herbeizuführen, welche der Anzeigepflicht unterliegen. Bei der großen Wichtigkeit, welche einer nach übereinstimmenden Grundsätzen zu bearbeitenden Erkrankungs⸗ und Sterblichkeits⸗ statistik der Menschenseuchen für das Reich und speziell auch für Preußen zuerkannt werden muß, sowie bei der Be⸗ deutung eines auf die Gegenwart sich beziehenden fortlaufenden Sanitätsberichts, dessen die Intensität, Ausdehnung und Wanderung der ansteckenden Krank⸗ heiten kennzeichnende Resultate unmittelbar für die Zwecke der Medizinalverwaltung verwendbar gemacht werden können, wünscht der Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten, die Bestrebungen des Kaiserlichen Gesundheitsamtes nach dieser Richtung hin thunlichst zu fördern. Derselbe hat daher in einem Cirkularerlaß vom 15. v. Mts. die Medizinalbeamten, insbesondere die Regierungs⸗Medizinal-Räthe (Medizinal⸗ referenten) angewiesen, über die in ihrem Beobachtungskreise vorgekommenen Erkrankungsfälle an Ehslera, Pocken, Unter⸗ leibstyphus, Flecktyphus, Masern, Schatlach und event. auch an Diphtheritis und Kindbettfieber dem Kaiserlichen Gesund⸗ heitsamte, wie dieses von demselben für wünschenswerth erachtet wird, eine allwöchentliche Mittheilung zu machen und zwar durch Benutzung von Postkarten, die mit Formularen ver— sehen sind und den Medizinalbeamten in hinreichender Anzahl von dem Kaiserlichen Gesundheitsamte werden zugestellt werden. Die Regierungs-Präsidenten 2c. sind gleichzeitig veranlaßt worden, nach Anhörung einzelner Landräthe (Amts⸗Haupt—⸗ männer, Ober⸗Amtmänner), bez. Kreisausschüsse, Polizeiver⸗ walter in Stadtkreisen und Magisträte sowie der Königlichen Regierung (Landdrostei), geeignete Vorschläge über die weitere Organisation des Anzeigewesens aufzustellen und die Berichte dem Minister vorzulegen.
— Nach den stattgehabten allgemeinen Erörterungen über das Verhältniß des Staates zu den Gesellschaften der ver⸗ staatlichten Eisenbahnen ist beschlossen worden, die Liegen— schaften und Gebäude dieser Eisenbahnen von der Staats-, Grund⸗ und Gebäudesteuer in gleicher Weise frei zu lassen, wie solches bei den Liegenschaften und Gebäuden des Staates allgemein geschieht. Demgemäß hat der Finanz-Minister die Bezirksregierungen veranlaßt, unter Aufhebung der Ver— fügung vom 12. Juli 1880, die von den verstaatlichten
Eisenbahnen bisher erhobene Grund- und Gebäudesteuer für die Zeit vom 1. April 1880 an in Abgang zu stellen, be⸗ gezahlten diesfälligen Be—⸗
ziehungsweise die etwa bereits träge zu erstatten. .
Da nach den wegen des Erwerbes der gedachten Eisen⸗ bahnen für den Staat ergangenen Gesetzen in Ansehung der Kommunalbesteuerung durch den Uebergang derselben auf den Staat keine Aenderung eintreten soll, so müssen die Grund— steuermutterrollen und die Gebäudesteuerrollen nach wie vor die Unterlagen enthalten, um die nach dem Fuße der Staats-, Grund- und Gebäudesteuer umgelegten Kommunalsteuern weiter veranlagen zu können. In Betreff der Grundsteuer— mutterrollen wird dies nach den über deren Anlegung und Fortschreibung bestehenden allgemeinen Vorschriften ohne Weiteres stattfinden, da die bisher in der Kategorie A. ver⸗ anlagten Liegenschaften lediglich in die Kategorie B. überzu⸗ führen, in letzterer aber mit ihrem Grundsteuerreinertrage nachzuweisen sind. Ein ähnlicher Nachwe s ist aber auch in die Gebäudesteuerrollen hinsichtlich der bisher steuerpflichtigen Ge⸗ bäude der mehrerwähnten Eisenbahnen aufzunehmen, dergestalt, daß zwar in Spalte 10 des Rollen⸗ musters für die Städte beziehungsweise in Spalte 9 des Musters für das platte Land als Grund der Steuerfrei⸗ heit die Bezeichnung „§. 3 zu 1“ eingetragen, aber in Spalte 11 und 12 dieser Rollen der jährliche Nutzungswerth und die Steuerstufe angegeben werden, ähnlich wie solches nach 5§. 46 unter Nr. 1 zu a. der Fortschreibungsanweisung III. vom 31. März 1877 bezüglich der im §. 23 ebendaselbst bezeich⸗ neten Gebäude zu geschehen hat. Außerdem ist auch, um keinen Zweifel darüber aufkommen zu lassen, ob die bisher geschehene Besteuerung zu 4 Prozent oder zu 2 Prozent des Nutzungswerthes erfolgt ist, der Steuerbetrag in Spalte 13 beziehungsweise 14 und 15 nicht ganz zu löschen, sondern nur einzuklammern und unter den Steuerbetrag durch Hinzu⸗ fügung des Wortes „steuerfrei“ nochmals auf das obwaltende Verhältniß hinzuweisen. Ferner sind für die Folge bei Neu⸗ bauten, Substanzveränderungen, Abbruch u. s. w. durch eine vollständige Fortschreibung die Gebäudesteuerrollen auch in Betreff der in Rede stehenden Gebäude auf dem Laufenden zu erhalten.
— Giebt Jemand einem mit der Unterschrift eines Anderen versehenen Papiere, ohne dessen Willen, oder dessen Anord⸗ nungen zuwider, durch Ausfüllung einen urkundlichen Inhalt, welcher zum Beweise von Rechten von Erheblichkeit ist, so ist nach einem Erkenntniß des Reichsgerichts, II. Strafsenats, vom 28. Dezember v. J., dies aus 5. 269 Str. G. B. nur dann als Urkunden fälschung zu bestrafen, wenn er von der Urkunde zum Zwecke der Täuschung Gebrauch gemacht hat.
