1880 / 282 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 30 Nov 1880 18:00:01 GMT) scan diff

man von dem projektirten Steuererlasse von 14 Millionen nur eine für die Wttwenkassen abzweige, so würden Volk und Lehrer damit sehr zufrieden sein. Dem Antrag auf lammissarische Berathung schließe er sich an; er hoffe, daß in nächster Session die Regierung auch ein Emeritirungs⸗ und ein Schuldotations⸗ gesetz vorlegen werde. Der Abg. von Meyer- Arnswalde er⸗ kannte an, daß eine Erhöhung der Lehrer⸗Wittwen⸗Pensionen nothwendig sei, hielt aber den von der Staatsregierung propronirten Minimalsatz von 200 SIP für genügend. Damit könne er sich nicht einverstanden erklären, daß die Ge— meinden zu diesem Zweck mit Beiträgen herangezogen würden; es sei Sache des Staates, die Mittel zur Erhöhung der Pen⸗ sionen zu beschaffen. Der Regierungskommissar Geh. Ober— Regierungs-Rath von Wussow erklärte, daß die Vorlage aus den früheren Beschlüssen des Hauses hervorgegangen sei. Die bisherigen Redner hätten darin übereingestimmt, daß die Staatskasse höher heranzuziehen sei. Was in“ der Vor⸗ lage den Genieinden und Lehrern an höheren Beiträgen aufer⸗ legt werde, könne als irgend wie drückend nicht bezeichnet werden. Die allgemeine Finanzlage mache es der Staats kasse nicht möglich, mehr zu dem Zwecke der Lehrerwittwenpensionen beizusteuern, und daß die Summe von 52 000 M, die die Stagtskasse nach der Vorlage beizutragen habe, aus der für die Aufbesserung der Lehrergehälter bestimmten Etatsposition genommen werde, sei vollkommen gerechtfertigt, denn die Für⸗ sorge für die Lehrerwittwen falle doch mit der für die Lehrer zusammen. Dem Antrage, die Vorlage an eine Kommission zu überweisen, stimme die Staatsregierung zu. Der Abg. Hollesen sprach sich für eine Erhöhung der Minimalpension aus. Der Abg. Rickert richtete an den Kultus⸗Minister die Bitte, seinen Einfluß auf ben Finanz⸗Minister dahin aufzu⸗ bieten, daß die Fonds für die Unterstützung der Lehrer— wittwen erhöht werden. Der Abg. Schmidt⸗Sagan sprach ebenfalls für eine größere Heranziehung der Staatskaffe zu den Beiträgen für die Lehrerwittwen⸗Pensionskassen und hielt eine Erhöhung der projektirten Minimalpension von 200 M für gehoten. Der Abg. Hr. Langerhans wünschte das Gesetz der Unterrichts kommission übergeben zu wissen und hielt eine Er⸗ höhung der beabsichtigten Minimalpension für geboten. Der Abg. Dr. Franz äußerte sich in ähnlichem Sinne und machte darauf auf⸗ merksam, daß man an ganz unnöthigen Etatsposten, wie z. B. dem für die Schulaufsicht, sehr viel zum Zwecke der Erhöhung der Wittwenpension ersparen könne.

Hierauf wurde die Diskussion geschlossen, und nach einigen persönlichen Bemerkungen beschloß das Haus, die Vorlage der Unterrichtskommission zu überweisen.

Bei Schluß des Blattes ging das Haus zur Berathung des Entwurfs des Schlachthausgesetzes über.

Das Recht zur Erhebung des Chausseegeldes ist Allerhöchst verliehen worden: 1) unter dem 11. Oktober 1880 dem Kreise Ruppin, Regierungsbezirk Potsdam, für die neu zu erbauende Ehaussee von Rheinsberg über Linow bis zur Kreisgrenze bei Kunkelberg, gegen Uebernahme der kuüͤnstigen chausseemäßigen Unterhaltung derselben, nach den Bestimmungen des Chausseegeldtarifs vom 29. Februar 1840 einschließlich der in dem letzteren enthaltenen Bestimmungen über die Befreiungen, sowie der sonstigen, die Erhebung be⸗ treffenden zusätzlichen Vorschriften, vorbehaltlich der Ab— änderung der sämmtlichen voraufgeführten Bestimmungen. Auch sollen die dem Chausseegeldtarife vom 29. Februar 1640 angehängten Bestimmungen wegen der Chaussee⸗Polizei⸗Ver⸗ gehen auf die gedachte Straße zu Anwendung kommen; Y unter dem 25. Oktober 1880 dem Kreise Landsberg a. W., Re—

gierungsbezirk Frankfurt a. O., welcher den Bau einer Chauffee von Roßwiese nach Blockwinkel und Reitzenstein bis zur Grenze des Kreises Ost-Sternberg beschlossen hat, 3) unter

dem 3. November 1880 dem Kreise Teltow, Regierungs⸗ bezirk Potsdam, welcher eine Kreischaussee von Trebbin über Groß⸗Beuthen, Siethen, Ahrensdorf, Nudow und Dremitz bis zur Kreisgrenze bei der Nuthebrücke zum Anschlusse an die a Potsdam sührende Proyinzialchaussee zu erbauen beab⸗ ichtigt.

Das Brückengeld an der beweglichen Prahmbrücke über die Ihna bei Vier⸗Carlsbach ist durch einen unter dem 29. Oktober 1880 Allerhöchst vollzogenen Tarif geregelt worden.

Der General-Lieutenant von Woyna, bisher Com— mandeur der 30. Division, welcher kürzlich zum Gouverneur von Mainz ernannt worden, ist aus diesem Anlaß zur Ab⸗ stattung persönlicher Meldungen von Mainz hier eingetroffen.

S. M. Kanonenboot „Cyclop“, 4 Geschütze, Kom⸗ mandant Kapt. Lt. von Schuckmann 1 i n ö,, tober er. in Tientsin eingetroffen.

Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 25. November. In der Sitzung des Landtages zu Malchin am 223. d. M. wurde vom engern Ausschusse ein an ihn gerichtetes Reskript des Großherzogs Friedrich Franz vom 36. Sktober in Betreff der im Laufe diefes Jahres resultatlos geführten Verhans— lungen wegen Modifikation der bestehenden Landesver— fassung vorgelegt. Wie der „Hamb. Eorr.“ mittheilt, spricht der Großherzog in demselben sein Bedauern aus, daß die Verhandlungen hätten geschlossen werden müssen, weil eine Einigung auf annehmbaren Grundlagen nicht zu erreichen gewesen sei. Bei der gegenwärtigen Sachlage könne die Re— gierung sich von einer Au orderung an die Stände zu weiteren Verhandlungen keinen Erfolg versprechen. Doch werde der Großherzog es nach wie vor seine ernste Sorge sein lassen, diese wichtige An⸗ gelegenheit zum Wohle des Landes hinauszuführen. Rus dem angeschlossenen Diarlum über die Verhandlungen ergiebt sich, daß die Regierung die von ihr dem außerordentlichen Land' tage von 1875 vorgelegten Grundzüge zu einer mecklenburgi⸗ schen Landesverfassung wiederum als Grundlage der Verhand⸗ lungen aufstellte, sich jedoch zu Aenderungen bereit erklärte, auch das Finanzkapitel einer neuen Redaktion unterzogen hatte. Die Deputation aber wollte die „sständische Basis“ festgehalten wissen und beantragte deshalb eine Rückkehr zu der Vorlage von 1872, was von der Regierung zurückgewiesen

le welche demnächst die Berathungen als aussichtslos hloß.

Sachsen⸗Meiningen⸗ ildburghausen. Meinin⸗ en, 2.6. November. (Mgdb. Itg.) Der Landtag hat sich n seinen letzten Sitzungen mit dem Bericht des Rechnungs⸗ ausschusses uber die i n der Staatsrechnungen des

Jahres 18757 und mit einigen kleineren Finanzangelegenheiten beschäftigt. Der Gesetzentwurf über die juristischen Prüfungen wurde mit unwesentlichen Abänderungen angen gmmen Ünblbie Reduktion des Garantiefonds der Saalbahngesellschaft von

war auch in Weimar ertheilt worden.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 28. November. Kron— wird 12 bis 14 Tage hier verweilen. Der Kronprinz begiebt sich, wie das „Salonbl.“ meldet, dann nach Brüssel, um die Weihnachtsfeiertage bei seiner Braut zuzubringen. Erz—⸗ herzog Friedrich sammt Gemahlin kehren am 1. Dezember nach Wien zurück. Die Erzherzoge Albrecht und Wil helm und die Erzherzogin Elisabeth werden am 43 oder 5. Dezember hier erwartet.

Der,. „Pest. L.“ läßt sich von hier melden: Die ossterreichisch⸗ ungarisch⸗serbischen Vertragsver⸗ handlungen wurden heute Nachmittags in von 42 bis 3 Uhr waäͤhrender Sitzung fortgesetzt. Es gelangten die gegenseitigen prinzipiellen Meinungen und Forderungen zur Besprechung. Der konziliante Verlauf der erhandlung ließ bei aller Erkenntniß der obschwebenben Schwierigkeiten doch schon die Anschauung zum Durchbruch gelangen, daß die Vertragsverhandlungen diesmal einen befriedigenden Abschluß finden dürften. Morgen Nachmittags findet abermals eine Sitzung statt, da auf beiden Seiten eine rasche Erledigung der Geschäfte gewünscht wird.

(W. T. B.) . Die „Wiener Abendpost“ begrüßt die ver⸗ fassungsmäßige Thätigkeit des morgen beginnenden Reichs⸗ rathes und betont, die Bevölkerung sei des politischen Ha⸗ ders müde und verlange die Beseitigung der sie drückenden Uebel. Sie begehre, daß das lang verheißene Besserwerden endlich zur Wirklichkeit werde. Der hervorstechende Hug der Zeit nach Wahrung und Pflege matcrieller Interessen ent⸗ springe dem Bewußtsein, daß die freiheitlichen Ideen eine sichere Stütze in der Verfassung und den sie umgebenden In⸗ stitutionen sänden und der Ueberzeugung, daß die moderne Ordnung zu tief im Volke wurzele, uin für sie irgend welche Gefahren besorgen zu müssen. Dieses Bewußtsein und diese Ueberzeugung lenkten den öffentlichen Sinn zur Pflege ma⸗ texieller Interessen hin. Die Vertrauensmänner des Volkes hätten keine wichtigere Sendung, altz die Aufgaben ihrer Zeit richtig zu erfassen und zu lösen.

P est, 29. November. Im U nterhause erklärte der Justiz⸗Minister, die Verhandlungen wegen Abänderung der Advokatenordnung und wegen der Einführung der Civil? ehe seien so weit gediehen, daß die bezüglichen Vorlagen noch im Laufe dieser Session eingebracht werden könnten. Bei den Verhandlungen in Betreff der Reform der militärischen Strafgesetzgebung sei über die meisten Fragen eine Eini⸗ gung erzielt worden und würde der Abschluß derselben dem⸗ nächst erfolgen.

Agram, 27. November. Dem Pest. L.“ berichtet man von hier: Hier herrscht fieberhafte Bauthätigkeit. Ein Rundgang durch Agram ist heute gefährlicher als je. Ueberall sind Pölzungen, welche oft die ganze Gassenbreite einnehmen. Am großen Markusplatz ist die Kommunikation nur schwer möglich, viele Gassen sind abgesperrt. Die Ueberzeugung ist allgemein, daß der Schaden am Privatvermögen unterschätzt wurde, Alle Hoffnung beruht auf der Gewä rung des von den hiesigen Geldinstituten angesuchten Spezialkredits von zwei Millionen, der aber auch kaum hinreichen wird, um den Bedürfnissen zu entsprechen.

Großbritannien und Irland. London, 30. No— vember. (W. T. B.). Shaw Lefevre ist zum Ober⸗Kom⸗ missar der Bauten und Trevelyan zum Sekretär der Admi— ralität ernannt worden.

Bei den heute stattgehabten Wahlen zum Parlament wurden in Renfrewshirs Crum und in Claͤckmannan Balfour (Beide liberal) ohne Opposition gewählt.

Melbourne, 29. November. (W. T. B.) Der Kapitän und sechs Mann von der Besatzung des englischen Kriegs⸗ schiffs „Sandfly“ sind von den Eingeborenen der Salo— monsinseln ermordet worden.

Frankreich. Paris, 29. November. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer wurde der Gesetzentwurf über den unentgeltlichen Primär⸗-Unterricht an— genommen. Die Wahl ber Kommission für die Unter— suchung der Affaire Cissey wurde auf Donnerstag festgesetzt.

Im Senat griff bei der Berathung des Budgets des Justiz⸗Ministeriums Oscar Devallse den Justiz⸗Minister Cazot wegen seines Vorgehens gegen den Richterstand heftig an. Nach einer Erwiderung des Justiz⸗Ministers wurde das Budget des Justiz-Ministeriums genehmigt. Bei der Berathung des Budgets des Kultus⸗Ministeriums wurde ein Amendement angenommen, durch welches die ursprüngliche von der Regie⸗ rung für die Besoldung der Bischöse eingestellte Summe wieder hergestellt wird. Die Deputirtenkammer hatte einen Theil der Summe gestrichen.

