1880 / 307 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 30 Dec 1880 18:00:01 GMT) scan diff

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Diejenigen Personen, Kaiserin und Königin aus Veranlassung des eintretenden Jahreswechsels ihre Glückwünsche darbringen möchten, haben ihre Karten am 31. d. Mts. Gräfin von Perponcher abzugeben.

Heirathet ein noch unter väterlicher Gewalt stehender minderjähriger unvermögender Sohn (Haus sohn) wider den Willen des Vaters und erfolgt anstatt einer nachträglichen Genehmigung eine erfolgreiche Anfechtung der Gültigkelt der Ehe, so ist nach einem Erkenntniß des Reichsgerichts, L Hülfssenats, vom 9. November d. J., der Vater für die Schulden, die der Sohn zum Unterhalte seiner Ehefrau ein⸗ gegangen ist und nicht bezahlen kann, nicht haftbar. In demselben Erkenntniß hat das Reichsgericht auch ausgesprochen, daß der Vater, falls der Haussohn wider den väterlichen Willen das elterliche Haus verläßt und auch nicht nachträglich die Genehmigung des Vaters zur auswärtigen Verpflegung erhält, insoweit für die von dem Sohn zur Bestreitung seines Lebensunterhalts gemachten Schulden haftet, als ihm durch die auswärtige Befriedigung des Bedürfnisses des Sohnes eine Ersparniß in Höhe desjenigen Kostenbetrages erwächst, welchen er selbst zu Hause hätte aufwenden müssen.

Württemberg. Stuttgart, 29. Dezember. Der „Staats⸗Anzeiger für Württemberg“ meldet, der König habe betreffs der Besorgung der Staatsgeschäfte während seiner Abwesenheit verfügt, daß Gegenstände von größe⸗ rer Wichtigkeit ihm regelmäßig nachgesendet, die übrigen An⸗ gelegenheiten in seinem Namen und mit seiner Vollmacht vom Staats⸗Ministerium unter dem Vorsitze des Prinzen Wilhelm erledigt werden sollen. Der König und die Königin sind heute früh nach Cannes abgereist, wo diesel⸗ ben bis Anfang Mai Aufenthalt nehmen werden. Der Tod des Prinzen Ulrich, des Sohnes des Prinzen Wilhelm, hat große Trauer erregt, der König hat die beiden letzten . e ausschließlich im Palais des Prinzen Wilhelm zu— gebracht.

Oesterreich⸗ ungarn. Wien, 28. Dezember. Heute begannen in dem Ministerium des Aeußern unter dem Vor— sitze des Sektionschefs Kalley neuerdings die Verhandlun—⸗ gen mit Serbien Betreffs des Abschlusses eines Handel s⸗ vertrages. Eine Belgrader Zuschrift der „Pol. Corr.“ stellt einen raschen und ungehinderten Verlauf der Verhandlungen in Aussicht, da die serbische Regierung die Hand zu Kompro⸗ missen geboten habe, um die aufgetauchten Schwierigkeiten zu beseitigen. Vicomte d'Harcourt begab sich gestern als Voll⸗ machtsträger Boutrour' nach Belgrad; die Angelegenheit der serbischen Bahnen dürfte nunmehr in Fluß kommen.

Prag, 28. Dezember. Das „Prager Abendblatt“ meldet, daß Kronprinz Erzherzog Rudolf mit seiner künftigen , , am 28. Februar von Wien in Prag eintreffen werde.

Schweiz. (N. Zurch. Ztg. Der Bundesrath hat, wie der „Gaz. de Laus.“ aus Bern geschrieben wird, beschlossen, am Neujahrstage keinen offiziellen Empfang zu halten. Auch wird die Bundesversammlung nicht einberufen werden, da die Verfassung vorschreibt, daß jede Erledigung eines Sessels im Bundesrathe in der nächsten Session der Bundes— versammlung ausgefüllt werden solle. Diese wird, wie be— kannt, schon am 14. Februar zusammentreten.

Belgien. Brüssel, 28. Dezember. (Cöln. Ztg.) Prinzessin Stephanie (geb. 21. Mai 1864 hat gestern in der Schloßkapelle zu Laeken durch den Kardinal Erzbischof von. Mecheln die Firmung erhalten. Der Erzherzog Rudolf von Oesterreich wird in den ersten Tagen des neuen Jahres hier eintreffen. Der König hat aus seiner Civil— liste dem Minister des Innern 20 000 Fres. zur Vertheilung an die durch die Ueherschwemmung in Nothstand gerathenen Familien überwiesen.

Großbritannien und Irland. London, 28. De⸗ zember. (Allg. Corr. Das Kolonialamt hat vom Premier der Capkolonie folgende, vom 24. ds. datirte Depesche via Umtata erhalten: „Die Lage im Basutolande ist unverändert. Die Zustände in Kaffrarien bessern sich. Oberst Baker hatte ein Gefecht mit Umlhonlos Heer, wobei 300 Rebellen getödtet wurden. Umlhonlo wurde verwundet und flüchtete. Umguakelo und Nquiliso, die beiden Pondo⸗Häupt⸗ linge, versprachen, die Regierung zu unterstützen.“ Außer dem 6. Dragoner-Regiment wird auch eine Batterie Feld⸗ artillerie nach Transyvaal als Verstärkung der daselbst

egen die Boers im Felde stehenden britischen Truppen ge— 9s werden. Ein Telegramm des „Standard“ aus Durban vom 27. ds. meldet:

Die Boers haben die zu Gefangenen gemachten Soldaten des 94. Regiments auf freien Fuß gesetzt und nach Pretoria zurück. gesandt. Man vermuthet, daß die Führer der Rebellion das „‚Mas⸗ sacre“ müißbilligen und jede Verantwortlichkeit dafür von sich ab— wälzen wollen. Flüchtige Familien aus Utrecht und Standerton, sowie die die britische Kolonne begleitenden Familien sind in Natal angekommen. Alle Telegraphendrähte sind jetzt zerschnitten. Der „Humber“ ist mit Truppen aug England angekommen, und Die Anglia“ ist ebenfalls mit 200 Mann Soldaten eingetroffen. Alle marschicen unverzüglich nach der Front. Der Gouverneur ist, be⸗ gleitet von einer Eskorte Freiwilliger, abgereist. Er wird sich zu nächst vach Newegstle an der Grenze von Natal begeben und dort die Ankunft von Truppen abwarten.

Der „Times“ wird aus Durban vom gestrigen Tage telegraphirt:

Der Bericht über das dem 94. Regiment zugestoßene Unglück war übertrieben. Dreißig Mann wurden getödtet oder verwundet. Die übrigen wurden entwaffnet und ihnen gestattet, sich nach Pre—

toria zu begeben.