— In Uebereinstimmung mit der Rechtsprechung des ehemaligen preußischen Ober⸗Tribunals hat das Reichs⸗ gericht, J. Hülsssenat, durch Erkenntniß vom 17. Dezember v. Is. für den Geltungsbereich des Preußischen Grundeigen⸗ thums⸗Erwerbg⸗Gesetzes vom 5. Mai 1872 den Rechtssatz aue⸗ gesprochen, daß mündliche Nebenabreden zu einem schriftlichen Grundstücks⸗Kaufvertrage auf Grund der sodann erfolgenden Auflassung klagbar sind, daß also auf derartige Fälle die im Preuß. Allg. Landrecht enthaltene allgemeine Bestimmung, daß mündliche Nebenabreden neben dem schriftlichen Hauptvertrage nicht zu berücksichtigen seien, keine Anwendung findet.
— Der General⸗Major von Grolman, Commandeur der 3. Garde Infanterie Vrigade, ist von einem längeren Ur⸗ laub wieder hierher zurückgekehrt.
— S. M. S. „Nymphe“, 9 Geschütze, Kommandant Korv. Kapt. Schröder, ist am 31. Dezember pr. in La Guayra (Venezuela) eingetroffen und beabsichtigte am 7. Januar er. die Reise nach Puerto Cabello fortzusetzen.
— Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren: Dr. Vrandenwiede in Laer, Dr. Blittersdorf in Brandobern⸗ dorf, Arzt Baerwind in Frankfurt a. M.
Bayern. München, 31. Januar. (Allg. Itg.) Nach—⸗ dem sich der Beginn der zweiten Lesung der Steuergesetz⸗
kommen. — Die Kammer der Reichsräthe wird ihre Sitzungen nächsten Freitag wieder aufnehmen, und in dieser Sitzung über den Entwurf des Disziplinargesetzes für richter⸗ liche Beamte, den Gesetzentwurf, betreffend die Neujahrszgelder, und die Anträge auf Abänderung mehrerer Bestimmungen der allgemeinen Bauordnung berathen.
Oesterreich⸗ ungarn. Wien, 31. Januar. Die „Pol. Corr.“ erhält aus „wohlinformirter Quelle“ nachstehende Mit⸗ theilung über die Stellung der Staatsbehörden zu dem Irredenta⸗Treiben in Triest: „Die Inaugurirung eines energischen Systems gegen das Treiben der Irredenta in Triest datirt aus der Zeit, als der gegenwärtige Minister Baron Pino hier Statthalter war — man erinnere sich an die Auflösung des Gemeinderathes — und sein Nach⸗ folger, der jetzige Statthalter Baron Pretis, ist diesem Systeme treu geblieben. Die Behauptung, daß Pro⸗— zesse gegen die petardenwerfenden Gassenbuben von der Beamtenschaft als der Würde des Staates ab⸗ träglich angesehen werden, wird durch die zahlreichen, in der letzten Zeit erfolgten Aburtheilungen solcher Demonstranten gründlich widerlegt; mehr als Ein Verein, dessen Tendenzen keine lauteren, erhielt vom Statthalter sein Auflösungs— dekret; die Triester Ginnastica ist noch jetzt im Streite mit der Regierung über die jüngst angeordnete Anwesenheit eines Polizei-Kommissärs hei allen geselligen Vereins—⸗ versammlungen; die staatsfeidliche Presse, die ohne wei— teres zu unterdrücken gesetzlich unmöglich ist, erfreut sich der wachsamsten Aufmerksamkeit Seitens des Staats— anwalts und der Polizeibehörde; an Ausweisungen politisch—⸗ bedenklicher Elemente, soweit die Gesetze es gestatten, hat es in den letzten Zeiten auch nicht gefehlt und könnte hier eine Reihe von Maßregeln angeführt werden, mit welchen den irredentistiscQen Bestrebungen entgegengetreten wird. Wenn schließlich geklagt wird, daß die Regierung dem Statthalter nicht ernste Weisungen zugehen ließ, so steht dem die That—⸗ sache entgegen, daß den Weisungen der Regierungen an den Statthalter, soferne solche nothwendig waren, nie der Ernst fehle, wie er auch bei der Ausführung nicht mangelt.“
— Einer Meldung der „Polit. Corr.“ aus Belgrad zufolge ist man in dortigen Regierungskreisen der Ansicht, daß die Schwierigkeiten, welche dem Abschlusse des österreichisch— ungarisch-serbischen Handelsvertrages bisher ent— gegenstanden, im Laufe der nächsten Tage behoben werden dürften. Jedenfalls erwartet man daselbst, bei der Wiederauf— nahme der Verhandlungen zu einem positiven Endresultate zu gelangen.
Linz, 2. Februar. (W. T. B.) Die hiesige Statt—⸗ halterei hat die Bildung eines Oberösterreichischen Bauernvereins auf Grund der vorgelegten Statuten als gesetzwidrig und staatsgefährlich verboten.
Pest, 1. Februar. (W. T. B.) Die ungarische und die kroatische Regnikolar-Deputation haben in einer gemeinsamen Schlußsitzung die Fessung des Gesetzentwurfs über die von ihnen getroffenen bekannten Vereinbarungen fstgestellt.
Grostbritannien und Irland. London, 31. Januar. (Allg. Corr.) Bei Besprechung der Nachrichten vom Kap meint die „Times“: Das Fehlschlagen der Forcirung des Passes am Drackensberg sei zwar unglücklich, könne aber wieder gut gemacht werden und werde es wohl auch in Bälde. Je rascher ein entscheidender Schlag geführt werden lönne, desto besser sür alle Theile. Habe Sir George den Drackens⸗ berg einmal hinter sich, so brauche man bezüglich einer Schlacht auf sreiem Felde, falls eine solche geschlagen werden müsse, keine Besorgniß zu hegen. — Der, Standard“ zeigt sich weder über⸗ rascht, noch entmuthigt. Militärs erscheine die Nachricht eher als eine Beruhigung, denn als eine Enttäuschung. Es gebe wenige Offiziere in der britischen Armee, in welche man absoluteres Vertrauen setzen dürfe, als in Sir G. Colley. Das Publikum dürfe mit Vertrauen weiteren Nachrichten vom Kriegsschau— platze entgegensehen. Mit einer starken Stellung, hinreichen⸗ den Vorräthen und einem sähigen und erfahrenen General seien die englischen Truppen leicht im Stande, sich zu halten, bis Verstärkungen einträfen.
