Verkehrs ⸗Anstalten.
(Cöln. Zig.) Der Mont-⸗Cenis-Tunnel senkt sich der französischen Seite, so daß die Compagnie Paris⸗Lyoyon.Medi—⸗ terranée einen neuen Eingang in denselben bohren lassen will, der, etwa 1000 m ron der jetzigen Oeffnung beginnend, bei 600 m Ab⸗ stand in den alten Tunnel münden soll. Man meldet, daß schon 900 m des neuen Weges angebohrt sind.
Triest, 15. Dezember. (W. T. B.) Der Lloyddampfer Oreste“ ist beute Abend mit der ostindisch⸗chinesischen Ueber⸗ landyost aus Alexandrien bier eingetroffen.
Southampton, 15. Dezember. (W. T. B). Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd ‚Oder ! ist hier eingetroffen.
Berlin, 16. Dezember 1880.
Preußische Klassenlotterie. (Ohne Gewähr.)
Bei der heute beendigten Ziehung der 3. Klas— 163. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen:
1 Gewinn von 3000 S auf Nr. 26182.
2 Gewinne von 1800 SG auf Nr. 7889. 60 499.
2 Gewinne von 00 S6 auf Nr. 599. 53 380.
13 Gewinne von 300 SM auf Nr. 641. 1656. 23 145. 31 901. 60 488. 68 459. 70 261. 76797. 83 105. 83431. 88187.
16 850. S0 126.
Der Courierzug 4 der Ostbahn traf heute um 8 Uhr 20 Minuten anstatt um 6 Uhr 10 Minuten Vormittags hier ein. Grund der Verspätung: Reifenbruch der Zug— maschine zwischen Eydtkuhnen und Stallupönen.
Morgen Freitag, den 17. Dezember, findet eine König⸗ liche Parforce⸗Jagd statt. Rendezvous: Mittags 1 Uhr zu Jagdschloß Grunewald.
Ditr am 13. d. M. verstorbene Professor Martin Gropius, 1824 geboren, hatte seine Ausbildung als einer der begabtesten Schüler Karl Böttichers, des Autors der „Tektonik der Hellenen“, auf der Berliner Bauakademie erbalten, sein künstlerisches Wissen aber durch wiederholte Reisen in Italien, Frankreich, England und Griechenland nach den verschiedensten Seiten hin erweitert, so daß er — obschon ein entschiedener Anhänger der durch Schinkel begrün⸗ deten Richtung der neueren Baukunst — doch in seinem ganzen Schaffen sich von aller Einseitigkeit frei zu halten und den auf eine reichere Entfaltung känstlerischer Mittel gerichteten modernsten Bestrebungen nicht blos zu folgen vermochte, son⸗— dern mehrfach sogar, durch eine außergewöhnliche Begabung unterstützt, auf dem Wege dieser Entwickelung leitend aufzutreten vermochte. Von dem Privatbau ausgehend, bereicherte er die Haupt⸗ stadt und deren naͤchste Umgebung in einer ansehnlichen Reihe ge— lungener Schöpfungen, von denen nur das Mendelssohnsche Haus in der Französischen Straße, das Grunertsche in der Victoriastraße, das Eggerssche am Karlsbad, die Villa Haase am Lützower Ufer, die Villa Bleichroeder und die Villa Warschauer in Charlottenburg, so⸗ wie vor allem auch das einfach schöne Lessingsche Haus in der Doro— theenstraße genannt sein möge, um eine Anzahl der trefflichsten neueren Bauten. In der Entwickelung der Fagaden, wie in der Disposition der Grundrisse bekundet sich in ihnen bei mannigfach wechselnder Erfin— dung durchweg der feine und maßvolle künstlerische Sinn, den in gleicher Weise auch die jür öffentliche Zwecke bestimmten Gebäude der Handelsgesellschaft und des Kassenvereins, die umjassende Anlage des städtischen Krankenhauses im Friedrichshain und verschiedene aus— wärtige Bauten verwandter Bestimmung, der Umbau des prowisori—⸗ schen Reichstagsgebäudes, die Gebäude der Universität und der Bank zu Kiel und schließlich der Neubau für das Berliner Kunstgewerbe⸗ Museum, das letzte, der Vollendung nahe Werk des Meisters, sowie zahlreiche Konkurrenz Entwürfe für größere monu⸗ mentale Bauten — u. a. für den Berliner Dom und für den Reichstag — offenbarend. Neben ihren rein architektonischen Ver⸗ diensten aber sind nicht wenige dieser Gebäude zugleich ein sprechen— der Beweis des namentlich auf eine reiche und dabei vornehme far—⸗— bige Wirkung ausgehenden dekorativen Geschmacks, darch den Gro— pius zu einem bedeutenden Einfluß auf die neuere Entwickelung des Berliner Kunstgtwerbes berufen und befähigt war. Wie er in dem Sitzungsaal des pronisorischen Reichstagsgebäudes mit seiner an die besten Vorbilder der Renaissance erinnernden Kassetten⸗ decke ein Muster einer bei schlichter Vornehmheit doch reichen und energischen, harmonisch gestimmten Innendekoration hinstellte, so gab er in dem von ihm umgebauten Friedenthalschen Hause in der Lennéstraße zu Berlin ein erstes und erlesenes Beispiel der Verwen— dung farbiger Majoliken für den äußeren Fagadenschmuck und eine noch reichere Entfaltung derartiger Effekte weist das neue Gebäude des Gewerbemuseums auf, dessen künstlerischer Durchbildung er sich mit derselben Hingabe widmete, mit der er als einer der Gründer dieses Jaftituts und als Mitglied des Vorstandes desselben die Interessen des deutschen Kunstgewerbes zu fördern suchte.