Der „Temps“ sucht unter Bezugnahme auf die in dem Gelbbuche veröffentlichten Altenstücke nachzuweisen, daß der frühere Conseilspräsident de Freycinet stets das europãische Konzert aufrecht erhalten wollte, ohne indeß England bei feindseligen Akten gegen die Türkei zu folgen. Weiter heißt es in dem Artikel: Freycinet hätte auf der Verbindung der montenegrinischen Sache mit der griechischen bestehen können, wenn man hätte hoffen können, daß die Flottendemonstration die Türkei einschüchtern würde, was England für sicher hielt. Die Ereignisse hätten indeß diese Ansicht als irrthümlich er⸗ wiesen. Das europaäische Konzert habe zwar die Uebergabe von Dulcigno erreicht, aber es sei unter dem Triumphe er⸗ legen. Die Anstrengung sei so groß und dem erzielten Re⸗ sultate gegenüber so unverhältnißmäßig gewesen, daß Niemand mehr davon sprechen hören wolle. Vas europäische Konzert sei niemals ein herzliches gewesen und sein Bruch durch den Fehler Englands herbeigeführt worden, welches dasselbe un⸗ richtigerweise von der Demonstration zur Aktion übergehen lassen wollte.

Anläßlich des heutigen r t we. des Todes Lacor⸗ daire's fand in der Augu tinerkirche eine Feier statt, bei welcher der Pater Montsahré eine Rede hielt, in der er den Liberalismus Lacordaireis pries und Anspielungen auf die Märzdekrete machte. Als die Menge die Kirche verließ, riefen einige: „Es lebe die Freiheit!“ Es wurden einige Verhaf⸗ tungen vorgenommen.

Italien. Rom, 29. November. (W. T. B.) Die

prinz Rudolph trifft den 1. Dezember in Wien ein und!

00 000 auf 490 000 M genehmigt. Die gleiche Genehmigung n vertheidigte wiederholt die auswärtige Politik des Kabinets,

erörterte die Koalition der Gruppen gegen dieselbe und ver⸗— langte das Votum der kompakten Majorität, damit das Kabinet die versprochenen Reformen vollenden könne. Gleich⸗ zeitig im Namen seiner Freunde erklärte Nicotera, daß er und seine Freunde gegen das Ministerium stimmen würden. Nach einer längeren Rede des Ministers des Innern, Depretis, in welcher dieser die innere Politik der Regierung vertheidigte und nachwies, daß das Ministerium bei' allen Gelegenheiten seine Pflicht gethan habe, wurde die Generaldebatte geschlossen. Odescalchi begründete hierauf eine Tagesordnung, in welcher . über die Ankunft von Communards in Italien für unbefriebigend erklärt werden. Martini sprach für An— nahme einer Tagesordnung, nach welcher die Kammer die Erklärungen des Ministeriums zur Kenntniß nehmen und zur Tagesordnung übergehen soll. Martini sprach volles Ver—⸗ trauen zu dem Ministerium aus.

Türkei. Konstantinopel, 25. November. Dem „Reuterschen Bureau“ meldet maͤn: Die von Derwisch Pascha an tie Einwohner Dulcignos erlassene Pro— klamation konstatirt, daß die Abtretung ihrer Stadt an die Montenegriner eine Verpflichtung sei, die aus einem Vertrage herrühre. Das Dokument fährt fort: „Euere Interessen und Euere Sicherheit erheischen schleunige ülnterwerfung. Wenn Ihr Widerstand leistet, werdet Ihr für Euren Ungehorsam gegen die Befehle des Sultans vor Gott v rantwortlich sein. Ich fordere Euch daher auf, Euch der endgültigen Entscheidung der Pforte zu fügen; andernfalls werde ich den Belagerungs— zustand proklamiren im Einklange mit den mir übertragenen Gewalten, und in Uebereinstimmung mit den Pflichten, welche das Gesetz mir auferlegt. Ich werde alles thun, was in meiner Macht steht, um Euch bei der Auswanderung aus Dulcigno zu unterstützen, indem ich Euch mit den Mitteln zur Uebersiedelung nach türkischem Territorium versorge und sonstigen pekuniären Beistand angedeihen lasse.“

Demselben Bureau wird unterm 26. ds. telegrapirt: Die für die Uebergabe von Dulcigno unterzeichnete Kon— vention garantirt das Eigenthum? der muselmanischen Ein— wohner sowie derjenigen Personen, die in Folge der Ueber— tragung des Ortes an Montenegro auswandern. Die kür— kischen Verluste in dem Kampfe, welcher der Besetzung Dul— cignos durch Derwisch Pascha vorausging, betragen 306 Todte

und Verwundete, während auf albanesischer Seite 400 Mann kampfunfähig wurden.

Die Pforte promulgirte heute Nachtrags-⸗Artikel zum Strafkodex, welche die Unterdrückung politischer Verbrechen und des Hochverraths zum Zweck haben. Es verlautet, Monsignor Hassun werde nach seiner bevorstehen⸗ den Erhebung zur Kardinalswürde seine Stellung als arme— nischer Patriarch aufgeben.

30. November. Nach einer dem „Reuterschen Bureau“ von hier zugegangenen Mittheilung begiebt sich der englische Botschafter Göschen am 8. k. M. nach London, kehrt aber im Januar k. J. auf seinen Posten in Konstantinopel zurück. T. B.) Der Fürst von Montenegro hat die in Podgoritza gefangen gehaltenen Muha⸗ medaner amnestirt. Derwisch Pascha, welcher, wie bereits gemeldet, unter Zurücklassung einiger Compagnien in der Umgebung von Dulcigno nach Skutari zurückgekehrt ist, hat den Konsuln der Mächte die Uebergabe von Dulcigno notifizirt.

Skutari, 29. November. (W. T. B.). Die Ein woh⸗ ner von Dulcigno sind nunmehr vollständig entwaffnet. Derwisch Pascha ist nach Vollendung seiner Mission mit den Truppen hierher zurückgekehrt und beabsichtigt nach Epirus abzumarschiren.

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Rumänien. Bukare st, 29. November. Die Deputirten kammer wählte Rofetti ihrem Präsidenten.

Galatz, 30. November. Die europäische Donau⸗ Kommission hat die Berathung des Schiffahrts⸗Regle— ments auf zwei Tage vertagt. Veranlassung dazu bot der Umstand, daß die Mächte mit der Pforte behufs Zurück⸗ ziehung des Protestes derselben gegen die Zulassung des bul⸗ garischen Delegirten an den Berathungen unterhandeln. Man erachtet es hier als wahrscheinlich, daß der bulgarische Dele⸗ girte nicht ausgeschlossen werden wird, selbst wenn die Pforte auf ihrem Proteste beharren sollte.