Die weiteren Berichte aus Durban bestätigen, daß das Gefecht vom 28. Januar zwischen den Boers und den englischen Truppen furchtbar blutig gewesen ist. Die Boers, so meldet eine Depesche der „Times“, fochten mit entschlossenem Muthe. Sie nahmen die Fahne des 58. Regi⸗ ments und schlugen die beiden Offiziere bei der Fahne nieder, aber die englischen Soldaten holten sich mit dem Bajonett die Fahne wieder. Vierzig Boers fielen vor den englischen Linien. Was sie aber auf dem Hügel durch Granaten ꝛc. verloren, war nicht zu ermitteln. Eine Granate warf 5 Mann um. es gelang nur nicht, die Höhe zu nehmen. den Darstellungen, die vorliegen, und die im Wesent⸗ lichen übereinstimmen, geht hervor, daß die Engländer sich in einen Hinterhalt haben locken lassen. Die Boertz standen auf dem Höhenauslaufer Laings Neck verschanzt, wobei sie ein Haus und eine Viehhürde mitbenutzt hatten. Die englische Artillerie suchte sie aus den Verschanzungen zu vertreiben, und als die Voers sich nicht rührten, wurde der Sturm auf die Höhe durch
Da tauchten rechts und links von den Stürmenden die Boers auf und gaben ein so mörderisches Flankenfeuer auf die Engländer, daß sie zurückgehen mußten, da ihnen die Munition ausging und die Reserven nicht nachlamen. Die Boers drangen bis nahe ans Lager
standeflagge an die Boers, um wegen der Bestattung der Todten eine Waffenr he eintreten zu lassen. Die Boers gingen darauf ein. Die Engländer haben schwer gelitten; alle Stabsoffiziere wur⸗ den ihnen weggeschossen, und nicht weniger als 169 Mann In⸗ santerie und 30 Berittene sind nach der Angabe des „Natal Mercury“ gefallen, 80 verwundet. Ueber die Verluste der Boers gehen die Schätzungen weit auseinander; sie sind na⸗ türlich ganz unsicher; und ebensowenig weiß man mit Sicherheit, wie stark sie gewesen sind. — Der General richtete ene Ansprache an seine Soldaten und erklärte, daß er im Lager stehen bleiben werde, bis er Verstärkungen 24 habe. Es wird hinzugefügt, die Position der Boers sei so stark, daß sie gegen einen zehnfach überlegenen Angriff zu halten sei.
entwürfe im Ausschusse der Abgeordneten kammer aus verschiedenen Gründen bisher verzögert, wird mit der⸗ selben nun am nächsten Dienstag begonnen werden, und zu⸗ nächst der Entwurf des Einkommensteuergesetzes an die Reihe
Dem „Standard“ wird aus Durban unterm 30. Ja nuar Abends gemeldet:
Die letzten Nachrichten von der Front ergeben, daß unsere Niederlage eine ernste gewesen. Die angegriffene Stellung war
Das Gesecht, schließt eine Depesche, war keine Niederlage, Aus
1 ö D 5 8 9. 9 * ori d 5 . 12 - die Kolonne des 58. Regiments unter Oberst Deane unternommen. Traàansvnaal verminein.
vor. Nach dem Gefechte sandten die Engländer eine Waffenstill⸗
überaus stark; schweres Geröll war über die Haide zerstreut, hinter welchem der Feind vollstãndig Deckung fand. Die ö konnte somit den Feind nicht zum Weichen bringen. Unsere Truppen gingen ruhig vor und warfen die feindlichen Plänkler zurück. Als sie den Sügel zur Hälfte erstiegen, wurden sie von einem unsichtbaren Feinde auf beiden Flanken mit einem mörderischen Feuer empfangen. Da die Boers geübte Schützen sind, so traf jede Kugel ihren Mann. Die Offi⸗ ziere waren niedergeschossen, ehe der kritische Moment eingetreten. Die Soldaten kämpften gut, allein ihre Munition war verschossen; da die Verstärkungen ausblieben, waren sie genöthigt, sich zurückzuziehen. Jetzt stürzten die Beers aus ihren Schlupfwinkeln und verfolgten die Truppen bis in die Nähe des Lagers. Unsere Stellung ist stark; ihre einzige Schwäche besteht in der Schwierigkeit, das Vieh grasen zu lassen, während der Feind das Lager umschwärmt. Es wird nöthig sein, so rasch wie möglich Verstärkungen abzuschicken. Das 60. Regiment ist heute von Maritzburg abgegangen, die Hochländer treffen morgen daselbst ein. Die Truppen hoffen am 9. Februar in Neweastle einzutreffen “).
Aus der Kapstadt wird dem Reuterschen Bureau unterm 30. Januar gemeldet:
Am 28. d. fand im Distrikt Quithing ein Gefecht mit den Basutos statt, in welchem Mr. Austen, der Friedensrichter, und mehrere Fingoes getödtet wurden. Die Boers in Kroonstadt. Oranje⸗ Freistaat, haben in einem Meeting den Beschluß gefaßt, die Boers in Trans vaal mit Pferden und Rindvieh zu unterstützen.
Demselben Bureau wird aus Durban, vom 30. Ja— nuar telegraphirt:
Die Verluste der Boers in der Schlacht bei Laings Neck wer den für bedeutend gehalten und sollen größer sein als die der Briten. Das britische Truppenschiff „Crocodille“ ist mit Verstärkungen aus Bombay hier angekommen.
— 2. Februar. (W. T. B.) Der gestrige Minister⸗ rath beschloß, am Schlusse der gegenwärtigen Debatte über die Zwanasbill Schritte zu thun, um der Verschleppungs— taktik der irischen Deputirten ein Ende zu machen.
Die am Montag Abend begonnene Sitzung des Unter— hauses dauerte ununterbrochen bis gegen Mitternacht fort. Um diese Zeit fragte Croß beim Sprecher an, ob die irischen Deputirten durch ihr Verfahren sich nicht der absichtlichen Verschleppung schuldig gemacht hätten. Der Sprecher er— klärte, das Verfahren der Irländer streife nahe an eine solche Obstruktion. Von Seiten der Irländer wurde die Debatte weiter fortgesetzt; der Sprecher wurde durch einen denselben vertretenden Sprecher abgelbst. Northeote wies abermals auf den verschleppenden Charakter der Berathungen hin; der Staatssekretär des Kriegs, Childers, stimmte Northeote bei und erklärte: die Regierung würde den Sprecher bei jedem Vorgehen, das sie für recht halte, unter— stützen. Der Irländer M'Carthy protestirte gegen diese Versuche, dem Unterhause eine Art von Cloture aufzulegen. Im weiteren Fortgang der Sitzung nahm Parnell das Wort. Smith, unter dem vorigen Ministerium erster Lord der Admiralität, richtete die Anfrage an den Vizesprecher, ob Parnell nicht gegen die Geschäftsordnung verstoße. Der Vizesprecher erklärte, er könne Parnell noch nicht schuldig erklären. Die Mehrzahl der Konservativen verließ darauf den Sitzungssaal. — Gegen 11 Uhr Morgens erklärte der Kanzler des Herzogthums Lancaster, Bright: die Regierung übernehme die Verantwortlichkeit für die jetzige Situation und sei bereit, Maßregeln gegen die Verschleppung der Verhandlungen zu beantragen. Bright fügte dieser Erklärung hinzu: er be— trachte die gegenwärtige Obstruktion als eine ohne Beispiel dastehende und als die gröbste Beleidigung, die jemals dem Hause geboten worden sei.
