Uebelstande, welcher vielleicht diesem ausgezeichneten Ver ehrsbuche noch anhaftete, abzuhelfen, indem sit das große, manchem anstößige Format desselben bedeutend verkleinerte und so ein Bändchen herstellte, welches auch den Erfordernissen der äußeren Bequemlichkeit vollkommen ge— nüat. Mit dieser durchgreifenden Aenderung zugleich sind noch einige andere Verbesserungen, welche sich als wünschenswerth beraugestellt batten, zur Ausführung gelangt. So sind die Personenposten und Privatfuhrwerke, welche den Verkehr zwischen den Eisenbahnstationen und den umliegenden Ortschaften vermitteln, am Schlusse jeder Abtheilung, deren das Kursbuch bekanntlich sechs besitzt, alphabetisch zusammen⸗« gestellt, was die Uebersichtlichkeit und rasche Orientirung ungemein fördert. Schwarze Umrahmungen schelden das Zahlenwerk der Fahr⸗ pläne von den Stationsnamen ab und gewähren im Vereine mit den fett gedruckten Ziffern der Courierzüge dem Auge die nothwendi⸗ gen Ruhepunkte. — Die Nützlichkeit und Genauigkeit der Angaben Über direkte Billets, Rundreise⸗ und Sommerbillets, Retourbillets, Schlafwagen, Normal⸗Personengeldtarife, Reisewege nach fremden Ländern, Reiseeinrichtungen von Berlin, europäische Briefpostverbin—⸗ dungen ꝛc., welche unverändert geblieben sind, ist hinlänglich bekannt. Die große Uebersichtskarte hat durch neue Farbenanwendung an Klar⸗ heit gewonnen; eine Skizze des Eisenbahnnetzes von London und Umgebung ist neu beigegeben. Auch der Umschlag hat einem neuen weichen müssen, der auf seiner in Holzschnitt hergestellten stil⸗ vollen Einfassung die Embleme des Handels und Verkehrs zeigt. Wir können es rückhaltlos aussprechen, daß hier dem Publikum ein sowohl nach Form und Inhalt als auch in typographischer Hinsicht vollendetes Verkehrsbuch geboten wird, das mit anderen ähnlichen Zwecken dienenden Unternehmungen kaum verglichen werden kann. Wir zweifeln nicht, daß sich fortan zu seinen alten Freunden noch zahlreiche neue gesellen werden.
Altdorf, 31. Januar. (N. Zürch. Ztg.) Der Wattinger Kehrtunnel wurde heute Mittag durchgeschlagen. Höhe und Rich⸗ tung waren gut.
New⸗ Jork, 1. Februar. (W. T. B.). Der Dampfer des Rorddeutschen Lloyd ‚Donaur ist hier eingetroffen.
Berlin, 2. Februar 1881.
Preußische Klassenlotterie. (Ohne Gewähr.)
Bei der heute fortgesetzten Ziehung der 4 Klasse 163. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen:
1 Gewinn von 30 000 S auf Nr. 55 617.
3 Gewinne von 15000 S6 auf Nr. 12 002. 22436.
68 804. 8 Gewinne von 6000 S6 auf Nr. 43 462. 56700.
61 162. 68 828. 71 436. 72 154. 84 805. S6 447.
34 Gewinne von 3000 MS auf Nr. 67. 7179. 8276. 12647. 19 289. 24378. 27 412. 31 525. 36 674. 39 205. 49 073. 50 016. 52 994. 56 025. 61 855. 65474. 65799. 66 361. 68 025. 68 503. 68 606. 697938. 72 653. 74168. 74 884. 75 999. 76 950. 80945. 81 161. 85 242. S5 367. 85 795. 86 233. S6 357.
37 Gewinne von 1500 6 auf Nr. 10654. 1351. 2778. il Ron, 18 nn 26 do, n, . 30512. 40104. 41 839. 42 369. 44097. 44 902. 46485. 51 172. 51 481. 52 084. 53 004. 53 687. 55 091. 61 497. 64 468. 66 528. 70 121. 70 357. 70 560. 72 997. 73 698. 74770. 77 542. 79 120. 81 510. 94 377. 94 464.
71 Gewinne von 600 S auf Nr. 42. 234. 526. 926. 1325. 1400. 2151. 3266. 4046. 4422. 7386. S136. 8185. 8572. 9520. 10 392. 11 403. 12 849. 14 465. 16161. 16637. 17 326. 20 898. 23 668. 23 831. 24070. 24157. 26038. 26 840. 27 766. 29 316. 30 507. 31 038. 31 352. 32189. 32270. 33 424. 34 883. 36434. 38 468. 39 905. 40 252. 43 332. 43 696. 43 869. 44445. 46 406. 46538. 46793. 47 400. 47 789. 49 226. 52 220. 53 201. 53 213. 53 882. 56 091. 56 494. 63 227. 66 047. 67 804. 70 969. 71116. 73 566. 75 516. 78 974. 80 055. 87197. 87 845. 91745. 94 251.
Der Gemäldegalerie der Königlichen Museen sind jetzt die beiden Bilder des Masacecio eingereiht, die bereits im Anfang vorigen Jahres zugleich mit der schon seit längerer Zeit aus gestellten Madonna von Dürer aus der Sammlung des Marchese Gino Capponi zu Florenz erworben wurden und dem bisherigen reichen Besitz an Werken der italienischen Malerei des funfzehnten Jahrhunderts nun auch zwei Arbeiten des großen bahnbrechenden Meisters dieser Zeit hinzugesellen. Es sind zwei Tafeln der ursprüng⸗ lich aus drei Theilen bestehenden Predella, eines im Uebrigen wohl verlorenen, für die Kirche del Carmine in Pisa angefertigten Altar— gemäldes, die mit der Beschreibung des Vasari genau übereinstimmen und dadurch auch äußerlich als Kompositionen des Meisters beglau— bigt werden. Die eine derselben, die einst die Mitte einnahm, zeigt die Anbetung der Könige, die mit ihrem zum Theil berit— tenen Gefolge im Costüme der Zeit verebrend und sich ibrer Kronen entledigend ju dem Kinde im Schooß der auf goldenem Sessel vor der Hütte dasitzenden Maria herantreten, während auf der anderen zwei gesonderte Scenen in der Entbauptung Johannes des Täufers und der Kreuzigung des Apostels Petrus die Martvrien von weien der vier Heiligen darstellen, die auf dem Hauptbilde des Altars sich um die Madonna mit dem Kinde gruppirten. Bei kleinstem Maßstabe der Figuren tragen die Bilder in den Motiven der Komposition, in der ausdrucksvoll lebendigen Bewegung und in der einfachen Anordnung der Gewänder deutlich das für ihren Autor charakteristische Gepräge einer sich innerhalb schlichter, streng monu⸗ mentaler Haltung von dem letzten Rest von Befangenbeit energisch zu voller und freier Beberrschung der natürlichen Erscheinung auf. schwingenden Kunst an sich.