Bulgarien. Sofia, 29. November. n Ostrumelien hat die Hälfte des von Bulgarien gewährten Darlehens zurückgezahlt.

(W. T. B.) einstimmig zu

Montenegro. Cettinje, 27. Novemher. (Pest. L.) Aus Dulcigno ist heute folgender Bericht hier eingelangt:

„Gestern okkupirten die montenegrinischen Truppen von Mittags bis Abends die Festung und die Stadt Dulcigno und die Befesti—⸗ gungen in der Um Jnebung. Heute besetzten sie alls Territorium bis jum Bojanafluß. Die Notablen von Bulcigno erwarteten die monte⸗ negrinische Armee vor den Thoren und begläciteten sie in die Stadt. In Duleigno ist Alles ruhig. Die Läden sind geöffnet. Heute um 19 Uhr Vormittags bielt der montenegrinische Ober Kommandant Bozo Petrovies seinen Einzug in Duleigno. Die Vertreter sämmt⸗ licher Ortschaften und zahlreiche vornehme Türken aus der Um— gebung begrüßten ihn vor dem Stadtthor und entsandten später eine Deputation in sein Quartier mit einer Huldigungsadresse an den Fürsten. Um 11 Uhr fand in der Kirche ein Tedeum statt. Um 12 Uhr wurde die montenegrinische Fahne auf der Zinne von JDul— eigno unter Kanonendonner aufgehlßt. Die ausgewanderten türkischen Familien kehren zurück.“

Südamerika. (Allg. Corr) Aus Washington wird dem Reuterschen Bureau unterm 25. . M gemeldet, die peruanische Legation habe Berichte erhalten, welche melden, daß, nachdem die Delegirten von Peru, Bolivia und Chile auf Anregung der Vereinigten Staaten zusammen⸗ getreten, um die Friedensbedingungen zu diskutiren, Chile eine große Gebietsabtretung verlangt, welche Peru verweigert habe, worauf die Unterhandlungen abgebrochen worden seien.

Afrika. Egypten. Kairo, 26. November. Eine Depesche aus dem „Reuterschen Bureau“ meldet: Der britische Generalkonsul, Mr. Malet, hat sich nach Alexandrien bege⸗ ben, um in der morgen stattfindenden ersten allgemeinen Sitzung der Hülfskommission zur Reform der gemischten Tribunale in Egypten den Vorsitz zu führen. Die Staatsschulden⸗Tilgungs kaffe hat Unifizirte Bonds im Betrage von 240 000 Pfd. Sterl. amortisirt.

Depütirten kammer setzte heute die Debatte über die Interpellationen sort. Der Minister⸗Präsident Cairoli

Statistische Nachrichten. Nach der dem Hause der Abgeordneten vorgelegten Uebersicht über die Verwaltung der fis kalischen Bergwerke, ütten und Salinen im preußischen Staate während des Etats jahrs 1879 80 stellte sich die Preduktion der fiskalischen Werke in diesem Zeitraum etwas höher als im Jahre 1878 79, weil (wegen Verschiebung des Rechnungsjahrs gegen das Kalenderjahr um ein Quartal) die Hälfte des Etate jahres in die günstigere Konzun ktur fiel, so daß 1 Million Mark mehr zur Einnahme gelangten, als im 6 orgesehen war. n . . der Kohlen Erz⸗ und Steinsaljbergwerke (inklusire Kalisalze), deren Anzahl in 1879,80 47 gegen 49 in 1878/79 betrug, belief sich K im Jahre 1879/80 auf 156 026 129 Ctr. zum Werthe von 55 3090 68 60 1891879 145 976 864, ö. . „54 456 765,

. in 1875,80 mehr 10 049 265 Ctr. zum Werte ron. S44 G03. M. Die Zahl der beim fiskalischen Bergwerkebetriebe im Jahre

1879 / 80 beschäftigten Arbeiter verminderte sich wiederum gegen das

Vorjahr, nämlich um 579 Köpfe; sie betrug im Jahresdurchschnitt

37257 Mann. .

ö Die fiskalischen Steinkohlenbergwerke förderten:

im Jahre 1879/80 140 8i2 145 Ctr. im Werthe von 45 171 821 , dag. . ö, . 44 353 684 ., mithin in 1879,80 mehr 9 243 204 Crr. im Mehrwer he don Did T. ,

Aus diesen Zahlen ergiebt sich eine Vermehrung der Menge der geförderten Steinkohle um 7, 03 9e, eine Erhöhung des Gesammt⸗ werthes der Förderung nur um 184 9, was einem Sinken des Ein— heitepreises für den Centner um 4 83 Ho entspricht. ;

Auf den fiskalischen Steinkohlengruben wurden im Jahre 1879/80 im Jahresdurchschnitt 30 217 Mann, das sind 485 Köpfe weniger als im Vorjahre, beschäftigt. ö

Die Staatsbraunkohlenbergwerke Preußens lieferten in 1879/80 eine Förderung von 7769911 Ctr. zum Werthe von 1227 280 mit 39 Arbeitern, in 1878179 eine Förderung von 7 844 182 Gtr. zum Werthe von 1257 393 M mit 1631 Arbeitern.

Die Anzahl kJ Braunkohlengruben betrug in 1879.80: 8 aa der Zahl.

ö 6 betriebenen fikalischen Eisenerzbergwerke, deren Zahl sich im Berichtsjahre auf 12, d. i. 1 weniger wie im Vorjahre belief, hatten im Etatsiabre 1879/89 eine Verminderung der Förderung kon 3 6 145 Gir, in Is76s7o auf 1817 Sög Cte. zu verzeichnen. der Gesammtwerth der Eisenerzförderung ging wie im Vorjahre wieder erheblich zurück. Derselbe betrug 644 541 1 gegen 746 80 4 im Vorjahre, was ein Sinken des Ginbeitswerthes, des Centners Eisenstein um 7,7, ausmacht. Tie Zahl der Arbeiter betrug 739

Produktion der übrigen Erzbergwerke belief sich auf 1139116 Ctr. 6 301 771 A, 6,57 / mehr bezw. 6.43 so weniger als im Vorjahre (1 968 882 Ctr. 6734 637 4A); die Arbeiterzahl sank von 4790 auf 4720.