Die , n, m. der Grafschaft Cavan haben dem Staatssekretär für Irland, Forster, eine Denk— schrift übersandt, worin es u. A. heißt:

Wir, die unterzeichneten Friedensrichter der Grafschaft Cavan, haben Ihr Rundschreiben vom 8. ult, welches unsfere Machtbefug⸗ nisse unter den Akten 15 und 16 Georgs III. und 1 und 2 Wil. liams IV. definirt, sorgfältig gelesen, und wünschen hervorzuheben, daß wir mit den uns in Gemäßheit dieser 4467 übertragenen Vollmachten bereits völlig vertraut waren, daß es aber, igfolge dez im ganzen Lande durch Mitglieder der Landliga und deren Anhänger sowie durch andere Vereine ausgeübten Terrorigmut für uns absolut unmöglich ist, hinreichende Information zu erhalten:, um die Verüber von Ausschreitungen, deren das Rundschreiben Erwähnung hut, zur

welche Ihrer Majestät der

bei der Ober⸗Hofmeisterin

sich in der größten Gefabr befinden, daß ihre Häuser niedergebrannt, ihr Vieh verstümmelt und ihre Grenzzäune niedergebrochen werden, ohne daß auch nur de entfernteste Wahrscheinlichkeit vorhanden wäre, daß sie Redreß erhalten oder den Schutz des Gesetzes genießen. Wir sind von dem Wunsche beseelt, unsere Pflicht nach besten Kräften zu thun und bedauern, daß es uns infolge der bereits angegebenen Gründe unmöglich ist, die in Ihrem Cirkular erwähnten Vergehen zu bestrafen. Wir erfuchen Sie auch ernstlich die Regierung zu be⸗ nachrichtigen, daß unserem Ermessen nach unverzüglich Maßnahmen zum Schutze von Leben und Eigenthum ergriffen werden sollten.“

In Portadown wurde am Freitag Abend das Haus eines Pächters niedergebrannt, der seinent Grundherrn, Lord Lurgan, den vollen Pachtzins entrichtet hatte. Zu gleicher Zeit wurde sein großer Vorrath an Kartoffeln vernichtet. In ahnlicher Weise wurde mit seinem Nachbar verfahren, der sich des gleichen Vergehens gegen die Geheiße der Landliga schul⸗ dig gemacht hatte. In demselben Distrikt wurde ein Indi⸗ viduum, welches der Polizei in der Ermittelung von Ver⸗ übern agrarischer Gewaltthätigkeit behülflich gewesen, durch einen Messerstich im Nacken verwundet.

Aus Schottland wird gemeldet:

Im Norden von Schottland ist durch einen ungewöhnlich hef— tigen Schneesturm, der am Freitag begann und bis Sonntag früh andauerte, der Verkehr auf verschiedenen Eisenbahnen völlig ins Stecken gerathen. An mehreren Plätzen erreichte der Schnee die Höhe der Lokomotivenrauchfänge. Viele Passagiere mußten ihre Weihnachtsfeiertage in Dorfschänken zubringen. In Folge dez starken Windes und der scharfen Kälte geht die Säuberung der Geleise nur sehr langsam von Statten. Ein Schneesturm suchte am Sonntag auch verschiedene Binnendistrikte und Süd ⸗Staffordshire heim. Der Schnee liegt stellenweise 12 14 Zoll hoch.

30. Dezember. (W. T. B.) Courtney ist zum Unter⸗-Staatssekretär des Innern ernannt worden. Nach Meldungen der Morgenblätter aus Durban, vom 29. d., haben die Boers Derby eingenommen, das Ge— richtsgebäude am Potchefflusse nach 48stündigem Kampfe er—⸗ obert und belagern das Fort Krüger am Poctchefflusse. Man glaubt, daß fast alle Einwohner der Stadt von den Boers gefangen genommen worden sind; alle Läden wurden erbrochen und geplündert. In Utrecht drohen die Boers jeden zu erschießen, der sich ihnen nicht anschließt. Die Rebellen patrouilliren längs des ganzen Buffaloflusses. Die Regie— rung von Transvaal hat das Stanbrecht proklamirt.

Dublin, 29. Dezember. (W. T. B.) Die Verhand— lungen in dem Prozesse gegen Parnell und die übrigen Führer der Landliga wurde heute fortgesetzt. Der General⸗ Prokurator hielt sein Plaidoyer gegen die Angeklagten.

Frankreich. Paris, 29. Dezember. (W. T. B.) Auch das Journal „Avenir diplomatique“ erklärt die Ge— rüchte von Konzentrationen französischer Truppen an der tunesischen Grenze für unbegründet. Was die Anpesenheit eines franzbsischen Fahrzeuges in den Ge⸗ wässern von Tunis betreffe, so sei dieselbe nichts außer— gewöhnliches und durch kein besonderes Ereigniß veranlaßt. Ein zweites Fahrzeug habe sich dorthin begeben, um das erste neu zu verproviantiren und werde alsdann wieder abfahren.

Toulon, 29. September. (W. T. B.) Auf dem Panzerschiff „Richelieu“ brach in der verflossenen Nacht Feuer aus, in Folge dessen das Schiff zu Grunde ging. Mehrere Personen trugen Verletzungen davon.

29. Dezember. (Weitere Meldung des W. T. B.) Das durch Feuer beschädigte Panzerschiff „Richelieu⸗— befand sich im Seearsenal in Reserve und wurde durch Oeffnen der Wasserableitungsröhren auf den Grund gesetzt, so daß das Feuer erlosch, ohne unheilbaren Schaden angerichtet zu haben. Einige Personen haben leichte Verletzungen erlitten; ein Verlust von Menschenleben ist nicht zu beklagen.

Italien. Brindisi, 29. Dezember. (W. T. B.) Der Großfürst Nikolaus von Rußland ist mit seinen Söhnen aus Korfu hier eingetroffen und nach Neapel weitergereist.