Die gestern, Mittwoch, Abend in einem Fraktionszimmer des Reichs tagsgebäudes unter Vorsitz des Abg. Dr. Rentzsch stattgehabte Aus—⸗ schußsitung des Centralzereins für Hebung der deutschen Fluß und Kanalschiffahrt war zahlreich besucht. Professor Dr. Schlichting (Berlin) referirte über eine umfangreiche Arbeit des Direktor Bellingrath (Dresden), „die Reform der Main— schiffahrt', betreffend. Des Weiteren machte Prof. Dr. Schlichting Mittheilung von einer umfangreichen Arbeit des Donau⸗-Schiffahrts⸗ vereins, wonach dieser Verein die Regulirung der Donau am soge— nannten Eisernen Thor, das rechts von Serbien und links von Ru— mänien begrenzt wird, beabsichtige. Ohne diese Regulirung könne von einem Schiffahrtsverkehr auf der Donau überhaupt keine Rede sein. Es werde beabsichtigt, auf der zu regulirenden Strecke 2 m Fahrtiefe zu schaffen. Die Versammlung beschloß ferner, ein Comits von 5 Personen mit dem Rechte der Koop tation zu wählen und dieses zu beauftragen, eine Denk— schrift auszuarbeiten in Bezug auf die Regullrung der natür— lichen und den Ausbau der künstlichen Wasserstraßen und zu erwägen: ob und zu welcher Zeit dahin zielende Eingaben an die Regierung, den Landtag bezw. Reichstag zu richten seien, eventuell diese Eingaben vorzubereiten. Ministerialdirekkor . D. Weißhaupt e hierauf über die Touage auf der Oder zwischen Stettin und
reslau.
Witterungsverhältnisse im nördlichen und mitt— leren Deutschland während des November 1880,
Die Witterung des diesjährigen November war auf dem ganzen Beobachtungsgebiete im Allgemeinen mild und die Anfänge zu rauherem und mehr winterlichem Wetter, wie sie beim Beginne des Monats und dann noch ein paar Mal im Verlauf desselben auf— traten, waren nur von kurzem Bestande. Während im Durchschnitt die mittlere Temperatur des Novembers der des Oktobers 5 bis 7 Grade nachzustehen pflegt, war in den westlichen Provinzen der No—
auf
Oktober viel reicher, als der November, denn die Menge derselben erreichte im November meistentheils kaum die Hälfte des Quantums, welches im Oktober gefallen war, obgleich die Anzahl der Tage mit Niederschlägen in beiden Monaten nicht viel von einander abwich. Auch erreichte die Anzahl der trüben Tage im November nicht ganz dieselbe Höhe, wie im Oktober, heitere Tage aber gab es im No⸗ vember nicht viel, aber doch mehr, als im Oktober. Ganz überwie⸗ ge d kamen überall die Winde der äquatorialen Strömung, nament- lich die Südwestwinde, zur Geltung; an vielen Stationen wehten die dem Polarstrome angehörenden Winde entweder garnicht oder nur ganz vorübergehend. Mehreremal traten unter starken barometri-⸗ schen Schwankungen die Luftströmungen mit großer Heftigkeit auf. In den ersten Tagen des November schien die Witterung einen winterlichen Charakter annehmen zu wollen. An mehreren Stationen vollzog sich am ersten Monatstage der Umschlag von milderem zu rauherem Wetter. Am Morgen stand das Thermometer noch verhältnißmäßig hoch. Da stellten sich bei lebhafter Bewegung der Atmosphäre Re⸗ gen ein, meist abwechselnd mit Schnee und Graupeln, die Tempera⸗ tur nahm mehr und mehr ab und in der darauf folgenden Nacht sank in den östlichen Provinzen und auch an einigen weiter westlich gelegenen Stationen das Thermometer unter den Gefrierpunkt. Im äußersten Nordosten wiederholten sich Regen, Schnee und Graupeln oder Hagel auch in den folgenden Tagen, weiter westlich aber klärte sich das Wetter bereits am 2. November mehr und mehr auf. Bei steigendem Barometer gewann auf einige Zeit der Polarstrom die Oberhand, zugleich aber nahm die Wärme mehr und mehr ab. An den meisten Stationen war der 4 oder 5. November der kältefte Monastag und es fiel auch das obsolute Wärmeminimum vielfach auf einen dieser beiden Tage, den 6. November änderte sich das Wetter wieder. Der wieder eindringende West⸗ und Südwestwind führte zwar eine Trübung der Atmosphäre, Nebel und Sprühregen, zugleich aber auch eine Tem peraturerhöhung herbei, so daß der 6., 7. und 8. November im Durchschnitt 5 Grad wärmer waren, als die ersten Monatstage Mit dem 9. November nahm die Witterung von Neuem einen etwas rauheren Charakter an, der an den