 erdentliche, 1 außerordentliche, die geographische 3, die medi⸗ Uünische 19, die Sektion fur öffentliche Gesundheitspflege j0, die für Abst. und Gartenbau 11, die historische Seltion 14. die juristisch⸗ staatswissenschaftliche 2, die philosophische 3, die musikalische und die archäologische je 1 Sitzung. Die von den Sekretären erstatteten Sitzungeberichte werden vollständig mitgetheilt, und über die gehal⸗ tenen, zum Theil äußerst interessanten Vorträge eingehend reserirt. Die Sammlungen und die Bibliothek der Gesellschaft haben durch Neuerwerbungen und Geschenke Bereicherung erfahren. Ben ver stor⸗ benen Mitglledern widmet Dr. Schimmelpfennig am Schlusse einen ehrenden Nachruf. Das Gesammtvermögen der Gefellschaft betrug 36 375 4M in Effekten und 1991 S6 94 8 baar.
von Julius Niedner zu Wiesbaden
Dieselben enthalten folgende fünf Erjählungen: 1) Der Onkel in Batavia“.
von Rüdelin.“ Eine Erzählung aus der Zeit des zweiten Kreuz- zuges ꝛc. von demselben. 3) „Unter dem Schirm des Höch sten.“ Eine wahrhaftige Geschichte von Armin Stein, mit 4 Abbildungen.
„Ein armer Slovak, oder Treu auf Gottes Wegen.“ Eine Volks, und Jugenderjählung von J. Bon net. Mit 4 AÄAbbil— dungen. ) „Hans Sachs, ein Lebensbild aus dem Handwerkerstande von H Oertel. Mit 4 Abbildungen. — Preis pro Bändchen kar⸗ tonnirt 75 8, gebunden einzeln à 1 Æ Alle 5 in einem Bande 4.35 . — Diese Büchlein eignen sich recht wohl für die Volks— bibliotheken auf dem Lande, ebenso für Schülerbibliotheken, und sind denselben zur Anschaffung zu empfehlen. — In demfelben Ver⸗ lage ist in seinem sechsunddreißigsten, auf das Jahr 1881 lautenden Jahrgange die Spinnstube“ erschienen. Diefes von W. G. von Horn (W. Oertel) begründete Volksbuch, welches im Verein mit namhaften Volksschriftstellern von Hugo Oertel hport⸗ geführt wird, nimmt unter den Volkskalendern, die alljährlich auf dem Büchermarkte erscheinen, seit Jahrzehnten in Deutschland eine hervorragende Stelle ein. Der Herausgeber pflegt jedem Jahr gange ein wohlmeinend ernstes Wort über eine im Volksleben wich— tige Zeitfrage voranzustellen, so 1877 über die Sozialdemokratie, 1878 über die Herbergen zur Heimat, 1879 Über Regeneration der Spinn⸗ stuben. Den Jahrgang 1880 eröffnet er nach vorausgeschicktem voll. ständigen, durch Mitlheilungen Über Maße, Gewichte, Münzen, Porto. und dergleichen bereicherten Kalendartum mit einem uufrufe zu würdiger Sonntagefeier. In volksthümlich ge— hobener Sprache stellt er die doppelte Bedeutung als Tag der Ruhe und der Heiligung ins Licht und giebt vortreffliche praktische Anweisungen bezüglich der Verwendung der freien Stun den nach der Erbauung für Jung und Alt. Besonders verdient das über Volksspiele und über die Kirchweihen Empfohlene Beach tung. 1881 giebt er eine beherzigenswerthe Anleitung über die ge⸗ deihliche Pflege der Waisenkinder und bekämpft die Unsitte, die in noch zahlreichen. Gemeinden bestebt, die Waisenkinder an den wenigst für die Verpflegung Nehmenden zu verstei⸗ gern. Zwischen kleineren Aufsätzen, Räthseln und Anekdoten unter dem Titel Altes Gold‘, folgen zwei größere gut geschriebene, den Volk ton treffende, fittlich bildende Erzaͤh⸗ lungen. Der Preis für das mit einem Stahlstich und vielen Holz schnitten gezierfe Buch beträgt nur 1“ S 30 3. — Eine willkom— mene Gabe für deutsches Familienleben werden auch die alten Jahr gänge der ‚Spinnstuben für Haus, und Volksbibliotheken sein. Bie Verlags handlung giebt die Jahrgänge 1875 — 1880 für je 86 3, alle z. Jahrgänge zusammen genommen für nur 4 6 ab. Biese 6 Jahr⸗ gänge der „Spinnstube“ enthalten in 85 Bogen 15 große Erzählun⸗ gen und eine noch größere Anzahl kleinerer Aufsätze.