(Soj. Corr.) Zu Gunsten von Lehrerinnen wurde lürilich ein Wil belm⸗Augusta Stift“ in Gander heim (Ludolfsbad) am Harz begründet. Ursprünglich war dasselbe nur ein Feierabendhaug, das von Kaisergwerther Lehrerinnen vor 10 Jahren für arbeitg—⸗ unfähige oder erkrankte Lebrerinnen bestimmt und neuerdings von vielen Seiten freigebig unterstützt wurde. Man sucht jetzt Verbin- dung mit anderen Bädern berzustellen, um dort mittellosen Mit- gliedern billiges Unterkommen ju verschaffen. Das Vermẽägen beträgt bereits 169000 Æ Der WA ⸗Verein bat seinen Sitz zu Bochum in Westfalen; ordentliche Mitglieder können alle deutschen Lebrerin⸗ nen werden. Gintrinegeld 5 M,. Jahresbeitrag 3 M Außercrdent⸗ liche Mitglieder zablen jährlich 3 M oder 60 M auf einmal.
Das Atbenaeum“ vom 1. Januar enthält einen Bericht Dr. r , . über die Orchomenog⸗ Ausgrabungen. ir geben nachstehend einen Auszug au diesen Mittheilungen:
Wir baben soeben“, schreibt Vr. Schliemann, die Ausgrabung des sogenannten Schatzhausetz des Minvas beendet, das aus schwar⸗ * Marmor erbaut ist und, wie die myͤkenischen Gebäude der näm- ichen Art, eine bienenkorbähnliche Form hat. Pausaniag, der im Jahre 170 n. Chr. Drchomenos besuchte, hat das Schatzhaus noch voll ständig vorgefunden. Tie ersten Malt scheint es um das Jahr 874 n. Chr. zerstört worden zu sein; denn aug dieser Zeit datirt die Erbauung des benachbarten Klosters und der dazu gebörigen Kirche, welche letztere zum Weßen Theil auß gewaltigen Marmorblscken be⸗ steht, die von dem Schatzhause genommen worden sind.“
Da Gebäude bat am Boden einen Durchmesser von 15 m; eg ist auf dem gut planirten harten Kalksteinfelsen errichtet und bestebt,
wie das sogenannte Schatzhaus des Atreus zu Mykenae, aus regel- mäßig horizontalen Schichten von Blöcken oder vielmehr starken Platten, die durchschnittlich ein bis zwei Meter Länge und etwa m Dicke haben. In den acht unteren Schichten liegt jeder Block noch an seinem Platze, von der neunten aber sind nur noch wenige Steine übrig geblieben. In der Mitte eines jeden Blockes aber, entweder in der Fläche selbst oder, wie bei der achten Schicht, von einer klei⸗ nen Vertiefung umgeben, gewahren wir an der nach innen gerichteten Seite ein Loch, in dem sich noch die Reste eines Broncenagels be—⸗ finden, der wahrscheinlich zum Festhalten der Bronceplatten gedient hat, mit denen das Innere des Gebäudes ausgeschmückt war. Auch der mächtige Marmorblock, der über der fast sechs Meter hohen uno ungefähr halb so breiten Thüröffnung ruht, weist mehrere Reihen solcher Nagellöcher auf.
Der in dem Schatzhause angehäufte Schutt hatte eine durch schnittliche Tiefe von etwa 10 m; zu oberst lag eine 2m tiefe Schicht schwarzer Erde; dann folgten Massen größerer und kleinerer Steine, die ursprünglich an der Außenseite der unteren Mauerschichten aufgeschüttet gewesen sein und den Zweck gehabt haben müssen, die⸗ selben durch ihren Gegendruck in ihrer Lage zu erhalten. Unter diesen Steinmassen, die wohl herabgestürzt sein mögen, als die großen Mauerblöcke zum Bau der Kirche weggenommen wurden, fanden sich noch fünfzig bis sechszig dieser gewaltigen Platten vor; augenschein⸗ lich waren sie den Händen der Plünderer entalitten und hatten nach her nicht gut aus dem Gebäude hinausgeschafft werden können. Nun folgte eine etwa 4m tiefe Schicht von Asche und verkohlten Stoffen, unter der endlich auf dem Felsboden eine Anzahl voll kommen recht—⸗ eckiger Marmorplatten, sowie verschiedene 1 bis 2 m lange Gesimse lagen, die nicht zu dem eigentlichen Gebäude, wohl aber zu einem Denkmale, vielleicht einem kleinen Heiligthume gehört haben können, das einst drinnen gestanden hat. Daneben fanden sich noch mehrere kleine Marmorpiedestale vor, die, nach den in der Oberseite befind⸗ lichen Löchern zu schließen, als Postamente für Broncegegenstände gedient haben; zwei Feßeinschnitte in dem einen zeigen an, daß auf diesem einen wenigsteus eine Statue gestanden hat. Außer einigen sehr merkwürdigen Thongefäßen, auf die wir weiter unten noch zurück⸗ kommen, fand man hier noch viele Fragmente von Marmorplatten, die mit Reliefs von Rosetten und Spiralen bedeckt sind, ferner zwei kleine zierliche Säulen von etwa 20 em Höhe und 12 em Durch⸗ messer und endlich einen Pferdehuf aus Marmor, vielleicht ein Weihgeschenk. .