An Steinsalz wurde 1176929 Ctr. 391 886 (4 195 616 Ctr. 19,93 0 bzw. 30 482 SP 8, 43 o/o) gewonnen, an Kali- salzen 3319469 Ctr. (4 806069 Ctr.) 1563 470 M. (4 öb0 23 ). Bei der Gewinnung von Stein und Kalisalzen waren 612 Arbeiter (gegen 573 im Vorjahre) beschäftigt. Auf den 6 preußischen Salinen wurden in 1879,80 2 295923 Ctr. Steinsal im Werthe von 2644 244 hergestellt, gegen 2218099 Gyr. und 2548 629 S in 1878,79. Die Arbeiterzahl vermehrte sich um 23 Köpfe und betrug im Ganzen 957 Mann. .

Die Gesammtproduktion aller fiskalischen Hüttenwerke, deren im Jahre 1879,89 wie im Vorjahre 6 auf Eisen und, Stahl und 8 auf andere Metalle ketrieben wurden, betrug in 1879/50 1 154 644 Ctr. und 64496 Pfd. zum Werthe von 14 323 756 , und in 1878,79 1097480 Ctr. und 71 052 Pfd. zum Werthe von 15 518 970 ½. Die Menge its also um 5, 20 9, der Gesammtwerth

n ging um 7,70 oo zurück. t , preußischen fiskalischen Hüttenwerken wurden im Be— richtssahre 2852 Arbeiter gegen 2350 Mann im Vorjahre be—

äftigt. an, dem Gesammtwerthe der Produkte der fiskalischen Werke

3 in 18s9 80 in 188 /s I) auf die Bergwerke inkl. Steinsalzbergwerke 75,15, 73,44 6/0 2 . Steingewinnung . J 219 J 3) Hüttenwerke 19,47. 2993 4 Salinen 8,59. 34 ö 100 00e .

Im Ganzen wurden im fiskalischen Bergwerksbetrieb 41 95? Ar⸗ beiter. v9! wen iger als im Vorjahre beschäftigt. Der Gesundheite⸗· zustand derselben war befriedigend. Es verunglückten mit tödtlichem Ausgang 6 Arbeiter, D. s. 1.812 pro Mille, gegen 1941 in 1878 bis 719. Aus den Kassen der Königlichen Stein kohlengruben zu Saarbrücken wurden 109 500 A, als unverzinsliche Darlehen zu Hausbauten an 67 Bergleute gewährt. Insgesammt haben bis zum Il, März 1880 daselbst 2236 Bergleute zu Hausbauten unverzins⸗ liche Vorschüsse im Gesammtbetrage von 3056 550 M erhalten, wo⸗ von 1941 343 M bereits wieder abgetragen waren. An HVausbau- prämien (freien Geschenken von je 840-900 46) kamen im Etatsjahr 1879—0 für 69 neuerbaute Häuser 61 290 ½. zur Verwendung und im Ganzen seit 1842 für 456357 Bergmannswohnhäuser 3 157 035 M.

Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund⸗ heits⸗Amtes sind in der 47. Jahres woche von je 1000 Be— wohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorhen ge⸗ meldet; in Beilin 21,7“, in Breslau 32, 0, in Königsberg 20,3, in Cöln 23,3, in Frankfurt a. M. 14,4, in Hannover 17, ), in Cassel 24,9, in Magdeburg 200, ia Stettin 18,2, in Altona 31,4 in Straßburg 23 6, in Metz 9,2, in München 29,6, in Nürnberg 16,6, in Augsburg 171, in Dresden 23,3, in Leipzig 22 8, in Stuttgart 7,0, in Braunschweig 18,9, in Karlsruhe 16,6 in Hamburg 23, 4, in Wien 2135, in Budapest 34,9, in Prag 29,7, in Triest 26,4, in Krakau 57,6, in Basel 26,5, in Brüssel 25,8, in Paris 24,6, in Amster⸗ dam 24,8, in Kopenhagen 19,9, in Stockholm 30,3, in Christiania 20,0, in St. Petersburg 35,8, in Warschau 28.8. in Odessa 26,9, in Bukarest 27 8, in Rom 29.0, in Turin 21,2, in Madꝛid 306, in Lon⸗ don 21,2, in Glasgow 1944, in Liverpool 25,0 in Dublin 33.3, in Edinburgh 22,4, in Alexandrien (Egypten) 49,5. Ferner aus frühe ren Wochen: in New⸗JYJork 27,0, in Philadelphia 17,3, in St. Louis 200. in Chicago —, in San Francisko 19,4, in Cincinnati —, in Bombay 2933, in Calcutta 23,65, in Madras 32.8. .

Wäl read der Berichtswoche waren an den dentschen Beob⸗ achtungsstationen westliche und südwestliche Windrichtungen vorwie⸗ gend, die auch an einigen Stationen sturmartigen Charakter an⸗ nahmen. An den Ost«,, Nord⸗ und Centraldentschen Stationen lief der Wind um die Mitte der Woche, mit Südwest wechselnd, nach Ost und Südost um, ging aber am Schluß der Woche in Müncken und an den mittel deutschen Stattonen“ nach Ost und Nordost, an den Oststationen nach Nordwest. Die Temperatur der Luft war eine höhere und überstieg das Moratemittel erheblich. Niederschläge waren häufig (in Konitz auch in . und in Süddeutschland auch recht ergiebig. er Druck der Luft zeigte unter dem Einfluß der stürmischen Witterung mehrfache bedeutende Schwan⸗ kungen. Zu Ende der Woche stieg er jedoch allgemein und rasch.

In der Berichtswoche blieben die Sterblichkeite ver hältnisse der meisten europäischen Großstädte, besonders der deutschen, und von diesen namentlich die füddeutschen, günstige. Die allgemeine Sterb⸗ lichkeitsverhältnißzahl für die deutschen Siädte sank auf 22,2 (von 23,8 der Vorwoche, auf 1606 Bewohner und aufg Jahr berechnet). Namentlich war der Antheil des Säuglinge alters an der Sterk lich⸗ keit ein geringer; von 106000 Lebenden starben aufs Jahr be⸗ rechnet 69 Kinder unter 1 Jahr gegen 72 der Vorwoche (in Berlin 64 gegen 83). . . .

Unter den Todesursachen zeigen die meisten Infektionskrank=

Nachlaß, in Breslau, Hamburg, Solingen, Prag und St. Peters burg

berg, Danzig, Dresden, Hamburg, München, Cöln, Aachen, Straß⸗ burg u. a, deutschen Städten, ferner in Wien, Warschau, Budayest zahlreiche Opfer, wenn auch in den 5 er stgenannten Stãdten eine kleine Abnahme der Epidemie ersichtlich ist. Typhöfe Fieber waren in Berlin und Warschau häufiger, . krankungen langsam ab. Todesfälle an Flecktyphus werden aus St. Petersburg 65, aus Posen 2, aus Amsterdam, Londen, Valeneia und Murcia je 1 gemeldet. Darmkatarrhe der Kinder zeigen in den meisten Stärten nur das gewöhnliche Vorkommen. Die Pocken haben in Wien, Budapest, Prag, Triest, London größere Ausdehnung gewonnen, auch in Venedig und St. Peters burg nimmt die Zahl der Todesfälle wieder zu, in Paris und Malaga ein wenig ab. Einzelne Pockentodes fälle wurden aus Königshütte, Krakau und Alexandria (Egypten) und Odessa (2) gemeldet.