Stationen östlich der Elbe auch den 10. und 11. November anhielt, so daß diese drei Tage 5 his 6 Grade kälter waren, als die vorhergehenden; überall fielen hier auch jetzt Regen, Schnee und Graupeln, wenn auch nicht in großer Menge. In den Gegenden westlich der Elbe dauerte das rauhere Wetter nur den 9. November, schon der 10. November war wieder milder. Schnee fiel in dieser Zeit mit Ausnahme von Clausthal und der auf dem Brocken gegründeten Station in den westlichen Provinzen nicht Den 12. November begann überall das Barometer zu sinken; die südlichen und westlichen Winde, die jetzt auf dem ganzen Beobachtungsgebiete ohne Unterbrechung wehten, steigerten sich zu wiederholten Malen zu heftigen Stürmen, die oft einen ganzen Tag und darüber anhielten. In dieser Zeit trat eine Wärmesteigerung ein, wie sie in der Mitte des September wohl nur selten vorkommt, und zwar vollzog sich diese Steigerung im Osten später, aber rascher als im Westen. Die folgende Ueber sicht enthält die Tagestemperaturen des 9. bis 14. November für einige Stationen aus verschiedenen Gegenden. Um den Unterschied, der bei größeren Erl ebungen stattfindet, erkennen zu lassen, ist in dieser Uebersicht Eichber7 am Fuße des Riesengebirges und die in unmittelbarer Nähe davon 1387 m höher gelegene Gipfelstation Schneekoppe mit aufgenommen.
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war in den letztvergangenen 32 Jahren der 14. November 1875 und 1877, aber doch immer nur 9,8 Grad, also immer noch 24 Grad weniger, als im jetzigen Jahre. Das schnelle Steigen der Wärme nach der Mitte des November hin ergiebt sich auch aus folgender Uebersicht der Temperatur der 3 ersten Monatspentaden: 2. —6. November, 7T.— 11. November, 12. —16. November. Die durchschnitt⸗ lichen in Klammern beigefügten Temperaturen gehen abwärts, während die diesjährigen dem entgegengesetzt aufsteigen. Temperaturen der * 2. und ö. Novemberpentade.
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Königsberg Bromberg Breslau Berlin Hannover h Münster O, 7 (6,4) 5 14) 3, Cöln 2,6 (7,2) 6,4 (5, 9) (4, ) Das Barometer, welches in der Mitte des Monats überall niedrig stand und an den meisten Stationen den 16, an einigen westlichen erst 3 Tage später sein Minimum erreichte, fing bald darauf rasch zu steigen an — an mehreren Stationen rom Abend des 19. bis zum Morgen des 21. November um 30 mm —, der Polarstrom drang in die warme und feuchte äqratoriale Strömung ein und den 21. oder 22. November beobachteten fast sämmtliche Stationen Schnee oder Glatteis; die Temperatur aber ging vom 14. bis 21. November um II bis 14 Grade wieder herab. Von Neuem hob sich die Wärme in der letzten Woche des Monats, wenn auch weniger bedeutend, als in der Mitte desselben, so daß der 27. November dem 14. nur etwa um 2 bis 3 Grade an Wärme nachstand. Niederschläge, und zwar nur in Form von Regen, fielen in den letzten Tagen des Monattz nur wenig, dagegen wurden Nebel und Reif in den Morgenstunden vielfach beobachtet. Mittlere Temperatur im November 1880 nebst den absoluten Extremen in Graden nach C. Maximum: Minimum: Mittlere 3 Tem⸗ peratur:
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vember in diesem Jahre kaum 4 Grad, in den östlichen nur 2 bis 3 Grade kälter, als der vorhergehende Monat, ja es gab Stationen, z. B. Breslau und Torgau, an denen das absolute Wärmeminimum im Oktober niedriger lag, als im November. Im äußersten Nord— often war auch die Anzahl der Frosttage im November nicht bedeuten⸗ der, als im Oktober. Eine Vergleichung des diet jaͤhrigen mit dem vorjäbrigen November ergiebt, daß letzterer ersterem 2 bis 3 Grade an Wärme nachstand. An Niederschlägen war dagegen der
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Eistage, d. h. Tage, an denen das Wärmemaximum unter 0 Grad bleibt, hatten von obigen Stationen Claußen, Gonitz, Emden und Münster je einen, Lauenburg und Schreiberhau je 2, Clausthal 3, Großbreitenbach 4, Kirche Wang 6, die Schneekoppe 18. Mittlerer Barometerstand im November 1880 nebst
den Extremen, ausgedrückt in Millimetern. Seehöhe, Mittl. Baro⸗ MaxCimum Minimum in Metern. meterstand. Tag Stand. Tag Stand.