Wichtiger aber als alle diese Funde ist die Entdeckung eines in dem Schatzhause, und zwar an der östlichen Seite desselben belegenen Thalamos, zu dem ein kleiner, etwa 3 m langer, 19 m breiter und 2m hoher Gang führt. Das hintere Ende dieses Ganges ist jetzt theilweise durch ein herabgestürztes Stück der Marmordecke des Tha— lamos versperrt, die aus großen, schönskulptirten Platten besteht. Die Zeichnung des Reliefs auf denselben (Spiralen, zwischen denen sich Blätter von gefälliger Form hindurchwinden; das Ganze von einem breiten Rande großer Rosetten eingefaßt, deren jede sich aus sechs⸗ zehn Blumenblättern zusammensetzt)h ist von der aller zu Mykenage gefundenen Skulpturen durchaus verschieden; auch in der Ausführung stehen die letzteren weit unter den or— chomenischen Ornamenten. Die Decke scheint erst vor un— gefähr zehn Jahren eingestürzt zu sein; denn alle Einwoh— ner von Orchomenos stimmen in der Angabe überein, daß zu jener Zeit das Erdreich gerade an der Stelle über dem Thalamos plötzlich mit lautem Krachen nachgegeben habe. In Anbetracht der Winterregen konnte Dr. Schliemann jetzt noch nicht an die Fort⸗ räumung der etwa zehn Meter hoch über dem Thalamos liegenden Erde gehen, sondern mußte diese Arbeit bis zum nächsten Frühjahr hinausschieben. Wenn der Thalames, wie wohl angenommen werden darf, als Grabgemach gedient hat, so wird sich wahr— scheinlich das eigentliche Grab noch in ihm vorfinden. Einige eigentbümliche Ornamente an beiden Seiten und auf der Schwelle der etwa 1 m breiten Thüröffnung scheinen, ebenso wie eine große Anzahl eingebohrter Löcher, in denen sich Reste von Bronze nägeln befinden, auf die ehemalige Pracht dieser Pforte und demnach auf eine hohe Bedeutung des Gemaches hinzuweisen. Leider wird die Ueberführung der Skulpturen nach Athen bedeutende Schwierig— keiten verursachen, da zwischen Orchomenos und dem etwa 7 bis 8 km entfernten Livadia keine Straße vorhanden ist; in weit entlegener vorhistorischer Zeit muß hier freilich ein fahrbarer Weg existirt haben, da die großen Blöcke des Schatzhauses unzweifelhaft aus den livadischen Marmorbrüchen stammen.
Neben der Ausgrabung des Schatzhauses, zu der 24 Tage ge⸗ braucht wurden, ließ Dr. Schliemann noch mehrere Brunnengrabun⸗ gen vornehmen, ohne bei diesen jedoch auf andere Bauwerke zu stoßen. In zweien der Brunnen erreichte man schon in einer Tiefe von 3 m den Feleboden, in den anderen war man in 5 m Tiefe noch nicht auf demselben angelangt; da weder Winden, noch hinreichend lange Pfähle vorhanden waren, gingen diese Arbeiten nur langsam von statten und entschloß man sich deshalb, ihre Fortführung bis zum Anfang des April zu verschieben.
Was die ju Orchomenos vorgefundenen Thongefäße anbetrifft, so ist es ein bemerkenswerther Umstand, daß man hier gemalte Ge⸗ fäße, welche Sxiralen und andere mykenische Ornamente aufweisen, sowie auch Trinkschalen, die in Form und Farbe mit denen von Mykenae übereinstimmen, schon in geringer Tiefe unter dem Boden findet. Etwas weiter abwärts stößt man dann nur noch auf ein⸗ farbige, gelbe oder schwarze Thongefäße, wie deren die mykenischen Königsgräber schon einige geliefert haben. Auf dem Felsboden des Schatzhauses aber und in der tiefsten bei den Brunnengrabungen erteichten Bodenschicht fanden sich bier alasirte, auf der Scheibe geformte Gefäße von rother, grüner, blauer und gelber Farbe vor, von denen einige rohe, aber durch ihre seltsamen Formen merkwürdige Ornamentjeichnungen aufweisen. Schon in Mykenae hatte man außerhalb der Gräber zuweilen Scherben von derartigen glasirten Gefäßen angetroffen, die in der Arbeit große Aehnlichkeit mit den beutigen türkischen Töpferwaaren jeigten, und die man un bedenklich für nicht alt: erklärt hatte. Nach diesem orchomenischen Funde aber in so großer Tiefen, sagt Dr. Schliemann, stehe ich nicht an, die Behauptung antzusprechen, daß diese Art der glasirten Thongefäße schon in einer entlegenen prähiftorischen Periode in Griechenland in Gebrauch gewesen ist, daß aber das Geheimniß ibrer Herstellung später verloren gegangen sein muß, was aus dem Um⸗ stande hervorgebt, daß sie sich in keiner Trümmerschaft der historischen Zeit mehr vorfinden.“
Es erübrigt noch hinzuzufügen, daß sämmtliche Marmoiblöcke, aut denen das . Schatzhaug des Minras“ besteht, auf fünf Seiten glatt bebauen und rolirt sind, und daß die eine unbearbeitete und vollständig robe Seite, die nach außen gerichtet ist: ein Umstand, der iemlich klar zu beweisen scheint, daß dieses Schatz baus, ebenso wie die Schaßbäuser von Mykenae, ein unterirdisches Bauwerk gewesen ist. Für diese Annabme sprechen auch die Massen von Steinen, die an der Außenseite der Mauern anfgeschüttet waren, und die, wie oben gesagt, nur dazu bestimmt gewesen sein können, das ganze Ge⸗ bäude durch ihren seitlichen Druck zusammenzubalten.
Der Stolze sche Stenographen verein hält seine Haupt⸗ versammlung am Donnerstag, den 3. Februar 1881, Abends 5 Mor, bei Lücke, ,,, 27. Auf der Tagetordnung steben: L Vortrag des Hrn. stad. phil. Morgenstern über die pädanogische Bedeutung der Stenograpbie. 2 Referate aug stenograpbischen Zeitschriften. 3) Vereineangelegenbeiten. Der Fortbildung kursu für Anfänger wird seden Montag, für Geübtere jLeden Donnerstag, Abends 8 Uhr, im Vereintlokale abgehalten. Am Dienstag, den 8. Februar, Abendg 8I Uhr, findet eine Sitzung der Socisté ponr la stsnographie frangaise im Vereinelokale statt, in welcher Hr. Hell⸗ wig einen Vortrag über die Schreibung zusammengesetzter Wörter halten wird. Am Dienstag, den 15. Februar, Abende 8 Uhr, be⸗ ginnt der Vereinrorsitzende ebendaselbst einen unentgeltlichen 4stün—⸗ digen Uaterrichtskursuß in der sfranzösischen Stenographie nach Stolje Michaelis.