Frankreich. Paris, 31. Januar. (Cöln. Ztg.) Die Mitglieder des Episkopats, die sich bis jetzt dem Protest des Kardinal-Erzbischofs von Paris durch öffentliche Schreiben angeschlossen haben, sind folgende: Der Kardinal⸗ Erzbischof von Bordeaux sowie die Bischöfe von Arras, Eoreux, Albi, Bayonne, Chälons, Digne und Valence. Die übrigen Bischöfe werden nachfolgen. Der päpstliche Nuntius hat diese Proteste gegen die Deputirtenkammer veranlaßt.
— 1. Februar. (W. T. B.) Das hier coursirende Ge⸗ rücht, daß das Uebungsgeschwader im Mittelmeer plötzlich nach dem Golf de Juan zurückberufen worden sei und dort den Befehl erhalten werde, unverzüglich nach einem noch unbekannten Bestimmungsort — wahrscheinlich Tunis — weiterzugehen, wird unterrichteterseits als unbegründet be— zeichnet. Das Geschwader nahm im Golf de Juan seinen ge⸗ wöhnlichen Ankerplatz ein, erhielt aber bisher keinerlei Ordre wegen eines anderweitigen Bestimmungsortes.
Die Deputirtenkammer setzte die Berathung des Preßgesetzes sort und nahm die Paragraphen über die Strafbarkeit von Beleidigungen auswärtiger Staatsober⸗ häupter und deren diplomatischer Vertreter an. Sodann wurden auch alle übrigen Artikel des Gesetzentwurfs ge⸗ nehmigt.
ETpanien. Madrid, 1. Februar. (W. T. B.) Der Senat nahm heute die an den König zu richtende Adresse mit 144 gegen 438 Stimmen an. — In der Deputirten⸗ klammer erklärte der General Martinez Campos in seinem Namen und im Namen der übrigen Generäle, welche mit ihm zu Oppositionspartei gehören, daß der König sie jeder Zeit bereit finden würde, ihn gegen jede revolutionäre Bewegung zu schützen.
Portugal. Lissabon, 29. Januar. (Cöln. Ztg.) In der heutigen Kammersitzung wurde der Antrag eingebracht, die portugiesische Regierung möchte zwischen England und Die Verhandlung wurde vertagt.
Italien. Rom, 1. Februar. (W. T. B.) In der Deputirtenkammer brachte der Justiz⸗Minister heute einen Gesetzentwurf, betreffend die Ehescheidung, ein. Der Minister⸗Präsident Cairoli legte in Beantwortung einer Anfrage Massari's die verschiedenen Phasen des Antrags auf Einsetzung eines Schiedsgerichts in der griechischen Frage dar und erklärte: Die Pforte habe eine versoöhnliche Gesinnung kundgegeben; die Sympathien für Griechenland seien weder bei Italien noch bei den anderen Mächten ver⸗ mindert; er sei demnach überzeugt, man werde bald eine fried⸗ liche Lösung erreichen. Auf eine weitere Anfrage erwiderte Cairoli: um den Schutz der italienischen Interessen in Peru zu beweisen, würde die diplomatische Correspondenz über die dortigen Ereignisse vorgelegt werden.
Griechenland. Die „Polit. Korresp.“ vom 1. d. M. ver⸗ öffentlicht eine Erklärung der Wiener griechischen Ge⸗ sandtschaft, in welcher die angebliche Note vom 13. d., welche der Minister⸗Präsident Kumunduros als Antwort auf das Cirkular Barthelemy St. Hilaire's an den Grafen Mouy gerichtet haben sollte, als vollständig apokryph bezeichnet wird, mit dem Hinzufügen, daß sich der Verkehr des Ministerpräsi⸗
denten Kumunduros mit dem Grafen Mouy anläßlich des er—
wähnten Eirkulars ausschließlich auf mündliche Auseinander— setzungen beschränkt habe.
Türkei. Konstantinopel, 31. Januar. Eine der Polit. Corr.“ von hier unter gestrigem Datum zugekommene Mittheilung verzeichnet ein in dortigen diplomatischen Kreisen zirkulirendes, angeblich verbürgtes Gerücht, dem zufolge sich der Sultan in einer Sitzung des Ministerrathes bestimmt dahin geäußert habe, er wünsche ein friedliches Arrange⸗ ment der griechischen Frage und ziehe ein solches einer kriegerischen Lösung vor.
— 2. Februar. (W. T. B.) Wie es heißt, sollen die Mächte beabsichtigen, den von der Pforte am 14. v. M. ge— machten Vorschlag anzunehmen, vorausgesetzt, daß die Pforte sich verbindlich mache, ihre in der Note vom 3. Oktober v. * enthaltenen Gebietskonzessionen erheblich zu er⸗ weitern.
Rumänien. Bukarest, 1. Februar. (W. T. B.) Das Journal „Pressar“ erörtert die gegenwärtige Lage im Srient und weist unter Berücksichtigung der Eventualitäten, welche sich ergeben könnten, nach, daß die am Ruder befind⸗ liche liberale Partei, welche das Vertrauen des Landes und der Kammern besitze und ausschließlich rumänische Politik treibe, allein fähig sei, im gegebenen Momente den Gefahren die Stirne zu bieten, welche die auswärtigen Ereignisse in Rumänien schaffen würden.
Serbien. Belgrad, 1. Februar. (W. T. B.) Die Skupschtina votirte einstimmig das Gesetz über die Rede— freiheit bei Interpellationen.
Danemark. Kopenhagen, 29. Januar. (Hamb. C.) Das Folket hing beendete gestern die erste Lesung des Gesetzentwurfs, betreffend die Reform des Gerichts— wesens, und beschloß die Verweisung der Vorlage an eine aus 15 Mitgliedern bestehende Kommission. Der Justiz— Minister trat in einer längeren Rede für die Vorlage ein, die von anderer Seite scharf kritisirt wurde.