22,6 758.0 K Lauenburg 29, 4 56,9 . 775,4 17 738,6 Conitz 157 43,8 60,3 17 24.4 Bromberg 47 57,2 . 37.6 Breslau 147,4 50,2 537 15 30,1 Eichberg 348 31,2 43.8 16 13,4 Schneekoppe 1604 625,6 639,s 17 18 611,5 Görlitz 217 745. 9 757,1 16 723. Torgau 102 53,2 5 169 31,1 Breitenbach 6390.5 06,9 m 18 86 Berlin 49 51 , . Putbus 53 53,9 ö 30.3 ö 20 58, ð 7 33,0
Königsberg
annover 61,5 55,9 W, 16 30,1 m den 8,5 603 . 1416 30,2 Mün ster 563 565 , Cöln 60,5 57,9 zi 1h 30,0 Aachen 17 1465 19 1 . 150,5 48,8 63,9 19 24,1 Hechingen 506 1733 294 17 699,1 In der folgenden Uebersicht bedeuten die neben den mittleren Temperaturen in Klammern beigefügten Zahlen durchschnittliche Nittel werthe, wie sie sich aus den Beobachtungen einer längeren Reihe von Jahren ergeben haben. Ebenso ist es bei der letzten die Niederschläge betreffenden Uebersicht. Höhe der Niederschläge in Millimet ern im November 1880 Anzahl der Tage mit Niedersch lägen u. s. w. Höhe der Größte Höhe Tage mit Heit. Trübe Niederschläge Tag Höhe Niederschl. Tage Tage. ö 6,7 20 . 55. 5) 13
(560,
35h 6) 41.15
Claußen. Königsberg , Lauenburg. Conitz . Bromberg Breslau. Eichberg. , Schneekoppe Görlitz Torgau . Breitenbach Berlin Putbus Hamburg Hannover Clausthal. Emden. Münster . Cöln . Aachen.
k 232 , Darmstadt . 37.0 (57,5) z Hechingen 9.0 (48,4 — h Die Anzahl der Schneetage war nicht groß; mehr als 5. hatten Königsberg (6), Lauenburg und Clausthal e), Wang und Schnee— koppe (6). 2.
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Auf dem durch Scheffels Ekkehard“ weithin bekannten Hohentwiel im Hegau wurde jüngst dem tapferen Konrad Wiederhold, der von 1634 bis 1640 Kommandant der Veste war, ein Denkmal errichtet. Die Erzbüste des Helden ruht auf steinernem Sceckel und steht zwischen der alten Herzogsburg und der sogenannten Wiederholdskirche.
(N. Zürch. Ztg.) Die hohle Gasse' bei Küßnacht soll anläßlich der Anlage der Eisenbahnstation Immersee korrigirt wer— den. Der „Bote der Urschweiz' wünscht, daß dieser mit der Tells—⸗ sage so nahe zusammenhängende und schon dadurch allein wirklich historische Punkt nicht dem Alles nivellirenden Einfluß der modernen Zeit zum Opfer falle und auch in Zukunft „kein andrer Weg nach Küßnacht“ führen möchte als eben die alte „hohle Gasse.“
London, 13. Dezember. (Allg. Corr.) Während der ver⸗ gaygenen Woche wurden 33 britische und ausländische Schiff brüche gemeldet, wodurch die Gesammtzabl für das laufende Jahr auf 1551 gebracht wird, d. i. eine Abnahme von 9 im Vergleich mit demselben Zeitraume des Vorjahres. Der annähernde Werth des verloren gegangenen Eigenthums betrug 2500 000 Pfd. Sterl., darunter 2 0000090 Pfd. Sterl. britisches. Bier Schiffe gingen an den Küsten des Vereinigten Königreichs zu Grunde und 10 wurden auf offener See verlassen.