— . Am 14. November wurde in Rom dat neue Museo Tiberino in der Vig Lungara dem Publikum eröffnet. Dasselbe umfaßt alle die Gegenstände, welche bei der noch im Gange befind- licken Regulirung des Tiber zu Tage gefördert wurden. Das Museum befindet sich in dem früheren botanischen Garten.
— (C. Stg) Aus Pergamon ist eine neue frohe Botschaft angelangt. Hr. Humann hat eine marmorne Statue der Athene aufgefunden, deren Kopf freilich noch fehlt, deren Arme aber beide unverletzt sind. Man darf hoffen, in ihr ein Werk aus der schönen Zeit der griechischen Kunst zu besitzen, denn der Tempel der Athene, 9 1. die Bildsäule gefunden wurde, reicht vor die Diadochen eit
inaus.
Gewerbe und Sanden.
Amtlichen Nachrichten zufolge ist in dem Dorfe Mamki, Kreis Warschau, die Rin derpest ausgebrochen; daselbst sind 2 Stück Vieh gefallen und 10, theils kranke, theils verdächtige Rinder sind getödtet worden.
— Der Verwaltungsrath der Stärkezucker«⸗ Fabrik ⸗ Aktiengesellschaft, vorm. Köhlmann, in Frankfurt a. O. 1 . Dividende für das abgelaufene Geschäftsjahr auf 8 TJo estgesetzt.
Hamburg, 26. November. (Nordd. Allg. Ztg.) Die heutige Versammlung der Hamburger Zollanschlußparte i war reichlich von 1509 Personen besacht. Nach einer etwa einstündigen, von wiederholtem stürmischem, minutenlang andauerndem Beifall unter- brochenen Rede des Hrn. Julius Schulze wurden nachfolgende Re— solutionen mit allen gegen eine Stimme angenommen:
I. Das von den Faktoren der hiesigen Gesetzgebung und den hiesigen Behörden seit den Jahren 1867 und 1871 geübte Verfahren hat, aller inzwischen erfolgten Vorgänge ungeachtet, auch in jüngster Zeit noch Fortsetzung gefunden. — In derselben Weise, wie der Senat die in Folge der Versammlung vom 21. Mai 1867 von fünf⸗ hundert hamburgischen Geschästsfirmen ihm zugegangene Supplik be— treffend Hinzuziehung St. Georgs zum Zollgebiete ohne jegliche Be—⸗ antwortung ließ, — wie eine fernere Vorstellung an den Senat vom Borstande des damaligen Vereins für Zollanschluß voll— kommen unberücksichtigt blieb, — wie der bezüglich der Zollanschlußsache im Spätherbst 18711è in der Bür ser⸗ schaft eingebrachte Antrag unerledigt von der Tagezord—⸗ nung verschwand, — so hat wiederum jetzt der Senat die ihm im Namen der Tausende von Kaufleuten und Gewerbtreibenden, welche der Zollanschlußpartei angehören, am 4. September d. J. zugestell« ten Resolutionen durchaus unerwidert gelassen. Gleichfalls hat der Senat, wie aus dem Schreiben des Fürsten Reichskanzlers an 32 hiesia? Bürger und hervorragende Geschäfte firmen vom 15. Novem— ber a. 0. hervorgeht, es unterlassen, Verhandlungen mit der Reichs— regierung hinsichtlich der zukünftigen, wirthschaftlichen Stellung unseres Platzes, wofür ihm die Initiative dem Reiche gegenüber zu⸗ steht, einzuleiten.