(Gem. Ztg. f Els. Loth.) Besteuerung des Biers in Elsaß⸗Lothringen im Etats jahr 1879/60. .

In Elsaß ⸗Lothringen bestehen zur Zeit 299 Brauereien, von welchen im vorgenannten Etats jahr 225 in Betrieb gesetzt waren.

Dieselben fabrizirten 29 5277 hl obergähriges Bier, 733 469 hl untergähriges Bier und 25 546 hl Dünnbier, im Ganzen 788 542 hl fast genau soviel wie im vorhergegangenen Etatsjahr S7 905 hh.

Gegen Rückvergütung der Biersteuer wurden 240 396 hl aus- geführt (größtentheils in das Zollausland). Im Vorjahre dagegen waren 282 228 hl ausgeführt worden; es ergibt sich sonach für 1879,80 eine Abnahme des Bierexportes von 41 S352 hl. ö

Das günstigere Ausfuhrergebniß des Etatéjahres 1878,79 be⸗ ruhte zum Theil auf dem vermehrten Absatze, welchen das elsässische Fabrikat zur Zeit der internationalen Ausstellung in Paris gefunden hatte; andererseits ist indeß nicht zu verkennen, daß das für den Export vorwisgend in Betracht fom mende Abfatzgebiet Frankreich durch die dort entstandenen großen Brauetablissements in neuerer Zeit mehr und mehr verringert wird. .

Die Einfuhr nach Elsaß Lothringen aus den dem deutschen Zoll⸗ gebiet angehörenden Staaten brtrug 101 686 hl (um 4823 hl mehr als im ö wurden noch ungefähr 584 hl aus dem

ollausland eingeführt. . . Zieht man von obiger Produktion? menge zu 788 5427 hl das ins Ausland ausgeführte Quanium ab, und bringt man andererseits das eingeführte Bier in Zuschlag, so ergibt sich für den eigenen Konsum Elsaß⸗Lothringens eine Menge von 659 416 kl, gegen 603 ol hl im vorhergegangenen Etate jahre. Hiernach berechnet sich für 1379/8 ein Bierverbraach von 42.5 Liter auf den Kopf der Bevölkerung, während derse be im Vorjahre nur 39,4 Liter betragen hene,

Diese erhebliche Zunahme des Blerkonsums hängt ohne Zweifel mit den unergiebigen Weinernten der letzten Jahre zusammen. Im Ucbrigen bleibt derselbe immerhin noch recht ansehnlich hinter dem Bierverbrauch im Gebiete der (norddeutschen) Bra usteuergemein schaft zurück, welcher sich im Etatsjahre 1878/79 auf 62,z Liter pro Kopf

rechnet hatte.

h Die teen, an Biersteuer stellte sich 1879/89 auf L747 178 46; an Uebergangsabgaben für eingeführtes Bier kamen 233 877 ½ε zur Erhebung; die Gesammteinnahme betrug sohin 1951 055 44. Hiervon abgezogen 552 912 S6.ᷓ Vergütung für aus— geführtes Bier (649 124 S6 i. V) verbleiben als Nettoeinnahme 1428 143 (1 320 304 M i. V), welchen noch 8594 M Licenz—⸗ gebühren der Bierbrauer hinzutreten. w

Die von den drei höchstbesteuerten Brauereien (in Königshofen und Schiltigheim) entrichtete Steuer beträgt zusammengenommen 395 827 6; im Vorjahre hatte sich dieselbe auf 455 163 6 belaufen. Diesen Betriebs rückgang der Großbrauerelen hat hauptfächlich die Ab= nahme des Exportgeschäftes herbeigeführt.

(Gem. Ztg. s. Els.⸗ Lothr) Die Besteuerung des , in Elsaß-Lothringen im Etatsjahr 1879/80. J

Der Branntweinbrennereibetrieb ist im abgelaufenen Etats jahr bedeutend hinter dem Vorjahr zurückgeblieben. Von den über haupt vorhandenen 29 871 Brennereien befanden sich nur 19 317 im Betrieb 3575 weniger als im Etatsjahr 1878/79. .

Mehlige Stoffe (Kartoffeln, Getreide) werden in Elsaß Lothrin⸗ gen nur in verhältnißmäßig wenigen Brennereien nicht bedeuten den Umfangs auf Branntwein verarbeitet vorwiegend um Viehfutter zu gewinnen. Die meisten Brenner befassen sich lediglich mit dem Abbrennen selbstgewonnenen Obstes und der bei der Weinproduktion sich ergebenden Rückstände (Weintreber und flüssige Weinhefe) So haben im verflossenen Etatsjahr nur 43 Brennereien (62 im Vorjahr) Kartoffeln oder Getreide zum Abtriebe angemeldet, während die Zahl derjenigen Brennereien, welche Branntwein aus nicht mehligen Stoffen erzeugten, auf 19237 (22 826 i. V.) sich beläuft. Unter den dez teen ö. sich nur 41 Brennereien, welche einer förmlichen Befriebt⸗ kontrole unterworfen waren, sämmtliche übrigen brannten auf rund abgeschlossener Fixation verträge. Außerdem befaßten sich noch 37 kleine Brennereien mit dem Abtrieb von Enzianwurzeln. .

Der zur Versteuerung angemeldete Maischraum betrug für Kar—

toffeln im Ganzen 11044 hl und für Getreide 5744 hl um 3543 hl und bejw, 913 hl weniger als 1878/79. Im Durchschnitt entfielen sohin auf je eine im Betrieb gestandene Kartoffel⸗ oder Getreide brennerei 390 hl Maischraum, im Vorjahr dagegen 408 hl. Dieser Rückgang im Betrieb hängt mit den ungünstigen Ernteergebnissen usammen. . ö. Bei den nichtmehligen Stoffen war der unergiebige Ausfall der 1879er Weinernte die Ursache der Betriebs verminderung. (Erstere hat sich nach amtlichen Schätzungen nur auf ungefähr ein, Drittel des 1878er Ertrages belaufen. Während im Etats jahr 1878179 334 420 hl Weintreber und 41 132 hl flüssige Weinhefe auf. Brannt⸗ wein verarbeitet worden waren, kamen in 1879/80 nur 131 223 hl Weintreber und 28 419 hl flüssige Weinhefe zur Versteuerung.