Griechenland. Athen, 21. Dezember. (Pol. C.) Aus Votabeln der hiesigen Gesellschaft, meist Griechen aus Epirus, Thessalien, Macedonien und Kreta, hat sich ein Aktions⸗ Comité des „Nationalbundes“ gebildet, welches im Allgemeinen die Regierung in ihrer zweckentsprechenden Aktion durch Privatmittel zu unterstützen, aber auch eine selbständige Thätigkeit zu entfalten gedenkt. Außer diesem Comité existirt aber noch ein anderes, das sich das Comité du salut na— tional nennt, und dieses scheint die Sache ernster und von anderer Seite zu nehmen. Drohungen gegen die Regierung füllen fane in ganz Griechenland verbreiteten Proklamationen, deren Urhebern die Polizei eifrig auf die Spur zu kommen sucht. Das Wichtigste ist, daß man Grund zu der Vermuthung hat, es seien einflußreiche Offiziere in diesem Comité thätig. Die Bankanleihe ist durch ein Gesetz bestätigt worden. Es ist dem Bankier Syngros ge—⸗ lungen, ein Metallanlehen von 120 Millionen zu 7 Proz. Zinsen und Amortisation zum Course von 68 aufzubringen. Geld hätte also Griechenland vorderhand genug, um etwas zu unternehmen. Die griechische Dampfschiffahrts⸗ Gesellschaft in Syra, deren neuer Vertrag auf fernere 12 Jahre mit einer Jahressubvention von 62h 900 Drachmen soeben in der Kammer unter stür⸗ mischer Betheiligung pro und contra berathen wird, wird zu ihren zehn Dampfern noch drei weitere große Schiffe hinzukaufen, die im Kriegsfalle von der Regierung be⸗ nützt werden können. Die Kammer wird nach beendeter Bergthung des Vertrages mit der Dampfschiffahrts⸗-Gesellschaft die Berathung des Staatsbudgets pro 1681 beginnen. Vor⸗ her aber wird dieselbe noch den Vertrag zur Regelung der bayerischen Schuld votiren. Laut der Verträge vom 12. Juli 1835 bis 14. Februar 1842 betrugen die Summen, welche Bayern an Griechenland vorstreckte, 4100 000 Fres., verzinslich zu 4 Proz. vom 31. März 1841 an. Davon waren nur 250 090 Frets. abgezahlt. Dagegen hatte auch Griechen⸗ land von Bayern laut Londoner Vertrag vom 19. Mai 1832 die Bezahlung der Gehalte der Regentschaft während der Min— derjährigkeit des Königs Otto und der bayerischen Offiziere zu beanspruchen. Nach dem soeben , . Vertrage nun hätte die griechische Regierung an den Prinzen Ludwig Fer⸗ dinand von Bayern im Ganzen zur völligen Tilgung 2 600 009 Fre. zu zahlen.

Der hiesige Correspondent der „Times“ meldet: Der französische Gesandte hat die griechische Regierung nicht for— mell von dem Projekt des Schiedsgerichts in Kenntniß gesetzt. Ohne das Projekt absolut zurückzuweisen, scheint das griechische Kabinet von dem Wunsche beseelt zu sein, zu wissen,

Rechenschaft zu ziehen. Krämer, Farmer, Arbeiter und überhaupt alle Klassen der Gesellschaft, werden gejwungen, sich der Landliga anzu⸗

ob Europa geneigt sei, von seiner früheren Entscheidung zu⸗ rückzutreten und sich mit der Ausführung seiner fpäteren Ent⸗

schließen, und wissen sebr wohl, daß, falls sie sich dessen weigern, sie

scheidungen zu befassen. Die Stellung der Regierung ist eine sehr schwierige, da die öffentliche Meinung entschieden gegen ein Schiedsgericht ist In einer Unterredung zwischen Hrn. de Mouy und dem Premier Kumunduros erklärte letzterer, daß er das Projekt seinen Kollegen vorlegte, die beschlossen, dasselbe zurückzuweisen. Als der Schiedsgerichtsplan offiziell mitgetheilt wurde, äußerte sich der König entschiedener dagegen 66 die Minister, so daß dessen Annahme unmöglich erscheint.

Türkei. Konstantin opel, 24. Dezember. (Wien. 3.) Albanien ist ruhig; alle Gerüchte, die von großer Auf⸗ regung unter der Volksmasse sprechen, sind falsch oder über— trieben. Die Regierung trachtet ihre Autorität wieder her— zustellen und gleichzeitig versöhnend aufzutreten. Die alba— nesische Liga soll vor Allem unterdrückt werden, weil sie die Rolle, welche ihr zugewiesen wurde, zu ernst genommen hat. Außer dem Fürsten der Miriditen und seinem Verwandten Hodo Pasca sollen noch andere Führer der Liga verhaftet werden. Die hiesige österreichisch⸗ ungarische Botschaft hat eine kurze Note überreicht, in der sie die Pforte an den Artikel des Berliner Vertrages er— innert, durch welchen die Privilegien der Miriditen unter den Schutz Europas gestellt werden. Die Pforte hatte Kola, den Nachfolger Bibdoda's, zum Kaimakam des Distriktes ernannt, obschon er gleichzeitig Fürst der Miriditen sein soll, und obendrein befindet sich die Pforte im Unrechte, weil sie die Verhaftung Bibdoda's durch eine List vornahm, ohne die garantirenden Mächte im Voraus zu verständigen. Frankreich, das die österreichisch-ungarischen Vorschläge in Bezug auf die Miriditen auf dem Berliner Kongresse unterstützte, hat auch dem Proteste Oesterreich⸗Ungarns seine Zustimmung gegeben und die Wiedereinsetzung Bibdoda's gefördert. Diese ÄUnge⸗ legenheit wird sich allem Anscheine nach bald arrangiren; die Pforte hat denn auch gestern das förmliche Persprechen ge— geben, daß Bibdoda gut behandelt werden solle.

Dem Reuterschen Bureau“ wird unterm 27. d. ge⸗ meldet: Die Pforte erwägt noch immer die Fassung des Rundschreibens, welches sie an die Mächte zu richten im Begriff ist, um letztere davon abzubringen, behufs Lösung der griechischen Grenzfrage zu einem schiedsgerichtlichen Verfahren ihre Zuflucht zu nehmen. Das Rundschreiben wird einen Vorschlag zu einer neuen Konferenz enthalten, deren Basis gegenwärtig Gegenstand der Erörterung Seitens der Pforte ist. Derwisch Pascha hat wiederum einige Albanesen wegen ungesetzlichen agitatorischen Treibens verhaften lassen. Auf Anrathen Hrn. Fosters wird die Finanz— kommission in der Einleitung ihres Berichts die eventuelke Einführung der Goldwährung befürworten und gleichzeitig die unverzügliche Zurückziehung der Altelik⸗, Besehlik- und Kupfermlinzen aus dem Umlauf beantragen. Der hiesige Cor⸗ respondent des „Standard“ meldet unterm 27. d8.: „Mit Bezug auf den Schiedsgerichtsplan erfahre ich aus „aus— gezeichneter Quelle“, daß, obgleich die Pforte sich über das einzuschlagende Verfahren noch nicht bestimmt entschieden hat, dieselbe willens ist, alles zu thun, was billiger Weise ver— langt werden dürfte, um den Ausbruch von Feindseligkeiten zu vermeiden“.