Hr. Friedrich Haase, allzeit willia, seine Kunst in den Dienst der Woblthätigkeit zu stellen, hat sich bereit erklärt, an einem Abend der nächsten Woche, unmittelbar nach Beendigung seines erfolgreichen Gastspiels, im Friedrich ⸗Wilbelmstädtischen Theater zum Besten des Unterstützungs fonds des Vereins Berliner Presse“ aufzutreten. Ueber die Wahl des Stückes und andere Einzelnheiten ist ein endgültiger Beschluß noch nicht gefaßt. Jedenfalls wird sich der Abend in mehr als einer Beziehung — in erster durch die Mit n des eminenten Künstlers — zu einem überaus genußreichen gestalten.
Literarische Neuigkeiten und periodische Schriften.
Die deutschen Kaiserehen. Festschrift zu Ehren der Ver— mählung Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Wilhelm und Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Victoria von Preußen, geb. Prin zessin von Schleswig⸗Holstein. Von K. Badewitz. Eisenach, 1881. Im Selbstverlage des Verfassers.
Zeitschrift far preußische Geschichte und Landes kunde, unter Mitwirkung von Drovsen, Duncker und L. von Ranke, herausgegeben von Constantin Rößler. Achtzehnter Jahrgang. Januar Februar⸗Heft. (Nr. 1 und 2. Berlin, 1881. Ernst Sieg⸗ fried Mittler u. Sohn, Königliche Hofbuchhandlung. — Inhalt: Zu den historischen Schriften Friedrichs des Großen. Joh. Gust. Droysen. — Prin; August Wilhelm von Preußen und Louise Ulrike von Schweden. Mittheilungen aus den Briefen Louise Ulrikens an August Wilhelm 1740 —1758. Reinhold Koser. — Geschichte des preußischen Staatswesens vom Tode Friedrichs des Großen bis zu den Freiheitskriegen. Von Martin Philippson. Delbrück. — Neuere Forschungen. — Aus den Veroffentlichungen der deutschen Geschichts⸗ vereine.
Preußisches Verwaltungs⸗Blatt. II. Jahrgang Nr. 18. Herausgeber: Dr. jur. Binseel; Verlag: Bruer L Co., Berlin 8. Inhalt: Die Novelle zur Kreisordnung und die Novelle zur Pro— vinzialordnung in der Kommission des Abgeordnetenhauses. — Er— fordernisse des allgemeinen Feiertages. — Unbefugte Ausübung des Schankgewerbes. — Inländischer Arzttitel und ausländische Appro— bation. — Hinterziehung von Steuern mittels falscher Deklaration; Miethssteuerdefraudation. — Zollvergehen gegen fremde Staaten. — Veröffentlichung der Anklageschrift 2c. durch die Presse. — Zum Reichsgesetz, betreffend den Verkehr mit Nahrungsmitteln ꝛc. — An bringung des Strafantrages bei Antragsvergehen. — Fahrlässiakeit eines Trichinenbeschauers. — Körperverletzung mit Willen des Ver— letzten. — Schwere Körperverletzung im Sinne des 5§. 224 Straf⸗ gesetzbuch. — Zechprellerei als Betrug strafbar. — Betrug durch Verschweigen der verborgenen Mängel der verkauften Sache. — Ueberweisung von Bettlern an die Landes polizeibehörde. — Amorti—⸗ sationsfonds des bepfandbrieften Gutes. — Verkauf von Spirituosen an Angetrunkene und Trunkenbolde. — Entnahme von Eis aus öffentlichen Gewässern. — Anlage und Betrieb von Steinbrüchen. — Literarische Mittheilungen.
Sozial⸗Correspondenz (herausgegeben von Dr. Victor Böhmert und Arthur von Studnitz in Dresden). Allgemeine Aus— gabe. Ni. 5. — Inhalt: Eine Wintermahnung. — Wärmstuben. — Gedenkt der dürftigen Lehrerinnen. — Irregehende Hülfsthätigkeit. — Das neue Museum für Gesundbeitspflege in London. — Die baye— rischen Knappschaftsvereine. — Neue Luxussteuern. — Arbeitsmarkt.
Deutsche landwirthschaftliche Presse Nr. 9. — In⸗ balt: Zur deutschen Münzfrage. Von Prof. Ad. Wagner. — Der schwedische Klee. Von E. Schrader. — Bodenwärme bei Frühjahrseinsaat. Von Dr. Eisbein. — Künstliche Darstellung von Gyps aus Wiesenkalk. Von Dr. Fittbo gen. — Schafzucht. Von Graf Goertz und von v. Mitschke⸗Collande. — Mehrschaarige Pflüge. Von Prof. Wüst— Halle. — Cocosfaserstricke. Von K. Schultze.
Das Schiff“, Wochenschrift für die gesammten Interessen der Binnenschiffahrt (viertel; 2 S]). Nr. 43. — Inhalt: Aktenstücke. — Zum Oder ⸗Spree⸗Kanal⸗Projekt. — Touage auf der Oder. — Kanalisirung der oberen Oder. — Eisbrecher für König: berg⸗Pillau. — . Eisbrecher für Stettin Swinemünde. — Deime. — Rheinsee⸗ schiffahrt. — Badischer Neckarschifferverein. — Neus. — Das Hafen⸗ projekt am ‚Fenger bei Wesel. — Häfen. — Schiffbau. — Binnen schiffahrts recht. — Winterkosten auf dem Rhein. — Das Verhältniß der Elbschiffahrt zu den Transport⸗Versicherungsgesellschaften. — Statistik der Havarien. — Die Zollabfertigung am Entenwärder in Hamburg. — Uferverkehr in Meißen im Jabre 1880. — Roh produkten Einfuhr über Emmerich 1878, 1879, 1880. — Vom Rbein. — Votizen. — Personalien. — Preisvertheilung. — Unfälle. — Versicherung. — Arbeiter verbältnisse. — Hülfskassen. — Vakante Stelle für Militäranwärter. — Dielstäble. — Veimischtes. — Geschäftsberichte. — Schifferbälle. — Vom Frachtenmarkt. — Tarife. — Snhmissionen. — Zuschriften. — Anfragen. — Antworten. — Wasserstand. — Kurse. — Inserate.
Mittheilungen der Großherzoglich Hessischen Sentralstelle für die Landesstatistik. Nr. 239. — In balt: Bekanntmachung. Großherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik. — Preise der gewöhnlichen Verbrauchsgegenstände Norember 1880. — Vergl. meteorolog. Beobachtungen November 1880. — Sterblichkeits verhältnisse November 1880. — Meteorol. Beobachtungen zu Darmstadt November 1880. — Zur Statistik der evangelischen Kirche 1879. — Dienstliche Arbeiten der Steuer kommissariate 1879. — Forstfrerel 1878-79.