Dagegen zeigte sich bei Stein und Kernobst eine Steigerung des Betriebs. Die Menge des besteuerten Steinobstes betrug 85 9864 hl (68 048 hl i. V.), diejenige von Kernobst und Kernobsttrebern 19017 h1 (10050 hl i. V). Auch hierbei waren die Ernteergebnisse des Jahres 1879 von Einfluß. Dieselben lassen sich zwar an und für sich nicht als günstige bezeichnen, immerhin war jedoch der Obstertraz im Jahre 1879 ergiebiger als im Vorjahr. .

Der Abtrieb anderer nichtmehl iger Stoffe ist unbedeutend und kann füglich unerörtert bleiben. Im Allgemeinen entfallen bei nicht; mehligen Stoffen auf je eine im Betrieb gewesene Brennerei 14,2 hl versteuerte Materialien, für das Vorjahr dagegen ,

Das Steuererträgniß erfuhr unter den beieichneten Betriebsver⸗ hältnissen eine bedeutende Schmälerung. An Maischraum feuer lamen zur Erhebung: 6409 MSM für Getreide (7577 41 i. V); 13 052 40 für Kartoffeln (17 298 „S i. V.) und 632 S für Enzianwurzeln (599 M6 i. V.). Die Materialsteuer betrug für sämmiliche nicht ˖ mehlige Stoffe zusammen 226 278 4 gegen 339 105 1 in 18 8 72. Hiervon entfielen; Auf Weintreber und flüssige Weinhefe 109 498 4 (138 935 4 weniger als im Vorjahr); auf Steinobst, Kernobst und Kernobsttreber 111 177 (26 085 S mehr als 1878179. ö

Die Gesammteinnahme an Branntwein steuer stellt sich sonach auf 246371 3; hiervon 5306 M Steuervergütung für ausge führten Branntwein abgerechnet, verbleiben 241 065 ½ netto (gegen 348 832 . in 1878 / 79). ; ;

Dieser Mindereinnahme stehen bedeutende Mehreinnahmen bei der Uebergangs abgabe und dem Eingangezoll für Branntwein gegen⸗ über. Erstere Abgabe betrug einschließlich der Aus gleichungsab⸗ gabe für den aus Luxemburg eingeführten Branntwein ö 80 864 MS. (524095 i. V.)z an Eingängszoll wurden erhoben 226 373 (. (176 292 M j. V.). Es ergiebt dies ein Gesammtaufkommen vom

heiten kleine Nachlässe, nur diphtherische Affettionen traten in wenig veränderter und Pocken in außerdentschen Städten vielfach in größerer

Branntwein in Höhe von 548 302 M6, um 29227 MS niedriger als 1878/79.

Häufigkeit auf. Die Masernepidemie in Hamburg ünd Altona ist noch nicht erloschen, auch in Budapest steigt die Zahl der durch sie bedingten Todesfälle. Das w in ,

ö zarmen, . m ein nen ; K kent . hire Quartal des Etatsjahres in Voraussicht der eingetretenen Zollerhöhunng eine Zunahme der Toder fälle. Diphtherie forderte in Berlin, Königs⸗

in Parig nimmt dis Zahl der Er⸗—

Die vermehrte Einfuhr von ubergan st. uerpflichtigem Brannt⸗ wein ist großentheils eine Folge der Unmlänglichen eigenen Bran t- weinproduktion im abgelaufenen Etatejanr; der höhere Anfall an Eingangezoll dagegen findet seine Erklärung darin, daß im ersten

für Spirituosen große Spekulationskänfe im Auslande stattgefunden atten.

l Zur Statistik des österreichischen Telegraphen entnehmen wir dem II. Heft des XX. Bandes der „Nachrichten über

Industrie, Handel und Verkehr aus dem Statistischen Departement

im K. K. Handels⸗Ministerium“ folgende Angaben: Die Gesammt. länge der Staats«, Eisenbahn⸗ und Privat: Telegraphen · Linien des österrei d ischen Staatsgebietes betrug mit Ende 1879: 354 625 89, jene der Drähte 90 899,32 km. An Telegraphensstatsonen standen 2596 im Betriebe, darunter 1107 Staats-, j303 Eisenbahn⸗ und 96 Privatstationen; das Personal zäblte im Ganzen 3049 Köpfe. An Apparaten waren bei den Staats. Tilegraphen stationen 17883 Morse⸗— 64 Hughes , 5 Multiplex · Apparate von Meyer und 2 d' Arlincourtsche Translatoren im Betriebe. Der Korrespondenzverkehr erreichte an gebührenpflichtigen Depeschen 4 642041 Stäck, welche sich in 3 215299 aufgegebene interne, 692 561 aufgegebene internationale und 734181 angelommene internationale Telegramme scheiden. Dem Inhalte nach entfallen von den aufgegebenen Telegrammen 746 auf Handelk⸗ und Geschäftenachrichten, 17,) auf Familiennachrichten, Ws auf Börsennachrichten 2c. Die Betriebseinnahmen betrugen im Jahre 1879 3103168 Fl. was gegen 1878 eine Zunahme von 88 846 Fl, oder um 1339/9 bedeutet. Die ordentlichen Betriebe ausgaben beliefen sich auf 3311598 Fl., die außerordentlichen auf 86 5334 Fl. Die ordentlichen Ausgaben haben daher 1875 gegen 1378 um 129 366 Fl. oder um 3,5 do abgenommen, die außecordent⸗ lichen um 5292 Fl. oder um 6,5 GM zugenommen. Die Zahl der aufgegebenen pneumatischen Briefe betrug im Jahre 1879 im Ganzen 7875, und der pneumatischen Karten 10731 Stück. Die Zahl der aufgegebenen und angekommenen Telegramme, pneumatischen Briefe und Karten, welche im Jahre 1879 mittels pneumatischer Post zwischen der Central⸗Telegraphenstation und den einzelnen Filial⸗ statioren der Haupt und Residenzstadt Wien befördert wurden, be—⸗ lief sich auf 779 787 Stäck. . .