Die Hamburger Zollanschlußpartei vermag hierin eine richtige Würdigung der Interessen eines großen Theiles der hiesigen Be—= völkerung nicht zu erblicken. Wohl aber wird durch solche Vorgänge eine tiefe Erregung herbeigeführt.
Die Versammlung beschließt, durch solche Sachlage hierzu ge— drängt, alle weiteren Schritte an den Senat beruhen zu lassen, er— theilt dagegen ihrem Parteivorstande die Befugniß zur Anwendung aller sonst geeignet erscheinenden, staats. und reichsverfassunge⸗ . Mittel, welche auf die Herbeiführung des Zollanschluffes abzielen.
II. Durch die Adresse der 32 Rheder, Importeure, Expor⸗ teure u. s. w. an den Fürsten Bismarck vom 31. Oktober und die darauf erfolgte Antwort vom 15. November er. ist Klarheit in die Anschlußsache gebracht worden. Die Hamburger Zollanschlußpartei spricht ihre volle Zustimmung zu den für das Wohl Hamburgs unter nommenen Schritten der erwähnten 32 Mitbürger aus. — Einig mit denselben in Gefinnung und Anschauung, erklärt die Versammlung, alle weiteren Maßnahmen der 32 Unterzeichneten der beregten Adresse an den Herrn Reichskanzler nicht nur sympaihisch begle ten, sondern auch thatkräftig unterstützen zu wollen. London, 25. November. (W. T. B) In der gestrigen Woll auktion waren australische Schweißwollen besser.
Havre, 26. November. (W. T. B.) Wollauktion. An⸗ eboten 2339 B., verkauft 1352 B. Gute und bessere Wollen den eptemberpreisen gegenüber 10 niedriger.
Berlin, 27. November 1880.
Das Kautionsdarleba beim Preußischen Beamten Verein.
Wir geben nachstehend im Anschluß an die Mittheilung über
den Preußischen Beamten⸗Verein zu Hannover bezw. die
— Von der von W. O. von Horn gegründeten, im Verlage, erscheinenden Vol ks. und Jugendbibliothek sind jetzt die Bändchen 121— 125 erschienen.
Eine javanische Geschichte, der Jugend und dem Volke erzählt von Ottokar Schupp, mit 4 Abbildungen. ) Dudo
Berliner Beamten-Vereinigung eine kurze Erläuterung der Kautione darlehns bedingungen des Preußischen Beamten⸗Vereins, denen wir eine Vergleichung mit den Kautionsdarlehnebedingungen anderer Gesellschaften anfügen.
Der Preußische Beamten -⸗Verein gewährt gegen Ver⸗ pfändung des Kaution sempfangsscheins und der Lebens versicherungs ⸗Police Kautionsdarlehne bis zur Hälfte, unter Umständen bis zu Drittel der Leben sversicherungssumme. Das Darlehn ist mit 5 ( zu verzinsen und außerdem 1 50 Beitrag zum Kautiongfonds zu jahlen. An Zinsen und Beitrag sind somit im Ganzen 6 oo jährlich zu entrichten, worauf jedoch die Zinsen der Kautionspapiere, welche meistens 4 o betragen, angerechnet werden. Die Darlehnzschuldner tragen das Kautionsdarlehn in vierteljährigen Raten ab, deren Höhe in jedem einzelnen Falle mit der Direktion zu vereinbaren ist; die Raten sollen durch 194 theilbar fein. Für die Rate wird nur ein Minimalsatz festgesetzt, so daß dem Schuldner größere Abzahlungen freistehen. Der Zeitraum, innerhalb dessen das ganze Darlehn ab⸗ zutragen ist, ist verschieden; die längste Frist dafür ist auf 25 Jahre bemessen. Mit der vollen Abtragung der Darlehnsschuld wird die Kaution freies Eigenthum des Versicherten, und empfängt derselbe Kautions⸗Empfangschein und Lebensversicherungs. Police zurück. Die 5oο Zinsen, sowie das 10 Beitrag zum Kautionsfonds find stets nur von dem jedesmaligen Darlehnsrest zu entrichten, ver— ringern sich also von Quartal zu Quartal. Ein Eintritts geld — Aufnahmegebühr — wird nicht berechnet. Dagegen wird bei Hergabe des Darlehns das ausgelegte Porto erstattet, was selten einen höheren Betrag als 1 erreicht.