Die Vorstellungen des Circus Renz behaupten durch immer wieder neue Abwechselungen eine fortdauernde Anziehungskraft. Das weite Haus ist allabendlich auf allen Plätzen gefüllt, denn das um— fangreiche Programm ist stets so geschickt zusammengestellt, daß jedem Geschmacke Rechnung getragen wird. So hat denn Hr. Direktor Renz jetzt bereits das diitte Ausstattungsstück in sein diesjähriges Repertoire aufgenommen; dasselbe ist „Napoli oder Salvator Rosa und die Banditenfürstinꝰ betitelt. Zwar ist das Stück schon im rorigen Jahre im Cireus Renz aufgeführt worden, doch ist es jetzt wieder neu inscenirt und gehört durch den Reich thum und Glanz seiner Ausstattung zu den beliebtesten Piecen dieser Art. Die equestrischen Aufzüge und charakteristischen Tänze sind mit großem Geschmack arrangirt; die Kostüme und sämmtliche son⸗ stigen Requisiten von bester Arbeit und die mit vieler Gewandt⸗ heit und Exaktität ausgeführten Aufzüge mit ihrem schillernden Farbenreichthum erfreuen das Auge in der angenehmsten Weise. In buntem Wechsel ziehen die belebten Bilder italienischen Volks lebens an unserem Auge vorüber; angenehme Einlagen bilden die in die verschiedenen Bilder passend eingereihten Tänze. So sehen wir im ersten Tableau: einen neapolitanischen Fischertanz, eine Siciliana und eine Tarantella, im zweiten Tableau ein effektvolles Pas strategique, und als prächtigstes Bild in der letzten Abthei— lung eine glänzend inscenirte „Große Modell- Scene“. — Eine weitere Bereicherung haben die Vorstellungen des Cireus Renz durch das Auftreten der Miß Emma Jutau erfahren, welche gestern zum ersten Male debütirte. Die Künstlerin, eine junge Amerikanerin von schöner Erscheinung, erregte allgemeine Bewunderung und leb— haften Beifall durch die erstaunliche Sicherheit und Kraft ihrer Pro⸗ duktionen.
Redacteur: Riedel.
Verlag der Expedition (Kessel). Druckt W. Elsner. Fünf Beilagen
Berlin:
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Hechingen
(einschließlich Börsen⸗ Beilage).
zum Deutschen
6 298.
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Erste Beilage
Berlin, Donnerstag, den 16. Dezember
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Deutsches Reich.
Nachweisun Einnahme an Wechselstempelsteuer im Deutschen Reiche für die Zei
der
g 230 t vom 1. April 1880 bis zum Schlusse des Monats November 1880.
— 1. 2. — Einnahme
im Monate
November 1880.
Ober ⸗Post⸗Direktions⸗Bezirke. M.
Hierzu Einnahme in den Vormonaten.
. 5
3.
4. 5. 6. Einnahme in dem⸗ 2 selben Zeitraume In 1880 / ! des Vorjahres mehr (Spalte H. — weniger M6. M6
Zusammen.
4
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16. 3 z 1. Im Reichs ⸗Postgebiete.
1) Königsberg
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3) Danzig.
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26) Coblenz 3 237
27) Düsseldorf 36 40
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35 Konstanz
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80 3383] 15 658 76 434 335 365 21 644 I6 S5 4 51 107 12656 25 037 15 gh2 95 335 45779 38 544 118 5883 53 277 3 466 39 765 11 558 12 555 37 456 116 655 25 715 2651 030 160516 51 756 21765 244 156 147955 7b 156 226 556? 161 635 56 455 5 841 15 546 26 397 51 252 123 852 1655 585 113 0686 25 435
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HI. Württemberg WJ Ueberhaupt
Berlin, im Dezember 1880.
552 893 * !
3770147 00
Haupt-⸗Buchhalterei des Reichsschatz⸗Amts.
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Aichtamtliches.
Preußen. Berlin, 16. Dezember. Im weiteren Verlaufe der gestrigen Sitzung des Herren hauses er— klärte bei der Diskussion über den Bericht, betreffend die Bau⸗ ausführungen der Eisenbahnverwaltung während des Zeitraums vom 1. Oktober 1879 bis dahin 1880, auf die Anfrage des Fürsten zu Puthus hinsichtlich der Nordbahn, der Minister der öffentlichen Arbeiten, Maybach, daß die Staatsregierung die zur Verwendung gelangten Gelder nur zu den Zwecken verwendet habe, für welche sie bewilligt seien. Uebrigens habe er bereits früher auf eine desfallsige Anfrage des Fürsten zu Putbus dem⸗ selben eine ausführliche Darlegung über die Verwendung der Gelder zugehen lassen, auf die er jetzt nur wieder verweisen könne. Weitere Bauausführungen, insbesondere die Verbin— dung Stralsunds mit der Insel Rügen, die von ver⸗ schiedenen Seiten gewünscht worden, seien durch die bewilligten Summen nicht zu ermöglichen gewesen. Dem anderen Hause liege jetzt der Antrag vor, die Gelder für eine Sekundärbahn nach Rügen zu verwilligen. .