29. Dezember. Der „Polit. Corresp.“ wird gemeldet: Die Haltung der Pforte gegenüber dem Vorschlage eines Schiedsgerichts ist noch schwankend; man glaubt, die Pforte werde den Vorschlag weder bedingungslos annehmen, noch strikte ablehnen, sondern mit Gegenpropositionen ent⸗ gegenkommender Art hervortreten.

30. Dezember. (W. T. B.) Das Finanz⸗Mini⸗ sterium wurde beauftragt, von allen inländischen, bei den auswärtigen d plomatischen Vertretungen in den Provin— zen verwendeten Funktionären, ausgenommen die Beam⸗ . zu Konstantinopel, die einmonatlichen Bezüge zurückzu⸗ halten.

Rumänien. Galatz, 28. Dezember. (Pol. Corr.) Die europäische Donaukommission hat in ihrer gestrigen Sitzung die Organisation der der commission mixte unterzu⸗ ordnenden Organe durchberathen. Die direkte Ernennung eines Inspektors und eines Unterinspektors durch die Kom— mission erscheint gesichert. Ebenso wurden die meisten der auf diesen Punkt bezüglichen, im avant-projet enthaltenen Ar⸗ tikel von der europäischen Kommission genehmigt.

Nußland und Polen. St. Petersburg, 30. Dezember. (W. T. B.) Die offiziellen Verfügungen sind nun⸗ mehr erschienen, nach welchen der Zoll für über die West⸗ grenze zu Wasser oder zu Lande importirtes Salz auf 20 Kopeken per Pud, für Archangel auf 10 Kopeken per Pud herabgesetzt wird. Die Vergünstigung für die Murmanküste und das Importverbot für das Azowsche und das Schwarze Meer bleiben dagegen in Kraft. Ebenso wird die Erhöhung der Importzölle für ausländische Waaren, auch für die bis zum 1. Januar 1881 noch nicht bereinigten, um 10 Prozent publizirt. Die Gildensteuer erster Klasse wird um 35, die zweite Klasse um 25 Rubel erhöht und die Lagermiethe für ausländische Waaren in den Kronspeichern verdoppelt. Alle Verfügungen treten am 1. Januar 1881 in Kraft.

Amerika. Washington, 29. Dezember. (W. T. B.) Der Bericht über die Staatsschuld für den Monat De⸗ zember 1880 dürfte eine Abnahme derselben um 3 609 000 Dollars aufweisen.

New⸗York, 27. Dezember. (Allg. Corr.) An der atlantischen Küste wüthet ein heftiger, aus dem Nordost kommender Schneesturm.

Asien. Persien. (Allg. Corr) Aus Teheran wird dem Reuterschen Bureau unterm 27. d. gemeldet:

Aus Tabris hier eingegangenen Berichten zusolge ist der Kurdenchef Hamzeh Agha den zu seiner Gefangennahme nach türkischem Territorium gesandten persischen Kurden entkommen und hat wiederum mit einer kleinen Streitkraft persisches Gebiet betreten und Serdasht besetzt, welchen Ort die persischen Truppen unlängst geräumt hatten.“

Afrika. Tunis, 29. Dezember. (W. T. B.) Die hiesige italienische Kolonie wird eine Deputation unter Führung des italienischen Generalkonsuls entsenden, um den König und die Königin von Italien bei deren Reise durch Sizilien zu begrüßen.

Nr. 63 des Amtsblatts des Reichs⸗Postamts hat folgenden Inhalt: Verfügungen: Vom 23. Dezember 1880. Ermitte⸗

lung des Gewichts und der Stückzahl der eisenbahnzahlungepflichtigen Postsendungen auf den Linien der Thüringischen Eisenbahn.

Statistische dtachrichten.

Sum marzsche Uebersicht über die Zahl der Stu⸗ diren den auf der Königlichen Universität zu Breslau im Winter- Sem ester 1550,81. Im Sommer-⸗Semefter 1880 waren immatrikulirt 1265. Davon sind abgegangen 295, es sind dem⸗ nach gehliebea 360. In, diesem Semester find hinzugekommen l, die Gesammtzahl der immatrikusirten Studiren den beträgt daher 1281. Die katbolisch theologische Fakultät zählt: Preußen s1; die evangelisch' theologische Fakultät zählt: Preußen 95; die juristische Fakultät zählt: Preußen 303; die medizinische Fakultät zählt: Preußen 2l5. . Nichtpreußen 4, zusammen »193. die philofophische Fakultät, zählt; a. Preußen mit, dem Jeuguiß der Reife 461, ß. Preußen obne Zeugniß der Reife nach §. 3 der Vorschriften 26 zem 1. Ohtaber 1369: 74. . Nichtpreußen 18, zujammen 55z, im Ganzen 1281. Außer diesen immatrikulsrten' Studirenden“ der hiesigen Universität haben die Erlaubniß zum Besuch der Vor⸗ lesungen erhalten: nicht immatrikulirte Zuhörer (Beamte, Aerzte, Lehrer ꝛc) 22. Es nehmen folglich an den Vorlesungen Theil 1553.