Amerika. Washington, 1. Februar. (W. T. B.) Die Finanzkommission des Senats beschloß, die Bill über die Konvertirung der Staatsschuld dahin ab— zuändern, daß die Obligationen für nach 5 Jahren amorti— sirbar und binnen längstens 20 Jahren rückzahlbar erklärt werden und daß der Zinsfuß für die Obligationen und für die Certifikate auf 31“ Prozent festgesetzt wird. — Durch ein von den Samoa⸗Inseln in San Francisko angekommenes Schiff wird die Nachricht von dem am 8. November v. J. erfolgten Tode des Königs Malietoa mit dem Hinzu— fügen bestätigt, daß das Land, mit Ausnahme der vom ame— rikanischen, deutschen und englischen Konsul verwalteten Ge⸗ bietstheile, sich in voller Anarchie befinde.
Afrika. Egypten. Kairo, 1. Februar. Ein der „Italie“ von hier zugegangenes Telegramm meldet, ein Garde⸗Regiment des Khedive habe wegen der Gefangen⸗ setzung seines Obersten, Ali Fehmi, revoltirt, mehrere Per⸗ sonen seien verwundet, in Kairo herrsche große Aufregung. — Dem „Reuterschen Bureau“ wird gemeldet: Zwei Regimenter, welche mit einer Anordnung des Kriegs-Ministers unzufrieden waren, rotteten sich meuterisch zusammen; der Kriegs⸗Minister hat, um die öffentliche Ordnung nicht zu gefährden, seine Ent⸗ lassung gegeben, der Khedive hat dieselbe angenommen, die Ruhe ist jetzt wiederhergestellt.
Aus dem Wolffschen Telegraphen-Bureau.
London, 2. Februar, Vormittags. Unterhaus. Da die Debatte um Ki Uhr noch fortdauerte, erklärte der Sprecher: er könne die Fortsetzung der Berathung nicht gestatten. Nach einer sehr heftigen Scene genehmigte die Kammer mit 164 gegen 19 Stimmen die Einbringung des Forsterschen Gesetz⸗ entwurss, welcher alsdann die erste Lesung passirte. Die Dome⸗Rule⸗Partei verließ in großer Anzahl das Haus. Die zweite Lesung wurde auf heute Mittag vertagt.
Statistische Nachrichten.
Gemäß den Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesund⸗ beits⸗ Amtes sind in der dritten Jabrer woche des Jahres 1881 von je 197) Bewohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnet, als gestorben gemeldet: in Berlin 267, in Bretlau 34,1, in Königsberg 33,6, in Göln 24,8, in Frankfurt a. M. 190, in Hannover 18,7, in Cassel A,6, in Magdeburg 25.2, in Stettin 32,l, in Altona 26,2, in Straßburg 333, in Metz 28,5, in München 29,2, in Nürnberg 29,3, in Augeburg 29.2, in Dreeden 24,1, in Leirzig 220, in Stuttgart 27,9, in Braunschweig 22.4, in Karlsruhe 208, in Hamburg 27,8, in Wien 31,1, in Budaxest 35,8, in Prag 41,3, in Triest 34,0, in
rakau 36,6, in Basel 35,6, in Brüssel 26,7, in Paris 32,6, in Amster⸗ dam 27,1, in Kopenbagen 21,9, in Stockbolm 367, in Ghbristiania 21, in St. Petersburg 45,8, in Warschau — in Odessa 36,9, in Bakarest 27 6, in Rom —, in Turin 23,4, in Madiid 38,6, in Lon⸗ don 284, in Glasgow 35,6, in Liverpool 35.6, in Dublin 45,7, in Edinburgh 21,54, in Alexandria (Cavpten) 42,7. — Ferner aus frübe- ren Wochen: in New⸗York 201, in Pbiladelpbia 23 9, in Chicago 195. in St. Leuiz 168, in Cincinnati 15.3, in San Francitco 2233, in Caleutta 39,7, in Bembar 326, in Madras 38.4. Bei oft veränderlichen Windrichtungen berrschten in den ersten Tagen der Berichte woche an den meisten deutschen Beobachtungs⸗ stationen westliche und südwestliche, in Cöln südöstliche Luftströmun⸗ gen, die in Sd und West⸗Deutschland am 17. in Ost⸗ und Nord- Deutschland, sowie in Berlin am 18. über Nordwest, nach Ost und Nordost übergingen. In den letzten Tagen der Woche überwogen in Norddeutschland wieder mebr nordwestliche, in Süddentsch⸗ land zum Theil sturmäbnlichen Charalter annebmende Südnmestwinde, die am Schluß der Woche an den Oststationen nach Südwest, ir. Bremen und Cäln nach Südost, in Süddeutschland nach Ost und Nerdost umliefen, während in Berlin Nordwest vorbertschend klieb. In ganz Deuischland berrschte strenges Frostwetter mit nicht seltenen Niederschlägen von Schnee. Der Luftdruck sank in den eisten Tagen, namentlich in Süddeutschland ungewöhnlich tief, stieg um die Mitte ö Woche rasch, jeigte aber am Schluß der Woche wieder sinkende
endenz.
Die Sterblichkeit hat in der Berichts woche ziemlich allgemein in den größeren Städten Eurepasß jugengmmen. Für die deutichen Städte stieg die allgemeine Sterblichketgrerbältnißsabl auf 2.2 don 26,z der vorbergangenen Woche (auf 1999 Bewobner und aufs Jahr gerechnet) Intbesondere wurde die Theilnabme des Säug linggalieig an der Sterblichkeit eine größere. Ven 10009 Lebenden starben aufg Jahr berechnet 9 Kinder unter 1 Jabr gegen 77 der Vorwoche (in Berlin 95 gegen 69.
Unter den Todetsursachen gewannen von den Infektion krank heiten typhöse Fieber und Pocken größere Verbreitung. Ferner er— fuhren in Folge des während der Berichtswoche in ganz Central⸗ europa herrschenden strengen Frostwetters Tode? fälle an entzündlichen Erkrankungen der Athmungsorgane allgemein namhafte Steigerun⸗ gen. Auch akuter Gelenkrheumatismus führte häufiger zum Tode. Masern domiren noch in Kiel, Hamburg, Coblenz, Nürnberg. Das Scharlachfieber trat in Dresden, Berlin, Cöln, Elberfeld, Steck= bolm und Paris, die Diphtherie in Königsberg, Danzig, Nürnberg, München, Berlin. Wien häufiger als Todes⸗ veranlafsung auf. — Die Typhusepidemie in Paris fordert noch immer viel Opfer, wenn auch die Zahl der Todesfälle etwas abgenommen hat. — Sterbefälle an Fleckwwphus werden aus Thorn d, . a. / O., Amsterdam je 1, aus Valencia 2, aus St. Peters urg 14 gemeldet. — Die Zahl der Pockentodesfalle stieg in Wien und London erheblich, etwas weniger in Paris, Königsberg, Triest und Krakau. In Pest und Malaga erscheint die Zahl der Opfer vermindert; aus Kopenhagen, Saragossa, St. Petersburg, Odessa, Venedig werden nur vereinzelte Pock:ntodesfälle gemeldet. In Phi⸗ ladelphia herrschten die Pocken Mitte Dezember sebr heftig. — Aus Düsseldorf kam 1 Todesfall an Trichinosis zur Meldunz.