Auf eine Anfrage des Herrn Rautenstrauch konstatirte der Staats⸗Minister Maybach, daß die neuen Bahnhofsgebäude in Trier nur provisorisch seien, der Bau definitiver Ge—⸗ bäude in Aussicht genommen sei. ö
Der Bericht wurde darauf als durch Kenntnißnahme er⸗ ledigt erklärt. Es handelte sich ferner noch bei demselben Gegenstande um eine Petition der Weichensteller und Brücken⸗ wärter im Bezirk der Königlichen Eisenbahn⸗-Direktion Berlin, im Auftrage gezeichnet A. Hargesheimer hierselbst, wegen ma⸗ terieller Verbesserung der Lage der Weichensteller und der denselben gleichgestellten Beamten, sowie wegen Aufhebung des 5. 83 des Gesetzes vom 21. Juni 1862, betreffend die Dienstvergehen der nichtrichterlichen Beamten, in dessen gegen—⸗ wärtiger Fassung eventuell wegen Abänderung desselben. Nach dem Erachten der Kommission für Eisenbahnangelegenheiten ist diese Petition wegen mangelnder Legitimation des Unter—⸗ zeichners auf Grund des §. 25 der Geschäftsordnung zur Er— örterung im Plenum nicht geeignet. — Das Haus trat dieser Ansicht ohne Debatte bei. ; .
Als fünster Gegenstand der Tagesordnung folgte die Wahl eines Mitgliedes für die statistische Centralkom⸗ . sion für den Rest der 14. Legislaturperiode des Hauses der Abgeordneten an Stelle des wegen vorgerückten Alters von diefer Funktion zurückgetretenen Herrn von Rabe. Auf Vorschlag des Dr. Baumstark wurde der Staatssekretär des Reichs-Postamts Dr. Stephan für dieses Amt durch Akkla— mation gewählt. .
Sechster Gegenstand der Tagesordnung war der münd⸗ liche Bericht der Kommission für kommunale Angelegenheiten über den Gesetzentwurf, betreffend die Veränderung der Grenzen des Stadtbezirks Berlin und des Kreises Teltow. Nach dem Entwurfe soll der Thiergarten mit Einschluß des Zoologischen Gartens, des Seeparks bis zum alten Landwehrgraben und des Fasanerieterrains
bis zur Pappel-Allee unter Abtrennung von dem Kreise Teltow mit dem Gemeindebezirk der Haupt- und Residenzstadt Berlin vereinigt werden.
Der Berichterstatter Herr von Winter beantragte Namens der Kommission: J). dem Gesetzentwurfe unverändert die ver⸗ fassungsmäßige Zustimmung zu ertheilen; 2) die Petition des Magistrats zu Eharlottenburg, mit dem Antrage, dem Gesetz⸗ entwurfe, soweit derselbe den Zoologischen Garten, den See⸗ park und das Fasanerieterrain betrifft, die Zustimmung zu versagen, durch den Beschluß ad 1 für erledigt zu erklären. — Das Haus trat diesem Antrage bei. .
Herr Freiherr von Maltzahn berichtete Namens derselben Kommission über den Gesetzentwurf, betreffend die Auf— hebung der kommunalständischen Verbände der Provinz Pommern. Der Berichterstatter beantragte, dem Gesetzentwurfe unverändert die verfassungsmäßige Zustimmung zu ertheilen. Nachdem Graf von Brühl erklärt hatte, daß er zwar dem Zustandekommen des Gesetzes nicht hinderlich sein wolle, dennoch aber seinem Bedauern Ausdruck geben müsse, daß man derartige alte und seither segensreich wirkende In— stitutionen ohne zwingende Gründe aufheben wolle, wurde auch dieser Antrag der Kommission ohne weitere Debatte an⸗ genommen. . .
Den Schluß der Tagesordnung bildete der mündliche Be⸗ richt derselben Kommission über den Gesetzentwurf, betreffend die Aufhebung des kommunalständischen Berban⸗ des der Neumark. Der Berichterstatter Herr von Winter⸗ feld beantragte, auch diesem Gesetzentwurfe unverändert die verfassungsmäßige Zustimmung zu ertheilen. Das Haus ge⸗ nehmigte ohne jede Debatte auch diesen Kommissionsantrag, worauf der Präsident um A/ Uhr die Sitzung schloß.
— In der gestrigen (28) Sitzung setzte das Saus der Abgeordneten die zweite Berathung des Staats⸗ haushaltsetats pro 1851/82 mit dem Etat des Ministe⸗ riums der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal⸗ angelegenheiten (dauernde Ausgaben Kap. 121) fort. Nach dem Abg. Steinbusch ergriff der Minister der geist⸗ lichen ꝛc. Angelegenheiten von Puttkamer, wie folgt, das Wort:
Meine Herren! Gegen den prinzipiellen Theil der Ausführungen des Herrn Vorredners würde ich sebr erhebliche Einwendungen zu machen haben; inzwischen glaube ich die Stimmung des Hauses und die Geschäftslage richtig ju beurtheilen. wenn ich mich auf große grundsäͤtzliche Erörterungen jetzt nicht mehr einlasse, sondern mich auf die nothwendigsten und knappst fermulirten Erklärungen beschränke, die ich an die verschiedenen Reden der einzelnen Herren Mitglieder des Hauses anzuknüpfen babe, wenn ich auf die Zustimmung des Hauses rechnen darf, in dieser Besiebung dem Herrn Vorredner zu antworten, so will ich es in folgender Weise zu thun verfuchen.