Dres den, im Dezember 1880. Das soeben erschienene Doppel⸗ heft L. und II. der Zeitschrift des Königl. n ern. statistiscken Bur gaus, Jahrgang 1886, redigirt von deffen Direktor, Regierunge⸗Rath Professor Br. Victor Böhme rt, ent⸗ hält zunächst einen vom Regierungg. Assessor Arthur von Studnitz verfaßten Artikel über die Statistik des sächsischen Elbeverkehrs“, worin, die Bedeutung des Elbstroms für die daran gelegenen Plätze und die gewaltige Zunahme des Personen⸗ und Güterverkehrtz in den letzten 25 Jahren ziffermäßig dargestellt wird. Ein Vergleich der Elbschiffahrt mit der Schiffahrt der anderen deutschen Flußgebiete ergiebt alt Gesammtresultgt, daß die Ge sammtzahl der Glbfchiffe im Anfange des Jahres 1877 etwas uüͤber die Hälfte aller Süßwasser⸗ schissf im Deutschen Reiche ausmachte, indem 7567 Elb— swiffe 14 3885 Schiffen aller deutschen Flußgebiete gegenüberstehen. Der Eingang von Gütern aus Oesterreich bei dem Hauptzollamte Schandau betrug im Jahre 1855 nur 5 671 473 Ctr., dagegen 1879: 21227 596 Ctr., während der Ausgang im Jahre 1855 sich auf 3469 027 Ctr. und im Jabre 1879 auf 641 627 Etr. beziffert. Der Persgnenverkehr der sächsisch·böhmischen Damrfschiffahrts-Gesellschaft hat sich von 1855 bis 1879 von 530 566 auf 1935 140 Passagiere gesteigert. In den beiden nächsten Aufsätzen bespricht Asseffor Dr, med. Arthur Geißler „Die Morbilität und Mortalifät in den sächsischen Krankengnstalten während der Jahre 1878 und 1879 und „Die Ergebnisse der Impfungen im Königreiche Sachsen in den Jahren 1878 und 18753. In dem zuletzt erwähnten Artikel wird für Sachsen ein wesentlicher Fortschritt in der Ausübung des Impfgeschäftes konstatirt. Jasbesondere zeigt das Jahr 1879 eine bedeutende Zunabme der Geimpften. Es sind nun⸗ mehr in Sachsen seit Erlaß des Reichsgesetzes in den 5 Jahren von 1875 bis 1879 mit Erfolg 423 827 Kinder zum ersten Male geimpft worden. Die Zahl der mit Erfolg Wiedergeimpfien betrug in dem— selben Zeitraume 254 667 Schulkinder. Die vorschriftswidrig Ent— zogenen haben sich ganz bedeutend vermindert; sie betrugen im Jahre 1875 10940 der zum ersten Male Impfflichtigen, 1876.77 noch über 8oso und sind 1879 auf ca. 3960 herabgegangen. Der vierte Aufsatz enthält eine „Urkundliche Geschichte und Statistik der Meißner Perzellanmanufaktur von 1710 bis 1880 mit be⸗ sonderer Rücksicht auf die Betriebs-, Lohn und Kassenverhältnisse“ von Dr. Böhmert. Das sächsische Finanz⸗Ministerium hat seine Archive für diese Arbeit dem Verfasser bereitwillig geöffnet, so daß es demselben unter Mithülfe des gegenwärtisen Direktors Raithel möglich gewesen ist, einen aktenmäßigen Ueberblick über die Arbeiter verhältnisse, die Geldeinnahmen, den Verkauf von Porjellanwaaren und über die ganze innere Entwickelung einer der berühmtesten und ältesten deutschen Fabriken für einen Zeitraum von 170 Jahren zu geben. Darnach wurde im vorigen Jahrhundert die höchste Blüthe der Manufaktur bald nach dem 7 jährigen Kriege erreicht. Man schickte in der Betriebsperiode von 1763 bis 1774 Reifende durch ganz Europa, hatte in Constantinopel, Madrid, St. Petersburg und vielen anderen Hauptstädten Agenturen und Verkaufestätten und beschäftigte 1765 die seitdem nie wieder erreichte Zahl von 731 Arbeitern. Im Jahre 1800 war die Arbeiterzahl bereits auf 537 und 1813 bis auf 395 ge— sunken. Bis zum Jahre 1833 ist oft lange Zeit mit nicht unerheb— lichen Zuschüfsen produzirt worden. Erst im letzten Menschenalter haben sich die Betriebsverhältnisse wirklich konsolidirt, wozu in erster Linie die deutsche Zolleinigung, sodann die westeuropäischen Handelsverträge und schließlich der geschäftliche Aufschwung, welcher der Begründung des Norddeutschen Bundes und des Deutschen Reiches folgte, in hohem Grade beigetragen haben. Die im Jahre 1863 erfolgte Verlegung der Manufaktur aus der Albrechtß burg in Meißen in einen zweckmäßigen Neubau hat den ganzen. Betrieb erleichtert und gesteigert, so daß die etatsmäßigen Ueberschässe, die in den 5 Jahren 1863 bis 1867 nur je 39 000 M betragen hatten, in den 6 Jahren 1874 bis 1879 auf je 0 000 M jährlich gestiegen sind. Eines der interessantesten Kapitel in der Geschichte der Meißner Manufaktur ist die Bewegung der Löhne, welche durch zahlreiche Tabellen illustrirt wird. Im Anfange des 18. Jahrhunderts mußten sich die unteren Arbeiter mit einem Monatslohn von 4 Thalern beguügen, der am Anfange des 19. Jahrhunderts nur wenig gestiegen war. Noch im Jahre 1848 wurde der bescheidene Tagelohn der Hülfgarbeiter von 68 Pfennigen auf 75 Pfennige erhöht; er betrug im Jahre 1868 nur 1 M pro Tag, stieg dann 1869 auf 1 4 20 8, 1872 auf 1 S6 60 , 1874 auf 2 „M6 und 1876 auf 2 Ʒ½6 A 8, auf welcher Höhe er sich noch jetzt befindet. Die Löhne der Stückarbeiter steigen in den technischen und artistischen Branchen bis über 3009 S jährlich. Der Verfasser hat die Arbeiter in mehr als 20 verschiedene Kategorien getheilt und die Löhne von Männern, Frauen, Gehülfen nnd Lehrlingen innerhalb der Hauptbeschäftigungen streng gesondert. Bei 12 bestimmten Ar— beitern der verschiedenen artistischen Branchen sind die Jahresverdienste in den letzten 25 Jahren genau angefübrt. Erwähnenswerth ist ferner, daß der Grund zur Arbeiterversicherung in der Meißner Porzellanmanufaktur schon vor 144 Jahren durch die Arbeiter selbst gelegt wurde, deren erste Unterstützungskasse vom Jabre 1736 herrührt. In den Jahren 1756, 1766 und 1775 gründeten die Arbeiter Wittwen“, Waisen⸗ und Sterbekassen, die zugleich Vorschuß= kassen für die Mitglieder waren und noch sind, und als Konsum— vereine und Associati onen zur gemeinschaftlichen Versorgung mit Hol und Kohlen dienten, Der inneren Einrichtung des Unterstůtzungs⸗˖ kassenwesens vom Jahre 1736 an bis auf die neueste Zeit ist ein umfangreicher Abschnitt gewidmet. Den Schluß des Doppelhestes bildet eine ‚Umschau auf dem Gebiete der statistischen Literatur,, welche sich vorzugsweise mit der neuesten periodischen Literatur in Desterreich⸗Ungarn, Schweiz, Italien, Frankreich und Großbritannien beschäftigt. .