õsterreichisch⸗
Mittheilungen der K. und K. ungarischen Konsulatsbehörden. r ng, vom Statistischen Departement im k. k. Handels. Ministerium. IX. Jahr- gang. (Bogen 1—5.) (XXI. Band der Nachrichten über Industrie, Handel und Verkehr“) — Inhalt: Deutsches Reich. Stuttgart. (Gewerbliche und Handeltverhältnisse Württembergs im Jahre 1879.) — Frankreich. Paris. (Außenhandel Frankreichs im Jahre 1879.) — Großbritannien. London. (Wirthschaftliche Verbältnisse Groß⸗ britanniens im Jahre 1879) — Hongkong. (Dandelsverbältnisse im Jahre 1879.) — Ostomanisches Reich. Sofia. (Wirtbschaftliche Verhältnisse von Südwestbulgarien). — Alexandrien. (Dandelt, und Schiffahrtgverhältnisse von Eavprten im Jahre 1879) — Vereinigte Staaten von Amerika. New⸗NJork. (Handel, Industrie und Schiff⸗ fahrt New ⸗ Vork, beziebungsweise der Vereinigten Staaten während des Jahres 1879.) — Personalnachrichten.
Der Bär, Illustrirte Berliner Wochenschrift. Eine Chronik fürs Haug. Herauegegeben von Ernst Friedel und Emil Dominit. Verlag von Gebrüder Paetel in Berlin. VII. Jahrgang. Nr. 18. — Inbalt: Lottchen Lindholi, eine Berlinische Geschichte aus dem 17. Jahrhundert von Ludovika Hesekiel (Fortsetzung). — Act Jahre am Hof des Prinzen Heinrich (1770—1778), auß den Memoiren eines alten Franzosen, deutsch bearbeitet von Ernst Breest (Fortse ung). — Papa Wrangel, Anekdoten aus seinem Leben. Nach Mittheilungen aut unserem Leserkreise, zusammengestellt von Emil Dominik (Fort⸗ setzung!. — Die Münzen von Guben, aus dem Naclasse des Pro- rektors Sauße, mitgetheilt von Dr. Jentsch. — Miecellen: Das Tabakekollegium einst und jetzt (mit zwei Illustrationen) Die Petri= kirche und der Petrikirchähof vom Jahre 1690 (mit Illustration). Berliner Subhastationen im Jabre 1880. Brieftasten. Inserate.
Unsere Gemeinde. Vortrag um Besten der Hochschule für die Wissenschaft des Judenthume, gebalten ju Berlin am 10. Ja- nuar 1881 von H. Makower, Justijratb. Posen 1881. Verlag von Joseph Jolowicz.
Redacteur: Riedel.
Verlag der Gwwedition (Ressel). Druck! W. GlIoner. Fünf Beilagen leinschließlich Börsen · Beilage)
GSerlin:
zl M 28.
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Erste Beilage
Berlin, Mittwoch, den 2. Februar
Nichtamtliches
Preußen. Berlin, 2. Februar. Im weiteren Verlaufe der gestrigen (ö51.) Sitzung setzte das Haus der Abgeordneten die dritte Bexathung des Entwurfs des Staatshaushalts-Etats für 1881,82 fort. Beim Etat des Ministeriums sür Handel und Gewerbe kan der Abg. Ri ter auf den jüngst eröffneten Volkswirth— schaftsrath zurück. Bereits bei der ersten Lesung habe er Veranlassung genommen, über die Verordnung, betreffend die Errichtung eines Volkswirihschaftsraths zu sprechen. Seitdem sei derselbe hier zusammengetreten. Der Han ister habe denselben mit einer Rede eröffnet, die allerdings für den Volkswirthschaftsrath sehr schmeichelhaft gewesen sei, weniger aber für die Parlamente. Er halte es deshalb für geboten, mit einigen Bemerkungen auf diese Rede einzugehen. Fürst Bismarck habe die Mitglieder des Volkswirthschafts— raths als die Männer der Praxis begrüßt, während derselbe die Mitglieder der Parlamente als wissenschaft— liche Theoretiker charakterisirt habe. Wenn man aber be— denke, daß hier im Hause 148 Gutsbesitzer und im Herren— hause 184 Großgrundbesitzer säßen, so werde man doch sagen müssen, daß hier auch eine ganze Menge praktischer Männer sich befänden, welche sehr wohl über volkswirthschaftliche Fragen befinden könnten. Die Zahl der Kaufleute und Ge— werbetreibenden betrage hier 30 und im Reichstage 48; das absprechende Urtheil gegen diese Leute Seitens des Reichs— kanzlers sei also um so auffälliger, als ja gerade deren Stimmen bei den Steuer- und Zollberathungen den Ausschlag gegeben hätten. Der Handels-Minister sage auch, der Volks⸗ wirthschaftsrath sei so gut zusammengesetzt, daß auch die, die das Gesetz zunächst am meisten empfänden, zum Worte kommen sollten. Beispielsweise für sein neues Gesetz über die Trunksucht müsse derselbe ein eigenthümliches Kollegium zusammenrufen. Zuletzt sei es das Publikum im Großen und Ganzen, welches die Wirkung schlechter Gesetze empfinde, z. B. des neuen Zolltarifs. Das Unfallversicherungsgesetz habe seine nächste Wirkung für die Arbeiter. Gleichwohl seien im Volkswirthschaftsrath höch— stens 3 Arbeiter, welche von diesem Gesetze betroffen würden. Werde Jemand glauben, daß die Arbeiter Käding aus Itzehoe, Triloff aus Stettin und Kamien aus Berlin die ganze Sach— kenntniß der Arbeiter über Unfallversicherungen repräsentirten? Der Inhalt des Unfallversicherungsgesetzes sei, wie auf den ersten Blick erkennbar, derart aus der Theorie und burau— kratischen Auffassung herausgeschrieben. daß gerade demselben gegenüber die ausgebreitetste Sachken. ; hätte zum Wort kom— men müssen. Wolle man diese Sachkenntniß wirklich nutzbar machen, so müßte jede politische Richtung das Recht haben, Sachverstandige aus den Arbeiterkreisen nach Berlin zu berufen. In Bezug auf das dem Volkswirthschaftsrath vorgelegte In— nungsgesetz könnten höchstens 6 Handwerksmeister und 3 Gesellen im Volkswirthschaftsrath als Sachverständige angesehen werden. Man habe aber auch hier Personen ausgewählt, von denen nicht bekannt geworden sei, daß sie über den Kreis ihrer Werlstatt hinaus in der Frage des Handwerkerrechts weitere Erfahrungen gesammelt hätten. Unbefangenheit habe ja auch einen gewissen Werth für die Gesetzgebung, nur müßten dann die Einrichtungen nicht so getroffen werden, daß alsbald die Befangenheit nach einer Seite hin an die Stelle trete. Die Vorsitzenden des Volkswirthschaftsraths seien die Minister, sie bestimmten die Tagesordnung, ernennten die Reserenten, und stellten die Fragen. Urtheil sich herausbilden. Die Mitglieder des Volkswirth— schaftsraths hätten sich untereinander noch gar nicht gekannt und hätten schon vor der Generaldiskussion einen permanenten Ausschuß wählen müssen, in welchen der Schwerpunkt der einzelnen Verathungen falle. Aus den Provinzen Ostpreußen, Westpreußen, Pommern, Posen sei kein Landwirth in diesen Ausschuß gewählt, vielleicht weil man sonst hätte auf einen Konservativen kommen müssen, der, wie der Abg. von Meyer
9
gestern gekennzeichnet hätte, die große Schwenkung zur Wirth⸗
schaft spolitik des Kanzlers noch nicht mitgemacht habe. Man habe statt dessen zwei Sachsen gewählt, Dietze und von Nathusius, die bekannten Säulen der der Kanzlers. In diesem permanenten Ausschuß Arbeiter nach der Wahl bis auf den mien verschwunden.