Sämmtliche Kautionsdarlehns Schuldner des Vereins bilden mittels des Kautionsfonds eine geschlossene Gemeinschaft. Derselbe wird ans ihren obengedachten Beiträgen von h gebildet. Aus diesem Kautionsfonds werden die Verluste getragen, welche durch völlige oder theilweise Inanspruchnahme der Kaution Seitens der Behörden entstehen. Wag später von den Schuldnern, die auch nach Inanspruchnahme der Schuld dem Verein haftbar bleiben, eingetrieben wird, fließt dem Kautionsfonds zu. Reicht der Kautionsfonds zur Deckung dieser Verluste nicht aus, so kann von allen Darlehntz⸗ nehmern ein Nachschuß gefordert werden. Diese Bestimmung ent⸗ spricht der Gegenseitigkeik des Vereins. Daß jemals ein Nachschuß gefordert wird, ist nach sicheren Ermittelungen statiftischer Art so gut wie ausgeschlossen. Der Beitrag von J 06 zum Kautions— fonds ist hoch genug gegriffen, um alle eintretenden Verluste zu decken. Wenn der Kautionsfonds 5 69 der gefammten noch nicht getilgten Kautionsdarlehne erreicht, kann über den leberschuß von, der Generalversammlung des Vereins anderweit beschlossen werden. Es würde derselben dann z. B. freistehen diesen Ueberschuß zu Erstattungen auf die von den Schuldnern gezahlten Beiträge zu perwenden oder das 190 Beitrag für die Zukunft zu ermäßigen. Das Nähere ergeben die Bedingungen für die Gewährung von Kautionz— darlehnen, welche die Direktion des Preußischen Beamten⸗Vereins in Hannover franco und gratis versendet.
Die Bedingungen des Preußischen Beamten⸗Vereins über Kautions⸗ darlehne sind günstiger, als sie seitens irgend einer Lebens versicherungk⸗ Anstalt den Darlehnsnehmern geboten werden.
Die Art und. Weise, wie der Verein die Abtragung des Dar⸗ lehns in vierteljährlichen Raten erfolgen läßt, für die ein Minimal⸗ satz vereinbart wird, liegt im Interesse der Darlehngnehmer. Alte Lebensversicherungs ⸗Anstalten, welche Kautionsdarlehne gewähren, lassen dieselben durch gleichbleibende Beträge in einem Zeitraum von 5 1 15, M oder 25 Jahren amortisiren. Diese Amortifationg⸗ zahlungen sind in gleicher Weise berechnet, wie die Beiträge zu den Kapital versicherungen des preußischen Beamtenvereins — siehe dessen bejüglichen Tarif —, nämlich so, daß die einzelnen Amortffationg⸗ beträge, mit Zins und Zinseszins zu einem Zinsfuße von 40,9 be⸗ rechnet, am Schluß der festgeses ten Amortisalions dauer dem gegebe⸗ nen Darlehn gleich sind. Wahrend dieser ganzen Zeit hat aber der Schuldner das Darlehn in seiner ursprünglichen Höhe mit 5 o zu verzinsen. Die Anstalten verzinsen also dem Schuldner die von ihm auf das Darkehn geleisteten Abzablungen nur mit 409, während er ihnen auch auf den dadurch faktisch getilgten Theil feiner Schuld nach wie vor 5 0 Zinsen zahlen muß. Der Verein hingegen setzt jede viertel jährliche Ab⸗ zahlung sofort vom Kapital ab und läßt sich die 5 „o Zinsen nur von dem danach verbleibenden Reste zahlen. Ferner erheben die an— deren Anstalten neben dem Eintrittsgelde — siehe nachfolgende Ta—⸗ belle — dauernd einen sogenannten Verwaltungskostenbeltrag von wos den der Verein nicht erhebt; derselbe wird bis zum Schluffe der Amortisation von der ganzen Darlehnssumme, auch von dem durch Amortisazion getilgten Theile derselben gezahlt. Dieses 30 Verwaltungskosten ist, da es für den Schuldner gleich ist, unter welcher Bezeichnung er es zahlt, nichts als eine Erhöhung des Zinsfußes von 5 auf 598 Goo.