Die Zeitschrift des Königl. sächsischen statistischen Bureaus er⸗ scheint halbjährlich in Doppelbeften im Kommissionsverlage der Königl. Expedition der Leipziger Zeitung“ zu Leipfsig und in der Buchhandlung von R. von Zahn in Dresden und kann durch die Post und alle Buchhandlungen bezogen werden. Tieselbe kostet bei einem Umfange von circa 50 Bogen jährlich 3 M

Gelegentlich der Aufhebung der Salzsteuer in Rußland giebt die russische „St. Peterthurger Itg.“ eine Uebersicht der Salj;⸗ produktion Rußlands im Jahre 1879, welche sie als im Ver⸗ hältniß zur Bevölkerung wenig beträchtlich bezeichnet und deren geringe Entwickelung sie eben mit der bisherigen Steuerauflage erklärt. Ibr zufolge produzirten im Jabre 1879 50 die Salinen der Krim (staatliche wie private) 19484 147 Pud, 2) die Seen des Gouvernements Astrachan 13 202617 Pud, 3) Perm 12675933 Pud, 4) die privaten Salinen der Goupernementtz Jekaterinoslaw und Charkow 908 307 Pud, 5) Cherson 419 673 Pud, 6) Tschiptschatscht im Gouvernement Astrachan 722 932 Yud, I Wologda 2858 52 Pud, 8) Archangel 103 290 Pud, 9) die Sa: Iinen von Iletst 1 434 182 Pud, 10) Tomsk und Tobelsk. 602 493 in Ii Irkutsk und Üüftkuisk 254 339 Pud, 12 Jenisseiek 182 327

ud, 13) das Territorium von Transbaikal 29 033 Pud, 14) Ja⸗

kutsk 6500 Pud, 15) das Gouvernement Tomsk an Glaubersalz satz variirte nach der Lokalität. Die Nummern 1, 2, 3, 4, 5, 10 11, 12 und 13 bejahlten 30 Kopeken, die Nummer 6: 25 Ko⸗ veken, 9: 23 Kopeken, 7 und 16: 20 Kopeken, 8 und 15 end⸗ lich nur 10 Kopeken. Der Salzsteuerbetrag bezifferte sich

im Jahre 1879 insgesammt auf 13 392 851 Rubel. Zu den Aus“

aben, welche dem Fiskus aus dem Verkauf und der Vertheilung des

Erlen der Staatssalinen erwuchsen, sind 228 00 Rubel Transport- kosten zu rechnen. Die Regierung unterhielt 26 Depots und besorgte den Verkauf in den Gouvernements Stavropol und Jenisseisk sowie in den Gebieten von Jakutsk, des Amur und von Transbaikal.

Aunst, Wissenschaft und Literatur.

Das „Magazin für die Literatur des Auslandes“, welches im Jahre 1332 von Josef Lehmann in Berlin gegründet wurde, feiert mit dem Erscheinen der Nr. 1 des Jahrgangs 1881 sein fünfzigiähriges Jubiläum. Bemerkenswerth ist, daß das Magazin von jetzt ab auch die deutsche Literatur in seinen Rahmen ziehen wird, wodurch es an die Seite der großen deutschen Wochenschriften tritt. Dem entsprechend bat es seinen früher etwas erklusiv klingen den Titel erweitert in: Das Magazin für die Literatur des In und Auslandes‘. Die erste Nummer des Jubiläums Jahr⸗ ganges enthält folgende Beiträge: Was das Magazin“ will. Zum fünfzigjährigen Jubiläum des „Magazin. Weltliteratur und Humanität. Von Berthold Auerbach. Aus fremden Zungen. Vier Sonette von Vittorio Alfieri. Giuseppe Parini's Sonett an Alfieri. Von Paul Heyse. Deutschland. Eine Erinnerung an Julius Mosen. Von Friedrich Bodenstedt, Gustav Freitag: Aus einer kleinen Stadt. Der „Ahnen sechste Ahtheilung. Von Felix Dahn. Deutschland und das Ausland. Ein itallenisches Buch über Heinrich Heine, von Heine's Nichte. Von Alfred Meißner. Frankreich. Das Lebenselexir, von Ernest Renan. Von Voelkel. England. „Endymion“, ein Roman von Lord Beaconsfield. Von Edugrd Engel. Kleine Rundschau. Aussprüche von Daniel Stern (Gräfin d'Agoult). Von O. Heller. Italienische Gedichte. Von B. Falke. Französische Urtheile über Deutschland. Von van Munden. Literarische Neuigkeiten. Aus Zeitschriften.— Biblio⸗ graphie der neuesten Erscheinungen. Das Magazin, welches jetzt Dr. Eduard Engel zum Herausgeber hat, erscheint in Leipzig bei Wilhelm Friedrich wöchentlich in Stärke ven 32 großen Journal spalten, kostet vierteljährlich 4 M und ist durch alle Postanstalten und Buchhandlungen zu beziehen. . ̃

Von der Prachtausgabe von: Cin Spaziergang um die Welt vom Freiherrn Alex. von Hübner, ehem. K. K. oösterr. Bot · schafter in Pawaris und am päpstlichen Hofe (Leipzig bei. Schmidt & Günther), ist soeben die fünfte Lieferung erschienen. Dieselbe führt uns nach dem fernsten Westen, wo vor einigen Jahrzehnten noch der büffeljagenden Indianer unumschränkt die endlosen Weiten beherrschten, dann aber die Mormonen unter Führung ihres Propheten Brigham Young eine volkreiche blühende Stadt aus der Wüste hervorgezaubert haben Daß Leben und Wesen des Mormonenthums schildert unt der. Verfasser eingehend; namentlich ist eine Unterredung mit Brigham Young interessant. Wie gewöhnlich sind prächtige Illustra tionen dem Text eingefügt; unter den Vollbildern ist namentlich eine Totalansicht von Salt Lake-City (Salzseestadt) hervorzuheben.

Gewerbe und Sanden.

Der Buchdruckereibesitzer H. S. Hermann, Beuthstr. 8, hat in diesem Jahre wieder einen Comtoir-Notizkalen der herge⸗ stellt, welcher bei sauberster technischer Ausführung in 4 Farben ge— druckt ist. Besonderen praktischen Werth erhält dieser Kalender noch durch Notizen über Post und Tilegraphentarife, Münzen und Maße und andere Mittheilungen, die für den täglichen Gebrauch der Ge⸗— schäftstreibenden bestimmt sind.

Die Baverische Hypotheken, und Wechselbank bat für das zweite Semester er, die Dividende auf 59 M pro Aktie festgesetzt; das Gesammterträgniß für das abgelaufene Geschäfte jahr stellt sich demnach, da 35 „M für das 1. Semester er. zur Verthei⸗ lung gelangten, auf 94 AM gegen 93 S pro Attie im Vorjahre.

Nürnberg, 28. Dezember. (Hopfenmarktbericht von Leopold Held.) Vem Hopfenmarkte ist nichts Neues zu berichten. Die Kundschaftshändler kaufen langsam fort, während der Export in seiner Uathätigkeit verharrt. Der durchschnittliche tägliche Umsatz der letzten Tage beläuft sich auf 200 —=250 Ballen. Die Stimmung des Marktes bleibt fest. Die Preise sind unverändert.