Kunst, Wissenschaft und Ziteratur.
In Münster starb am 28. Januar der Direktor des dortigen Provinzialarckixs, Geh. Archivrath Dr. Roger Wil- mans, ein durch vielfache Publikationen bekannter und geschätzter Historiker. .
— Von dem im Verlage von F. A. Brockhaus in Leipzig er⸗ schienenen Werke: Das Staaitsrecht der Preußischen Monarchie von Dr. Ludwig von Rönne, Appellationsgerichts« Vize ⸗Präsidenten a. D.“ ist jetzt die erste Lieferung der vierten ver mehrten und verbesserten Auflage erschienen. Bis zum Jahre 1863, in welchem die erste Auflage dieses Werkes vollendet wurde, batte das preußische Staatsrecht keine systematische und wissenschaftliche Bearbeitung aufzuweisen. Der Verfasser des Werkes hob damals in seinem Vorworte hervor, daß das preußische Staatsrecht, wie das öffentliche Recht aller deutschen Staaten, in dem Boden des deutschen öffentlichen Rechtes wurzele, und daher nicht obne dessen Berücksichtigung betrachtet werden könne. Von diesen Anschauungen aukgehend, hat der Verfasser nicht nur den massenhaften Stoff des gesammten preußischen Verfassungs⸗ und Ver⸗ waltungsrechtes in übersichtlicher Form systematisch dargeftellt, indem zugleich in eingehender Weise alle wichtigen Fragen des preußischen offentlichen Rechtes erörtert und beantwortet werden, sondern ihm ge⸗ bührt auch das Verdienst, in seinem Werke zuerst eine, wissen⸗ schaftliche Darstellung des Stoffes geliefert zu baben. Seine Arbeit hat wesentlich dazu beigetragen, nicht allein das zusammen hängende Studium des preußischen öffentlichen Rechtes zu er möglichen, sondern auch in weiteren Kreisen politische Erkennt— niß zu verbreiten. In diesem Sinne hat der Verfasser seine Aufgabe zu lösen gesucht, und daß ihm dieselbꝛ gelungen, hat die Kritik einmüthig anerkannt. Die Gunst der öffentlichen Meinung wandte sich der verdienstvollen Arbeit in solchem Maße zu, daß die erste Auflage sehr bald vergriffen war und deshalb schon im Jahre 1264 durch eine zweite vermehrte und verbesserte Auflage ersetzt werden müßte. Im Jahre 1872 erschien dann die dritte Auflage, der jetzt die vierte Auflage dieses Werkes folgt. Das Werk umfaßt die Darstellung der Gesammtheit des öffentlichen Rechtszustandes im preußischen Staate und jwar mit Inbegriff desjenigen der in den Jahren 1866 und 1870 neuerworbenen Landestheile. Es erörtert zugleich bei j der Materie die Veränderungen, welche das preußische Staatsrecht seit der Gründang des deutschen Reiches durch dessen Verfassung und durch die Reichsgesetzgebung erfahren bat. Die Darstellung selbst ist eine systematisch geordnete, sie stellt überall, auf bistorischer Grundlage wie auf der Wissenschaft des deutschen Staatsrechtes fußend, die leitenden Prinzipien fest und ent⸗ wickelt aus diesen die weiteren Folgerungen, indem sie zugleich die zweifelhaften Fragen näher beleuchtet und beantwortet. In der allge⸗ meinen Einleitung werden die Umrisse der früheren inneren staats⸗ rechtlichen Verhältnisse Preußens bis zum Zustandekommen des Staatsgrundgesetzes und der Bildung des Territorialbestandes der Monarchie dargestellt, woran sich die Lehre von den Quellen und Hülfsmitteln des preußischen Staatsrechtes an— schliesbt. Das Werk ist dann in drei Theile gegliedert, nämlich: das Verfassungs recht, das Verwaltungsrecht, und das Verfassunge— und Verwaltungsrecht der Körperschaften der Selbstverwaltung — der Provinzen, Kreise und Gemeinden. Die beiden ersten Bände entbalten, nebst der allgemeinen Einleitung, das Verfassungẽerecht, die beiden folgenden das Verwaltungsrecht, und an diese schließt sich als fünfter Band die Datstellung des Verfassungs⸗ und Verwal⸗ tungsrechtes der Kötperschaften der Selbstverwaltung. Das Ver— fassungsrecht stellt die innere Verfassung speziell dar, und berücksich⸗ tiat jugleich bei den einzelnen Lehren den Einfluß der Ver— fassung des Deutschen Reiches auf das preußische Verfassunges⸗ recht, indem in einer zweiten Abtheilung das Verhältniß Preußens zum Deutschen Reiche erörtert wird. Das innere Ver— fassungkrecht behandelt in seinen einzelnen Abschnitten die Lehren vom Staats gebiete, von der Staate gewalt, von den Staatsbürgern, von den Garantien der Verfassung und von dem Verbältnisse des Staates zut chriftlichen Kirche, sowie zu anderen Religionsgesellschaften und jur Schule. Das Verwaltungerecht wird in seinen Grundzügen dar⸗ gestellt, insoweit dasselbe nämlich auf Gesetzen und gültigen Verord—⸗ nungen beruht, zugleich wird jedoch auf die Ausführungserlasse und den ministeriellen Erläuterungkapparat verwiesen. Die Arbeit zer⸗ fällt in Text und Noten. Jener enthält die vositiven Grund⸗ sätze, solche bistorisch⸗dogmatisch begründend. Die Anmerkungen sind theils der weiteren Ausführung des Bebaupteten, tbeilg der Erörterung deg Einzelnen, der Nachweisung der Quellen und der Literatur, endlich der Beleuchtung beiläufiger Fragen und Zweifel gewidmet. Ueberall sind die Drucksachen und stenographischen Be⸗ richte des Landtages und des Reichs tages berücksichtigt. — Die vierte vermehrte und verbesserte Auflage von L. von Rönne s Staatz recht der preußischen Monarchie“ soll, um die Anschaffung des Werke durch allmäblichen Bezug zu erleichtern, in Lieferungen erscheinen. Das ganze Weik wird, wie die Verlagkhandlung mitteilt, aus unge⸗ fähr 20 Lieferungen bestehen, die in regelmäßigen Zwischenräumen aue gegeben werden sollen. Jede Lieferung von 8— 10 Bogen Lexikon⸗ oktav kostet im Subskrixtionspreise 2
— Das Magazin für die Literatur des In⸗ und Augs⸗ landes (50. Jahrgang 1881. Herautgeber Eduard Engel in Berlin, Verlag von Wilbelm Friedrich in Leipzig) enthält in seiner neuesten Nummer: Deutschland: Zu Chamissos Jubelfeier (Heinrich Düntzet! — Frankreich: Thöophile Gautier: Tableanr i la plume (Helwig). — Italien: Paolo Mansegazja als Schriftsteller (Paul Lanzkr. — Norwegen! „Peer Gynt“, von Henrik Ibsen (Emanuel Brunn). — Literarische Neuigkeiten. — Aut Zeitschriften. — Bibliozravpbie der neuesten Erscheinun gen.