Nach dem Berichte über das Rettungswesen in Däne⸗ mark strandeten vom 1. April 1879 bis 31. März d. J. aa den dänischen Küsten im Ganzen 108 Schiffe, wovon allein auf, die Ost- und Westküste von Skagen 51 entfallen. Ven den Schiffen gingen 60 total verloren, während 48 später wieder von Grund kamen. Der Nationalität nach waren von den gestrandeten Schiffen 24 dänische, 24 deutsche 18 schwedische, 13 norwegische, 13 englische, 5 russische, 4 holländische und 3 französische. Die Besatzung von 57 Schiffen rettete sich selbst, von 27 Schiffen wurde dieselbe durch private Hülfe, von 17 durch die Rettungsapparate allein und von 7 theiltz durch die Rettungtapparate, theils durch private Assistance geborgen. Bei sämmtlichen Strandungen ertranken nur 5 Personen, während 54h gerettet wurden, wovon 186 durch Lie Rettundsappa⸗ rate, nämlich 38 mit Hülfe der Raketenapparate und 148 durch die Rettungsboote. Die Ausgaben für das Rettungswesen betrugen in dem genannten Verwaltungs jahre 54 984 Kronen.

RKunst, Wissenschaft und Ziteratur.

Von der Goldenen Bibel?, illustrirt von den größten Meistern, herausgegeben von Alfred von Wurz bach (Zweiter Theil: Das Neue Testamen t), a. Ausgabe für Katholiken, b. evangelische Ausgabe (Verlag von Paul Neff in Stuttgart) sind die Lieferun— gen IV. und V. erschienen. (Preis der Lieferung 1 M 50 8.)

Die JV. Lieferung enthält: Jesus wird vom Teufel ver⸗ sucht. Gemalt ron Ary Scheffer. Gestochen von A. Iran go. (Ary Scheffer, geboren zu Dordrecht in Holland im Jahr 1795, Schüler P. Guerins, gestorben 1858. Berühmter Meister der so⸗ genannten romantischen Schule in Frankreich. Alphonse Frangois. Zeichner und Kupferstecher zu Paris. Schüler von Henriquel⸗Dupont. Das Original hatte Ury Scheffer kurz vor seinem Tode gemalt (1856). Es ist eines der herrlichsten Gemälde. und es bedarf keines weiteren Hinweises auf den wahrhaft göttlichen Ausdruck in den Ge— sichtszügen des Heilandes, der den Versucher von sich weist. Das bedeutende Genie des Künstlers offenbart sich in der großartigsten (Weise. Die Vervielfaͤltigung erfolgte mit Genehmigung der Kunst— Verlagshändlung von Goupil K Cie, in Paris.)

Jesus und das chananäische Weib. Gemalt von Drouais. Gestochen von Avril. Jean⸗Germain Drouaig, ge⸗ boren zu Paris, den 25. November 1753. . Schüler seines Vaters, Brenets und später Davids. Ging 1785 mit David nach Rom, wo er, 25 Jahre alt, am 13 Februar 1788 starb. Jean Jacques Avril der Jüngere, Zeichner und Kupferstecher. Schüler seines gleichnami · den Vaters, le Barbiers, Suvses und Bervies. Geboren zu Paris den 19. April 1771, gestorben daselbst den 8. November 1835. Das Original, welches Drouais im Jahre 1784 in Paris malte, befindet sich noch gegenwärtig im Louvre. Es erhielt den großen akademischen Preis und berechtigte zu den glänzendsten Erwartungen. Avril hat es im Jahre 1812 gestochen.) ö

Lieferung V. bringt: Die Verkündigung. Gemalt von Gentileschi. Gestochen von Bettelini. ( Horazio Gentileschi, geboren zu Pisa am 9. Juli 1562, gestorben in England im Jahre 164tz. Schüler seines Bruders Aurelio, bildete sich in Rom und Genra und ging im Jahre 1623 nach England. Pietro Bettelini. Namhaster Kupferstecher, geboren zu Lugano 1763, Schüler des G. Gandolft und F. Bartolozzt, bildete sich später vorzugsweise nach Raphael Morghen. Gestorben in Rom 1628. Das Original be— findet sich gegenwärtig in der Galerie zu Turin und wurde von Bettelini sür das Musée frangais gestochen, als das Bild in

aris war.

9 Die . im Tempel. Gemalt von L. de Boullogne. Gestochen von P. J. Drevet. (Louis de Boullogne der Jüngere, geboren zu Paris 16654, gestorben daselbst den 20. No vember 1733, Schüler Errards in Rom, arbeitete in Rom, Venedig und von 1680 in Paris. Pierre⸗Imbert Drevet, Sohn des berühm ten Pierre⸗Drevet, Schüler seines Vaters, den er noch übertraf, ge⸗ boren zu Paris 1697, gestorben daselbst 1739. Der vorliegende Stich gehört ju den berühmiesten Werten der Kupfernecherkunst und ist vielleicht ein unübertroffenes Werk des Grabstichels. Das Origi⸗ nal befindet sich im Chor der Kirche Notre · Dame zu Paris)

Die Goldene Bibel eignet sich wegen ibres gediegenen Juhalts und ihrer sauberen Ausstattung ganz besonders für den Weibhnachtstisch.

Von den im Verlage * , . 2

eitung (Leipzig, J. J. Weber) erscheinenden Bi erwerk: .

. e n,, Haus“ liegt der erste Band (Preis 7 M 50 3) kor. Die Herausgeber, Hr. Albert Richter, Direktor der Ersten Bürgerschule zu Leipzig, und Hr. Einst Lange, Lehrer ebendaselbst, wollen nach dem Vorwort: „neue Bilder bringen, welche einen geistig und sittlich bildenden Werth besitzen, und dieselben mit einem Text begleiten, der zwar auf wissenschaftlicher Grundlage beruht, dabei aber so gehalten ist, daß er von Alt und Jing mit Vergnügen und Nutzen gelesen werden kann.“ Der erste Band war dazu bestimmt, zu jeigen, aus wie zahlreichen Gebieten das Unternehmen seinen Stoff schöpfen will, wogegen die Fortsetzung mehr darauf bedacht sein wird, möglichst bald einzelne Ge⸗ biete, zunächst deutsches Land und deutsche Geschichte zu erschöpfen.

Hieraus erklärt sich der ebenso reiche wie mannigfache Inhalt des ersten Bandes. Er beginnt mit einer 3 der norddeutschen Küste, ihres geologischen wie landschaftlichen Charakters, der Be⸗ wohner, deren Sitten, Industrie c., und es folgt dann eine Reihe bezüglicher tunstroller Holzschnitte, zum Theil nach bekannten Drigi⸗ nalen von Meisterhand: Das Rettungswesen (Wache auf einer Rettungsstatlon), Landschaften von den var wen rügenschen, schles · wigschen und ostfriesischen Küsten bezw. In eln, die Bernsteinbangerei im Kurischen Haff, Springfluth, das niedersächsische Bauernhaus,

das Moorbrennen, die Torfgewinnung im DOldenburgischen,

Scenen aus dem Seebadeleben ꝛc. Die zweite Lieferung