Washington, 29. Dezember. (W. T. B.). Nach dem vom statistischen Bureau veröffentlichten Berichte überstieg der Export von Waaren in dem mit November zu Ende gegangenen Jahre den Import um 162 638044 Doll.; der Import an Gold und Silber überstieg den Export um 59 342 990 Doll. .

New⸗Jork, 29. Dezember. (W. T. B.) Die Subskrip⸗ tion auf die mexikanische nationale Eisenbahnanleihe ist gestern eröffnet worden.

Berlin, 30. Dezember 1880.

Von Seiten des Königlichen Hof⸗Jagdamtes sind unter Leitung des Hof⸗Jägermeisters vom Dienst, Freiherrn von Heintze, bezüglich des Ober⸗Forstmeisters von Spankeren, in dieser Woche zwei kleine Jagden abgehalten worden: am Montag, den 27, auf den Feldmarken von Bornstedt, Lindstedt, Eiche und Golm bei Potsdam; am Mittwoch, den 29.,, auf der Feldmark Waltersdorf und im Schutzbezirke Schulzendorf bei Königs⸗Wusterhausen. An ersterer nahmen Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Kronprinz mit Höchstseinen beiden Söhnen, an letzterer Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzen Wilhelm und Heinrich, Friedrich Carl und Friedrich Leopold, Fürst Anton und Prinz Georg Radziwill, der niederländische Gesandte von Rochussen, General⸗Adjutant, General-Lieutenant von Albedyll, der Inspecteur der Jäger und Schützen, General⸗Major von Thile, der Ober⸗Landforst⸗ meister Ulrici, sowie mehrere Herren aus Berlin Theil und wurden am Montag 1 Rehbock, 2 Fasanen, 125 Hasen und 1 Fuchs, am Mittwoch 1 Rehbock und 1965 Hasen erlegt.

Cöln, 30. Dezember, 12 Uhr 55 Minuter früh. (Tel.) Die englische Post vom 29. Dezember früh, planmäßig in Verviers um 8 Uhr 21 Minuten Abends, ist aus⸗ geblieben. Grund: Anschluß in Malines wegen verspäteter Abfahrt von Ostende nicht erreicht.

Der Deutsche Thierschutzverein hielt am Mittwoch Abend im Hotel de Saxe seine diesjährige Generalversammlung ab. Im Vordergrunde der Bestrebungen für Thierschutz stand auch in diesem Jahre die Frage der Vivisektionen. Die bedeutendsten Thier- schutzvereine, auch solche des Auslandes, haben darauf verzichtet, noch- mals um den Erlaß von Gesetzen gegen die Vivisektion zu pe— titioniren, sind vielmehr zu der Ueberzeugung gekommen, daß die öffentliche Meinung weit mehr wirken könne, als Gesetze, die doch heimlich umgangen werten könnten. Wie der Vorsitzende konstatirte, bestreben sich gerade auch die deutschen Vivisektoren die Qualen der Versuchsthiere durch Anwendung anästhetisirender Mittel zu lindern. In Berlin selbst bat der Verein nach dem Geschäͤfts bericht des Sekretärs Dr. Kürten eine vielseitige bãtig⸗· keit eatfalten können, wenn auch immer noch ein umfang reicherer Gebrauch der von jedem Polijeibeamlen zu respek⸗ tirenden Legitimationskarten ju wünschen wäre. Um den Thierquälereien auf Bauplätzen zu steuern, hat auf Veranlassung des

Vereins die Stadt mit jedem Unternehmer, der für einen städtischen!

Bau Arbeiten übernimmt, kontraktlich vereinbart, daß derselbe für 33 560 Pud, 16) die Kirgisensteppe 18301 130 Pud. Der Steuer⸗

jeden zur Anzeige kommenden Fall von Thierquälerei 15 Æ Strafe zu zahlen hat: eine Strafe, gegen die der Rekurs an das Gericht kontraktlich ausgeschlossen ist. Zur Rerztaiß des Ausschusses sind im Allgemeinen nur wenige Fälle gekammen; die meisten Denun ia · tionen wurden direkt beim Polizei⸗Präsidium eingereicht Mit der Ein- richtung von Trinkstätten für Vögel und Hunde ist in der Leipziger⸗ straße der Anfang gemacht worden, die Konstruktion der Becken gestattet jedoch das Eindringen des Straßenschlammes; sie haben sich in Folge dessen nicht bewähren können. Zur Fütterung der Vögel in den städtischen Parks während des Win⸗ ters hat der Verein einen Beitrag gewährt. Im Ganzen sind 2225 Æ ausgegeben und einschließlich des Baarbestandes 2286 M ein- genommen worden. Das Vermögen beläuft sich auf 7700 4A in Effekten und 220 4M baar.

Eisenach, 28. Dezember. (Mgdb. Ztg) Das unter Hans von Bülows Leitung gestern Abend im hiesigen Theater von der Hoftapelle des Herzogs von Meiningen zur Aufführung gekommene Beetho ven Concert ist als ein musikalisches Er⸗ eigniß ersten Ranges zu betrachten. Klassisch war das Programm schon an sich, nur Beethovensche Tondichtungen enthaltend, klasstsch die Direktion v. Bülows, der ohne Partitur ganz frei dirigirte und in einer wahrhaft sympathischen Beziehung zu den Künstlern die feinsten Nüancirungen zum Ausdruck bringen ließ; klassisch endlich war auch das Spiel der Kapelle. Dergleichen hat man in unserer, in der Pflege der Musik bewährten Stadt niemals zuvor gehört. Das sehr zahlreich anwesende Publ kum war tief bewegt und förmlich begeistert. Der Großherzog, der Erbgroßherzog, die Erbgroßherzogin und Prinzessin Elisabeih waren aus Weimar zu dem Concerte hergekommen und sprachen persönlich Hrn. v. Bülow ihre große Anerkennung aus. Eine nicht geringe Zahl von Lorbeerkränzen wurde dem Meister gewidmet, die er wie den reichen Beifall nur zugleich auch für die Kapelle ange nommen hat.

Das Repertoire des Residenz⸗Theaters ist derart festgesetzt. daß Frau Niemann⸗Raabe an den beiden Neujahrsfeiertagen sich auf Ersuchen der Direktion entschlossen hat, noch 2 Mal die Gilberte in Frou Frou“ zu spielen, um sich sodann unbehindert durch abendliche Thätigkeit ganz und voll ihrer neuen künstlerischen Schöpfung der Rolle der Susanne in Hugo Bürgers Schauspiel Die Adoptirten“, der demnächstigen Novität des Residenz⸗Theaters, widmen zu können. Wie verlautet, soll die erste Aufführung des Bürgerschen Schausxpiels in die ersten Tage des Januar fallen. Am Sylvesterabend beginnt die Vorstellung von Daniel Rochat“ statt um 7 Uhr um 65 Uhr.