— Das Deutsche Familienblatt fillustrirte Wochenschrift, redigirt von Juling Lohmever, Verlag von F. G. Schorer in Berlin, Pr. vierteljäbrl. 1 “ 60 =) bringt seit Beginn deg nenen Jabr⸗ gange eine vannende Erzählung aus den Marschen, betitelt Mebalab“, und viele kleinere fesselnde tbeils nerellistische, theils belebrende und unterhaltende Beiträge von Levin Schücking und anderen namhaften Schriftstellern. Die illustratixe Ausstattung ist von derselben Gedie- enbeit wie früher. Die neueste Nr. 5 entbält u. a. einen Aufsatz Über die deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger mit Illu⸗ strationen, einen Essav von Hang Hoffmann über die Frauen unserer musilalischen Meister, ein Gedicht von J. Trolan ju dem in vor- züglichem Holischnitt beigegebenen Gemälde. Der Silbouettenschneider“ don J. Herterich, iner f und kulturhistorische Streiferelen, kleinere Mittheilungen in der Plauderecke, Räthsel, Schachprobleme ꝛ20.
Gewerbe und Sandel Die Direktlon der Privatbank zu Gotha tbeilt unt
Noten der Bank auch ferner, und zwar bis zum 31. De ember 1883 einzulösen.
— Aus dem Rechnungsabschluß der Oe sterreichisch⸗Un⸗ garischen Bank für 1880 entnehmen wir Folgendes: Der Ge—⸗ sammtnmsatz der Bank betrug 1162 216281 Fl. oder S886 10 3893 J. mehr als im Verjahre und der Metallschatz 85 O10 261 F. in Gold und 108 291 351 Fl. in Silber resp. 6 378 389 Fl. und 3 677501 Fl. mehr wie 1379. Der Dexisenbesitz betrug am 31. Dezember 1880 14222957 Fl. und bat gegen das Vorjahr abgenommen um 6 381 8566 FI. Der Banknotenumlauf belief sich auf 328 622 8990 Fl. — 11 863 490 Fl.. Der Wechselbestand betrug Ende Dezember 139 198 819 Fl. (— 22577453 581.) Im ü Ganzen wurden zum Escompte angeboten Wechsel ver 579 1121435 Fl. und davon escomptirt 518 188 623 FJ. An Cecomptezinsen sind eingegangen 4330 162 Fl. (4 354319 Fl) Die Darleben gegen Handpfand zeigen bei einer Gesammtsumme von 24081 20 Fl. eine Abnahme von 3 136 900 Fl., der Zinsen—⸗ eingang aus diesem Geschäftszweige stellt sich bei 1152 142 Fi. um 396 014 Fl, geringer. Das Giroguthaben stellt sich mit Jabresschluß auf »2s3 951 Fl. Der Umsatz im Giroverkebre betrug 732 597 943 Fl. Depositen befanden sich Ende Dezember zur Aufbewahrung 126 362 84981; das Erträgniß hieraus stellt sich auf 79 1458 Fl. Im Hppo⸗ thekargeschafte wurden Darlehen per 102271 121 Fl. nachzesucht und 513 590 Fl. bewilligt. Die Höbe der Rückzahlungen stellt sich auf 13 069 750 Fl, und es ergiebt sich bei einer Abnahme von 9 107 760 FJ. mit Jahresschluß ein Stand der Darlehen von N 854252 51. Das Kassa⸗Revirement beziffert sich mit 7725 255145 F. der um 459 157996 Fl. mehr als im Vorjahre. Das relne Jahresertrãgniß heläuft sich auf 5 747 331 Fl.; von demselben ge⸗ langen zunächst 4500 000 Fl. als fünfprojentige Zinfen auf die Aktien zur Vertheilung. Da der Reservefond 18955 9463 Fl., also mehr als 29 Jo, des Kapitals beträgt, findet eine Hinterlegung aus dem Jahreserträgnisse nicht statt; nachdem ferner das letztere eine Dividende unter Toso ergiebt, so gebührt den Aktionären auch der ganze noch verbleibende Rest. Die Dividende für das Jahr 1880 beträgt 35,39 Fl. oder 6.38 5½o gegen 39 Fl. oder 6.5 6 im Vor- sahre. Die Darlehensschuld der Staatsverwaltung bleibt unverändert mit 78 748 918 Fl.