Die Frage, wegen Ertheilung des katbolischen Religionsunter richts in den Volksschulen, ist in den letzten Jahren bekanntlich Gegenstand der lebhaftesten Erörterungen gewesen. Ich habe diese Frage bei meinem Amtsantritt in einem Stadium überkommen, welches mir allerdings für meinen Standpunkt die Nothwendigkeit auferlegt hat, mich zu fragen, oh alle Maßregeln, welche auf Grund des bekannten Reskripts vom 18. Februar
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Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗-Anzeiger.
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seien, ob eine Veranlassung vorliege, diejenigen römisch · katholischen Geiftlichen, welche in Folge dieses Reskripts von der Leitung und Ertheilung des Religionzunterrichts auggeschlossen waren, noch ferner davon auszuschließen. Die Grundlage fär die Beurtheilung für die gegen einen Theil der Geistlichkeit zu ergreifenden Maßregeln sind in einem Reskript von 1875 individuell formulirt — ich betone das ausdrücklich, meine Herren, weil sonst leicht ein Mißverstãndniß dahin entstehen könnte, als hätte man in Pausch und Bogen die ganze katholische Geistlichkeit von der Leitung und Ertheilung des Religionsunterrichtes autzuschließen beabsichtigt oder wirklich ausge⸗ schloffsen. Ich muß wenigstens annebmen, daß die Provinzialbehörden, in deren Hand die pflichtmäßige Handhabung und Ausführung dieses Reskripts gelegt war, sich sorgsam an diejenigen Gesichtspunkte ge- halten haben, welche in jenem Reskripte in dieser Beziehung aufge= stellt waren. Es ist nun Thatsache, daß die Ausführung dieses Re— striptes eine weitgehende gewesen ist; es sind im Ganzen 2148 römisch⸗katholische Geistliche in Folge jenes Erlasses von der Leitung und Ertheilung des Religionsunterrichts ausgeschlossen ge— wesen. Nun ist diese Maßtegel, wenn ich richtig annehme, erfolgt in einer gewissen Kampfeterregung der Gemüther von beiden Seiten, und ich glaubte annehmen zu dürfen, daß innerhalb der beinahe 4 Jahre, die inzwischen verflossen waren, sich auf manchen Seiten auch nur eine gewisse Beruhigung insofera würde eingestellt haben, als man von beiden Seiten ju prüfen in der Lage war, ob denn nicht salvis principiis man eine Annäherung wenigstens dahin ver suchen könnte, daß der Staat von der einen Seite entgegenkäme und von der anderen Seite die betreffenden Geistlichen ihrerseits auch der Pflicht sich nicht entziehen wücden, in die Leitung und Er— theilung des Religionsunterrichts wieder einzutreten unter denjenigen Vorausfetzungen, die für den Staat dabei maßgebend sein müßten. Ich habe deshalb unteim 5. November 1879 — der Herr Vor⸗ redner bat bereits die Güte gehabt, es anzuführen — eine Verfügung an die Provinzialbehörden ungefähr des Inhalts erlassen, daß es mir doch noöͤthig erschiene, jetzt nach Verlauf von 4 Jahren einmal wieder — ich möchte sagen — die Akten an⸗ zusehen und sich zu fragen, ob denn nun noch Veranlassung votläge, gegen jeden einzelgen der damals von der Verfügung getroffenen Geistlichen diese Maßregel, die, wie ich nicht verkenne, gegenüber dem Art. 24 der Verkassung doch manches Bedenkliche hat, aufrecht zu erhalten. Ich habe deshalb die Regierungen veranlaßt, an der Hand der Thatsachen und der faktischen Entwickelung der öffentlichen Zustände, jedem einzelnen der ausgeschlossenen Geistlichen gegenüber individuell zu prüfen, ob die Möglichkeit vorliege, die Funktionen be⸗ ziehentlich des katholischen Religionsunterrichts in den Volksschulen, in der vom Staate zu verlangenden Unterschreibung ihm wieder zu übertragen. Ich habe mich . auf den Standpunkt gestellt, daß ich ausgesprochen habe, meiner Auffassung nach könne diese un zewöhnliche Maßregel der Ausschließhung nur auf Grund erheblicher Thatsachen aufrecht erhalten bleiben. Denn, meine Herren, ich bin allerdings der Meinung, daß die bloße Parteistellung obne eine individuell aus⸗ geprägte, sich daran knüpfende — verzeihen Sie den Ausdruck — agitatorische Thätigkeit zur ausreichenden Grundlage für eine solche Maßregel durchaus nicht genommen werden kann. Ich bin der Meinung, man muß den einzelnen Mann ansehen auf seine Be⸗ fähigung, seine Geneigtheit, seine ganze Haltung hin und danach seine Maßregeln treffen. Die Regserungen haben nun diese Ver⸗ fügung zur Aussübrung erhalten und danach gehandelt. Es sind im Ganzen 1369 Geistliche wieder zugelassen worden zur Leitung beziehungsweise Ertheilung des Religionzunterrichts und ich erkenne von meinem Standpunkt aus ganz unumwunden mit Dank an, daß die Betreffenden ihren prinzipiellen Standpunkt in diesem Falle untergeordnet haben der Pflicht., welche nach ihrer Meinung für sie vorliegt, der Schule von kirchlicher Seite die Hand zu bieten und ihre Schuldigkeit zu thun; insofern glaube ich also mit dem Herrn Vorredner in einem ziemlich weitgehenden Einverständniß mich zu befinden. w