Ja National ⸗Theater hat der Königl. Hofschauspieler und Ober⸗Regisseur Hr. Herm. Müller aus Hannover in Ifflands Spieler“ als Posert einen großen Erfolg zu verzeichnen und in Folge deßen bei der Königlichen Hof ⸗Theater⸗Intendanz einen Nachurlaub erbeten, um seine treffliche Leistung noch einige Male wiederholen zu können. Morgen, Freitag, bleibt das Theater ge⸗

schlossen wegen Vorbereitung zu der am Sonnabend stattfindenden Novität: „Tine dunkle That“ von Belot.

Hr. Bellachini wird zum 1. Januar seiner magischen Zauber ˖ welt eine optische Zauberwelt beifügen und somit seinen zahl- reichen Besuchern wiederum eine Ueberraschung bereiten. Die optische Zauberwelt besteht aus einer Fata morgana und einem optischen Zauberspiegel. Erstere wird die schönsten Ansichten der Erde bei Tag und Nacht, Sturm, Schnee und Regen, verschiedene humoristische Verwandlungsscenen, Genre⸗ und komische Bilder ze. 2ꝛc. zeigen. darunter von besonderem Interesse „die Reise Sr. Königlichen Hobeit des Prinzen Heinrich um die Erde“, und den Ring des Nibelungen“. Im optischen Zanberspiegel erscheinen die Porträts derjenigen Be⸗ sucher in Riesengröße, welche zu diesem Zwecke ihre Photographie an der Kasse abzugeben belieben.

Literarische Neuigkeiten und periodische Schriften.

Monatsschrift des Vereines zur Beförderung des Gartenbaues in den Königl. Preußischen Staaten und der Gesellschaft der Gartenfreunde Berlins. Redactenr Dr. 2. Wittmack, Generalsekretär des Vereing, a. o. Professor an der Universität zu Berlin u. s. w. Berlin, in Kommission bei Wiegandt, Hempel K Parey. 23. Jahrg. Dezember 1880. Mit Taf. IX. bis XII. Inhalt: Gesuch des Vereins zur Beförderung des Garten⸗ baues an Se. Exzellenz den Herrn Minister für Landwirtbschaft ꝛc., betr. den Volktwirthschaftsrath. 639. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues. (Ausgestellte Pflanzen. Dün⸗ gungs versuche) Versammlung der Gesellschaft der Garten⸗ freunde Berlind am 3. September 1880. (Remontant⸗ Nelken. Gloxinien. Sämereien zu Versuchs wecken. Exkursion nach Branitz.) Desgl. am 4. Oktober 18380. (Dankschreiben Ihrer Majestät der Kajserin. Frühjahrs ⸗Ausstellung 1881. Verbot der Ein⸗ fuhr von Pflanzen mit nicht ganz erdefreien Wurjeln nach Oesterreich. Strauß aus Blättern der verschiedenartigsten Gehölie. Desgl. am 22. Oktober 1889. (Frühbjahrg⸗Ausstellung 1881. Deutscher Gärtner Verband. Remontant · Nelken. Petitioa wegen des Reichs gesetzes bezüglich der Maßregeln gegen die Reblaus.) Desgl. am 5. November 1880. (Dankschreiben Sr. Königlichen Hoheit des Kronprinzen. Gartenanlagen in Branitz. Rothe und weiße Bouvardien. Gefüllt blühendes Cyclamen.) Henry Potonis, Ueber eine Lindenvarietät. (Mit Abbildungen auf Tafel X XII) Prof. Eichler, Berichtigung zu Hrn. R. Müllers Notiz „Zur Nomenelatur von Dielytra. Auestellungshalle in Hamburg. Der Gartenbau auf der nächstjährigen Gewerbe⸗ und Industrieautzstellung in Halle. Blumensamen Neuheiten für I1880 81 von C. Benary in Erfurt. A. Spihlmann, Gedächtnißrede auf F. B. Kramer. Derselbe, Gedächtnißrede auf C. H. Merck. Die Waldsamenernte von 1880. An die Freunde der Garten gehülfenvereine. Eine Bitte zu Gunsten der Vereins Bibliotheken. Vermischtes. Literatur. Eingegangene Preis verzeichnisse. Verzeichniß der gezahlten Beiträge zum Koch⸗Denkmal. Inhalts verzeichniß zum 23. Jahrgang. Sachregister zum 23. Jahrgang. Mit dem Dezemberhefte schließt der 23. Jahrgang der vorliegen⸗ den Monatsschrift?! ab. Der Preis vro Jahrgang beträgt 15 4

Sozial- Correspondenß; (herausgegeben von Dr. Victor Böhmert und Arthur von Studnitz in Dresden). Allgemeine Aug⸗ gabe. Ni. 52. Inhalt: Das alte und das neue Jahr. Ar- beiterverhältnisse der Meißner Porzellanmanufaktur von 1710 1880. Kupferne Wohlthätigkeit. Weiteres über die Arbeitergefahren in den sächsischen Fabriken. Frauen und Kinderarbeit in sächsischen Fabriken. Arbeitsmarkt.

Patent Anwalt‘. Die neueste Nummer dieses in Frank⸗ furt a. M. erscheinenden Blattes bat folgenden Inhalt: Die nächst⸗ jährige Patentausstellung. Der internationale Patentkongreß. Erfinderschicksale. Zur Markenschutzfrage. Patentamtliche und gerichtliche Entscheidungen in Deutschland, England, Frankreich und Amerika. Neue Erfindungen. Vermischtes: Patentverletzung, Markenschutz, widerrechtliche Benutzung eines Landeswappeng, Der Erfinder der Nähmaschine, Neue Gesellschaft zur Ausbeutung von Erfindungen, Neue Lokomotice, Der Kallograph, Baumwolltreib-⸗ riemen, Verbreitung der Gasmotoren, Technische Schulen in Italien. Der Blitz als Uhrmacher, Zeitungen 2c. Kieran schließt sich ein 12 seitiger Anzeigenanbang, der durch seinen Inhalt an Laxitalien- gesuchen und Anerbieten, Anzeigen von Ingenieuren und Maschinen · fabriken ze. geeignet ist, den An und Verkauf, sowie die industrielle Verwerthung von Patenten zu erleichtern. Der Abonnementpreig beträgt 1330 M pro Quartal.