Dertmund, 31. Januar. (Essen. Ztg.) Tie allgemeine Lage des Eisengeschäfts ist in der verflossenen Woche unverändert günstig geblieben. Der Geschäftsgang ist in allen Artikeln fort⸗ während recht lebhaft, und die steigende Bewegung der Preise vollziebt sich zwar langsam aber stetig. In Reheisen zeigt sich ein gesteigerter Begehr, doch verhalten sich die Konsumenten noch immer abwartend. Spiegeleisen hat guten Absatz nach dem Auslande, insbesondere nach Belgien, und Bessemer-Roheisen wird wegen der lebhaften Beschäͤf— tigung der Bessemer-Stahlschienenwalzwerke andauernd rege im In- lande begehrt. Auch weißstrahliges Roheisen steht in befriedigender Nachfrage, hat daher einen kleinen Preisaufschlag erfahren und wird nunmehr mit 62 — 64 M per 1000 kg ab Werk bejahlt. Die Walz= werkfabrikate zeigen ebenfalls größeren Verkehr. Es sind in der ver— floßsenen Woche in Stabeisen Abschlüsse zu 120 6 und hoher pro 196001 loko Werk zu Stande gekommen; die Waljiwerke rechnen aber auf eine weitere Preissteigerung und schließen daher nicht gern zu gegenwärtigen Notirungen Kontrakte ab, die über den 1. Juli d. J. hinausreichen und zwar um so weniger, als sie meist bis dahin ibre Produttion vergeben haben. Auch Kesselbleche haben in Folge zunehmenden Bedarfs eine Preiserhöhung von 5 erfahren. Die Stahlschienenwalzwerke haben zu den vor liegenden belangreichen Aufträgen einen ansehnlichen Zuwachs durch Vergebung von 9090 Tonnen Stablschienen Seitens der Bergisch= Mãrkischen Eisenbahn und ca. 2500 Tonnen Stahlschienen Seitens der Königlichen Eisenbahndirektion in Frankfurt a. M. Auch die auf Kleineisenzeug gehenden Werke haben in der letzten Zeit durch bedeutende Auftrage von Seiten verschiedener deutschen Bahnen eine vermehrte Beschäftigung erhalten. — Im Kohlengeschäft ver= stärkt sich besonders die Nachfrage in Janadustriekohlen und Koks, gte sind in Folge dessen um 2— 3 pro Centner im Preise ge⸗ iegen.
Frankfurt a. M., 1. Februar. (Oel-Bericht von Wirth K Co) Das Jahr 1880 war kein günstiges für den Petroleum handel. Die denselben seit Jahren schädigenden Faktoren: die enorme Ueberproduktion und das Standardmonorol haben den Pe- troleummarkt auf einen Stand gebracht, der selbst dem hoffnung vollsten Amerikaner Bedenken erregt. Obwohl die statistischen Be⸗ richte eine fortwährende Zunabme der Lagervorräthe melden, so ift es doch nicht gelungen, die Produktion einzuschränken; es konnte also auch keine Besserung des Marktes eintreten. Dazu kamen die Be—⸗ einflufsungen der Standard⸗Oil⸗Co., welche als Inhaberin einer großen Anzabl von Raffinerien gleichzeitig auf Rüböl drückte und die Preise von raffinirtem möglichst boch zu halten suchte. Eine Zeit= lang gelang ihr dies auch, bis man einsab., daß das Preisverhälfniß jwischen Rohöl und xraffinirtem doch nicht das richtige sei. Die europäischen Großhändler wurden sehr zurückbaltend und verursachten dadurch eine große Verflauung deg amerikanischen Marktes und all⸗ mäbliches Weichen der Preise. Der Durchschnittspreis des Jahres 1380 für Rohöl ist 97 Cents per Faß, die höchste Notirung war im Juni 123i, die niedrigste im Avril 701 Cents. Raffintrtes erreichte seinen böchsten Stand, 12 Cents per Gallone im Oktober. Die ganze Produktion von Rohöl soll im Jahre 1880 24 815 00 Faß gegen 20 097 509 Faß im Jahre 1879 betragen haben, der Ver⸗ sandt von den Oeldistrikten aber nur 15 90220 Faß in 1880 gegen 16 036000 Faß in 1879. Der gegenwärtige Vorrath ron Robsl in
den Delregionen wird mit 17 3090000 Faß gegen 8094945 Faß pro Ende 1879 angegeben; er bat sich also mehr als verdorvelt. Da⸗ gegen ging die Ausfuhr nach fremden Häfen von 12401 800 Faß in 1879 im Jabte 1880 auf S788 1099 Faß zurück. Auch im Januar d. Ig. blieb der Markt flau und lustlos, obgleich sich in Folge der die Produktion erschwerenden Kälte die Preise für Rohöl etwag hoben. Roböl wird nach telegraxhischen Meldungen eben mit 93 C. ver Faß, raffinirtes mit Sz C. per Gallone notirt. Lubricating⸗ Oils (Schmieröle) sind fest, Strong Winter ⸗Dils sebhr gesucht. Neutral Topaz 35 C., dunkele Dele nach Gravity u. Cold test. Frankfurt a. M., 1. Februar. (W. T. B.) Nach einem Telegramm der Frkf. Zta.' kändigt die Oesterreichische Bo den⸗ kreditgesellschaft sämmtliche noch im Umlauf befindlichen 5½9 Goldpfandbriefe zum 1. Mai. Tas Telegramm fügt hinzu, es geschebe dies in Folge größerer Dptione kündigungen Sei⸗ tens des Konsortiums zur Uebernabme der 4, Goldyfandbriefe. Hamburg, 1. Februar. (WB. T. B.) Bei der heutigen Zie⸗ bung der Silber ⸗Lotterie des Zoologischen Garteng fielen die 5 Haupttreffer auf Ne. 36 351, 81 961, 3503, 23 967, S7 324.
Ham burg, 1. Februar. (W. T. B.) Heute früb 8 Uße brach auf der Großen Burstabh 34 ein Feuer aus, welches bis zum Nachmittag andauerte und einen großen Theil des Seiden waar en⸗ la gers von R. D. Warburg zerstörte. Das Lager war mit 14900900 6 xwversichert. An dem Schaden vartijwiren meisteng englische Gesellschaften. Das Feuer ist jetzt gelöscht; das Hinterge⸗ bäude, woselbst große Waarenvorräthe lagerten, ist gerettet. Glasgow, 1. Februar. (W. T. B.) Die Verschiffun gen von Roheisen wäbrend der letzten Woche betrugen S775, gegen 13 382 Tong in derselben Woche des vorigen Jabrez.
New ⸗ York, 31. Januar. (W. T. B.) Weizen ⸗ Verschif⸗ fungen der letzten Woche ron den atlantischen Häfen der Ver⸗ einigten Staaten nach England 120 0090, do. nach dem Konti- nent 60 0, do. von Kalifornien und Oregon nach England 125 000 Qrtrs. Visible Suprld an Weizen 28 409099 Busbel, do. do. an Mais 16800000 Buspbel.
Verkebra⸗ Anstalten.
Kurgbuch der deutschen Reicht ⸗ Po stverwaltung. Bearbeitet im Kurgbureau des Reichg ⸗ Postamts. 1. Februar bfr 31. Mär j 1881. Berlin, Julins Sxringer. Preiß 2. * — Die dent sche
mit, daß sie ermächtigt ist, die präkladirten Hundert⸗Mark⸗
Reich Postverwaltung hat et sich angelegen sein laffen, dem einigen.