seien die
nannt, aus der
2 Handwerlsmeister und eines bekannten
darunter Fabrik
schuß reduzire sich die ganze Sachkenniniß in Bezug auf die betreffenden Gesetze. In der That, es müßte schon ein großes Unglück passiren, wenn dieser Ausschuß nicht Echo sei, das die Ansichten des wiedergebe. Nach den werde sich der gesammte Volkswirthschastsrath als das wohl⸗ gusexerzirte Corps für die Ansichten des Reichskanzlers dar— stellen. Als man noch kein einiges Deutschland besessen habe, da habe Preußen gewissermaßen die Aufgabe gehabt, für die Übrigen Staaten Musterschöpfungen zu machen, die auf ganz Veutschland übertragen werden könnten. Dieser partikularistisch
preußische Volkswirihschaftarath sei ein solches Muster nach keiner
Richtung. Habe derselbe überhaupt eine Bedeutung, so stelle derselbe eine gewisse Ironie des Parlamentarismus überhaupt dar. Jedenfalls sei diese Einrichtung nicht geeignet, das An— sehen der preußischen Institutionen im übrigen Deutschland zu erhöhen. 2. Der Abg. Frhr. von Minnigerode bemerkte, der Abg. Nichter habe nun einmal sich und seinen Freunden mit Rück—⸗ sicht auf die geringe Zahl, in der die Herren hier seien, eine besondere Unparteilichkeit den Aeußerungen des Handels⸗ inisters gegenüber vindizirt, dem der Abg. Richter gewisser⸗ maßen imputire, daß derselbe eine Kritik des Hauses, wie es zur
223 e 2 . 2 . . Zeit sei, habe liefern wollen. Die Zeiten seien noch nicht
lange vorllber, wo die Zusammensetzung des Hauses eine an⸗
dere gewesen fei und der Abg. Richter mit seinen Freunden viel mehr Einfluß auf die Mehrheit gehabt habe als jezt. Auf diese Mehrheit von damals und die mit ihr verburdenen Erfahrungen sei
Agrarpolitik
Eisensormer Ka⸗ mien v Zur Gewerbesektion von 5 Mitgliedern in diesem Ausschuß habe die Regierung noch 6 Mitglieder er⸗ s den Werkmeister aus — bri ai rheinischen Schutz öllners. Also auf zwei Handwerksmeister und zwei Arbeiter im Aus⸗
ht das genaue Fürsten Bismarck Vorberathungen in diesem Ausschuß
einige Landräthe mehr säßen.
daß nur
die Kritik des Neichs⸗
kanzlers gerichtet und insofern des Abg. Richter doch nicht absolut zu. Da stelle 'ich das Ding wesentlich anders. Er vermöge im Augenblick in dieser Beziehung nur folgende flüchtige Notizen zu geben.
in der Gesetzgebung sehr zusammengeschrumpft; ob zum Nutzen des Landes, stelle er dahin. Im vorigen Abgeordnetenhause
hätten 178 Beamte gesessen, beinahe die Hälfte; was speziell
die Juristerei anbelange, so hätten im Hause 14 Anwälte And S3 Justizbeamte, zusammen 97 gesessen, beinahe ein Viertel der Versammlung. Handels⸗Minister gegen die alte Zusammensetzung des Hauses und die aus ihr sich ergebenden Erfahrungen gerichtet habe, aber nicht gegen das zeitige Haus.
Der Regierungs-Kommissar Unter-Staatssekretär Dr.
geben, die schon früher von dieser Stelle aus ausgesprochen
seien. Er könne dem Abg. Richter in allen s
Regierung nicht übereinstimmten. Eine gelegentliche Besprechung beim Etat würde unmöglich zu einer Aufklärung führen. Bei den verschiedenen Rücksichten, die in Betracht kämen, bei den Verschiedenheiten der einzelnen Landestheile und Industrie—
zweige habe man unmöglich alle Wünsche erfüllen können, der Zusammensetzung des Volkswirthschafts-⸗
die bezüglich raths hie und da
laut geworden seien. Der Handels—
Minister habe bei seiner Eröffnungsrede im Volkswirthschafts- rath das Hauptgewicht, nicht wie der Vorredner meine, auf die Landwirthschaft gelegt, sondern auf Handel und Gewerbe,
auch sei es, was erstere anlange, unrichtig, daß der kleine Grundbesitz in, der neuen Körperschaft nicht vertreten sei; Ausdruck, daß es nicht auf die Zahl, auf das Gewicht der Stimmen ankomme, Handels-Minister nicht speziell von den schaftlichen, sondern bezüglich aller Vertreter im Volks— wirthschaftsrath gebraucht. Das sei aber auch durchaus gerechtfertigt. Der Schwerpunkt liege bei einer derartigen
habe der landwirth—
Körperschaft nicht in der Abstimmung, die den Parlamenten
überlassen bleiben müsse, sondern in den materiellen Be— rathungen. Könne man es der Regierung verargen, wenn sie ihre Informationen suche, wo sie sie zu finden meine? Wenn der Abg. Richter die nöthige Unbefangenheit des Volks— wirthschaftsraths bei dessen Berathungen vermisse, so sei der— selbe dafür den Beweis schuldig geblieben.