Zur Vergleichung der Beträge, welche an den Preußischen Be—⸗ amten · Verein und die Lebensversicherungs⸗Gesellschaften zu zahlen sind, geben wir folgendes Beispiel. Wenn Jemand beim Preußischen Be— amten⸗Verein 1900 M Kautionsdarlehn erhält und dieses in zehn Jahren durch Abzahlungen von je 100 M zurückzahlt, so hat er an Zinsen zu 5 o und Beitrag zu Jo /g von dem jeweiligen Darlehnzrest zu entrichten in den nacheinander folgenden Jahren je 100 S6 und resp. 60. 54, 48, 42, 36, 30, 24, 18, 12, 6 Aƽ Zinsen. Also er zahlt die 1000 MS zurück und außerdem 350 46, zusammen 13360 4M
Dagegen ist, abgesehen vom Eintrittsgelde, bei den Lebensver— sicherungsinstituten für 1000 , welche in 10 Jahren amortisirt
werden, zu zahlen.
bei der Leipziger Gesellschaft 1409,39 41½, nämlich 140, 93 jährlich, 1409,30 140,93
144 50
ö bei der Magdeburger Gesellschaft 1445,00 det n ten 14609 144,50 bei der Thuringia... . . 1448, 00 144. 80 bei der Potsdamer Gesellschaft . 1520.00 152 00 bei der Victoria w d Bei der Leipziger Gesellschaft und der Germania ist hierbei berücksichtigt, daß der Beitrag von 19,½ zum Kautionsfonds nur vom Darlehnsrest zu entrichten ist; bei den übrigen Anstalten ist jeder Leser in der Lage, den Betrag selbst nach den Angaben in dem nachstehenden Tableau zu berechnen. Bei diesen werden nämlich auch die Beiträge zum Kautionsfonds mit 1, dauernd von der ursprüng- lichen Darlehnssumme ohne Absatz des durch die Amortisation ge—⸗ deckten Thls gerechnet. Außer dem Preußischen Beamten⸗— Verein sind es nur die Leipziger Lebensoersicherungs-⸗Gesellschaft und die Germania, welche dieses 10/0 nur von dem nicht getilgten Reste des Darlehns nehmen.
Wir haben in nachstehender Tabelle nach den Bedingungen der deutschen Gesellschaften die wesentlichsten Bestimmungen zusammen⸗ gestellt. Nach dem Vorstehenden wird Jeder ein klares Bild über die Billigkeit der verschiedenen Institute gewinnen können.
Eine Erläuterung aber verdient noch die Nachschußverbindlichkeit und die Gewinnvertheilung. Die Leipziger Lebensversicherungz⸗ Gesellschast war die erste, welche 1369 die Bedingungen für Kaution darlehne aufstellte. Sie nahm in ihrem Regulativ eine Gewinn⸗ vertheilung erst nach 5 Jahren in Aussicht. Sie hatte am 31. De⸗ zember 1878 ausgelieben 2346 Darlehen mit 2681 757,38 MS Von dem I prozentigen Beitrag für den Kautionsfonds hat sie zurück
vergütet: im Jahre 1875 719 der 1869 gezahlten Beträge, 1876 679,½09 1870 ö. 4 1 1878 7490 1872 ö. 1 1886 1010 3
Die Höhe dieser Rückgewähr kommt zum Theil daher, daß sie dem Kautionsfonds Zinsen zugeschrieben hat. In den Bedingungen des Vereins ist über die Gewinnvertheilung absichtlich nichts ge⸗