Wenn er nun aber ferner hervorhob: ja wie kommt es denn, daß so sehr verschieden verfahren ist, daß man in einzelnen Re⸗ gierungsbezirken fast alle oder wenigsteas einer sehr großen Zahl von Geistlichen diese Funktion wieder beigelegt hat, in anderen in sehr deschränktem Umfange? so muß ich mir doch darauf zu erwidern ge= statten, daß ich zunächst und in erster Linie die Veranwortung für die Ausführung der von mir hingestellten Prinzipien in die Hand der Provinzialbehörden zu legen habe. Meine Herren, ich glaube, es wird Niemand von mir verlangen können, Tausende von Fällen hier an der Centralstelle individuell und nach allen Einzelheiten zu prüfen; ich glaube, wenn man das verlangen wollte, so muß man überbaupt darauf verzichten, daß auf diesem Gebiete der Minister irgend etwas generell anordnet, denn einer solchen Aufgabe ist er nicht gewachsen, ihm fehlt die Kenniniß der lokalen und individuellen Verhaͤltnisse; er muß sich darauf beschrä-ken, die Grundlinie anzu⸗ geben, auf welcher er das weitere Verfahren geordnet zu sehen wünscht, und muß dann ebenso, wie man das in Ausführung des Reskcipts vom Jahre 1876 gethan hat, erwarten und vertrauen. Daß die Provinzialbehörden in der Anordnung der Grundsätze das Rich tige treffen. ö ͤ J
Der Herr Vorredner nennt speziell einige Regierungsbezirke, in welchen von Seiten der Organe der Regierung in dieser Beziehung so sehr wenig entgegenkommend aufgetreten sei. Nun, meine Perren, ich hoffe, Sie werden es mir erlassen, auf diesen Theil der Ausfüh⸗ rungen des Herrn Vorredaers näher einzugehen. Ich würde, nament- lich, wenn ich mich an seine Monita in Beziehung beispielsweise auch die Provinz Posen erinnern müßte, auf Gesichtspunkte und Differenzen zurückzukommen genöthigt sein, die ich gern ver meiden möchte. Ich kann nnr konstatiren, daß die Pro—⸗ vinzialbehörde der Provinz; Posen es mit ihrer Pflicht unxereinbar gehalten, eine beträchtliche Anzahl, von katho⸗ lischen Geistlichen zum Religionsunterri ht wieder zuzulassen, und, meine Herren, ich vermag die Verantwortung nicht dafür zu übernehmen, daß ich von oben herunter in Unkenntniß der indivi⸗ duellen einzelnen Lage eingreifen soll in die wohlüberlegte und unter eigener Verantwortung gefroffenen Maßregel der Prorinzial behörden. alfo ich kann in dieser Beziehung nur das in Aussicht stellen, daß wenn in einzelnen Fällen, wo ein Geistlicher übergangen ist, an mich die konkrete und individuelle Anfrage herantreten sollte, ob nicht die Eigenschaften des Mannes und seine Haltung doch geeignet seien, ihm auf dem Gebiet der Leitung des Unterrichts entgegenzukommen, ich mich der Prüfung solcher Fälle nicht entziehen werde, daß ich aber selbstverstaͤndlich in erster Linie mich an das Uriheil der zuständigen verantwortlichen Behörde halte. ö ö
Ich glaube hiermit diesen Gegenstand verlassen zu können und da ich einmal am Worte bin, balte ich mich für verpflichtet, auf einiges einzugehen, was in der gestrigen Diskussion vorgekommen ist. Der Hr. Abg. Stöcker, der im Uebrigen in wohlwollender Weise ssch über meine Verwaltung äußerte, wünschte in Bezug auf die Lehrbücherfrage in den Volksschulen theils eine Auskunft von mir, theils eine Art von Zusicherung. Ich halte diese Frage von der alleräußersten Wichtigleit und bin dem Herrn Abgeordneten dan kbar dafuͤr, daß er mir die Anregung gegeben hat, mich, ich will nicht fagen ausführlich, aber doch einigermaßen eingehend über sie zu äußern. Bas Lesebuch in der Volksschule bat, ich möchte sagen, die Natur des centralen Lernmittels für die Volksschule, eg muß alles dasjenige ersetzen, was in den hohen Anstalten eine ganze
1876 hatte eintreten müßsen, noch heute aufrecht zu erhalten
Anzahl von Lehrbüchern in mancherlei anderen Fächern, für