Vorschläge theilweise darauf gerichtet gewesen seien, Beamte in denselben zu bringen. In anderen Ländern, wo ähnliche Institutionen sich befänden, werde man eine völlig andere Komposition finden. Der Volkswirthschaftsrath werde in selbständiger Weise sein Votum abgeben, und wenn dasselbe zu dem Verlangen der Regierung sich mehr oder weniger zu⸗ stimmend verhalten sollte, so könne doch daraus kein Schluß auf seine Unabhängigkeit gemacht werden. Er bitte, die neue Institution unbefangen wirthschaften zu lassen und nicht eine Einseitigkeit von anderer Stelle hineinzutragen.
Der Abg. Dr. Windthorst erklärte, er habe keinen Anlaß,
in j seine früher über den Volkswirthschaftsrath gemachten Aeuße— Wie könne da ein selbständiges
rungen zu modifiziren. Im gegenwärtigen Augenblick halte er es aber für inopportun, auf diese Angelegenheit näher einzugehen. Man müsse der neuen Institution Zeit lassen, durch die That zu beweisen, ob sie wirklich das leiste, was von ihr erwartet werde. Er glaube nicht, daß der Volks— wirthschaftsraih der Bedeutung der Parlamente nachhal⸗ tig Eintrag thun könne und werde. Glaube man in den Kreisen Interessen des Volkes nicht in richtiger Weise vertreten wür— den, so sei es zweckentsprechender, eine Modifikation in dieser Hinsicht vorzuschlagen, als einen allgemeinen Tadel auszu⸗ sprechen. Uebrigens werde man geneigt sein, über die Zu— sammensetzung eines parlamentarischen Körpers je nach seiner politischen Stellung zu urtheilen; er glaube, auch der Abg. Richter habe sich in seinem Urtheil in dieser Weise leiten lassen. Möge man doch bestrebt sein, in der Institution eine Aufforderung zu sehen, von mehr theoretischen Anschauungen sich fern zu halten und die praktischen Bedürfnisse des Volkes ins Auge zu fassen.
Der Abg. Knebel erwiderte dem Abg. Richter, daß der in dem permanenten Ausschusse befindliche Werkmeister nicht in der Fabrik eines bekannten rheinischen Schutzzöllners angestellt sei, sondern in der eines prononzirten Freihändlers. Er be⸗ dauerte sodann, daß das industrielle Saargebiet im Volks⸗ wirtheschaftsrath nicht vertreten sei und sprach die Hoffnung auf Beseitigung dieses Mangels aus.
Der Abg. Richter bemerkte, die Vertheidigung, welche der Volkwirthschaftsrath hier gefunden habe, sei eine überaus kühle, sogar, wider Erwarten, von Seite des Abg. von Minnigerode. Mit derselben Kühle habe die gesammte Be⸗ rölkerung diese neue Einrichtung aufgenommen. Es sei doch sehr gezwungen von dem Abg. von Minnigerode zu meinen, daß Fürst Bismarck das praktische Sachverständniß nicht in
diesem, sondern im früheren Abgeordnetenhause vermißt habe, der Volkswirthschaftsrath also
nur ein Abgeordnetenhaus ergänzen solle, das nicht mehr da sei. Uebrigens unterscheide sich das gegenwärtige von dem früheren Abgeordnetenhause nur dadurch, daß in demselben einige Juristen weniger und Die Zahl der Landwirthe habe sich nicht geändert, im Gegentheil habe man den Verlust eini⸗ ger Landwirthe zu beklagen, an deren Stelle Landräthe ge⸗ treten seien. Der ganze Regierungsbezirk Aachen sei im Volkswirthschaftérath überhaupt nicht vertreten, Cöln durch 5 Mitglieder vertreten sei. (Zuruf.) Ihm werde zugerufen, Aachen sei zu ultramontan, er habe das nicht gerade aussprechen wollen, aber ein Herr aus der Centrumepartei als weißer Rabe im Wirthschaftsrathe sitze. Es seien von jeder anderen Richtung nur so viel im Volkswirthschaftsrath,
treffe die Unparteilichkeit
zwar, wie er höre, nach n s ein Volizei Lieutenants. Der Gedanke liege nahe, daß sich der
rath mit übrigens sei die Regierung an Präsentation gebunden. Den sondern
s dafür de * In der sorgfältig⸗ sten Weise fei es vermieden worden, abhangage Fersonen in den Vollswirthschostsrath eintreten zu iassen, gleich die
schaftsraths sei eine kühle gewesen, so habe er seiner
der Regierung aber, daß in den Parlamenten die
während
es sei allerdings richtig, gewissermaßen
.
im Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Stants-Anzciger
—— — — — — — — — — — — — — —
daß auf keinen Fall die unbedingte Majorität des Kanzlers in Gefahr gebracht werde, und es doch das Aussehen gewinne,
als wenn alle Richtungen im Volkswirthschaftsrath zur Gel⸗— R fo otizen tung kämen. Im letzten Dezennium sei das gelehrte und juristische Element
kämen. Das sei alles sehr hübsch zurecht gemacht. Stettin mit seiner großen wirthschaftlichen Bedeutung sei nur
durch den Arbeiter Triloff vertreten, der in Stettin selbst
vielleicht sehr unbekannt sei. nd Ar⸗ beiter seien ja von L orden, und Begutachtung durch die Nach welchem Maßstabe schließlich Fürst Bismarck die Auswahl getroffen hahe, sei nicht ersicht—
lich. Gewiß sei es richtig, Sachverständige zu hören, dies sei
beispielsweise bei der Enquete über die Textilindustrie seiner
1
Zeit geschehen, aber nachher habe man bei der Ausarbeitung . er issar Un ; ö des Zolltarifs für Textilindusirie sich an dieses Gutachten Jacobi führte aus, der Handels-Minister habe bei Eröffnung des Volkswirthschaftsraths denselben Gedanken Ausdruck ge⸗
gekehrt. Auch er würde ab⸗ Einrichtung praktisch arbeite,
nicht
haben, wie die
der Sachverständigen gewartet
— wenn Fürst Bismarck nicht das entgegengesetzte Verfahren 3 in e einen allgemeinen Betrachtungen nicht folgen; man sei sich an diesem Tische be⸗
wußt, daß die Auffassungen des Abgeordneten mit denen der gefangen, als die
eingeschlagen hätte und auffälliger Weise die Mitglieder des Volkswirthschaftsraths, bevor sie zu arbeiten an— wirklichen Sachverständigen des prak— tischen Lebens begrüßt hätte. Dem Regierungskommissar müsse ja die Vertretung des Volkswirthschaftsraths schwer
fallen; diejenigen, welche die Sache persönlich gemacht hätten,
habe man auch heute wieder nicht die Ehre im Abgeordneten— hause zu sehen. Der Kleingrundbesitz sei in der That nur durch einen Hofbesitzer vertreten. Der ganze Mechanismus des Volkswirthschaftsraths sei, wie er dargelegt habe, darauf eingerichtet, um eine selbständige unabhängige Meinung nicht zum Ausdruck kommen zu lassen.
Der Regierungskommissar fragte den Abg. Richter, ob
er meine, der Handels-Minister hätte den Volkswirthschafts—
J.
: einem oder halte man es und nothwendig, daß
stummen Kopfnicken empfangen sollen nicht vielmehr kür gerechtfertigt der Minister der neu fonstituirten Körperschaft die Gesichtspunkte dargelegt habe, von welchen bei deren Berusung ausgegangen sei. Der Abg. Richter komme wieder darauf zurück, daß der permanente Ausschuß nur 2 Vertreter der Arbeiter und Handwerker ent— halte. Unter den Seitens der Regierung ernannten 10 Mit— gliedern befänden sich aber noch 3 andere Handwerker, näm— lich ein Schlossermeister, ein Werkmeister und ein Bautischler, so daß der Ausschuß 5 Vertreter der Handwerker und Arbeiter
! Was die einzelnen hier vorgebrachten Fälle betreffe, so sei aus dem Regierungsbezirk Trier nur ein Vertreter präsentirt, der die Annahme abgelehnt habe. Aus dem Stet— tiner Bezirke seien 2 präsentirt, von denen der Eine, ein Stralsunder, berufen sei. Es lasse sich darüber streiten, ob die Regierung nicht dem Anderen, einem Stettiner Kaufmann, hätte den Vorzug geben sollen; man würde ihr aber dann vielleicht vorgeworfen haben, daß die kleineren Städte absolut unvertreten geblieben seien. Was die Meinung des Abg. Richter betreffe, die heutige Vertheidigung des Volkswirih— zeit bei der ersten Verhandlung der Angelegenheit in diesem Hause gerade den Eindruck gehabt, der Angriff des Abg. Richter auf diese Institution sei kühl gewesen und nicht mit der Energie geführt, die demselben sonst eigen sei.
Der Abg. Dr. Reichenspreger (Cöln) sprach sein Bedauern darüber aus, daß die katholischen Gesellenvereine vollständig unberücksichtigt geblieben seien. Denselben stehe allerdings der Umstand im Wege, daß allerorten Priester an der Spitze der Vereine sich befänden. Aber wenn diese Vereine unter solcher Leitung solche Leistungen aufzuweisen hätten, dann sollte man doch die Schwarzröcke anders beurtheilen, als es geschehe. Dann sollte man doch sich auch bei ihnen wenigstens Rath er— holen und ihre Erfahrungen beachten. .
Der Abg. Richter bemerkte, der Regierungskommissar in seiner Kritik des Volkswirthschaftsraths die „Energi griffs“ vermißt, die ihm sonst eigenthümlich sei. Der Kraft auswand müsse doch aber in einem Verhältniß zum Ge a stehen, er bekämpfe den Fürsten Bismarck selbs seinen Schatten, denn in der That sei dieser? rath nur der Schatten desselben, und
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142 51 * 2 3 l, ihn als solchen vor 95324 5 2 12 19 9I r S5 Biß 111 gesagt, daß im permanenten Ausschuß nur 158 2 *ο w rrSb'rwSerFo 7 2 5. 89 und zwei Handwerker seien, sondern
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habe er Arbeiter sondere Sachkenntniß sür die Unfallversicherung zwei Arbeiter vertreten sei. Die ganze V
lionen von Gesellen beschränke sich auf einen Stellmach
Hildesheim, einen Schriftsetzer aus Cassel und einen Zimn
polierer aus Marienwerder. Die katholischen Gesellenvereine so wenig er ihre politische und religiöse Richtung tl hätten allerdings sür das Gesellenwesen etwas geleistet. hervorzuheben, sei gerade heute an der Zeit, wo man (1 Alles durch Gesetzesparagraphen machen zu können.
zelner Mann, wie der verstorbene Kolping, könne mehr
als irgend welche neue Gesetzesparagraphen vermöchten. W Fürst Vismarck dem Volkswirthschaftsrath etwas — liches hätte sagen wollen, so hätte es gerade au Kosten des Landes zu geschehen brauchen, und ohne den schiesen Seitenblick auf die Beamten und Gelehrten im Par⸗ lamente. Allerdings seien auch die Beamten und Gelehrten innerhalb der Regierung in dieser Rede schlecht weggekommen, indessen, solche Beurtheilungen seien die Herren schon gewöhnt, und es rege sie deshalb nicht mehr auf. Eine lebendigere Theilnahme an den Verhandlungen dieses Hauses hätte den Fürsten Bismarck überzeugen müssen, daß hier weit mehr praktische Kenniniß als im Volkswirthschafts⸗
rath vorhanden sei.
9
Der Abg. Kantak vermißte einen Vertreter der Polen in Volkswirthschaftsrath. ;
Der Abg. von Eynern betonte, er könne eine Hera ziehung der katholischen Gesellenvereine nicht empfehlen, dieselben eine geschickte Organisation der ultramontanen? strebungen bildeten und die sachlichen Erwägungen des Volks⸗ wirthschaftsraths zu schädigen geeignet seien.
Der Abg. Cremer wies die Angriffe des Vorredners zurück und betonte insbesondere, daß die Gesellenvereine in⸗
mitten des allgemeinen Verfalls bestrebt seien, den soliden